Unterlagen des Seminars - Psychiatrie Psychotherapie und

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Unterlagen des Seminars - Psychiatrie Psychotherapie und
Detailprogramm zum 19. Riehener Seminar
Zwischen Wahn und Wirklichkeit
Krankheiten und Ängste in einer zunehmend komplexen Umwelt
Dienstag, 28. Oktober 2008
Konferenzzentrum St. Chrischona
ab 09.00
Einschreibung, Znüni
10.00
Begrüssung, Vorstellung in kleinen Gruppen
10.10
1. Referat: Einführung ins Thema. Was ist eigentlich ein Wahn? Dr. med. Samuel Pfeifer
10.30
2. Referat: Schizophrenie früh erkennen – Symptome und
Behandlungsmöglichkeiten. Erkenntnisse aus dem FEPSY-Projekt.
Frau Dr. U. Gschwandtner, Psy. Univ. Poliklinik UPK Basel
11.10
Kurze Pause
11.30
3. Referat: Parapsychologische Phänomene im Grenzbereich zwischen Wahn und
Wirklichkeit. Dr. Dr. Walter von Lucadou, Parapsychologische Beratungsstelle Freiburg
12.30
Mittagspause
WORKSHOPS ZUR AUSWAHL (90 Minuten)
14.00
Workshop 1: Befindlichkeitsstörungen bei elektromagnetischen Feldern – was ist
dran? Wie kann man Betroffene beraten? Dr. phil. nat. Martin Röösli, Bern
Workshop 2: Wahnideen verstehen und therapeutisch bearbeiten.
Matthias Mittrach, Oberarzt Klinik Sonnenhalde
Workshop 3: Schizophrenie und Religion. Wie kann man Wahnideen und echten
Glauben voneinander unterscheiden? Dr. med. Samuel Pfeifer, Chefarzt Klinik Sonnenhalde
Workshop 4: Schizophrenie-Behandlung im offenen Rahmen – das Konzept der
Soteria Bern. PD Dr. med. Holger Hoffmann, Christine Clare, Lukas Ahr
15.30
Pause
16.00
Referat 4 / ROUNDTABLE: Wenn ein naher Mensch in einer anderen Welt lebt. Die
Herausforderung schizophrener Störungen für die Angehörigen.
Moderation: Dr. Samuel Pfeifer – Musikalische Einlagen: Simon Waber
Teilnehmende: Frau Dr. U. Gschwandtner (UPK), PD Dr. H. Hoffmann (Soteria), Christine Clare (Soteria);
Frau E. Keller-Németh (VASK)
17.00
Schluss des Seminars
Kontaktadresse:
Fr. Lydia Röösli, Klinik Sonnenhalde, 4125 Riehen, Tel. (+41) 061 - 645 46 40,
Fax (+41) 061 645 46 00 – eMail: [email protected]
19. Riehener Seminar am 28. Oktober 2008:
Zwischen Wahn und Wirklichkeit – Krankheiten und Ängste in einer komplexen Umwelt
Referenten
Dr. med. Dipl. Psych. Ute Gschwandtner, Oberärztin an der Psychiatrischen Universitätspoliklinik Basel, hat
drei Studien absolviert: Kunstgeschichte, Psychologie und Medizin. In ihren Forschungen hat sie sich intensiv
mit der Diagnostik der Schizophrenie im Frühstadium (FEPSY-Projekt) auseinandergesetzt und an nationalen
und internationalen Forschungsprogrammen mitgewirkt.
Dr. rer. nat. Dr. phil. Walter von Lucadou, Studium der Physik und Psychologie in Freiburg i. Br. und Berlin.
Wissenschaftlicher Mitarbeiter in Physikalischen Forschungsprogrammen; von 1979 bis 1985 wissenschaftlicher
Assistent an der Abteilung für Psychologie und Grenzgebiete der Psychologie der Universität Freiburg i.Br. und
von 1985 bis 1987 Gastprofessor am Parapsychologischen Laboratorium der Universität Utrecht (Niederlanden),
einschließlich eines Forschungsaufenthaltes an der Universität Princeton (USA). Seit 1989 Gründung und Leitung
der "Parapsychologische Beratungsstelle" in Freiburg i.Br. Forschungsdirektor der WGFP, Lehrbeauftragter an
verschiedenen Fachhochschulen und Universitäten.
PD Dr. med. Holger Hoffmann hat sich mit den Schwerpunkten "junge chronische Patienten" und "berufliche
Rehabilitation" in der Sozialpsychiatrie habilitiert. Er leitet heute als Abteilungsleiter die Versorgungsforschung
der Universitären Psychiatrischen Dienste Bern und ist Chefarzt der Soteria Bern, die auf die Behandlung junger
Menschen mit einer Psychose aus dem schizophrenen Formenkreis spezialisiert ist.
Christine Clare ist Kindergärtnerin und dipl. Landwirtin. Mehrere Jahre führte sie einen pädagogischtherapeutischen Bauernhof. Seit 2002 ist sie Betreuerin in der Soteria Bern. Sie ist auch stellvertretende Leiterin
der Soteria.
Lukas Ahr, Ausbildung zum Pflegefachmann DN II Bethesda Basel. Pflegefachmann an der Klinik Sonnenhalde,
Riehen. Seit 2005 als Betreuer in der Soteria Bern tätig.
ist Pflegefachmann in der Soteria Bern.
Dr. phil. Martin Röösli, Epidemiologe mit einem atmosphärenphysikalischen Hintergrund. Er ist Dozent und
Leiter des Ressorts Umwelt und Gesundheit am Institut für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Bern.
Seine Forschungsschwerpunkte sind die gesundheitlichen Auswirkungen von elektromagnetischen Feldern und
der Luftverschmutzung sowie methodische Fragestellungen. Autor zahlreicher Berichte und Publikationen in
wissenschaftlichen Fachzeitschriften.
Matthias Mittrach, Oberarzt der Klinik Sonnenhalde. Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie mit
tiefenpsychologisch-psychoanalytischer Ausrichtung. Breite Ausbildung in der gesamten Psychiatrie und
Psychotherapie mit Schwerpunkten im Bereich schizophrene Psychosen, Depressionserkrankungen, Angst- und
Zwangserkrankungen sowie Forensische Psychiatrie.
Eva Keller-Németh ist Mutter von zwei erwachsenen Töchtern, von denen die ältere vor 10 Jahren an
Schizophrenie erkrankte. Seither aktiv in der Selbsthilfegruppe „Stiftung Melchior“ für Angehörige
Schizophreniekranker in Basel. Seit 2006 Präsidentin des Dachverbandes der Vereinigung der Angehörigen
schizophrenie-psychisch Kranker (VASK Schweiz). Besuchte zahlreiche Seminare und Kurse zum Thema
Schizophrenie und Umgang mit Betroffenen. Arbeitet im Universitätsspital Basel in der dermatologischen
Abteilung.
Dr. med. Samuel Pfeifer, Chefarzt der Klinik Sonnenhalde; Autor zahlreicher Artikel und mehrerer Bücher, die
in 10 Sprachen übersetzt wurden. Mitglied im Editorial Board der Zeitschriften „Mental Health, Religion &
Culture“ sowie „Psychotherapie und Seelsorge“. Internationale Vortragstätigkeit.
Riehener Seminar
ZWISCHEN WAHN UND WIRKLICHKEIT
28. Oktober 2008
Dr. Samuel Pfeifer
Was ist eigentlich ein Wahn?
Drei Beispiele zur Einleitung
Was ist eigentlich ein Wahn?
ƒ Herr A.: ist überzeugt, sein Schlaf werde
gestört durch Funkleitsystem des Flughafens.
Sobald die Geräte angeschaltet würden,
vernimmt er ein dumpfes Sirren des
„Luftlinienleitnetzes“ (10 km entfernt).
ƒ Frau B: hat den Eindruck, Nachbarn dringen in
ihrer Abwesenheit in die Wohnung ein. In die
Schuhsohlen wurde ein Gift geträufelt. Sie spürt
ein Brennen in den Fusssohlen – das ist der
Beweis.
ƒ Frau C: Der Friede im Nahen Osten braucht
einen neuen Impuls. Sie verspürt den Auftrag,
nach Israel zu reisen und mit führenden
Politikern zu sprechen.
Dr. Samuel Pfeifer, Klinik Sonnenhalde Riehen
Zwischen Wahn und Wirklichkeit
Wahnkriterien nach C. Scharfetter
ƒ Warum haben wir dieses Thema
gewählt?
ƒ Nicht jede ungewöhnliche
Wahrnehmung und Erfahrung ist mit
einer Schizophrenie gleichzusetzen
ƒ Breites Spektrum von Aberglaube,
Glaube, Wahn.
ƒ Breites Spektrum von
Betreuungskonzepten: Neurobiologie,
Soteria, Angehörigenbegleitung.
a) Wahn ist eine Privatwirklichkeit. Krankhaft darf
man das erst nennen, wenn es die
Lebensführung behindert (kulturelle und soziale
Relativität).
b) Wahn ist eine ganz persönlich gültige, starre
Überzeugung von der eigenen
Lebenswirklichkeit.
Wahn isoliert und entfremdet
Kulturell geprägte Wahninhalte
d) Wahn ist eine private
Wirklichkeitsüberzeugung.
ƒ Folgende Themen sind am stärksten
kulturell geprägt:
ƒ Schuld
ƒ Liebe / Sex
Nach einer Studie, die
Wahninhalte in Soeul,
ƒ Religion
Shanghai und Taipeh
verglich (Kim 2001).
ƒ Schädigung
ƒ Wirtschaft
ƒ Technologie
ƒ Politik
– An der besonderen eigenen Überzeugung wird
festgehalten, auch wenn der Wahn im Widerspruch zur
mitmenschlich-kommunikablen Wirklichkeit, zur eigenen
Vorerfahrung und zur Erfahrung gesunder Mitmenschen
steht.
– „Wahn ist eine Störung der Mitweltlichkeit des
Menschen.“
e) Wahn ist eine Überzeugung, die isoliert und
entfremdet.
f) Im Wahn dreht sich die Welt um die einzelne
Person.
– „Es geht immer um mich.“
– Die grosse Welt hat plötzlich einen ganz eigenen, sehr
persönlichen Bezug zum Betroffenen.
– „Wahn ist ein Wissen, kein vertrauendes Glauben.“
c) Wahn ist eine lebensbestimmende Wirklichkeit
– er beeinflusst das Erleben und Verhalten
eines Menschen.
Download der Powerpoint-Präsentation:
www.seminare-ps.net
Riehener Seminar
ZWISCHEN WAHN UND WIRKLICHKEIT
28. Oktober 2008
Dr. Samuel Pfeifer
Was ist eigentlich ein Wahn?
Kriterien des Wahns
Glaube vs. Wahn
a) Unkorrigierbarkeit der objektiv befremdlichen
Überzeugung
b) Überzeugung bedarf keinerlei Beweises
c) Krankhafter Ich-Bezug
Glaube
Wahn
Gruppenverankerung
Gemeinschaft
Singularität
Vereinsamung, fehlende
Kommunikation
Unkorrigierbarkeit
Vertrauensverlust
Inhalt oft bedrohlich
Weitere psychopathologische Auffällig-keiten.
ƒ Wahn-Formen
– Wahnidee (-einfall, -vorstellung): keine gestörten
Wahrnehmungen!
– Wahnwahrnehmung: wahnhafte Interpretation von
Wahrnehmungen
– Wahnerinnerung: nachträglicher Einbau von Erinnerungen
in Wahnsystem durch Uminterpretation
Zulassen von Zweifel
Vertrauen
Inhalt oft transzendent
Psychopathologisch
unauffällig
Nach Haenel 1983
Aberglaube, Glaube, Wahn
Psychodynamik des Wahns
ƒ Aberglaube ist die Vorstellung, durch
gewisse Einstellungen und Handlungen
Unheil abzuwenden oder umgekehrt Heil
herbeiführen zu können. Zentraler
Mechanismus ist die Projektion, die
keine klare Trennung zwischen der
eigenen Person und der (belebten oder
unbelebten) Umwelt vornimmt.
ƒ Ein Wahn ist immer „funktional-final“
ƒ Der Wahn hat eine Funktion –
Instrument der Selbstrettung
ƒ Der Wahn hat einen Zweck – er gibt
Bedeutung und Sinn
Ein Modell
WER?
Wahrnehmung
WARUM?
STIMME
Jemand, der mir
schaden will?
Halluzination:
“Du bist Dreck.
Bring Dich um!”
Was habe ich falsch
gemacht?
Interpretation
KULTUR
Dazu kommen die Kriterien nach Jaspers
- Überzeugung
- Unkorrigierbarkeit
„Das Verhalten Schizophrener ist nie
schlechthin verrückt oder unsinnig,
sondern es hat einen Sinn, eine
Aufgabe. Diesen Sinn – die
Funktion, die das Verhalten für die
Patienten hat – müssen wir
herauszufinden versuchen, wenn
wir vor der Frage stehen, wie wir
diesen Menschen am besten
helfen“
- krankhafter Ich-Bezug
(Scharfetter, 1981, S.55).
Download der Powerpoint-Präsentation:
www.seminare-ps.net
Riehener Seminar
ZWISCHEN WAHN UND WIRKLICHKEIT
28. Oktober 2008
Dr. U. Gschwandtner
Schizophrenie früh erkennen.
Symptome und Behandlung.
Übersicht
1. Theoretischer Hintergrund
- Warum Früherkennung?
- Probleme der Früherkennung
- Wie Früherkennung?
Schizophrenie früh erkennen Symptome und
Behandlungsmöglichkeiten
Erkenntnisse aus dem Fepsy-Projekt
2. Eigene FEPSY-Studie
- Hypothese und Design
- Erste Ergebnisse
Dr. med. Dipl. Phil. U. Gschwandtner
Konsequenzen einer verzögerten Behandlung
Warum Früherkennung und -behandlung?
- Verzögerte und unvollständige Besserung der Symptomatik
Johnstone et al. 86; Loebel et al. 92; Birchwood + McMillan 93; McGorry et al. 96; Haas et al. 98;
Drake et al. 00; Larsen et al. 00; Malla et al. 02; Harrigan et al. 03
- Kognitive Verschlechterung
Cosway et al. 00; Amminger et al. 02
- Schlechtere Prognose
Verzögerung der Diagnose und Therapie
Huber et al. 79; Wyatt 91
- Höhere Neuroleptikadosis
McGorry et al. 96
Fatale Konsequenzen der Erkrankung schon in
den „präklinischen“ Frühstadien
- Geringere Compliance
Stirling et al. 91
- Höhere Rehospitalisierungsrate
Helgasson 90
- Höhere Behandlungskosten
Frühbehandlung kann den Krankheitsverlauf
verbessern
Moscarelli 94; McGorry + Edwards 97
- Erhöhtes Risiko für Depression, Suizid, Alkohol, Drogen,
Delinquenz
- Stärkere Beeinträchtigung der psychologischen und sozialen
Entwicklung sowie der Lebensqualität
Riecher et al. 89; Häfner et al. 93, 98; Browne et al. 00
Mögliche Zugangsebenen zur Früherkennung Risikofaktoren und Indikatoren für die Entwicklung einer
Psychose
FEPSY-Projekt: Ablaufschema
Patienten mit Verdacht auf Psychose
- Symptomatik
(Poliklinik- oder externe Zuweisung)
- Andere „Indikatoren“ der beginnennden Erkrankung
PUP: FEPSY-Sprechstunde
(inkl. Bewältigungsverhalten und sozialer Knick)
- Risikofaktoren (inkl. genetische Belastung, perinatale Komplikationen etc.)
Screening
- Neuropsychologie
Störungen von Aufmerksamkeit, (verbalem) Gedächtnis,
Abstraktionsvermögen, exekutiven Funktionen (Tests: CPT, WCST, CVLT,
TAP etc.)
- Neurophysiologie
Neuromotorische Auffälligkeiten ("soft signs", Feinmotorik), EEG (langsame
Wellen), visumotorische Störungen (z.B. langsame Augenfolgebewegungen),
P300 (erhöhte Latenz und reduzierte Amplitude), Prepulse inhibition
Kein
Psychoserisiko
oder chronische
Psychose
Rücküberweisung
mit Bericht
Risikopatienten
Symptomatik, psychiatrische Anamnese
Neuropsychologie - Neurophysiologie Neuroradiologie
- Neuroradiologie
Erweiterung der Seitenventrikel, Hypofrontalität, reduzierte Grösse von
Amygdalae, Hippokampus und Thalamus
Ersterkrankte
Follow-up
Rücküberweisung und evtl.
Frühinterventionsprogramm
Riehener Seminar
ZWISCHEN WAHN UND WIRKLICHKEIT
28. Oktober 2008
Dr. U. Gschwandtner
Schizophrenie früh erkennen.
Symptome und Behandlung.
FEPSY 3-Jahres-Studiensample*
Gescreente Individuen
n = 206
Erste psychotische
Episode
n = 76
Risikopatienten
n = 98
Keine Teilnahme
n = 40
Erste psychotische
Episode, eingeschlossen
n = 36
Patienten ohne
Psychoserisiko, andere
Diagnosen
n = 32
Risikopatienten,
eingeschlossen
n = 58
Drop-out während
Follow-up
n=8
Follow-up
n = 50
*Einschluss 1.3.2000 - 28.2.2003
Follow-Up until 28.02.2005
23
Areas of reduced grey matter volume in
individuals with an ARMS who developed psychosis (ARMS-T) relative to healthy controls
Figure1: Pathological slowing and epileptiform activity
χ2df=10 = 6.2; p = .80 Multiple responses possible
Borgwardt et al., Br J Psych (2007), 191, S69-75
09/08
19. Riehener Seminar am 28. Oktober 2008:
Zwischen Wahn und Wirklichkeit – Krankheiten und Ängste in einer komplexen Umwelt
Dr. Dr. Walter von Lucadou
Parapsychologische Phänomene im Grenzbereich zwischen
Wahn und Realität
Abstract:
Die Parapsychologische Beratungsstelle in Freiburg, ist die bislang einzig offiziell
anerkannte Beratungsstelle in Deutschland, die Menschen berät, die im Alltag von
ungewöhnlichen Erlebnissen überrascht werden. Sie wird vom Land BadenWürttemberg gefördert. Ungewöhnliche Erlebnisse werden in der Öffentlichkeit und
auch von den Betroffenen häufig als "paranormal" oder "übersinnlich" bezeichnet.
Der vermeintliche Einbruch des Übernatürlichen in die Alltagswelt führt häufig zu
Angstreaktionen und kognitiven Dissonanzen. Diese werden von den Betroffenen auf
die unterschiedlichste Art und Weise reduziert. Es spricht viel dafür, dass die Mehrzahl
der Personen, ungewöhnliche Erfahrungen sofort verdrängen. Wenn Menschen diese
unbewusste Verdrängungsleistung nicht zur Verfügung steht, wird ein bewusster
kognitiver Prozess angeregt, der zur Externalisierung des Erlebten führt.
Externalisierung heißt, dass als Ursache nicht psychologische, sondern äußere
physikalische Prozesse angenommen werden. Diese bestehen im Wesentlichen aus 10
verschiedenen Strategien, wobei die Hälfte der Strategien darin besteht, das Erlebnis
"wegzuerklären". Dazu gehört z.B. das Erlebnis als Zufall oder Täuschung abzutun.
Dem diametral entgegengerichtet sind Erklärungsbilder, die die Vorstellung von
Geistwesen, Verstorbenen oder transzendenten Kräften beinhalten. Die Unterschiede
dieser beiden Zugangsweisen werden anhand von Fallbeispielen erläutert und
miteinander verglichen.
Es stellt sich heraus, dass die sog. "irrationalen Vorstellungen" wie Gespenster, Geister
und Dämonen, obwohl sie nicht zum Bestand der naturwissenschaftlichen Weltsicht
gehören, nach wie vor eine große Popularität besitzen und offenbar viel weniger
pathogen sind, als angenommen wird. Die Wegerklärungen hingegen erlauben den
Betroffenen im Allgemeinen nicht, sich in aktiver Weise mit ihren Erlebnissen
auseinanderzusetzen. Das bedeutet nicht, dass die traditionellen Vorstellungen von
Geistern unproblematisch wären.
In der Praxis hat es sich bewährt, die Beschreibungswelten der Betroffenen positiv in
die angebotenen Verarbeitungsstrukturen einzubinden, ohne dabei den sachlichen
Bezug zu verlieren. In der Beratungsstelle wurde ein Konzept entwickelt, bei dem die
neuesten wissenschaftlichen Forschungsergebnisse der Kognitionswissenschaften
berücksichtigt werden und in die Sprache der Betroffenen übersetzt werden. Auf diese
Art und Weise können Handlungsanweisungen gegeben werden, die die Betroffenen in
die Lage versetzen ihre Erlebnisse nicht zu negieren, sondern sie positiv in ihre
Lebensbezüge einzubinden.
Besondere Berücksichtigung wird auch die Frage finden, welches die psychologischen
Voraussetzungen für ungewöhnliche Erfahrungen sind und anhand welcher Kriterien
man beurteilen kann, welche Erfahrungen genuin und welche eher Resultate von
Erzählstrukturen sind. Es werden ferner Kriterien entwickelt, die es erlauben
entsprechende Angebote des Esoterik- oder Psychomarktes in Bezug auf ihren Nutzen
und ihre Risiken einzuschätzen und anzugeben welche Irritationen oder gar Störungen
durch einen unkritischen Umgang entstehen können. In diesem Zusammenhang ist die
phänomenologische und differentialdiagnostische Unterscheidung zwischen
psychotischen Störungen und spontanen paranormalen Erlebnissen von großer
Bedeutung.
Die Methodik und der Forschungsstand der wissenschaftlichen Parapsychologie
werden zusammenfassend dargestellt. Es wird gezeigt, wie es heute trotz der
ungeheuren Komplexität dieses "scheinbar unerklärlichen Residuums menschlicher
Erfahrung" möglich geworden ist, theoriengeleitete Untersuchungen durchzuführen, die
gleichzeitig den (sozial-)psychologischen und naturwissenschaftlichen Aspekten der
Phänomene gerecht werden. Obwohl sich einige der Ergebnisse zunächst nur auf
höchst artifizielle Laborsituationen beziehen, können dennoch theoretische Konzepte
abgeleitet werden, die auch in realen Lebenssituationen einen Erklärungswert haben.
Allerdings regen sich aufgrund dieser Entwicklung zunehmend Zweifel an den
verbreiteten Vorstellungen über die Natur "paranormaler" Phänomene: "Psychokinese"
muss danach eher als eine "psycho-physikalische Verschränkung" (Verschränkungskorrelation) denn als eine "Einwirkung" angesehen werden, "Telepathie" eher als
"Synchronizität" denn als Informationsübertragung. Gleichzeitig ergibt sich, dass die
Phänomene weit weniger "para"-normal sind, als es den Anschein hat. Die diskutierten
theoretische Modelle können auf konkrete Beispiele angewendet werden und dienen
nicht nur zum Verständnis der ungewöhnlichen Erlebnisse sondern liefern auch
Ansätze, wie mit solchen Erfahrungen (therapeutisch) umgegangen werden kann.
Literaturempfehlungen
Bauer, E. & Lucadou, W. v. (1992): »Parapsychologie«, in: Asanger, R. & Wenninger, H. (Hrsg.):
Handwörterbuch der Psychologie. München: Psychologie Verlags Union 1999 (Studienausgabe der 4.
Aufl. 1992, S. 517-524).
Lucadou, W.v. (1994): "Psychische Störungen durch Psychokulte", in: TW Neurologie Psychiatrie 8, 380387.
Lucadou, W. v. (1997): Psi-Phänomene - Neue Ergebnisse der Psychokineseforschung. Frankfurt, Insel
Taschenbuch 1997.
Lucadou, W. v. (2003): "Beratung bei paranormalen Erlebnissen", in: Galuska (Hrg.): Den Horizont
erweitern. Berlin: Ulrich Leutner Verlag, S. 204-230.
Lucadou, W. v., Zahradnik , F. (2005): "Die verschwiegene Erfahrung - ungewöhnliche Erlebnisse in der
transpersonalen Psychologie". Zeitschrift für transpersonale Psychologie, 2, 78 - 89.
Zahradnik, F. (2007): Irritation der Wirklichkeit. Eine qualitative und quantitative Analyse der
Briefsammlung der parapsychologischen Beratungsstelle in Freiburg. Hamburg: LIT 2007 (Psychologie
des Bewusstseins 8).
Lucadou, W. v., Römer, H., Walach, H. (2007): Synchronistic Phenomena as Entanglement Correlations
in Generalized Quantum Theory. Journal of Consciousness Studies, 14, No.4, pp. 50-74.
Riehener Seminar 28. Oktober 2008: ZWISCHEN WAHN UND WIRKLICHKEIT
WORKSHOP W01
Dr. phil. Martin Röösli
Befindlichkeitsstörungen bei elektromagnetischen Felder - was ist dran?
Wie kann man Betroffene beraten?
Der Artikel auf den folgenden Seiten zeigt einige grundsätzliche Ansätze der Forschungs- und
Beratungstätigkeit von Dr. Martin Röösli. Zusätzlich hat er uns zwei Artikel zur Verfügung gestellt, die wegen ihres Umfangs aber nur als Download zur Verfügung stehen.
Der Link: www.seminare-ps.net/rs08
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elektrosmog
Was mache ich mit "Elektrosmog-Patientinnen"
in der Hausarzt-Praxis?
Martin Röösli, Institut für Sozial- und Präventivmedizin, Universität Bern
Bernhard Aufdereggen, Gruppenpraxis Hannig, Visp
HausärztInnen sind in ihrer Sprechstunde mit PatientInnen konfrontiert, die ihre Beschwerden auf den
Einfluss von elektromagnetischen Feldern (EMF) und auf Mobiltelefone und/oder Basisstationen zurückführen. Das Krankheitsbild der Elektrosensibilität ist bisher wissenschaftlich nicht klar definiert. Es gilt
daher in der Praxis den betroffenen Menschen mit Einfühlungsvermögen, einer fundierten Abklärung und
praktisch umsetzbaren Ratschlägen beizustehen.
Sind EMF als potentielle Krankheits­
ursache in Betracht zu ziehen?
Eine repräsentative Bevölkerungsbefragung von 2000
Personen aus der Schweiz im Jahr 2004 ergab, dass
sich rund die Hälfte der Bevölkerung Sorgen um die
eigene Gesundheit wegen der alltäglichen Exposition
gegenüber elektromagnetischen Feldern (EMF) macht.
Ungefähr fünf Prozent erachten sich aufgrund eigener
gesundheitlicher Erfahrungen als elektromagnetisch
hypersensibel.1 Das lässt erwarten, dass potentielle
Gesundheitsrisiken durch EMF ein Thema in der Hausarztpraxis ist. Eine Erhebung bei 342 repräsentativ
ausgewählten HausärztInnen zeigte, dass bei rund 70
Prozent mindestens einmal gesundheitliche Wirkungen
von elektromagnetischen Feldern bei einer Konsultation
zur Sprache gekommen sind.2 Typischerweise wird bei
unspezifischen, chronischen Gesundheitsbeschwerden
EMF als Ursache in Betracht gezogen. Dabei wird der
Zusammenhang zu EMF in den meisten Fällen vom
Patient bzw. der Patientin hergestellt. Die Ärzteschaft
beurteilte den Zusammenhang jedoch in rund der Hälfte der Fälle als plausibel. Dieser Anteil ist erstaunlich
hoch im Vergleich zu wissenschaftlichen Kausalitätsbe­
wertungen, die typischerweise zum Schluss kommen,
dass Befindensbeeinträchtigungen für Felder, wie sie
im Alltag vorkommen, nicht nachgewiesen seien (z.B.
Analyse von 26 ExpertInnenberichten zu Gesundheit
und Mobilfunkstrahlung durch das 'National Radiological
Protection Board'3). Im Gegensatz dazu wurde in epidemiologischen Studien ein erhöhtes Leukämierisiko bei
Kindern, die in der Nähe von Hochspannungsleitungen
wohnen, relativ konsistent nachgewiesen.
Hier zeigt sich ein typisches Dilemma für die HausärztInnen. Die wissenschaftliche Kausalitätsbeurteilung ist
bevölkerungsbasiert und beruht auf epidemiologischen
und experimentellen Studien. Aus statistischen Korrelationen wird erst auf eine Kausalität geschlossen,
wenn andere Faktoren mit an Sicherheit grenzender
Oekoskop 2/07
Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden können.
Das ist ein lang andauernder Prozess der Hypothesenprüfung und damit einhergehender Unsicherheit. Im
Gegensatz dazu hat der Hausarzt bzw. die Hausärztin bei
der Betreuung von PatientInnen eine einzelfallbasierte
Sichtweise. Dabei steht nicht die Kausalitätsprüfung
im Vordergrund – diese ist im Einzelfall prinzipiell nicht
möglich – sondern die Suche nach einer geeigneten
hilfreichen Massnahme. Gerade bei chronischen,
multifaktoriell bedingten Beschwerden wie sie sich in
der Hausarztpraxis häufig präsentieren, ist jedoch die
Ursache oft unklar und eine Vielzahl von möglichen
Verursachern steht zur Diskussion. Die Praxiserfahrung
zeigt, dass Individuen sehr unterschiedlich auf Umweltreize reagieren können. Die Frage, ob auch EMF als
potentielle Krankheitsursache in Betracht zu ziehen ist
und wie damit umzugehen ist, stellt eine besondere
Herausforderung dar, angesichts der wissenschaft­
lichen Unsicherheiten in diesem Gebiet.
Eine besondere Herausforderung
elektrosmog
Kann Elektrosensibilität diagnostiziert
werden?
Eine Überempfindlichkeit gegenüber EMF wird im
deutschen Sprachraum typischerweise als Elektrosensibilität bezeichnet. Konziser ist jedoch die Bezeichnung
die sich im Englischen etabliert hat: "electromagnetic hypersensitivity". Mit naturwissenschaftlich-medizinischen
Methoden konnte bisher nicht nachgewiesen werden,
ob es tatsächlich Personen gibt, die (über-)empfindlich
auf EMF-Belastungen wie sie im Alltag vorkommen
reagieren. Objektive diagnostische Kriterien für eine
Diagnose "elektromagnetische Hypersensibilität" gibt es
nicht.4 Elektromagnetische Hypersensibilität ist deshalb
zur Zeit eine Selbstdiagnose auf der Basis von eigenen
Erfahrungen. Interessant ist in diesem Zusammenhang
die Tatsache, dass die Mehrheit der elektromagnetisch
hypersensiblen Personen berichten, dass sie EMF im
Alltag unmittelbar wahrnehmen können.5
Dies steht im Gegensatz zu den Resultaten von einer
Vielzahl von sogenannten Provokationsstudien. Dabei
werden Studienteilnehmende doppelblind EMF ausgesetzt und sie müssen angeben, ob sie nun exponiert sind
oder nicht. Rubin und Kollegen werteten 31 publizierte
Provokationsstudien aus und kamen auf der Basis von
insgesamt 725 Personen zum Schluss, dass "keine
Evidenz bestehe, dass elektromagnetisch hypersensible
Personen eine verbesserte Wahrnehmungsfähigkeit für
EMF besitzen".6 Das lässt vermuten, dass bei einem
Grossteil der elektromagnetisch Hypersensiblen die
Wahrnehmungsfähigkeit primär in der Erwartungshaltung begründet ist und Nocebo-Effekte eine Rolle
spielen können. Der Nocebo-Effekt ist das Gegenstück
zum Placebo-Effekt und bedeutet, dass Auftreten
von nachteiligen gesundheitlichen Auswirkungen auf
Grund der Erwartungshaltung – also wegen Sorgen
und Ängsten.
Das schliesst aber nicht zwingend aus, dass EMF im
Alltag dennoch gesundheitsschädigend sein kann. Typischerweise können nämlich Gesundheitsschädigungen
auf individueller Ebene gar nicht wahrgenommen werden
(z.B. Röntgenstrahlung). Die Wahrnehmungsfähigkeit ist
also keine unbedingt nötige Voraussetzung für die Schädlichkeit eines Agens. Zudem ist denkbar, dass es dennoch
"richtige" elektromagnetisch hypersensible Personen gibt,
die aber bisher nicht untersucht worden sind.
Expositionsvermindernde Massnahmen
Wird bei einer Beschwerde EMF als Krankheitsursache in Betracht gezogen, sind expositionsvermindernde
Massnahmen am naheliegendsten. Dabei empfiehlt
sich ein experimentelles Vorgehen mit einfach zu rea-
lisierenden Massnahmen. Je nach Situation könnte
der Verzicht auf Mobiltelefone oder Schnurlostelefone
angezeigt sein, oder die temporäre Umstellungen der
Wohneinrichtung, insbesondere in Bezug auf Orte an
denen man sich längere Zeit aufhält wie das Bett. Um
abzuklären, ob sich der Gesundheitszustand verbessert,
sind solche Massnahmen während mindestens vier
Wochen durchzuführen mit gleichzeitiger Protokollierung der Beschwerden/Symptome. Baubiologische
Sanierungen/Abschirmungen mit Kostenfolgen sollten
nur zurückhaltend empfohlen werden, wenn aufgrund
der experimentellen Massnahmen die Wirksamkeit
als gegeben erachtet wird. Obwohl Betroffene häufig
berichten, dass expositionsvermindernde Massnahmen
hilfreich seien, sind auch Nebenwirkungen zu bedenken. Langfristig wird damit nämlich die Sichtweise der
PatientInnen bestätigt, dass ihre Beschwerden durch
EMF verursacht seien, obwohl dies nicht notgedrungen
zutreffend sein muss. Konsequenz ist, dass angesichts
der Ubiquität von EMF im Alltag, die angestrebte Expositionsvermeidung de facto nicht vollständig möglich sein wird und eine erhebliche Einschränkung der
Lebensqualität in Kauf genommen werden muss. Auf
diesem Hintergrund wurde auch schon die gegenteilige
Massnahme erfolgreich angewendet. Nämlich die vorsätzliche Exposition gegenüber EMF im Rahmen einer
kognitiven Verhaltenstherapie.7 Eine solche Massnahme
stösst jedoch bei Betroffenen häufig auf Ablehnung.
Möglicherweise wird der Hausarzt oder die Hausärztin
auch mit Massnahmen aus der esoterischen Richtung
konfrontiert. Solche Massnahmen wie beispielsweise
das Aufstellen von Rosenquarz oder geometrischen
Formen verändern die messbare Strahlenbelastung nicht.
Dennoch werden sie im Einzelfall von Betroffenen als
hilfreich eingeschätzt. Wie man sich als HausärztIn zu
solchen Massnahmen stellt, ist von ethischen Überlegungen abhängig.
Messungen
Häufig wünschen Betroffene zur genaueren Abklärung
EMF-Messungen. Solche Messungen durch eine Fachperson sind relativ teuer. Es lohnt sich daher, sich zuerst
Klarheit zu schaffen, welcher Nutzen erwartet wird. In
den meisten Fällen ist nämlich schon vor der Messung
absehbar, dass die gemessenen Werte deutlich unterhalb
der Grenzwerte sein werden. In diesem Fall sind aber
Messungen nur sinnvoll, wenn sie vom Patienten oder
der Patientin als differentialdiagnostisches Kriterium
akzeptiert werden. In den meisten Fällen dürfte dies
jedoch nicht der Fall sein, sondern die Messungen
werden als Beweis gewertet, dass "EMF-Beschwerden"
deutlich unterhalb der Grenzwerte auftreten können.
Dies bringt aber keine zusätzliche Hilfestellung beim
Oe 1/98
Oekoskop
2/07
elektrosmog
Finden von geeigneten Massnahmen. Angezeigt können
Messungen hingegen sein, wenn die Beschwerden ein
klares Muster zeigen und immer zu bestimmten Zeiten
oder an bestimmten Orten auftreten. Nachzuprüfen, ob
das Auftreten mit der elektromagnetischen Feldstärke
korreliert, kann in diesem Fall hilfreich sein. Jedoch ist
zu beachten, dass aus einer Korrelation alleine nicht eine
ursächliche Beziehung bewiesen werden kann.
Kommunikation mit "Elektrosmog­
PatientInnen"
In der Kommunikation mit elektrosensiblen Personen
fällt auf, dass typischerweise eine grosse Überzeugung
besteht, dass die Beschwerden durch EMF ausgelöst
sind. Alternative Erklärungen stossen häufig auf Ablehnung und insbesondere psychologisch begründete
Ansätze werden nicht akzeptiert. Häufig besteht auch
ein grosses Ohnmachtgefühl aufgrund der ubiquitären
Verbreitung von EMF. In diesem Fall ist vom Hausarzt oder
der Hausärztin Fingerspitzengefühl in der Kommunikation
erforderlich. Häufig ist es nötig falschen Vorstellungen,
die durch die Nicht-Wahrnehmbarkeit von EMF zustande
kommen, entgegen zu wirken. So kann unter Umständen
der Vergleich mit Lärm/Schall sehr hilfreich sein. Obwohl
starker Lärm erwiesenermassen gesundheitsschädigend
ist, bedeutet das nicht, dass jeder messbare Schall ein
Risiko für die Gesundheit darstellt. Analog verhält es
sich bei EMF - wobei zur Zeit die Höhe der Schwelle
für Gesundheitsschädigung noch mit Unsicherheiten
behaftet ist. Alternative Erklärungsmöglichkeiten für die
aufgetretene Krankheit oder Beschwerde sind zusammen mit den PatientInnen zu prüfen. Unter Umständen
empfiehlt es sich, den internistischen Status genauer zu
erheben, ergänzt durch entsprechende Analysen von Blut
und Urin zur differentialdiagnostischen Klärung. Kommt
man zum Schluss, dass EMF als Ursache auszuschliessen
ist, kann es für die PatientInnen erleichternd sein, wenn
dies klar kommuniziert wird. Andernfalls sind mögliche
Massnahmen zu evaluieren.
Oekoskop 2/07
Schlussfolgerung
Ob es Personen gibt, bei denen alltägliche EMF-Expositionen Beschwerden auslösen können, kann zurzeit
wissenschaftlich nicht abschliessend beantwortet
werden. Der Hinweis, dass die Ursache-Wirkungsbeziehung noch ungenügend erforscht sei, wird in der
Hausarztpraxis nicht hilfreich sein. Gefragt ist in erster
Linie eine systematische Anamnese, die der komplexen
Natur des Phänomens "elektromagnetische Hypersensibilität" Rechnung trägt, und auch andere mögliche
Krankheitsursachen mitberücksichtigt.
Dr. Martin Röösli, Institut für Sozial- und Präventivmedi­zin, Finkenhubelweg 11, 3012 Bern,
[email protected]
Dr. med. Bernhard Aufdereggen, Kantonsstrasse 14A,
3930 Visp, [email protected]
Bericht zum Workshop an der SGAM Tagung vom 11. November
2005, von den Autoren für dieses Oekoskop aktualisiert.
Referenzen
1. Schreier N, Huss A, Röösli M. The prevalence of symptoms
attributed to electromagnetic field exposure: a cross-sectional
representative survey in Switzerland. Social and Preventive
Medicine 2006; 51: 202–209.
2. Huss A, Röösli M. Consultations in primary care for symptoms
attributed to electromagnetic fields – a survey among general
practitioners. BMC Public Health 2006, 6:267
3. Sienkiewicz ZJ, Kowalczuk CI. A summary of recent reports
on mobile phones and health (2000-2004). Chilton (GB): National
Radiological Protection Board, 2005.
4. WHO. Fact sheet 296: Electromagnetic fields and public
health - Electromagnetic Hypersensitivity. Accessed 19th
Dec, 2005.
5. Röösli M, Moser M, Baldinini Y, Meier M, Braun-Fahrländer
C. Symptoms of ill health ascribed to electromagnetic field
exposure - a questionnaire survey. Int J Hyg Environ Health
2004;207(2):141-50.
6. Rubin GJ, Das Munshi J, Wessely S. Electromagnetic Hypersensitivity: A Systematic Review of Provocation Studies.
Psychosomatic Medicine 2005;67:224-32.
7. Rubin GJ, Das Munshi J, Wessely S. A systematic review
of treatments for electromagnetic hypersensitivity. Psychother
Psychosom 2006;75(1):12-8.
Riehener Seminar
ZWISCHEN WAHN UND WIRKLICHKEIT
28. Oktober 2008
Matthias Mittrach
Wahnideen verstehen und
therapeutisch bearbeiten.
Wahn
Wahnideen verstehen und
therapeutisch verarbeiten
Workshop am 19. Riehener Seminar
Matthias Mittrach
Oberarzt Klinik Sonnenhalde
•
•
•
•
•
inhaltliche Denkstörung
Fehlbeurteilung der Realität
tritt erfahrungsunabhängig auf
unkorrigierbare Gewissheit
Es wird mit subjektiver Gewissheit daran
festgehalten, auch wenn er im Widerspruch zu
Erfahrungen der Mitmenschen sowie ihrem
kollektiven Glauben und Meinen steht
• Kein Bedürfnis nach Begründung dieser
Fehlbeurteilung
Vorkommen nach ICD 10
•
•
•
•
Paranoide Schiziophrenie (F20.0)
Anhaltende wahnhafte Störung (F22.0)
Induzierte wahnhafte Störung (F24)
Organische (schizophreniforme) Störung
(F06.2)
induzierter Wahn
• Übertragung wahnhafter Inhalte auf
psychisch Gesunde
• „infektiöses Irresein“, Ideler 1838
• „Contagio psychica“, Hofbauer, 1848
• Folie à communiquée, Baillarger, 1860
• Folie à deux („induziertes Irresein“)
• Folie à simultanée
• Folie transformée
• Folie induite
Formale Wahnmerkmale
Wahneinfall, Wahnidee, Wahngedanke
• Kleinste geistige Einheit des Wahns
• Plötzliches Einfallen von wahnhaften Meinungen
(=Wahneinfall) oder dauerhaftes wahnhaftes
Denken (=Wahnidee, Wahngedanken)
• Beispiel: Ein Patient ruft beim Essen plötzlich „Das
Essen ist vergiftet“ (Wahneinfall). „Ich bin Gottes
Sohn“ (Wahnidee)
• Wahngedanken können bis hin zum
systematisierten Wahn ausgebaut werden (in der
Wahnarbeit)
•
•
•
•
•
•
Wahngedanken
Wahneinfälle
Wahnwahrnehmung
Wahnstimmung
systematisierter Wahn
Wahndynamik
www.seminare-ps.net
Riehener Seminar
ZWISCHEN WAHN UND WIRKLICHKEIT
28. Oktober 2008
Matthias Mittrach
Wahnideen verstehen und
therapeutisch bearbeiten.
Beispiel:
Wahndynamik
• „Die Leute dort, die in meine Richtung
blicken, reden über mich, sie beschliessen
gerade, wie sie mich öffentlich blossstellen
können, das sehe ich an den
Handbewegungen.“ (=Wahnwahrnehmung,
die Interpretation der Wahrnehmung ist
durch wahnhafte Zusatzannahmen erweitert
und nicht aus dem Gesehenen als möglich
abzuleiten)
• Affektive Anteilnahme am Wahn
• Wahninhalte können mit affektiver und
psychomotorischer Anteilnahme (z. B.
Angst, Euphorie, Erregungszustände) und
ständig neuen Ideen vorgetragen werden,
aber auch ohne affektive Beteiligung und
monoton
• starke Dynamik: eher floride Psychose
• geringe Dynamik: abgeklungene
Produktivität
Wahnstimmung
• Emotionale Gespanntheit und Atmosphäre
des Betroffenseins im Vorfeld und Umfeld
eines Wahns
• Der Patient hat die Gewissheit, dass etwas
„passiert“
• immer starke affektive Beteiligung
(Unheimlichkeit, Verändertsein, Angst,
Bedrohung, auch Euphorie und Glück)
unterschiedliche Realitäten
Inhaltliche Wahnmerkmale
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Beziehungswahn (26,4 %)
Beeinträchtigungs- und Verfolgungswahn (50,6 %)
Eifersuchtswahn (3,3 %)
Liebeswahn
Schuldwahn (2,2 %)
Verarmungswahn (1,1 %)
hypochondrischer Wahn (4,4 %)
religiöser Wahn
nihilistischer Wahn
Grössenwahn (6,6 %)
Wahnthemen bei wahnhafter
Depression
• Nach Kurt Schneider (1950) treten
charakteristischerweise Wahnthemen auf,
die Bezug zu den drei Urängsten der
Menschen haben, nämlich Sorge um das
Seelenheil, die Gesundheit und den Besitz
www.seminare-ps.net
Riehener Seminar
ZWISCHEN WAHN UND WIRKLICHKEIT
28. Oktober 2008
Gauguin: „Vision in der Predigt“
Dr. Samuel Pfeifer
Schizophrenie und Religion
Glaube vs. Wahn
Glaube
Wahn
Gruppenverankerung
Singularität – pathologischer
Ichbezug.
Gemeinschaft
Vereinsamung, fehlende
Kommunikation
Dr. Samuel Pfeifer
Zulassen von Zweifel
Unkorrigierbarkeit
Schizophrenie und Religion.
Wie kann man Wahnideen und
echten Glauben voneinander
unterscheiden?
Vertrauen
Vertrauensverlust
Inhalt oft transzendent
Inhalt oft bedrohlich
Psychopathologisch
unauffällig
Weitere psychopathologische
Auffälligkeiten.
Nach Haenel 1983
Glaube vs. Wahn im Längsschnitt
Bestimmende Faktoren
ƒ “Im Falle des Wahnes wird man immer
eine Erstarrung und einen
Freiheitsverlust mit dem Bilde des
Defektes der Persönlichkeit finden.
ƒ Im Falles eines Glaubenserlebnisses
wird man aber eine lebendige, d.h.
variable, der Situation angepasste und
auch mehr Freiheit besitzende und in
sich vollkommenere Persönlichkeit
finden.“ (Lenz 1973)
ƒ Religiosität allein ist nicht der
ausschlaggebende Faktor für die Entwicklung
eines religiösen Wahns
ƒ In Manchester (Siddle et al. 2002): 68 % der
schizophrenen Patienten bezeichnen sich als
religiös, aber nur 23 % zeigten einen religiösen
Wahn (45 von 193 Patienten).
ƒ In Saudi-Arabien wenden 43 % der Patienten
religiöse Coping-Strategien bei Halluzinationen
an (Wahass & Kent 1997).
Nach Lenz 1973
Conviction, Preoccupation, Distress
ƒ Multidimensionales Phänomen
ƒ Graduelle Unterschiede zwischen normalen
Glaubensüberzeugungen und ausgeprägten
Wahnideen
ƒ Halluzinationen (spez. Stimmenhören) nicht nur
bei Schizophreniekranken (Romme & Escher)
Diagnostischer Algorithmus (Siddle 2002)
Glaube /Attribution wird fest geglaubt, kann bizarr sein, ist
vernünftigen Argumenten / Zweifeln nicht zugänglich
I
Weitere Symptome einer Psychose
I
Religiöser Inhalt (Gott, Teufel, Propheten, Geister, Engel)
I
Drei Dimensionen
ƒ Conviction - Überzeugung
ƒ Preoccupation – Beschäftigung, Eingenommen sein
ƒ Distress - Belastung
Die Ideen sind auch in der Subkultur (peer group) des
Patienten nicht akzeptabel.
I
Der Lebensstil / die Ziele deuten eher auf eine psychotische
Episode hin als auf eine bereichernde Lebenserfahrung.
Peters E, Day S, McKenna J, Orbach G. (1999) Delusional ideation in religious and psychotic populations. Br J Clin
Psychol. 38 ( Pt 1):83-96.
Download der Powerpoint-Präsentation:
www.seminare-ps.net
Riehener Seminar
ZWISCHEN WAHN UND WIRKLICHKEIT
28. Oktober 2008
Dr. Samuel Pfeifer
Schizophrenie und Religion
Wahnwahrnehmung und Interpretation
Religiosität II
ƒ Am Anfang des religiösen Wahns steht
praktisch immer eine
Wahnwahrnehmung (auditive, visuelle
oder somatische Halluzination)
ƒ Diese verlangt nach einer Interpretation:
ƒ WER steckt dahinter?
ƒ WARUM geschieht das mir (Kausalität)?
ƒ WELCHEN SINN macht die
Wahrnehmung?
ƒ WELCHEN ZWECK hat sie (Finalität)?
ƒ Religiöse Erziehung: nicht signifikant
Psychodynamik:
Vier Funktionen des rel. Wahns
– 12 Patienten (28 %) – keine religiöse Erziehung
– 14 Patienten (33 %) – regelmässiger Gottesdienstbesuch in
der Kindheit und Jugend
– 13 Patienten (30 %) – mässiger kirchlicher Einfluss
– 4 Patienten: k.A.
– 13 der 31 Patienten (41 %), die der Religion im Leben eine
grosse Bedeutung zuschrieben, hatten nach eigenen
Angaben auch eine religiöse Erziehung erhalten
ƒ Ich-syntone Religiosität:
– 23 der untersuchten Patienten (53.5%) zeigten neben dem
Wahn Anzeichen einer ich-syntonen Religiosität, die mit
der umgebenden Kultur der religiösen Gemeinschaft
übereinstimmte.
Bedeutung im Wahn
1. Interpretation (kognitive Einordnung)
der bedrohlichen Erlebnisse.
2. Integration in einen grösseren
Sinnzusammenhang (Begreifen der
Welt).
3. Entlastung von Schuld oder
inakzeptablen Strebungen durch
„Desegoifizierung“.
4. Wunscherfüllung / Bedeutung durch
das wahnhafte Erleben.
ƒ Die bisherige, gestörte Identität erscheint dem
Kranken so bedrückend, dass er sie durch eine
bedeutendere, unangreifbare ersetzen muss.
Er schreibt sich somit die Macht zum Lenken
anderer Menschen oder dem Kosmos zu oder
sieht sich als einen Heiligen, als Sohn Gottes
oder gar als Gott selbst.
ƒ Weltverbesserungs-, Heils- oder Heilandswahn:
Der Kranke möchte die in der
Untergangsstimmung gefürchtete Gefahr
bannen – für sich und für die Menschheit.
Drei grosse Bereiche
Therapeutisches Vorgehen
ƒ Explanation
ƒ RESPEKT: Den Patienten primär als leidendes
(Erklärung)
– Der Patient versucht seine ungewöhnlichen Erfahrungen
(mental, körperlich, auditiv, optisch) mit religiösen
Metaphern zu erklären.
ƒ Distortion
(Verzerrung)
– Der Patient verwendet Anteile seiner religiösen Kultur in
einer Art und Weise, die den Mustern seiner
Glaubensgruppe nicht entspricht.
ƒ Confusion
(Verwechslung)
– Der Beobachter (Psychiater, Pflegeperson, Verwandte)
mischen das pathologische Verhalten und das religiöse
Vokabular in das Konstrukt „Religiöser Wahn“, ohne
ausreichend zwischen Kultur und Störung, sowie
funktionalem Glauben und dysfunktionalem Denken und
Verhalten zu differenzieren.
– (nach B. Grom, S. 287 ff.)
Individuum wahrnehmen. Religion mag Teil seines
Lebens sein, aber sie ist eingebettet in seine gesamte
Existenz, die nun von der Krankheit überschattet ist.
ƒ KULTURELLE SENSIBILITÄT:
Seine religiösen Ideen sind Teil seines kulturellen
Hintergrundes und erfordern eine weitere Klärung:
– Drücken sie seine Ängste oder seine unerfüllten Wünsche in
archtypischer Manier aus?
– Sind sie Teil seiner Subkultur?
– Sind seine religiösen Überzeugungen funktional oder
dysfunktional?
– Gibt es Möglichkeiten, seine Angehörigen oder seine Kollegen
für die Klärung der religiösen Thematik hinzuzuziehen?
Download der Powerpoint-Präsentation:
www.seminare-ps.net
WS03 Workshop: Schizophrenie und Religion. Wie kann man Wahnideen und echten
Glauben voneinander unterscheiden? – Dr. Samuel Pfeifer
Fallbeispiele
Die folgenden Beispiele illustrieren unterschiedliche Zustandsbilder, in denen
ungewöhnliche Ideen mit religiösen Inhalten verbunden sind. Diskutieren Sie in
kleinen Gruppen die folgenden Fragen:
•
•
•
•
Fall 1
Was sind nur ungewöhnliche Ideen, was ist absolut bizarr und unmöglich?
Welche Rolle spielt die Bestätigung durch andere Menschen?
Woran erkennt man, dass eine Erfahrung nur ungewöhnlich, aber nicht
notwendigerweise krankhaft ist?
Welche Diagnosen würden sie in den einzelnen Fällen geben?
Vision und Marienkult (aus einem Bericht im Internet)
1933 erwählte sich die Selige Jungfrau Maria ein 11 Jahre altes Kind als
Ansprechpartner. Mariette Beco sitzt am Küchenfenster und schaut hinaus in die
Dunkelheit. Da sah sie plötzlich – nur wenige Meter von ihr entfernt – eine junge
Frau, die ganz aus Licht zu sein schien und sehr schön war. Da rief sie: „Sieh’ nur,
Mutter, es ist Unsere Liebe Frau, sie lächelt mir zu.“ Sofort nahm sie ihren
Rosenkranz und begann zu beten, immer auf die Erscheinung schauend. Die Mutter
lässt sie nicht hinaus und die Erscheinung verschwindet.
Wenige Tage später erfolgt die zweite Erscheinung: Trotz ihrer Angst vor der
Dunkelheit geht sie hinaus und beginnt, den Rosenkranz zu beten, kniend, im
Dunkeln. Plötzlich streckt sie ihre Arme aus und Unsere Liebe Jungfrau Maria
erscheint in einiger Entfernung, scheinbar über dem Wald. Sie sieht Unsere Liebe
Frau, die stumm zu beten scheint, mit sanft sich bewegenden Lippen. Dann
bedeutet Maria ihr zu folgen. Der Seligen Jungfrau gehorchend kniet Mariette
insgesamt drei Mal auf dieser Straße nieder und betet für einige Augenblicke. So
gelangen sie an einen kleinen Bach, der einer Quelle entspringt. Unsere Liebe Frau
steht oberhalb am Straßenrand und Mariette kniet sich neben die Quelle. Maria
sagt: „Streck’ Deine Hände in das Wasser.“ Vorsichtig taucht Mariette ihre Hände in
das Wasser. Dann sagt Unsere Liebe Frau: „Diese Quelle ist mir vorbehalten.“ Dann
verabschiedet sie sich von Mariette Beco mit folgenden Worten: „Gute Nacht! Auf
Wiedersehen.“ Während sie emporgehoben wurde, blieb ihr Gesicht dem Kind
zugewandt.
Noch an diesem Abend beschließt Mariettes Vater: „Morgen gehe ich beichten und
zur Heiligen Kommunion.“ Das ist die zweite Bekehrung.
Die Erscheinungen in Banneux erhielten 1949 die endgültige Anerkennung. Mariette
Beco heiratete später und gründete eine Familie und war zufrieden damit, nicht
weiter in den Vordergrund zu treten oder Vorteile aus den Erscheinungen zu ziehen.
Fall 2
Prophetische Begabung und Überaktivität
Die 47-jährige Telefonistin hatte seit vielen Jahren immer wieder einmal depressive
und überaktive Phasen. Vor zwei Jahren hat sie sich einer kleinen Gemeinschaft
angeschlossen, die enge Verbindungen zu einer Erweckungsbewegung in Florida
pflegt. Frau S. fühlt sich bestätigt und aufgewertet; an einer „Prophetenschule“
lernt sie wie man „Weissagungen“ macht. Sie wird zunehmend aktiv, braucht nur
noch vier Stunden Schlaf, kann ins Innerste von Menschen blicken und wirft
öffentlich anderen Mitgliedern der Gemeinschaft „Sünden“ vor, die ihr der Heilige
Geist gezeigt habe. – Sie führt eine intensive Korrespondenz mit einer „Prophetin“
in Guatemala, die sie zuerst bestätigt, später aber dringend bittet, zum Arzt zu
gehen.
Nach einer Konferenz fühlt sie sich „innerlich geheilt“ sowie „eine gewaltige
Berufung“. Jeden Morgen feiert sie ganz für sich allein das Abendmahl, weil sie „so
viel Kraft im Blut Jesu“ finde. Sie verliert ihre Stelle, entwickelt neben den
Erleuchtungen auch starke Ängste und Schwächezustände. Schliesslich bittet man
sie, die Gemeinde zu verlassen, weil sie sich nicht an Grenzen hält und jeden
Gottesdienst mit ihren Prophetien zu dominieren versucht.
Fall 3
Zwischen Allah und Satan
Ein 39-jähriger Ingenieur aus Marokko arbeitet in der Schweiz als Hilfskellner.
“Ich denke, dass ich einen mächtigen Magier in meinem Dorf beleidigt habe – nun
hat er mich verzaubert. Ständig höre ich die Stimme von Allah oder das Reden des
Sheitan. Mit Allah rede ich über Recht und Gerechtigkeit, aber al-Sheitan verspottet
Allah und sagt, dass der Koran nicht wahr ist. Ich habe schon einen Imam
aufgesucht. Er hat Koransprüche gesagt, um die bösen Dschinns (Geister) zu
vertreiben, aber es hat nicht geholfen. Die Stimmen sind ständig da, obwohl ich fünf
Mal im Tag bete. Ich habe keine Kraft für die Arbeit und habe alle meine Freunde
verloren.“
Fall 4
Verfolgung und störende Strahlen
Eine 67-jährige Frau erzählt: “Ich lebe in einem Wohnblock und bis vor einem
halben Jahr hatten wir es immer gut als Nachbarn. Ich gehe regelmässig in eine
Bibelstunde und trinke nach dem Heimkommen immer einen Tee. Vor einem halben
Jahr ist mir eine Tasse auf den Boden gefallen und zerbrochen. Am nächsten Tag
schaut mich die Nachbarin so eigenartig an. Ich habe dann gemerkt, dass sie
versucht meine Gedanken zu lesen und mir unten in der Wohnung auf Schritt und
Tritt folgt. Sie verfolgt mich wegen meines Glaubens. Sie will verhindern, dass ich
bete und christliche Musik höre.
Ich weiss nicht mehr, wo schlafen, weil sie mir störende Strahlen schickt. In der
Wohnung schleiche ich nur noch herum. Ich habe jetzt in einer Ecke der Wohnung
eine Matratze hingelegt, darunter ein Kupfergewebe. Aber ich wache trotzdem alle
zwei Stunden auf.“ – Die Patientin ist sonst ganz klar, lebt selbständig und macht
ihren eigenen Haushalt.
Hinweis: Diese Fallbeispiele wurden so weit als möglich verfremdet. Wesentliche
Details wurden bewusst weggelassen und verfälscht.
www.seminare-ps.net
Thema
DIE ZEITUNG
Soteria Bern: ein Schrittmacher
in der Schizophreniebehandlung
Holger Hoffmann a,
Sabine Leisinger b
a
Chefarzt Soteria Bern und Leiter
der Einheit für Versorgungsforschung an den Universitären
Psychiatrischen Diensten Bern
b
Leiterin Soteria Bern
Abbildung 1
Loren Mosher (links), Luc Ciompi und die beiden Autoren vor der Soteria Bern.
1
Soteria steht für griechisch
Geborgenheit.
Korrespondenz:
PD Dr. med. Holger Hoffmann
Chefarzt Soteria Bern
Bühlstrasse 19A
CH-3012 Bern
[email protected]
Einleitung
Soteria gilt in weiten Kreisen der Öffentlichkeit
und Fachöffentlichkeit als ein Symbol für eine
«menschlichere», zugewandte und therapeutisch
engagierte Psychiatrie. Standort ausserhalb der
Klinik, intensive Milieutherapie, niedrigdosierter Einsatz von Neuroleptika und Einbezug der
Angehörigen kennzeichnen das therapeutische
Angebot. Die Forschungsresultate aus den Vereinigten Staaten und der Schweiz haben gezeigt,
dass der therapeutische Ansatz von Soteria mindestens dieselbe Effektivität bei besserer Effizienz
gegenüber traditionellen stationären Behandlungen aufweisen kann. Soteria Bern hat auch
nach über 20jährigem Bestehen Schrittmacherfunktion. Dafür sind ihr kürzlich zwei Ehrungen
zuteil geworden.
Ehrung für Soteria-Gründer
Soteria Bern wurde 1984 von Luc Ciompi als therapeutische Wohngemeinschaft für die milieutherapeutische Behandlung von Psychosen gegründet. Er folgte damit dem Vorbild Loren Moshers,
der in den 70er Jahren in den USA das Soteria1Konzept als Alternative zu den «unruhigen und
unpersönlichen» traditionellen Grosskliniken
entwickelt hatte. Die in den US-Kliniken verabreichten Neuroleptikadosen waren exorbitant.
Moshers Ziel war es in seinem Pionierprojekt,
junge, akut an Schizophrenie erkrankte Menschen mittels kontinuierlicher Begleitung
(«being with») im reizarmen Milieu eines Wohnhauses möglichst ohne Einsatz von Neuroleptika
zu behandeln. Mehrere von ihm durchgeführte
Studien zeigten, dass dies möglich ist mit min-
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Editores Medicorum Helveticorum
1859
Thema
Thema
Abbildung 2
Das «Weiche Zimmer».
destens ebensoguten Ergebnissen wie in den
traditionellen Kliniken. Diese Befunde geben
bis heute Anlass zu kontroversen Diskussionen.
Stefan Priebe hat dies folgendermassen kommentiert: «Die blosse Existenz von Soteria hat über
viele Jahre die Diskussionen um die beste Form
der Psychosebehandlung in kontroverser, aber
insgesamt fruchtbarer Weise in Gang gehalten.»
Ciompis Soteria-Konzept unterschied sich
von Anfang an in einigen wesentlichen Punkten
vom radikaleren Ansatz Moshers. Für Ciompi
stand eine medikamentenfreie Behandlung nicht
im Zentrum. Vielmehr wollte er die in seinem
1982 erschienenen Buch «Affektlogik» formulierten Hypothesen in der alltäglichen Schizophreniebehandlung umsetzen und überprüfen. Zu
diesem Zwecke führte er das «Weiche Zimmer»
als eines der zentralen Behandlungsinstrumente
der Soteria ein. Am Kongress der «International
Society for the Psychotherapy of Schizophrenia
(ISPS)», der im Juni 2006 in Madrid stattfand,
ist Luc Ciompi mit ausdrücklichem Bezug auf
das therapeutische Konzept der Soteria Bern zum
«Lifetime
Honorary
Member» dieser Gesellschaft
Abbildung
2
Das «Weiche
Zimmer».
ernannt
worden
– eine hohe Ehre, die weltweit
immer nur 12 Forschern zur gleichen Zeit zukommt.
3 Siehe ausführlicher dazu:
Ciompi et al. (2001).
2
In der Soteria werden die
Patienten Bewohner genannt.
3
Siehe ausführlicher dazu:
Ciompi et al. (2001).
dass Konzept
die Bewohner/innen
einen auf SelbstwahrDas
von Soteria
2
nehmung
basierenden
und
Soteria
Bern und
bietet-einschätzung
acht Bewohnern/-innen
Platz,
individuell
angepassten
Umgang
hat
den Status
eines Spitals
und istmit
auf Medikader Spimentendeslernen.
Beruhigung,
Reizschutz
und
talliste
Kantons
Bern aufgeführt.
Der Träger
Helveticorum
Angstlinderung
inEditores
derMedicorum
akuten
Phase
– und damit
ist
die Interessengemeinschaft
Sozialpsychiatrie
auch der
Normalisierung
von Denken,
Fühlen
Bern.
Es werden
jüngere Menschen
aufgenomund Handeln
in der
Soteria Bern Krise
zu einem
men,
die sich –inwird
einer
psychotischen
aus
grossen
Teil durch Formenkreis
das spezifische
im
dem
schizophrenen
oderMilieu
im Rah«Weichen
Zimmer» und die
tragende
men
einer Adoleszentenoder
anderen1:1-BegleiEntwicktung («being
with») erreicht. Dank dieser belungskrise
befinden.
sonderen
Betreuung Milieu
und Umgebung
können
Das therapeutische
wird entscheidend
Medikamente
zurückhaltender
als vermittelnde
sonst üblich
durch
eine tragende,
Geborgenheit
eingesetzt
werden.Atmosphäre geprägt. Die Umund
reizgeschützte
Die Bewohner/innen
können mit
den Betreugebung,
die Mitbewohner/innen,
die Betreuer/inern/-innen
vereinbaren,
die
nen
und dieGesprächstermine
alltäglichen Tätigkeiten
im Hausaber nicht
einer Psychotherapie
halt
stellenden
dasCharakter
unmittelbare
therapeutische
im engeren
SinnAnforderungen
haben sollen. Sie
zudem
Milieu
dar. Die
deshaben
Alltags
und
je zwei
Bezugspersonen
im Team,
in der Regel
der
Gruppe
stärken den Bezug
zur Realität
und
eine Frau
und einen
Diese
nehmen rasch
sind
Übungsfeld,
umMann.
sich den
Herausforderunnachin Eintritt
mit den
Angehörigen
gen
der Zeit nach
der akuten
Krise zuKontakt
stellen.
auf und hinaus
laden sie
stattfindenden
Darüber
ist zu
dieregelmässig
tätige Gemeinschaft
in der
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ein.
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ein wichtiges
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sich auch
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ein Angehörigenabend
wieder
im Alltag
zurechtzufinden. statt.
Das Bewohner/innen
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weiterhin
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Die
möglichst
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Soteria Bern
gehend
in den
über
den
von
früher oder später
wieder in schwierige
LebensMedikamenten
einbezogen.
Ziel ist letztlich,
situationen oder sogar erneut in eine psychotische Krise geraten, ist erheblich. Deshalb legen
DIE ZEITUNG
DIE ZEITUNG
dass die Bewohner/innen einen auf Selbstwahr«Soteria Bern»:
nehmung und -einschätzung basierenden und
projet pionnier
dans
le traiteindividuell
angepassten
Umgang
mit Medikamenten lernen. Beruhigung, Reizschutz und
ment de la schizophrénie
Angstlinderung in der akuten Phase – und damit
auch
der Normalisierung
von et
Denken,
Fühlen
Pour nombre
de cercles officiels
professionnels,
und Handeln – wird in der Soteria Bern zu einem
le nom de Soteria est le symbole d’une approche
grossen Teil durch das spezifische Milieu im
thérapeutique
en psychiatrie
«plus 1:1-Begleihumaine».
«Weichen
Zimmer»
und die tragende
L’offre
thérapeutique
se
distingue
par
un lieu bede
tung («being with») erreicht. Dank dieser
sonderen
Betreuung und
können
soins extra-hospitalier,
uneUmgebung
thérapie intensive
Medikamente zurückhaltender als sonst üblich
connectée au milieu, des neuroleptiques à petites
eingesetzt werden.
doses
le recours aux proches.
Les den
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de
Die et
Bewohner/innen
können mit
Betreurecherches
effectuées
aux
Etats-Unis
et
en
Suisse
ern/-innen Gesprächstermine vereinbaren, die
aber
nicht den
Psychotherapie
ont montré
que Charakter
l’utilisation einer
thérapeutique
à Soteim engeren Sinn haben sollen. Sie haben zudem
ria a au moins la même efficacité que la meilleure
je zwei Bezugspersonen im Team, in der Regel
des efficacités
par traitement
hospitalier.
eine
Frau und obtenues
einen Mann.
Diese nehmen
rasch
Soteria
Bern
a
prouvé
son
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de
pionnier
depuis
nach Eintritt mit den Angehörigen Kontakt
auf
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son
Familiengesprächen ein. Einmal pro Monat finconcept thérapeutique Soteria Bern, la Société
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internationale
de psychothérapie
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verletzlichen
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(ISPS)
a
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que
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früher
oder
später wieder
in schwierige Lebens«Lifetime
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situationen oder sogar erneut in eine psychoSoteria Bern a été fondé en 1984 par Luc Ciompi en
tische Krise geraten, ist erheblich. Deshalb legen
tantgrosses
que communauté
thérapeutique
de milieu
wir
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pour
le
traitement
des
psychoses.
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a
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cela
Austritts der Bewohner/innen und der Zeit
dem
Aufenthalt.
DieMosher,
Bezugspersonen
für die
l’exemple
de Loren
qui dans sind
les années
Information Ärztezeitung
über die Rückfallrisiken
und suisses
eine
Schweizerische
|
Bulletin
des
médecins
soixante-dix a développé aux Etats-Unis le concept
ausführliche Besprechung vorbeugender MassSoteria en
tant qu’alternative
au modèle tradinahmen
verantwortlich.
Die Angehörigen
wertionnel
«angoissant
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den in die Rückfallprophylaxe miteinbezogen.
Weil
die tragende
Atmosphäre
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Soteria
nach
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Le but de
Mosher dans
projet
de
dem Austritt wegfällt, sind Medikamente in der
l’époque consistait à traiter de jeunes patients
Nachbehandlung als Schutz oft angezeigt.
atteints de schizophrénie aiguë au moyen d’un
3
accompagnement
continu
(«being with») dans un
Wie
wirkt Soteria?
Der
Behandlungserfolg
Soteria basiert
milieu
dépourvu de stimulivon
d’excitation,
commeauf
un
dem Zusammenwirken von psycho- und milieuappartement, et le plus possible sans recours aux
therapeutischen Einzelaspekten zum Faktor
neuroleptiques.
Le concept
Soteria
de Ciompi se
der
«nachhaltigen
emotionalen
Entspannung».
distingue
d’emblée
du
projet
plus
radical de
Die angstlösende Umgebung wirkt vorbeugend,
bessernd
undquelques
auch heilend.
der
Mosher par
points Besonders
importants.inPour
akuten Psychose ist eine verständig stützende,
Ciompi, le traitement sans aucun médicament
tolerante und entspannende Atmosphäre theran’est pas central.
Pour
cetSicherheit
usage-là, un
local appelé
peutisch
wirksam.
Die
vermittelnde
«Weiches
Zimmer»
est
l’un
des
principaux
éléGrundstimmung wird mit einer klaren, der ausufernden
psychotischen
Verwirrung
ments thérapeutiques
du projet
Soteria. Grenzen
setzenden Haltung verbunden. Grosse Wichtigkeit kommt der Reizabschirmung zu. Der sehr
weitgehende Schutz vor Aussenreizen, möglichste Vertrautheit und Normalität im Umgangsstil sowie transparente Kleinräumigkeit des
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Editores Medicorum Helveticorum
Editores Medicorum Helveticorum
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1861
1860
wir gr
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Die an
besser
akuten
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peutis
Grund
ufernd
setzen
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weitge
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stil s
| Bollettin
Thema
DIE ZEITUNG
therapeutischen Milieus vermitteln emotionale
Konstanz und Klarheit. Dadurch wird die psychotisch gestörte Informationsverarbeitung erleichtert. Dies ist der Grund, wieso unter Verwendung von weniger Neuroleptika der gleiche
Behandlungserfolg erzielt werden kann. «Soteria
wirkt neuroleptikaartig, freilich ohne die entsprechenden Nebenwirkungen» sagt Luc Ciompi
treffend.
Die Alltäglichkeit der Interaktion und Kommunikation in Soteria widerspiegelt die therapeutische und tätige Gemeinschaft und verdeutlicht
bisherige familiäre Muster. Verstärkt wird dies
durch die Tatsache, dass die Betreuer/innen ohne
Unterbruch 48 Stunden in der Soteria arbeiten
und in dieser Zeit gemeinsam mit den Bewohnern/-innen den Alltag bewältigen. Ihre Funktion ist mit der von älteren Geschwistern zu
vergleichen, jedoch können sie sich emotional
distanzieren und abgrenzen. Soteria eröffnet
durch ihre Familienähnlichkeit die Möglichkeit,
kompensatorisch Prozesse nachzuholen und zu
simulieren, wie sie auch in der Familie durchlaufen werden könnten.
Da emotionale Stimmungen und Haltungen
bekanntlich hochgradig ansteckend sind, vermag
jede Entspannung in einem Einzelsektor zudem
in zirkulärem Wechselspiel die Entwicklung
eines insgesamt bergenden und beruhigenden
Gesamtmilieus zu fördern, in welchem Vertrauen
und, auf dieser Grundlage, tiefe zwischenmenschliche Begegnungen möglich werden.
Soteria im Wandel der Zeit
Soteria Bern wurde in einer Zeit des Aufbruchs der
Sozialpsychiatrie gegründet, die sich eine Verlagerung des Behandlungsschwerpunktes von
der Klinik in die Gemeinde zum Ziel gesetzt
hat. Diese Rahmenbedingungen haben sich
seither deutlich gewandelt. Auch in den Kliniken hat Milieutherapie Einzug gefunden, die
Behandlung ist patientenzentrierter geworden,
die Neuroleptikadosen sind allgemein gesunken und mit den neuen atypischen Neuroleptika die Nebenwirkungen geringer. Das «Feindbild» gegenüber den Neuroleptika besteht nicht
mehr.
Diesem Wandel galt es Rechnung zu tragen.
Zudem haftet auch heute noch dem Namen
Soteria der Mythos der Medikamentenfreiheit
an und wird in allen Diskussionen zu diesem
Behandlungsprinzip weiter mitgeführt. Neuroleptika wurden in Soteria Bern von Beginn an
eingesetzt, anfangs noch zurückhaltender als
heute. Dafür war die Aufenthaltsdauer deutlich
zu lang. Auch wenn die täglichen Kosten denen
der Klinik entsprachen, war Soteria ökonomisch
betrachtet zu teuer. Zudem hatte sich Soteria
von einer Wohngemeinschaft für ersterkrankte
Schizophreniepatienten in Richtung einer Rehabilitationseinrichtung entwickelt. Beidem musste
Gegensteuer gegeben werden.
Soteria Bern behandelt heute wieder schwerpunktmässig Akutpatienten, entsprechend ist das
«Weiche Zimmer» praktisch dauernd belegt.
Rückfallprophylaxe und Nachbetreuung haben
in der Behandlung weiter an Bedeutung gewonnen. Die Nachfrage v.a. von seiten der Betroffenen und ihren Angehörigen ist weiter gestiegen,
damit auch die Auslastung. Die Aufenthaltsdauer liegt heute mit durchschnittlich 44 Tagen
unter der einer vergleichbaren Klinikstation
für ersterkrankte Schizophreniepatienten. Wirtschaftlich gesehen hat Soteria Bern noch nie so
erfolgreich gearbeitet wie in den letzten Jahren.
Dies bestätigt auch die Erfolgskontrolle der
Gesundheitsdirektion des Kantons Bern.
Soteria Bern hat also nicht starr an seinem
ursprünglichen Konzept festgehalten, sondern
einerseits auf die sich wandelnden Verhältnisse
erfolgreich reagiert, andererseits mit innovativen
Konzeptanpassungen ihre Schrittmacherfunktion immer wieder von neuem unter Beweis
gestellt.
Innovationen der Soteria Bern
Vermehrter Einbezug der Familie
Obwohl der Einbezug der Angehörigen von
Anfang an fester Bestandteil des Soteria-Konzeptes war, trugen die Angehörigengruppe und die
gelegentlichen Familiengespräche den Therapiezielen der Soteria zu wenig Rechnung. Wir intensivierten und professionalisierten deshalb die
Familiengespräche in Richtung Familientherapie
und boten für die Mitarbeiter/innen regelmässige Supervision an. Damit gelang es uns, die
Angehörigen zu entlasten, die emotionale Spannung innerhalb der Familie zu senken und
gemeinsam Lösungswege im Umgang mit dem
psychotischen Geschehen zu finden.
Ehemaligengruppe
Die Bewohner/innen werden eingeladen, sich
nach dem Austritt – sei es in einer Krise oder
wenn es ihnen danach ist – in der Soteria zu
melden. Von diesem Angebot wurde all die Jahre
rege Gebrauch gemacht. Dies ermutigte uns,
2004 mit einer Gruppe für Ehemalige zu starten,
die sich zunehmender Beliebtheit erfreut.
Cannabis und Psychose
Bei der Behandlung junger, akut an Schizophrenie Erkrankter konnten wir in den letzten Jahren
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Editores Medicorum Helveticorum
1862
Thema
DIE ZEITUNG
in der Soteria Bern eine ständige Zunahme von
Patienten beobachten, die z.T. sehr intensiv
und /oder langdauernd Cannabis konsumieren.
So waren es 2005 63 % aller Eintritte (n = 60) oder
76 % der unter Dreissigjährigen.
Aus mehreren Studien wissen wir heute, dass
Cannabiskonsum zu einem früheren Ausbruch
der Schizophrenie führt, v.a. wenn dieser bereits
sehr früh (<15 Jahre) beginnt, intensiv ist und
bereits einmal zu einem psychotischen Erleben
nach Cannabiskonsum geführt hat.
Wir sind deshalb bereits 2004 dazu übergegangen, während des Aufenthaltes in der Soteria eine
Abstinenz vom Cannabis von den Bewohner/innen zu fordern und sie im Sinne der Rückfallprophylaxe zu einem dauerhaften Verzicht auf
Cannabis zu motivieren. In der Literatur fanden
wir keine Therapieprogramme, die uns in unseren Anstrengungen hätten unterstützen können.
Wir beschlossen deshalb, ein solches für die
Soteria zu entwickeln. Dies soll eine Erweiterung
des Therapieangebots der Soteria Bern darstellen,
das den Bewohnern/-innen helfen soll, auch
über den Aufenthalt hinaus nachhaltig auf den
Konsum von Cannabis zu verzichten. Für dieses
Angebot wurde uns an der diesjährigen Jahrestagung der Schweizerischen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie der Prix Perspective
verliehen.
Integrierte Versorgung
Gemäss dem Konzept der Soteria Bern hat die
Rückfallprophylaxe einen hohen Stellenwert,
weshalb die Soteria Bern als Erweiterung ihres
Angebotes Übergangswohngemeinschaften mit
Soteria-Elementen für jeweils 2–3 Bewohner/innen unter dem Label «Wohnen & Co.» anbieten
möchte. Mit diesem Angebot kann nach dem in
den letzten Jahren kürzer gewordenen Aufenthalt in der Soteria Bern die Behandlungskontinuität und damit die Stabilisierung über den stationären Aufenthalt hinaus erhöht und das Risiko
einer erneuten Hospitalisation oder eines Rückfalles in den Cannabiskonsum vermindert werden. Damit liesse sich die Nachhaltigkeit der
Soteria-Behandlung wesentlich verbessern. Dies
ist konzeptuell ein wichtiger Schritt in Richtung
integrierter Versorgung mittels fliessendem Übergang von stationärer, komplementärer hin zur
ambulanten Betreuung, verbunden mit der Behandlungskontinuität durch den Case Manager.
Ausstrahlung
Im deutschen Sprachraum ist das Interesse für
den Soteria-Ansatz in den letzten Jahren sehr
stark gestiegen. So sind in der Zwischenzeit drei
weitere Soterias in Frankfurt / Oder, Zwiefalten
und München-Haar entstanden. Erstere musste
wegen mangelnder Sicherstellung der Finanzierung wieder geschlossen werden. Zudem sind
mehrere «Stationen mit Soteria-Elementen» entstanden. Daneben gibt es mehrere Projektgruppen (auch wieder in den USA), meist erst auf der
Planungsebene, vereinzelt dagegen auch schon
auf der Ebene der praktischen Verwirklichung.
Erheblich gewachsen ist ebenfalls das einschlägige Schrifttum, wobei aber Veröffentlichungen
mit wissenschaftlich evaluativem Charakter
immer noch deutlich in der Minderzahl sind.
1997 konnten wir in Bern die «Internationale
Arbeitsgemeinschaft Soteria» gründen, deren jährliche Treffen immer mehr Teilnehmer anzieht.
Die Soteria-Idee ist keineswegs nur ein romantisches Relikt aus der angestrebten «menschlicheren» Psychiatrie bzw. «Antipsychiatrie» der
Sechziger- und Siebzigerjahre, sondern vielmehr
(vermutlich in abgewandelter, aber nicht ihres
Kerns entfremdeter Form) die (oder doch eine)
gute Lösung für eine Psychosebehandlung der
Zukunft. Denn wenn tatsächlich, wie es jetzt
immer klarer wird, die Umwelt- und subjektive
Beziehungssituation einen tiefen Einfluss auf die
ganze Hirnfunktion hat, so bietet kein anderes
uns bekanntes Milieu als das der Soteria optimale
Bedingungen, um eine psychotisch verstörte
Hirnfunktion zu verbessern. Therapeutische
Wohngemeinschaften vom Typ der Soteria dürfen deshalb als Hoffnungsträger und attraktives
Schrittmachermodell für die Schizophreniebehandlung des 21. Jahrhunderts gesehen werden.
Literatur
– Ciompi L, Hoffmann H, Broccard M (Hrsg.). Wie
wirkt Soteria? Eine atypische Psychosenbehandlung kritisch durchleuchtet. Bern, Göttingen,
Toronto, Seattle: Verlag Hans Huber; 2001.
–
Ciompi L, Hoffmann H. Soteria Berne – an innovative milieu therapeutic approach to acute schizophrenia based on the concept of affect-logic.
World Psychiatry. 2004;3:140-6.
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Editores Medicorum Helveticorum
1863
Streiflichter
„NAch Afghanistan kommt Gott nur um zu
Weinen“ – Dieser Buchtitel (von Siba Shakib)
sagt etwas über die langjährige verzweifelte
Lage dieses zerklüfteten Berglandes, das einst
die Wiege grosser Kulturen war. Die Taliban
sind zwar besiegt, aber die Kriege haben tiefe
Wunden bei den Menschen hinterlassen.
Die Lage der Frauen in Afghanistan ist weiter-
hin katastrophal. Zwar dürfen sie offiziell wieder
allein ausser Haus, und sie dürfen arbeiten, was
ihnen unter den Taliban verboten war. Praktisch
aber bleiben viele von ihnen weiter im Haus versteckt. Ein Viertel aller Kinder stirbt vor dem Erreichen des fünften Lebensjahres.
Die Wunden des Krieges
Besonders zu schaffen machen Armut und Elend
den Kriegswitwen und ihren Kindern. Allein in Kabul leben rund 40‘000 Kriegswitwen. 80 Prozent
von ihnen sind Analphabeten. Viele hungern. Geheizt und gekocht wird mit Holz oder Plastikabfällen. Die Kindern werden zum Sammeln auf die
Strasse geschickt und können nicht zur Schule.
Unser Spendenprojekt
Wie jedes Jahr unterstützen wir aus dem Ertrag des Riehener
Seminars ein humanitäres Projekt. Die Schweizer Ärztin, Frau
Dr. Iris Jordi hat seit einigen Jahren eine „Primary Mental Health
Clinic“ in Herat aufgebaut, die heute auch Pflegende und Medizinstudenten im Rahmen des universitären Programms ausbildet. Sie schreibt: „Unsere Ärzte und Pflegenden führen systematisch Mental-Health-Kurse in den Distrikten der Provinz
durch, damit eine psychiatrische Grundversorgung mehr und
mehr in den peripheren Kliniken der Provinz und später auch in
den Nachbarprovinzen angeboten werden können.“
Primary Mental health
In Afghanistan gibt es nur zwei Psychiater, die
aber nicht auf diesem Beruf arbeiten. Und doch
brauchen die Menschen Hilfe mit ihren Depressionen, Ängsten und Traumafolgen. Ziel ist es, eine
neue Versorgung aufzubauen und Pflegende und
Ärzte in den Grundlagen psychiatrischer Diagnostik und Therapie auszubilden.
PSYCHOEDUKATION: Gesundheitshelfer werden
ausgebildet, wie sie die Konzepte psychischer
Probleme mit einfachen Worten erklären können. Sie gehen hinaus in andere Dörfer und Provinzen und verbreiten Fachwissen und Hoffnung
für die leidende Bevölkerung.
Weitere Informationen:
www.iam-afghanistan.org
Das neue Gebäude der Primary Mental
Health Clinic liegt in einer kargen
Gegend ausserhalb Herats. Dennoch
wird es während der Woche von vielen
Patienten aufgesucht, die sich Hilfe für
ihr seelisches Leiden erhoffen.
er in Afghanistan where decades of war and its devastating socioeconomic
nces have increased the prevalence of mental illnesses. However,
al health care has been virtually nonexistent, and most communities lack
g of mental suffering. In the western region of Afghanistan, the Primary
ject (PMHP), which began in 2000, is involved in mental health capacity
e community and the professional levels. PMHP is a member of the Afghan
Health’s national Mental Health Taskforce. Therefore, the project is actively
velopment of a national mental health policy. PMHP also assists the Herat
d the Institute of Health Sciences by supporting them in their mental health
Auszüge aus dem Tätigkeitsbericht der Primary Mental Health Clinic Herat
tal Health Project
continued providing
Facts at a Glance
ng to doctors, nurses,
Community Mental Health Training
ho practice in the
Community Health Worker Supervisors Trained
e system. Community
Community Health Worker Trainers Trained
d community leaders
Community Health Workers Trained
ng and were enabled
Community Leaders and Members Trained
ess about mental
their communities.
Professional Mental Health Training
several districts of
Doctors Trained
parts of Badghis
of 24% of all patients seeking
help inTrained
primary
Doctor Assistants
he Lal-wa-Sarjangal
suffering from a mental disorder. This figure is likely
Pharmacists Trained
Province participated
decades of war and its devastating socioeconomic
As
a
result,
mental
Nurses
Trained However,
the prevalence of mental
illnesses.
availablenonexistent,
in general andMidwives
Trained
virtually
most communities
lack
these districts
nesthein western
region of Afghanistan,
the Primary
Vaccinators Trained
h government
gan
in 2000, is policy.
involved in mental health capacity
Students Trained
P
has
continued
to is Nursing
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levels. PMHP
a member of the Afghan
Midwifery Students Trained
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Health Taskforce. Therefore, the project is actively
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of Herat
providing
Health
Clinic-Resource Centre
health
policy. PMHP alsoMental
assists
the Herat
patients
medical them in their mental health
Scienceswith
by supporting
New Patients
nselling and mental
Patients Under Treatment
The Clinic-Resource
Facts at a Percentage
Glance of Women Patients
d as a training facility
sing students.
PMHP
Sessions
Community Mental Follow-up
Health Training
M Community
member Health
agencies
Counselling
Sessions Run
Worker Supervisors
Trained
27 by Nurses
N, and TearFund UK
Community Health Worker Trainers
Trained
38 Education Sessions
Room Mental Health
Waiting
is year.
Community Health Workers Trained
67
Community Leaders and Members Trained
27
38
67
237
66
Eine Frau weit draußen in einem Dorf wurde nach der Geburt psychisch
krank.
Manwoman
riet ihr,who
Hilfe
im Ausland
zu ill
suchen.
A village
became
mentally
after Einige
labour Dorfbewohner,
was told to go die
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schon
in der örtlichen
waren, merkten
aber,
es sichwho
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umbeen
neighbouring
country toKlinik
get treatment.
However,
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eine
psychische
Krankheit
handelte.that
Sie rieten
ihr have
zum aArzt
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to their
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clinic understood
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Ausbildung
des
advisedzugehen,
her to go to
thedieser
doctor in
clinic since
hePrimary
had takenMental
part inHealth
PMHP’s
Projects
(PMHP)
gewesen
war. Sie
zwar
hin, not
zweifelt
aber,that
ob he
er could
ihr
mental health
training.
She visited
theging
doctor
but was
convinced
wirklich
helfen
könne.
Man
verwies
sie
dann
an
das
Zentrum
der
Primary
help her so she was informed about the Mental Health Clinic-Resource Centre.
Mental
Der was
Arzt treated
gab ihrbydie
gleichen
She cameHealth
to the Clinic.
Clinic and
a doctor.
TheMedikamente
doctor gave herwie
theder
same
Dorfarzt.
Jetzt
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überzeugt,
dass
dieser
sich
bei
psychischen
Krankinformation as the local clinic doctor. This convinced her that the local doctor
heiten wirklich auskannte.
could do proper mental health work.
8
1
51
19
19
45
35
3,236
4,046
62%
6,115
487
281
Prior to his participation in PMHP’s mental health training, one do
a lot of patients that he did not know how to treat. He also had a lot
with his wife and his child, who had a mild mental disability. He
child was lazy, so he was beating the child. During the course the do
an interest in mental health. His attitude toward his wife and child c
started treating his wife well, and together they concentrated on the
brought his child to the Mental Health Clinic to find out more about
his child. He also asked the doctors to prepare a simplified form for
psychiatric patients at the clinic where he worked. The form was prep
is now using it. Since the course, he has referred a lot of patients to th
his referrals, measured by professional standards, have been g
237
Professional Mental Health Training
Doctors Trained
Doctor Assistants Trained
Pharmacists Trained
66
8
1
Nurses Trained
51
Midwives Trained
19
Vaccinators Trained
19
Nursing Students Trained
45
Midwifery Students Trained
35
Mental Health Clinic-Resource Centre
New Patients
3,236
Patients Under Treatment
4,046
Percentage of Women Patients
Follow-up Sessions
62%
6,115
Counselling Sessions Run by Nurses
487
Waiting Room Mental Health Education Sessions
281
Bevor er an der Ausbildung des PMHP teilgenommen hatte, wies ein Dorfarzt viele Patienten ab, weil er nicht wußte, wie er sie behandeln sollte.
participation
in PMHP’s
mental Frau
healthund
training,
one doctor
Prior
to his
Er
hatte
zudem
auch Probleme
mit seiner
mit seinem
Kind,rejected
das
a
lot
of
patients
that
he
did
not
know
how
to
treat.
He
also
had
a
lot
leicht minderbegabt war. Er dachte, das Kind sei faul und schlugof
esproblems
oft,
with his
his child,
who des
had Kurses
a mild mental
He thought
wenn
es wife
nichtand
begriff.
Während
beganndisability.
sich der Arzt
für psy-his
child
was
lazy,
so
he
was
beating
the
child.
During
the
course
the
doctor
gained
chische Probleme zu interessieren. Seine Haltung gegenüber seiner Frau
an
interest
in
mental
health.
His
attitude
toward
his
wife
and
child
changed.
und seinem Kind änderte sich. Er nahm Anteil an den Sorgen seiner Frau,He
started
wife well,sich
and gemeinsam
together theyum
concentrated
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child.
He
und
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kümmerten
das Kind. on
Nach
Kurs
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damit
die Patienten
besser
handeln
konnte.
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patients
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worked.
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psychisch
is now
it. Since
the course,
he has mit
referred
a lot ofKranken.
patients to the Clinic and
his referrals, measured by professional standards, have been good.
9
VAS Km Schweiz Suisse Svizzera Svizra
Schweizerischer Dachverband der kantonalen und
regionalen VASK Vereinigungen der Angehörigen
von Schizophrenie-/Psychisch-Kranken
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1
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Voranzeige 2009
REFERATE:
– Prof. Dr. Daniel Hell
– Prof. Dr. Peter Keel
– Prof. Dr. Thierry Ettlin
– Felix Studer, lic. phil.
u.a.
Weitere Infos:
www.seminare-ps.net