…ein Lieblingspferd zu werden. Er ist braun, 1,72 Meter groß, er will

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…ein Lieblingspferd zu werden. Er ist braun, 1,72 Meter groß, er will
THEMA | CHACCO BLUE
CHACCO BLUE | THEMA
■■■ CHACCO BLUE
…ein Lieblingspferd zu werden. Er ist braun, 1,72 Meter groß, er will immer nach
vorn und er ist in aller Munde – Chacco Blue, Mecklenburger Hengst von Chambertin aus
einer Contender-Mutter. Der schmucke Braune besticht mit seiner Sportlichkeit, nicht so sehr
mit Schönheit und er zählt zu den wenigen Pferden, die Paul Schockemöhle in die Kategorie
„Lieblingspferd“ einordnet und Schockemöhle hat viele Pferde …
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MECKLENBURGER PFERDE – 01
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M
Von Martina Brüske
an muss kein Insider sein, um
zu wissen, worauf die Vorliebe gründet. Es ist der
Sportsgeist, der an Chacco Blue besticht,
ein Geist, den er auch an seine Nachkommen weitergibt und die ihren Ursprung in einer langen Reihe von Vorfahren mit besonderer Qualität haben.
Was tatsächlich alles drinsteckt in Chacco Blue, das war nicht so ohne Weite-
res zu erkennen, als Georg Plath den
Halbstarken im Dezember 2000 zur Körung vorstellte – weshalb der Kandidat
zunächst mal „durchfiel“, aber davon
später mehr.
Das da möglicherweise etwas recht
Gutes heranwachsen könnte, dämmerte Chacco Blue`s Züchter KarlHeinz Köpp aus Groß Stieten schon
früh. „Er war selbstbewußt, so ein rich-
Die väterlichen Gene
Der Blick ins Pedigree verrät - Chacco Blue hat das allerbeste genetische
Erbe mit auf den Weg bekommen.
Vater Chambertin geht sowohl in der
Vater- wie auch in der Mutterlinie auf
den berühmten Selle Francais-Hengst
Cor de la Bryere zurück und über diesen auf Rantzau xx. Die Grußmutter Desiree liefert in der Mutterlinie das Blut
von Ladykiller xx und Raimond. Chambertin entspringt mütterlicherseits dem
legendären Holsteiner Stamm 18a2.
Auf der Vaterseite fallen Hengste wie
Caletto I, Marlon xx und Consul auf.
Diese Häufung von Leistungsgenen war es, die Chambertin so interessant für Karl-Heinz Köpp machte. Dafür hat der Mecklenburger sogar das
verlockende Angebot, kostenfrei einen anderen Hengst der Station Kai
Gerken im schleswig-holsteinischen
Lasbek zu nutzen, ausgeschlagen: „Kai
hatte mir das praktisch als `Entwicklungshilfe´ vorgeschlagen – da haben
wir beide noch Witze drüber gemacht –
aber ich wollte nicht, ich wollte Chambertin, der gefiel mir gut.“ Der so Gelobte war damals sechs Jahre alt und
züchterisch noch ein ziemlich unbeschriebenes Blatt. Gerken hat das so erstaunt, dass er diese Geschichte nicht
für sich behielt. Gut möglich, dass in
Holstein wo der eine oder andere auch
schon mal „Stacheldraht“ ums Portemonnaie gewickelt hat, das Ausschlagen eines Freisprungs Fassungslosigkeit
auslöst. Dabei war Köpps Entscheidung
von einer ebenso schlichten wie grund-
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Foto: K.-H. Frieler
Von
einem,
der auszog …
Man konnte einen Großen Preis wirklich wie eine Springpferdeprüfung reiten, das war einfach super. Der Reiter,
der ihn jetzt bekommt, wird gleich
eine Liga aufsteigen.“
Dies Vorwärts und rüber bei Chacco Blue – das hat Paul Schockemöhle
auf Anhieb beeindruckt und tut es immer noch. „Seine Sprungtechnik ist,
glaube ich, wirklich außergewöhnlich
und seine herausragende Einstellung
zum Sport. Er ist immer unglaublich leistungsbereit und er vererbt all das
eben auch sehr gut weiter.“ Die Kinder
legen Zeugnis ab über die Eltern und
Chacco Blue – der jetzt gerade 13 Jahre alt ist – hat eine beindruckende
Zahl von Nachkommen - gekörte Söhne wie Chaccomo, Chacco`s Son, Carlo und hocherfolgreiche Töchter und
Sportpferde.
tiger kleiner Showman. Der ist bei der
Fohlenschau ordentlich herumgehopst,“
erinnert sich Köpp an den ersten öffentlichen Auftritt des kleinen Hengstes
mit seiner Mutter Contara. „Er hat sich
gern präsentiert.“ Köpp verkaufte das
braune Hengstfohlen nach dem Absetzen an den Pferdezuchthof Plath, an
Georg Plath auf der Insel Poel und
hatte damit gleichzeitig den putzmunteren Nachkommen seiner Stute Contara immer im Blick. Groß Stieten –
Poel, das ist ein Katzensprung und
Karl-Heinz Köpp hat ein Auge auf die
Pferde und vor allem für Pferde.
Andrè Plath bildete den jungen
Hengst aus und ritt ihn bis zum Bundeschampionatsfinale in Warendorf.
Dort fiel der Fünfjährige Paul Schokkemöhle auf, der den Hengst noch in
Warendorf erwarb. Ein Jahr später pilotierte der Ire Cameron Hanley den
Hengst durch das Bundeschampionat.
Im Zeitspringen suchte Chacco Blue die
direkte Route – anders als von Hanley
geplant – aus einem 90-Grad-Winkel
heraus. Die Stangen blieben oben, die
völlig überraschten Fotografen unverletzt, aber der Championatstitel war
futsch, denn der Weg war falsch. Darüber kann man klagen, wichtiger ist das,
was das Pferd über sich selbst verraten
hat: Vermögen und Leistungswillen
und damit züchtet man, nicht mit einem
Titel oder Papier. Beides kann nur Entscheidungshilfe sein. Der Blick in Chacco Blues „Papiere“ allerdings lohnt sich
wirklich.
„Der Chacco Blue hat das Herz eines
Boxers, der geht ran,“ sagt der Pferdewirtschaftsmeister und Nationenpreisreiter Alois Pollmann-Schweckhorst, der den Chambertin-Sohn zu internationalen Erfolgen ritt. „Er ist mit
Sicherheit eines der besten Pferde, die
ich je gehabt habe.“ Der fest verwurzelte
Vorwärtsdrang des Hengstes brachte
dem Reiter zusätzliche Hausaufgaben
ein. „Ich hatte anfangs Mühe, diesen
Ehrgeiz zu kontrollieren. Chacco ist ja
nie unsicher, der setzt den ganzen
Kraftaufwand immer nach vorn um
und hat eine großartige Einstellung. Das
musste ich ins Gleichgewicht bringen.
Man hält die Pferde besser am Springen, wenn man oben nicht so viel rummacht, gerade nur das Nötigste. Es
hat etwas gedauert, bis es im Parcours
lockerer, lässiger geworden ist – ohne
auf der Bremse zu stehen. Er gibt dir insgesamt ein sicheres Gefühl durch seine außergewöhnliche Grundqualität.
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