Frauenbilder in Game of Thrones

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Frauenbilder in Game of Thrones
Frauenbilder in Game of Thrones VORWISSENSCHAFTLICHE ARBEIT aus dem Fachbereich
DEUTSCH Verfasst von:
Adelina-Maria Nita
Betreuer:
Mag. Rainer Gerald
Angefertigt an der Bildungseinrichtung:
Europagymnasium Auhof, Aubrunnerweg 4, 4040 Linz
Gallneukirchen, Februar 2016
Abstract
Meine Arbeit beschäftigt sich mit der Darstellung weiblicher Figuren in der Fernsehserie
Game of Thrones, die auf der Romanvorlage A Song of Ice and Fire des Autors George R.R.
Martin basiert.
Die Präsentation der Frauenfiguren, in der an das mediävale Europa angelehnten Welt von
Westeros, stellt den kontroversesten Aspekt der Serie dar. Nach einem kurzen Blick auf einige
allgemeine Informationen, wie Erzählstrategien und Entstehungsgeschichte, analysiere ich die
Position der Frau in einer patriarchalen Gesellschaft und beschäftige mich mit Aspekten wie
Prostitution und Frauenhäuser, Vergewaltigung und weibliche Archetypen.
Des Weiteren setzte ich mich mit teils sehr kritischen Ansichten auseinander und beschreibe
die Schwierigkeiten einer medialen Adaption. Abschließend widme ich mich Arya Stark und
Daenerys Targaryen, zwei der prägendsten weiblichen Akteure in Game of Thrones.
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Frauenbilder in Game of Thrones
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung ..................................................................................................................................... 4 2 Game of Thrones........................................................................................................................ 5 2.1 Das Intro .................................................................................................................................... 6 2.1.1 Eine mechanische Fantasiewelt................................................................................... 6 2.1.2 Von Königsmund bis nach Meereen ........................................................................... 6 2.1.3 Hirsche und Drachen ...................................................................................................... 6 3 Die Welt von Game of Thrones............................................................................................... 7 3.1 Idealismus als Hindernis ....................................................................................................... 7 3.2 Erzählstrategien....................................................................................................................... 7 3.3 Entstehungsgeschichte.................................................................................................... 8 4 Frauen in Game of Thrones................................................................................................... 10 4.1 Sex und Gewalt in der Serie .......................................................................................... 11 4.1.1 Vergewaltigungen .................................................................................................... 13 4.1.2 Frauenhäuser und Prostitution .................................................................................. 16 4.2 Unabhängiges Handeln und Handeln für andere .......................................................... 18 4.3 Weibliche Archetypen .......................................................................................................... 20 5 Analyse und Interpretation einzelner Charaktere ............................................................ 23 5.1 Ayra Stark .......................................................................................................................... 23 5.1.1 Das Erwachen ........................................................................................................... 23 5.1.2 „Handarbeit“............................................................................................................. 24 5.1.3 Eine Evolution........................................................................................................... 25 5.2 Daenerys Targaryen ........................................................................................................ 27 5.2.1 Mother of Dragons ................................................................................................... 28 5.2.2 Eine Spielfigur........................................................................................................... 28 5.2.3 Daenerys Stormborn ..................................................................................................... 29 5.2.4 Eine wahre Königin.................................................................................................. 30 6 Zusammenfassung und Fazit .................................................................................................... 31 7 Literaturverzeichnis ................................................................................................................ 32 8 Eidesstaatliche Erklärung...................................................................................................... 34 3
Frauenbilder in Game of Thrones
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Einleitung
Fantastische Welten, unglaubliche Abenteuer und Charaktere, über die man sich stundenlang
unterhalten könnte - meine Leidenschaft für gute Geschichten habe ich bereits in meiner
Kindheit entdeckt. Gepaart mit meiner Faszination für Theater, Film und dramaturgische
Umsetzungen, hatte ich mein Thema für die Vorwissenschaftliche Arbeit bald gefunden.
Game of Thrones begleitet mich nun schon mehrere Jahre und ist, wie ich meine, zu Recht die
erfolgreichste TV-Serie des 21. Jahrhunderts, basierend auf der mehrteiligen Romanvorlage A
Song of Ice and Fire von George R.R. Martin. Vor allem die Repräsentation der
Frauenfiguren sticht einem sofort ins Auge und stellt auch den kontroversesten Aspekt der
Serie dar, weswegen ich beschlossen habe mich diesem in meiner Arbeit zu widmen.
Die Welt von Westeros ist an ein mediävales Europa angelehnt, in der Frauen als Ware
gehandelt werden, derer sich Männer vollends bemächtigen können. Nach einem Exkurs zu
allgemeinen Informationen wie Erzählstrategien, Entstehungsgeschichte und einer kurzen
Analyse des Intros, beschäftige ich mich in meiner Arbeit mit der Stellung der Frau in dieser
patriarchalen Gesellschaft, Schwierigkeiten der medialen Adaption einer Romanvorlage sowie
deren Konsequenzen und schließlich der Frage, ob Game of Thrones‘ Frauen nur ein Echo
eines feministischen Bildes darstellen, oder tatsächlich aus den Fängen einer von Männern
regierten Welt ausbrechen können.
Ich blicke näher auf den Aspekt von Sex und Gewalt, Vergewaltigungen, Frauenhäuser und
Prostitution, dem Einfluss der männlichen Figuren auf die Interaktion der Frauenfiguren und
weibliche Archetypen, sowie deren Zusammenhang mit den Charakteren der Serie. Ich
vergleiche kritische Ansichten miteinander, beleuchte einige Entscheidungen der Adaption
und stelle mich der Frage, ob es die Aufgabe einer fiktiven Welt ist moralische Aspekte
realistisch wiederzugeben.
Zum Schluss analysiere ich zwei der prägendsten weiblichen Figuren der Serie, Arya Stark
und Daenerys Targaryen, betrachte ihre individuellen Evolutionen und die Konformität ihrer
Archetypen, beziehungsweise ob sie es schaffen diese abzulegen und ihre Feminität, die in
Westeros als unglaubliche Schwäche und Verwundbarkeit betrachtet wird, vorteilhaft
einzusetzen.
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Frauenbilder in Game of Thrones
In der Zusammenfassung am Ende meiner Arbeit finden sich noch einige persönliche
Eindrücke und eine Prolepse auf das weitere Schicksal von Game of Thrones.
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Game of Thrones
Game of Thrones ist eine Fernsehserie basierend auf der Fantasy-Saga A Song of Ice and Fire
von
George
R.R.
Martin,
die
seit
2011
von
dem
US-amerikanischen
Fernsehprogrammanbieter HBO produziert wird. Jede Staffel gliedert sich in 10 Episoden mit
einer Laufzeit von jeweils 50-67 Minuten.
Die digital animierten Drachen und Riesentempel mögen den ersten Zauber auf die Zuschauer
ausüben, die wahre Faszination allerdings kommt mit den realistischen Schauplätzen, wie den
Gletschertäler Islands und den Mauern und Gärten Dubrovniks. Um diese mächtigen
Landschaften für das Fernsehpublikum zugänglich zu machen, ist vor allem Vorbereitung,
Sorgfalt und eine lange Drehzeit notwendig. (vgl. Kilb, 2014)
„When you play the Game of Thrones, you win or you die, there is no middle ground“, so
Cersei Lannister, eine der zentralen Figuren der Serie in der siebten Episode der ersten
Staffel. Damit spricht sie die Essenz dieses Epos an, in dem die Charaktere skrupellos
ermordet werden, der Mensch mit all seiner Komplexität, seinen Beziehungen, und die - von
Geburt an vorherbestimmten - Verstrickungen mit seinem Umfeld, im Mittelpunkt stehen.
(vgl. Schwartz, 2015)
Auch wenn Game of Thrones gern in das Fantasy-Genre eingeordnet wird, so handelt es sich
hier viel mehr um sogenannte Realpolitik-Fantasy, wie es der Rolling Stone ausdrückt. Die
klassische Schwarzweißmalerei ist hier fehl am Platz, da Martin nicht den Kampf des „Guten“
gegen das „Böse“ in den Mittelpunkt stellt. Er spielt viel mehr mit dem Leben an sich, den
Höhen und Tiefen und der Tatsache, dass man nie weiß, was morgen geschieht. (vgl. Bodmer,
2014)
Durch die zugänglichen Charaktere stellt Game of Thrones eine der erfolgreichsten Serien des
21. Jahrhunderts dar. Sie bringt ihre Zuschauer durch sehr explizite Szenen oft an ihre
Grenzen, und nicht selten fragt man sich, wie man selbst in etwaigen Situationen handeln
würde. Dabei erahnt man bereits, dass die bittere Moral der Selbstverwirklichung und das
skrupellose Spiel um Macht nicht in einer fiktiven Welt spielt, sondern die unsere
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Frauenbilder in Game of Thrones
widerspiegelt. Schließlich hat jede Art von Fiktion ihre Wurzeln in der Realität. (vgl. Caro,
2015)
2.1 Das Intro
Die Titelsequenz von Game of Thrones stellt nicht nur die aktuellen Schauplätze dar, sondern
erzählt auch etwas über die Hintergrundgeschichte der Serie. Die Titelmelodie steigert weiters
die Spannung auf kommende Veränderungen und Tode in der unberechenbaren Welt von
Westeros. (vgl. Madman, 2014)
2.1.1 Eine mechanische Fantasiewelt
Das mechanische Design dieser Sequenz soll die Zeit, in der sie spielt, repräsentirern. So
bemühte sich Angus Wall, der Leiter der Firma Elastic, Referenzen zu den Maschinen des
Leonardo Da Vincis zu kreieren. Das Intro basiert auf einer dreidimensionalen Karte, deren
Hintergrund beleuchtet wurde. Die vielen zusammenwirkenden Zahnräder und Schrauben
seien selbstverständlich auch eine Metapher für die komplizierte Funktionsweise der
mächtigen Familien von Westeros, so Wall in einem weiteren Interview. (vgl. Madman, 2014)
2.1.2 Von Königsmund bis nach Meereen
Die dreidimensionale Karte ist auf der Innenseite eine Sphäre, deren Mitte eine von gravierten
Ringen umkreiste Sonne darstellt. Hier beginnt die Sequenz, deren erstes Ziel immer das
Kapitol, der Königsmund ist. Nun schrauben sich dessen mächtige Gebäude in die Höhe, was
die Komplexität der Serie widerspiegelt. Nach dem Kapitol, folgen meist Winterfell und die
Mauer, weitere Schauplätze variieren je nach Episode. (vgl. Madman, 2014)
2.1.3 Hirsche und Drachen
Drei Wendepunkte in der Hintergrundgeschichte von Game of Thrones werden durch
Aufnahmen der Sonne und Bänder ergänzt. Im Intro vor dem Königsmund findet sich die
erste Gravur, die den Doom of Valyria zeigt: Ein ausbrechender Vulkan, eine in Flammen
stehende Stadt - ein Drache, der alles beobachtet und in ein Boot flüchtende Menschen. Als
nächster Wendepunkt wird Robert Baratheons Rebellion behandelt, diesmal in Winterfell, wo
ein Schattenwolf (Zeichen des Haus Stark), ein Hirsch (Zeichen des Haus Baratheon) und ein
Löwe (Zeichen des Haus Lannister) einen gigantischen Drachen (Zeichen des Haus
Targaryen) attackieren. Nach Besichtigung der Schauplätze auf Essos wird man zur Gravur
zurückgeführt, die nun die sich verneigenden Häuser vor dem Hirsch der Baratheons zeigt.
Dieses Bild stellt den Übergang zur Gegenwart dar, ein König der Baratheons sitzt nun auf
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Frauenbilder in Game of Thrones
dem Eisernen Thron. Abschließend sieht man noch das Logo der Serie, das von den Tieren
der jeweiligen Häuser eingerahmt wird. (vgl. Madman, 2014)
3
Die Welt von Game of Thrones
Sex, Macht, Gewalt und Intrigen - dies sind die zentralen Themen in der teuersten
Fernsehserie aller Zeiten. In einer Welt, in der man sich nie seiner sicher sein kann, ist vor
allem eines gefragt: Stahlharte Ausdauer.
Es ist der Kampf eines geschlossenen Universums: Unbezwingbar geglaubte Reiche fallen,
neue wachsen und diese angsteinflößende Welt wird immer gefährlicher, gewaltiger - es spielt
jeder gegen jeden, und in erster Linie geht es um das eigene Überleben. (vgl. Caro, 2015)
3.1 Idealismus als Hindernis
A Song of Ice and Fire spielt mit seinen eigenen Regeln und fragt nicht selten nach
moralphilosophischen Richtlinien in diesem politischen Spiel um Ruhm und Macht. Im
Zentrum dieser imaginären, an das europäische Mittelalter des 15. Jahrhunderts angelehnten
Welt, kämpfen die beiden Herrschaftshäuser Lannister und Stark um die Vormachtstellung.
Interessant ist auch die Anlehnung an die Rosenkriege Englands im 15. Jahrhundert, als die
Lancasters mit den Yorks rivalisierten. (vgl. Schwartz, 2015)
Loyalität und Tugend sind hier fehl am Platz und können einem schnell zum Verhängnis
werden. Im fiktiven Westeros wird bald die Eiszeit regieren, im Osten herrschen Reitervölker
und Sklavenhändler und eine gigantische, aus Eis kreierte Mauer muss bewacht werden,
damit keine Wildlinge oder Weiße Wanderer einfallen. (vgl. Schwartz, 2015)
3.2 Erzählstrategien
Die ineinander verstrickten Handlungsstränge und verborgenen Beweggründe könnten aus
Shakespeares Feder stammen. Die sich stets wandelnden Charaktere und der bedeutungslose
Kampf zwischen „Gut“ und „Böse“ stehen im Mittelpunkt. Martin bedient sich des Prinzips
der Eskalation: Der Sex wird immer wilder, die Gewalt immer unerträglicher. Bereits zu
Beginn der Serie wird man mit Inzest und der Hinrichtung eines Deserteurs konfrontiert 7
Frauenbilder in Game of Thrones
beides ein schüchterner Auftakt, verglichen mit der weiteren Entwicklung der Serie. (vgl.
Caro, 2015)
Einen der wichtigsten Punkte stellt auch die dramaturgische Geschlossenheit dar: Die Figuren
mögen zwar etliche Kontinente durchqueren, letztendlich aber geht es ihnen um das
Wichtigste im Leben: Die Familie. Väter, Töchter, Söhne, Mütter, die sich mal lieben, mal
hassen, Sehnsüchte eines jeden Menschen werden etabliert, es handelt sich hierbei mehr um
Shakespeare als Homer. Die ständig wechselnde Erzählperspektive macht es dem Zuschauer
möglich sich in unterschiedliche Charaktere hineinzuversetzen. (vgl. Kilb, 2014)
„Gut und Böse sind nicht hollywoodmäßig nach links und rechts sortiert, sondern in jeder
einzelnen Figur vermischt.“ (Kilb, 2014)
Vor allem aber die Zugänglichkeit der Figuren spricht für sich. Man kann sich mit ihnen
identifizieren, ihre Probleme sind nachvollziehbar. Außerdem werden uns bekannte Themen
angesprochen, wie z.B. der Klimawandel, der in Game of Thrones als der eisige Winter
bekannt ist, der sie alle bald ereilen wird. (vgl. Bodmer, 2014)
Ein weiterer, sehr interessanter Punkt stellt die Namensgebung dar, die leider in der
Übersetzung oft verloren geht. Die deutsche Romanversion besagt, dass ein Recke namens
Stark der Herr von Winterfell sei. Die englische Version ist nicht nur origineller, sondern viel
passender, schließlich bedeutet stark starr und schroff, was die tugendhafte Sippe viel besser
beschreibt, die dort lebt wo der Winter fell ist, was so viel bedeutet wie tödlich und grausam.
(vgl. Bodmer, 2014)
3.3
Entstehungsgeschichte
George R.R. Martin war bereits ein erfolgreicher Fantasy-, Science Fiction-, und
Drehbuchautor, bevor er an A Song of Ice and Fire zu arbeiten begann. (vgl. TAnthony, 2015)
Aufgrund der Tatsache, seine ausschweifenden Drehbücher, und somit mitwirkende
Charaktere und Kampfszenen wegen Episodenlängen und Budgetfragen kürzen zu müssen,
widmete er sich Anfang der 1990-Jahre wieder stärker dem Schreiben von Büchern. Sein
Traum war es ähnlich wie J.R.R. Tolkien eine epische Fantasiewelt zu erschaffen. (vgl.
TAnthony, 2015)
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Frauenbilder in Game of Thrones
Schließlich veröffentlichte Martin den ersten Band seiner Serie A Song of Ice and Fire im
August 1996. Er erkannte jedoch bald, dass er mit einer Trilogie seinen Anforderungen nicht
gerecht werden konnte und beschloss die Buchreihe auf sieben Bände auszudehnen. Mit der
stark
ansteigenden
Beliebtheit
der
Buchserie
schlug
der
US-amerikanische
Fernsehprogrammanbieter HBO 2007 erstmals eine TV-Adaption vor. 2009 wurde eine
Pilotenepisode gedreht und 2010 die Bestätigung für die Dreharbeiten der 1. Staffel
bekanntgegeben. 2011 wurde die Serie mit dem Titel Game of Thrones erstmals ausgestrahlt
und man sprach bereits von der Produktion einer 2. Staffel. Nach dem Ende der 1. Staffel
erhielt die Serie 13 Emmy Award Nominierungen, eine davon galt Peter Dinklage als
Outstanding Supporting Actor in a Drama Series für seine Darstellung des Tyrion Lannisters.
Weiters bestätigte HBO 2012 die Dreharbeiten für eine 3. Staffel. Aufgrund des vielen
Materials von George R.R. Martin begann man bereits nach Ausstrahlung der 3. Staffel mit
der Produktion von Staffel 4. Die Ausstrahlung der 5. Staffel am 12. April 2015 stellte mit 8
Millionen Zuschauern weltweit einen neuen Rekord für Game Of Thrones auf, und auch die 6.
Staffel dürfte wieder Millionen Fans an die Fernsehbildschirme fesseln, nicht zuletzt aufgrund
des mysteriösen Verbleibs eines gewissen Jon Snow. (vgl. TAnthony, 2015)
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Frauenbilder in Game of Thrones
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Frauen in Game of Thrones
Die Darstellung der weiblichen Charaktere in Game of Thrones stellt eines der meist
diskutierten Themen unserer Popkultur dar. Hierbei gehen die Meinungen weit auseinander
und bieten genügend Raum für Diskussionen. Die Serie wird beispielsweise oftmals aufgrund
expliziter Sexszenen und einer vermeintlichen Unterwerfung der Frau kritisiert.
„The question is, is „Game of Thrones“ presenting a feminist statement? Or is it
just pandering to men with its degraded, underdressed prostitutes in increasingly
sensationalized scenes?“ (Frankel, 2014, 1),
schreibt beispielsweise die Autorin Valerie Estelle Frankel. Dabei stellt sich vielmehr die
Frage, ob es die Pflicht von Kunst ist, einen feministischen Standpunkt wiederzugeben, oder
ob es sich hierbei vielmehr um tolerable Fiktion handelt. Schauspielerin Emilia Clarke, die in
der Serie die Drachenmutter Daenerys Targaryen verkörpert, spricht von einer Welt, die nicht
die heutige widerspiegle. Es sei eine Zeit, in der Frauen von Gleichberechtigung weit entfernt
gewesen wären und schaue man sich Entwicklungen und Leistungen der weiblichen
Charaktere aus dieser Perspektive an, so seien diese definitiv inspirierend. (vgl. Keveny,
2012)
Somit wäre die Theorie in Game of Thrones simpel: Männer regieren, Frauen nicht.
Nichstdestotrotz haben die Adelsfrauen aus Westeros Möglichkeiten, die jenen in
benachteiligteren Schichten verwährt bleibt. Deren einzige Option bleibt dadurch nur noch
der Verkauf ihrer Körper, um somit ihr Überleben zu sichern. Diesem imaginären Universum
wird dadurch ein gewisses menschliches Gesicht verliehen und erinnert uns an die Schrecken,
die gewisse Risiken mit sich ziehen. Gleichzeitig wird dadurch die Unsicherheit in einer
brutalen, historischen Welt widergespiegelt. (vgl. Castor, 2014)
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Frauenbilder in Game of Thrones
Aller
Kritiken
zum
Trotz,
wird
Martin
besonders
für
die
Erschaffung
seiner
dreidimensionalen, weiblichen Figuren gepriesen und sieht sich selbt als Feminist. Michelle
Fairley (Catelyn Stark) empfindet die Frauen nicht als Opfer, vielmehr würden sie über die
Kontrolle ihrer Schicksale verfügen. (vgl. Keveny, 2012)
„There is a lot of sex in it because that’s the nature of the world they live in,
the time they live in, which could be said about today and the way women in
the media use their sexuality to further their careers. But if they’re the ones
controlling it and guiding it, is that sexist?“ [Keveny, 2012]
Game of Thrones widmet seinen Frauenfiguren Zeit um sich zu entfalten und zu entwickeln,
um somit über ihre Archetypen hinauszuwachsen. Cersei Lannister verkörpert zu Beginn eine
eiskalte wie auch schöne Königin, der man schließlich doch mit Respekt begegnet, weil man
Zeuge ihrer schwächsten Momente wird. Weiblichkeit wird als etwas Starkes dargestellt und
die Rolle der selbstbewussten Frau vielseitig interpretiert. (vgl. Ludwig, 2015)
4.1
Sex und Gewalt in der Serie
Die von HBO produzierten Sendungen, besonders jene mit historischem Hintergrund, sind
bekannt für ihre Freizügigkeit und expliziten Sexszenen, daher sollte die Umsetzung von A
Song of Ice and Fire keine große Überraschung darstellen. Der Kritiker Basil Glynn
beschreibt die von HBO produzierten Sendungen folgendermaßen (vgl. Frankel, 2014, 5):
„They are populated by dehistoricized male characters who have magnificent
bodies, engage om energetic sex and commit brutal and spectacular violence.
They present the erotic spectacle of female bodies being sexually abused and
the violent spectacle of male bodies being physically abused.“ (Glynn, 2012)
Im Falle von Game of Thrones werden Sex und Gewalt verknüpft, und meist als etwas
angenehm Erregendes präsentiert. Folglich wird aus Folter etwas sexuelles, auch wenn es
nicht beabsichtigt ist. Oft werden die Frauen kontrolliert und unterjocht, bevor sie getötet
werden. So zum Beispiel in Folge sechs der dritten Staffel als die Prostituierte Ros an ein Bett
gefesselt wird und durch einen von Joffrey Baratheons Pfeilen den Tod findet. (vgl. Frankel,
2014, 5)
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Frauenbilder in Game of Thrones
Als Zuschauer stellt man sich somit eine generelle Frage: Ist die exzessive Gewalt gegenüber
Frauen auf dem Bildschirm wirklich notwendig? Will man dadurch Aufmerksamkeit erregen
und Quoten erzielen? Wie würde man auf die gleiche Art von Gewalt reagieren, wenn sie
vordergründig männliche Charaktere zum Opfer hätte?
Im Mittelpunkt der meisten Szenen in der ersten Staffel von Game of Thrones stehen
Prostituierte. Somit umfasst die Kritik gegenüber dieser Staffel hauptsächlich diese nackt
dargestellten Frauen, die vermeintlicherweise die Entwicklung der Geschichte behinderten
und somit unnötig für die Serie wären, schreibt Frankel. Dabei ist gerade die Umsetzung, für
die HBO bekannt ist, einer der Gründe warum George R.R. Martin eine Kooperation mit den
Produzenten David Benioff und D.B. Weiss anstrebte.
„I wanted to keep the sex.“ [Hibberd, 2011] Helfen die nackten Frauen im Königsmund nun
bei der Erzählung einer großartigen Geschichte, oder sind sie nutzlos? (vgl. Frankel, 2014, 6)
Nun ist allgemein bekannt, dass die Produzenten der Serie gewisse Szenen verändert,
bzw. Charaktere erfunden haben um den sexuellen Missbrauch zu intensivieren oder die
Monströsität einiger Charaktere zu unterstreichen. Zu Beginn der Serie wird oft auf
sogenannte Sexpository - Szenen fokussiert, deren Mittelpunkt die alleinige Darstellung
nackter Frauenkörper darstellt. Ein prägnantes Beispiel hierfür findet sich in der ersten
Staffel wieder, als Petyr Baelish, Besitzer des größten Frauenhauses im Kapitol, zwei
seiner Prostituierten in seinem Bordell anleitet wie man einen Mann verführt. (vgl.
Frankel, 2014, 7 und Orr, 2015)
Diese Szene lenkt den Fokus auf die Präsentation nackter, vermeintlich williger Frauen,
die in der brutalen Welt von Westeros kein Mitspracherecht besitzen. Fakt ist dennoch,
dass George R.R. Martin eine authentische, mediävale Welt darstellen wollte, abseits
der fantastischen Elemente, die sich ebenfalls in seiner Arbeit wiederfinden. Die
Schwachen wurden bzw. werden von den Starken ausgenutzt, somit üben auch Männer
Macht über Frauen aus, was sich auch in sexueller Weise äußert. Der Kritiker Scott
Meslow beteuert zudem (vgl. Orr, 2015):
„Game of Thrones is set in a world in which sex is the primary means by which
women can assert their power…it’s by design that virtually all the women in the
series can be divided into two categories: noblewomen and prositutes. For
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Frauenbilder in Game of Thrones
women without money or a bloddline to protect them, sex is the greatest means
of survival.“ (Meslow, 2011)
Zudem ist das Fernsehen ein viel direkteres Medium als das geschriebene Wort, und zu
Verfilmungen von Buchserien gehört auch wichtige Entscheidungen zu treffen. Da viele
der schrecklichen Ereignisse essentiell für die Geschichte und die Entwicklung der
Charaktere sind, mussten die Produzenten während des Kondensierens der Buchvorlage
den allgemeinen Anteil von Horror erhöhen. So mögen zwei grauenhafte Ereignisse
hunderte von Seiten voneinander entfernt sein, sich aber in der selben Episode
wiederfinden. Gräueltaten auf dem Bildschrim zu sehen ist definitiv eine andere
Erfahrung, als nur von ihnen zu lesen. (vgl. Orr, 2015)
Meiner Meinung nach bietet Game of Thrones weit mehr als explizite Sexszenen. Es ist
eine abenteuerliche Geschichte voller Intrigen und Machtspiele, die die Zuschauer zu
fesseln weiß. Natürlich gibt es kritische Punkte wie z.B.: Die grauenhafte Ermordung
Ros‘, letztendlich ist und bleibt es aber Fiktion.
4.1.1 Vergewaltigungen
Die regelmäßigen Misshandlungsversuche sowie Vergewaltigungen an sich, generieren
ebenso ein sehr kontroverses Thema. Diskussionen dazu hielten sich zunächst in Kreisen von
Kennern der Romanvorlage. Mit dem ansteigenden Erfolg der Serie jedoch ist dieses Sujet zu
einer allgemeinen Debatte geworden, da Vergewaltigungen heutzutage oft einen wichtigen
Handlungsstrang in einer TV-Serie darstellen. Kritiker von Game of Thrones befürchten
allerdings, dass sich Vergewaltigungen zu einer allgegenwärtigen und schockierenden
Routine entwickelt haben. (vgl. Frankel, 2014, 8 und Itzkoff, 2014)
Es exisitiert ein enormer Anteil an Gewalt gegenüber Frauen in A Song of Ice and Fire und
die Darstellung dieser omnipresenten Gefahr ist einheitlich negativ. Sexuelle Gewalt und
Misshandlungen von vermeintlichen Beschützern, sowie Fremden sind eine konstante
Bedrohung für weibliche Charaktere. Robert Baratheon gibt die Schuld an der
Vergewaltigung Cerseis dem Alkohol; Sansa, Arya und Brienne werden alle Opfer von
verbalen Drohungen sexueller Gewalt. Da dieser Umstand nur selten von den Frauen
angesprochen wird, spiegelt es die feste Verwurzelung dieser Tatsache in ihrer Kultur wider.
(vgl. Spector, 2012)
Für die Dothraki beispielsweise sind sexuelle Misshandlungen eine akzeptable Praxis. Als
Daenerys Zeuge der Vergewaltigung und Tötung eines einfachen Dorfmädchens wird, ist sie
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Frauenbilder in Game of Thrones
entsetzt. Sie fordert Schutz für das Mädchen, allerdings erfolglos. An der Lebensweise der
Dothraki wird einmal mehr der Wert einer Frau in der von Martin geschaffenen Welt etabliert.
Frauen repräsentieren somit den Inbegriff eines „Preises“, sie werden zu etwas Materiellem
degradiert, das man benutzen, entsorgen und von neuem anschaffen kann. (vgl. Frankel, 2014,
9)
Diejenigen, die nicht an einem bestimmten Punkt der Serie vergewaltigt werden, müssen mit
der allgegenwärtigen Gefahr einer sexuellen Degradation leben. Kritiker meinen, die sexuelle
Humilitation gegenüber Frauen würde andere Aspekte der Handlung verdrängen. Wie würden
wohl Männer auf eine Geschichte, deren Autor eine Frau ist und in beinahe jedem Kapitel ein
Mann misshandelt wird, reagieren?
Ich bin mir sicher, dieses Werk würde verdrängt werden und niemals auch nur annähernd an
den Erfolg von Game of Thrones anknüpfen können.(vgl. Brent, 2012, 168)
Vergewaltigungen als Mittel für das Etablieren einer Hintergrundgeschichte eines Charakters
zu verwenden, könne ebenfalls problematisch werden, da es den Charakter auf den bloßen
Akt der Vergewaltigung reduziere, und die Person an sich in den Hintergrund dränge.
Daenerys Vergewaltigung in der Pilotenfolge stelle eine der schwierigsten Veränderungen
dar. Die Eroberin wäre einst ein Opfer gewesen, ehe sie sich in ihren Schänder verliebte, so
Frankel. In einem Artikel geht Scott Meslow näher darauf ein. Er schreibt über die
Drachenmutter, sie wäre nackt begutachtet worden, danach wie ein Tier von ihrem Bruder
Viserys verkauft und schließlich von ihrem neuen Ehemann Khal Drogo vergewaltigt worden.
Es sei zu beachten, dass all der Sex in [Game of Thrones‘ erste Episode] einen Mann
beinhaltet, der eine Frau anal vergewaltige, während diese auf Händen und Füßen kniee. Der
Umgang mit den weiblichen Charakteren in Game of Thrones habe generell etwas
Animalisches an sich und Sex sei das stärkste Beispiel. (vgl. Frankel, 2014, 12 und Meslow,
2011)
Als Antwort auf etwaige Emails bezüglich dieses Themas, rechtfertigte sich George R.R.
Martin mit der Aussage, es sei seine Pflicht als Künstler die Wahrheit über geschichtliche
Ereignisse und die menschliche Natur widerzugeben (vgl. Itzkoff, 2014):
“Rape and sexual violence have been a part of every war ever fought, from the
ancient Sumerians to our present day. To omit them from a narrative centered on
war and power would have been fundamentally false and dishonest, and would
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Frauenbilder in Game of Thrones
have undermined one of the themes of the books: that the true horrors of human
history derive not from orcs and Dark Lords, but from ourselves.” [Itzkoff, 2014]
Michael Lombardo, Programmdirektor von HBO deklarierte, die Entscheidungen, die die
creative teams des Senders fällten, basierten auf ihrer eigenen Motivation und Sensibilität,
welche Ereignisse die Charaktere in der Sendung definieren würden. Bezüglich der Bücher
gibt es ebenfalls geteilte Meinungen: Manche Leser empfinden Martins Repräsentation als
Unterstreichung der Härte dieser Welt, andere kritisieren den allgemeinen Ton der
Beschreibung sexueller Szenen. (vgl. Itzkoff, 2014)
Sady Doyle, eine Essaistin beschreibt die Situation folgendermaßen:
“The ‘no means yes’ thing is there in the books.“ The sexualized punishments
are there. It’s in the text and it’s vital to the text. It’s something that comes up,
over and over again.” [Itzkoff, 2014]
Weiters fügt sie hinzu, man habe manchmal das Gefühl kein Kapitel lesen zu können,
ohne Zeuge einer furchtbaren Tat, meist gegenüber einer Frau, zu werden. Es diene
schlicht und allein dem Nachweis einer sehr dunklen und brutalen Welt. Martin
verteidigt seine Position indem er die Notwendigkeiten solcher Szenen beteuert (vgl.
Itzkoff, 2014):
“When the scene in question is a sex scene, some readers find that intensely
uncomfortable and that’s 10 times as true for scenes of sexual violence. But
that is as it should be. Certain scenes are meant to be uncomfortable,
disturbing, hard to read.” [Itzkoff, 2014]
Darüber hinaus verlangt die Adaption der Bücher die explizitere Ausführungen
bestimmter Szenen. Auch scheint es mir nicht möglich, die Moralvorstellungen in
einem fiktiven Werk wie Game of Thrones mit jenen der Realität gleichzusetzen.
Natürlich gibt es Überschneidungen, schließlich wurde die Serie an eine mediävale Welt
angelehnt, in der nicht das Gute gegen das Böse kämpft, sondern viel mehr die
Vielschichtigkeit eines Charakters im Mittelpunkt steht. Nichtsdestotrotz kann man als
Rezipient weder an eine Gleichstellung moralischer Werte appellieren, noch an eine
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Frauenbilder in Game of Thrones
vermeintlich „korrekte“ Darstellung sexueller Gewalt, denn diese existiert nicht. Die
Charaktere durchlaufen außerdem fiktive Entwicklungsstadien, die mit soviel Horror
und Ungerechtigkeiten ausgestattet sind, die in dieser Form unmöglich mit der Realität
vergleichbar sind.
Game of Thrones ist nicht die erste Serie, die solche Akte thematisiert, aufgrund ihres
immensen Erfolges erregt sie allerdings die meiste Aufmerksamkeit. Einige Szenen
mögen durchaus verstörend sein, was aber auch ihr Sinn und Zweck ist. Ihre Aufgabe
besteht nicht in einer akuraten Wiedergabe moralischer Wertvorstellungen, sondern
obliegt den Drehbuchautoren.
4.1.2 Frauenhäuser und Prostitution
„All desires are valid to a man with a full purse“ (Petyr Baelish, Episode 5, Staffel 1)
Dieses Zitat impliziert bereits den Wert einer Prostituierten in Westeros. Sie steht für die
Befriedigung der unkontrollierbaren, männlichen Lüste und wird jederzeit dafür eingesetzt. In
diesem Sinne werden sie oft als Belohnungen oder Preise gehandelt, was die Frauen
wiederum zu temporärer Ware degradiert.
„You’ve forgotten the most important thing about whores…you don’t buy them you only rent
them.“( Tyrion Lannister, Episode 8, Staffel 2)
Podrick Payne wird in Staffel 3 beispielsweise von Tyrion Lannister mit drei Prostituierten für
seine gute Arbeit als Knappe belohnt. In der zweiten Staffel erhält Joffrey Baratheon zwei
Prostituierte als „Geschenk“ und lässt sie sich gegenseitig töten um die Unwichtigkeit und
Ersetzbarkeit ihrer zu demonstrieren. Es gibt kein offizielles Gesetz gegen Prostitution und
die Führung von Frauenhäusern in Westeros, trotz der Missbilligung seitens der Gesellschaft.
Dies lässt sich auf die Tatsache zurückführen, dass sich die Frauenhäuser gut versteuern
lassen und somit eine angenehme Einnahmequelle darstellen. (vgl. wikia, 2015 und Frankel,
2014, 14f)
Autorin Priscilla Alexander beschreibt Prostitution als ein „für Feministinnen schwieriges
Thema“. Prostitution bedeute die Ausbeutung sowie Objektivierung der weiblichen
Sexualität. Die Gesetze gegen Prostitution und das Stigma, das der Sexarbeit auferlegt wurde,
16
Frauenbilder in Game of Thrones
würden alle Frauen daran hindern, ihre eigene Sexualität zu akzeptieren. (vgl. Alexander,
1996, 342)
„Costumes and personas are worn for the benefit of the man’s fantasy, not the
woman’s. As she fullfills his vision, she makes herself the object of his fantasies,
and thus she becomes objectified.(…) The prostitutes were rarely given complex
characterizations, often acting as one-dimensional examples of the fallen women“
(Frankel, 2014, 122 und Cummings, 2012)
Es gibt nur wenige Figuren in Game of Thrones, die nicht diesem Bild entsprechen. Das beste
Exampel hierfür wird von Sibel Kekilli dargestellt, Tyrions Liebhaberin Shae. Diese
mysteriöse Fremde scheint wahre Gefühle für ihren Liebhaber zu entwickeln und die
archetypische Negativität der Geliebten, die aus ihrem Körper Profit zu schlagen versucht,
abzulegen. Dennoch bleibt ihr wahrer Status unverändert: Sie kann jederzeit von den
Befehlshabern bedroht, gefoltert und getötet werden. (vgl. Frankel, 2014, 114f)
„The prostitute does not have the rights of a person; she is the sum of all types of feminine
slavery at once.“(Simone de Beauvoir, 2009)
Prostitution stellt die älteste Profession der Welt dar und war wichtiger Bestandteil des
Mittelalters. Im mediävalen Europa wurden Männer kaum für den Besuch von Frauenhäusern
kritisiert und nie beschuldigt, sich nicht beherrschen zu können. Prostitution wurde oft als
bewährtes Ventil für männliche Gelüste angesehen. (vgl. wikia, 2015)
Ein wichtiger Punkt, der in Game of Thrones möglicherweise vernachlässigt wird, ist die
Tatsache, dass die meisten Betroffenen keine andere Wahl hatten, als ihren Körper zu
verkaufen. Im Normalfall waren es verzweifelte Frauen am Rande der Gesellschaft, die sich
so ihr Überleben sicherten. Prostituierte waren selten angesehene Kurtisanen wie z.B.: Ros in
der ersten Staffel der Serie, die das Privileg hatten in einem hochwertigeren Frauenhaus zu
arbeiten, umgeben von gnädigeren Kunden. Statistisch gesehen waren die meisten „treibende“
Frauen ohne soziales Netzwerk, deren letzter Ausweg der Verkauf ihrer Selbst darstellte. (vgl.
wikia, 2015)
In Game of Thrones werden die Prostituierten in drei Klassen unterteilt:
− High class courtesans
− Brothel whores
17
Frauenbilder in Game of Thrones
− Street walkers
(wikia, 2015)
Historische Aufzeichnungen jedoch lenken den Fokus stark auf privilegiertere Kurtisanen, die
mit dem Adel interagierten. Die damaligen Beschreibungen erwähnen somit kaum die
miserablen, hungernden Frauen auf der Straße. Natürlich konnten sich einige von ihnen
großen Einfluss erarbeiten, jedoch waren die meisten keine glücklichen „Sexarbeiterinnen“.
(vgl. wikia, 2015)
Ähnlich wird auch in Game of Thrones eher auf den Adel gelenkt: Tyrion verbringt Zeit mit
den noblen Kurtisanen im besten Frauenhaus des Kapitols. Diese Tatsache mag die falsche
Annahme unterstreichen, dass die meisten Prostiutierten in Westeros ein angenehmes Leben
führen. Diese repräsentieren allerdings nur einen winzigen Anteil an Betroffenen. (vgl. wikia,
2015)
4.2 Unabhängiges Handeln und Handeln für andere
Valerie Frankel meint, ein weiteres Problem der weiblichen Charaktere wäre ihre Faszination
gegenüber den männlichen. Die meisten von ihnen würden nur zugunsten der Männer
handeln. Diese Frauenfiguren liebten nicht „nur“ eine andere Person, das Wohlbefinden
dieses anderen Charakters wäre der alleinige Grund für ihre Existenz und der einzige
Blickwinkel, der den Zuschauern auf die betroffenen Frauenfiguren gewährt würde. Die
meisten Konversationen wären mit oder über diese Person. Brienne wache über Renly, Jamie
und Catelyn, Catelyn wiederum pflegte Robb und Bran weit mehr als ihre anderen Kinder.
Handlungsstränge würden kreiert, um das Leben eines anderen Charakters zu affektieren, wie
es beispielsweise im Falle Ygrittes wäre: Sie mag ein Leben vor Jon Snow geführt haben, in
der Serie allerdings sieht man sie stets in seiner Gegenwart, oder in Gesprächen, die von ihm
handlen. Daraus resultierend, so meint Frankel, würden zu viele Frauenfiguren in der Serie
sowie den Büchern, eine wahre Obsession für die männlichen Figuren entwickeln. (vgl.
Frankel, 2014, 31)
Frankel hat in weitere Folge den Bechdel Test angewendet. Dieser wird als ein Indikator für
die aktive Präsenz weiblicher Figuren verwendet und soll auf die Gender-Ungleichheiten in
fiktiven Werken hinweisen. (vgl. Mrseanski, 2015)
18
Frauenbilder in Game of Thrones
Der Test beinhaltet folgende Kriterien:
− die Sendung zeigt mindestens zwei Frauen
− diese müssen zumindest eine Konversation führen, die nicht vom männlichen
Geschlecht handelt. (vgl. Frankel, 2014, 31)
Interessant zu beobachten ist auch eine in den 1980er-Jahren durchgeführte Umfrage zum
Thema „Definieren Sie Feminität“. Männer mittleren Alters und älter, jene, die am meisten an
einer patriarchalen Tradition festhielten, definierten Weiblichkeit als etwas in Relation
stehendes zum männlichen Geschlecht. Demnach waren Frauen am weiblichsten, während sie
von Männern bewundert wurden oder während heterosexuellem Sex. Keiner der Befragten
befand eine Frau als attraktiv während der Geburt eines Kindes oder dem Stillen. (vgl.
Frankel, 2014, 34)
Der Test suggeriert, dass Frauen zu verschwinden scheinen, stehen sie nicht in einer Relation
zu Männern. Im Gegensatz dazu sei Maskulinität fest mit dem männlichen Geschlecht
verwurzelt. Dieser problematische Gesichtspunkt erscheint in Game of Thrones,
die
Frauenfiguren würden nur in Beziehung zum anderen Geschlecht stehen, während diese
wiederum mit anderen Charakteren interagierten. Allerdings gibt es auch vier unabhängige
weibliche Charaktere: Arya, Daenerys, Yara und Lady Olenna, die ihren eigenen Weg
verfolgen. Dem gegenüber stehen wiederum 21 männliche Figuren. Im Zentrum der
Aufmerksamkeit der 16 verbliebenen weiblichen Figuren scheinen männlichen Akteure zu
stehen. (vgl. Frankel, 2014, 35)
Nichtsdestotrotz gibt es auch genannte Charaktere, wie Daenerys und Arya, deren
unabhängiges Handeln essentiell für den Inhalt der Geschichte ist und oftmals im Zentrum
steht. Hierbei geht es meiner Meinung nach viel mehr um Qualität als Quantität. Die geringe
Anzahl an starken Frauen entpuppt sich hier als enormer Vorteil: Sie sind viel präsenter in den
Köpfen der Zuschauer, ihren Aktionen wird weit mehr Aufmerksamkeit geschenkt.
Es fänden sich viele starke Momente, die Macht und Handlungsfähigkeit wiederspiegelten, so
auch die kritische Autorin Frankel: Shae schlägt Tyrion in einem Trinkspiel und demonstriert
dadurch, dass sie keinesfalls seinen bescheidenen Vorstellungen entspricht, Sansa leitet die
Frauen beim Gebet während des Battle of Blackwater und Arya geht ohnehin ihren eigenen
Weg. Die zu Anbeginn eher unscheinbare Stark-Tochter entwickelt sich von einem
19
Frauenbilder in Game of Thrones
aufmüpfigen Mädchen zu einer der unberechenbarsten Figuren der Serie und durchläuft unter
anderen eine der größten Entwicklungen. (vgl. Frankel, 2014, 36)
Ebenso Daenerys, die Drachenmutter, die in der Pilotenfolge noch von ihrem Bruder Viserys
verkauft wird und schon am Ende der Staffel mehr Macht auszuüben vermag als so mancher
Mann jenseits des Narrow Sea. Emanzipierte Frauen mögen in der Minderheit sein, allerdings
liegt die wahre Stärke der Serie, meiner Meinung nach, in der bereits erwähnten Entwicklung
der Charaktere. Zu Beginn mögen sie hilf- und machtlos erscheinen, verbringt man jedoch
etwas mehr Zeit mit ihnen, so wird man Zeuge der Erfahrungen, die sie grundlegend
verändern und immer stärker werden lassen. Die Frauen in Game of Thrones scheinen an ihr
Schicksal gebunden zu sein, die Welt von Westeros ist jedoch eine harte und unachgiebige, in
der man ohne Mut und einem eisernen Willen verloren geht. Die Frauenfiguren lernen somit
sich zu entfalten und verschiedenste Facetten aufzuzeigen, was sie zu einer der größten
Stärken der Serie machen.
4.3 Weibliche Archetypen
„I wanted to present my female characters in great diversity, even in a society
as sexist and patriarchal as the Seven Kingdoms of Westeros. Women would
find different roles and different personalities, so women with different talents
would find ways to work with it in a society according to who they are.“
(Ohnotheydidnt, 2012),
so George R.R. Martin in einem Interview mit der britischen Journalistin Jessica Salter.
Weiters meint Martin, einige Frauen würden die weiblichen Charaktere hassen. Hierbei
wäre es allerdings wichtig zu bemerken, dass sie sie aufgrund ihrer Taten
verabscheuten, und nicht weil sie unterentwickelt wären. (vgl. Salter, 2016)
In Folge dieses Interviews wurden Kritiken an der Serie geäußert, betreffend der
Ambiguität mancher weiblicher Charaktere. Arya würde weniger beim Morden von
Unschuldigen gezeigt, Melisandre wäre gewalttätiger und opportunistischer, eifrig ihre
Sexualität einzusetzten. Daraus entwickle sie sich zur klassischen femme fatal, während
20
Frauenbilder in Game of Thrones
Arya nun einer Amazone ähnle. Gewiss sind Stereotypen nicht weit entfernt von
Archetypen: Der alte, weise Mann; die Hexe; die Jungfer in Not. Allerdings darf man
hierbei nicht vergessen, dass die Universalität der Archetypen eine Hilfe für die Leser
bzw. Zuschauer darstellt. Beobachtet man, wie die Charaktere entweder mit ihren
Archetypen konformieren oder daraus ausbrechen, ist es leichter zu erkennen, wer von
ihnen als Charakter völlig ausgestattet und wer nur ein Schattenriss ist. (vgl. Frankel,
2014, 37f)
Bezüglich der Ambiguität sollte man ebenso die Schwierigkeit der Übersetzung einer
Romanvorlage in ein anderes Medium nicht unterschätzen. Während den Büchern
tausende Seiten zum Etablieren etlicher Persönlichkeiten zur Verfügung stehen,
beschränkt sich die Fernsehserie auf 10 Episoden á ~ 50 Minuten pro Staffel. Es ist
unmöglich, jede charakterliche Nuance jeder Figur darzustellen. Auch ich bin der
Meinung, dass die meisten Zuschauer dankbar für ein gewisses Schubladendenken sind,
da es ihnen so leichter fällt, Sympathie und Empathie für die Akteure zu entwickeln.
(vgl. Frankel, 2014, 37f)
Der Psychiater Carl Gustav Jung entwickelte eine psychologischen Theorie und
analysierte, wie sich die Bilder ebendieser Archetypen in unseren Träumen, in der
Religion und etwaigen Mythen widerspiegeln. Demnach repräsentieren alle Teile unser
Selbst. Auch Martins sieben neue Götter konformieren mit gewissen Archetypen: Die
Maid, die Mutter, das alte Weib, der Vater, der Krieger, der Schmid und der
geheimnissvolle Fremde. Toni Wolff, jahrelange Assistentin des Carl Jung beschreibt
folgende vier Hauptarchetypen (vgl. Frankel, 2014, 38) :
Amazone:
Sie fordert das männliche Geschlecht zu Höchstleistungen heraus. In
diesem Sinne ist sie eine ernstzunehmende Rivalin oder Konkurrentin.
Mutter:
Pflegend, helfend und lehrend. Ihrem Instinkt folgend, widmet sie sich
dem Schutzbedürftigen und Gefähredeten im Menschen.
Hetäre:
Erweckerin des individuellen, psychischen Lebens im Mann, das ihn zu
einer vollkommenen Persönlichkeit macht.
Medium:
Sie erlebt fremdes Schicksal als ihr eigenes. (vgl. Camenzind, 2013)
21
Frauenbilder in Game of Thrones
Die Amazone verkörpert die jungfräuliche Kriegerin. In Game of Thrones kommen
Brienne, Arya und einige der Wildlingsfrauen dieser am nächsten. Wie etwa Artemis in
der griechischen Mythologie mag die Amazone gelegentlich Liebhaber haben, jedoch
hat sie keinen permanenten Gefährten oder Gemahl, sie sieht sich als völlig unabhängig.
(vgl. Frankel, 2014, 38)
Im Gegenzug dazu steht die Hetäre, deren Handlungen stets zugunsten ihres Gemahlen
geschehen. Sie ist seine Seelenverwandte oder Geliebte, das Bildnis einer Muse und
Perfektion, oder die klassische femme fatale, so wie z.B.: Shae oder auch Melisandre.
(vgl. Frankel, 2014, 38)
Die Mutter wiederum handelt niemals für sich selbst, sondern um ihrer Kinder Willen.
Sie verkörpert einerseits die Beschützerin oder Führerin, andererseits gilt sie auch als
penetrant und infantilisierend - Catelyn Stark beispielsweise, oder auch Cersei
Lannister. Da beide verwitwet sind, ist der Drang, für den Schutz ihrer Kinder und
Erben zu sorgen, umso stärker. (vgl. Frankel, 2014, 38)
Das Medium stellt die rätselhafteste dieser Figuren dar: Sie ist Prophetin, Weise oder
Hexe. Molton und Sikes, Autoren weiterer Arbeiten über Wolffs Archetypen
beschreiben sie folgendermaßen (vgl. Frankel, 2014, 39):
„She is both a puzzle to herself and a mystery to those she encounters. In contrast to the
other types, her primary relationship is to the other, the unknown, to God or gods“ (vgl.
Mary Dian Molton, 2011, 225)
Dem enspricht beispielsweise Melisandre oder etwa Mirri Maz Duur. Frankel schreibt,
jede Rolle verfüge über einen männlichen Gegenspieler, den Animus, der sie
vervollständige. Da die Mutter für ihr Kind und die Hetäre für ihren Gemahlen handle,
stellten diese die abhängigen Figuren dar, sogenannte Anima-Frauen. Sie existierten um
die weiblichen Gegenspieler einer anderen Person zu sein. Beispiele hierfür wären
Ygritte, die Jon Snow mit der Wildlingsspiritualität verbinde oder Shae, die Tyrion
Lannister das Lieben lehre. Eine Anima-Frau präsentiere sich oft als das vom Mann am
meisten Begehrteste. Im Gegenzug dazu beginne die Amazone eher unscheinbar,
jedoch sei sie für ihre Unabhängigkeit bekannt, ähnlich wie das Medium, dem man eine
direkte Verbindung zum Universum nachsage. (vgl. Frankel, 2014, 38f)
22
Frauenbilder in Game of Thrones
Jede von ihnen kann Rettung oder Tod bringen, manchmal sogar beides. Genau wie
Martins Charaktere agieren sie mehrdeutig, pendeln zwischen Gut und Böse, wandern
zwischen Zerstörer und Schaffendem und wechseln zwischen Kategorien der
Archetypen. Arya ist Mörderin oder Beschützerin, Melisandre Mystikerin oder Geliebte.
(vgl. Frankel, 2014, 39)
„A women’s self-nurture includes an invitation for her to explore and integrate all four
of the types into her awareness and understanding, one by one, over time.“ (Mary Dian
Molton, 2011, 295)
Ein völlig geformter Charakter bringt im Laufe seines Lebens all diese Rollen zum
Ausdruck. Vor allem Daenerys stellt hierfür ein gutes Beispiel dar. Sie entwickelt sich
vom Opfer zur Anführerin ganzer Armeen, ist Geliebte und Mutter aller Sklaven,
während sie mystische Visionen der Zukunft hat. (vgl. Frankel, 2014, 39)
5
Analyse und Interpretation einzelner Charaktere
5.1
Ayra Stark
„With her iron will, her cropped hair and her boy’s clothes, she is becoming a
distinctively charismatic figure-albeit one driven by revenge rather than faith, and
much keener on killing than that iconic female warrior, Joan of Arc“ (Castor,
2014)
5.1.1 Das Erwachen
Arya Stark stellt ohne Zweifel eine der stärksten weiblichen Figuren der Serie dar. Sie kann
und will ihre Rolle des sittsamen Mädchens nicht akzeptieren, übt lieber mit Pfeil und Bogen
als der Etikette zu folgen. Sie wird getadelt für ihre Unordentlichkeit und erfüllt niemals die
Erwartungen, die an sie und ihre ernste, ältere Schwester Sansa gestellt werden. Sie entspricht
dem Amazonen-Archetypen: Fokussiert auf ihre Karriere und vollkommen unabhängig, den
männlichen Figuren gleichgestellt und wird immun gegen Liebe und sanfte Emotionen. (vgl.
Frankel, 2014, 48)
23
Frauenbilder in Game of Thrones
Autorin Frankel ist der Meinung, sie habe mit der Zeit all ihre Feminität abgegeben, um in der
Lage zu sein, in der männlichen Welt zu agieren. Als sie sich in der zweiten Folge der ersten
Staffel mit Mycah, dem Metzgerjungen im Schwertkampf übt, erfährt sie zum ersten Mal, was
es bedeutet, sich gegen eine privilegiertere, männliche Figur aufzulehnen. Prinz Joffrey, der
verdorbene Erbe des Patriarchats, fügt Mycah eine Schnittwunde zu, woraufhin Ayra selbst
auf ihn losgeht. Bevor Joffrey sie verletzen kann, greift ihn Nymeria, Aryas Schattenwölfin
an. Nymeria droht nun ebenfalls der Tod, sollte sie nicht in den Wald flüchten. Arya schickt
Nymeria, die nach einer machtvollen Königin Westeros‘ benannt wurde, fort. Diese reist in
die Wildnis, um zu wüten und Männer zu attackieren. In gewisser Hinsicht ist sie ein Teil
Aryas, nur weit abseits der zivilisierten Welt fähig, eine gewaltige Mörderin zu werden.
Joffrey wird als Opfer der Vorkommnisse dargestellt, Königin Cersei verlangt für seine
Schmerzen eine Bestrafung und lässt daraufhin Sansas Schattenwölfin Lady, wie auch den
Metzgersjungen töten. (vgl. Frankel, 2014, 48f)
Dieses Ereignis stellt meiner Meinung nach den Beginn der Evolution Aryas dar. Zwar
sträubte sie sich schon immer gegen Gender und Klassenregeln, diese Morde jedoch
veranschaulichen ihr erstmals, wie wenig ihr Wort wert ist, steht es gegen das einer
männlichen Figur. (vgl. Frankel, 2014, 48f)
5.1.2 „Handarbeit“
In Königsmund übt sich Ayra mit Syrio Forel in ihrer ganz persönlichen Art des „Tanzes“ und
der „Handarbeit“- eine Parodie dieser femininen Aktivitäten. Mit ihrem Schwert „Nadel“, das
ihr Jon kurz vor seinem Aufbruch zur Nachtwache geschenkt hat, trainiert sie nun den
Schwertkampf. In Braavos, der Heimat Forels, sollte der Schwertkampf eine leichte und flotte
Aktivität sein, begünstigt durch eine schmale Figur. Zum ersten Mal wird Aryas Interesse
gefördert und ihr weiblicher Körper ist von Vorteil. Syrio meint, ihre magere Statur erinnere
an den Schaft eines Speeres, was bedeute, sie werde schwerer zu treffen sein. Hinzu kommt,
dass Arya Linkshänderin ist (ein weiteres Zeichen für ihre Nichtkonformität), was ihren
Feinden wiederum ungünstig erscheinen werde. Syrio ist die erste Person, der ihr Geschlecht
als irrelevant betrachtet. „Boy, girl…you are a sword, that is all.“ (Syrio Forell, dritte
Episode der ersten Staffel). Das Training mit Meister Syrio erfüllt sie bald vollständig und sie
wird eins mit ihrem Element. (vgl. Frankel, 2014, 49)
24
Frauenbilder in Game of Thrones
„She’s always up to something. There’s never a dull moment“, so auch ihre Schauspielerin,
Maisie Williams in einem Interview.[Cogman, 2012, 58]
„She’s a complete tomboy. She doesn’t do what people expect her to do. She’s
quite naive in a sense. She doesn’t realize swordfighting is dangerous and kills
people. It just looks cool and fun.“, so Williams weiters über ihre
Figur.[Keveny, 2012]
Die Exekution ihres Vaters in der 9. Folge der ersten Staffel repräsentiert wiederum
einen Meilenstein in Arya Starks Entwicklung. Sie ist gezwungen dem beizuwohnen,
vollkommen unfähig etwas an der Situation zu ändern. Nicht ohne Grund wird hierbei
ihr späterer Rachedurst geprägt. Yoren tarnt sie von nun an als den Jungen Arry, mit der
Begründung, ihr wahres Geschlecht bedeute Vergewaltigung und Tod. Eine Frau zu
sein wird als schreckliche Verwundbarkeit betrachtet - nur Männer überleben.
Gleichzeitig stellt sich ihre Burschikosität nun als Vorteil heraus, wodurch sie weiter
ermutigt wird Teil der männlichen Welt zu werden. (vgl. Frankel, 2014, 49)
Darüber hinaus meine ich, diese erste Verschleierung ihrer Identität ist nur ein
Vorgeschmack auf ihre weitere Evolution, und ihr späterer Wunsch, ein Gesichtsloser
zu werden.
5.1.3 Eine Evolution
Ihr Kommentar in der siebten Folge der zweiten Staffel, alle Mädchen wären dumm,
zeigt wie wenig sie eine von ihnen sein möchte. Als sie Melisandre zum ersten Mal
begegnet, bemerkt sie: „I don’t like that woman“, während einer der Bruderschaft
antwortet: „That’s because you’re a girl“(Sechste Episode, Staffel Drei). Hierbei wäre
es exakter zu sagen: „ a girl who never spends time with girls“ Fakt ist, dass Arya auf
die Gefahr, die von der Roten Priesterin ausgeht, anspielt, und nicht neidisch ist auf
deren Schönheit. Es folgen immer wieder Anspielungen und Prolepsen auf ihre weitere
Entwicklung, wie beispielsweise als sie auf „Face, tits, balls“ einer Attrappe schießt und
meint: „I hit them right were I wanted to.“ Sie wird keinerlei Rücksicht auf das
Geschlecht ihrer Opfer nehmen, Cersei wie auch Joffrey stehen auf ihrer Liste. (vgl.
Frankel, 2014, 49f)
„The razing of worldview and reconstruction of perspective happen quite
litterally for Arya. She reacts to her trauma by abandoning her identity and
reinventing herself from the roots up no less than ten times, assuming identities
25
Frauenbilder in Game of Thrones
from her wolf Nymeria, into whose skin she can slip, to Arry, an orphan boy
and street urchin, to Beth, the blind seggar who ultimately carries out her
assassination for the Faceless Men.“ (Cole, 2012, 80)
Für eine junge Frau, die sich konstant in der Gefahr befindet entweder gefangen
genommen oder vergewaltigt zu werden, stellt Tarnung eine Notwendigkeit dar.
Besonders wenn diese Figur in politischer Hinsicht von Bedeutung sein könnte.
Verschleierung kann für den Charakter ebenso eine gute Möglichkeit sein, sich neu zu
erfinden. Zu Beginn scheinen Aryas Tarnungen und neue Identitäten von anderen
verantwortet zu werden, allerdings blickt sie schnell hinter die Mechanismen ihrer Welt
und entwickelt dadurch ein eigenes Bestreben, durch die Vernachlässigung ihres
Geschlechts, in dieser zu agieren. (vgl. Spector, 2012, 177)
Arya ist eine Artemis-Frau, konzentriert auf ihre Karriere, aktiv, stur und unabhängig,
Sie möchte neue Territorien entdecken und verfolgt ihre eigenen Ziele. (vgl. Frankel,
2014, 50)
Die Autoren Jean Shinoda und M.D. Bolen beschreiben diesen Archetypen in ihrem
Buch Goddesses in Everywoman folgendermaßen:
„In her affinity for the wilderness and undomesticated nature, Artemis is the
archteype responsible for the at-oneness with themselves and with nature felt by
some women.“ (Bolen, 2004, 51)
Arya wird eins mit der Natur während sie alleine die Wälder durchstreift und von ihrer
einsamen Wölfin Nymeria träumt. Die Mission ihrer Reise ist Rache, ein persönliches
wie auch familiäres Bestreben. Sie ist entschlossen ihren eigenen Weg zu gehen und
ihre wahre Identität vor jedem zu verbergen. (vgl. Frankel, 2014, 50)
„Show me how- I want to be able to do it too“, sagt sie zu Jaquen H’ghar, einem
Gesichtslosen.
„If you would learn you must come with me…The girl has many names on her
lips: Cersei, Joffrey, Tywin Lannister, Illyn Payne, the Hound. Names to offer the
red god. She could offer them all…all by one.“
„I want to but I can’t. I need to find my brother and mother…and my sister.“
(Zehnte Episode, Staffel Zwei)
26
Frauenbilder in Game of Thrones
Die Ereignisse der Roten Hochzeit verhindern jedoch eine Reunion der Stark-Familie. Der
vermeintliche Verlust ihrer gesamten Familie ist auschlaggebend für Ayras Entwicklung. Von
nun an wird sie graduell zu einer wahren Mörderin, sie setzt alles daran eine Gesichtslose zu
werden und ihre Familie, wie auch sich selbst zu rächen. Vermutlich verdrängt sie die
psychischen Konsequenzen ihrer Taten, sie wird von den Mordgelüsten und seelischen
Schmerzen vollends absorbiert. Es ist wie auch George R.R. Martin in einem Interview mit
dem observationdeck meint, beinahe ein Spiel für sie. [Anders, 2013]
Während sie nun abseits der anderen Hauptstränge trainiert, verliert sie Schritt für Schritt ihre
wahre Identität: Ihre Freunde, ihre „Nadel“, sogar den Kampf gegen ihre Feinde, da einige
von ihnen andere Todesursachen finden. Ohne ihre Familie und jegliche Rolle in der
Gesellschaft, könnte Arya sein, wer immer sie auch möchte. Jeder Kritiker im Internet stimmt
überein, dass sie eine 11-jährige ist „more badass than basically every adult character
combined“. (Sackler, 2013 und Frankel, 2014, 51)
Sie wird immer mehr zu einer Gesichtslosen, entspricht eher einem verschwindenden
Schatten als einer aktiven Mitspielerin wie etwa Daenerys oder Cersei. (vgl. Frankel, 2014,
50f)
Arya Stark schlägt einen Weg ein, den ihr wohl keiner der Zuschauer am Beginn der Serie
zugemutet hätte. Zunächst ein kleines burschikoses Mädchen, das sich mit ihrer aufmüpfigen
Art sofort die Sympathien der Zuschauer sichert, ist am Ende der 5. Staffel nur noch ein
Schatten ihrer Selbst. Es ist unglaublich, was diesem Mädchen widerfahren ist, welche
Verluste sie erleiden musste, welche Entscheidungen sie getroffen hat. Ich befürchte sie
könnte sich in der weiteren Entwicklung der Serie vollends verlieren, allerdings würde es
mich auch nicht wundern wenn sie sich am Ende wie ein Phönix aus der Asche erhebt. Fakt
ist, sie hat fünf Staffeln überlebt und es macht nicht den Anschein, als hätten wir bereits jede
Seite von ihr gesehen.
5.2
Daenerys Targaryen
„Daenerys represents powerful feminism in the ancient world-the former pawn who would be
queen and more.“ (Frankel, 2014, 158)
27
Frauenbilder in Game of Thrones
5.2.1 Mother of Dragons
Ein ungerechtes und in Kriegen untergehendes Westeros wird bald einen Retter brauchen.
Dieser Erlöser wird vermutlich Daenerys Targaryen sein, denn wer auch immer über die
Drachen verfügt, ist sich auch der Loyalität anderer sicher. Daenerys wird als Hero Queen
gehandelt: In der ersten Staffel wird sie im metaphorische Sinne wiedergeboren als Mother of
Dragons. Diese zweite Geburt „woke dragons from stone“ und somit nun auch die nächste
Targaryen, die ihr Recht auf den Eisernen Thron verteidigen will. Daenerys entspricht somit
der einen weiblichen Figur, die tatsächlich über Westeros regieren könnte. Sie durchläuft
einen kompletten dramaturgischen Bogen, während Brienne und Arya beispielsweise ihre
Feminität als etwas Nutzloses betrachten und sie somit ablegen. Daher muss der meiste
Feminismus der Serie Daenerys angerechnet werden. Nichtsdestotrotz schien ihr Auftritt in
der Pilotenfolge wenig hoffnungsvoll. (vgl. Frankel, 2014, 148)
5.2.2 Eine Spielfigur
Ihre Rolle in der ersten Folge der ersten Staffel ist vermutlich die verlorenste der gesamten
Serie. Die Meinungen der Kritiker, inwiefern diese ihren Charakter schwächt, divergieren.
Autorin Jennifer Armstrong beschreibt sie in ihrem Artikel „Game of Thrones: Feminist or
Not?“ folgendermaßen (vgl. Frankel, 2014, 148):
„(…) first seen fully naked, fresh out of bath, being creepily ogled and fondled by
her power-hungry brother Viserys. He proceeds to marry her off to hulking
warlord Khal Drogo (Jason Momoa), who consummates their union, businesslike,
having barely exchanged a word with her.“ (Armstrong, 2011)
Es gibt weitere problematische Momente für Daenerys in der Serie: Ihre Vergewaltigungen in
der ersten und zweiten Episode, der Moment als sie Daario ihren Körper präsentiert, die
Anbetung der Sklaven für sie als „Mhysa“. Andereseits ist sie eine scheinende, kämperische
Königin, die ihre Fraulichkeit willkommen heißt. Aber wie zerstörerisch sind ihre
Schwächen? Gibt es weitere Makel? Caroline Spector erklärt in ihrem Buch Power and
Feminism in Westeros Daenerys‘ Reise eines zwangverheirateten Mädchens sei ein
dramatisches Exampel einer machtergreifenden Frau in Westeros. Es sei auch keineswegs
eine einfache Reise, das offensichtlichste Problem wäre ihre Liebe zu Khal Drogo. In einer
Gesellschaft, in der es die Aufgabe der Frau ist, sich dem Mann unterzuordnen und dessen
Kinder zu gebären, und ein Mädchen ab der Pubertät als erwachsen gilt, sei diese Union
jedoch durchaus gerechtfertigt. (vgl. Spector, 2012, 183)
28
Frauenbilder in Game of Thrones
Für die Zeremonien trüge sie ein transparentes, speziell dafür entworfenes Kleid, das nur der
Präsentation ihres Körpers gelte, so die Kostümdesignerin Michelle Clapton. (vgl. Cogman,
2012, 158). Ihr Brautkleid ist ähnlich durchsichtig, es unterstreicht ihre Nacktheit und
Verletzlichkeit. Es wickelt sich um sie, lädt Khal Drogo ein sie wie ein Geschenk
auszupacken. Mit der Hochzeit tauscht Daenerys einen Bruder gegen einen Gemahl. Viserys
war für sie lange Zeit lang der einzige „Beschützer“ und Familienangehörige, er repräsentiert
den narzistischen Patriarchaten, verlangt von seiner Schwester ihn als Gott zu verehren und
all seinen Befehlen zu folgen. Als Daenerys ihm in der Pilotenfolge anvertraut, sie möchte
nicht Khal Drogos Frau werden, unterstreicht sein Kommentar wie wenig ihn ihr psychischer
Zustand interessiert (vgl. Frankel, 2014, 150):
„I would let his whole tribe fuck you-all 40.000 men- and their horses too if that’s what it
took.“
Überraschenderweise allerdings gewinnt Daenerys als Drogos Gemahlin und Mutter seines
ungeborenen Sohnes bald an Macht und lehnt sich gegen ihren Bruder auf:
„I am a Kahleesi of the Dothraki. I am the wife of the great Kahl and I carry his son inside
me. The next time you raise a hand to me will be the last time you have hands.“(Epsode Vier,
Staffel Eins)
Sie definiert den Titel der Kahleesi neu, entwickelt sich von einer einfachen Konkubine zu
einer Königin jener Männer, die bislang noch nie einer Frau gedient haben. Sie verführt ihren
Ehemann und verlangt öffentlich von ihm die misshandelten Sklavinen zu veschonen und
wird somit zur Mitregentin. Ihre Macht stammt ursprünglich zwar von ihrem Ehemann, aber
sie entscheidet diese auf bislang noch nie dagwesene Weise einzusetzten. (vgl. Frankel, 2014,
151)
„It’s a story of a girl growing into being a woman. It’s a beautiful arc. I kind of fell in love
with her strength, which you don’t see for the first couple of episodes, but I believe she has“,
so Emilia Clarke in einem Interview, die in der Serie Daenerys verkörpert. (vgl. Armstrong,
2011)
5.2.3 Daenerys Stormborn
Letztendlich lässt Daenerys Drogo hinter sich, exekutiert ihn und wächst von seiner Gattin zu
einer Königin ihres eigenen Bestrebens. Sie muss ihr Kind verlieren damit sie aus dem sie
umgebenden männlichen Machtkonstrukt ausbrechen kann und kreiert eine neue Form der
29
Frauenbilder in Game of Thrones
Regentschaft, fokussiert auf Kooperation und Freiheit. Daenerys konnte ihre Verbündeten
durch die Kraft des Lebens und des Feuers für sich gewinnen, und nicht weil sie andere
unterjocht und versklavt hat. Dem Tode nahe bezeichnet sie sich selbst zum ersten Mal als
Daenerys Stormborn of House Targaryen und beansprucht somit ihr Geburtsrecht als eine
Targaryen. (vgl. Frankel, 2014, 153)
„You watch the growth of this young girl blossoming into a strong young
woman.“, so Clarke. „When we finish Season 1, you see her in almost spiritual
level. In Season 2, there’s a little bit of a crash back down to Earth when you see
her again.[But] she is developing a much more iron core. She has Targaryen
blood running through her, and they’re very fierce people.“ [Keveny, 2012]
Daenerys wird jedoch nicht als ultimative Anwärterin auf den Thron stilisiert, sie ist keine Art
Xena. Stattdessen wird das sehr realistische Bild einer junge Frau geschaffen, die sich
machnmal unsicher ist, da sie mit sehr anspruchsvollen Aufgaben konforntiert wird und erst
lernen muss, wann Milde zu walten ist, und wann diese Nachsichtigkeit und der Wunsch nach
Frieden und Gerechtigkeit zur Schwäche werden. So beispielsweise als sie die gesamten
Sklaven
einer
Stadt
befreit,
um
dann
festzustellen,
dass
damit
das
gesamte
Gesellschaftssystem in Chaos versinkt und Leute auf der Straße verhungern. (Staffel Drei)
(vgl. Ludwig, 2015)
5.2.4 Eine wahre Königin
Es gibt wenige Frauenfiguren, die sowohl weibliche wie auch männliche Archetypen in sich
vereinen, Frauen die ihre Weiblichkeit vollends akzeptieren und dennoch im Spiel der Throne
agieren. Daenerys fällt in diese Kategorie: Sie ist facettenreich, hat Schwächen, zweifelt an
ihren Entscheidungen. Die meisten weiblichen Figuren entsprechen einem einzigen
Archetypen, Daenerys allerdings zirkuliert durch mehrere. Sie ist einmal hilflose Prinzessin,
dann Kriegerin und Königin. Manchmal trägt sie himmelblaue Seide, manchmal DothrakiLeder. Sie ist eine sinnliche Liebhaberin, Mutter ihrer Drachen sowie derjeniger, die unter
ihrer Obhut stehen. Ebenso ist sie ein Medium, hat Visionen der Zukunft und Vergangenheit.
(vgl. Frankel, 2014, 157f)
„As such, she is a fully rounded character, rather than a stereotype on curvaceous legs.“
(Frankel, 2014, 158)
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Frauenbilder in Game of Thrones
Daenerys Targaryen wird von vielen Zuschauern als die Hauptfigur in Game of Thrones
gehandelt. Ich denke dies lässt sich auf ihren großen Einfluss etwaiger Ereignisse
zuruückführen, auf die Macht, die sie ausübt, obwohl sie hunderte von Kilometern von ihren
Mitstreitern entfernt ist. Sie ist eine tatsächliche Bedrohung und ernstzunehmende Anwärterin
auf den Eisernen Thron. Gleichzeitig ist sie ein unberechenbares Mysterium für all jene, die
sie fürchten. Sie verfügt über die Drachen und eine unglaubliche Armee, deren Loyalität sie
sich nicht durch Schmerzen gesichert hat. Ihre Schwächen machen sie stark und bringen sie
den Zuschauern näher, ihre Entwicklung ist einzigartig. Ich bin mir sicher, sie repräsentiert
das Feuer in A Song of Ice and Fire und wird letztendlich mit einem wiederauferstandenen
Jon Snow, dessen Name nicht nur auf sein Dasein als Bastard anspielt, eine neue Dystanie
erschaffen und Westeros grundlegend verändern.
6 Zusammenfassung und Fazit
Das Schreiben dieser Arbeit hat mir bisher verborgen gebliebene Aspekte von Game of
Thrones aufgezeigt, und mir die Möglichkeit gegeben, mich intensiver als die meisten
Zuschauer damit zu beschäftigen. Ich wollte mit dieser Arbeit die Profundität einer adaptieren
Fantasiereihe darstellen, und ebenso die Schwierigkeiten einer medialen Adaption beleuchten.
Die meisten Kritiker meinen, die Serie würde die tieferen moralischen Bedeutungen der
Bücher vernachlässigen, und den Frauenfiguren ihre Ambiguität nehmen. Ich allerdings bin
eine Verfechterin künstlerischer Freiheit, und meine es ist nicht die Aufgabe eines fiktionalen
Werkes, jedem zu entsprechen und sich moralischen Aspekten übermäßig zu widmen. Die
Adaption der tausendseitigen Bücher stellt eine enorme Herausforderung dar, die meiner
Meinung nach mehr als gelungen ist.
31
Frauenbilder in Game of Thrones
Außerdem hoffe ich, dem Leser/der Leserin einen neuen Blickwinkel auf die Frauenfiguren
ermöglicht und zur eigenen Reflektion angeregt zu haben. Sicherlich gibt es kritische Punkte
in der Umsetzung, andererseits finden sich wie ich finde auch einige der stärksten weiblichen
Figuren unserer Generation wieder, die junge Frauen motivieren ihre Weiblichkeit zu
akzeptieren und sie nicht als etwas Schwaches zu erachten.
Bestimmt wird Game of Thrones auch zukünftig für viel Kontroverse verantwortlich sein,
aber selbst die schärfsten Kritiker haben Respekt gegenüber Figuren wie Arya und Daenerys.
Westeros verfügt über unglaublich viele männliche Protagonisten, aber ich glaube, dass sich
diese enorme Quantität als Schwäche entpuppt, und die kleine Anzahl an essentiellen
weiblichen Charakteren den Erfolg der Serie ausmacht. Ihre Entwicklungen und Schicksale
fesseln, ihre Schwächen machen sie stark. Ich bin mir sicher, so lange George R.R. Martin
noch Schreibstoff hat - und dieser hat selbst nach über 20 Jahren in der Welt von Westeros
immer noch Pläne für unsere Charaktere - werden auch wir Abenteuerhungrigen Gelegenheit
haben, weiterhin Zeuge unerwarteter Wendungen und feuerspeiender Drachen zu sein.
7
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Eidesstattliche Erklärung
Ich, Adelina-Maria Nita erkläre an Eides statt, dass ich die vorliegende vorwissenschaftliche
Arbeit selbstständig und ohne fremde Hilfe Dritter verfasst, andere als die angegebenen
Quellen und Hilfsmittel nicht benutzt bzw. die wörtliche oder sinngemäß entnommenen
Stellen als solche kenntlich gemacht habe.
Des Weiteren versichere ich, dass ich diese vorwissenschaftliche Arbeit weder im In- noch im
Ausland in irgendeiner Form als Prüfungsarbeit vorgelegt habe.
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Gallneukirchen, am 23.02.2016
Adelina-Maria Nita
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