FP Programmheft 2015

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FP Programmheft 2015
DEUTSCHER FILMPREIS
–
19 / 06 / 2015
IM PALAIS AM FUNKTURM BERLIN
GRUSSWORT
E
Foto © Christof Rieken
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in Kranz ist gar viel leichter binden,
als ihm ein würdig Haupt zu finden«,
konstatierte einst Johann Wolfgang von
Goethe. Wenn wir heute zum 65. Mal den
Deutschen Filmpreis verleihen, ist man
jedoch geneigt, die Worte des großen
deutschen Dichters in Zweifel zu ziehen. Zu
den Persönlichkeiten, die die bedeutendste
Auszeichnung für den deutschen Film bisher
in Empfang nehmen durften, gehören Romy
Schneider, Rainer Werner Fassbinder,
Armin Mueller-Stahl oder Erich Kästner.
An würdigen Häuptern scheint es also nie
gemangelt zu haben. Viel hat sich seit der
ersten Verleihung 1951 getan. Der Preis
für die »Beste Farbfilmkameraführung«
wird schon lang nicht mehr vergeben, und
auch die Preisstatuette ist inzwischen von
modernerer Gestalt. Die Idee jedoch, die
besten Filme eines Jahrgangs zu würdigen,
ist nach wie vor aktuell. Und so fiebern
nominierte Filmschaffende jedes Jahr aufs
Neue diesem Tag entgegen, an dem immer
wieder Tränen fließen: Tränen der Freude,
der Rührung, aber manchmal auch der
Enttäuschung. Wer auch immer in diesem
Jahr zu den glücklichen Preisträgern gehören
wird: Ich wünsche allen Nominierten
und Gästen einen unvergesslich schönen
Abend mit einem rauschenden Happy End.
Immerhin ist die Verleihung des Deutschen
Filmpreises ja nicht nur ein Feiertag für
die Preisträger, sondern für die gesamte
Filmbranche! Dafür sorgen nicht zuletzt die
Deutsche Filmakademie und ihre Präsidentin
Iris Berben mit vielen Helferinnen und
Helfern hinter den Kulissen. Ihnen allen ein
herzliches Dankeschön!
PROF. MONIKA GRÜTTERS MDB
Staatsministerin bei der Bundeskanzlerin
GRUSSWORT DER PRÄSIDENTIN
D
er Deutsche Filmpreis findet wieder im
Sommer statt – und bietet einen guten Blick
auf die Großwetterlage des deutschen Films: Heiter bis wolkig. Im wörtlichen wie im bildlichen Sinn.
Ein guter und sich immer stärker stabilisierender
Marktanteil im eigenen Land und eine – gelinde
gesagt – noch nicht erfolgreich abgeschlossene
Suche nach mehr internationaler Anerkennung.
Komische Geschichten mit direkter Ansprache
an das Publikum, das aber mittlerweile auch
Probleme gut vertragen kann. Und immer wieder
Geschichten aus der eigenen Geschichte. Das geht
vom Vormärz bis zur Wende und lässt die Nazi-Zeit
nicht aus, auch nicht den Umgang mit der Nazizeit.
In kaum einem Jahrgang konnte man – wenn
man genauer hingeschaut hat – soviel über die
Geschichte und Befindlichkeit unseres Landes
erfahren wie im vergangenen.
Wir feiern heute die Vielfalt des deutschen Films.
Wir feiern Zuverlässigkeit und Experimentierfreude, Kunst und Kreativität. Und wir feiern das
Kino als den Ort, an dem das alles erlebt werden
kann. Als den Ort, an dem sich immer noch mehr
Menschen zusammenfinden als irgendwo sonst,
um das alles gemeinsam zu erleben.
Schöne Aussichten. Schönen Abend!
IRIS BERBEN
Präsidentin der Deutschen Filmakademie
Foto © Mathias Bothor
3
EHRENPREIS 2015 – BARBARA BAUM
O
hne die Kostümbildnerin Barbara Baum
stünde der deutsche Film buchstäblich
nackt da. Sie war für die Kostüme der großen
historischen Filme von Rainer Werner
Fassbinder zuständig, hat Hanna Schygulla,
Meryl Streep, Barbara Sukowa, Glenn Close,
Jeremy Irons und Iris Berben noch schöner
aussehen lassen als sie schon sind – und
Generationen von Kostümbildnern / -innen
inspiriert. Darum erhält sie den Deutschen
Filmpreis für herausragende Leistungen im
deutschen Film.
GESPRÄCHE MIT BARBARA BAUM
Wie sind Sie zu dem Beruf gekommen?
»Nach einer Schneiderlehre studierte ich
an zwei Kunstschulen Mode, Kunst- und
Kostümgeschichte. Ich komme vom ModeDesign und nicht vom Kostümbild, als
Kostümbildnerin war ich Autodidaktin. Meine
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erste Filmerfahrung hatte ich 1970 bei Peter
Lilienthal. Es folgten weitere Projekte, und
so bin ich dabei geblieben. Meine praktische
Ausbildung hat mir später sehr geholfen, vom
ersten Entwurf bis zum fertigen Kostüm. Der
Rest war learning by doing. Die Fantasie ist
wichtig, aber ein Kostüm mit ›Filmcharakter‹
zu entwerfen, ist das Ergebnis vieler
Arbeitsschritte.«
1972 kam es zur ersten Zusammenarbeit mit
Rainer Werner Fassbinder.
»Viele hatten mich vor ihm gewarnt, weil
er mit so einer jungen, chaotischen Truppe
zusammenarbeiten würde. Als er mich nach
Köln einlud, dachte ich, ich solle mich bei
ihm vorstellen. Stattdessen schlug er das
Drehbuch zu EFFI BRIEST auf und fragte:
›Und was hat die Effi da an?‹. Er verlangte
sofort konkrete Vorschläge. Und so musste
ich aus dem Stand für sämtliche Kostüme
aus dem Skript Vorschläge machen. Da
meine Ausführungen von Kurt Raab
protokolliert wurden, war mir klar, dass
meine Improvisation für den geplanten
Film Konsequenzen haben würde. Diese
Arbeit war die Grundlage für ein enges
Vertrauensverhältnis und unsere späteren
gemeinsamen Projekte.«
EFFI BRIEST ist in Schwarz-Weiß gedreht. Da
gab es sicher ganz besondere Anforderungen
an das Kostümbild?
»Bei Schwarz-Weiß-Filmen muss man auf
bestimmte Wirkungen achten. Das ist eine
ganz andere Arbeit, da können sie auch Rot
nehmen für ein Kleid, das dunkel aussehen
soll. Die Farbe ist nicht wichtig. Man ist bei
der Auswahl der Stoffe freier. Das Muster ist
maßgebend, die Schattierungen, die die HellDunkel-Effekte ergeben. Ein Kostüm erhält
dadurch einen ganz anderen Aufbau. Wenn
man den richtigen Blick für den Stoff hat, dann
kann man auch auf einem Wochenmarkt oder
in einem Antiquitäten-Laden ausgefallene
originale Einzelteile entdecken und daraus ein
Kostüm entwickeln.«
Es heißt, Sie hätten sich bei den Dreharbeiten
einmal vor die Kamera gestellt und gesagt:
»Wir können in diesem Kleid noch nicht
drehen«?
»Fassbinder hat im Nachhinein in
einem Interview gesagt, er sei absolut
fassungslos gewesen, dass jemand, der
ganz neu ist, so etwas wagt. Es ging um eine
wunderschöne Porzellanbrosche mit einem
Frauenporträt, die am Kostüm von Hanna
Schygulla fehlte. Ich bin also losgerannt
und habe diese Brosche geholt. Ich wollte
mir den Gesamteindruck des Kostüms nicht
kaputtmachen lassen. Jede Rolle wird vom
Kostüm unterstützt und nur dann ist es ein
» Ich denke immer in Stoffen. Bei
außergewöhnlichen Stoffen bekomme
ich sogar Gänsehaut! «
Foto © Peter Adamik
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gutes Kostüm. Hanna Schygullas Kostüme
aus dem Krankenhaus geholt, mit Morphium
waren sehr aufwändig und besonders stilisiert, aufgeputscht und soll noch einmal ihr Lied
eine Harmonie mit Fassbinders Inszenierung,
im ›Wunschkonzert‹ singen. Fassbinder
dem verzögerten Tempo der Bewegungen,
sagte: ›Die muss ein Kleid anhaben, das sie
der gedehnten Sprache, den langen
zusammenhält, das wie ein Panzer wirkt.‹ Das
Spaziergängen.«
war es! Sogar der Turban ist aus dem gleichen
Material. Das Kostüm schimmert wie Metall,
In LILI MARLEEN (1981) trägt Hanna
durch die breiten Schultern sieht das aus wie
Schygulla sehr elegante Auftrittskleider. Gab eine Ritterrüstung.«
es dafür konkrete Vorbilder?
»Der Film basiert auf dem Lied von Lale
Interview: Kristina Jaspers, Hans-Peter Reichmann in
Andersen, aber an ihr habe ich mich nicht
»Film-Dienst«3 / 2006 (Veröffentlichung mit freundlicher
orientieren können, da sie ein ganz anderer
Genehmigung der Autoren und der Redaktion)
Typ als Hanna Schygulla war. Die Kostüme
habe ich frei entworfen, aber im Zeitgeist von
Sie betonen immer, dass es Ihnen wichtig
damals. Hier spielten die dramaturgischen
ist, die Schauspieler auch zu kennen, die
Anforderungen eine große Rolle. Das Kleid,
Ihre Kostüme später tragen werden. Wie
das Hanna bei ihrem letzten Auftritt trägt,
gehen Sie an die Rollen und Ihre Schauspieler
ist aus einem echten Silberlamé aus den
heran?
1904er-Jahren gefertigt, der sehr schwer
»Ich gehe das Drehbuch Szene für Szene
fließt. Nach ihrem Selbstmordversuch wird sie durch, um herauszufinden, wer wann welches
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Kostüm trägt und wie sich der Charakter der
Figur im Laufe der Geschichte verändert. Bei
Effi stellte ich mir beispielsweise die Fragen:
Wie tritt sie auf? Ist sie selbstbewusst? Oder
ängstlich? Das Kostüm muss etwas von diesen
Gefühlen ausstrahlen und sie unterstützen.
Und wenn Effi im Laufe des Films immer
ernster und zurückhaltender wird, muss
diese Veränderung auch im Kostüm
stattfinden. Manchmal sind es ja auch ganz
profane Dinge, die beachtet werden müssen,
eine Schwangerschaft zum Beispiel oder
körperliche Behinderungen! Diese Umstände
müssen von Kostümbildnern ,eingearbeitet‘
werden. Ein sehr schönes Beispiel hierfür
ist VIA MALA (1985). Der ewig geprügelte
Sohn (Dominique Pinon) des Mühlenbesitzers
(Mario Adorf) hat als Folge der väterlichen
Schläge ein steifes Bein davongetragen. Ein
orthopädischer Schuhmacher – derselbe,
der später auch die Einarmigkeit von Günter
Lamprecht im ALEXANDERPLATZ (1980)
gestaltete – hat deshalb eigens für den
Schauspieler Pinon eine Ledergamasche
mit unbeweglichem Kniegelenk hergestellt,
sodass auch dieser nicht mehr in der Lage
war, sein Knie zu beugen. Diese orthopädische
Ledergamasche bestimmte daraufhin seinen
Gang und seine ganze Spielweise, weshalb
sie in diesem Fall als das bestimmende
Kostümelement anzusehen ist.«
Denken Sie bei den ersten Kostümentwürfen
direkt schon in Stoffen bzw. in Materialien?
»Ich denke immer in Stoffen. Bei
außergewöhnlichen Stoffen bekomme ich
sogar Gänsehaut! Die Entscheidung für
diesen oder jenen, ganz bestimmten Stoff ist
für mich dann meist schon das halbe Kostüm!
Gerade bei historischen Filmen ist das
fast unumgänglich, denken Sie nur an
so unterschiedliche Stile und Zeiten wie
Foto © Peter Gauhe
Skizzen von Barbara Baum
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Rokoko und 1920er Jahre. Das muss schon
vom Material her ganz anders schweben
und fallen! Bei KATHARINA DIE GROSSE
(1994 / 95) durften die Stoffe pompös und
ausladend sein, dagegen müssen die 1920er
oder 1930er Jahre schweben und sich
mitbewegen. Die Grundidee, welcher Stoff
passend sein könnte, ist also immer schon
da. Doch richtig berauschend wird es dann
in den wunderbaren Stoffgeschäften in
London. Mit den ganzen Unterlagen reisen
wir dorthin, berauschen uns regelrecht an
den Materialien, die dort in ganz einzigartiger
Menge und Schönheit vorhanden sind.«
wurde! Die Arbeit war besonders, weil so eine
ungewöhnliche, andere Herangehensweise
vorherrschte. Ich hatte auch freie Hand über
die zukünftige Anzahl der Mitarbeiter. Sein
Auftrag war, die Darsteller mit Originalen
aus den 30er und 40ern einzukleiden. Bei
den Anproben sollte ich dann buchstäbliche
Fahndungsfotos aufnehmen, sodass jeder
dann je einen Stapel mit den identischen
Fotos bekam. Im Team waren wir dann
tatsächlich immer der gleichen Ansicht über
die beste Auswahl der Aufnahmen, sodass
Kubrick sich schließlich sicher war, die
richtigen Mitarbeiter ausgewählt zu haben.«
Welche Produktion, an der Sie mitgewirkt
haben, ist Ihnen besonders in Erinnerung
geblieben?
»Natürlich viele! Aber ganz besonders war
die Zusammenarbeit mit Stanley Kubrick bei
ARYAN PAPERS – einem Film, der nie gedreht
Interview: Hans-Peter Reichmann, Ann-Christin
Eikenbusch, erschienen in »FILM STOFFE –
Kostüme Barbara Baum«, FrankfurtM 2015
(Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung
der Autoren und des Deutschen Filminstituts)
Anspruchsvolles
Fernsehen erkennt
man an der Farbe.
Wir gratulieren allen Preisträgern und
wünschen gute Unterhaltung.
MACHEN. WAR DOCH KLAR.
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er Filmemacher Markus Goller,
Künstlerischer Leiter der FilmpreisGala 2015, über Neues und Bewährtes,
den Gastgeber Jan-Josef Liefers und die
besonderen musikalischen Akzente bei der
LOLA-Verleihung.
Akademie und ihre Mitglieder den wichtigsten
Abend des Jahres gestalten zu dürfen. Und: Wann kommt man schon mal so nahe
an all die wunderbaren Filmschaffenden,
Stars und Künstler ran? Also: Machen. War
doch klar.«
Was gab den Ausschlag, das Angebot für die
künstlerische Gestaltung des LOLA-Abends
anzunehmen?
»Ich hab mich total gefreut, als die
Akademie mich im letzten Herbst gefragt
hat. Filme zu inszenieren ist eine Sache,
einen Showabend im Blick zu haben und
zu gestalten, eine andere. Das wollte ich
ausprobieren. Zum einen darf man sich
Inhalte zum Abend ausdenken, die man mit
tollen Autoren und dann auch Laudatoren
und unserem einmaligen Host vorantreibt
und schließlich live umsetzt. Zum anderen
empfinde ich es als große Ehre, für die
Jan Josef Liefers ist wieder dabei. Gibt es
eine Kontinuität zum letzten Jahr? Oder wird
für ihn alles ganz anders?
»Jan Josef ist ein Geschenk für uns. Er hat
den Mut, die Größe, den Charme, den Witz
und die Liebe, die man braucht, um da vorne
durch den Abend zu führen. Ich bin sehr
dankbar, dass er wieder dabei ist. Auch weil
er einer von uns ist, einer aus der Mitte der
Filmakademie. Und die Kontinuität ist er selbst. Mit all
seinen wunderbaren Eigenschaften und
Fähigkeiten. Tatsächlich werden wir in
diesem Jahr mehr von ihm haben – und er
darf eines seiner vielen Talente zusätzlich
ausspielen.«
Wie wir hören, wird Musik eine große Rolle
spielen in diesem Jahr. Welche Rolle wird
das sein?
»Wir wollen versuchen, auf besondere
Weise musikalisch in den Abend einzuführen.
Wie genau, darf ich noch nicht verraten. Auch wird es ein musikalisches
Schmankerl als Hommage an die Filmstadt
Berlin geben. Wir haben wieder das einzigartige Filmorchester Babelsberg unter der
Leitung von Tobias Kremer an unserer Seite.
Und natürlich die ›Akademix‹, die All-StarBand der Deutschen Filmakademie. Sie
besteht aus Mitgliedern der Sektion Musik
und hat sich zum zehnjährigen Jubiläum der
Akademie gegründet. Ihre Mitglieder sind
Helmut Zerlett, Michael Beckmann, Jochen
Schmidt-Hambrock, Christoph Zirngibl
Foto © Thomas Ebert
» Ali ist auch für die musikalische
Gestaltung des Abends verantwortlich
und ein fantastischer und kreativer
Kollege. «
Von links nach rechts: Michael Beckmann, Helmut Zerlett, Jochen Schimdt-Hambrock, Christoph Zirngibl, Ali N. Askin
Foto © Nathan Ishar
und der Filmpreisträger Ali N. Askin als
Bandleader. Ali ist auch für die musikalische
Gestaltung des Abends verantwortlich und
ein fantastischer und kreativer Kollege.«
Hast du das Gefühl, durch die Arbeit an
der Gala den deutschen Film einmal ganz
anders wahrnehmen zu können oder zu
müssen?
»Das ist wirklich das Schöne und fast
Magische an meiner Funktion. Ich muss
und darf in die Filme tief eintauchen.
Darf sie durchspüren und das Besondere
finden. Gerade dieses Jahr sind viele Filme
dabei, die an wichtigen Momenten unserer
Geschichte spielen. Das bewegt, wühlt auf,
fördert Inhalte zu Tage, von denen man wenig
weiß und die einen lange nicht los lassen.
Ja, ich nehme den deutschen Film durch
die Arbeit anders wahr. Und ich bin positiv
überrascht, wie viele richtig gute Filme
wir in Deutschland machen. Wie viele tolle
Menschen den Filmen ihr Gesicht und ihren
Charakter geben. Leider sehen diese Filme
aber viel zu wenig Menschen. Und daran
müssen wir arbeiten. Sei es beim Marketing,
sei es bei der Zusammensetzung der Filme,
sei es bei den Wegen der Herausbringung.
Ich finde aber auch wir Filmemacher selbst
haben den Auftrag, die tollen Themen der
Filme so aufzuarbeiten, dass sie auch ein
Publikum finden.«
Foto © Florian Liedel
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DIE LEICHTIGKEIT DES
SCHNELLSEINS.
DAS NEUE BMW 6er COUPÉ.
Das neue BMW
6er Coupé
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Freude am Fahren
DAS VOLLE PROGRAMM
1 | DIE VORAUSWAHL
Es gibt insgesamt drei Vorauswahlkommissionen:
Eine alle Sektionen repräsentierende Vorauswahlkommission Spielfilm, die aus 18 Personen (inklusive zwei Mitgliedern des Bundestages) besteht.
Eine neunköpfige Kommission Dokumentarfilm mit
drei Vertretern aus der Sektion Dokumentarfilm,
vier Vertretern aus anderen Sektionen, einem
MdB und einem branchenerfahrenen Kommissionsmitglied, das nicht aus der Filmakademie
kommt sowie eine Kommission Kinderfilm mit
acht Mitgliedern (Vertretern aus allen Sektionen
und einem MdB). Die aus allen Kommissionen
vorausgewählten Filme werden ebenfalls für die
Einzelleistungen berücksichtigt. Die Vorauswahlkommission Kinderfilm hat auch in diesem Jahr
alle Filme zusammen mit Kindern unterschiedlicher Altersgruppen angeschaut. Wichtig ist,
dass alle Kommissionen die Filme gemeinsam
im Kino anschauen. Darüber hinaus wird jedes
Kommissionsmitglied mit DVDs der angemeldeten
SPIELFILM
Filme versorgt, sodass jedem persönlich genügend
Zeit bleibt, alle Filme angemessen zu sichten.
Die Vorauswahlkommissionen können aus den
Einreichungen höchstens eine Anzahl von Filmen
auswählen, die 40 Prozent der Anmeldungen
entspricht. Die Mitglieder der Spielfilmkommission
haben außerdem die Möglichkeit, jeweils einen
Kandidaten für jeweils das Gewerk, das sie in der
Kommission vertreten, nachzubenennen.
v.l.n.r. (hintere Reihe):
Hermine Huntgeburth,
2 | DIE NOMINIERUNGEN
Im nächsten Schritt wählen nun sämtliche Mitglieder der Deutschen Filmakademie in geheimer
Wahl die Nominierungen. Dabei wird in Sektionen
abgestimmt. Beispiel: Regie durch die Mitglieder
der Sektion Regie usw.
Hans-Erich Viet,
Heinz Badewitz,
Moritz Denis,
Maike Heinlein,
Esther Gronenborn,
v.l.n.r. (vordere Reihe):
3 | WAHL DER PREISTRÄGER
In der dritten Stufe des Wahlverfahrens stimmt
die Gesamtheit der Mitglieder in allen und für alle
Kategorien ab.
Christoph von Schönburg, Hannes Hubach,
Burkhard Blienert,
Antje Schmidt,
Sönke Lars Neuwöhner
Thomas Oláh,
v.l.n.r. (mittlere Reihe):
Inka Friedrich,
Benjamin Hembus,
Matthias Müsse
Henriette Piper,
nicht auf dem Foto:
Sven Burgemeister,
Dagmar Wöhrl
Foto © Florian Liedel
15
DOKUMENTARFILM
KINDERFILM
EHRENPREIS
D
er Ehrenpreis wird von einer zehnköpfigen
Jury bestimmt. Die Mitglieder der Deutschen Filmakademie haben zuvor die Möglichkeit,
Vorschläge einzureichen.
v.l.n.r.:
nicht auf dem Foto:
v.l.n.r.:
nicht auf dem Foto:
ohne Abbildung:
Katja Dringenberg,
Martin Rabanus,
Robert Thalheim,
Chau Ngo The,
Rainer Rother,
Anja Dihrberg,
Herbert Schwering,
Thomas Plenert
Monika Jacobs,
Johannes Selle
Martin Kochendörfer,
Helge Sasse,
Kerstin Stutterheim,
Peter Zenk,
Andreas Dresen,
David Slama,
Arne Birkenstock,
Kit Hopkins,
Iris Berben,
Martin Steyer,
Enrique Sánchez Lansch,
Johannes Warns,
Joachim von Vietinghoff,
Eva Hubert
Irene von Alberti,
Simon Schwarz
Claus Löser
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Foto © Florian Liedel
Foto © Florian Liedel
BESUCHERSTÄRKSTER FILM – HONIG IM KOPF
I
nteressant, wie viele
Menschen der Meinung
sind, der Filmemacher Til
Schweiger habe mit seiner
jüngsten Arbeit thematisch
und stilistisch Neuland
betreten. Dabei war schon
der Protagonist seines ersten
selbst verantworteten Erfolgs
KNOCKIN´ ON HEAVEN´S
DOOR (1997) unheilbar krank.
Auch die Geschichte von BARFUSS, mit dem Til
Schweiger 2005 wieder einen überraschenden
Akzent im deutschen Film setzen konnte, bezieht
ihre Emotionalität aus dem Verhältnis eines Filous
(Til Schweiger) zu einer psychisch labilen Person
(Johanna Wokalek): Leila ist selbstmordgefährdet
und leidet an posttraumatischen Belastungsstörungen.
In HONIG IM KOPF nimmt sich Schweiger nach
seinen romantischen Komödien aus dem Leben
von Taugenichtsen in Patchworkfamilien (von
KEINOHRHASEN, 2007 bis KOKOWÄÄH, 2011)
und einem politisch unterfütterten Action-Film
(SCHUTZENGEL, 2012) der Volkskrankheit Nummer Eins im Zeitalter des großen demografischen
Wandels an – dem Morbus Alzheimer.
Der ehemalige Tierarzt Amandus Rosenbach
(Dieter Hallervorden) offenbart bei der Grabrede
anlässlich des Todes seiner Frau starke Anzeichen
von Alzheimer und wird zum Pflegefall für seinen
Sohn Niko (Til Schweiger), der davon ebenso
gefordert ist wie seine Frau Sarah (Jeanette Hain).
Nur Tochter Tilda (Emma Schweiger) wird das
alles nicht zuviel. Im Gegenteil. Sie nimmt sich
des Problems proaktiv an und begibt sich mit
ihrem Opa ohne auch nur ein einziges Bedenken
zu tragen auf seine Traumreise nach Venedig. Und
das deutsche Kino-Publikum geht gerne mit auf
diese Reise. Zwischen Ende Dezember 2014 und
Mitte Mai 2015 wurden für HONIG IM KOPF in
Deutschland knapp sieben Millionen Kinokarten
verkauft. Das macht ihn unangefochten zum
besucherstärksten deutschen Film des Jahres
und seine Macher Til Schweiger (Regie und
Produktion) und Tom Zickler (Produktion) zu den
Gewinnern der Publikums-LOLA.
Produktion: Til Schweiger, Thomas Zickler | Regie: Til
Schweiger | Drehbuch: Til Schweiger, Hilly Martinek
Verleih: Warner Bros. GmbH
TIL SCHWEIGER
Besucherstärkster Film
Barfuss (2005),
Keinohrhasen (2007),
Kokowääh (2011),
Honig im Kopf (2014)
Foto © Warner Bros.
17
Open a whole new world
Rendez-Vous Night & Day
Carmen Chaplin, Schauspielerin und Regisseurin
NOMINIERUNGEN 2015
PROGRAMMFÜLLENDE SPIELFILME
IM LABYRINTH DES SCHWEIGENS
Uli Putz, Sabine Lamby, Jakob Claussen | Claussen + Wöbke + Putz Filmproduktion &
naked eye filmproduction | Regie: Giulio Ricciarelli
JACK
Jan Krüger & René Römert | Port au Prince Film & Kultur Produktion GmbH | Regie: Edward Berger
VICTORIA
Sebastian Schipper und Jan Dressler | MonkeyBoy GmbH | Regie: Sebastian Schipper
WHO AM I – KEIN SYSTEM IST SICHER
Max Wiedemann, Quirin Berg | Wiedemann & Berg Film GmbH & Co. KG | Regie: Baran bo Odar
WIR SIND JUNG. WIR SIND STARK.
Jochen Laube, Leif Alexis | UFA Fiction GmbH | Regie: Burhan Qurbani
ZEIT DER KANNIBALEN
Milena Maitz | Studio.TV.Film GmbH | Regie: Johannes Naber
PROGRAMMFÜLLENDE DOKUMENTARFILME
BEYOND PUNISHMENT
Hubertus Siegert | S.U.M.O. FILM | Regie: Hubertus Siegert
CITIZENFOUR
Dirk Wilutzky, Laura Poitras, Mathilde Bonnefoy | Praxis Films | Regie: Laura Poitras
NOWITZKI. DER PERFEKTE WURF
Leopold Hoesch | BROADVIEW PICTURES | Regie: Sebastian Dehnhardt
PROGRAMMFÜLLENDE KINDERFILME
QUATSCH
Veit Helmer | Veit Helmer-Filmproduktion | Regie: Veit Helmer
RICO, OSKAR UND DIE TIEFERSCHATTEN
Philipp Budweg, Robert Marciniak | Lieblingsfilm GmbH & Fox International Productions (Germany) GmbH |
Regie: Neele Leana Vollmar
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BESTES DREHBUCH
BESTE MÄNNLICHE HAUPTROLLE
Elisabeth Bartel, Giulio Ricciarelli
IM LABYRINTH DES SCHWEIGENS
Christian Friedel
Edward Berger, Nele Mueller-Stöfen
JACK
Hanno Koffler
HÄRTE
Jantje Friese, Baran bo Odar
WHO AM I – KEIN SYSTEM IST SICHER
Frederick Lau
VICTORIA
Stefan Weigl
ZEIT DER KANNIBALEN
Ralf Westhoff
WIR SIND DIE NEUEN
BESTE REGIE
BESTE WEIBLICHE NEBENROLLE
Meret Becker
LÜGEN UND ANDERE WAHRHEITEN
Nina Kunzendorf
PHOENIX
Claudia Messner
DIE GELIEBTEN SCHWESTERN
Edward Berger
JACK
Dominik Graf
DIE GELIEBTEN SCHWESTERN
Johannes Naber
ZEIT DER KANNIBALEN
BESTE MÄNNLICHE NEBENROLLE
Sebastian Schipper
VICTORIA
Joel Basman
WIR SIND JUNG. WIR SIND STARK.
Burghart Klaußner
ELSER
Gert Voss
IM LABYRINTH DES SCHWEIGENS
BESTE WEIBLICHE HAUPTROLLE
20
ELSER
Laia Costa
VICTORIA
Nina Hoss
PHOENIX
BESTE KAMERA / BILDGESTALTUNG
Katharina Marie Schubert
EIN GESCHENK DER GÖTTER
Sturla Brandth Grøvlen
VICTORIA
Yoshi Heimrath
WIR SIND JUNG. WIR SIND STARK.
Judith Kaufmann
ELSER
Nikolaus Summerer
WHO AM I – KEIN SYSTEM IST SICHER
BESTER SCHNITT
BESTES MASKENBILD
Mathilde Bonnefoy
CITIZENFOUR
Sven Budelmann
STEREO
Alexander Dittner
ELSER
Jörg Hauschild
ALS WIR TRÄUMTEN
Robert Rzesacz
WHO AM I – KEIN SYSTEM IST SICHER
Nannie Gebhardt-Seele,
Tatjana Krauskopf
DIE GELIEBTEN SCHWESTERN
Tatjana Krauskopf, Isabelle Neu
ELSER
Waldemar Pokromski,
Sabine Schumann
THE CUT
BESTE FILMMUSIK
BESTES SZENENBILD
Silke Buhr
WHO AM I – KEIN SYSTEM IST SICHER
Benedikt Herforth, Thomas Stammer
ELSER
Claus Jürgen Pfeiffer
DIE GELIEBTEN SCHWESTERN
Nils Frahm
VICTORIA
Alexander Hacke
THE CUT
Niki Reiser, Sebastian Pille
IM LABYRINTH DES SCHWEIGENS
BESTE TONGESTALTUNG
BESTES KOSTÜMBILD
Katrin Aschendorf
THE CUT
Barbara Grupp
DIE GELIEBTEN SCHWESTERN
Bettina Marx
ELSER
Bernhard Joest-Däberitz, Florian
Beck, Ansgar Frerich, Daniel Weis
WHO AM I – KEIN SYSTEM IST SICHER
Frank Kruse, Matthias Lempert,
Alexander Buck
CITIZENFOUR
Magnus Pflüger, Fabian Schmidt,
Matthias Lempert
VICTORIA
21
MEDIENBOARD GRATULIERT
ALLEN LOLA-NOMINIERTEN!
Und drückt besonders den geförderten Filmen die Daumen*:
Elser – Er hätte die Welt verändert
Who Am I – Kein System ist sicher
Als wir träumten
Victoria
Wir sind jung. Wir sind stark.
Phoenix
Wir sind die Neuen
Rico, Oskar und
die Tieferschatten
Quatsch
*10 Medienboard-geförderte Filme 32 Mal nominiert!
The Cut
ALS WIR TRÄUMTEN
A
uch in ihrer achten
Zusammenarbeit gehen
Regisseur Andreas Dresen
und Produzent Peter Rommel künstlerisch neue Wege.
Mit einem eingespielten
Kreativteam, zu dem auch
Filmeditor Jörg Hauschild
(Bester Schnitt) gehört,
schufen sie ein emotionales,
anarchisches und energiegeladenes Epos über eine Jungsfreundschaft in einer
Welt des Umbruchs. Nach dem gleichnamigen
Roman von Clemens Meyer deckt Wolfgang
Kohlhaases Drehbuch etwa vier Jahre rund um
das Vakuum der Wendezeit ab. Fünf Kumpels am
Stadtrand von Leipzig: Eben noch im geschützten
Käfig des Sozialismus, scheinen der Clique
plötzlich alle Chancen offen zu stehen. Es ist der
Moment einer allgemeinen Neuorientierung, eine
wilde Hysterie des Augenblicks.
Um das einzigartige Lebensgefühl jener Zeit zu
treffen, bietet Andreas Dresens Inszenierung
einen enormen Variantenreichtum auf: hektische
Verfolgungsjagden, fetzige Zwischentitel, brutale
Prügeleien, hier Szenen des Aufbruchs, dort
der Resignation, Exzesse auf Elektrosounds
und – in Rückblenden – Szenen des DDR-Alltags.
Das Herz des Films schlägt wie auf Adrenalin.
Vor dem Infarkt bewahrt hat es vor allem die
ordnende Hand von Jörg Hauschild. Meisterhaft
gelingt es ihm, die zahlreichen Bildquellen
und Erzählstränge zusammen zu fügen. Seine
Montage bringt nicht nur die Geschichte voran,
sie öffnet neue Ebenen in ihr. Mal bauen seine
Bildfolgen Oppositionen auf, mal schafft er durch
verbindende Elemente Momente der Nostalgie. An
der einen Stelle lässt er Figuren verschiedener
Zeitebenen miteinander kommunizieren, an
einer anderen weist die Parallelmontage zweier
Boxkämpfe auf vergebene Möglichkeiten. Jörg
Hauschilds zehnte Zusammenarbeit mit Andreas
Dresen gerät zum Muster schöpferischer Montage.
Produktion: Peter Rommel | Regie: Andreas Dresen
Drehbuch: Wolfgang Kohlhaase | Redaktion: Cooky
Ziesche (RBB), Dr. Cornelia Ackers (BR), Wolfgang
Voigt (MDR), Dagmar Mielke (RBB / ARTE), Andreas
Schreitmüller (ARTE G.E.I.E.), Olivier Père (ARTE
FRANCE CINÉMA), Rémi Burah (ARTE FRANCE
CINÉMA) | Verleih: Pandora Film Verleih
JÖRG HAUSCHILD
Bester Schnitt
Halbe Treppe (2002),
Wolke 9 (2008),
Faust (2011),
Vaterlandsverräter (2011)
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EIN GESCHENK DER GÖTTER
I
ch bin eine Katastrophe.
Mein Leben ist eine
Katastrophe. Da kannst du
alle fragen. Das wissen alle.«
Anna ist ganz offensichtlich
in der Krise. Kein Wunder.
Sie hat gerade ihr Engagement an einem Stadttheater
verloren, bei dem sie eigentlich schon lange unterfordert
ist. Jetzt hilft sie, die
Arbeitslosen-Statistik ein wenig aufzuhübschen,
indem sie mit einem Haufen ziemlich eigenartiger
(und damit ungeheuer repräsentativer) Leidensgenossinnen und -genossen das Drama von der
aufständischen Königsnichte Antigone probt. Ihre
Mitstreiter haben zunächst wenig Vertrauen. Eine
arbeitslose Schauspielerin, die noch nicht mal in
irgendeinem »Tatort« zu sehen war, können sie
kaum respektieren. Doch im Gegenzug wächst
Annas Respekt vor ihrem Ensemble wider Willen.
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Natürlich hat jeder von ihnen sein ganz eigenes
Päckchen zu tragen. Und natürlich geht jeder auf
seine Weise damit um. EIN GESCHENK DER GÖTTER, für das der Regisseur Oliver Haffner auch
selbst das Drehbuch verfasste, ist eine deutsche
Tragikomödie mit britischem Einschlag, die in der
schwäbischen Provinz mit Hilfe eines griechischen
Dramas auf soziale und zwischenmenschliche
Probleme reagiert.
Ein perfektes Angebot für ein besonderes Darsteller-Ensemble, zu dem Paul Faßnacht ebenso
passt wie Adam Bousdoukos, Katharina Hauter,
Marion Breckwoldt oder Rainer Furch. Doch das
große Geschenk der Götter in diesem Film ist
eindeutig Katharina Marie Schubert (Beste weibliche Hauptrolle), die als Anna den Weg zurück
ins Leben ebenso findet wie auf die Bühne. Die
großartige und erfahrene Bühnen-Schauspielerin
(u.a. Burgtheater und Münchner Kammerspiele)
zählt mittlerweile und völlig zu Recht zu den
gern gesehenen Gesichtern im deutschen Film.
Dieses ist nämlich nicht nur auf unnachahmliche
Weise gerne überrascht, sondern auch selbst für
Überraschungen gut.
Produktion: Ingo Fliess | Regie: Oliver Haffner
Drehbuch: Oliver Haffner | Redaktion: Ulrich
Herrmann (SWR) | Verleih: Arsenal Filmverleih
KATHARINA MARIE
SCHUBERT
Beste weibliche Hauptrolle
Shoppen (2007),
Friedliche Zeiten (2007),
Ob ihr wollt oder nicht!
(2009), Ein Geschenk der
Götter (2014)
Foto © Stefan Klüter
ELSER – ER HÄTTE DIE WELT VERÄNDERT
D
ieser Konjunktiv hat
etwas sehr Realistisches. Georg Elser, Schreinermeister aus Königsbronn
in der Württembergischen
Provinz, ließ seine Bombe
gegen Hitler und einen großen
Teil der nationalsozialistischen Führungsclique am 8.
November 1939 im Münchner
Bürgerbräukeller hochgehen.
Das war zwei Monate nach Beginn des Krieges,
der die Welt aus den Fugen brachte und so viele
Opfer forderte wie keiner zuvor. Doch Hitler und
seine Leute überlebten, weil sie 13 Minuten vor der
Detonation den Saal verließen. Unschuldige kamen
ums Leben – und die Gestapo kam dem Einzeltäter
auf die Spur. Elser wurde noch am selben Abend
verhaftet, weil er versucht hatte, am Bodensee in
die Schweiz zu fliehen. Der Zusammenhang mit
dem Attentat in München, wurde hergestellt, weil
er unter anderem eine Ansichtskarte des Bürgergegenüber dem System und der latenten Faszinabräukellers bei sich trug. Sechs Jahre sollte Georg
tion für den Mut und die Unkonventionalität Georg
Elser inhaftiert und gequält werden. Er wurde einen Elsers. Jahre nach den brutalen Verhören mit dem
Monat vor Kriegsende im KZ Dachau hingerichtet.
Attentäter beginnt Nebe mit den Widerständlern
Und danach für lange Zeit vergessen.
des 20. Juli zu sympathisieren und wird am 3. März
Der Drehbuchautor Fred Breinersdorfer (SOPHIE 1945, also gut einen Monat vor Elser, in Plötzensee
SCHOLL – DIE LETZTEN TAGE, 2005) und seine
hingerichtet.
Tochter Léonie-Claire Breinersdorfer haben die
Christian Friedel ist eine Traumbesetzung für die
Geschichte 25 Jahre nach dem biografischen
Titelrolle, weil er die zwei sehr unterschiedlichen
Film von und mit Klaus Maria Brandauer aktuell
Seiten des Georg Elser glaubwürdig und mit einer
recherchiert und als spannende Mischung aus
gewissen Leichtigkeit zu verkörpern weiß. Er hat
Justizdrama und Period Pic neu erzählt. Regie
ganz offensichtlich einen Schlag bei Frauen, auch
führte Oliver Hirschbiegel (DER UNTERGANG, 2004). wenn auf den ersten Blick nicht so scheint. Friedel
Hirschbiegel hat vor allem zwei Schauspieler
bringt und spielt die unwiderstehliche Mischung
in den Mittelpunkt seiner Inszenierung gestellt.
aus linkischem Charme und kluger Originalität.
Christian Friedel (Beste männliche Hauptrolle) als
Man nimmt ihm seine entwaffnende SchlagferGeorg Elser, diese spannende Mischung aus Tüftler tigkeit ebenso ab wie seine fast übermenschliche
und Bonvivant, und Burghart Klaußner (Beste
Ausdauer bei der Planung und Durchführung des
männliche Nebenrolle) als den Kriminalisten und
Attentats.
SS-Sturmbannführer Arthur Nebe, der hin- und
Burghart Klaußner dagegen schafft es, der Figur
hergerissen ist zwischen seiner Vasallentreue
zunächst eine geradezu unerbittliche Härte zu
25
verleihen, die er im Laufe der Erzählung variiert.
Wir spüren seine Zweifel, sein Ringen zwischen den
eigenen, ziemlich festen Überzeugungen und den
Versuchungen durch Elsers so klugen wie frechen
Widerstand.
Ihr Aussehen verdanken (nicht nur) beide der
Kunst von Bettina Marx (Bestes Kostümbild). Die
in Stuttgart lebende Kostümbildnerin, die bei Peter
Stein an der Schaubühne anfing, ist seit nunmehr
zwanzig Jahren auch für Fernsehen und Kino aktiv
(u.a. REQUIEM, 2006 und KREUZWEG, 2014). Da
sich Elsers Leben vor dem Attentat vor allem im
ländlichen Alltag der schwäbischen Alb abspielte,
war die Herausforderung, Historie zu erzählen
und Folklore zu vermeiden. Marx hat die übrigens
großartig besetzten Freunde, Verwandte und Feinde
authentisch angekleidet; immer mit dem Blick für
das Charakteristische für die Figur – vom partei-
treuen Mitläufer über den versoffenen Vater bis zu
Elsa, der Prinzessin auf dem Lande.
Ein Land, das Judith Kaufmann (Beste Kamera)
in ihren Bildern in seiner schönen Schlichtheit
oder auch schlichten Schönheit erzählt. Besonders
klar und spürbar im Kontrast zu den bedrohlichen
Räumen im Gestapo-Gefängnis von Berlin. Doch vor
allem brauchen die Bilder von Judith Kaufmann den
menschlichen Faktor, Schauspieler in Bewegung.
CHRISTIAN FRIEDEL
BURGHART KLAUßNER
JUDITH KAUFMANN
Beste männliche
Beste männliche
Beste Kamera
Hauptrolle
Nebenrolle
Das weiße Band (2009),
Kinderspiele (1992),
Vier Minuten (2006),
26
Die Fremde (2010),
Ende der Schonzeit (2012),
Die fetten Jahre sind
Wer wenn nicht wir (2011),
Amour fou (2014),
vorbei (2004),
Zwei Leben (2012)
Elser – Er hätte die Welt
Requiem (2006),
verändert (2015)
Das weiße Band (2009)
Foto © Joachim Gern
Foto © Dorothee Falke / Thomas & Thomas
Foto © Martin Menke
Sie bietet den Rahmen, in dem Freude und Leid zu
sehen und zu erfahren, zwei Zustände, die in diesem
Film stets beieinander liegen, wobei sie immer »die
sinnliche Kraft des Bildes« sucht und findet.
Dazu braucht sie natürlich auch ihre Verbündeten
vom Szenenbild, die hier ebenfalls im Kontrast die
Herausforderung fanden. Leben, feiern, nett und
grausam sein – zu Hause und an öffentlichen Orten,
die über all das erzählen müssen. Und dann die
Büros, die mit wenigen Handgriffen zu Folterkammern werden.
Benedikt Herforth und Thomas Stammer (Bestes
Szenenbild) haben diese Orte geschaffen. Orte, die
übrigens alle nichts Behagliches haben. Herforth
(u.a. SCHTONK!, 1992 und Rommel, TV / 2012) arbeitet seit Ende der achtziger Jahre als Bühnen- und
Szenenbildner in den Bereichen Theater, Fernsehen
und Film. Thomas Stammer (HERR LEHMANN,
2003) begann 2000 mit dem Production Design für
den Studenten-Oscar-Gewinner KLEINGELD.
Die Maskenbildnerinnen Tatjana Krauskopf und
Isabelle Neu (Bestes Maskenbild) sind für die
vielfältige Herausforderung dieses Films ein neues,
spannendes Team geworden. Während Krauskopf
seit zwanzig Jahren sowohl für Gegenwarts- als
auch für historische Stoffe arbeitet, schafft Neu mit
ihren ersten Arbeiten (auch »Nackt unter Wölfen«)
ALEXANDER DITTNER
BENEDIKT HERFORTH
THOMAS STAMMER
Bester Schnitt
Bestes Szenenbild
Bestes Szenenbild
Der Schuh des Manitu
Linie 1 (1988),
Herr Lehmann (2003),
(2001), Die Wolke (2006),
Schtonk! (1992),
Männerherzen (2009),
Elser – Er hätte die Welt
Das Versprechen (1995),
Generation War (2013 / TV),
verändert (2015)
Die Entdeckung der
Elser – Er hätte die Welt
Currywurst (2008)
verändert (2015)
27
Gesichter für Geschichte.
Der Schnittmeister Alexander Dittner (Bester
Schnitt) ist vor allem durch seine kontinuierliche
Arbeit mit Michael Bully Herbig bekannt – und gilt
allgemein als Spezialist für gutes Timing, also für
das Komische. Bei ELSER musste er der komplexen
dramaturgischen Struktur des Films Herr werden.
Die Geschichte wird durchaus assoziativ erzählt und
springt darum zwischen den Szenen in der Gestapo-
Haft und den dort aufkommenden Erinnerungen
Elsers an sein bisheriges Leben. Dittner hat diesen
Rhythmus im Griff, wenn beispielsweise seine Frau
Elsa (Katharina Schüttler) im Gefängnis auftaucht
und Georg Elser die erste, sehr ungewöhnliche und
aufregende Begegnung in den Sinn kommt. Und da
der Film auch die Wirklichkeit der Folter (die leider
kein historisches Relikt ist!) zum Thema hat, lässt
Dittner die Szenen auch dahin laufen, wo es weh tut.
Produktion: Boris Ausserer, Oliver Schündler, Fred
Breinersdorfer | Regie: Oliver Hirschbiegel | Drehbuch:
Fred Breinersdorfer, Léonie-Claire Breinersdorfer
Redaktion: Manfred Hattendorf (SWR), Michael Schmidl
(SWR), Christine Strobl (ARD Degeto)
Claudia Simionescu (BR), Götz Bolten (WDR), Andreas
Schreitmüller (ARTE) | Verleih: NFP Marketing &
Distribution GmbH
BETTINA MARX
TATJANA KRAUSKOPF
ISABELLE NEU
Bestes Kostümbild
Bestes Maskenbild
Bestes Maskenbild
Requiem (2006),
Requiem für eine
Elser – Er hätte die Welt
Wer wenn nicht wir (2011),
romantische Frau (1999),
verändert (2015)
Freier Fall (2013),
Crazy (2000),
Kreuzweg (2014)
Krabat (2008),
Almanya (2011)
28
Foto © Britt Schilling
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FILMPREISES
15
DIE GELIEBTEN SCHWESTERN
E
in deutscher Kostümfilm mit hohem
Schauwert und einer Länge
von über zwei Stunden,
angesiedelt zu Zeiten der
Weimarer Klassik, flott,
modern und mit Humor
inszeniert. Nicht nur zur
Uraufführung im Wettbewerb
der Berlinale 2014 wurde
DIE GELIEBTEN SCHWESTERN als bemerkenswert frische Entdeckung
gefeiert. Geschrieben und inszeniert hat den
Film mit Dominik Graf (Beste Regie) einer, der in
Deutschland seit Jahrzehnten konstant zu den
aktivsten und mutigsten Regisseuren zählt und
zunehmend auch im Ausland goutiert wird. So
hat das Internationale Filmfestival Rotterdam
ihn jüngst im Zusammenhang einer Werkschau
als »the best hidden secret of German-language
cinema« bezeichnet.
30
In DIE GELIEBTEN SCHWESTERN erzählt Dominik
Graf die Dreiecks-Liebesgeschichte zwischen
Friedrich Schiller (Florian Stetter) und den
Schwestern Caroline von Beulwitz (Hannah Herzsprung) und Charlotte von Lengefeld (Henriette
Confurius). Dabei bewegt er sich konsequent
an der Grenze zwischen Fakt und Fiktion, was
nicht so ganz selbstverständlich ist, wenn es um
die Nationalheiligen der Aufklärung Goethe und
Schiller geht. »So einiges an dieser Geschichte«,
sagt Dominik Graf, »konnte nur Vermutung sein,
denn etliche Zeugnisse und Briefe verschwanden
seither an entscheidenden Stellen.« Doch
diese Gratwanderung macht durchaus einen
großen Reiz des Films aus. So sehen wir, dass
die unglücklich verheiratete Caroline und die
schüchterne Charlotte gemeinsam mit dem
ehernen Versprechen aufgewachsen sind, immer
alles zu teilen – weshalb sie beide anfangs frei
von Eifersucht gemeinsam ihrer Liebe zum Lebemann Friedrich Schiller frönen können. Um der
Ménage-à-trois einen sittlichen Anstrich zu geben,
heiratet Charlotte den mittellosen Dichter. Doch
als dessen Leidenschaft zugunsten Carolines zu
kippen droht, bricht das Dreieck auseinander. Erst
Jahre später führt sie ein Zufall wieder zusammen,
und zwei Schwangerschaften ebnen einen neuen
Weg des Zusammenlebens.
»Was mich von Anfang an faszinierte«, so Dominik Graf »war, einen Film über Worte zu machen,
Worte der Liebe, der Versprechen, der frohen
Sehnsucht nach einem anderen bürgerlichen
Leben. Briefe verfilmen, den Figuren beim Schreiben zuschauen, manchmal sie die Briefe auch
sprechen lassen. Über Gefühle reden, über Liebe
zu dritt reden, planen, ein wenig intrigieren, um
freie Bahn zu haben. Drei kluge Menschen, jeder
von ihnen kompliziert, jeder auf andere Art. Von
heute aus gesehen, habe ich versucht, zu filmen,
so wie man schreibt – als wäre das Filmmaterial
das Papier.« Und in der Tat findet sich eines der
vitalsten Zentren des Films in der Inszenierung der
schriftlichen Kommunikation. In einer großartigen
Sequenz etwa lässt Graf seine Figuren direkt
in die Kamera Briefe lesen, überblendet dabei
aufkratzend über grobes Papier fliegende Federn,
auf eilende Boten und havarierende Postkutschen
– eine filmische Ode an eine im Zeitalter der E-Mail
abenteuerlich anmutende Kommunikation: dem
Briefeschreiben.
Gerade in Szenen wie diesen, in denen die
Figuren sich nah in detailverliebter Ausstattung
bewegen, fällt die enorme Sorgfalt auf der
Bildebene ins Auge. So bilden das vorzügliche
Production Design von Claus Jürgen Pfeiffer
(Bestes Szenenbild) mit den Kostümen von
Barbara Grupp (Bestes Kostümbild) eine perfekte
visuelle und atmosphärische Einheit. Ärmliche
Kammern, Landadel-Kemenaten, lichtdurchflutete
Hörsäle und sogar eine aufwändige Buchdruckerei
schaffen eine prächtige Welt des ausgehenden
18. Jahrhunderts. Den Figuren verhelfen nicht nur
Setting und prachtvolle Kostüme, sondern auch
das dezente, aber akzentuierte Styling von Nannie
Gebhardt-Seele und Tatjana Krauskopf (Bestes
Maskenbild) zur nötigen Glaubwürdigkeit. Gerade
eine Figur wie Louise von Lengefeld, Carolines
und Charlottes Mutter, von Claudia Messner
(Beste weibliche Nebenrolle) großartig mit nonchalantem Stolz ausgestattet, erhält durch treffliche Kostüme und dezent geschminktes Altern
zusätzliche Tiefe. Gezeichnet von ihrer Krankheit
gelingt ihr am Ende durch einen von Claudia
Messner wunderbar gespielten matriarchalischen
Ausbruch, den Zwist zwischen ihren Töchtern
beizulegen. Überhaupt dürfte die glaubwürdige
Anmutung von Krankheit zu einer der wichtigsten
Herausforderungen gehört haben, die Nannie
Gebhardt-Seele und Tatjana Krauskopf zu lösen
hatten, zeigte sich doch Schiller immer wieder
körperlich stark angegriffen. Da der Film zudem
eine Zeitspanne von rund 15 Jahren erzählt, galt
es, das gesamte Ensemble in der Maske dezent
mit altersbedingten Erscheinungen zu versehen.
Wie in zuletzt eigentlich allen seinen Filmen,
ist Dominik Graf auch in DIE GELIEBTEN
SCHWESTERN mit seiner Stimme präsent. Klingt
sie in seinen Fernsehkrimis immer wieder mal
als unbekanntes Gegenüber aus einem Funkgerät
oder Telefon, so verleiht er hier – seiner Rolle als
Schöpfer des Films entsprechend – dem auktorialen Erzähler sein unverwechselbares Timbre.
Es strukturiert die Handlung, baut die Brücke
zum historischen Schiller und eröffnet so die
Möglichkeit, mit einem Bild des Schillerhauses in
Weimar zu enden – ein letzter augenzwinkernder
Verweis auf sein unterhaltsames Spiel mit Fakt
und Fiktion.
Produktion: Uschi Reich | Regie: Dominik Graf
Drehbuch: Dominik Graf | Redaktion: Barbara Buhl
(WDR), Bettina Ricklefs (BR), Katja Kirchen (ARD
Degeto), Andreas Schreitmüller (ARTE) | Verleih:
edititon Senator Film
31
DOMINIK GRAF
CLAUDIA MESSNER
Beste Regie
Beste weibliche
CLAUS JÜRGEN
PFEIFFER
Nebenrolle
Bestes Szenenbild
Die Katze (1988),
Die Sieger (1994),
Wohin und zurück –
Utopia (1983),
Eine Stadt wird erpresst
Teil 3: Welcome in Vienna
Das Leben ist eine
(2006 / TV),
(1986 / TV), Zabou (1987),
Baustelle (1997),
Dreileben (2011 / TV)
Der Rausschmeißer (1987),
Der Felsen (2002),
Transit (1991)
Der rote Kakadu (2006)
NANNIE GEBHARDTSEELE
TATJANA KRAUSKOPF
BARBARA GRUPP
Bestes Kostümbild
Bestes Maskenbild
Bestes Maskenbild
Der Felsen (2002),
32
Requiem für eine
Nirgendwo in Afrika (2001),
Der Felsen (2002),
Der rote Kakadu (2006),
Nirgendwo in Afrika (2001),
Crazy (2000),
Im Winter ein Jahr (2008)
Hierankl (2003),
Krabat (2008),
Vincent will Meer (2010)
Almanya (2011)
Foto (o.) © Caroline Link / Foto (u.) © Julia von Vietinghoff
Foto (oben) © Louisa Bohm
romantische Frau (1999),
HÄRTE
S
üß siehste aus, meine
Kleene.« Oder »Hast
schöne Augen, meine Süße.«
Andreas Marquardt ist kein
Mann großer Worte. Aber
was er sagt, sitzt bei den
Angesprochenen. Seine
Schläge sitzen übrigens
auch – und machen ihn nicht
nur zum mehrfachen europäischen oder asiatischen
Karate-Champion, sondern auch zu einem starken
Player in der Berliner Halbwelt der achtziger
Jahre. Andreas Marquardt führt persönlich – und
zwar sehr persönlich – durch das faszinierende
Doku-Drama HÄRTE von Rosa von Praunheim.
Und Andreas Marquardt erklärt offen und in
seinen nicht mehr ganz so kargen Worten, wie
sehr die Härte in seinem Leben Qual und Segen
zugleich bedeutet hat. Verstehen kann man das
aber nur, weil Rosa von Praunheim die Geschich34
ten Marquardts in ebenso minimalistischen wie
dichten Spielszenen inszeniert. Und vor allem,
weil Hanno Koffler (Beste männliche Hauptrolle)
diese Geschichten mit all ihren brutalen und
sensiblen Elementen verkörpert, spielt, mit Leben
und Energie füllt. Koffler, der im Kino durch seine
regelmäßige Zusammenarbeit mit dem Regisseur
Marco Kreuzpaintner präsent ist, war bereits im
vergangenen Jahr für die LOLA nominiert, weil er
in FREIER FALL (2013) den großen emotionalen
Konflikt eines Polizisten mit Familie, der seine
Liebe zu einem Kollegen entdeckt, überzeugend
dargestellt hat. Bei Praunheim spielt er einen
Mann wie einen Schnellkochtopf auf höchster
Flamme: Man weiß und man sieht, dass es unter
dem verschlossenen Deckel dampft und brodelt.
An Kofflers Seite hat Regisseur Praunheim
übrigens zwei beeindruckende Schauspielerinnen
gestellt: Kathy Karrenbauer, die die kaputte Mutter
Marquardts in wenigen großartigen Szenen in all
ihrer Gebrochenheit und Boshaftigkeit unvergess-
lich macht. Und Luise Heyer als Marion Erdmann –
die Frau, die sich von Andreas Marquardt zwar
rum-, aber nie unterkriegen ließ.
Produktion: Rosa von Praunheim | Regie: Rosa von
Praunheim | Drehbuch: Nicolas Woche | Redaktion:
Götz Schmedes (WDR), Cooky Ziesche (RBB), Jens
Stubenrauch (RBB), Barbara Häbe (ARTE) | Verleih:
MissingFilms GBR
HANNO KOFFLER
Beste männliche
Hauptrolle
Sommersturm (2004),
Nacht vor Augen
(2008 / TV),
Freier Fall (2013),
Härte (2015)
Foto © Tobias Wirth
IM LABYRINTH DES SCHWEIGENS
D
ie Bundesrepublik
unbehelligt leben und arbeiten.
Deutschland, die Wiege
Elisabeth Bartel und Giulio Ricciarelli (Bestes
des Wirtschaftswunders in
Drehbuch) haben diese historische Situation in
den späten fünfziger Jahren.
eine so mitreißende wie berührende Geschichte
Adenauer regiert. Den
gepackt: Der Maler und ehemalige KZ-Häftling
Menschen geht es gut. Sie
Johannes Krisch (Simon Kirsch) sieht eines Tages
sind wieder wer, haben eine
auf einem Schulhof seinen alten Peiniger als
Armee und können reisen,
Lehrer. Als Krischs Freund, der Journalist Thomas
futtern und fernsehen. Die
Gnielka (André Szymanski) den Lehrer daraufhin
alten Nazis arbeiten mit den
anzeigen will, stößt er bei der Staatsanwaltschaft
Günstlingen der Gnade der
zunächst auf Ablehnung. Doch der junge Kollege
späten Geburt. Und das Dritte Reich ist Geschichte, Johann Radmann (Alexander Fehling) wird neugiedie im Geschichtsunterricht möglichst nicht
rig. Eine Mischung aus Ehrgeiz und Gerechtigkeitsvorkommt.
sinn lässt ihn mit Unterstützung der Frankfurter
In dieser Zeit sorgen die Aktivitäten der
Justiz-Legende Fritz Bauer in eine rechtspolitische
Frankfurter Staatsanwälte um Fritz Bauer eher für Schlacht ziehen, die das Bewusstsein der jungen
Aufregung in der Bevölkerung als für Begeisterung. Republik nachhaltig verändern wird.
Sie fahnden nach den Tätern von Auschwitz, die gut
Diese Schlacht hat der echte Fritz Bauer – hier
zehn Jahre nach der Befreiung des schrecklichsmit ungeheurer Präsenz und Autorität gespielt
ten aller Lager als Lehrer, Politiker, Handwerker
von dem großen, vor nicht allzu langer Zeit
oder Unternehmer im ganzen Land geachtet und
verstorbenen Theater-Star Gert Voss (Beste
männliche Nebenrolle) – mit einem Team junger
Staatsanwälte unter den misstrauischen Augen
der Öffentlichkeit tatsächlich geschlagen. Bartel
und Ricciarelli (der den Film auch inszeniert
hat) gelingt es, die juristischen Abläufe und
Hindernisse ebenso glaubwürdig zu erzählen
wie die Stimmung in einem Land, dem mit dieser
überfälligen Aktion gerade die Stimmung kräftig
verdorben wurde. Sie haben sich dabei vom letzten
überlebenden Staatsanwalt Gerhard Wiese (der
seine Erinnerungen aufgeschrieben hat) beraten
lassen können. »Durch die Besetzung mit Gert
Voss machen wir Fritz Bauer zu einer überlebensgroßen Figur, die er ja auch ist. Hätte man ihn zum
Zentrum gemacht, hätte man anfangen müssen, in
der Historie herumzuspekulieren, das wollten wir
nicht. Wir nehmen uns die Freiheit, mit dem jungen
Staatsanwalt diese emotionale Reise sehr frei zu
erzählen, aber sonst sind wir sehr genau«, erklärt
Ricciarelli ihre Arbeitsweise in einem Interview mit
epd-Film.
35
Die Lektüre des Drehbuches hat die Münchner
Produzenten Jakob Claussen und Uli Putz (Bester
Spielfilm) schnell überzeugt, mit Ricciarellis Produktionspartnerin Sabine Lamby (Bester Spielfilm)
das anspruchsvolle Projekt gemeinsam auf die
Beine zu stellen. Dabei war es natürlich von großem Nutzen, dass der Film bereits auf Basis des
Drehbuchs in wichtige internationale Territorien
verkauft werden konnte.
IM LABYRINTH DES SCHWEIGENS ist ein Film
über ein Land, das – wie der Protagonist des
KZ-Häftlings Krisch einmal sagt – »Zuckerguss
möchte und die Wahrheit nicht wissen will«. Und
ein Film darüber, dass und wie dieses Land am
Ende die Wahrheit erfuhr. Der Film trumpft dabei
niemals auf, lässt eben diese Wahrheit, die eine
schreckliche war, auf leisen Sohlen kommen.
Diesem Prinzip fühlen sich natürlich auch die
Komponisten Niki Reiser und Sebastian Pille
(Beste Filmmusik) verpflichtet. Ihr ohnehin nur
sparsam eingesetzter Soundtrack lädt ruhige
36
Momente, Momente ohne Aktion atmosphärisch
leicht auf und orchestriert auch das eigentlich
triumphale Finale, den Sieg der Wahrheit und
der Gerechtigkeit, ganz vorsichtig – als inneren
Triumph sozusagen.
Sebastian Pille, der seit 2007 als Filmkomponist
arbeitet, war bislang vor allem für die Musik von
anspruchsvollen Fernsehformaten tätig. Bei IM
LABYRINTH DES SCHWEIGENS arbeitete er zum
ersten Mal mit dem erfahrenen Kino-Komponisten
Niki Reiser zusammen, der nicht zuletzt durch
seine Kooperationen mit Caroline Link, Hermine
Huntgeburth und Dani Levy bekannt wurde. Für
einige dieser Arbeiten erhielt Reiser – der auch im
Gründungsvorstand der Deutschen Filmakademie
war – bereits mehrere Deutsche Filmpreise.
JAKOB CLAUSSEN
Bester Spielfilm
Jenseit der Stille (1996),
23 – Nichts ist so
wie es scheint (1998),
Das kleine Gespenst
(2013), Im Labyrinth des
Schweigens (2014)
SABINE LAMBY
Bester Spielfilm
Birthday (2001),
Madrid (2003),
Fremder Freund (2003),
Produktion: Uli Putz, Sabine Lamby, Jakob Claussen
Wie Licht schmeckt (2006)
Regie: Giulio Ricciarelli | Drehbuch: Elisabeth
Bartel, Giulio Ricciarelli | Verleih: Universal Pictures
International
Foto (oben) © CP Film_Heike Ulrich
ULI PUTZ
ELISABETH BARTEL
GIULIO RICCIARELLI
Bester Spielfilm
Bestes Drehbuch
Bestes Drehbuch
Jenseits der Stille (1996),
Im Labyrinth des
Im Labyrinth des
23 – Nichts ist so
Schweigens (2014)
Schweigens (2014)
wie es scheint (1998),
Das kleine Gespenst
(2013), Im Labyrinth des
Schweigens (2014)
GERT VOSS †
SEBASTIAN PILLE
NIKI REISER
Beste männliche
Beste Filmmusik
Beste Filmmusik
Nebenrolle
Voll und ganz und
Stille Nacht – Ein Fest
mittendrin (2013),
der Liebe (1995),
Leidenschaft (1999 / TV),
Der Geschmack von
Jenseits der Stille (1996),
Mitte Ende August (2009),
Apfelkernen (2013), About
Nirgendwo in Afrika (2001),
Zettl (2012), Im Labyrinth
a Girl (2014), Im Labyrinth
Alles auf Zucker! (2004)
des Schweigens (2014)
des Schweigens (2014)
Balzac – Ein Leben voller
Foto (o.) © CP Film_Heike Ulrich / Foto (u.) © Jim Rakete, Burgtheater
Foto (oben) © Heike Ulrich
37
JACK
D
ie Geschichte des
neunjährigen Jungen,
der sich im Alltag der
unübersichtlichen und
unwirtlichen Großstadt Berlin
rührend und mit bewundernswerter Energie um sich
selbst und vor allem auch um
seinen kleinen Bruder kümmert – also die Geschichte
von JACK – mussten sich
Edward Berger und Nele Mueller-Stöfen (Bestes
Drehbuch) leider nicht komplett ausdenken. Ihr
gemeinsamer Sohn erzählte ihnen von einem
Klassenkameraden, der schweren Herzens die
fremde Betreuung in einem Kinderheim freiwillig
der permanenten Gefahr, mal wieder von der
eigenen Mutter vergessen zu werden, vorzog. So
entstand die Idee zu einem außergewöhnlichen
Film, der als deutscher Wettbewerbsbeitrag auf
der Berlinale 2014 wie kein zweiter inhaltlich,
38
dramaturgisch, darstellerisch und inszenatorisch
zu überraschen wusste. Berger und MuellerStöfen verdichteten ein vermeintliches SozialDrama zu einem so berührenden wie spannenden Road-Movie durch ein Berlin, dessen
prekäre Brennpunkte sich plötzlich mitten in den
Nebenstraßen von Charlottenburg befanden; zu
einer Geschichte, die von der abenteuerlich unterschiedlichen Wahrnehmung von Verantwortung
zwischen Kindern und Erwachsenen erzählt. Und
zu einem Kinofilm, der die äußeren und inneren
Bewegungen seiner Protagonisten auf physisch so
faszinierende wie direkt spürbare Weise auf den
Zuschauer überträgt, dass er sich keine Sekunde
dem Schicksal der kleinen Helden entziehen kann.
Der Filmemacher Edward Berger (Beste Regie)
reüssierte nach seinem Kinodebüt GOMEZ – KOPF
ODER ZAHL (1998) mit aufregenden »Schimanski«-Filmen der Post-Tatort-Ära und in den letzten
Jahren mit so unterschiedlichen Fernsehspielen
wie Windland (2007) oder Mutter muss weg (2012).
Zurzeit gehört er zu den Machern der ambitionierten, historischen RTL-Serie Deutschland 83 (2015).
Mit der Entdeckung des neunjährigen Ivo Pietzcker
hat Berger seinem Film nicht nur ein unverwechselbares und unvergessliches Gesicht gegeben.
Er hat auch verstanden, dessen physische und
psychische Disposition zwischen Verletzlichkeit
und Belastungsfähigkeit sensibel zu erzählen. Und
gemeinsam mit dem Kameramann Jens Harant
JAN KRÜGER
Bester Spielfilm
Salami Aleikum (2009),
The Green Wave (2010),
Journey to Jah (2013),
Die dunkle Seite des
Mondes (2015)
Foto © Winfried Veil
(den Stamm-Kinematografen von Lars Kraume)
heftet er sich dem Protagonisten buchstäblich
auf die Fersen, sodass selbst das Publikum außer
Atem gerät. Und so stimmt es, wenn Andreas Kilb
in der FAZ klarmacht: »JACK ist reines Kino, wenn
Kino bedeutet, dass die Bilder sprechen, statt
Erklärungen abzugeben, dass es keine überflüssige, bloß schöne Einstellung gibt, kein Fett auf
den Knochen der Geschichte.«
Ins Kino wollten auch die Produzenten von JACK,
Jan Krüger und René Römert (Bester Spielfilm),
die nach eigener Aussage mit ihrer 2008 gegründeten Produktionsfirma Port-au-Prince einen
Hafen für Reisende, die die Leidenschaft für Film
verbindet, bieten wollen. Diese Reise führte die
Produzenten, die sich für Filme interessieren,
die »es wagen wollen, anders zu sein«, mit JACK
nicht nur auf die letztjährige Berlinale, sondern
auch auf die Bühne des Bayerischen Filmpreises
2015 und schließlich unter die Nominierten zum
Deutschen Filmpreis. Und diese Reise muss auch
noch lange nicht zu Ende sein.
Produktion: Jan Krüger, Rene Römert | Regie: Edward
Berger | Drehbuch: Edward Berger, Nele MuellerStöfent | Redaktion: Jörg Himstedt (HR), Georg Steinert
(ARTE) | Verleih: Camino Filmverleih
RENÉ RÖMERT
EDWARD BERGER
Bester Spielfilm
Bestes Drehbuch,
NELE MUELLERSTÖFEN
Beste Regie
Bestes Drehbuch
Jack (2014)
Jack (2014)
Dating Lanzelot (2011),
Journey to Jah (2013),
Jack (2014)
Foto © Koboi-Film
Foto © Joachim Gern
Foto © Joachim Gern
39
LÜGEN UND ANDERE WAHRHEITEN
V
or knapp zehn Jahren
haben die Regisseurin
Vanessa Jopp und die
Schauspielerin Meret Becker
(Beste weibliche Nebenrolle)
bereits an einem Projekt
zusammen gearbeitet, das
unter ähnlichen Bedingungen
entstand. In KOMM NÄHER
(Nominierung Deutscher
Filmpreis 2006) spielte Meret
Becker die junge Mathilda Berger, die mitten in
Berlin an ihrem Leben bastelt und ihren Nachbarn
mit lauter Musik auf die Nerven geht. Weil die
Nachbarn die Polizei rufen, kann sich Mathilda
schließlich verlieben. In ihrem neuen gemeinsamen und wieder über weite Strecken improvisierten Film gelten ganz andere soziale Voraussetzungen: Meret Becker ist die leicht zickige Zahnärztin
Coco, die alle Energie in die Vorbereitung ihrer
Hochzeit mit Carlos (Thomas Heinze) steckt,
dessen Liebe zu ihr sie sich so wenig sicher sein
kann wie ihrer eigenen zu ihm. Lügen sind die
Wahrheiten in diesem ebenso erheiternden wie
ernüchternden Gesellschaftspanorama aus dem
gehobenen Bürgertum von Bremen.
»Der kontrollsüchtigen Zahnärztin Coco, der
Meret Becker eine herrlich gallige Bodenständigkeit mitgibt, oder ihrer Freundin, der in paillettenbesetzten Hippiewesten auftretenden Künstlerin
Patti (Jeanette Hain), die blumige Vaginas malt,
schaut man gern zu«, schrieb Jenni Zylka im Berliner »Tagesspiegel«. Und tatsächlich ist gerade
Meret Beckers Darstellung der Miss Mittelstand
ein gelungenes Porträt der Frau am Rande des
Nervenzusammenbruchs durch Probleme, die
sowohl von zweiter Hand verursacht worden sind
als auch von ihr nicht gelöst werden können.
Große Tragikomödie, gespielt mit satirischer Lust.
Produktion: Janine Jackowski, Jonas Dornbach
Regie: Vanessa Jopp | Drehbuch: Stefan Schneider,
Vanessa Jopp | Redaktion: Annette Strelow (Radio
Bremen), Andrea Hanke (WDR), Georg Steinert (ARTE)
Verleih: Wild Bunch Germany
MERET BECKER
Beste weibliche
Nebenrolle
Rossini (1997),
Pünktchen und
Anton (1999),
Komm näher (2006),
Feuchtgebiete (2013)
Foto © Kraus & Perino
41
PHOENIX
M
it PHOENIX führt uns
Christian Petzold
an einen geschichtlichen
Moment zwischen Ende und
Anfang, in das Jahr 1945
in Berlin. Die Jüdin Nelly
kehrt aus Auschwitz zurück,
schwer verletzt und entstellt.
Doch wo bei ihrer Freundin
Lene, Mitarbeiterin der
Jewish Agency, Verachtung
und Rachegefühle herrschen, steht bei Nelly
vor allem tiefe Traurigkeit und der verzweifelte
Wunsch, ans alte Leben und an die alte Liebe
anzuknüpfen. Mit Nelly gibt Nina Hoss (Beste
weibliche Hauptrolle) einer der ungewöhnlichsten
Figuren deutscher Filme mit Holocaust-Bezug ein
eindrückliches Gesicht. Den Körper derart reduziert, dass jede Bewegung wie neu erlernt scheint,
erweitert Hoss die Reihe geisterhafter Gestalten in
Petzolds Filmen um eine wahrhaft erschütternde
42
Variante – »wie ein einziger stummer Schrei«
(»Süddeutsche Zeitung«). Mit Strenge und Konsequenz hingegen reagiert Nellys Freundin Lene
auf das Erfahrene und bildet damit einen starken
Gegenpol im Film. Nina Kunzendorf (Beste weibliche Nebenrolle) spielt Lene mit resignativer Härte,
die als Ausweg nur den Tod kennt – und sei es der
eigene. Vor allem über diese beiden Figuren und
ihre Interpretationen gelingt ein vielschichtiger
und immer noch überfälliger Opfer-Täter-Diskurs,
der für faszinierende Momente sorgt.
Produktion: Florian Koerner von Gustorf, Michael
Weber | Regie: Christian Petzold | Drehbuch: Christian
Petzold | Redaktion: Bettina Ricklefs (BR), Frank Tönsmann (WDR), Andreas Schreitmüller (ARTE), Hubert
von Spreti (BR / ARTE), Monika Lobkowicz (BR / ARTE)
Verleih: Piffl Medien GmbH
NINA HOSS
NINA KUNZENDORF
Beste weibliche
Beste weibliche
Hauptrolle
Nebenrolle
Die weiße Massai (2005),
In aller Stille (2010 / TV),
Yella (2007),
Liebesjahre (2011 / TV),
Barbara (2012),
Es ist böse (2012 / TV),
A most wanted man (2014)
Phoenix (2014)
Foto © Stefan Klüter
Foto © Stefan Klüter
STEREO
P
roduziert von Alexander
und Manuel Bickenbach
(Frisbeefilms) und Khaled
Kaissar (Kaissar Film) feierte
STEREO auf der Berlinale
2014 Premiere und sorgte
bereits dort mit seiner
psychologisch dichten und
düsteren Atmosphäre für
wohliges Unbehagen. Und
schon das Filmplakat wirkt
beunruhigend. Denn: Es zeigt nicht ein Gesicht,
sondern zwei. Jürgen Vogel und Moritz Bleibtreu
stellen in einer geschickten Bildmontage ein
wunderbares Bild dar für eine der Hauptaufgaben
des Filmeditors Sven Budelmann (Bester Schnitt)
bei der Arbeit an STEREO: die beiden Figuren und
damit im übertragenen Sinne Jekyll & Hyde so eng
wie möglich zusammen zu führen.
Nach SCHWERKRAFT (2010) wendet sich
Regisseur und Autor Maximilian Erlenwein auch
mit STEREO dem Genrefilm zu. Im Gewand eines
knallharten Psychothrillers erzählt er von Erik
(Jürgen Vogel), dessen gerade eingerichtetes friedliches Leben auf dem Land jäh auf den Kopf gestellt
wird, als Henry (Moritz Bleibtreu) auftaucht – sein
Gegensatz in ihm selbst. Immer tiefer gerät Erik in
die Konfrontation mit ihr, mit seiner verborgenen
Seite, deren brutale Züge ihn schockieren.
Elegante Montagesequenzen zu Enis Rotthoffs
elektronischer Musik, rhythmisch fesselnde
Gestaltung der heftigen Kampfszenen und ein
überzeugendes Timing der Spannungskurve: In
bester Manier dient Sven Budelmanns Schnitt
den Genreanforderungen. Seine eigentliche Meisterschaft aber erlangt die Montage dabei, die in
Fotografie, Schauspiel und Inszenierung angelegte
Annäherung zwischen Erik und Henry herauszuarbeiten. Beide Figuren beginnen, miteinander zu
verschmelzen. Neben den Arbeiten für Erlenwein
ist Budelmanns Filmografie vor allem geprägt von
der künstlerischen Partnerschaft mit Philipp
Stölzl – angefangen von zahlreichen Musikvideos
bis hin zum Filmepos DER MEDICUS (2013).
Produktion: Alexander Bickenbach, Manuel Bickenbach, Khaled Kaissar | Regie: Maximilian Erlenwein
Drehbuch: Maximilian Erlenwein | Redaktion: Lucas
Schmidt (ZDF), Olaf Grunert (ZDF / ARTE), Andreas
Schreitmüller (ARTE) | Verleih: Wild Bunch Germany
GmbH
SVEN BUDELMANN
Bester Schnitt
Nordwand (2008),
Goethe! (2010),
Der Medicus (2013),
Stereo (2014)
43
Our printing stars
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THE CUT
N
ach GEGEN DIE WAND
(2004) und AUF DER
ANDEREN SEITE (2007)
hat Fatih Akin mit THE CUT
seine Trilogie »Liebe, Tod
und Teufel« zum Abschluss
gebracht. Es ist ein Film
geworden, der mitten
hinein führt in die Hölle
EIN FILM VON FATIH AKIN MIT TAHAR RAHIM
von Krieg und Vertreibung
und der doch gleichzeitig
die Hoffnung auf das Gute niemals aufgibt. Es ist
Fatih Akins Aufarbeitung des Völkermords an den
Armeniern während des Ersten Weltkriegs. »THE
CUT ist ein sehr persönlicher Film geworden«,
sagt er, »der sich inhaltlich mit meinem Gewissen
und formal mit meiner Liebe zum Kino auseinandersetzt.« Im Mittelpunkt der Geschichte steht der
junge Schmied Nazaret Manoogian (Tahar Rahim),
der 1915 von türkischen Soldaten aus seinem
Heimatort Mardin abgeholt und zur Zwangsarbeit
PANDORA FILM VERLEIH UND BOMBERO INTERNATIONAL PRÄSENTIEREN THE CUT EINEN FATIH AKIN FILM IN DER HAUPTROLLE TAHAR RAHIM MIT SIMON ABKARIAN MAKRAM J. KHOURY HINDI ZAHRA KEVORK MALIKYAN BARTU KÜÇÜKÇAĞLAYAN TRINE DYRHOLM MORITZ BLEIBTREU AKIN GAZI GEORGE GEORGIOU ARÉVIK MARTIROSSIAN UND ARSINÉE KHANJIAN DREHBUCH FATIH AKIN CO-AUTOR MARDIK MARTIN
BILDGESTALTUNG RAINER KLAUSMANN, BVK PRODUKTIONSDESIGN ALLAN STARSKI SCHNITT ANDREW BIRD MUSIK ALEXANDER HACKE MISCHUNG RICHARD BOROWSKI KOSTÜMBILD KATRIN ASCHENDORF MASKE WALDEMAR POKROMSKI CASTING BEATRICE KRUGER CSA, U.I.C.D. TON JEAN-PAUL MUGEL LINE PRODUCER MARCUS LOGES IN CO-PRODUKTION MIT PYRAMIDE PRODUCTIONS PANDORA FILM CORAZÓN INTERNATIONAL NDR ARD DEGETO FRANCE 3 CINÉMA
DORJE FILM BIM DISTRIBUZIONE MARS MEDIA ENTERTAINMENT OPUS FILM JORDAN FILMS ANADOLU KÜLTÜR PANFILM PRODUZENTEN FATIH AKIN KARL BAUMGARTNER REINHARD BRUNDIG NURHAN ŞEKERCI-PORST FLAMINIO ZADRA CO-PRODUZENTEN FABIENNE VONIER FRANCIS BOESPFLUG ALBERTO FANNI VALERIO DE PAOLIS RUBEN DISHDISHYAN ARAM MOVSESYAN LAURETTE BOURASSA DOUG STEEDEN PIOTR DZIECIOL
EWA PUSZCZYNSKA CO-EXECUTIVE PRODUCER STÉPHANE PARTHENAY ASSOCIATE PRODUCERS ALI AKDENIZ ALI BETIL REDAKTION NDR CHRISTIAN GRANDERATH WELTVERTRIEB THE MATCH FACTORY GEFÖRDERT VON FILMFÖRDERUNG HAMBURG SCHLESWIG-HOLSTEIN DEUTSCHER FILMFÖRDERFONDS FILMFÖRDERUNGSANSTALT FILM- UND MEDIENSTIFTUNG NRW NORDMEDIA – FILM- UND MEDIENGESELLSCHAFT NIEDERSACHSEN/BREMEN EURIMAGES
2014 BOMBERO INTERNATIONAL, PYRAMIDE PRODUCTIONS,
MEDIENBOARD BERLIN-BRANDENBURG BKM FFA MINITRAITÉ MEDIA PROGRAMME OF THE EUROPEAN UNION - i2i AUDIOVISUAL MINISTÈRE DE LA CULTURE ET DE LA COMMUNICATION (CNC) MIT DER UNTERSTÜTZUNG VON CANAL+ FRANCE TÉLÉVISIONS CINÉ+ GOVERNMENT OF ALBERTA ALBERTA MULTIMEDIA DEVELOPMENT FUND POLISH FILM INSTITUTE MALTA FILM COMMISSION © PANDORA
FILM, FRANCE 3 CINÉMA
rekrutiert wird. Frau und Zwillingstöchter muss
er zurücklassen. Wie durch ein Wunder überlebt
er später ein Tötungskommando, flieht und muss
erfahren, dass alle aus seinem Dorf ermordet
wurden. Erst Jahre später erfährt der durch
eine Verletzung Verstummte, dass seine beiden
Zwillingstöchter wider Erwarten leben. Nazarets
Suche nach ihnen wird zu seiner Lebensaufgabe
und führt ihn durch die halbe Welt aus den Wüsten
des Zweistromlandes über Kuba und Florida bis
hin nach North Dakota.
Auf dieser Reise entfalten sich atemberaubende
Settings, emotionale Momente und wahrhaft
epische Bilder, die mal Sergio Leone und John
Ford zitieren, mal David Lean oder Bernardo Bertolucci. Neben Rainer Klausmanns Kamera waren
sicherlich insbesondere Waldemar Pokromski
und Sabine Schumann (Bestes Maskenbild) für die
Gestaltung der visuellen Ebene von Bedeutung.
Das Drehbuch nämlich schickt die Hauptfigur
Nazaret Manoogian aus der bestialischen Hitze
der Wüste über den Atlantik und die Karibik bis
hin zum eisigen Frost im Winter von North Dakota.
Und nicht nur all das schlägt sich nachhaltig in
Manoogians Äußerem nieder, sondern auch die
Tatsache, dass er natürlich kontinuierlich altert.
Es ist faszinierend zu sehen, wie radikal und doch
absolut glaubhaft Tahar Rahim sich von Minute
eins zu Minute 120 des Films äußerlich verändert.
Eng damit verbunden ist auch das Wirken von
KATRIN ASCHENDORF
Bestes Kostümbild
Gegen die Wand (2004),
Auf der anderen Seite
(2007), Die Tür (2009),
Soul Kitchen (2009)
45
Katrin Aschendorf (Bestes Kostümbild), die all
diese Wandlungen im Kostüm der Figur mitträgt.
Überhaupt durfte sie mit ihrem Kostümbild eine
unglaubliche historische Vielfalt bedienen. Auch
ein Setting wie das Todescamp, in dem tausende
halbtote Flüchtlinge vor sich hinvegetieren, nur
notdürftig mit ein paar Lumpen bedeckt, kann
seine grausige Wirkung nur aus dem perfekten
Zusammenspiel aus Ausstattung, Kostüm und
WALDEMAR
POKROMSKI
Maske beziehen. Zu einem weiteren wirkmächtigen
Element des Films zählt der intensive und außergewöhnliche Soundtrack von Alexander Hacke
(Beste Filmmusik). Bestimmt von unterschiedlich
verzerrten E-Gitarren auf Elektroniksounds sorgt
Hackes Score für den emotionalen und atmosphärischen Anker auf Manoogians Reise durch die
verschiedenen Welten und Kulturen. Alexander
Hacke, Bandmitglied von Einstürzende Neubauten,
zählt seit einigen Jahren zu Akins Kreativkosmos.
Er schafft für THE CUT eine Musik, die sich auf
eindrückliche Weise auch an den inneren Stationen
von Manoogians Reise orientiert.
Produktion: Fatih Akin, Karl Baumgartner, Nurhan
Sekerci-Porst | Regie: Fatih Akin | Drehbuch: Fatih
Akin, Mardik Martin | Redaktion: Christian Granderath
(NDR) | Verleih: Pandora Film GmbH & Co Verleih KG
SABINE SCHUMANN
ALEXANDER HACKE
Bestes Maskenbild
Beste Filmmusik
Bestes Maskenbild
46
Das Leben der Anderen
Gegen die Wand (2004),
Schindlers Liste (1993),
(2006),
Das wilde Leben (2007),
Der Pianist (2002),
Tage des Zorns (2008),
Empire Me – Der Staat
Das Parfüm (2006),
The Future (2011),
bin ich (2011),
Das weiße Band (2009)
The Cut (2014)
The Cut (2014)
Foto © Josef Fischnaller
VICTORIA
D
er Film war eines der
großen Gesprächs- und
Diskussionsthemen auf
der diesjährigen Berlinale.
Sebastian Schipper, der charismatische Schauspieler aus
mehreren Filmen von Tom
Tykwer. Der Autor und Regisseur des Kultfilms ABSOLUTE
GIGANTEN (1999). Der Mann,
dessen letzte Regie-Arbeit
MITTE ENDE AUGUST 2009 im Forum des Berliner
Festivals zu sehen war. Sebastian Schipper (Beste
Regie) hatte einen neuen Film gedreht, von dem
kaum einer etwas wusste. Einen Film, dessen
Produktionsgeschichte und -bedingungen schon
Anlass genug waren für cineastische Spekulationen.
Und einen Film, dessen Titel eigentlich nichts
verriet, jedenfalls nichts über die Geschichte.
Nichts von Berlin bei Nacht. Nichts von einem
Banküberfall mit Hindernissen. Nichts von einem
tragischen Ende. Der Titel erzählt, dass eine Frau
eine Rolle spielt. Und mit dieser Frau kam nicht
nur der Zufall, der zum Schicksal wurde, in die
Geschichte (hier lässt Tom Tykwer seinen Kumpel
und Kollegen Schipper herzlich grüßen), sondern
auch die Liebe.
VICTORIA heißt der Film. Victoria heißt die junge
Spanierin, gespielt von der umwerfenden Entdeckung Laia Costa (Beste Hauptdarstellerin), die den
vier Freunden Franz Rogowski, Max Mauff, Burak
Yigit und Frederick Lau (Bester Hauptdarsteller)
bei deren nächtlichem Streifzug durch Berlin über
den Weg läuft. Dass dieser Weg in eine Katastrophe
führt, mag man von Beginn an ahnen. Vielleicht
hat auch Victoria das geahnt. Aber ebenso wenig
wie das Publikum konnte Victoria der Versuchung
widerstehen, diesen Weg mitzugehen. Der Weg
führt entlang an der Grenze zwischen Kreuzberg
und Mitte, er führt über die Dächer der Stadt in
deren Kneipen und Spätis, über einen hippen Club
in eine konspirative Tiefgarage, über eine Bank,
die vor Geschäftsbeginn überfallen wird, zu einer
Wohnsiedlung, in der die Katastrophe eskaliert –
und endet in einer fremden Welt, auf der Kreuzung
Friedrich- Ecke Behrensstraße, wo Berlin sich nicht
mehr ähnlich sieht. Das alles passiert in 140 Minuten. Echtzeit. Gedreht in einer Einstellung von dem
norwegischen Kameramann Sturla Brandt Grøvlen
(Beste Kamera), der dafür übrigens auf eben
dieser Berlinale den Silbernen Bären erhielt. Drei
Mal wurde der Film durchgedreht. Der dritte Take
war das Endergebnis, das sich im wahrsten Sinne
des Wortes sehen lassen kann, weil Grøvlen ganz
offensichtlich extreme körperliche Beweglichkeit
und Belastbarkeit mitbringt, um sich ganz auf die
Figuren, die Motive, die Atmosphäre und natürlich
die Dramaturgie konzentrieren zu können. Das ist
großes Handwerk und große Kunst zugleich.
»Wir waren erzählerisch präzise«, sagt Schipper
in einem Gespräch mit ZEIT online. »So sehr
Dialoge und Bewegungen improvisiert waren, so
genau haben wir uns über die Struktur und die
47
Innerlichkeit der Figuren Gedanken gemacht. Wir
haben die drei Takes ja nicht in drei aufeinanderfolgenden Nächten aufgenommen. Es lag jeweils
eine Woche dazwischen, in der wir den kompletten
Film sehen konnten. Diese Zeit haben wir genutzt,
um zu kapieren, wer diese Figuren eigentlich sind
und was sie vielleicht anders machen müssen.«
Diese Präzision in der Improvisation ist eines
der Geheimnisse für die Faszination, die dieser
Film ausübt – und muss von allen Mitwirkenden
verlangt werden, wobei die Arbeit des Regisseurs
mit den Darstellern im Vorfeld nicht hoch genug
eingeschätzt werden kann. (Ebenso wenig wie die
mehrerer Aufnahmeleiter beim Dreh selbst.) Die
Darsteller müssen ihre Rollen anders durchdringen. Sie müssen vorbereitet sein und agieren wie
auf der Bühne. Und das, obwohl kaum einer der
Darsteller in VICTORIA Bühnenerfahrung hat. Laia
Costa, geboren in Barcelona und Star in verschiedenen spanischen TV-Serien, hat immerhin ihre
einzige größere Bühnenrolle auf Deutsch gespielt.
Bevor sie in VICTORIA die Titelheldin mit einer
umwerfenden Mischung aus Humor, Erotik, Selbstbewusstsein und Verletzlichkeit spielte, war sie in
dem historischen Abenteuerfilm FORT ROSS (2014)
des russischen Regisseurs Youri Moroz zu sehen.
Frederick Lau hingegen kennt tatsächlich nur die
JAN DRESSLER
SEBASTIAN SCHIPPER
LAIA COSTA
Bester Spielfilm
Bester Spielfilm,
Beste weibliche
Beste Regie
Hauptrolle
Absolute Giganten (1999),
Fort Ross (2014),
Victoria (2015)
Ein Freund von mir (2006),
Palermas en la nieve
Mitte Ende August (2009),
(2015), Victoria (2015)
Victoria (2015)
48
Foto © Franziska Sinn
Foto © Annika Nagel
Foto © Gonzalo Sanguinetti
Arbeit vor der Kamera. Aber das schon lange. Der
25jährige ehemalige Berliner Judomeister hat
bereits mit zehn für das Kinderfernsehen gearbeitet
und war danach regelmäßig in deutschen Kinofilmen zu sehen. Seinen ersten großen Erfolg hatte
Lau 2008 in Denis Gansels Polit-Psychothriller DIE
WELLE. Er erhielt mit 19 den Deutschen Filmpreis
als Bester Nebendarsteller. »Ich versuche immer,
vor der Kamera etwas Besonderes zu schaffen«,
FREDERICK LAU
erklärt Lau in einem Interview mit der Zeitschrift
»Cinema«. Im letzten Kinojahr machte er gleich
zweimal im Kino extreme Grenzerfahrungen. Er
gab in Oskar Roehlers autobiografischer Groteske
TOD DEN HIPPIES (2015) die tragische und durchgeknallte Figur des schwulen Neonazis Gries. Und
er führte in VICTORIA das Ensemble der jungen
Schauspieler an, die sich durch die absurden
Abenteuer einer Berliner Nacht kämpfen – mit
Beste männliche
STURLA BRANDTH
GRØVLEN
Hauptrolle
Beste Kamera
Die Welle (2007),
I Am Here (2014),
Bravour, Instinkt und einer ungeheuren physischen
Intelligenz.
Eine solche Reise ist auch eine besondere Herausforderung für die Tongestalter. Denn schließlich
darf der raue und echte Sound einer Stadt zwischen
pulsierendem Nachtleben und scheinbar beschaulicher Morgendämmerung nicht verloren gehen.
Die Dialoge müssen real klingen. Und die komplett
und durchgehend aufgeladene Atmosphäre des
NILS FRAHM
Beste Filmmusik
Victoria (2015)
Picco (2009),
Victoria (2015),
Neue Vahr Süd (2010),
The Rams (2015),
Tod den Hippies – Es Lebe
Shelley (2015)
der Punk! (2014)
Foto © Kraus & Perino
Foto © Michal O‘Neal
49
Films muss auch akustisch erfahrbar gemacht
werden, was Matthias Lempert, Magnus Pflüger
und Fabian Schmidt (Beste Tongestaltung) überzeugend gelungen ist.
Genau dazu setzt der aus Hamburg stammende
und in Berlin lebende Komponist Nils Frahm (Beste
Filmmusik) einen echten Kontrapunkt. Über weite
Strecken hat sein Soundtrack den Klang, der im
ersten Akt in einem Kreuzberger Café Frederick
Laus Gefühle für Laia Costa weckt. Es ist der Klang
eines Pianos. Also leise Akkorde auf dem Klavier
als Ausdruck einer Sehnsucht, die auch in den
wildesten Figuren schlummert.
Sebastian Schipper hat die Story mit Freunden
entwickelt und zu einer zwölfseitigen Storyline
verdichtet. Um diese Storyline zu einem unverwechselbaren Kinofilm mit Überlänge zu gestalten,
bedurfte es all der beschriebenen Talente
Produktion: Sebastian Schippe, Jan Dressler | Regie:
Sebastian Schipper | Drehbuch: Sebastian Schipper,
Olivia Neergaard-Holm | Redaktion: Barbara Buhl
(WDR), Andreas Schreitmüller (ARTE) | Verleih: Senator
Filmverleih
MATTHIAS LEMPERT
MAGNUS PFLÜGER
FABIAN SCHMIDT
Beste Tongestaltung
Beste Tongestaltung
Beste Tongestaltung
Das radikal Böse (2013),
Der Fluss war einst ein
Oh Boy (2012),
Miss Sixty (2014),
Mensch (2011),
Die Frau des Polizisten
Toto and His Sisters (2014),
Oh Boy (2012),
(2013), Ruined Heart
Ein Hologramm für den
Edelsteintrilogie
(2014), Good luck finding
König (2015)
(2013 – 2016),
yourself (2014)
I Am Here (2014)
50
und eines mutigen Partners in der Produktion.
Sebastian Schipper wusste Jan Dressler (Bester
Spielfilm) dabei stets an seiner Seite.
Foto © Emmélie Lempert
WHO AM I – KEIN SYSTEM IST SICHER
K
eine Erfindung der
letzten Jahrzehnte hat
unsere Gesellschaft derart
stark verändert wie das
Internet. In allen Bereichen
wird unser Leben vom
Internet geprägt, und die
Möglichkeiten der digitalen
Vernetzung bringen uns fast
jährlich neue Innovationen
und Entwicklungen. Doch
trotz dieser zentralen Position im Leben der
Menschen spielt das Internet als virtueller Ort
oder als Motiv im deutschen wie internationalen
Kino kaum eine Rolle. Klar wird es oft als
Katalysator der Handlung miterzählt, aber das
Internet im Zentrum eines Cyberthrillers – das
scheitert meist schlicht am Filmischen. »Es war
das einzige, wovor ich wirklich etwas Angst hatte
bei dem Projekt«, gibt Regisseur Baran bo Odar
zu: »Ich hatte keine Lust, Leute vor Rechnern
52
zu zeigen. Das emotionalisiert nicht.« Es ist die
perfekte Lösung dieser Grundfrage, die am Ende
WHO AM I – KEIN SYSTEM IST SICHER zu einem
der herausragenden deutschen Genrefilme des
Jahres macht.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht mit
Benjamin (Tom Schilling) ein unscheinbarer und
schüchterner Niemand, der von Kind an Zuflucht
sucht in Computersystemen und dem Internet. Die
Cyberrealität, in der er sich bestens auszukennen
lernt, bietet ihm mehr als das wahre Leben. Erst
der charismatische Max (Elyas M’Barek), den
Benjamin eines Tages kennen lernt, reißt ihn mit
seiner Energie aus der Lethargie: Gemeinsam mit
dem überdrehten Stephan (Wotan Wilke Möhring)
und dem neurotischen Paul (Antoine Monot) gründen sie die Hackergruppe »CLAY«, mit der sie sich
dank frecher und lustiger anarchischer Aktionen
schnell zu den neuen Stars der Szene entwickeln.
Benjamin blüht sichtlich auf – selbst seine alte
Schulliebe Marie (Hannah Herzsprung) fühlt sich
zu ihm hingezogen. Als sich Europol schließlich
mit der Agentin Hanne Lindberg (Trine Dyrholm)
an seine Fersen heftet, beginnt ein trickreiches
Katz-und-Maus-Spiel.
Die Entstehungsgeschichte dieses außergewöhnlichen Thrillers beginnt bei den Produzenten.
Max Wiedemann und Quirin Berg, Wiedemann
& Berg Film GmbH (Bester Spielfilm) baten – so
direkt funktioniert das manchmal – Baran bo Odar
(Bestes Drehbuch), einen Stoff über einen Hacker
zu entwickeln. In Zusammenarbeit mit seiner Frau
Jantje Friese (Bestes Drehbuch) machte er sich
also daran, filmische Lösungen zu finden für einen
Vorgang, den man gemeinhin nicht mit filmischen
Bildern assoziiert: dem Hacken. »Was mich richtig
umgehauen hat«, erzählt Baran bo Odar über die
Entstehung der erzählerischen Struktur, »war
die Idee des Social Engineering: dass die größten
Lücken in allen Systemen nicht die Systeme selbst
sind, sondern der Mensch. Das fand ich wahnsinnig spannend und so kam ich dann auf die Idee,
wie ich den Film anlegen könnte.« Denn Motor der
Handlung sind keine komplizierten Tastaturaktionen, sondern menschliche Interaktionen, die
Tempo und Spannung hoch zu halten vermögen.
»Watch and learn«, schickt der smarte Max stets
voraus, wenn er Lektionen darin gibt, wie einfach
Menschen zu manipulieren sind.
Als besonders gelungen erweist sich zudem die
Idee, den virtuellen Raum zu konkretisieren und
ihm das Äußere eines U-Bahnwagens zu geben, in
dem sich die anonymen User unterhalten, in dem
(Daten-)Pakete übergeben und Trojaner platziert
werden. Wurde in vergleichbaren Filmen in solchen Momenten immer wieder mit komplizierten
Dialogen gearbeitet, erzählen Friese und Odar
Abläufe in spannenden und prägnanten Bildern,
deren Einfachheit und Raffinesse verblüffen.
Die Gestaltung dieser Bilder hat Nikolaus
Summerer (Beste Kamera) übernommen und
eine kraftvolle und dynamische visuelle Ebene
geschaffen. Mit Odar hat Summerer bereits 2009
DAS LETZTE SCHWEIGEN umgesetzt. In elegischen, schwülen und langen Einstellungen hatten
sie darin eindrucksvoll einen bedrückenden
Pädophilie-Krimi erzählt, dessen schmerzliche
Intensität die Zuschauer erschauern ließ. Ihr
neuer gemeinsamer Film WHO AM I – KEIN
SYSTEM IST SICHER erforderte freilich eine
andere Erzählweise. Der Film fühlt sich ein wenig
so an wie eine rasante Fahrt mit eben dieser
U-Bahn, die stellvertretend für den virtuellen
Raum steht. Fast physisch erlebbar werden die
Bilder durch die extrem dynamische Erzählweise.
Wie die Daten in einem Breitbandkabel schießt
die Erzählung streckenweise voran, löst Räume
in Sekundenschnelle auf, springt zwischen
Handlungssträngen und Orten. Filmeditor Robert
Rzesacz (Bester Schnitt) gelang es hervorragend,
diese Bildkaskaden als selbstverständliche
QUIRIN BERG
MAX WIEDEMANN
Bester Spielfilm
Bester Spielfilm
Das Leben der Anderen
Das Leben der Anderen
(2006), Männerherzen
(2006), Männerherzen
(2009), Friendship! (2010),
(2009), Friendship! (2010),
Männerherzen … und die
Männerherzen … und die
ganz ganz große Liebe
ganz ganz große Liebe
(2011)
(2011)
53
Einheit zu organisieren und damit für den
Zuschauer immer nachvollziehbar erscheinen
zu lassen. Die Umsetzung der Übergänge von
Benjamin, der im Verhörraum sein Leben erzählt,
zu den Rücksprüngen in die Handlung sowie die
Orchestrierung von Sound, Musik, Bildern und
den sehr gelungenen CGI-Effekten erfüllt alle
Genre-Bedürfnisse aufs Angenehmste und steht
internationalen Thrillern in nichts nach.
Maßgeblichen Anteil an der Wirkkraft und
Kohärenz der Bilder haben auch die Bauten von
Silke Buhr (Bestes Szenenbild). Die mehrfache
Filmpreis-Gewinnerin hat für den Cyberthriller
Welten entworfen, die zwischen punkigem
Futurismus des U-Bahnwagens und gemütlicher
Bürgerlichkeit des CLAY-Quartiers stimmige
Kontraste öffnen. Das Szenenbild spiegelt in
Perfektion die Fragen um Identität, die der
Film auf verschiedenen Ebenen diskutiert: Der
schüchterne Nobody Benjamin, der seine draufgängerische Seite entdeckt, ein spießiges Haus,
das Hacker-Anarchos beherbergt, ein cooles und
aggressives virtuelles Abbild mit Slasher-Maske
stellt sich in der Realität als hilfloser Milchbubi
heraus – eines der zentralen Themen unserer
digitalen Welt, die Repräsentation des Ichs, zieht
sich wie ein roter Faden durch den Film.
JANTIE FRIESE
BARAN BO ODAR
NIKOLAUS SUMMERER
Bestes Drehbuch
Bestes Drehbuch
Beste Kamera
Who Am I – Kein System
Das letzte Schweigen
Das letzte Schweigen
ist sicher (2014)
(2010),
(2010),
Who Am I – Kein System
Who Am I – Kein System
ist sicher (2014)
ist sicher (2014),
Highway to Hellas (2015),
Jadotville (2016)
54
Foto © Lena Stahl
Foto © Jan Rasmus Voss
Eine spannende Story voller kluger Wendungen,
bildgewaltig und temporeich inszeniert und belebt
durch prägnant gespielte Figuren: WHO AM I –
KEIN SYSTEM IST SICHER erfüllt, was im Kino
großen Spaß macht. Und dazu gehört natürlich
auch ein stimmiges und sattes Tonkonzept,
das die beschriebene Reflexion des Themas
Identität mit zu tragen vermag. Das Tongewerk
um Filmtonmeister Bernhard Joest-Däberitz,
Mischtonmeister Ansgar Frerich und Florian
Beck sowie Foley Artist und Sounddesigner
Daniel Weis (Beste Tongestaltung) unterstützt
mit herausragender Klangarbeit die Entwicklung
der Hauptfigur, über deren wahres Wesen der
Zuschauer bis zum endgültigen Schluss des Films
im Unklaren gehalten wird.
WHO AM I – KEIN SYSTEM IST SICHER ist der
zweite Langfilm des an der HFF München ausge-
bildeten gebürtigen Schweizers Baran bo Odar, der
schon mit dem Bayerischen Filmpreis für die Beste
Regie ausgezeichnet wurde. Schon sein Debüt aus
dem Jahr 2010 (DAS LETZTE SCHWEIGEN) hatte
sich ein klassisches Kinogenre zum Gegenstand
gewählt. Odar verfilmte mit der Adaption des
Romans »Das Schweigen« von Jan Costin Wagner
einen harten Psycho-Thriller ebenfalls mit deutscher Starbesetzung. Im Februar wurde jüngst
ROBERT RZESACZ
SILKE BUHR
FLORIAN BECK
Bester Schnitt
Bestes Szenenbild
Beste Tongestaltung
Das letze Schweigen
Vier Minuten (2006),
Alle Anderen (2009),
(2010), König von
Das Leben der Anderen
Schlussmacher (2013),
Deutschland (2013),
(2006), Die Fremde (2010),
Wir sind jung. Wir sind
Who Am I – Kein System
Poll (2010)
stark (2014),
ist sicher (2014),
Stereo (2014)
Seitenwechsel (2015)
Foto © Florian Liedel
55
vermeldet, sein nächster Film sei ein Cop-Thriller
mit Jamie Foxx – wer seine beiden Filme kennt,
den wird ein solches Angebot nicht wundern.
Produktion: Max Wiedemann, Quirin Berg | Regie:
Baran bo Odar | Drehbuch: Jantje Friese, Baran
bo Odar | Verleih: Sony Pictures Releasing GmbH / Deutsche Columbia PIctures GmbH
ANSGAR FRERICH
Beste Tongestaltung
BERNHARD JOESTDÄBERITZ
DANIEL WEIS
Beste Tongestaltung
Beste Tongestaltung
Women Without Men
56
Min Dît (2009),
(2009),
Schattenwelt (2008),
Schlussmacher (2013),
Feuchtgebiete (2013),
Nairobi Half Life (2012),
Alphabet (2013),
Return to Homs (2013),
Posthumous (2014),
Stereo (2014)
Francophonia (2014)
Remember (2015)
WIR SIND DIE NEUEN
D
as Motto des Films
setzen eigentlich die
Alten. Echte Achtundsechziger. Links, unkonventionell,
immer noch ein bisschen
überheblich, auch wenn
sie als Loser durchgehen
könnten. Irgendwie sympathisch. Aber irgendwie
auch eine Bedrohung für die
Alteingesessenen in dem
Haus, die die Jungen sind, sich aber offensichtlich
nicht so fühlen.
»Wenn ich die Prüfung nicht schaffe, hab ich
kein Examen und werde so enden wie ihr«, sagt
die ehrgeizige Studentin Katharina (Claudia
Eisinger) zu ihrem Nachbarn Johannes (Michael
Wittenborn), um ihm klar zu machen, weshalb den
Jungen die Lebensfreude der Alten solche Angst
macht. »Ich habe Examen«, kontert Johannes
trocken – und macht ihr etwas klar: Sie führen
das falsche Leben im richtigen und drehen damit
Adorno um, ohne ihn zu kennen.
Der Regisseur und Drehbuchautor Ralf
Westhoff (Bestes Drehbuch) ist ein Meister des
pointierten Dialogs. Im Schreiben und im Inszenieren übrigens. Das zeichnete auch schon sein
fulminantes Debüt SHOPPEN (Nominierung als
Bester Spielfilm beim Filmpreis 2008) aus: Verbaler Schlagabtausch beim Speed-Dating. Aber um
auf der Leinwand schnell zu sein, nimmt Westhoff
vorher lange Anlauf. Er schüttelt seine Stoffe
nicht aus dem Ärmel, er entwickelt sie lange, mit
Bedacht und der Genauigkeit, die vielleicht auch
daher rührt, dass er über ein vermeintlich trockenes Studium der Wirtschaftswissenschaften quer
ins Kino einstieg. Und:»Man muss erst wieder
etwas erlebt haben, bevor man neu losschreiben
kann«, erklärt Westhoff in einem Gespräch mit der
»Welt« seinen Rhythmus.
WIR SIND DIE NEUEN kam jedenfalls dem
Publikum und dem Kino gerade recht, als er sich
nach dem Filmfest München 2014 nachhaltig
und viel diskutiert zum Sommerhit des Jahres
entwickelte. Ein echter Westhoff eben.
Produktion: Ralf Westhoff, Florian Deyle, Martin
Richter | Regie: Ralf Westhoff | Drehbuch: Ralf
Westhoff | Redaktion: Birgit Metz (BR), Claudia
Gladziejewski (BR), Roman Klink (ARD Degeto)
Verleih: X-Verleih
RALF WESTHOFF
Bestes Drehbuch
Shoppen (2006),
Der letzte schöne
Herbsttag (2010),
Wir sind die Neuen (2014)
59
WIR SIND JUNG. WIR SIND STARK.
Z
wischen dem Sommer
1991 und dem Sommer
1992 ging ein schwerer
Rechtsruck durch Deutschland, der in zwei furchtbaren
Ereignissen kulminierte. In
zweien der damals noch
ziemlich neuen Bundesländern kam es zu rassistischen
Ausschreitungen, an denen
sich auch die sonst eher
schweigende Bevölkerung lautstark und aktiv
beteiligte. Im sächsischen Hoyerswerda brannten
im September 1991 Flüchtings- und Vertragsarbeiterheime. Zu ähnlichen Vorfällen kam es im August
1992 in Rostock-Lichtenhagen. In beiden Fällen war
die örtliche Polizei auffällig hilflos. In Rostock hatte
es vor allem die Bewohner des Heims für vietnamesische Vertragsarbeiter, das sogenannte Sonnenblumenhaus, getroffen. Ein Bild ging damals
durch die Medien, das ikonografisch stand für den
60
Deutschen, der wieder hässlich geworden war: Ein
Mann im WM-Trikot der Nationalmannschaft und
einer Jogginghose, die deutlich feucht im Schritt
war, zeigte einen abgewandelten Hitlergruß. Dieses
Bild ist die Stadt bis heute nicht losgeworden. Und
es kommt, als Randnotiz natürlich und zu Recht,
auch vor in dem von Jochen Laube und Leif Alexis
(Bester Spielfilm) produzierten Kinofilm über diese
Ereignisse, für den sie den sensiblen afghanisch
stämmigen Regisseur Burhan Qurbani gewinnen
konnten. Laube und Alexis haben bereits mehrere
spannende Projekte in unterschiedlichen Konstellationen miteinander realisiert – wie zum Beispiel
Dietrich Brüggemanns Fundamentalismus-Drama
KREUZWEG (2014) und das TV-Bio-Pic »George«,
in dem Götz seinen Vater Heinrich verkörpert. Nun
also Rostock Lichtenhagen:
Zweiundzwanzig Jahre nach der konzertierten
Aktion zwischen rechten Jugendlichen, organisierten Neo-Nazis und Teilen der mecklenburgischen
Zivilbevölkerung konnte ein Film entstehen, dem es
gelingt, die Wut und die Trauer über die Ereignisse
lebendig zu halten, der aber selbst nicht vor Wut
schäumt. Qurbani erzählt einfühlsam und konzentriert von Tätern und Opfern, die alle ein Gesicht und
eine Geschichte bekommen. Das hilft sowohl der
Glaubwürdigkeit als auch der Dramatik des Films.
Wie schon bei Qurbanis viel beachtetem
Debüt, dem Berlinale-Beitrag SHAHADA aus
dem Jahr 2010, stand auch jetzt Joshi Heimrath
LEIF ALEXIS
Bester Spielfilm
Shahada (2010),
Wer rettet Dina Foxx?
(2011 / TV), Dina
Foxx – tödlicher Kontakt
(2014 / TV), Wir sind jung.
Wir sind stark. (2014)
(Beste Kamera) hinter der Kamera, um die oben
beschriebene Haltung des Films adäquat und
sinnlich zu unterstreichen. Dabei schafft vor allem
die emotional aufgeladene und aufladende Farbund Schwarzweiß-Dramaturgie starke inhaltliche
Akzente. Der aus München stammende Heimrath
hat in Ludwigsburg Kamera studiert und bereits
für sein Langfilmdebüt (eben SHAHADA) einen
Sonderpreis der First Steps Awards erhalten.
WIR SIND JUNG. WIR SIND STARK ist außergewöhnlich spannend besetzt. In dem beeindruckenden Ensemble fällt der Schweizer Schauspieler
Joel Basman (Beste männliche Nebenrolle) nicht
nur auf, weil er immer etwas lauter, immer etwas
nervöser, immer etwas aggressiver ist als der
Rest seiner Gruppe der Orientierungslosen, die
zu Pulverfässern werden. Es gelingt ihm – der
übrigens in einer ähnlichen Rolle fast gleichzeitig
in ALS WIR TRÄUMTEN (2015) von Andreas Dresen
zu sehen war – diesem vordergründigen Verhalten
im Hintergrund Glaubwürdigkeit und Empathie zu
verleihen.
Produktion: Jochen Laube, Leif Alexis | Regie: Burhan
Qurbani | Drehbuch: Burhan Qurbani, Martin Behnke
Redaktion: Burkhard Althoff (ZDF), Olaf Grunert
(ZDF / ARTE) | Verleih: Zorro Filmverleih
JOCHEN LAUBE
JOEL BASMAN
YOSHI HEIMRATH
Bester Spielfilm
Beste männliche
Beste Kamera
Nebenrolle
Novemberkind (2008),
Shahada (2010),
Das Lied in mir (2010),
Luftbusiness (2008),
Wir sind jung. Wir sind
5 Jahre Leben (2013),
Sennentuntschi (2010),
stark (2013),
Picco (2010),
Schwerelos (2014 / TV)
Kreuzweg (2014)
Als wir träumten (2015)
Foto © UFA FICTION
Foto © Olaf Kroenke
61
ZEIT DER KANNIBALEN
E
in Ensemblefilm mit
drei Hauptfiguren,
der im Milieu snobistischer
Unternehmensberater angesiedelt ist und ausschließlich
in Hotelzimmern spielt, die
deutlich als Studiobauten
erkennbar sind – wahrlich
keine gewöhnliche Ausgangsposition für einen Film,
der unsere Gesellschaft mit
komödiantischem Ansatz kritisch kommentiert.
Doch der Mut von Produzentin Milena Maitz,
Studio.TV.Film (Bester Spielfilm), Johannes Naber
(Beste Regie) und Stefan Weigl (Bestes Drehbuch)
wurde belohnt: Seit seiner Uraufführung auf der
Berlinale 2014 begeistert ZEIT DER KANNIBALEN
Kinobesucher ebenso wie Kritiker, die den Film
gleich mit drei Preisen ihrer Zunft ehrten.
In fulminanter Manier erzählt der Film von
Frank Öllers (Devid Striesow) und Kai Niederlän62
der (Sebastian Blomberg), zwei global agierenden
Unternehmensberatern, die seit Jahren ihre und
die Taschen ihrer reichen Klienten mit skrupellos
erwirtschaftetem Profit füllen. Mit der Selbstsicherheit des Überlegenen und dem Zynismus des
Gelangweilten spulen sie ihr Programm ab und
verwandeln die ewig gleichen Hotels der Welt in
Bühnen großspuriger Eitelkeit. Im Grunde interessiert sie nur noch eines: Partner werden in der
Firma und damit ihre Macht vergrößern. Als durch
den plötzlichen Tod eines der Partner der Weg frei
zu sein scheint, werden die beiden in der Nachfolge übergangen. Stattdessen rückt die junge
und ehrgeizige Bianca März (Katharina Schüttler)
nach: Jetzt schlägt die Zeit der Kannibalen, und
der Kapitalismus frisst seine Kinder.
»Der Zustand des entfesselten Kapitalismus
wurde in den letzten Jahren hinlänglich
beschrieben, der Wille zur Regulierung ist gesellschaftlicher Konsens. Und doch herrscht Starre.
Die Politik kann sich trotz besseren Wissens aus
der Umklammerung der Wirtschaft nicht mehr
befreien. Diesem absurden Zustand kann man
nur mit einem absurden Film begegnen«, sagt
Johannes Naber und schuf einen Wirtschaftshorrorfilm, der mit Mitteln der Groteske nicht nur
dem gemeinen Kleinaktionär das Gruseln lehrt. In
seinem Debütfilm DER ALBANER (2010), mit dem
er 2011 den Max Ophüls Preis gewonnen hatte,
ging er sein soziales Anliegen mit größtmöglicher
Authentizität nach. In ZEIT DER KANNIBALEN nun
kehrt er seinen Ansatz erfolgreich um: Er verdichtet ein globales Thema auf den Aktionsraum
eines Hotelzimmers. Das dieserart aufgelöste
Kammerspiel entwickelt dank der konzentrierten
Rauminszenierung einen ungeheuren Sog.
Wesentlichen Anteil daran hält das Drehbuch
von Stefan Weigl, dessen Schwerpunkt neben
Kino- und Fernseharbeiten auch im Bereich des
Hörspiels liegt. Weigls Buch sorgt außer der vielschichtigen Aufgliederung des Themas in erster
Linie für denkwürdige Dialogkaskaden der drei
fein gearbeiteten Hauptfiguren. Vom Ensemble
brillant gespielt, entwickelt sich in den Dialogen
die gesamte Bandbreite westlicher Dekadenz und
monetär begründeten Neokolonialismus: derber
Zynismus und pathologisch anmutende Neurosen
wie der Moment, in dem Holländer einem Baumwollplantagenbesitzer gleich dem Bediensteten
auf den Zahn fühlt, ob denn auch ja aufs süße
Betthupferl verzichtet wurde.
Rund acht Jahre hat Produzentin Milena Maitz
für die Realisierung dieses ausschließlich im
Studio entstandenen Kammerspiels gekämpft.
Bislang haben sie und ihre Firma sich vor allem
durch Kinderprogramme und Dokumentationen
einen Namen gemacht. Nach dem Erfolg von ZEIT
DER KANNIBALEN, so Milena Maitz, wird sich
das jedoch ändern: »Daran will ich anknüpfen:
Wir wollen hochwertige, aufmerksamkeitsstarke
Fiction-Projekte auf den Weg bringen.«
Produktion: Milena Maitz | Regie: Johannes Naber
Drehbuch: Stefan Weigl | Redaktion: Andrea Hanke
(WDR), Georg Steinert (ARTE), Cornelius Conrad (BR)
Verleih: Farbfilm Verleih
MILENA MAITZ
STEFAN WEIGL
JOHANNES NABER
Bester Spielfilm
Bestes Drehbuch
Beste Regie
Löwenzahn – Das
Zeit der Kannibalen (2014)
Kinoabenteuer (2011),
Der Albaner (2010),
Zeit der Kannibalen (2014)
Zeit der Kannibalen (2013)
Foto © Heike Steinweg
Fot © Sebastian Woithe
63
BEYOND PUNISHMENT
E
in Mord hinterlässt
tiefe Spuren in
seinem Umfeld. Ist ein
Mörder überführt, wird er
von der Gesellschaft isoliert,
während die Hinterbliebenen
verzweifelt versuchen, einen
Umgang mit dem Verlust zu
finden. Beide Seiten leben
unabhängig voneinander mit
quälendem Schmerz oder
der Last der Schuld. Ein Gefühl der Reue hier, ein
heimlicher Wunsch nach Vergebung dort – auch
Jahre danach können die Beteiligten oft keinen
Frieden finden mit einer das Leben der Opfer wie
der Täter so grundlegend verändernden Gewalttat.
In BEYOND PUNISHMENT widmet sich Regisseur
und Produzent Hubertus Siegert, S.U.M.O. Film
(Bester Dokumentarfilm) der Beziehung von Schuld,
Reue und Vergebung anhand dreier Mordfälle in
drei unterschiedlichen Ländern und damit auch in
drei unterschiedlichen Rechtssystemen. Behutsam begleitet er Protagonisten, denen es nicht
ausreicht, sich mit den klassischen Rollenbildern
von »Opfer« und »Täter« abzufinden, sondern die
einen Blick auf die andere Seite werfen wollen, in
der Hoffnung, die nicht heilende Verletzung zu
lindern. »Restorative Justice« heißt dieses Konzept,
das seinen Ursprung in den USA findet und das
Begegnungen zwischen beteiligten Menschen eines
Verbrechens herbeiführt. Vor diesem Hintergrund
öffnen sich Siegerts Betroffene in Norwegen, in den
USA und in Deutschland. »Das Thema Kriminalität
rangiert in der Öffentlichkeit ganz weit oben,
gleichwohl diskutieren wir eher abstrakt darüber,
wie auf Kriminalität zu reagieren ist. Wir betrachten
das Verbrechen selten so wie es tatsächlich
erlitten wird: als eine tiefe Verletzung von realen
Menschen durch reale Menschen«, sagt Hubertus
Siegert, der sich mit dieser Produktion erstmals auf
internationales Terrain begibt. Seine Mitwirkung
an 24H BERLIN (2009), als er einen Verurteilten
in der Justizvollzugsanstalt Tegel begleitete, gab
den Anstoß, sich mit dieser sensiblen Thematik zu
beschäftigen. Sein konzentrierter und packender
Film wurde beim Max Ophüls Preis 2015 als Bester
Dokumentarfilm ausgezeichnet.
Produktion: Hubertus Siegert | Regie: Hubertus
Siegert | Drehbuch: Hubertus Siegert | Redaktion: Udo
Bremer (ZDF / 3sat) | Verleih: Piffl Medien GmbH
HUBERTUS SIEGERT
Bester Dokumentarfilm
Berlin Babylon (2001),
Klassenleben (2005),
24h in Berlin – Ein Tag
im Leben (2009),
Beyond Punishment (2015)
Foto © Mathias Bothor
65
CITIZENFOUR
D
er ehemalige
NSA-Mitarbeiter
Edward Snowden hat für
enormes Aufsehen weltweit
gesorgt, als er sich 2013
mit geheimen Unterlagen
nach Hongkong absetzte, um
gemeinsam mit Journalisten
ihre Veröffentlichung zu
planen. Der vielleicht
berühmteste Whistleblower
sorgte so für die Aufdeckung der unlauteren
Spionagetätigkeiten, die von der NSA systematisch
im In- und Ausland betrieben wurden. So etwa
kennt man die Fakten um Edward Snowden. Umso
faszinierender, was CITIZENFOUR zu bieten hat:
eine hautnahe und direkte Dokumentation der
Vorkommnisse um den Whistleblower, den die
einen für den mutigsten und aufrechtesten Mann
der letzten Jahre halten und die anderen für den
Staatsfeind Nr. 1.
66
CITIZENFOUR ist als einzigartige deutsch-amerikanische Koproduktion entstanden, produziert
von Mathilde Bonnefoy, Laura Poitras und Dirk
Wilutzky, Praxis Films (Bester Dokumentarfilm),
als Executive Producer fungierte unter anderem
Steven Soderbergh. Filmemacherin Laura Poitras
ist 2013 von Snowden aufgrund ihrer kritischen
politischen Filme direkt kontaktiert worden, so
dass tatsächlich die gesamte Entstehung des
Unternehmens lückenlos dokumentiert werden
konnte. Und so entfaltet sich in knapp zwei
Stunden ein unfassbar spannender Polit- und
Spionagethriller. Dabei konzentriert sich die
Montage des umfangreichen und inhaltlich sicher
komplizierten Materials, die Filmeditorin Mathilde
Bonnefoy (Bester Schnitt) verantwortete, gar nicht
so sehr auf die eigentliche Ungeheuerlichkeit der
Fakten, die ja zum Zeitpunkt der Filmveröffentlichung längst bekannt waren. Vielmehr ist der u.a.
schon mit dem Oscar prämierte CITIZENFOUR
zum einen zum sensationell wichtigen Porträt
geworden einer unverzichtbaren Säule unserer
Demokratie: dem investigativen Journalismus und
seiner gesellschaftlichen Funktion. Erst in zweiter
Linie stellt der Film auch ein Porträt Snowdens
selbst dar, besonders in den wenigen, aber intensiven Momenten, in denen Bonnefoys Montage
Blicke hinter seine Maske zulässt, wie ihm mulmig
wird, wenn plötzlich der Feueralarm losgeht oder
wie er wiederholt versucht, eine störrische Locke
seiner Frisur zu bändigen. Im Zusammenspiel mit
der raffinierten Tonebene, geschaffen von Sounddesigner Frank Kruse, Mischtonmeister Matthias
Lempert und Dialogeditor Alexander Buck (Beste
Tongestaltung), ist ein packender Dokumentarfilm
entstanden, dem auf fulminante Weise beides
gelingt: zu beunruhigen und Mut zu machen.
Produktion: Dirk Wilutzky, Laura Poitras, Mathilde
Bonnefoy | Regie: Laura Poitras | Redaktion: Barbara
Biemann (NDR), Sonja Scheider (BR) | Verleih: Piffl
Medien GmbH
MATHILDE BONNEFOY
LAURA POITRAS
DIRK WILUTZKY
Bester Dokumentarfilm
Bester Dokumentarfilm
Bester Dokumentarfilm
Bester Schnitt
My Country,
Hadewijch (2009),
Lola rennt (1998),
My Country (2006),
Deutschland 09 – 13 kurze
The Soul of a Man (2003),
The Oath (2010),
Filme zur Lage der Nation
Orly (2010),
Citizenfour (2014)
(2009), Und wir sind
Citizenfour (2014)
nicht die Einzigen (2011),
Citizenfour (2014)
ALEXANDER BUCK
FRANK KRUSE
MATTHIAS LEMPERT
Beste Tongestaltung
Beste Tongestaltung
Beste Tongestaltung
Das radikal Böse (2013),
Der ganz große Traum
Rush (2013), A Most
(2011),
Wanted Man (2014), In the
Miss Sixty (2014),
Lauf Junge Lauf (2013),
Heart of the Sea (2015),
Toto and His Sisters (2014),
Freistatt (2015),
Ein Hologramm für den
Ein Hologramm für den
Halbe Brüder (2015)
König (2015)
König (2015)
Foto (oben) © Dirk Wilutzky
Foto (oben) © Praxis Films
Foto (oben) © Praxis Films / Foto (unten) © Emmélie Lempert
67
NOWITZKI. DER PERFEKTE WURF
I
m Jahr 1998 ging Dirk
Nowitzki als junger
Mann in die USA. Heute ist
er eine lebende Legende
und sammelt Superlativ
um Superlativ als einer der
besten Spieler der NBA, der
die Dallas Mavericks 2011 zu
ihrem ersten Titel überhaupt
führte. Der Basketball-Star
hat Filmemacher Sebastian
Dehnhardt das Vertrauen geschenkt und ihn für
die Dauer eines Jahres dicht an sich herangelassen. Auf diese Weise ist ein Film entstanden, der
über den Sport hinaus einen bodenständigen, aber
ungeheuer ehrgeizigen Mann zeigt, hinter dessen
Erfolg auch der Ehrgeiz des Trainers Holger
Geschwindner steckt.
Mit Produzent Leopold Hoesch, Broadview TV
GmbH (Bester Dokumentarfilm) arbeitet Sebastian
Dehnhardt seit Jahren erfolgreich im fiktionalen
68
wie non-fiktionalen Bereich zusammen, zuletzt
haben sie u.a. den Emmy-nominierten Dokumentarfilm KLITSCHKO (2011) gedreht. In NOWITZKI.
DER PERFEKTE WURF gelingen ihnen spannende
Interviews mit einer Vielzahl für Nowitzki wichtiger
Menschen im beruflichen wie privaten Bereich.
Im Zentrum aber steht die Aufarbeitung der
Beziehung zwischen dem Trainer und seinem
Eleven. In ausgeklügelten Trainingsmethoden,
die niemand von außen wirklich zu durchschauen
scheint, arbeiten sie systematisch und hart an
Nowitzkis Erfolg. Auf spannende Weise führt der
Film Nowitzki über dessen Trainer sogar in direkter Linie mit dem Erfinder des Basketballspiels,
James Naismith, zusammen.
Talent und Körpergröße würden vielleicht
zwanzig Prozent des Erfolgs ausmachen, sagt
Nowitzki einmal im Film. Der Rest komme durch
harte Arbeit, und Sebastian Dehnhardt macht das
mehr als deutlich, wenn Wurf an Wurf, Übung an
Übung geschnitten wird. Dass dabei kaum Zeit
für solch profane Dinge wie Haushalt, Geld oder
Papierkram bleibt, zeigen Anekdoten, in denen
etwa herauskommt, dass Nowitzki nicht einmal so
richtig weiß, wie man Geld abhebt und lieber die
Mama nach Barem fragt.
Produktion: Leopold Hoesch | Regie: Sebastian
Dehnhardt | Redaktion: Jutta Krug (WDR) | Verleih:
NFP marketing & distribution GmbH
LEOPOLD HOESCH
Bester Dokumentarfilm
Klitschko (2011),
Nowitzki. Der perfekte
Wurf (2014),
Breath of Freedom (2014)
Foto © BROADVIEW Pictures
QUATSCH
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haBerlaNd
fiNzi
WolfraM
Nadeshda
koch
BreNNicke
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FARBFILM VERLEIH zEIgt EInE VEIt HELMER FILMPRODUKtIOn MIt CHARLOttE RÖBIg HEnRIEttE KRAtOCHWIL JUStIn WILKE MIO WEISE nORA BÖRnER UnD PIEtER BUDAK
KAMERA FELIX LEIBERg SzEnEnBILD AnnE zEntgRAF KOStüME MAREIKE BAY MASKEnBILD DAnIELA BLASCHKE REgIEASSIStEnz IngA KÖHLER CAStIng LISA StUtzKY KInDERCAStIng JACQUELInE RIEtz MOntAgE VInCEnt ASSMAnn tOnMEIStER JULIAn CROPP SOUnD DESIgn nIKLAS KAMMERtÖnS
MISCHUng ROBERt JÄgER MUSIK CHERILYn MACnEIL
70
D
er Filmemacher Veit
Helmer war unzufrieden mit dem Angebot an
Kinderfilmen für die wirklich
.. ar
kleinen Zuschauer – jenseits
enb
Nas n de
Ba
der animierten Adaptionen
beliebter Kinder-Comics. Also
versetzte sich der Spezialist
für exotische Geschichten an
ebensolchen Orten einfach
mal ins Zimmer seiner Kinder
und in ihre Köpfe. Was heraus kam, war QUATSCH
(Veit Helmer, Bester Kinderfilm) – im wörtlichen
und im poetischen Sinne. Und so findet sich in
seinem Film über den Aufstand der Kinder gegen
das Diktat des Mittelmaßes alles, was Kinder gerne
einmal machen würden, sich aber eher selten zu
machen trauen.
Ort des Geschehens ist das fiktive Bollersdorf
(dem echten Dorf Hassloch in Rheinland-Pfalz
nachempfunden). Hier herrscht so viel Durchfritzi
furMaNN
FM EInHEIt IngFRIED HOFFMAnn LARS LÖHn MALCOLM ARISOn PIt BAUMgARtnER SHAntEL REDAKtIOn OLE KAMPOVSKI ULRIKE DOtzER StEFAnIE VOn EHREnStEIn CORnELIUS COnRAD PAtRICIA VASAPOLLO AnDREAS SCHREItMüLLER
HERStELLUngSLEItUng SUSAnnE MAnn DREHBUCH HAnS-ULLRICH KRAUSE tEMELKO DYMEK PRODUzEnt & REgIE VEIt HELMER
schnittlichkeit, dass die Gesellschaft für Konsumforschung nirgendwo besser neue Produkte vor
der Markteinführung testen könnte. Doch genau
davon fühlen sich die Kinder belästigt und ergreifen
Gegenmaßnahmen. Dabei geraten.das Dorf und der
Film außer Rand und Band. Die Aktionen der Kinder
steigern sich mit konsequentem Vergnügen in die
jeweils nächst größere Spaß-Einheit, bis Bollersdorf vom Durchschnitt noch weiter entfernt ist als
die FDP von den einstmals erträumten 18 Prozent.
Dass der experimentierfreudige Filmemacher
Veit Helmer, der diesen Film als Regisseur und
Produzent verantwortet, gleich mit einer ganzen
Gruppe unbändiger Kinder arbeiten musste, hat ihn
nicht abgeschreckt. Und die Realität am Set bestätigte ihn:» Kleine Menschen, große, starke Charaktere. Und deswegen würde ich sagen, die Kinder
haben mir die Arbeit sehr leicht gemacht. Weil
sie einfach begriffen haben, dass es bei diesem
Film darum ging, frech zu sein«, erzählt Helmer in
einem Interview mit dem Portal Kino-Zeit.
Produktion: Veit Helmer | Regie: Veit Helmer Drehbuch: Hans Ulrich Krause, Veit Helmer | Redaktion:
Ole Kampovski (NDR), Ulrike Dotzer (ARTE), Stefanie
von Ehrenstein (SWR), Cornelius Conrad (BR), Patricia
Vasapollo (HR), Andreas Schreitmüller (ARTE) | Verleih:
Farbfilm Verleih
VEIT HELMER
Bester Kinderfilm
Tuvalu (1999),
Tor zum Himmel (2003),
Absurdistan (2008),
Baikonur (2011)
RICO, OSKAR UND DIE TIEFERSCHATTEN
I
ch wollte immer eine
Figur erschaffen, die ganz
vielen Kindern aus der Seele
spricht«, hat der Schöpfer
von Rico, dem tiefbegabten
Jungen aus dem Kreuzberger
Graefe-Kiez, Andreas Steinhöfel, in einem Interview mit
der Zeitschrift »Chrismon«
erzählt. Wie sehr ihm das
gelungen ist, zeigt nicht nur
der Erfolg seiner Kinderbücher mit ebendieser
Figur und dessen hochbegabtem Kumpel Oskar.
Auch die von Phillip Budweg und Robert Marciniak
(Bester Kinderfilm) und ihrer Firma Lieblingsfilm
produzierten Adaption des ersten Abenteuers der
beiden Jungs RICO, OSKAR UND DIE TIEFERSCHATTEN hat geholfen, diesen Wunsch zu
erfüllen. Die Regisseurin Neele Leana Vollmar hat
mit den beiden Entdeckungen Anton Petzold (Rico)
und Juri Winkler (Oskar) jedenfalls ein Duo für die
Leinwand geschaffen, das dem kleinen Publikum
noch lange aus der Seele sprechen kann. Teil 2 ist
fertig – und der dritte wird noch im Sommer 2015
gedreht.
Auch wenn ihre Firma – zu der auch noch die
Regisseure Marcus H. Rosenmüller und Johannes
Schmid sowie der Produzent Thomas Blieninger
gehören – ein weites Spektrum an Filmen bedient,
so ist doch eine Liebe zum Kinderfilm bei Lieb-
lingsfilm unverkennbar. Diese Liebe wird sowohl
vom Publikum erwidert als auch von Preisverleihern, wie sich beim Deutschen Filmpreis 2012 und
beim Bayerischen heuer zeigte.
Produktion: Philipp Budweg, Robert Marciniak
Regie: Neele Leana Vollmar | Drehbuch: Christian
Lerch, Andreas Bradler, Klaus Döring | Verleih:
Twentieth Century Fox of Germany GmbH
PHILIPP BUDWEG
ROBERT MARCINIAK
Bester Kinderfilm
Bester Kinderfilm
Aus der Tiefe des Raumes
Winterreise (2006),
(2004), Blöde Mütze!
Die Perlmutterfarbe
(2007), Wintertochter
(2009), Dreiviertelmond
(2011), Rico, Oskar und die
(2011), Rico, Oskar und die
Tieferschatten (2014)
Tieferschatten (2014)
Foto © Andi Mayr
Foto © Jürgen Olczyk
71
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DCM Film Distribution GmbH
SKW Schwarz Rechtsanwälte
Mast-Jägermeister SE
DFG Deutsche
FilmversicherungsGemeinschaft
74
maz & movie GmbH
Sony Pictures
Releasing GmbH
STUDIOCANAL GmbH
Warner Bros.
dass die Akademie lebens- und handlungsfähig bleibt.
Entertainment GmbH
Denn aus den Mitgliedsbeiträgen allein könnte die
Filmakademie nicht so aktiv sein wie sie ist. Durch die
Telepool GmbH München
jährlichen Zuwendungen der Fördermitglieder und der
X Verleih AG
Freunde kann die Akademie lebendig arbeiten, also
Personal bezahlen, Projekte initiieren, Veranstaltun-
The Walt Disney Company
gen organisieren, ihre Außenwirkung verstärken.
Germany GmbH
Freunde und Förderer werden in das aktive Leben
der Filmakademie mit einbezogen. Sie können viele
Twentieth Century Fox of
Veranstaltungen besuchen, erhalten den Akade-
Germany GmbH
mie-Newsletter »Extrablatt«, können die nominierten
Filme kostenlos im Kino sehen und nehmen immer
Universal Pictures International
Germany GmbH
Universum Film GmbH
I
wieder gerne an Treffen der Filmakademie-Mitglieder
mmer mehr Personen und Firmen, die zur
Entstehung, Vermarktung und Präsentation eines
deutschen Films beitragen, fühlen sich der Filmakademie sehr verbunden. Sie sind Fördermitglieder und
unterstützen die gemeinsame Arbeit auch materiell.
In einem kleineren finanziellen Rahmen, aber mit
Upper Level Travel GmbH
teil. Sie sind auch dabei, wenn die Akademie gemeinsam mit dem BKM einmal im Jahr den DEUTSCHEN
FILMPREIS verleiht.
Freunde und Fördermitglieder tun das, was ihre
Namen sagen: Sie fördern die Arbeit der Deutschen
Filmakademie und erweisen damit dem deutschen
ebenso viel Engagement, sorgt auch der größere
Film und seinen Kreativen einen großen Freund-
Kreis der Freunde der Deutschen Filmakademie dafür,
schaftsdienst.
75
Nicole Ackermann, Geschäftsführerin | Wally Ahrweiler, Agentin | Sarah Alles, Schauspielerin | Katrin Anders, Agentin | Sigrid Andersson, Schauspielcoach | Christian Angermayer,
Unternehmer | Elke Apelt, Agentin | Gabriela Bacher, Produzentin | Silke Bacher, Agentin | Simone Bachofner, Publicist | Rolf Bähr, ehem. FFA Vorstand | Anke Balzer, Agentin für Schauspieler
| Frank Barner, Steuerberater, Rechtsanwalt | Julia Bartelt, PR-Agentin | Regine Baschny, PR Beraterin | Iris Baumüller, Casting Director | Joachim Behnke, Wahlforscher | Marein Beissel von
Gymnich, Geschäftsführerin | Astride Bergauer, Agentin | Frank Betzelt, Filmcoach | Evi Bischof, Agentin | Patrick von Blume, Schauspieler | Gero von Boehm, Regisseur, Filmproduzent |
Rüdiger Böss, SVP Group Programming Acquisitions | Mathias Bothor, Fotograf | Oliver Boy, Produzent | Elke Brand, Medienagentin | Karin Brandner, Agentin | Nicole Braun, Schauspielagentin
| Frank Brauner, Rechtsanwalt | Wolfgang Brehm, Filmanwalt | Sibylle Breitbach, Schauspiel- /Presseagentin | Bettina Breitling, Leitung Lizenzen, Filmrechte | Wolf Dietrich Brücker, Redakteur
| Christoph Caesar, PR-Agent | Bernd Capitain, Schauspieler | Christina Capitain, Schauspielerin | Xavier Chotard, Marketingberater | Daniel Tobias Czeckay, Rechtsanwalt | Britta Dahlmann,
Agentin | Cathy de Haan, Dramaturgin, Dozentin | Winfried Demuss, Herstellungs- und Produktionsleiter | Gitta Deutz, PR-Agentin für Film und Fernsehen | Inga Dietrich, Schauspielagentin |
Ulf Dobberstein, Rechtsanwalt | Jochen Doell, Agent | Marion Döring, Geschäftsführerin | Alexander van Dülmen, CEO | Michael Düwel, Geschäftsführer | Thomas Eckelkamp, Film-/
TV-Produzent | Tarek Ehlail, Produzent, Regisseur | Katharina Elias, TV-Redakteurin | Matthias Elwardt, Gesellschafter | Lilly-Draga Engel, Regisseurin | Andrea Etz, Agentin | Jürgen Fabritius |
Cordula Fassbender, Wissenschaftlerin | Lutz Fassbender, CEO | Dirk Fehrecke, Agent für Film, TV und Theater | Claudia Fehrenbach Fitz, Schauspielagentin | Annic-Barbara Fenske,
Schauspielerin | Milena Fessmann, Musicsupervisor | Alex Fiebig, PR & Promotions Manager | Cordula Fink, Agentin | Pamela Fischer, Agentin | Philipp Fleischmann, Trailer-Produzent,
Regisseur | Susanne Franke, Geschäftsführerin Theaterkunst GmbH Berlin | Egon F. Freiheit, Drehbuchautor/TV-Consultant | Mattias Frik, Agent | Stefan Gärtner, Leiter Koproduktion und
Kofinanzierung | Nicola Galliner, Festivalleiterin | Christina Gattys, Agentin | Georg Georgi, Schauspielagent | Reinhard Gerharz, Rechtsanwalt | Max Gertsch, Schauspieler | Norbert Ghafouri,
Schauspieler | Maren Gilzer, Schauspielerin | Ralph Oliver Graef, Rechtsanwalt | Nico Grein, Producer | Gerhard Groß, Filmtheaterbetreiber | Heinke Hager, Agentin für Filmrechte | Winfried
Hammacher, Produzent | Britta Hansen, Produzent | Harro von Have, Rechtsanwalt | Christa Hedderich, Künstlerische Leiterin Kostüm Theaterkunst GmbH Berlin | Susanne Hein, FundusBesitzerin | Hemma Heine, Agentin | Franziska Heller, Verkaufsleiterin | Alexandra Helmig, Produzentin | Marlis Heppeler, Agentin | Katharina Hiersemenzel, Rechtsanwältin | Madgar Hische,
Regieassistentin | Max Höhn, Hair & Make Up Artist | Alexandra Hölzer, Rechtsanwältin | Bernhard Hoestermann, Agent für Schauspieler | Gerti Hofmann, Gastronomin | Alexander von
Hohenthal, TV-Produzent | Mechthild Holter, Inhaber/Geschäftsführerin Players | Karin Howard, Drehbuchautorin | Kasem Hoxha, Schauspieler | Eva Hubert, Geschäftsführerin | Sissi Hüetlin,
Filmemacherin | Britta Imdahl, Schauspielagentin | Marielouise Janssen-Jurreit, Filmautorin | Nicole Joens, Autorin | Anja Joos, Agentin | Bianca Junker, Presseagentin | Christine Kabisch,
Regisseurin | Cordula Kablitz-Post, Regisseurin, Autorin, Produzentin | Ernestine Kahn, Dialogue/Dialect Coach | Julia Kainz, PR-Beraterin | Till Kaposty-Bliss, Werbegrafiker | Selatin Kara,
Choreograph | Anja Karmanski, Schauspielerin | Ringo Kaufhold, Schauspielagent | Uschi Keil, Agentin | Rainer Keller, Lobbyist, Strategisches Management | Nicole Kellerhals, Dramaturgin |
Dagmar Kempf, Mitarbeiterin MdB | Doris Kick, Schauspielagentin | Senta Dorothea Kirschner, Schauspielerin | Miriam Klein, Filmproduzentin | Georg Kloster, Yorck Gruppe | Thomas Kluge,
Fotograf | Henning Kober, Schauspieler | Michael Konstabel, Archivrechercheur | Heide Kortwich, Maskenbildnerin | Bernd Krause, Producer | Antje Kronacher, Agentin für Schauspiel, Regie,
76
Filmkomponisten | Detlev Krüger, Sprecher der GF Martin-Braun-Gruppe | Hildburg Krüger, Fachbereichsleiterin Kunst & Kultur | Angelika Krüger-Leißner, MdB a.D. | Kathrin Kruschke,
Schauspielagentin | Karin Kruse, Manager/Agent | Dagmar Kusche, Filmproduzentin | Adrian Kutter, Diplom-Kaufmann | Hilde Läufle, PR-Agentin | Sandra Lampugnani, Agentin | Renate
Landkammer, Agentin | George Lenz, Schauspieler | Thomas Letocha, Autor | Gabriele Leuter, Leitung Kostüm Kostümfundus Babelsberg GmbH | Tobias Licht, Schauspieler | Silvana Liebich,
Agentin für Schauspieler | Amélie Linder, PR-Berater | Yutah Judith Lorenz, Schauspielerin und Artistin | Stefan Lütje, Rechtsanwalt | Lars Meier, Künstlermanager | Franz Meiller,
Filmproduzent | Henner Merle, Rechtsanwalt | Delia Merten, Schauspieler-Agentin | Günther Mertins, Kinobetreiber | Susanne Mertins, Geschäftsführerin | André Meyer, Geschäftsführer bei
Bagainpark GmbH | Kristin Meyer, Schauspieler | Carsten Meyer-Grohbrügge, Regisseur | Caroline Millahn, Agentin | Benedict Mirow, Regisseur, Produzent | Marketa Modra, Agentin | Stefan
von Moers, Rechtsanwalt | Jutta Müller, Produzentin | Petra Maria Müller | Stefan Müller, Geschäftsführer | Wolfgang Mueller, Produzent | Katrin Näher, Agentin | Susanne Nagusch, Agent |
Azizeh Nami, PR-Agentin | Sigrid Narjes, Agentin | Till Neumann, Rechtsanwalt | Jelka Niebling, Agentin | Michaela Niemeyer | Christoph Ott, Verleiher | Volker Otte, Rechtsanwalt für
Filmförderungsrecht | Erik Paulsen, Dialogautor & Synchronregisseur | Katharina Pauly, Agentin | Andreas Pense, Rechtsanwalt | Michal Pokorny, Produzent | Margit Preiss, PR-Agentin | Julia
Preisser, Grafik Designerin | Peter Preisser, Filmrechte Einkäufer | Hans Helmut Prinzler, Filmhistoriker | Inga Pudenz, Manager/Agentur | Wiebke Reed, Agentin | Monika Reichel,
Geschäftsleitung | Josef Reidinger | Kate Reitzenstein, Agentin | Mario Rempp, Filmtheaterbetreiber | Mariette Rissenbeek, PR Managerin | Renate Roginas, Geschäftsführerin der Villa Kult OHG
| Rainer Rother, Medienwissenschaftler | Stefan Rüll, Rechtsanwalt | Anette Sack, Schauspieler-Agentin | Klaus Schaefer, FilmFernsehFonds Bayern | Friedhelm Schatz, Filmpark Babelsberg |
Thorsten Schaumann, Filmkaufmann | Harald Schernthaner, Head of Digital Filmworks | Christian Schertz, Rechtsanwalt | Thomas Scheuble, Bankkaufmann (Prokurist) | Heribert Schlinker,
Filmkaufmann | Michael Schmid-Ospach | Marie-Luise Schmidt, Agentin | Steffen Schmidt-Hug, Rechtsanwalt | Lutz Schmökel, Agent | Marc Schötteldreier, Casting Director | Frank Schubert,
Schauspieler | Oliver Schündler, Geschäftsführer | Gabriela Schultze, Vertriebsleiterin CinePostproduktion | Peter Schulze, PR-Manager | Silvia Schumacher, PR-Agentin für Film & Fernsehen |
Maria Schwarz, Agentin | Petra Schwuchow, PR-Agentin | Sibylle Seidel, Agentin | Christian Senger, Schauspieler | Julia Senkbeil, PR-Agentin | Rita Serra-Roll, Produzentin | Stefanie Sick van
Hees, Moderatorin | Manuel Siebenmann, Regisseur, Autor und Produzent | Sebastian Sieglerschmidt, Geschäftsführer | Brigitte Simons, Schauspielcoach & Schauspielerin | Ulla Skoglund,
(Schauspieler)agentin | Gisela Spiering, Agentin | Inka Stelljes, Agentin für Schauspieler | Volker Störzel, Agent Theater, Film und Fernsehen | Christiane Stützle, Rechtsanwältin für Film- und
Medienrecht | Conny Suhr, PR-Agentin | Judith Sutter, Schauspielagentin | Gisela Tatsch-Daust, Schauspielagentin | Achim Thielmann, Bankkaufmann | Michael Töteberg, Agent | Sonya
Tuchmann, Schauspielerin | Michaela von Unger, Filmproduzentin | Margret Völker, Schauspielerin | Saralisa Volm, Schauspielerin, Autorin, Produzentin | Magnus Vortmeyer, Marketingleiter
Tobis Film | Matthias Voß, Geschäftsführer Kostümfundus Babelsberg GmbH | Wolfgang Wäsche, Fundus-Besitzer | Christiane von Wahlert, Geschäftsführerin SPIO | Christiane Waldbauer,
Schauspieleragentin | Anja Walter-Ris, Coach | Katrin Wans, Agentin | Steffen Weihe, Agent | Anne Wels, Agentin | Simone Wernet, Lektorin & Dramaturgin | Martin Wieandt, PR | Albert
Wiederspiel, Filmfestleiter | Rafaela Wilde, Rechtsanwältin | Harald Will, Agent für Film Fernsehen & Theater | Jutta Willand-Sellner, Filmstoffhändlerin | Max-Elmar Wischmeyer, Agent | Sylvia
Wolf, Medienberater | Beate Wolgast, Agentin | Susanne Wuest, Schauspielerin | Ute Zahn, Geschäftsführerin | Sebastian Zembol, Produzent, Geschäftsführer
77
Die Filmbildungsprojekte
der Deutschen Filmakademie
www.vierundzwanzig.de
www.filmklassiker-schule.de
WIR DANKEN
Der Präsidentin Iris Berben – sowie Benjamin
Herrmann, Philipp Weinges, Dorothee Schön,
Sven Burgemeister, Thomas Kufus und allen
weiteren Vorständen für ihr unermüdliches
Engagement,
dem Künstlerischen Leiter Markus Goller für
seinen Enthusiasmus, seine Integrität und dem
Spaß daran, den Filmpreis emotional aufzuladen,
Jan Josef Liefers für den erneuten Mut und seine
Freude, sich als Gastgeber vor die versammelte
Branche zu stellen,
den Paten für ihr persönliches Engagement für
die nominierten Kollegen,
den beteiligten Produzenten für ihre Hilfsbereitschaft bei der Beschaffung und Bereitstellung des
Filmmaterials,
den Akademiemitgliedern für ihren Einsatz in der
Deutschen Filmakademie und für den Deutschen
Film,
der Berlinale und German Films für ihre Unterstützung bei LOLA at Berlinale,
der BKM für die Unterstützung, der ASTOR FILM
LOUNGE, den Verleihern, Institutionen und
beteiligten Filmschaffenden, die aktiv AUF DEM
WEG ZUR LOLA dabei waren und damit die LOLA
VISIONEN und das LOLA FESTIVAL geprägt haben,
unserem Team für die beständige Motivation,
Leidenschaft und die nicht enden wollende
Einsatzbereitschaft
und Kirsten Niehuus, Elmar Giglinger, Peter
Dinges, Frank Völkert, Christine Berg und dem
Präsidium der FFA für ihre wirklich großartige
Unterstützung.
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DAS TEAM DES DEUTSCHEN FILMPREIS 2015
Veranstalter,
Auftraggeber
Der DEUTSCHE
FILMPREIS ist eine
Veranstaltung
der Deutschen
Filmakademie in
Zusammenarbeit
mit der Beauftragten der Bundesregierung für
Kultur und Medien,
produziert von der
DFA Produktion
GmbH.
Deutsche Filmakademie e. V.
Präsidentin:
Iris Berben
Vorstandsvorsitzende:
Benjamin Herrmann,
Philipp Weinges
Geschäftsführung:
Alfred Holighaus,
Anne Leppin
Team:
Jule Bartram,
Sophia Beck,
Katja Hevemeyer,
Stephan Pless,
Tanja Reddan,
Jasmin Rolli,
Thomas Spitzer,
Johanna Graen
BKM / Filmreferat K35:
Ulrike Schauz,
Verena Kaufmann
Pressereferent BKM:
Hagen Philipp Wolf
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Moderation
Jan Josef Liefers
Künstlerische
Leitung
Markus Goller
Produzentin
Claudia Loewe
Producerin
Marion Gaedicke
Produktionsleitung
MBTV Produktions GmbH
Carsten F. Lehmann,
Julia Haupt
Koordination
Partner und
Sponsoren
Verena Herfurth
Produktionskoordination
Dodo Hufschmidt
Betreuung
Nominierte
Rosh Khodabakhsh,
Cora Thielen
Aufnahmeleitung
Kai Fiedler, Katharina
Knieling, Stephan Stöcker,
Stella Thieß
Koordination
Zuspieler
Judith Riechert,
Mareike Manecke
Regie
Utz Weber
Autoren
Adriana Altaras, Heinrich
Hadding, Jakob Lundt,
Dr. Christof Mannschreck
Zuspieler
THE SCREENERS
Arnd von Rabenau,
Sascha Crone
On Air Design
Stefan Stöckle
Bühnen- und
Mediendesign
Mediastyles GmbH
Dirk Behrendt
Lichtsetzender
Kameramann
Jerry Appelt Lichtdesign
Bildmischerin
Dagmar Zeunert
Titelmusik
Loy Wesselburg,
Bernhard Eichner
Einspielung
Titelmusik
Berliner Philharmoniker
unter der Leitung
von Sir Simon Rattle
Musikalische
Begleitung
Deutsches Filmorchester
Babelsberg
Dirigent: Tobias Kremer
Akademix – die Band der
Deutschen Filmakademie
Ali N. Askin, Michael
Beckmann, Jochen
Schmidt-Hambrock
Helmut Zerlett,
Christoph Zirngibl
Musikalische
Koordination
Ali N. Askin
Arrangeur
Tilo Heinrich
Sprecher
Michael Lott
Produktionsassistenz
Merle Kreuzaler, Nora
Markwald, Barbara Miersch
Regieassistenz
Stefanie Herrmannsdörfer
Redaktion
Mareike Manecke,
Kim Doyen
Kostümbild
Ramona Klinikowski
Make-up und Haare
Guerlain, Shan Rahimkhan
Technische Leitung
Christian Buschhoff
Dekobau
Drei D Medien Service GmbH
Oliver Eitner
Video-, Ton- und
Lichttechnik
Cape Cross Studio- und
Filmlichtgesellschaft GmbH
Thomas Brügge
Gästemanagement
Doris Edwards,
Patrick Hanbaba
entertainmentcom GmbH
Marc Winter
Hostessen
Cinnamon GmbH,
Linda Starke
PR
JUST PUBLICITY GmbH
Anja Oster, Doreen
Zimmermann, Regine
Baschny, Margit Dörner
Online Marketing,
Social Media
Gerold Marks
Druckerzeugnisse,
Internet
e27 Berlin, www.e27.com
Notar
Hellmut Sieglerschmidt
Sendepartner
ZDF
Gesamtleitung:
Dr. Oliver Heidemann
Executive Producer:
Stefan Bayerl
Redaktion:
Susanne Krummacher
Leiter Produktion Show:
Till Hoffmann
Produktionsleitung:
Nadja Kemari
Location
Palais am Funkturm,
Messe Berlin
Belinda Euen,
Detlef Meyer zu Heringdorf,
Kathleen Kolm
LOLA Party
Jennifer Michaels
Ausstattung: FUTURECOM
Michael Ecker
Auf dem Weg
zur LOLA
Deutsche Filmakademie e. V.
Projektkoordination:
Judith Riechert
81
dR e qeu i sl i t ie n k F uan d tu s eB esr l si n eO H nG
www.delikatessen.tv
WIR DANKEN
UNSEREN PARTNERN
83
PARTY DANK PARTNERN
D
as Kernstück des Veranstaltungsortes, das
Palais am Funkturm, ist der Grund für die
Rückkehr zu unserer altbewährten, liebgewonnenen Location. Ein überaus charmanter Ort, an
dem es sich bestens feiern lässt. Ob in einer lauen
Sommernacht unter freiem Himmel, wo sich die
Gäste um den Brunnen tummeln oder bei Regen
im Palais, wo sich die Gäste auf beiden Ebenen
verteilen und das Treiben auf der Tanzfläche von
oben beobachten – es wird in jedem Fall ein Fest
für den Film.
Die Berliner Veranstaltungsexpertin Jennifer
Michaels hat dem Filmpreis ein Konzept gestrickt,
das verspricht, den Abend kurzweilig und
spannend zu gestalten und dabei möglichst viele
Berliner Lokalmatadore einzubeziehen. Für das
leibliche Wohl sorgen verschiedene Gastronomen,
die in ihrer Buntheit die Vielfalt Berlins wiederspiegeln, ob klassisch, streetfood, vegan oder
vegetarisch.
Wie in den Vorjahren haben wir mit Futurecom
84
einen Partner an unserer Seite, der dafür sorgt,
dass die Ausstattung stilgerecht und angenehm
ist. Die i-Tüpfelchen setzt der Berliner Requisitenfundus Delikatessen, der das Interieur im denkmalgeschützten Palais mit seinen Fundstücken
festlich schmückt.
Das Restaurant Mutzenbacher bringt seine
stylisch alpenländische Einrichtung und vor allem
seine charmante, typisch österreichische Küche
mit.
Die legendären Kreationen von Mr. Hai machen
das Kabuki zur ersten Adresse der Stadt, wenn es
um echte Sushi-Spezialitäten geht. Mr Hai präsentiert den Gästen Sushi und asiatische Rolls.
Zino bringt einen original Tepaniaki Meister und
serviert Tepaniaki Gemüse frisch vom Grill. Die
Berliner Currywurst gibt es vom Foodtruck im
Außenbereich. Ein weiterer Foodtruck von Veganz
und der Wilden Küche verwöhnt mit veganer Kost.
Tafelgold übernimmt das Catering des Vorempfangs und wird in seinem Restaurant im 1. Stock
Leckereien aus Deutschland anbieten.
Vielfältige Getränkepartner unterstützen uns
großzügig und bieten den Gästen eine große
Bandbreite an Getränken, so dass jeder auf seine
Kosten kommen wird.
Bossner präsentiert Ihnen seine umfangreiche
Kollektion an exklusiven Cigarren für die Liebhaber klassischer Formate und auch Pretiosen für
den anspruchsvollen Aficionado.
Unsere Premiumpartner BMW und JaegerLeCoultre stellen eine Lounge und schenken dort
Champagner aus.
Für die passende Clubatmosphäre mit der richtigen Musik sorgen die Party People des AVENUE
Club.
Wir freuen uns mit Ihnen auf ein rauschendes
Fest, bei dem gefeiert und getanzt wird!
®
VEGAN * VEGETARISCH
Küche
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WIR DANKEN UNSEREN SPONSOREN
86
FILM | TV | SHOW | EVENT | SPORT
CAPE CROSS:
SETZT MASSSTÄBE IN TECHNISCHER PLANUNG
UND REALISIERUNG.
PRODUKTIONSSERVICE
FRAMEWORK
KAMERA GRIP
POSTPRODUKTIONSSERVICE
Planung | Licht | Rigging
Bühnentechnik | Branding
Kräne | Remote Heads | Dollys
Bild | Ton
Cape Cross Studio- und Filmlichtgesellschaft mbH | Schanzenstr. 1 | D-51063 Köln | +49 221 671159-0 | [email protected] | www.capecross.de
IMPRESSUM
HERAUSGEBER
DFA Produktion GmbH
Köthener Straße 44
10963 Berlin
Claudia Loewe
CHEFREDAKTION
Alfred Holighaus (V.i.S.d.P)
TEXTE
Alfred Holighaus, Oliver Baumgarten
PRODUKTION
Verena Herfurth
LAYOUT / GESTALTUNG
e27 Berlin, Peter Specht
88
Abdruck der Texte nur nach vorheriger
Genehmigung und mit Quellenhinweis
»DEUTSCHE FILMAKADEMIE / DEUTSCHER
FILMPREIS 2015«
Diese Broschüre ist ein Produkt der
Deutschen Filmakademie e. V., herausgegeben
von der DFA Produktion GmbH.
DEUTSCHE FILMAKADEMIE