"aktiv" Ausgabe Juli/August 2012

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"aktiv" Ausgabe Juli/August 2012
Beworben
Getroffen
Landsberg | Die Johanniter können viel. Das beweist
Andreas Riebler, Kunstschlosser und Mitglied der
Rettungshundestaffel in Landsberg.
Mit ihm wirbt der Zentralverband
des Deutschen Handwerks in seiner
Imagebroschüre. | Seite 3
Berlin / Neufrankenroda | Pfingstzeltlager Nummer zehn! Zum Jubiläum trafen sich Ende Mai fast 1 000 Johanniter-Jugendliche in Thüringen, feierten ihre Gemeinschaft, nahmen an Ritterspielen
teil und gingen auf Drachenjagd. | Seite 8
Zeitung für die Helfer und Mitarbeiter der Johanniter-Unfall-Hilfe e. V. | Ausgabe Juli / August 2012
Gefunden:
die besten Retter
Foto: Julia Rossig
Berlin | Alle sind sie Helfer aus Leidenschaft – doch es kann immer nur einen
Sieger geben. Sechs Landesverbände haben ihre Erste-Hilfe-Olympiade bereits
absolviert, die besten Retter der unterschiedlichen Altersgruppen sind dort
­gefunden. Hohe fachliche Kompetenz,
Fairness und Kameradschaft zeichneten
die Teams aus. Ein paar Streiflichter.
| Seiten 4 und 5
Besucht:
die Wohngruppe
Fotos:
www.johanniter.de
Leipzig | Männer wie Tony haben nicht
viele Chancen im Leben. Eine davon hat
der 27-jährige ehemalige Häftling genutzt: Seit Kurzem wohnt er in der Männerwohngruppe der Johanniter in Leipzig.
Hier kann der Start in ein neues Leben
gelingen. Der feste Wohnsitz ist dafür
die beste Voraussetzung. Eine Reportage.
| Seiten 4 und 5
Besichtigt:
die Arbeit in Kenia
Nairobi / Berlin | JUH-Präsident HansPeter von Kirchbach, Bundesvorstandsmitglied Dr. Arnold von Rümker und
Friedrich Riechmann, JUH-Bundesbeauftragter für Auslands- und Katastrophenhilfe, besichtigten Ende Mai Projekte der
Johanniter in Kenia. Darunter eine Orthopädiewerkstatt und ein Kinderkrankenhaus
in Kijabe. Die Eindrücke der Männer sind
vielfältig. Ein Interview. | Seite 6
na
© seaso
; Tonja
lia.com
Foto
l art –
„Musik ist eine
universelle Sprache, die
verbindet“, sagt Max van der Rose. Er
und seine Bandmitglieder von „Drum Connection“
haben „Como Vento“, ein Trommel-Projekt der Johanniter, gern
unterstützt. „Es ist gut, wenn die Kids durch die Musik ein Ventil haben.
Beim Trommeln können sie sich auspowern und gewinnen Selbstvertrauen.“
Knaak
Einmal Traum erfüllen, bitte!
Johanniter-Trommler mit Fernsehbeitrag bei „Gottschalk live”
Berlin | Gemeinsam Musik zu machen, das ist
für die jungen Mitglieder der integrativen
Samba-Trommelgruppe „Como Vento“ („wie
der Wind“) aus Altenburg das Größte. Noch
besser ist nur, mit echten Profis zu trainieren
– wie jüngst in Berlin mit der bekannten
Schlagzeug-Techno-Gruppe „Drum Connection“. TV-Moderator Thomas Gottschalk machte
es möglich, und die Kamera war dabei.
Berlin-Prenzlauer Berg bebt. Über das Gelände der
Kulturbrauerei hinaus ist es zu hören – Donnern
und Dröhnen wie in einem Action-Film an der
besonders spannenden Stelle. „Samba meets
Techno“ lautet das Motto auf der Bühne des Probenraums. 26 Kinder und Jugendliche in roten
Johanniter-T-Shirts lassen die Drumsticks nur
so über ihre Instrumente tanzen. Mit Kraft, Rhythmus und einer Freude, als gäbe es nichts, was
sie gerade lieber tun würden. Die Älteren haben
die Trommeln um den Bauch geschnallt, die
Jüngeren halten Tamburine in den Händen und
bewegen sich synchron im Takt.
Mittendrin sechs Musiker von „Drum Connection“. Sie parlieren am Schlagzeug und zeigen,
dass Trommeln nicht rund sein müssen – zwei
alte Autotüren tun es auch. „Heute sind wir eine
große Band“, ruft der Komponist und Musikproduzent Max van der Rose enthusiastisch. Und:
„Ihr seid der Hammer!“ Keine Frage: Die Band,
die schon bei Events mit mehr als einer Million
Menschen gespielt hat, ist begeistert von den
jungen Trommlern. Für die Johanniter haben sich
die Profis extra Zeit freigeschaufelt.
Jeder akzeptiert jeden
Das Ganze möglich gemacht hat die Sendung
„Gottschalk live“. Der Wunsch der Thüringer, mit
einer bekannten Band zu spielen, war einer von
66 Träumen sozialer Initiativen, die Thomas Gottschalk in seinen letzten Sendungen erfüllt hat.
„Für uns ist es eine Ehre und Anerkennung, heute
hier zu sein und am Ende sogar ins Fernsehen
zu kommen“, sagt Janek Rochner-Günther, Leiter von Como Vento. Die Mischung Samba und
Techno spiegele gut den bunten Mix seiner
Truppe wider. „Alle sind sehr speziell“, sagt der
Sozialarbeiter. „Das wissen sie und deswegen
akzeptieren sie sich auch gegenseitig so, wie
sie sind.“
Einige der Sechs- bis 24-jährigen Trommler
sind geistig behindert, haben eine psychische Erkrankung oder bereits diverse Heime hinter sich.
„Das gemeinsame Trommeln ist gut fürs Selbstbewusstsein“, weiß der Leiter. Bis Ende Oktober
ist Como Vento schon ausgebucht. Sie spielen bei
Sportveranstaltungen wie der Thüringen-Rundfahrt und Festen. Ihr Können kann sich sehen –
vor allem hören lassen. Dafür üben sie zweimal
in der Woche mit viel Disziplin.
„Mit echten Profis zu spielen, ist total besonders, deswegen sind wir auch besonders aufgeregt“, verrät Natalie.
Das 13-Jährige Energiebündel beherrscht
mehrere Trommeln
und will das später
auch beruflich machen. Dass die Kamera
heute immer dabei ist,
weil aus dem Drehmaterial ein Beitrag
Aufstellen zur finalen Kamera-Einstellung: Como Vento vor der Kulturbrauerei.
für die Gottschalk-Sendung geschnitten werden
soll, ist für die Kids nur am Anfang sehr aufregend. Später verfliegt die Schüchternheit wie
der Wind und sie sind in ihrem Element – fokussiert auf die Trommeln, das Zusammenspiel, die
außergewöhnliche Atmosphäre.
Gehörschutz ist Pflicht
Länger als eine Stunde am Stück wird gespielt
und kein Wort fällt. „Bei uns spricht die Musik“,
sagt Janek. Und diese Sprache ist enorm laut.
Gehörschutz ist deshalb für die Minderjährigen
Pflicht. Die Großen müssen selbst entscheiden.
Die meisten Trommler haben ihre eigenen Instrumente, die aber von den Johannitern gestellt
werden. Das Geld dafür stammt aus Spenden.
„Wir sind für jeden Beitrag dankbar, denn die
Trommeln kosten zwischen 100 und 300 Euro und
in einem Jahr gehen 200 bis 300 Sticks drauf“,
erklärt Janek Rochner-Günther.
Nach gut drei Stunden sind Workshop und
Dreh zu Ende. Alle sind erschöpft, aber zufrieden.
Christian hat wie immer sauber den Takt vorgegeben. Der achtjährige Leon mit Hut und Sonnenbrille konnte mit seinem Talent die Profi-Schlagzeuger das Fürchten lehren. Nils und Basti hätten
am liebsten noch fünf Stunden weitergespielt.
Kristin wurde nicht müde, der Journalistin die
Unterschiede zwischen den verschiedenen Trommeln zu erklären. Cindy durfte am Ende in die
Kamera sagen, wie gut ihr der Tag gefallen hat.
Und Bernd, der zweite Chef im Team? Er findet,
es gibt nur noch ein Erlebnis, mit dem das heutige zu toppen wäre: „Wenn wir beim Karneval in
Rio mitspielen könnten!“ Aber das ist ein anderer
Traum. | tk
| Der Beitrag über Como Vento lief am 5. Juni
in der Sendung „Gottschalk live“.
Infos: www.daserste.de/unterhaltung/­
boulevard/gottschalk-live
2 | aktiv 07 / 08 2012
Liebe Johanniter,
neulich im ICE. Zwei junge Frauen steigen
zu, setzen sich mir gegenüber an den
Tisch und greifen irgendwann nach der
von mir zuvor drapierten „johanniter“Sonderausgabe. Ich bin total gespannt.
Tue aber unbeteiligt. Jetzt wirds spannend, denke ich. An was bleiben die beiden hängen? Was lesen sie zuerst? Wie
wirds ihnen gefallen? Kennen sie die Johanniter schon? „Erst mal das Rätsel lösen“, sagt die eine etwas gelangweilt zur
anderen. Ich versuche, mein enttäuschtes
Gesicht hinter dem dicken Buch zu verbergen. Aber dann: Nach einer Weile
machen sich die beiden an den Erste-Hilfe-Test und diskutierten wild, ob nun a)
oder b) richtig ist. Ich schmunzele in mich
hinein. „Nächster Halt Berlin-Hauptbahnhof“, dröhnt es. Schade, ich muss aussteigen. Ob die Frauen noch mehr gelesen
haben? Über die Kitas oder die Auslandsarbeit? Wie gut, dass wir alle unsere Jubiläumsausgabe
unter Menschen
bringen! Wie das
gehen kann, zeigen die Kinder
der Kita Jakobwüllesheim
(nebenan). Sehr
vorbildlich!
Viel Spaß beim Lesen und eine
schöne Sommerzeit wünscht
Ihnen Ihre
| editorial
3 | Rettungsdienst im Blick
In Nordrhein-Westfalen steht das Rettungsdienstgesetz vor einer Novellierung.
Landesvorstandsmitglied Bruno Wangler
gibt Auskunft über die Lage einer der
wichtigsten Säulen der JUH.
Die Kleinen machen es vor
Die Jubiläumsausgabe kann vielfältig verwendet werden
Fotos: Beate Hahn
Berlin­­| Erst ein Drittel der „johanniter“-Sonderausgabe zum 60. Geburtstag der JUH ist
verteilt. Mehr als 300 000 Hefte können die
Verbände noch deutschlandweit unter die
Leute bringen.
Das Jubiläumsjahr ist schon zur Hälfte vorbei,
aber noch gibt es genügend Gelegenheiten, die
Sonderausgabe des „johanniter“-Magazins als
Werbemittel zu nutzen. Sei es bei geplanten Jubi­
läumsaktionen der Verbände oder ganz einfach
als Auslage: in Rathäusern und Bahnhöfen, in
Bussen und Bahnen, in Supermärkten und Arztpraxen – alle Johanniter sollten das Heft an
7 | Ade, Dr. von Stetten
Als Ordenswerkmeister war Dr. Wolfgang
Freiherr von Stetten seit 2001 Vertreter
des Johanniterordens im JUH-Präsidium.
Jetzt hat er sein Amt aus Altersgründen
aufgegeben. Ein Porträt.
Unsere Rubriken
| nachgefragt – Seite 3
| personalien – Seite 4
| termine – Seite 6
| bücher, kino – Seite 7
| ticker – Seite 8
| inhalt
Foto: Nic
ole Königs
Die Kinder der Kita Jakobwüllesheim im RV AachenHeinsberg haben es raus: Sie nutzen die Jubiläumsausgabe als Buslektüre, legen sie Passanten in den
Fahrradkorb, haben sie auch Bürgermeistern übergeben – und basteln daraus werbewirksame Collagen.
www.johanniter-werbemitteldatenbank.de können Johanniter die Jubiläumsausgabe kostenlos
bestellen, nur die Versandkosten sind zu tragen.
Verpackungseinheit: je 50 Stück. | ma
Begeisterung fürs Jubiläum
Präsidium lobt Schwung und Einfallsreichtum der Helfer
Berlin | Der Aktionsreigen zum 60. Geburtstag
der JUH ist in vollem Gange. Allerorten präsentieren die Verbände ihr Engagement und
ihre Dienstleistungen. Ein Jubiläumsjahr voll
Initiative, Teamgeist und Ideen.
4 | Quest City ausgezeichnet
Jugendliche lernen mit dem Computer
auf spielerische Weise, wie sie in der Not
Hilfe leisten können: Das ist Quest City.
Das Onlinespiel der Johanniter hat nun ein
Qualitätssiegel.
7 | EM in Helferzahlen
Ob in Hamburg oder Köln, Wuppertal
oder Hannover – die JUH war vielerorts im
Einsatz für das runde Leder. In Speyer lief
sogar vor jedem Spiel der JUH-Imagefilm
auf Großbildleinwand.
a­ llen belebten Plätzen verteilen, an denen das
erlaubt ist.
„Unsere Verbände können mit diesem attraktiven Magazin ganz einfach in ihrer Region auf
sich aufmerksam machen und den Menschen
ihre Arbeit näherbringen“, erklärt Claudia Hauptmann, Bereichsleiterin Marketing / Kommunikation in der Bundesgeschäftsstelle in Berlin. „Auch
Kunden der JUH-Dienste und unsere vielen Kursteilnehmer interessieren sich für das Engagement der Johanniter. Wir sollten diese Chance
nicht ungenutzt lassen.“
Die Gelegenheit ist im wahrsten Sinne des
Wortes günstig: Unter der Internet-Adresse
Eine große 60 aus bunten Blumen, gepflanzt von
Kindern aus Johanniter-Kitas, kreative Kunstaktionen, Leckeres vom Grill, Torten für die Kollegen,
Bereicherung der Landeswettkämpfe, Gottesdienste, Ausstellungen, Feste, Infostände und
vieles mehr. „Die Palette an Aktionen, die
sich die Johanniter einfallen lassen, um
unsere große Jubiläumskampagne mit
Leben zu füllen, ist so farbenfroh wie das
schönste Bild nur sein kann“, bilanziert
JUH-Präsident Hans-Peter von Kirchbach
erfreut. Der JUH-Newsletter „express“ wird
weiter regelmäßig über alle großen und
kleinen Events berichten.
„Ausdrücklich dankt das Präsidium allen
ehren- und hauptamtlichen Helfern, die
Foto: Berenike Matern
unser JUH-Jubiläum mit so viel Schwung und Einfallsreichtum erfüllen“, betont von Kirchbach.
„Es wäre wunderbar, wenn die Begeisterung noch
lange anhalten würde, vielleicht sogar über das
Jahr hinaus.“ Johanniter zu sein, heiße schließlich
auch, Freude zu haben. „Freude am Miteinander
für die gute Sache.“
Kein Wunder also, dass in diesem Jahr an so
vielen Orten rote und weiße Luftballone in den
Himmel steigen – ebenfalls eine beliebte Aktion
in Kitas und anderen Einrichtungen der JUH. Die
Kinder haben ihren Spaß dabei und Symbolkraft
hat das Ganze auch. „Ich sehe das so“, sagt der
Präsident: „Als sichtbares Zeichen tragen
die Ballons den Geist der Johanniter
hinaus in die Welt.“ | ma
Jubiläums-Versprechen werden eingelöst: Katharina Böckmann vom LV Nord
hat Wort gehalten (siehe „aktiv“ Nov. / Dez. 2011) und den Empfangstresen
der Landesgeschäftsstelle in Hamburg festlich geschmückt – unter anderem
mit einer köstlichen Kirsch-Sahne-Johanniter-Torte fürs Team.
Werbespot im TV
Liebesbrief
an das Leben
Kinder sind sichtbar gewordene
Liebe. Man spürt es in Eurer Kita .
Notburga T.
Inzwischen ist die Jubiläumskampagne sogar im Fernsehen angekommen:
Von Mitte Juni bis Mitte Juli lief der TV-Spot über die Arbeit der JUH zu verschiedenen Sendezeiten im Werbeprogramm von Sat.1, RTL, RTL II, Tele 5, VOX, und
Kabel 1 – insgesamt rund 225 Mal. Von August an wird der Spot zudem regelmäßig kostenlos auf Deutsche Welle TV ausgestrahlt.
Die JUH hatte den Werbefilm in zwei Versionen erstellt: der eine 28 Sekunden
lang, der andere zehn Sekunden. „In ihrer Kombination waren beide Fassungen
ein wichtiger Baustein unserer Jubiläumskampagne“, sagt Claudia Hauptmann,
Bereichsleiterin Marketing / Kommunikation in der BG. „Der Spot hat das Engagement unserer Hilfsorganisation zu attraktiven Sendezeiten einem breiten
Publikum sympathisch präsentiert. Das JUH-Profil ist damit geschärft worden.“
tteldatenbank.de +++
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Johanniter wirbt fürs Handwerk
Joint Venture von ZDH und JUH setzt Rettungshundeführer in Szene
Landsberg | Mit einer breit angelegten
Kampagne wirbt der Zentralverband
des Deutschen Handwerks (ZDH) seit
2010 für Leistungen und Wirtschaftskraft seiner Gewerke. In einer Broschüre
hilft nun auch ein Johanniter, das
Image des Handwerks aufzupolieren:
Andreas Riebler, Mitglied der Rettungshundestaffel in Landsberg am Lech, ist
selbstständiger Kunst- und Bauschlosser sowie Designer.
Eigentlich ist sein voller Name Andreas
Riebler Graf von Rowell. Aber unter die
Titel „Wir sind Handwerker“ und „Wir
können anpacken“ passte das schlichte
Andreas Riebler einfach besser, fand er.
Denn nicht der Graf war gefragt für die
ZDH-Broschüre, sondern der Kunst- und
Bauschlosser und geprüfte Rettungshundeführer. Ein Handwerker, der sich in
seiner Freizeit als Lebensretter engagiert.
Zusammen mit seiner Frau Melanie,
Sohn Noah und Rettungshund Tschako ist
Riebler groß im Bild, doppelseitig DIN-A4.
Vier Stunden habe das Shooting mit dem
Fotografenteam gedauert, erzählt er. Dazu kam
ein eineinhalbstündiges Telefoninterview über
seinen Beruf, seine Familie und die Arbeit in der
Rettungshundestaffel.
Am Ende hat sich der Aufwand gelohnt – für
das Handwerk und für die Johanniter: Die vierfarbige Werbebroschüre ist bislang in einer Auflage von gut 1,5 Millionen Exemplaren unter
die Leute gebracht worden. Anfang März war
sie als Beilage sogar in der „Bild am Sonntag“
zu finden. Mehr Reklame geht kaum.
Leitlinie beschlossen
aktiv 07 / 08 2012 | 3
Geht noch was im
Rettungsdienst,
Herr Wangler?
In Nordrhein-Westfalen steht das Rettungsdienstgesetz vor einer Novellierung.
Die Johanniter befürchten negative Auswirkungen.
aktiv Wie sieht die Lage des Rettungsdienstes in Nordrhein-Westfalen aus?
Bruno Wangler Der Rettungsdienst in
Nordrhein-Westfalen ist ein gewachsenes
System aus Haupt- und Ehrenamt, das
eng verzahnt ist mit Katastrophenschutz
und Sanitätsdienst. In vielen Städten und
Kreisen ist die JUH am Rettungsdienst
beteiligt. In einigen Fällen haben wir
diese Beteiligung jedoch verloren, weil
die Kommunen die inzwischen per EURecht vorgegebene Ausschreibung des
Rettungsdienstes gescheut haben. Sie
haben den Dienst lieber in Eigenregie
übernommen.
Bruno
­Wangler (53),
Vorstands­
mitglied im
LV NordrheinWestfalen
Fotos: ZDH / Marc Brinkmeier­
Bodenständiger Handwerker, liebevoller Familienvater und engagierter Rettungshundeführer – so präsentiert die Werbebroschüre des ZDH den Johanniter Andreas
Riebler in Großauflage.
Vermittelt wurde das Joint Venture von ZDH
und JUH durch Christoph Freiherr von Hammerstein-Gesmold, Verwaltungsleiter des ZDH und
Mitglied der Ordensregierung des Johanniterordens. „Ich weiß ja, dass etliche Handwerker auch
ehrenamtlich bei den Johannitern tätig sind“, so
Christoph Freiherr von Hammerstein-Gesmold.
„Andreas Riebler ist
dafür ein sehr schönes
Beispiel.“ Und die Resonanz? „Super. Der
Johanniter-Handwerker kommt überall gut
an!“ | ma
Luftrettung hautnah
Kampagne prämiert
Foto: JUH
aktiv Mit welchen Folgen?
Bruno Wangler Ist der Rettungsdienst
kommunalisiert, ist es viel schwerer,
unsere ehrenamtlichen Einsatzkräfte zu
motivieren, im Katastrophenschutz und
im Sanitätsdienst mitzuarbeiten. Gerade
der wichtige Katastrophenschutz, der von
hochqualifizierten Ehrenamtlichen geleistet wird, blutet quasi aus ohne die
Möglichkeit, auch im Rettungsdienst
aktiv sein zu können. Folglich würde sich
das Gesamtsystem deutlich verteuern.
aktiv Wie weit ist die Novellierung?
Bruno Wangler Bislang sind nur Auszüge
des Gesetzentwurfs bekannt. Diese lassen
nichts Gutes ahnen, der Rettungsdienst
wird als reiner Zubringerdienst für die
Krankenhäuser gesehen. Der Zusammenhang mit sicherheitsrelevanten Bereichen
wie dem Katastrophenschutz wurde bislang nicht erkannt. Jetzt lässt der aktuelle
Koalitionsvertrag der alten wie neuen
Landesregierung jedoch hoffen.
Foto: Birgit Betzelt
Foto: Katharina Gutsch
Foto: Serviceplan
Endlich beschlossen: die Rahmenvereinbarung zur
Psychosozialen Notfallversorgung in Deutschland.
Kam gut an: der zweite Christoph-Hessen-Tag mit
dem Bundeskongress Polytrauma und Besucherfest.
Hohe Auszeichnung aus Cannes: der goldene Löwe
für einen Audio-Spot der JUH aus dem LV Nord.
Berlin | Akuthilfe, Notfallseelsorge, Krisenintervention: Wer leistet hier was? „Diese Begriffe
wurden bisher bundesweit oft unterschiedlich
verstanden“, sagt Leander Strate, Fachbereichsleiter Rettungsdienst und Notfallvorsorge in der
BG. Auch der Ausbildungsstand des Personals war
uneinheitlich. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) veranstaltete
deshalb 2009 und 2011 Konsenskonferenzen –
ohne Erfolg. Daraufhin setzten sich Experten von
ASB, DRK, Johannitern und Maltesern mit Vertretern der Notfallseelsorge der großen Kirchen
über mehrere Monate immer wieder zusammen,
um Fragen der Zusammenarbeit und gegenseitigen
Anerkennung zu behandeln sowie Mindeststandards für die Ausbildung festzulegen. „Wir sind
froh, dass wir uns nun auf eine gemeinsame
Rahmenvereinbarung verständigen konnten“,
sagt Strate. Die neuen Leitlinien für die Psychosoziale Notfallversorgung für Betroffene (Akuthilfe) werden in den nächsten Wochen von allen
Akteuren in den jeweiligen Gremien ratifiziert
und damit verbindlich. Von der Rahmenvereinbarung versprechen sich die Beteiligten eine bessere Zusammenarbeit, Qualitätssicherung und
kontinuierliche Optimierung der Leistung in der
Psychosozialen Akuthilfe. | tk
Gießen / Reichelsheim | Gemeinsam mit dem Universitätsklinikum Gießen-Marburg und dem Landkreis Gießen haben die Johanniter aus dem LV
Hessen / Rheinland-Pfalz / Saar im Juni zum zweiten
Mal ihren „Christoph-Hessen-Tag“ veranstaltet.
Erstmals fand er als Bundeskongress Polytrauma
statt. Zum Auftakt sprachen der hessische Staatsminister Stefan Grüttner, Landrätin Anita Schneider sowie JUH-Bundesarzt Professor Dr. Horst
Wilms vor rund 200 Notärzten und Rettungsdienstfachkräften. Fachvorträge und Workshops
boten unter anderem die Simulation einer Intensivversorgung im Hubschrauber Christoph Hessen.
„Wir konnten unseren hohen Standard in der
Fortbildung in diesem Jahr noch einmal steigern“,
sagte Landesvorstandsmitglied Günther Lohre
erfreut. Mit rund 3500 Gästen war auch die eineinhalbstündige Rettungsübung mit Rettungsdienst und Feuerwehr beim anschließenden Familienfest auf dem Flugplatz in Reichelsheim sehr
gut besucht. Hierbei kam auch Christoph Hessen
live zum Einsatz, um die „verletzten“ Personen
intensivmedizinisch zu versorgen und in eine
Spezialklinik zu verlegen. Luftrettung hautnah
zu erleben – das ermöglichte nach 2010 einmal
mehr die Christoph-Hessen-Crew allen Interessierten und Sympathisanten der JUH. | kg
Hamburg | „Radio Ghost“, eine gemeinsame Aktion der Johanniter aus dem LV Nord und der Werbeagentur Serviceplan, hat die Jury der „Cannes
Lions“ beim Internationalen Werbefilmfestival
in Cannes überzeugt: Sie gewann am 20. Juni zwei
Auszeichnungen in Gold in der Kategorie „Radio“
und eine in Silber in der Kategorie „Media“. Die
Kampagne fand am 11. Mai statt und richtete sich
an Autofahrer an Straßenkreuzungen im Hamburger Stadtgebiet, an denen es tödliche Unfälle
aufgrund von Trunkenheit am Steuer gegeben
hatte. Hier waren UKW-Radio-Sender und MP3Player installiert worden, die an die Ampelfrequenz gekoppelt und in schwarzen Holzkreuzen
versteckt waren. Beim Warten an der Ampel
schaltete sich der Sender ins laufende Radioprogramm ein und die Fahrer hörten im Autoradio
statt Musik den „Radio Ghost“ – eine Stimme, die
vom wahren Schicksal der durch Trunkenheit
am Steuer getöteten Person erzählt und eindringlich vor Alkohol im Straßenverkehr warnt. Der
Spot schließt mit den Worten: „Alkohol am Steuer
zerstört Leben. Die Johanniter. Aus Liebe zum
Leben.“ Eine Fortsetzung der Aktion mit einer filmischen Dokumentation ist in Planung. | Video:
www.canneslions.com/work/2012/media/entry.
cfm?award=3&entryid=13192 | juh
aktiv Wie reagieren Sie?
Bruno Wangler Wir kommunizieren
unsere Position in die Landes- und Kommunalpolitik und zu weiteren Entscheidungsträgern. Dabei arbeiten wir eng mit
anderen Hilfsorganisationen zusammen.
Es gab Gespräche mit Ministerpräsidentin
Hannelore Kraft, Gesundheitsministerin
Barbara Steffens, Innenminister Ralf Jäger
und CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe. Aufgrund der vielen positiven Reaktionen gehen wir davon aus, dass unsere
Positionen angemessen berücksichtigt
werden.
aktiv Ist die Situation in NordrheinWestfalen übertragbar?
Bruno Wangler Die Tendenz zur Kommunalisierung ist auch in anderen Bundesländern erkennbar. Die beste Lösung für
alle wäre die Anwendung des Paragraphen 100, Absatz 3 des Gesetzes gegen
Wettbewerbsbeschränkungen. In diesem
Fall würde der Rettungsdienst im Rahmen
der öffentlichen Daseinsvorsorge als
sicherheitsrelevante, hoheitliche Aufgabe
anerkannt. Er müsste nicht ausgeschrieben werden und es gäbe keinen Grund
zur Kommunalisierung. Hier ist aber der
Gesetzgeber auf Bundesebene gefragt.
Die Fragen stellte Frank Markowski.
| nachgefragt
4 | aktiv 07 / 08 2012
Johanniter-Wohngruppe unterstützt junge Männer beim Start
Trauer um Heinrich Wolters
Hamburg | Die Johanniter trauern um
Heinrich Wolters, der am 3. Juli im Alter
von 69 Jahren verstorben ist. Wolters war
viele Jahre Vorstandsmitglied im RV Harburg und setzte sich fast vierzig Jahre ehrenamtlich mit großem Engagement in
verschiedenen Bereichen für die JUH ein.
„Wir haben Heinrich Wolters sehr
viel zu verdanken.
Mit ihm haben wir
ein leuchtendes
Vorbild verloren“,
sagt Bundesvorstandsmitglied
Foto: Raymund Schmidt
Wolfram Rohleder.
Ein Ort der Hoffnung
Feierstunde für von Rümker
Berlin | Rund 90 Gratulationen zu seinem
70. Geburtstag hat das ehrenamtliche
Bundesvorstandsmitglied Dr. Arnold von
Rümker am 21. Juni von den BG-Mitarbeitern nachträglich entgegennehmen
dürfen. Der Jubilar hatte zu einer Feierstunde geladen. Die Vorstandskollegen
Wolfram Rohleder (li.) und Joachim Gengenbach (2. v. li.)
lobten von Rümker für seinen
kompetenten
JUH-Einsatz. Von
Rümker dankte
allen Mitarbeitern
für das kollegiale
Miteinander und
ihr Engagement. Foto: Frank Markowski
Verabschiedung in Miltenberg
Miltenberg | Rüdiger Ehrhardt, ehemaliger
Dienststellen- und Heimleiter des Mehrgenerationenhauses der Johanniter im OV
Miltenberg, ist am 24. Juni beim Sommerfest der Einrichtung nach zwölf Jahren
verabschiedet worden. Neues Führungsteam im Johanniterhaus seit 1. Juni: Alexander Nöth (Dienststellenleiter) und Margit
Neckermann-Straub (Heimleiterin).
Preis für „Quest City“
Berlin | Die Johanniter Harm
Bastian Harms
(li.), Leiter
Internationale
Projekte und
Kooperationen,
und Leander
Foto: Tonja Knaak
Strate (re.),
Fachbereichsleiter Einsatzdienste in der
BG, haben am 22. Juni das „Comenius Edu
Media Siegel“ für das Johanniter-Onlinespiel „Quest City“ entgegengenommen.
Nach Prüfung anhand von Kriterien der
Gesellschaft für Pädagogik und Information erhalte das von der EU geförderte PCSpiel die Auszeichnung für seine kompetenzfördernden Potenziale, so die Jury.
Foto: Stephan Beschle
Tony hat bei den Johannitern einen festen Wohnsitz. Ein wichtiger Schritt zur Lösung seiner Probleme.
Leipzig | In einem Mehrfamilienhaus hat der
RV Leipzig / Nordsachsen eine Wohngruppe für
wohnungslose Männer zwischen 18 und 27
Jahren eingerichtet. Sechs Einzel- und zwei
Doppelzimmer gibt es seit 2008 für bis zu
zehn wechselnde Bewohner.
Zehn blaue Ablagekästen stehen aufgereiht im
Regal. Wie mit dem Lineal ausgerichtet – dicht
an dicht. Sie dienen als Briefkästen für die Wohn-
gruppe. In nur wenigen liegt tatsächlich Post, die
meisten sind leer. Aber die Ablagen zeigen, wie
wichtig Ordnung hier ist. Denn Ordnung, ein geordnetes Leben, das kannten viele hier vorher
nicht.
Hier, das ist eine Wohnung im Leipziger Westen, Stadtteil Lindenau. Jedes der Zimmer ist ein
Sammelsurium aus alten Möbeln, Fernseher und
Kühlschrank, die Wände sind bunt gestrichen.
Die große Küche, die sich die Mitglieder der
Wohngruppe teilen, wirkt leer und auch
im Gemeinschaftsraum will keine wohnliche Atmosphäre aufkommen. Trotzdem: Hier, das bedeutet Zuhause.
Für Männer wie Tony. Erst seit sechs
Tagen gehört der 27-Jährige zur Wohngruppe. „Eine Sozialarbeiterin im Gefängnis hat mir von dem Angebot der Johanniter erzählt“, berichtet er. „Ich hatte
Angst, dass mir das alles über den Kopf
wächst und ich draußen allein nicht klarkomme. Deshalb bin ich gekommen.“
Diplom-Pädagogin Alexandra Schwander leitet die Wohngruppe, unterstützt
von einem männlichen Kollegen. „Fast
alle unsere Bewohner kommen durch
Empfehlung zu uns“, berichtet sie. „Dass
sie keinen festen Wohnsitz haben, ist
nur ein Problem, das alle anderen Probleme wie einen Rattenschwanz nach
sich zieht.“ Die Wohngruppe soll den
Männern die Möglichkeit geben, auch
diese anderen Probleme nach und nach
in den Griff zu bekommen. Eine Wohngemeinschaft, in der die Bewohner wie Freunde
miteinander wohnen, will die JUH-Einrichtung
bewusst nicht sein. „Aber natürlich sind Freundschaften nicht verboten“, sagt Schwander. „Jedes Zimmer ist die Privatsphäre seines Bewohners, die wir respektieren. Jeder Bewohner hat
seine Geschichte.“
Auch Tony: Seine Ausbildung muss der gebürtige Chemnitzer wegen Drogenproblemen abbrechen. Nach einer Therapie zieht er nach Leipzig,
Johanniter küren Landessieger
Wettkämpfe 2012: Ergebnisse und Eindrücke
Aalen / Weimar / Wuppertal / Otterndorf / Potsdam | Alle zwei Jahren findet das große Kräftemessen in Erster Hilfe auf Landesebene statt.
Immer wieder ein unvergessliches Erlebnis für
alle, die dabei sind. Die jüngsten Teilnehmer sind
erst sechs Jahre alt, die älteren verfügen über
eine sanitätsdienstliche Grundausbildung und
natürlich bilden auch die Profi-Retter eine
eigene Gruppe.
LV Baden-Württemberg
Lebensretter im Visier
Unter dem Motto „Aalener Spion – Lebensretter
der Stadt“ kamen die Johanniter aus BadenWürttemberg am 5. Mai in der Aalener Innenstadt
zu ihrem Landeswettkampf zusammen. 29 Mannschaften mit insgesamt mehr als 250 Teilnehmern
waren dabei, um den Titel „Beste Lebensretter“
zu ergattern. Sie mussten sich an fünf Stationen
beweisen: Bei den Praxisbeispielen ging es um die
richtigen Diagnosen und die entsprechenden Hilfeleistungen. Beim Parcours kam es wieder auf Geschicklichkeit an: Auf der Trage lagen Gewichte
und ein Wassergefäß. Die motivierten Lebensretter
Kategorie A: Sanitätshelfer ab 16 Jahre
Kategorie B: von zwölf bis 16 / 18 Jahre
Kategorie C: von sechs bis zwölf Jahre
Kategorie S: Rettungsdienst-Fachpersonal
demonstrierten Zuschauern wie Schlachtenbummlern insgesamt einen guten Ausbildungsstand und arbeiteten Hand in Hand. Am Ende
hatten die Ostwürttemberger in den Kategorien
B und C die Nase vorn. In der Kategorie A siegte
der RV Baden, bei den Rettungsdienstlern das
Team aus dem RV Oberschwaben / Bodensee.
LV Nordrhein-Westfalen
Innenstadt in Johanniter-Hand
Auch im Westen stehen die Sieger fest: Zwei
Mannschaften aus dem RV Essen (Kategorien A
und B) und je eine aus dem RV Niederrhein (Kategorie C) und dem RV Ruhr-Lippe (Kategorie S)
gewannen die Retter-Olympiade am 9. Juni in
Wuppertal. „Für einen Tag war die Elberfelder
Innenstadt fest in Johanniter-Hand“, sagte Re-
gionalvorstand Stefan Müller. An 14 Wettkampfstationen und an Infoständen konnten sich die
Wuppertaler einen Eindruck von der Arbeit der
JUH machen. „Besonders spektakulär war das Fallbeispiel am Islandufer, bei dem ein Kind und seine
Mutter, beide realistisch geschminkt, nach einem
Sturz gleichzeitig behandelt werden mussten“,
so Dr. Jörg Oberfeld, Landesarzt und Oberschiedsrichter. Er lobte das Engagement aller
Mannschaften. An anderen Stationen mussten
Verbrennungen oder ein offener Bruch von den
Rettern behandelt werden. Die jüngsten Teilnehmer bauten im Kreativtest die Schwebebahn nach.
Mit dabei waren auch wieder polnische und britische Gastmannschaften.
LV Sachsen und LV Sachsen-Anhalt / Thüringen
Gemeinsamer Landeswettkampf
Rund 800 Johanniter aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen feierten am 16. Juni rund um
den Goethe- und Theaterplatz in Weimar einen
bunten Tag der Johanniter. Zur Eröffnung sprach
Thüringens Innenminister Jörg Geibert ein Grußwort. Anschließend ließen die Teilnehmer anläss-
Auszeichnung für Memmeler
Münster | Die Malteser in NordrheinWestfalen haben den Johanniter Magnus
Memmeler, Referent Einsatzdienste im LV,
am 24. Juni mit ihrer Dankplakette ausgezeichnet. „In der professionellen Zusammenarbeit konnten neue Maßstäbe gesetzt werden, die Interessen der Hilfsorganisationen wirkungsvoll zu vertreten“,
sagte Herzog von Croy. Rund 250 Gäste
kamen zum ersten ökumenischen Johannisfest beider Orden und Werke.
| personalien
Foto: Tobias Gro
sser
Foto: Tobias Eilers
Jubel der Sieger: in Aalen beim Wettkampf der Baden-Württemberger (links), in Wuppertal bei den Kollegen aus
Nordrhein-Westfalen (rechts).
Foto: Jan Kla
assen
Gratulation von Ministerpräsident David
McAllister, der Schirmherr des Landeswettkampfes im LV Niedersachsen / Bremen war.
aktiv 07 / 08 2012 | 5
in ein neues Leben
Die Johanniter in den Medien
um mit der Vergangenheit abzuschließen, schlägt
sich mit 400-Euro-Jobs durch. „Irgendwann wollte
ich dann wieder ‚zu‘ sein“, erinnert er sich. „Und
dann ist alles irgendwie den Bach runtergegangen.“ Die große Liebe zerbricht am Alkohol, um
seine Drogensucht zu finanzieren, steigt Tony in
Baumärkte ein. Erwischt wird er, als er eine Flasche
Bier klauen will. 2010, einen Tag vor Weihnachten,
kommt er ins Gefängnis. Nun soll der Start in ein
neues Leben gelingen – ohne Drogen. „Die sind
bei uns absolut tabu“, betont die Leiterin.
Voraussetzung für einen Neuanfang ist ein
fester Wohnsitz, denn ohne Wohnung keine Sozialleistung, ganz zu schweigen von Chancen auf
dem Arbeitsmarkt. „Alle Männer unserer Wohngruppe kommen aus schwierigen sozialen Verhältnissen und oft aus der verdeckten Obdachlosigkeit“, weiß Alexandra Schwander. „Eltern oder
Freundin haben sie vor die Tür gesetzt. Und dann
haben sie sich von der Couch bei Freunden zur
nächsten vorübergehenden Bleibe gehangelt.“ Bis
es nicht mehr ging. Oder sie sind wie Tony ehemalige Häftlinge.
Schwander und ihr Kollege haben ihr Büro in
einem Raum der Wohnung eingerichtet. Sie helfen
bei der Jobsuche, bei Anträgen für Ämter oder der
Schuldenberatung. „Wir wollen die Bewohner aber
nicht an uns binden“, erklärt die Diplom-Pädagogin. „Sie sollen lernen, möglichst schnell ihren
Alltag zu strukturieren und auf eigenen Beinen
zu stehen.“
Die Miete der Bewohner überweist das Sozialamt, wenn diese, was die Regel ist, nicht selbst
zahlen können. Die Gemeinschaftsräume und die
lich des JUH-Jubiläums 120 Luftballons (für jeden
LV 60) gen Himmel steigen. Die insgesamt 47
Mannschaften – darunter auch eine rumänische
Gastmannschaft – demonstrierten ihr Wissen in
Erster Hilfe: Zum Beispiel mussten sie bei einem
nachgestellten Unfall zwischen PKW und Radfahrer schnelle Hilfe leisten. Am Ende des Tages
standen die Gewinner fest: Die Johanniter aus
dem RV Leipzig / Nordsachsen gewannen gleich
zweimal (Kategorie A und S), genauso die Johanniter aus Stendal (Kategorie A und Erste Hilfe am
Kind). In der Kategorie B siegten der RV Meißen /
Mittelsachsen und Bad Langensalza, in der Kategorie C der KV Erzgebirge und Schleusingen sowie
Schmölln in der Kategorie S.
LV Niedersachsen / Bremen
Ministerpräsident ehrt Teilnehmer
Die Siegerehrung beim Landeswettkampf in Otterndorf übernahm in diesem Jahr Ministerpräsident David McAllister persönlich. „Allen, die sich
schon in jungen Jahren als Ersthelfer oder im
Schulsanitätsdienst zur Verfügung stellen, spreche
ich meinen besonderen Dank aus“, sagte der
RTL „Punkt 12“,
21. Mai 2012
Eine Studie über das Verhalten von Jugendlichen ist Hintergrund für ein Interview mit Dr. Tobias Eilers, Pressesprecher
im LV Nordrhein-Westfalen. Er berichtet
über das Engagement in der JohanniterJugend.
Fotos: Julian Rossig
Diplom-Pädagogin Alexandra Schwander leitet
die Wohngruppe der Johanniter in Leipzig.
Die WG befindet sich in einem vierstöckigen
­Wohnhaus in Leipzigs Stadtteil Lindenau.
Gehälter für Schwander und ihren Kollegen
müssen jedoch fast ausschließlich aus Spenden
finanziert werden. Kühlschränke, Fernseher,
Waschmaschine und Matratzen sind Sachspenden von großzügigen Leipzigern.
Sechs Monate würden die Bewohner im Schnitt
bleiben, erzählt Alexandra Schwander. Tony will
schon nach dreien wieder draußen sein. Den
ersten Schritt hat er bereits getan: Er hat eine
Anstellung in einer Recyclingwerkstatt gefunden
– auch, weil er einen festen Wohnsitz vorweisen
konnte. Trotzdem guckt sich Tony weiter um. Er
will die Ausbildung als Koch beenden, die er im
Gefängnis begonnen hat. Und einen anderen
großen Wunsch hat er: „Das Gefühl von Liebe,
das hatte ich schon lange nicht mehr. Ich wünsche mir eine Freundin, mit der ich ein ganz normales Leben führen kann.“ Hier, das ist auch ein
Ort der Hoffnung. | sb
Schirmherr der Veranstaltung. Genau 1042 Teilnehmer machten vom 15. bis 17. Juni das Sommercamp bei Cuxhaven zur Johanniterstadt. 55
Mannschaften unterzogen sich den Wettkampfprüfungen, rund 40 Verletztendarsteller sowie 60
Schiedsrichter waren im Einsatz. Erstmals waren
auch Schulsanitätsdienste mit dabei. Die Johanniter freuten sich auch über die Teilnahme der
Gastmannschaften aus dem LV Nord, aus Russland
und der Türkei sowie über das Engagement eines
Schiedsrichters der britischen Schwesterorganisation St. John Ambulance. Ganz oben auf dem
Treppchen landeten in den Kategorien A, B und
S die Johanniter aus dem OV Hannover-Wasserturm. Bei den Jugendmannschaften war der OV
Edewecht am erfolgreichsten, was Ortsjugendleiter Frank Komrowski aufgrund einer Wette eine
Glatze bescherte.
LV Berlin / Brandenburg
Lob von hoher Stelle
Bevor am 16. Juni die 300 Berliner und Brandenburger Johanniter ihren Wettkampf ausrichten
konnten, mussten sie sich erst einmal selbst retten
Fotos: Andreas Schoelzel
MDR „Thüringen Journal“,
26. Mai 2012
Das Bundespfingstzeltlager der Johanniter-Jugend in Neufrankenroda (Thüringen)
ist Thema im Nachrichtenmagazin. Insbesondere das fröhliche Miteinander wird
betont.
Alles hat seine Ordnung. Struktur ins eigene Leben zu
bringen – das ist das Thema der jungen WG-Bewohner.
BR „Gesundheit!“,
29. Mai 2012
Der Johanniter-Hausnotruf kann Leben
retten, hilft aber auch bei kleineren
Problemen. Jan Ross, Bundesfreiwilliger
im RV Ostbayern, fährt zu seinen Kunden,
wenn sie Hilfe brauchen.
Foto: JUH Niedersachsen / Bremen
NDR „Schleswig-Holstein Magazin“,
16. Juni 2012
Dem Fachkräftemangel entgegenwirken
– auch darum geht es auf dem Rittertag
des Johanniterordens in Rendsburg. Im
Interview: Dr. Oskar Prinz v. Preußen,
Herrenmeister des Johanniterordens.
Das Team OV Wunstorf-Steinhuder Meer II (Foto)
musste sich in der Gruppe S nur knapp dem OV
Hannover Wasserturm geschlagen geben.
– vor dem Regen, der auf den Potsdamer Lustgarten niederprasselte. Doch es gab ein Ausweichquartier in der Sportschule und so konnten unter
den kritischen Augen der Prüfer doch noch Herzinfarktpatienten, Unfallopfer und Waldspaziergänger nach einem Eichhörnchenbiss versorgt
werden. Innenstaatssekretär Rudolf Zeeb lobte
das ehrenamtliche Engagement der Johanniter:
„Die Arbeit der Johanniter ist ein ganz besonderer Beitrag zum gesellschaftlichen Leben.“ JUHPräsident Hans-Peter von Kirchbach zeigte sich
von der Professionalität der Teilnehmer und der
realistischen Darstellung der Unfallszenarien beeindruckt. Am Ende siegte der RV Berlin in drei
Gruppen – in den Kategorien A, B, und S. Bei den
B-Mannschaften gab es für die Kids aus dem RV
Südbrandenburg die meisten Punkte. | juh
| Glückwunsch an alle Sieger, die ihre Landesverbände beim Bundeswettkampf 2013 in
­Regensburg vertreten werden!
MDR „Thüringen Journal“,
16. Juni 2012
Die Olympiade der Johanniter-Retter ist
auch für das breite Publikum interessant.
Nicht nur in Weimar, auch beim Landeswettkampf in Wuppertal beobachtet ein
Kamera-Team das bunte Treiben. | vg
Der Wettkampf im LV Berlin / Brandenburg konnte trotz Dauerregen doch noch gerettet werden.
Anfangs war Geduld gefragt, später wie immer Geschick und Notfallwissen.
| medienecho
6 | aktiv 07 / 08 2012
Mit Leidenschaft und Kompetenz
JUH-Delegation besucht Projekte der Johanniter in Kenia
Berlin / Nairobi | JUH-Präsident Hans-Peter von
Kirchbach, Bundesvorstandsmitglied Dr. Arnold
von Rümker und der Bundesbeauftragte für
Auslands- und Katastrophenhilfe, Friedrich
Riechmann, haben vom 20. bis 25. Mai verschiedene Einrichtungen der Johanniter-Auslandshilfe in Kenia besucht, um sich ein Bild
von der Hilfe vor Ort zu machen.
Gemeinsam mit der JUH-Regionalbüroleiterin in
Kenia, Magdalena Kilwing, besuchte die JUHDelegation unter anderem das Kinderkrankenhaus in Kijabe, das seit Jahren von der Auslandshilfe unterstützt wird und in dem kürzlich
eine neue Orthopädiewerkstatt entstanden ist.
Auch Gespräche mit der deutschen Botschafterin in Nairobi und Vertretern der Schwesterorganisation der Johanniter St. John Ambulance
Kenya sowie der Besuch einer Augenklinik standen auf dem Programm. Im Interview berichtet
die JUH-Delegation über ihre Erlebnisse.
aktiv: Was hat Sie bei ihren Besuchen besonders
beeindruckt?
Friedrich Riechmann: Mich hat die Lebensfreude
beeindruckt, die aus den Kindern sprach – behinderten wie gesunden. In Kajiado besonders
auch der kollegiale Umgang der Kinder untereinander. Keiner wird hier ausgeschlossen.
Arnold von Rümker: Begeisterung und Dankbarkeit von Jung und Alt über die empfangene
Hilfe waren für mich überwältigend. Aber auch
das Engagement der Projektverantwortlichen vor
Ort hat mich begeistert.
aktiv: Wie sieht die Hilfe konkret aus?
Hans-Peter von Kirchbach: Die Hilfe orientiert
sich an unseren Schwerpunkten Basisgesundheit, Rehabilitation und Katastrophenhilfe. Konkret geht es hier vor allem um Lebensmitte­­lhilfe
und die Verbesserung der Lebensgrundlage sowie die speziellen Programme zur Vorbeugung
und Behandlung von Augenkrankheiten und
Klumpfüßen.
aktiv: Wie werden die Johanniter vor Ort wahrgenommen?
Riechmann: Die Johanniter werden als sehr verlässliche und hilfsbereite Partner wahrgenommen.
Das liegt sicherlich auch an der eindrucksvollen
Persönlichkeit unserer Regionalkoordinatorin
Fotos: JUH
Friedrich Riechmann, Hans-Peter von Kirchbach und Arnold von Rümker (2. bis 4. v. l. n. r) informierten sich in der Orthopädiewerkstatt in Kijabe über den
­Herstellungsprozess von orthopädischen Hilfsmitteln.
Magdalena Kilwing, die nur das zusagt, was sich
auch einhalten und nachhaltig betreiben lässt.
von Rümker: Die Johanniter haben sich durch ihre
wirksamen Hilfsmaßnahmen und kluges Management einen ausgezeichneten Ruf erworben.
aktiv: Welches Bild werden Sie nicht vergessen?
Riechmann: Das Bild, das mich nicht loslässt,
ist das des Leiters des Zentrums für behinderte
Kinder in Kajiado, Daniel Sapayia, inmitten seiner
behinderten und gesunden Kinder. Er selbst ist
schwerbehindert, kann sich nur an zwei Stöcken
mühsam fortbewegen. Früher war er auch Schüler in diesem Projekt. Mit großer Leidenschaft
setzt er dieses Projekt nun fort.
Eine Grundschule in Baringo erhielt von den Johannitern einen Wassertank, damit sich die
Kinder täglich Hände und Gesicht waschen können.
von Rümker: Mir bleibt die unglaubliche Freude
der alten Männer und Frauen in Kokwatoto im
Gedächtnis, die nach erfolgreicher „Grauer Star“Operation wieder sehen können.
von Kirchbach: Für mich ist das auch der Anblick
der glücklichen Menschen, die mit Hilfe der Johanniter heute wieder sehen und somit am gesellschaftlichen Leben teilhaben können. Ihren
Jubel werde ich nicht vergessen.
aktiv: Wie sehen die Pläne der Johanniter aus?
Riechmann: Es ist definitiv noch mehr Hilfe notwendig. Durch die weitere Zusammenarbeit mit
unserem kompetenten lokalen Partner ‚African
Inland Church‘ (AIC) setzen wir auch künftig auf
Im Rahmen der 60-Jahr-Feier überreichte der JUH-Präsident Physiotherapiegeräte an die Mitarbeiter der orthopädischen Einrichtungen vor Ort.
Transparenz, Verlässlichkeit und Nachhaltigkeit.
von Kirchbach: Medizinische Unterstützung ist
vor allem im Norden weiter dringend erforderlich und sollte noch verstärkt werden.
Die Fragen stellte Sandra Lorenz
60-Jahr-Feier in Kijabe
Nicht nur im Inland wird der 60. Geburtstag
der Johanniter gefeiert. Aus Anlass des Jubiläums finden auch in den zwölf Auslandsbüros der Johanniter-Auslandshilfe Aktionen
und Veranstaltungen rund um das besondere
Ereignis statt. In Kenia feierten die Johanniter
Ende Mai gemeinsam mit ihren kenianischen
Partnern und den Besuchern aus Deutschland
den runden Johanniter-Geburtstag. JUH-Präsident Hans-Peter von Kirchbach überreichte
bei dieser Gelegenheit Mitarbeitern des Kinderkrankenhauses in Kijabe und eines Zentrums für behinderte Kinder in Kajiado Physiotherapiegeräte, unter anderem ein Laufband, Stand-Fahrräder und Gymnastikbälle
im Wert von 5.000 Euro.
Fehlte bei der Jubiläumsfeier der Johanniter in Kenia
nicht: die Sahnetorte in Rot-Weiß.
Termine der Johanniter-Akademie
06.08. – 10.08.Fachlehrgang zum Lehrrettungsassistenten, 40 h (Münster)
01.09. – 09.09.Qualifikation zum Ausbilder: Grundlagenseminar Modul 1A (Berlin)
22.09. – 30.09.Qualifikation zum Ausbilder: Grundlagenseminar Modul 1 A (Leipzig)
22. /23.09.
Ausbilderfortbildung Erste Hilfe am Kind (Münster)
Ausbilderfortbildung gemäß BGG 948 (Münster)
29. / 30.09.
Qualifikation zum Ausbilder: fachdidaktisches Seminar Modul 1 B (Köln)
Informationen und Anmeldungen | Servicestelle: Tel. 0251 97230 - 230, Fax -140, [email protected], www.johanniter-akademie.de
| termine
aktiv 07 / 08 2012 | 7
Kein Kraut gegen Fußballfieber
Sanitäter der Johanniter behandeln EM-Fans beim Public Viewing
Berlin / Hamburg | Nichts verbindet Fans und
Sanitäter so sehr wie das gemeinsame Daumendrücken und Mitfiebern, wenn die deutsche Fußball-Nationalmannschaft um den
Titel kämpft. In vielen Städten in Deutschland gab es während der EM gemeinsames
Fußballschauen auf Großbildleinwänden – mit
den Johannitern als Helfer im Hintergrund.
Auch wenn der Euphorie um die deutsche Elf im
Halbfinale die Ernüchterung folgte – die EM war
ein Erfolg. Auch für die Johanniter-Helfer. Statt
gemütlich auf dem heimischen Sofa die Spiele zu
verfolgen, leisteten sie ehrenamtlichen Sanitätsdienst bei Public-Viewing-Veranstaltungen und
sorgten so für einen reibungslosen Ablauf auf
Beste Stimmung in Hamburg.
Deutschlands Fanfesten. „Es macht Spaß, bei solchen Events als Helfer dabei zu sein. Du kriegst
die Stimmung mit und kannst den Leuten etwas
Gutes tun, wenn sie medizinische Hilfe brauchen“,
sagt der 18-jährige Moritz Röver.
Er war einer von rund 600 ehrenamtlichen
Johannitern von Hamburg bis Kempten, die allein
während des EM-Halbfinales bundesweit aktiv
waren. Sein Einsatzgebiet: das Heiligengeistfeld
in Hamburg. Bis zu 70 000 Zuschauer hatten dort
schon die vorangegangenen Spiele der deutschen Mannschaft und die der anderen Nationen verfolgt und trotz Regen ausgelassen den
Einzug der deutschen Elf ins Halbfinale gefeiert.
Auch in Ostthüringen und im Südharz, in
Frankenthal und Mainz, Hannover, Köln und
Wuppertal, Friedrichshafen sowie in Schweinfurt und Regensburg bahnten sich die ehrenamtlichen Johanniter-Streifen ihren Weg durch
das Zuschauer-Getümmel, um Verletzte zu erreichen. „Der großartige Einsatz der JohanniterHelfer während der EM ist aller Ehren wert“, lobt
Leander Strate, Fachbereichsleiter Rettungsdienst
und Bevölkerungsschutz in der Bundesgeschäftsstelle in Berlin.
Zu tun gab es einiges: Bundesweit in rund 700
Fällen rückten JUH-Sanitäter beim letzten Spiel
der Deutschen aus, um den Fußballbegeisterten
Fotos: JUH Hamburg
Auf Streife: Moritz Röver und Clara Jansen waren im Ernstfall schnell zur Stelle.
medizinisch zur Seite zu stehen. Die häufigsten
Einsatz-Gründe waren übermäßiger Alkoholkonsum, Schnittwunden und Kreislaufprobleme. „Bei
den Vorrundenspielen herrschten wenig sommerliche Temperaturen – was den Vorteil hatte,
dass hitzebedingte Behandlungen nicht nötig
waren“, so Frank-Henning Bieger, Hamburger
Einsatzleiter der Johannitern.
Die Sanitäter konnten so manches Wehwehchen der Fans heilen, doch gegen eine Erkrankung
war kein Kraut gewachsen: das Fußballfieber.
Vorübergehend eingedämmt wurde es aus deutscher Sicht dann doch noch von den Italienern.
Zur WM in zwei Jahren, das ist sicher, wird dieses Fieber aber wieder steigen. Und die Johanniter
werden wieder mit dabei sein. | tk
Ein Mann wie seine Treppe
Das Präsidium der JUH im Porträt – diesmal: Dr. Wolfgang Freiherr von Stetten
Künzelsau | Als Ordenswerkmeister war er seit
2001 der Vertreter des Johanniterordens im
JUH-Präsidium. Jetzt hat Dr. Wolfgang Freiherr von Stetten dieses Amt aus Altersgründen
aufgegeben. Im Präsidialrat steht er der JUH
aber künftig weiter mit Rat und Tat zur Seite.
Energie dafür hat der 71-Jährige genug.
Neulich hat der Schlossherr eine Treppe einbauen
lassen. Aus 17 Hölzern besteht sie, jede Stufe aus
einem anderem. Akazie, Elsbeere, Rotbuche, Eiche – wohlklingende Namen, von denen 16 eines
gemeinsam haben: Es sind Hölzer aus der Region.
Hölzer, die für alles stehen, dem sich Dr. Wolfgang
Freiherr von Stetten verbunden fühlt: Heimat
und Natur, Tradition und Robustheit, Kultur und
Vielfalt.
Der Mann ist wie seine Treppe: Aus nur einem
Holz geschnitzt, das wär ihm ohne Zweifel zu
langweilig. Von Stettens Lebensbilanz ist noch
nicht zu Ende geschrieben und reicht schon jetzt
für sechs. Locker. Zunächst ein Studium der Volkswirtschaft, später Jura mit Promotion in Rekordzeit, acht Jahre Richter, sieben Jahre Professor
Was wär die schönste Burg ohne Weinkeller: Auch ein
gutes Tröpfchen weiß Wolfgang Freiherr von Stetten
wohl zu schätzen.
Foto: Frank Markowski
für Handels- und Wirtschaftsrecht, mehr als 25
Jahre Kommunalpolitiker, zwölf Jahre Mitglied
des Bundestages, Führungsarbeit in diversen Vereinen und Stiftungen, Ehemann und Vater von
drei Kindern und – nicht zu vergessen – erfolgreicher Unternehmer, der sich neben all dem ein
kleines Reich aufgebaut hat: die Residenz Schloss
Stetten bei Künzelsau in Baden-Württemberg.
Eigentlich ist das Schloss eine Burg. Die Burg
derer von Stetten, die seit ihrer Erbauung im 11.
Jahrhundert stets im Familienbesitz war. Die
Burg, in der Wolfgang von Stetten groß geworden ist. „Ich war erst sechs Jahre“, erzählt er, „da
habe ich mir zum Ziel gesetzt, Schloss Stetten
unter meine Hand zu kriegen. Ich hatte den absoluten Glauben, dass ich die Burg erhalten muss.“
Ziel und Umsetzung waren für den energiegeladenen Macher schon immer untrennbar verbunden. So hat er seinen Lebenstraum tatsächlich
verwirklicht. Mehr noch: Über die Jahrzehnte hat
er, der nur ein Fünftel der Burg geerbt hatte, nicht
nur die meisten Anteile seiner Verwandten aufgekauft und die alten Gemäuer in Schuss gebracht. Er hat die Anlage auch erweitert, hat eine
Freilichtbühne mit Festspielen in den Burggraben
gesetzt und alles in allem nichts weniger als ein
Dorf erschaffen. Außer der Burg und ihren Nebengebäuden umfasst es heute auf fünf Hektar Land
16 Häuser, in denen Senioren ihren Lebensabend
verbringen können. Der Schlossherr hat seinen
Besitz zu einer veritablen Altersresidenz ausgebaut, inklusive Pflegestation. Ein Modell, das
seinem Geschäftssinn entspricht und seinem
sozialen Verständnis.
Schloss Stetten. Das war immer Primat, sagt
er. Und die Politik. Und die Familie, „die steht
irgendwie über allem.“ – Unwillkürlich fragt man
sich: Wie lautet eigentlich der Plural von Primat?
Egal, um solchen Mumpitz, wie er sagen würde,
hat sich von Stetten nie gekümmert. Ziel gesetzt und forsch voran!
Mit Optimismus und Zähigkeit ist da einer
zum Gewinner geworden. Doch das ist nur die
eine Seite seiner Bilanz. „Wer nicht teilen kann,
ist ein armer Mensch“, spricht der Johanniter.
„Aber es muss auch mit dem Herzen geschehen,
sonst soll man es bleiben lassen.“ Seit mehr als
20 Jahren unterstützt von Stetten die Wolfskinder, deutsche Kriegswaisen aus Ostpreußen,
die nach 1945 allein auf sich gestellt ihr Leben
in Litauen meistern mussten. Einer, der es bleiben lässt, das war von Stetten nie. | ma
Rettungsdienst im Überblick
Kampf um Liebe
Das Buch, das sich an eine Fachöffentlichkeit wendet,
zeichnet sich durch eine umfassende Übersicht über die
Belange des Rettungsdienstes aus. Irritierend mag sein,
dass zunächst bekannte Grundlagen thematisiert werden.
Ab Kapitel 4 werden dann jedoch die Anforderungen an
die Leitstellen unter Berücksichtigung der technischen
Applikationen und zukünftiger Bedarfsänderungen
behandelt. Mit wissenschaftlich-methodischem Ansatz
gehen die Autoren ausführlich auf die Bedarfsplanung
für Fahrzeuge und Personal sowie die Kostenplanung ein.
Für Johanniter im Rettungsdienst-Alltag ist das mehr als 400 Seiten starke Werk weniger
praxistauglich. Zu empfehlen ist es für alle Fach- und Führungskräfte, die sich einen
fundierten Überblick über das Thema verschaffen wollen. | ls
Die 15-jährige Elise liebt das nach ihrem Namen benannte
Klavierübungsstück von Ludwig van Beethoven. Eine glückliche Familie kann ihr die Leidenschaft zur Musik aber nicht
ersetzen. Nach dem frühen Tod ihres Vaters wünscht sie
sich nichts sehnlicher als ein normales Elternhaus. Elises
Mutter Betty, eine Krankenschwester, hat ständig Affären,
Foto: Farbfilm-Verleih
ertränkt ihre Sorgen im Alkohol und kann die Monatsmieten
kaum zahlen. Das Mädchen hat die Eskapaden der Mutter
satt. Doch das chaotische Leben scheint sich zu ändern, als beide den alleinerziehenden Journalisten
Ludwig kennenlernen. Durch seine liebevolle Art gewinnt Ludwig nicht nur das Interesse der Mutter.
Elise fühlt sich von ihm verstanden, er ist der erste, der ihre Bedürfnisse erkennt. Ihre Bindung zu
ihm wächst und wächst. Ein dramatischer Zweikampf um die Gunst des Mannes beginnt, bei dem
die Zuneigung zwischen Mutter und Tochter auf der Strecke zu bleiben droht. | ih
Reinhard Schmiedel, Holger Behrendt, Emil Betzler
„Regelwerk zur Bedarfsplanung Rettungsdienst“
Mendel-Verlag
ISBN: 978-3-943011-05-0
Preis: 39,95 Euro
Für Elise
Drama, Deutschland 2011
Verleih: Farbfilm-Verleih, Laufzeit: 93 Minuten
Start: 23. August
| bücher, kino
8 | aktiv 07 / 08 2012
Red-Bull-Flugtag
Drachen gezähmt
960 Teilnehmer beim Zeltlager
Fotos: M
artin H.
Neufrankenroda | Zum zehnten Mal hat Ende Mai das
traditionelle Bundespfingstzeltlager der JohanniterJugend stattgefunden. „Ritterzeit“ lautete das Motto.
Klar, dass Ritter Jannes dazu einlud. 960 Sechs- bis
25-Jährige kamen, um zu feiern, zu spielen, zu lernen
– und auf Drachenjagd zu gehen.
Hartma
nn
Eindrücke vom Bundespfingstzeltlager in Neufrankenroda.
Foto: Katharina Gutsch
Mainz | Eine spektakuläre Flugschau, rund
160 000 Zuschauer und knapp 100 Sanitätseinsätze – das ist die Bilanz des RedBull-Flugtags, der Ende Mai in Mainz
stattfand. Die Johanniter aus dem RV
Rheinhessen verantworteten dabei die
medizinische Versorgung am Boden, im
Wasser und in der Luft. Mit Kollegen benachbarter RV stellten sie vier Unfallhilfestellen, 70 Sanitätskräfte, 15 Einsatzkräfte
im Boot, acht Rescue-Diver, vier Notärzte
und drei Luftretter.
Jetzt für Akkon anmelden
Berlin | Wer an der Akkon-Hochschule
der Johanniter studieren möchte, kann
sich noch bis 30. August einschreiben. Am
1. Oktober starten die Bachelor-Studiengänge Internationale Not- und Katastrophenhilfe, Emergency Practitioner sowie
Gesundheits- und Pflegemanagement
(dual). | Infos: www.akkon-hochschule.de
oder [email protected],
Tel. 030 8 092 332-10.
410 Helfer beim Abrocken
Sonne satt und ein top organisiertes Programm: Besser hätten
die Voraussetzungen am 25. Mai, zu Beginn des alle zwei Jahre
stattfindenden Bundespfingstzeltlagers, nicht sein können. Im Minutentakt
fuhren Busse aus allen Ecken Deutschlands vor und heraus stiegen gut gelaunte
Jugendliche, verkleidet als Ritter, Spielleute oder Marktfrauen. 960 Mitglieder
und Freunde der Johanniter-Jugend, auch Gäste aus Lettland und Ungarn, kamen
auf dem Zeltplatz der Familienkommunität Siloah in Neufrankenroda (Thüringen)
zusammen.
Boris Mikloss, Bundesjugendleiter und Gesamtleiter des Zeltlagers, begrüßte
am Samstag alle Teilnehmer im großen Festzelt. Auch Bundesvorstandsmitglied Wolfram Rohleder war wieder dabei und richtete ein Grußwort an die
„Ritter-Gefolgschaft“. Begleitet wurde er vom ehrenamtlichen Landesvorstandsmitglied in Sachsen-Anhalt / Thüringen, Hubertus Graf von der Schulenburg,
den die bunte Vielfalt auf dem Zeltplatz gleich begeisterte.
Jede Menge Workshops standen zur Auswahl – darunter Schwertbau, Bogenschießen, Papierherstellung. Die meisten Kids liefen gleich mehrere Stationen ab.
Auch die Ausstellung zum Thema Kinderrechte war gut besucht. Hier konnte
jeder sein Verständnis von Kinderrechten in Reimform zu Papier bringen. Während der Nachtwanderung tauchte dann zum ersten Mal die „Geheimwaffe des
bösen Ritter Kjartan“ auf, ein Drache, der – so war es in der Lagerzeitung „Stummer Herold“ zu lesen – in der Gegend sein Unwesen treibt.
Der Pfingstsonntag startete mit einem Freiluft-Gottesdienst. In seiner Predigt
rief Pfarrer August Dahl dazu auf, im Leben friedliche Wege zur Konfliktlösung
zu suchen. JUH-Präsident Hans-Peter von Kirchbach lobte die Johanniter-Jugend
für Tatendrang und Abenteuerlust. So inspiriert, schafften es die Kids am Ende
sogar, den bösen Drachen mit der Botschaft von Friede und Freundschaft zum
Guten zu bekehren.
Nach vier spannenden Tagen ging es für die ritterlichen Gefolgsleute schließlich wieder nach Hause. „Es hat total Spaß gemacht“, resümiert Jacqueline
Schmidt aus Braunschweig. Das Fazit von Rouven Höll aus Ludwigshafen lautet
schlicht: „Supergeil!“ Auch die Veranstalter waren vollauf zufrieden. Boris
Mikloss dankte vor allem den vielen Helfern aus der Zeltlager-AG: „Sie
haben Unmengen an Zeit und Leidenschaft in die
Vorbereitung gesteckt!“ Gelohnt
hat sichs! Nach dem unvergesslichen Erlebnis steht für alle fest:
Das Bundespfingstzeltlager 2014
kann kommen! | tk Foto: Antje Tretow
Der Drache ist ein alter Ford K, an den Stangen als Drachenhals angeschweißt wurden.
Zwei ausgesägte und angemalte Tischplatten
dienen als Drachenkopf. Dank des Gasbrenners
im „Maul“ konnte der Drache sogar „Feuerspeien“.
Foto: Tobias Grosser
| Weitere Infos und Fotos:
www.johanniter-jugend.de
Neuhausen ob Eck | Besucherrekord beim
14. Southside-Festival: Rund 55 000 Fans
kamen vom 20. bis 25. Juni zum Open-AirSpektakel. Die JUH aus dem RV Oberschwaben-Bodensee hatte den Sanitäts- und
Notarztdienst organisiert. Während auf
vier Bühnen 97 Bands abrockten, hatten
die JUH-Helfer alle Hände voll zu tun.
Mit Kollegen vom THW, MHD und der
DLRG verarzteten sie 2900 Patienten.
Pentling | Die „Klaus und Gertrud Conrad
Stiftung“ hat am 12. Juni einen Spendenscheck über 220.000 Euro für das geplante
Johannes-Hospiz der Johanniter in Pentling
übergeben. Damit ist die für den Bau des
Hospizes benötigte Summe von einer Million Euro erreicht. Im September kann nun
der erste Spatenstich gesetzt werden.
Berichte erschienen
Berlin | Die JUH hat Anfang Juli ihren
Jahresbericht und den Projektbericht ihrer
Auslandshilfe vorgelegt. | Beide Berichte
sind unter www.johanniter-medien.de
herunterzuladen. Gedruckte Exemplare
auf Anfrage: Tel. 030 26997-351.
Johanniter-Preisrätsel
öliges
Fischfett
farblose
Branntweine
Schrott
3
zwei
kurz für:
Rheinlecker
Zuflüsse
6
lockeres,
netzartiges
Gewebe
8
wilde
Ackerpflanze
Glaslichtbild
(Kw.)
9
Zustimmung
(Abk.)
scherzhaft: USSoldat
einsam,
wüst
7
Nordeuropäerin
WindVermächt- schattenseite
nis
Radmittelstück
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englisch,
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Zu gewinnen: drei Mal ein
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Hauptstadt d.
Philippinen
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Schulart
| ticker
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das
span.
UniFürwort:
versum
du
Honigwein
Wagenteil
1
Unter allen richtigen Einsendungen verlosen wir
drei Mal ein JUH-Jubiläums-Poloshirt.
Einsendeschluss ist der 21. August.
chem.
Zeichen
für
Lithium
5
4
Auflösung des Rätsels
M
A I
KHerausgeber:
H A G E
A L T M E T A L L
Johanniter-Unfall-Hilfe
E R
T U E L L
M Ie. V.
A R
94
N A B
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RLützowstraße
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G E10785
Berlin
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A ERedaktion:
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O (tk) A
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CTonjaI Knaak
S A M M E L
K O L L E G
Frank
Markowski
(ma)
S K A N D I N A V I E R I
Tel. 030 26997-355
26997-359
[email protected]
MIRABELLE
Fax 030
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Zeichen für Vertrauen
Million erreicht!
Im Kinderrechte-Zelt rauchten die
Köpfe. Doch der Spaß kam auch hier
nicht zu kurz.
Autoren:
Stefan Beschle (sb),
Verena Götze (vg),
Katharina Gutsch (kg),
Ina Hülsmann (ih),
Sandra Lorenz (sl),
Leander Strate (ls)
Gestaltung u. Satz:
COXORANGE
Kreative Gesellschaft
1
Druck:
hofmann druck Nürnberg
WWP2012-10
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Lösung der Ausgabe Mai / Juni 2012: Nachspielzeit
Gewonnen haben: Nathalie Voß (Augsburg), Sarah Müller (Ravensburg), Selina Dießner (Itzstedt),
Uta Pannier (Bad Schmiedeberg), J. Richtsteiger (Bad Schlema)
Der Rechtsweg ist
­ausgeschlossen.
Redaktionsschluss
für die Ausgabe
September / Oktober 2012
ist der 21. August.
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