Leben mit Interferon alfa

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Leben mit Interferon alfa
Leben mit
Interferon alfa
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Vorwort
Was ist Interferon alfa und wie wirkt es?
Interferon alfa und malignes Melanom
Selbstinjektion
Nebenwirkungen
Fieber
Appetitlosigkeit
Hauttrockenheit
Haarausfall
Psychiatrische Nebenwirkungen
Blutwerte
Häufige Fragen
Wichtige Adressen
Mit freundlicher
Unterstützung von
Autor:
Prof. Dr. med. Matthias
Volkenandt,
Dermatologische Klinik
der Universität München
© Copyright 2006 Hoffmann La-Roche AG
unter Mitarbeit von:
Dr. med. Martin Schäfer, Psychiatrische Klinik der
Humboldt-Universität (Charité) Berlin
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Vorwort
Sehr geehrte Patientin,
sehr geehrter Patient
Sie sind an einem malignen Melanom erkrankt, und Ihre Ärztin oder Ihr Arzt haben
Ihnen empfohlen, eine Therapie mit Interferon alfa durchzuführen.
Der Beginn einer Behandlung mit Interferon alfa, die die Patienten in der Regel
nach einer Einführung durch den Arzt selbständig und über längere Zeit durchführen, ist für viele Patienten ein gravierendes Ereignis. Nicht nur die Sorge, die
durch die Mitteilung der Diagnose entsteht, sondern auch Fragen nach möglichen
Nebenwirkungen einer Therapie mit Interferon alfa beschäftigen und beunruhigen
viele Patienten.
Im Folgenden werden aus der Erfahrung der klinischen Praxis häufige Fragen
angesprochen und mögliche Antworten allgemein verständlich formuliert. Hierbei
geht es nicht um die detaillierte Beschreibung medizinisch fachlicher
Maßnahmen (wie zum Beispiel erforderliche Laborkontrollen und apparative
Untersuchungen), die die behandelnden Ärzte entsprechend der Fachinformationen und der wissenschaftlichen Empfehlungen durchführen. Vielmehr geht es um
Antworten auf häufige Fragen der Patienten sowie um Hinweise auf Verhaltensweisen, durch die jeder Patient selbst Nebenwirkungen vorbeugen oder sie
verringern kann.
Prof. Dr. med. Matthias Volkenandt
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Wirkung
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Was ist Interferon alfa und wie wirkt es?
Interferone sind Substanzen, die in kleinen Mengen natürlicherweise im Körper
gebildet werden und eine Vielzahl von Aufgaben haben. Sie gehören zur Gruppe
der Botenstoffe, sogenannte Zytokine, die Informationen zwischen Zellen übertragen und beispielsweise die Zellteilung beeinflussen. Im Informationsnetzwerk des
Immunsystems ist Interferon alfa ein wichtiger Botenstoff. Weiße Blutkörperchen
(Leukozyten) gehören zum Immunsystem und haben die Aufgabe, Eindringlinge
und körpereigene Zellen mit Fehlfunktionen aufzuspüren, abzufangen und zu
vernichten. Sie reagieren auf Interferon alfa, das ihnen beispielsweise hilft, abnormale Zellen oder körperfremde Substanzen besser zu erkennen. Eine besondere Gruppe der weißen Blutkörperchen, die „Fresszellen“ oder Phagozyten,
haben die spezielle Aufgabe, fremde oder entartete Zellen zu erkennen und zu
vernichten. Interferon alfa ist einer der Botenstoffe, der unserem Körper hilft,
fremde oder entartete Zellen besser zu erkennen.
Seitdem Interferon alfa in gereinigter Form durch moderne Verfahren künstlich als
Medikament hergestellt werden kann (rekombinantes Interferon alfa) wurde
intensiv untersucht, ob Interferon alfa auch bei der Tumorbekämpfung wirksam ist.
Tatsächlich zeigte sich in vielen laborexperimentellen und auch klinischen Studien
eine Wirksamkeit von Interferon alfa bei mehreren Tumoren. Interferon alfa erwies
sich als ein Botenstoff, der bei einigen Tumoren ein unkontrolliertes Wachstum der
Zellen bremsen kann und die Erkrankung zum Stillstand oder sogar zur
Rückbildung führen kann.
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Interferon alfa
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Interferon alfa und malignes Melanom
Beim malignen Melanom zeigt sich eine Wirksamkeit bei der Bekämpfung von
Tochtergeschwülsten (Metastasen), die nicht operativ entfernt werden können.
Eine besondere Bedeutung hat Interferon alfa beim malignen Melanom jedoch bei
der vorbeugenden Behandlung (adjuvante Therapie) von Patienten, bei denen mit
allen zur Verfügung stehenden Methoden kein Hinweis auf eine Absiedlung von
Tumorzellen gefunden wurde, allerdings dennoch das Risiko der Absiedlung
einiger weniger Tumorzellen besteht. Durch eine Immuntherapie mit Interferon
alfa können vermutlich auch unerkannte Melanomzellen, die sich abgesiedelt
haben, bekämpft werden. Interferon alfa hat in der vorbeugenden Behandlung von
Patienten mit malignen Melanomen in kontrollierten klinischen Studien einen
belegbaren Vorteil erbracht, der zur offiziellen Zulassung des Medikamentes für
die vorbeugende Behandlung von Patienten mit malignen Melanomen geführt hat.
Selbstinjektion
Interferon alfa ist eine eiweißartige Substanz, ein Protein. Es würde wie die meisten Eiweißstoffe zerstört werden, wenn es mit dem sauren Magensaft in Berührung
kommt. Damit Interferon wirken kann, muß es daher gespritzt werden.
Die meisten Patienten mit einer Therapie mit Interferon alfa geben sich nach einer
Anleitung durch den Arzt die Spritzen selbst. Zur praktischen Handhabung und
möglichst einfachen Durchführung wurden verschiedene Applikationssysteme
entwickelt (z.B. Fertigspritzen oder die Gabe durch einen stiftartigen „Pen“, in den
eine Patrone mit dem Medikament eingelegt wird).
Manche Patienten sind zunächst erschreckt bei dem Gedanken, sich selbst
Spritzen (Injektionen) zu geben.
Hilfreich können folgende Hinweise und Überlegungen sein:
• Die meisten Patienten, die eine Interferontherapie beginnen, haben sich zuvor
noch nie selbst eine Injektion gegeben.
• Die meisten Patienten gewöhnen sich sehr rasch an die Selbstinjektion und
führen sie nach kurzer Zeit ohne Probleme durch.
• Selbstinjektionen sind nichts Ungewöhnliches. So führen beispielsweise zahlreiche Patienten mit der Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus), darunter auch viele
Kinder, Selbstinjektionen mit Insulin täglich durch. Selbstinjektionen geben dem
Patienten einen größtmöglichen Freiraum.
• Die Injektionen können ohne zeitaufwändige Arztbesuche erfolgen sowie zu
einem Zeitpunkt am Tag, den der Patient frei wählt.
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Nebenwirkungen
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Nebenwirkungen
Jedes Medikament kann auch Nebenwirkungen haben. Auch während einer
Therapie mit Interferon alfa können Nebenwirkungen auftreten.
Wichtig sind folgende Tatsachen:
• Die häufigsten Nebenwirkungen einer Therapie mit Interferon alfa können durch
einfache Maßnahmen deutlich verringert werden.
• Viele Nebenwirkungen, die im Beipackzettel eines Medikamentes aus rechtlichen Gründen genannt werden müssen, treten nur sehr selten auf.
• Die meisten Nebenwirkungen lassen während einer längerfristigen Behandlung
deutlich nach. Es tritt ein Gewöhnungseffekt ein. Viele Patienten, die anfänglich
durch die Nebenwirkungen der Therapie sehr beeinträchtigt waren, empfinden
später kaum noch eine Beeinträchtigung. Mögliche unangenehme Nebenwirkungen am Anfang einer Therapie (wie insbesondere Fieber und Müdigkeit)
sollten daher nicht entmutigen und zu einer vorschnellen Beendigung der
Therapie führen, da dadurch der Therapieerfolg gefährdet wird.
• Nahezu alle Nebenwirkungen sind nach Absetzen der Therapie vollkommen
rückläufig. Bei Beendigung der Therapie nach der regulären Therapiedauer oder
bei vorzeitiger Beendigung der Behandlung, die trotz unterstützender
Maßnahmen erforderlich wurde, bilden sich Nebenwirkungen in der Regel rasch
zurück. Die Entscheidung für den Beginn einer Therapie mit Interferon alfa ist
daher bei weitem nicht so gewichtig wie beispielsweise die Entscheidung für
eine Operation, deren Folgen nicht mehr rückgängig gemacht werden können.
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Fieber
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Fieber und grippeartige Beschwerden
Bei einem grippalen Infekt wird Interferon alfa natürlicherweise vermehrt im
Körper gebildet und ausgeschüttet. Durch Gabe des rekombinant hergestellten
Interferons wird gewissermaßen eine „künstliche Grippe“ erzeugt. Es entstehen
Symptome, die denen eines grippalen Infektes ähnlich sind. Ursache ist die
immunstimulierende Wirkung von Interferon alfa, die das Abwehrsystem des
Körpers aktiviert. Der Körper reagiert wie bei einer Grippeinfektion:
erhöhte Temperatur, Fieber, gelegentlich Schüttelfrost, Glieder- und Muskelbeschwerden, gelegentlich Kopfschmerzen, Müdigkeit und Abgeschlagenheit
Diese Nebenwirkungen treten in unterschiedlicher Schwere, jedoch insgesamt
relativ häufig auf. Insbesondere am Beginn einer Behandlung mit Interferon alfa
treten sie bei der Mehrzahl der Patienten auf, allerdings in unterschiedlicher
Ausprägung.
Hinweise und Ratschläge:
• Die grippeartigen Symptome treten meist einige Stunden nach der Injektion auf.
Durch eine Injektion am Abend, kurz vor dem Schlafengehen, können Sie einen
Teil der Beschwerden regelrecht „überschlafen“.
• Die vorbeugende Gabe eines fiebersenkenden Medikamentes (z.B. Paracetamol)
kann die Symptome deutlich bessern. Nach einigen Wochen der Therapie kann
durch Weglassen des fiebersenkenden Mittels überprüft werden, ob es noch
notwendig ist.
• Insbesondere in den ersten Therapiewochen ist eine eingeschränkte Leistungsfähigkeit durchaus normal. Man sollte sich nicht überfordern, sondern in den
ersten Wochen der Therapie mit einer verminderten Leistungsfähigkeit rechnen.
Es ist besser, sich wenig vorzunehmen und bei unerwartet gutem Befinden positiv überrascht zu werden, als sich zu viel vorzunehmen und bei unerwarteter
Leistungseinschränkung sich selbst zu enttäuschen.
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Appetitlosigkeit
Hauttrockenheit
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Appetitlosigkeit
Während einer Behandlung mit Interferon alfa kann eine Einschränkung des
Appetits auftreten, die gelegentlich sogar während einer längerdauernden
Behandlung zunehmen kann und zu einem spürbaren Gewichtsverlust führen
kann. Dies schränkt nicht nur die Lebensqualität ein, sondern kann auch die
Abwehrkräfte des Körpers schwächen.
Hinweise und Ratschläge:
• Die Einnahme mehrerer kleiner Zwischenmahlzeiten ist für manche Patienten
leichter als die Einnahme größerer Mahlzeiten.
• Bei Übelkeit oder Verdauungsstörungen kann ein Therapieversuch mit
Medikamenten hilfreich sein, die der Arzt verordnet.
• Manchen Patienten hilft es, Zeit für regelmäßige Mahlzeiten ganz bewusst in
den Tagesablauf einzuplanen oder auch jede Mahlzeit zu etwas Besonderem zu
machen.
• Auch die bewusste Auswahl von Lieblingsspeisen oder das Ausprobieren neuer
Rezepte kann helfen.
Hauttrockenheit und Juckreiz
Während einer Therapie mit Interferon alfa kann es in seltenen Fällen zu einer
Trockenheit der Haut und gelegentlich auch zu Juckreiz kommen. Der Juckreiz
kann für Patienten sehr belastend sein. Fast immer ist er durch die Trockenheit der
Haut ausgelöst.
Hinweise und Ratschläge:
• Eine intensive Behandlung der Haut mit rückfettenden Mitteln bringt oft bereits
große Erleichterung. Zur großflächigen Anwendung eignen sich Lotionen
(z.B. Bepanthol Lotio), in umschriebenen Hautarealen auch Salben oder Cremes.
Bei Bädern sollten ölige Zusätze verwendet werden, bei Duschen sind fetthaltige
Duschöle sinnvoll.
• Ungünstig sind ein häufiges Waschen ohne Rückfettung, eine übermäßige Anwendung von Seifen, ein langer Aufenthalt in beheizten Räumen mit niedriger
Luftfeuchtigkeit sowie die Anwendung austrocknender Mittel wie insbesondere
alkoholische Lösungen (Franzbranntwein), Gele, Puder und Pasten.
• Viele Hausmittel mit „natürlichen“ Wirkstoffen können den Juckreiz durch die
Auslösung von Kontaktallergien eher verschlimmern. Präparate, die zur
Behandlung der Haut verwendet werden, sollten nach Möglichkeit keine
Duftstoffe enthalten.
• Bei ausgeprägtem Juckreiz sollte ein Hautarzt konsultiert werden, der weitere
Ursachen des Juckreizes ausschließen und ggf. zusätzliche Therapien einleiten
kann.
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Haarausfall
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Haarausfall
In Einzelfällen kann während einer Behandlung mit Interferon alfa ein leichter bis
mässiger Haarausfall auftreten, der jedoch nur selten zu einer sichtbaren Haarlichtung führt. Ein möglicher Haarausfall während einer Behandlung mit Interferon
alfa ist in Häufigkeit und Schwere nicht vergleichbar mit einem Haarausfall nach
Gabe mancher Chemotherapeutika.
Hinweise und Ratschläge:
• Ein durch Interferon bedingter Haarausfall ist nach Beendigung der Behandlung
mit Interferon vollständig rückläufig. Die Haare sind nicht dauerhaft geschädigt,
sie „schlafen“ nur. Ein verstärkter Haarausfall kann mitunter mehrere Wochen
nach Therapieende fortbestehen.
• Bei einem kurzen Haarschnitt ist eine Haarlichtung meist weniger deutlich
sichtbar.
• Es sollte überlegt werden, ob das Haar nicht bereits vor der Interferontherapie
anlagebedingt und altersgemäß lichter war. Nicht selten wird ein schon länger
bestehender Haarausfall während einer onkologischen Therapie erstmals
bemerkt.
• Falls der Haarausfall für den Patienten sehr belastend ist, kann Stärke und Art
des Haarausfalles durch einen Dermatologen begutachtet und gegebenenfalls
durch die Untersuchung einzelner Haare (Trichogramm) gesichert werden. In
sehr seltenen Fällen und bei dringendem Therapiewunsch des Patienten kann
eine unterstützende Behandlung beispielsweise mit einer an der Kopfhaut
angewendeten Minoxidil-Lösung in Betracht gezogen werden. Über diese
Behandlungen können Sie mit Ihrem Hautarzt sprechen.
• Zahlreiche „Wundermittel“ ohne geprüften Wirksamkeitsnachweis sollten nicht
verwendet werden. Oft schaden sie der Kopfhaut, immer jedoch dem Geldbeutel.
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N
ebenwirkungen
Pychiatrische
Nebenwirkungen,
Depression
Psychiatrische
Nebenwirkungen
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Psychiatrische Nebenwirkungen,
Depressionen
Zu den Begleiterscheinungen einer Therapie mit Interferon alfa können
verschiedene psychiatrische Nebenwirkungen gehören wie beispielsweise:
Gelegentliches Auftreten von:
Schlafstörungen
Müdigkeit und Abgeschlagenheit, Antriebsschwäche
Konzentrationsschwäche
Gereiztheit
Seltenes Auftreten von:
Depression und pessimistische Gedanken
Die Ausprägung dieser Symptome ist sehr unterschiedlich; bei den meisten
Patienten führen sie zu keiner wesentlichen Beeinträchtigung. Wichtig ist es, diese
Symptome zu kennen und über sie zu sprechen. Wichtig ist auch, zu erkennen,
wann eine medikamentöse psychiatrische Therapie oder eine Reduktion,
beziehungsweise ein Abbruch der Interferon-Therapie erforderlich sind.
Hinweise und Ratschläge:
• Die genannten psychischen Reaktionen sind häufig allein durch die Therapie
bedingt. Ähnlich wie zu Fieber und Hauttrockenheit, so kann die Therapie auch
zu Stimmungsschwankungen und Depressionen führen. Schuldgefühlen und
Selbstvorwürfen („warum bin ich nur so deprimiert?“) sollte daher entgegengewirkt werden. Die Stimmungsschwankungen haben nichts mit einer
„schwachen Persönlichkeit, die mit den Problemen nicht fertig wird“, zu tun.
• Auch die Angehörigen sollten wissen, dass diese Reaktionen häufig allein durch
die Therapie bedingt sind. Auch bei ihnen sollte Schuldgefühlen und Selbstvorwürfen („was mache ich nur falsch?“) entgegengewirkt werden. Die Stimmungsschwankungen und die Gereiztheit des Patienten haben nichts mit einer mangelnden Fürsorge der Angehörigen zu tun; sie machen nichts falsch.
• Einer Tendenz zu Rückzug und Selbstisolation sollte man aktiv entgegenwirken.
Offene Gespräche mit Angehörigen und Freunden über die Therapie und über das
eigene Befinden sind notwendig und oft sehr entlastend.
• In jedem Fall sollte der behandelnde Arzt über das Befinden des Patienten
Bescheid wissen und bei jedem Besuch informiert werden. Gegebenenfalls kann
eine medikamentöse Begleittherapie über einige Wochen oder Monate sehr
hilfreich sein. Medikamente gegen Depressionen helfen auch gegen die durch
Interferon verursachten Depressionen und können daher das Befinden deutlich
bessern und die Symptome lindern.
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Psychisches Befinden
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Sollte sich das psychische Befinden des Patienten schrittweise verschlechtern,
muss auf jeden Fall rasch ein Arzt, gegebenenfalls ein Psychiater und/oder
Neurologe, aufgesucht werden. Zu den allerdings seltenen psychiatrischen
Nebenwirkungen, die jedoch eine rasche ärztliche Vorstellung und häufig eine
medikamentöse Behandlung und eine Reduktion oder einen Abbruch der
Interferontherapie erfordern, gehören unter anderem:
• Anhaltende depressive Stimmung (Gefühl der Leere oder dauernde Traurigkeit)
• Totale Interesselosigkeit, Freudlosigkeit, Lustlosigkeit (alles, was bisher Freude
gemacht hat, ist uninteressant und egal)
• Kontaktabbruch und völliger sozialer Rückzug
• Antriebsverlust mit Unfähigkeit, eine nützliche Tätigkeit auszuführen (alles kostet
große Überwindung)
• Ausgeprägte Schlafstörungen Starke innere Unruhe; sinnloses Umhergehen, um
die Unruhe loszuwerden
• Gedanken, sich selbst etwas antun zu müssen
• Verwirrtheitszustände und unrealistische Überzeugungen (z.B. der Eindruck,
verfolgt und bedroht zu werden)
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Blutwerte
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Blutwerte
Eine Therapie mit Interferon alfa kann zu weiteren Nebenwirkungen führen, die
sich häufig zunächst nur durch Veränderungen von Blutwerten bemerkbar
machen. Hierzu gehören Veränderungen des Blutbildes sowie der Leber- und
Schilddrüsenwerte.
Hinweise und Ratschläge:
• Sie als Patient bemerken diese Nebenwirkungen nicht unbedingt. Daher sind
regelmäßige Kontrollen des Blutbildes (weiße und rote Blutkörperchen und Blutplättchen) sowie der Leber- und Schilddrüsenwerte erforderlich, um Veränderungen frühzeitig zu erkennen und gegebenenfalls die Interferondosis zu reduzieren.
• Bei etwa 30 bis 50% der Patienten kann es unter der Interferonbehandlung zu
einer Verminderung der weißen Blutkörperchen kommen, wobei selten eine
Reduktion der Interferondosis erforderlich ist. Zusätzlich kann es zu einer
Verminderung der Blutplättchen und des roten Blutfarbstoffs „Hämoglobin”
kommen. Nach einer Reduktion der Dosis kommt es fast immer zu einer
Normalisierung der Werte.
• Kommt es im Einzelfall einmal vorübergehend zu einer deutlichen Erniedrigung
der Anzahl der weißen Blutzellen, wird Ihr Arzt Ihnen zu speziellen
Verhaltensweisen raten und gegebenenfalls weitere Medikamente geben. Dies
ist jedoch nur sehr selten der Fall.
• Die Leber sollte während einer Interferontherapie nicht zusätzlich belastet
werden. Übermäßiger Alkoholgenuss soll daher vermieden werden.
• In seltenen Fällen können durch Interferon alfa Veränderungen des Augenhintergrundes auftreten (Retinopathie). Bei Sehstörungen (Sehschärfenverlust,
Gesichtsfeldausfälle) sollte ein Augenarzt aufgesucht werden. Patienten mit der
Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) oder Bluthochdruck haben ein erhöhtes
Risiko.
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Häufige Fragen
Wann darf Interferon alfa nicht angewendet werden?
Bei verschiedenen vorbestehenden Erkrankungen kann das Risiko des Auftretens
von Nebenwirkungen deutlich erhöht sein. Es sollte daher eine Interferontherapie
in der Regel nicht durchgeführt werden, wenn eine der folgenden Erkrankungen
vorliegt:
• Bestehende oder frühere schwere psychiatrische oder neurologische
Erkrankung. Bei Mitbetreuung durch einen Psychiater oder Neurologen kann
allerdings gelegentlich dennoch eine Interferontherapie durchgeführt werden.
• Bestehende oder frühere schwere Herzerkrankung (z.B. Herzmuskelschwäche,
ausgeprägte Rhythmusstörungen, Erkrankungen der Herzkranzgefäße)
• Schwere Erkrankungen oder Funktionsstörungen der Leber, Niere, Schilddrüse
oder des Knochenmarks
• Bekannte Autoimmunerkrankungen (Autoimmunhepatitis, Lupus erythematodes, Pemphigus, rheumatoide Arthritis)
• Bekannte Überempfindlichkeit gegenüber Interferon alfa oder Hilfsstoffen des
Medikaments
• Unbehandelte Anfallsleiden und/oder sonstige zentralnervöse Funktionsstörungen
Führt die Unterdrückung des Fiebers durch ein Medikament zu einer verminderten Wirksamkeit des Interferons?
Einerseits sind die auftretenden Nebenwirkungen, insbesondere die grippeartigen
Beschwerden, ein Anzeichen dafür, dass Interferon im Körper wirksam ist.
Andererseits führen die Unterdrückung der Nebenwirkungen (beispielsweise
durch ein fiebersenkendes Mittel) oder das Nachlassen der Nebenwirkungen im
Laufe der Zeit nicht zu einer verminderten Wirksamkeit des Interferons. Das Fieber
ist eine unerwünschte Nebenwirkung. Seine Höhe sagt nichts aus über die erwünschten Wirkungen des Interferons auf das Immunsystem, die unbemerkt im
Körper geschehen.
Wie lange und in welcher Dosierung sollte Interferon alfa angewendet
werden?
Eine Therapie mit Interferon alfa ist eine individuelle Therapie, bei der viele
einzelne Umstände Berücksichtigung finden (z.B. Erkrankungsstadium,
individuelle Verträglichkeit des Medikamentes). Die Dauer der Therapie und die
Höhe der Dosis sollten daher nach den Empfehlungen des behandelnden Arztes
festgelegt werden.
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Darf während der Behandlung eine Schwangerschaft auftreten oder ein
Kind gezeugt werden?
Da zu den Auswirkungen des Interferons in der Schwangerschaft noch keine
sicheren Daten vorliegen, wird empfohlen, dass Frauen während einer Interferontherapie auf eine Schwangerschaft verzichten und eine sichere Form der
Empfängnisverhütung durchführen. Auch Männer sollten während einer Therapie
mit Interferon keine Kinder zeugen. Allerdings gibt es bisher keine sicheren
Hinweise darauf, dass eine Therapie mit Interferon alfa während der
Schwangerschaft zu einer Schädigung des Kindes oder zu einer erhöhten Fehlgeburtsrate führt.
Darf man während einer Therapie mit Interferon alfa sportlich aktiv sein?
Körperliche Belastung und Sport sind wichtig für das Wohlbefinden und können
selbstverständlich auch während einer Therapie mit Interferon alfa durchgeführt
werden. Eine Therapie mit Interferon alfa spricht also keineswegs gegen sportliche
Aktivitäten. Allerdings sollte man sich nicht überfordern. Der Körper selbst ist oft
der beste Ratgeber und lässt spüren, wieviel Belastung ihm gut tut.
Was ist eine Studie und soll ich an ihr teilnehmen?
Möglicherweise bietet Ihr behandelnder Arzt Ihnen an, Sie im Rahmen einer
klinischen Studie zu behandeln. Durch Studien mit Interferon alfa wird beispielsweise herausgefunden, welche Dauer der Therapie oder Höhe der Dosis im
Allgemeinen die wirksamste ist. Manche Patienten sind beim Gedanken an die
Teilnahme an einer Studie verunsichert, da doch die eigene Gesundung zu Recht
ihr wichtigstes Interesse ist. Allerdings erfolgt auch innerhalb einer Studie in
jedem Fall die Behandlung aller Patienten entsprechend des derzeitigen Wissensstandes. Die Behandlung innerhalb einer Studie kann für die Patienten sogar von
Vorteil sein, da jede Therapie innerhalb einer Studie besonders genau
wissenschaftlich geprüft und überwacht wird. Weiterhin erfolgt zwischen Ärzten,
die Patienten innerhalb von Studien behandeln, häufig ein besonders intensiver
und rascher Erfahrungsaustausch. Nebenwirkungen einer Therapie werden sehr
intensiv diskutiert und neue Erkenntnisse werden rasch umgesetzt und kommen
allen Patienten zugute.
Kann ich eine Anschlussheilbehandlung in Anspruch nehmen?
Patienten mit einem malignen Melanom haben über die Rentenversicherungsträger oder gegebenenfalls auch über die Krankenkassen Anspruch auf eine
Anschlussheilbehandlung (AHB) oder eine Rehabilitationsmaßnahme
(„Nachsorgekur“). Die Anschlussheilbehandlung sollte unmittelbar im Anschluss
an eine stationäre Krankenhausbehandlung, maximal aber 14 Tage später
begonnen werden. Sie wird in der Regel durch die behandelnden Krankenhausärzte beantragt und eingeleitet. Eine Rehabilitationsmaßnahme kann auch später
erfolgen und wird dann in der Regel durch den Hausarzt beantragt.
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Kann ein Schwerbehindertenausweis beantragt werden?
Patienten, bei denen ein malignes Melanom entfernt wurde, können auf Antrag
einen Schwerbehindertenausweis erhalten. Dieser wird in der aktuellen
Rechtslage in der Regel zunächst für die Dauer von 5 Jahren gewährt und ist mit
Vorteilen für den Inhaber verbunden (besonderer Kündigungsschutz,
5 Arbeitstage Zusatzurlaub sowie ein kleiner Steuerfreibetrag). Insbesondere
jüngere Patienten sollten jedoch die Vorteile und auch die möglichen Nachteile
eines Schwerbehindertenausweises sorgfältig gegeneinander abwägen. Bei einer
Bewerbung um eine Anstellung muss auf den Status der Schwerbehinderung
hingewiesen werden, dies kann möglicherweise auch zu einer Benachteiligung
führen.
Darf man nach der Entfernung eines malignen Melanoms noch die Sonne
genießen?
Sonnenbestrahlung ist wichtig für das Wohlbefinden und sogar lebensnotwendig.
Selbstverständlich ist ein Aufenthalt im Freien bei sonnigem Wetter auch während
einer Therapie mit Interferon alfa möglich. Allerdings sollten Patienten, bei denen
ein malignes Melanom entfernt wurde und die mit Interferon alfa behandelt
werden, verschiedene Vorsichtsmaßnahmen beachten, die prinzipiell auch für
jeden anderen Menschen gelten. Übermäßige Sonnenexposition, die zu einem
Sonnenbrand führt, sollte vermieden werden. Durch die mögliche Hauttrockenheit
kann während einer Therapie mit Interferon alfa eine besondere Empfindlichkeit
gegenüber UV-Strahlen gegeben sein. Besonders hellhäutige Menschen sind
gefährdet, einen Sonnenbrand zu erleiden. Die Mittagssonne sollte gemieden
werden. Es sollte ein Lichtschutzmittel mit ausreichend hohem Lichtschutzfaktor
verwendet und schützende Kleidung getragen werden. Sonnenstudios (Solarien)
sollten nicht besucht werden. Ein vernünftiger Umgang mit der Sonne („Sonne mit
Verstand – statt Sonnenbrand“) erhält die Lebensfreude und vermeidet Risiken.
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Wichtige Adressen
• Deutsche Krebsgesellschaft
www.info.krebsgesellschaft.de
• Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Onkologie der Deutschen
Krebsgesellschaft
www.ado-homepage.de
• Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention
www.unserehaut.de
• Deutsches Krebsforschungszentrum
www.dkfz.de
• Krebsinformationsdienst Deutsche Krebsforschungszentrum
www.krebsinformation.de
• Hoffmann-La Roche AG
www.roche.de/pharma/indikation/onkologie/index.html
Hoffmann-La Roche AG
79630 Grenzach-Wyhlen
Hoffmann-La Roche AG
79630 Grenzach-Wyhlen