Heft 5 - der Brünner Heimatbote

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Heft 5 - der Brünner Heimatbote
Offizielles Nachrichtenblatt der BRUNA – Heimatverband der Brünner e.V.
und der Brünner Sprachinselgemeinden e.V.
mit Kleiner Brünner Gassenbote
Heft 5/2014
Schwäbisch Gmünd
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Jahrgang 66
Zu unserem Titelbild
Der Saal war angenehm gefüllt mit Brünnern und deren Anhang. Es wäre also
nahe gelegen, stolz zu zeigen, dass die BRUNA, auch nach fast 70 Jahren,
die seit der Vertreibung vergangen sind, in der Lage ist, einen Saal zu füllen.
Es sind natürlich nicht mehr die Tausende, die zu den Treffen in den 1950er
und 1960er Jahren zusammenkamen, aber immer noch genug, um zu
zeigen, dass „Brinn nit hin“ ist!
Unser Titelbild zeigt den Bundesvorsitzenden Dr. Rudolf Landrock zusammen
mit dem Oberbürgermeister der Stadt Schwäbisch Gmünd, Herrn Richard
Arnold bei der Überreichung der silbernen BRUNA-Medaille. OB Arnold
betonte in seiner Ansprache die Bedeutung der Vertriebenen für die
Entwicklung der Stadt. Er betonte auch, dass die Stadt Schwäbisch Gmünd
zur Patenschaft über den deutschen Teil der Stadt Brünn stehe.
Wir möchten ihm an dieser Stelle unseren Dank dafür aussprechen.
Dank gebührt aber auch unserem Bundesvorsitzenden, der mit hohem
persönlichen Einsatz für die Wiederbelebung dieser Patenschaft eintrat.
Redaktionsschluß für den BHB-2014-H6 ist der 10. November 2014
Der BHB erscheint dann Anfang Dezember
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die Reden sind verhallt, das Spiel der Violinen verklungen, die
Wiedersehensfreude vorbei, das freundliche Wort mit Verwandten,
Freunden, Nachbarn verrauscht. Der Alltag hat uns wieder.
Schön war es, zu einem Bundestreffen wieder einmal zusammengekommen
zu sein. Schön auch, die freundliche Unterstützung der Patenstadt
Schwäbisch Gmünd genießen zu können. Und natürlich auch die Kraft
spendenden Worte aus dem Munde des Oberbürgermeisters zu hören.
Ein Höhepunkt war zweifellos die Rede Professor Grulichs. Er nannte eine Fülle
von Namen, die vor Augen führten, wieviele bedeutende Männer und
Frauen Brünn hervorgebracht hat. Seine Ausführungen zeigten, dass auch
über den Dunstkreis der BRUNA hinaus Wissenschaftler um das Wirken der
Brünner Deutschen wissen und deren Leistungen zu würdigen wissen.
Hierzu Material zu liefern, Dokumentationen zu erstellen, das war die Arbeit
der BRUNA über etliche Jahrzehnte hinweg. Auf diese Weise gelang es, das
Wirken und die Leistungen vieler Brünner Deutschen darzustellen und der
Nachwelt zu erhalten. Damit wurden durch die BRUNA wichtige
Voraussetzungen geschaffen, dass künftige Generationen sich einmal mit
dem Thema der Brünner Deutschen beschäftigen können. Das Thema des
deutschen Brünn ist auf diese Weise zeitlos geworden, unabhängig vom
(Er)Leben der Erlebnisgeneration.
Im Zeitalter des zusammenwachsenden Europas, in dem Entfernungen
zusammenschmelzen, rücken Regensburg, Passau, München, Brünn und
Wien immer weiter zusammen. Hier können die Brünner Deutschen eine
wichtige Mittlerfunktion übernehmen: Zu den faktischen Verhältnissen vor Ort,
aber auch in das Gefühls- und Seelenleben der dortigen Bevölkerung. Dafür
braucht man zwingend eine profunde Geschichtskenntnis, die mehr
umfassen muss als die 30er Jahre des 20. Jahrhundert. Indem man, wie die
BRUNA, die über 800 Jahre alte gemeinsame Geschichte ohne ideologische
Verzerrungen thematisiert, kann man über Höhen und Tiefen hinweg die
Gemeinsamkeiten erkennen.
Wir deutschen Brünner können stolz darauf sein in jahrzehntelanger Arbeit
wichtige Voraussetzungen hierfür geschaffen zu haben.
Ihr Rudolf Landrock
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Eröffnung der Ausstellung über die Brünner deutschen
Bürgermeister:
Ungeachtet des Fototermines mit Oberbürgermeister Arnold am Vormittag,
wurde die Ausstellung über die Brünner Bürgermeister erst bei der
Festveranstaltung im Prediger vom Bundesvorstand der BRUNA, Dr. Rudolf
Landrock mit folgender Ansprache offiziell eröffnet:
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Landsleute
Als die vertriebenen Brünner 1946 in Schwäbisch Gmünd ankamen, waren
sie bettelarm. Aber sie hatten ein geistiges Gepäck mit, welches sich bald
sehr segensreich für die Stadt auswirken sollte. Und dieses Gepäck wurzelte
nicht nur in einer guten Ausbildung und Erziehung, die in Brünn Standard war.
Die Brünner konnten auch auf eine lange und fruchtbare Tradition
zurückgreifen .
Da es unmöglich ist, die Fülle
und das Ausmaß dieser Tradition
darzustellen, soll statt dessen
exemplarisch die Aufbauarbeit
der
deutschen
Brünner
Bürgermeister in der Zeit der
Industrialisierung
dargestellt
werden.
In
einer
mehrmonatigen
Gemeinschaftsarbeit
haben
Bruna und DSKV Material über
die
deutschen
Brünner
Bürgermeister
in
der
Zeit
zwischen
1850
und
1918
zusammengetragen.
Heraus
kam die Ausstellung, die wir
heute eröffnen.
Wieso hatte Brünn deutsche Bürgermeister, so werden manche fragen.
Brünn (tschechisch: Brno) ist heute die zweitgrößte Stadt Tschechiens mit
rund 370.000 Einwohnern. In der österreichischen Monarchie, die bis 1918
bestand, war Brünn Landeshauptstadt des Kronlandes Mähren mit eigenem
Parlament und einer mehrheitlich deutschen Bevölkerung. Brünn hatte damit
als Landeshauptstadt die Stellung inne, die heute bei uns solche Städte, wie
Stuttgart, München oder Düsseldorf innehaben.
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Der Ortsname Brünn ist keltisch.
Er wurde von den nachfolgenden
Germanen und später dann den Slawen übernommen.
Der deutsche Beitrag zur Stadtentwicklung ist beachtlich. In einer
Gründungsurkunde des Jahres 1048 für das Kloster Raigern „in Brinnensi
provincia“ wird Brünn erstmals erwähnt. 1055 erhält der Herzogssohn Konrad
deshalb Brünn, weil er der deutschen Sprache mächtig ist. Spätestens seit
damals lebte eine ganz überwiegend deutsche Bevölkerung in Brünn.
Dem Hussiten – Ansturm widersteht man erfolgreich. 1511 schafft Steinmetz
Anton Pilgram das Rathausportal. Später gestaltet er Teile des Stephansdoms
in Wien. 1645 wehren die Brünner Bürger die schwedischen Belagerer ab. Im
17. und 18. Jahrhundert entstehen prächtige Barockbauten (z.B. die
Minoritenkirche, Loretto-Kapelle geschaffen von Mauritz Grimm). 1805 erringt
Napoleon in der Schlacht bei Austerlitz 12 km von Brünn entfernt seinen Sieg.
Als gegen Ende des 19. Jahrhunderts der Nationalismus immer stärker wurde,
versuchte
man
in
Brünn
zu
einer
friedlichen
Lösung
der
Nationalitätengegensätze zu kommen. Der sogen. „Mährische Ausgleich“
von 1905 war zwar vorbildhaft, konnte sich gegenüber dem Wahn des
Nationalismus nicht mehr durchsetzen.
Einen Hinweis auf die Bevölkerungszusammensetzung zu Beginn des 20.
Jahrhunderts geben folgende Zahlen: Gemäß der österreichischen
Volkszählung besaß Brünn im Jahre 1900 109.346 Einwohner. Von diesen
waren 69.981 Deutsche und 39.364 Tschechen.
Nach 1918 erfolgte die Eingemeindung rein tschechischer Vororte. Die
deutschen Dörfer, besonders im Süden, blieben weitgehend außen vor. Ziel
dieser Maßnahme der neuen tschechischen Regierung war die Erreichung
einer tschechischen Bevölkerungsmehrheit in Brünn.
Am 31.5.1945 erfolgte die Vertreibung der Deutschen, der „Brünner
Todesmarsch“. Mehrheitlich Frauen, Kinder und Greise mussten unter den
Schlägen tschechischer Bewacher zu Fuß bis zur österreichischen Grenze
gehen. Manche, die nicht mehr konnten, wurden erschlagen. Viele starben
an Überanstrengung und Entkräftung. Die Ruhr grassierte. Tausende Brünner
kamen beim Todesmarsch ums Leben.
Die Ausstellung, die wir heute eröffnen, beschäftigt sich mit der Zeit der
Industrialisierung bis zum Ersten Weltkrieg.
Seit Beginn des 19. Jahrhunderts hatten sich die ersten Textilbetriebe um
Brünn angesiedelt.
1816 war die erste aus England eingeführte
Dampfmaschine in Brünn aufgestellt worden. Die Textilmaschinen mussten
weiterentwickelt und gewartet werden. Nach und nach entstand auch eine
Maschinenbauindustrie.
Schon 1830 wurde der Antrag auf den Bau einer Eisenbahn gestellt.
1839 traf der erste Zug aus Wien kommend in Brünn ein. Eine der Lokomotiven
trug den Namen BRUNA.
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Brünn erhielt somit sehr früh den Zugang zu dem modernen Verkehrsmittel
und damit die Anbindung zu anderen pulsierenden Wirtschaftsräumen.
Schnell entdeckten Brünner Unternehmer die Vorteile der Eisenbahn für den
Absatz eigener Erzeugnisse. Ihnen stand von Anfang an das Gebiet von
heute 11 Staaten mit damals rd. 30 Mio. Menschen ohne Zollschranken offen.
Hier gab es ungeheure Möglichkeiten.
1848/49 waren Jahre, die zu gewaltigen Erschütterungen
führten.
Straßenkämpfe
und
Aufstände
tobten.
Österreich
drohte
auseinanderzufallen. In dieser verzweifelten Lage wurde der erst 18jährige
Franz-Josef zum neuen Kaiser ausgerufen.
Modernisierung tat not. Mit der Verleihung des Gemeindestatuts 1850 war
der erste Schritt für die Modernisierung Brünns getan. Die nunmehr
gewählten deutschen Brünner Bürgermeister sahen sich gewaltigen
Herausforderungen gegenüber. Die Textilindustrie Brünns war längst den
Kinderschuhen entwichen, eine stark wachsende Maschinenbauindustrie
war entstanden. Im Schnittpunkt der Handelsstraßen blühte der Handel mit
Wien, Prag, Nordböhmen, Schlesien, Lemberg und Budapest auf. Die
Landflucht führte zu einem Andrang auf Städte. Brünns Industrie übte eine
magnetische Anziehungskraft aus. Der Glanz des Stadtlebens, das vielfältige
gesellige Leben, das Vergnügungsangebot, die größere Freiheit lockten.
Für die vielen Neubürger
mussten
neue Straßenviertel entworfen,
Durchbrüche vorgenommen, alte enge Gassen erweitert, das Gefüge der
inneren Stadt verändert werden.
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Die Bürgermeister, die wir in unserer Ausstellung würdigen, begriffen die
Notwendigkeit etwas zu tun und sie handelten. Zugute kam ihnen, dass sie
weit über Brünn hinaus gut vernetzt waren. So waren 5 Bürgermeister
gleichzeitig Parlamentsabgeordnete in Wien, zwei davon noch zusätzlich
Landtagsabgeordnete im Mährischen Landtag. Ein Bürgermeister konnte
seine Erfahrungen und Kenntnisse als Fabrikant einbringen, einer das
theoretische Rüstzeug als Professor der Staatswissenschaften in Wien.
Sehr segensreich wirkte sich auch die Nähe zur Hauptstadt Wien aus.
Dadurch erfuhr man sehr frühzeitig von Neuerungen. Die Umsetzung von
Erfindungen war in Brünn nicht schwer. Auch war Brünn keine arme Stadt.
Hilfreich war auch, dass durch die Konzentration von Landesbehörden sowie
zweier Hochschulen viel Intelligenz in Brünn anwesend war.
Die Zeit der deutschen Brünner Bürgermeister ist auch die Zeit des
hochkochenden Nationalismus. Die Tschechen verlangten immer stürmischer
erst nach nationaler Gleichberechtigung, dann nach der alleinigen Macht.
Bei der Habsburger – Monarchie fällt uns sogleich das Schlagwort
„Völkerkerker“ ein. War dem wirklich so ?
Zumindest auf dem Feld der Bildung sieht es doch anders aus, als
Schlagworte es suggerieren: Brünn hatte zwei technische Hochschulen. Die
1873 hochgestufte
deutsche Technische Hochschule und die 1899
eingerichtete tschechische Technische Hochschule. 1902 standen den zwei
deutschen Gymnasien zwei tschechische Gymnasien gegenüber. Es gab je
eine deutsche und tschechische Oberrealschule. In ganz Mähren gab es
1902 764 deutsche und 1883 tschechische Volksschulen.
Ohnehin haben die deutschen Brünner Bürgermeister immer in erster Linie an
das Wohl aller, tschechischer als auch deutscher, Bürger gedacht.
Ein Paukenschlag in ganz Mitteleuropa war die 1882 erfolgte Eröffnung des
Stadttheaters. Vier Treppenaufgänge zur Erhöhung der Feuersicherheit,
Warmluftheizung,
moderne Lüftungsanlagen, und insbesondere die
elektrische Beleuchtung zeichneten das stolze Gebäude aus. Es war das
erste Theater auf dem europäischen Kontinent mit elektrischem Licht. Edison
persönlich kam nach Brünn um sich seine Installation anzusehen.
Zwölf
Jahre vorher war das Brünner Opernhaus zum dritten Mal abgebrannt. Brünn
hatte gelernt. Der von den berühmten Architekten Fellner und Helmer
errichtete Prachtbau wurde schnell zu einer Sehenswürdigkeit, zu der
Fachleute aus aller Welt pilgerten. Bürgermeister Winterholler hatte Brünn an
der Spitze des technischen Fortschritts in Europa platziert.
Mit dem starken Zuzug wuchs die Ausdehnung Brünns in alle Richtungen.
Sollten die Bürger nicht immer mehr Zeit für immer längere Wege vergeuden,
mussten Massenverkehrsmittel her. Bereits 1869 setzte sich Bürgermeister Ott
für die erste Pferdestraßenbahn ein, van der Strass später für eine
Dampfstraßenbahn. Bürgermeister Wieser setzte dann 1900 die Einführung
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der elektrischen Straßenbahn durch. Lemberg und Brünn waren die ersten
Städte in Österreich mit diesem Antrieb. Beide Städte gehörten damit zu
den Vorreitern Mitteleuropas.
Bgm Wieser erkannte, dass das Emporwachsen größerer Städte nur möglich
und erträglich ist, wenn ein geregelter Verkehr das Zusammenwohnen vieler
Menschen auf engem Raum ermöglicht. Schadstoffbelastung und Lärm
sollten dabei möglichst gering sein. Die hohe Umweltverträglichkeit der
Elektrischen, ihre Billigkeit bei gleichzeitig hoher Leistungsfähigkeit sind
konkurrenzlos.
Mit Einführung der Elektrischen setzte eine äußerst dynamische Entwicklung
ein. Bis zum Ende der Amtszeit Wiesers waren 46 km Gleise im Stadtgebiet
verlegt worden. Zum Vergleich: die im Jahre 1900 ähnlich große Stadt Mainz
kam 1962 nur auf 31km Streckenlänge. Noch weitere Zahlen: Im Jahr 1900
wurden in Brünn mit 39 Wagen pro Jahr rund 1 Mio. Bürger befördert. Im
Jahr 1939 waren es 60 Mio. Brünner bei 210 Wagen.
Der städtebaulichen Umgestaltung Brünns in eine moderne Industriestadt
haben sich nahezu alle deutschen Bürgermeister verschrieben. Unter
Haberler und Ott erfolgte der Abbruch der mittelalterlichen Stadtmauer.
Gleichzeitig ergab sich die Möglichkeit, auf den ehemaligen Festungswerken
breite Grünanlagen anzulegen. Skene und vor allem d´Elvert setzten dann
einen neuen Stadt- und Raumplan um.
D´Elverts Meisterwerk war die
Begrünung des Spielbergs, der bis dahin eine öde Steinwüste war. Die
Umgestaltung von 17 ha kahler Abhänge des Spielbergs in Parkanlagen
führte zu einer grünen Lunge mitten in der Stadt. Um die hohen Kosten zu
finanzieren rief dÉlvert die Bürger zu Spenden von Bäumen und Sträuchern
auf.
Auf Bürgermeister Wiesers Initiative hin erfolgte der Umbau der Stadtmitte.
Seine Baugesetze sorgten für breitere Straßen und höhere Häuser. Als Anreiz
für die Modernisierung von Gebäuden diente die In - Aussicht -Stellung von
Steuerfreiheit für einen Zeitraum von 18 Jahren. In der Folge wurden viele der
prächtigen Jugendstilbauten im Stadtzentrum errichtet, die heute noch vom
Glanz jener Epoche künden.
Beispielhaft habe ich Leistungen einiger Brünner Bürgermeister dargestellt.
Weitere Einzelheiten können Sie den Tafeln entnehmen, die im Rathaus
hängen. Am Kopf jeder Tafel befindet sich jeweils ein Foto mit dem Namen
sowie eine Kurzcharakteristik der entsprechenden Persönlichkeit. Bilder
lockern die jeweiligen Tafeln auf. Sie sind zweisprachig – in deutscher und in
tschechischer Sprache – gehalten.
Damit ist die Ausstellung im Rathaus in Schwäbisch Gmünd eröffnet.
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Das BRUNA-Bundestreffen 2014
Es war sicher ein Risiko, noch einmal ein Bundestreffen zu wagen. Würde es
gelingen eine genügende Anzahl Besucher zu mobilisieren? Würde der Saal
halb leer bleiben? Fragen und Sorgen im Vorfeld. Um es kurz zu machen:
Es hat sich gelohnt, die Kreisverbände machten mobil und so konnte der
Bundesvorsitzende Dr. Rudolf Landrock in einen gut besetzten Saal blicken
und jetzt sorgenfrei die Gäste begrüßen.
Das Foto entnahmen wir der Rems-Zeitung
Das tat er mit folgenden Worten:
Sehr geehrter Oberbürgermeister Arnold, sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Landsleute, liebe Brünnerinnen und Brünner,
ich freue mich, dass wir Brünner es wieder geschafft haben, ein
Bundestreffen in unserer Patenstadt auf die Beine zu stellen. Und das knapp
70 Jahre nach der Vertreibung.
Heute feiern wir ein besonderes Fest. Wir feiern die mehr als 60 Jahre
bestehende Patenschaft der Stadt Schwäbisch Gmünd für den deutschen
Teil der Stadt Brünn. Ich weiß, streng genommen sind es bereits 61 Jahre her
seit jenem 30.7.1953. Mit Rücksicht auf die Patenstadt wollten wir aber die
Feier im Jahr der Landesgartenschau veranstalten und haben den Termin
etwas geschoben.
Infolge der Vertreibung der deutschen Brünner wuchs deren Anteil an der
Gmünder Bevölkerung nach 1946 bis auf ein Fünftel. Dieses wirtschaftliche,
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intellektuelle, kreative Potenzial einer Landeshauptstadt zu halten und zum
Wohle der Gesamtbevölkerung zu nutzen war sicher auch ein Beweggrund
für Übernahme der Patenschaft. Indem
man den Brünnern half, wieder auf die Beine
zu kommen und ihre Fähigkeiten zu
entfalten, entwickelte man Gmünd aus
einem verschlafenen winzigen Provinznest
zu einem aufstrebenden Gemeinwesen.
Und wie die Brünner Bühnen vor 1945
Sprungbretter nach Wien waren, so
entwickelte sich der OB - Sessel von
Schwäbisch Gmünd als gute Vorbereitung für Stuttgart. Nun, Spekulationen
über irgendwelche Ämter will ich hier nicht wagen. Das steht mir nicht zu.
Dagegen steht mir zu Herrn Oberbürgermeister Richard Arnold ganz herzlich
zu begrüßen.
Begrüßen möchte ich ferner
Prof. Dr. Grulich, den
heutigen Festredner. Das
Thema seines Vortrages
lautet „Der Beitrag Brünns zur
deutschen Kultur“. Weiterhin
begrüße ich den
Landesvorsitzenden des
Bundes der Vertriebenen in
Baden-Württemberg, Herrn
Tölg, sowie den
Kreisvorsitzenden des Bundes
der Vertrieben in Schwäbisch
Gmünd, Herrn Lehnert.
Aus Brünn ist zu uns eine
Abordnung des Deutschen Sprach- und Kulturvereins gekommen, dessen
Vorsitzenden, Herrn Nestraschill, ich herzlich begrüße.
Als Vertreterin der CDU-Fraktion im Stadtrat begrüße ich Frau Dr. Stahl.
Begrüßen möchte ich ferner die Damen des Trio Havran, die so freundlich
sind, unser Fest heute musikalisch zu begleiten. Am Klavier sitzt Heidrun
Havran, Marianne Havran spielt Violine und Ingeborg Havran spielt
Violoncello.
Schließlich möchte ich Dr. Scholze vom Archiv Osten begrüßen, dem die
Aufklärung und Information der Jugend über Flucht und Vertreibung, über
Heimatverlust und Neuanfang eine Herzensangelegenheit ist.
Ich begrüße alle Vertriebenen, die heute zu unserer Feier gekommen sind.
Besonders herzlich darf ich alle Brünner Landsleute begrüßen, die nicht nur
aus dem Rems- und dem Filstal, sondern aus Nah und Fern gekommen sind.
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Ansprache des Schwäbisch
Gmünder Oberbürgermeisters
Richard Arnold
In dem Gebäude, in dem wir heute
versammelt sind, waren nach 1945 viele
Flüchtlinge
und
Vertriebene
untergebracht,
so
eröffnete
Oberbürgermeister Richard Arnold seine
Ansprache. Vieles habe sich seither –
überwiegend zum Guten verändert, das
sei auch zu einem guten Teil das
Verdienst der Vertriebenen. OB Arnold
würdigte
die
Aufbauleistung
der
Vertriebenen undbezeichnete die Aufbauleistung nach einer äußerst
schwierigen Anfangszeit als gelungen.
Besonders hob er die 1950 verabschiedete „Charta der Vertriebenen“
hervor., in der jeglicher Rache und Vergeltung eine Absage erteilt wurde. Die
Vertreter der Vertriebenen verpflichteten sich darin, alle ihre Kraft für den
Wiederaufbau Deutschlands einzusetzen und für ein geeintes Europa
einzutreten. Dieser Wille zum Aufbau kam auch der Stadt Schwäbisch
Gmünd zugute. Neue Firmen und Existenzen seien gegründet worden und
die Vertriebenennahmen aktiv am
Gemeinschaftsleben teil, brachten
sich in Vereinen und Verbänden ein.
Arnold nutzte die Gelegenheit, mit
Blick auf die heutigen Flüchtlinge
darauf
hinzuweisen,
dass
Menschenwürde und Unrecht nie mit
zweierlein Maß gemessen werden
dürfe.
Die
Erinnerung an
Flucht
und
Vertreibung sei auch immer die
Erinnerung auf die große Aufbauleistung und die Integration.
Für die Zukunft sieht Arnold erneut riesige Herausforderungen. „Ich wünsche
mir, dass es auch dann Persönlichkeiten mit Visionen und Weitblick gibt, wie
jene, die 1950 die Charta der Vertriebenen formuliert und beschlossen
haben“ .
An die Brünner gewandt: „Wir sind gerne Ihr Pate!“ schloß der
Oberbürgermeister seine Ansprache.
203
Der Bundesvorsitzende bedankte sich und brachte seine Freude darüber zum
Ausdruck, dass die Brünner in Schwäbisch Gmünd eine treue und hilfsbereite
Patenstadt haben, welche in all den zurückliegenden Jahrzehnten die
BRUNA immer unterstützt habe.
Zum Dank dafür überreichte er Herrn Oberbürgermeister die silberne BRUNAMedaille (siehe Titelbild).
------------o-----------Festansprache von Prof. Dr. Rudolf Grulich
Der Beitrag Brünns zur deutschen Kultur
Über die genaue Zahl gibt es unterschiedliche Angaben, denn es gab
Nachrücker, auch für die Toten beim Frankfurter Aufstand, wo auch Fürst
Lichnowsky umkam. Es war ein Mitteleuropäisches Parlament mit Männern
aus deutschen Ländern wie Liechtenstein, Luxemburg, Limburg in den
Niederlanden, Krain, Welschtirol, der Untersteiermark und dem Küstenland
bei Triest und Görz, also aus Gebieten, die heute längst Ausland sind und zu
Holland, Dänemark, Polen, Slowenien, Italien und Kroatien gehören oder
selbständig sind wie Liechtenstein und Luxemburg.
204
Für die Wahlkreise in und um Brünn waren das Vertreter aus Brünn, Pohrlitz,
Tischnowitz oder aus Südmähren Znaim, Krommau, Auspitz und Hradisch und
Dutzende von Abgeordnete aus Mittel- und Nordmähren und
Sudetenschlesien. Ich nenne nur Christian Ritter d’Elvertund Karl Gieskra. Sie
sind leider als Abgeordnete in der Paulskirche zu wenig bekannt und es wäre
für mich eine Freude, bei mehr Zeit sie zu würdigen, nicht nur als
Bürgermeister von Brünn, sondern auch mit ihrer Arbeit in Ausschüssen und
Kommissionen und der Zugehörigkeit zu den Fraktionen im Frankfurter
Parlament.
Dieses Miteinander war möglich, weil Mähren und Brünn, die Hauptstadt, bis
1806 zum Heiligen Römischen Reich deutscher Nation gehört hatten und
nach dem Wiener Kongress zum Deutschen Bund, diesem Zusammenschluss
von 39 Staaten in Mitteleuropa von 35 Monarchien und vier Republiken. Die
Monarchien reichten vom Kaisertum Österreich über die Königreiche Bayern,
Hannover, Preußen, Sachsen und Württemberg bis zu Großherzogtümer und
Fürstentümer. Die vier Republiken waren die drei Hansestädte Hamburg,
Bremen und Lübeck und die Freie Stadt Frankfurt am Main.
Damals hatten sich Männer der Kultur nach Frankfurt wählen lassen, Dichter
und Schriftsteller wie der Schwabe Ludwig Uhland oder aus Mähren und
Böhmen Autoren wie der Dichter, Mediziner und Redakteur Andreas Ludwig
Jeitteles
aus
Olmütz
oder
Moritz
Hartmann
aus
Duschik.
Dieser Deutsche Bund von 1815 bis 1866 hatte damals mehr Mitglieder als
heute die EU. Er war anfangs weniger verbunden als die heutige Europäische
Union, denken wir nur an die Zeiten vor dem Deutschen Zollverein.
Diese Vorüberlegungen sind nötig, um ermessen zu können, weshalb wir
unser Thema so nennen konnten: Deutsche Kultur in Brünn. Heute ist die EU
zwar geschlossener als der Deutsche Bund, der 1866 zerfiel, weil der
Ministerpräsident eines Mitgliedslandes, Preußen, Krieg gegen die meisten
Mitglieder führte, auch gegen Württemberg. Eine Konstellation, die wir uns
heute in der EU nicht mehr vorstellen können! Aber auch in der EU hat sich
vieles verändert: Mitgliederstaaten, die Millionen ihrer Mitbürger vertrieben
und ethnisch gesäubert haben, wurden nicht zur Wiedergutmachung dieses
Unrechts gezwungen, auch nicht die Tschechische Republik, die mit der
Aufrechterhaltung der Beneš-Dekrete auch letztlich verhindert, dass unter die
Vertreibung ihrer deutschen Mitbürger aus Mähren, die Opfer des
Todesmarsches von Brünn und das fast vollständige Ende deutschen
Kulturlebens in Mähren und seiner Hauptstadt ein echter Schlussstrich im
Geiste ehrlicher Versöhnung gezogen werden kann.
Wie groß ist der Anteil Brünns an der deutschen Kultur? Manche von Ihnen,
verehrte Zuhörer, war auch heuer beim Sudetendeutschen Tag in Augsburg,
als der Große Sudetendeutsche Kulturpreis verliehen wurde und weitere
Kulturpreise für Wissenschaft, Musik, darstellende und ausübende Künste,
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Literatur, Bildende Kunst und Architektur sowie der Volkstumspreis. Sie wurden
heuer zum 60. Male verliehen. Zum 20-jährigen Verleihen dieser Preise hat
Viktor Aschenbrenner eine Dokumentation herausgegeben: Fruchtbares
Erbe. 20 Jahre sudetendeutscher Kulturpreis. Aschenbrenner, langjähriger
Bundeskulturreferent
der
Sudetendeutschen
Landsmannschaft und
Schriftleiter der Europäischen Kulturzeitschrift Sudetenland schrieb damals:
„Fast alle schöpferischen Kräfte, die aus den Sudetenländern stammen, sind
als österreichische oder allenfalls böhmische ins Bewusstsein gedrungen.“
Und er zitierte eine westdeutsche Zeitung, die anlässlich der Verleihung des
Großen Kulturpreises an Alfred Kubin berichtete: „Kubin bekenne sich
tatsächlich zur sudetendeutschen Volksgruppe, aber nicht die
Sudetendeutschen hätten Kubin ausgezeichnet, sondern etwas vom Glanze
Kubins falle damit auch auf die Sudetendeutschen.“
Die Problematik des sudetendeutschen Kulturlebens fasst Aschenbrenner so
zusammen, wobei ich den ersten Satz wiederhole: „Erstens: Fast alle
schöpferischen Kräfte, die aus den Sudetenländern kamen, sind als
österreichische oder allenfalls böhmische ins Bewusstsein gedrungen.
Zweitens: Man hat eine bestimmte Vorstellung von den ‚Sudetendeutschen‘,
in die z. B. Kubin nicht hinein zu passen scheint. Das Image, wie man sagt, ist
weitgehend von der Rundfunkpropaganda 1938 geprägt worden, es lässt
die Sudetendeutschen als nationale, kämpferische, bestenfalls biedere
Kleinbürger erscheinen, deren künstlerische oder geistige Fähigkeiten im
Mittelmaß begrenzt bleiben.
Drittens: Die sudetendeutsche, etwa 800 Jahre umfassende Geschichte mit
ihren kulturellen Leistungen ist unzulänglich bekannt und nicht ins
gesamtdeutsche Bewusstsein aufgenommen worden.“
Sie kennen alle den Begriff „böhmische Dörfer“ für unbekannte Dinge oder
Tatsachen. Wissen die Brünner, die noch zweisprachig aufwuchsen, wie man
diesen Ausdruck im Tschechischen übersetzt? Die Tschechen sprechen von
„spanischen Dörfern“. Das kommt uns sicher spanisch vor! Wenn schon die
böhmischen Dörfer bei uns als Sinnbild für etwas Unbekanntes gelten, so gilt
das noch mehr für Mähren, dieses alte Kronland, das bis 1866 zum Deutschen
Bund gehörte. Anlässlich einer Ausstellung „Mähren in alten Ansichten“ des
Adalbert-Stifter-Vereines schrieb Johanna von Herzogenberg im Vorwort des
Ausstellungskatalogs: „Mähren – was ist das? Mähren – wo ist das? Eine der
ältesten mitteleuropäischen Kulturlandschaften, die bis in unsere Tage ihr
Eigenleben, ihre Besonderheiten bewahrt hat, droht in Vergessenheit zu
geraten.“ Es scheint tatsächlich so, als ob Mähren und seine Bewohner heute
jenseits des Atlantischen Ozeans bekannter sind als bei uns, denn in den USA
und in Südafrika, auf den Karibischen Inseln und in Mittelamerika gibt es noch
immer jene evangelische Glaubensgemeinschaft, die sich im englischen
Sprachraum „Moravian Church“, „iglesia morava“ im spanischsprachigen
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Mittelamerika nennt, eine kleine Gemeinschaft, die in 23 Ländern auf fünf
Kontinenten die Lehre und Botschaft Christi verkündet und in Mähren ihren
Ausgang nahm: Die Unitas Fratrum oder Brüderunität. 1972 feierte sie ihr 250jähriges Bestehen, seit 1722 am 17. Juni ein einfacher mährischer
Zimmermann namens Christian David den ersten Baum zur Anlage der
Siedlung Herrnhut in Sachsen fällte, um hier für die aus Mähren geflüchteten
und vertriebenen Protestanten eine neue Heimat auf den Gütern des Grafen
Zinzendorf aufzubauen. Später würdigte der Graf diese Herrnhuter, die seit
1732 nach Grönland und in die Karibik, nach Nordamerika und Südafrika als
Missionare zogen, mit den anerkennenden Worten: Gens aeterna, diese
Mähren!
Was Viktor Aschenbrenner und Johanna von Herzogenberg vor Jahrzehnten
schrieben, gilt auch heute, und zwar heute mehr als damals, trotz des Falls
des Eisernen Vorhangs und der Wiedervereinigung des seit der Konferenz von
Jalta geteilten Europas, auch ein Jahrzehnt nach der Aufnahme der
Tschechischen Republik in die Europäische Union. Das ist die Realität in
Deutschland und Europa!
Ich kann auch konkret werden und Sie fragen: Wissen Sie, woher die
Kamelienblüte ihren Namen hat? Oder auch die Kameliendame?
Ja, nach einem Brünner Georg Kamel, der als Jesuitenbruder in Manila die
erste Apotheke auf den Philippinen gründete, einer der größten
Naturforscher seiner Zeit war und mit englischen und holländischen
Wissenschaftlern korrespondierte. Ihm zu Ehren nannte der schwedische
Forscher Carl von Linné bei seiner Einteilung der Pflanzengattungen diese
Blüte Camelia japonica. Kamel starb 1706 in Manila, weshalb es 2006 zu
seinem 300. Todestag in Brünn Vorträge und Tagungen, eine Ausstellung und
eine
internationale
wissenschaftliche
Konferenz
gab.
Seine
sudetendeutschen Landsleute haben ihn vergessen.
Bleiben wir beim deutschen Brünn und seiner Umgebung, den deutschen
Dörfern der Brünner Sprachinsel: Sie alle sind bereits oft geflogen. Wie misst
man die Überschallgeschwindigkeit beim Fliegen? Diese Maßeinheit ist
Mach, ebenfalls benannt nach einem Sudetendeutschen aus der Gegend
von Brünn, dem Physiker, Wissenschaftstheoretiker, Psychologen und
Philosophen Ernst Mach aus Chiritz bzw. Turas, dessen 175. Geburtstages wir
im Vorjahr kaum gedachten. Er lehrte an der Universität in Graz, seit 1867 an
der noch nicht geteilten Universität in Prag, wo er als Rektor die Teilung
erlebte. Dann ging er nach Wien auf den neugeschaffenen Lehrstuhl für
„Philosophie, insbesondere Geschichte der indirekten Wissenschaften“.
Außer der Mach-Zahl ist auch ein Mondkrater nach ihm benannt und die
Tschechische Akademie der Wissenschaften vergibt heute eine Ernst-MachMedaille für Physik.
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Im Mittelalter, vor allem in der Zeit Kaiser Karls IV., waren die Länder der
Böhmischen Krone, also das Königreich Böhmen, die Markgrafschaft Mähren
und das Herzogtum Schlesien die reichsten Länder Europas. Dieses Reich der
Wenzelskrone hatte Gold, Silber und andere Bodenschätze, eine blühende
Landwirtschaft einschließlich des Weinbaus, nicht nur in Südmähren, sondern
auch in Böhmen wie der Name des Prager Stadtteils Weinberge noch
bezeugt. Aber eines fehlte dem Land! Das Salz! Es musste auf dem Goldenen
Steig über den Böhmerwald eingeführt werden.
Auch heute sind wir eine kulturell sehr reiche Volksgruppe, aber es fehlt uns
das Salz! Der Reichtum an großen Frauen und Männern als Kulturschaffende
auf allen Gebieten der Wissenschaft und Kultur, auf dem Felde der Literatur,
Musik, Kunst, Technik und Philosophie, der Soziologie, Psychologie und auch
der Politik wird von anderen beansprucht. Die erste Frau als
Friedensnobelpreisträgerin, Bertha von Suttner aus Prag, finden wir auf
österreichischen Briefmarken, Schillingscheinen und Euromünzen. Anderen
Pragern geht es ebenso: Auf ausländischen Postwertzeichen sind Franz
Kafka, Hans Kelsen oder Egon Erwin Kisch abgebildet, auch Franz Werfel,
dem sogar die Republik Armenien eine Sonderbriefmarke widmete.
Briefmarken der Deutschen Bundespost würdigten den Maler Georg Flegel,
weil er in Frankfurt starb, aber nicht als Mährer aus Olmütz, was auch von
Adolf Hölzel gesagt werden muss, der als Direktor der Stuttgarter
Kunstakademie bekannt ist und ebenfalls Olmützer war.
Liebe Landsleute, ich wage zu behaupten, dass es in keiner Stadt oder
einem Stadtkreis von der Größe wie Brünn, das erst im vorigen Jahrhundert
eine Großstadt wurde, so viele Persönlichkeiten der Kultur gab wie in Brünn.
Sie können stolz sein auf das von der Bruna herausgegebene Buch Brünner
Köpfe. Lebensbilder bedeutender Frauen und Männer unserer Heimatstadt
mit weit über 100 Artikel. Sie können aber mit Ihrem PC heute Abend
nachprüfen, dass es noch weit mehr bedeutende Brünner Köpfe gibt, wenn
Sie bei Wikipedia Brünn und die Liste der Persönlichkeiten der Stadt Brünn
anklicken und weitere großen Personen finden, die in Brünn geboren sind
oder in Brünn lebten und wirkten, angefangen von dem jüdischen Gelehrten
Israel Bruna im 15. Jahrhundert und dem Baumeister und Bildhauer Anton
Pilgram, dessen Werke wir in Wien im Stefansdom bewundern können.
Da werden Staatsmänner und Fürsten genannt, aber auch eine Königin,
Bischöfe und Freimaurer, Heereslieferanten und Botaniker, Maler und
Lithographen, Politiker und Archäologen, Komponisten und Bankiers,
Frauenrechtlerinnen und Professoren mit Wirkungsstätten nicht nur in Europa,
sondern in der ganzen Welt als Pädagogen, Mathematiker, Juristen
Chemiker und viele andere Fachrichtungen. Es sind in der überwiegenden
Mehrzahl deutsche Brünner oder muss ich sagen deutschsprachige Brünner?
208
Fast alle waren zweisprachig, und wenn Sie an die Juden in Brünn denken, so
ist das Deutschtum dieser Brünner besonders evident.
Jubiläen sind immer eine Gelegenheit, an große Persönlichkeiten und
Ereignisse zu erinnern. Allein in diesem Jahr jähren sich diese Jahrestage:
Der 250. Geburtstag des Komponisten Gottfried Rieger und der
200. Geburtstag des Violinvirtuosen Heinrich Wilhelm Ernst.
An weiteren Jahrestagen kann ich aufzählen: 150. Geburtstag des
Schulmannes Franz Netopil und des Bühnenbildners Professor Alfred Roller
und der 100. Todestag des Finanz- und Wirtschaftswissenschaftlers Prof.
Eugen von Bock-Bawerk.
Wenn wir nicht nur solcher „runden“ Tage gedenken, sondern auch anderer,
so nenne ich für heuer noch:175. Geburtstag des Eisenbahndirektors Richard
Jeitteles.
125. Geburtstag des Opern- und Kammersängers Alfred Jerger.
120. Geburtstags des Akademischen Malers Rudolf Leger und des
Architekten und Stadtdirektors Prof. Emil Leo, dessen 40. Todestag auch in
diesem
Jahr
ist.
Er
starb
im
nahen
Aalen.
Vor 100 Jahren ist auch der Komponist Rudolf Peterka geboren.
Heuer ist auch der 80. Todestag von Professor Viktor Kaplan, nach dem die
Kaplan-Turbine benannt ist, und von Anton Hanak, dem großen Bildhauer,
dessen Statuen wir sogar in Ankara bewundern können. 75 Jahre her ist es,
dass der bekannte Jurist Professor Moritz Wlassak starb und 70 Jahre seit dem
Tode der Brünner Dichterin Grete Bauer-Schwind. Sechs Jahrzehnte sind
vergangen seit dem Tode des Schriftstellers Robert Mimra und 50 Jahre, seit
der Akademische Maler Hans Friedrich Wacha starb. Die Todestage des
Komponisten Fritz Mareczek und des Musikpädagogen Pro. Richard Wallisch
jähren sich zum 40. MaleBei der Beschäftigung mit den kulturellen Leistungen der Vergangenheit
stoßen wir immer wieder auf den hohen Anteil von Juden in den böhmischen
Ländern, die Deutsche mosaischen Glaubens waren, nicht Nationaljuden. Ihr
Anteil an der Prager Literatur ist bekannt, wenn auch nicht im ganzen
Ausmaß. Aber wer kennt die jüdischen Autoren aus Brünn oder überhaupt
aus Mähren? Als Beispiel führe ich die 2. Auflage des von Andreas B. Kilcher
herausgegebenen Lexikons der deutsch-jüdischen Literatur an, auf dessen
576 Seiten wir Artikel über folgende Autoren finden: Fritz Beer (Brünn), Jakob
Julius David (Mährisch Weißkirchen), Adolph Donath (Kremsier), Berthold
Feiwel (Pohrlitz), Louis Fürnberg (Iglau), Oskar Jellinek (Brünn), Eduard Kulke
(Nikolsburg), Alexander Roda (Drnowitz), Ernst Sommer (Iglau), Hugo
Sonnenschein (Kyjov), Herman Ungar (Boskowitz), Ernst Weiss (Brünn), Ludwig
Winder (Schaffa) und Max Zweig (Proßnitz).
Wie wenig erschöpfend und umfassend solche Standardwerke sind, sehen
wir aus der erst im Jahre 2012 erschienenen alphabetischen Anthologie Ist es
209
Freude, ist es Schmerz. Jüdische Wurzeln – deutsche Gedichte, die Herbert
Schmidt mit Biographien und Bibliographien herausgab. Hier finden wir über
Kilchers Lexikon hinaus noch die Autoren: Fritz Grünbaum (Brünn), Ernst Lothar
(Brünn) und Oskar Neumann (Brünn).
Für das Deutschtum dieser Juden möchte ich nur die Aussage von Else
Bergmann, der Frau des Gründers und Präsidenten der Hebräischen
Universität in Jerusalem Hugo Bergmann, anführen, dass „an unserem
Deutschtum kein Zweifel besteht“. Sie war die Tochter von Berta Fanta, in
deren Prager Salon am Altstädter Ring Persönlichkeiten wie Max Brod und
Franz Kafka aus- und eingingen, aber auch Albert Einstein während seiner
Zeit als Professor in Prag. Auch das „Österreichische Reiterlied“ des bereits
1914 gefallenen jüdischen Offiziers Hugo Zuckermann aus Eger spricht dafür,
das
Franz
Lehar
vertonte.
Apropos
Lehar!
Ihm
wurde
von
Musikwissenschaftlern
als
bedeutendster
und
erfolgreicher
Operettenkomponist der Mährer Leo Fall zur Seite gestellt, der durch Werke
wie „Der fidele Bauer“, „Die Dollarprinzessin“, „Die Kaiserin“ oder „Die Rose
von Stambul“ bekannt ist. Aber wer kennt den Vater Moritz Fall aus
Holleschau und seine Werke, wer die musikalischen Werke von Leos Brüdern
Siegfried und Richard, die beide Opfer des nationalsozialistischen
Judenmordes wurden?
Brünn als Stadt mit einer deutschen Mehrheit assimilierte auch zahlreiche
Fremde, die hierher kamen. Der Magistrat der Stadt gab 1999 eine Broschüre
heraus: Die Italiener und Brünn, (Italové a Brüno), die Künstler und andere
Zugewanderte aus Italien anführt. Ich müsste auch die meist deutschen
Bischöfe in Brünn nennen, die ähnlich wie die deutschen Bürgermeister eine
Ausstellung verdienten. In tschechischer Sprache liegt eine Arbeit vor über
bekannte Professoren der Deutschen Technischen Hochschule in Brünn.
Die Deutsche Technische Hochschule
Ich hatte schon betont, dass Brünn lange Zeit ohne eine Universität einen so
großen Beitrag für die deutsche Kultur leistete. Aber es gab bis zur
Aufhebung 1945 die Deutsche Technische Hochschule in Brünn und es war
der Verband der deutschen Akademiker, der vor dem Krieg den
Sudetendeutschen Hochschulführer herausgab. In unserem Institut haben wir
die Ausgabe für 1935/36 mit dem Vorwort vom August 1935 aus Brünn, in
dem es heißt, der Sudetendeutsche Hochschulführer [solle] „mahnen, nicht
nachzulassen im Streben um Erhaltung und Ausbau unserer höchsten
Bildungsstätten, in der Verbreitung ihrer hohen Ziele dienenden Geistes“.
Das Geleitwort über die Hochschule schrieb der damalige Rektor Professor
Dr. Oskar Srnaka. Das Rektorat war am Komenskýplatz 2, wo auch die
Dekanate für Ingenieurbauwesen waren, für Vermessungsingenieurwesen, für
Maschinenbau und für Elektrotechnik, während die Dekanate für Hochbau
210
und Architektur, für technische Chemie und andere Abteilungen in der
Jodokstraße
ihren
Sitz
hatten.
Die
Hochschule
hatte
eigene
Versuchsanstalten und zwar die Textiltechnologische und die Chemischtechnische
Versuchsanstalt,
die
Versuchsanstalt
für
Bauund
Maschinenmaterialien, für Papierprüfung und die Elektrotechnische
Versuchsanstalt. Außerdem gab es die vom Ministerium genehmigte
„Mikrowar“, die Mikrotechnisch-warenkundliche Versuchsstation. Gebäude
einzelner Institute gab es in der Talgasse (Chemisches Institut) in der
Fischergasse und im Hohlweg. Es gab den Verein „Deutsche
Studentenschaft“
und
Studentische
Körperschaften,
Brünner
Burschenschaften wie die „Arminia“ und die „Libertas“, Akademische
Burschenschaften und Corps wie „Moravia“, „Frankonia“ und andere,
Deutsch-akademische Sängerschaften und Vereinigungen wie „Sudetia“
und „Zips“, eine Heimatverbindung Zipser Hochschüler in Brünn und auch
nationale Verbände wie den Leseverein ungarischer Hochschüler „Corvinia“,
einen Verein bulgarischer Studenten und den Akademischen Verein „Eesti“
für die Studenten aus Estland.
Ich möchte schließen mit einem Blick auf ein politisches und kulturelles
Ereignis, ja eine Großtat aus Brünn aus dem Jahre 1905: den Mährischen
Ausgleich. In einer Zeit der Nationalitätenkämpfe in Mitteleuropa, als Politiker
wie Schlafwandler in den Ersten Weltkrieg gingen, schuf der Mährische
Landtag ein Lösungsmodell, für das Zusammenleben der Volksgruppen, das
bis heute nicht erkannt und anerkannt ist, sonst gäbe es nicht in der Welt und
leider auch in Europa Kämpfe, Auseinandersetzungen, ja Kriege zwischen
Volksgruppen, Ethnien und Staaten. Denken wir nur an die Ereignisse vor
40 Jahren in Zypern, vor zwei Jahrzehnten in Kroatien und Bosnien und jetzt in
der Ukraine, vom Nahen Osten ganz zu schweigen. Dem Mährischen
Ausgleich gelang die Kombination von territorialer und personaler
Autonomie auf eine Weise, die sogar das Modell der Schweiz übertraf.
Warum?
Die Schweiz kennt nur die territoriale Autonomie: Die Eidgenossenschaft ist
nur auf dem Papier ihrer Geldscheine viersprachig, die Kantone sind auf
wenige
Ausnahmen
einsprachig,
Mähren
aber
kannte
die
Personalautonomie, die aus dem Vorbild der Kirche entlehnt wurde und die
in den Schulen mit der Muttersprache der Kinder die Grundlage legen
konnte.
Der Mährische Ausgleich wurde 1910 in der Bukowina übernommen und es
sollte 1914 auch einen Galizischen und Bosnischen Ausgleich geben. Aber
da waren die „Schlafwandler“ schon so krankhaft oder verbissen
somnambul, dass der Krieg nicht mehr aufzuhalten war. Es ist bis heute viel zu
wenig bekannt, dass nach dem Ende der Donaumonarchie das Modell des
Mährischen Ausgleichs nach 1920 das Zusammenleben der Bürger Estlands
211
regelte, weil dort Deutsche, Russen und Schweden personale Autonomie
und nationale Wahlkreise hatten. Auch in Südtirol sind Elemente des Brünner
Ausgleichs übernommen worden, was aber in Zypern die dortigen Griechen
als Mehrheit leider nicht wollten.
So hat Brünn nicht nur zur deutschen Kultur sondern auch zur europäischen
Kultur und zum Frieden beigetragen. Ich hoffe, dass bald auch unser Brünn
von der Europäischen Union den Titel einer Kulturhauptstadt Europa
zugesprochen bekommt, den es längst ebenso oder noch mehr verdiente als
Fünfkirchen und Marburg, Kaschau (1913) und im nächsten Jahr Pilsen.
Liebe Landsleute !
Sind Sie stolz auf Ihr Brünn, das für mich als Hauptstadt des Landes auch
mein Brünn ist. Jeder Sudetendeutsche muss stolz sein auf die kulturellen
Leistungen dieser Stadt. Deshalb schließe ich: Vivat Bruna! At žije Brno! Brünn
Glückauf!
Rudolf Grulich
212
Vor dem Bundestreffen – eine Reportage
Wegen unserer Bürgermeisterausstellung wurden die Tage vor dem
Bundestreffen noch richtig hektisch. Für die Aufhängung der Tafel stellte die
Stadt Schwäbisch Gmünd Stellwände zur Verfügung. Die Frage die uns aber
bewegte war, wie wir die Tafeln dort anbringen sollen. Die Ausstellung war
bekanntlich schon an mehreren Orten zu sehen und da musste immer eine
Lösung für die Aufstellung gefunden werden. Mal mit Ösen, mal mit
Schlaufen, Stellwände hatten wir bisher nur beim Sudetendeutschen Tag.
Dort aber verbleiben die Exponate nur 2 Tage, die Anbringung kann also
einfach sein und war es auch. In Schwäbisch Gmünd aber sollen die
Bürgermeister über einen Monat im Rathaus mit viel Publikumsverkehr
verbleiben, da sollten die Plakate schon etwas darstellen.
Uns schwebte als Vorbild die Präsentation im Stadtmuseum in St. Pölten vor.
Die hatten dort die Plakate in einfachen Rahmen hinter Glas als Bilder an der
Wand hängend gezeigt. Aber die bange Frage: Können wir uns das leisten?
Recherchen im Internet, insbesondere bei ebay ergaben, dass es machbar
sein sollte. Ein Preisrahmen wurde von einer Internet-Vorstandssitzung gesetzt
und innerhalb dieses Kostenlimits wurde grünes Licht gegeben.
Fündig wurden wir schließlich bei Ikea, die auf genau den Rahmen, den wir
benötigen, den Preis erheblich reduzierten. Beim Kauf dieser Rahmen würden
wir das vorgegebene Budget noch erheblich unterschreiten.
Inzwischen war es aber schon Sonntag der 10.8. geworden.
Am Montag in der Frühe setzte sich also der Verantwortliche ins Auto und
fuhr bei strömenden Regen Richtung Eching zu IKEA in Bewegung. 10
Rahmen werden benötigt, aber weil Vorsicht die Mutter der Porzellankiste ist,
wurden 11 Rahmen gekauft. Das war die richtige Entscheidung, denn das
Glas eines Bilderrahmens zerbrach irgendwann auf dem Weg von Eching
über Krailling nach Schwäbisch Gmünd.
Aber der Countdown lief, inzwischen war es Montag 11.8. und der Fototermin
mit OB Arnold war auf den Mittwoch, 13.8. 9:30 Uhr festgesetzt worden.
Am 12.8. in aller Herrgottsfrühe setzte sich unser Bilderverantwortlicher in
Krailling ins Auto, zusammen mit den Bilderrahmen, und fuhr gen Schwäbisch
Gmünd.
Dank Navigator und wenig Verkehr fand er den Uni-Park problemlos. Die
Schlüssel passten und so fand sich der Bilderstürmer rasch im Refugium der
BRUNA ein.
213
Hier sei ein Dank dem Bundesvorsitzenden, Dr. Rudolf Landrock gestattet.
Er erreichte es, dass die BRUNA ein solch attraktives Refugium sein Eigen
nennen kann.
Dort findet sich ausreichend Platz um auch größere Arbeiten durchführen zu
können.
Also, die in Brünn kostengünstig gedruckten Plakate zugeschnitten und in die
IKEA-Rahmen eingefügt. Eine Heidenarbeit, aber es ging problemlos. –
Jedoch, weil noch einiges im Auto verblieben war, wurden diese
Gegenstände abgeholt. Pech gehabt, der Schlüssel für den BRUNA-Zugang
steckte in der Tür des BRUNA Raumes…
Doch auch hier ein dickes Lob den Arbeitern der Stadt: Sie taten alles, um
den zuständigen Hausmeister ausfindig zu machen, der Türen aufschloss und
den Zugang zur BRUNA ermöglichte.
Inzwischen war es schon früher Nachmittag geworden. Zum Rathaus
gefahren um die vorbereiteten Stellwände zu begutachten. Alles war
mustergültig aufgestellt, die Stellwände in 3 Etagen bis vor das Büro des
Oberbürgermeisters aufgestellt. Zufrieden fuhr der Bilderstürmer zurück zum
Uni-Park.
Unterwegs las er noch den Bundesvorsitzenden Dr. Landrock auf, der eine
Zugangsberechtigung zu den inneren Parkplätzen hatte.
Gemeinsam die Bilder ins Auto verfrachtet und zum Rathaus gebracht. Die
vorbereiteten Aufhängehaken aus Aluminium erwiesen sich als hilfreich und
so konnten die „Brünner Bürgermeister“ problemlos auf die Schwäbisch
Gmünder Stellwände aufgehängt werden.
Das Personal im Rathaus war sehr hilfreich und bot jede Unterstützung an.
Am nächsten Morgen, dem Tag des Pressetermines hing alles noch, manche
Schieflagen konnten noch korrigiert werden …
Um 9:30 kam OB Arnold aus seinem Büro, er brauchte nicht weit zu gehen um
seinen ehemaligen Brünner Kollegen zu begegnen.
BHB-Redaktion
214
Unsere Bürgermeisterausstellung in Schwäbisch Gmünd
Diese wurde bekanntlich schon an mehreren Orten gezeigt, doch noch nie
an einem solch attraktiven Ort wie im Rathaus von Schwäbisch Gmünd. Eine
Beschreibung fällt schwer, deswegen bringen wir eine Bilderfolge.
215
Fotos: g.h.
216
Fototermin
Der schon erwähnte Fototermin war nicht nur ein reiner Schautermin. Er
diente auch dazu, den Gmünder Oberbürgermeister mit den Brünner
Kollegen bekannt zu machen, auch wenn diese lange vor ihm eine Stadt
regierten. Augenfällig ist eine gewisse Parallelität zwischen OB Arnold und
Christian d’Elvert. Auch d’Ellvert mobilisierte Brünner Bürger zu einer bis dahin
unbekannten und daher einmaligen Aktion: Auch die Brünner Bürger zogen
damals mit Spaten und Schaufeln hinaus um den Spielberg zu bepflanzen, so
wie es Gmünder Bürger im Vorfeld der Landesgartenschau machten.
217
Spurensuche –
ein Tag mit Frank Elstner in Brünn
Schon immer wollte Tim Franz Maria Elstner, den die deutschsprachige
Fernsehgemeinde Europas unter dem Namen Frank Elstner kennt und liebt,
die Stadt Brünn besuchen, die er als knapp dreijähriger an jenem
Fronleichnamstag an der Hand seiner Mutter verlassen musste. Mama Hilde
hatte Glück im Unglück, weil sie einen Kinderwagen behalten durfte, in dem
der kleine Tim, zusammen mit der bescheidenen Habe, nach Tagen bis Wien
gelangte.
Die Kenntnis von Elstners Besuch in Brünn am 22. Juli 2014 verdanken wir wohl
dem Brünner Kulturpreisträger Lutz Jahoda, dem ich seit Jahren
freundschaftlich verbunden bin.
Unser Treffen begann mit einem Frühstück im Hotel „Holiday Inn“ am Fuß der
Schreibwaldberge. Frank Elstner und dessen Sohn Thomas hatten Lutz bereits
am Vortag in Wien erwartet, von wo aus alle drei mit einem komfortablen
Wagen nach Brünn gefahren waren und bereits eine Nacht Brünner
Schreibwaldluft schnuppern durften.
218
Unsere erste Station war der Klostergarten, wo das ganze Elend vor 69 Jahren
begann. Frank Elstner hatte keine Erinnerung mehr an diese Nacht, in der
tausend Menschen und mehr zusammengepfercht und meist stehend zu
warten hatten, bis im Morgengrauen das Zeichen zum Abmarsch kam. Erst
am Denkmal von Johann Gregor Mendel tauchte bei Frank ein schwacher
Erinnerungsschatten auf. Er erinnerte sich, mit dem tschechischen
Kindermädchen dort gewesen zu sein, wie auch auf dem Spielberg.
Die nächste Station war das Stadttheater, heute „Mahen-Divadlo“.
Maria Fojtova hatte sich vorher vergebens um einen Besichtigungstermin
bemüht. Das Theater werde renoviert, wurde ihr gesagt.
Dennoch fuhren wir hin, fanden sogar eine offene Tür, durch die wir einfach
kühn hineingingen. Niemand hielt uns zunächst auf, schließlich kam eine Art
Hausmeister, dem wir unser Anliegen erklärten, nämlich dass wir zwei
bekannte Fernsehleute dabei haben und dass die Eltern von Frank Elstner am
Brünner Theater wirkten…
Er könne nichts tun, erklärte er uns, aber wenn wir etwas später
wiederkommen könnten, würde uns eventuell ein dann anwesender
Verantwortlicher helfen und durch das Theater führen. So blieb uns Zeit für
einen kleinen Spaziergang zum Freiheitsplatz und zurück.
219
Im Theater angekommen, wartete tatsächlich ein Herr mit einem
umfangreichen Schlüsselbund auf uns. Er führte uns durch alle Räume des
Theaters, mit Ausnahme des Zuschauerraumes, der total eingerüstet war, weil
auch das Deckengemälde aufgefrischt wurde.
Frank Elstner kramte in seinem Gedächtnis und erinnerte sich beim Anblick
einiger Ecken dann doch noch schwach an Stellen, wo er manchmal
„geparkt“ wurde, wenn die Eltern oder ein Elternteil zur Probe war. Lutz
Jahoda erinnerte sich an seinen ersten
Bühnenauftritt und an das Pult, von
dem aus ihn der Inspizient, Herr
Fukatsch, auf die Bühne geschubst hat
und er dann seinen ersten Satz auf der
Bühne sagen durfte – an der Seite von
Hilde Engel, der Mutter von Frank
Elstner.
Nach dem Mittagessen schauten wir
uns zunächst einen Film des Mitteldeutschen
Rundfunks über Lutz Jahoda an, in dem sowohl
Frank Elstner und auch Gerd Hanak, das bin ich,
zu Wort kamen.
Auf besonderen Wunsch von Herrn Elstner fuhren
wir dann zum Gedenkkreuz nach Pohrlitz und
dann weiter zum Museum der Familie Halámek
nach Eibenschitz / Ivančice.
Frank Elstner zeigte sich sehr beeindruckt von
dieser privaten Initiative und der dort gezeigten
Dokumentation. Natürlich beeindruckte auch
die schon bekannte Gastfreundschaft von Herrn
und Frau Halámek. Und ich würde mich
wundern, wenn daraus nicht noch mehr
entstehen würde.
Ja, und dann war der Tag auch schon zu Ende. Elstner und Sohn Thomas
mussten von Brünn über Wien noch nach Zürich. Lutz Jahoda, ebenfalls am
nächsten Tag, musste von Wien zurück nach Berlin. Wir verabschiedeten uns
am Hotel. Es war ein guter Tag mit sehr netten Menschen.
220
Gerd Hanak
221
Die neuen Namensgeber
Die Umbenennungswut, man könnte schon von einer Manie sprechen, die in
den deutschen Ratshäusern und in bestimmten politischen Zirkeln umgeht, hat
bestürzende Ausmaße erreicht. Straßen, Plätze und Kasernen sind die
Lieblingsziele um einen bestimmte Namen auszumerzen, mit dem angeblich
Erinnerungen an das Nazireich verknüpft seien.
Da gibt es zum Beispiel einen hochdekorierten Fliegerhelden des 2. Weltkrieges.
Bevor er selbst abstürzte, verwehrte er unzähligen feindlichen Bombern durch
Abschuß, ihre todbringende Last über deutschen Städten abzuwerfen. Kein
Grund nicht in seiner Vergangenheit zu wühlen – und was wird da festgestellt?
Daß er ja bei der Hitlerjugend war. Grund genug zu fordern, daß die Kaserne,
die nach ihm benannt wurde, umbenannt werden muß. Das
Verteidigungsministerium hat natürlich nichts Eiligeres zu tun, als dem zu
willfahren. Wäre so etwas in England oder Frankreich denkbar?
Ein besonders typisches Beispiel aus dem 1. Weltkrieg, an den wir jetzt laufend
erinnert werden, ist der Umgang mit dem Manne Hindenburg. Nicht durch den
mit seinem Namen verknüpften deutschen Sieg in der Schlacht bei Tannenberg
geriet er ins Zielvisier, nein sein "Verbrechen", das die Auslöschung seines
Namens forderte war, daß er als greises Staatsoberhaupt Hitler, der einen
starken Wahlsieg errungen hatte, zum Reichskanzler ernannte. Die Tragweite
war damals vielen nicht bewußt. Nicht den konservativen Politikern, und dem
greisen Hindenburg schon gar nicht. Er folgte dem Anraten dieser konservativen
Politiker und es schien damals die einzige politisch mögliche Entscheidung zu
sein. Das hindert aber die "Bilderstürmer" nicht an der Forderung, alle
Erinnerungen an Hindenburg zu löschen.
Es hindert sie nicht auch weiter in die Vergangenheit zu gehen und nach einem
anderen "Verbrechen" zu forschen. Beliebte Ziele sind Politiker, aber auch
Gelehrte, Philosophen, Künstler und andere Geistesschaffende, bei denen man
glaubt eine antisemitische Äußerung oder Haltung entdeckt zu haben; lange
vor dem Nazireich gesagt oder geschrieben. Wehe, wenn man eine Straße mit
so einem schändlichen Namen findet. Der muß ausgemerzt werden.
Ungeachtet der Tatsache, daß es Antisemitismus schon lange, lange vor den
Nazis und in vielen, vielen Ländern gab und auch heute noch gibt.
Nun haben zwei, drei deutsche Generationen besondere Schuld in dieser Frage
auf sich geladen, unbestritten. Müssen aber deswegen ständig
Schuldbekenntnisse von den nachfolgenden Generationen eingefordert
werden? Wie lange noch?
Wo findet man die Ursache für diesen Wahn? Es ist der Mangel an fundierten
historischen Kenntnissen, die zu vermitteln meist schon in den Schulen
222
verabsäumt wurde. Alles wird der Judenvernichtung, dem in der Tat monströsen
Verbrechen der Nazis untergeordnet, so als bestünde daraus die gesamte
deutsche Geschichte. Nur verkürzte oder gar nicht vorhandene
Geschichtskenntnis kann zu solchen Fehlbeurteilungen führen. Da kann einfach
kein gesundes patriotisches Bewußtsein wiederbelebt werden oder erwachsen,
das solchem Umbenennungswüten Einhalt gebieten würde.
Nun gab es in der Menschengesellschaft schon immer Denkende, anders
Denkende oder nicht Denkende. Die letzte Gruppe scheint in Deutschland die
stärkste geworden zu sein.
pier
------------o-----------Wie sich die Zeiten ändern......
Romantik (damals)
Mondnacht
Es war als hätt' der Himmel
Die Erde still geküßt,
Daß sie im Blütenschimmer
von ihm nun träumen müßt.
Rock, Pop und Rapp (heute)
Steige auf wie ein Phönix
Erwachen im Schutt,
gehen über Scherben
Die Nachbarn sagen
wir sind eine Last.
Die Luft ging durch die Felder,
Die Ähren wogten sacht,
Es rauschten leis die Wälder,
So sternklar war die Nacht.
Und meine Seele spannte
Weit ihre Flügel aus,
flog durch die stillen Lande,
als flöge sie nach Haus.
Aber diese Zeiten sind vorbei,
aus dem Spiegel starrt,
Nein, das bin nicht ich,
Ein Fremder kommt näher,
Wer kann das sein?
Du würdest mich heute
gar nicht kennen.
Aus dem verglühenden Licht
flieg ich, steig auf wie ein Phoenix
aus der Asche..........
Joseph Freiherr von Eichendorff
Conchita Wurst
223
Die "Runden Zahlen" und der 1. Weltkrieg
Die sogenannten "Runden Zahlen" erfreuen sich ganz allgemein großer
Beliebtheit, besonders bei Geburtstagen, bei Firmenjubläen und ähnlichen
Anlässen. Auch in den geschichtlichen Betrachtungen, und da bot natürlich
der Ausbruch des 1. Weltkrieges 1914, der sich heuer zum hundertsten male
jährte, einen besonderen Anlaß. In Presse, Fernsehen, Zeitschriften und
Büchern wurden wir überschwemmt von historischen Erinnerungen an das
Kriegsgeschehen. Der Heimatbote hat sich bei diesen Erinnerungs-orgien
zurückgehalten und nur mit einem Beitrag Lutz Jahoda zu Wort kommen
lassen.
Nun, im Abflauen des Rummels wollen wir doch noch etwas in Erinnerung
bringen, das die Nachkriegszeit betrifft und die Gründung des Staates, in den
wir, die Leser unseres Blattes, hineingeboren wurden, die Tschechoslowakei.
Das meiste davon haben wir im Schulunterricht nicht erfahren, also holen wir
es hier nach.
Vorweg eines: die Eltern der Vertriebenengeneration wuchsen fast alle in der
"guten, alten" k.u.k. Österreichisch-Ungarischen Monarchie auf. Die wurde
zum Schlachtopfer, das die Siegermächte nach Kriegsende zerlegten.
Fünf neue Staaten erstanden, "der Rest ist Österreich"; so soll sich jedenfalls
der Vorsitzende der Pariser Friedenskonferenz, Clemenceau, geäußert
haben. Umfaßte die Monarchie noch rd. 53 Millionen Einwohner auf einer
Fläche von rd. 677.000 km2 schrumpfte dies im "Rest-Österreich" auf rd.
84.000 km2 und rd. 8 Millionen Einwohner (rd. 13 bzw.15 %) zurück.
Ein Filetstück in dieser Konkursmasse waren die "böhmischen Kronlande", also
Böhmen und Mähren. Sich diese zu sichern, und noch ein Stückchen weiter
östlich dazu, daran arbeiteten in Paris bei den Friedenskonferenzen Tomáš G.
Masaryk, der später der erste Präsident der neugegründeten Republik wurde
und Edvard Beneš, beide westlich orientiert. Dazu gesellte sich Karel Kramář,
der dem östlich orientierten Panslawismus anhing und ein slowakischer
Offizier, Milan Štefanik, der schon lange in Frankreich lebte, aber bald bei
einem etwas mysteriösem Flugzeugunglück für immer ausschied.
Sie alle waren sich des, seit Mitte des 19. Jahrhunderts stark angewachsenen
Nationalis- mus bewußt, und betrachteten den als Freibrief zu unkorrekten
Angaben vor den Friedensmächten. Im heutigen Sprachgebrauch könnte
man sagen: sie befleißigten sich einer kreativen Geschichtsinterpretation.
Diese aber verfing, so daß auch dem Widerstand der deutschen
Bevölkerungsteile, besonders in den Randgebieten (Sudeten) keine
Beachtung geschenkt wurde.
224
Die tschechischen Verhandlungsführer verwiesen bei ihren Forderungen, um
nur das Wichtigste zu erwähnen, besonders auf die vielen Deserteure aus der
österreichisch-ungarischen Armee, was sie als besonders positiv ansahen
bzw. rühmten. Es waren fast 100 000 Soldaten, die die Front in Richtung
Rußland verlassen hatten. Weiter behaupteten sie, daß die Deutschen in
Böhmen, Mähren und Schlesien eigentlich Tschechen seien, die nur
"germanisiert" wurden. Und schließlich forderten sie geographisch eine
Ausdehnung ihres Staatsgebietes bis an die Donau, das deutsche
Westungarn und eine Landverbindung zu den Südslawen.
Glücklicherweise erfüllten sich die tschechischen Forderungen nach dem
Motto "Bescheidenheit ist eine Zier, und weiter kommt man ohne ihr", nicht,
aber es entstand die Tschechoslowakei (ČSR).
Wenden wir uns noch kurz der russischen Front und den tschechischen
Deserteuren zu. Sie wurden in Rußland zu tschechischen Legionen formiert,
und den Hinweis auf diese Legionen konnte Masaryk bei den Pariser
Verhandlungen als Positivum einbringen.
Nachdem der Krieg im Osten schon 1917 durch die russische
Oktoberrevolution fast beendet war, dauerte es nicht lange bis es über einen
Waffenstillstand im März 1918 zum Frieden von Brest- Litowsk kam. Die
tschechischen Legionäre drängten verständlicherweise auf eine schnelle
Rückkehr. Der kurze Weg nach Westen war ihnen verwehrt, ÖsterreichUngarn und Deutschland befanden sich immer noch mit den westlichen
Mächten im Krieg. Man entschloß sich also über den fernen Osten
heimzukehren, beschlagnahmte einfach einen Teil der transsibirischen
Eisenbahn, formte sie zu einer rollenden Stadt und verbündete sich mit den
Gegnern der Bolschewiken, den "Weißen" unter Admiral Koltschak. Diese
rollende tschechische Garnison steuerte unbeirrt ihr Ziel Wladiwostok an.
Angeblich wurden in unzähligen Wagonladungen unermeßliche Schätze aus
dem Besitz des Zaren mit sich geführt.
Verständlich, daß die Bolschewiken ihnen diesen Besitz mißgönnten. Das
Erreichen von Wladiwostok und damit die ganze Heimkehr waren gefährdet.
Also wechselte man wiedermal die Front, lieferte den Admiral Koltschak aus,
die Bolschewiken brachten ihn umgehend um, und gab die Zarenschätze,
angeblich alle, zurück. Dafür konnte man sich ungehindert in Wladiwostok
einschiffen.
Bleibt nur noch zu berichten, daß die Legionäre nach 24.000 Kilometern
Wegstrecke Ende 1920 in ihrem neuen Staat eintrafen. Dort wurden sie mit
225
Ehren überhäuft und kamen in den Besitz unzähliger Privilegien. Ob vielleicht
doch etwas von den Zarenschätzen in Prag ankam?
erpi
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Bitte senden Sie Ihre Veränderungen jeweils bis spätestens 10. der ungeraden Monate ein. Danke!
Grundlage
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Wir gratulieren...
101.: Janda Kurt, Dipl.-Ing., Schreberstr. 5, 51105 Köln am 19.11.
99.:
Zeisel Johanna, Schlagfeldstr. 13, 63303 Dreieich, am 30.11.
95.:
Dr. Pillwein Erich, Klenzestraße 70, 80469 München, am 29.11.
Ondruschka, Nora, Blumenstr. 26, 93138 Lappersdorf, am 15.09.
Diermeier Susanne, Landskroner Weg 1, 85737 Ismaning,
am 27.10.
94.: Dominik Helene, geb. Kühr, Wittelsbacherstr. 16, 92224 Amberg, am
15.11.
93.: Gröger Gertrude, geb. Hajek, Heidweg 8, 73087 Bad Boll,
13.12.
Karger Marie, Breslauer Str. 27/1, 73730 Esslingen, am 19. 11.
92.: Meier Isabel, Calwer Str. 51, 71732 Tamm, am 07.11.
Bergmann Franz, Königsberger Str, 4, 73614 Schorndorf, am 01.12.
226
am
91.: Maresch Edeltraut, geb. Schefczik, 61476 Kronberg, Altkönigsstift,
Feldbergstr. 13-15/B 506, am 11.12.
Gahai Florentine, geb. Kratochwil, Kronenweg 10,
73475 Ellwangen-Neuheim, am 31. 11.
Hertl Hanns, Fichtestr. 23, 71229 Leonberg, am 12.11.
Sekel Henriette, Berliner Str. 29, 60311 Frankfurt/M. am 14.12.
90.: Ludl Erhard, Anhalterstr. 10, 80809 München, am 13.11. frh. Mödritz
89.: Wahl Hans, Alemannenstr. 8, 74706 Osterburken, am 02.12.
frh. Priesenitz
Rösel Maria, 92237 Sulzbach-Rosenberg, am 08.12. frh. Priesenitz
Linhart Ingeborg, Lundwigstr. 26, 86551 Aichach, am 25.12.
88.: Bollinger Agnes, Angerforststr. 36, 89129 Langenau, am 08.12.
frh. Priesenitz
87.: Kurka Johann und Josef, Jahnstr. 36, 70736 Fellbach-Oeffingen, am
07.12. frh. Morbes
Gröger Waldemar, Heidweg 8, 73087 Bad Boll, am 09.11.
86:
Runge Emma, Freihofstr. 37, 73033 Göppingen, am 08.12.
Wahl Helmi, Alemannenstr. 8, 74706 Osterburken, am 07.11.
frh. Priesenitz
Dittrich Emma, Ludwigstr. 36, 73614 Schorndorf, am 26.11.
Hirth Mizzi, Schmelzgase 29, 73240 Wendlingen, am 25.11.
85.: Fasora Rudolf, von Stein-Ring 19, 89160 Dornstadt-Temmenhausen, am
16.11. frh. Priesenitz
Schipke Traute, geb. Müller, Jahnstr. 2, 75287 Rheinstetten,
am 04.12. frh Mödritz
Dr. Schefczik Ernst, Dubliner Str. 7, 67069 Ludwigshafen, am 06.09.
84.: Posolda Josef, 87787 Wolfertschwenden, am 27.12. frh. Priesenitz
83.: Grimm Kurt, Wemershöfer Str. 17, 74706 Osterburken, am 05.11. frh.
Priesenitz
Kuntsch Marie, Liebigstr. 5, 89129 Langenau, am 28.11.
frh. Priesenitz
80.: Zeitel Erika, geb. Lopata, Bahnhofstr. 15, 26188 Edewecht,
am 06.12.
227
79.: Staudt Maria, geb. Stroff, Berliner Str. 17, 64817 Dieburg,
am 02.12. frh. Morbes
Mücke Melanie, Raabestr. 10, 73037 Göppingen, am 29.11.
78.: Olbert Rudolf, Dipl. Ing. Weinbergstr. 66, 71083 Herenberg,
am 03.11.
Schefczik Anneliese, Dubliner Str. 7, 67069 Ludwigshafen,
am 24.12.
77.: Kurka Leonhard, Döttinger Str. 1, 74542 Braunsbach, am 21.10.
frh. Morbes
Seeger Liselotte, Mörikestr. 14, 71111 Waldenbuch, am 04.12.
75.: Schmidt Dietmar, Conollystraße 28/II, 80809 München, am 09.11.
74.: Mach Helga, Bleichstr. 10/1, 73033 Göppingen, am 04.12.
Schrott Gerhard, Schwalbenstraße 2 , 81541 München, am 27.10.
73.: Pohnizer Walter, Karlsruhe-Durlach, am 02.11. frh. Mödritz
54.: Weber Alfred, Frühlingstr. 30, 73092 Heiningen, am 15.11.
Allen Geburtstagskindern wünscht der Brünner Heimatbote Glück und
Gesundheit und noch viele schöne Tage im Kreise ihrer Lieben
228
Deutscher Soldatenfriedhof in Brünn
Gärtner Sabine, verst. am 20.07.2014
Polzer Franz, geb. am 22.10.1917 in Priesenitz,
verst. am 09.08.2014 in Bruckmühl
Walz Gerlinde, Hans-Sponholz-Str. 2, 85614 Kirchseeon,
geb. 20.12.1940, verst. am 24.08.2014
Warncke Margarete, verst. am 12.7.2014 in Clausthal-Zellerfeld,
geb. am 14.Januar 1920 in Schöllschitz
229
230
Meine liebe Frau
Ursula Judex
┼
durch ihre Tätigkeit als Schwester im
Reservelazarett 3 und ihre Heirat
Brünn eng verbunden,
hat mich für Immer verlassen.
Sie starb am 18. Juli 2014 in Coburg im 90ten Lebensjahr.
Helmut Judex
Bergstraße 5
96450 Coburg
25.Juli 2014
Gedenktag für die Opfer von Flucht und Vertreibung
BdV
begrüßt
Beschluss
der
Bundesregierung
einen
jährlichen „Gedenktag für die Opfer von Flucht und
Vertreibung" einzuführen
Die Bundesregierung der großen Koalition hat am 27. August 2014
beschlossen, einen nationalen „Gedenktag für die Opfer von Flucht
und Vertreibung" einzuführen. Hierzu erklärte BdV-Präsidentin Erika
Steinbach MdB:
Mit diesem Kabinettsbeschluss ist ein wichtiges Anliegen unseres
Verbandes und ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung gegangen.
Dies ist ein guter Tag für die deutschen Heimatvertriebenen, die mit
ihrem Willen und ihrer Kraft zu Versöhnung und Neuanfang
entscheidend
zum
Aufbau
der
Bundesrepublik
Deutschland
beigetragen und so auch das Fundament zum Zusammenhalt in unserer
Gesellschaft gelegt haben.
231
Insbesondere diejenigen, die die damaligen traumatisierenden
Ereignisse und den schwierigen Neuanfang noch selbst erlebt haben,
können sich erkennbar der Solidarität ihrer Landsleute erfreuen. Aber
auch die später Geborenen, die alles nur vom Hörensagen in der
Familie oder auch von außen kennen, werden an für Deutschland
schicksalhafte Ereignisse erinnert.
Gerade im Hinblick auf künftige Generationen ist es gut, dass dieser
Gedenktag jährlich am 20. Juni, dem Weltflüchtlingstag, begangen
wird.
Im Kontext mit den zahllosen Vertreibungen weltweit wird deutlich, dass
die Vertreibungen der Deutschen genauso ein Unrecht darstellen, wie
die Vertreibungen anderer Gruppen und Völker. Es wird deutlich
gemacht, dass auch die Vertreibung der Deutschen völkerrechtswidrig
gewesen ist. Damit wird das wichtige Signal gesetzt, dass Vertreibungen
weltweit zu ächten und Menschenrechte unteilbar sind.
Die große Koalition von CDU/CSU und SPD setzt damit ein weiteres,
bedeutendes Zeichen, dass das Schicksal der Vertriebenen ein
gesamtdeutsches Anliegen ist.
Bereits in der vorausgegangenen großen Koalition wurde die
Bundesstiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung auf den Weg gebracht.
Durch sie wird das Vertreibungsgeschehen und seine Auswirkungen auf
Deutschland und Europa dauerhaft im Deutschlandhaus sichtbar
gemacht.
Die dramatische Vertreibung von fast 15 Millionen Deutschen aus ganz
Mittel- und Osteuropa und dem damaligen Ostdeutschland hat durch
beide Entscheidungen der großen Koalition einen festen Platz im
historischen Gedächtnis Deutschlands erhalten.
Dazu meint der 1.Vorsitzende Stellvertr. des Verbandes Volksdeutscher
Landsmannschaften Österreichs (VLÖ) Gerhard Zeihsel, daß es jetzt in
Österreich an der Zeit wäre, daß die Bundesregierung sich auch für einen
„Gedenktag für die Opfer für Flucht und Vertreibung" in Österreich einsetzt!
------------o------------
232
Vom DSKV:
Der Brünner Drache
Zur diesjährigen Großveranstaltung der Landesversammlung der Deutschen
in der Tschechischen Republik wird sich der DSKV mit dem Brünner Drachen
beteiligen.
Wir werden dazu nicht das Krokodil vom alten Rathaus stehlen, sondern eine
Multimediaschau darüber bringen. Ein von den Mitgliedern selbst gedrehtes
Video wird das „Ungeheuer“ anschaulich auf einer Großleinwand den
Zuschauern präsentieren. Dazu wird der dazu passende Text verlesen.
Dieser Text weicht etwas von der meist benutzten Version ab, aber das
mussten wir machen, um unsere bescheidenen
Möglichkeiten der Video-Produktion mit dem
gesprochenen Text in Einklang zu bringen.
Vor 2 Jahren haben wir schon etwas ähnliches
mit dem „Brünner Rad“ gemacht. Das hat gut
gefallen, so dass wir uns ermutigt fühlten, eine
ähnliche Produktion mit dem sagenumwobenen
Krokodil zu machen.
233
Klemens Maria Hofbauer,
der Heilige aus Südmähren
Den Anstoß, dass wir uns mit dem Heiligen beschäftigten war ein Artikel in der
Brünner Stadtzeitung „Metropolitan“. Darin wurde die Kirche in Obergerspitz /
Horni Herspice vorgestellt, die dem Heiligen Klemens Maria Hofbauer
geweiht ist. Dann haben wir mit der BRUNA-Reisgruppe Taßwitz / Tasovice
seinen Geburtsort besichtigt und dort in der Gedächtniskirche die Glasfenster
mit seinen Lebensstationen gesehen. Es stellte sich heraus, dass diese von
einer Brünner Werkstätte gefertigt wurden, die dem Onkel einer
Reiseteilnehmerin gehörte.
Da reifte der Entschluß, unseren Stand beim Sudetendeutschen Tag 2009
dem Heiligen aus Südmähren zu widmen. Wir haben Plakate angefertigt, sein
Leben nach den Fenstern der Gedächtniskirche in Tasswitz darzustellen.
Daneben auch noch Kirchen die den HL. Klemens Maria Hofbauer zum
Patron haben.
2009 deshalb, weil seine Heiligsprechung im Jahre 1909 erfolgte, also
hundert Jahre davor.
Damals reifte auch der Gedanke, diese Darstellung zweisprachig, also
tschechisch und deutsch neu zu gestalten und evtl. in der Kirche in
Obergerspitz / Horni Herspice auszustellen. Zweisprachig deshalb, weil auch
Klemens Maria Hofbauer aus einer gemischten Ehe hervorgegangen ist. (sein
Vater war Tscheche, der seinen Namen Dvořák bei der Eheschließung seiner
deutschen Umgebung angepaßt und ins deutsche übersetzte, eben
Hofbauer.
Inzwischen fanden wir noch mehr Klemenskirchen im deutschsprachigen
Raum, sind aber der Ansicht, dass die Kirche in Obergerspitz die erste war,
die seinen Namen trägt.
Jetzt sind die Tafeln fertig und die erste Station sie öffentlich zu zeigen, wird
die Kirche in Obergerspitz sein
------------o------------
234
Bruna Esslingen
Ende Juni trafen wir uns zum letzten Mal in diesem Halbjahr. Zunächst wurden
einige nähere Einzelheiten über das 60-jährige Jubiläum
am 13. August in Schwab. Gmünd besprochen. Es wird
auch die Ausstellung über die Deutschen Brünner
Bürgermeister von 1850 - 1918 im Rathaus gezeigt. Einige
Landsleute haben schon die Landesgartenschau besucht
und waren begeistert.
Ein weiteres Thema: Im Haus der Heimat der Stadt
Stuttgart wurde vom 8. Mai - 26. Juni eine Ausstellung von
Fotografien der Villa Tugendhat gezeigt, eine Vernissage fand am 7. Mai
statt. Die Villa wurde 2012 grundlegend saniert und in ihren ursprünglichen
Zustand versetzt und ist für die Öffentlichkeit zugänglich. Es fand statt im
Rahmen des Jubiläums 25 Jahre Städtepartnerschaft Stuttgart - Brünn. Im
Fernsehen wurde in der Landesschau Baden-Württemberg darüber
ausführlich berichtet. Die Villa Tugendhat gilt als eines der wichtigsten
Bauwerke von Ludwig Mies van der Rohe in Europa und ist ein einzigartiges
Zeugnis der Architektur der Moderne. Die Bauherren Grete und Fritz
Tugendhat stammten beide aus jüdischen Industriellen-Familien und
bezogen ihr Domizil im Jahre 1930. Acht Jahre lang lebte das Paar mit drei
Kindern in einem Kunstwerk.
Außerdem feiern wir dieses Jahr den 150. Geburtstag von Richard Strauß. Er
war ein wahrer Klangzauberer und hat uns herrliche Melodien geschenkt,
man denke nur an den „Rosenkavalier".
Herzliche Grüße von Ilse Minarsch
BRUNA – Remstalkreis
Im Rahmen der Landesgartenschau in Schwäb.
Gmünd finden auf Initiative der Vertriebenen im schön
außen
und
innen
renovierten
"Torhäusel"
Montagsgespräche statt. Seit 13.5.2014 wechseln sich
Zeitzeugen der Vertriebenen aus verschiedenen
Gebieten als Referenten ab.
Am 8.9.2014 war Frau Brigitte Kumpf als Referentin an
235
der Reihe und erzählte mit Bildern ihre Erinnerungen an ihre Geburtsstadt
Brünn, wie sie den Todesmarsch erlebte und ihre Familie eine neue Heimat
fand. Zu Beginn führte Frau Kumpf in die Geschichte der Stadt Brünn ein, die
Entwicklung zum österr. Manchester. Sie berichtete über die Erfindungen
(Kaplan-Turbine) den Bau des Stadttheaters, welches das 1. elektr. Licht auf
dem Kontinent erhielt. Frau Kumpf wurde im Oktober 1938 in Brünn geboren
und wuchs als jüngstes Kind in Geborgenheit auf. Im September 1941 kam sie
in den Kindergarten und 1944 in die Schule. Frau Kumpf zeigte uns anhand
von Bildern die Familien ihrer Mutter und ihres Vaters. Als kleines Mädchen
erlebte sie im September 1944 viele Bombenangriffe auf Brünn. Ein
einschneidendes Erlebnis war für sie, als die vollständig eingerichtete
Wohnung ihrer Eltern an Tschechen übergeben werden musste. Diese
verlangten sogar von den Wohnungseigentümern die Erklärung, wie die
Einrichtungsgegenstände zu benützen seien. Am 30.5.1945 musste die Familie
innerhalb von 10-15 Minuten die Wohnung verlassen. Dann folgte die
Abmeldung bei der Polizeistation. Am 31.5.1945 (Fronleichnam) begann der
"Todesmarsch" Richtung Wien. Der ältere Bruder von Frau Kumpf war zu
diesem Zeitpunkt 15 Jahre alt und war in Brünn eingesperrt worden. Doch es
gelang ihm die Flucht und die Familie feierte in Pohrlitz ein Wiedersehen. Der
Marsch ging weiter über die tschechische Grenze nach Drassenhofen,
Poysdorf, Bad Pirowarth. Auf diesem Marsch sah die Familie viele Bekannte
sterben. Es ging weiter nach Wien. Später folgte die Weiterfahrt nach St.
Valentin, wo Mutter und Bruder bei Bauern arbeiteten. Im Januar 1946 ging
es weiter Richtung Linz, im März 1946 über Ulm nach Stuttgart. Die Familie
fand Unterkunft in einer Baracke in Rommelshausen im Remstal. Da das
Leben in den Baracken sehr beengt war, wurden abends oft Spaziergänge
unternommen, wobei auch gemeinsam gesungen wurde. So kamen Vater
und Onkel in den örtlichen Gesangsverein. Es kam also auch vor, daß der
katholische Vertriebene in der evangelischen Kirche ein Gesangssolo
darbrachte. Frau Kumpf`s Vater bekam mit der Zeit Arbeit als Buchbinder.
Der Großvater von Frau Kumpf musste in Brünn bleiben, da nur er fähig war,
den Betrieb aufrecht zu erhalten. Frau Kumpf hat in Schwäb. Gmünd eine
neue Heimat gefunden und ihre Lebenserinnerungen werden als Kopie auf
Wunsch von Herrn Dr. Scholze im Archiv des Osten aufgehoben.
Ein Bericht über die weiteren Gespräche folgt in einem der nächsten
Heimatboten.
Mit heimatlichem Gruß
Rotraut Pfaff
236
KV München
Unsere Kreisvorsitzende, Frau Gerlinde Walz, hat uns verlassen.
Völlig überraschend für uns verstarb am Sonntag, den 24. August 2014,
unsere Vorsitzende Gerlinde Walz im Alter von 73 Jahren.
Der feierliche Gedenkgottesdienst, an dem auch mehrere Mitglieder der
BRUNA München teilnahmen, fand am Freitag, den 30. August 2014 in der
Kirche St.Peter und Paul in München-Trudering statt.
Die Urnenbeisetzung erfolgt zu einem späteren Zeitpunkt.
Frau Walz war viele Jahre Vorsitzende des Kreisverbandes der BRUNA
München und immer bestrebt, den Heimatverband am Leben und den
Brünner
Landsleuten
einen
Treffpunkt
zu
erhalten,
wo
man
zusammenkommen und alter Zeiten gedenken konnte.
Frau Walz nahm noch am letzten großen Bundestreffen in Schwäbisch
Gmünd teil und nichts deutete darauf hin, dass sie uns so schnell verlassen
würde. Um so schmerzlicher war für uns die Nachricht von ihrem plötzlichen
Tod.
Wir trauern aufrichtig um sie, denn sie hinterlässt eine nur schwer zu
schließende Lücke in unserem Heimatverband.
Johannes Hauswirth
237
Ortsgemeinschaft Mödritz
In der Brünner Kapuzinergruft
(Erzählung von Franz Ponzer)
Als Bub durfte ich 1944 meinen Vater bei einem seiner Amtsbesuche in Brünn
begleiten. Er wollte mir wohl nicht nur verstaubte Amtsstuben, sondern auch
etwas zeigen, wofür sich neugierige Buben interessieren. Wir besuchten
daher den „Lindwurm“ (ein ausgestopftes Krokodil) dass im Eingang zum
Rathaus an der Decke hängt, die 4 Mamlasse an einem Haus am
Freiheitsplatz (riesige figurale Stützpfeiler, deren Name in Mödritz ein Synonym
für unnötiges Herumstehen war ) und die schaurige Gruft im Kapuzinerkloster.
In den Kellergewölben dieses Klosters wurden früher die verstorbenen
Mönche zur letzten Ruhestätte gebettet.
Die Attraktion der Gruft ist ein gläserner Sarg in dem seit 200 Jahren der
Pandurenoberst Freiherr von der Trenk als eingetrocknete Mumie aufgebahrt
ist. Er ist ein kleiner Mann dessen Haut wie graues Pergament auf den
Knochen liegt. Etwas verstaubt doch noch mit seiner Panduren-Uniform
bekleidet wirkt er leicht gruselig.
Die Panduren sind eine Guerillatruppe, ein irreguläres Korps von 1000
Reitern, innerhalb der kaiserlichen österreichischen Kavallerie. Die Panduren
des Freiherrn von der Trenk stammen zumeist aus dem wilden Grenzland der
Habsburger Monarchie, es sind Ungarn, Serben und Angehörige anderer
Balkanvölker. Der Geist der ungarischen Reiterstürme aus dem
Frühmittelalter lebt in ihnen fort. Sie sind unerschrocken, grausam, im Sattel
aufgewachsen. Sie bilden eine verschworene Gemeinschaft, die keinen
Wertekodex kennt außer dem eigenen Vorteil.
Es ist eine Spur der Verwüstung, die von der Trenck mit seinen Reitern im
österreichischen Erbfolgekrieg durch Bayern bis nach München zieht. 1742
schlagen sie im Garten des Bürgermeisters am Sendlinger Tor ihr Quartier auf.
Den Münchnern erscheinen die Reiter wie Sendboten des Satans, „es seynd
238
Leuthe aus der höllischen Rist-Kammer herrührend,“ schreibt der Pater
Antonius Hartl in seinem Bericht „Oesterreichische Rauberey in Bayern anno
1742“.Es ist eine grausame Zeit; der Dreißigjährige Krieg, in der das verrohte
Kriegsvolk ganze Städte und Regionen auslöschte.
Geboren 1710 in Reggio/Kalabrien und ein Vetter des berühmten
preußischen Offiziers und Abenteurers Friedrich Freiherr von der Trenck,
beginnt Franziskus von der Trenk schon mit 17 Jahren ein wildes Söldnerleben
im Dienste mancher Herren, das ihn bis in die Steppen der Krimtataren führt.
1740, zu Beginn des Ersten Schlesischen Krieges, erwärmt sich Königin Maria
Theresia in Wien für den Unhold. Männer wie ihn kann sie brauchen in dieser
großen Machtprobe zwischen den Mächten Österreich und Preußen: „So
offerierte ich Ihro Majestät zur Bekräftigung meiner Treue 1000 Panduren
mit Gewehr und Montur auf meine Unkosten, gegen ihre Feinde in das Feld
zu stellen und selbst anzuführen“, schreibt Trenk in seinen Memoiren.
Trenk treibt sein Unwesen der Zerstörung noch ein paar Jahre. 1746 wird ihm
in Österreich der Prozess gemacht, offiziell wegen seiner Verbrechen, in
Wahrheit aber wegen des Neids vieler Offiziere auf den Haudegen. Das
verhängte Todesurteil wandelt Kaiserin Maria Theresia in Festungshaft um.
1749 stirbt er auf der Festung Spielberg in Brünn.
Das Haus der vier Mamlassen in Brünn
Allen Mödritzern und Freunden aus Erbach, Wolkersdorf und der Sprachinsel
noch viele schöne Herbsttage
wünscht Herbert Kinauer
239
Herausgeber:
BRUNA Heimatverband der Brunner e. V.
Bundesvorsitzender: Dr. Rudolf Landrock,
Venantiusstraße 12, 53125 Bonn,
Ruf: (0228) 25 12 94, Mobil: (0177) 8 99 32 89,
E-Mail: [email protected]
Internet: http://www.bruenn.eu
Redaktion und Anzeigen:
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Abendstimmung über Brünn
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