Mit Tieren reden» wird zum Boom

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Mit Tieren reden» wird zum Boom
Tierkommunikation - 1. Teil*
«Mit Tieren reden» wird zum Boom
Die Vorstellung, mitTieren «reden» zu können, übt grosse Faszination auf Tierfreunde und Heimtierhalter
aus. Seit einigen Jah-ren gibt es sogar beruflich tätige Tierkommunikatoren, die mit Tieren
durchTelepathie Kontakt aufnehmen. Sie stossen mit ihrer spirituellen Tätigkeit offenbar auf reges
Interesse.
Telepathie heisst übersetzt ungefähr «Fern-Wahrnehmen». Egal wo auf der Erde sich ein Tier oder ein Mensch
gerade befindet, Geistheiler und Telepathen können sich anscheinend in dieses Wesen hineinfühlen, mit ihm
kommunizieren oder seine Befindlichkeit wahrnehmen. Einige erklären, den Schmerz eines kranken Tieres im
eigenen Körper zu spüren. Oder sie «sprechen» auf diesem Wege mit einem Tier, unterhalten sich mit ihm über
seine Wünsche und Nöte. Dabei benötigen diese Menschen nur ein Bild oder ein paar kurze Angaben zum
jeweiligen Wesen, mit welchem sie Kontakt aufnehmen sollen. Kann das denn funktionieren?
Skeptische Wissenschaft
Im Gegensatz zu anderen erstaunlichen Fähigkeiten von Tier und Mensch hat sich die Telepathie bis heute weit
gehend einer genaueren wissenschaftlichen Untersuchung widersetzt. Während sich nur wenige, von den
offiziellen Universitäten meist unabhängige Forscher mit solchen Phänomenen befassen, hat das
wissenschaftliche Establishment der Telepathie gegenüber grösstenteils Vorbehalte. Skepsis verursacht nebst
dem schwierigen Nachweis vor allem die Tatsache, dass noch kein Mechanismus bekannt ist, mit welchem man
erklären könnte, wie eine solche geistige Fernwirkung zu Stande käme. Die privaten Meinungen von
Wissenschaftlern zum Thema Telepathie seien ziemlich unterschiedlich, meint Rupert Sheldrake, der sich als
erster Forscher mit dem Phänomen der Tiertelepathie auseinander gesetzt hat. «Doch viele schrecken davor
zurück, öffentlich positiv über die Telepathie zu sprechen.»
Reden mit dem eigenen Tier
Dabei scheint das Interesse in der Bevölkerung gross - vor allem wenn es darum geht, möglicherweise mit dem
eigenen Tier mittels Telepathie «reden» zu können. Immer mehr Menschen lassen sich durch die spirituellen
Bücher von tiertelepathisch tätigen Pionierinnen wie Penelope Smith oder Amelia Kinkade begeistern. Es hat sich
eine eigentliche Branche entwickelt, die sich «Tierkommunikation» nennt - obwohl Tiere natürlich auch auf
herkömmliche Art, durch Verhaltensweisen und Laute, miteinander kommunizieren.
Tierkommunikation boomt
Dabei begann alles sehr verschämt und zögerlich. Als eine der Ersten in der Schweiz hat sich die ehemalige
Veterinärstudentin und Krankenschwester Helen Gerber aus Bern mit der Tiertelepathie befasst. Vor sieben
Jahren bekam sie von einer Bekannten ein Buch in die Hand gedrückt, «Gespräche mit Tieren» von der
amerikanischen Tierkommunikatorin Penelope Smith. «Entweder ist es Betrug oder es ist das, was ich schon
immer wollte», dachte sich Helen Gerber und reiste unverzüglich in die USA, um einen Kurs bei Penelope Smith
zu besuchen. Zu ihrer Freude, so sagt sie, klappte es schon während des ersten Kurses, telepathische
Botschaften-von-ihren-Tieren-zu-Hause-zu-empfangen.
Helen Gerber begann zu Hause mit den eigenen Tieren und denjenigen von engeren Bekannten zu «sprechen».
Nachdem eine Regionalzeitung über ihre ungewöhnliche Tätigkeit berichtete, bekam sie immer mehr Anfragen
von Fremden, die eine Kommunikation mit ihrem Tier wünschten. So besuchte sie Fortbildungskurse, verminderte
ihre bisherige berufliche Tätigkeit und begann schliesslich, von Penelope Smith zur Lehrerin ausgebildet, selber
Tierkommunikationskurse
anzubieten.
In wenigen Jahren hat sich die Tierkommunikation zu einem eigentlichen Boom entwickelt. Heute gibt es allein in
der Schweiz Dutzende von Tierkommunikatoren, die mit ihrem Angebot auf grosses Interesse stossen. «Heute
kann man offen darüber reden», freut sich Helen Gerber, «auch wenn andere Leute glauben, das gebe es alles
nicht.» Am Anfang hatte sie sich mit der Tiertelepathie völlig allein gefühlt. Der Boom brachte aber auch
Nachteile: Es herrscht mittlerweile Wildwuchs in diesem spirituellen Zweig, und nicht alle selbst ernannten
Tierkommunikatoren arbeiten seriös.
SensibleTierfreunde
Kurioserweise scheint es unter den Tierkommunikatoren keine Biologen und nur wenige Tierpsychologinnen zu
geben, die das Leben und Verhalten von Tieren berufsmässig studiert hätten. Tierkommunikatoren sind vor allem
sensible Tierfreunde, die ihre Tierliebe nicht in jedem Fall zum Beruf gemacht hatten. Auffallend viele sind in
ländlicher Umgebung mit zahlreichen Tieren aufgewachsen, wo sie seit der Kindheit grosse Sensibilität im
Umgang-mit-Tieren-entwickeln-konnten.
Die weit meisten Tierkommunikatoren sind Frauen. Sie stammen aus ganz verschiedenen Berufen, wobei
Heilberufe stark vertreten sind. Andere sind mehr esoterischen Richtungen zugeneigt.
Sprung ins kalte Wasser
Die Hundehalterin Jolanda Wymann war über ein Inserat zu einer Tierkommunikatorin gekommen, mit der
Absicht, ihre sensible, verschlossene Hündin Navy besser zu verstehen. Sie hatte sich auf ein ansprechendes
Inserat in einer Hundezeitschrift hin gemeldet, ohne Vorkenntnisse und ohne eine Empfehlung. Jolanda Wymann
bezeichnet sich keineswegs als leichtgläubig, ist aber offen für Neues: «Ich schaue, wie es auf mich wirkt, ob es
für mich stimmt.» Die feinfühlige Kommunikation fand sie überzeugend, und sie hat unterdessen auch einen
Tierkommunikationskurs besucht, um ihre eigene Intuition zu schulen.
Esther Wullschleger Schättin
* Der 2. Teil und Schluss folgt in der Ausgabe Nr. 23.