Historische Wege - Deutscher Wanderverband

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Historische Wege - Deutscher Wanderverband
Historische Wege
Historische Wege
Dokumentation der Tagung am
13. und 14. September 2012
in Winterberg (NRW)
Impressum
Herausgeber: Bund Heimat und Umwelt in Deutschland (BHU)
Bundesverband für Kultur, Natur und Heimat e.V.
Adenauerallee 68, 53113 Bonn
Tel. (0228) 22 40 91, Fax (0228) 21 55 03
E-Mail: [email protected], Internet: www.bhu.de
Redaktion: Dr. (des.) Martin Bredenbeck, Dr. Inge Gotzmann, Annette Grundmeier, Daniel Kölzer
Mitarbeit: Beate Lippert, Edeltraud Wirz
Verantwortlich für den Inhalt: Dr. Inge Gotzmann
Bildnachweis
vordere Umschlagseite: Alte Post- und Handelsstraße bei Brüsewitz (Landkreis Nordwestmecklenburg,
Mecklenburg-Vorpommern). Foto: K.-L. Quade
hintere Umschlagseite: links oben: Exkursion bei Winterberg (Hochsauerlandkreis, Nordrhein-Westfalen) Foto: P. Kracht;
links unten: Ruhebank bei Rudersberg-Asperglen (Rems-Murr-Kreis, Baden-Württemberg) Foto:
M. Steinmetz; rechts: Hohlweg zwischen Lorch (Rheingau-Taunus-Kreis, Hessen) und Weisel
(Rhein-Lahn-Kreis, Rheinland-Pfalz) Foto: C. Krienke
Layout und Druck: Druckpartner Moser Druck + Verlag GmbH, Rheinbach
ISBN 978-3-925374-32-6
Nachdruck – auch auszugsweise – honorarfrei mit Quellenangabe gestattet.
Belegexemplar an den Herausgeber erbeten.
Das Buch wird an Mitglieder und Interessenten kostenlos abgegeben, Spenden erwünscht. Bestellung beim Herausgeber.
Die Publikation ist auch als Download auf der Internetseite des BHU (www.bhu.de) erhältlich.
Förderer
Der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.
Der Förderer übernimmt keine Gewähr für die Richtigkeit, die Genauigkeit und die Vollständigkeit der Angaben sowie für die
Beachtung privater Rechte Dritter.
Kooperation
Das Projekt erfolgte in Kooperation mit den BHU-Landesverbänden Westfälischer Heimatbund e.V. und der Gesellschaft für
Kultur- und Denkmalpflege – Hessischer Heimatbund e.V.
Bonn 2013
Inhalt
Inhalt
Seite
Herlind Gundelach, Wolfgang Börnsen
Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Peter Kracht, Annette Grundmeier
Tagung in Winterberg mit Experten aus ganz Deutschland zu „Historischen Wegen“ . . . . . . . . . . . .
6
Peter Kracht
Aus der Vergangenheit in die Zukunft – Warum sind historische Wege interessant? . . . . . . . . . . . . .
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Bernd W. Bahn
Altstraßen als Geschichtsquelle und Bodendenkmal – Erfahrungen mit
ehrenamtlicher Arbeit in Sachsen-Anhalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
20
Pierre Fütterer
Merkmale, Erfassung und Schutz von Altstraßen – Einbeziehung von
ehrenamtlichem Engagement in Thüringen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
23
Claudia Friedrich
WegeWeisen – Spaziergänge auf ausgetretenen Pfaden. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
26
Christoph Boddenberg
Wege der Jakobspilger im Rheinland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
30
Axel Heimsoth
Fossa Eugeniana und Nordkanal am Niederrhein – Neue Tourismuskonzepte . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
33
Ingo Esser
Zülpicher Börde – Historische Wege zu Relikten früherer Waldkomplexe und die
Folgen ihrer Bewirtschaftung in der Kulturlandschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
36
Martina Blaschka
Zeitzeugen am Wegesrand – Ehrenamtliche dokumentieren Kleindenkmale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
40
3
Historische Wege
Claus-Peter Spuhn
Pflasterstraßen in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg – Teil unserer Kulturlandschaft . . . .
46
Horst Frese
Vermittlung von historischen Wegen – über Aufwertung zum Schutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
50
Ulrich Lange
Die Heidenstraße und andere mittelalterliche Fernwege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Martin Bredenbeck, Daniel Kölzer
Historische Wege – Kulturdenkmal des Jahres 2012 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
60
Bildergalerie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
65
Autorinnen und Autoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
69
Anschriften BHU und Landesverbände . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
70
Gleichstellung von Frau und Mann
Wir sind bemüht, so weit wie möglich geschlechtsneutrale Formulierungen zu verwenden. Wo uns dies nicht gelingt, haben
wir zur besseren und schnelleren Lesbarkeit des Textes die männliche Form verwendet. Natürlich gilt in allen Fällen jeweils die
weibliche und männliche Form. Wir bitten hierfür um Ihr Verständnis.
4
Herlind Gundelach, Wolfgang Börnsen: Vorwort
Vorwort
Herlind Gundelach, Wolfgang Börnsen
W
ege sind ein Kulturerbe von besonderer Bedeutung: Menschliches Zusammenleben und Wirtschaften
sowie die Entwicklung und Verbreitung
kultureller Leistungen und Errungenschaften wären ohne Wege nicht möglich. Gleichzeitig zählen historische
Wege zu den sehr sensiblen Bestandteilen unserer Landschaft. Ihre Bedeutung
ist in der Öffentlichkeit jedoch oft nicht
genügend bekannt. Daher hatte der
Bund Heimat und Umwelt in Deutschland (BHU), Bundesverband der Heimat- und Bürgervereine, bereits 2012
mit der Nominierung der historischen
Wege als Kulturdenkmal des Jahres auf
deren hohe Bedeutung hingewiesen
und dafür appelliert, dieses Kulturerbe
verstärkt wahrzunehmen und sich für
dessen Erhaltung einzusetzen.
Die hier vorgelegten Beiträge sind das
Ergebnis einer Tagung, die der Bund Heimat und Umwelt 2012 in Winterberg (Nordrhein-Westfalen) ausgerichtet hat. Anhand von regionalen Beispielen skizzierte die Tagung die historische Entwicklung von
Wegen in Deutschland und ihr kulturelles Erbe. Dabei
ging es u.a. um Fragen, wie eine qualitätsvolle Erfassung erfolgen kann, wie die Bedeutung der Wege bei
Planungen berücksichtigt werden kann und wie Fachstellen und Ehrenamtliche effektiv zusammenarbeiten
können. Es zeigte sich, dass insbesondere die Vermittlung des Themas in der Öffentlichkeit verstärkt werden sollte. Aber auch die tragende Rolle, die Wege
von europäischer, teils weltumspannender Bedeutung – darunter der Hellweg,
der Jakobsweg und die Seidenstraße –
zukommt, muss vermittelt werden. Der
BHU wird sich daher auch in den kommenden Jahren mit dem Thema befassen.
Wir danken allen, die den Workshop mit Vorträgen und Impulsen mitgestaltet und ihre Beiträge für diese
Dokumentation aufgearbeitet haben.
Ebenso ist allen Teilnehmern des Workshops für die engagierte Diskussion zu
danken. Dank gilt auch den Kooperationspartnern, unseren Landesverbänden Westfälischer Heimatbund und
Gesellschaft für Kultur- und Denkmalpflege – Hessischer Heimatbund.
Dem Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien gilt unser
besonderer Dank für die Förderung
des Projektes. Einzelne Aktionen im Rahmen des
Projektes wurden unterstützt durch die SparkassenKulturstiftung Hessen-Thüringen.
Wir wünschen den Leserinnen und Lesern eine
interessante Lektüre sowie viel Erfolg bei ihrem Einsatz für die Kulturlandschaft.
Dr. Herlind Gundelach, Senatorin a.D.
Präsidentin des BHU
Wolfgang Börnsen (Bönstrup) MdB
1. Vizepräsident des BHU
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Historische Wege
Tagung in Winterberg mit Experten aus
ganz Deutschland zu „Historischen Wegen“
Peter Kracht, Annette Grundmeier
„H
istorische Wege“ wurden vom
Bund Heimat und Umwelt zum
Kulturdenkmal des Jahres 2012 erkoren,
und so beschäftigte sich auch die Herbsttagung mit diesem wahrlich spannenden
Thema. Experten unterschiedlicher Fachgebiete aus ganz Deutschland tauschten
zwei Tage lang angeregt ihre Erfahrungen
aus und ließen sich bei einer Exkursion
unter fachkundiger Leitung auf historische
Wege rund um Winterberg führen.
Eingangs beschäftigte sich Dr. Peter
Kracht, Hauptfachreferent für Kultur beim
Sauerländischen Gebirgsverein (SGV) und
Vorsitzender der Fachstelle Geschichte
beim Westfälischen Heimatbund grundlegend mit der Frage: Aus der Vergangenheit in die Zukunft – Warum sind historische Wege interessant? Mit zahlreichen
Lichtbildern erläuterte der Historiker den
mehr als 40 Zuhörern die Bedeutung von historischen
Wegen als Geschichtsquelle wie auch als Museumsund Lernort. Er brachte dem Publikum die Heidenstraße und die Eisenstraße nahe und berichtete auch
von einer der ältesten Straßen der Welt, nämlich jener, die vom Nil bis auf das Plateau von Gizeh führte:
Auf dieser wurden um 2500 v. Chr. die Steinblöcke
zum Bau der Cheops-Pyramide gezogen.
Der Archäologe Bernd W. Bahn betonte in seinem
Vortrag die Bedeutung der Altstraßen als Geschichtsquelle und Bodendenkmal und berichtete von Erfahrungen mit ehrenamtlicher Arbeit in Sachsen-Anhalt.
Daraus entwickelte sich die Überleitung zum Vortrag
6
von Pierre Fütterer von der Universität
Jena, der Erfassung und Schutz von Altstraßen in Thüringen und Sachsen-Anhalt
anhand eigens entwickelter Erfassungsformulare vorstellte. Deutlich wurde dabei
vor allem, dass gerade das ehrenamtliche
Engagement in diesem Bereich von besonderer Bedeutung ist.
Christoph Boddenberg vom Landschaftsverband Rheinland berichtete
über die weitreichende Erschließung der
Jakobswege im Rheinland. Nicht nur die
Sicherung und Markierung der Wege,
sondern auch die Ausstattung mit Informationsstelen und die Aufbereitung
durch aktuelle Karten und Broschüren
gehören dazu. Neue Tourismuskonzepte
am Niederrhein wurden von Dr. Axel
Heimsoth vorgestellt, der sich mit der
spannenden Geschichte der Fossa Eugeniana und des Nordkanals befasste.
Martina Blaschka vom Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart referierte
eindrucksvoll über „Zeitzeugen am Wegesrand – Ehrenamtliche dokumentieren Kleindenkmale“. Dabei
rief nicht nur das breit angelegte Projekt zur Erfassung der Kleindenkmale in Baden-Württemberg Begeisterung hervor, sondern auch das liebevolle Augenmerk auf die „kleinen“ Denkmale, die großen
Gefahren ausgesetzt sind. Ein selten in den Fokus
gerücktes, aber spannendes Thema stellte ClausPeter Spuhn vor, der den Blick auf die charakteristischen Naturstein-Pflasterstraßen in Mecklenburg-
Peter Kracht, Annette Grundmeier: Tagung in Winterberg mit Experten aus ganz Deutschland
Vorpommern und Brandenburg lenkte und die Bedeutung einer rechtzeitigen und fachgerechten Sanierung herausstellte. Erik Neumeyer vom Deutschen
Wanderverband befasste sich schließlich mit der
Gegenwart und „Wanderwegen – zwischen Ehrenamt und touristischer Inszenierung“. Deutlich wurde: Ohne Ehrenamt gäbe es in Deutschland keine
markierten Wanderwege!
Die Vielfalt der historischen Wege entlang der
Heidenstraße ließen sich eindrucksvoll während
einer Exkursion erleben, die von SGV-Wanderführer
Ulrich Lange geleitet wurde. Die Strecke von Winterberg nach Medebach wurde teils zu Fuß und teils
per Bus zurückgelegt. Die Exkursion begann in der
Ortsmitte von Winterberg, wo das „Denkmal des
Kiepenkerls“ von der Geschichte der Handelsreisenden Zeugnis gibt und die Bedeutung der historischen Wege für die Kulturlandschaft anschaulich
wird. Die Kiepenkerle zogen jedes Frühjahr durch
das Land, um ihre über den Winter angefertigten
Handwerksprodukte, meist gedrechselte oder geschnitzte Holzarbeiten oder Schmiedestücke, zu ver-
kaufen. Die Frauen blieben dann nicht nur mit den
Kindern und Alten zurück, sie mussten auch die
Haus-, Stall- und Feldarbeit verrichten.
Über die Heidenstraße, auf deren nahe bei Winterberg gelegenen Abschnitt sich jetzt eine Ferienanlage ausdehnt, kreuzen wir den Rothaarsteig.
Eine Bronzetafel zeigt den Verlauf der Heidenstraße
und der alten Königsstraße sowie den Kreuzungspunkt dieser wichtigen, seit dem Mittelalter bestehenden Straßen bei Winterberg. Daneben befindet sich eine Figur des Hl. Jacobus d.Ä., des Schutzpatrons der Pilger, der mit Pilgerstab und Jakobsmuschel ausgestattet ist.
Nach einem leichten Anstieg öffnet sich ein wunderbarer Blick auf die Landschaft bei Winterberg, der
natürlich im Foto festgehalten werden muss. Im Gelände zeichnen sich die Mulden der Heidenstraße
noch sichtbar ab. Vom sogenannten „Dumelweg“ genießen wir den Blick auf die Altstadt von Winterberg.
Über den alten „Kirchweg“, der von der Landstraße aus bergauf führt, gelangen wir zum „Pastorenstein“, der 1690 errichtet wurde. Er markiert den
Fachleute und Interessierte aus ganz Deutschland verfolgten konzentriert die Beiträge der Referenten in Winterberg.
Foto: I. Gotzmann
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Historische Wege
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Exkursionsführer Ulrich Lange zeigt, wo‘s lang geht auf
historischen Wegen.
Foto: P. Kracht
Im Zeichen des Aufbruchs: Das Denkmal des „Kiepenkerls“ in
der Ortsmitte von Winterberg war auch Ausgangspunkt der
Exkursion.
Foto: I. Gotzmann
Kreuzungspunkt des Kirchwegs zwischen Elkeringhausen und Grönebach mit der Heidenstraße.
Jetzt sind die Fahrtrassen auf einer Länge von fast
1,5 km tief in den Boden eingegraben und in seltener
Deutlichkeit erhalten. Da die Schneisen der Hohlwege
häufig mit Bäumen zugefallen und nur noch zum
Holzrücken genutzt werden, ist der Weg nicht immer
leicht begehbar.
Sobald wir aus dem Wald heraus treten, erreichen
wir den Steinbruch „Wagenschmier“. Dessen lehmiges Lockergestein wird bei Nässe glatt und hat wohl
früher so manchen Karren ins Rutschen gebracht.
Die alten Hohlwege zwischen Grönebach und Winterberg sind als „Grönebacher Dorfpfad“ auf einer
Länge von ca. 300 m begehbar. Durch Grönebach führt
der „Sauerländer Weg“, er gilt als der älteste Verlauf
der „Königsstraße“ von Frankfurt nach Soest, über den
eine große Informationstafel Auskunft gibt.
Die „Klosterlinde“ in Küstelberg steht dort wohl
schon seit Oktober 1489. Sie hat einen Stammumfang von ca. 5,65 m, ist ca. 25 m hoch und hat einen
Kronenumfang von ca. 63 m. Die Geschichte, die
dieser Baum „erlebt“ hat, ist auf einer Tafel aufgeführt. Der Gedenkstein von 1690 ist sehr stark ver-
wittert. In der Ortsmitte von Küstelberg soll die Heidenstraße 60 m breit gewesen sein. Hier teilt sie sich
in mehrere Verläufe Richtung Korbach.
Auch um 1800 war die Heidenstraße eine verkehrsreiche Straße. Adam Padberg lebte in dem
ehemaligen Ewerschen Gasthaus von 1666 und verzeichnete in der Zeit zwischen 1797 und 1803 in
seinen Tagebüchern, wer aus welchem Grund woher und wohin ging oder fuhr. Diese Aufzeichnungen sind heute von unschätzbarem Wert für die Geschichtskunde des kurkölnischen Sauerlandes.
Oberhalb von Deifeld befindet sich der Meilenstein „Op me Krüze“. Die Heidenstraße ist hier deutlich im Gelände zu erkennen. Sie konnte sogar mit
einem Schlagbaum gesperrt werden, um Wegezoll
einzunehmen.
In Düdinghausen erwartet uns Horst Frese vor der
Kirche und führt uns schließlich in die „Dreggestube“, die vom Heimat- und Verkehrsverein unterhalten
wird. Hier wird das traditionelle Handwerk des
Drechselns gepflegt und vorgeführt. Im Obergeschoss kann man sich über das rege Engagement
des Heimatvereins Düdinghausen informieren. Horst
Frese berichtet über das Konzept „Vermittlung von
Peter Kracht, Annette Grundmeier: Tagung in Winterberg mit Experten aus ganz Deutschland
Die Markierungen der Wanderwege lassen auch heute noch erkennen, dass sich bei Winterberg historische Wege kreuzten.
Foto: I. Gotzmann
Eine Bronzetafel stellt die Bedeutung der historischen Wege dar.
Foto: I. Gotzmann
Da auch viele Pilger über die Via Regia
und die Heidenstraße zogen, befindet sich
hier ein Bilderstock mit der Figur des
Pilgerheiligen Jakobus d.Ä.
Foto: I. Gotzmann
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Historische Wege
Auf dem „Kirchweg“ erkennen die Exkursionsteilnehmer noch deutliche Spuren, die sich in der Landschaft abzeichnen.
Foto: P. Kracht
Der „Pastorenstein“ von 1690 steht an einem Kreuzungspunkt, der auch an der Wegemarkierung erkennbar ist.
Foto: I. Gotzmann
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Peter Kracht, Annette Grundmeier: Tagung in Winterberg mit Experten aus ganz Deutschland
Ein Bündel von Hohlwegen bildet den Verlauf der Heidenstraße im teils unwegsamen Wald ...
Foto: I. Gotzmann
… und stellt auch heute noch eine
Herausforderung für den Wanderer dar.
Foto: P. Kracht
Der schlüpfrige Boden mit lehmigem Lockergestein war wohl namengebend für den Steinbruch „Wagenschmier“. Heute ist
hier ein informativ gestalteter Rastplatz angelegt.
Foto: P. Kracht
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Historische Wege
Der Schlagbaum bei Deifeld bezeugt die Bedeutung der Heidenstraße – auch als lohnende Einnahmequelle für Wegzoll.
Foto: I. Gotzmann
In der „Dreggestube“ in Düdinghausen erläutert Horst Frese das Konzept des Heimatvereins Düdinghausen und demonstriert
die historische Ausstattung einer Drechselstube, in der dieses traditionelle Handwerk vorgeführt wird.
Foto: P. Kracht
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Peter Kracht, Annette Grundmeier: Tagung in Winterberg mit Experten aus ganz Deutschland
historischen Wegen – über Aufwertung zum
Schutz“, das vor Ort überzeugend umgesetzt wird.
Bei frisch gebackenen Waffeln mit Preiselbeersahne
klingt die abwechslungsreiche und interessante ExQ
kursion aus. Die wohl über 500 Jahre alte Klosterlinde in Küstelberg ist
Zeugin einer bewegten Geschichte.
Foto: P. Kracht
Das „Ewersche Gasthaus“ von 1666. Hier lebte auch Adam
Padberg und führte Buch über den Verkehr auf der
Heidenstraße zwischen 1797 und 1803. Foto: I. Gotzmann
Ziel erreicht: Die Exkursionsteilnehmer haben historische Wege entdeckt und beschritten.
Foto: P. Kracht
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Historische Wege
Aus der Vergangenheit in die Zukunft –
Warum sind historische Wege interessant?
Peter Kracht
W
ege verbinden. Auf Wegen begegnet man sich. Verschiedene Waren
und Produkte wurden auf ihnen zum Teil
über weite Strecken verhandelt. Wege
dienen also dem Austausch, der Kommunikation. Wege können aber auch Gefahren bergen, Wegelagerer bedrohen Reisende, feindliche Heere nutzen Wege
zum Vormarsch. In einer Welt voller Verkehrsadern zu Lande, zu Wasser und sogar in der Luft fällt es manchmal schwer, sich mit
historischen Wegen zu beschäftigen. Dabei geben
gerade sie Auskunft über frühere Handelsströme, über wirtschaftliche Veränderungen, sind also eine Geschichtsquelle von besonderem Rang. Diese historischen Wege in unterschiedlicher Weise
(wieder) zu beleben, ist eine wichtige
Aufgabe für Touristiker, Kultur- und Museumsleute. Ohne ehrenamtliche Mitarbeit vor Ort ist solch ein Unterfangen
nicht denkbar.
Ein Blick zurück in die Geschichte: „Weiter hat er
(= Pharao Cheops) alle Ägypter gezwungen, für ihn
zu arbeiten. Die einen mussten aus
den Steinbrüchen im Arabischen
Gebirge Steinblöcke an den Nil
schleifen. Über den Strom wurden
sie auf Schiffe gesetzt, und andere
mussten die Steine weiterziehen
… Hunderttausend Menschen waren es, die daran arbeiteten und
alle drei Monate abgelöst wurden.
So wurde das Volk bedrückt, und
es dauerte zehn Jahre, ehe nur die
Straße gebaut war, auf der die Steine (= zum Bau der Cheops-Pyramide) daher geschleift wurden.”
Herodot, der Vater der Geschichte,
schrieb diese Geschichte um das
Straße in Luxor: In der 30. Dynastie war es der ansonsten kaum in Erscheinung
Jahr 450 v. Chr. nieder. Diese Zeilen
getretene Pharao Nektanebo I. (ca. 380–362 v. Chr.), der seine Architekten und
über die vorbereitenden Arbeiten
Baumeister veranlasste, sich intensiv der Prozessionsstraße zwischen dem Luxorfür den Bau der Cheops-Pyramide
und dem Karnak-Tempel anzunehmen und sie zu beiden Seiten mit Sphingen zu
in Gizeh um das 2550 v. Chr. zähversehen. Die einstige Straße wird derzeit ausgegraben, rekonstruiert und zu
neuem Leben erweckt.
Foto: P. Kracht len zu den ersten schriftlichen Hin-
14
Peter Kracht: Aus der Vergangenheit in die Zukunft – Warum sind historische Wege interessant?
weisen auf eine „Straße“. Im oberägyptischen Luxor läuft derzeit ein
eindrucksvolles Projekt: Hier wird
die historische, fast drei Kilometer
lange „Sphinx-Allee” aus der Pharaonenzeit zwischen dem LuxorTempel und dem Karnak-Tempel
mit etwa 1.300 Sphingen beidseits
des Weges zu neuem Leben erweckt. Auch in Ninive im Zweistromland gab es um 2600 v. Chr.
bereits gepflasterte Straßen – und
in Babylon soll es sogar einen Asphaltbelag gegeben haben.
In vielerlei Hinsicht sind Wege
aus Antike, Mittelalter und Früher
Neuzeit interessant – sowohl für Die „Eisenstraße Südwestfalen“ hat sich seit dem 17. Jh. als Bündel von HohlweFoto: R. Rottwinkel
den Historiker wie für den Heimat- gen in der Landschaft abgebildet.
forscher vor Ort. So mancher historische Weg wird mittlerweile als
to: „Kommen Sie mit und lernen Sie die Region der
thematische Wander- oder Fahrradroute genutzt –
Eisenstraße Südwestfalen von ihrer schönsten Seite
Tendenz steigend. Besonders „gefragt” sind derzeit
kennen!” Die Eisenstraße Südwestfalen ist ein
auch Pilgerwege, wie etwa die verschiedenen Abmarkantes Beispiel dafür, warum historische Wege
schnitte des Jakobsweges nach Santiago de Cominteressant sind – und wie man sie einer breiten Öfpostela. Gerade bei den Pilgerwegen geht es darum,
fentlichkeit nahe bringt.
die heutige Strecke möglichst nah an den einstigen,
Ein weiteres Beispiel für die Bedeutung historihistorischen Wegeverlauf anzupassen.
scher Wege und ihre Nutzung ist der Hellweg, der
Im Sauer- und Siegerland zeichnen sich noch heuvon Duisburg über Dortmund bis nach Paderborn
te zahlreiche Hohlwege im Gelände ab – entstanden
und von dort weiter in Richtung Osten verlief. Helloffensichtlich durch die lange Nutzung des Weges.
wech (mittelniederdeutsch) bedeutet „lichter Weg”
Namen, die überwiegend im Mittelalter bzw. in der
und bezieht sich seit dem Hochmittelalter auf KöFrühen Neuzeit geprägt wurden, geben uns heute
nigs- und Heerstraßen, die in der Breite einer Speernoch Nachricht davon, was hier überwiegend translanze (ca. 3 Meter) von Bewuchs frei gehalten werportiert wurde: Mehrere „Eisenstraßen” im Siegerden mussten. In verschiedenen Teilen Westfalens
land und im Sauerland belegen die Bedeutung des
sind Dutzende weiterer Hellwege bezeugt. Über das
Metalls für den wirtschaftlichen Aufstieg jener GeAlter des Hellwegs lässt sich nichts Konkretes sagen.
biete. Das Projekt Eisenstraße Südwestfalen (www.
Im Jahr 2002 wurde ein besonderes Wege-Projekt
eisenstrasse-suedwestfalen.de) hat sich dieser
eröffnet: HELLWEG – ein LICHTWEG ist ein erweiter„eisernen” Vergangenheit angenommen und eine
bares Kulturprojekt eines Städtenetzwerkes in der
lohnende Themenroute konzipiert unter dem MotHellweg-Region. Es führt bereits realisierte, in ihrer
15
Historische Wege
diese Reise: „Von da (= Kassel) aus
reisten wir in das deutsche Böotien,
nach Westphalen, durch wilde
schöne Gegenden, über die Weser,
über kahle Berge, schmutzige, unbeschreiblich ärmliche Dörfer und
noch schmutzigere, ärmlichere, holperige Wege.”
Ganz anders im Römischen Reich:
Auch hier war Reisen für Kaufleute
und Händler zwingend nötig. Hinzu
kamen die zahlreichen Beamten, die
sich in unterschiedlichsten „Staatsdingen” auf den Weg machten –
von Rom bis nach Britannien und
Ägypten, nach Tunesien und Syrien.
Aber auch bei den Römern war das
Reisen keineswegs eine Zeit der
Im Rahmen des regionalen Lichtkunst-Projekts „Hellweg – ein Lichtweg“ ist seit
2003 an der Lippe die Lichtpromenade Lippstadt entstanden. Christoph
Muße, wie der Dichter Horaz in seiHildebrandts „ARCHE“ am Mattenklodtsteg ist ein Floß aus rohen Baumstämmen
ner „Reise nach Brindisi“ darlegt:
und bildet die Plattform für ein Gewächshaus, das mit Neonzeichen angefüllt ist.
„Wer als Begleiter nach Brindisi oder
Die Zeichen dimmen in unterschiedlichen Intervallen und Zeitdauern auf und ab
dem lieblichen Sorrent mitfährt, darf
und bilden so immer neue Assoziationsketten und Vernetzungen von Begriffen.
Für die Auswahl und Entwicklung der Piktogramme hat sich der Künstler von
nicht über rauhe Wege und herbe
Gegenwart und Geschichte Lippstadts inspirieren lassen.
Kälte und Regen klagen und nicht
Foto: KWL Kultur und Werbung Lippstadt
über aufgebrochene Koffer und gestohlenes Reisegeld jammern.”
Ausführung begriffene sowie geplante solitäre lichtVor allem aber brauchte das riesige Römische
künstlerische Projekte zu einem identitätsstiftenden Reich jedoch Straßen, auf denen Truppen möglichst
Ganzen zusammen. Ankerpunkt ist das Zentrum für rasch verlegt werden konnten. Solche Straßen
Internationale Lichtkunst in Unna.
durchzogen das Imperium tatsächlich wie SchlagHistorische Wege stellen immer auch die Frage adern. Ganz anders dagegen im Freien Germanien,
nach dem Reisen an sich: Wer war auf den Wegen also im Gebiet rechts des Rheins, wo die römische
unterwegs, wie und warum? Händler sowie Fuhr- Zivilisation nur zögerlich Einzug hielt, erst recht nach
und Kaufleute reisten sozusagen beruflich, Pilger der Varusschlacht des Jahres 9 n. Chr. Gerade an
waren sicherlich auch in größerer Zahl unterwegs – diesem Beispiel wird deutlich, wie wichtig die Kenntaber ansonsten dürfte sich das Aufkommen von Rei- nis um historische Wege ist: Wüssten wir, wo Varus
senden doch in Grenzen gehalten haben. Wer nahm sein Sommerlager hatte und auf welchen historischon gern Reise-Strapazen auf sich? Der Dichter schen Wegen er mit seinen drei Legionen gezogen
Friedrich Hölderlin war 1796 von Kassel aus nach ist, wären wir der Antwort auf die Frage nach dem
Driburg unterwegs. Seinem Bruder schreibt er über Schlachtfeld der Varusschlacht um einiges näher.
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Peter Kracht: Aus der Vergangenheit in die Zukunft – Warum sind historische Wege interessant?
Auf der Saalburg dokumentiert eine Karte die wichtigen Heer- und Handelsstraßen im Römischen Reich.
Römerkohorte.
Foto: Museum Haltern
Foto: P. Kracht
Dieses wird nach aktuellem Stand im niedersächsischen Kalkriese verortet, nachdem der Cheruskerfürst Arminius den römischen Feldherrn Varus und
dessen Heer auf unbekannten Wegen hierher gelockt hatte.
Die Römer waren nicht lange in Westfalen unterwegs, von 12 v. Chr. bis 16 n. Chr., haben aber in
touristischer Hinsicht deutliche Spuren hinterlassen:
So gibt es zum Beispiel die Römer-Route (ab 2013:
Römer-Lippe-Route), die den Fahrradfahrer von Xanten bis zum Hermannsdenkmal nach Detmold führt.
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Historische Wege
Das Hermannsdenkmal oberhalb von Detmold. Lange Zeit galt der Teutoburger Wald als Ort der Varusschlacht – bis neue
Funde bei Kalkriese die Geschichte der Varusschlacht in ein neues Licht setzen.
Foto: P. Kracht
Kalkriese. Die Varusschlacht fand im Jahre 9 n. Chr. statt. Vom Turm des Museums geht der Blick über das mutmaßliche
Schlachtfeld.
Foto: P. Kracht
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Peter Kracht: Aus der Vergangenheit in die Zukunft – Warum sind historische Wege interessant?
In diesem Fall geht es nicht über historische Wege,
aber das Gefühl, in den Etappenorten auf historischem Boden zu stehen, macht so manchen Radler
rundum glücklich.
Glücklich war 1843 auch Heinrich Heine, als er
endlich in Unna im Wirtshaus saß und sich von den
Reisestrapazen erholen konnte:
Dicht hinter Hagen ward es Nacht
Und ich fühlte in den Gedärmen
Ein seltsames Frösteln. Ich konnte mich erst
Zu Unna, im Wirtshaus, erwärmen.
Eine Karte der Römerlager an der Lippe. Rot markiert ist das
neu entdeckte Lager in Olfen.
Foto: Landschaftsverband Westfalen-Lippe
Ein hübsches Mädchen fand ich dort,
Das schenkte mir freundlich den Punsch ein;
Wie gelbe Seide das Lockenhaar,
Die Augen sanft wie Mondschein.
Den lispelnd westfälischen Akzent
Vernahm ich mit Wollust wieder.
Viel süße Erinnerung dampfte der Punsch,
Ich dachte der lieben Brüder,
Der lieben Westfalen, womit ich so oft
In Göttingen getrunken,
Bis wir gerührt einander ans Herz
Und unter die Tische gesunken!
(aus: Heinrich Heine: Deutschland. Ein WintermärQ
chen, Caput X)
Die Lippe beim Lager Anreppen.
Foto: P. Kracht
19
Historische Wege
Altstraßen als Geschichtsquelle und
Bodendenkmal – Erfahrungen mit
ehrenamtlicher Arbeit in Sachsen-Anhalt
Bernd W. Bahn
A
ls J.W. Goethe über seine Teilnahme
am Krieg 1792 in Frankreich berichtete, schrieb er vom „Hindernis grundloser Wege“. Diese waren weithin noch
ebenso wie im Mittelalter, was wir heute
Feld- und Waldwege nennen würden.
Erst mit der Wende zum 19. Jh. beginnt
in Mitteleuropa der Chausseebau. Heute
gilt das vorherige Wegenetz als Denkmal
der Verkehrs-, Handels- und Kriegsgeschichte. Dessen Relikte in der Landschaft sind erhaltenswerte Elemente in heutiger Kulturlandschaft
und vielfach sowohl als Bodendenkmal
als auch zugleich als Kleinbiotop zu betrachten. Diese Bedeutung der historischen Wegenetze wurde 2002 vom
Deutschen Nationalkomitee für Denkmalschutz gewürdigt: „Auch alte Verkehrs- und Handelswege können Bodendenkmäler sein.“
Damit wird ihr Schutz zu einem Anliegen der Landesämter für Archäologie und
Denkmalpflege. Altwegreste werden heute oft bei
landschaftlicher Umgestaltung, Baumaßnahmen oder
Flurneuordnung beseitigt. Voraussetzung für ihren Schutz aber ist
eine textliche und kartographische
Erfassung und Dokumentation. Dafür gibt es in der Bodendenkmalpflege seit langem festgelegte kartographische Symbole für archäologische
Bodenformen, unter denen in manchen Ländern auch eine Signatur für
Altwegreste angewendet wird. Leider sind diese Symbole deutschlandweit nicht einheitlich. Dabei würde
die einheitliche Verwendung eindeutiger Zeichen besonders den vielen ehrenamtlichen Beauftragten
helfen, die mit ihrem Einsatz Kartierung und Schutz der Altwege durch
die Landesämter wesentlich unterAltstraßen in Sachsen-Anhalt sind in der Landschaft teils als Hohlwege erkennbar
und bedürfen besonderer Aufmerksamkeit.
Foto: P. Füttner stützen.
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Bernd W. Bahn: Altstraßen als Geschichtsquelle und Bodendenkmal
In Sachsen-Anhalt gibt es seit
fast 150 Jahren die Tradition ehrenamtlicher
Bodendenkmalpflege.
Schon die „Historische Commission“ der 1815 gebildeten Preußischen Provinz Sachsen mit dem
Fürstentum Anhalt, das heutige
Land Sachsen-Anhalt, regte nach
1878 eine manuelle Eintragung
auch von Altstraßen und Wüstungsfluren in die Urmesstischblätter an. Diese Altkarten stellen heute
einen unersetzlichen Wert auch für
verkehrsgeschichtliche Forschungen dar, zumal große Teile des mittelalterlichen Wegenetzes der preußischen Flurseparation zum Opfer
fielen.
Beim Neubeginn 1945 fehlt zunächst ein kartographisches Zeichen für Altwegreste. Als ab 1983
einige der damaligen Bezirke Karten der geschützten Bodendenkmale veröffentlichen, findet sich
dort z.B. für den Bezirk Gera ein
Zeichen für Hohlweg, in Thüringen
insgesamt für Altstraße, im Bezirk
Karl-Marx-Stadt für Fernweg, im
Bezirk Halle nur ein solches für
Landwehr. Als 1988 ein „Leitfaden
für Bodendenkmalpfleger“ in der
DDR durch den Kulturbund, Zentraler Fachausschuss Ur- und Frühgeschichte, herausgegeben wurde,
waren darin die Zeichen für Bodendenkmale aller Bezirke zusammengestellt; darunter gab es nur noch
in den brandenburgischen Bezirken
ein Kartenzeichen für „Straße/
Hohlweg/Knüppeldamm“.
Die Existenz von Altstraßen ist nicht nur in der realen Landschaft gefährdet,
sondern auch in der Wahrnehmung durch unzureichende Dokumentation und
Kennzeichnung bei der Kartierung.
Foto: B.W. Bahn
Einheitliche Symbole erleichtern nicht nur die Kartierung durch ehrenamtliche
Helfer.
Foto: B.W. Bahn
21
Historische Wege
Altstraßen verdienen besondere Aufmerksamkeit.
Viele ehrenamtliche Helfer und Heimatfreunde
haben jahrzehntelang an der Aufnahme von Altstraßenresten und Hohlwegen gearbeitet, auch auf deren Schutz hingewiesen. So dokumentierte der
Halberstädter Augenarzt Martin Prell in seiner Freizeit viele Altwegreste im Harz, legte Profilschnitte
an, erwirkte Bodendenkmalschutz und veröffentlichte Berichte sowie methodische Beiträge darüber.
Für archäologische Bodendenkmale gibt es seit
langem ein spezielles Formular, das ehrenamtliche
22
Beauftragte seit vielen Jahrzehnten
anwenden. Nun wurde mit Unterstützung durch den Heimatbund
Thüringen ein ähnliches Formblatt
speziell zur Geländeaufnahme von
Altwegresten entwickelt, weil diese
ein besonderes Kulturlandschaftselement darstellen. Diese Formblätter sollen in die Ortsakten des Landesfundarchivs in Sachsen-Anhalt
wie auch in Thüringen Aufnahme
finden. Altwege bilden bedeutende
und erhaltenswerte Zeugnisse jahrhundertelanger Verkehrsgeschichte. Sie bedürfen der
• Entdeckung, Erfassung und
des Schutzes aller Reste und
Spuren (auch alter Wegnamen) früheren Verkehrs einschließlich aller Wegbegleiter,
• wissenschaftlichen Dokumentation und Erforschung, auch
des Versuches, prähistorische
Foto: B.W. Bahn
bis frühmittelalterliche Wegenetze zu rekonstruieren.
An ersterem sind – gern gesehen – vielfach ehrenamtliche Helfer und interessierte Heimatfreunde
beteiligt. Sie, wie auch die Archäologen und Historiker in Mitteldeutschland, befinden sich mit dieser
spezifischen Aufgabe im wahrsten Sinne des Wortes
Q
auf einem guten Wege.
Pierre Fütterer: Merkmale, Erfassung und Schutz von Altstraßen
Merkmale, Erfassung und Schutz von
Altstraßen – Einbeziehung von ehrenamtlichem Engagement in Thüringen
Pierre Fütterer
I
m Juni dieses Jahres fand in Meiningen/
Thüringen ein Kolloquium unter dem
Namen „Altstraßen in Südthüringen –
Stand und Perspektiven der Altstraßenforschung“ statt. Das Kolloquium wurde
dabei vom Heimatbund Thüringen als begleitende Veranstaltung im Zusammenhang mit dem vom BHU ausgerufenen
Kulturdenkmal des Jahres 2012 „Historische Wege“ durchgeführt. Ausgangspunkt war die Arbeit einer ehrenamtlich tätigen
Arbeitsgruppe. Solche Aktivitäten und das Interesse,
Hohlweg bei Geraberg, Ilmkreis.
sich mit alten Verkehrswegen zu beschäftigen, haben in Thüringen eine lange Tradition. Dabei standen neben den Überschreitungen des Thüringer Waldes der
Rennsteig und andere thüringische Wege
im Blick der Forschung. Eine Vielzahl von
Heimatforschern und Wissenschaftlern
beschäftigte sich mit Fragen der Verkehrsgeschichte und alten Straßen unter
Anwendung verschiedener Methoden,
wenngleich das Hauptaugenmerk auf der Geländearbeit lag. Erfasst wurden so Wegereste und Wegbegleiter, wozu u.a. Flurnamen,
Steinkreuze, Bildstöcke, Gasthöfe
oder auch Warten zählen. Sie alle
sind Einrichtungen, die im Zusammenhang mit der Bewegung von
Menschen und Gütern entstanden
sind, und sie bilden einen speziellen
und geschichtlich wertvollen Bestandteil unserer Kulturlandschaft.
Die Altwege selbst zeigen sich in
vielfältigen Formen. Es finden sich
Hohlwege, Triften, Straßendämme,
Bohlenwege, Straßen mit gepflasterten Abschnitten usw. Nicht immer sind Hohlwege ausgebildet,
doch sind sie nach allgemeinem Dafürhalten die häufigste Reliktform
alter Wege. Oft verlaufen mehrere
Foto: P. Fütterer Hohlen parallel, verzweigen oder
23
Historische Wege
Wegegabel bei Kleindembach, Saale-Holzlandkreis.
Wegereste bei Saalfeld, Kr. Saalfeld-Rudolstadt.
24
Foto: P. Fütterer
Grafik: P. Fütterer
überschneiden sich. Daher wird
zwischen einzelnen Spuren, Spurensträngen, -fächern und -feldern
unterschieden. Auffällig ist nun,
dass es im vormodernen Wegenetz
nicht nur eine Straße als Verbindung zwischen zwei Punkten gab,
sondern gemäß der Beschaffenheit
der Landschaft, verschiedene, teilweise überschneidende und verzweigende Linien und Strecken
nachweisbar sind, die nur an
Zwangspunkten wie Furten, Brücken, Pässen oder Siedlungen zusammenliefen. Diese Strecken zu
rekonstruieren ist das Ziel der Altwegeforschung, was vor allem die
Erfassung der Wegereste im Gelände voraussetzt.
Wegereste zu erfassen kann auf
vielfältige Weise geschehen, wobei
die Autopsie im Gelände mit einer
Erfassung per GPS oder Handskizzen am geeignetsten ist. Vorarbeiten, die aus dem Studium von
Archiv- und Kartenmaterial oder
der Auswertung von Luft- und Satellitenaufnahmen bestehen können, sind dabei unerlässlich. Eine
Erfassung und Dokumentation der
Denkmale des Verkehrs ist Grundvoraussetzung für deren Schutz.
Dafür stehen in Thüringen zwei Gesetze zur Verfügung: Neben dem
Thüringer Gesetz zur Pflege und
zum Schutz der Kulturdenkmale,
zuletzt novelliert 2007, sollte das
Thüringer Gesetz über Naturschutz
und Landschaftspflege, das unter
§18 auch Hohlwege als „Besonders
Pierre Fütterer: Merkmale, Erfassung und Schutz von Altstraßen
Erfassungsbogen: Auch verschiedene Straßen und Wegetypen lassen sich differenziert darstellen. Einheitliche Symbole
erleichtern die Kartierung von Kulturlandschaftselementen. In Thüringen und Sachsen-Anhalt wurden entsprechende
Formulare entwickelt.
geschützte Biotope“ aufführt, bei konsequenter Anwendung den Erhalt alter Wege sicherstellen. Es
bleibt aber vorerst zu konstatieren, dass infolge von
Unkenntnis die Zerstörung aller Kulturlandschaftsdenkmale voranschreitet und sich die genannten
Gesetze nicht sehr wirkungsvoll zeigen. Der fortschreitenden Zerstörung kann nur durch eine umfassende Dokumentation und gezielte Öffentlichkeitsarbeit entgegengewirkt werden. Damit eine Erfassung möglichst vieler Wege und ihrer Begleiter
gelingt sowie Ehrenamtlichen und anderen eine einfache, einheitliche Dokumentation möglich wird,
haben Bernd W. Bahn und Verfasser ein Formular
erdacht, das sich an den Formblättern des „Inventars der historischen Verkehrswege der Schweiz“, an
den in Sachsen entwickelten Ordnungs- und Registraturformen, schließlich am Fundmeldeformular der
Landesämter für Denkmalpflege und Archäologie
Q
Thüringens und Sachsen-Anhalts orientiert.
25
Historische Wege
WegeWeisen – Spaziergänge auf
ausgetretenen Pfaden
Claudia Friedrich
W
er geht, bricht auf, verliert sich, ist
unterwegs, gerät auf Abwege, in
den Hinterhalt, denkt, schreibt Gedichte,
träumt, wird erleuchtet, findet den Tod,
kehrt zurück oder kommt nie an.
Gehen ist ein Ritual, ein Sich-Bewegen
im Rhythmus.
Gehen stiftet Kultur, hinterlässt Wege,
Gassen, Pfade. Das Unterwegs-Sein wird
Lauf des Lebens – die Kunst des Gehens.
26
Foto: C. Friedrich
Materie, wird sichtbar als ein schmaler
Steig, als ein Wegekreuz am Rand, als
eine Mauer oder ein Brunnen. Kirchwege
markieren den Fußmarsch der Gläubigen
aus den Dörfern zum Gotteshaus. Postwege erinnern an die Kutschfahrten
durchs Land, Hellwege an Leichenkarren.
Mordsteine verweisen auf Wegelagerer,
Diebe, Rächer.
Ein Weg für Wagen.
Foto: C. Friedrich
Claudia Friedrich: WegeWeisen – Spaziergänge auf ausgetretenen Pfaden
Heckenzimmer bei Pömpsen.
Foto: C. Friedrich
Die Autorin auf Klangfang.
Foto: K. Katsaton
Schön und schaurig: Schmugglerweg in Richtung
Schmidt. Foto: C. Friedrich
Wege sind Kultur. Sie befeuern Dichtung, Malerei, Musik. Wege umgibt eine Aura der Anarchie. Sie
sind Grenzgänge zwischen Zähmung und Wildnis,
zwischen Freiheit und Geborgenheit.
Wege lassen sich lesen wie ein
ungeschriebenes Buch
Doch wie lassen sich Wege im Radio darstellen?
Klingt nicht eine Linde auf dem Klusberg bei Pömpsen genauso wie auf der Jagdallee in Schloss Benrath? Nein. Beim Gehen habe ich festgestellt, dass
jeder Weg ganz eigene Klänge hat. Selbst die Linden
sprechen unterschiedliche Sprachen. Jeder Weg hat
natürlich auch seine eigenen Geschichten. Und ich
habe versucht, Klang und Geschichte einzufangen.
27
Historische Wege
Auf dem Weg zum Hügelgrab.
28
Foto: C. Friedrich
Passionsweg aus dem Jahre 1741, Richtung Marialinden/
Rheinisch-Bergischer Kreis.
Foto: C. Friedrich
Die Geräusche, die Töne, der Widerhall sollten das
Bett für die Geschichten sein.
Die Geschichten wiederum erzählten GeographInnen, ArchäologInnen, MuseumdirektorInnen,
KünstlerInnen beim Spaziergang auf verschiedenen
Wegen in Nordrhein-Westfalen: auf Hohlwegen, Römerstraßen, Parkalleen.
Mich auf den Weg machen bedeutet auch, Natur
in ihrer Natürlichkeit zu hinterfragen. Selbst jede
noch so unscheinbare Bodenwelle könnte ja von
Menschen gemacht sein: ein antikes Bergwerk, ein
keltisches Hügelgrab.
Wege sind schön, aber nicht nur. Ich wandere auf
einer Trasse, auf der einst römische Legionäre in den
Krieg zogen. Im Dritten Reich wurden jüdische Gefangene über den Weg getrieben. Kriegsheimkehrer
kamen über den Weg. Auch das gehört zur Geschichte.
Wege sind Gedenkorte. Verschwindet ein Weg,
verschwindet unter Umständen eine ganze Bibliothek, verschwindet die Geschichte. Von daher war
es mir auch wichtig, nicht über einen Weg zu berichten, sondern direkt auf dem Weg zu sein, als ob
meine Spuren den Weg noch sichtbarer machen
könnten.
Sollten Wege erhalten werden? Sollten Wege
ihrem Schicksal überlassen werden? Sind die einen
Wege wichtiger als die anderen? Wege sind Teil
Claudia Friedrich: WegeWeisen – Spaziergänge auf ausgetretenen Pfaden
eines Gesamtkunstwerkes wie die Gartenalleen in
Schloss Benrath, Achsen, die das Drinnen mit dem
Draußen verbinden. Im Drinnen sind sie gedachte
Linien, im Draußen setzen sie sich als Alleen fort.
Wege führen in fast vergessene Kulturlandschaften
wie den Hudewald im ostwestfälischen Gehrden,
ein seltenes Relikt aus dem 16. Jahrhundert.
Wege sind Kultur. Wege können auf verschiedene Weise zur Sprache gebracht werden, in Romanen, Gedichten, durch Infotafeln am Wegesrand,
Broschüren, Naturparkführer, Bücher, Fotos. Aber
eben auch durch die mündliche Weitergabe. Das ist,
was ich versucht habe. In meiner Hörfunkreihe GehörGänge. Zehn Wege und ihre Vita (WDR 3, Mosaik, Sommer 2012) wollte ich das Experiment wagen, Wege als einen Klangraum zu vermitteln. Q
Hudewald in Gehrden.
Foto: C. Friedrich
29
Historische Wege
Wege der Jakobspilger im Rheinland
Christoph Boddenberg
D
as Projekt Wege der Jakobspilger im
Rheinland wurde im Jahre 1999 vom
Dezernat Kultur und Umwelt des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) ins Leben gerufen. Es fußt auf einer vom Europarat in Santiago de Compostela im Jahre 1987 veröffentlichten Deklaration, in
der den Wegen zum Grab des Heiligen
Jakobus, welches in der Kathedrale von
Santiago vermutet wird, ein höchst symbolischer Wert für die Entstehung Europas beigemessen wird. In der Deklaration ruft der Europarat
dazu auf, die Wege der Jakobspilger zu erforschen,
zu sichern und zu pflegen.
Pilgern hat sich heutzutage zu einem
echten Trend entwickelt. Die bekanntesten Wege zum Grab des Heiligen Jakobus
verlaufen durch Spanien und Frankreich.
Doch die Europäer des Mittelalters hatten
keine Möglichkeit, ihre Pilgerreise erst ab
einer bestimmten Station, die sie vorher
mit dem Auto, der Bahn oder dem Flugzeug erreicht hatten, zu beginnen. Ihre
Pilgerreise startete vor ihrer Haustüre.
Daher erstreckt sich das Wegenetz nicht nur durch
Frankreich und Spanien, sondern durch ganz Europa. Dieses Netz wird heute durch das Symbol der
gelben Muschel auf blauem Grund symbolisiert. Die
Strahlen der Muschel stehen dabei
für die Wege, die von Osten kommend im Westen, also in Spanien,
zusammenlaufen.
Pilgerreisende vergangener Zeiten hielten sich nicht an spezielle
Pilgerrouten und legten keinen
Wert auf touristische Details am
Wegesrand. Stattdessen wollten sie
möglichst unbeschwert und in kurzer Zeit ihr Ziel erreichen. Aus diesen Ansprüchen heraus ergaben
sich bestimmte Hauptwege. Ebenso
bildeten Städte, die Reliquien besaßen oder sich in verkehrsgünstiger
Lage befanden, wie etwa Köln und
Aachen, Knotenpunkte für die Pilgerströme. Diese Wege erforscht
der LVR, indem er sie nachvollzieht
Das Bild zeigt den Dorfbrunnen von Obereisenhausen (Landkreis Marburg-Biedenkopf, Hessen). Im Hintergrund ist das Backhaus des Dorfes zu sehen.
und wichtige Stationen des VerlauFoto: LVR fes beschreibt. Er sichert sie, indem
30
Christoph Boddenberg: Wege der Jakobspilger im Rheinland
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Nimwegen
Kleve
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Münster
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Winterberg
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Maastricht
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Brühl
Siegen
Niedereisenhausen
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Irmgarteichen
Weilerswist
Bonn
Schevenhütte
Gulpen
Kornelimünster
Heidenstraße (Leipzig – Kassel – Köln)
Nähere Informationen zu den Publikationen
der Projektgruppe Heidenstraße finden
sich unter: www.heidenstrasse.de und
www.jakobuswege-sauerland.de
Attendorn
Marienheide
Denklingen
Kerpen
von Kassel
Winterberg
Lindlar
Drabenderhöhe
Friesenhagen
Düren
Aachen
Korbach
Elspe
Wermelskirchen
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Grevenbroich
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Wegezeichen an einem alten Fachwerkhaus in Gielsdorf
(Rhein-Sieg-Kreis, NRW).
Foto: LVR
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Millingen
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Nimwegen
Hessen
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Marburg
Euskirchen
Rheinbach
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Bad Münstereifel
Lüttich
Blankenheim
Kronenburg
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Neuerburg
Mettendorf
Welschbillig
Bollendorf
Echternach
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Mainz
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WEGE DER JAKOBSPILGER
ZWISCHEN WESER, MAAS UND MOSEL
1
2
3
4
5
6
7
8
9
F
Wuppertal – Köln – Aachen – Belgien
Köln/Bonn – Eifel – Trier – Frankreich
Niederrhein/Aachen – Maastal – Belgien
Nimwegen – Xanten – Köln
Marburg – Siegen – Köln
Osnabrück – Dortmund – Wuppertal
Bremen – Vechta – Osnabrück
Höxter – Paderborn – Dortmund
Dortmund – Düsseldorf – Aachen
Korbach – Winterberg – Marienheide
Minden – Bielefeld – Soest
160 km
285 km
220/50 km
200 km
165 km
205 km
190 km
180 km
185/60 km
125 km
140 km
Marienheide – Lindlar – Köln
Paderborn – Marsberg – Elspe
Bielefeld – Warendorf – Münster
Köln – Koblenz – Mainz
64 km
k. A.
160 km
200 km
In Planung
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Wegezeichen bei Nallingen (Nümbrecht, Oberbergischer
Kreis, NRW).
Foto: LVR
Wege der Jakobspilger zwischen Weser, Maas und Mosel. ©
LVR
31
Historische Wege
er die Wege erfasst, mit dem Symbol der Muschel
markiert und die Öffentlichkeit auf sie aufmerksam
macht. Und er pflegt sie, indem er für eine Nachmarkierung und eine wandersichere Beschaffenheit
sorgt. Also wird ganz im Sinne der Deklaration von
Santiago gehandelt.
Bei dem Projekt wird der LVR von seinem Schwesternverband, dem Landschaftsverband WestfalenLippe, der die genannten Aufgaben für die Wege
der Jakobspilger in Westfalen wahrnimmt, der Deutschen Sankt Jakobus-Gesellschaft, den örtlichen Gemeinden sowie von zahlreichen Pilgerorganisationen, Pilgerbruderschaften und Wandervereinen
unterstützt.
Seit 1999 sind über 1.300 Kilometer Wegstrecke
in Nordrhein-Westfalen wie beschrieben erforscht
und der Großteil davon auch als Pilgerweg markiert
32
worden. Dabei sind vonseiten des LVR in Kooperation mit dem Bachem Verlag sechs begleitende
Wanderführer herausgegeben worden, in denen
sich neben der exakten Wegebeschreibung auch detailliertes Kartenwerk sowie zahlreiche nützliche Informationen und Hintergründe zu „Wissenswertem
am Wege“ befinden. Darüber hinaus werden Veranstaltungen und Aktionen durchgeführt oder
unterstützt, eine Internetseite betrieben und täglich
Anfragen zum Thema bearbeitet.
Das dichte Wegenetz der Jakobspilger im Rheinland ist weitgehend ausgearbeitet. Zurzeit unterstützt der LVR ehrenamtliche Initiativen bei der Markierung weiterer historischer Wege.
Weitere Informationen:
www.jakobspilger.lvr.de
Q
Axel Heimsoth: Fossa Eugeniana und Nordkanal am Niederrhein – Neue Tourismuskonzepte
Fossa Eugeniana und Nordkanal am
Niederrhein – Neue Tourismuskonzepte
Axel Heimsoth
I
n Nordrhein-Westfalen spielen Wasserwege traditionell eine große Rolle. Dem
Rhein als Handelsstraße kam zu jeder Zeit
die größte Bedeutung zu. Die Ruhr und
eigens angelegte Kanäle übernahmen
während der Industrialisierung eine wichtige wirtschaftliche Funktion. Weniger Beachtung fanden bisher niederrheinische
Kanalprojekte, die aufgrund der politi-
Ausschilderung der Fossa-Route, Kloster Kamp 2010.
Foto: A. Heimsoth
schen Umstände nicht verwirklicht wurden. Inzwischen sind aber die Fossa Eugeniana und der Nordkanal touristisch erschlossen und vermitteln die Idee ihrer ursprünglichen Erbauer, den Rhein mit der
Maas mittels eines Kanals zu verbinden.
Bei der Fossa Eugeniana handelt es
sich um ein spanisches Bauvorhaben im
Rahmen des Achtzigjährigen Krieges zwischen den Spaniern und den Generalstaaten (Niederländern). Die spanische Statthalterin
Isabella Clara Eugeniana ließ einen Kanal von Rheinberg nach Venlo bauen. Die Spanier hätten die
Rheinschifffahrt so zur Maas umleiten und die nördlich von ihnen agierenden Niederländer vom Handel
abschneiden können. Die Anlage von einer Länge
Fossa Eugeniana als Teil der Linksrheinischen EntwässerungsGenossenschaft (LINEG), Kamp-Lintfort 2010.
Foto: A. Heimsoth
33
Historische Wege
nal den Namen Fossa Eugeniana.
Der Kanal wurde allerdings nicht
fertiggestellt. In den folgenden
Jahrhunderten verfiel das Bauwerk
und wurde in Abschnitten als Abwasserkanal genutzt. Neun Schanzen sind noch in der Landschaft
feststellbar. Erst zum Ende der
1970er Jahre kam es zu einer Aufwertung der Kanalruine im Rahmen
der Denkmalpflege. Heute nutzen
einzelne Gemeinden die Fossa Eugeniana touristisch, allerdings existiert kein Wegekonzept für die Gesamtanlage. Einzelne Abschnitte
werden von der regionalen WasserGenossenschaft genutzt. Auf niederländischer Seite wurde 2008 bei
Arcen das Fort Hazepoot (Schanzen) wieder sichtbar und zugänglich gemacht.
Ein anderes Konzept verfolgte
die Arbeitsgemeinschaft Nordkanal,
die 2002 im Rahmen der EUROGA
einen Radfahrerweg entlang eines
französischen Kanalprojekts realisierte. Napoleon hatte 1804 eine
Wasserverbindung zwischen Maas
(Venlo) und Rhein (Neuss) geplant,
diese aber nur teilweise realisieren
lassen. Für die gesamte Strecke hat
die Arbeitsgemeinschaft ein zweisprachiges Informationssystem in
deutscher und niederländischer
Fort Hazepoot bei Lingsfort/Arcen 2010.
Foto: A. Heimsoth Sprache entworfen, welches über
die historischen Hintergründe, die
technischen Bauwerke (Schleusen)
von 50 km wurde 1626 begonnen. Zum Schutz leg- und den Streckenverlauf informiert. Der Besucher
ten die Spanier 24 Schanzen an. Zu Ehren der Statt- läuft oder fährt die Strecke ab und kann aufgrund
halterin der Spanischen Niederlande bekam der Ka- des erworbenen historischen Wissens dem Bauvor-
34
Axel Heimsoth: Fossa Eugeniana und Nordkanal am Niederrhein – Neue Tourismuskonzepte
haben einen neuen Sinn abgewinnen. Aus einer alltäglichen Spazierfahrt, einer Wanderung wird der
Ausflug eines „Kanalschiffers“, der
sich von der Maas zum Rhein (oder
umgekehrt) bewegt. Beide Kanalprojekte werben mit dem internationalen Charakter ihrer Anlagen,
da ihre Routen grenzüberschreitend
das niederländische Venlo mit dem
deutschen Rheinberg beziehungsQ
weise Neuss verbinden.
Informationstafel am Kanalbett des Nordkanals, Hinsbeck 2010.
Foto: A. Heimsoth
Informationssystem bei der Schleuse Louisenburg des Nordkanals, Straelen 2010.
Foto: A. Heimsoth
35
Historische Wege
Zülpicher Börde – Historische Wege zu
Relikten früherer Waldkomplexe und die
Folgen ihrer Bewirtschaftung in der
Kulturlandschaft
Ingo Esser
M
itten in der heute weitgehend
waldarmen Bördelandschaft in der
Nähe von Zülpich kreuzen sich zwei alte
Wegestrecken: Die durch ihren meist geradlinigen Verlauf in der Landschaft auch
heute noch gut erkennbare Römerstraße
(B 265) von Köln über Zülpich nach Trier,
bzw. nach Reims und die Via Regia, die
früher unter dem Namen Aachen-Frankfurter Heerstraße oder Krönungsstraße
bekannt war. Dieser historische Verbindungsweg des 6.–9.Jh. zwischen den karolingischen Kaiserpfalzen Frankfurt und
Aachen ist heute ein landwirtschaftlicher
Weg zwischen Vettweiss-Sievernich und
Zülpich-Oberelvenich, der unmittelbar
am „Kaffee Siechhaus“ vorbei
führt. Ein Vorgängerbau des Siechhauses soll bereits in der römischen
Infrastruktur eine wichtige Funktion
als Signalstation an der Römerstraße gehabt haben.
Beide Wege wurden in der Vergangenheit als befestigte Wege
nicht nur von Reisenden und Kaufleuten genutzt, sondern werden
auch von Pilgern auf der Wallfahrt
von Köln nach Trier und nach Santiago de Compostela oder von Frankfurt zur alten Kaiserstadt Aachen
benutzt worden sein. Seit 2010 ist
hier wieder eine Pilgerherberge eingerichtet.
Die Römerstraße verläuft als Bundesstraße noch heute meist schnurgerade
zwischen Köln und Zülpich, dem römischen Tolbiacum. Das „Siechhaus“ liegt
Ausgehend von diesem Kreuunmittelbar an der Kreuzung mit der Via Regia. Die ehemals bedeutende
zungspunkt in Richtung Westen laskarolingische Krönungsstraße ist als landwirtschaftlicher Weg erhalten.
Foto: I. Esser sen sich noch heute in der Landschaft Spuren der ursprünglich dort
36
Ingo Esser: Zülpicher Börde – Historische Wege zu Relikten früherer Waldkomplexe
vorhandenen Vegetation und Einflüsse der menschlichen Besiedlung
der letzten zwei Jahrtausende nachvollziehen. Kleine Waldrelikte in der
ertragreichen Ackerbauregion rund
um Zülpich geben mit ihrer heutigen Baumartenzusammensetzung
noch Hinweise auf frühere große
Waldkomplexe. Das „Marienholz“
bezeichnet eine dieser Waldinseln,
gelegen zwischen Siechhaus und
dem Ort Weiler in der Ebene. Die
fruchtbaren Böden in der Zülpicher
Börde, meist tiefgründige Braunund Parabraunerden, sind überwiegend aus den Lössablagerungen Die Zülpicher Börde ist eine in vielerlei Hinsicht interessante Kulturlandschaft. Auf
der letzten Eiszeit zwischen der Eifel historischen Wegen kann man diese erkunden und Rast am Siechhaus mit der
Foto: I. Esser
und dem Villerücken entstanden. Johanneskapelle (links) machen.
Auf den besseren Lagen wurde seit
der Römerzeit Wald gerodet und zunehmend Acker- nahegelegenen „Marienholz“, Maiglöckchen gebau betrieben. In den meist staunassen und für den sucht und an der Landstraße kleine Sträuße zum
Ackerbau ungeeigneten Bereichen sind solche Wald- Kauf angeboten. Besonders an den Wochenenden
inseln verblieben, in denen sich Überreste eines frü- war dies erfolgversprechend und anschließend
her sicher flächendeckenden Eichen-Buchenwaldes konnte man als besonderes Sonntagsvergnügen in
finden, die ergänzt werden von Stieleichen, Winter- der Gaststätte „Zum Siechhaus“ eine köstliche Lilinden und der markanten Hainbuche. In dem nahe- monade genießen. Beschrieben ist dies bereits in der
gelegenen Kottenforst ist die Winterlinde autoch- Literatur aus den 1920er Jahren, aber beides bietet
thon und wird zur Saatgutgewinnung für Baum- sich heute übrigens wieder als Sonntagsvergnügen
schulen beerntet. Eine Nutzung ganz anderer Art genauso an. Erreichbar ist das „Marienholz“ leider
erfährt dieser Baum durch seine Blühfähigkeit. Imker nur über einen Grasweg entlang der alten Römeraus der näheren und weiteren Umgebung reisen als trasse und der Spaziergang durch diesen WaldbeWanderimker mit ihren Bienenvölkern an und nut- stand erfordert durchaus festes Schuhwerk und etzen diese Winterlindenbestände zur Gewinnung des was Orientierungssinn. Hier liegt noch Potenzial,
begehrten Lindenblütenhonigs.
diese bedeutende historische Wegeführung mit
Als charakteristisch für diese Laubwaldbestände dem Kreuzungsbereich und den aufschlussreichen
sind im zeitigen Frühjahr das Buschwindröschen und Zeugnissen dieser interessanten Kulturlandschaft in
wenig später das Maiglöckchen flächendeckend an- den Ausbau eines Radwanderwegenetzes einzubezutreffen. Bis in die achtziger Jahre des vergangenen ziehen, sie dadurch aufzuwerten und die vorhandeJahrhunderts haben Kinder aus Rövenich und den ne Rastmöglichkeit am Siechhaus zu nutzen.
angrenzenden Dörfern in einer dieser Waldinseln, im
37
Historische Wege
te noch zwischen Weiler in der Ebene und Zülpich als stattliche Bäume
zu bewundern.
Wenn auch heute am Siechhaus
keine römische Signalstation mehr
vorhanden ist, leider keine Maut
mehr als Chausseegeld für die Bezirksstraße verlangt werden darf
und längst die ursprünglichen Siechenhäuser verfallen sind, so bietet
es sich doch an, eine kleine Rast
einzulegen und die Johanneskapelle neben den früheren Siechenhäusern zu besichtigen. Diese wurden
im 15. Jh. von Elisabeth von Brohl,
der Gemahlin Wilhelms von Vlatten, des Herrn zu Dreiborn, gegründet. Siechenhäuser dienten der
Preußischer Meilenstein zwischen Weiler i.d. Ebene und Rövenich von 1856.
Foto: S. Herring Unterkunft und sorgten über Jahrhunderte über ein StiftungsvermöIm Rahmen der Zollunion zwischen dem Königgen für die Pflege der Aussätzigen.
reich Preußen und dem Großherzogtum Luxemburg Mit dem Rückgang der Pest verfielen die Siechenund der Grenzstadt Vianden suchte man eine Ver- häuser jedoch zunehmend. Ein herzoglicher Befehl
besserung des Grenzverkehrs und eine reibungslose ordnete schließlich 1712 den Abbruch aller SiechenZollabfertigung zu erreichen. Im 19. Jh. begann man häuser im Herzogtum Jülich-Berg an. Der Herr von
mit dem Ausbau der Römerstraße als sogenannte Hompesch auf Bollheim widersetzte sich dem Befehl
Köln-Luxemburger Bezirksstraße. Gebaut wurde die- und entschloss sich, die in seiner Herrschaft gelegese Straße aber nur bis Kommern auf einer Länge von nen Siechenhäuser am „Marienholz“ bei Rövenich
6,5 Meilen oder 49 Kilometern. Meilensteine mar- selbst niederzulegen. So wurden zwei der Siechenkierten, durchaus repräsentativ, jeweils den Stre- häuser 1712 nach Oberelvenich verbracht und dort
ckenabschnitt für die Mautkostenabrechnung, also neben der Kirche in einem einzigen Bauwerk wiefür das Chausseegeld. Ein Meilenstein steht noch deraufgebaut, wo es noch heute steht – leider sehr
heute an seinem Originalstandort ca. 300 m vom Ort verfallen. Die Kapelle selbst ist ein kleiner BruchWeiler in der Ebene entfernt. Ein solches Mauthaus, steinbau von 1698, als sakraler Ort jedoch sicher
auch Hebestelle genannt und mit hölzerner Barriere schon sehr viel älter. Sie hat im Laufe der Jahrhunausgestattet, war am Siechhaus eingerichtet.
derte viele Zerstörungen und Beschädigungen erIm Zuge dieser Baumaßnahmen wurden in der fahren, zuletzt im Zweiten Weltkrieg, ist aber heute
freien Landschaft entlang der Trasse häufig Linden glücklicherweise wieder in einem sehenswerten Zugepflanzt. Auf dem Teilstück zwischen Erp und Zül- stand.
pich wurden diese um 1856 gepflanzt und sind heu-
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Ingo Esser: Zülpicher Börde – Historische Wege zu Relikten früherer Waldkomplexe
Das Siechhaus auf einem Foto aus den 1960er Jahren.
Der Patron der Kapelle, Johannes der Täufer, ist
einer der bedeutendsten Heiligen der orthodoxen,
der katholischen und auch der evangelischen Kirchen. Seit Jahrhunderten wurde das Johannisfest in
der Gemeinde Rövenich am Gedenktag seiner Geburt, dem 24. Juni, als gebotener Feiertag gehalten.
Auch sein Todestag (29. August: Enthauptung Johannes des Täufers) ist ein Gedenktag, der jedoch
entgegen christlicher Gepflogenheiten, hier wesentlich geringere Beachtung findet als sein Geburtsfest.
Dies mag daran liegen, dass die Geburt Johannes
des Täufers exakt ein halbes Jahr vor der Geburt
Christi gefeiert wird, womit Johannes zum „Vorläufer“ Christi wird, was sich auch in der „Heimsuchung“ – der Begegnung der schwangeren Mütter
Maria und Elisabeth, spiegelt. Zudem bezeichnen
beide Festtage auch jahreszeitliche Besonderheiten,
da sie um die Sommer- bzw. Winter-Sonnenwende
gelegen sind. Dies hatte für die Akzeptanz des
christlichen Glaubens in heidnisch oder landwirtschaftlich geprägten Gegenden eine nicht zu unterschätzende Bedeutung für die Christianisierung der
ländlichen Bevölkerung. Noch heute werden Spargel und Rhabarber
nur „bis Johanni“, also bis zum 24.
Juni geerntet. Der Heilige Johannes
der Täufer wurde besonders verehrt
als Fürsprecher bei Kopfschmerzen.
Die Kranken ließen sich Zündwachsschnur um den Kopf legen
und opferten das Wachs vor dem
alten, aus Holz geschnitzten Johannishaupt vor der Kapelle. Auch bei
heftigen Gewittern rief man die
Fürbitte des Heiligen an, worauf
auch die Inschrift der leider verlorengegangen Johannisglocke hinFoto: I. Esser deutete. Jeweils zum 24. Juni findet
die Johannesprozession von der
Pfarrkirche St. Pankratius in Rövenich zur Johanneskapelle statt. Heute erfreut sich diese Prozession
wieder großen Anklanges und manche Pilger kommen zum 24. Juni von weit her nach Rövenich, um
an der Prozession teilzunehmen. Anschließend findet sich die Kirchengemeinde zu einem feierlichen
Abschluss zusammen. Der Schlüssel zur Kapelle und
auch eine kleine Führung können im Siechhaus
nachgefragt werden.
Literatur
ESSER, I. (1999): „Wo die Sood voll Wasser steht“. –
Zülpich-Rövenich.
HERZOG, H. & NUSSBAUM, N. ( 1988): 9.5 Stadt Zülpich –
Köln.
KEIL, W.: Meilensteine-Preußischer Straßenbau im heutigen
Stadtgebiet
KREUER, W. (1972) : Der Kottenforst im Naturpark Kottenforst-Ville. – Düsseldorf.
SIMONS, P. (1929): Rövenich bei Zülpich. – Euskirchen. Q
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Historische Wege
Zeitzeugen am Wegesrand – Ehrenamtliche
dokumentieren Kleindenkmale
Martina Blaschka
K
leindenkmale sind ortsfeste, freistehende, kleine, von Menschenhand
geschaffene Gebilde aus Stein, Metall
oder Holz, die einem bestimmten Zweck
dienen oder dienten oder an eine Begebenheit oder eine Person erinnern. Diese
oft unscheinbaren Denkmale sind vom
Verschwinden und Vergessen bedroht.
Der Schwäbische Heimatbund, der
Schwäbische Albverein, der Schwarzwaldverein und das Landesdenkmalamt BadenWürttemberg (heute Landesamt für Denkmalpflege)
haben sich 2001 zusammengetan, um in einem Modellprojekt mit Ehrenamtlichen eine Dokumentation
über Kleindenkmale im Land Baden-Württemberg
zu erarbeiten. Die Badische Heimat und die GEEK
(Gesellschaft zur Erhaltung und Erforschung der
Kleindenkmale) hatten beratenden Anteil. Mit dieser
umfassenden Aktion sollen die Kleindenkmale ins
öffentliche Bewusstsein gerückt und mit ihrer Erfassung geschützt, verstärkt beachtet und gesichert
werden.
Das Projekt Kleindenkmale in Baden-Württemberg erfasst die Kleindenkmale landkreisweise, flächendeckend und systematisch. Die großen Vereine,
die Landkreise und das Landesamt für Denkmalpflege arbeiten zusammen: sie schaffen vor Ort die erforderlichen Strukturen, trommeln die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zusammen,
sorgen für deren Information und Schulungen und
organisieren die Dokumentation der Kleindenkmale.
Die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind die Fachleute vor Ort; sie kennen sich aus
40
und wissen, an wen sie sich mit Nachfragen zu den Objekten wenden müssen.
Betreut wird das landesweite Projekt
von einer Koordinationsstelle, die beim
Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart angesiedelt ist.
Dort werden nach der ungefähr zwei Jahre dauernden Erfassungsphase im jeweiligen Projektkreis die Unterlagen, die die
Ehrenamtlichen zusammengetragen haben, aufgearbeitet, systematisiert, digitalisiert und
georeferenziert.
Für jede Gemeinde wird eine Liste der Kleindenkmale mit Fotos erstellt. Zusammen mit den originalen Erfassungsunterlagen werden die digitalen
Daten wieder an die Kreise und Gemeinden zurückgegeben, damit sie vor Ort genutzt werden können:
für Vorträge und Wanderungen, für Publikationen
und zur Übertragung in die kreiseigenen GIS-Systeme. So können die Kleindenkmale auch dort z.B. bei
Bauvorhaben sichtbar gemacht werden.
Seit 2001 haben 14 Projektkreise die Kleindenkmalerfassung abgeschlossen, drei Projektkreise sind
in unterschiedlichen Phasen dabei, die Kleindenkmale
zu dokumentieren. Rund 1.500 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort haben Unterlagen zu rund 48.000 Kleindenkmalen zusammengetragen. Somit haben sich unzählige Bürgerinnen und
Bürger mit den Objekten befasst, erzählen von ihren
Erfahrungen im Familien- und Bekanntenkreis weiter
– und passen auf, dass keines der Kleindenkmale zerstört oder entwendet wird. Im Frühjahr 2012 wurde
das landesweite Projekt um fünf Jahre verlängert.
Martina Blaschka: Zeitzeugen am Wegesrand – Ehrenamtliche dokumentieren Kleindenkmale
Die Projektkreise im Land Baden-Württemberg in unterschiedlichen Phasen.
Für das Land Baden-Württemberg gibt das Landesamt für
Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart als
Anleitung zur Erfassung und Dokumentation von Kleindenkmalen eine Broschüre heraus.
Was haben Kleindenkmale mit historischen Wegen zu tun? Viele Kleindenkmale sind im engen
Kontext mit Wegen entstanden. Da sind z.B. Brunnen zu nennen, Verkehrszeichen, Wegweiser, Wegkreuze, Wegkapellen, Ruhebänke oder Denkmale,
die an den Straßenbau oder an Verkehrsunfälle erinnern, und besondere Grenzzeichen. Ihr Standort
macht es für die Kleindenkmale oft schwer zu überleben, vor allem wenn diese Wege zu Straßen ausgebaut und immer wieder verbreitert werden, um
dem Verkehrsaufkommen gerecht zu werden.
Straßenverbreiterungen werden nicht verhindert,
weil sich das Kleindenkmal unmittelbar am Straßenrand befindet, aber es muss darauf geachtet werden, dass sich der neue Standort des Kleindenkmals
möglichst nahe am ursprünglichen Aufstellungsort
befindet. Außerdem muss verhindert werden, dass
kleine Objekte etwa im Bauschutt verschwinden. Zunächst im Bauhof zwischengelagerte Denkmale
müssen nach Abschluss der Baumaßnahmen wieder
aufgestellt werden.
Diese kleinen Denkmale können Hinweise auf
alte Wege geben und müssen daher in situ geschützt werden. Eine Versetzung dieser Denkmale in
ein Museum oder einen Park ist nicht sinnvoll und
nimmt den Kleindenkmalen ihren Sinn.
Ein erster Schritt zum Schutz dieser Kleindenkmale ist ihre sorgfältige Dokumentierung: eine Beschreibung des Objekts entlang eines vorgegebenen
41
Historische Wege
Stellvertretend für viele Kleindenkmale am Wegesrand sollen hier einige Beispiele vorgestellt werden.
Mit dem standardisierten Erfassungsbogen wird die
Dokumentation leichter und sicherer.
Erfassungsbogens, die genaue Standortangabe auf
einer Karte oder mittels Koordinaten und ein aussagekräftiges aktuelles Foto.
Die Denkmalpflege hat nicht die Kapazitäten,
diese Kleindenkmale aufzusuchen, die oft außerhalb
der Ortslage, im Gelände und im Wald sind. Deshalb
werden in diesem Projekt die Menschen aufgefordert, die Kleindenkmale in dem Gebiet zu erfassen,
in dem sie sich auskennen und wissen, wo sie weiterführende Informationen bekommen. Gleichzeitig
werden die beschriebenen Objekte aus ihrem Schattendasein herausgeholt und wertgeschätzt.
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Denkmal Murgstein, Gaggenau-Hörden, Landkreis Rastatt.
Das aufwändig gearbeitete Kleindenkmal aus Sandstein mit
Inschrifttafeln erzählt seine Geschichte: Beim Bau der
Murgtalbahn und bei der letzten Straßenverbreiterung der B
462 wurde die Felswand immer weiter zurückgesprengt und
der Stein versetzt.
Die erste Inschrift, die auch in Latein angegeben ist, stammt
aus dem ausgehenden 18. Jahrhundert und lautet: „Ex rupe
fracta / Haec via facta / MDCCLXXXVI / Diesen Felsen sprengte
man / Und legte einen Fahrweg an / 1786.“ Runde 70 Jahre
später wurde der Fels weiter zurückgesprengt und die
Schneise vergrößert: „Aetate percata / Haec Ferrea Tracta /
1869 / Doch später ging man wieder dran / Und baute eine
Eisenbahn / 1869.“ Und schließlich blieb vom Felsen nur noch
der Gedenkstein übrig, als nach Fahrweg und Eisenbahn die
Straße Mitte der 1950er Jahre dem wachsenden Verkehr
angepasst wurde: „Die Straßenbreit‘ wollt nimmer reichen /
Drum mußt ich dem Verkehr jetzt weichen / 1955.“
Foto: I. Stamm
Martina Blaschka: Zeitzeugen am Wegesrand – Ehrenamtliche dokumentieren Kleindenkmale
Radschuhstein, Ebersberg, Rems-Murr-Kreis. Das Verkehrsgebotszeichen aus dem frühen 18. Jh. an einer stark abschüssigen
Straße in Ebersberg (Schwäbischer Wald) schreibt für Fuhrwerke zum Bremsen das Anlegen des Rad- oder Hemmschuhs vor:
„Wer ohne Radschuh spert an die Rebenwengert u. Seiten graben fahrt wird v(on) u(n)s(erm) Her(rn) gestr(aft). Schultheis
Ebersberg.“
Foto: U. Plate
Ruhebank, sog. „Gruhe“, Rudersberg-Asperglen, Rems-Murr-Kreis. Diese Steinbänke
dienten zum Abstellen und Aufnehmen der
Traglasten, die auf dem Rücken oder Kopf
transportiert wurden. Sie stehen dicht an den
Verbindungswegen zwischen den Orten.
Foto: M. Steinmetz
43
Historische Wege
Verkehrszeichen, Nürtingen-Oberensingen, Landkreis
Esslingen. Die Inschrift auf dieser Steinstele spricht deutliche
Worte: „Die be(i)de Wege über die Wiese sind Som(m)er
u(nd) Winter bei Überschreit. verboten. OberEnsingen Anno
11. Juni 1821. T. Schultheiß und gemeinde Rath.“
Foto: R. Wolf
Wegkapelle, Singen-Überlingen am Ried, Landkreis Konstanz.
Die kleine Kapelle stand an einer alten Wegeverbindung und
steht heute auf einer „Verkehrsinsel“.
Foto: F. Hofmann
Demmler-Denkmal, Stuttgart. Ein reicher Tuchmacher aus Calw,
der auf dem Rückweg von der Messe in Nördlingen seinen
dreizehnjährigen Sohn verlor, setzte ihm 1621 dieses im Stil der
Renaissance gestaltete Denkmal am Wegesrand. Die Eltern
stifteten dem Stuttgarter Armenkasten einen großen Betrag für
die Erlaubnis, das Denkmal aufstellen zu dürfen.
Foto: U. Plate
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Martina Blaschka: Zeitzeugen am Wegesrand – Ehrenamtliche dokumentieren Kleindenkmale
Hl. Nepomuk, Geisingen, Landkreis Tuttlingen. Der Hl.
Nepomuk ist der Hüter des Beichtgeheimnisses und wurde
deshalb in die Moldau gestoßen (1393). 1693 wurde ihm ein
Denkmal auf der Prager Brücke errichtet. Er ist vor allem seit
der Barockzeit der sog. „Brückenheilige“. Sein Standort ist
meist an einer Brücke, also dicht am Wegesrand.
Foto: M. Blaschka
Weitere Informationen finden Sie auf der Homepage des Landesamtes für Denkmalpflege BadenWürttemberg unter dem Stichwort Projekte:
http://denkmalpflege-bw.de
Literatur
Schwäbischer Heimatbund (Hrsg.) (2010): Kleindenkmale
in Baden-Württemberg. Anleitung zur Erfassung und DoQ
kumentation. – Stuttgart.
Markungsgrenzzeichen, Pfronstetten-Tigerfeld, Landkreis
Reutlingen. Neben den Grenzsteinen markierten manchmal
besondere Grenzzeichen am Verbindungsweg oder an der
Verbindungsstraße die Grenze der Gemarkungen.
Foto: I. Betz-Wischnath
45
Historische Wege
Pflasterstraßen in Mecklenburg-Vorpommern
und Brandenburg –
Teil unserer Kulturlandschaft
Claus-Peter Spuhn
D
ie historischen Pflasterstraßen in
Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg sind Teil unserer Kulturlandschaft
und prägen vielfach das Landschaftsbild. Es
gibt nirgendwo eine solche Vielfalt, wie wir
sie in diesen beiden Ländern vorfinden. Sie
sind Ausdruck der geschichtlichen Entwicklung in den einzelnen Regionen.
Das für die Straßen verwendete Feldsteinpflaster wurde von den Bauern auf
ihren Feldern abgesammelt und am Feldrand gelagert. Daher stammt der Name Feldsteinpflaster. Es
handelt sich geologisch um ein nordisches Geschiebe, dass mit der letzten Eiszeit zu uns gekommen ist und sich beim
Rückzug hier ablagerte.
Die Pflasterstraßen sind nach unseren
Erkenntnissen bis zu 200 Jahre alt. Im
ländlichen Raum wurden sie aus wirtschaftlichen Gründen mit dem vor Ort
vorhandenen Feldsteinpflaster gebaut.
Weitergehende Informationen finden Sie
auch auf der Internetseite des Forums Natursteinpflaster (www.forum-natursteinpflaster.de).
In Brüssow-Caselow und Schwaneberg-Walmow (beide Landkreis Uckermark, Brandenburg) finden sich besonders interessante
Beispiele historischer Natursteinpflasterstraßen.
46
Claus-Peter Spuhn: Pflasterstraßen in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg
Jeder Stein hat eine andere Struktur und Farbgebung. Das macht die Besonderheit des Natursteinpflasters aus.
Stücken (Landkreis Potsdam-Mittelmark, Brandenburg): Das
Pflaster ist vermutlich bereits etwa 200 Jahre alt.
Die Verbindungsstraße in Bruchhagen (Landkreis Uckermark,
Brandenburg).
47
Historische Wege
Eine Straße in Blumenberg und ein Weg mit starker Begleitvegetation.
Naturpflasterstraßen haben einen besonderen Charme, müssen aber fachgerecht instand gehalten werden – wie hier der
Seelübber Weg.
48
Claus-Peter Spuhn: Pflasterstraßen in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg
Insbesondere Gutshöfe waren daran interessiert,
dass sie ihre Waren zu den Märkten bringen konnten, auch wenn schlechtes Wetter war. Das Getreide
musste auch zu den Müllern zum Malen gebracht
werden. Bei schlechtem Wetter war es schwierig die
Fuhrwerke durch die unbefestigten Feldwege zu ziehen. Um dieses Problem zu lösen, entschloss sich der
Gutsherr, den Weg pflastern zu lassen. Das Pflaster
vor Ort, unmittelbar am Feldrand gelegen, eignete
sich dazu. Vor allem auch deshalb, weil es kostengünstig war und nicht aus weiter Ferne herantransportiert werden musste. Der Verein Forum Natursteinpflaster e.V. hat sich zum Ziel gestellt, diese
historischen Pflasterstraßen unter Berücksichtigung
der gegebenen örtlichen Bedingungen zu erhalten.
In den Jahren 2006 bis 2009 haben wir in den Landkreisen Uckermark und Barnim des Landes Brandenburg über 400 km Feldsteinpflasterstraßen erfasst
und dokumentiert. Das Gleiche haben wir auch im
Landkreis Uecker-Randow im Land MecklenburgVorpommern durchgeführt.
Auf dieser Grundlage erfolgte eine Hochrechnung
mit dem Ergebnis, dass wir in beiden Ländern jeweils
etwa 1.000 bis 1.500 km historische Pflasterstraßen
haben. Das bedeutet auch, dass in diesem Zusammenhang das traditionelle Pflasterhandwerk gepflegt und
erhalten werden muss. Denn die Pflasterstraßen müssen unterhalten und teilweise auch saniert werden.
Das kann aber nur sinnvoll und nachhaltig erfolgen,
wenn es fachgerecht durch Pflasterer ausgeführt wird.
Deshalb bemühen wir uns auch in Seminaren und
Workshops seit nunmehr acht Jahren das Pflasterhandwerk zu vermitteln. Dennoch müssen wir immer wieder erleben, dass entgegen dem Willen der
betroffenen Bürger, die Pflasterstraßen nicht saniert,
sondern entfernt werden und eine Asphaltstraße
gebaut wird. Auch wenn der Neubau ein Vielfaches
teurer wird als eine fachgerechte Sanierung und damit der Erhalt der historischen Pflasterstraße. Aber
nur für den Neubau werden Fördermittel bereit gestellt. Hier muss sich unbedingt etwas zum Erhalt
der historischen Pflasterstraßen ändern.
Alle Abbildungen vom Autor.
Q
49
Historische Wege
Vermittlung von historischen Wegen –
über Aufwertung zum Schutz
Horst Frese
Vergleichbare Rechtsgebiete
Naturschutz und Denkmalschutz
ie gesellschaftliche Inwertsetzung
von schutzwürdigen Gebieten und
Objekten ist sowohl im Natur- als auch im
Denkmalschutz eine essentielle Voraussetzung für wirksamen Schutz. Instrumente
sind kommunalpolitisch gut eingebundene Aktionen wie z.B. Exkursionen, Vorträ-
D
ge, Medienberichte, Inszenierungen. Hinzu kommt bei Nutzungskonkurrenzen ein
nötiger Interessenausgleich mit Grundeigentümern. Instrumente sind Vereinbarungen zur Akzeptanz (auch Kauf, Pacht,
Entschädigung). Verhandlungen mit Privateigentümern gestalten sich mitunter
ähnlich schwierig wie im Naturschutz.
Hilfreich und förderlich ist die Pflege einer
(gegenseitigen!) Anerkennungskultur.
Der Bodendenkmalschutz kann aus den
Strategien im Natur- und Denkmalschutz
manches lernen ...
… aus den Fehlern: Wo nicht miteinander gesprochen wird, wird vieles verloren gehen. Wenn aus-
Hohlweg in Düdinghausen – durch überörtliche Wanderwege
aufgewertet und gesichert.
50
Eine Lesung aus dem Tagebuch des Herbergswirts Adam
Padberg gibt interessante Auskunft über die Passanten der
Heidenstraße zwischen 1797–1804 .
Horst Frese: Vermittlung von historischen Wegen – über Aufwertung zum Schutz
Inszenierung zur Steineinweihung an der Heidenstraße in
Valbert.
Forschungsexkursion östlich von Korbach.
schließlich an die Moral appelliert wird, gelingt
ebenfalls nur wenig.
… aus den Erfolgen: zum Beispiel im Naturschutz
realisiertes Feuchtwiesenschutzprogramm; kooperative Aktionen.
Inwertsetzung
• Publikumswirksame Exkursionen; Meinungsträger und Vertreter der Eigentümer einbinden
• Kommunalpolitik gewinnen, z.B. über Exkursionen und Bildvorträge
• Medienberichte
• Inszenierungen von authentischen Orten oder
Wegeabschnitten
• Inszenieren des Setzens von Erinnerungssteinen (Beispiel: Werbungsaktion des Ehepaars
Schmoranzer an der Heidenstraße mit inzwischen ca. 20 Steinen)
• Modellprojekte starten:
• Wanderlust als Aufhänger: Jakobspilgerwege
im Rheinland, im Münsterland, in der Schweiz,
in Tschechien
• Heidenstraße: Forschungsexkursionen, Pilgerbroschüren, Erinnerungssteinaktion, Medienarbeit
• Großprojekt „Visualisierung der Stadtgeschichte Medebach“
Alte Wege sichern
Gefahren des Verschwindens sind zunehmend größer:
• in der offenen Landschaft: weil Wege Störungslinien für die großflächige maschinelle Bewirtschaftung darstellen, besteht Gefahr durch
Unterpflügen oder Nivellieren
• im Wald: durch hochtechnische Waldbewirtschaftung (Harvester)
Es besteht dringender Handlungsbedarf!
Erforderliche Maßnahmen sind:
• handlungsfähige Projektgruppe bilden
• Konzentration auf Schwerpunkte – nicht alles
beklagen und retten wollen
• Bündnis mit Kommunalpolitik entwickeln
• Interessenlage der Grundeigentümer immer im
Blick haben
51
Historische Wege
Inwertsetzung durch die Verbindung mit populären Einrichtungen nutzt Synergieeffekte.
Schutz durch Interessenausgleich
Kommunen und Forstverwaltungen:
• Abstimmungen
• schriftliche Darstellungen
• Gespräche und ausstrahlende Aktionen
Privateigentümer
• ins Gespräch kommen, verhandeln,
Ausgleichsangebote machen
• Aufklärung und Information
• Duldungen, Zustimmungen
• Verträge (Pacht, Kauf)
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Vorgehensweise: Projektgruppen übernehmen
Aufgaben der Umsetzung
• Kenntnis rechtlicher Grundlagen
• Kontakt mit Behörden
• Geld beschaffen
• Medienarbeit
• gute Gespräche mit Eigentümern
• Pflege einer Anerkennungskultur!
• Orientierung an erfolgreichen Konzepten
Horst Frese: Vermittlung von historischen Wegen – über Aufwertung zum Schutz
Der „Medebacher Geschichtswanderweg“ berührt drei Varianten der Heidenstraße.
Das LEADER-Projekt „Medebacher Geschichts(wander)weg – Auf mittelalterlichen Wegen und Spuren“
entwickelt folgende Ziele:
• Stadtgeschichte erlebbar machen
• Marke „Hansestadt Medebach“ stärken
• Tourismusförderung
Es handelt sich um die Kombination von drei markierten Wegeabschnitten:
1. Hanseweg: Medebach – Glindfeld – Küstelberg
2. Heidenstraße: Küstelberg – Deifeld – Referinghausen
3. Freigrafschaftsweg: Referinghausen – Kuckucksuhle – Medebach bzw. Rennefeld – Glindfeld – Medebach
Alle Abbildungen vom Autor.
Q
53
Historische Wege
Die Heidenstraße und andere
mittelalterliche Fernwege
Ulrich Lange
D
ie alten Verkehrswege sind im Sauerland begrenzt durch Rhein und Weser im Westen und Osten sowie durch
Plackweg (Iserlohn–Höxter) und Heidenstraße (Köln–Leipzig) im Norden und Süden. Sie wurden von mehreren Wegen
gekreuzt (Heerweg, Kriegerweg, Alte
Landstraße, Sauerländer Weg und Frankfurter Weg). Die Namen Heerweg und
Kriegerweg deuten an, dass sie wohl seit
der Zeit der Sachsenkriege von Truppen benutzt
wurden. Die Heidenstraße war noch Marschweg zur
Zeit der Napoleonischen Kriege. Weniger bekannt
ist, dass sie auch ein Teilabschnitt des Pilgerweges
zum Grab des Apostels Jakobus des Älteren in Santiago de Compostela (Santiago = Sankt Jakob) war
und ist, der ab den Pyrenäen „Camino“ heißt.
Die Heidenstraße
Zurück in die Zeit der Sachsen und Franken (6.–8.Jh.)
führt eine alte „Straße“: die frühmittelalterliche Verkehrsverbindung von Köln nach Leipzig. Im Sauerland wird sie Heidenstraße genannt. Manche Autoren vermuten ein noch höheres Alter, allerdings liegen keine schriftlichen Nachrichten vor. Die Heidenstraße benutzte auch König Karl der IV. als er im
Jahre 1349 nach Köln zog. Während des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) fielen über die Heidenstraße Söldnerscharen wiederholt in unsere Heimat ein, nahmen den Menschen Vieh und Hausrat
und machten Dörfer dem Erdboden gleich. Im Siebenjährigen Krieg (1756–1763) benutzen sie französische und hannoversche Truppen und in den Frei-
54
heitskriegen zu Beginn des 19. Jh. zogen
russische Truppen über diese Straße nach
Frankreich und wieder zurück. In Winterberg kreuzte sie sich mit der „Alten Königsstraße“, die nach Norden als „Sauerländer Weg“, parallel zum Ruhrtal nach
Olsberg und weiter nach Soest führte. Sie
wird auch „Alte Landstraße“ genannt.
Der Name Heidenstraße mag bedeuten,
dass diese Straße nach Osten in das Gebiet der Heiden führte, dass das Christentum über
sie – von Köln ausgehend – zu den sächsischen Heiden kam oder dass sie durch die weiten Heidegebiete auf den Höhen der Berge führte.
Die Urpfarreien Attendorn, Wormbach und Medebach lagen an ihr. Straßen wurden damals nicht
gepflegt, sondern „hätte nicht die Not … die Unentbehrlichkeit der Straßen außer Zweifel gestellt, man
hätte sie lieber durch Verhaue ganz unbrauchbar gemacht.“ Räuber, Wegelagerer und adelige Raubritter wurden überall zu Recht gefürchtet und in
Kriegszeiten hatte man den Wunsch, in möglichst
„unwegsamen“ und von Heerhaufen nicht erreichbaren Gegenden zu wohnen. Andererseits lebte
man natürlich auch von der Straße, denn Hand- und
Spanndienste wurden benötigt und mussten bezahlt
werden. Immer wieder weisen Heimatforscher auf
die Spuren dieser alten Straße hin. Sie seien im Gelände noch oft als „Hohlwege“ zu erkennen.
Die Hohlwege entstanden durch die eisenbereiften Räder der Kaufmannskarren. War eine Wegspur
unpassierbar geworden, fuhr man einfach daneben
her. Katasterämter und mit Grenzsteinen versehene
Ulrich Lange: Die Heidenstraße und andere mittelalterliche Fernwege
Feld- und Waldparzellen gab es damals noch nicht.
In jedem Heimatbuch findet man denn auch Skizzen
des alten Wegenetzes. Auf der Suche nach Spuren
der alten Heidenstraße sind sie aber nur wenig hilfreich, reizvoll ist die Suche vor Ort im Gelände. Vielleicht ist es möglich, den genauen Verlauf herauszufinden, ihn in die heutigen Karten einzuzeichnen
oder – noch besser – einen Wanderweg zu finden,
der an der Heidenstraße entlang führt und ihre Spuren zeigt. Der Geschichts- und Heimatfreund bekäme so ein brauchbares Hilfsmittel für eigene Erkundungen an die Hand. So mancher alte Hohlweg ist
nämlich in früheren Jahren als Müllkippe benutzt
und einfach zugeschüttet worden! Und nicht selten
hat ein Landwirt die ihn störenden Wegfurchen in
seinen Wiesen und Feldern einfach eingeebnet! Kulturdenkmäler vergangener Jahrhunderte, Zeugen
menschlichen Handelns sind so für immer verschwunden. In seltener Deutlichkeit sind allerdings
zwischen der Landesgrenze zu Hessen bei Ober-
Historische Karte von Westfalen und die Zeichnung der in Bündeln verlaufenden „Straßen“.
Foto: U. Lange
55
Historische Wege
Hohlwege haben sich tief in den Waldboden gegraben.
schledorn bis nach Winkhausen – also bei uns im
Hochsauerland – die Fahrspuren noch zu erkennen.
An mehr als zehn Stellen der Heidenstraße sind Bauten oder Denkmäler durch Heimatfreunde errichtet
worden.
Unterwegs auf der Heidenstraße zwischen
Küstelberg und Winterberg
Küstelberg ist der höchstgelegene Ortsteil der
Stadt Medebach. Um 1177 wurde hier ein Kloster
der Augustinerinnen gegründet, das schon 1297
nach Glindfeld verlegt wurde. Die Klostergründung
an dieser rauen und unwirtlichen Stelle muss im Zusammenhang mit der Heidenstraße gesehen werden. Küstelberg war der Hanse angeschlossen und
jährlich fand der berühmte Laurentiusmarkt statt.
Funde der Ausgrabungen des alten Klosters sind im
Museum der Stadt Medebach zu besichtigen. Die
Heidenstraße soll hier etwa 60 m breit gewesen
sein. Im Haus Ewers befand sich eine ehemalige Herberge und Umspannstation, direkt an der Heidenstraße. Adam Padberg hat über den „Verkehr“ von
1797 bis 1803 Tagebuch geführt.
56
Über die Winterberger Hochfläche, von Küstelberg bis hinauf nach
Altastenberg, gibt es nur einen Verlauf der alten Heidenstraße. Auf
weiten Strecken führt sie durch
Wald oder bewaldete Geländestreifen, in denen die Fahrspuren erhalten blieben. Der Rothaarsteig und
der Hanseweg, Hauptwanderweg
13 des Sauerländischen Gebirgsvereins, haben bis Winterberg Gleichlauf und überqueren die Heidenstraße zweimal. Zunächst wandern
wir an der Landstraße L 740 in Richtung Winterberg aus Küstelberg hiFoto: P. Kracht naus. Am Ortsausgang geht es an
einem tiefen Brunnen vorbei, hier
werden Handelsleute und Pilger Wasser geschöpft
haben. Heute ist die Öffnung mit einer Platte zugedeckt. Etwa 200 m hinter dem Ortsschild hat die
Landstraße eine Biegung. Geradeaus führt ein Feldweg weiter. Links daneben haben sich Fahrspuren
der Heidenstraße eingegraben. Etwa 100 m weit
können wir diese bis zu einem Holzschuppen verfolgen, dann ist der Graben aufgefüllt. Wir wandern
immer geradeaus weiter bis zu einer Feldscheune.
Hier biegen wir scharf nach links ab. Wenn wir aufmerksam sind, fällt uns in der Mitte zwischen Scheune und Landstraße eine muldenartige Vertiefung
auf, die sich von Küstelberg zur Straße am Wagenschmier hin zieht. Auch von dem Straßenabzweig
nach Grönebach aus ist diese Vertiefung erkennbar,
besonders deutlich im Winter, wenn sich Schneereste in der langgestreckten Mulde befinden.
In der topographischen Karte des Landesvermessungsamtes NRW aus dem Jahre 1900 ist diese Mulde noch als Feldweg eingezeichnet. Das ist die alte
Heidenstraße. Die in der Mitte des 19. Jh. erbaute
Landstraße von Winterberg nach Medebach war das
„Aus“ für die Heidenstraße. Am Parkplatz „Wagen-
Ulrich Lange: Die Heidenstraße und andere mittelalterliche Fernwege
fahrendes Volk und heute für Wandersleute. Schon in der von Jost
Moers 1575 gekennzeichneten
Karte wird der Platz „uff dem Wagemschmier“ genannt.
Es ist eigentlich nicht schwer zu
erraten, woher der Name kommt.
Der geologische Aufschluss gewährt uns einen interessanten Blick
in den Untergrund. Fast 15 m hoch
baut sich eine recht stabile Kieswand auf. „Periglazialer Schieferkies“ oder „Pleistozäner Bänderschutt“ heißt es dazu im geologischen Führer. Das bedeutet nur,
dass Lockermaterial während der
Wegweiser mit Markierungen der verschiedenen gemeinsam verlaufenden Wege.
Foto: P. Kracht Eiszeit hier angeschwemmt sein
muss. Heute wird es als Wegebaumaterial genutzt. Die Heidenstraße
führte direkt über den heutigen
Parkplatz und wenn wir auf den
westlichen Grubenrand klettern,
entdecken wir auch die tiefen Hohlwege. Zumindest bei gutem Wetter
sollten Wanderer und Jakobspilger
den ursprünglichen Weg, über
einen Kilometer, bis zum sogenannten Pastorenstein entlang gehen.
Die vier Fahrspuren der alten Heidenstraße weisen den Weg dorthin.
In der Wanderkarte ist der Laubwaldstreifen, unter dem die vier
Fahrspuren verlaufen, eingezeichnet. Die naturbelassenen Gebüsche
In den Mulden, die von den alten Wegen teilweise in den Wiesen übrig geblieben
sind, bleibt der Schnee früher und länger liegen.
Foto: U. Lange sind natürlich auch Refugium für
wildlebende Tiere und so haben Jäschmier“ des Naturparks Rothaargebirge berühren
ger hier mehrere Hochsitze und auch Fütterungen
sich beide Straßen. Seit Jahrhunderten ist „das Wa- gebaut.
genschmier“ (wie die Grönebacher sagen) Rastplatz
Wer es etwas bequemer liebt, der bleibt auf dem
gewesen für Kaufleute, Handelsleute, Jakobspilger, mit dem Logo des Rothaarsteiges, X13, A5 und der
57
Historische Wege
Rastplatz Wagenschmier mit dem geologischen Aufschluss im Hintergrund.
Foto: P. Kracht
gelben Jakobsmuschel markierten Wanderweg bis
zum Wegkreuz auf dem Hamm. Hier treffen wir auf
einen Holzwegweiser, der uns anzeigt, dass von
links, der mit einem weißen Punkt markierte, alte
Kirchweg Elkeringhausen – Grönebach herauf
kommt. Rothaarsteig und HW 13 führen geradeaus
weiter zur Ruhrquelle, wir aber biegen nach links ab
und wandern zunächst 50 m bis zum Waldrand. Ein
prächtiger Blick eröffnet sich uns auf die Stadt Winterberg, den Kahlen Asten mit seinem Turm und die
ganze Winterberger Hochfläche. Etwa 100 m vor
uns erblicken wir einen großen Laubbaum. Darunter
steht der sogenannte Pastorenstein. Dieser wurde
1696 von dem Grönebacher Pastor Heinrich Busch
am Kreuzungspunkt der Heidenstraße mit dem
Kirchweg Elkeringhausen – Grönebach errichtet. Er
ist der älteste Bildstock im Stadtgebiet Winterberg.
In der kleinen Nische könnte einmal eine Figur des
Hl. Jakobus gestanden haben.
58
Manche Hohlwege sind selbst für
erfahrene Wanderer eine Herausforderung
Foto: P. Kracht
Die Siedlung Winterberg (althochdeutsch: winberg = Weideberg) liegt am höchsten Punkt der Heidenstraße. Bereits 1225 wird die Kirche erwähnt, die
Jakobus dem Älteren geweiht ist. Der Hl. Jakobus
wurde auch Stadtpatron und sein Bild ist bis heute
im Stadtsiegel enthalten. Dieses Patronat kann verdeutlichen, dass die Winterberger bereit waren, für
Kaufleute und Pilger Vorspanndienste und Versorgungsleistungen zu übernehmen. Zudem konnten
die Pilger im Turm des Gotteshauses übernachten.
Neben der Jakobusstatue über dem Portal der Pfarrkirche befinden sich in der Kirche drei weitere Darstellungen des Hl. Jakobus, zwei Figuren und eine
Darstellung im Kirchenfenster. Stadtrechte und damit Markt und Gericht erhielt Winterberg in der
Amtszeit des Arnold von Hochstaden, der von 1263
bis 1266 und 1271 in Arnsberg Landmarschall von
Westfalen war. Er ließ die Stadt mit einer Mauer befestigen, um das östlichste Territorium der kurkölnischen Landesherren gegen Hessen und Waldeck zu
sichern.
Ulrich Lange: Die Heidenstraße und andere mittelalterliche Fernwege
Die Wandervereine sorgen für eine gute Ausstattung mit
Wege-Kennzeichnung, Karten und Wegweisern.
Foto: P. Kracht
Literatur
GROSCHE, A. (1957): Geschichte des Klosters Glindfeld.
HGV Winterberg-Medebach (Hrsg.) (1987): Winterberg
und seine Dörfer.
Hochsauerlandkreis (Hrsg.) (1996): Unser Hochsauerlandkreis, Entwicklung und Wandel einer Region.
HÖMBERG, A. (1938): Siedlungsgeschichte des oberen
Sauerlandes. – Münster.
KLEINSORGE, J. (1970): Aus der Geschichte des Dorfes Grönebach, Kreis Brilon.
KLUETING, H. (Hrsg.) (1994): Geschichte von Stadt und Amt
Medebach.
KOCH, H. (1990): Spuren der Geschichte in unserer Landschaft. – In: De Fitterkiste, Bd. 2
LANGE, U. (2009): Handels-, Heer- und Pilgerweg Heidenstraße. – Medebach.
NICKE, H. (2001): Heidenstraße. – Nümbrecht.
PADBERG, C.F. (1980): Das Tagebuch des Adam Padberg. –
Herdecke.
PADBERG, C.F. (1975): Küstelberg. Geschichte eines hochsauerländischen Dorfes. – Medebach-Küstelberg.
RÜTHER, J. (1956): Heimatgeschichte des Landkreises Brilon.
SCHÄFER, U. (2002): Historische Wege. – Zweckverband Büren / Bad Wünnenberg
SCHAUERTE, H. (1960): Nordenau im Hochsauerland.
SCHMORANZER, A. (1992): Jakobuswege im Sauerland. Q
59
Historische Wege
Historische Wege –
Kulturdenkmal des Jahres 2012
Martin Bredenbeck, Daniel Kölzer
D
er Bund Heimat und Umwelt in
Deutschland (BHU) hat für 2012
„Historische Wege“ als Kulturdenkmal
des Jahres ausgewählt. Der BHU als Bundesverband der Bürger- und Heimatvereine, der mit seinen Landesverbänden die
Interessen von rund einer halben Million
Bürgerinnen und Bürgern vertritt, möchte mit der jährlichen Initiative „Kulturdenkmal des Jahres“ auf bedeutende
und erhaltenswerte Kulturlandschaftselemente aufmerksam machen. Denn schützen und erhalten lässt sich nur, was man
kennt und daher bewusst wahrnimmt.
Historische Wege sind dafür ein hervorragendes Beispiel.
Wege in der Geschichte – Wege in
der Kulturlandschaft
Im Laufe der Geschichte hat sich in Europa ein weitläufiges Wegenetz mit den unterschiedlichsten Wegetypen entwickelt. Agrarwege, Viehund Triebwege, Handelsstraßen, Postrouten, Heerstraßen, Schifffahrtswege auf Flüssen und Kanälen,
Kirch-, Pilger- und Wallfahrtswege, Wanderwege
und Erlebnisrouten, aber auch Wege des Gedankenaustauschs und des Transports von Ideen und Erfindungen sind einige Beispiele. Günstige Routen, die
intensiv genutzt wurden, wurden fester Teil der
Landschaft und des kulturellen Gedächtnisses. Immer wieder kam es auch zu großangelegten Neuplanungen wie Kanälen oder Chausseen bis hin zu
Autobahnen.
60
Menschliches Zusammenleben und
Wirtschaften sowie die soziale Organisation spiegeln sich in Wegebeziehungen
und Wegenetzen und damit in der Landschaft wider. In unserer Wahrnehmung
der Kulturlandschaft können Wege
durchaus unauffällig sein, so z.B. Weideund Triftwege, die zu den verschiedenen
landwirtschaftlichen Wirtschaftsflächen
führen. Andere Wege – wie Eisenbahntrassen – fallen unmittelbar auf. Sogar
die fast unsichtbaren Luftwege haben
Geschichte, so ist auch die Luftbrücke
nach Berlin fester Teil der Erinnerung geworden. Unsere Wegenetze sind Zeugnis
unserer Kulturgeschichte.
Historische Wege erzählen
Geschichten
Jeder Weg birgt eigene Geschichten. Geschichten, die Menschen erlebt haben, sei es beim
Bau der Verkehrswege, auf Reisen oder in anderen
Zusammenhängen. Zahlreiche historische Landkarten und Flurpläne enthalten Begriffe, die auf alte
Wege hindeuten. Solche Wegbezeichnungen verweisen zum Beispiel auf die Bedeutung als mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Handelsweg und
wurden nach der hauptsächlich darauf transportierten Ware – wie Salz oder Eisenerz – als Salz- oder
Eisenstraße benannt. Viele historische Wege zwischen Orten lassen erkennen, wie sich Siedlungen
entwickelt haben.
Martin Bredenbeck, Daniel Kölzer: Historische Wege – Kulturdenkmal des Jahres 2012
Auf diesem Triftweg bei Aurich-Oldenburg (Landkreis Aurich,
Niedersachsen) wurden ehemals die Tiere vom Dorf zu den
tieferliegenden Gemeinschaftsweiden getrieben. Die
beidseitigen Wallhecken hielten die Tiere auf dem Weg.
Foto: A. Hoppe
Teilausschnitt der Römerstraße bei Klais (Landkreis GarmischPartenkirchen, Bayern) mit Spurrinnen der schweren
Frachtwagen. Generell weisen historische Wege mit der
Benennung Römerstraße ein hohes Alter auf.
Foto: M. Schroll
Brücken sind wichtige Verkehrselemente, überwinden
Hindernisse und zeigen den technischen Fortschritt der
jeweiligen Epoche. Die Müngstener Brücke wurde 1897 als
Stahlbau fertiggestellt und verbindet die beiden Städte
Solingen und Remscheid (Nordrhein-Westfalen) per
Eisenbahn.
Foto: D. Kölzer
Bis ins Mittelalter verliefen Wege und Straßen oft
auf Höhenrücken entlang der Mittelgebirgskämme
und Wasserscheiden, da die Täler meist dicht bewachsen, feucht und auch gefährlich waren. Zudem
stellten Flüsse oft unüberwindbare Hindernisse dar.
Wege sind auch dem immateriellen Kulturerbe zuzurechnen, da ihre Bedeutung auf dem Wissen um
ihre Geschichte beruht. Zahlreiche Wege verlaufen
grenzüberschreitend oder durchziehen sogar mehrere Länder Europas. Hierzu zählen z.B. die Jakobs-
61
Historische Wege
Der Rhein als wichtiger europäischer Verkehrsweg: Die Burg Pfalzgrafenstein wurde 1326/27 als Zollwache auf einer Felsinsel
im Rhein errichtet, um ein Überfahren der gegenüber gelegenen rechtsrheinischen Zollstelle in Kaub (Rhein-Lahn-Kreis,
Rheinland-Pfalz) zu verhindern.
Foto: D. Kölzer
pilgerwege, die unter königlichem Schutz stehenden Via Regia oder der Hellweg. Viele Wege haben
im Laufe der Geschichte einen Bedeutungswandel
erfahren, und so liegen viele moderne Straßen auf
bewährten historischen Trassen.
Der eingetiefte Salzhandelsweg bei Otting westlich von
Waging (Bayern) ist Teil der mittleren Salzstraße ReichenhallWasserburg.
Foto: M. Schroll
62
Gefährdete Kulturlandschaftselemente
Im Zuge der heutigen Landschaftsveränderungen
geht eine Vielzahl von Kulturlandschaftselementen
verloren. Dies gilt insbesondere für Elemente, die
nicht mehr genutzt werden. Mit dem Fortfall politischer, wirtschaftlicher und sozialer Organisationsund Nutzungsformen im Laufe der Geschichte ha-
Martin Bredenbeck, Daniel Kölzer: Historische Wege – Kulturdenkmal des Jahres 2012
Verlauf der Sattelpassstraße (Kupferstraße) im Landkreis Sonneberg (Thüringen).
Kupferstraßen verbanden vor allem im 15. und 16. Jh. den florierenden
Kupferbergbau aus dem Unterharz (Mansfeld), dessen Holzvorräte durch
jahrhundertelange Erzschmelze sehr früh erschöpft waren, mit Hüttenwerken im
Thüringer Wald, wo noch genügend Holz und Wasser zur Verfügung standen.
Foto: T. Schwämmlein
Trasse der ehemaligen „Pferdeeisenbahn“ im Brölbachtal (Kreis Altenkirchen,
Rheinland- Pfalz). Hierbei handelte es sich um eine von Pferdegespannen
gezogene Bahn, die im 19. Jh. Eisenerz transportierte.
Foto: D. Kölzer
ben viele Wege ihre direkte funktionale Bedeutung verloren. Durch
Fortfall der Nutzung und damit der
Instandhaltung können sie im Landschaftsbild verloren gehen Auch die
Intensivierung der Landwirtschaft
und die Ausdehnung der Siedlungsflächen führen zum Verlust historischer Wege. So werden z.B. durch
den Straßenbau alte Wegverbindungen zerschnitten, unbefestigte
und tief eingeschnittene Hohlwege
planiert und ihr Bewuchs gerodet.
Das Verschwinden historischer
Wege zieht oft weitere Verluste
nach sich. Wegbegleiter wie etwa
Herbergen und Gasthäuser, Rastund Umspannplätze, Kapellen und
Bildstöcke, Grenz- und Meilensteine zählen dazu. Gerade diesen Elementen gebührt jedoch große Aufmerksamkeit, denn mit ihnen lassen sich die Geschichte, Funktion
und Eigenart von Wegen belegen.
Zugleich mit den Wegen verschwinden schließlich auch wertvolle
Kleinbiotope, die vielen Tier- und
Pflanzenarten als Lebensraum dienen. Historische Wege als Quellen
der Kultur-, Agrar-, Sozial- und
Wirtschaftsgeschichte müssen in
der Öffentlichkeit also bewusst gemacht werden, um ihre Erhaltung
zu ermöglichen.
Ihre Mitwirkung
Historische Wege sind Teil unseres
kulturellen Erbes. Daher gilt es, sie
zu erfassen und zu erhalten. Hierzu
ist die Zusammenarbeit vieler Ak-
63
Historische Wege
teure erforderlich. Gleichzeitig ist
es erforderlich, diese Kulturlandschaftselemente in der Öffentlichkeit bekannt zu machen. Zu
diesem Ziel kann jeder Bürger beitragen. Wir freuen uns über Informationen von Ihnen, damit wir
der Öffentlichkeit den hohen
Wert der Kulturgüter anschaulich
vermitteln können. Gemeinsam
mit seinen Landesverbänden setzt
sich der BHU sich für das bürgerschaftliche Engagement ein und
steht als Ansprechpartner gerne
zur Verfügung. Weitere Informationen zum Thema erhalten Sie
beim Bund Heimat und Umwelt
(www.bhu.de) und seinen LanQ
desverbänden.
Bei dem (heute translozierten) „Wandersmann“ handelt es sich um einen sieben
Meter hohen Obelisken mit einer Pferdetränke. Ursprünglicher Anlass der Errichtung
dieses Wegbegleiters war 1813 die Fertigstellung einer Straße bei Delkenheim
(Hessen).
Foto: C. Krienke
64
Bildergalerie
Bildergalerie
Diese Bildergalerie präsentiert einen deutschlandweiten Querschnitt der Vielfalt historischer Wege. Die abgebildeten Motive können auch als achtteiliges Postkartenset beim Bund Heimat und Umwelt bestellt werden.
Foto: Regierungspräsidium Tübingen, Referat Denkmalpflege
Goldbacher Weg in Überlingen
(Bodenseekreis, Baden-Württemberg)
Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit
verlief die Straße aus dem Hegau und von
Stockach her durch das Nesselwanger Tal
zum Überlinger Bodenseeufer. Von dieser
einst bedeutsamen Verkehrsverbindung ist
ein etwa 1,3 km langer, z.T. in markanten
Formen aus dem anstehenden Felsen herausgearbeiteter Abschnitt im heutigen
Siedlungsgefüge tradiert. Die Straße hat
mit den markanten Teilstücken bei Goldbach ein Erscheinungsbild bewahrt, für das
man weithin keine Parallele mehr findet.
Palmaille in Hamburg-Altona
Ursprünglich 1638 für das italienische Kugelspiel „palla a maglio“
angelegt, wurde die Palmaille 1713 als öffentliche Promenade mit
vierreihiger Lindenallee hergerichtet. Der dänische Architekt Christian Frederik Hansen baute sie bis 1825 als Wohnstraße im klassizistischen Stil aus. 1905 wurden die damals fast 200 Jahre alten Linden
gefällt und durch zweireihige Nachpflanzungen ersetzt, wodurch
sich ein breiter Mittelstreifen ergibt. Die Palmaille verbindet die Hamburger Innenstadt und den Altonaer Fischmarkt mit dem Altonaer
Rathaus und der Elbchaussee Richtung Elbvororte.
Foto: H. Barth
65
Historische Wege
Alte Leipziger Handelsstraße
(Main-Kinzig-Kreis, Hessen)
Ein Stück der historischen Via Regia (Königsstraße oder Königsweg) zwischen Steinau und Bad
Soden wurde vor einigen Jahren vom Grund der
Kinzigtalsperre geborgen und ist heute im Freigelände des Museums Steinau ausgestellt. Die
Straße hatte ehemals eine große wirtschaftliche
Bedeutung für den überregionalen Handel und
Warenaustausch und stellte auch eine direkte
Verbindung zwischen den beiden Messestädten
Frankfurt am Main und Leipzig her.
Foto: C. Krienke
Leinpfad bei Köln
(Nordrhein-Westfalen)
Lein- oder Treidelpfade sind unmittelbar am Flussufer angelegte
Wege, die der Treidelschifffahrt
dienten. Auf den Pfaden gingen
Treidler und Zugtiere, die über ein
Tauwerk mit den hölzernen
Frachtschiffen verbunden waren
und diese flussaufwärts zogen.
Der Leinpfad entlang des Rheins
von Basel bis in die Niederlande
ist fast vollständig erhalten und
wird heute als Freizeitweg von
Fußgängern und Fahrradfahrern
genutzt. Im Raum Köln verlief der
ehemals ca. sieben Meter breite
Leinpfad auf der linken Rheinseite
zwischen Rheinufer und Deich.
66
Foto: D. Kölzer
Bildergalerie
Eisenstraße Südwestfalen
(Nordrhein-Westfalen)
Seit dem 17. Jahrhundert entwickelten sich zwischen den heutigen Kreisen Altenkirchen, Siegen-Wittgenstein, Olpe und der Märkischen Region feste Verkehrsverbindungen, wie
die „Eisenstraße Südwestfalen“, die
dem Rohstofftransport dienten. Die
ökonomischen Verflechtungen zwischen dem Siegerländer und Sauerländer Wirtschaftsraum bahnten sich damit ihre Wege. Heute ist diese historisch gewachsene Struktur als Bündel
von Hohlwegen erlebbar.
Foto: R. Rottwinkel
Kreuzweg Medelsheim
(Saarpfalz-Kreis, Saarland)
Prozessions-, Pilger- oder Kirchwege
spiegeln den Einfluss des Christentums auf die Kulturlandschaft wider.
Das Ziel von Kreuzwegen ist oft ein
Kalvarienberg, auf dem sich eine Kirche oder Kapelle befindet. So führt
der Prozessionsweg in Medelsheim
von der Kirche St. Martin zur Kreuzkapelle auf dem Husarenberg. Die
14 Kreuzwegstationen wurden von
Familien gestiftet. Am 21. September 1920 erfolgte die feierliche Einweihung des Kreuzweges.
Foto: I. Gotzmann
67
Historische Wege
Feldflur bei Crimmitschau
(Landkreis Zwickau, Sachsen)
In unserer Wahrnehmung der Kulturlandschaft können Wege durchaus unauffällig sein, so z.B. Feldoder auch Weidewege, die Dörfer
verbanden und zu den verschiedenen landwirtschaftlichen Wirtschaftsflächen führten. Dennoch
sind sie wesentlicher Teil der Geschichte der Menschen einer Region. Die Intensivierung der Landwirtschaft und die Ausdehnung
der Siedlungsflächen führen oftmals zum Verlust solcher historischer Wege. Bei diesem Weg handelt sich um einen alten Ortsverbindungsweg bei Crimmitschau.
Foto: M. Bäger
Werrabrücke Vacha
(Wartburgkreis, Thüringen)
Brücken prägen Kulturlandschaften und sind prägnante
Bauwerke. Sie sind wichtige
Verkehrselemente, überwinden
Hindernisse und zeigen den
technischen Fortschritt der jeweiligen Epoche. Bei der Werrabrücke Vacha handelt es sich
um eine mittelalterliche Steinbogenbrücke. Sie war Teil der
Via Regia, die das Rhein-MainGebiet über das Thüringische
Becken mit dem Leipziger Raum
verband.
Foto: A. Fuchs
68
Autorinnen und Autoren
Autorinnen und Autoren
Bahn, Bernd W.
Archäologe
E-Mail: [email protected]
Blaschka, Martina
Landesamt für Denkmalpflege im
Regierungspräsidium Stuttgart
E-Mail: [email protected]
Boddenberg, Christoph
Landschaftsverband Rheinland
E-Mail: [email protected]
Bredenbeck, Dr. (des.) Martin
Bund Heimat und Umwelt in Deutschland e.V.
E-Mail: [email protected]
Esser, Ingo
LVR-Freilichtmuseum Kommern
E-Mail: [email protected]
Frese, Horst
Heimat- und Verkehrsverein Düdinghausen
E-Mail: [email protected]
Friedrich, Claudia
Journalistin
E-Mail: [email protected]
Fütterer, Pierre
Historisches Institut der Friedrich-SchillerUniversität Jena
E-Mail: [email protected]
Grundmeier, Annette
Bund Heimat und Umwelt in Deutschland e.V.
E-Mail: [email protected]
Heimsoth, Dr. Axel
Ruhrmuseum, Essen
E-Mail: [email protected]
Kölzer, Daniel
Bund Heimat und Umwelt in Deutschland e.V.
E-Mail: [email protected]
Kracht, Dr. Peter
Fachstelle Geschichte im Westfälischen Heimatbund
E-Mail: [email protected]
Lange, Ulrich
Sauerländischer Gebirgsverein
E-Mail: [email protected]
Spuhn, Claus-Peter
Forum Natursteinpflaster e.V.
E-Mail: info@forum-natursteinpflaster.de
69
Historische Wege
Anschriften BHU und Landesverbände
Bund Heimat und Umwelt in Deutschland (BHU)
Bundesverband für Kultur, Natur und Heimat e.V.
Adenauerallee 68, 53113 Bonn
Tel. 0228 2240-91/-92, Fax.: 0228 215503
E-Mail: [email protected], Internet: www.bhu.de
Bankverbindung: Kreissparkasse Köln
Konto 100 007 855, BLZ 370 502 99
Präsidentin: Senatorin a.D. Dr. Herlind Gundelach
Bundesgeschäftsführerin: Dr. Inge Gotzmann
E-Mail: [email protected],
Internet: www.nachhaltig-in-brandenburg.de
und www.lebendige-doerfer.de
Verein für die Geschichte Berlins gegr. 1865 e.V.
Vorsitzender: Dr. Manfred Uhlitz,
Geschäftsstelle: Henning Nause
Lichterfelder Ring 103, 12279 Berlin
Tel. 030 7115806
E-Mail: [email protected],
Internet: www.DieGeschichteBerlins.de
BHU-Landesverbände
Landesverein Badische Heimat e.V.
Landesvorsitzender: Regierungspräsident a.D.
Dr. Sven von Ungern-Sternberg
Geschäftsführer: Karl Bühler
Hansjakobstraße 12, 79117 Freiburg i. Br.
Tel. 0761 73724, Fax 0761 7075506
E-Mail: [email protected],
Internet: www.badische-heimat.de
Bayerischer Landesverein für Heimatpflege e.V.
1. Vorsitzender: Landtagspräsident a.D.
Johann Böhm, Geschäftsführer: Martin Wölzmüller
Ludwigstraße 23, 80539 München
Tel. 089 2866290, Fax 089 28662928
E-Mail: [email protected],
Internet: www.heimat-bayern.de
Brandenburg 21 – Verein zur nachhaltigen
Lokal- und Regionalentwicklung im Land
Brandenburg e.V.
Vorsitzender: Chris Rappaport
Haus der Natur, Lindenstraße 34, 14467 Potsdam
Tel. 033207 52480
70
Bremer Heimatbund – Verein für
Niedersächsisches Volkstum e.V.
Vorsitzer: Wilhelm Tacke,
Geschäftsführer: Karl-Heinz Renken
Friedrich-Rauers-Straße 18, 28195 Bremen
Tel. 0421 302050
Verein Freunde der Denkmalpflege e.V.
(Denkmalverein Hamburg)
Vorsitzender: Helmuth Barth
Alsterchaussee 13, 20149 Hamburg
Tel. und Fax 040 41354152
E-Mail: [email protected],
Internet: www.denkmalverein.de
Gesellschaft für Kultur- und Denkmalpflege –
Hessischer Heimatbund e.V.
Vorsitzende: Dr. Cornelia Dörr,
Geschäftsführerin: Dr. Irene Ewinkel
Bahnhofstraße 31 a, 35037 Marburg
Tel. 06421 681155, Fax 06421 681155
E-Mail: [email protected],
Internet: www.hessische-heimat.de
Anschriften BHU und Landesverbände
Lippischer Heimatbund e.V.
Vorsitzender: Bürgermeister a.D. Friedrich
Brakemeier, Geschäftsführerin: Yvonne Koch
Felix-Fechenbach-Straße 5 (Kreishaus),
32756 Detmold
Tel. 05231 627911/-12, Fax 05231 627915
E-Mail: [email protected],
Internet: www.lippischer-heimatbund.de
Landesheimatverband MecklenburgVorpommern e.V.
Präsident: Prof. Dr. Horst Wernicke,
Geschäftsführer: Karl-Ludwig Quade
Friedrichstraße 12, 19055 Schwerin
Tel. 0177 4213503
E-Mail: [email protected],
Internet: www.landesheimatverband-mv.de
Niedersächsischer Heimatbund e.V.
Präsident: Prof. Dr. Hansjörg Küster,
Geschäftsführerin: Dr. Julia Schulte to Bühne
Landschaftstraße 6 A, 30159 Hannover
Tel. 0511 3681251, Fax 0511 3632780
E-Mail: [email protected],
Internet: www.niedersaechsischer-heimatbund.de
Rheinischer Verein für Denkmalpflege und
Landschaftsschutz e.V.
Vorsitzender: Landrat Frithjof Kühn,
Geschäftsführerin: Dr. Heike Otto
Ottoplatz 2, 50679 Köln
Tel. 0221 8092804/-5, Fax 0221 8092141
E-Mail: [email protected],
Internet: www.rheinischer-verein.de
Institut für Landeskunde im Saarland e.V.
Direktor: Regierungsdirektor Delf Slotta
Zechenhaus Reden, Am Bergwerk Reden 11,
66578 Schiffweiler
Tel. 06821 9146630, Fax 06821 9146640
E-Mail: institut@iflis.de, Internet: www.iflis.de
Landesheimatbund Sachsen-Anhalt e.V.
Präsident: Prof. Dr. habil. Konrad Breitenborn,
Geschäftsführerin: Dr. Annette Schneider-Reinhardt
Magdeburger Straße 21, 06112 Halle (Saale)
Tel. 0345 2928610, Fax 0345 2928620
E-Mail: [email protected], Internet: www.lhbsa.de
Landesverein Sächsischer Heimatschutz e.V.
Vorsitzender: Prof. Dr. Hans-Jürgen Hardtke,
Geschäftsführerin: Susanna Sommer
Wilsdruffer Straße 11/13, 01067 Dresden
Tel. 0351 4956153, Tel./Fax 0351 4951559
E-Mail: [email protected],
Internet: www.saechsischer-heimatschutz.de
Schleswig-Holsteinischer Heimatbund e.V.
Vorsitzende: Jutta Kürtz,
Geschäftsführer: Dirk Wenzel
Hamburger Landstraße 101, 24113 Molfsee
Tel. 0431 983840, Fax 0431 9838423
E-Mail: [email protected],
Internet: www.heimatbund.de
Schwäbischer Heimatbund e.V.
Vorsitzender: Fritz-Eberhard Griesinger,
Geschäftsführer: Dr. Bernd Langner
Weberstraße 2, 70182 Stuttgart
Tel. 0711 239420, Fax 0711 2394244
E-Mail: [email protected],
Internet: www.schwaebischer-heimatbund.de
71
Historische Wege
Heimatbund Thüringen e.V.
Vorsitzender: Dr. Burkhardt Kolbmüller,
Geschäftsführerin: Barbara Umann
Hinter dem Bahnhof 12, 99427 Weimar
Tel. 03643 777625, Fax 03643 777626
E-Mail: [email protected],
Internet: www.heimatbund-thueringen.de
72
Westfälischer Heimatbund e.V.
Vorsitzender: Landesdirektor Dr. Wolfgang Kirsch,
Geschäftsführerin: Dr. Edeltraud Klueting
Kaiser-Wilhelm-Ring 3, 48145 Münster
Tel. 0251 2038100, Fax 0251 20381029
E-Mail: [email protected],
Internet: www.westfaelischerheimatbund.de