newsletter ITALIEN august 2010 Flüchtlinge landen weiterhin in Italien

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newsletter ITALIEN august 2010 Flüchtlinge landen weiterhin in Italien
newsletter ITALIEN august 2010 zusammengestellt von judith gleitze, palermo •
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Flüchtlinge landen weiterhin in Italien Abschiebungen und Zurückweisungen Gaddafi und sein italienischer Freund: Besuch in Rom Die Proteste in den Abschieblagern gehen weiter Short stories Flüchtlinge landen weiterhin in Italien Die Ausgabe dieses Monats ist ein wenig länger als gewohnt, denn der Sommer straft die Reden des italienischen Innenministers Maronis, die illegalen Einreisen seien nun endlich gestoppt, Lügen. Der eiserne Wille, Lampedusa aus der „Schusslinie“ zu ziehen, ist ihm durch die Schließung des Lagers und die sofortige Verlegung ankommender Flüchtlinge nach Sizilien zwar geglückt, indessen haben sich aber die Fluchtrouten geändert: die Landungen verlagern sich immer mehr auf Kalabrien und Apulien, was von einer Route über die Linie Türkei‐Griechenland zeugt. Dennoch sind auch Migrationsbewegungen aus Tunesien und aus Libyen zu verzeichnen, wenn auch zahlenmäßig absolut nicht mehr vergleichbar mit den Vorjahren. Neu ist die Wahl der Schiffe: immer mehr Segelboote werden zur Flucht eingesetzt, wohl in der Hoffnung, auf Hoher See weniger aufzufallen. Die Vielzahl der Medienberichte in diesem newsletter zeigen, dass Flüchtlinge auch weiterhin versuchen, Italien zu erreichen – allein, es ist noch schwieriger geworden. 60 Flüchtlinge landeten in Apulien Am 20.7.2010 landeten in Apulien 60 Flüchtlinge mit einem Segelboot. Unter ihnen befanden sich 14 kleine Kinder und 15 junge Frauen. 42 von kamen aus Afghanistan, davon 20 minderjährige junge Männer sowie 13 Frauen, davon 7 Minderjährige. Es waren zudem Iraner und Iraker an Bord, unter ihnen auch Minderjährige. Laut ihren Berichten waren die Flüchtlinge 5 Tage von der Türkei aus unterwegs und haben 5000 $ pro Person bezahlt. In 2010 sind damit an der Küste des Salento 500 Flüchtlinge gelandet. In 2009 waren es im ganzen Jahr nur 320. http://www.iltaccoditalia.info/sito/index‐a.asp?id=11403 50 Flüchtlinge versuchen, an der apulischen Küste an Land zu gehen Die Landungen scheinen kein Ende zu nehmen. Das Salento an der Absatzspitze Italiens wird wohl erneut ein Zielort für die Flüchtlingsboote werden. Einige der Flüchtlinge kommen aus Afghanistan. Zwei Türken wurden als „Schlepper“ verhaftet. Es befanden sich auch Minderjährige an Bord. http://www.lecceprima.it/articolo.asp?articolo=21924 Junger Afghane tot am Strand gefunden – neue Route Griechenland‐Kalabrien In der Nachrichtensendung von La 7, einem italienischen TV‐Programm, wurde Ende Juli über den Tod eines jungen Afghanen berichtet, der am Strand in Kalabrien gefunden wurde. Gemeinsam mit 20 anderen Flüchtlingen war er von Griechenland nach Italien gekommen. 14 Flüchtlinge wurden nach Sizilien gebracht, vier gelang die Flucht, einer wird immer noch vermisst. Zwei griechische Männer wurden als "Schlepper" verhaftet, die Route Griechenland‐Kalabrien scheint wieder eröffnet zu sein. (La 7, italienischer TV‐Sender, 31.7.2010) 39 Flüchtlinge zwischen verdorbenem Fisch versteckt Die italienische Nachrichtenagentur Ansa meldete am 3.8., dass auf einer Fähre aus Griechenland mit Ziel Ancona 39 Flüchtlinge, die meisten von ihnen aus dem Irak, gefunden wurden. Sie waren zwischen der verdorbenen Ware eines LKW versteckt. Als die Meldung erschien, wurden die Flüchtlinge noch auf der Fähre der Anek Lines identifiziert (sic!), sollten dann aber umgehend nach Griechenland zurück gesandt werden. http://www.ansa.it/web/notizie/regioni/marche/2010/08/03/visualizza_new.html_1877984582.html 49 Flüchtlinge auf Lampedusa und Pantelleria gelandet Am 3. August meldeten diverse Nachrichtensender die versuchte Landung von 39 Flüchtlingen kurz vor Lampedusa. Ein Fischerboot hatte die Küstenwache auf das Boot aufmerksam gemacht. Diese holte die Flüchtlinge an Bord und brachte sie dann umgehend nach Porto Empedocle auf Sizilien. Auf der Insel Pantelleria landeten ebenfalls 10 Flüchtlinge. Unter ihnen befand sich ein Neugeborenes. Die Flüchtlinge gaben an, sie seien Tunesier und etwa sechs Stunden zuvor aus der Nähe von Monastir (Tunesien) gestartet. Die Küstenwache hat alle ins sizilianische Trapani gebracht. Wie gehabt bleibt niemand auf Lampedusa. http://www.libero‐news.it/regioneespanso.jsp?id=464450, http://www.ansa.it/web/notizie/regioni/sicilia/2010/08/03/visualizza_new.html_1877928694.htm 66 Afghanen, Kurden und Türken landen in Apulien Bei einer Anti‐Immigrations‐Operation des Zolls am 8.8.2010 im süditalienischen Otranto wurden am frühen Morgen 66 Flüchtlinge aufgegriffen. Die wohl aus Afghanen, Kurden und Türken bestehende Gruppe, unter ihnen auch 15 Frauen und 11 Kinder, war gerade an Land gegangen. Die Flüchtlinge wurden zur Identifizierung in das von der Kommune Otranto bereit gestellte Zentrum „Don Tonino Bello“ gebracht. Die Polizei sucht indessen nach den kriminellen Organisationen, die hinter der „illegalen Migration“ von Flüchtlingen stehen. http://www.ilpaesenuovo.it/index.php?option=com_content&view=article&id=6745%3Asbarchi‐a‐porto‐
badisco‐rintracciati‐66‐clandestini‐afgani‐curdi‐e‐turchi&catid=71%3Acronaca&Itemid=121 40 Flüchtlinge landen auf Linosa In der Nacht zum 9.August hat die Polizei 40 Flüchtlinge auf der kleinen Insel Linosa (in der Nähe von Lampedusa) aufgegriffen. Das Boot, mit dem die Flüchtlinge angekommen waren, konnte nicht gefunden werden. Die Polizei vermutet deshalb, dass sie von einem größeren Boot ausgesetzt wurden. In den letzten Monaten kam es wieder vermehrt zu Landungen auf den pelagischen Inseln und an der Südküste Siziliens. Die letzten 39 Flüchtlinge wurden dort am 2.August aufgegriffen. http://ansa.it/web/notizie/rubriche/topnews/2010/08/09/visualizza_new.html_1879715098.html Landung auf Sardinien Am 10.8.2010 landeten 12 Migranten, die wahrscheinlich in Algerien gestartet waren, in der Nähe von Cagliari, Sardinien. Sie wurden von der Küstenwache auf See gestoppt und in das Auffanglager Elmas gebracht. Unter ihnen befanden sich auch zwei 16‐Jährige und ein 17‐Jähriger. http://www.audionews.it/ViewDocument.aspx?catid=ca94bf287b4140cc8025236a20f3f42e&docid=6b3842f8c
31b4346830d5a43041fb4f8 10 Tunesier in Sardinien gelandet Im Süden der Insel sind am 11.8.2010 zehn tunesische Migranten mit einem kleinen Boot am Capo Teulada gelandet. Die Küstenwache hatte die Polizei an Land auf das Boot aufmerksam gemacht. Die Carabiniere haben an Land erste Hilfe geleistet. Das ist die zweite Landung innerhalb von zwei Tagen in dieser Gegend. Am Montag waren schon 15 Migranten angekommen. http://www.blitzquotidiano.it/cronaca‐
italia/immigrazione‐10‐tunisini‐trovati‐dopo‐sbarco‐a‐capo‐teulada‐503390/ Migration: Offiziell Entwarnung an Italiens Küsten Die Märkische Allgemeine Zeitung griff das Thema am 11.8.2010 auf: „Der Tourismus brummt wieder auf Lampedusa. Die Gemeindeverwaltung spricht von einem ‚regelrechten Boom in mageren Zeiten‘. Die Insel, lange Zeit Auffangbecken und Symbol für die Flüchtlingstragödie im Mittelmeer, verschwindet langsam aus der öffentlichen Wahrnehmung. Menschenrechtsorganisationen zufolge ist der Zustrom nach Italien aber keineswegs zurückgegangen. ‚Es gibt einen konstanten Fluss von Migranten in Richtung italienischer Küsten‘, sagt Oliviero Forti von der italienischen Caritas.“ http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/11866652/492531/Offiziell‐Entwarnung‐an‐Italiens‐
Kuesten‐Migration.html# Migranten ‐ neue Bootslandungen in Italien Die Kirchenzeitung „Avvenire“ analysiert am 12.8.2010 die Situation: „Ganz still haben die Bootslandungen in Italien wieder begonnen. Während die Grenzüberquerungen über Land an der östlichen Grenze, über den Karst, nie abgenommen haben, beginnen nun auch wieder die Bootslandungen im Süden. Neue Routen werden gesucht, wird eine geschlossen, öffnet sich die nächste.“ http://www.avvenire.it/Cronaca/immigrati+nuove+rotte_201008120712111130000.htm 822 Migranten seit 1.1.2010 in Apulien angekommen Das meldete die Ansa am 12.8.2010. Die Zahlen belegen, dass es sich vor allem um potentielle Asylsuchende handelt. Sie waren in 27 Booten angekommen (2009 waren es insgesamt 315). 469 von ihnen sind Afghanen, davon 29% (281) Minderjährige. Die anderen Flüchtlinge kommen u.a. aus dem Iran (88), der Türkei (68) und dem Irak (46). http://www.ansa.it/web/notizie/rubriche/cronaca/2010/08/12/visualizza_new.html_1880667697.html Italien: 122 kurdische Flüchtlinge auf Luxusjacht 122 kurdische Migranten haben in der Nacht auf Donnerstag, den 19.8. die Küste der süditalienischen Region Kalabrien auf einer Luxusjacht erreicht. Unter den Flüchtlingen waren 35 Kinder. Die Flüchtlinge waren von der türkischen Küste an Bord einer Luxusjacht abgefahren und verbrachten sechs Tage lang auf See. Nahe der Küste wurden sie mit einem Schlauchboot bis zu einem Strand in der Näher der Stadt Riace geführt. Fünf Personen mussten ins Spital eingeliefert werden. Autofahrer hatten die Polizei alarmiert, da sie die Kurden entlang einer Bundesstraße beobachtet hatten. http://diepresse.com/home/panorama/welt/588650/index.do?_vl_backlink=/home/panorama/welt/index.do Wenn die Flüchtlinge mit Jachten kommen Am 23.8. greift auch die Basler Zeitung das Thema auf: „Ihre Berichte zeugen nicht von den Strapazen einer Odyssee, nicht von Verzweiflung, Hunger und Durst auf der Flucht ins gelobte Europa. Die 122 Boatpeople aus Afghanistan, dem Irak und Syrien, die vor einigen Tagen im kalabrischen Riace an Land gingen, erzählen von einer ruhigen, bequemen, mehrtägigen Überfahrt aus der Türkei – auf einer Luxusjacht. Ihre Schlepper haben sie vorab bezahlt, und die gaben ihnen falsche Papiere. Ins Spital musste keiner der Flüchtlinge.“ http://bazonline.ch/ausland/europa/Wenn‐die‐Fluechtlinge‐mit‐Jachten‐uebers‐Meer‐kommen‐
/story/25208327 Flüchtlinge landen in Kalabrien Am 25. August brachte ein Segelboot ca. 42 Flüchtlinge an die süditalienische Küste bei Santa Caterina dello Jonio und Guardavalle. Es handelt sich hauptsächlich um Afghanen im Alter vom 16 bis 24 Jahren. Ein Ukrainer und ein Türke wurden als Schlepper verhaftet. Die Flüchtlinge waren auf der Landstraße aufgegriffen worden. Berichten zufolge waren sie vor zwei bis drei Tagen von der türkischen Küste aufgebrochen. Sie wurden nach der ersten Identifizierung in ein Aufnahmelager gebracht, sehr wahrscheinlich nach Crotone. Erst letzte Woche waren 122 Kurden in einem Nachbarort angelandet. http://www.ansa.it/web/notizie/regioni/calabria/2010/08/25/visualizza_new.html_1790720399.html, http://www.repubblica.it/cronaca/2010/08/25/news/sbarco_calabria‐6494429/?ref=HREC1‐8 In Apulien kommen wieder Flüchtlinge an Weitere 26 Flüchtlinge landeten in der Nacht zum 25.8.am Stiefelabsatz. Sie wurden von der Polizei aufgegriffen, als sie die Küstenstraße entlanggingen. Es handelte sich größtenteils um Afghanen, die in einem großen Schlauchboot gereist sind. Im Salento kam es in der letzten Zeit vermehrt zu Ankünften von Flüchtlingen. http://www.ansa.it/web/notizie/regioni/puglia/2010/08/25/visualizza_new.html_1790716277.html Toter Flüchtling aus dem Meer geborgen Ebenfalls am 25.8. wurde die Leiche eines Flüchtlings in der Nähe der kalabrischen Küste aus dem Meer geborgen. Der Mann war auf einem ‐ zwei Tage vorher an der Küste gelandeten ‐ Segelboot mit 40 Flüchtlingen an Bord gewesen. Diese hatten berichtet, dass die Schlepper ca. 20 von ihnen gezwungen hatten, schwimmend das Ufer zu erreichen. Das Segelboot war aber noch ca. 100 Meter von der Küste entfernt und viele von ihnen konnten nicht schwimmen. Ein Mann soll über Bord geworfen worden sein, nachdem er während der Überfahrt gestorben war. http://fortresseurope.blogspot.com/2010/08/immigrati‐catanzaro‐
recuperato‐un.html Boot mit 8 Flüchtlingen bei Lampedusa gestoppt Ende August (28.8.) wurde kurz vor Lampedusa ein Boot mit Flüchtlingen von der Feuerwehr, die gerade auf Einsatzübungen auf See war, gestoppt. Es befanden sich acht Männer an Bord, die sofort nach Porto Empedocle auf Sizilien gebracht wurden. http://www.ansa.it/web/notizie/regioni/sicilia/2010/08/28/visualizza_new.html_1789763211.html Die Zahlen des Innenministerium Im Juli 2010 hat das italienische Innenministerium ein „Dossier“ mit den Zahlen der Landungen und der Abschiebungen 2009 herausgegeben. Auf zwei power‐point Seiten sind diese Infos zusammen gefasst: Variationen der vergangenen Jahre Jahr Angelandete Irreguläre Absolute Zahl % 2005 22.939 + 9.304 + 68% 2006 22.016 ‐ 923 ‐ 4% 2007 20.455 ‐ 1.561 ‐ 7% 2008 36.951 + 16.496 + 81% 2009 9.573 ‐ 27.378 ‐ 74% Die Landungen in 2008 und 2009: hier ab dem 5.5.2009 bis Ende des Jahres, also nach Beginn der Zurückweisungen nach Libyen 31.281 / / 2008 2009 3.185 ‐ 28.096 ‐ 90% Quelle: http://www.interno.it/mininterno/export/sites/default/it/, unter Punkt „Dossier“ – immigrazione clandestina. Weitere Zahlen des IM rechnen von Sommer zu Sommer: Landungen an den Italienischen Küsten: Rückgang um 88% Vom 1.8.2008 bis 31.7.2009: 29.076 vom 1.8.2009 bis 31.7.2010: 3.499 Auf Lampedusa, Linosa und Lampione: Rückgang um 98%. Vom 1.8.2008 bis 31.7.2009: 20.655 vom 1.8.2009 bis 31.7.2010: 403 http://www.interno.it/mininterno/export/sites/default/it/sezioni/sala_stampa/notizie/immigrazione/0065_2010
_08_09_Statistiche_sbarchi.html Abschiebungen und Zurückweisungen Am 17.7. wurden wieder Charterabschiebungen aus Italien durchgeführt. Zwei Flüge gingen von Catania nach Kairo, 65 Ägypter wurden abgeschoben, die am 15.7. in Sizilien angelandet waren. Die Zusammenarbeit mit den ägyptischen Behörden läuft sehr gut, so das Innenministerium. Eine weitere Abschiebung nach Kairo von am 25.6. gelandeten Ägyptern wurde gleich einen Tag nach deren Ankunft vollzogen, dieses Mal handelte es sich um 18 Ägypter. Desweiteren wurden in dieser Woche 49 „Illegale“ abgeschoben, zum größten Teil handelte es sich um Marokkaner, Tunesier und Algerier. http://www.interno.it/mininterno/export/sites/default/it/sezioni/sala_stampa/comunicati/comunicati_2010/077
0_2010_07_17_65_egiziani.html_1375993337.html Das italienische Innenministerium informiert, dass am 27.7. 61 Ägypter abgeschoben wurden, die am 24.7. an der Küste von Agrigento gelandet waren. Wieder flogen zwei Charterflüge von Catania nach Kairo. Die zum größten Teil aus Ägypten stammenden Migranten waren in einem LKW auf der Autobahn von Messina nach Catania gestoppt worden. http://www.interno.it/mininterno/export/sites/default/it/sezioni/sala_stampa/comunicati/comunicati_2010/07
60_2010_07_28_rimpatri.html_131558472.html ) In der Woche um den 24.7. herum wurden 51 « Illegale » aus Italien abgeschoben, es handelte sich vor allem um Algerier und Nigerianer. http://www.interno.it/mininterno/export/sites/default/it/sezioni/sala_stampa/comunicati/comunicati_2010/07
66_2010_07_24_rimpatri.html_1375993337.html Auch in der Woche vom 7.8. ‐ 14.8. herum wurde weiter fleißig abgeschoben: Es handelte sich vor allem um Tunesier und Marokkaner, die aufgrund der Rückübernahmeabkommen schnell abgeschoben werden können. Auch Ägypter waren dabei. http://www.interno.it/mininterno/export/sites/default/it/sezioni/sala_stampa/notizie/immigrazione/0066_201
0_08_07_Rimpatri_settimanali.html Das Innenministerium gibt folgende Zahlen an: Abgeschobene «illegale Ausländer» Vom 1.1.2008 ‐ 31.12.2009 42.595, vom 1.1.2005 – 31.12.2009 169.129. http://www.interno.it/mininterno/export/sites/default/it/, unter Punkt „Dossier“ – immigrazione clandestina. Mehr Schiffe trotz rigoroser Abschiebungspolitik Das ARD Hörfunk‐Studio in Rom berichtete über den Umgang Italiens mit den Bootsflüchtlingen. Noch nie sei man so rigoros mit illegalen Einwanderern gewesen. Doch die Politik verkaufe das als Erfolg, auch wenn sie gegen die Flüchtlingskonventionen verstößt und die Boote letztendlich natürlich nicht stoppen kann. Auch hier wird von der Verlagerung der Routen gesprochen: Auch in Sizilien gebe es ‐ anders als früher ‐ vermehrt Landungen. Die kriminellen Banden versuchten wohl gerade das engmaschige Kontrollnetz zu umgehen, unter anderem durch eine Verlagerung in Richtung Osten. "Es handelt sich also nicht mehr um die klassische Route über Nordafrika, Malta oder Lampedusa, sondern mehr um die Türkei, Griechenland, auch Albanien.“ http://www.tagesschau.de/ausland/bootsfluechtlingeitalien100.html Auch Rom will missliebige EU‐Bürger abschieben Das hätte man sich ja denken können: Italien ist begeistert von der französischen Kampagne zur Abschiebung der Roma. "Wir begrüßen, dass Präsident Sarkozy unserem Vorbild folgt und Roma in ihre Herkunftsländer zurückbringt", erklärte Innenminister Roberto Maroni. Mit der Praxis der "freiwilligen Rückführungen" gegen Zahlung einer gewissen Summe habe Roms Bürgermeister Walter Veltroni bereits 1997 begonnen, ohne dass es dagegen nennenswerte Einwände gegeben habe. "Im Unterschied zu Frankreich verfügt bei uns ein Großteil der Roma über die italienische Staatsbürgerschaft und ist daher vor Abschiebung geschützt" , sagte Maroni, der in Brüssel nun das Recht durchsetzen will, auch andere EU‐Bürger abzuschieben“, so der Standard. In Italien wurden schon mehrere Romalager geräumt und abgebrannt. Nun wurde auch das Lager in Palermo, in dem an die 16 Familien (mit um die 10‐12 Familienmitglieder) aus Ex‐Jugoslawien leben, als unbewohnbar erklärt – der erste Schritt, um es nach mehr als 20 Jahren seines Bestehens zu schließen. http://derstandard.at/1282273349690/Auch‐Rom‐will‐missliebige‐EU‐Buerger‐abschieben Italiens Kirche kritisiert Innenminister Maroni Italiens Innenminister Roberto Maroni hat mit seiner Forderung nach erweiterten Möglichkeiten zur Abschiebung von Zuwanderern aus EU‐Ländern neue Kritik der Kirche auf sich gezogen. So berichtet die katholische Presseagentur kathweb am 22.8.: „Die Regierung könne nicht eigenmächtig über EU‐Politik entscheiden, sagte der Direktor der Fachstelle für Migrationsfragen bei der Italienischen Bischofskonferenz, Giancarlo Perego, in "Radio Vatikan". Eine unterschiedslose Rückführung von Roma aus Frankreich sei nach europäischem Recht illegitim und lasse die eigentlichen Probleme außer Acht. Der Lega‐Nord‐Politiker Maroni hatte zuvor das französische Vorgehen gelobt und verlangt, künftig müssten über "freiwillige Rückführungen" hinaus auch Abschiebungen von EU‐Bürgern ermöglicht werden. http://www.kathweb.at/content/site/nachrichten/database/34235.html Gaddafi und sein italienischer Freund: Besuch in Rom Zwei Jahre Freundschaftsvertrag, das muss schon gefeiert werden. Und da haben sich zwei gefunden zum Feiern: Berlusconi, immer gut für eine Schlagzeile, da er sich gern mit Eskort‐Service‐Damen umgibt, Gaddafi, der nicht nur mit 30 Berberpferden in Rom campiert, sondern mit seiner Amazonen‐Wachtruppe auch noch versucht, italienische Frauen zum Islam zu bekehren. Letzteres kam im katholischen Italien nicht so gut an. Viel schlimmer als diese Possenspiele ist jedoch der Hintergrund des Besuchs: Gaddafi verlangte von der EU fünf Millionen Euro zur Sicherung der südlichen libyschen Grenzen. Libyen sei schließlich das Eingangstor zur unerwünschten Migration, nur dort könne sie gestoppt werden, es liege also sehr im Interesse Europas zu zahlen, denn sonst „kann es schon morgen zu einem zweiten Afrika werden.“ Und Silvio (Berlusconi) unterstütze ihn schließlich auch. Die Äußerungen Gaddafis haben in der Opposition zu großen Protesten geführt, Berlusconi indes schwieg. Laut Meldung des „Stern“ vom 01.09. hat die EU inzwischen die Forderungen Gaddafis zurückgewiesen, man könne auch mit weniger Mitteln die illegale Migration bekämpfen. Man fragt sich wirklich, wie die EU mit einem solchen Land wie Libyen verhandeln kann, in dem Menschenrechte nichts wert sind, allerdings fragt man sich auch, wie man mit jemandem wie Berlusconi in der europäischen Gemeinschaft noch ein Wort wechseln kann. Meldungen zum Besuch u.a. http://www.proasyl.de/de/presse/detail/news/diktator_gaddafi_will_mehr_geld_von_der_eu_fuer_die_fluecht
lingsabwehr/back/714/ http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/7/0,3672,8106983,00.html http://www.kleinezeitung.at/nachrichten/politik/2463235/gaddafi‐will‐eu‐geld‐fuer‐kampf‐gegen‐
migration.story http://www.stern.de/news2/aktuell/eu‐weist‐gaddafis‐milliarden‐forderung‐zurueck‐1599313.html Die Proteste in den Abschiebelagern gehen weiter BARI ‐ Ende Juli gab es auch in Bari eine Revolte in der Abschiebungshaft. Ca. 30 Migranten protestierten in der Nacht. In den Meldungen wird keinerlei Hinweis auf den Grund der Revolte gegeben, sondern es wird sich nur auf die Gewalttätigkeit der Migranten, die auch Polizisten verletzt haben, bezogen. Sechs von ihnen ist die Flucht gelungen. http://www.ansa.it/web/notizie/rubriche/cronaca/2010/07/30/visualizza_new.html_1876998478.html Ein Nachrichtenbeitrag, eingestellt auf Youtube, berichtet auch von dem Aufstand in der Abschiebungshaft Bari. 6 Migranten konnten fliehen, 4 wurden als Rädelsführer verhaftet, bei weiteren 30 Migranten wird noch untersucht, was mit ihnen geschehen soll. Auch dieser Nachrichtenbeitrag ist sehr tendenziös in der Wortwahl, "die Illegalen haben Mobiliar zerschlagen und die Beamten angegriffen", kein Wort zum Grund des Aufstandes. http://www.youtube.com/watch?v=fSOe5jW6uY8&feature=player_embedded BRINDISI ‐ 16 Migranten versuchten bei einem Aufstand in der Abschiebungshaft Restinco zu fliehen, acht Männern aus Tunesien und Marokko gelang die Flucht. Es gab Auseinandersetzungen mit der Polizei, bei der zwei Beamte und ein Flüchtling, der versuchte, über die Mauer zu gelangen, verletzt wurden. Letzterer, ein Tunesier, musste mit einem gebrochenen Fuß ins Krankenhaus gebracht werden. http://corrieredelmezzogiorno.corriere.it/lecce/notizie/cronaca/2010/6‐agosto‐2010/fuga‐restinco‐otto‐
tagliano‐corda‐feriti‐due‐militari‐‐1703535036469.shtml BOLOGNA – viel Aufsehen hatte die Inhaftierung der Senegalesin Ngom gemacht. Die junge Frau arbeitet ganz rechtmäßig in Ligurien. Eine Abschiebung konnte nur aufgrund der massiven Proteste verhindert werden. Schlechter erging es der Nigerianerin Faith. Trotz massiver Proteste wurde sie nach Rom verlegt und abgeschoben. Makaberes Detail: Faith hatte einen Mann in Nigeria tödlich verletzt, der sie, so berichtete sie, vergewaltigen wollte. Dafür erhielt sie die Todesstrafe. Nun wartet sie in einem nigerianischen Gefängnis auf die Vollstreckung durch Erhängen. http://noinonsiamocomplici.noblogs.org/ MAILAND – Anfang August wurde die Frauensektion der Abschiebungshaft in der Via Corelli geschlossen. Grund war, dass aufgrund der in Sizilien angekommenen Flüchtlinge Platz geschaffen musste für die Männer. Die Frauen wurden alle nach Ponte Galeria, Rom, verlegt. http://noinonsiamocomplici.noblogs.org/ Am 19.8. haben Aktivisten am Check‐in Schalter für den 18‐Uhr Flug nach Tunis gegen die Abschiebung von Hamid protestiert. Erstmals war es in Italien möglich, VOR der Abschiebung Zeit und Ort in Erfahrung zu bringen. Hamid lebte seit 24 Jahren in Italien und hat vier Kinder, alle in Italien geboren, das fünfte ist unterwegs. Er hat seit Jahren eine Ausreiseverfügung und so nahmen ihn die Carabinieri bei einem Urlaub in Sizilien fest. Da er gegen die Ausreiseverfügung geklagt hat und das Verfahren noch anhängig ist, wurde er frei gelassen, jedoch in Mailand erneut verhaftet. Der Friedensrichter war bereit, sich seine Geschichte anzuschauen und wollte ihn freilassen, doch dagegen protestierte die Ausländerbehörde – man habe das Ticket für den 18.8. schon gebucht. Der Richter, erst guten Willens, zog sich zurück. Hamid konnte den Aktivisten noch per Telefon durchsagen, dass die Polizei ihn bedroht habe, man werde ihn fesseln und ihm den Mund zukleben. Um 18:30 ist die Maschine mit ihm an Bord gestartet. http://www.autistici.org/macerie/?p=27909, http://www.autistici.org/macerie/?p=27931 CAGLIARI ‐ Am 18.8. versuchten einige Nordafrikaner, die im Aufnahmelager Elmas bei Cagliari (Sardinien) festgehalten werden, auszubrechen. Das Lager befindet sich auf einem Militärflughafengelände und die Flucht gelang nicht. http://www.ansa.it/web/notizie/regioni/sardegna/2010/08/18/visualizza_new.html_1881796807.html TRAPANI – Ebenfalls am 18.8. versuchten auch 43 Flüchtlinge in der sizilianischen Abschiebungshaft Serraino Vulpitta die Flucht. Sie brachen gemeinsam durch das Gitter, 15 von ihnen gelang die Flucht, die anderen wurden von der Polizei erwischt. Einer der Flüchtlinge brach sich das Bein auf der Flucht, er wurde ins Krankenhaus gebracht und muss danach mit einer Inhaftierung in Strafhaft rechnen, ebenso wie weitere sechs Flüchtlinge, die als Rädelsführer gelten. http://www.apcom.net/newscronaca/20100818_133025_26d0936_95243.html Short stories Wenn es nicht so tragisch wäre.... Senegalese fiel auf gefälschtes Papier herein Ein Einwanderer aus Afrika (Senegal) ist in Italien einem dreisten Betrugsfall aufgesessen. Als die Polizei eine Kontrolle am Strand von Macerata (Region Marken) durchführte, musste er seine Aufenthaltsgenehmigung mit Stempel und Foto vorlegen. Die Beamten staunten nicht schlecht, als sie als Ausstellungsbehörde "Ministerium des Reiches Gottes" lasen und das Dokument ansonsten den üblichen italienischen Papieren für einen Italienaufenthalt entsprach. Die Ordnungshüter nehmen an, dass der Mann aus dem Senegal das vorgelegte Papier für authentisch hielt. Jetzt muss der Mann mit einer Ausweisung aus Italien rechnen, die schon bei einer zurückliegenden Kontrolle gegen ihn verfügt worden war. http://www.shortnews.de/id/845081/Rom‐Immigrant‐aus‐Senegal‐fiel‐auf‐Dokument‐des‐Ministeriums‐des‐
Reiches‐Gottes‐herein