Mongolen wollen von Ebersberg lernen

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Mongolen wollen von Ebersberg lernen
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PEB
LANDKREIS EBERSBERG
tionfür die Vorgänge in der deutschen Behörde, dem Ebersberger Landratsamt.
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Foto: Hinz-Rosin.
Mongolen wollen von Ebersberg lernen
Eine Delegation aus dem asiatischen Land informiert sich über Verwaltungsabläufe im Landratsamt
Von Sophie Rohrmeier
Ebersberg - Dass die Nummernschilder
für Ebersberger Pferde in diesem Fall ein
Vorbild für effektive Verwaltung sein
können, darf man bezweifeln - zumindest für ein so pferdereiches Land wie
die Mongolei. Doch auch für solche Details interessierte sich die mongolische
Delegation, die am Donnerstag die Zulassungsstelle in Ebersberg besucht hat. Die
acht Vertreter von Verwaltungs- und Regierungsbehörden informierten sich dort
über die Ebersberger Strukturen. Denn
hier ist das Qualitätsmanagement besonders erfolgreich.
„Früher musste man einen halben Tag
Urlaub nehmen, wenn man ein Nummernschild beantragt hat", so Brigitte
Keller, die im Landratsamt für Finanzen
und Controlling zuständig ist. Heute gehe das in zehn Minuten. Die bessere Bürgerbetreuung verdankt die Zulassungsstelle dem Common Assessment Frame-
work (CAF), Mit diesem System überprüft das Landratsamt Ebersberg seit
1996, wie gut seine Fachbereiche wie etwa die Zulassungsstelle arbeiten.
„Im Netzwerk der 2000 Kommunen
und Behörden in Europa, die-CAF verwenden, ist Ebersberg sehr aktiv", sagte
Susanne Kaldschmidt, Begleiterin der
Delegation und Expertin für nachhaltige
Organisationsentwicklung. Deshalb habe sie den Landkreis als eine der Stationen in der Region München ausgewählt,
um sich ein Bild von verschiedenen Verfahren der Qualitätssicherung zu machen. Der Besuch, der auch die VHS Vaterstetten einschließt, findet im Rahmen
des Programms „Regionale Wirtschaftsförderung" statt. Damit unterstützt die
Deutsche Gesellschaft für Internationale
Zusammenarbeit (GIZ) mongolische Verwaltungsbehörden bei der Verbesserung
ihrer Dienstleistungen für die Bürger.
Hier kann die Verwaltung in Ebersberg als Vorbild dienen: „An erster Stelle
steht die Zufriedenheit der Bürger mit
unseren Leistungen." So beschreibt Keller die Analyse der behördlichen Arbeit
mit Hilfe von CAF. Das Besondere an diesem System ist, dass sich die Behörde
selbst bewertet. „Alle vier bis fünf Jahre
fragen wir uns: Wo stehen wir? Was können wir besser machen?", so Keller. Das
sei der größte Unterschied zum häufig
Controllerin will
Mitarbeitern Raum für
Kreativität geben.
verwendeten System ISO 9001, einem internationalen Standard. Dieses Modell
dokumentiert alle Vorgänge der Mitarbeiter - und gibt einen externen Rahmen
von Vorschriften. „Das ist mir zu viel Papier und zu unflexibel", so Keller. Den
Einwand aus der Delegation, man könnte bei interner Prüfung die eigenen Feh-
ler übersehen, ließ Keller nicht gelten.
Zum Qualitätsmanagement durch CAF
gehöre die regelmäßige Befragung von
Kunden und Mitarbeitern. „Damit ist eine Kontrolle von außen gewährleistet",
sagte Keller. Die Ergebnisse der Analyse
würden mit früheren Daten verglichen.
So könnten neue Ziele formuliert werden. „Wir erfinden dann selbst Maßnahmen, diese Ziele zu erreichen."
Dieses „Management by Hausverstand" gebe den Mitarbeitern Raum für
Kreativität, so Keller. „Das ist in einem
so bürokratisierten Land sehr wichtig."
Die Struktur in einer Behörde mit vielen
gesetzlichen Verordnungen sei interessant für die Mongolei, wo es nur wenige
Vorschriften gebe, so der Delegierte Dr.
T. Sosorbaram: „Für uns sind alle Details Ihrer Erfahrungen wertvoll" - auch
wenn es in der Mongolei zu viele Pferde
gebe, um ihnen allen Kennzeichen zu geben. Brigitte Keller stimmte zu: „Sie sollten nicht alles so machen wie wir."