Arcelormittal verkürzt Wartezeit

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Arcelormittal verkürzt Wartezeit
Deutsche Verkehrs-Zeitung
18. OKTOBER 2013 • DVZ Nr. 84
Sonderdruck
Zeitung für Verkehr und Logistik
Arcelormittal verkürzt Wartezeit
Stahlhersteller vergibt Transportaufträge in Hamburg über webbasierte E-Logistics-Plattform
Von Nicole de Jong
Foto: Arcelormittal
A
rcelormittal hat die webbasierte Logistikplattform von Transporeon eingeführt. „Frachten
und Zeitfenster werden automatisch
vergeben“, sagt der Logistikchef Matthias Hirschberg. Das geschieht bereits mit 80 Prozent der Lieferungen.
Rund 70 zugelassene Speditionen haben Zugang zum geschlossenen Bereich der Plattform.
Pro Relation gibt es mit einem
oder mehreren Spediteuren Vereinbarungen, die zu einer Rangliste
führen. Das System fragt also beim
ersten Unternehmen an, ob es die Ladung übernimmt. Wenn nicht, geht
der Auftrag automatisch zum zweiten oder dritten – „No-touch Order“
heißt das Werkzeug bei Transporeon. Erst wenn der Dritte den Auftrag
ablehnt, greift Transportmanagerin
Tanja Schmöcker ein. Über den Button „Best Carrier“ kann sie die Relation neu ausschreiben. „Binnen einer
Viertelstunde habe ich einen Überblick, wo die Transportkosten für
die Strecke liegen und kann entsprechend mit der Spedition verhandeln“,
beschreibt sie die Funktion. Zudem
kann sie im Frachtenreport die Preise für alternative Transportmittel wie
Bahn oder Schiff einsehen.
Schmöcker sieht im System wie
sich die Frachtraten entwickeln. „Wir
kalkulieren die Aufträge vorher und
rechnen eine gewisse Fracht mit ein“,
sagt Hirschberg. Das ist ein Durch-
schnittswert aus dem Jahr 2012 und
damit der Benchmark für die Transportmanagerin. Ihre Aufgabe ist es,
den Preis zu halten oder besser noch
zu senken. Die Speditionen sollen
aber nicht darunter leiden. „Wir wollen mit denen zusammenarbeiten,
die die geringsten Kosten haben –
also zum Beispiel in der Nähe unseres Kunden eine Rückladung haben“,
sagt der Logistikchef.
Frachtenbörsen sind tabu
Den Trend, Transportdienstleistungen in Osteuropa einzukaufen, geht
Arcelormittal nicht mit, da diese
häufig nicht die Qualitätsvorgaben
erfüllen. Hirschberg: „Wir haben mit
ausländischen Speditionen teilweise
schlechte Erfahrungen gemacht, daher setzen wir zu 80 Prozent deutsche Firmen ein.“ Die restlichen Aufträge vergibt er an Spediteure aus
zum Beispiel Österreich, Italien oder
Frankreich. „Ich will aber nicht ausschließen, dass wir osteuropäische
Fahrer über Subunternehmer bekommen“, fügt er hinzu. Allerdings
dürfen die Speditionen Leistungen
nicht über Frachtenbörsen fremd
einkaufen. „Wenn wir das bemerken und ein Unternehmen das öfter macht, müssen wir uns von ihm
trennen.“
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deutsche Verkehrs-Zeitung
Wer wann abgefertigt wird, managt
die E-Logistics-Plattform über vorgebuchte Zeitfenster von einer Stunde.
Alle Touren werden am Vortag bis 11
Uhr vergeben. Die Mitarbeiter beladen LKW und Züge tagsüber von 6
bis 22.30 Uhr, Schiffe teilweise rund
um die Uhr. „Seit wir das System eingeführt haben, schaffen wir wesentlich mehr LKW am Tag“, sagt Hirschberg. Mit den Zeitfenstern hätten sich
die Wartezeiten der LKW um fast 1,5
Stunden gesenkt. Zudem sei das Personal gleichmäßiger ausgelastet.
Arcelormittal produziert in Hamburg rund 850 000 t Walzdraht pro
Jahr. Der wird unter anderem für die
Produktion von Autoreifen, Fahrradspeichen oder Schrauben eingesetzt.
Auf Ringen in Stärken von 5,5 bis 16
mm gelangt der Draht just in time zu
Ziehereien in ganz Europa. Täglich
verlassen etwa 2500 t das Werk in
18. OKTOBER 2013 • DVZ Nr. 84
Hamburg. Mehr als die Hälfte davon
auf LKW, ein Viertel per Schiff und
rund 15 Prozent mit der Bahn.
Auf dem Gelände befinden sich
zwei Gleiszugänge, über die rund
60 000 t Schrott, Kohle und Legierungselemente angeliefert werden.
„Wir haben eine Kaianlage, wo wir
Binnen- und Seeschiffe abfertigen“,
sagt Matthias Hirschberg, bei Arcelormittal in Hamburg für die Logistik
verantwortlich. Der Wasserzugang
sei ein Wettbewerbsvorteil, da sich
der Walzdraht günstig verladen lässt.
Zudem kommen die meisten Rohstoffe, rund 800 000 t, auf diesem Weg
ins Werk.
Dass der Stahlproduzent den
Walzdraht zunehmend auf LKW
verlädt, liegt zum einen daran, dass
Bahnanschlüsse bei den Kunden
vielfach zurück gebaut wurden. Zum
anderen wollen die meisten ihre Lie-
ferungen just in time haben. „Wir
bewegen mit LKW schneller mehr
Volumen“, sagt Hirschberg. Einen
großen Teil der Ladung bekommen
Kunden in Deutschland. Aber auch
Italien, Frankreich, die BeneluxLänder sowie Skandinavien ordern
in Hamburg. (cs)
Neue Schnittstelle
Transporeon hat eine Schnittstelle zum
internationalen Seefrachtnetz Inttra
entwickelt. Damit lassen sich jetzt auch
Seefrachtaufträge erledigen. Über die
Plattform Ticontract lassen sich Seefrachten ausschreiben, Seefrachtpartner
finden und Seefrachtraten verwalten
und abfragen. Der Anbieter stellt die
neue Funktion nächste Woche auf dem
30. Deutschen Logistik-Kongress in
Berlin vor.
Die Supply Chain-Lösungen der Transporeon Group
Die Transporeon Group vernetzt Industrie- und Handelsunternehmen mit ihren Logistikdienstleistern.
Hierfür betreibt der europäische E-Logistics-Marktführer die Logistikplattform Transporeon, die
Ausschreibungsplattform Ticontract sowie die Handelslogistik-Plattform Mercareon.
Aktuell sind über 850 Verlader, 40.000 Speditionen und 100.000 Nutzer in mehr als 80 Ländern an die
Plattformen der Gruppe angebunden. Über die webbasierten Lösungen können Ausschreibungen,
Auftragsvergabe, Zeitfensterbuchungen sowie Tracking & Tracing einfach und effizient durchgeführt werden.
TRANSPORT
PROZESS
SCHRITTE
FRACHTEINKAUF
TENDERING
FRACHTDATENVERWALTUNG/
DISPOSITION
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ZEITFENSTERSENDUNGSMANAGEMENT VERFOLGUNG
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Weitere Informationen erhalten Sie unter www.transporeon.com