Treibstoff. - Stadt St.Gallen
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Treibstoff. - Stadt St.Gallen
Herbst. 2015. Standortmagazin der Stadt St.Gallen Treibstoff. eine Initiative Ihrer Lieblingsstadt Glamour, Qualität und High-Tech: Textile Verführung an der Weltspitze ODILIA HILLER Erzählerische Blumenprints von Jakob Schläpfer Ist es möglich, über den Erfindungsgeist der Textilstadt St.Gallen zu sprechen, ohne ihre Geschichte zu erwähnen? Nein. Das stellt Martin Leuthold gleich zu Beginn klar. Und fegt damit jede Absicht vom Tisch, für einmal nicht über die grosse Geschichte der lokalen Textilindustrie zu sinnieren, sondern über ihre Gegenwart und Zukunft. «Man kann nicht verstehen, was Innovation in unserer Stadt bedeutet, wenn man sich nicht bewusst macht, wie oft die St.Galler Textilindustrie schon vom Niedergang bedroht war», sagt der Kreativdirektor des Textilunternehmens Jakob Schläpfer. Mindestens achtmal habe sie sich in den vergangenen 800 Jahren nach schweren Krisen aus eigener Kraft wieder erhoben und neu erfunden. Das textile Knowhow sei in der DNA der St.Galler seit dem frühen Mittelalter tief verankert, als in der Klosterstadt alles an der Schnittstelle zwischen Buch und Tuch anfing. «Manche sind sich dessen nur nicht mehr so bewusst», sagt Leuthold, der als zeitgenössische Schlüss elfigur der Schweizer Textilindustrie im Jahr 2013 mit dem Grand Prix Design des Bundesamtes für Kultur für sein einzigartiges Lebenswerk geehrt wurde. Der charismatische Kopf der über 100-jährigen Firma Jakob Schläpfer, die heute als eigenständige Division der St.Galler Filtex AG operiert, ist seit 46 Jahren in der St.Galler Textilbranche tätig. Er hat Jakob Schläpfer zur weltweit wildesten und teuersten Entwicklungs- und Produktionsstätte luxuriöser Stoffkreationen gemacht. Aus den Ateliers an der Fürstenlandstrasse kommen die gewagtesten Entwürfe zu den grössten Couturiers der globalen Bekleidungsi n dustrie. Gross geworden mit maschineller Paillettenstickerei, hat das Unterneh- «Das textile Know-how ist in der DNA der St.Galler seit dem frühen Mittelalter tief verankert, als in der K losterstadt alles an der Schnittstelle zwischen Buch und Tuch anfing.» men in den letzten Jahren der Fixierung von Swarovski-Steinen auf Textil, dem Lasercut, dem digitalen Stoffdruck oder dem leichtesten Stoff der Welt zum internationalen Durchbruch verholfen. Nun wird an textilem 3D-Druck ge tüftelt. Die ersten Prototypen sind bereits entwickelt, aber noch geheim. Was hier von einem Kernteam aus zehn bis zwölf Textildesignern geschaffen wird, ist purer Luxus für Mode und Architektur. Saison für Saison entstehen in Zusammenarbeit mit Modehäusern wie Akris, Christian Dior, Marc Jacobs, Louis Vuitton, Vivienne Westwood und vielen anderen neue textile Träume. In dieses wahrscheinlich grösste textile Kreativatelier der Welt schicken Designer von Giorgio Armani bis Karl Lagerfeld ihre engsten Mitarbeitenden, um sich Inspirationen und neue Ideen für das sich immer schneller drehende Rad der globalen Fashion-Szene zu holen. «Die jetzige Generation will die Welt neu erfinden», sagt Leuthold. Da vieles hinter verschlossenen Türen und unter Geheimhaltung geschieht, erfährt die Öffentlichkeit davon in der Regel nur wenig. Auf den Etiketten der Haute Couture, die aus den HighTech-Stoffen geschneidert und über die Laufstege von Paris, Mailand, London oder New York schweben, stehen nur die klingenden Namen der Luxuslabels. Und nicht einmal unter diesen sind alle in der Lage, sich Schläpfer-Kreationen zu leisten. «Ja, wir sind die teuersten», gibt Leuthold unumwunden zu. Seit Jahren treibt ihn die Frage um, was wahrer Luxus in einer globalisierten Welt bedeutet. Und welches der Luxus der Zukunft ist. Der Textildesigner weiss, «Unser Stammgeschäft bleibt die industrielle Hand stickerei für den modischen und dekorativen Bereich.» dass heute jeder Luxusartikel, den die breite Masse besitzen will, eigentlich schon kein Luxus mehr ist. Wahrer Luxus ist immer eine Minderheitenangelegenheit. Er muss neu und exklusiv sein – also schwer zu bekommen. Seit in jeder Filiale der Billig modeketten Stickerei- und Paillettenk leider aus fernöstlicher Produktion hängen, können sich die St.Galler Textilunternehmen nicht mehr auf ihre Exklusivität in diesen Bereichen berufen. Mit neuen Technologien, basierend auf dem jahrhundertealten text ilen Know-how, arbeiten sie deshalb hart daran, ihren Platz an der Weltspitze zu verteidigen. Nebst Jakob Schläpfer mischen in St.Gallen vor allem die Forster Rohner AG und die Bischoff Textil AG in Sachen textiler Innovation vorne mit. Auch sie präsentieren an den inter nationalen Textilmessen Stoffkollektionen, welche die Mode von Haute Couture und Prêt-à-porter der folgenden Jahre entscheidend prägen. Dass Ideen aus St.Gallen nicht nur gekauft, sondern auch vielfach kopiert werden, gehört für Emanuel und Caroline Forster, CoCEOs der Forster-Rohner-Gruppe, dazu. «Wir müssen einfach immer einen Schritt voraus sein», sagt Emanuel Forster in den St.Galler Produktionsräumen und nickt im Vorbeigehen in Richtung einer laufenden Stickmaschine: «Das da ist für Burberry.» Hunderte von Nadeln sticken synchron an schwarzen Blüten, deren Inneres sich in feinen, erhabenen Knötchen aus dem Stoff wölbt. Das Unternehmen Forster Rohner hat sich in den vergangenen Jahren stark weiterentwickelt. «Unser Stammgeschäft bleibt die industrielle Stickerei für den modischen und dekorativen Bereich.» Modernste, technisch perfekte Guipure ¹ für Wäsche und Damenoberbekleidung wird aus drei unter je eigenem Namen auftretenden Divisionen produziert: Forster Willi, For ster Rohner sowie Inter-Spitzen AG. Das über 100-jährige Familienunternehmen, welches seit 2007 in vierter Generation von Emanuel und seiner jüngsten Schwester Caroline Forster geführt wird, setzt jedoch auch auf die Verbindung von Mode und Technik: Aus dem vierten Geschäftsbereich, den Forster Rohner Textile Innovations, ¹Guipure ist der Fachbegriff für die in St.Gallen traditionell hergestellte Ätzstickerei. In diesem Herstellungsprozess wird ein Grundgewebe maschinell bestickt und der Stoff anschliessend im Acetonbad weggeätzt. Zurück bleibt ein durchbrochenes Gewebe, das aussieht wie aufwendigste, handgefertigte Klöppelspitze. Standor tmagazin der Stadt St.Gallen Herbst. 2015. S. 2 – 3 Bischoff Textil bestickt Zifferblätter in Gold, Silber und Schwarz für die Hublot «Big Bang Broderie» sind in den vergangenen Jahren spektakuläre Neuentwicklungen wie textile Leiter, textile Heizelemente, textile Sensoren sowie Lichttextilien hervor gegangen. Sie finden als sogenannte E-Textiles oder Smart Fabrics in intelligenten, interaktiven High-TechTextilien und im Interior Design Verwendung. Eine Solar-Handtasche, die das Handy auflädt, oder T-Shirts, auf denen per App individuelle, selbstdesignte Motive aufleuchten, sind erste marktfähige Produkte, die in der Designwelt Furore machen. Aus der Vereinigung von Textil- und Karbontechnologie wiederum ist ein eigenes Spin-Off hervorgegangen, die Bionic Composite Technologies AG (Biontec), deren strategische Leitung beim Vater und ehemaligen Forster-CEO Ueli Forster liegt. Die hier produzierten Elemente werden vor allem im Maschi nenbau, in der Messtechnik und im Sportartikelbereich verwendet. Durch die Expansion nach China und Rumänien seit den 1990er-Jahren ist Forster Rohner in seiner weltweiten Tä- «Stickerei wird immer die hochwertigste aller Textilien sein. Das wird sich nicht ändern.» tigkeit flexibel und kann innert kürzester Zeit quer über den Globus auf die Wünsche der Kundschaft eingehen. «Wir bieten an allen unseren Produktions standorten die gesamte Wertschöpfungskette an», sagt Caroline Forster. Kopf und Herz der Firma sind aber nach wie vor in St.Gallen, wo 150 der weltweit insgesamt 800 Beschäftigten tätig sind. Forster Rohner setzt im kreativen Bereich und in der Innovation auf junge Köpfe, bildet Nachwuchs aus – und spart nicht an technischen Investitionen. Ab Frühling 2016 wird das weltweit erste Exemplar der neusten Saurer-Stickmaschine Epoca 7 am St.Galler Hauptsitz rattern. Sie wird noch schneller, präziser und fehlerfreier arbeiten – so das Versprechen des Arboner Her- stellers für ein Investitionsvolumen von über einer halben Million Franken. Die St.Galler Bischoff Textil, Hersteller von Ätz- und Lochstickerei für Wäsche und Damenoberbekleidung in einem leicht tieferen Preissegment als Jakob Schläpfer oder Forster Rohner, hat in diesem Jahr mit einem Produkt auf sich aufmerksam gemacht, das bis anhin nicht mit St.Galler Stickerei in Verbindung gebracht wurde. In Zusammenarbeit mit dem Uhrenhersteller Hublot ist die exklusive Luxusdamenuhr «Big Bang Broderie» entstanden. Sie vereint Schweizer Präszisionsarbeit aus Stickereiund Uhrenindustrie in Form eines auf dem Zifferblatt der Uhr fixierten Totenkopfs aus St.Galler Stickerei. Mit Hilfe einer im Jura entwickelten Technologie wurde es erstmals möglich, textile Elemente mit Karbonfasern so zu stabilisieren, dass sie ein Zifferblatt schmücken können, ohne sich zu verformen. Das Bijou, von dem zurzeit eine limitierte Edition von 600 Modellen existiert, war innert Kürze ausverkauft. Bischoff, Hublot und die jurassische Composites Busch S.A. sind mit der Uhr für den Design Preis Schweiz 2015 nominiert und haben gute Chancen auf den Gewinn. Auch Bischoff empfängt und beliefert in seinem Kerngeschäft nebst Wäscheherstellern grosse internationale Fashionlabels wie Nina Ricci, Prada, Chloé oder Marc Jacobs mit Tausenden von Metern St.Galler Stickerei. Patchwork für Christopher Kane Sommer 2016 von Forster Rohner Die Faszination für die Verschmelzung von Mode und Technologie und höchste Ansprüche an Qualität und Innovation teilt auch die Unternehmerfamilie hinter dem international bekanntesten St.Galler Textilunternehmen Akris. Das St.Galler Modelabel unter Kreativchef Albert Kriemler und CEO Peter Kriemler hat es von der Schürzenproduktion ihrer Grossmutter väterlicherseits zu einem international erfolg reichen Modelabel gebracht. Als Hersteller von Damenoberbekleidung ist Akris in einem anderen Segment tätig als die Stickereiunternehmen. Zu den Kundinnen der zweimal jährlich an der Pariser Modewoche präsentierten Kreationen gehören Leader innen rund um den Globus, darunter auch viele Stars wie Michelle Obama, Charlène von Monaco, Nicole Kidman oder Cecilia Bartoli. Die Treue der Akris-Familie Kriemler zum Standort St.Gallen erklärt sich auch durch die hiesige, extrem Standor tmagazin der Stadt St.Gallen Herbst. 2015. hohe Dichte an textiler Kompetenz (siehe Interview S. 6 – 7). Bei den St.Galler Textilunternehmen herrscht Zuversicht und viel Vertrauen in die eigene Kraft. «Wir spüren Aufbruchstimmung, keine Krise», sagt Emanuel Forster. «Stickerei wird immer die hochwertigste aller Textilien sein. Das wird sich nicht ändern.», sagt Gianfranco Francioso, Verkaufsleiter bei Bischoff. Und Martin Leuthold, der Philosoph unter den St.Galler Textilern, meint: «Es verändert sich alles. Aber es hört nicht auf. Das ist das Geheimnis der St.Galler Textilindustrie. Seit 800 Jahren.» Odilia Hiller ist Reporterin der Ostschweiz am Sonntag. Als Romanistin, ehemalige Studentin an der Pariser Sorbonne und Modeliebhaberin ist sie der historischen und modischen Achse St. Gallen–Paris besonders verbunden. Die Wiedereinführung einer direkten Zugverbindung würde sie jederzeit befürworten. S. 4 – 5 «St.Gallen ist ein Kompetenzzentrum für Mode auf höchstem Niveau» Akris schuf die ersten Prêt-à-porter-Kreationen auf Basis der e-broidery® LED Technologie von Forster Rohner. Interview mit Albert Kriemler, Designer und Kreativdirektor von Akris. ODILIA HILLER Herr Kriemler, Akris steht in Europa, den USA und Asien für Luxusmode aus St.Gallen. Welche Innovationen waren für Akris die wichtigsten in der jüngsten Vergangenheit? Ein in mehr als einer Hinsicht leuchtendes Beispiel sind sicher unsere LEDKleider, für die wir im Jahr 2014 sehr eng mit der Abteilung Textile Inno vations von Forster Rohner zusammengearbeitet haben. Das ist exemplarisch dafür, wie kurz die Wege zur Inno vation hier in St.Gallen sind, und wie Innovationen hier von mehreren Akteuren gemeinsam erarbeitet werden. Wir haben Leuchtdioden auf Abend kleidern mit einem elektrisch leitenden Faden verstickt und über einen kleinen Handy-Akku mit Strom versorgen lassen. Das Gesamtbild ist ein auf das Kleid gestickter leuchtender Sternenhimmel, inspiriert von einem Bild des Künstlers Thomas Ruff. Ein spekta kulärer Auftritt – und das bei Trageund Pf legeeigenschaften wie bei einem Kleid ohne Elektrizität. Welche Rolle spielt Innovation für Ihr Unternehmen? Eine entscheidende. Nicht nur weil Mode per se immer nach dem Neuen sucht, sondern weil wir unsere Kundinnen in jeder Saison überraschen wollen, und wir in einer sehr kompetitiven Branche grosser Player ein kleiner Familien betrieb sind. Da muss man schnell sein und stets vorneweg. Alles Neue muss heute so überraschend sein wie noch nie. Wie wichtig ist für Sie die Zusammenarbeit mit den St.Galler Textilfirmen? Die Fotoprints haben wir vor bald zehn Jahren mit der Firma Jakob Schläpfer entwickelt. Wir druckten als erste Fotos auf matte Pailletten. Heute sind diese digitalen Drucke eines unserer Erkennungsmerkmale, das international mit Akris verbunden und von unseren Kun dinnen jede Saison mit grosser Vorfreude erwartet wird. In der Stickerei verdanken wir der Zusammenarbeit mit Bischoff Textil etwa Broderie anglaise 2 mit einem extrem modernen Look, auch hier dank technischer Innovationen. Besuchen uns Journalistinnen und Journalisten, schlagen wir ihnen immer vor, auch andere Betriebe zu besuchen, damit sie St.Gallens ausserordentliche Leistungsfähigkeit im Textilen aus eigener Anschauung erleben. Top-Labels aus Mailand und Paris. Es wäre schön, wenn es in der ganzen Schweiz als Selbstverständ lichkeit gälte, dass St.Gallen, ganz ähnlich wie es Antwerpen geschafft hat, als internationales Kompetenzzentrum für Mode auf höchstem Niveau verstanden wird. Albert Kriemler ist Designer und Kreativ direktor des international tätigen St.Galler Modelabels Akris. Der Preisträger des Grand Prix Design 2008 des Bundesamtes für Kultur leitet das Familienunternehmen seit 1987 gemeinsam mit seinem Bruder Peter. Seit 2004 präsentiert er seine Kollektionen Wofür stehen Stoffe und Mode aus St.Gallen? Verfeinerung, Innovation und höchste Qualität. Und das seit Jahrhunderten. Inwiefern ist der Standort St.Gallen ein Vorteil für Ihr kreatives Schaffen? St.Gallen ist ein Ort, der eine hohe Professionalität und Internatio nalität mit der Möglichkeit zu Arbeit in grosser Konzentration und einer gesunden Lebensweise in grossartiger Natur verbindet. Das ist beim hohen Termindruck, unter dem Kreativteams heute stehen, sehr wichtig. St.Gallen ist unser kreatives Zentrum, hier entstehen unsere Kollekt ionen. Gleichzeitig ist die Verkehrsanbindung sehr gut. Stylistinnen und Stylisten aus Paris kommen hierher, Journalistinnen und Journalisten, Designteams der Standor tmagazin der Stadt St.Gallen Herbst. 2015. an der internationalen Modewoche für Prêt-à-porter in Paris und ist Mitglied der französischen «Chambre Syndicale du Prêt-à-porter des Couturiers et des Créateurs de Mode». 2Broderie anglaise ist der Fachbegriff für aufwändige Lochstickerei, in der Regel auf Leinen oder Baumwolle. S. 6 – 7 Die junge Szene Es bewegt sich viel in der Welt des textilen Schaffens von St.Gallen. Jetzt, früher, ja schon immer – und hoffentlich noch lange. Unsere 800-jährige Textilgeschichte ist geprägt von Umbrüchen und Experimenten, von Wagnis und Schaffenslust. Kontinuität heisst, sich immer wieder neu zu erfinden. Hier ein kleiner Einblick in die junge Szene in St. Gallen. Die Auswahl ist nicht vollständig - aber spannend. AÉTHÉRÉE JUNGE COUTURE MIT INTERNATIONALEM ERFOLG Nach acht Jahren im Zentrum der Modelwelt kehrte Ly-Ling Vilaysane 2010 von Paris nach St.Gallen zurück. Hier kreiert sie mit regionalen Stoffen zeitlos edle Couture von schlichter Eleganz, welche international für Furore sorgt und ihr zahlreiche angesehene Preise einbrachte. WWW.AETHEREE.COM DOMINIQUE ZANNOL HANDGEMACHT IN UND FÜR ST.GALLEN Edle Stoffe aus St.Gallen werden bei Dominique Zannol zu Semi Couture in maximal dreifacher Ausführung. Eine Liebeserklärung an die textile Tradition unserer Stadt und zudem ein Statement für verantwortungsbewusste regionale Produktion. WWW.ZANNOL.CH EINSTOFFEN DIE KUNST DES EINKLEIDENS Bereits seit 2008 wirbeln die vier Freunde und Quereinsteiger die Verstaubtheiten des Bekleidungsmarktes auf. Ihr «Flagshipstore» ist in einer Quartierstrasse in St.Gallen, ihre Kundschaft sind Heldinnen und Helden, und neben Hemden gibt’s auch Holzund Steinbrillen. WWW.EINSTOFFEN.CH GRAUEZONE VERSPIELTE EINZELSTÜCKE Im Atelier von Iris Betschart werden aus unterschiedlichen Materialien textile Hingucker. Dabei erhalten Einzelteile ein «Second Life», wenn zum Beispiel aus einem Hosenbund ein Pulloverkragen wird. Die filigranen Oberf lächenzeichnungen mit Bleiche sind kleine Kunstwerke zum Tragen. WWW.GRAUEZONE.CH JUSTASNIKER TEXTIL VEREDELTE SNEAKERS In Handarbeit werden StandardSneakers mittels clever auf die Formensprache angepassten Stoffapplikationen zu Unikaten – oder in der Sprache der beiden jungen Ostschweizer Designfreunde zu «Customs». Und diese finden ihren Weg über den Online Shop in die ganze Welt. WWW.JUSTASNIKER.COM LE SOIR LE JOUR AM MODEPULS DER ZEIT St.Gallen trägt viel Textiles in die Welt hinaus – LSLJ bringt Trends aus Modemetropolen wie Paris, Berlin oder Mailand zurück nach St.Gallen. Angesagte Labels und auch manche Entdeckung finden sich in dem mit Leidenschaft zusammengestellten Sortiment von Nicole Geser. WWW.LESOIRLEJOUR.CH Standor tmagazin der Stadt St.Gallen Herbst. 2015. S. 8 – 9 LICON NACHHALTIGKEIT AUS DEM SANDKASTEN Das Atelier der St.Gallerin Lisa Contaldi befindet sich im Kreativ- und Experimentierumfeld «Atelier im Sandkasten», wo auch ihre aufwändigen Siebdrucke entstehen. Licon steht für lokal produzierte, nachhaltige Mode aus hochwertigen europäischen Stoffen. WWW.LI-CON.CH LOST LIMONE LLEMUR TASCHEN, BEUTEL, ACCESSOIRES Zwei junge Ostschweizer Designerinnen kombinieren ihre Kreativität und die Liebe für handgefertigte Unikate aus Leder, Stoff und teilrecycelten Mate rialien. Die Produkte haben so viel Charakter wie die Käuferinnen und Käufer, welche die Alltagstauglichkeit der edlen Stücke schätzen. WWW.LL-LL.CH DIE MANUFAKTUR MASSARBEIT UND LEIDENSCHAFT Es dreht sich alles um Design, Schnitt und Produktion in der Manufaktur an der Bahnhofstrasse. Hier vereinen sich Couture, Eigenkollektion, Massan zugfertigung, Corporate Fashion, Stoffladen, Lehratelier und exquisite Accessoires zu einem textilen Lebensgefühl. WWW.DIEMANUFAKTURGMBH.CH NISAGO NEXT GENERATION MASSANZÜGE Vermessen lassen kann man sich im Atelier im Zentrum von St.Gallen – und auf Wunsch auch zu Hause oder im Büro. Die Fertigung erfolgt in Traditionsbetrieben in Europa. Und nach vier Wochen wird der Massanzug geliefert – «so individuell wie du selbst». Danach ist das Nachbestellen nur noch eine Sache der Materialwahl. WWW.NISAGO.CH PONYHOF FUNDSTÜCKE LIEBEVOLL UMGENÄHT Vintage liegt ja im Trend – doch was die beiden Girls vom Ponyhof aus den sorgfältig in der ganzen Schweiz zusammen getragenen Secondhand-Kleidern erschaffen, ist junge Mode im allerbesten Sinne. Qualitativ hochwertige Fundstücke werden nach ihren Vorstellungen aufgefrischt, umgenäht, nummeriert und zu neuen Kollektionen zusammengefasst. WWW.PONYHOFVINTAGE.CH ROYAL SUNDAY BE YOUR OWN DESIGNER Der Showroom ist in Roggwil, die Produktion in Korea – und der Designer ist man selbst. Neben der einzigartigen Glam-Rock Designerkollektion kann man mittels hunderter beeinflussbarer Details sein persönliches Unikat kreieren. Oder man lässt sich in einem Partner shop, z.B in St.Gallen beraten. WWW.ROYALSUNDAY.COM Standor tmagazin der Stadt St.Gallen Herbst. 2015. S. 10 – 11 STIX Impressum – STICKEREI DIE BESTICHT Standortmagazin Sie nennt sich die einzig unabhängige Lohnstickerei der Schweiz – und kann trotz Hochlohnland durch höchste Flexibilität, modernste Maschinen und eine unkomplizierte und sympathische Art bestehen. Stix veredelt alle Arten von Textilien mit Stickereien – vor allem im Corporate Fashion Umfeld. WWW.STIX.CH TRÜFFELSCHNÜFFLER DIE STEIGERUNG VON LIEBEVOLL Textilien findet man im versteckten Highlight der St.Galler Ladenwelt nur wenige, und doch atmet alles die textile Vergangenheit der engagierten Gastgeberin Eva Appenzeller, welche als Designerin für Fischbacher und Fabricfrontline tätig war. Und wenn man nichts findet im mannigfaltigen Sortiment, so war alleine ein Schwatz mit Eva oder ein Stück ihres Kuchens den Besuch wert. Ausgabe VI Standortförderung Stadt St.Gallen, Rathaus, 9001 St.Gallen, 071 224 47 47, [email protected] , www.standort.stadt.sg.ch Redaktion: Andreas Nagel, Leiter Kommunikation Stadt St.Gallen, Isabel Schorer, Leiterin Standortförderung Stadt St.Gallen, Sabine Nussbaumer, Standort förderung, Philipp Lämmlin, Alltag Agentur Texte: Odilia Hiller, Andrea Geiser, Idil Doguoglu-Posey Projektleitung: Sabine Nussbaumer, Standort förderung Stadt St.Gallen Gestaltung: Alltag Agentur, St.Gallen Fotografie: Alltag Agentur, St.Gallen Druck: Niedermann Druck AG, St.Gallen Coverbild: Textilzimmer im Radisson Blu Hotel, St.Gallen. Textilzimmer WWW.EVA-APPENZELLER.CH UN-DRESS NACHHALTIGES FASHIONEVENT Die studentischen Vereine oikos und der marketing.club haben sich schon zweimal zusammengetan, um in der Stadt der traditionsreichen Textilin dustrie eine Plattform rund um «Sustainable Fashion» zu bieten. Das Spannungsfeld zwischen Konsum, Mode und Ökologie bietet viel Raum für ein neues Bewusstsein. WWW.UN-DRESS.CH Zum Umschlagbild: Dies ist der Lieblingsplatz von Wilfried Fischer, Director Rooms Division, Radisson Blu Hotel St.Gallen. Wenn unsere Gäste nach etwas Besonderem suchen, dann empfehle ich Ihnen unser Textilzimmer, das ein Symbol für das «Textilland Ostschweiz» ist. Durch die Ein richtung wirkt es urgemütlich und strahlt viel regionalen Charme aus. Die Textilzimmer sind eine Initiative von «Textilland Ostschweiz». In gut einem Dutzend Hotels der Region St.Gallen sind einzelne Zimmer speziell gestaltet und mit heimischen Textilien ausgestattet. www.st.gallen-bodensee.ch/de/unesco-kultur/textilland/tx-hotels Einblick Andrea Geiser Vom Faden zum Messin strument – Einblick in das Leben einer Kohlefaser Oh, ich bin so aufgeregt, gleich geht es los. Im wahrsten Sinne des Wortes gespannt hänge ich auf meiner Spule an der Stickmaschine. Rechts von mir meine Schwester auf einer eigenen Spule und links von mir mein Cousin. Schon bei unserer Herstellung war mir klar, dass aus unserer Familie etwas ganz Besonderes wird. Dass ich richtig liege, bestätigte sich, als der LKW-Chauffeur das Ziel nannte, zu dem er uns fahren sollte: die Biontec AG in St.Gallen. Jede junge Karbonfaser weiss, dass es das Höchste ist, dort weiterverarbeitet zu werden. Denn: Nur hier werden wir Kohlefasern mit umgebauten Stickmaschinen bear beitet, kein anderes Unternehmen weltweit macht das so. Es geht los! Mit rasender Geschwindigkeit werde ich durch das Nadelöhr gezogen und schwupp bin ich mit dem Faden auf dem Trägerstoff fixiert. Ich fühle mich etwas eingeengt. Auf Grund meiner jetzigen Form habe ich bereits eine Ahnung, was ich einmal werden soll. Bin gespannt, ob ich richtig liege. Zwei Hände nehmen mich ab und packen mich in eine andere Maschine. Es wird plötzlich wohlig warm überall um mich herum und so weich. Oh ja, das ist das Harz, von dem ich gehört habe…wie angenehm. Es wird initiiert und ich merke, wie ich immer mehr aushärte, als das Harz wieder erkaltet. Nun bin ich ein sogenannter Faser verbundwerkstoff und fühle mich schon wesentlich erwachsener und wichtiger als zuvor. Nur an meinen Rändern sind noch solche komischen Reste dran, die stören mich ehrlich gesagt etwas. Standor tmagazin der Stadt St.Gallen Herbst. 2015. Schliesslich will man gut aussehen als schicke Karbonfaser. Wieder nehmen mich zwei Hände auf und legen mich in eine Maschine, dieses Mal steht aussen CNC drauf. Wie ich inzwischen mitbekommen habe, sind das zwei von insgesamt über vierzig Händen, die bei der Biontec produzieren und auch das Engineering betreiben. Jetzt verstehe ich, meine Ränder werden von den lästigen Harzresten befreit. Als ich aus der Maschine komme, bin ich richtig schick. Weiter geht es mit dem Kleben, Lackieren und Beschichten, …das kitzelt etwas. Hi, hi. Als ich nun so fertig verarbeitet und sicher verpackt im Regal liege bemerke ich das Logo auf mir: Leica. Das macht mich jetzt wirklich stolz. Ich bin, wie vermutet, ein sehr stabiles und leichtes Gehäuse für ein Messinstrument geworden und freue mich sehr auf meine Zukunft. Neben mir liegen übrigens meine Schwester und mein Cousin. Sie sind nun zu einer MTB Fahrradgabel und einem Bremsgriff geworden. Ja, das Leben als Karbonfaser ist sehr spannend und ich bin stolz darauf, bei diesem modernen Unternehmen verarbeitet worden zu sein. Textile Innovation in reinster Form. www.biontec.ch S. 12 – 13 Karbonfasern Kohlenstofffasern (auch Karbonfasern) sind industriell hergestellte Fasern aus kohlenstoff haltigen, organischen Ausgangsmaterialien (Polyacrylnitril). Durch chemische Reaktionen werden diese in graphitartig angeordneten Kohlenstoff umgewandelt. Eine Karbonfaser hat einen Durchmesser von 5 bis 15 Mikrometer. Üblicherweise werden 1.000 bis 24.000 Fasern und mehr zu einem Multifilamentgarn zusammengefasst, das aufgespult wird. Übrigens: Thomas Alva Edison erhielt bereits 1881 ein Patent für die von ihm ent wickelte «Kohlefaden-»Glühlampe. Andrea Geiser ist gelernte Journalistin, Kunsthistorikerin und Betriebswirtin. Sie ist Marketingverantwortliche beim Ostschweizer Inkubator STARTFELD (www.startfeld.ch) und schreibt zusätzlich für die Rubrik «Einblick» des Standortmagazins. Standpunkt I d i l D o g u o g l u - P o s e y , I D I LV I C E Dieses Foto zeigt Idil Doguoglu-Posey und Armando Forlin (er ist ebenfalls St.Galler und Swiss Design Award Gewinner des Jahres 2010) der nach New York gesandt wurde, um durch Idil in die Modewelt in New York eingeweiht zu werden. Das Bild wurde vom Fotografen Carl Posey gemacht und zeigt Idil und Armando in Soho, New York, anlässlich des jährlichen «Fashion Night Out» Events, organisiert durch US Vogue Editor Anna Wintour. Ist St.Gallen schuld daran, dass ich die Modedesignerin wurde, die ich heute bin? Eine starke Anschuldigung. Oder ist dies gar ein Lob? Jetzt wird mit der Vadianstadt ein Hühnchen gerupft. Warum hast Du mich damals dazu verführt, es mir nötig erscheinen zu lassen, mich von der Masse abheben zu müssen? Warum hast Du nur die traditionellen Wege dargelegt und mich gezwungen, alleine auf eine Idee zu kommen, um mein Ziel zu erreichen? Obwohl mir nicht bewusst war, dass St.Gallen eine weltbekannte Textilstadt war, hatte ich als junge Frau den Wunsch, Schneiderin zu werden. Es muss der unbewusste Einfluss des traditionellen St.Gallens gewesen sein. Wo in der Welt gibt es denn noch so was wie eine Haushaltsschule? Wo Mädchen kochen lernen und wie man die Bettwäsche eines Bettlägerigen wechselt, ohne dass er/sie das Bett verlässt und, ja sowieso, wie man Herrenhemden bügelt? Aber St.Gallen, warum hast Du nicht eingegriffen und mich fünf Jahre lang einen Beruf erlernen lassen, der sich nach meinem Abschluss dann total geändert hatte und sich auch, wie soviele andere Berufe, auf Computer umgestellt hatte? Warum hast Du, als ich endlich eine Leidenschaft entdeckte, mich entblösst und mich bei der Prüfung zur Schneiderin nicht durchkommen lassen? Sodass mir dann nichts anderes übrig zu bleiben schien, als den fast einzigen anderen handwerklichen Beruf der Grafikerin zu erlernen? Schluss war‘s mit Handgemachtem (nicht St.Gallens Schuld). Aber Halt, nicht so schnell. Kleider werden ja immer noch von Hand gemacht. Gottseidank hattest Du eine Kunstgewerbeschule und den Vorkurs! So hast Du mir geholfen, zu entdecken, dass ich eigentlich ganz gut war in Sachen Gestaltung. Eine Karriere vor dem Computer in St.Gallen? Nein. Aber, oh je, wie in aller Welt soll ich jetzt einen Berufsumstieg machen in der Schweiz, ohne Abschluss als Schneiderin? Ein kurzer Trip nach New York brachte mich auf die Idee, dass dies doch nicht so schwer sein könnte, aber es Daten 7. – 8. November 2015 wurde mir auch bewusst, dass ich wohl am besten gleich nach New York auswandere. Du, St.Gallen, konntest mir nicht die erforderlich erschwingliche Auswahl an Materialien bieten, mit denen ich mich selbst, als Autodidaktin, zur Schneiderin ausbilden konnte. Auch hattest Du zuerst nicht eine einzige Boutique, die meine Kreationen verkaufen wollte. In New York war das einfacher. Bald kamen grosse Bestellungen und meine Kreationen wurden schon auf dem Laufsteg präsentiert. Mit New York als Aushängeschild hast Du Dich dann auch für mich interessiert. Heute ist man stolz, dass es eine Designerin wie mich gibt, die aus St.Gallen kommt, aber diese musste extreme Ambitionen darlegen und sich alleine gegen viele Hindernisse durchsetzen. Dies macht natürlich stark und bringt sehr wertvolle Erfahrungen. Die meisten würden es wahrscheinlich nicht schaffen. Ist dies, was Du willst, St. Gallen? Für Deine Modedesigner? Ich wurde die Designerin, die ich werden konnte mit meiner autodidaktisch erlernten Schneiderei und meinem professionellen Verständnis für Grafik und Werbung und meiner rebellischen Art und meinen starken Ambitionen und meinen helvetischen Wurzeln und meinem Stolz auf die weltbekannte Textilindustrie St.Gallens und dies ist gut so. Vielen Dank, St.Gallen. Mein Modelabel ist heute bekannt, weil es andersartig und rebellisch ist, eine spezielle Mischung aus Pop Art und unkonventioneller Sportswear und doch noch einer kleinen Prise Tradition dazu. Alles, wofür St.Gallen eigentlich nicht dasteht, trotzdem ist IDILVICE, die Modelinie, eine totale Antwort auf St.Gallen. Und sie ist eine moderne Geschichte, tief verwurzelt in der Textilstadt St.Gallen. Die 22. Fest- und Hochzeitsmesse St.Gallen lädt in eine Welt der Romantik ein. Sie u nterstützt Brautpaare bei der Auswahl aller Angebote und Dienstleistungen für ihren schönsten Tag. www.festundhochzeitsmesse.ch 25. November 2015 Am 3. St.Galler Demenz-Kongress stehen auch die Betroffenen im Zentrum. Zu Beginn der Krankheit sind auch sie mit der Frage konfrontiert: Wie kann ich mit dieser Situation umgehen? www.demenzkongress.ch 26. November 2015 Die diesjährige Sternenvernissage findet ab 19 Uhr beim VadianDenkmal statt. Rechtzeitig vor dem ersten Advent wird das Weihnachts-Wahrzeichen «AllerStern» der Stadt St.Gallen erstrahlen. www.sternenstadt.ch 12. – 14. Februar 2016 Die 27. Informations- und Erlebnis messe für Ferien, Reisen und Freizeit findet mit der 56. Ostschweizer Camping- und Freizeitausstellung OCA statt. www.ferienmessestgallen.ch 18. – 20. März 2016 freischaffende Modedesignerin Die Immo Messe Schweiz St.Gallen ist eine Immobilien Messe für Eigentum, Umwelt, Energie, Bau und Renovation und findet zum 18. Mal statt. und Grafikerin in New York und San www.immomesse.ch Idil Doguoglu-Posey (www.idilvice.com) ist gebürtige St.Gallerin und lebt als Francisco. Ihre Kreationen werden auf internationalen Laufstegen präsentiert. Standor tmagazin der Stadt St.Gallen Herbst. 2015. S. 14 – 15 Textilzimmer Radisson Blu Hotel. St.Gallen. Lieblingsplatz von Wilfried Fischer.