Zoopädagogik aktuell April 2009__Nr. 23

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Zoopädagogik aktuell April 2009__Nr. 23
Zoopädagogik aktuell
April 2009__Nr. 23
ISSN 0949 8362
Begegnung
ZOO
VORWORT
Liebe Leserinnen und Leser,
Hinweis an alle (zukünftigen) Autoren:
wieder einmal ist es uns gelungen eine “Begegnung Zoo”
fertig zu stellen: Diesmal den Tagungsband unserer VZPTagung “Rund um die Katz” in Wuppertal 2008.
Die Lektüre der Artikel hat bei mir viele angenehme Erinnerungen an diese hervorragend organisierte Tagung
wach gerufen. Ich hoffe, Ihnen wird es genauso ergehen.
Gedankt sei allen, die zum Erscheinen der Zeitung beigetragen haben.
Eine besondere Freude ist es mir, an dieser Stelle den
Kolleginnen und Kollegen der Zooschule Wuppertal gratulieren zu dürfen: Die Zooschule Wuppertal wird dieses
Jahr 25! Ich bin sicher, dass sie auch in den nächsten 25
Jahren die naturwissenschaftliche Bildung in ihrer Region
befördern wird. Herzlichen Glückwunsch!
Das Setzen einer Zeitung ist so ein bisschen wie Kochen. Man
liest das Rezept, geht einkaufen, legt die Zutaten bereit und
beginnt mit der Zubereitung.
Niemand käme auf die Idee, die Zutaten erst einmal auszupacken und alle in einen Topf zu schmeißen. Man müsste sie
dann ja wieder aus dem Topf holen, säubern zurechtlegen und
könnte dann beginnen.
Für die Zeitung bedeutet das: man braucht Texte, Bilder und
Graphiken (einzeln!).
Deshalb bitten wir um unformatierte Artikel: Unformatiert
heißt: Text, Bild und Graphik getrennt.
Alle formatierten Texte, das heißt Texte, in denen die Bilder
und Graphiken eingefügt sind, müssen erst einmal auseinandergenommen werden. Das ist eine aufwändige Arbeit, die Sie
uns ersparen können.
Deshalb: Bitte schicken Sie Artikel unformatiert ein.
Viel Freude beim Lesen dieses Bandes
wünscht
Lothar Philips
Impressum
Begegnung Zoo Zoopädagogik aktuell
Nr. 23, April 2008
Sonderband VZP Tagung 2008 in Wuppertal
„Rund um die Katz“
Herausgeber:
Verband deutschsprachiger
Zoopädagogen e. V.
Redaktion:
Jan Osterloh, Zoo Krefeld
Lothar Philips, Kölner Zoo
Monika Niehaus-Osterloh
Redaktionsanschrift:
Jan Osterloh
Auf der Reide 20 B
40468 Düsseldorf
[email protected]
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Erscheinungsweise:
2 mal pro Jahr, Sonderheft
Redaktionsschluss
ist der 31.08.2009
Titelbild: Diederich Kranz
Gestaltung/Satz:
Lothar Philips, Köln
Die Artikel geben nicht
notwendigerweise
die Meinung der Herausgeber
und der Redaktion wieder.
Layout:
Anica Alsleben, [email protected]
ISSN 0949 8362
Begegnung Zoo,
Zoopädagogik aktuell 24
erscheint im Oktober 2009
Artikel und Zuschriften bitte unformatiert
(Bilder extra, 304,2 dpi) auf CD oder per
E-mail einsenden.
Wir freuen uns über Leserbriefe
und Manuskripte, behalten uns
allerdings Abdruck, Kürzungen
und Änderungen vor.
Zoopädagogik aktuell
Inhalt
Vorwort, Impressum...................................................................................................... .2
Inhalt.................................................................................................................................. 3
Programm der VZP-Tagung März 2008 in Wuppertal..................................................4
Eröffnung der Tagung des Verbandes deutschsprachiger Zoopädagogen............. 5
Die neuen Tiger- und Löwenfreianlagen im Wuppertaler Zoo............................... 6
Die Eingewöhnung von Mensch und Tier in den neuen Freianlagen..................... 9
Schneeleoparden – Zucht, Haltung und Präsentation im Zoo Krefeld............... 10
Evaluation der Informationssysteme im Frankfurter Katzendschungel............. 13
„Katzenspielereien“ – der Zoo Dortmund als Erlebnisspielraum...................... 15
„Der Löwe tritt auf“...................................................................................................... 17
Von der Katze zum Wolf ............................................................................................... 20
Stressfreier Einsatz von Raubwanzen zur Blutgewinnung bei Zootieren............. 23
Was zum Teufel sind bloß EEP, ESB und EKG........................................................... 26
Hund, Katze, Maus – (un)bekannte fossile Vorfahren heutiger Zootiere............. 29
„Auf Tuchfühlung“ - ein Schlüssel für den Unterricht im Zoo................................ 33
Die erfolgsorientierte Zooschule als Wirtschaftsfaktor des Zoos Osnabrück.... 35
Privat geht’s auch, die Heidelberger Zooschule berichtet.................................... 37
“Hilfe für Kermit” - Startkampagne zur Amphibienkrise ......................................39
Artenschutz und Umweltbildung am Naturschutzzentrum Bruchhausen............. 41
Die Amphibienkrise - Stand der Aktivitäten............................................................. 43
Die Prinzessin mit der goldenen Kugel..................................................................... 46
Autoren............................................................................................................................ 51
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Programm der VZP-Tagung
März 2008 in Wuppertal
Mittwoch, den 06.03.08
ab 16 Uhr
Tagungsbüro in der TA, Hubertusallee geöffnet
ab 19 Uhr
Gemeinsames Treffen und Abendessen auf eigene Rechnung im
Restaurant Chicano, S-Bahnhof, Siegfriedstr
Donnerstag, den 06.03.08
Beginn: 9 Uhr Begrüßung Gastgeber: Frau Bürgermeisterin Kaut, Herr Leitender
Regierungsschuldirektor Wiese, Herr Schulamtsdirektor Reichert, Herr Dr. Schürer,
Direktor des Zoologischen Gartens
Bioakustische Untersuchungen an Feliden im Zoo
10.30 Uhr Kaffeepause
Die neuen Tiger- und Löwenfreianlagen im Wuppertaler Zoo
Die Eingewöhnung von Mensch und Tier in den neuen Freianlagen
Schneeleoparden – Zucht, Haltung und Präsentation im Zoo Krefeld
12.30 Uhr Mittagessen in der TA
Evaluation von Informationssystemen im Frankfurter Katzendschungel
„Katzenspielereien“ – Der Zoo Dortmund als Erlebnisspielraum
Der Löwe tritt auf – biologische Untersuchungen und physikalische Berechnungen
15.30 Uhr Kaffeepause
Von der Katze auf den Wolf gekommen – Integration von Jungwölfen ins Wolfsrudel des Alpenzoo Innsbruck
Stressfreier Einsatz von Raubwanzen zur Blutgewinnung bei Zootieren
Was zum Teufel sind bloß EEP, ESB und EKG?
17.30 Uhr Ende der Vorträge
17.45 Uhr
Treffen an der Haltestelle Zoo/Stadion zur Schwebebahnfahrt mit dem
Kaiserwagen als Stadtrundfahrt
ab 19.30 Uhr
Gemeinsames Abendessen und gemütliches Beisammensein im Brauhaus, Barmen
Freitag, den 07.03.08
Beginn: 9 Uhr Mitgliederversammlung des Verbandes – Kaffeepause - Wahlen
12 Uhr
Mittagessen
15 Uhr
Treffen am Musikpavillon im Zoo zum Pressefoto
15.15 – 18 Uhr Zooführungen in 5 Gruppen
18- 22.30 Uhr
Gemütlicher Abend im Menschenaffenhaus mit Buffet und Musik
auf Einladung des Zoologischen Gartens
Samstag, den 08.03.08
Beginn: 9 Uhr Hund, Katze, Maus – (un)bekannte fossile Vorfahren heutiger Zootiere aus dem Weltnaturerbe Messel
„Auf Tuchfühlung“ - ein Schlüssel für den Unterricht im Zoo, dargestellt an einer Projektwoche mit Mehrfachbehinderten im
Erlebniszoo Hannover
Die erfolgsorientierte Zooschule als Wirtschaftsfaktor des Zoos Osnabrück
Privat geht’s auch – die Heidelberger Zooschule berichtet
10.40 Uhr Kaffeepause
Hilfe für Cermit - Startkampagne zur Amphibienkrise
Artenschutz und Umweltbildung am Naturschutzzentrum Bruchhausen, Erkrath – am Beispiel des Projektes zur Rettung
der Geburtshelferkröte
Die Amphibienkrise – Stand der Aktivitäten
Die Prinzessin mit der goldenen Kugel - oder - Frösche bringen Glück
12.30 Uhr
Mittagessen
14 Uhr Besuch des Neanderthalmuseums mit Fundstelle
14.30 Uhr
Treffpunkt: Zooeingang / Bronzekamel zum zweiten ausgiebigen Zoobesuch
ab 19 Uhr
Gemeinsames Abendbuffet auf eigene Rechnung im Restaurant China-Pavillon,
Hubertusallee (gegenüber des Zooeinganges)
Sonntag, den 09.03.08
Abreise oder Besuch anderer Zoos in der Umgebung auf Anmeldung (Teilnehmerlisten)
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Zoopädagogik aktuell
Eröffnung der Tagung des
Verbandes deutschsprachiger
Zoopädagogen
Dr. Ulrich Schürer
Mehr als 250 000 Schüler und Schülerinnen haben hier im
Wuppertaler Zoo schon Unterricht an den lebenden Tieren
erhalten.
Sehr geehrte Frau Bürgermeister Kaut, meine sehr geehrten
Herren Wiese, Reichert und Platte, lieber Lothar Philips,
lieber Gustav Peters und Robert Pies-Schulz-Hofen, sehr
geehrte Zoopädagogen!
Rund um das 125-jährige Bestehens des Zoologischen
Gartens der Stadt Wuppertal haben wir Kolleginnen und
Kollegen aus allen Sparten der Tiergärtnerei eingeladen. Die
Zoodirektoren und ihre wissenschaftlichen Mitarbeiter, die
Zootierärzte und die Verwaltungsleiter hatten Ihre Tagungen
in Wuppertal. Heute ist es mir eine besondere Freude , die
Zoopädagoginnen und die Zoopädagogen im Wuppertaler Zoo
begrüßen zu dürfen. Ich freue mich, dass Sie in so großer Zahl
der Einladung der Wuppertaler Zooschule gefolgt sind.
Die erste Zooschule, von der ich genauere Kenntnis habe, ist
am 30. Juli 1940 im Zoologischen Garten von Pretoria eröffnet
worden.
In Deutschland waren es anfangs vor allem der Zoologische
Garten Frankfurt, in dem Frau Dr. Rosl Kirchshofer viele Jahre
als Zoopädagogin gewirkt hat, der Aquazoo in Düsseldorf
mit Frau Inge Lackinger als Zoopädagogin, und Herr Wolf
Haferkamp aus dem Kölner Zoo, die als Vorbilder fungierten.
Eine besondere Blüte erlebte die Zoopädagogik in den 80er
Jahren. Die Zoopädagogik wurde explizit in der Satzung
des VDZ, des Verbandes der Deutschen Zoodirektoren, als
Pflichtaufgabe verankert. Die Zoopädagogen sind heute
wegen Ihrer erfolgreichen Arbeit aus keinem Zoo mehr
wegzudenken.
Ich hoffe, dass Ihre Tagung mit den auf Katzenhaltung
fokussierten Beiträgen erfolgreich ist und wünsche Ihnen
einen ergebnisreichen und angenehmen Verlauf.
Vielen Dank und ein gutes Gelingen!
Herzlich Willkommen im Wuppertaler Zoo!
Die Zoopädagogik, die hier dank Herrn Schmiedel und meiner
Frau seit 1985 etabliert ist, ist für unseren Zoo überaus wichtig.
Mittlerweile arbeiten sechs Zoopädagogen in der Abteilung.
Ich möchte auch die anderen vier Pädagogen namentlich
erwähnen: Frau Angelika Forker, Frau Renate Jungkeit, Frau
Petra Schmidt und Frau Sybille Zanner. Das Gebäude, in dem
die Zooschule untergebracht ist, ist ein Geschenk des ZooVereins Wuppertal e.V.
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Die neuen Tiger- und Löwenfreianlagen im Wuppertaler
Zoo
Renate Jungkeit und Petra Schmidt
Seit Mai 2007 können die Besucher des Wuppertaler
Zoos Löwen und Tiger in neuen, großzügigen Freianlagen
beobachten. Um diesen artgerechten Lebensraum für die
Tiere und die faszinierenden Beobachtungsmöglichkeiten
für die Gäste zu erreichen, war eine längere Planungs- und
Umsetzungsphase nötig.
Bereits im Jahr 1999 wurde mit dem Entwicklungskonzept
„Zoo 2006“ der Bau neuer Freianlagen für Löwen und
Tiger angestrebt. Ein Strukturförderprogramm der
Landesregierung NRW in Zusammenarbeit mit dem
Städtedreieck Wuppertal, Remscheid, Solingen ermöglichte
die Finanzierung dieses ehrgeizigen Projekts. Die benötigte
Fläche konnte durch die Umnutzung einer angrenzenden
Heuwiese sowie eines städtischen Grundstücks zur Verfügung
gestellt werden. Insgesamt standen so circa vier Hektar als
Erweiterungsgelände für die Planung zur Verfügung.
Eine Dresdener Arbeitsgemeinschaft von Architekten
und Landschaftsarchitekten erhielt als Sieger des
Realisierungswettbewerbs
den
Auftrag.
Geplante
Fertigstellung für die neuen Großkatzenanlagen war der
Herbst 2006.
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Der erste Spatenstich erfolgte am 15. September 2005 und
das Gelände rund um die Sambatrasse, einer ehemaligen
Bahnstrecke, mutierte zu einer Baustelle. Jedem, dem die
topografische Lage des steilen Geländes bekannt war, wusste
um die schwierige Umsetzung der Pläne. So kann man sich
leicht vorstellen, wie viele Bodenbewegungen bewältigt
werden mussten. Hinzu kam die Auflage, die ehemalige
Sambatrasse so in das Gelände einzubinden, dass sie später
außerhalb des eigentlichen Zoogeländes als Fahrradweg
zu nutzen ist. Für das Tigertal bedeutete das, dass über
es hinweg der neue Fahrradweg über eine Brücke geführt
werden musste. Die neue Tigeranlage musste also so gebaut
werden, dass das Gehege für die Tiere weit genug von der
Brücke entfernt war, um eventuelle Unfälle auszuschließen.
Diese Auflagen ergaben sich aus der Gesamtfinanzierung der
Baumaßnahme.
Zunächst schritten die Arbeiten trotz aller Schwierigkeiten
zügig voran. Ende 2005 waren das Löwen- und Tigerhaus im
Rohbau fast fertig gestellt. Aber dann sorgte ein kalter und
schneereicher Winter für einige Verzögerungen im Zeitplan.
Schließlich waren alle vorbereitenden Arbeiten abgeschlossen
und die Künstler, die für die Gestaltung der Kunstfelsen
zuständig waren, konnten ihrem Auftrag nachkommen und
ihre schwierige Arbeit in Angriff nehmen.
Zoopädagogik aktuell
Lange Zeit blieb den Zoobesuchern nur der Blick durch den
Bauzaun.
Nachdem die Katzen um- bzw. eingezogen waren und sich mit
den neuen Gegebenheiten auseinandergesetzt hatten, war
es aber endlich soweit: die neue Großkatzenanlage konnte
dem neugierigen Publikum vorgestellt werden. Zoodirektor
Dr. Schürer eröffnete gemeinsam mit dem Wuppertaler
Oberbürgermeister und dem Zoodirektor aus der Wuppertaler
Partnerstadt Schwerin am 24. Mai 2007 die neuen Gehege für
Amurtiger und Löwen.
Von den knapp vier Hektar des Erweiterungsgeländes
südlichen Rand der Freianlage und ist für die Zoobesucher
nicht begehbar. Allerdings lädt ein höhlenartig gestalteter
Raum ein, von hier aus einen Blick in eines der Innengehege
zu werfen. Derzeit hält sich die Löwenmutter mit ihren
Jungtieren in diesem innen liegenden Gehege auf. Hier
finden auch die Schaufütterungen statt. Der Aufenthalt in der
künstlichen Höhle fördert atmosphärisch die Beobachtung
und bietet Schutz bei schlechtem Wetter. Ein ebenfalls von
hier aus einsehbares weiteres Außengehege kann tagsüber zur
Abtrennung einzelner Löwen genutzt werden und ermöglicht
den nahen Tierkontakt.
Zur Zeit leben neun Löwen in der neuen Anlage. Davon
haben vier den Umzug vom alten Großkatzenhaus in die neue
Freianlage mitgemacht. Drei junge Löwenkater kamen im
Mai aus dem Zoo Münster. Noch im Jahr 2007 wurden zwei
Jungtiere in der neuen Anlage geboren.
Rund um die neuen Anlagen werden auf großformatigen
Schautafeln mit zahlreichen Bildern die Löwen und
Tiger, deren Biologie und Lebensweisen vorgestellt. Die
Schautafeln wurden von Martina Schürer in Zusammenarbeit
mit Studenten der Universität Duisburg/Essen sowie dem
früheren Zookurator Dr. Sliwa und dem heutigen Kurator
Herrn Stadler entwickelt.
bewohnen die Löwen heute etwa einen Hektar. Damit ist diese
Freianlage die bislang größte in einem deutschen Zoo. Sie
befindet sich am höchstgelegenen Punkt des Zoos, angrenzend
an ein Waldgebiet. Die Konzeption der Anlage ermöglicht den
Besuchern unterschiedliche Beobachtungsmöglichkeiten und
beeindruckende Einblicke.
Eine große Wiesenfläche erzeugt den Eindruck einer
afrikanischen Savanne. Kunstfelsen im Stil von verwitterten
afrikanischen Felsformationen ergänzen diese Vorstellung
und werden darüber hinaus als Begrenzung genutzt. In die
Kunstfelsen sind großflächige Scheiben eingelassen, die den
Besuchern an verschiedenen Stellen den Blick auf die Anlage
und die Tiere eröffnen. Ein breiter Wassergraben dient sowohl
der Begrenzung als auch der offenen Sicht. Während ein
Beobachtungsturm den Blick eher auf die Weite richtet, bietet
der Spähfelsen, mitten im Gehege liegend, die Möglichkeit
der nahen Tierbeobachtung. Beheizbare Felsplatten vor
den Fenstern dieses Aussichtspunktes sollen die Löwen
vor die Scheiben locken. Der Spähfelsen wird durch einen
unterirdischen Tunnel erreicht, der insbesondere bei Kindern
Neugierde und Spannung erzeugt. Ein eingearbeitetes
Lochblech lässt den Löwengeruch durchdringen.
Das Löwenhaus liegt versteckt hinter der Kunstfelskulisse am
Neben der beschriebenen Löwenanlage befindet sich das
Tigertal. Die neuen Tigergehege sind in die natürlichen
Gegebenheiten des sie umgebenden Waldtales eingepasst
worden und bieten somit den Besuchern, die vom oben
gelegenen Löwengehege kommen, einen umfassenden
Einblick. So kann man manchmal schon von weitem die
beiden männlichen Amurtiger in dem größeren der beiden
Gehege sehen, wenn sie sich im vorderen leicht abschüssigen
Wiesenbereich aufhalten. Die Tigeranlage ist dem
Lebensbereich der Amurtiger naturnah nachempfunden. Ein
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Wassergraben gibt den Tieren die Möglichkeit zum Schwimmen.
Die beiden männlichen Amurtiger sind ein Geschenk unserer
Partnerstadt Schwerin. Bislang lebten im alten Großkatzenhaus
Sumatratiger. Bei der Planung der neuen Anlage entschied
man sich für Amurtiger, da diese mit unseren klimatischen
Bedingungen besser zurecht kommen.
Die Zoobesucher haben die Auswahl zwischen verschiedenen
Beobachtungsplätzen, da die Tigeranlage durch mehrere
Scheiben einzusehen ist. Eingelassen sind diese Scheiben
in Kunstfelsen, die allerdings völlig anders als bei der
Löwenanlage gestaltet sind. Sie sind der Grauwacke,
einem im Bergischen Land vorkommenden Gesteinstyp,
nachempfunden. Der Architekt hat aus diesem Gesteinstyp
eine ganze Felsenlandschaft bauen lassen, so dass der breite
Weg zwischen den beiden Gehegen wie eine Schlucht wirkt.
Auf der anderen Seite dieser Schlucht ist die sogenannte
Mutter-und-Kind-Anlage. Sie wird von der Tigerkatze bewohnt.
Insgesamt pflegt der Zoo Wuppertal jetzt also drei Amurtiger.
Für die Besucher nicht einsehbar ist das Tigerhaus mit den
Nachtquartieren, das am Ende der Schlucht steht und beide
Gehege miteinander verbindet.
Von pädagogischer Seite aus ist die neue Großkatzenanlage
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eine Bereicherung und wir konnten seit der Eröffnung schon
viele Erfahrungen mit Kindern aller Altersklassen sammeln.
Zur Zooschule gehört auch der Elementarbereich, den
wir unter dem Begriff „Hummelschule“ zusammengefasst
haben. Die Hummelschule, das Klassenzimmer für die
jüngsten Schüler, ist in unserem ehemaligen Bienenhaus
untergebracht. In der Hummelschule werden die Kinder
zuerst ihrem Alter entsprechend „unterrichtet“. Hier haben
sie auch Gelegenheit zum Anfassen der verschiedensten
Materialien. An den Gehegen vertiefen sie dann später ihre
erworbenen Kenntnisse.
Um die Tiere auch aus der Entfernung beobachten zu können,
haben wir vom Zooverein Ferngläser bekommen. Es ist für
die Kinder immer ein Aha-Erlebnis, wenn sie beispielsweise
die Löwen ganz nah vor Augen haben. Um den Kindern
Gelegenheit zur ruhigen Beobachtung zu geben, bekommen
sie an den jeweiligen Beobachtungspunkten genug Zeit auf
das Sich-Einlassen auf die Tiere.
An der Tigeranlage ist allerdings manches Mal Geduld gefragt.
Im Winter sind die Tiere nicht so schwer auszumachen, da der
Wald nicht belaubt ist. Im Sommer hingegen haben sie in dem
Waldstück Rückzugsmöglichkeiten und sind manchmal nicht
sofort zu sehen. Bisher hat sich unsere Geduld aber immer
ausgezahlt und dann war es nach gestiegener Spannung
besonders schön, wenn der erste aus der Gruppe einen Tiger
erblickte, der in solch einem Moment besonders eindrucksvoll
wirkt.
Auch die älteren und ältesten Zoobesucher lieben solche
Eindrücke, haben aber das Problem, dass der Weg zu
den neuen Gehegen steil ist. Aus diesem Grund sind die
Zooführungen mit dem Zoomobil, die schon seit dem Frühjahr
2006 angeboten werden, beliebt. Mit diesem Elektroauto
können sieben Zoobesucher nahezu lautlos durch den Zoo
gefahren werden.
Das Zoomobil wird in der Zooschularbeit eingesetzt, um
behinderte Kinder zu den Gehegen zu bringen. Vor allem aber
in der Seniorenarbeit, die seit 2006 einen neuen Schwerpunkt
der zoopädagogischen Arbeit darstellt, leistet es wertvolle
Dienste. Die Anschaffung der beiden Elektrowagen wurde durch
Spendengelder möglich. Die kommentierten Zoorundfahrten
werden von älteren Wuppertalern mit großer Begeisterung
genutzt, denn viele von ihnen haben eine enge Bindung an
„ihren“ Zoo und sind sehr dankbar, ihn auf diese Weise auch
im Alter noch erleben zu können. Das Seniorenprogramm
bietet aber mehr. Dabei reicht die Palette von Kursen, über
Ausflugsangebote zu Fuß und dem Seniorencafé bis hin zu dem
Programmpunkt „Zoo unterwegs“, bei dem ein Bildervortrag
in Senioreneinrichtungen gehalten wird.
Zoopädagogik aktuell
Die Eingewöhnung von
Mensch und Tier in den Neuen
freianlagen
Tatjana Peters
Im alten, seit 1970 bestehenden Raubtierhaus wurden vor
dem Umzug neben Goldkatzen, Nebelpardern, Leoparden
auch insgesamt 4 Löwen und 1 Sumatratiger gehalten.
Der Sumatratiger wurde nicht in die neue Anlage umgesiedelt,
da dort ausschließlich sibirische Tiger gehalten werden sollen.
Er ist in einen schwedischen Zoo vermittelt worden.
Von den Löwen, ein Kater und drei Katzen sind alle in die
neue Löwenanlage umgezogen.
Dazu sind noch drei junge Kater aus dem Allwetterzoo
Münster hinzugekommen.
die neue Anlage.
Die zwei sibirischen Tigerkater, zwei Brüder, wurden von
unserem Tierarzt aus Schwerin mit dem Auto abgeholt,
während die Katze aus Moskau mit dem Flugzeug anreiste.
Alle drei haben den Transport sehr gut überstanden, so dass
wir die zwei Jungs schnell in die neue Außenanlage lassen
Für den Umzug mussten die Löwen in Narkose gelegt und
in Transportkisten gebracht werden. Die Transportkisten
wurden dann per Hand in einen Transporter verladen und zur
neuen Anlage gefahren. In den neuen Stallungen angelangt,
wurde dann ein Gegenmittel zur Narkose gespritzt und nach
ca. 20 min erblickten die Löwen ihr neues Zuhause.
Schon nach einer relativ kurzen Eingewöhnungszeit in den
Innenställen der neuen Löwenanlage konnten wir die Löwen
auch auf die Außenanlage lassen.
konnten.
Im Gegensatz zu den Löwen haben die Tiger einen bewaldeten
Abschnitt auf ihrer Anlage, der zu Beginn auch intensiv genutzt
wurde. Leider konnten die Besucher sie da nur schwer
beobachten. Deshalb war es nötig sich mit den Besuchern
auseinanderzusetzen und ihnen die neue Situation zu erklären,
nämlich dass die Tiere nicht mehr wie im Museum jeder Zeit
zu sehen sind sondern wann und wo sie jetzt zu sehen sind.
Es half auch eine Alternative zu bieten, zum Beispiel konnten
sie sich die Löwen auf der Löwenanlage anschauen.
Insgesamt kommen die Anlagen sehr gut bei den Besuchern
an und sind seit der Eröffnung eine der Hauptattraktionen im
Zoo Wuppertal.
Während der Kater sich bis zum nächsten Tag im hohen Gras
versteckte, erkundeten die drei Katzen sehr selbstbewusst
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Schneeleoparden – Zucht, Haltung und Präsentation im
Zoo Krefeld
Gaby Borg
Schneeleoparden (Uncia uncia) gehören zu den am stärksten
bedrohten Säugetierarten. Die Haltung und Zucht dieser Art
ist seit den 1960er Jahren ein Schwerpunkt des Zoo Krefeld.
Im Rahmen des Vortrags wurde kurz auf die Biologie der
Schneeleoparden eingegangen. Im Anschluss wurden die
Haltung und die Zuchterfolge in Krefeld sowie die Präsentation
der Art in Didaktik und Öffentlichkeitsarbeit erläutert sowie
zwei in-situ-Schutzprojekte vorgestellt.
Schneeleoparden biologisch
Schneeleoparden leben als ortstreue Einzelgänger im
Hochgebirge Zentralasiens. Ein Vorkommen ist aus 12
Ländern bekannt, z.B. Kirgisien, Tibet (hier lebt die größte
Freilandpopulation), China, Mongolei, Russland, Afghanistan,
Indien und Nepal.
Er bewohnt felsige Gebirgshänge bis 6000 m Höhe und ist
damit die einzige an das Leben im Hochgebirge angepasste
Großkatze. Als besondere anatomische und physiologische
Anpassungen an die Kälte zeigt er einen kleinen Kopf mit
kleinen Ohren, große Nebenhöhlen, kurze Gliedmaßen,
dichtes Fell mit Unterwolle, behaarte Pfoten, einen langen,
dicht behaarten Schwanz und eine gute O2-Speicherung im
Blut.
Aufgrund der geringen Dichte ihrer Beutetiere ist auch die
Populationsdichte der Schneeleoparden geringer als die
anderer Großkatzen. Schätzungen zufolge gibt es nur noch
4000 –7000 freilebende Tiere. Bedroht sind sie wie so viele
andere Arten durch Lebensraumverlust und Jagd. Ein Fell
ist ca. 1000 € wert, weitere Körperteile (z.B. Knochen, Nägel,
Zähne) werden zu Medizin und Schmuck verarbeitet.
Bis in die 1970er Jahre war auch die Wildentnahme für Zoos
üblich. 90 % aller Zoowildfänge kamen aus Kirgisien. Im Jahr
2004 gibt das Zuchtbuch ca. 600 Tiere in den Zoos der Welt
(ohne China) an, davon mittlerweile 99 % zoogeboren.
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Haltung und Zucht im Zoo Krefeld
Auch das erste im Zoo Krefeld gehaltene Tier, das Weibchen
Nuschka, war ein Wildfang, das 1962 in Krefeld eintraf und
seit 1966 den Grundstein für die Krefelder Zucht legte.
Die ersten Hochzeitsreisen führten nach Arnheim, seit
den 1970/80er Jahren wurde die Schneeleopardenzucht
in Zuchtgemeinschaft mit zunächst vor allem Helsinki und
Zürich ein Krefelder Schwerpunkt. Mittlerweile wurden 85
Tiere in Krefeld gehalten, davon 70 hier geborene Jungtiere.
Mittlerweile erfolgt die Zucht in 5. Generation. Gut die Hälfte
der Jungtiere erreichte das zuchtfähige Alter. Gab es in den
ersten Jahren noch große Verluste durch Krankheiten wie
Atemwegsinfekte, Parvovirose, Katzenseuche und –schnupfen
macht veterinärmedizinische Prophylaxe wie Impfungen und
Wurmkuren heute einen nahezu 100 %igen Aufzuchterfolg
möglich.
Mussten die Pfleger früher häufig problematische
Handaufzuchten der Jungtiere vornehmen, da die Muttertiere
ihren Nachwuchs vernachlässigten, ist heute eine natürliche
Aufzucht selbstverständlich.
Das aktuelle Krefelder Zuchtpaar Leonardo, geboren 1995 in
Krefeld, und Odette, geboren 1999 in Tallin, harmoniert sogar
so gut, dass der Kater bei der gesamten Aufzucht dabei sein
kann und keine Abtrennung nötig ist.
Das bringt u.a. den Vorteil, dass die Tiere die gesamte
Anlage gleichzeitig nutzen können. Wurde früher meist ein
Tier pro Gehege gehalten (3 Weibchen und 1 Männchen),
stehen nun ständig allen Tieren die 297 m² der 4 miteinander
verbundenen Außengehege zur Verfügung. Zur in mehreren
Abschnitten zwischen 1965 und 1982 erbauten Anlage gehören
auch 4 Abtrenngehege von insgesamt 40 m² sowie Innenboxen.
Ausgestaltet sind alle Außengehege mit natürlichem Boden
(Sand), großen Felsen, Höhlen und Kletterstämmen.
Besonders die höher gelegenen Aussichtspunkte werden
von den Tieren gerne genutzt. Selbstverständlich darf bei
Zoopädagogik aktuell
moderner Haltung auch Enrichment nicht fehlen – z.B.
Ganzkörperfütterung, Duftstoffe und in Bällen verstecktes
Futter. In den nächsten 10 Jahren ist der Bau einer neuen,
Abb. 3 und 4: Schneeleopardennachwuchs (Wurf 2005) in Krefeld. Fotos Gaby Borg.
weitläufigen Anlage geplant.
Abb. 1: Gehegeskizze
Didaktische Präsentation und Öffentlichkeitsarbeit
Vor ca. 15 Jahren entstand unter Mitwirkung der Zoolehrer die
noch heute gültige Gehegebeschilderung mit den Basisdaten
zur jeweiligen Tierart. Mittlerweile wird sie für besonders
„wichtige“ Arten durch großformatige Tafeln mit ins Auge
fallenden Abbildungen und informativen Zusatzinformationen,
vor allem auch zu Bedrohung und Schutz der Arten, ergänzt.
Abb. 5: Alte Basisbeschilderung an den Gehegen. Foto Jan Osterloh.
Abb. 2.: Blick in das Schneeleopardengehege. Foto Jan Osterloh.
Leonardo und Odette ziehen momentan (Frühjahr 2008) ihren
dritten gemeinsamen Wurf, zwei im Mai 2007 geborene Kater
auf. Aufgrund eines sehr milden Winters 2006/07 schienen sie
zunächst nicht in Paarungsstimmung zu kommen, doch einige
frostige Tage brachten dann doch den benötigten Kältereiz.
Zusammen mit ihrem jetzt in Leipzig lebenden Erstling
Onjegin (* 2003) und einem Dreierwurf von 2005 (u.a. lebt
Dinah jetzt in Magdeburg) haben sie schon jetzt kräftig ihren
Teil dazu beigetragen, dass die Krefelder Zucht zusammen
mit Helsinki und Zürich nach wie vor die erfolgreichste ist.
Abb. 6: Neues Großschild im Zoo Krefeld. Foto Jan Osterloh.
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Schutzprojekte
Abschließend möchten wir noch kurz zwei in situSchutzprojekte vorstellen, die auch vom Zoo Krefeld
unterstützt werden.
Natürlich sind unsere Schneeleoparden auch ein beliebter
Anlaufpunkt im Rahmen von Zooführungen. Unter anderem im
Rahmen einer Nachtsafari und bei den Themen Artenschutz,
Weltreise, Olympiade (16 m-Sprünge!), Tierfamilien und
Enrichment darf ein Besuch bei ihnen nicht fehlen.
Die Attraktivität unserer Großfamilie sprach sich auch bei
der Presse herum. Initiiert durch eine freie Journalistin aus
Krefeld, Barbara Siemes, übernahm die WDR 5-Radiosendung
für Jugendliche „Lilipuz“ die Patenschaft für die 2005
geborenen Dinah, Merlin und Tarim. Von der Paarung über
Geburt, Aufwachsen, Krankheiten/Impfungen, Taufe bis hin
zur Abgabe in andere Zoos wurde unsere Schneeleo-Familie
redaktionell begleitet. Eine einstündige Auftaktsendung,
eine Ü-Wagen-Live-Sendung aus dem Zoo zur Taufe und
ca. 5minütige Studiobeiträge alle 3 bis 6 Wochen brachten
unser Trio einer breiten Öffentlichkeit näher. Interviews
mit Pflegern, Tierarzt und Zoodirektor Dr. Wolfgang Dreßen
sorgten für Informationen aus erster Hand.
Ein Namens- und Zeichenwettbewerb aktivierte die
jugendlichen Zuhörer zusätzlich, die zudem weitere
Informationen über Schneeleoparden in Krefeld und der
Natur auf der Internetseite von Radio Lilipuz erhielten.
Ausführliche Berichte, Tagebuch und Webcam sorgten für
Rundumversorgung.
Im Rahmen unseres Vortrags spielten wir Ausschnitte der
Radiosendungen vor, die sich hier leider nicht wiedergeben
lassen...
Die Resonanz auf die Aktion war sehr gut, wie viele Anfragen
und Briefe an den Zoo und den WDR bewiesen. Ob sich
die Aktion auch positiv auf den Besucherzuspruch im Zoo
auswirkte, kann aber nicht signifikant gesagt werden.
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Dem Projekt Snowleopardtrust (www.snowleopard.org)
werden z.B. Einnahmen aus Zooführungen übergeben (ein
Teil der Führungsgebühr von Elefantensonderführungen).
Die Projektarbeit erfolgt in 5 Hauptverbreitungsgebieten in
Zusammenarbeit mit internationalen Schutzorganisationen,
Forschern und Zoos. Eine erste Langzeitstudie an
wildlebenden Schneeleoparden brachte neue Erkenntnisse,
die einen Schutz in Zusammenarbeit mit der einheimischen
Bevölkerung erlauben. Zudem wird in Umweltbildung für
Einheimische investiert.
Ein weiteres Schutzprojekt steht unter der Federführung
des NABU (www.NABU.de). Der Schwerpunkt liegt hier
auf dem Schutz der zweitgrößten Freilandpopulation
in Kirgisien (260 – 700 Tiere). Der NABU initiierte und
betreut seit 1989 das Biosphärenreservat Issyk-Kul, das die
Kernverbreitungszone der Schneeleoparden in Kirgisien
umfasst. In Kooperation mit der kirgisischen Regierung
wurde ein Artenschutzzentrum mit Forschungsstation und
Umweltbildungszentrum errichtet, eine Wildhütereinheit
finanziert, Ökotourismus gefördert und Hilfe bei nachhaltiger
Produktvermarktung (Filz) geleistet. Selten gelingt es,
gewilderte noch lebende Tiere zu beschlagnahmen.
Diese werden im Rehazentrum aufgepäppelt und auf
eine Wiederauswilderung, meist im angeschlossenen
Freilandgehege, vorbereitet. Selten werden verletzte und
in der Natur nicht mehr überlebensfähige Tiere auch zur
Blutauffrischung der Zoopopulation zur Verfügung gestellt.
Ende der 1990er Jahre präsentierte der Zoo Krefeld das
Schutzprojekt im Rahmen der Ausstellung „Natur und Kultur
und Kirgisistan“ in der Zooscheune sowie mit Aktionstagen
(Verkaufsausstellung Filzprodukte) in der Krefelder Innenstadt.
Zoopädagogik aktuell
Evaluation der Informationssysteme im Frankfurter
Katzendschungel
Martina Weiser
2001 wurden im Zuge des Neubaus des Katzendschungels
neue interaktive Informationssysteme entwickelt. Auf
insgesamt 17 Tafeln und interaktiven Elementen unter dem
Motto „Die Katze- ein Leben als Jäger“ können Besucher die
Spezialisierung der Katzen erfahren und werden auch über
Bedrohungsfaktoren, hier speziell Sumatratiger, aufgeklärt.
In Zusammenarbeit mit dem Institut für Didaktik der Biologie
der Johann Wolfgang-Goethe-Universität wurde im Dezember
2004 und Januar 2005 von Frau Kornelia Weber eine quantitative
Evaluation der Besucherinformationssysteme durchgeführt
um zu untersuchen, ob der selbstgestellte Anspruch an die
Informationssysteme in Bezug auf die Besucher auch erreicht
wurde.
Die Untersuchung wurde als schriftliche Befragung
mittels Fragebogen durchgeführt. Die Ratingskala war
vierstufig, damit Befragte nicht auf den neutralen Mittelwert
ausweichen konnten. Die Besucher wurden am Hinterausgang
des Katzendschungels angesprochen und gebeten, den
Fragebogen auszufüllen. Es wurde bewusst auf eine
direkte Interviewsituation verzichtet, damit ein eventueller
Einfluss des Befragers ausgeschaltet werden konnte. Etwa
75% der angesprochenen Personen beteiligten sich an der
Befragung. 201 auswertbare Fragebogen wurden letztendlich
ausgewertet.
Die im Rahmen dieser summativen Evaluation Befragten
gehören in überwiegender Mehrheit einer höheren Bildungsschicht an, sind in einem mittleren Alter und besuchen
den Zoo hauptsächlich um sich zu erholen, um Tiere zu sehen
und einen Ausflug mit ihren Kindern zu machen.
Ausgehend von einem allgemeinen Interesse an Informationen
über die gehaltenen Tierarten und die Individuen gelingt
es dem Informationsangebot im Katzendschungel des
Frankfurter Zoos einem sehr großen Teil der Besucher der
Neugier und dem Informationsbedürfnis gerecht zu werden.
Die Texte und deren Präsentation werden als ansprechend
und verständlich empfunden. Positiv bemerkt wurde, dass
13
auch neue, bisher unbekannte Informationen zu finden sind.
Ein Teil der Besucher fühlt sich angeregt die Katzen aufgrund
der Tafeln genauer zu beobachten.
Besonders auffällig ist der Zusammenhang zwischen
interaktiven Elementen, deren Nutzung und die positive
Beurteilung durch die Besucher.
Denn die Texttafeln, die mit der Nutzungsmöglichkeit eines
interaktiven Elements verbunden sind, werden am häufigsten
gelesen und als am interessantesten eingeschätzt.
Weiterhin ist eine Sensibilisierung für die Thematik des
Natur- u. Artenschutzes zu verzeichnen, ein Teil der Besucher
wäre bereit sich vor Ort aktiv für selbigen einzusetzen.
-----------------------------------------------------------------------Vielleicht nützt folgende Zusammenfassung aus der abschließenden
Literaturangabe für eigene Erstellungen von Fragebögen
(vergl. Bortz & Döring 2003 und Beller 2004).
Wie baue ich den Fragebogen auf ?
Damit Fragebögen in der intendierten Weise von den Besuchern benutzt
werden können
Müssen die Anleitungen für den Gebrauch der Bögen eindeutig und
unmissverständlich sein. Ein Vortest der Fragebögen mit Personen, die
zukünftig befragt werden sollen ist sinnvoll, da die Sprache des Gestalters
nicht zwangsläufig der der Untersuchungsteilnehmer entsprechen muss.
So werden eventuelle Missverständlichkeiten im Vorfeld erkannt.
Sozialstatistische Angaben (Alter, Geschlecht etc.) werden in der Regel
an den Anfang gesetzt, auf eine Blockbildung von inhaltlich homogenen
Fragen sollte verzichtet werden und der Fragebogen sollte zudem mit
einer einfachen Frage schließen.
Wie formuliere ich Fragen ?
Der Kern eines Fragebogens sind die Fragen, auch Items genannt.
Folgende Grundsätze gilt es zu beachten. Die Fragen sollten:
einfach zu verstehen sein- eindeutig sein - nicht suggestiv sein - also
keine Antwort nahe legen bzw. als wahrscheinlicher als eine andere
erscheinen lassen - nicht zu allgemein, also auf einen Sachverhalt
14
gerichtet sein - den Befragten nicht in Verlegenheit bringen keine Negation enthalten, weil die Frage sonst uneindeutig wird.
Es gibt drei übliche Itemvarianten. So unterscheidet man Items mit
offener Beantwortung, halboffener Beantwortung und Antwortvorgaben.
Diese werden auch geschlossene Fragen genannt.
Vor- und Nachteile von Items mit offener Beantwortung:
Bei dieser Itemvariante können Antworten gegeben werden, die nicht im
engeren Sinne richtig oder falsch sein müssen.
Da dem Untersuchungsteilnehmer völlig frei steht, wie er eine solche
Aufgabe löst, ergeben sich bei der Auswertung evtl. Schwierigkeiten.
Praktische Probleme können sich bei der Auswertung auch beim Lesen
der Schrift ergeben, da viele Fragebögen per Hand ausgefüllt werden.
Gleichzeitig lassen sich auf diese Weise aber auch gegebenenfalls
Erkenntnisse gewinnen, die beim Konzipieren des Items nicht für
möglich gehalten wurden. Sie dienen häufig als Materialbasis für spätere
Tests, weil sie aufgrund ihres offenen Charakters oft in beschreibenden
Erkundungsstudien, in denen ein wissenschaftliches Problem erstmals
untersucht wird, eingesetzt werden.
Vor- und Nachteile von Items mit halboffener Beantwortung:
Die Beantwortung der Frage vollzieht auch in diesem Fall der
Untersuchungsteilnehmer, doch kann man mit dieser Variante Wissen
besser prüfen als mit der offenen, weil die Fragen so formuliert werden
sollten, dass nur eine richtige Antwort gegeben werden kann. Dies
lässt eine weitgehend objektive Beurteilung des Tests zu. Trotzdem
sind gewisse Objektivitätseinbußen kaum zu vermeiden, da häufig
kleine Formulierungsnuancen den Tester zweifeln lassen, ob der
Untersuchungsteilnehmer auch wirklich die richtige Antwort meint.
Vor- und Nachteile von geschlossenen Fragen:
Diese Variante hat die höchste Auswertungsobjektivität, weil der
Untersuchungsteilnehmer sich zwischen verschiedenen, vorgegebenen
Antwortmöglichkeiten für die richtige(n) entscheiden muss (Multiple
Choice). Aus diesem Grund, ist sie auch diejenige Variante, die am
schnellsten auszuwerten ist, also die höchste Auswertungsökonomie
besitzen. bei der Bei der Itemformulierung sollte darauf geachtet werden,
dass alle Antwortmöglichkeiten gleich wahrscheinlich erscheinen.
Halboffene und geschlossene Fragen
Halboffene Items vermindern die Auswertungsobjektivität, minimieren
aber die Wahrscheinlichkeit, dass ein Untersuchungsteilnehmer die
richtige Antwort rät, wie es bei einer geschlossenen Frage der Fall sein
könnte.
Bortz, J.; Döring, N.: Forschungsmethoden und Evaluation für Humanund Sozialwissenschaftler. 3. überarb. Auflage. Springer-Verlag. Berlin
u.a. 2003.
Zoopädagogik aktuell
„Katzenspielereien“ – der Zoo
Dortmund als Erlebnisspielraum
Brigitta Gines
Aus dem gesellschaftlichen Leben der Stadt Dortmund ist
der Zoo nicht mehr wegzudenken. Zunächst als bescheidener
städtischer „Tierpark“ im Jahre 1953 gegründet, entwickelte
sich der Zoo Dortmund in den Folgejahren zum Zoologischen
Garten von internationalem Rang. Der Großteil der Besucher
nutzt den Zoo noch immer für den „klassischen“ Spaziergang.
Das bietet sich im „Tierpark“ auch an. Denn gerade der alte
Zooteil integriert die Tiergehege in eine wunderschöne Parklandschaft.
Zur Erkundung des Parks auf eigene Faust lässt der Zoo
seine Besucher nicht im Stich. Kleine (Din A4) und große
Informationstafeln (140 x 80 cm) geben dem interessierten
Gast spannende Informationen über die „Zoobewohner“. Die
Schilder sollen nicht nur biologisches Basiswissen vermitteln,
sondern auch aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse in
allgemein verständlichen, kurzen Texten darstellen. Da
das Beschilderungssystem jedoch schon fast so alt wie der
Zoo selbst ist, wurde im Jahr 2005 mit der Erneuerung der
Gehegebeschilderung begonnen. Dabei legt der Zoo Dortmund
großen Wert auf eine optisch ansprechende Gestaltung der
Schilder. Große Bilder und „spannende“ Überschriften sollen
das Interesse des Besuchers wecken und ihn zum Lesen der
Texte verführen.
Für Schulklassen und besonders interessierte Privatpersonen
bietet der Zoo Dortmund des weiteren alters- und themenbezogene Rallyes an. Das derzeitige System besteht aus einem
Fragenkatalog im „multiple-choice“ System. So haben Kinder
(und Erwachsene) die Möglichkeit, den Zoo ohne Hilfestellung
einer Begleitperson auf eigene Faust zu erkunden. Ein neues
Rallyesystem ist derzeit in Bearbeitung. Es richtet sich gezielt
auf bestimmte, stark umgrenzte Themen (z.B. Katzen). So
soll den Kindern spielerisch weiterführendes Wissen durch
eigenständige Arbeit beigebracht werden. Alle Antworten finden die kleinen Forscher auf ihrer Tour durch den Zoo auf
den Informationstafeln wieder.
Doch auch für Besucher, die den Park nicht alleine erkunden
möchten, gibt es anregende Programme, wie z.B. „tierische“
Kindergeburtstage. Dabei erzählen freiberufliche Zoolotsen
den teilnehmenden Kindern Interessantes und Wissenswertes über die Lieblingstiere des Geburtstagskindes. Wer noch
nie einen echten Giraffenzahn gesehen oder Kamelwolle
gerochen hat, wer nicht weiß, wie die Orang-Utans heißen
oder wie alt der Riesenotternachwuchs ist, für den ist diese
Führung ein absolutes Muss. Im Vorfeld können die Eltern
des Geburtstagskindes gezielt das Thema des Ausflugs – und
somit auch das eventuelle „Highlight“ – auswählen.
Während eines 90 min. Rundgangs besteht die Möglichkeit,
einen Blick hinter die Kulissen des Zoos zu werfen. Bei einem
Raubtiergeburtstag beispielsweise können die Kinder durch
ein engmaschiges Gitter vom Absperrgehege aus mit den
Löwen auf „Tuchfühlung“ gehen. Die ungewohnte Blickweise
ermöglicht eine völlig neue Sicht auf die großen Katzen. Bei
solchen „Highlights“ ist immer ein extra hierfür freigestellter
Tierpfleger anwesend, der gerne Fragen beantwortet und Geschichten über „seine“ Tiere erzählt.
Gut integrieren lassen sich auch die vielfältig vorhandenen
interaktiven Stationen im Zoo Dortmund: Tasten, Fühlen,
Springen und Kriechen erlauben den Kindern kurzzeitig in
die Haut unterschiedlichster Zoobewohner zu schlüpfen.
Schon mal wie ein Brillenbär geklettert? Wie ergeht es einer
15
Schildkröte in ihrem Panzer?
Katzenbegeisterte Geburtstagskinder können zum „Tiger
reiten“ geführt werden. Hierzu dient die Plastiknachbildung
eines lebensgroßen Amurtigers im ehemaligen Tigerkäfig des
Zoo Dortmund. Während die wagemutigen Entdecker auf dem
Rücken der großen Katze „Rasputin“ in neue Gefilde aufbrechen, haben die Eltern ausgiebig Zeit schöne Erinnerungsfotos
der Geburtstagssafari anzufertigen.
Doch nicht nur Abenteurer kommen im alten Tigerkäfig auf ihre
Kosten. Drei Informationstafeln zum Thema „Zootierhaltung
damals und heute“ veranschaulichen die Geschichte der
Zoologischen Gärten von der Menagerie zum modernen Zoo.
In den Oster-, Sommer- und Herbstferien finden spezielle
Kinder-Ferienprogramme statt. Dort können Kinder ab sechs
Jahren mit ständig wechselnden Themen Spannendes über
und mit Tieren entdecken. Wer wollte nicht schon immer
mal Indianer sein? Oder in die Unterwasserwelt von Seelöwe
und Otter „abtauchen“? Auch hier stellen die Zoolotsen in
Eigenregie thematisch gestaltete Wochenprogramme zusammen und betreuen die Kinder während des Programms.
Didaktisch im Vordergrund stehen Gruppendynamik,
Anregung von Selbstbildungsprozessen und – wie immer –
Lernen mit Spaß!
Natürlich macht der Zoo Dortmund auch Schule. Neben zwei
Lehrerinnen begleiten die Zoolotsen außerhalb der Ferien
fast täglich Schulklassen der Sekundarstufe I und II durch
den Zoo. Diese ebenfalls thematisch buchbaren Rundgänge
bestechen durch spielerisches Begreifen und sinnliches
Erleben der mitgeführten Materialien. Von Schlangenhaut
über Straußenei bis hin zum Hirschgeweih wird alles zur
Verfügung gestellt.
Sehr stolz ist der Zoo Dortmund auf eine Kooperation mit der
DSW 21, aus der im Jahr 2005 ein reizvolles Kinderhörspiel
unter der Regie von Bernd Gieseking entstand: die „Yurumi16
Gang“.
„Yurumi“ (Röhrenmund) ist der einheimische Name des
Großen Ameisenbären (Myrmecophaga tridactyla) und
gleichzeitig die Bezeichnung für eine „Dortmunder-Gang“.
Die tierlieben und ameisenbärenbegeisterten Hauptakteure
des Hörspiels suchten sich den ungewöhnlichen Namen
aufgrund ihrer Patenschaft über die Ameisenbärin „Sandra“
aus. Im Verlauf der ebenso dramatischen wie spektakulären
und witzigen Geschichte retten die drei cleveren Detektive ihre entführte Tierfreundin aus dem Privatzoo der
Bösewichte „Mantel“ und „Klunker“. Das Hörspiel wurde
an Dortmunder Schulen in vom Alter her passenden Klassen
verteilt und erfreute sich einer so großen Beliebtheit, dass es
mittlerweile eine Fortsetzung der „Yurumi-Gang“ gibt.
Zoopädagogik aktuell
„Der Löwe tritt auf“
Holger Siegesmund
Kurzfassung
Auf der Suche nach neuen Möglichkeiten für die Gestaltung eines interdisziplinären Unterrichts wurde in Zusammenarbeit
mit Lehrern verschiedener Fachgebiete das Projekt „Die Schule
im Grünen“ an der Zooschule Schwerin entwickelt. Der Vortrag
verweist auf ein fachübergreifendes Beispiel welches auch
für andere Zoologische Gärten modifiziert und von Lehrern
einfach umgesetzt werden kann. In dem Unterrichtsprojekt
„Als Scout im Zoo“ werden in unterschiedlicher Form Module
aus den Bereichen Mathematik, Physik, Informatik, Kunst und
Biologie miteinander verknüpft. Die vorgestellten Fachmodule
lassen sich in unterschiedlichen Relationen miteinander koppeln, wodurch das dargebotene Thema für die verschiedenen
Rahmenpläne existierender Schularten, Altersgruppen und
Unterrichtsfächer adaptiert angeboten werden kann.
„Der Löwe tritt auf“ – ein interdisziplinäres
Unterrichtserlebnis
Einführung
Bildung für unsere Umwelt bedeutet zu allererst Bildung in
unserer Umwelt.
Der Weg durch den Schweriner Zoo ist einfach: „Immer
geradeaus“. Ganz gleich welche der vielen Abzweigungen
ein Besucher wählt, gemäß des Kreisprinzips kann er
sich nach und nach alle Gehege- und Tierarten erschließen. Die vom Besucher eingeschlagene Route mag durch
viele Einflüsse verändert werden, oft sind es jedoch die
Augenblicksentscheidungen der Kinder. Ohne den Blick für
das Ganze begeistern sie schnell erfassbare Einzelheiten
(Bewegungen, Laute, Fütterungen...) und lassen sie ihren
Eltern vorauseilen. Dieser „besondere Kinderblick“ wirft jedoch auch überraschende Fragen auf.
Welchen Gedanken mag das Kind vor dem Tigergehege
wohl nachgehangen haben als es von einer Gruppe junger
Karikaturisten des Schliemann-Gymnasiums SN beobachtet
wurde?
Zeichnung: Schülergruppe Schliemann Gymnasium - Klasse 8 „Ostern im Zoo“
Auf der Suche nach neuen Sichtweisen für die Gestaltung
des angestrebten interdisziplinären Unterrichts in der
Zooschule SN können derartige „Kinderblicke“ inspirierend
wirken. In Analogie zum aufgeführten Zooweg suchen alle
zu integrierenden Unterrichtsfächer (Ma/Ph/Ch/Info/En/
Geo/Ku) auf den Seitenwegen nach ihren Schwerpunkten.
In folge werden rahmenplanbezogene Fachmodule entwickelt und auf Übereinstimmung mit den Umweltbildungs- und
Erziehungszielen der tiergärtnerischen Einrichtung überprüft.
Ziel ist es, alle Module auf einem Hauptweg zu vereinen und
den Schülern somit einen Einblick in die Ganzheitlichkeit von
Lebens- und Schulanforderungen am Beispiel zoospezifischer
Möglichkeiten zu verschaffen.
Der Auflagedruck „p“ im Tierreich
Eine Masse unterliegt auf unserer Erde der auf sie
einwirkenden Erdanziehung „g“. Ableitend ist jede ausgeführte
Taxis das Ergebnis der Überwindung dieser Anziehungskraft
– im Tierreich das Ergebnis des Zusammenspiels zwischen
Exo- oder Endoskelettelementen und Muskelarbeit. Im
Augenblick des Widerauftritts auf die Erdoberfläche übt der
Tierkörper einen Auflagedruck „p“ aus. Ob der Organismus
hierbei einsinkt oder den Boden zwischen zwei Schritten
nur leicht berührt hängt von mehreren Faktoren ab. Neben
17
der Laufgeschwindigkeit und den Bodenverhältnissen üben
vor allem die Größe, Körpermasse und Kontaktfläche des
Tieres mit dem Untergrund entscheidenden Einfluss aus. Ein
einfacher Ziegelsteinversuch verdeutlicht dies den Schülern
eindrucksvoll:
Tierbeobachtungen im Zoo lassen erkennen, dass sich die
Körpermasse vieler Säuger auf vier Berührungspunkte
verteilt. Der Auflagedruck „p“ pro Gliedmaße steht folglich
in direkter Proportionalität zu deren Flächenanteil.
Um die Auflagefläche einzelner Tierarten zu ermitteln
betreten Schülergruppen ausgesuchte Gehege und fertigen
von den dort aufzufindenden Spuren Gipsabdrücke an.
Fotos: Siegesmund
Sollten zeitgleich unterschiedliche Klassen ihren Unterricht in
den Zoo verlegt haben, lassen sich diese Momente hervorragend dazu nutzen Videosequenzen mit besonderem Bezug zwischen Schülererlebnis – Unterrichtsanforderung und Zoo- bzw.
Umweltstrategien zu erarbeiten. Schüler der Sekundarstufe II
müssen den Umgang mit Videoschnittprogrammen erlernen.
Im Computerkabinet unserer Zooschule erhalten sie hierfür eine Einführung und erarbeiten im Anschluss eigene
Kurzfilme zu den unterschiedlichsten Tierarten.
Die jeweilige Auflagefläche der Tiere lässt sich im Annäherungsverfahren durch Übertragen der Gipsspur auf Millimeterpapier ermitteln. Vorgefundene Unterschiede werden an
dieser Stelle für die Einführung/ Wiederholung von Chara18
kteristika im Skelettbau verschiedener Säugerarten genutzt:
3. Ordne die im Zoo beobachteten Tierarten den 3 gezeigten
Fußskeletten zu und erläutere Beziehungen zu den festge-
stellten Fortbewegungsformen und Gehegemerkmalen!
Über die, zum Beispiel aus neuen Medien ermittelten
Körpermassen lässt sich nun der Auflagedruck „p“ berechnen. Die Ergebnisse ermöglichen eine Diskussion über
grundlegende Beziehungen im Tierreich:
- z.B.: ►den Zusammenhang zwischen Körpermasse und
Auflagedruck
►den Zusammenhang zwischen Skelettbau und Auflagedruck
►den Zusammenhang zwischen Skelettbau und
Laufgeschwindigkeit
►den Zusammenhang zwischen Auflagedruck und
vorherrschenden Bodenverhältnissen im Biotop
►den Zusammenhang zwischen artgerechter Hälterung und gehegebaulichen Maßnahmen.
Zoopädagogik aktuell
Im Anschluss vergleichen die Schülergruppen ihre Berechnungsergebnisse miteinander und ziehen Schlussfolgerungen
für die mathematische Unterscheidung der Gängertypen. Um
ihnen effizientere Möglichkeiten der Datenerfassung und –
berechnung zu vermitteln ist im Weiteren die Einbeziehung
digitaler Verfahren möglich. So werden z. B. Flächen des
eigenen Fußabdruckes im PC-Kabinett eingescannt, deren
Größe über Pixelanalyse ermittelt und die Ergebnisse mit
den „Tierwerten“ vergleichend diskutiert.
In Abhängigkeit von der Altersstruktur können die Schülergruppen die hierfür benötigten Programmstrukturen auch
selbst programmieren und für die Datenaufarbeitung verwenden.
Die Einbeziehung des Menschen in die Untersuchungstätigkeit der Schülergruppen erweitert die angestrebte
Kompetenzentwicklung im Hinblick auf Sozial- und Methodenkompetenz. In der Schule im Grünen werden hierfür
Schablonen körpereigener Maße erstellt und mittels spezieller Software ausgewertet. Adaptiv hierzu kann eine
Informatikgruppe bei Bedarf die Programmierung einer pixelgestützten Flächenanalyse erlernen und im Anschluss ihr
neu erworbenes Wissen anhand interessanter Objekte erproben.
Wie an diesem Beispiel ersichtlich, wird die Anwahl der einzelnen Module aus sehr unterschiedlichen Blickwinkeln heraus erfolgen und animiert somit Kollegen der verschiedensten Fachgebiete einen Teil ihres Unterrichts in die tiergärtnerische Einrichtung zu verlegen.
In Erfahrung der letzten Jahre besucht ein Schüler unsere Einrichtung im Verlaufe seiner zehn- bzw. zwölfjährigen
Schulzeit unter Anwahl fachgebundener Module signifikant
häufiger. Sich entwickelnde emotionale Bindungen an „seine
Tiere“ werden in verschiedenen Phasen seiner persönlichen
Entwicklung adaptiert und von uns für die Herausbildung einer Einstellung zum nachhaltigen Umgang mit Biodiversität
besser nutzbar. Zudem erlebt der Schüler die Verwirklichung
angestrebter Inhalte und Ziele von Forschungs- und
Schutzprogrammen durch die kontinuierlichen Besuche über
mehrere Jahre hinweg – die wohl beste Grundlage für viele
von ihnen auch später Unterstützung oder gar aktive Hilfe in
unserer Umwelt für unsere Umwelt zu leisten.
Holger Siegesmund
Schule im Grünen/Zoo Schwerin
19061 Schwerin / Waldschulweg 1
[email protected]
19
Von der Katze zum Wolf
– Integration von Jungwölfen ins
Wolfsrudel des Alpenzoo Innsbruck
Eva Oberauer
Als 1999 die neue Wolfsanlage des Alpenzoo Innsbruck
errichtet wurde, entschloss man sich für den Besatz durch
handaufgezogene Wölfe. Der Grund dafür liegt in der
speziellen Situation und Lage des Zoos. Zwar ist der Alpenzoo
Innsbruck durch seine Lage oberhalb der Hauptstadt von
Tirol kein typischer Stadtzoo, doch mit nur 5 ha weist er
eine geringe Größe auf, ein Umstand, der sich leider auch
in Zukunft nicht ändern wird. Zudem ist die Anlage steil, was
vor allem für bauliche Maßnahmen zum Problem werden
kann. Die Situation des Alpenzoo spiegelt sich natürlich auch
20
im Wolfsgehege wieder: es befindet sich im abschüssigen
Geländeteil des Zoos und ist mit nur 750m² nicht wirklich
groß, doch durch eine reiche Strukturierung und Bepflanzung bietet es den Tieren entsprechende Gelegenheiten
für den Rückzug und dem Besucher bei mehreren Einsichtmöglichkeiten immer wieder ein neues Bild.
Europäische Wölfe gelten als scheue Zootiere. Eine
Handaufzucht verringert diese natürliche Scheu gegenüber
dem Zoobesucher - der Hauptgrund für eine Handaufzucht.
Ein weiterer Vorteil ist die Erleichterung der medizinischen
Zoopädagogik aktuell
Versorgung (Impfungen, Zahnkontrollen, etc.). Vor allem aber
erlaubt die verminderte Scheu dem Besucher, Wolfsverhalten
aus nächster Nähe zu beobachten, wodurch ein besseres
Verständnis für die Tiere erreicht wird – was speziell
für „negativ belegte“ Tierarten wie den Wolf von großer
Bedeutung ist.
1999 erfolgte also die Handaufzucht parallel zur bzw.
kurz nach der Neueröffnung des Geheges statt. Drei
Wolfswelpen, die zwei Männchen Tristan und Jaskov und das
Weibchen Shiva, wurden von einer Biologin und damaligen
Praktikantin im Alpenzoo, Pascale Jüch, aufgezogen. Alle
drei sind Geschwister und stammen aus dem Bayerwald
Tierpark Lohberg. Die ersten Wochen verbrachten sie mit
ihrer Ziehmutter bei Erik Ziemen, bevor sie im Alter von elf
Wochen an einem lauen Sommerabend das Wolfsgehege im
Alpenzoo bezogen. Die Aufzuchtsarbeit von Pascale Jüch
dauerte bis zum Herbst an, wo sie Innsbruck verließ, um einer
anderen Tätigkeit nachzugehen. Bei ihren anschließenden
regelmäßigen Besuchen wurde sie aber als „Ziehmutter“
von ihren „Kindern“ immer wieder freudig begrüßt, was vor
allem bei den Zoobesuchern großen Anklang fand. Außerdem
wurde dieser Kontakt zu den Wölfen für Impfzwecke und
zur allgemeinen medizinischen Untersuchung genutzt.
Tristan setzte sich als Rudelführer durch, verpaarte sich
mit Shiva und sorgte zweimal für Nachwuchs, mit 3 bzw. 6
Jungtieren.
Zu Ostern 2006 starb Shiva an einer bakteriellen Erkrankung
und der Alpenzoo stand vor einem Problem: er hatte ein
„Rudel“ aus zwei erwachsenen männlichen Wölfen, welche
mit 7 Jahren noch relativ jung waren. Eine Zusammenführung
mit erwachsenen Tieren ist in einem solchen Fall kaum
möglich. Doch hatten die beiden Wölfe bereits Erfahrung mit
der Aufzucht von Jungtieren.
Was wäre also, wenn man zu den beiden männlichen Tieren
Jungwölfe gäbe, die von derselben Person aufgezogen wurden?
Die Aufzucht würde dieses Mal im Zoo stattfinden. Damit wäre
ein regelmäßiger Kontakt von Pascale Jüch zu den Altwölfen
während der Aufzucht möglich und somit gewährleistet, dass
ein geruchliches wie akustisches Kennenlernen von Jung und
Alt schon vor der Integration erfolgen könne. Wir entschlossen
uns, diesen Versuch zu wagen.
Die drei Jungwölfe der Handaufzucht 2007 kamen aus dem
Wildpark Schorfheide und setzten sich aus den beiden
Schwestern Rakscha und Rabea und ihrem um 2 Tage jüngeren
Halbbruder Rovan zusammen.
Im Alter von 2 Wochen kamen die Welpen – mit entsprechender
Medienpräsenz - nach Innsbruck und wurden zuerst im
Gästezimmer des Alpenzoo aufgezogen. Mit 5 Wochen
übersiedelten sie in das ausgediente Gämsengehege, wo
sie sich die ersten Tage hauptsächlich im Stallgebäude, das
anfänglich auch Pascale bewohnte, aufhielten. Dazwischen
besuchte die „Wolfsmutter“ immer wieder die beiden
adulten Männchen, die natürlich ein besonderes Interesse
am „Babygeruch“ an Pascales Kleidung zeigten.
Mit der Zeit wagten sich die Jungwölfe mehr und mehr
ins Freie und erregten dabei enormes Interesse bei den
Zoobesuchern. Um dem gerecht zu werden, stand Pascale 2
Mal täglich offiziell für Fragen zur Verfügung, was von den
Besuchern mit Enthusiasmus angenommen wurde.
Am 23. Juli 2007 war es dann soweit: Rovan, Rakscha und
Rabea sollten ihr neues Zuhause und ihre neuen Zieheltern
kennen lernen.
Der erste Kontakt erfolgte durchs Gehegegitter, aber bald gab
es nichts mehr, das die Kleinen von den Großen trennte.
Bereits nach wenigen Minuten wurden die Neuankömmlinge
vom Rudelführer Tristan in ihre neue Welt eingeführt. Die
Kleinen schienen dabei zu wissen, wie sie sich wolfstypisch
21
gegenüber dem Alpha-Männchen zu verhalten haben, und
zeigten angemessenes Demutsverhalten bzw. wurden von
Tristan durch Drohgebärden oder Scheinbisse entsprechend
belehrt. Missverständnisse traten keine auf – und somit gab
es ein neues, friedliches Wolfsrudel im Alpenzoo Innsbruck.
Pascale besuchte weiterhin die Wolfsfamilie, hielt sich
jedoch dabei immer etwas im Hintergrund, um Tristans
Rolle als Familienoberhaupt nicht in Frage zu stellen.
Ihre Besuche bei den Wölfen wurden sowohl von den
Besuchern als auch von den Medien - und somit von der
lokalen Bevölkerung - mit größter Aufmerksamkeit verfolgt.
Selbst „Familientreffen“, welche nach mehreren Wochen
oder gar Monaten erfolgten, wurden mit regem Interesse von
der breiten Öffentlichkeit wahrgenommen.
Mittlerweile ist Pascale selbst Mutter und kommt nur noch
selten nach Innsbruck, um die Entwicklung des Rudels zu
verfolgen. Innerhalb der Jungwölfe zeichnet sich bereits eine
Rangfolge ab, welche während der Paarungszeit im Frühjahr
2009 an Bedeutung gewinnen wird. Im Augenblick sieht es
so aus, als hätte Rabea das Rennen um das Alpha-Weibchen
gemacht. Was vermuten lässt, dass Tristan sich mit ihr
verpaaren wird, und sie beide als Alpha-Tiere das Rudel im
Alpenzoo anführen werden. Man wird sehen…
22
Zoopädagogik aktuell
Stressfreier Einsatz von Raubwanzen zur Blutgewinnung
bei Zootieren
Andre Stadler
Der Einsatz der südamerikanischen Raubwanze Dipetalogaster maxima in Zoologischen Gärten
An in Zoologischen Gärten gehaltenen Wildtieren kann
in den meisten Fällen nicht ohne eine Be­täubung oder
Fixierung des Tieres eine Blutprobe gewonnen werden.
Dieses wiederum bedeutet einen hohen Stressfaktor und ein
Narkoserisiko für die zu untersuchenden Tiere. Der Einsatz
von Raubwanzen zur Gewinnung von Blutproben stellt eine
einfache Methode dar und ist für Mensch und Tier gefahrlos
und stressfrei. Dies belegen verschiedene Untersuchun­gen
(u.a. VOIGT et al. 2004).
Während bisher die Blutentnahme über Raubwanzen v.a. zum
Nachweis von Parasiten bzw. zur Bestimmung von Hormontitern
eingesetzt wurde, sollen unsere Untersuchungen überprü­fen,
ob sich die Raubwanzen der Familie Reduviidae ebenfalls
gut zur Bestimmung klinisch relevanter Blut-Parameter bei
Zootieren eignen (STADLER et al., 2007).
Bei der Insekten-Familie Reduviidae, zu der Dipetalogaster
maxima gehört, ernähren sich bei den mehr als 130 Arten
der Unterfamilie Triatominae alle postembryonalen Stadien
aus­schließlich von Blut (LENT & WYGODZINSKY 1979,
SCHOFIELD 1994). Diese größten blutsaugenden Insekten
23
besitzen Speichelkomponenten, die eine Reizleitung
unterbinden, so dass der Anstich und die bis zu 20 Minuten
andauernde Aufnahme von bis zu 3,8 ml Blut vom Wirt
nicht wahrgenommen werden (SCHAUB & POSPISCHIL
1995, DAN et al. 1999). Triatominen nehmen das 6-12fache
ihres Kör­pergewichtes an Blut auf, das zunächst in den
großen erweiterbaren Abschnitt des Mitteldarmes, den
Magen gelangt, durch die rasche Ent­nahme der wässrigen
Blutbestandteile aufkonzentriert wird und – abgesehen von
einer Lyse der Blutzellen ca. 3-4 Tage nach Beendigung der
Blutaufnahme – unverändert gelagert wird (BAUER 1981,
SCHAUB 2001).
Triatominen kommen fast nur in Lateinamerika vor, vom Süden
der USA bis nach Argentinien, und können dort den Erreger
der Chagas Krankheit übertragen, den Einzeller Trypanosoma
cruzi (SCHAUB 1996). Die im Rahmen der vorliegenden Arbeit
eingesetzte Art Dipetalogaster maxima findet sich nur in der
Nebelwüste auf der Baja California Sur in Mexiko und ist mit
33-42 mm die größte bekannte Triatominen-Art (RYCKMAN
& RYCKMAN 1963, LENT & WYGODZINSKY 1979). Wegen
der lebensfeindlichen klimati­schen Bedingungen sind diese
Raubwanzen sehr aggressiv und stechen die Wirte rasch
an. Sie saugen an allen warmblütigen Vertebraten, Reptilien
und kleinen terrestrischen oder baum­lebenden Säugetieren
sowie Vögeln und sind im Gegensatz zu den meisten nur
nachtaktiven Triatominen auch tagaktiv (RYCKMAN &
RYCKMAN 1963, LENT & WYGODZINSKY 1979).
Auf Grund dieser Eigenschaften werden sie auch für die
Xenodiagnose empfohlen (MARSDEN et al. 1979). Neben
der Xenodiagnose werden Triatominen aus Laborzuchten
in den letzten Jahren zunehmend als „lebende Spritze“
zur Blutgewinnung von kleinen Vertebraten eingesetzt,
bei denen die Entnahme mit einer Kanüle risikoreich ist
(VOIGT et al. 2004, 2006, BECKER et al. 2005, THOMSEN &
VOIGT, 2006). Diese Methodik war bisher an Fleder­mäusen
(Microchiroptera), Flussseeschwalben (Sterna hirundo),
Primaten und Kaninchen (Oryctolagus cuniculus) u.a. zur
Untersuchungen zum Energieaufwand der nektarsaugenden
Fledermäusen bzw. zur Hormon­analytik bei Kaninchen
erfolgreich eingesetzt worden.
In unseren Untersuchungen wurde der Einsatz der
Raubwanzen im Zoo mit speziellem Augenmerk auf die
veterinärmedizinische Diagnostik und ihrem Einsatz im
Zooalltag weiter überprüft. Hierzu wurden zunächst bis
zu 23 wichtige Blutparameter aus venös gewonnenem Blut
mit den Werten von Blut, das gleichzeitig vom selben Tier
über die Raubwanzen ent­nommen worden war, ver­glichen.
Über die Raubwanzen wurde im Rahmen dieser Arbeit in
24
verschiedenen Zoologischen Gärten das Blut von insgesamt
39 Wirbeltierarten entnommen.
Hierzu wurden die Raubwanzen in drei verschiedenen Weisen
an die zu untersuchenden Tiere ge­bracht. Die erste Variante
war entsprechend der generellen Praxis bei Xenodiagnosen
das Anhalten eines Gefäßes, bei dem die Öffnung mit Gaze
verschlossen war, durch die hindurch die Raub­wanzen das
zu beprobende Tier anstechen konnten. Dies wurde im Zoo
bereits er­folgreich vom Institut für Zoo- und Wildtierforschung
(IZW, Berlin) bei Primaten eingesetzt (HOFFMANN et al.
2005), wobei die im Rahmen der vorliegenden Untersuchungen
einge­setzten durchsichtigen Plas­tikbecher keine Vorrichtung
zum Fixieren der Raubwanzen ent­hielten, sondern – wie bei
der Xeno­diagnose – nur kleine Pappkartons, an denen sich
die Tiere frei bewegen konnten, um den Wirt in Verlängerung
ihrer Körperachse anstechen zu können, was meistens eine
rascheres Anstechen be­wirkt als die Verwendung eines
Gefäßes ohne Kar­ton (SCHAUB 1990). Vor dem Ansetzen der
Glä­ser wurde mehrmals kräftig in die Gläser geatmet, um die
Saugbereitschaft der Wanzen zu erhöhen.
Bei der zweiten Variante wurde die Raubwanze direkt auf
das Untersuchungsobjekt gebracht. Teil­weise wurden die
Raubwanzen hierbei, zum erleichterten Wiederfinden, mit
weißen Bind­fäden markiert. Diese wurden entweder mit
Sekundenkleber am Thorax der Raubwanze be­festigt oder
um selbigen geknotet. Diese Methode wurde u.a. an Okapis
und Tapiren einge­setzt.
Eine dritte Variation der Positionierung der Raubwanzen
ist bei Tieren zu präferieren, die be­stimmte Positionen in
Ruhezonen einnehmen. Bei ihnen kann unter die Ruhezone
eine Schublade mit den Gefäßen der Raubwanzen eingebracht
werden. Diese Methode wurde problemlos in den Schlafboxen
der Erdmännchen (Suricata suricatta) (STADLER 2005) und
bei Sandkatzen (Felis margarita) eingesetzt. Die Schublade
wies einen modifizierten Boden auf, der an sechs verschie­
denen Stellen mit einer Metallgaze verschlossene Öffnungen
auf­wies. Darunter befanden sich die Plastikgefäße mit
den Raubwanzen. Durch die Gaze konnten die Larven an
den ruhenden Erdmänn­chen Blut saugen, ohne dass die
Erdmännchen durch die Raubwanzen gestört wurden bzw.
ohne dass die Wanzen von den Erdmännchen aufgefressen
werden konnten.
Die Blutprobenentnahme mit Hilfe von Dipetalogaster maxima
beschränkte sich in der Regel auf ca. 10 Minuten. Dadurch
scheint die Methode besonders für Tiere ideal zu sein, bei
denen eine Blutprobengewinnung nicht ohne Fixieren oder
Anästhesieren möglich ist. Gerade selten in Zoo­logischen
Gärten gehaltene Arten könnten hiervon profitieren, z.B.
Zoopädagogik aktuell
Okapis.
Die im Rahmen dieser Untersuchungen erzielten Ergebnisse
zeigen, dass sich Blutproben, welche mit Raubwanzen
gewonnen wurden, zur Bestimmung der klinisch relevanten
Para­meter via photo- und potentiometrischer Methoden
eignen. Bisher liefert die Blutentnahme über die Wanze sehr
viele Vorteile, so dass sie in größeren Stil im Zoologischen
Garten ein­gesetzt werden sollte.
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25
Was zum Teufel sind bloss EEP,
ESB und EKG ?
Dr. Leopold-Slotta-Bachmayr
Die vielen Abkürzungen machen es nicht nur in der Zoowelt
schwer, sich zurecht zu finden. Im Hinblick auf internationale
Zuchtkooperationen, eines der wichtigsten Werkzeuge eines
Zoos, sollten aber auch die Zoopädagogen die wichtigsten
Fachbegriffe kennen.
Innerhalb der EAZA (European Assoziation of Zoos and Aquaria) existieren sowohl EEP (Europäisches Erhaltungszuchtprogramm oder European Endangered Species Programme)
als auch ESB (Europäische Zuchtbuch oder European Studbook). Koordinierte Zuchtprojekte gibt es allerdings nicht nur
in europäischen Zoos sondern auf der ganzen Welt:
• EEP – Europäisches Erhaltungszuchtprogramm
• SSP – Species Survival Program
• JMSP – Joint Management Species Program
• APP – African Propagation Program
• AMAZOO – Erhaltungszuchtprogramm
mittelamerikanischer Zoos
• ASMP – Australian Species Management Program
• SSCJ- Komitee für Artenschutz in Japan
• CACG – chinesisches Erhaltungszuchtprogramm
• SZB – brasilianisches Erhaltungszuchtprogramm
• IESBP – Indian Endangered Species Breeding
Program
• SEAZA - südostasiatisches Erhaltungszuchtprogramm
Die Aktivitäten zur Erhaltung gefährdeter Arten innerhalb der
EAZA werden von den sogenannten TAGs (Taxon Advisory
Group) koordiniert.
Abbildung 1: Die verschiedenen TAGs innerhalb der EAZA, aufgeteilt nach
Wirbeltiergruppen und wirbellosen Tieren.
26
Eine TAG setzt sich aus mehreren Experten, meist Kuratoren,
zusammen, die die Grundlagen für den Schutz einer ganzen
Artengruppe erarbeiten.
In der EAZA existieren derzeit 40 TAGs, die sich in erster Linie mit Vögeln und Säugetieren beschäftigen.
Eine TAG zeichnet somit für mehrere Arten verantwortlich,
die in unterschiedlichen Programmen organisiert sind.
Am Beispiel der Felid-TAG ist ersichtlich, dass sich dieses
Expertengremium um insgesamt 17 Arten und zusätzlich
7 Unterarten kümmert, für die je nach Gefährdungsstatus
entweder ein EEP oder ein ESP eingerichtet wurde.
Tabelle 1: Arten, die in der Felid-TAG betreut werden
In den Verantwortungsbereich einer TAG fällt der Regional
Collection Plan (RCP). Damit soll gewährleistet werden, dass
sich die Zoos im Hinblick auf die gepflegten bzw. präsentierten
Arten koordinieren. Es gibt dabei einige Rahmenbedingungen
die eine TAG beachten muss:
• Die Population in menschlicher Obhut einer Art
muss so groß sein, dass sie sich selbst erhält.
• Die Größe der Population in menschlicher Obhut
richtet sich nach dem vorhandenen Platz in
den beteiligten Zoos bzw. notfalls müssen auch
zusätzliche Plätze geschaffen werden, um die
Überlebensfähigkeit der Population zu garantieren.
• Der Gefährdungsstatus der Tierart im Freiland spielt
eine Rolle.
• Der pädagogische Wert einer Art wird berücksichtigt.
Zoopädagogik aktuell
• Wie schwierig bzw. wie anspruchsvoll ist es, eine
Art zu pflegen? Dazu werden Haltungsrichtlinien
(Husbandry Guidelines) erarbeitet.
• Wie sieht es mit der Haltung der Art in anderen
Regionen aus, die eigene Zuchtprogramme betreiben?
Zur Beurteilung des Gefährdungsstatus greifen die TAGs auf
die Daten der IUCN (International Union for Conservation of
Nature) zurück. Die IUCN führt eine weltweite Rote Liste, aus
der der Gefährdungsstatus einzelner Arten abgerufen werden kann. Sie liefert aber auch detaillierte Daten z.B. über die
Verteilung gefährdeter Arten in verschiedenen Ländern und
erarbeitet zum Schutz von Tier- und Pflanzenarten Actionplans,
in denen sowohl der Status einer Art oder Artengruppe,
deren Biologie und notwendige Schutzmaßnahmen beschrieben werden. Zusätzlich stellt die IUCN verschiedene
Artenschutzwerkzeuge, wie
Ein EEP wird von einem Zuchtbuchkoordinator geführt, der
einerseits die Daten der enthaltenen Tiere sammelt und
andererseits für ein entsprechendes Populationsmanagement
sorgt. Zur Erfassung der Einzelindividuen gibt es ein
gemeinsames Computerprogramm ARKS (Animal Records
Keeping System). Mit Hilfe von ARKS kann die Geschichte
eines Individuums von der Geburt bis zum Tod nachvollzogen
werden bzw. lassen sich dadurch auch die verwandtschaftlichen
Beziehungen der Individuen untereinander nachvollziehen
bzw. bestimmen.
Abbildung 3: ARKS-Report eines Springtamarins (Callimico goeldii). Das Tier wurde
in Chicago geboren und gelangt über Köln nach Wels, wo es im Alter von fast 13 Jahren
verstarb.
• Richtlinien für die Ausbürgerung von Arten
• Leitfaden zur Evaluierung der Risiken beim
Aussetzen einer Art
• Computerprogramm zur Simulation von Populationsentwicklungen
• oder ein Manual zur Gestaltung der Öffentlichkeitsarbeit bei Schutzprojekten zur Verfügung.
Zum Schutz einer gefährdeten Art gibt es innerhalb der
Europäischen Zoos das EEP. Insgesamt existieren derzeit 172
EEPs, davon betroffen sind in erster Linie Säugetiere.
Welches Populationsmanagement letztendlich notwendig ist,
hängt von den einzelnen Arten ab. So war es bei Nashörner
z.B. nötig die Zuchterfolge zu verbessern. Dazu wurde innerhalb des EEPs ein reproduktives Monitoring durchgeführt
um festzustellen, welche Individuen sich überhaupt noch
fortpflanzen können. Dann wurden die fortpflanzungsfähigen
Individuen zur Stimulation der Zucht ausgetauscht und es
wurden Techniken zur künstlichen Besamung entwickelt.
Bei anderen Arten, wie z.B. dem Przewalski-Pferd, war es
nötig, die genetische Vielfalt zu erhöhen. Das geschah,
indem man möglichst entfernt verwandte Tiere miteinander
verpaarte. Beim Przewalski-Pferd ist es dadurch gelungen,
mit Einführung des Zuchtbuchs den Inzuchtkoeffizienten
innerhalb der Gefangenschaftspopulation deutlich zu
verringern.
Abbildung 2: Der verschiedenen EEPs innerhalb der EAZA, aufgeteilt nach den
Wirbeltiergruppen und wirbellosen Tieren.
Abbildung 4: Auswirkung von Zuchtbüchern im Tiermanagement.
27
Ist eine Art nicht so extrem gefährdet, dann reicht es oft,
zumindest den Überblick über den Bestand in Gefangenschaft
zu bewahren. Dazu wird ein Europäisches Zuchtbuch (ESB)
eingerichtet. Beim ESB sammelt der Zuchtbuchführer die
Daten und macht sie im Zuchtbuch verfügbar. In der EAZA
existieren derzeit 165 ESBs. Den Schwerpunkt bilden Vögel
und Säugetiere gleichermaßen.
Abbildung 5: Der verschiedenen ESBs innerhalb der EAZA, aufgeteilt nach den
Wirbeltiergruppen und wirbellosen Tieren.
Während es in früheren Jahren im Rahmen der Zuchtprogramme
in erster Linie um die Erhaltung und Nachzucht gefährdeter
Arten gegangen ist, bekommen nun auch Information und
Bildung einen immer größeren Stellenwert. Im Rahmen der
amerikanischen Zuchtprogramme gibt es eine sogenannte
Education Liaison, bei der Zoopädagogen Erfahrungen,
Materialien zur Bewusstseinsbildung bzw. auch für in-situ
Projekte einbringen.
28
Beispiele dafür wären die Erarbeitung der „Bunny Basics“
– Basisinformation zur Gruppe der Hasen, die Beträge
zu den grundsätzlichen Zielen und Inhalten der Elefanten
TAG oder die Erarbeitung von Programmen zum Schutz
des Baumkängurus. Auch innerhalb der EAZA wäre es
wünschenswert, wenn mehr und mehr Zoopädagogen in
einzelnen TAGs oder EEPs Einzug halten.
Zoopädagogik aktuell
Hund, Katze, Maus –
(un)-bekannte fossile Vorfahren heutiger
Zootiere aus dem Weltnaturerbe Messel
Dr. Renate Rabenstein
Mit den Säugetierfossilien aus dem Weltnaturerbe Grube Messel wurde auf der zoopädagogischen
Verbandstagung 2008 (Wuppertal) auf Einladung
von Martina Schürer erstmals ein paläontologisches Thema vorgestellt. Zusammen mit der Messelausstellung im Senckenbergmuseum, die die
Fossilien nach Lebensräumen präsentiert, und
dem Frankfurter Zoo bildet die nur 20 km südlich
von Frankfurt gelegene Fundstätte eine sehr gute
thematische und räumliche Kombination ausserschulischer Lernorte. Die Messeler Fossilien eignen
sich durch ihr mit 47 Mio. Jahren relativ junges Alter, ihre Ähnlichkeit mit rezenten Lebewesen und
ihre hervorragende Erhaltung ausgezeichnet für
pädagogisches Arbeiten mit Schülern wie Erwachsenen (Rabenstein 2006, 2007). Wirbeltiere aus
dem Welterbe sind häufig als vollständige und zudem artikulierte Skelette überliefert. In Verbindung
mit Weichteilkonturen („Hautschatten“ = durch
fossilisierte Bakterien nachgezeichnete Federn,
Haare und Haut, z.B. Flughaut der Fledermäuse)
und Mageninhalt erlauben sie detaillierte paläoökologische Aussagen (Übersicht s. Koenigswald
& Storch 1998, Vernissage 2005). Die berühmten
Messeler Säugetiere dokumentieren die weltweit
erste Radiation dieser Gruppe nach dem Aussterben der Dinosaurier und sind mit bisher 45 Arten
aus den Lebensräumen Land, Wasser und Luft beschrieben (Morlo et al. 2004). Für einen fossilen
Lebensraum ist dies eine hohe Anzahl. Trotzdem
ist ein Fossilrekord naturgemäss immer lückenhaft,
so dass z.B. bis heute keine katzenartigen Raubtiere, wohl aber andere Messeler Carnivoren bekannt
sind (s.u.). Der Titel trägt daher der Tatsache Rechnung, dass die Grube Messel aufgrund ihrer Säu-
getierfossilien im Dezember 1995 zum ersten und
bis heute einzigen Weltnaturerbe Deutschlands ernannt wurde und berücksichtigt zugleich, dass die
Mehrzahl der Zoobesucher vor allem an Säugetieren interessiert sind.
Weit über 30.000 Fossilien von Pflanzen, wirbellosen Tieren und Wirbeltieren wurden bisher in Messel geborgen, präpariert und katalogisiert. Überliefert wurden sie in einem weichen,
mit dem Messer schneidbaren Gestein, dem
sog. „Ölschiefer“ (geologisch: Schwarzpelit).
Beschrieben sind 74 Pflanzenfamilien (Wilde
2004), 20 Ordnungen von Wirbellosen (Wedmann
2005) und 132 Wirbeltierarten (Morlo et al. 2004).
Alle Klassen der Wirbeltiere sind vertreten: Fische
(8 Arten), Amphibien (5), Reptilien (31), Vögel (43)
und Säugetiere (45). Aus den Fossilien und den
geologischen Befunden (Felder und Harms 2004)
wird ein kleiner, tiefer See inmitten eines tropenähnlichen Urwaldes rekonstruiert. Morphologisch
und klimatisch vergleichbare und vor allem anthropogen unberührte Lebensräume gibt es heute nur noch auf der indonesischen Insel Sumatra
(Rabenstein et al. 2004). Vor 47 Mio. Jahren (frühes
Tertiär, genauer Eozän: Zeitalter der Morgenröte
nach der griechischen Göttin Eos) lebten im damals tropisch-warmen Deutschland bekannte und
unbekannte Vorfahren heutiger Zootiere.
Von den 12 Ordnungen Messeler Säugetiere
(Morlo et al. 2004) bestehen die meisten bis heute, rein fossil sind die Creodonta (Scheinraubtiere;
s.u.). Unter den 25 nachgewiesenen Messeler
Säugetierfamilien haben sieben auch rezente
29
Vertreter, 18 sind lediglich fossil bekannt. Die
nachfolgend vorgestellte Auswahl von 12 der 45
Messeler Säugetierarten und ihre Gliederung in
fünf Kategorien basiert auf eigenen langjährigen zoo- und museumspädagogischen Arbeiten
(Führungen, Lehrerfortbildungen etc.).
1. „Vertraute Exoten“: Die habituelle Zuordnung
zwischen den vollständig überlieferten Skeletten
der Fossilien bzw. der 3D-Rekonstruktion und heutigen Lebewesen gelingt paläontologischen Laien
problemlos.
- Eomanis waldi (Schuppentier, Manidae): GL (=
Gesamtlänge) ca. 50 cm, alle Schlüsselmerkmale
heutiger Schuppentiere: zahnloser Unterkiefer aus
dünnen Knochenspangen, Vorderextremitäten
kräftige
Grabhacken,
dachziegelartige
Hornschuppen; älteste und vollständigste fossile
Schuppentiere; rezente Verbreitung: tropisches
Afrika und Südostasien; äusserst selten in Zoos
(Nahrungsspezialist), nicht in Frankfurt.
- Eurotamandua
joresi
(Ameisenbär,
Myrmecophagidae): GL ca. 90 cm, Unikat in
hervorragender Erhaltung, einziger, ältester
und vollständigster Fossilnachweis ausserhalb
von Südamerika; zahnloser, spangenförmiger Unterkiefer, röhrenförmiger Schädel, kräftige Vorderextremitäten mit ausgeprägtem
Mittelfinger; rezent nur in der Neotropis; häufig
in Zoos, auch in Frankfurt.
- Europolemur kelleri („Messeler Halbaffe“
†, Notharctidae): katzengroßer Halbaffe,
Fragmente von vier Individuen, darunter zwei
Männchen (Farbabbildungen s. Rabenstein &
Habersetzer 2007; PDF per Internet); nächste
Verwandte: Lemuridae aus Madagaskar, häufig
in Zoos, auch in Frankfurt.
2. Säugetiere ohne direkte Nachfahren:
Vermutungen zur Lebensweise der komplett,
teilweise sogar mit Fellumriss („Hautschatten“)
überlieferten Fossilien erfolgen vor allem über
die Körperform. Aufgrund ihrer hervorragenden Erhaltung sind diese Messeler Fossilien bereits für die Primar- und Eingangsstufe geeignet
(Rabenstein 2007; PDF per Internet, dort alle
Fossilen in Farbabbildungen).
30
- Buxolestes piscator („Messelotter“, Pantolestidae
†): GL ca. 80 cm, Knochenfortsätze am Schädel
und an der Schwanzwurzel sprechen für eine
für schwimmende Säugetiere charakteristische
starke Nacken- und Schwanzmuskulatur, bisher
keine Überlieferung von Schwimmhäuten zwischen Fingern und Zehen, Mageninhalt: u.a.
Fischreste; Otterarten häufig in Zoos, auch in
Frankfurt.
- Kopidodon macrognathus („Urhuftier“, Paroxyglenidae †): GL ca. 120 cm, baumlebendes
Säugetier mit speziellen Kletteranpassungen:
Sichelkrallen,
große
Beweglichkeit
der
Extremitäten in Schulter- und Hüftgelenk,
Drehbarkeit von Unterarm und Unterschenkel;
nach dem buschigen Schwanz von Laien oft als
„Rieseneichhörnchen“ bezeichnet; baumlebende, kleinere Hörnchen häufig in Zoos, auch in
Frankfurt.
- Pholidocercus hassiacus („Hessischer Schuppenschwanz“, Amphilemuridae †): GL ca. 40 cm,
entfernter bodenlebender Verwandter der Igel
mit rezent unbekannten Schutzanpassungen:
namensgebende Röhre aus kleinen, überlapAbb. 1:
Vollständig überliefertes
Skelett mit Mageninhalt
(bei der Präparation für
die wissenschaftliche
Untersuchung entnommen) von Leptictidium
nasutum (Holotypus).
Kombiniert nach verschiedenen Publikationen.
Fundstück: SMF-ME 1143.
Foto: S. Tränkner,
Zeichnung: A. Helfricht,
© Senckenberg,
Messelforschung.
Zoopädagogik aktuell
penden Knochenplättchen um den Schwanz,
Rückenfell aus steifen Borsten, Hornplatte oder
ledrige Stirnschwiele; Igel: allgemein bekanntes
Säugetier.
3. Säugetiere mit rezenten Pendants:
Anatomisch-morphologische Vergleiche zwischen
fossilen und rezenten Säugetieren mit vergleichbarer Lebensweise erlauben wissenschaftliche
Rückschlüsse zu Aussehen, Ernährung und sogar
zur Echoortung der Messeler Fledermäuse, die
auch Laien nachvollziehen können.
- Leptictidium nasutum (kein Trivialname,
Pseudorhyncocyonidae †; Abb. 1): GL ca. 75
cm, sehr kurze Vorder-, aber lange, kräftige
Hinterbeine, extrem langer Schwanz (45 cm);
funktionsmorphologische Interpretation als
wendiger zweibeiniger Läufer (keine rezenten
Säugetiere) oder Hüpfer (Wüstenspringmäuse,
Känguruhs); afrikanische Rüsselhündchen
(Rhynchocyon spp.) dienten als Vorlage für die
Gesamtrekonstruktion und Animation („Die
Erben der Saurier“, BBC 2002); selten in Zoos,
Rhynchocyon chrysopygus ehemals in Frankfurt
(Zool. Garten Frankfurt 1993).
- Heterohyus nanus ( „Messeler Langfinger“,
Apatemyidae †): GL ca. 31 cm, Anpassungen
an die Erbeutung von holzlebenden Insekten:
2. und 3. Finger stark verlängert, charakteristisches Gebiss mit großen Schneidezähnen; rezent: Daubentonia madagascariensis (Aye Aye,
Fingertier; Halbaffe aus Madagaskar): 3. und
4. Finger stark verlängert, reduziertes Gebiss
mit großen Schneidezähnen, ebenso rezent:
Dactylopsila trivirgata (Beuteltier aus Papua
Neuguinea): 4. Finger stark verlängert, vergrößerte Schneidezähne; sehr selten in Zoos, D.
madagascariensis aber in Frankfurt.
- Palaeochiropteryx tupaiodon („Kleine Messeler
Fledermaus“, Palaeochiropterygidae †): GL ca.
8 cm, Spannweite: 25-30 cm, kleinste Messeler
Fledermaus, Flughaut und Ohrmuscheln
als Hautschatten überliefert, aufgrund erhaltener Mageninhalte insectivor, Nachweis
der Echoortung durch mikro-radiologische
Untersuchungen der Gehörschnecke (Cochlea);
vergleichbare Echoortung rezent: südamerikanische, vorwiegend frugivore (!) Carollia pers-
picillata (Brillenblattnase; Farbabbildungen und
Literatur s. Rabenstein & Habersetzer 2007; PDF
per Internet); häufig in Zoos, auch in Frankfurt.
4. Säugetiere der Ordnung Rodentia: Unter den
Nagetieren gab es vor 47 Mio. Jahren und gibt es
auch rezent Tiere ganz unterschiedlicher Körpergröße. Die Zuordnung erfolgt anhand der charakteristischen wurzellosen Nagezähne (besonders
gut sichtbar im Röntgenbild).
- Masillamys beegeri („Messelmaus“, Ischyromyridae †): GL ca. 40 cm, davon 20 cm Schwanz,
kurze Extremitäten deuten auf Bodenleben;
vergleichbar große bodenlebende Nager häufig in Zoos, auch in Frankfurt.
- Ailuravus macrurus („Riesenmaus“, Alagomyidae †): GL ca. 100 cm, davon 60 cm Schwanz,
am Ende buschig behaart; baumlebend aufgrund von Kletterkrallen und Mageninhalt
(Blätter von Bäumen), Schwanz dient als
Steuerorgan bei Sprüngen im Geäst; rezent:
indomalaiische Riesenhörnchen (Ratufa spp.),
selten in Zoos.
Abb. 2:
Jungtier von Lesmesodon behnkeae (Holotypus) als vollständiges Skelett
mit Hautschatten, Umzeichnung des komplett überlieferten Skeletts
und wissenschaftliche Rekonstruktion, wobei selbst das Fellmuster auf
Rezentuntersuchungen basiert. Kombiniert aus Morlo & Habersetzer (1999).
Fundstück: HLMD Me 15566. Foto: S. Tränkner, Skelettzeichnung: M. Morlo,
Zeichnung: G. Eder, © Senckenberg, Messelforschung
31
5. Säugetiere der Ordnung Creodonta †
(Scheinraubtiere): In Messel belegt sind bisher je
zwei Arten der Ordnungen Carnivora (Raubtiere;
Paroodectes feisti, Messelogale kessleri; alle Funde
fragmentarisch) und Creodonta (Scheinraubtiere;
Lesmesodon behnkeae, L. edingeri). Hervorragend
erhalten und daher für den Vergleich zwischen
wissenschaftlicher Rekonstruktion und Fossil besonders gut geeignet (Rabenstein 2006) ist davon
- Lesmesodon
behnkeae
(„Messeler
Scheinraubtier“; Abb. 2): GL ca. 45, Holotypus,
neue Gattung und Art (Morlo & Habersetzer
1999), Jungtier, Vertreter der ausgestorbenen
Creodonta (= Schwestergruppe der Carnivora),
bodenlebend; rezenter Ökotyp: marderartige
Säugetiere, häufig in Zoos, auch in Frankfurt.
Ausblick
Messeler Fossilien eignen sich durch ihre
aussergewöhnlich detaillierte Erhaltung und ihr
mit ca. 50 Mio. Jahren relativ junges Alter bestens
für paläontologisch-pädagogisches Arbeiten.
So gelingt die Klassifizierung ausgewählter
Fossilien nach selbstdefinierten Kriterien wie z.B.
Systematik oder Lebensraum ohne Vorkenntnisse
Kindern und Erwachsenen (Rabenstein 2006). In
akkreditierten Lehrerfortbildungen, die seit 2006
regelmässig von der Autorin in Zusammenarbeit
mit der Bertha Heraeus und Kathinka Platzhoff
Stiftung (http://www.bhkp-stiftung.de) durchgeführt werden, erfolgt zur Zeit die Erarbeitung
spezifischer Unterrichtsmaterialien zum senckenbergischen M4-Projekt (Geologie, Urpferdchen,
Halbaffe, Fledermaus; Rabenstein & Habersetzer
2007; PDF per Internet). Mittelfristig sollen weitere
Unterrichtsmodule für fossile, später auch rezente Tiere und Pflanzen des Welterbes (Rabenstein
2000-2004, unpubl.) ausgearbeitet werden.
Frankfurt bietet durch die räumliche Nähe von
Senckenbergmuseum, Zoo und Palmengarten für
den Unterricht optimale Voraussetzungen: Derzeit
kann nur hier der Messeler Langfinger mit dem rezenten Ökotyp, dem sehr selten in Zoologischen
Gärten lebenden Fingertier, direkt verglichen
werden. Dabei kann künftig die „klassische“
Zusammenarbeit (= Ringprogramme) zwischen
Zoo, Palmengarten und Senckenbergmuseum
durch BioFrankfurt, das Netzwerk für Biodiversität,
32
(http://www.biofrankfurt.de) auch ganz andere,
neue Adressaten erreichen.
Literatur:
Literatur auf Anfrage von der Autorin <Renate.
[email protected]>
Adresse der Autorin:
Dr. Renate Rabenstein
Messelforschung
Forschungsinstitut Senckenberg
Senckenberganlage 25
D-60325 Frankfurt/Main
<[email protected]>
Zoopädagogik aktuell
„Auf Tuchfühlung“ - ein
Schlüssel für den Unterricht
im Zoo
Joachim Haßfurther
Projektwochen
mit dem Taubblindenzentrum in Hannover
Wombat, Tapir, Elefant und Gespenstschrecke. Man kann
Die Zooschule Hannover organisiert 120 Projektwochen pro
Jahr für Grund- und Förderschulen. Eine besondere Bedeutung
haben die Wochen im Zoo mit Schwerstbehinderten, wie z.B.
mit taubblinden Schülern aus dem Deutschen Taubblindenwerk,
die 4 mal für je eine Woche mit 2 Gruppen direkt an Tieren im
Zoo unterrichtet werden. Diese Zusammenarbeit besteht seit
über 30 Jahren und ist im äußeren Rahmen standardisiert
worden:
nicht verallgemeinern, welche Tierarten für den Unterricht
geeignet sind, da Handaufzuchten, Dressur, Zahmheit
bestimmter Haustierrassen wesentliche Faktoren sind, die
von der Zooschule nicht vorhersagbar sind.

Terminabsprachen mindestens 2 Jahre im
voraus
 Inhaltliche Absprachen (Behinderungsgrad der
Schüler, Unterrichtsform, Auswahl der Tiere)
mit sämtlichen Pädagogen und Erziehern eine
Woche vorher im Taubblindenzentrum
 Einige Tage im voraus Absprachen mit den
Tierpflegern
Die Auswahl der Tiere hat sich in den vielen Jahren stetig
verändert. Über 30 Tierarten sind bisher für den Unterricht
verwendet worden, z.B. neben den typischen Streicheltieren
Meerschweinchen, Ziege, Pferd auch Walross, Königspython,
Eine Unterrichtsform ist die praktische Arbeit im Zoo
in Tierställen, z.B. in Ziegen- oder Rinderställen. Zu den
Lernzielen gehören die Kontinuität über mehrere Tage zu
33
erfahren, die bei der Pflege von lebenden Tieren nötig ist,
Verbesserung der körperlichen Motorik, Learning by Doing
und die Erfahrung, was Tiere für Bedürfnisse haben. Auch
der Angstabbau bei den Schülern ist wesentlicher Teil der
Lernziele, wobei bei den behinderten Schülern dies zumeist
erst nach Tagen einsetzt und sichtbar wird.
Die Unterrichtsmethoden sind einerseits sehr vielfältig, aber
andererseits gibt es einige Grundmuster:
• Kontaktaufnahme durch Füttern der Tiere
• Streicheln von Jungtieren
• Annäherung an Tiere über eine Absperrung
hinweg, so dass Rückzug jederzeit möglich ist
• Vormachen der Kontaktaufnahme (Schüler hält
Lehrerhand, die streichelt)
• Der vertraute Lehrer des Taubblindenzentrums
führt den Unterricht durch
Weitere Lernziele sind
• Ertasten der Körperproportionen, der
Oberflächenstruktur
• Entdecken der Wärme, bzw. der Kälte des
Tieres
• Fühlen des Herzschlages
• Wahrnehmen des Geruchs der Tiere und des
Futters
• Der Schüler soll selbstbewusster werden
• Der Schüler soll seinen Erlebnishorizont
erweitern
An Hand einer Bildauswahl werden diese didaktischen
Überlegungen deutlich gemacht.
34
Zoopädagogik aktuell
Die erfolgsorientierte Zooschule als Wirtschaftsfaktor
des Zoos Osnabrück
Achim Speer
Die Zooschule des Osnabrücker Zoos wurde im Jahre 1976
ins Leben gerufen. Ihre Leitung liegt seit dem in den Händen
des/der Zoodirektors/in.
Seit einigen Jahren gibt es einen wissenschaftlichen
Mitarbeiter, der sich auch um die Zooschule kümmert.
Die Lehrkräfte arbeiten auf Honorarbasis. Es gibt z.Zt. 3
Stammkräfte, die seit mehreren Jahren dabei sind und auch
fast zu jeder Zeit und zu jedem Thema eingesetzt werden
können. Die Anzahl der weiteren Kollegen schwankt zwischen
5 - 10; es handelt sich hier hauptsächlich um PädagogikStudenten (Biologie) und Dipl. Biologiestudenten. Die
Kollegen sind aufgrund ihres Studiums nicht immer greifbar
und stehen nach Beendigung ihres Studiums meist nicht mehr
zur Verfügung.
An Räumlichkeiten stehen z. Zt. ein veralteter Hörsaal aus
dem Anfangsjahr und ein umgebautes Tierhaus zur Verfügung.
Beide werden selten genutzt, der Unterricht spielt sich
hauptsächlich an den Gehegen oder in den Tierhäusern ab. Die
neue Geschäftsleitung plant im Neubau des Eingangsbereichs
einen Unterrichtsraum.
Einzugsbereich ist Norddeutschland.
Ca. die Hälfte der Schüler kommen aus der Stadt oder dem
Landkreis Osnabrück.
1/3 der Schulklassen reisen aus dem Raum Minden, Detmold,
Herford, Bielefeld sowie Gütersloh an. Eine gute Entwicklung
ist aus Richtung Oldenburg, Wilhelmshaven, Leer, Emden und
Aurich zu beobachten.
Die Zooschule arbeitet bei der Erfassung der Schulklassen mit
dem Postleitzahlensystem. Nach Auswertung der Ergebnisse
wurden und werden durch gezielte Maßnahmen in den
einzelnen Regionen die Besucherklassenzahlen gesteigert.
Eine ständige Erweiterung des Themenangebotes und die
Differenzierung auf die verschiedenen Altersstufen wirkt sich
positiv auf die Schülerzahlen aus.
Spezialangebote wie Basteln, Tonen, Unterricht in Englisch
oder Blindenführungen runden das Angebot ab. Bei dem
häufigen Lehrkräftewechsel ist es notwendig, ständig neue
Kollegen mit einer gezielten Ausbildung auf die Zooschularbeit
vorzubereiten. Hierzu wird in den Wintermonaten ein
Grundlagenprogramm angeboten.
Den Erfolg der Zooschularbeit dokumentieren die
Schülerzahlen.
Waren es 1986 knapp 6.000 Schüler, konnten 2002 17.500
Schüler registriert werden.
Der Kracher war das Jahr 2003. Die Einbeziehung der Kirche
durch unsere kaufmännische Geschäftsleitung im Jahr der
Bibel führte dazu, dass knapp 25.000 Schüler die Zooschule
besuchten.
Das entsprach einer Steigerung von über 40 %.
Allen war klar, dass dieses Ergebnis kurzfristig nicht zu
toppen ist.
In punkto Werbung lief in den ersten Jahren lediglich die
sogenannte „Mund- zu Mundpropaganda“, die Anfang der
80er-Jahre durch die „Zooschulmitteilungen“ im Umkreis
Osnabrücks ergänzt wurde.
Die Einführung der „Grünen Freikarte“ für alle Zooschulschüler
erwies sich als eine Motivation, den Zoo noch einmal mit den
Eltern zu besuchen.
Diese Freikarte berechtigt den Zooschulschüler in Begleitung
eines zahlenden Erwachsenen den Zoo noch einmal kostenlos
zu besuchen. Diese Möglichkeit wird durchschnittlich von
20 % der Schüler in Anspruch genommen, was durch den
Erwachseneneintritt zu weiteren Einnahmen führt.
Im Jahr 2000 wurden 1.600 Schulen in Norddeutschland
angeschrieben.
Den Erfolg dieser Aktion versuchen wir mit dem
Postleitzahlensystem zu messen, um dann mit gezielten
Aktionen sogenannte „weiße Flecken“ zu bearbeiten.
Klassen aus sogenanntem „Zooschulneuland“ (weiße
Flecken) werden von einem erfahrenen Pädagogen betreut,
der nach erfolgreichem Unterricht mit dem/der Klassenlehrer/
in ein Informationsgespräch hinsichtlich der weiteren
Möglichkeiten des Zooschulunterrichts führt. Grund hierfür
35
ist hauptsächlich immer noch die Mund- zu Mundpropaganda
der Lehrer untereinander.
2007 führten wir eine Befragung aller Zooschulen unter dem
Motto „Ihre Meinung ist uns wichtig“ durch.
Gefragt wurde, wie es den Schülern gefallen habe, ob der
Zooschulunterricht in der Schule vorbereitet worden sei,
bzw. ob er nachbesprochen würde. Des weiteren wollten wir
wissen, ob das Angebot der Zooschule erneut wahrgenommen
wird.
270 Klassen haben unsere Fragen beantwortet. Das
Ergebnis war durchweg positiv. Es gab einige sinnvolle
Verbesserungsvorschläge, an denen gearbeitet wird.
Die Kritikpunkte „Zu schnell erklärt“ und „Das Thema wurde
nur am Rand behandelt“ resultieren ziemlich sicher aus den
Stoßzeiten (vor den Sommerferien), nämlich dann, wenn
die Anmeldungen nicht mehr alle von dem ausgebildeten
Pädagogenteam abgedeckt werden können und noch nicht
fertig ausgebildete Kräfte eingesetzt werden.
2008 haben wir eine weitere Befragung begonnen. Erfasst
werden sollen jetzt alle „Zooschulverweigerer“. Hier
versprechen wir uns ein interessantes Ergebnis, welches wir
dann gezielt bearbeiten werden.
Neben dem Werbeeffekt - sehr viele Schulen werden durch
den Zoopädagogen zu weiteren Zoobesuchen animiert - ist
die Zooschule auch finanziell für den Zoo interessant.
Bei einem Klassenschnitt von ca. 25 Schülern und einem
Zooschulpreis von 6,00 € (incl. Eintritt) wird pro Klasse
150,00 € eingenommen. Ein Rücklauf von 20 % „Grüne
Freikarten“ bedeutet ca. 50,00 € Einnahme durch den
Erwachseneneintritt.
Dem gegenüber stehen Verwaltungskosten und die Honorare
für die Zoopädagogen, die z.Zt. zwischen 19,00 und 30,00 €
liegen.
36
Zoopädagogik aktuell
Privat geht’s auch die Heidelberger Zooschule
berichtet
Dr. Arndt Löwenberg
Die Bildung eines ehrenamtlich geführten gemeinnützigen
Vereins war Mitte 2004 die einzige Möglichkeit, die Pädagogik im Heidelberger Zoo zu retten. Da der Zoo die Stelle eines Zoopädagogen nicht mehr weiter tragen konnte, musste
der Verein die benötigten Mittel selbst erwirtschaften. Der
Bericht legt dar, mit welcher Struktur dies bewältigt werden
konnte.
Von Null auf Hundert
„Als einziger hatte der Heidelberger Zoo noch nie eine pädagogische Einrichtung“, stellte Rosl Kirchshofer in einem
Bericht zum Stand der Zoopädagogik im Jahre 2000 fest [1].
Eine solche Ausgangslage stellt, so komisch es klingen mag,
einen Idealfall dar. So konnte bei allen Angeboten, die seit
der Gründung der Zooschule im September 2000 entwickelt
wurden, darauf geachtet werden, dass sie einen gewissen
Ertrag erbringen. Heidelberg hat früh auf den Einsatz von
Zoobegleitern gesetzt, die bereits aufgrund der Vielzahl ihrer
Einsätze höhere Summen erwirtschaften.
Beginnend mit dem Frühjahr 2000 konnte das Team der InfoRanger weiter vergrößert werden, das bereits seit dem Jahr
1998 im Zoo aktiv ist [2]. Als Zoobegleiter bieten sie Kindergeburtstage und Erwachsenenführungen an, sind aber mit
vielen ehrenamtlichen Tätigkeiten auch bei Kinderfesten und
anderen Zooangeboten aktiv. Mittlerweile liefert die Gruppe,
die auf 40-45 Personen angewachsen ist, mit über 1.700 Ein-
37
sätzen den größten Anteil der zoopädagogischen Angebote
(siehe www.initiative-zooerlebnis.de). Im Jahr 2007 konnten
wir über 17.500 Kinder, Jugendliche und Erwachsene in kleinen Gruppen durch den Zoo begleiten bzw. in Programmen
betreuen.
Um die Qualität der Zoobegleiter zu sichern, wurde ein Stufensystem entwickelt. Zunächst kann jeder Interessent bei den
regelmäßigen Schulungen und Weiterbildungen teilnehmen.
Nach der mehrmaligen Teilnahme an Rundgängen geschulter
Info-Ranger darf der Neuling die ersten Kindergeburtstage
selbst anbieten. Durch die Teilnahme an spezielleren Angeboten kann er sich mit der Zeit immer neue Kompetenzen
zulegen. Mittlerweile hat sich eine Struktur von Spezialisten
entwickeln, die für bestimmte Angebote, z.B. Behindertengruppen, Schulklassen, Ganztagesangebote usw. zugelassen
sind und das Angebot selbst leiten dürfen. Nur in bestimmten
Bereichen, wie zum Beispiel zur Begleitung von Schulklassen,
setzen wir ausschließlich ausgebildete Biologen, Lehramtsstudierende und Lehrer ein.
Die Angebote selbst besitzen standardisierte Abläufe mit
Themen, die deutlich von anderen Angeboten abgegrenzt
sind. Geschulte Info-Ranger können sich ihr Material selbst
zusammenstellen und das Programm eigenständig anbieten.
Zur Einhaltung der Termine ist jeder Ranger selbst verantwortlich. Wer z.B. für einen Termin verhindert ist, sucht ohne
die Verwaltung zu bemühen eigenständig nach Ersatz. Der
Info-Ranger bzw. Zooschullehrer erhält sofort nach seinem
Einsatz von der Zookasse sein Geld. Er erhält eine so genannte Ausbildervergütung, die bis zu einem Freibetrag von Euro
2100,- pro Jahr steuerfrei ist. Der Empfänger hat die Beträge
eigenständig beim Finanzamt zu melden und ggf. selbst zu
versteuern.
Verwaltungsaufwand minimal
Der Trägerverein der Heidelberger Zooschule, die Initiative
Zooerlebnis e.V., wurde aufgrund seiner Bildungsarbeit als
gemeinnützig anerkannt. Der Vorstand arbeitet ehrenamtlich,
er ist unter anderem mit dem Direktor und dem kaufmännischen Geschäftsführer des Zoos besetzt. Nur so kann die
enge Verzahnung gewährleistet werden, die für die gemeinsame Arbeit wichtig ist. Die finanzielle Verwaltung des Vereines
ist naturgemäß über die Organe des Vorstandes organisiert.
Da die Einnahmen über die Zookasse eingehen, liegt die
Kontrolle des täglichen Zahlungseinganges ebenfalls bei der
Zooverwaltung. Die Leitung der Zoopädagogik besteht aus einer Vollzeitstelle, einer halben Stelle, einer Mitarbeiterin mit
Tarifgleitzone sowie einer Helferin im „Freiwilligen ökologischen Jahr“.
38
Fazit
Die Menge und Vielfalt der Angebote konnte sich nur entwickeln, da wir ein unkompliziertes Buchungssystem, Ticketvorverkauf, einen Newsletter, eine informative Homepage und
aktuelle Flyer anbieten. Mit intelligenten Sponsoring-Ideen
und einem Schwerpunkt auf der Arbeit mit behinderten Menschen wurden wir im letzten Jahr als offizielles Projekt der
UNESCO-Dekade Bildung für nachhaltige Entwicklung ausgezeichnet. Mit dem beeindruckenden Einsatz des Vorstandes,
der Mitarbeiter und der Zoobegleiter konnten wir im ersten
Halbjahr 2008 sogar den Umbau eines alten Restaurants zu
einer neuen, größeren Zooschule bewerkstelligen.
Literatur
[1] Kirchshofer, R. (2000): Zum Stand der Zoopädagogik in
deutschsprachigen Ländern- Ergebnisse einer Umfrage von
1996. Begegnung Zoo 9, 5- 12
[2] Reichler, S. (2002): Der Einsatz von Volontären als effektive Art der Kommunikation im Zoo. In: Gansloßer, U. (Hrsg.)
Zoopädagogik 183- 193
Zoopädagogik aktuell
“Hilfe für Kermit”
Startkampagne zur
Amphibienkrise
Susanne Lechner
39
40
Zoopädagogik aktuell
Artenschutz und Umweltbildung am Naturschutzzentrum Bruchhausen
Karin Blomenkamp
am Beispiel des Projektes zur Rettung der
Geburtshelferkröte
Photos: Susan Walker; Peter Janzen
Wo einst die Schüler der Umgebung in Deutsch, Geschichte
und Mathematik unterrichtet wurden, stehen heute ganz
andere Themen auf dem Stundenplan.
Die umgebende Landschaft und die Einrichtungen des
Naturschutzzentrums selbst, bieten sich an für Entdeckungen
und Erfahrungen im Wald, in Obst- und Feuchtwiesen, in einer
Sandgrube oder zum „Tümpeln“ im naturnahen Garten.
Eine wichtige Zielsetzung in dem Konzept der
Umwelterziehung dieser Einrichtung ist die Abwendung vom
blinden Aktionismus und eine Hinführung zu differenziertem
Denken in ökologischen Zusammenhängen. Das heißt
konkret, junge wie alte Besucher des Naturschutzzentrums
sollen in Bezug auf den Natur- und Umweltschutz nicht nur
ein Handlungsbedürfnis, sondern auch die erforderliche
Handlungskompetenz entwickeln. Zu den zahlreichen umweltpädagogischen Aktivitäten in Bruchhausen zählen u.a.
regelmäßige Führungen und Vorträge für naturbegeisterte
Bürger, Exkursionen und Unterrichtsgänge für Schulklassen
sowie Projekte im Bereich der Offenen Ganztagsschulen,
Betreuung von Facharbeiten im Biologieunterricht, Ausrichtung von Kindergeburtstagen und Ferienprogrammen,
Kooperation mit anderen Umweltbildungsinstitutionen,
Organisation von Kinder- und Jugendgruppen im
Freizeitbereich und vieles mehr.
Im Naturschutzzentrum Bruchhausen wird nicht nur über
die Belange der Natur geredet, sondern es werden vor allem
tatkräftig naturschutzfachlich fundierte Schutzprojekte
entwickelt und durchgeführt. Das wechselseitige Miteinander
von ökologischen Konzepten und umweltpädagogischen
Programmen macht die besondere Authentizität und den
ganzheitlichen Ansatz der Arbeit dieser Naturschutz- und
Bildungseinrichtung aus.
So wird in Bruchhausen ein wesentlicher Beitrag zum Artenund Biotopschutz im Kreis Mettmann geleistet.
Einen besonderen Schwerpunkt im Bereich des Artenschutzes
bildet derzeit das Projekt „Rettung der Geburtshelferkröte“.
Die Geburtshelferkröte ist im Raum Niederberg vom
Aussterben bedroht. Hauptursache hierfür ist die Zerstörung
ihrer Lebensräume.
Ursprünglich lebte diese Art an unverbauten Bach- und
Flussufern mit großflächigen Blockschutthalden, Kolken und
Geschiebetümpeln. Diese natürlichen Lebensräume sind
in unserer „aufgeräumten“ und „begradigten“ Landschaft
nahezu völlig verschwunden, so dass die Geburtshelferkröte
bei uns nur noch in Biotopen aus zweiter Hand lebt. Solche
so genannten Sekundärbiotope für die Geburtshelferkröte
sind vor allen Dingen Steinbrüche und andere Abgrabungen.
Aber auch in diesen Lebensräumen aus Menschenhand ist ihr
Fortbestand nicht dauerhaft sicher. Um dieser Entwicklung
entgegenzuwirken, wurde am Naturschutzzentrum Bruchhausen in Kooperation mit der Unteren Landschaftsbehörde
des Kreises Mettmann eine Initiative zur Rettung der
Geburtshelferkröte gestartet. Es gilt durch entsprechende
Pflegemaßnahmen und Nutzungskonzepte die einstigen
Lebensräume der Geburtshelferkröte wieder herzustellen
und die Lebensbedingungen für die noch bestehenden
41
„Restbestände“ zu optimieren. So muss auch für die
Verbreitung und Erhaltung dieser Art eine Hilfestellung durch
den Menschen gegeben werden. Am Naturschutzzentrum
Bruchhausen wird zu diesem Zweck eine Station zur geschützten
Vermehrung der Geburtshelferkröte betrieben. Hierzu wurde
eine Freilandanlage mit optimalen Lebensbedingungen
für die Tiere entwickelt. Durch das Ausschalten bzw. die
Kontrolle der möglichen Fressfeinde, von Krankheiten und
durch ausreichend Nahrung in diesem Bereich können höhere
Zahlen von fortpflanzungsfähigen Nachkommen erzielt
werden als in der freien Natur. Ein Teil der so gewonnenen
Nachzuchten wird zur Wiederansiedlung in geeigneten
Lebensräumen verwendet. Unterstützt wird die Arbeit am
Naturschutzzentrum durch das Jugend-forscht-Team des
Helmholtz-Gymnasiums in Hilden. Eine Anschubfinanzierung
wurde durch das Land Nordrhein-Westfalen geleistet, so
dass dieses bedeutsame Artenschutzprojekt überhaupt erst
ermöglicht wurde.
Glücklicherweise findet dieses Projekt sehr viel positiven
Zuspruch und die Zahl der Kooperationspartner und
Mitstreiter steigt beständig. Inzwischen gibt es neben der
engen Zusammenarbeit mit den Naturschutzbehörden des
Kreises Mettmann und der Stadt Wuppertal auch gemeinsame
Projekte mit dem Wuppertaler Zoo. Im Zoo Wuppertal wurde
im Rahmen dieser Schutzkampagne der Wassergraben der
neuerrichteten Löwenanalge so gestaltet, dass hier ein idealer
Lebensraum für die Geburtshelferkröte entstanden ist. Durch
die Ansiedlung von Kaulquappen aus der Aufzuchtstation
des Naturschutzzentrums läuft hier nun ein Pilotprojekt zur
dauerhaften Ansiedlung dieser Art auf dem Zoogelände.
Am Beispiel des Projektes zur Rettung der Geburtshelferkröte
wird deutlich, dass Naturschutzarbeit nur durch ein
Miteinander vieler engagierter Institutionen und Personen
erfolgreich sein kann.
Ansprechperson: Karin Blomenkamp
Naturschutzzentrum Bruchhausen
Bruchhauser Str. 47-49
40699 Erkrath
Telefon: 02104-797989
Fax: 0210439821
Email: [email protected]
Homepage: www.naturschutzzentrum–bruchhausen.de
42
Photos: Susan Walker; Peter Janzen
Zoopädagogik aktuell
Die Amphibienkrise – Stand der
Aktivitäten
Ruth Dieckmann, Lothar Philips
Im März 2006 auf der mittlerweile traditionellen gemeinsamen
Sitzung der Vorstände der Zooverbände im Wildpark Schwarze
Berge bei Hamburg kam die Idee auf ein gemeinsames
Naturschutzprojekt durchzuführen. Ziel war, dass Zoos in
der Öffentlichkeit als aktive Naturschutzorganisationen
wahrgenommen werden.
Beteiligt an diesem Treffen waren VDZ, BdZ, DTG, DWV, GdZ
und VZP (Zoodirektoren, Tierpfleger, Tierparkgesellschaft,
Wildgehegeverband, Zooförderer und Zoopädagogen). Die
Idee fand allgemein Anklang und man ging auseinander
mit der Hausaufgabe, auf dem nächsten Treffen konkrete
Vorschläge zu machen.
Im Juni 2006 auf der VDZ-Tagung in Wuppertal hielt Dr. Alex
Rübel, der Direktor des Zoo Zürich einen aufrüttelnden
Vortrag „Das Schweigen der Frösche“, in dem er auf die
Amphibienkrise aufmerksam machte.
Sofort war allen am Treffen in Schwarze Bergen Beteiligten
klar, dass die Amphibienkrise drängend war und ein
gemeinsames Vorgehen geradezu herausforderte.
Im September 2006 auf der WAZA-Tagung in Leipzig wurde
dann Amphibian Ark, die Kooperation der IUCN und WAZA
(Weltnaturschutzorganisation
und
Weltzooverband)
begründet. Nach Vorbereitung und Absprache der beteiligten
Verbände kam es dann unter Leitung der WAZA im Juni 2007
in Chemnitz zum ersten Amphibienkurs. (Das ist jetzt die
absolute Kurzfassung, wer’s genauer wissen will oder sich
übergangen fühlt, guckt bitte unter: http://www.waza.org/
conservation/frog_pages.php?id=1, gell Lieber E.)
Der 124 seitige Verhandlungsbericht dieses Amphibienkurses
liegt mittlerweile (wie im Vortrag versprochen) allen
Verbandsmitgliedern vor, deshalb spare ich hier den Bericht
über Chemnitz aus.
Erwähnt werden muss jedoch, dass sich in Chemnitz OZO,
Zoo Schweiz, Stiftung Artenschutz und DGHT (Deutsche
Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde) dem
gemeinsamen Amphibienprojekt der Zooverbände im
deutschsprachigen Raum anschlossen (auf die Gefahr hin,
dass sich jemand auf den Schlips getreten fühlt, spreche ich ab
hier über das „WAZA-Amphibienprojekt im deutschsprachigen
Raum“, kurz „WAZA-Amphibienprojekt“).
Im Oktober 2007 startete die EAZA auf ihrer
Jahreshauptversammlung in Warschau die Amphibian Alarm
Campaign. Wie alle EAZA-Kampagnen wird auch diese nur
ein Jahr laufen.
Im November 2007 erklärte AArk (Amphibienark) das Jahr
2008 zum YOTF (Year of the Frog, Jahr des Frosches).
Die meisten am WAZA-Amphibienprojekt beteiligten EAZAZoos beteiligen sich auch an der EAZA-Kampagne und nutzen
sie als Einstieg in das langfristige WAZA-Amphibienprojekt.
Ziele dieses Projekts sind einerseits der Amphibienschutz
sowohl lokal wie global, andererseits aber auch das
Zooimage: Zoos sollen von der Öffentlichkeit als aktive
Naturschutzorganisationen wahrgenommen werden.
Gleichzeitig soll dem Publikum die enge Kooperation der
Institutionen verdeutlicht werden.
Geplante Maßnahmen:
eine gemeinsame Öffentlichkeitskampagne,
Teilnahme an der EAZA Amphibian Alarm Campaign,
Start des WAZA-Amphibienprojekts im deutschsprachigen
Raum.
Das WAZA-Amphibienprojekt verfolgt insbesondere folgende
Ziele:
Schulung von Tierpflegern (erster Kurs hat im Februar in
43
Köln stattgefunden, weitere sind in Vorbereitung),
ex-situ Zucht von Amphibien in den beteiligten Institutionen,
viele haben mit der Amphibienhaltung begonnen, einige
haben ihre Haltungen ausgebaut,
Unterstützung von in-situ Maßnahmen durch Fachleute aus
den beteiligten Verbänden vor Ort,
lokal: Schutz heimischer Arten, Schaffung von Lebensräumen für Amphibien in den Zoos, Kooperation mit örtlichen
Naturschutzorganisationen, finanzielle, technische, personelle Unterstützung,
global: Fundraising, Spenden für AArk sammeln.
Ferner wurde in Chemnitz vereinbart, dass für die pädagogischen Aspekte des Projekts Stiftung Artenschutz und
VZP verantwortlich sein sollen.
Das umfasst die Bereiche: Information, Übersetzung der
Info- Packs EAZA,WAZA (StA), Koordination EAZA Kampagne(StA), Infobroschüre (StA/VZP), Unterrichtsmaterialien
(VZP), Lehrerfortbildungen (Zooschulen).
Die Übersetzung der Infopacks ist erfolgt. Die
Informationsbroschüre soll gleichzeitig zu Informationsund Bildungszwecken genutzt werden können. Zielgruppe
der Broschüre sind neben der Klientel der Zooschulpädagogik alle interessierten Lehrkräfte der Primar- und
Sekundarstufe I, Multiplikatoren des Arten-, Natur- und
Umweltschutzes, engagierte Personen im Amphibienschutz,
Vertreter außerschulischer Umweltbildungseinrichtungen
etc. (Da die Broschüre derzeit [August 2008] in der
Endredaktion ist und allen Mitgliedern des Verbandes
zugehen wird, spare ich mir hier die Einzelheiten).
Der spezifische unterrichtliche Einsatz des Materials wird
durch fertige Arbeitsblätter erleichtert. Diese Arbeitsblätter
werden ständig ergänzt und können von den Hompages
des VZP, der WAZA, Stiftung Artenschutz, Kölner Zoo
downgeloadet werden. (Alle sind herzlich eingeladen ihre
44
Homepages zu verlinken bzw. die Arbeitsblätter direkt auf
ihren Seiten zum Download anzubieten. L.P.
Der Kölner Zoo setzt sich auf verschiedenen Ebenen
für die Amphibien ein. In Vietnam betreiben wir schon
länger Naturschutzaktivitäten für Amphibien, ein Ausbau
der Räumlichkeiten hinter den Kulissen des Aquariums
ermöglicht nun auch verstärkt in situ-Zuchtbemühungen.
Doch wollten wir unsere Aufmerksamkeit nicht nur auf
tropische Amphibien richten, sondern auch im lokalen
Bereich tätig werden. Gemeinsam mit dem NABU
Stadtverband Köln, einem Kooperationspartner, mit dem wir
schon lange gut zusammenarbeiten, und in Abstimmung mit
der Unteren Landschaftsbehörde (ULB) initiierten wir ein
Naturschutzprojekt „vor der Haustür“ im Norden Kölns, dem
Nüssenberger Busch. In diesem Landschaftsschutzgebiet
müssen Amphibienbiotope gepflegt und teilweise neu
angelegt werden.
Neben unserem aktiven Engagement wollen wir den
Zoobesuchern die kritische Situation Amphibien näher
bringen. Auch von den 21 heimischen Amphibienarten
sind zwei Drittel akut gefährdet. Deshalb haben wir
eine Ausstellung mit lebenden heimischen Amphibien
eingerichtet.
Dafür wurde im hinteren Bereich des Insektariums ein neuer
Schauteil mit Terrarien geschaffen, die von einem dahinter
gelegenen Gang versorgt und gepflegt werden.
Um die Besucher für die Thematik zu gewinnen, setzten wir
Frosch-Cartoons ein, die uns vom Zoo Zürich zur Verfügung
gestellt wurden. Das Ausstellungsplakat zeigt einen
Froschkönig mit dem Ausspruch „Haste mal’n paar Kröten?“
und verweist schon auf verschiedene Dimensionen: Zum
einen soll Geld für Amphibienprojekte gesammelt werden,
zum anderen wird um Aufmerksamkeit für die heimischen
Amphibien geworben: „Haste mal Zeit für Kröten?“, „Haste
auch ‚’nen Frosch im Garten“ sind Spielarten des Leitspruchs,
Zoopädagogik aktuell
die auf Anstecknadeln oder „Satellitenschildern“ (s.u.) zur
Geltung kommen.
Durch weitere Cartoons werden die Besucher dann in den
eigentlichen Ausstellungsbereich geführt. Die komplexe
Problematik des Amphibiensterbens wird so auf anschauliche
und humorvolle Weise angesprochen. (Ausstellungsplakat,
verschiedene Cartoons/ Tafeln)
Begleitend zur Ausstellung weisen wir im Zoo auf weitere
Orte hin, an denen es Amphibien zu sehen gibt (Kamelgraben,
Tropenhaus). Diese Stationen sollen als Satelliten die
Ausstellung flankieren. So wurde in Zusammenarbeit von
unseren Gärtnern und Mitarbeitern des NABU ein künstlicher
Teich im hinteren Bereich des Zoos angelegt. Dieser Teich
soll als „Modellteich“ den Besuchern zeigen, was bei der
Anlage eines amphibiengerechten Teiches beachtet werden
sollte.
Auch der Botanische Garten macht mit unserem
„Satellitenschild“ auf „seine“ heimischen Amphibien und
die Ausstellung im Zoo aufmerksam.
Um das „Jahr des Frosches“ über die Ausstellung hinaus
lebendig zu machen, wurden zahlreiche pädagogische
Maßnahmen initiiert.
So fanden bereits zwei Fortbildungsveranstaltungen für
Lehrerinnen und Lehrer statt, die die Bedeutung des
Themas für den Schulalltag verschiedener Schulformen und
Jahrgangsstufen und Methoden der Aufarbeitung aufzeigten.
Der VZP hat zahlreiche Materialien zu Amphibien entwickelt
und im Internet eingestellt (www.vzp.de; www.zoo-koeln.
de).
Die Zoobegleiter des Kölner Zoos entwickelten ein
Programm „Amphibien-Botschafter“ für Schulen und
Kindergärten. Mit lebenden Amphibien und Reptilien,
zahlreichen Anschauungsmaterialien und Tonbeispielen
besuchen sie Schulklassen und Kindergärten und vermitteln
den Kindern die faszinierende Lebensweise der Amphibien,
ihre Bedrohung und Möglichkeiten, auch für Schulen und
Kindergräten, sich für heimische Amphibien zu engagieren.
Im Zoo selbst finden an drei Sonntagen Aktionstage unter
dem Motto „Froschkönig und Co.“ statt. Mit einem Laufpass
werden Stationen über den ganzen Zoo verteilt angelaufen,
an denen es Wissenswertes über das Leben und die
Bedrohung der heimischen und der tropischen Amphibien
zu erfahren gibt. Spezielle Führungen stellen die ansonsten
wenig beachtete Welt der Lurche in den Vordergrund.
Der NABU stellt seine Amphibien- und Reptiliengruppe vor
und gibt Tipps zur Anlage amphibiengerechter Teiche und
weitere Möglichkeiten des Engagements für heimische
Amphibien. R.D.
Unten:
Gemeinsam mit dem
NABU renaturieren
Mitarbeiter des Kölner
Zoos den “Nüsseberger
Busch”.
Erste Amphibien sind
wieder da.
45
Die Prinzessin mit der
goldenen Kugel - oder Frösche bringen Glück
Katrin Matthieu
Man muss viele Frösche küssen, bevor man einen Prinzen
trifft
Möglichkeiten eines kleinen Zoos, sich an der
Amphibienkampagne nachhaltig zu beteiligen am Beispiel des
Naturschutz-Tierparks Görlitz
Folgende Aktionen hat sich der Naturschutz-Tierpark Görlitz
2008 im Rahmen der Amphibienkampagne vorgenommen:
1. Spenden und Unterschriften sammeln
Dafür wird im Heimtierraum des Naturschutz-Tierparks
Görlitz ein Informationsstand mit Frosch – Spendenbüchse
eingerichtet. Die Petition liegt aus.
Schon an der Kasse des Naturschutz-Tierparks Görlitz sollen
die Besucher auf die Amphibienkampagne mit Hilfe einer
Ausstellung aufmerksam gemacht werden.
2. Terrarien für Amphibien
Für diese Arten werden passend zur inhaltlichen Ausrichtung
des Tierparks Terrarien neu eingerichtet.
Am lebenden Objekt kann dem Besucher diese Tiergruppe
am besten vorgestellt werden.
3. Gemeinschaftsprojekt mit dem Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft
Geplant sind folgende Aktivitäten:
Öffentlichkeitsarbeit für ein Naturschutz-Projekt zur Erhaltung
der Amphibien im Biosphärenreservat Oberlausitzer Heideund Teichlandschaft. Um Nachhaltigkeit zu erreichen, soll
dieses Projekt über das Jahr 2008 hinaus verfolgt werden.
4. Exkursion zur Krötenwanderung ins Biosphärenreservat
Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft, entlang des
Krötenzaunes bei Steinölsa, gemeinsam mit den Mitarbeitern
des Biosphärenreservates, die seit Jahren am Krötenzaun die
Amphibien zählen.
Nachtexkursion zu den Fröschen ins Teichgebiet KrebaNeudorf
5.Öffentlichkeitswirksame Aktionen zur Amphibienkampagne
a) Auf dem Veranstaltungsplan des Tierparks spiegelt sich
das Thema als Jahresthema des Tierparks wieder.
„Gequake“ im Naturschutz-Tierpark Görlitz 2008
24. März 10.00 – 12.00 Auf der Suche nach Oster- und
Stallhase mit Mistkarrenrennen der Storchianer, Start der
Aktion „Krötenretter gesucht!“
Chinesische Rotbauchunke Bombina orientalis Fotos: Axel Gebauer
5. April 9.00 – 12.00 Wanderung zur Krötenwanderung : die
Tour der Kröten in Steinölsa
20. April 14.30 – 17-00 Eine Ruine für stachlige Gesellen
Einweihung des neuen Stachelschweingeheges, ein Terrarium
für tibetische Kröten
Krokodilmolch Tylototriton verrucosus
Schwarznarbenkröte Bufo melanosticus
46
12. Mai 14.30 – 17.00 Storchis für die Kröten für die
Storchis, Storchianertreffen, Froschkonzert, „Die Prinzessin
mit der goldenen Kugel“
Zoopädagogik aktuell
25. Mai 10.00 – 12.00 Ein aktionsreicher Spaziergang
Sachsenweiter Frühlingsspaziergang mit Schülern in die
Froschwelt
29. Mai 9.00 – 16.00 Froscholympiade zum Internationalen
Kindertag
14. Juni 20.00 – 24.00 Froschexkursion in das Oberlausitzer
Teichgebiet zum GEO-Tag der Artenvielfalt
20. September Frösche bringen Glück! Theater mit Kindern,
die Nacht der Storchilinos zur Langen Nacht der Museen
28. September Der Tag der Krötenretter, die schönste Kröte
Sachsens, Vorstellung der besten Kröten-Rettungsaktionen
b) Aktion: Storchis für die Kröten für die Storchis
Zum 50. Geburtstag des Naturschutz-Tierparks Görlitz
2007 wurde, entsprechend dem Logo des Tierparks ein
„Werbevogel“ kreiert, der Storchi. Dieser wurde von
Handwerkern der Region aus Holz hergestellt. Von Firmen,
Einrichtungen und Privatpersonen gekauft, gestalteten häufig
Kindergärten oder Schulen diesen Holzvogel wunderschön.
Die Storchis wurden in den Einrichtungen, in der Stadt und für
längere Zeit im Tierpark ausgestellt. Besucher des Tierparks
konnten 2007 den schönsten Storchi küren.
Für den kleineren Geldbeutel wurden „Storchilinos“ – die
Miniaturausgabe des Storchis zum Kauf angeboten.
Da diese Aktion eine sehr gute Resonanz hatte, sollen
Storchis und Storchilinos 2008 für die Amphibien werben.
Der Verkaufserlös von jedem 2008 verkauften Storchi und
Storchilino kommt der Rettung der Amphibien zu gute. Jeder
kann seinen Storchi –oder Storchilino- Rohling ganz individuell
gestalten und bis zum 5. Mai im Naturschutz-Tierpark Görlitz
abgeben. Wer einen Storchi erwirbt, kann diesen aber auch
am 12. Mai zum Storchenfest gemeinsam mit den Besuchern
des Tierparks kreativ bearbeiten. Die Storchis bleiben bis
zum Zootag (28. September) im Tierpark.
Die Storchis und Storchilinos werden vom 12. Mai
(Storchenfest) bis 28. September (Zootag) im NaturschutzTierpark ausgestellt und am Zootag besonders gewürdigt.
c) Aktion: Krötenretter gesucht
Jeder (Einzelpersonen, Schulklassen, Gruppen, Betriebe,
Vereine, Institutionen), der zwischen dem 24. März (TierparkFrühlingsfest) und dem 28. September (Deutscher Zootag)
den Kröten und Fröschen ganz praktisch, ideell oder finanziell
auf die Sprünge hilft, wird „Krötenretter“!
Dafür muss man die Aktion formlos und kurz mit Foto, kurzer
Beschreibung, Ort und Zeit der Aktion dokumentieren und
diese Dokumentation im Tierpark abgeben.
Jede Rettungsaktion wird im Tierpark präsentiert, in dem
sich mit jeder Aktion ein Froschlaich- Ei nach dem anderen
an der im Naturschutz-Tierpark Görlitz angebrachten
symbolischen Froschlaichkette in Frösche verwandelt. Auf
den Fröschen werden die Hilfsaktion und die beteiligten
Akteure benannt. Am 28. September 2008, zum Zootag im
Naturschutz-Tierpark Görlitz, erhält jeder Lebensretter für
die gelungen Rettungsaktionen einen Krötenretterbutton und
eine Krötenretterurkunde.
So könnte den Kröten beispielsweise geholfen werden:
·einen Gartenteich lurchgerecht anlegen, d.h. keine Fische
einsetzen, die den Laich fressen,
· eine Wildwiese anlegen oder einheimische Gehölze pflanzen,
die den Nahrungstieren der Frösche (Insekten) helfen,
·Kompost- oder Totholzhaufen zum Verstecken und
Überwintern anlegen,
· Amphibien aus Gruben, Kellern, von Straßen etc. retten,
· Krötenzaunaktionen unterstützen,
·Straßen mit vielen überfahrenen Amphibien der Naturschutzbehörde melden,
· zur Überwindung der Amphibienkrise eine Spende einzahlen,
dazu vielleicht sogar eine Sammelaktion in der Schule oder
Behörde oder anderen Einrichtung durchführen,
· für die Amphibien werben, indem Sie z. B. in Schulen und
Einrichtungen Informationstafeln anbringen.
In Form des Flyers „Storchis für die Kröten für die Storchis“
werden die Aktionen unter 2. und 3. beworben.
d) Aktion:
Froscholympiade
Die „Froscholympiade ist
ein für Kinder erarbeitetes
Stationsprogramm zum
Thema einheimische
Froschlurche.
Stationen:
1. Froschsprung (Wie
springt ein Frosch und
warum kann er so weit
springen?)
2. Froschlurch – Memory
(Kennen lernen der einheimischen Froschlurch – Arten)
3. Erdkröten – Huckepack (Warum klammern sich die
Männchen an die Weibchen?, Warum tun das Erdkröten schon
47
auf dem Weg zum Laichgewässer?)
4. Wir quaken, um uns zu finden (Vorstellung der verschiedenen Froschlurchstimmen per CD)
5. Das Hüpfen der Origami – Frösche (Basteln von
Springfröschen)
6. Verwandlungsstation (Arbeitsblatt zur Metamorphose)
7. Tarnung (Welche Papierfrösche sind leichter zu finden, die
grünen oder die roten?)
Vor der Durchführung erhält jedes Kind einen Krötenretterausweis. Wurde eine Station erfolgreich absolviert,
bekommen die Kinder einen Stempel in ihren Ausweis.
8. Forschlurch-Memory, ein interaktives Spiel im Heimtierraum des Tierparks und als Tischspiel zum Kennen lernen
der einheimischen Froschlurcharten.
Spielregel:
Die Karten sind auszuschneiden, an der Linie zwischen Foto
und Text zu falten und zusammen zu kleben. Die Karten
werden gemischt und mit der Frageseite nach oben auf den
Tisch gelegt. Bevor eine Karte umgedreht wird, muss die
Frage beantwortet werden. Danach wird die Karte umgedreht,
so dass jeder Mitspieler erkennen kann, ob die Frage richtig
oder falsch beantwortet wurde. Wurde die Frage falsch
beantwortet, wird die Karte wieder mit der Frageseite nach
oben hingelegt und der nächste Mitspieler wählt eine Karte
aus. Wurde die Frage richtig beantwortet, sucht sich der
Mitspieler die zu dem Tier passende 2. Frage und dreht die
Karte um. Stimmen die Karten überein, erhält der Spieler das
Kartenpaar und darf weiterspielen. Stimmt es nicht überein,
ist der nächste Mitspieler dran. Gewonnen hat der Mitspieler,
welcher die meisten Kartenpaare aufweisen kann.
Spielkarten siehe: Amphibienkampagne NTP Memory. Cdr
9. Froschkurse für Schulklassen
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Beispiel 1
Nach dem Spielen des Froschluch-Memories lässt sich
folgende Aufgabe sehr gut lösen: Grafik: Knopek&Clauss
Welche Froschlurch-Arten leben bei uns? Ergänze die
Tabelle! Danach löse das Rätsel! Das Lösungswort sagt Dir,
mit welchem Titel Du Dich ab sofort bezeichnen darfst!
Beispiel 2
Achtung Krötenwanderung! Rettet uns an den Straßen durch:
Zoopädagogik aktuell
Rätsellösungen
10. „Die Prinzessin mit der goldenen Kugel“ oder „Frösche
bringen Glück“.
Das Märchen vom Froschkönig kennen alle, doch was
vermittelt das Märchen über Frösche?
„Was der einfältige Frosch schwätzt, der sitzt im Wasser bei
seinesgleichen und quakt, und kann keines Menschen Geselle
sein...“
„ Da fing die Königstochter an zu weinen, sie fürchtete sich
vor dem kalten Frosch, den sie nicht anzurühren getraute, und
der nun in ihrem schönen reinen Bettlein schlafen sollte.“
Heute würde sich die Geschichte ganz anders zutragen:
Zu Zeiten, als das Wünschen noch geholfen hat, Feen und Elfen
durch Wälder tanzten und Tiere die Sprache der Menschen
sprechen konnten, lebte ein König mit seiner Frau und seinen
drei Töchtern.
Nun trug es sich eines Tages zu, dass die Prinzessin wieder
mit ihrer goldenen Kugel am Teich spielte.
Es war schon Herbst. Überall lösten sich die gelben und roten
Blätter von den Ästen, der Wind trug sie zum Wasser und dort
schwammen sie dann wie Schiffchen über den Teich.
Gerade warf Sophie die Kugel wieder in die Luft, da sah sie
die Elfen zwischen den herabschwebenden Blättern tanzen.
Nie hatten sie sich so herrlich und so schnell gedreht wie
an diesem Tag und in diesem Moment. Und wie ihr Blick auf
die Feen und Elfen fiel, vergaß sie ihre Kugel und sie rollte
in den Teich. Der Teich aber war tief und das Wasser kalt.
Und die Elfen und Feen konnten ihr nicht helfen, ihr Zauber
reichte nicht in das Wasser hinein. So verlor Sophie die
goldene Kugel, mit der sie am liebsten gespielt und die ihr
einst ihr Vater geschenkt hatte. Alles hätte sie getan, um sie
wiederzubekommen.
Traurig blickte Sophie ins Wasser, ihre goldene Kugel aber
sah sie nicht.
Doch auf einem Seerosenblatt erblickte sie zwei Frösche,
die sie musterten. Sophie mochte Frösche überhaupt nicht.
Für sie waren sie nichts anderes als unnütze, schleimige
Teichbewohner. Es widerstrebte ihr sehr, doch sie überwand
sich und fragte die beiden zögernd: „Wer seid ihr?“ „Wir sind
harmlose Seefrösche“, antworteten sie nur. „Und wie heißt
ihr?“, wollte Sophie wissen. Der etwas größere Frosch von
beiden antwortete: „Ich heiße Susi und mein Freund heißt
Siggi. Wir haben gesehen, dass dir deine goldene Kugel ins
Wasser gefallen ist.“ Mit flehenden Augen sah Sophie die
beiden an: „Bitte, bitte liebe Frösche im See, könnt ihr mir
die Kugel vom Grunde des Teiches holen? Ihr werdet auch
reich belohnt werden!“
Aber Susi und Siggi benötigten keinen Reichtum aus Gold
und Silber. Und doch halfen sie Sophie und tauchten unter.
Sie schwammen zum Grund des Teiches und bemühten sich,
die Kugel nach oben zu schaffen. Doch sie war viel zu schwer.
So kehrten sie mit leeren Händen an die Wasseroberfläche
zurück.
„Gibt es nicht noch mehr Frösche im Teich, die beim
Tragen helfen könnten?“, fragte die Prinzessin enttäuscht.
„Jetzt im Herbst sind die anderen Frösche auf dem Weg
in ihre Winterquartiere. Sie verstecken sich an Orten, wo
Frost nicht hingelangen kann, zum Beispiel in Erdlöchern
oder Laubhaufen“, antwortete Susi. „Die meisten unserer
Verwandtschaft leben in zwei Welten, im Herbst und Winter
an Land wie du und im Frühling und Sommer im Wasser.
„Im Frühjahr ist alles ganz anders, da bekommen wir immer
Besuch von unseren Verwandten, die den Winter an Land
verbracht haben.“ Und so zählte Seefrosch Siggi alle seine
Verwandten auf:
Willi und Winzig, die Kleinen Wasserfrösche, Tina und Toni,
die Teichfrösche, Moni und Manni, die Moorfrösche, Gala und
Gerd, die Grasfrösche, Wanda und Walter, die Wechselkröten,
Emma und Eduard, die Erdkröten, Karla und Karl, die
Kreuzkröten, Kosima und Klaus, die Knoblauchkröten, Rita
und Richard, die Rotbauchunken und dann noch Lotti und
Lothar, die Laubfrösche.
Da staunte Sophie: „Ihr seid aber eine große Familie!“
„Ja“, meinte Siggi, „und wenn Du willst, dass sie dir im
Frühjahr helfen, deine goldene Kugel vom Grund des Teiches
zu holen, solltest du sie im Frühjahr alle persönlich bitten.“
Das kann ich nicht, antwortete Sophie enttäuscht, ich kann
euch doch gar nicht auseinander halten!“ Tränen rannen
über ihr Gesicht dass es einen erbarmen konnte. So
bekamen die beiden Seefrösche Mitleid und tuschelten ein
wenig miteinander. Dann versprachen sie Sophie: „Keine
Sorge, dabei wir werden dir helfen! Wenn du Lust hast,
schauen wir uns gemeinsam unser Zauberbuch mit unserer
Froschverwandtschaft an.“
„Präge du dir nur unsere Namen und Besonderheiten gut
ein, dann kannst du unsere Verwandten im Frühjahr herzlich
begrüßen und sie freundlich fragen, ob sie dir helfen, deine
goldene Kugel aus dem Teich zu holen.“
„Im nächsten Jahr, wenn der Frost vorbei ist, werde ich
eure Familie kennen lernen und meine goldene Kugel
wiederbekommen!“, rief Sophie den Seefröschen erfreut zu.
Doch deren Blick erfüllte sich mit Sorge und sie wandten ihre
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Gesichter von ihr ab. „Wenn sie nur alle wieder zum Teich
kommen. So viele haben dieses Jahr den Weg zu unserem
Teich nicht geschafft. Tim und Tom, Karola und Knut, Ella, Gerti
und Lilo, sie alle haben wir in diesem Jahr nicht gesehen.“,
erklärte Siggi. „So viele nicht?“ Sophie war fassungslos. „Ihr
habt euch doch wohl nicht zerstritten!“ „Oh nein!“, erwiderte
Susi. „Wir quaken viel durcheinander, das ist wahr, aber wir
kommen gut miteinander aus. Viele unserer Verwandten sind
ja nur für kurze Zeit im Teich.“
„Also wollen eure Verwandten euch im Frühjahr im Teich
besuchen, aber sie können nicht!“
„Oh ja, sie möchten nur zu gern in den Teich kommen, doch
es ist nicht leicht für sie, den Weg hier her zurückzulegen. Auf
ihrer Wanderung lauern viele Gefahren! Und der Weg bis in
den Teich ist für so einen kleinen Frosch ganz schön lang!
Hunderte von Metern müssen wir laufen. Erdkröten wandern
manchmal 3 km!
„Sophie, wie weit musst du vom Teich bis nach Hause ins
Schloss laufen? Ist dein Weg gefährlich?“, fragte Susi. Sophie
stellte sich den Weg vor: „Ich muss durch den Rosengarten
hindurch. Wenn es dunkel ist, sehe ich nicht, wie sie in den
Weg hinein ragen. Und so kratzen mich dann manchmal
ihre Dornen. Dann muss ich eine Strasse überqueren, den
so einige halsbrecherische Kutscher befahren. Die Königin
sagt mir immer, dass ich sehr aufpassen soll, damit ich nicht
überfahren werde.“
Liebe Sophie, wenn du uns hilfst, sicher über die Straße zu
kommen, werden dir die Frösche, Unken und Kröten sich
auch helfen, deine goldenen Kugel aus dem Teich zu holen.
Wenn die Frösche glücklich im Teich angekommen sind, ist
Paarungszeit!
Plötzlich bewegt sich etwas im Wasser, dass aussieht wie
Perlenketten oder -haufen. Das ist Laich und in diesem Laich
entwickelt sich ein Keimling. Es wackelt in diesen Perlen...
Nach einiger Zeit verlassen die Keimlinge die Eihülle. Die
Perlen gehen kaputt und viele kleine Kaulquappen schwimmen
durch das Wasser. Weil das Wasser im Teich Zauberwasser
ist, verwandeln sich diese kleinen Wesen und werden größer.
Doch ganz so einfach ist diese Verwandlung vom Ei zum
Frosch nun auch nicht...
Die Kaulquappen leben gefährlich. Nicht nur, dass sie von
Insektenlarven, wie denen des Gelbrandkäfers gefressen
werden, nein, sie müssen auch vor den Goldfischen flüchten,
die Sophie jedes Jahr in den Teich setzt!
Wenn Sophie ihre goldene Kugel wiederhaben will, muss sie
ihre Goldfische in eine anderen Teich setzen. Das muss wohl
der königliche Gärtner übernehmen. Aber Sophie hilft mit,
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einen Teich für die Goldfische einzurichten.
Dreimal hat Sophie nun den Fröschen geholfen. Dafür
bekommt sie eine Krötenrettermedaille!
Außerdem sind jetzt so viele Frösche im Teich, dass sie
Sophies größten Wunsch erfüllen können.
Sie holen gemeinsam die goldene Kugel vom Grund des
Teiches.
Sophie bekommt von Siggi und Susi einen Orden für ihre Hilfe
für die Frösche und zeigt sie fortan stolz allen, die noch nicht
wissen, was sie tun können, um den Fröschen zu helfen und
erklärt es ihnen dann.
Und wenn sie nicht gestorben ist, so geht sie noch heute
durch die Welt auf der Suche nach neuen, unerschrockenen
Krötenrettern.
Seitdem weiß Sophie:
Frösche bringen Glück, nicht nur der Prinzessin mit der
goldenen Kugel
Aquarelle: Ulrike Heyne
Zoopädagogik aktuell
Teilnehmer der Tagung
Vorname Name Nicole Bachmann
Sabine Bartel
Kerstin Bartesch
Erwin
Bastian
Roy
Bäthe
Dr. MartinBecker
Sylvie
Bonne
Gaby
Borg
Ina
Brockmann
Ruth
Diekmann
Christian Dienemann
Angelika Eilting
Dr. Elmar Finke
Katja
Follert
Angelika Forker
Dr. Frank Georgi
Anette Gerth
Silvia
Geser
Brigitta Gines
Roger
Graf
Katja
Grube
Andreas Haeser-Kalthoff
Joachim Haßfurther
Georg
Hastenrath
Julia Haubs
StephanieHeinzelmann
Dr. Andreas Heldstab
Michael Henke
Renate Hofmann
Keike
Johannsen Renate Jungkeit
Karsten Jungkurth
Barbara Kaiser
Tamara Kalmbach
Irmtraud Katzur
Ralf Dietmar Klaus
Udo
Kleinschmidt
Lore
Köhler
BrunhildeKonradt
Wolfgang Krause
Rainer Kuhfeld
Brigitta Küppers
Susanne Lechner
Hans
Lichei
Sven
Lorenz
Dr. Arndt Löwenberg
Katrin
Matthieu
Beate
Moenikes
Christina Neuenhagen
Eva
Oberauer
Christina Obermayr
Elke
Ogrissek
Einrichtung
Zoo Basel
Zoo Am Meer Bremerhaven
Tierpark Hellabrunn München
Zoo Hannover
Thüringer Zoopark Erfurt
Opel-Zoo Kronberg
Parc Merveilleux Luxemburg
Zoo Krefeld
Tierpark Nordhorn
Zoo Köln
Zoo Köln
Naturzoo Rheine
Aquazoo Düsseldorf
Opel-Zoo Kronberg
Zoo Wuppertal
Zoo Rostock
Zoo Rostock
IZE/WAZA Bern
Zoo Dortmund
Zoo Zürich
Zoo Karlsruhe
Zoo Wuppertal
Zoo Hannover
Zoo Köln
Zoo Landau
Natur- und Tierpark Goldau
Zoo Basel
Natur- und Umweltpark Güstrow
Tierpark Sababurg
Tierpark Hagenbeck, Hamburg
Zoo Wuppertal
Zoo Dortmund
Thüringer Zoopark Erfurt
Tiergarten Worms
Zoo Schwerin
Zoo Köln
Tierpark Üeckermünde
Tierpark Fauna Solingen
Zoo Rostock
Zoo Rostock
Tierpark Hagenbeck Hamburg
Zoo Krefeld
LechnerDesign Neuss
Tiergarten Nürnberg
Tierpark Hagenbeck Hamburg
Zoo Heidelberg
Tierpark Görlitz
Zoom Erlebniswelt Gelsenkirchen
Tierpark Hellabrunn München
Alpenzoo Innsbruck
Zoo Köln
Zoo Schwerin
Jan
Osterloh
Zoo Krefeld
Norbert Pantel Landschaftspflegeverband der Stadt Augsburg
Beate
Pelzer
Aquazoo Düsseldorf
Carmen Peter
Zoo Schwerin
Lothar Philips Zoo Köln
Robert Pies-Schulz-Hofen
Berlin
Esther Pyro
Zoo Köln
Dr. Renate Rabenstein
Forschungsinstitut Senckenberg, Frankfurt
Barbara Reinhard
Tiergarten Nürnberg
Maren Reinhardt
Zoo Augsburg
Stefanie Reska
Wilhelma Stuttgart
Johanna Rode
Van Hall Institut, NL
Hans
Röttger Naturzoo Rheine
Dr. Susanne Salinger BUND Berlin
Petra
Schmidt
Zoo Wuppertal
Friedemann Schmiedel Zoo Wuppertal
Rom
Schoos
Parc Merveilleux Luxemburg
Lucia
Schröder
Zoo Köln
Martina Schürer Zoo Wuppertal
Jeannine Schützendübe
Zoo Landau
Holger Siegesmund
Zoo Schwerin
Dr. Leopold Slotta-Bachmayr
Tiergarten Wels
Achim
Speer
Zoo Osnabrück
Britta
Spenner
Zoo Duisburg
Gerd
Stadie
Tierpark Friedrichsfelde
André
Stadler
Zoo Wuppertal
Dr. Anita Stangl
Medien LB München
Dr. UlrikeStephan
Zoo Karlsruhe
Mirko
Thiel
Zoo Neuwied
Pamela Tröster
Zoo Heidelberg
Christof Trzebitzky
Vogelpark Steinen
Frank
Velte
Vivarium Darmstadt
Elke
Voigt
Zoo Halle
Prof. Dr. Klaus Wayß
Zoo Heidelberg
Sibylle Wayß
Zoo Heidelberg
Martina Weiser
Zoo Frankfurt
Dr. Wilfried Werner
Tierpark Bochum
Kerstin Willemeit
Zoo Dortmund
Angela Wittig Tierpark Cottbus
Gabriele Wolf
Zoo Halle
Elke
Zach-Heuer
Biologische Station Ennepetal
Sybille Zanner
Zoo Wuppertal
51
Autoren
Karin Blomenkamp........................................................ .....................................................................................Naturschutzzentrum Bruchhausen
Gaby Borg........................................................................... Zoopädagogin.....................................................................................................Zoo Krefeld
Ruth Dieckmann.............................................................. Zoopädagogin......................................................................................................Kölner Zoo
Brigitta Gines................................................................... Zoopädagogin................................................................................................Zoo Dortmund
Joachim Haßfurther...................................................... Zoopädagoge...................................................................................................Zoo Hannover
Renate Jungkeit.............................................................. Zoopädagogin.................................................................Zoologischer Garten Wuppertal
Susanne Lechner............................................................Grafikerin...................................................................................................... LechnerDesign
Dr. Arndt Löwenberg..................................................... Zoopädagoge................................................................................................Zoo Heidelberg
Katrin Mathieu................................................................. Zoopädagogin........................................................................ Naturschutztierpark Görlitz
Eva Oberauer.................................................................... Zoopädagogin...................................................................................... Alpenzoo Innsbruck
Tatjana Peters.................................................................. Tierpflegerin...................................................................Zoologischer Garten Wuppertal
Lothar Philips................................................................... Zoopädagoge........................................................................................................Kölner Zoo
Dr. Renate Rabenstein..................................................Messelforschung ......................................................-Forschungsinstitut Senckenberg
Dr Ulrich Schürer........................................................... Direktor............................................................................Zoologischer Garten Wupperta
Holger Siegesmund.............................. ............Schule im Grünen..................................................................................................Schwerin
Dr. Leopols Slotta-Bachmayr............................Leiter...............................................................................................................Tierpark Wels
Petra Schmidt................................................................... Zoopädagogin.................................................................Zoologischer Garten Wuppertal
Achim Speer...................................................................... Zoopädagoge ............................................................................................... Zoo Osnabrück
Andre Stadler.................................................................... Kurator.............................................................................Zoologischer Garten Wuppertal
Martina Weiser................................................................ Zoopädagogin...................................................................Zoologischer Garten Frankfurt