Reiseziel Venedig

Transcription

Reiseziel Venedig
landmarks
nature
urban life
Reiseziel
Venedig
Reisegefährten
Kunst Kultur Denkmäler
Gaumenfreuden Farben Düfte
Natur Landschaft Meer
VENEDIG... immer eine Reise wert
Der Name dieser zum Welterbe gehörenden Stadt ist auch in den
entferntesten Ecken der Welt bekannt. Sie ist ein Symbol einmaliger
Schönheit, das jeder wenigstens einmal im Leben besuchen möchte.
Venedig ist es gelungen, malerische verborgene Winkel zu bewahren,
die nur darauf warten, von achtsamen Besuchern, die es nicht eilig
haben, entdeckt zu werden. In der über tausendjährigen Geschichte der
Lagunenstadt ließen sich viele berühmte Persönlichkeiten von ihren
Kirchen, ihren Palazzi und den darin bewahrten Schätzen in ihren
Bann ziehen. Der Canal Grande ist der berühmteste Wasserweg
der Welt, an dem auf engstem Raum unzählige Wunderwerke
der Architektur und facettenreiche Lichtreflexe aufeinander
folgen. Venedig ist keine Reise, sondern ein Erlebnis, das
den Besucher immer wieder aufs Neue verzaubert.
PIAZZA SAN MARCO
CANAL GRANDE
RIALTO
ACCADEMIA
SAN GIORGIO MAGGIORE
GIUDECCA
COLLEZIONE PEGGY GUGGENHEIM
BASILICA DEI FRARI
CAMPO SANTA MARGHERITA
ARSENALE und CASTELLO
MURANO, BURANO, TORCELLO
LIDO
VENEDIG... wann, was, wer, wo
Ein Spaziergang durch venezianische Gassen ist wie das Eintauchen in ein Lehrbuch der
Kunstgeschichte. Jeder Winkel birgt eine Überraschung und auch dem zerstreutesten
Besucher bleibt die Besonderheit der wirklich außergewöhnlichen, und im Laufe der
Jahrhunderte nahezu unveränderten Stadtstruktur nicht verborgen.
Venedig hat seine ursprüngliche Prägung nicht verloren und viele Stadtansichten, die auf
berühmten Gemälden alter Meister zu sehen sind, haben sich im Laufe der Jahrhunderte
kaum verändert. Auf den hier vorgeschlagenen Routen sollte man nicht nur mit den Augen
besichtigen, sondern auch den zufälligen Unterhaltungen in den Gassen, dem Klang der
venezianischen Mundart lauschen, die auch heute noch in allen Winkeln der Stadt erklingt.
VERANSTALTUNGSKALENDER… 2014
FEBRUAR-MÄRZ
Karneval von Venedig
La natura fantastica (Wunderbare Natur)
15. Februar-4. März
APRIL
Ostern
20. April
Fest des Heiligen Markus
25. April
MAI-JUNI
Festa della Sensa
(Christi Himmelfahrt)
Vermählung mit dem Meer
31. Mai-1. Juni
Vogalonga
8. Juni
Biennale von Venedig
14. Internationale Architektur-Ausstellung
7. Juni-23. November
Art Night
22. Juni
JULI
Festa del Redentore (Erlöserfest)
AUSSTELLUNGEN...
für jeden etwas
MUSEEN...
und Meisterwerke
THEMES & VARIATIONS
The Empire of Light
A SELF-PORTRAIT BY TITIAN
Dogenpalast
22. März bis 25. Mai
1. Februar bis 14. April
Museo Correr
Museo Correr
Peggy Guggenheim Collection
correr.visitmuve.it
Gallerie dell’Accademia
THE ILLUSION OF LIGHT
Ca’ Rezzonico, Museum über
Venedig im 18. Jh.
www.guggenheim-venice.it
SEBASTIÃO SALGADO
Genesis
Ab 13. April
1. Februar bis 11. Mai
www.palazzograssi.it
Casa dei Tre Oci, Giudecca
IRVING PENN Retrospective
Ca’ Pesaro, Internationale Galerie
für moderne Kunst und Museum
für Orientalische Kunst
Ab 13. April
Palazzo Grimani
www.treoci.org
Palazzo Grassi
GIUSEPPE PANZA DI BIUMO
American Dialogues
Palazzo Grassi
2. Februar bis 4. Mai
GIFTS BY SHAH ABBAS THE
GREAT TO THE SERENISSIMA
Diplomatic relations between the
Republic of Venice and Safavid
Persia
Ca’ Pesaro, Internationale Galerie
für moderne Kunst
capesaro.visitmuve.it
THE IMAGE OF THE EUROPEAN CITY
from the Renaissance to the
Enlightenment
www.palazzograssi.it
Bis 27. April
Dogenpalast
8. Februar bis 18. Mai
palazzoducale.visitmuve.it
Museo Correr
ARCHIVES OF LANDSCAPE
PAINTINGS
Pietro Bellotti. Another Canaletto
correr.visitmuve.it
Ca’ d’Oro, Galleria Giorgio
Franchetti
Fondazione Querini Stampalia
Gallerie di Palazzo Cini
Archäologisches Museum
Palazzo Mocenigo, Studienzentrum
der Geschichte der Stoffe und
Kostüme und Parfümmuseum
Hebräisches Museum
Diözesanmuseum für sakrale
Kunst
PALAZZI... Zeugnisse
vergangener Epochen
Ca’ Venier dei Leoni
Peggy Guggenheim Collection
Palazzo Grassi und
Punta della Dogana
Fondazione François Pinault
Ca’ Corner della Regina
Fondazione Prada
Ca’ Foscari
Universität Venedig
Ca’ Giustinian
Biennale von Venedig
Magazzini del Sale
(ehemaliges Salzlager)
Fondazione Emilio e
Annabianca Vedova
Insel San Giorgio
Fondazione Giorgio Cini
Galleria di Piazza San Marco,
Palazzetto Tito, Palazzo Carminati,
Chiostro SS. Cosma e Damiano
Fondazione Bevilacqua La Masa
19.-20. Juli
LÉGER 1910-1930
The vision of the contemporary city
AUGUST-SEPTEMBER
Festa di San Rocco
8. Februar bis 2. Juni
Museo Correr
Ca’ Rezzonico, Museum über
Venedig im 18. Jh.
16. August
correr.visitmuve.it
carezzonico.visitmuve.it
Nationalbibliothek Marciana
FRANCO FONTANA
Full color
VITTORE CARPACCIO vs BILL VIOLA
Renaissance
Casa Goldoni
Teatro La Fenice
15. Februar bis 18. Mai
Bis 25. Mai
Glasmuseum
Teatro Malibran
Istituto Veneto di Scienze, Lettere
ed Arti
Palazzo Franchetti
Espace Louis Vuitton Venezia
Museum der Klöppelkunst
Teatro Goldoni
Biennale von Venedig
71. Internationale Filmfestspiele von
Venedig
27. August-6. September
Regata Storica
7. September
OKTOBER
29. Venice Marathon
26. Oktober
NOVEMBER
Festa della Madonna della Salute
21. November
Bis 28. April
Calle del Ridotto, San Marco 1353
VIKTOR POPKOV 1932-1974
Dream & Reality
FROM RAUSCHENBERG TO
JASPER JOHNS, FROM WARHOL
TO LICHTENSTEIN
Ileana Sonnabend’s collection
19. Februar bis 27. April
30. Mai bis 4. Januar 2015
Ca’ Foscari Esposizioni, Ca’ Foscari
Ca’ Pesaro, Internationale Galerie
für moderne Kunst
www.istitutoveneto.it
www.unive.it
capesaro.visitmuve.it
DEZEMBER-JANUAR
Silvester auf der Piazza
DORA MAAR
Despite Picasso
31. Dezember
8. März bis 14. Juli
Bis 31. Dezember
Neujahrskonzert
Palazzo Fortuny
Punta della Dogana
1. Januar 2015
fortuny.visitmuve.it
www.palazzograssi.it
PRIMA MATERIA
Museum für Naturgeschichte
Marinemuseum
THEATER...
Applaus, Applaus!
Teatrino di Palazzo Grassi
SCUOLE... Schatzkästchen
der Geschichte
Teatro Fondamenta Nuove
KIRCHEN... Stilvielfalt
BYZANTINISCH
Basilica di San Marco (Markusdom)
Duomo dei Santi Maria e Donato
in Murano
Basilica di Santa Maria Assunta
in Torcello
ROMANISCH
Chiesa di San Nicolò dei Mendicoli
VENEZIANISCHE GOTIK
Basilica dei Frari
Basilica dei Santi Giovanni e Paolo
Chiesa della Madonna dell’Orto
Chiesa di Santo Stefano
Chiesa di Sant’Alvise
Chiesa di San Giovanni in Bragora
RINASCIMENTO
Chiesa dei Miracoli
Chiesa di San Zaccaria
Chiesa di San Sebastiano
Chiesa di Santa Maria Formosa
Chiesa di San Michele
ANDREA PALLADIO
Chiesa di San Giorgio
Chiesa del Redentore
Chiesa delle Zitelle
Chiesa di San Francesco della Vigna
BAROCK
Basilica di Santa Maria della Salute
Chiesa di San Moisè
Chiesa di Santa Maria del Giglio
BRÜCKEN...
durch die Geschichte
Teatro alle Tese
Rialtobrücke
Scuola Grande di San Rocco
Auditorium Santa Margherita
Seufzerbrücke
Scuola Grande dei Carmini
Palazzetto Bru Zane, Centre de
musique romantique française
Ponte dell’Accademia
Scuola Grande di San Giovanni
Evangelista
Scuola di San Giorgio degli
Schiavoni
Oratorio dei Crociferi
Ponte dei Pugni
Ponte delle Tette
Ponte senza parapetto
Ponte del Diavolo
Venedig selbst ist Kunst, alles zeugt auf lebendige Weise von einer
glorreichen Vergangenheit, und sogar das Überleben der Stadt ist
ein Wunderwerk der Alchemie, das auf fragilen und nur schwer im
Gleichgewicht zu haltenden Wechselwirkungen zwischen Mensch und
Natur beruht. Annähernd 420 Brücken verbinden die Laguneninseln,
die das System bilden, nach dem sich die Stadt entwickelt hat, und
führen über die mehr als 150 Kanäle, die die Stadt durchfließen und
sie von Anfang an in sechs Stadtteile (sestieri): Cannaregio, Castello,
Dorsoduro, San Marco, San Polo und Santa Croce aufgliederten.
Dieses System hat eine architektonische Einmaligkeit hervorgerufen,
in der sich die einzelnen Baustile überlagern und zu einem ganz
besonderen Stadtgefüge verschmelzen, dessen unbestrittener
Hauptdarsteller das Wasser ist.
Piazza San Marco
1
2
3
DER MARKUSPLATZ und seine Schätze
GONDELFAHRT AUF DEM CANAL GRANDE
DIE 100 KIRCHEN VENEDIGS
Canal Grande
Basilica dei Frari
landmarks
KUNST IN VENEDIG
Giovanni Bellini (Venedig, ungefähr 1430-1516)
Ausgehend von spätgotischen Stilelementen gelingt
ihm eine originelle Synthese mit der räumlichen
Auffassung des Rinascimento in Anlehnung an die
Lehre des Mantegna. Durch Licht und Farbe vermittelt seine Malerei ein neues räumliches Konzept.
Museum Correr + Stiftung Querini Stampalia + Akademie
Carpaccio (1465-1525)
Mit seinem ganz persönlichen Stil entwickelte er
eine prägnant erzählende Malerei, wofür die Serie
der Leinwandbilder mit Heiligengeschichten, allen
voran der Ursula-Zyklus, Zeugnis ablegen.
Bild: Uomo col berretto rosso
Galleria dell’Accademia + Museum Correr +
Scuola di San Giorgio degli Schiavoni
Giorgione (1477–1510)
Die wenigen biografischen Notizen ermöglichen keine
exakte Rekonstruktion der Etappen seines Lebens.
Mit Sicherheit war er ein Schüler von Giovanni Bellini
und unterlag dem Einfluss von Antonello da Messina,
Dürer und Leonardo. Er gelangte zu einer ganz durch
Kolorismus und Landschaften geprägten Malerei.
Gallerie dell’Accademia
Tizian (1490-1576)
Ausgehend von den venezianischen Anfängen als
Schüler in den Werkstätten von Bellini und Giorgione
bis zur Selbständigkeit, zu der er mit den großen
Leinwandbildern für die Dogen, Este und Della Rovere, gelangte. Als meisterhaft gelten seine Farbgebung,
die Sinnlichkeit der Formen, das naturalistische Element und die Weiterentwicklung des Pinselduktus.
Gallerie dell’Accademia + Basilica dei Frari
Tintoretto (1519-1594)
Sein Stil wird grundlegend geprägt durch die verwegene und komplexe Dynamik der räumlich-perspektivischen Erfindung, den schwungvoll rasanten
Strich, die verhaltene Gewalt von Gesten und
Posen, die hektische Kraft der Farben, das Licht als
Gegenstück zum überragenden Tonalismus Tizians.
Scuola Grande di San Rocco + Chiesa di San Giorgio
Paolo Veronese (1528–1588)
Wie bei Tintoretto ist seine Auseinandersetzung mit
der Malerei stark auf szenische Effekte ausgerichtet,
die er in großen Leinwandbildern mit zahlreichen
Figuren und Details vor dem Hintergrund komplexer
und spektakulärer Bauwerke umsetzt. Nicht Tizians
Malerei prägt seinen Stil, sondern die der Manieristen Giulio Romano, Correggio und Parmigianino.
Chiesa di San Sebastiano + Gallerie dell’Accademia
Giambattista Tiepolo (1696–1770)
Ein unermüdlicher Erschaffer von monumentalen
Werken auf Leinwand oder Fresken, Inhaber eines regelrechten Monopols ebenso auf die Ausmalung der
Paläste in der Lagune als auch auf die der Villen auf
dem Festland. Er bewies eine erstaunliche Fähigkeit,
sich die Stilrichtungen der unterschiedlichsten Maler
anzueignen und diese dann neu zu interpretieren.
Ca’ Rezzonico + Gallerie dell’Accademia +
Scuola Grande del Carmine
Canaletto (1697-1768)
Antonio Canal erfindet nicht das Genre der Vedutenmalerei, überarbeitet es aber und geht über die
Beispiele des Holländers Gaspar van Wittel und des
friulanischen Künstlers Luca Carlevarijs hinaus.
Sein fest in der venezianischen Tradition verwurzeltes schöpferisches Genie erhebt die Vedutenmalerei in den Rang einer Geschmacksrichtung.
Ca’ Rezzonico + Gallerie dell’Accademia
Francesco Guardi (1712-1793)
Sein ganz persönlicher Stil ist frei und andeutend:
In seinen Veduten sind die Proportionen zwischen
den einzelnen Elementen absichtlich verfälscht, die
Perspektive wird elastisch und verformt sich ohne
jeglichen Bezug auf die Wirklichkeit, die Figuren
werden zu bloßen Farbflecken.
Ca’ Rezzonico + Gallerie dell’Accademia
KUNST UND GESCHICHTE
Egal, ob man auf dem Festland, im Wagen oder mit dem Zug, auf dem See- oder
Luftweg nach Venedig gelangt, die erste Begegnung mit der Stadt ist immer von
starken Emotionen bestimmt. Venedig ist die Summe zahlloser, kleinerer und größerer Denkmale, versteckter Winkel und unglaublicher Ansichten; ein lebendiges
Kunstwerk, auf dem die Zeit eine unvermeidbare Patina hinterlassen hat und dessen Alltag sich in Form eines ununterbrochenen Dialogs zwischen Vergangenheit,
Gegenwart und Zukunft abspielt.
Die alltägliche Nutzung der antiken Schauplätze für das normale Leben bestätigt
eine Kontinuität mit der Vergangenheit, die in die Gegenwart übergreift. Angefangen
von der weltberühmten Piazza San Marco: die Basilika mit ihren Kuppeln, ihre
prächtigen Mosaike, die Bronzepferde, der 1902 eingestürzte und dann 1912 an
derselben Stelle wieder aufgebaute Glockenturm, der Uhrturm und der Palazzo
Ducale, das Zentrum der Macht der Serenissima, prunkvolle Residenz des Dogen
und Sitz des komplexen Regierungssystems, das mit den an den Dogenpalast
selbst angrenzenden Gefängnissen, den sog. Bleikammern, den Bürgern auch
ein symbolisches Mahnmal gesetzt hatte. Die Strecke, die der Häftling nach dem
Prozess zurücklegen musste, führte über eine der heute am meisten fotografierten Brücken der Welt: die Seufzerbrücke. Heute zählt sie zu den romantischsten
Winkeln überhaupt und lädt zu einer Gondelfahrt inmitten der gewaltigen Gemäuer der beiden Paläste ein. Der unglaubliche Zauber Venedigs geht auch von
nahe nebeneinander liegenden Kunstwerken und dem Anschein nach „normalen“
Gebäuden aus. Des Öfteren sind sie an den abbröckelnden Mauern zu sehen, die,
wenn der Blick nur etwas nach oben schweift, Zweibogenfenster oder typische, an
die Kopfbedeckung der Türken erinnernde Schornsteine aufweisen. Den Gegensatz
zum Prunk und Reichtum der den Canal Grande säumenden Paläste mit ihrem
prächtigen Eingang vom Wasser aus bilden enge Gassen, die durch ein Labyrinth
von Sträßchen auf dem Festland zu ihnen führen und einst das Doppelleben der
Paläste in Gang hielten: Auf der einen Seite wurde der ihren „offiziellen“ Zweck
kennzeichnende Pomp zur Schau gestellt, auf der anderen spielte sich der Alltag
im Kommen und Gehen der Dienerschaft und der Lieferanten ab. Auch noch heute
leben viele Palazzos, nun zu Luxushotels umgebaut, in ihrer märchenhaften Dimension und verbinden den Charme des Antiken mit den modernen Komforteinrichtungen.
Aus anderen Palästen wurden nicht zu versäumende Museen, die Zeugnis ablegen
für eine herrschaftliche Stadt, in der die namhaften Familien von den Erträgen ihrer
Tätigkeit bestmöglich lebten; darunter sei die Ca’ Rezzonico erwähnt, der berühmte
und stilvolle Tempel jenes venezianischen Settecento, das eine der herrlichsten und
höchsten Epochen der modernen europäischen Kunst darstellt. Oder die Stiftung
Querini Stampalia, Beispiel für eines der wichtigsten und am besten erhaltenen Museumshäuser Europas. In einer außerordentlich erlesenen Atmosphäre kreieren die
antiken Kollektionen, bestehend aus kostbaren Möbeln, Gemälden, Porzellanobjekten,
Globen, Geweben und Skulpturen eine unzertrennbare Liaison mit den prächtigen
Sälen voller Stuckarbeiten und Fresken.
Einen Besuch wert sind auch die zahlreichen Kirchen, die wahren Schmucktruhen
gleich eine Vielzahl an künstlerischen Meisterwerken offenbaren. Und selbst die
am wenigsten besuchten halten viele Überraschungen parat; zwei Beispiele mögen
für alle gelten: die Chiesa di San Pantalon mit ihrer unvollendeten Backsteinfassade und einem von Gian Antonio Fumiani zwischen 1680 und 1704 erschaffenen
Deckengemälde, das mit 443 m² einheitlicher Fläche Rekordausmaße erreicht.
Das zweite Beispiel ist die Chiesa di San Sebastiano mit dem prächtigen Gemäldezyklus von Paolo Veronese, der seine letzte Ruhestätte gerade in diesem Gotteshaus fand. Die Scuole Grandi, Sitz der Bruderschaften, sind ein weiteres Musterbeispiel für künstlerische Expression auf allerhöchstem Niveau, darunter die Scuola
Grande di San Rocco mit den großen Leinwandgemälden des Tintoretto, und der
obere Saal, der mit seiner prunkvollen Eleganz seinesgleichen sucht. Nichts wirkt
übermäßig oder überflüssig, auch wenn voller Pracht und Prunk.
Das ist das Zwiegespräch, das die Stadt mit ihren schillernden, sich im Wasser widerspiegelnden Lichtern führt, und das sich zwischen den dunklen Pflastersteinen, die der
Erhabenheit gewisser Gebäude noch mehr Nachdruck verleihen, und dem weißen Marmor und den gewaltigen Backsteinwänden abspielt - wie im Fall der Basilica di Santa
Maria Gloriosa dei Frari - und fortgesetzt wird durch den stimmungsvollen Zauber des
abgegrenzten campiello (kleiner Platz), an dem sich die Scuola Grande di San Giovanni
Evangelista befindet: ein idealer Dialog in räumlicher Hinsicht. Oder die Scuola di San
Giorgio degli Schiavoni mit den herrlichen Gemälden des Carpaccio und mit ihrer in das
Umfeld zwischen dem Kanal, der Brücke und den anderen Gebäuden eingegliederten
Fassade. Große Künstler der Vergangenheit haben sich mit der Stadt gemessen, und
noch heute als Welthauptstadt der Kunst stellt Venedig eine Herausforderung, ein ideales Ziel für jeden Künstler dar. Ausgehend von Malern wie Giovanni Bellini, Carpaccio,
Giorgione, Tizian, Tintoretto, Paolo Veronese, Canaletto, Guardi, Tiepolo bis zu Emilio
Vedova und noch anderen, eröffnet Venedig ein einzigartiges Kulturangebot im Wechsel
zwischen Zeitepochen und Stilen mit den Künstlern als gemeinsamer Nenner.
Ebenso verhält es sich in der Baukunst, deren Vertreter von Palladio bis Scarpa, von
Sansovino bis Mario Botta und Tadao Ando reichen.
Venedig ist nun einmal eine Überlagerung, Umgestaltung von Stilen, und die Bauwerke
zeugen von vielen Spuren des Antiken. Die Nähe von Altinum und die Invasionen der
Barbaren, die Ursache für die Flucht der Bewohner und die Kolonisierung der Inseln in
der nördlichen Lage, später für die Urbanisierung des ersten Stadtkerns von Venedig
waren, führten dazu, dass Aushubmaterialien verwendet wurden. Deshalb sind Säulen
römischen Ursprungs keine Seltenheit in den venezianischen Bauwerken.
Und deshalb können auf dem Markusplatz, dem Salon der Welt, der architektonische Flair, mit dem Carlo Scarpa das Geschäft von Olivetti geprägt hat, problemlos
mit den umgebenden Wunderwerken nebeneinander bestehen. Venedig entwickelt
sich weiter, wie es nur diejenigen können, die im ewigen Wettstreit mit der Natur
um ihr Überleben kämpfen.
1
DER MARKUSPLATZ und seine Schätze
Der weltberühmte Markusplatz, Wahrzeichen der Stadt und seit jeher Mittelpunkt
des öffentlichen Lebens, ist das Ergebnis
eines langwierigen Anpassungsprozesses
an die funktionalen und repräsentativen
Ansprüche der Gemeinde. Seine nahezu
rechteckige Form wird im Hintergrund von
der Basilica di San Marco abgeschlossen.
Der Kernpunkt des religiösen und öffentlichen Lebens, wo einst die Dogen geweiht
wurden, ist eines der Hauptsymbole Venedigs und seiner Geschichte.
Die im 9. Jahrhundert zur Aufbewahrung
der sterblichen Überreste des Evangelisten Markus gegründete Basilika ist ein superbes Beispiel des romanisch-byzantinischen Stils. Das Gebäude widerspiegelt
die diversen Bauphasen, während deren
die ursprünglichen romanisch-byzantinischen durch gotische Elemente und auf
das 6. Jahrhundert zurückgehende Eingriffe überlagert wurden.
Gegenüber der Basilika steht abseits der
Campanile (Glockenturm), den die Venezianer liebevoll „ el paron de casa“ (den
Hausherrn) nennen. Begrenzt wird die
Piazza an der Nordseite durch die Alten
Prokuratien (Procuratie Vecchie):
ein langes Gebäude, das im 12. Jahrhundert erbaut und ab 1514 renoviert wurde.
Östlich davon erhebt sich der Uhrturm
(Torre dell’Orologio). Auf seiner Spitze
schlagen die „beiden Riesen“ (der eine
jung, der andere alt, um das Vergehen
der Zeit zu symbolisieren) die Stunden.
Die nunmehr mit einer schwarzen Patina
überzogenen Figuren heißen im Volksmund „die Mohren“. Die den alten Prokuratien auf der Südseite gegenüberliegenden
Neuen Prokuratien (Procuratie Nuove)
wurden unter der Leitung von Vincenzo
Scamozzi in 1582 begonnen und um Mitte
des 17. Jahrhunderts unter Baldassare
Longhena vollendet. Unter den Arkaden
befindet sich das historische Caffè Florian,
eines der berühmtesten und ältesten Cafés
der Stadt. Die Procuratie Nuovissime (der
Napoleonische Flügel der Neuen Prokuratien) wurden auf Geheiß Napoleons gebaut,
nachdem er die Chiesa di San Giminiano
hatte niederreißen lassen. Seit 1922 ist darin das Museum Correr untergebracht.
Neben der Basilika erhebt sich majestätisch
der Dogenpalast. Als grandioses Beispiel
für gotisch-venezianische Profanbauten,
Residenz des Dogen und Sitz der höchsten
Staatsämter, stellt er mehr als alle anderen
Werke die Macht und den Prunk der antiken
Republik der Serenissima zur Schau.
In Nähe des Ufers erheben sich die beiden
Säulen des Hl. Markus und Hl. Theodor.
Piazza San Marco
Die Basilika von San Marco
Als Ausdruck des Genies von Byzanz und des Lichtkultes, zu
verstehen als die Erhebung des Menschen zu Gott, wurde die
vom Dogen Ordelaffo Falier 1102 in Auftrag gegebene und
1105 nach Konstantinopel gekommene Pala d’Oro auf den
Hauptaltar der Basilika von San Marco aufgesetzt und enthält
die Überreste des Evangelisten.
Die Pferde von San Marco
Die vier Bronzepferde, ursprünglich Bestandteil einer Quadriga
im Triumphzug aus römischer oder hellenistischer Zeit,
beherrschen die Balustrade der Basilika von San Marco. 1980
wurden sie im Museum der Basilika ausgestellt und durch vier
identische Kopien an der Fassade ersetzt.
Die Tetrarchen
Eine doppelte Statuengruppe aus Ende des 3. oder Beginn
des 4. Jahrhunderts, die zu zwei Porphyrstatuen gehörten, die
während des 4. Kreuzzugs aus Konstantinopel geraubt wurden,
steht an der Ecke der Basilika zum Dogenpalast. Die Gruppe
gilt, wegen ihrer Wesentlichkeit, des symbolischen Wertes und
des Piktorialismus als ein Meisterwerk der spätantiken Plastik.
Der Glockenturm von San Marco
Der 98,6 Meter hohe Campanile von San Marco ist der höchste
der Stadt und bietet einen herrlichen Panoramablick über die
Stadt und die Lagune. Auf seiner Spitze ragt die vergoldete
Statue des Erzengels Gabriel empor: Der drei Meter hohe
Engel hat weit ausladende Flügel, die ihn bei starkem Wind
um sich selbst drehen lassen. Wenn die Venezianer sehen,
dass er auf die Basilika blickt, deuten sie das als Hinweis für
bevorstehendes Hochwasser.
Der Dogenpalast
Das Bauwerk entstand im 9. Jahrhundert als Kastell und nahm
seine heutige Form erst im 14. Jahrhundert an. In seinem
Inneren sind die Säle des Maggior Consiglio (in denen der Große
Rat tagte), des Senats, des Collegio (Tagungssaal), geschmückt
durch Leinwände von Tintoretto, Tizian und Veronese, die
Privatgemächer des Dogen, der berühmte Consiglio dei Dieci (Rat
der Zehn), die Waffenkammer und das Gefängnis zu besichtigen.
Der Uhrturm
Der sogenannte „Mohrenturm“ wurde zwischen 1496 und
1499 vom Baumeister Mauro Codussi mit einer großen
astronomischen Uhr errichtet: die ein Meisterwerk der Technik
und der Ingenieurkunst ist, da sie seit genau fünfhundert
Jahren den unaufhörlichen Takt des Stadtlebens schlägt. Nur
am Dreikönigsfest öffnet sich die seitliche Platte bei jedem
Stundenschlag, um ein Karussell von hölzernen Statuen, die
die Figuren der Geburt Christi und die Heiligen Drei Könige
darstellen, vorbeiziehen zu lassen.
Die s.g. „Marco und Tòdaro“ Säulen
Sie bilden den monumentalen Zugang zum Markusplatz in
Richtung Meer. Die seitlich vom Dogenpalast stehende Säule
trägt den geflügelten Löwen, Symbol des Hl. Markus, des
Schutzpatrons der Stadt: eine sehr antike Bronzestatue, eine
Chimäre, der anschließend die Flügel hinzugefügt wurden.
Neben der Bibliothek erhebt sich das marmorne Standbild
des Hl. Theodors, des byzantinischen Heiligen und früheren
Schutzpatrons Venedigs, dargestellt, als er gerade einen
Drachen tötet. Ab Mitte des 18. Jahrhunderts wurde
der Zwischenraum zwischen den beiden Statuen als
Hinrichtungsstätte genutzt, so dass auch noch heute
Abergläubische vorziehen, den Raum zwischen den beiden
Säulen nicht zu durchqueren.
Teatro La Fenice
Nicht weit vom Markusplatz liegt das berühmte Teatro La
Fenice, Tempel der klassischen Musik und der Oper. Das 1792
gegründete Opernhaus war im 19. Jahrhundert Schauplatz
zahlreicher Uraufführungen der Opern von Rossini, Bellini,
Donizetti, Verdi. Ein reichhaltiges Programm mit Konzerten,
Opern und Tanzaufführungen zeichnet die Spielsaison
des Theaters aus, das auch geführte Besichtigungen zur
Entdeckung der Stuck- und Goldarbeiten seiner Prestigesäle,
seines Ursprungs, der Hintergrundgeschichten und
Geheimnisse bis in die heutige Zeit bietet.
landmarks
Künstler
GONDELFAHRT AUF DEM CANAL GRANDE
Fondaco dei Turchi
Fondaco dei Turchi
Sitz des wunderschönen naturgeschichtlichen Museums mit einer
hoch interessanten Besucherstrecke, die durch Natur, Geschichte und
Wissenschaft führt. Das Museum ist bekannt für einen über 7 Meter
großen Dinosaurier, das Skelett des Ouranosaurus nigeriensis und das
eines mehr als 12 Meter langen Riesenkrokodils.
Ca’ Vendramin Calergi
Ca’ Vendramin Calergi
Das 1638 eröffnete Casinò hat sich von Anfang an als vornehme Schaubühne
der klassischen Glücksspiele der internationalen Prominenz behauptet und
wurde in den 50er Jahren in die Ca’ Vendramin Calergi, Dogenresidenz und
letzte Wohnstätte Wagners, verlegt.
Ca’ Pesaro
Ca’ Pesaro
Der grandiose Palast, der heute die Internationale Galerie für Moderne Kunst
hospitiert, entstand in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts auf Anregung
der vermögenden Adelsfamilie Pesaro nach einem Entwurf des größten
Architekten des venezianischen Barocks, Baldassare Longhena, dem auch die
Basilica di S. Maria della Salute und Ca’ Rezzonico zu verdanken sind.
Ca’ d’Oro
Ca’ d’Oro
Der Name beruht darauf, dass ursprünglich einige Teile der Fassaden mit Gold
bedeckt waren. Diese Oberflächenveredelung war Bestandteil einer komplexen
Mehrfarbigkeit, die heute verloren gegangen ist. Als Sitz der Galerie Giorgio
Franchetti ist sie ein absolutes Meisterwerk. Im Mittelpunkt der Sammlung
steht die Leinwand mit dem San Sebastiano des Andrea Mantegna.
Ca’ Foscari
Ca’ Foscari
Der 1453 auf Geheiß des Dogen Francesco Foscari erbaute Palast
befindet sich an der breitesten Biegung des Canal Grande, und bietet eine
überwältigende Aussicht, die von der Rialtobrücke bis zur Akademie reicht.
Er war der bevorzugte Blickpunkt großer venezianischer Maler des
Settecento, von Canaletto bis Michele Marieschi und Francesco Guardi, und
wurde von Autoren wie Francesco Sansovino und John Ruskin zelebriert.
Ca’ Rezzonico
Ca’ Rezzonico
Mit zahlreichen Fresken der größten Maler des Jahrhunderts gilt der Ballsaal
als das bedeutendste und prestigeträchtigste Ambiente Venedigs. Hier wurden
etliche Feste gefeiert, die in die Geschichte eingegangen sind, darunter die
Wahl zum Papst des Bischofs von Padua, Clemens XIII, und die Empfänge und
Bankette in „tabarro e bauta“ (Mantel und schwarzer Maske), die darauf folgten.
Palazzo Grassi
Palazzo Grassi
Bemerkenswert sind die unterschiedlichen Fenster der beiden Beletagen:
die erste mit Rundbogenfenstern und die zweite mit Rechteckfenstern mit
gebogenem Tympanon. Einmalig ist dieser Ort aufgrund der gelungenen
Anbindung von Ausstellungen zeitgenössischer Kunst der Stiftung François
Pinault an ihr herrliches Behältnis, das Tadao Ando mit seinen rein
minimalistischen Eingriffen gekonnt umgestaltet hat.
Ca’ Venier dei Leoni
Ca’ Venier dei Leoni
Dem von der mächtigen Familie Venier dem Baumeister Lorenzo Boschetti
in Auftrag gegebenen Gebäude war es beschieden, noch grandioser zu
werden als das der Corner della Ca’ Granda, mit denen ein heftiger Wettstreit
ausbrach. 1949 beschloss eine bizarre und steinreiche Dame, die sich in
Venedig verliebt hatte, Peggy Guggenheim, den Palazzo zum Hüter ihrer
Kollektion zu erlesen.
Punta della Dogana
Punta della Dogana
Mit der Form eines perfekten Dreiecks trennt die Punta della Dogana den Canal
Grande vom Canale della Giudecca ab. Die ehemalige Dogana da Mar wechselt
nun nach einem relevanten Sanierungs- und Qualifizierungsprojekt, wofür Tadao
Ando im Auftrag der Stiftung François Pinault verantwortlich zeichnet, erstmals
in ihrer Geschichte ihre Zweckbestimmung und wird zum neuen Grenzland für
die repräsentativsten Höhepunkte der zeitgenössischen Kunstproduktion.
Der „Canalazzo“, wie die Venezianer den Canal
Grande nennen, hat die Form eines großen
umgekehrten „S“, das sich durch die ganze
Stadt schlängelt und die Sestieri voneinander
trennt, drei auf der einen Seite (Santa Croce,
San Polo und Dorsoduro) und drei auf der
anderen (Cannaregio, San Marco e Castello).
Den fast 4 km langen Kanal überqueren vier
Brücken: die Ponte della Costituzione (oder
Calatrava-Brücke), die Ponte degli Scalzi,
die berühmte Rialtobrücke und die Ponte
dell’Accademia. Die einstige Hauptwarenstraße, die das Becken von San Marco und die
Lagune mit dem Handelsstützpunkt Rialto verband, wurde ab dem 16. Jahrhundert der Ort,
an dem der venezianische Adel seine pompösen Wohnsitze in prunkvollen gotischen, Renaissance- und barocken Palästen aufschlug.
Wenn man den Canal Grande mit der Gondel
oder dem Vaporetto von Piazzale Roma nach
San Marco befährt, trifft man auf der rechten
Seite auf den Fondaco dei Turchi, Warenlager und Wohnstätte zugleich, in venetischbyzantinischem Stil. Nur wenig weiter ist am
Ufer gegenüber die Ca’ Vendramin Calergi zu
sehen, die von Mauro Codussi, dem genialsten
der Architekten des venezianischen Rinascimento erbaut wurde und heute das städtische
Spielkasino hospitiert. Am rechten Ufer folgt
die prächtige Fassade in Diamantrustika der
Ca’ Pesaro, ein Meisterwerk der venezianischen Profanbauten im gotischen Stil, und
kurz darauf die Ca’ Corner della Regina,
Niederlassung der Stiftung Prada. Fast gegenüber überwältigt das höchste Beispiel des
spätgotischen Flamboyantstils, die Ca’ d’Oro
mit der Loggia und dem abschließenden Zinnenkranz, die an den Dogenpalast erinnern.
Kurz vor der Rialtobrücke trifft man links auf
den Fondaco dei Tedeschi (Warenbörse der
Deutschen) und rechts auf den RinascimentoPalast der Camerlenghi. Nach der Brücke
folgen Ca’ Farsetti, das Rathaus von Venedig,
Ca’ Loredan, Palazzo Grimani, Palazzo Balbi,
einer der allerersten Barockpaläste. Es geht
weiter mit Ca’ Foscari, ein Vorbild der venezianischen Architektur des 15. Jahrhunderts,
heute Sitz der Universität, und Ca’ Rezzonico, ein echtes Beispiel des venezianischen
Settecento, der dem eleganten und strengen
Palazzo Grassi als Spiegelbild dient.
Auf die Accademia folgen Palazzo Barbaro,
Ca’ Venier dei Leoni, der wunderschöne und
unvollendete Palast, der die Peggy Guggenheim Kollektion hospitiert, und Ca’ Dario,
von besonderer Schönheit und unendlichem
Charme. Nur ein Stück weiter rechts liegt die
antike Dogana da Mar (die alte Zollbehörde),
heute Zentrum für Zeitgenössische Kunst der
Stiftung François Pinault, während auf der
linken Seite San Marco erscheint.
3
DIE 100 KIRCHEN VENEDIGS
In den mehr als 100 Kirchen Venedigs werden einige
der Welt großartigsten Kunstschätze aufbewahrt.
Tausend Jahre Geschichte strömen von den Gemäuern dieser Bauwerke aus und führen auf einen
Rundgang durch die ganze Stadt.
San Polo und Santa Croce:
Die Summa der Kunstgeschichte
In Rialto (San Polo) gilt die Chiesa di San Giovanni
Elemosinario, die „Kirche der Bettler“, als verborgenes Meisterwerk der Architektur des Rinascimento.
Ein kurzer Spaziergang führt von hier aus zum Campo
San Giacomo dall’Orio (Santa Croce), von dem sich die
gleichnamige antike Kirche abhebt, die vom Aussehen
schlicht und archaisch erscheint und deren meisterhaft gegliederter Innenraum durch die herrliche hölzerne Decke beeindruckt. Zurück in San Polo erreicht
man die Chiesa di San Polo, die neben den neoklassizistischen Aufbauten Bestandteile der Fundamente
der gotischen Werkstatt aufweist. In kurzer Entfernung erhebt sich die Basilica di Santa Maria Gloriosa
dei Frari, die nach der Basilica di San Marco der großartigste Sakralbau der Stadt ist. Die zwischen 1250
und 1338 durch die Franziskaner-Minoriten errichtete
Kirche wurde im 14. Jahrhundert in gotisch-zisterziensischem Stil umgebaut. Im Lauf der Jahrhunderte
wurde aus der Basilika eine unglaubliche Kunstschatulle, angefangen von den beiden größten Meisterwerken Tizians, die Assunta (Mariä Himmelfahrt) und das
Altarbild mit der Madonna des Hauses Pesaro.
Dorsoduro: auf der Entdeckung des Barocks
Auf dem Weg zur Accademia (Dorsoduro) ist eine
Besichtigung der Basilika Santa Maria della Salute
Pflicht: ein Meisterwerk des venezianischen Barocks
nach einem Entwurf von Longhena zum Dank an die
Madonna, um die Stadt 1630 von der Pest befreit zu
haben. Der imposante Marmorbau wird durch Statuen bevölkert und hat eine enorme halbkreisförmige
Kuppel, auf der das seinerseits durch Kuppeln und
Türme gekrönte Presbyterium ansetzt.
Castello: von der Gotik zum Rinascimento
Nach dem Markusplatz führt der Weg zum Campo
San Zaccaria; die gleichnamige Kirche wurde im Lauf
des 6. Jahrhunderts im gotischen Stil erbaut und
nahm durch die Vollendung seitens Mauro Codussi
(1483-90) Stilzüge der Renaissance an. Nicht weit
entfernt liegt die Chiesa di Santa Maria Formosa, die
laut Tradition in 639 nach der wundersamen Erscheinung der Jungfrau in Gestalt einer üppigen Matrone
errichtet wurde; 1492 wurde sie von Mauro Codussi
entsprechend den Formen des frühen toskanischen
Rinascimento neu gebaut. Nur einen kurzen Fußweg entfernt ist die Basilika der Hl. Johannes und
Paulus, die zusammen mit der Basilica dei Frari die
majestätischste gotische Kirche der Stadt ist. Die von
den Dominikanern zwischen 1246 und 1430 gebaute
Kirche war schon seit jeher von großer Bedeutung für
die Serenissima, die sie ab Mitte des 15. Jahrhunderts
zur letzten Ruhestätte der Dogen bestimmte.
San Giovanni Elemosinario
Chiesa di San Giovanni Elemosinario
Die Kirche, eine wahre Gemäldesammlung aus dem
16. Jahrhundert, verwahrt Zeugnisse der hier ein- und
ausgehenden Kunst- und Handwerksbruderschaften
und Werke berühmter Maler wie den Hl. Johannes der
Bettler von Tizian und die Hl. Katharina, Sebastian und
Rochus des Pordenone.
San Giacomo dall’Orio
Chiesa di San Giacomo dall’Orio
Die durch eine für das Urchristentum typische
Atmosphäre geprägte Kirche verwahrt bemerkenswerte
Meisterwerke der venezianischen Malerei aus dem 16.
Jahrhundert, darunter die Tafel des Hauptaltars mit
der Jungfrau und dem Jesuskind zwischen Aposteln und
Heiligen (1546) von Lorenzo Lotto.
San Polo
Chiesa di San Polo
Das Letzte Abendmahl und Mariä Himmelfahrt und
Heilige von Tintoretto, Die Trauung der Jungfrau von
Veronese, die Muttergottes mit dem hl. Nepomuk von
Giambattista Tiepolo und die vierzehn Stationen des
bekannten Kreuzgangs von Giandomenico Tiepolo sind
die in der Kirche bewahrten Kunstschätze.
Frari
Basilica di Santa Maria Gloriosa dei Frari
Tizian fiel der schrecklichen Pestilenz zum Opfer, die
Venedig in 1576 heimsuchte, und wurde in der Basilica dei
Frari bestattet. Zwei großartige Grabdenkmale aus dem 19.
Jahrhundert wurden zu Ehren des Malerfürsten Tizian und
genau gegenüber dem Bildhauer Antonio Canova gesetzt.
Santa Maria della Salute
Basilica di Santa Maria della Salute
Zum Gedenken an die verheerende Pestilenz und des
vom Dogen abgelegten Gelübdes, um die Fürsprache
der Jungfrau zu erhalten, wird am 21. November die
privateste und verschlossenste Feierlichkeit begangen,
die der Madonna della Salute: Zu Tausenden ziehen
die Venezianer mit brennenden Kerzen am Hauptaltar
vorbei und flehen die Jungfrau um die Gesundheit von
Körper und Geist an.
San Zaccaria
Chiesa di San Zaccaria
Der Innenraum ist durch Säulen in drei Schiffe
gegliedert und vereint gotische Stilelemente mit
neuartigen Formen des Rinascimento in der erhabenen
Andacht geweihten Räumen. An den Seitenwänden der
Schiffe lenkt die berühmte Tafel mit der Madonna auf
dem Thron von Bellini (1505) die Aufmerksamkeit auf
sich, während in der Apsis die Fresken von Andrea del
Castagno (1442) zu bewundern sind.
Santa Maria Formosa
Chiesa di Santa Maria Formosa
Die Kirche zeichnet sich durch einen barocken
Glockenturm und zwei Hauptfassaden aus, von denen
die dem Rio zugerichtete klassizistisch ist, die andere
im Barockstil aus 1604 dem Campo zugewandt ist. Der
dreischiffige Innenraum entspricht den Fundamenten
der Kirche aus dem 17. Jahrhundert und beherbergt
zahlreiche Kunstwerke, darunter das Triptychon der
Madonna della Misericordia von Vivarini (1473).
Santi Giovanni e Paolo
Basilica dei Santi Giovanni e Paolo
Das überragende Beispiel der venezianischen Gotik
zeigt in seinem Innenraum eine erhabene und
schlanke Struktur, in der zahlreiche bedeutende
Kunstwerke von Bellini, G.B. Piazzetta, Alvise und
Bartolomeo Vivarini, Palma il Giovane und il Vecchio,
Tintoretto, Tiziano, Veronese, und Lotto zu sehen sind.
landmarks
2
URBAN LIFE
urban life
Ein Streifzug durch die bacari (typisch venezianische Weinschenken)
ist ein gastronomisches Erlebnis im Herzen Venedigs und eine
wunderbare Gelegenheit, um den vielen Geschichten der Bewohner
zuzuhören – egal ob authentische Venezianer oder Menschen aus aller
Welt, die sich entschieden haben, in der Lagune zu leben.
Eine Erfahrung, die alle Sinne anspricht: nicht nur die Schönheiten
bewundern, vielmehr auch mit offenem Geist die mitunter bizarr
anmutenden Gewohnheiten der Einwohner, die niemals aufgehört
haben, ihre Stadt zu lieben, mit Neugier beobachten. Etappe für
Etappe (denn es bleibt nie bei nur einem Lokal) lässt man
sich von den kulinarischen Köstlichkeiten und den
Weinen verführen, die den Kunstschätzen und
den authentischen, verborgenen Winkeln
der Stadt in nichts nachstehen.
Via Garibaldi
1
2
3
VON CANNAREGIO BIS CASTELLO zwischen bacari, ombre und cicheti
VON DORSODURO BIS RIALTO Kunst und bacari
VON DORSODURO ZUR GIUDECCA Kunst und golosessi (Süßigkeiten)
Erbaria, Rialto
Campo Santa Margherita
Pasta e fasioi
(Pasta und Bohnen)
Tagliatelle mit zuvor in einem
Fonds aus angedünsteten
Zwiebeln, Karotten, Sellerie und
Bauchspeck gegarten und zur
Hälfte passierten Bohnen.
Baccalà mantecato
(Stockfischmus)
Der Stockfisch wird gekocht,
anschließend mit reichlich Öl,
Knoblauch und Petersilie cremig
püriert und mit weißer Polenta
oder Polenta-Croutons serviert.
Sarde in saór
Für die Marinade werden die
Zwiebeln mit Essig und Öl gekocht,
anschließend werden sie abwechselnd mit den frittierten Sardinen
in Terrakotta-Gefäße geschichtet.
Im Laufe der Zeit wurden dem
ursprünglichen Rezept Rosinen
und Pinienkerne hinzugefügt.
Seppie in nero
(Tintenfische in eigener Tinte)
Für die Zubereitung werden die
Tintenfische sorgfältig geputzt, die
Tinte in einem Gefäß beiseite gestellt und nach der Hälfte der Garzeit hinzugefügt. Die Tintenfische
werden in Streifen geschnitten
und in einem Fonds aus Knoblauch und Zwiebeln gegart.
Castraure
(kleine Artischocken)
Die Inseln der Lagune von Venedig
sind berühmt für die hier angebauten Artischocken. Sie sind viel
kleiner als die ebenso berühmten
römischen Artischocken, aber
besonders schmackhaft. Die
castraure sind die ersten Artischocken, die am Frühlingsanfang
abgeschnitten werden. Sie werden halbiert, in Ei und Mehl gewälzt, anschließend in Pflanzenöl
frittiert und gesalzen.
Typische Süßigkeiten
Creme Caramel, kandierte Früchte, Kekse, fugasse, fritole, galani,
buranelli sind die Süßigkeiten
der venezianischen Tradition, die
immer mit edlen Dessertweinen,
wie zyprischer Wein, Strohwein
und Malvasia begleitet wurden.
Baicoli
Die baicoli waren die Kekse der
Serenissima und dank feinem
Geschmack und guter Haltbarkeit
unverzichtbarer Bestandteil des
Proviants der Handelsschiffe.
„Auf der ganzen Welt gibt es keinen Keks, der feiner, süßer und
gesünder ist und sich so gut in
Wein eintunken lässt wie unser
venezianischer Baicolo“.
Aperitife
Spritz
Zubereitet mit Aperol, Weißwein
und Sodawasser; heute wird er
mit einer Scheibe Zitrone oder
Orange oder mit einer grünen Olive
serviert. Je nach der zugefügten
Menge Aperol, Campari oder Cynar
ist er mehr oder weniger stark.
Bellini
Für die Originalversion wird zu
frisch püriertem weißem Pfirsich
etwas Prosecco oder Champagner hinzugefügt. Es gibt auch
andere Varianten, Tintoretto auf
Basis von Granatapfel, Tizian
mit roten Trauben und Prosecco,
Rossini auf Basis von Erdbeeren.
VENEZIANISCHE KÜCHE
Die venezianische Küche präsentiert sich in ihrer einfachen und doch erlesenen Vielfalt, die dem
Lauf der Jahreszeiten folgt und deren typische Gerichte oftmals seit Jahrhunderten unverändert
sind. Egal ob in einfachen, volkstümlichen Schenken oder in edlen Sternerestaurants - der Gast
wird immer angenehm überrascht sein.
Die gastronomische Tradition Venedigs basiert im Wesentlichen auf einem ausgewogenen Gleichgewicht von Fleisch und Fisch. In vergangenen Jahrhunderten war die traditionelle Spezialität Wild.
Noch heute ist bei wichtigen traditionellen Festen das feierliche Hauptgericht nicht wie eigentlich
erwartet Fisch, sondern Wild - nämlich Ente, oder Anara wie der typische gefiederte Bewohner der
Sümpfe in der Lagune auf venezianisch genannt wird. Die kulturelle Vielfalt der Serenissima hat
fremde Einflüsse, die in anderen Teilen Norditaliens unvorstellbar wären, schon immer begünstigt. Unter den Erzeugnissen orientalischer Herkunft ist der Reis dasjenige, das die venezianische
Küche am meisten geprägt hat. Im 16. Jahrhundert wurde der Reis zum König der venezianischen
Tafeln: Risi e bisi (Reis mit Erbsen aus den Gemüsegärten der Lagune) ist das Gericht am wichtigsten
Feiertag Venedigs, dem Fest des Heiligen Markus.
Auch die seit uralten Zeiten beliebte Pasta zelebriert den ultimativen Kosmopolitismus bei Tische.
Bigoi in salsa sind eine besondere Pastasorte, die der Form nach dicken Spaghetti mit rauer Oberfläche ähnelt und mit einer Sauce aus Zwiebeln und Sardinen serviert wird - ein Gericht, dessen Geschmack der arabischen und sizilianischen Tradition näher ist als den nordischen Gewohnheiten.
Der Fisch wird in der Regel nicht mit Saucen zubereitet, damit sein typischer Geschmack nach Meer
mit der unverkennbaren und nicht wegzudenkenden Frischenote nicht verloren geht. Eine Ausnahme bildet die Zubereitungsart saór oder savór - eine Marinade auf der Basis von süßsauren Zwiebeln, die in der venezianischen Küche für Sardinen, den berühmten sarde in saór verwendet wird.
Dies war die Konservierungsmethode der venezianischen Fischer, die die Speisen an Bord für
lange Zeit, oder zumindest so lange wie möglich, haltbar machen mussten.
Baccalà - also Stockfisch (getrockneter Kabeljau), ist ein typisches, delikates und feines Gericht. Dieser
Fisch wurde in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, nach dem Konzil von Trient, von den Warenlagern der Hanse importiert, und sollte den Venezianern den Fleischverzicht in der Fastenzeit erleichtern. Nicht zu vergessen, die sepe in tecia col nero (Tintenfisch in eigener Tinte), eine traditionelle Spezialität der Lagune, für die die natürliche Tinte der Tintenfische benutzt wird, um dem Gericht seine
typische Geschmacksnote zu geben. Aal (bisato), Weichtiere (canestrei), Heuschreckenkrebse (canoce),
Venusmuscheln (caparossoi), Kraken (folpo), Moschuskraken (folpeti), Muscheln (peoci), Schnecken (sciosi), sind alles Gerichte, die zu der langen kulinarischen Tradition Venedigs gehören.
An den Verkaufsständen des Fischmarkts am Rialto gibt es jeden Tag eine enorme Vielfalt an frischem Fisch. In der Saison krabbeln die moeche - kleine Krebse, die beim Häuten ihre harte Schale
verlieren - unermüdlich in den Körben, in denen sie feilgeboten werden. Diese Delikatesse, die im
Ganzen frittiert und gegessen wird, ist eine der beliebtesten Spezialitäten der venezianischen Küche.
Die granseola (Seespinne) wird hauptsächlich von November bis Januar zubereitet. Sie wird direkt
in ihrer Schale gekocht und serviert, angerichtet mit etwas Öl, Salz, Pfeffer und Zitronensaft. Unter
den Fleischgerichten steht hingegen die Leber auf venezianische Art (figà ala venesiana) an erster
Stelle, sowie Kalbsinnereien, die mit angedünsteter Zwiebel aus den Gemüsegärten der Serenissima oder aus dem nahegelegenen Chioggia gegart und mit einer weichen Polenta serviert werden.
Eine weitere kulinarische Erfindung, die von Venedig aus die ganze Welt erobert hat, ist carpaccio, rohes Rindfleisch, das hauchdünn aufgeschnitten und mit einer leichten Sauce aus Zitrone und Mayonnaise serviert wird. Anlässlich der Festa della Madonna della Salute am 21. November sieht die venezianische Küche die traditionelle castradina vor, ein altes Gericht auf Basis von Hammelfleisch, das an
das Venedig des 17. Jahrhunderts erinnert, als in ganz Europa das Ende der Pest gefeiert wurde.
BACARI UND OSTERIE
In Venedig gibt es immer noch viele Bars, bacari und osterie. Viele davon befinden sich im Stadtteil
Rialto, in der Nähe des Fisch-, Gemüse- und Obstmarkts, an der Strada Nova, sowie in den Stadtteilen Cannaregio, Dorsoduro, in der Nähe des Campo Santa Margherita und San Barnaba. Andere
sind in den volkstümlichen Stadtteilen zu finden, die bei den Touristen weniger bekannt sind, wie
im Sestiere Castello, in der Innenstadt in San Giovanni e Paolo und in der Via Garibaldi.
Die osteria ist ein typischer Ort der venezianischen Geselligkeit, der Ort, an dem man sich mit
Freunden trifft, die die Venezianer fioi (Jungen) nennen, auch wenn die meisten davon längst weiße
Haare haben! Normalerweise trinkt man eine ombreta, also ein Gläschen Rot- oder Weißwein aus
der Umgebung, angebaut im Gebiet des Piave oder in Friaul, dazu ein paar der typischen venezianischen Häppchen cichetto, Vorläufer des modernen Finger Food.
Der Ursprung des Wortes „ombra“ (Schatten) ist die alte Gewohnheit, den Wein unter dem Campanile
auf dem Markusplatz, an mit Zeltdächern vor der Sonne geschützten Verkaufsständen auszuschenken. Der Wein wurde also im Schatten getrunken und mit dem sprichwörtlichen, für den venezianischen Dialekt typischen Hang zur Synthese wurde das Wort „ombra“ kurzerhand zum Namen
des Getränks selbst. Der venezianische Aperitif schlechthin ist der Spritz. Nach einem beliebten
Brauch treffen sich jeden Abend ab 18 unzählige Personen jeden Alters vor den kleinen Lokalen
zum geselligen Beisammensein mit einem Glas in der Hand, das dieses Getränk mit der typisch
roten Farbe enthält. Sein merkwürdiger Name kommt von dem deutschen Verb spritzen und
stammt noch aus der Zeit der österreichischen Herrschaft über die Lagunenstadt. Die österreichischen Soldaten konnten sich nicht an den herben lokalen Wein gewöhnen und verdünnten ihn
daher mit Sodawasser oder Mineralwasser, um den Alkoholgehalt zu verringern. Eine weitere Kreation von Giuseppe Cipriani, dem Gründer der Harry’s Bar - eine winzige, aber weltweit berühmte
Bar, Synonym für Cocktails und gehobene Gastronomie - ist der Bellini. Eine Huldigung an einen
der bedeutendsten Vertreter der venezianischen Malerei und ein Aperitif, den man wenigstens einmal im Leben in der authentischen Version probieren sollte.
RESTAURANTS
Das Angebot an Restaurants in der Stadt ist riesig. Die Auswahl reicht von winzigen Gaststätten mit
nur wenigen Tischen - eine Art Verlängerung der Küchen von Privathaushalten - und Trattorien bis hin
zu gehobenen Restaurants, die oft zu den großen Hotels gehören, sowie wahren Gourmettempeln, in
denen die Qualität des Angebots durch tadellosen Service auf höchstem Niveau ergänzt wird und die
verschiedenen Gänge des Menüs vor einer atemberaubenden Kulisse serviert werden. Sterneköche
leiten die Küchen verschiedener Restaurants, in denen eine internationale Kundschaft die Vielfalt der
Speisekarte zu schätzen weiß, die nicht nur auf der lokalen Tradition, sondern auch auf meisterhaft
zubereiteten Spezialitäten der italienischen Küche und einer erlesenen Weinauswahl basiert.
1
VON CANNAREGIO BIS CASTELLO
zwischen bacari, ombre und cicheti
Am nördlichen Stadtrand, genau gegenüber den Inseln Murano und San Michele
(Monumentalfriedhof), verlaufen direkt an
der Lagune die Fondamenta Nuove. Hier,
am äußersten Ende des Sestiere Cannaregio, beginnt diese Route.
Vom Campo dei Gesuiti, der von der
gleichnamigen Kirche und dem Oratorio
dei Crociferi dominiert wird, gelangt man
nach wenigen Schritten zum Campo Santa
Maria Nova, von wo man auf der anderen
Seite des Kanals die harmonischen Formen der Kirche Santa Maria dei Miracoli
bewundern kann. Unterwegs kommt man
an mehreren traditionellen bacari vorbei,
die von frühmorgens bis zur Stunde des
Aperitifs ihre Spezialitäten anbieten. Folgt
man der Calle Larga Giacinto Gallina,
kommt man zum Campo Santi Giovanni e
Paolo, einem der größten Plätze Venedigs,
auf dem sich in ihrer ganzen Pracht die Basilika erhebt. In der Mitte des Campo steht
die Reiterstatue, die Bartolomeo Colleoni,
dem berühmten Feldherrn im Dienste der
Serenissima, gewidmet ist. Dahinter ist die
monumentale Fassade des Städtischen
Krankenhauses (einstmals Scuola Grande
di San Marco) zu sehen. Gleich hinter dem
Campo, entlang der Calle Barbaria de le
Tole, reihen sich vor der prächtigen Fassade des Ospedaletto, oder Chiesa di Santa
Maria dei Derelitti zahlreiche Läden, Buchhandlungen und Lokale aneinander. Weiter
in Richtung Norden taucht man in das Herz
des Sestiere Castello ein: Diese Route ist
eine gute Gelegenheit, um das echte Venedig von einst zu erleben. In diesem abgelegeneren und dicht besiedelten Stadtteil
gibt es historische Lokale und bacari, in denen man essen oder auch nur einen Kaffee
oder ein Glas Wein trinken kann.
Von der Kirche San Francesco della Vigna, die ihren Namen dem großen Weinfeld
verdankt, auf dem sie entstand, führt der
Weg zum Campo dell’Arsenale und der
von Steinlöwen bewachten Porta di Terra
mit den monumentalen Türmen. Hinter
dem Arsenal verirrt man sich in einem
Labyrinth von Gässchen, gelangt aber
schnell zur Via Garibaldi, auf die Läden jeder Art, Restaurants, Bars blicken und wo
vormittags auch ein Obst-, Gemüse- und
Fischmarkt stattfindet. Mit der zwischen
Gassen und Plätzen im Wind flatternden
bunten Wäsche ist die Atmosphäre hier
herrlich authentisch und lebhaft. Von hier
geht es weiter in Richtung Riva dei Sette
Martiri und danach nach rechts, um an
der Riva degli Schiavoni entlang schließlich den Markusplatz zu erreichen.
Fondamenta Nuove
Fondamenta Nuove
An besonders klaren Tagen hat man von der Lagune einen
wundervollen Blick auf die Dolomiten des Cadore. Um die Berge
seiner Heimat bewundern zu können, hat sich in dieser Gegend
der große Maler Tiziano niedergelassen, der hier von 1531 bis zu
seinem Tod im Jahre 1576 wohnte.
Campo dei Gesuiti
Chiesa dei Gesuiti
Der Bau (1713-1728) erfolgte auf Initiative der Jesuiten, die
1657 nach Venedig zurückkamen, nachdem sie zuvor aus der
Stadt verbannt worden waren, und der Familie Manin, deren
Familienangehörige seither im Presbyterium bestattet werden.
Das mit Stuckarbeiten und Marmor reich verzierte einschiffige
Langhaus folgt dem Stil der Jesuitenkirchen mit Kapellen und
einbeschriebenem Querschiff.
Oratorio dei Crociferi
Die Gründung eines von den Kreuzbrüdern geleiteten
Krankenhauses, das auch Pilger und Kreuzritter auf dem Weg in
das Heilige Land aufnahm, geht auf das 12. Jahrhundert zurück.
Im 16. Jahrhundert wurde nach einer Reihe von Renovierungen
Jacopo Palma der Jüngere mit der künstlerischen Gestaltung des
Oratoriums betraut.
Campo San Maria Nova
Chiesa di Santa Maria dei Miracoli
Dieses Meisterwerk von Pietro Lombardo stammt aus den
Anfängen der venezianischen Renaissance. Aufgrund der
Einheitlichkeit ähnelt es einem mit mehrfarbigem Marmor
verkleideten außergewöhnlichen Schrein.
Campo Santi Giovanni e Paolo
Basilica dei Santi Giovanni e Paolo
Auf venezianisch Zanipòlo genannt und zusammen mit der
Frarikirche die prunkvollste gotische Kirche der Stadt, mit einem
über 100 Meter langen Innenraum und drei durch Pfeiler aus
Ziegelstein getrennten Schiffen. Der 1246 begonnene Bau wurde
erst Mitte des 15. Jahrhunderts mit den fünf herrlichen vieleckigen
Apsiden fertiggestellt.
Barbaria de le Tole
Santa Maria dei Derelitti
Die prachtvolle Fassade, die mit dem markanten Vorbau und mit
der reichen Verzierung mit Nischen und Statuen die enge Gasse
beherrscht, ist ein Werk von Baldassare Longhena (1668-1674).
Campo dell’Arsenale
Arsenal
Das Arsenal nimmt einen großen Teil der Stadt ein und ist das
Herzstück des venezianischen Schiffbaus ab dem 12. Jahrhundert.
Hier wurden die imposanten Schiffe gebaut, die der Serenissima
die Vorherrschaft über das Mittelmeer garantierten. Heute gehört
das Arsenal zum Teil der italienischen Marine und zum Teil ist es
anlässlich der Internationalen Kunst- und Architekturausstellung
der Biennale von Venedig für das Publikum geöffnet.
Via Garibaldi
Via Garibaldi
Die Via Garibaldi wurde 1807 angelegt, als der zuvor hier
verlaufende Kanal zugeschüttet wurde. Sie hieß zunächst Via
Eugenia zu Ehren von Eugène de Beauharnais, damals Vizekönig
von Italien. Später wurde der Name in Strada Nuova dei Giardini
geändert, und 1866, mit dem Einmarsch der italienischen Truppen,
wurde sie schließlich Giuseppe Garibaldi gewidmet.
urban life
Spezialitäten
VON DORSODURO BIS RIALTO
Kunst und bacari
Campo Santa Margherita
Auditorium, ex Chiesa di Santa Margherita
Die heilige Margarete von Antiochia, der die Kirche und der Campo
gewidmet wurden, ist am Sockel des charakteristischen Glockenturms einziges Element der Kirche, das auf den Campo blickt - dargestellt. Der
Turm wurde 1808 „geköpft“, weil der obere Teil baufällig war.
Scuola dei Varoteri
Die Varoteri waren Handwerker, die Pelze herstellten und verkauften.
Sie zogen 1725 in dieses Gebäude inmitten des Campo Santa Margarita
ein, woran eine Inschrift an der Fassade erinnert. Über der Eingangstür
ist das Basrelief La Vergine e il Bambino adorati dai confratelli (Von den
Ordensbrüdern angebetete heilige Jungfrau mit Kind, 1501) zu sehen.
“Casa del Moro”
Als Vorlage für den Othello soll William Shakespeare 1604 die
Novellensammlung Hecatommithi gedient haben, die der Tragödiendichter
Giovan Battista Giraldi Cinzio aus Ferrara 1565 geschrieben hatte. Aus
Respekt vor der venezianischen Aristokratie sollen beide die Hauptperson
ihrer Werke als Mohr dargestellt haben (anstatt mit dem Familiennamen
„Moro“ = Mohr).
Scuola Grande dei Carmini
Die Scuola, die der Santa Maria dei Carmini gewidmet ist, erlangte am 22.
September 1597 die offizielle Anerkennung des Rats der Zehn und wurde
1767 zur „Scuola Grande“ erhoben. Im Kapitelsaal malte Giambattista Tiepolo
zwischen 1739 und 1749 die neun einmaligen Gemälde an der Decke.
Ponte dei Pugni
Ponte dei Pugni
Auf der Brücke sind an den Ecken die Fußspuren zu sehen, in die
die Kämpfer vor Beginn des Kampfes ihre Füße stellen mussten. Die
traditionelle „Guerra dei Pugni“ (Krieg der Fäuste) wurde für immer
abgeschafft, nachdem am 30. September 1705 auf dieser Brücke der mit
nackten Fäusten begonnene Kampf mit Steinwürfen und Messerstecherei
endete und zahlreiche Opfer verursachte.
Campo San Barnaba
Sotoportego del Casin dei Nobili
Die Casini waren kleine Wohnungen oder auch nur Zimmer, in denen sich
- vor allem nachts - bestimmte Gesellschaften für die unterschiedlichsten
Zwecke trafen: Tanz, Abendessen, Musik, aber vor allem Glücksspiele. Es
gab sie auf allen Niveaus und für alle sozialen Schichten und sie waren
über die ganze Stadt verstreut.
Accademia
Gallerie dell’Accademia
Die Galerien bergen die reichste Sammlung venezianischer und
Veneter Malerei, vom byzantinischen und gotischen 14. Jahrhundert
und den Künstlern des Rinascimento wie Bellini, Carpaccio, Giorgione,
Veronese, Tintoretto und Tizian, bis hin zu Giambattista Tiepolo und den
Vedutenmalern des 18. Jahrhunderts wie Canaletto, Guardi, Bellotto, Longhi.
Campo Santo Stefano
Konservatorium Benedetto Marcello
Der Sitz des Konservatoriums befindet sich im monumentalen Palazzo
Pisani, dem größten Patrizierpalast Venedigs. Reich verziert mit Fresken,
Statuen, Marmordekorationen, Stuckarbeiten und Ornamenten, erstreckt
er sich über Innenhöfe, die durch luftige Loggien voneinander getrennt
sind, und große mehrstöckige Salons, von denen einer als spektakulärer
Konzertsaal dient.
Campo Manin
Contarini del Bovolo
Ein einzigartiges Beispiel für die venezianische Architektur im Übergang
von dem in der lokalen Kultur fest verwurzelten gotischen Stil zum Stil
des Rinascimento.
Ponte di Rialto
Rialtobrücke
Berühmte Architekten wie Jacopo Sansovino, Andrea Palladio und Vignola
reichten klassische Entwürfe mit mehreren Bögen ein, die als ungeeignet
verworfen wurden. Die heutige einbogige Steinbrücke wurde von Antonio
da Ponte entworfen und 1591 fertiggestellt.
Campo Santa Margherita, einer der größten
Plätze Venedigs, befindet sich in der Nähe der
Universität. Hier herrscht von morgens bis
abends lebhaftes Treiben dank Fischladen
und einer bunten Vielfalt an Obstständen, Geschäften, Bars, bacari, Bistros, Trattorien, Restaurants, Pizzerias, mit ihren bunten Tischen,
die sich ohne Unterbrechung über den ganzen
Campo aneinander reihen.
An dem Campo sind zahlreiche historische
und künstlerische Zeugnisse zu bewundern:
das Auditorium der Universität Ca’ Foscari in
der ehemaligen Kirche Santa Margherita; der
Palazzo Foscolo-Corner aus dem 14. Jahrhundert, zu erkennen an den vorstehenden Regenrinnen und an dem Portal mit Familienwappen;
die mitten auf dem Campo isoliert stehende
Casa dei Varoteri oder Vajai (Kürschner); die
“Casa del Moro”, oder Haus des Cristoforo
Moro, der Shakespeare zu Othello inspirierte;
die Scuola Grande dei Carmini.
Geht man von hier aus in Richtung Accademia, führt der Weg unter anderem über die
Ponte dei Pugni („Brücke der Fäuste“), auf der
einst legendäre Kämpfe zwischen den rivalisierenden Fraktionen Castellani und Nicolotti
stattfanden, und zum Campo San Barnaba.
Nachdem man unter dem Sotoportego del
Casin dei Nobili durchgegangen ist, geht man
geradeaus weiter bis zum Monumentalbau
der Scuola Grande di Santa Maria della Carità, der die gleichnamige Kirche Santa Maria
und das Kloster Canonici Lateranensi umfasst. Letzteres entstand nach einem Entwurf
von Andrea Palladio und ist heute Sitz der
Gallerie dell’Accademia.
Über die Ponte dell’Accademia - eine Holzbrücke, von der man einen wahrlich unvergesslichen Blick auf den Canal Grande hat, gelangt
man zum Campo Santo Stefano, der von der
gleichnamigen Kirche, sowie Palazzo Pisani
und Palazzo Loredan. Vom Campo Santo Stefano geht es weiter zum Campo Sant’Angelo,
danach zum Campo Manin, wo sich, verborgen in einem kleinen, fast wie ein Labyrinth
anmutenden Campiello, die wunderschöne
Scala Contarini del Bovolo befindet.
Zurück zum Campo Manin ist über die Riva
del Carbon ganz einfach die Rialtobrücke zu
erreichen. Hier, im ältesten Teil Venedigs, der
Erbaria genannt wird, liegen überall verstreut
die vielen charakteristischen antiken venezianischen osterie, und seit fast tausend Jahren
findet hier jeden Tag der Fisch-, Obst- und
Gemüsemarkt statt.
Das Gebiet ist von dicht gedrängten Monumentalbauten, Wohnhäusern, Handwerksläden, osterie, venezianischen Residenzen und
gehobenem Tourismus geprägt.
3
VON DORSODURO ZUR GIUDECCA
Kunst und golosessi (Süßigkeiten)
Vom Campo Santa Margherita gelangt man
rasch zum Campo dei Carmini: der rechteckige Platz wird von der großen Fassade der
Kirche Santa Maria dei Carmini und vom imposanten Palazzo Foscarini geprägt.
Auf der Westseite des Platzes beginnt die Fondamenta del Soccorso, auf der man an der Ca’
Zenobio vorbeikommt. Diese mündet in die
Fondamenta di San Sebastiano, auf der man
an der gleichnamigen Kirche vorbeikommt und
schließlich den Campo San Basilio und die Zattere erreicht. Die lange Fondamenta delle Zattere, die am Giudecca-Kanal entlang verläuft,
wird im Sommer von Venezianern jeden Alters
und von Touristen stark frequentiert. Sie ist
eine Art Stadtstrand, an dem man nicht selten
Personen sieht, die ein Sonnenbad nehmen.
Unterwegs sollte man unbedingt in einer der
zahlreichen Eisdielen Halt machen und ein
Gianduiotto kosten - ein Würfel Nougateis zwischen zwei Schichten Schlagsahne. Folgt man
den Zattere, die auch als klassische JoggingStrecke dienen, kommt man an der Chiesa
dei Gesuati, dem ehemaligen Ospedale degli
Incurabili (Hospiz der Unheilbaren) und den
Magazzini del Sale (Salzlager) vorbei. Besonders erwähnenswert sind die Stiftung Emilio
und Annabianca Vedova, ein von Renzo Piano
entworfenes avantgardistisches Museum,
sowie die Magazzini delle Società Remiere
(Lager der Rudervereine). Der Weg endet an
der äußersten Spitze, genannt Punta della
Dogana, Zentrum für zeitgenössische Kunst
der Stiftung François Pinault. Von den Zattere
setzt man zur Giudecca über. Die Insel, die
seit jeher reich an Gemüse- und Ziergärten
ist, zählte traditionell zu den Arbeitervierteln
der Stadt, ist in den letzten Jahren jedoch zu
einem begehrten Wohnviertel avanciert. Ein
Spaziergang entlang der Uferstraße führt zur
Chiesa del Redentore, die der venezianische
Senat nach der Pest 1576 als Votivkirche erbauen ließ. Die Kirche, die von Palladio mit Unterstützung von Antonio Da Ponte entworfen
wurde, stellt eines der großartigsten Beispiele
der religiösen Architektur Palladios dar. Darauf folgt die Chiesa delle Zitelle, nach San Giorgio und der Chiesa del Redentore das dritte
Palladio-Werk, das im Rahmen des städtebaulichen Projekts zur Erneuerung des Beckens
von San Marco entstand.
Zu den sehenswerten Zivilbauten gehört die
Casa dei Tre Oci vom Anfang des 20. Jahrhunderts, heute internationales Zentrum für Fotografie, und die imposante ehemalige Getreidemühle Stucky, heute ein Luxushotel. Unterwegs
kann man in einem bacaro am Ufer oder in
einem der erlesenen Restaurants mit Terrasse
auf dem Wasser Rast machen, die einen unbezahlbaren Blick auf die Stadt bieten.
Campo dei Carmini
Chiesa dei Carmini
Die Kirche mit angrenzendem Kloster wurde im 13. Jahrhundert
von den Karmeliten gegründet. Die 1286 begonnenen Arbeiten
wurden 1348 fertiggestellt und umfassten die elegante Vorhalle
am Seiteneingang, die mit Tierdarstellungen verziert ist. Der
Innenraum wurde im 17. Jahrhundert um eine prunkvolle
Holzverzierung bereichert.
Fondamenta del Soccorso
Ca’ Zenobio
Der barocke Monumentalbau (1690) trägt den Namen der
Familie, in deren Besitz er bis Mitte des 19. Jahrhunderts
verblieb. Seit 1850 ist er Sitz des armenischen
Mechitaristenkollegiums. Der Spiegelsaal wurde von Dorigny,
Lazzarini und vom jungen Tiepolo verziert. Die schöne Loggia
im klassischen Stil blickt auf den großen Barockgarten.
Fondamenta di San Sebastiano
Chiesa di San Sebastiano
Einer der bedeutendsten Orte der venezianischen Kunst aufgrund
des großartigen Gemäldezyklus von Paolo Veronese, der das
Innere der Kirche ausmalte. Dies ist ohne Zweifel das größte und
wichtigste Werk seines Lebens. Am Fuße der Orgel kennzeichnet
ein Grabstein den Ort, an dem der Maler bestattet ist.
Fondamenta delle Zattere
Fondamenta delle Zattere
Aufgrund der Kohleladungen, die hier gelagert wurden, hieß
die Fondamenta delle Zattere früher „La Carbonaia“ (Köhlerei).
1519 wurde sie gepflastert und erhielt ihren heutigen Namen,
weil hier die Flöße mit dem für das Arsenal bestimmten Holz
ankamen, das aus dem Cadore über Flüsse und Kanäle zur
Lagunenstadt befördert wurde.
Chiesa dei Gesuati
Chiesa dei Gesuati
Der Orden wurde 1868 aufgelöst und die Kirche und das
Kloster gingen an die Dominikaner über. Der Innenraum der
Saalkirche birgt Altarbilder von Piazzetta, Sebastiano Ricci
und Gian Battista Tiepolo, der auch mit den Fresken an der
Decke betraut wurde, auf denen Geschichten der Dominikaner
dargestellt sind.
Ex Ospedale degli Incurabili
Ex Ospedale degli Incurabili (Hospiz der Unheilbaren)
Das alte Ospedale degli Incurabili wurde von dem
Architekten Jacopo Sansovino (1486-1570) auf Wunsch der
Republik erbaut, um in einem Flügel Patienten mit chronischen
Infektionskrankheiten und im anderen Flügel Waisenkinder
aufzunehmen. Die Fondamenta degli Incurabili (1989) von
Josif Brodskij verdankt ihren Namen dem ehemaligen
Ospedale degli Incurabili.
Magazzini del Sale
Magazzini del Sale
Emilio Vedova war von diesem Ort fasziniert. Deshalb haben
die Stiftung Emilio und Annabianca Vedova und der Architekt
Renzo Piano, mit dem Vedova eng befreundet war, in diesen
Räumen ein Museum der Avantgarde geschaffen: Die
Werke werden mechanisch dem Archiv entnommen, in den
Ausstellungsraum gebracht und alle sechs Stunden an der
vorgesehenen Stelle positioniert.
Isola della Giudecca
Chiesa del Redentore
Die Kirche ist das Zentrum eines der populärsten Feste
der Venezianer, das jedes Jahr am dritten Samstag im
Juli abgehalten wird. Mit dem Fest wird an das Ende der
Pest erinnert, die von 1575 bis 1577 in Venedig wütete. Ab
Sonnenuntergang am Samstag fahren Hunderte Boote in das
Becken von San Marco und in den Giudecca-Kanal. In Erwartung
des herrlichen Feuerwerks, das um 23.30 Uhr beginnt, wird
in den Booten ausgiebig gefeiert und mit Gerichten der
venezianischen Tradition zu Abend gegessen.
urban life
2
Isola di San Giorgio Maggiore
1
2
3
EINE ZEITREISE zu den Inseln des Beckens von San Marco
AUF ENTDECKUNGSREISE IN DER NÖRDLICHEN LAGUNE
Murano, Burano, Torcello…
DER STRAND VON VENEDIG Der Lido
Burano
Lido
nature
NATUR
Die Inseln von Venedig sind wesentlicher Teil des Weltkultur-, Weltkunstund Weltnaturerbes der Lagunenstadt. Bei einem Venedigaufenthalt nicht
auch die Lagune und ihre Inseln zu besuchen, bedeutet einen Teil des
Spektakels zu versäumen: die Glasbläser von Murano, die Werkstätten, in
denen die Spitzen von Burano angefertigt werden, die herrliche Basilika
auf Torcello, mit 14 Bewohnern die am dünnsten besiedelte Insel, die
Meisterwerke der Insel San Giorgio Maggiore, San Servolo und das
Museo della Follia, die Natur von Pellestrina und die jahrhundertealten
Gemüsegärten von Sant’Erasmo... einzigartige, charakteristische Orte,
inmitten von Geschichte und Natur, wo die Zeit stillzustehen scheint.
Sandbänke
Die Sandbänke ragen fast ständig aus dem Wasser, werden aber
häufig durch die Gezeitenströmungen überschwemmt, und bilden
zusammen mit den Lagunenbänken, die nur bei Ebbe auftauchen, und
den Untiefen in der Nähe der Kanäle, die unter dem Meeresspiegel
liegen, eines der charakteristischsten, aber auch empfindlichsten
Ökosysteme der Lagune.
Je nach Menge des Materials (Schlick, Sand und andere Sedimente),
das angeschwemmt oder abgetragen wird, unterliegen sie
flächenmäßigen Veränderungen. Wenn das Gleichgewicht zwischen
Konsolidierung und Erosion verloren geht, können die Sandbänke
verschwinden: dieses Phänomen liegt sicher bereits seit
über einem Jahrhundert vor.
Sandbänke erfüllen einige für das Gleichgewicht der Umwelt
wesentliche Aufgaben: sie brechen die Wellenbewegungen, bilden
obligatorische Wasserläufe, leiten die Ausbreitung der Flut in die
Lagune und verstärken die Wirkung der Kanäle.
Die Kanäle
Die Kanäle der Lagune erlauben den Zu- und Abfluss des Wassers, so
dass der für das Überleben der Lagune notwendige Wasseraustausch
gewährleistet bleibt. Zu den gewundenen natürlichen Kanälen kamen
im Laufe der Jahre künstlich angelegte, gerade Kanäle.
Von den Hauptkanälen verzweigen sich immer schmälere und stärker
gewundene Kanäle, die auch die Sandbänke durchziehen und „Ghebi”
genannt werden. Ob natürlich oder künstlich, alle Kanäle verlaufen
ausgehend von den Hafeneinfahrten, durch die die Flut in die Lagune
hinein- und herausströmt, und verzweigen sich fortlaufend in Richtung
der „Gronda Lagunare”. Innerhalb der Gronda variiert die Ausbreitung
der Flut je nach Tiefe und Verlauf der Kanäle, Tiefe und Ausdehnung
der flachen Gebiete, der Fläche des Lagunenbeckens und der
Beschaffenheit des Meeresbodens.
Aus diesem Grund ist es wichtig, dass die internen Kanäle der Lagune
regelmäßig ausgebaggert und instand gehalten werden.
Die Gezeiten
Die Veränderungen der Wasserstände hängen mit astronomischen und
meteorologischen Faktoren zusammen; niedriger Luftdruck, die Winde
Scirocco und Bora verstärken das Hochwasserphänomen, weil sie das
Wasser landeinwärts in die Lagune drücken. Im gegenteiligen Fall, also
bei Hochdruck und Winden aus Nordwest, kann der Wasserstand in
der Lagune so stark sinken, dass die Rii von Venedig austrocknen.
Hochwasser Flut
Das Hochwasser-Phänomen wird von besonders hohen Flutständen
ausgelöst, die während der Wintermonate regelmäßig in der
nördlichen Adria und besonders stark in der Lagune von Venedig
auftreten. Dieses Phänomen überschwemmt die tiefsten Stellen vieler
Fundamente, Gassen und Plätze, wie auch die ebenerdigen Geschosse
vieler Häuser, Paläste und Läden in Venedig und Chioggia.
Die Sirenen warnen 3 Stunden im Voraus vor der Flut. Laufstege
sorgen für die Begehbarkeit der tiefer gelegenen Teile der Stadt. Im
Allgemeinen reicht ein Paar gewöhnliche Gummistiefel aus, um sich
trockenen Fußes frei bewegen zu können. Bei einem Wasserstand von
mehr als 130 cm erschwert sich die Lage und bei außergewöhnlich
hohem Wasserstand von 140 cm wird der Notstand ausgerufen.
Die Murazzi
Die Murazzi sind ein aus istrischem Stein erbautes
Verteidigungsbauwerk der Republik Venedig, das zugleich dem
Schutz der Lagune vor Erosion dient. Sie finden sich an zwei Stellen
der Lagune: am Lido (5 km) und auf der Insel Pellestrina (10 km). Im
Bereich zwischen Pellestrina und Ca’ Roman sind Adria und Lagune
praktisch lediglich durch die Murazzi getrennt.
Mose
Das Mose-System soll Venedig und das gesamte Lagunengebiet vor
Hochwasser schützen. Es besteht aus Dämmen mit beweglichen
Schleusen, die die Lagune zeitweise vom Meer trennen und so Venedig
vor den verheerenden Auswirkungen des Hochwassers schützen sollen.
Das Schleusensystem wird an den Hafeneinfahrten von Lido,
Malamocco und Chioggia installiert, das sind die drei Fahrrinnen der
Nehrung, durch die die Flut von der Adria in die Lagune vordringt.
Unter normalen Umständen bleiben die Schleusen der Barrieren in
ihrem Sitz am Meeresboden an den Hafeneinfahrten, unsichtbar und
ohne den Austausch zwischen Meer und Lagune zu beeinträchtigen.
Sie werden erst geöffnet, wenn dies erforderlich ist, um die
eindringende Flut zurückzuhalten und die Überschwemmung der
Lagune und der bewohnten Ortschaften zu verhindern. Das System
wird bis Ende 2014 voll betriebsbereit sein.
KUNST UND NATUR
Venedig ist eine einzigartige Stadt, Ausdruck einer gelungenen Verschmelzung von Mensch und Natur, ein Meisterwerk, ein delikates
System aus Landschaft und Architektur, das als Unesco-Welterbe
anerkannt ist. Die auf 118 Inseln gebaute Stadt scheint auf den
Wassern der Lagune zu schwimmen und bildet eine unvergessliche
Landschaft, deren Schönheit große Meister, wie Carpaccio, Tizian,
Canaletto, Guardi, Monet, Turner und viele andere inspiriert hat.
Die Lagune von Venedig ist die größte Italiens. Sie ist fast 6000
Jahre alt und erstreckt sich über etwa 550 Quadratkilometer,
von denen 418 von den Gezeitenströmungen der oberen Adria
erreicht werden, die die stärksten des Mittelmeers sind. An ihrer
Stelle war einst eine Ebene, die aus Ablagerungen bestand, die
mit der Schmelze am Ende der letzten Eiszeit von den Flüssen
Brenta und Piave angeschwemmt wurden.
Während der folgenden Jahrhunderte, und auch heute noch, sind
bestimmte Phänomene, wie die Bodensenkung wegen der progressiven Konsolidierung der Anschwemmungen und der Anstieg
des Meeresspiegels, aufgetreten. Dies führte zur Überschwemmung eines Großteils der Ebene, wobei die höher gelegenen Geländeteile zu den Inseln der so entstandenen Lagune wurden.
Die Streifen der Küstendünen, die durch den von den Wasserläufen angeschwemmten Sand entstanden sind, wurden dann zur
natürlichen Grenze zwischen Adria und Lagune. Die Lagune
von Venedig ist also ein exzellentes Beispiel für ein Feuchtbiotop
an der Küste, das mit dem Meer über Rinnen oder Hafeneinfahrten verbunden ist, und deren Wasserbewegungen folglich
von den Gezeiten beeinflusst werden.
Die Verbindung zwischen Lagune und Meer bestimmt den salzigen Charakter, der den Lebensraum für die biologischen Besonderheiten bildet. Das tägliche Zu- und Abfließen des Meeres über
die Fahrrinnen im 6-Stundenrhythmus verändert und modelliert
gleichzeitig die physische Beschaffenheit der Lagune.
Lediglich 5% der gesamten Lagunenfläche besteht aus konstant
über dem Wasserspiegel liegendem Land, 20% sind periodisch
überschwemmte Sandbänke und lehmige Senken, die einige für
das biologische Gleichgewicht der Lagune wichtige Funktionen
erfüllen: sie brechen die Wellenbewegungen, bilden obligatorische Wasserläufe, leiten die Ausbreitung der Flut in die Lagune
und unterstützen die Wirkung der Kanäle, die dank der besonders salzbeständigen Vegetation, die hier ein ideales Habitat
findet, das Wasser reinigen.
Die „Valli da pesca”, zur Fischzucht genutzte Küstenseen, und die
Lagune selbst sind Gebiete, die von zahlreichen Wasservögeln
zum Überwintern, zum Nisten und als Fischgründe genutzt werden: Möwen, Zwergseeschwalben, Fluss-Seeschwalben, verschiedene Wildentenarten und im Winter Kormorane, Purpurreiher und
Silberreiher, Seidenreiher, Rohrweihe, sowie seltene Vögel, wie
Flamingo, Braunsichler, Fischadler, Schelladler und Seeadler.
Die ganze Lagune ist von mehr oder weniger tiefen Kanälen durchzogen, von denen zumindest die schiffbaren mit Dalben und Baken
versehen sind, eingerammte Pfähle, die die Fahrrinnen markieren.
Die Lagune ist durch lange Sanddünen (Lidi) vom Meer getrennt, die
von den gewaltigen Murazzi gestützt und stabilisiert werden, einem
Bauwerk, das einst als Verteidigung diente, während die Mündungen der Flüsse Sile, Piave und Brenta nach außerhalb der „Gronda
Lagunare“ geleitet wurden, um der Verlandung vorzubeugen.
Die Verbindung zum Meer erfolgt über die Hafeneinfahrten, von
denen heute nur noch drei vorhanden sind: Lido, Malamocco
und Chioggia. In diesem empfindlichen, in ständiger Instabilität
befindlichen Ökosystem, das unter den unabänderlichen Veränderungen des Klimas und der Einwirkung des Menschen leidet,
liegen zwischen nördlicher und südlicher Lagune rund vierzig
Inseln, deren Mitte Venedig bildet.
Über die Hälfte der Inseln befinden sich im nördlichen Teil: die
größten und ständig mehr oder weniger bewohnten Inseln sind
Murano (am meisten bevölkert), Burano, Sant’Erasmo und
Torcello; unter den kleineren Inseln wurden einige bereits saniert und neuer Nutzung zugeführt, wie La Certosa, Lazzaretto
Nuovo, andere werden derzeit wieder hergestellt, nachdem sie
infolge des zweiten Weltkriegs verlassen wurden, wie beispielsweise San Giacomo in Palude; wieder andere sind verwahrlost
und dem Untergang geweiht, wie Madonna del Monte und
Sant’Arian; eine davon seit altersher dem Franziskanerorden als
Eremitage San Francesco del Deserto gewidmet.
Im südlichen Teil, hinter dem Becken von San Marco, liegen bedeutende Denkmal-Inseln, wie die Insel San Giorgio Maggiore,
Isola della Giudecca, Isola di San Servolo und Isola degli Armeni; als Hotels angelegte Inseln, wie die Insel San Clemente,
und andere, halbvergessene, wie Poveglia, die Insel Lazzaretto
Vecchio, und Isola delle Grazie. Dazu kommen die Sandinseln:
der Lido und Pellestrina. Fast alle können mit öffentlichen Transportmitteln erreicht werden und sind einen Besuch absolut wert.
EINE ZEITREISE zu den Inseln des Beckens von San Marco
Als lebendige Denkmal-Inseln und wesentlicher Teil der Stadt sind San Giorgio
Maggiore und die Giudecca bedeutsame
und überraschende Etappen für Reisende,
die interessiert die Spuren der Architektur
des Andrea Palladio verfolgen. Im Jahre 982
schenkte der Doge Tribuno Memmo dem
Benediktinerorden eine Insel, damit dort das
Kloster San Giorgio Maggiore errichtet werden konnte. Ab diesem Jahr gewann die Insel
an Bedeutung.
1565 wurde der Architekt Andrea Palladio
mit dem Bau der Basilika beauftragt, die
1610 von Baldassare Longhena vollendet
wurde. Sie zeigt eine strenge Fassade und
klassische Linien, einen dreischiffigen Grundriss in Form eines lateinischen Kreuzes, und
verwahrt Werke der großen Meister, wie Jacopo Tintoretto, Jacopo Palma der Jüngere,
Sebastiano Ricci, Carpaccio. Zwischen 1500
und 1600 erreichte die Insel ihre höchste
Blütezeit, dank der Werke dieser Künstler, die
dazu beigetragen haben, das Kloster in einen
bis heute noch wunderbar erhaltenen Denkmalkomplex zu verwandeln.
Der 1791 anstelle des Turms aus dem 15.
Jahrhundert errichtete Glockenturm bietet
einen atemberaubenden Panoramablick
auf das Becken von San Marco. Über den
Giudecca-Kanal erreicht man die wunderschöne klassizistische Architektur des Andrea Palladio in Form der Redentore-Kirche.
Sie wurde 1577 nach dem Willen des Senats
der Republik erbaut, um ein während der
schrecklichen Pestilzenz von 1575-77 gegebenes Gelübde zu erfüllen. Das Innere zeichnet sich durch die grandiose Schlichtheit des
klassischen Tempels aus.
Der Grundriss, der fälschlicherweise als lateinisches Kreuz bezeichnet wird, erstreckt
sich genial in eine Reihe von aufeinander
folgenden, aber verschiedenen Funktionen
zugedachten Räumen (Aula, Presbyterium,
Chor), die miteinander verbunden sind, fast
als wären sie vorbereitet für das letzte Stück
der Prozession. Die Kirche ist reich an bedeutenden Werken, unter denen sich eine schöne
Lünette von Pietro Vecchia an der Gegenfassade, eine wunderschöne Christi Geburt von
Francesco Bassano, eine Taufe Christi von
Paolo Veronese und die Grablegung von Jacopo Palma der Jüngere befinden.
Die Chiesa del Redentore ist das Zentrum des
Festes des Erlösers, das zu den tiefempfundensten Festen der Venezianer gehört und
in jedem Jahr am dritten Samstag im Juli
abgehalten wird. Die Kirche wird eigens zu
diesem Anlass mittels einer Bootsbrücke mit
Venedig verbunden. Das phantastische Feuerwerk beginnt um 23.30 Uhr und endet erst
nach Mitternacht.
1
Isola di San Giorgio Maggiore
Die Insel San Giorgio Maggiore
Im Jahre 1951 wurde nach dem Willen von Vittorio Cini die
Stiftung Giorgio Cini auf der Insel gegründet: „Die Stiftung hat
den Zweck die Wiederherstellung des Denkmalkomplexes
der Insel San Giorgio Maggiore zu fördern und die Gründung
und Entwicklung von Bildungs-, Sozial-, Kultur- und
Kunstinstitutionen auf dem Territorium zu begünstigen“. Das
Kloster und die angrenzenden Flächen wurden restauriert und
1954 wurde das wunderschöne Freilichttheater „Teatro Verde”
eingeweiht. Neben der Forschungstätigkeit, den Ausstellungen,
Konferenzen, Aufführungen und Konzerten organisiert
die Stiftung Kongresse wissenschaftlicher und kultureller
Art. Außerdem hat das Centro Sportivo di Eccellenza des
Segelclubs von Venedig seinen Sitz auf der Insel.
Isola della Giudecca
Giudecca-Insel
Die Giudecca ist die größte Insel von Venedig und durch den
gleichnamigen Kanal vom historischen Stadtkern getrennt.
Wegen des langen, schmalen, einer Fischgräte ähnelnden
Profils wurde sie einst als „Spina longa” bezeichnet. In der
Folge erhielt sie den Namen Zuecca, der dann zu Giudecca
wurde, wahrscheinlich weil die „Zudegai“, das heißt die von
den Dogengerichten Verurteilten nach dort verbannt wurden.
Sie ist seit dem 19. Jahrhundert bewohnt und war
jahrhundertelang ein Ferienort für Adlige und reiche Bürger.
Die Insel erlebte auf diese Weise eine glanzvolle Zeit,
während der Paläste, Kirchen und Klöster erbaut wurden
(in früherer Zeit gab es deren acht), deren Fassaden sich
entlang der Fondamenta am Giudecca-Kanal gegenüber den
Zattere aneinander reihen.
Isola di San Servolo
Die Insel San Servolo
Diese Insel ist ein gutes Beispiel für die sinnvolle Nutzung
der zahllosen Inseln der Lagune. Sie war bereits seit dem 7.
Jahrhundert von Benediktinermönchen besiedelt, und ging
1109 für über fünfhundert Jahre in die Hände von Nonnen
über. Ab 1725 betrieben die Barmherzigen Brüder vom
heiligen Johannes von Gott hier eine psychiatrische Anstalt.
Das Irrenhaus von San Servolo (heute Museum der
Geisteskrankheiten) bestand bis zum 13. August 1978,
als alle psychiatrischen Anstalten geschlossen wurden.
Die Insel gehört der Provinz Venedig, die ihr den antiken
Glanz zurückgegeben hat und so einen historischen,
architektonischen und kulturellen Schatz unbestrittenen
Werts der Öffentlichkeit zugänglich gemacht hat.
nature
Schutz und Wahrung
der Lagune
AUF ENTDECKUNGSREISE IN DER NÖRDLICHEN LAGUNE
Murano, Burano, Torcello…
San Francesco del Deserto
San Francesco del Deserto
Reihen antiker Zypressen und Pinien rahmen eine der
schönsten Inseln der Lagune ein. Nach der Legende wurde
die Eremitage 1220 gegründet, als sich der aus Ägypten
zurückgekehrte Franz von Assisi hier aufhielt. Das von
Alexandrien kommende Schiff kam hier während eines
bedrohlichen Unwetters an, doch dem Heiligen Franz gelang
es, die Elemente mit seinen Gebeten zu beruhigen, so dass
das Schiff vor Torcello ankern konnte. Der Heilige besuchte
zusammen mit seinem Ordensbruder Illuminato aus Rieti
die nahe gelegene kleine Insel, die seinen Namen erhielt. Die
Stille macht aus der Insel ein wahres Naturparadies, in dem
die neun dort noch lebenden Mönche ihre Tage fern von der
Welt verbringen.
Sant’Erasmo
Sant’Erasmo
Der historische „Garten der Serenissima”, die größte Insel der
Lagune, hat ein rustikales Aussehen, mit einer ätherischen
Atmosphäre, in der die Zeit still zu stehen scheint. Sie ist eine
Grenzinsel, die von der Natur selbst von einem vornehmen
Lido und Ferienort, in eine kleine Insel zurückverwandelt
wurde. Gemüseanbau, Wein- und Obstgärten, die nur von
Wäldchen und Kanälen und wenigen antiken Fischteichen
und vereinzelten Häuschen unterbrochen werden.
Torre Massimiliana
Eine massive militärische Befestigungsanlage der
Habsburger zeigt auf die Hafeneinfahrt des Lido, die vom
Park der Lagune verwaltet wird. Sie dominiert den kleinen
Strand des Bacan (Sandbänke), zu dem die Venezianer
traditionell ihre sommerlichen Bootsausflüge unternehmen.
Lazzaretto Nuovo
Lazzaretto Nuovo
Mit einem Dekret vom 18. Juli 1468 beschloss der
Venezianische Senat die den Mönchen gehörende Insel zu
enteignen. Dort wurden Personen mit Ansteckungsgefahr
evakuiert und Waren zwischengelagert, von denen man
annahm, dass sie Krankheitserreger der schrecklichen Pest
verbreiten könnten. Bei einem Rundgang entlang der inneren
und äußeren Befestigungsmauern können zahlreiche Stellen
von großer naturalistischer und historischer Bedeutung
bewundert werden.
Vignole
Vignole
Die Insel „der sieben Weingärten” und die größere
Insel Sant’Erasmo sind die so genannten „Gärten der
Serenissima”. Die üppige Vegetation von Hecken und
Brombeersträucher überragenden Tamarisken, Holunder,
Ulmen, Pappeln, Maulbeerbäumen, hinter denen sich die
Gemüse- und Weingärten verbergen, haben den Ruf der
Insel begründet. Sehenswert sind auch die Reste der antiken
Chiesa di Sant’Erosia.
Certosa
Certosa
Die Certosa ist eine der größeren Inseln der Lagune von
Venedig, liegt weniger als 200 Meter von San Pietro di
Castello entfernt und bildet den Zugang zum Park der
Lagune von Venedig mit seinen naturalistischen Valenzen,
Einrichtungen für die private Schifffahrt, neuen produktiven
Tätigkeiten im Bereich der Landwirtschaft und des
Handwerks, die der Weiterentwicklung des bestehenden
Polo Nautico Vento di Venezia zu verdanken sind.
Isola di San Michele
Die Insel San Michele
Sie besteht aus den beiden kleinen Inseln San Michele und
San Cristoforo della Pace, und ist seit Anfang 1800 der
Friedhof von Venedig, der nach Religionen und Konfessionen
(israelitisch, katholisch, orthodox und evangelisch)
getrennt, die Grabdenkmäler berühmter italienischer und
ausländischer Persönlichkeiten birgt, darunter der russische
Dichter Josif Brodskij, der Wiener Mathematiker und Physiker
Christian Doppler, die venezianische Schriftstellerin Giustina
Renier Michiel, der amerikanische Dichter und Erzähler Ezra
Pound und der russische Komponist Igor Strawinsky.
Murano
1291 wurde angeordnet, dass die Glasöfen von Venedig
nach Murano verlegt werden sollten, weil sie häufig verheerende Brände verursachten. Unter den Sehenswürdigkeiten der Insel befindet sich der Dom der Santi Maria e
Donato aus dem 17. Jahrhundert, ein herrliches Beispiel
für die venezianisch-byzantinische Kunst, mit einem schönen Marmorboden im Innern und einer faszinierenden
Jungfrau an der Apsis. Weitere bedeutende Kirchen sind
Santa Maria degli Angeli, mit dem herrlichen Altar aus
Carrara-Marmor von Ende des 17. Jahrhunderts, und San
Pietro Martire, mit den Leuchten aus Glas und zwei wunderschönen Altarbildern von Bellini. Unter den Zivilbauten
sticht der Palazzo da Mula hervor, an dessen Fassade gotische, venezianische und byzantinische Stilelemente miteinander verschmelzen, der 1934 erbaute Leuchtturm aus
Stein, und Palazzo Giustinian, Sitz des Glas-Museums. Die
ausgestellten Sammlungen sind chronologisch geordnet,
und reichen von den römischen Fundstücken (1. und 2. Jh.
n. Chr.) bis zur Geschichte des Murano-Glases zwischen
dem 14. und 20. Jahrhundert. Die Glasbläser und ihre unterschiedlichen Techniken können auf der ganzen Insel bei
ihrer Kunst beobachtet werden.
Burano
Die mit ihren bunten Fischerhäusern unverwechselbare
Insel Burano ist wegen der Spitzenklöppelei weltberühmt. Die Ursprünge dieser Kunst sind an eine Legende
geknüpft: es wird erzählt, dass ein Fischer aus Liebe zu
seiner Schönen, die auf Burano wohnte, dem verführerischen Gesang der Sirenen widerstand. Die Königin der
Meere schenkte ihm zur Belohnung eine Schaumkrone,
mit der er das Haupt seiner Liebsten schmücken sollte.
Die Freundinnen des Mädchens waren neidisch auf dieses
zarte Gespinst, und versuchten es nachzubilden. So nahm
die Verarbeitung von Baumwollfäden ihren Anfang. Am
Hauptplatz, der dem Barockmusiker Baldassare Galuppi
gewidmet ist, steht die im 16. Jahrhundert erbaute Chiesa
di San Martino, in der die Reliquien der Heiligen Barbara
und die Kreuzigung von Tiepolo verwahrt sind, sowie die
Spitzenschule und das dazugehörige Museum.
Torcello
Torcello zählt heute nur noch 14 Bewohner, war einst jedoch
die Hauptinsel der nördlichen Lagune, die zwischen dem 5.
und 6. Jahrhundert besiedelt wurde. Die zwischen der zweiten Hälfte des Jahres 800 und Ende 1100 erbaute Basilika
Santa Maria Assunta ist der älteste Monumentalbau der
Lagune. Die Westwand, an der sich der Haupteingang der
Kirche befindet, ist von einem riesigen Mosaik im byzantischen Stil bedeckt, das das Jüngste Gericht darstellt. Auf
dem Hauptplatz befinden sich der Palazzo del Consiglio,
der Palazzo dell’Archivio, Sitz des Museums von Torcello,
sowie die Chiesa di Santa Fosca aus dem 11.- 12. Jahrhundert mit Grundriss in Form eines griechischen Kreuzes
und einem Portikus mit Säulen aus Marmor und Kapitellen.
In der Mitte steht ein antiker Marmorstuhl, „Attila-Thron“
genannt, der in Wirklichkeit von den Gerichten genutzt wurde. Die Brücke Ponte del Diavolo über den Zufahrtskanal
ist eine der letzten Brücken ohne Geländer Venedigs.
3
DER STRAND VON VENEDIG
Der Lido
Nur 12 Minuten vom Markusplatz entfernt
kann der Venedigbesucher in die exklusive
Atmosphäre des Badestrands am Lido eintauchen. Der Lido ist ein 11 Kilometer langer
und im Schnitt 500 Meter breiter Streifen Land
zwischen Venedig, der Lagune und der Adria.
Der zentrale, zur Lagune gerichtete Teil mit
San Nicolò im Norden, Malamocco (typisches
Fischerdorf) im Süden und Alberoni (naturbelassenes Gebiet mit wilden Stränden und
dem berühmten Golfclub Venedig) ist durch
eine starke Verstädterung geprägt, während
der östliche, zum Meer gerichtete Teil für seine
langen Strände mit feinstem, beige-rötlichen
Sand berühmt ist. Die Strände sind zum Teil
frei zugänglich und zum Teil mit Badeanlagen
ausgestattet. In der zweiten Hälfte des 19.
Jahrhunderts lancierten einige mutige Unternehmer den Lido als Badeort und am 16. Januar 1872 entstand die Società civile Bagni Lido
(Zivilgesellschaft der Badeanstalten Lido).
Der Wandel wurde um die Jahrhundertwende
eingeleitet und der Lido wurde rasch zu einem der mondänsten Badeorte Europas. Der
Wandel begann im großen Stil mit dem Bau
des Hotels Des Bains (1908) und den ersten
Strandkabinen auf dem davor befindlichen
Strand. Wenig später folgte das Hotel Excelsior,
ein Bau im maurischen Stil - damals das größte Hotel der Welt.
Der Lido änderte sein Stadtbild und nahm mit
einer neuartigen, originellen Interpretation und
der Verschmelzung verschiedener Stile ein
neues Aussehen an. Gebäude, Villen, Parkanlagen und Gärten der Uferpromenade von San
Nicolò, des Lungomare Marconi, der Gran Viale
Santa Maria Elisabetta und entlang der Straßen im Stadtzentrum der Insel sind heute noch
durch neobyzantinische, neuromanische und
Jugendstil-Elemente geprägt. Istrischer Stein
und Ziegelsteine, die in der venezianischen Tradition einen festen Platz haben, vereinten sich
mit Stahlbeton, Eisen und Keramik zu absolut
originellen und sehenwerten Bauten.
Viele große Persönlichkeiten des Alten und
Neuen Kontinents, wie Goethe, Byron, George
Sand und de Musset, zogen sich an den Lido
zurück oder suchten hier Inspiration. Thomas
Mann war jahrelang Stammgast des Hotels
Des Bains, das dank dessen später von Luchino Visconti meisterhaft verfilmtem Roman
„Tod in Venedig“ in die Geschichte einging. Am
6. August 1932 wurden die 1. Internationalen
Filmfestspiele eingeweiht und ihr Erfolg macht
den Lido heute noch zum Schauplatz eines
der weltweit wichtigsten Events der Filmwelt.
Filmstars aller Zeiten, von Liz Taylor bis Paul
Newman, von Robert de Niro bis George Clooney, von Meryl Streep bis Nicole Kidman, wurden an den Stränden des Lido fotografiert.
Lido
San Nicolò
Im Ortsteil San Nicolò befindet sich der Flughafen Nicelli,
der 1915 am Ende des Ersten Weltkriegs erbaut wurde,
um die Luftangriffe umzulenken, die ansonsten Venedig
gefährdet hätten. In der Nachkriegszeit wurde er zu
einem bedeutenden Flughafen mit Verbindungen nach
Wien, München, Florenz, Rom und Brindisi. Bei Ausbruch
des Zweiten Weltkriegs nahm der Nicelli militärische
Bedeutung an.
Vom Ende des Konflikts bis zum Jahr 2000 hat der
Flughafen eine Periode der Krise durchlebt. Die
italienische Flugsicherungsbehörde Enav hat den
Flughafen kürzlich saniert und anlässlich großer
Veranstaltungen für touristische Rundflüge über der
Lagune mit dem Kleinflugzeug und Helikopter, und für eine
Flugschule geöffnet.
Malamocco
Der antike Name Metamauco zeugt von den römischen
Ursprüngen des Ortes. Er ist über den Fluss Brenta mit
dem Festland verbunden und diente einst als Hafen von
Padua. Sowohl natürlich infolge der Umleitung der Flüsse
und der Ablagerung von Sand und Schutt, als auch infolge
der Ausgrabungen und Befestigungen, die der Doge
Partecipazio für den Hafen des Lido durchführen ließ, hat
sich die Gegend im Laufe der Zeit stark verändert.
Die Landschaft hat sich gewandelt, indessen bieten die
niedrigen, bunten Häuser an den Kanälen, die engen
Gassen und kleinen Plätze mit den alten Brunnenkränzen,
die Hauptstraße „Mercerie“, die edlen Palazzi wie Ca’ del
Borgo, die Kirche Santa Maria Assunta und der Palazzo
Pretorio, heute wie damals ein getreues Abbild des Lebens
von Malamocco. Früher konzentrierte sich die Bevölkerung
des Lido größtenteils auf diesen Ortsteil, und trotz des
Wandels des Lido in ein touristisches Ziel hat Malamocco
stets seinen ursprünglichen Charakter bewahrt
Alberoni
Alberoni liegt im Süden des Lido und bietet eine magische
Atmosphäre fernab vom hektischen Alltag: üppige
Natur, angenehm luftiges Klima, ein breiter Strand mit
feinstem Sand, vom WWF geschützte Naturoase, einer
der schönsten Golfplätze Europas (die Idee zu einem
Golfplatz auf dem Lido stammt angeblich von Henry
Ford, Präsident des amerikanischen Autoherstellers),
ein 2 km langer Schutzdeich aus istrischem Stein, eine
malerische Piazzetta mit Blick auf die Lagune - eine der
wenigen in ganz Venedig, von der man einen zauberhaften
Sonnenuntergang bewundern kann.
Eine imposante Vegetation mit Tamarisken, Strandkiefern,
Oleander, Pappeln (denen der Ort seinen Namen verdankt,
denn „alberoni“ bedeutet auf deutsch große Bäume, und
die den in den Hafen einlaufenden Seeleuten einst zur
Orientierung dienten) trennt Meer und Lagune.
Pellestrina
Pellestrina
Pellestrina ist im Norden über eine Fähre mit dem Lido, und
im Süden über ein Linienboot mit Chioggia verbunden. Diese
über 10 km lange und im Schnitt 150 Meter breite Insel ist
die Insel der Fischer und verbindet Meer und Lagune.
Kennzeichen der Insel sind ihre unberührte Natur (die
Strände sind alle frei), die Murazzi aus istrischem Stein,
die Venedig seit Jahrhunderten vor der Gewalt des
Meeres schützen, die Gemüsegärten sowie einige kleine,
charakteristische Ortschaften wie San Pietro in Volta und
Portosecco, typische Fischerdörfer mit einer Kirche, ein
paar bunten Häusern und einigen berühmten Fischlokalen,
die absolut genuine Fischspezialitäten bieten.
Eine besonders wertvolle Umwelt- und Naturoase ist Ca’
Roman, das sich im Laufe der Zeit durch die Ablagerung
des von den Meereströmungen angeschwemmten Sandes
gebildet hat. Hier leben geschützte, für Küstengebiete
typische Pflanzen- und Tierarten.
nature
2