Friedrich Anton Serre - Bürgerstiftung Dresden

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Friedrich Anton Serre - Bürgerstiftung Dresden
Die öffentliche Ziehung war ein gesellschaftlicher Höhepunkt in Dresden.
Der Reinerlös betrug 454.740 Taler. Zum Rechnungsabschluss im Mai 1862 schrieb Serre: »Möge in aller Zeit des
Himmels Segen auf beiden Stiftungen ruhen, denen durch
Die Bürgerstiftung Dresden führt
große Dresdner Stiftungstraditionen fort
Sie will in Dresden einen Beitrag dazu leisten, eine zeitgemäße Stiftungslandschaft zu finanzieren, die nachhaltig
Ressourcen für die Zukunft schafft.
Gerade in Zeiten, in denen die öffentliche Hand zunehmend nicht mehr in der Lage ist, wichtige kulturelle, soziale
und andere gemeinnützige Einrichtungen und Projekte zu
sichern, müssen neue Wege gefunden werden. Daher sucht
sie weitere engagierte Menschen, die mit Zustiftungen
ihr Kapital erhöhen, um langfristige Erträge für gemeinnützige Projekte in der Stadt zur Verfügung zu haben. Sie
hilft, gute Ideen für die Zukunft Dresdens zu verwirklichen
und fördert das freiwillige Engagement in unserer Stadt.
So konnte sie zum Aufbau des Erich Kästner Museums,
zur Sicherung des Palais im Großen Garten als Fest- und
Feierhaus und zur Wiedereröffnung des Schillerhäuschens
einen wichtigen Beitrag leisten.
Unter ihrem Dach können auch Stifter ihre eigene Stiftung oder einen Kapitalfonds etablieren. Die Bürgerstiftung
unterstützt ihre Stiftungszwecke und übernimmt die Verwaltung.
Mit dem Anbringen von Gedenktafeln an Gebäuden in
unserer Stadt, die mit Stifterpersönlichkeiten oder Stiftungsaktivitäten in Verbindung stehen, will die Bürgerstiftung an die großen Dresdner Stiftungstraditionen erinnern und will die heutigen Bürger ermutigen, durch
Stiften Gutes für die eigene Stadt zu tun.
Friedrich Anton Serre als Stifter der
Tiedge- und Schillerstiftung
Friedrich Anton Serre
1789 –1863
Wir freuen uns, dass wir die Tafel für Friedrich Anton
Serre aus dem Stiftungsfonds der Firma RHE-EL im Hörsaal des naturhistorischen Pavillons im Zwinger, dem heutigen Glockenspielpavillon, anbringen konnten und danken
den Mitarbeitern der Staatlichen Schlösser, Burgen und
Gärten Sachsens für ihre Unterstützung.
das nunmehr abgeschlossene Werk so bedeutende Mittel
zufließen. Die Freude über ihre gedeihliche Wirksamkeit
wird den Abend meines Lebens verschönern«.
Friedrich Anton Serre starb 1863. Er wurde auf dem
Trinitatis-Friedhof beigesetzt.
Bürgerstiftung Dresden
Barteldesplatz 2, 01309 Dresden
Tel. 0351 31581-0
www.buergerstiftung-dresden.de
V.i.S.d.P.: Winfried Ripp, Texte: Dr. Ingrid Scholz,
Bildrecherche: Thomas Schurig, Layout: ww.oe-grafik.de,
Druck: Druckerei Thieme, Meißen
Stifter, Mäzen und Förderer der Künste
1841 beschloss Friedrich Anton Serre, nach dem Tod seines
Freundes, des Dichters Christian August Tiedge, zu dessen
Gedenken eine Stiftung zur Linderung der Not vor allem
mittelloser Künstler zu gründen. So entstand im Zusammenwirken mit weiteren Dresdner Bürgern 1842 die im
wesentlichen auf Sachsen begrenzte Tiedgestiftung, der
Serre jahrelang vorstand.
1855 gedachte man Friedrich Schillers 50. Todestag. In
Vorbereitung dieses national begangenen Festes reiften
Idee und Plan zur Gründung der Schillerstiftung, einer
Stiftung zur Unterstützung hilfsbedürftiger Schriftsteller
und deren Hinterbliebenen. Zahlreiche Kontakte in Schriftstellerkreise anderer Städte führten bis 1859 zur Gründung von 16 weiteren Zweigstiftungen von Hamburg bis
Wien, von Breslau bis Frankfurt/M. Um der Schillerstiftung eine nachhaltige finanzielle Basis zu geben, initiierte Serre im Alter von 70 Jahren eine nationale Lotterie. So
wurde 1859 der »Hauptverein für eine allgemeine deutsche
Nationallotterie zum Besten der Schiller- und Tiedgestiftung« gegründet. Danach konstituierte sich aus Anlass
des 100. Geburtstages von Friedrich Schiller im Oktober 1859
im Dresdner Zwingerpavillon die Deutsche Schillerstiftung. Die noch heute tätige Stiftung ist die erste bürgerschaftlich verfasste deutsche Literaturfördereinrichtung.
Eine bedeutende Tat, die Serre zu verdanken ist. Serre
entwarf mit seiner Frau Friederike das Programm und
einen Lotterieplan. Ohne Rücksicht auf seine Gesundheit
war Serre in ganz Deutschland unterwegs, um die Preise für
die Lotterie zu beschaffen und durch seinen persönlichen
Einsatz die Spendenbereitschaft zu erhöhen. Der Großherzog von Sachsen-Weimar-Eisenach sagte als Hauptpreis
ein Gartenhaus mit Grundstück zu. Wertvolle Kunst- und
Luxusgegenstände kamen vom Wettiner Königshaus. Es
sollen Beispiele aus dem Spendenkatalog genannt werden. Ölgemälde, Handschriften Schillers, ein Goldring mit
einer Haarlocke von Schiller, 7 Konzertflügel, wertvolle Teppiche, Uhren und Jagdwaffen wurden gespendet. 1860
zeigte eine Ausstellung der »Allgemeinen Deutschen Nationallotterie« im alten Bildergaleriegebäude am Neumarkt
(Johanneum – heute Verkehrsmuseum) in Dresden diese
Gewinne. 660.000 Lose wurden bis nach Amerika verkauft.
Dresdner Wohnsitz und Schloss Maxen –
Treffpunkte von Künstlern
Ab 1819 entwickelte sich der Wohnsitz des Ehepaares Serre
in der Amalienstraße und in Maxen zu einem Treffpunkt
der künstlerischen und geistigen Elite des In- und Auslandes.
Nach dem Erwerb des Nebengrundstückes der Dresdner
Villa konnten Serres Künstlern und Freunden einen bequemen Aufenthalt bieten. Hier waren häufig zu Gast: Clara
und Robert Schumann, Franz Liszt, Giacomo Meyerbeer,
Christian August Tiedge, Ludwig Tieck, Hans Christian Andersen, Berthel Thorvaldsen, Johann Christian Dahl, Ernst
Rietschel, der javanische Maler Raden Saleh, die Schauspieler Emil und Eduard Devrient, die Sängerinnen Wilhelmine Schröder-Devrient und Jenny Lind, Christian Vogel
Friedrich Anton Serre –
Stifter, Mäzen und Förderer der Künste
In der Tageschronik von Dresden liest man unter dem
Datum des 7. April 1859: »Dem Major Serre auf Maxen
wird zu der von ihm anlässlich von Schillers 100. Geburtstag zum Besten der Schiller- und Tiedgestiftung projektierten deutschen Nationallotterie sowie für das beabsichtigte Denkmal Carl Maria von Webers die erforderliche
Erlaubnis erteilt«. Das von Ernst Rietschel geschaffene
Weberdenkmal wurde 1860 in der Nähe des Hoftheaters
aufgestellt.
1789 wurde Johann Friedrich Anton Serre in Bromberg,
in der preußischen Provinz Posen, geboren. In Frankfurt/
Oder absolvierte er das Jurastudium, begann die Berufslaufbahn als Referendar am Oberlandesgericht Glogau.
Anschließend schlug er die militärische Laufbahn ein, wurde in den napoleonischen Freiheitskriegen bis zum Major
befördert und kam als Adjutant des Militärgouverneurs
von Sachsen in die Residenzstadt Dresden. Hier heiratete
er 1817 Friederike Hammerdörfer, die Tochter einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie. Als Major nahm er seinen
Abschied. Das junge Ehepaar lebte in der Johannisgasse,
der späteren Amalienstraße, in der Pirnaischen Vorstadt.
Nach dem Tode von Friederike Serres Eltern kauften sie
das Schloss und Rittergut Maxen, unweit von Dresden,
auf den Höhen über dem Müglitztal gelegen.
von Vogelstein, Woldemar Hottenroth, Carl Gustav Carus,
Ernst Ferdinand Oehme und viele andere. Goethes Schwiegertochter Ottilie von Goethe und deren Schwester Ulrike
von Pogwisch zählten zu Freundinnen Friederike Serres.
Soziales und bürgerschaftliches Engagement
des Ehepaares Serre
Das Ehepaar Serre war nach dem Tod von Friederikes Eltern
sehr wohlhabend. Sie finanzierten zwei sehr begabten,
mittellosen Männern eine musikalische Ausbildung. 1823
stifteten sie eine hohe Summe, um Armenanstalten zu
unterstützen, in denen vorwiegend Waisen untergebracht
waren. Gemeinsam mit dem Ortspfarrer von Maxen gründeten sie 1831 eine Waisenkolonie, deren Aufgabe es
war, Kinder in Pflegefamilien zu vermitteln, um deren Zukunft zu sichern. Innerhalb von 25 Jahren fanden 759 arme
Kinder aus dem Antonstädter Waisenhaus hier Verpflegung und Obhut. Major Serre gründete die erste Knappschaftskasse für seine Angestellten. Durch die Erweiterung
des Marmorabbaus und der Kalkproduktion verbesserte
er die Lebensbedingungen in der Maxener Region. Darüber
hinaus übernahm er 1830 als gewählter Bürgervertreter
verschiedene Aufgaben in Dresden, um Ruhe und Ordnung
nach den Septemberunruhen wiederherzustellen. Im Gewandhaus nahm er mit weiteren Bürgervertretern Reformwünsche und Vorschläge zur Neuordnung der allgemeinen
Sicherheit und der Verbesserung von Handels- und Steuergesetzen der Stadt- und Landbewohner entgegen, um sie
an die Vertreter des Königshauses und deren Regierungsbeamte weiterzuleiten. Von 1844 bis 1852 stand Friedrich
Anton Serre dem Verein zum Schutz der Tiere vor und förderte die Herausgabe der Zeitschrift »Der Menschenfreund
in seiner Beziehung zur belebten Welt«. Die Verbesserung
des Tierschutzes wollte Serre durch höhere Bildung der
Bürger und ein dadurch verändertes Verhalten der Menschen zum Tier erreichen.