Leseprobe

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Leseprobe
brick
’12
Award-winning
International
Brick Architecture
Ausgezeichnete
Ziegelarchitektur
international
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Inhalt
Content
80
122
160
Pasel.Künzel Architects
Böge Lindner K2 Architekten
Pascal Quintard Hofstein
Marcin Jojko,
“Special Solution with Brick”
V35K18
Jacobs University Bremen –
9 Housing Units
Bartłomiej Nawrocki
8
Peter Rich Architects
44
Nordmetall College
124
Single-Family House
Brick Award 2012
Mapungubwe Interpretation Centre
Filippo Taidelli
84
Anagram Architects
164
Der Wettbewerb 22
Building Renovation
Waro Kishi
Gairola House
Christine Remensperger
The Competition
Winner “Non-Residential Building”
48
KIT Student Union Building
126
House B
12
NORD Architecture
Allford Hall Monaghan Morris
88
Massimo Mariani
168
Über das Bauen mit Ziegeln Primary Substation
Barking Central
careyjones chapmantolcher
Museo Benozzo Gozzoli
Jan H. E. Rooding
On Building with Brick
for 2012 Olympic Park
52
Candle House
130
Pumping Station Kolff
6
16
Grußwort Overall and Category Winner
Editorial
Arno Lederer
Magazine
Grzegorz Stiasny
92
TAKA
170
Winner “Single-Family House”
Dogma House
Poppe*Prehal Architekten House 1 + House 2
Bruno Stocco
Lens°Ass Assisted Living
Rabbit Hole
McBride Charles Ryan 94
Maruša Zorec, Maša Živec,
Conversion and Restoration
32
Fitzroy High School
huggenbergerfries
Žiga Ravnikar
174
Winner “Conversion”
Centre for Geriatric Psychiatry
Castle Outbuilding
Kancas
̌ Studio
Pavol Panák
̌
studio mk27
98
136
Danes Gates
Conversion of a Ruin
Brick House
HŠH Architekti
KCAP Architects & Planners
176
36
60
Villa Hermína
Django Building
Mario Botta
Aktuelles aus der Welt der Architektur
bietet das neue Magazin brick + mit
Winner “Residential Building”
Avanto Architects
102
138
De Nieuwe Poort
Beiträgen zu Sir David Chipperfield,
Francisco and Manuel Aires Mateus
Chapel of St. Lawrence
Ferdinand Haslwanter
Paulus Eckerle
180
Home for the Elderly
64
House H
Refurbishment of a Former
Traverso - Vighy
Marlies Rohmer, Lene Tranberg u.v.a.
Ebenfalls in brick + die Literatur-
WeberWürschinger Architekten
104
Twisting Mill
Palermo Airport Retail
Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek
PRO LIN – Training Centre
Lederer + Ragnarsdóttir + Oei
142
182
mit einem Essay zum Thema „Text
of REHAU AG
Kloster Hegne Marianum
Jordi Garcés
Mario Occhiuto Kunst Keramik“.
66
108
“Passatge del Sucre” –
Exhibition Pavilions B2 for
Randic ´- Turato
Juha Leiviskä
Conversion Housing Units
Shanghai World EXPO 2010
The new brick + magazine provides
Pope John Paul II Hall
Swedish School of Social Science
146
186
latest news from the world of
70
112
Tank Architectes
Matthew Lloyd Architects
architecture. It features articles on
Vincze László
Dominikus Stark Architekten
High School Claude Levi Strauss
Twenty Bishops Square
Sir David Chipperfield, Marlies Rohmer,
Estate Centre – Balaton
Nyanza Education Centre
150
116
Heren 5 Architecten
190
Lene Tranberg and many other architects. brick + also features an essay
Architectenbureau Marlies Rohmer
Zdeneǩ Fránek
CAN Fase 1
Die Autoren
on the subject of ”Text Arts Ceramics“
Bloemsingel Housing
House of Prayers
154
The Authors
by the winner of the Nobel Prize for
Literature, Elfriede Jelinek.
26
42
54
58
74
Fornace Morandi –
118
OP Architekten
192
Radu Teacǎ
Henning Larsen Architects
andel’s Hotel
Impressum
Complex of Private Houses
The Wave
158
Imprint
78
134
Umberto Napolitano & Benoît Jallon
Student Residence
Brick Award 2012
Der Wettbewerb
The Competition
Mit Zhang Lei/China, Hrvoje Hrabak/Kroatien, Rudolf Finsterwalder/Deutschland,
The jury for the 2012 Wienerberger Brick Award consisting of Zhang Lei/China, Hrvoje
Das Mapungubwe Interpretation Centre in Südafrika von Peter Rich Architects
Plamen Bratkov/Bulgarien und John Foldbjerg Lassen/Dänemark (von links nach
Hrabak/Croatia, Rudolf Finsterwalder/Germany, Plamen Bratkov/Bulgaria and John
zeigt in sehr wörtlichem Sinne, wie wir dazu beitragen können, aus unserem Not
Overall and Category Winner
“Special Solution with Brick”
rechts) kam am 16. Juni 2011 in Wien die Jury des Wienerberger Brick Award 2012
Foldbjerg Lassen/Denmark (from left to right) came together on June 16, 2011 in
leidenden Planeten einen lebenswerteren Ort zu machen. Das Besucherzentrum
zusammen. Auf die Wahl eines Vorsitzenden wurde verzichtet und man einigte
Vienna. The members decided not to select a chairman, and surprisingly quickly they
interpretiert historische Gewölbetechniken neu und verwendet dazu höchst aus-
sich erstaunlich schnell auf die Preisträger in fünf verschiedenen Kategorien, da
agreed on the award-winners in five different categories because they clearly stood
gereifte, wissenschaftlich fundierte Bauweisen, die in den bedeutendsten Institu-
sich diese deutlich von den anderen Projekten absetzten. Umso länger und kontro-
out against the other projects. This made the ensuing discussion on the issue of
ten der entwickelten Welt erarbeitet wurden, um eine Konstruktion zu schaffen,
verser wurde dann jedoch die Frage diskutiert, welchem der prämierten Bauwerke
which one of the award-winning buildings was to be accorded the title of ”overall
die so einfach und schlicht ist, dass sie von der einheimischen Bevölkerung der
der Titel „Gesamtsieger” zuerkannt werden sollte. Wie man sich am Ende dennoch
winner“ all the more protracted and controversial. In its statement the expert jury
Entwicklungsländer gebaut sein könnte.
einigte, ist in der Begründung der Expertenjury nachzulesen.
explains how an agreement has reached in the end.
Es schafft tatsächlich eine wunderschöne Architektur, die einen Dienst für die
Öffentlichkeit leistet. Darüber hinaus kommen die eingesetzten Materialien aus der
Region und weisen eine hohe Energieeffizienz auf. Die Balance zwischen Lowtech
und Hightech sowie die Bezüge zu der außergewöhnlichen Landschaft lassen eine
Architektur mit einer universellen und zeitlosen Dimension entstehen, die den
gesamten Reichtum von Ziegel in der Architektur aufzeigt.
Hrvoje Hrabak
Mapungubwe Interpretation Centre in South Africa by Peter Rich Architects shows,
in the most literal way, how we can contribute in making our troubled planet a better
place to live. The Visitor Centre reinterprets ancient vaulting techniques and uses the
most sophisticated, scientifically sound construction methods, which were elaborated in the most prominent institutes of the developed world to build a structure that
is so plain and simple that it could have been built by the local population of the underdeveloped world.
It actually creates a beautiful architecture which performs a public service. More
than that, materials that were applied are local and their performance is “highly
energy-efficient”. The low-tech hi-tech balance together with references to the
extraordinary local landscape create an architecture with universal and timeless
dimensions, showing the full richness of brick in architecture.
8
Hrvoje Hrabak
9
Winner “Non-Residential Building” Winner “Single-Family House”
Winner “Conversion”
Winner “Residential Building”
Das Siegerprojekt in der Kategorie „Nicht-Wohnbau“ ist das für die Olympischen
Bei dem Projekt handelt es sich um den Umbau eines bestehenden Bauernhauses
Bei dem in der Kategorie „Umbau“ nominierten Projekt handelt es sich um den
„Architektur ist das Spiel der weißen Körper unter dem Licht der Sonne“, lautet ein
Spiele 2012 in London errichtete Umspannwerk. In China glauben wir an die Philo-
in einen Wohnbereich mit einer Tierarztpraxis. Was uns hier besonders auffiel, war
Umbau einer alten Ruine in ein Architektenstudio. Der Sieger hat über 10 Jahre da-
Zitat Le Corbusiers, das auf eindrückliche Weise von Aires Mateus in ihrem Projekt
sophie von Yin und Yang, welche besagt, dass die Welt von zwei Prinzipien geformt
die Schaffung eines Zwischenraums, eines beseelten, in Licht getauchten Raums.
ran gearbeitet, es entworfen und selbst gebaut. Das Gebäude ist aufregend, weil
in Alcácer do Sal verwirklicht wurde. Die klaren geometrischen Körper bilden einen
wird, die im Gegensatz zueinander stehen. Meiner Ansicht nach trifft diese Logik
Der Projektname „Der Kaninchenbau“ war von den Verfassern passend gewählt
es so viel Emotion ausdrückt – in der Art wie es Raum schafft, wie es mit der
starken, selbstbewussten Kontrast zur roten Erde und zum klaren blauen Himmel
auch auf einen guten Entwurf zu, dessen Einfachheit jedoch von reichem Inhalt
worden und gibt sozusagen einen Hinweis auf die natürliche Trennung der beiden
natürlichen Umgebung verschmilzt. Inspiriert wurde Pavol Panák
̌ möglicherweise
Portugals. Architektur wird als Skulptur verstanden und steht so in der Tradition
und tiefer Bedeutung zeugt. Bei diesem Gebäude erkennt man die reine geometri-
Zonen – privat und öffentlich – allein durch Raum. Zu diesem Zweck nutzten sie
von dem dänischen Architekten Mogens Lassen, der in den 1950er-Jahren wieder-
der beiden portugiesischen Großmeister Álvaro Siza und Eduardo Souto de Moura.
sche Lösung, interpretiert allerdings durch eine prächtige Ziegeltextur. Vor allem
Ziegel, da dieser das einfallende Licht weicher aussehen lässt. Es ist wirklich inspi-
holt mit den gleichen Formen, sehr ähnlichen Gebäudetypologien und in ebenso
Die Verbindung von regionalen Themen mit einer sehr modernen Architektur-
spürt man diesen Kontrast in der Fassadengestaltung zwischen dem massiven
rierend, wenn man im öffentlichen Bereich steht, durch diesen neu geschaffenen
natürlichen Umgebungen wie in diesem Fall gearbeitet hat.
sprache schafft eine Architektur von großer Ausdruckskraft und Spannung. Das
Sockel und dem aufgelockerten oberen Teil. Die Jury hält das Projekt für sehr ge-
Durchgang schaut und nicht sehen kann, was auf der anderen Seite passiert,
Die Jury überzeugte das sichere Gespür dafür, wie man eine alte Ruine in ein
zweischalige, wärmegedämmte Mauerwerk wurde außen verputzt und mit einer
lungen aufgrund seiner äußerst klaren Idee und der perfekten Ausführung der
sodass man sich vom Licht führen lassen muss.
modernes Gebäude verwandelt, d.h. wie man Tageslicht in das Gebäude bringt und
glänzenden weißen Farbe gestrichen, was den skulpturalen Charakter der Form
Ziegelfassade.
Und da es sich um ein frei stehendes Gebäude in einer abgelegenen Gegend
wie Synergien geschaffen werden zwischen alten und neuen Bauweisen.
betont.
handelt, ist die erfolgreiche Schaffung intimer Räume, die ein Gefühl von Sicher-
Zhang Lei
John Foldbjerg Lassen
Rudolf Finsterwalder
heit und Wohnlichkeit vermitteln, ebenfalls eine große Qualität dieses Projekts.
The award-winning project in the “Non-Residential” category is the substation for
Plamen Bratkov
2012 Olympic Games in London. In China we believe in the philosophy of “Ying-Yang”,
The project nominated in the “Conversion” category is a reconstruction of an old ruin
“Architecture is the magnificent play of masses brought together in light” is a quota-
into a studio for an architect. The winner has worked on the project for 10 years, he
tion from Le Corbusier, which was made manifest by Aires Mateus in their project in
which means that the world is formed of two things in opposition. I think that this
The project is a conversion of an existing farmhouse into a residential area with a
has designed and built it himself. The building is exciting because it expresses so
Alcácer do Sal in an impressive way. The clear geometrical volumes form a strong,
logic also applies to good design, the simplicity of which testifies its rich contents
veterinary practice. What struck us most was the creation of an intermediate space,
much emotion – in the way it creates space and how it merges with the natural sur-
self-conscious contrast to Portugal’s red earth and clear blue sky. Architecture is un-
and deep meanings. In this building we can see this pure geometric solution, but in-
an inspired one, filled with light. The name of the project “The Rabbit Hole” was
roundings. Pavol Panák
̌ might have been inspired by Danish architect, Mogens Las-
derstood as a sculpture and thus stands in the tradition of both Portuguese grand
terpreted with a rich brick texture. Above all, we can feel this contrast in the design
quite suitably chosen by the authors, thus in a way giving a hint of the natural sepa-
sen, who, in the 1950s, repeatedly worked with the same forms, with very similar
masters, Álvaro Siza and Eduardo Souto de Moura.
of the brick facade, between the massive plinth and the loosened up upper section.
ration of both zones – private and public – by means of space only. For this purpose,
building typologies and in the same natural surroundings as is the case here.
Combining regional themes with a very modern architectural design vocabulary
The jury considers this a very successful project due to its very clear idea and perfect
they used brick, because it makes the incident light look much softer. It is really in-
The jury was convinced by the infallible intuition for the transformation of an old
generates a highly expressive and exciting architecture.The thermally insulated cavi-
execution of the brick façade.
spiring when one stands in the public area looking through this newly created pas-
ruin into a modern building, in other words, for getting daylight into the building and
ty wall has been plastered on the outside and finished with a white glossy paint coat,
sage where one cannot see what is happening on the other side, so that one has to
creating synergies between old and new ways of construction.
which emphasises the form’s sculptural character.
leave oneself to be led by the light.
Zhang Lei
John Foldbjerg Lassen
Rudolf Finsterwalder
And since this is a freestanding structure in a remote area, the successful crea-
tion of intimate spaces conveying a sense of safety and cosiness is another great
quality of the project.
Plamen Bratkov
Ausführliche Video-Dokumentationen zu den prämierten Projekten
finden Sie unter: www.wienerberger.com/de/brick-award
You will find detailed video documentations of the award-winning projects at:
www.wienerberger.com/brick-award
10
11
Über das Bauen mit Ziegeln
On Building with Brick
Wer sich ihn zuerst ausgedacht hat, wissen wir nicht genau zu sagen. Aber die
We don’t exactly know who was the first to conceive it. However, as regards building
Mit diesem nie gebauten Entwurf wird jedoch das Material Ziegel, obwohl man es
period, brick is less characterised by symbolic values, less indoctrinated than one
Erfindung des Ziegels war, was das Bauen betrifft, eine der genialsten. Es gibt
the invention of brick was one of the most ingenious ones. Again and again there are
gut und gerne den „altmodischen” oder traditionellen Stoffen zurechnen kann,
would maybe perceive from today’s point of view. That is to say, the material per se
immer wieder Teile in der Architektur, von denen behauptet wird, sie seien auf den
aspects in architecture, which claim to be tailored for humans. This is then described
auch zu einem Baustoff der Architekturmoderne. Und dieser markiert mit den bei-
is “free of ideology”.
Menschen zugeschnitten. Dies wird dann jeweils als außerordentliche Qualität
as exceptional quality. But if there is a material in architecture for which this quality
den Wohnhäusern Esters + Lange in Krefeld den Auftakt zu Mies’ eigenem Werk
Even an architect like Le Corbusier, who, indeed, may not be rated among the
bezeichnet. Wenn es aber in der Architektur ein Material gibt, für das dieses Quali-
assessment, this convincing recourse to human beings applies in particular, then it is
sowie dessen Beitrag zur „Klassischen Moderne”.
particular friends of brick, used it later on with brilliance – and not only for simple
tätsurteil, dieser überzeugende Rekurs auf den Menschen im Besonderen gilt,
undoubtedly brick. I cannot think of any other material or constructional element,
So ist der Stein in dieser Zeit viel weniger mit symbolischen Werten gekenn-
columns and walls, but for the beautiful Catalan vaults of the Jaoul Houses and sub-
dann ist dies ohne Frage der Ziegel. Ich kann mir kein anderes Material oder bau-
which has a human scale similar to brick: width, length, height, and weight are de-
zeichnet, viel weniger indoktriniert als man das aus heutiger Sicht vielleicht wahr-
sequently for building types tracing back to them.
liches Element denken, das ähnlich dem Ziegel ein menschliches Maß hat: Breite,
signed so that one’s hand is just able to comfortably grasp a brick and handle a
nimmt. Das Material per se ist sozusagen „ideologiefrei”. Selbst ein Architekt wie
Länge, Höhe und Gewicht sind so gewählt, dass die Hand gerade noch den Stein
trowel with the other in order to produce the mortar joints to the adjoining bricks.
Le Corbusier, der wahrlich nicht zu den besonderen Freunden des Ziegels gezählt
rial just as carelessly and in as unprejudiced a way as modern architecture, thus
bequem umfassen kann und mit der anderen Hand die Kelle geführt werden kann,
That way, a support, a wall, a house, a whole city is realised with this small practical
werden darf, verwendet ihn später mit Bravour. Und das nicht etwa bei einfachen
playing their part in its ideologisation – particularly in politically difficult times, as,
um mit dem Mörtel die Fugen zu den nächsten Steinen herzustellen.
module. The small scale spans to the medium and very large component: No matter
Stützen und Wänden, sondern bei den schönen katalanischen Gewölben der Jaoul-
for example, during the Third Reich. Admittedly, those architects were keen on using
Conservative and right-wing architects on the other hand made use of this mate-
So entstehen aus dem kleinen praktischen Modul eine Stütze, eine Wand, ein
how big the house or the quarter, the reference to the small scale always exists, with
Häuser und den folgenden darauf zurückgehenden Gebäudetypen.
it, because brick is particularly suited to representing and conveying tradition, and
Haus, eine ganze Stadt. Der kleine Maßstab reicht bis zum mittleren und ganz gro-
satisfaction the eye always recognises the single brick that everybody knows and
So unbekümmert wie die Moderne, so vorurteilsfrei, bedient sich andererseits
can be unceremoniously used to relate to history, to the “national building heritage”.
ßen Teil: Mag das Haus oder das Quartier noch so groß sein, immer ist der Bezug
has held in one’s hand at some time. It can be said that with this kind of brick-laying,
auch die konservative und rechte Seite der Architekten dieses Materials, und trägt
Additionally, brick is a perfect material to construct arches and vaults, load-bearing
zum kleinen Maß hergestellt, immer sieht das Auge mit Befriedigung den einzelnen
the pattern of the scale has firmly established itself in our subconscious mind. This
damit ihren Teil zu dessen Ideologisierung bei – besonders in politisch schwieri-
structures, which in turn, when seen individually, were rejected by the modernist
Ziegel, den jeder kennt, den jeder schon einmal in der Hand gehalten hat. Man
invention is thousands of years old. It seems so natural to us, as if it was part of our
gen Zeiten, wie etwa während des Dritten Reichs. Freilich, jene Architekten nah-
movement as an outdated, historicising vocabulary.
kann sagen, dass sich mit dieser Art zu mauern das Muster des Maßes in unserem
genes, a silent companion of our evolution. Although there have always been times
men ihn gerne, weil der Ziegel insbesondere auch Tradition darstellen und vermit-
Unterbewusstsein festgesetzt hat. Jahrtausendealt ist diese Erfindung. Sie scheint
when the fired brick enjoyed varying popularity, or vice versa, met with refusal, the
teln kann und mit ihm ohne Umschweife eine Beziehung zur Geschichte, zum
arches and vaults: from Roman engineering structures such as aqueducts, impres-
uns so selbstverständlich, als sei sie Bestandteil unserer Gene, stiller Begleiter
handy component has asserted itself as a material that can be confidently counted
„nationalen Bauerbe” hergestellt werden kann. Zudem lassen sich mit Ziegeln her-
sive domed buildings to the above mentioned Gothic sacred buildings or Renaissance
unserer Evolution. Obwohl es immer wieder Zeiten gab, in denen der gebrannte
among “timeless” materials.
vorragend Bögen und Gewölbe herstellen, Tragkonstruktionen, die, nur für sich
brick art. These eras offer sufficient motives allowing recourse to our own history.
Ziegel unterschiedlichen Zuspruch, oder umgekehrt Ablehnung erfuhr, hat sich der
genommen, wiederum von der modernen Bewegung als überkommene, historisie-
handgerechte Werkstoff als ein Material durchgesetzt, das man getrost zu den
to its timelessness and success. Brick constructions of Gothic cathedrals, buildings
rende Sprache abgelehnt werden.
pressive examples of an interpretative dealing with figurative constructions that is
„zeitlosen” Materialien rechnen kann.
by Karl Friedrich Schinkel or Alvar Aalto, all have the triad of scale, economy and du-
Natürlich lassen sich mit Bogen und Gewölbe auch leicht Beziehungen zu den
sensitive and free of ideology. For Louis I Kahn, this is exactly the subject of his ar-
Zum Erfolg dieser Zeitlosigkeit des Ziegels haben sicherlich – neben der ein-
rability in common. They all have an aesthetic claim, which can be regarded as time-
großen Werken der Baukunst herstellen: Von den römischen Ingenieurbauten wie
chitectural message. He is the most radical of those representatives, who masterfully
Apart from its easy handling, economy and durability have certainly contributed
Of course, relations to great works of architecture can be easily established with
But also in this area, the return to historic building forms offers beautiful and im-
fachen Handhabung – dessen Ökonomie und Dauerhaftigkeit beigetragen. Die
less – just as the material they are constructed of.
Aquädukten, imposanten Kuppelbauten bis hin zu den erwähnten gotischen Sa-
and unequivocally combine old and new construction methods harmoniously. Cer-
Ziegelkonstruktionen der gotischen Kathedralen, die Bauten Karl Friedrich
kralbauten oder der Backsteinkunst der Renaissance. Hier finden sich überall
tainly, he is not the first to bring forth something new in this mixture of “tradition
Schinkels oder jene Alvar Aaltos, allen ist die Trias aus Maß, Ökonomie und Dauer-
The work of Alvar Aalto provides a wonderful example for the impartiality of the
modern architecture movement towards this material. This is astounding because a
genügend Motive, die einen Rekurs zur eigenen Geschichte erlauben.
and progress”, something with its very own character: Theodor Fischer, co-founder
haftigkeit gemein. Sie alle verfügen über einen ästhetischen Anspruch, der ebenso
part of the formal vocabulary of modernity is based on the “new” materials, namely
Aber auch in diesem Bereich, der Rückbesinnung auf historische Bauformen,
of Deutscher Werkbund (1907), chose this subject in particular to characterise the
zeitlos gesehen werden kann wie das Material selbst, aus dem sie gebaut sind.
steel and concrete. Brick is of no importance in this discussion about the “new” – at
gibt es schöne und eindrucksvolle Beispiele eines ideologiefreien und feinfühlig
content of his own work. How harmoniously this synthesis of tradition and progress
least not as regards the theoretical consideration. Regardless whether modern or
interpretatorischen Umgangs mit den bildhaften Konstruktionen. Bei Louis I. Kahn
was achieved can be comprehended when examining the church in Ulm, which
gegenüber diesem Material. Das ist erstaunlich, denn ein Teil des formalen Voka-
Alvar Aalto ist ein schönes Beispiel für die Unvoreingenommenheit der Moderne
old-fashioned, independent of this discussion, Walter Gropius, for example, designed
ist gerade dies der Gegenstand seiner architektonischen Botschaft. Er ist der radi-
Fischer built from 1906 to 1910. Here, the traditional brickwork construction has
bulars der Moderne wird ja mit den „neuen” Materialien begründet, mit Stahl und
the “Fagus-Werke” from light-coloured brick, and Mies van der Rohe designed his
kalste jener Vertreter, die gekonnt und ohne Vorbehalte alte und neue Konstrukti-
been unpretentiously – and without breach – merged with the new method using re-
Beton. Der Ziegel spielt in dieser Diskussion um das „Neue” keine Rolle – zumin-
much-published brick country house. With this never realised design, however, the
onsmethoden harmonisch miteinander verbinden. Gewiss ist er nicht der Erste, der
inforced concrete. A few years later, a similar melange could not have taken place,
dest nicht in der theoretischen Auseinandersetzung. Gleichwohl, ob modern oder
building material brick, although it might be easily classed as “old-fashioned” or
in dieser Mischung aus „Tradition und Fortschritt” etwas Drittes, etwas ganz Eige-
because in this regard modern architecture demanded “clarity and honesty of the
altmodisch, unabhängig von dieser Diskussion entwickelte beispielsweise Walter
traditional materials, becomes a building material of architectural modernism. And
nes hervorbringt: Theodor Fischer, Mitbegründer des Deutschen Werkbunds (1907),
design”.
Gropius die Fagus-Werke aus dem hellen Ziegel, oder Mies van der Rohe sein viel-
with the two residential buildings Esters + Lange in Krefeld, this design marks the
wählt gerade dieses Thema zum Inhalt seines eigenen Schaffens. Wie harmonisch
fach publiziertes Landhaus aus Sichtziegel.
prelude to Mies’ own work and his contribution to “classical modernism”. During this
diese Synthese aus Tradition und Fortschritt vonstatten geht, kann man an der
claim to absoluteness, with which modern architects deem either only one or the
12
Not until later, namely in the period following the oil crises of the 1970s did the
13
In den letzten Jahren haben wir mehr und mehr entdeckt, wie viel besser sich der
sichtbar belassene Backstein für die gerade beschriebenen Bauteile eignet. In zwei
Schulen (Ostfildern und Salem) haben wir dort Ziegel verwendet, wo im Innenraum
Robustheit verlangt wird, wo die Gefahr der Verletzung der Oberflächen sehr groß
ist, oder dort, wo man nicht alle paar Jahre die Wand mit einem neuen Anstrich
versehen muss.
In Stuttgart haben wir vor einigen Jahren ein Bürogebäude geplant, bei dem die
im Innenhof liegende Mensa mit einem sichtbar belassenen Ziegelgewölbe überspannt ist. Und wir haben bei den verschiedenen Häusern auch versucht, die
Kirche in Ulm, die Fischer 1906 – 1910 gebaut hat, nachvollziehen. Dort ist – ohne
other legitimate, lead to conflict. Since those days, the purity of design and con-
tragenden Innenwände und Stützen wieder in Mauerwerk herzustellen.
to create walls, which would convey the impression that they had always been
Bruch – die traditionelle Bauweise aus Mauerwerk mit der neuen Methode des
struction has become obsolete. This particularly concerns countries in Central Eu-
Bei allen Bauwerken achten wir darauf, dass die Verfugung, also die Art, wie die
standing there, naturally. By no means should they be “old-fashioned”, but rather
have a character that is independent of the time aspect and therefore timeless. In
Eisenbetons unprätentiös zusammengeführt. Wenige Jahre später hätte eine ähn-
rope, where energy scarcity occasionally leads to the radical demand that a building
Fuge ihre ästhetische Wirkung erhält, präzise auf die spezifische Situation des
liche Melange nicht stattfinden können, denn die Moderne verlangte in dieser
in operation may only consume a limited amount of heating energy. This debate,
Orts eingeht. Bei der Schule in Ostfildern, oder auch bei jener in Salem, handelt es
both cases we selected a brick with an irregular, almost clumsily processed surface.
Beziehung die „Klarheit und Ehrlichkeit der Konstruktion”.
which is particularly fierce in Germany, causes a complicated set of rules that gradu-
sich um eine Bauaufgabe, die in direktem Kontrast zur umgebenden Landschaft
In combination with the roughly filled in joints we achieved the desired detail quality,
Der Absolutheitsanspruch, mit dem die modernen Architekten nur das eine oder
ally lowers energy consumption limits. Although other criteria, such as the durability
steht. Dort sind Mauern gewünscht, die den Eindruck erwecken sollen, als hätten
which means that the schools also acquired urban respectively landscape qualities.
das andere für legitim erachten, wird erst viel später, nämlich in der Zeit nach der
and transport routes of the building material are not considered, these regulations
sie schon immer so selbstverständlich dort gestanden. Sie müssen keineswegs
Ölkrise der 1970er-Jahre, zum Konflikt führen. Seit jener Zeit ist die Reinheit der
are strictly enforced. That way, thousands-of-years old construction methods, as we
„altmodisch” sein, sondern vielmehr einen vom zeitlichen Aspekt unabhängigen,
pletely different, a contrary situation: The project involved a clearly outlined building
Konstruktion obsolet geworden. Das betrifft vor allem die Länder in Mitteleuropa.
find them in monolithic brickwork construction, are suddenly no longer possible, be-
also zeitlosen Charakter haben. In beiden Fällen haben wir einen Stein mit unre-
plot located in the city centre. Consequently, the exterior had to be able to respond
Dort führt die Energieknappheit zur bisweilen radikalen Forderung, ein Gebäude
cause such structures no longer meet the required heat insulation values that need
gelmäßiger, ja fast unbeholfen bearbeiteter Oberfläche gewählt. Zusammen mit
to the specific urban context. According to our judgement, the location demanded a
dürfe im Betrieb nur eine begrenzte Menge an Heizenergie verbrauchen. Aus
to be fulfilled today by means of an outer wall shell.
den grob verschmierten Fugen erhielten wir die gewünschte Detailqualität, die für
brick with an exact surface and a jointing which would produce a noble surface in
dieser, vor allem in der Bundesrepublik Deutschland zum Teil scharf geführten
die Schulen auch städtebauliche respektive landschaftliche Qualität bedeutet.
combination with the almost black material. We therefore specified that horizontal
Diskussion entsteht ein kompliziertes Regelwerk, das die Grenzwerte für den
layer wall. Critics say that this has nothing to do with the classic methods of brick
Bei dem zuvor erwähnten Bürogebäude in Stuttgart haben wir eine ganz ande-
joints should be white, whereas the vertical ones should be black. By the way, this is
Verbrauch von Energie schrittweise verringert.
construction anymore. Rather, all it represents are “stone wallpapers”, which as cur-
re, eine konträre Situation vorgefunden: Dort handelt es sich um ein klar umrisse-
a method frequently applied in the 19th century; Frank Lloyd Wright, too, made use
Obwohl dabei andere Kriterien, wie beispielsweise die der Dauerhaftigkeit oder
tain walls provide the required heat insulation and cover the reinforced concrete
nes Baugrundstück, das sich in der Mitte der Stadt befindet. Das Äußere musste
of it when constructing his “Robie House”.
der Transportwege des Baumaterials nicht berücksichtigt sind, werden die Bestim-
structure concealed behind. These critical voices think it important in the sense of
also auf die spezifische urbane Situation antworten können. Dort verlangte der Ort,
mungen konsequent durchgesetzt. Damit sind jahrtausendealte Konstruktionsme-
modernism to also produce “modern” surfaces that are more consistent with the
nach unserer Einschätzung, einen Stein mit exakter Oberfläche und eine Verfu-
than just the application of brick. We are convinced that there must be a counterpart,
thoden, wie wir sie in der monolithischen Mauerwerkbauweise finden, mit einem
multi-layer wall – such as metal or fibre cement. This specific point is the basis of
gung, die im Zusammenhang mit dem nahezu schwarzen Material eine noble Ober-
an opposite standpoint against the transnational euphoria of 20th century steel and
The application of brick is thus increasingly restricted to the outer shell of a multi-
Regarding the previously mentioned office building in Stuttgart, we found a com-
Of course, for us the whole discussion is about an adequate material, about more
Mal nicht mehr möglich. Denn, eine solche Konstruktion erreicht nicht mehr die
our considerations: Even if brick would serve the sole purpose of providing weather
fläche ergibt. Wir gaben daher an, die horizontalen Fugen weiß, die vertikalen hin-
glass architecture, that particularly the perceptible difference between the interior
erforderlichen Werte der Wärmedämmung, die man heute mit einer Außenwand-
protection for a heat insulation layer, thus being completely exempt from its original
gegen schwarz zu mauern – übrigens eine im 19. Jahrhundert häufig angewandte
and exterior space still enriches architecture, that the interior excitingly differs from
schale zu erfüllen hat.
load-bearing function, what would really be wrong with that? Are the “new” materi-
Methode, derer sich auch noch Frank Lloyd Wright bei seinem „Robie House“
the exterior and is able to use its physical envelope and haptic qualities to tell us
Die Anwendung des Ziegels beschränkt sich also zunehmend auf die Außen-
als better regarding their durability, solidity and stability, or their ability to subordi-
bedient.
something about the world, which does (no longer) exist outside. In many cases,
schale einer mehrschichtigen Wand. Kritiker sagen, dies habe nichts mehr mit den
nate to all conceivable minimum dimensions? And aren’t metal or glass facades with
Natürlich geht es uns bei der ganzen Diskussion um ein adäquates Material, um
modern architecture often lacks this surprise, which we appreciate in old houses. We
klassischen Methoden des Ziegelbaus zu tun. Vielmehr handle es sich nur noch um
a similar wall structure “wallpapers”, too? What keeps us from using brick in the
mehr als nur um die Verwendung von Ziegel. Wir sind der Überzeugung, dass es
don’t expect anything special from these buildings any more, no surprises, because
„Steintapeten”, die als vorgehängte Fassaden die notwendige Wärmedämmung
building interior as column, arch or vault?
ein Gegenstück, eine Gegenposition zur grenzüberschreitenden Euphorie der Stahl-
from the outside we already know what they will be like inside. However, if one aims
und die dahinter verborgene Stahlbetonkonstruktion verdecken. Diese kritischen
In recent years, we have increasingly discovered how much more suitable ex-
und Glasarchitektur des 20. Jahrhunderts geben muss, dass nach wie vor gerade
to generate a subtile difference, it is advisable to design the walls from a material
Stimmen finden es im Sinne der Moderne wichtiger, dann auch „moderne” Oberflä-
that has for centuries prepared us for the exciting difference between interior and
posed brick is for the building components previously described. In two school build-
der spürbare Unterschied zwischen Innen- und Außenraum die Architektur berei-
chen herzustellen, die besser zur mehrschaligen Wand passten – wie etwa Metall
ings (Ostfildern and Salem) we used brick in places where robustness was required
chert, dass der Innenraum sich spannungsreich vom Äußeren unterscheidet und
exterior: brick.
oder Faserzement.
in the interior, where the risk of damaging the surfaces was very high, or where the
uns durch seine körperhafte Umhüllung und haptischen Qualitäten etwas von einer
Just an diesem Punkt setzen unsere Überlegungen an: Selbst wenn der Ziegel
wall did not need to be finished with a new paint coat every few years. Several years
Welt erzählen kann, die es außen (nicht mehr) gibt. Häufig fehlt den Gebäuden der
nur noch dazu dienen kann, Witterungsschutz für eine Wärmedämmung zu sein,
ago, we designed an office building in Stuttgart, where an exposed brick vault spans
zeitgenössischen Architektur diese Überraschung, die wir an alten Häusern so zu
also von seiner originären Funktion des Tragens völlig befreit würde, was spräche
across the canteen in the inner courtyard. And in the various buildings we also tried
schätzen wissen. Von diesen Gebäuden erwarten wir nichts Besonderes mehr, kei-
wirklich dagegen? Sind etwa die „neuen” Materialien besser in der Dauerhaftigkeit,
to construct the load-bearing interior walls and columns from brickwork.
nerlei Überraschungen, da wir von draußen schon wissen wie es drinnen sein wird.
in der Solidität und Stabilität, der Fähigkeit, sich allen denkbaren Kleinstmaßen
Will man jedoch einen feinen Unterschied erzeugen, so ist es ratsam, die Mauern
unterzuordnen? Und sind die Metall- oder Glasfassaden bei ähnlichem Wandauf-
joint acquires its aesthetic effect, is responded precisely to the specific situation of
aus einem Material zu gestalten, das uns seit Jahrhunderten auf die spannungs-
bau nicht auch „Tapeten”? Was hindert uns daran, den Ziegel im Inneren des Hau-
the location. The school in Ostfildern, and also the one in Salem, was a building,
volle Differenz zwischen außen und innen vorbereitet: der Ziegel.
ses zu verwenden, als Stütze, als Bogen, als Gewölbe?
which forms a direct contrast against the surrounding landscape. The intension was
14
In all buildings we paid attention to the fact that the jointing, that is the way the
Arno Lederer
Arno Lederer
15
Architects
Peter Rich (photo) with Michael Ramage
and John Ochsendorf, Johannesburg
Project
Mapungubwe Interpretation Centre
Location
Mapungubwe National Park, South Africa
Completion Date
2009
Building’s purpose
National Park Interpretation Centre
(Visitor Centre)
Useable floor area
Overall and Category Winner
“Special Solution with Brick”
1,500 m²
Client
SAN Parks
Brick type
Handmade unfired brick
Peter Rich Architects
Mapungubwe
Interpretation Centre
Dort wo sich heute der faszinierende Mapungubwe National Park befindet, im
In the area were the fascinating Mapungubwe National Park now stands, in the
nördlichen Teil der Republik Südafrika, nahe der Grenze zu Botswana und Simbab-
northern part of the Republic of South Africa, close to the border with Botswana and
we, existierte vor vielen Jahrhunderten eine blühende Zivilisation. In dem Gebiet,
Zimbabwe, a flourishing civilisation existed many centuries ago. From 1220 to 1027 BC,
das 2003 in das UNESCO Welt-Kulturerbe aufgenommen wurde, befand sich von
the Kingdom of Mapungubwe was located in this area, which was included on the
1220 – 1027 v. Chr. das unter dem Namen Mapungubwe bekannte Königreich: ein
UNESCO World Heritage List in 2003: a region that was primarily populated by farm-
hauptsächlich von Acker- und Viehbauern, aber auch von Handwerkern, Händlern
ers and herdsmen, but also by craftsmen, merchants and miners with a social system
und Bergleuten besiedeltes Gebiet mit einer Gesellschaftsordnung, die durch klar
determined by clearly defined social classes and hierarchies. When a local stock
definierte soziale Klassen und Hierarchien bestimmt war. Als ein lokaler Viehzüch-
farmer informed the University of Pretoria after having made several interesting
ter nach einigen interessanten Funden die Universität von Pretoria informierte,
finds, the former South African state showed little interest in the history of a black
zeigte der damalige südafrikanische Staat nur geringes Interesse an der Ge-
civilisation from the Iron Age. After the abolition of apartheid (1994), things started
schichte einer schwarzen Zivilisation aus der Eisenzeit. Doch nach Abschaffung
to change gradually, and finally the administration of the South African National Park
der Apartheid (1994) begannen sich die Dinge langsam zu ändern, und schließlich
commissioned Peter Rich with the design of an Interpretation Centre (Visitor Centre)
beauftragte die Leitung des South African National Parks den Architekten Peter
for this region.
Rich mit dem Entwurf für ein Interpretation Centre (Besucherzentrum) für die
The choice could not have been more fortunate, because Rich is a courageous
Region.
and highly skilled architect from Johannesburg. Courageous, because he refused to
Die Wahl hätte nicht glücklicher ausfallen können, denn Rich ist ein mutiger
work for the former government and therefore produced only a few buildings; in-
und kompetenter Architekt aus Johannesburg. Mutig, weil er sich weigerte, für die
stead he dedicated himself to research on the settlements of the Ndebele, Bantwane
vorherige Regierung zu arbeiten und deshalb nur wenig baute, sich stattdessen
and Tswana people: “I looked at their rooms and designed something based on a
aber Forschungen über die Siedlungen der Völker der Ndebele, Bantwane und
philosophy derived from the sensuality of the location.” But what exactly is an “In-
Tswana widmete: „Ich schaue mir ihre Räume an und entwerfe etwas, dessen
terpretation Centre”? A new form of exhibition area, where the findings discovered
Der Komplex besteht hauptsächlich aus
gewölbten Pavillons unterschiedlicher
Größe und Kuppelformen.
The complex mainly consists of domed
pavilions of various sizes and dome shapes.
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Architects
NORD Architecture: Alan Pert, Glasgow
Designer ( Structure )
Andrews Associates
Project
Primary Electrical Substation,
London 2012 Olympic Games
Location
London, United Kingdom
Completion Date
2010
Building’s purpose
Substation for 2012 Olympic Park
Useable floor area
1,810 m²
Winner “Non-Residential Building”
Client
UK Power Networks
Brick type
Facing brick
NORD Architecture
Primary Substation
for 2012 Olympic Park
Das Umspannwerk des Glasgower Architekturbüros NORD (Northern Office for
The substation by Glasgow-based architectural practice NORD (Northern Office for
Research and Design) gehört zu einer Familie technischer Infrastrukturbauten auf
Research and Design) belongs to a family of technical infrastructure buildings at the
dem Olympiagelände im Londoner East End. Während der Olympiade 2012 versorgt
Olympic site in London’s East End. During the 2012 Olympics, it provides electricity
es die Spiele mit Strom, nach ihrem Ende den neu entstandenen Stadtbezirk. Diese
needed for the Games, and afterwards in legacy for the new urban district. Its per-
Dauerhaftigkeit drückt sich unmissverständlich in der Architektur des Gebäudes
manence is unambiguously expressed by the architecture of the building, by its
aus, in seiner Schwere und monolithischen Schlichtheit, die sich bewusst von den
heaviness and monolithic simplicity, which deliberately distinguishes itself from the
spektakulären Formspielen der Sportstätten, etwa der Zackenkrone des Hightech-
spectacular play of shapes characterising the sports facilities, for example the
Olympiastadions oder Zaha Hadids kurvenreicher Schwimmhalle, unterscheidet.
notched crown of the high-tech Olympic Stadium or Zaha Hadid’s curvy swimming
Zugleich stellt sich der Bau ganz in die Tradition britischer Industriearchitektur.
Zu seinen berühmten Vorfahren zählen Backsteinkathedralen wie die Londoner
centre.
Simultaneously, the building makes strong reference to the tradition of British in-
Kraftwerke Bankside und Battersea. Anknüpfungspunkte fanden die Planer von
dustrial architecture. Among its famous predecessors are the brick cathedrals such
NORD aber auch in der unmittelbaren Umgebung, der anonymen Ziegelarchitektur
as the Bankside and Battersea Power Stations in London. However, the architects
der Fabriken und Lagerhäuser im Lower Lea Valley, das von einer verseuchten
from NORD also found references in the immediate surroundings, in the anonymous
Industriebrache, nach dem Vorbild englischer Gärten, zum Olympischen Park
brick architecture of factories and warehouses in the Lower Lea Valley, which mu-
mutiert ist. Langfristig soll hier ein Naherholungsgebiet entstehen, das den Be-
tated from a contaminated industrial brownfield site into an Olympic Park, following
wohnern nicht nur eine verbesserte Anbindung an den öffentlichen Personennah-
the model of English gardens. Eventually, a local recreation area will be built here,
verkehr sowie ein Netz von Rad- und Fußwegen bringt, sondern auch der heimi-
which will provide the residents not only with a better connection to public transport
schen Flora und Fauna neue Lebensräume eröffnet.
and a network of cycle paths and footpaths, but will also offer new habitats for the
native flora and fauna.
Formal stellt sich das Umspannwerk als abstrakte Skulptur dar: ein solider, kan-
tiger Körper am nordwestlichen Rand des Olympiageländes. Hingucker ist die Hülle
aus kohlschwarzem Ziegel. – Reminiszenz an den Brennstoff, der die Industrielle
volume on the north-western boundary of the Olympic site. The eye-catcher is the
Formally, the substation presents itself as an abstract sculpture: a solid, angular
Revolution befeuert hat? Vielleicht, auf jeden Fall aber Reverenz an den abgetra-
envelope from coal-black brick. A remembrance of the fuel that fired the industrial
genen Vorgängerbau mit seinen Fenstereinfassungen und Ecken aus besonders
revolution? Maybe, but in any case a reverence to the cleared away predecessor with
robustem schwarzem Ziegel.
window cases and corners constructed from particularly robust black brick.
Der in der Tradition britischer Industriearchitektur stehende 80 m lange Ziegelbau erhebt sich am nordwestlichen Rand
des Olympiageländes.
The 80 m long brick building, which was
realised in the tradition of British industrial
architecture, rises on the north-western
boundary of the Olympic Park.
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Architect
Lens°Ass: Bart Lens, Hasselt
Project
Rabbit Hole
Location
Gaasbeek, Belgium
Completion Date
2010
Building’s purpose
Housing & veterinary practice
Useable floor area
472 m²
Client
Private
Brick type
Winner “Single-Family House”
Clay paver
Lens°Ass
Rabbit Hole
Das alte Gehöft besteht aus fünf Bauvolumen und befindet sich in einmaliger Lage
The old farm house comprises five buildings and is located on a unique site in close
in der Nähe des Schlosses von Gaasbeek. Welche Strategie gilt es zu entwickeln,
proximity to the Gaasbeek Castle. What strategy needs to be developed to revive a
um ein sehr baufälliges Gebäude wieder nutzbar zu machen, ohne es nostalgisch
dilapidated building without reconstructing it in a nostalgic manner? The decisive
zu rekonstruieren? Die entscheidende Frage war, wie man ein solches Gehöft an
question is how such a farm house can be adapted to modern housing requirements
die heutigen Wohnbedürfnisse anpasst, ohne den landwirtschaftlichen Charakter
without destroying its agricultural character. The residential building with an en-
zu zerstören. Das Wohnhaus mit straßenseitigem Eingang wurde nach 1945 umge-
trance addressing the road was converted after 1945 and finished with a roof type
baut und erhielt dabei einen Dachtypus, der für landwirtschaftliche Gebäude in
untypical for rural buildings in this region. Therefore the decision was taken to cut
dieser Region untypisch ist. Man beschloss daher, das Dach schräg abzuschneiden
off the entrance door diagonally and relocate it. The existing openings were closed,
und die Eingangstür zu entfernen. Die bestehenden Öffnungen wurden geschlos-
whereas a wide window in the lateral façade offers a generous view across the gar-
sen und ein breites Fenster in der Seitenfassade bietet eine weite Aussicht auf den
den. In order to create a new visual unity, the brick gable was finished with a grey
Garten. Um eine neue optische Einheit zu schaffen, erhielten die Ziegelgiebel einen
cement layer. The ground floor of the residential building with the adjoining cow
grauen Zementbelag. Das Wohnhaus mit den angrenzenden Kuhställen wurde im
stables was converted into a veterinary practice and a garage. The upper floor
Erdgeschoss in eine Tierarztpraxis und eine Garage umgewandelt. Im Oberge-
accommodates a guestroom at the front and the children’s bedrooms at the back.
schoss befinden sich vorn ein Gästezimmer und hinten die Schlafräume für die
The windows were recessed in the roof’s depth to conserve the rural character of
Kinder. Die Fenster wurden in die Tiefe des Dachs eingearbeitet, um den bäuer-
the building.
lichen Charakter zu erhalten.
The largest volume, the haystack, became the central room of the new apart-
Das größte Volumen, der Heuschober, wurde der zentrale Raum der neuen
ment. The openings of both large gates were maintained and completely glazed. On
Wohnung. Die Öffnungen der beiden großen Tore blieben erhalten und wurden
the outside oak wood gates and windows were mounted. A large concrete table,
vollständig verglast. An den Außenseiten sind Pforten und Fenster aus Eichenholz
around which everyday life takes place, was positioned between the large windows.
angebracht. Zwischen den großen Fenstern wurde ein langer Betontisch platziert,
The interesting solution of positioning the tablestop at quite a high level generates a
um den herum das Alltagsleben stattfindet. Interessant ist die Lösung, die Tisch-
spatial experience that is completely different as compared to a classic table, in par-
platte ziemlich hoch anzubringen, sodass ein völlig anderes Raumerlebnis als bei
ticularly as the room above the table reaches up to the ridge.
einem klassischen Tisch entsteht, zumal der Raum über dem Tisch bis zum Dach-
The semi-subterranean “vaulted chamber” of the barn was maintained as a
first offen ist.
storeroom, whilst the upper side made from brick serves as sitting area. The area
Die halb unterirdisch angelegte „Gewölbekammer“ der Scheune blieb als Ab-
above accommodates the parents’ bedrooms with “interior windows” on the high
stellraum erhalten, während die aus Ziegel bestehende Oberseite nun als Sitzecke
and open space. The adjoining pigsty was converted into a playroom for the children.
dient. Darüber wiederum befinden sich die Schlafräume der Eltern mit Innenfens-
The fifth brick-built volume is a storeroom with a small bread baking oven.
tern zum hohen, offenen Raum. Der angrenzende Schweinestall wurde in einen
Spielraum für die Kinder umgewandelt. Das fünfte, aus Ziegel errichtete Volumen
oben: Ansicht des alten Gehöfts vor
dem Umbau.
top: View of the old farmstead prior
to the conversion.
ist ein Abstellraum mit einem kleinen Brotbackofen.
Der ehemalige Heuschober als zentraler
Raum der neuen Wohnung.
The former haystack as central room
of the new apartment.
Grundrisse Erdgeschoss (unten) und 1. Obergeschoss (oben).
Ground floor plan (bottom) and 1st floor plan (top).
26
27
Architects
ˇ
Pavol Panák,
Bratislava ( ˇ )
Project
Conversion of a ruin
Location
ˇ
Cachtice,
Slovakia
Completion Date
2009
Building’s purpose
Studio, weekend home
Useable floor area
28 m²
Brick type
Facing brick
Winner “Conversion”
Pavol Panák
ˇ
Conversion of a Ruin
In den 90er-Jahren des letzten Jahrhunderts erlebte die Slowakei einen radikalen
During the 1990s, Slovakia experienced a radical shift from the stagnation of Com-
Wandel von der Stagnation des kommunistischen Totalitarismus zum Wirtschafts-
munist totalitarianism to the economic boom of an emerging market economy. In ar-
boom eines Zukunftsmarkts. In der Architektur zeigte sich dieser Wandel in einer
chitecture, this social transformation was reflected in a loosening of all formal rules,
Lockerung sämtlicher formaler Regeln, einem entfesselten Eklektizismus und einer
an unbounded eclecticism and uncritical admiration of all technical innovations. Yet
kritiklosen Bewunderung aller technischen Neuerungen. Dennoch geschah es ge-
it was precisely at this moment that one architecture “refuge” began to emerge, in
nau zu diesem Zeitpunkt, dass sich ein „Architektur-Refugium“ in der kleinen Stadt
̌
̌ als Gegengewicht
Cachtice
am Fuße der Karpaten auftat. Hier begann Pavol Panák,
̌
the small town of Cachtice
at the foot of the Carpathian Mountains. Here, Pavol
̌ slowly began to develop, as a counterbalance to the pressures of the market
Panák
zum Druck des Markts und den Begehrlichkeiten der Investoren, langsam sein per-
and investors’ ambitions, his personal sense of what architecture is.
sönliches Verständnis von Architektur zu entwickeln.
The site was special from the very outset. On the plot, in addition to a simple
peasant cottage, was an artificial hill just over 3 m high – a former brick kiln. Around
Das Grundstück war von Anfang an etwas Besonderes. Neben einem einfachen
Bauernhäuschen befand sich hier ein etwa 3 m hoher künstlicher Hügel – ein ehe-
it, and even on it, grew a fruit orchard. At first, the architect addressed the house;
maliger Ziegelbrennofen. Rund herum und sogar darauf wuchs ein Obstgarten. Zu-
the kiln only had its turn later. Yet the slow pace at which the kiln was transformed
erst widmete sich der Architekt dem Haus; der Brennofen sollte erst später dran-
into the present atelier was decisive for the overall effect of the resulting work. It is
kommen. Dennoch war das langsame Tempo, mit dem der Ziegelofen zum heutigen
a building that grew organically. The individual phases of growth can even be seen in
Atelier umgebaut wurde, entscheidend für die Gesamtwirkung der sich ergeben-
the colour of its bricks: the oldest, completely blanched, form the core of the old kiln,
den Arbeit. Es ist ein organisch gewachsenes Gebäude, dessen einzelne Wachs-
while the new ones were gradually added as the architect realised his aims.
tumsphasen an der Farbe der Ziegel abgelesen werden können: die ältesten, völlig
ausgebleicht, bilden den Kern des alten Brennofens, während die neuen schritt-
ple space in the form of a tunnel was most likely constructed at the end of the 19th
weise mit der Umsetzung der Ziele des Architekten hinzugefügt wurden.
century. Bricks with dimensions of 28.5 x 14 x 5 cm with the marking “CAB” were used
The basic spatial form of the atelier is defined by the original brickkiln. This sim-
Die räumliche Grundform des Ateliers bestimmt sich aus der des ursprüng-
for construction. Evidently, they were from the larger brickworks of Count Augustín
lichen Ziegelbrennofens. Der einfache Raum in Form eines Tunnels wurde höchst-
Breunner, who from the 1880s onward, owned extensive property in the vicinity of
wahrscheinlich Ende des 19. Jahrhundert errichtet. Ziegel mit den Abmessungen
Cachtice
and left behind a relatively extensive built legacy. Its original use, like that
̌
28,5 x 14 x 5 cm und der Beschriftung „CAB” wurden für den Bau verwendet. Offen-
of other small brickworks in the region, ended with the start of industrial manufac-
sichtlich stammen sie aus der großen Ziegelbrennerei des Count Augustín Breun-
turing in the early 20th century.
ner, der seit den 1880er-Jahren einen umfangreichen Grundbesitz in der Nähe von
̌
Cachtice
sein Eigen nannte und ein relativ umfassendes, gebautes Erbe hinterließ.
Ebenso wie andere kleine Ziegeleien in der Region stellte auch sie ihre Tätigkeit
mit dem Beginn der industriellen Fertigung zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein.
rechts: Der Brennofen blieb in seiner
ursprünglichen Form bestehen und bildet den
Kern des organisch gewachsenen Gebäudes.
right: The kiln was maintained in its original
form and shapes the core of the organically
grown building.
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33
Architects
Francisco and Manuel Aires Mateus, Lisbon
Project
Home for the elderly
Location
Alcácer do Sal, Portugal
Completion Date
2010
Building’s purpose
House for elderly people
Useable floor area
3,640 m²
Client
Santa Casa de la Misericórdia de Alcácer do Sal
Brick type
Winner “Residential Building”
Clay block
Francisco and Manuel
Aires Mateus
Home for the Elderly
Eine Seniorenresidenz zu entwerfen, die funktional und gemütlich zugleich ist,
Designing a retirement home that is both functional and cosy requires moral respon-
erfordert moralische Verantwortung und Weitsicht. Insofern beweist die Arbeit des
sibility and foresight. In this respect, the project by the brothers Francisco and
Bruderpaares Francisco und Manuel Aires Mateus, seit Jahren renommierte Inter-
Manuel Aires Mateus, for several years renowned protagonists on the international
preten der internationalen Architekturszene, eine ungewöhnliche Sensibilität:
architectural stage, demonstrates an exceptional sensitivity: the Portuguese practice
denn das portugiesische Büro hat auf die Bedürfnisse einer Seniorengemeinschaft
has responded to the needs of a community of elderly people (in a way a micro-society
(eine Mikro-Gesellschaft gewissermaßen mit eigenen Regeln) mit einer Lösung
with its own rules) with a solution that reinterprets the word pair “societal /private”.
geantwortet, die das Wortpaar gesellschaftlich/privat neu interpretiert. Es be-
Furthermore, it proves that architecture can be an instrument of great social benefit
weist zudem, dass die Architektur, ohne auf architektonische Qualität zu verzich-
without compromising the architectural quality.
ten, ein Instrument von hohem sozialem Nutzen sein kann.
Die Baumaßnahme besteht in der Erweiterung und Aufwertung des bestehen-
Casa de la Misericórdia complex: a halfway house between hotel and hospital. The
The building project comprises the extension and upgrading of the existing Santa
den Komplexes Santa Casa de la Misericórdia: ein Zwischending aus Hotel und
priority objective was to guarantee the residents a balanced relationship between
Krankenhaus. Vorrangiges Ziel ist es, den Bewohnern ein ausgewogenes Verhältnis
living in the community of elderly people in need of care and the respectful protec-
zu garantieren zwischen dem Zusammenleben in einer Gemeinschaft pflegebe-
tion of their privacy.
dürftiger Senioren und dem respektvollen Schutz ihrer Privatsphäre.
an interrupted line, whereas the elevations follow the terrain typical for this country,
Die am Stadtrand von Alcácer do Sal liegende Residenz verläuft dem Grundriss
The ground plan of the residence on the outskirts of Alcácer do Sal is laid out like
nach wie eine gebrochene Linie, während die Ansichten der landestypischen Be-
from which they emerge with their chessboard-like structure. The elevations differ
schaffenheit des Geländes folgen, aus dem sie mit ihrer schachbrettartigen Glie-
according to their function, because the “full” areas formed by the individual resi-
derung auftauchen. Sie unterscheiden sich nach ihrer Funktion, denn die „vollen”
dential units alternate with the “empty” one of the terraces. This alternation is en-
Flächen, die die individuellen Wohneinheiten bilden, wechseln mit den „leeren“ der
hanced by the sunlight, which projects the profile of ancient battlements onto the
Terrassen ab. Diese Alternanz wird durch das Sonnenlicht verstärkt, das das Profil
ground. The fragmentation of the façades in the area of corridors leading to the
antiker Zinnen auf den Boden projiziert. Die Fragmentierung der Fassaden im
rooms is, however, emphasised by means of narrow recesses with deep reveals.
Bereich der Korridore, die zu den Zimmern führen, wird hingegen durch enge
The building nestles against the ground and follows its slightly undulating con-
Einschnitte mit tiefen Laibungen betont.
tour, so that whilst maintaining a constant roof line, the number of floors varies. The
building volume with a maximum of three above-ground floors leaps out because of
Das Gebäude schmiegt sich an den Boden und folgt dessen leichter Wellenform,
sodass unter konstanter Beibehaltung der obersten Dachlinie die Anzahl der
its dazzling white colour contrasting the brown of the earth and blue of the sky.
Stockwerke variiert. Der gegliederte Baukörper, der höchstens drei oberirdische
Geschosse aufweist, sticht durch seine blendend weiße Farbe ins Auge, die das
Braun der Erde und das Blau des Himmels kontrastiert.
oben: Das mit Kies aus weißem portugiesischem Estremoz-Marmor abgeschlossene
Flachdach stellt eine perfekte Integration
in die natürliche Umgebung dar.
top: The flat roof covered with gravel
from white Portuguese Estremoz marble
represents a perfect integration into
the natural environment.
36
Mitte: Das lang gestreckte, schachbrettartig
gegliederte Gebäude folgt der leichten
Wellenform des Geländes.
middle: The elongated building with a
checkerboard structure follows the slightly
undulating site contour.
unten: Ansicht von Nordwest.
bottom: Elevation from north-west.
37
+
brick Magazin für Architektur Magazine for Architecture
brick + Inhalt Content
Intro
Intro 2
Spotlight Ordos 100
Ordos 100
Erweiterung der Tate Modern
Tate ­Modern Extension
Kapelle und Raum der Stille Chapel and Room of Silence
Bücherberg in Spijkenisse
Mountain of Books in Spijkenisse
People Lene Tranberg Die innersten Eigenschaften eines Materials e
­ rkennen
Lene Tranberg Recognising the innermost c
­ haracteristics of a material David Chipperfield Neues schaffen mit dem Respekt vor dem Alten David Chipperfield Creating something new with respect for the old Marlies Rohmer Entwürfe für die kommende Generation
Marlies Rohmer Designs for the next generation
4
4
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5
6
6
6
6
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7
10
10
12
12
5 × 5 Fünf Fragen an fünf Architekten
Five ­questions to five a
­ rchitects
15
15
New Blood Technische Universität Wien Jung-Architekten zwischen Irritation und Leidenschaft
Vienna University of Technology
Young Architects between Irritation and Passion
18
18
Text Kunst Keramik Text Arts Ceramics Elfriede Jelinek Die äußerste Möglichkeit Elfriede Jelinek The Ultimate Possibility
21
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Akademie für Architektur Amsterdam Brick dresses
Amsterdam Academy of Architecture Brick dresses
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29
Story Von der Börse ins Kloster
From the Stock Exchange to the Monastery
Zwei Männer und eine Kirche Two Men and a Church
Viel kopiert und fast erreicht
Much copied and almost reached
Vom Dach zu neuen Wänden
From the Roof to new Walls
Klinker-Experiment am Arena Boulevard
Paving brick experiment on the Arena Boulevard
Reflection
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32
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34
34
38
38
42
42
Die Leichtigkeit des Steins? The
Lightness of Stone?
Text: Hansjörg Göritz
Momentan ist alles so brandneu und „cool“. Hoch­
glänzende I, Robot-Suggestionen (Science-Fiction-Film, Anmer­
kung) und ihre angeblich „intelligenten“ Flying-Dutchman-­Fassaden
verkaufen sich schwerelos gut, wie schnelle Renner und sommer­
liche Brüter: sustainability-label ge­adelt, forever young und makel­
los schön. Wie lange ist „nachhaltig“? Wissen wir das schon? Erst
gestern waren doch noch luftkonditionierte Glaskisten des „Inter­
national Style“ in Chicago so falsch wie in Hongkong. Schon gibt
es neue Spielversuche. Diesmal in ­Dubai oder Peking. Ihre Sub­
stanzlosigkeit macht bei uns Energie-Nullsummenspiele zum geför­
derten Leben in der Thermoskanne am Hightech-Tropf. Zum neu­
en Versuchsspiel des globalen Aufbruchs in eine wahr werdende
Blade­runner-Ästhetik scheint Stein nicht ins ­gestylte Filmbild zu
passen. In der Rasanz des Sonnen-Zehnkampfs „solar decathlon“
ist nur Zeit für die montierte Leichtigkeit der aufgeschäumten
Oberfläche im Wechsel mit gläsernen Vorhängen. Inzwischen lässt
das fancy-phone bei R128 von Chicago aus schon mal die Kühlung
an. Die spielerische Flüchtigkeit des globalisierten Lebensgefühls
scheut und übersieht die ortsspezifische Substanz der Tiefe. Be­
ständige Wechselhaftigkeit und oberflächliche Verliebtheiten in allerlei bunte Glasbatiken, Faltungen, Biegungen und Aufgeblasenes ab
Werk haben örtliche Nassbauweisen längst angezählt. Denaturie­
rung lässt uns immer schneller restlos vergessen, wie lange Subs­
tanzielles halten konnte. An den Erfolg der S
­ tory glauben wir blind.
Bis der Monteur kommen muss.
Den Produkten dieser Kunstwelt entfliehen wir in Hanse­städte,
ins Tessin, die Lombardei, die Toskana, nach Venedig oder in
die Provence. Für wenige Wochen bringt stiller Context-Talk den
chicen Global-Style-Chat zum Schweigen. Authentisches einer
­
Region lässt sich noch nicht so schnell auswechseln. Genau das
­suchen wir – hier. Wie erwartet, lernen wir das Staunen neu über
Mauerwerk, das dauert, dabei plastisch und sinnlich ist. Festig­
keit, veränderlich im Licht und im Wetter, die in ihrer Substanz
speichert, altert und dabei patiniert, ist auf so einfache Weise gut
und wird immer besser, wie der Käse, der Schinken oder Wein
der Gegend. Wie lange „nachhaltig“ dort ist, wissen wir. Seit Jahr­
hunderten. Manche ziehen auch heute noch ihre modernen Lehren
daraus. Wie ein Kahn, Doshi, Correa oder Pruscha, die, weit ab­
seits der Hochglanzwelt der Protagonisten ihrer Zeit, dicke, ge­
schachtelte Mauersubstanz bleibend in die Sonnenhitze wie in die
Monsunnässe A
­ siens zu stellen wussten. Bei uns hat solcher Stein­
bau lange schon seine Mauern der Mono-Massivität verordnungs­
halber gegen arbeitsteilige Hybride eintauschen müssen. Weiter
geht es. Steuermodelle steuern: Über die Sieglinie der Industrie
fah­
ren weiterhin abschreibbare Autos einer als mobil entschie­
denen Gesellschaft – gegen immobiles Bauen. Auch für dessen
Produktionsverhältnisse gilt schon lang: Fabrikarbeit ist besser als Bauarbeit, schnell montiert ist billi­
ger als lang gemauert, hoch gedämmt ist geförderter als dick gemauert. Die lobbyierte Schaumschlacht
an der Wand geht weiter. Folglich werden fieberhaft immer neuere Nullserien, immer dünnerer Stein­
häute auf Chromstahl getestet. Auch dieses austauschbare Bild muss genormt, genähert und leicht auf­
recht zu erhalten sein. Adobe-Bau steht ebenso wenig wie die Steinsubstanz sommerkühler Kirchen und
gleichmäßig temperierter Weinkeller auf der Erfahrungsliste technoiden Bauens. Vielleicht wurde auch
nur Architektur mit Produktdesign verwechselt. „Nachhaltig“, „sustainable“? Wieder mal vorübergehend,
wie das Blatt im Wind? So ephemer und wechselhaft ist beständiger Steinbau nicht. Warten wir damit
einfach auf erneuerte Wertvorstellungen für wirkliche Langlebigkeit. Hansjörg Göritz, Hannover,
Berlin, Knoxville (USA).
­Gewinner des Brick Award 2010.
Hansjörg Göritz, Hanover, ­Berlin,
Knoxville (USA). ­Winner of Brick
Award 2010.
At the moment everything is so brand-new and “cool”. High-gloss I, Robot ideas (sciencefiction-film, note) and the reputedly “intelligent” Flying-Dutchman façades sell effortlessly like fast rac­
ers: ennobled with the sustainability label, ever-young and flawlessly beautiful. How long does “sustain­
able” last? Do we even know? Only yesterday the airy glass boxes of the “International Style” were just
as off-key in ­Chicago as in Hong Kong. New test-runs are already taking place, this time in Dubai or
­Beijing. Their lack of substance plays zero-sum energy games with our cultivated life in a thermos flask
on the high-tech drip. Stone does not seem to suit the styled still frame of the new test-run of a global
departure into a nascent Blade Runner aesthetic. The rapidity of the solar decathlon only offers room for
the assembled lightness of frothy surface areas alternating with glass curtains. In the meantime, a fancy
phone at House R128 in Stuttgart turns on the air-conditioning via Chicago. The playfully fleeting quality
of the globalized attitude towards life avoids and overlooks the location-specific substance of profundity.
Incessant changeability and superficial infatuations with all sorts of colourful glass batiks, convolutions,
bends and pompous objects ex factory have long since started giving local environmentally appropriate
building techniques the count. More and more quickly, denaturation lets us forget just how long the sub­
stantive could last. We blindly believe in the success of the story – until the service technician must come.
To escape the products of this artistic world, we flee to Hanseatic cities, to Ticino, to Lombardy, Tus­
cany, Venice, or Provence. Hushed context-talk silences the chic global style chat for a few weeks. The
authenticity of a region will not be so quickly substituted. That is exactly what we are looking for – here.
As expected, we relearn our amazement at masonry that lasts and is yet sculptural and sensual. ­Solidity,
changeable in light, in weather, that in its substance preserves and ages, and thereby patinates – that is
good in a simple way and only becomes better, like the cheese, the ham or the wine of the region. There,
we know how long “sustainable” lasts. For centuries. Some draw modern lessons from this even today.
Like a Kahn, Doshi, Correa, or Pruscha, who knew, beyond the glossy world of the protagonists of their
time, how to use thick, nested wall-substance, as constant in the heat of the Asian sun as in the wet
of its monsoons. Here with us, such stonework has long since had to exchange its monolithic walls for
work-sharing hybrids for the sake of regulations. So it goes. Taxation models steer the course: progres­
sively depreciable cars keep on driving along industry’s victorious curve, cars of a decidedly mobile so­
ciety – against immobile building. Even for society’s production conditions, it has long held that factory
work is better than construction work, quickly assembled is cheaper than carefully laid, highly insulated
is more encouraged than massively brick-built. The lobbied foam-fight on the wall goes on. Consequent­
ly, ever-newer prototypes of ever-thinner stone skins on chrome steel are feverishly tested. Even this in­
terchangeable pattern must be standardized, sewn and easily sustainable. Adobe, like the stone of cool
summer churches and wine cellars of constant temperature, does not appear on technoid construction’s
list of materials. Perhaps architecture is simply being confused with product design. ­“Sustainable”?
Transitory, like a leaf in the wind? Solid stonework is not so ephemeral and variable. And so we simply
wait for renewed ideals of real longevity. 46
brick + Intro 3
Spotlight Erweiterung der Tate Modern Tate ­
Modern Extension
Text: Igor Maglica
Text: Igor Maglica
Ordos 100 Ordos 100
Ordos 100 ist das außergewöhnliche Beispiel einer
Utopie, die Wirklichkeit werden könnte. Aus einer anfangs et­
was naiv und in gewisser Weise provokativ anmutenden Idee –
ob bewusst, bleibt unklar –, an deren Umsetzung sich einige
der bedeutendsten Persönlichkeiten der zeitgenössischen Ar­
chitektur beteiligt haben, entwickelt sich eine der größten An­
sammlungen von Architekturwerken, die mehrheitlich in Ziegel
ausgeführt werden sollen.
Das Ganze wird 2007 geboren, als sich Cai Jiang, ein chi­
nesischer Geschäftsmann, mit den Architekten Jacques Her­
zog und Pierre de Meuron trifft, um ihnen ein Projekt für 100
Häuser vorzuschlagen. Sie sollen in Ordos, einer chinesischen
Stadt in der autonomen Region Innere Mongolei, gebaut wer­
den. Die Schweizer Architekten beschließen, sich als Juroren
für die Auswahl an dem Projekt zu beteiligen und entscheiden
sich für jene 100 Entwürfe aufstrebender, junger Architekten,
die es ihrer Meinung nach verdient haben, an dem Projekt mit
der Bezeichnung „Ordos 100“ teilzunehmen. Außerdem be­
nennen sie ihren Freund Ai Weiwei als Architekten für den Ma­
sterplan. Ai Weiwei – Künstler, Philosoph und Architekt, der in
jüngster Zeit bedauerlicherweise vor allem als Dissident und
Gegner des chinesischen Regimes im Gedächtnis ist – reali­
siert den definitiven Plan für die Siedlung mit 100 Parzellen
für 100 Häuser, die jeweils eine Fläche von 1.000 m2 haben.
Die eingereichten Entwürfe sind sehr unterschiedlich, eini­
ge fantasievoll und exzentrisch, andere rationaler und an das
Vorbild der lokalen Jurten-Architektur angelehnt. Sehr viele
sind aus Ziegel geplant, dem traditionellen Material der chine­
sischen Architektur, das oft genutzt wird, um große dekorative
Texturen zu erzeugen.
Obwohl das Projekt – abgesehen von anfänglichen Proble­
men, die das städtebauliche Konzept und die geringe Nach­
haltigkeit betrafen – erfolgreich war, gibt es momentan einige
Irritationen, was die Machbarkeit des Werks betrifft, das sich
derzeit in einer Phase der Stagnation befindet. Ordos
100 is an exceptional example of a utopian dream, which could
become reality. An idea, which was at the start quite naive and
in a way seemingly provocative (whether deliberately or not re­
mains unclear), developed into one of the largest accumulations
of architectural projects, predominantly built from brick. Some
4
brick + Spotlight Die Tate Modern, Teil des Tate Museumskomplexes in London,
ist die weltweit meist besuchte Galerie für Moderne Kunst. Ihre Einrichtung
in den Räumen der verlassenen Bankside Power Station wurde 1994 bis
2000 von dem Schweizer Büro Herzog & de Meuron geplant. Das ganze
Unternehmen erwies sich als ein großer Erfolg, denn seither haben sich die
prognostizierten 2 Mio. Besucher pro Jahr verdoppelt. Infolge der Abtra­
gung eines weiteren Areals des alten Elektrizitätswerks wurden Herzog & de
Meuron 2005 beauftragt, eine Lösung zu entwickeln für eine Erweiterung
der Galerie im südwestlichen Teil. Nachdem eine erste in Stahl und Glas ge­
plante Version verworfen wurde, entschied man sich schließlich für den der­
zeit in Bau befindlichen Entwurf, den ein großes, pyramidales, 11-geschos­
siges Volumen aus Ziegel charakterisiert. Mit einer vorwiegend natürlichen
Belüftung, einer guten Thermo-Dämmmasse sowie einem außen in Ziegel
ausgeführten „Netz“, um Tageslicht in die Ausstellungsflächen einzulassen,
gehört das Gebäude zur Avantgarde niedrigen Energie- und Kohlenstoffver­
brauchs. Die erste Phase der Erweiterung wird im Rahmen des London 2012
Festivals (21.6.–9.9.2012) eröffnet und wird einer der Höhepunkte der „Cul­
tural Olympiad“ sein. Gesamtansicht des Modells
mit 100 Häusern.
General view of the model
with 100 villas.
of the most acclaimed personalities of contemporary architecture participat­
ed in the implementation.
The whole project was born in 2007 when Cai Jiang, a Chinese business­
man, met with architects Jacques Herzog and Pierre de Meuron and pro­
posed a project comprising 100 villas to be built in Ordos, a Chinese town
in the autonomous region of Inner Mongolia. The Swiss architects decide to
participate in this project as jurors for the selection and settled for the 100
designs by upcoming young architects – who, in their opinion, have deserved
to contribute to the project “Ordos 100”. Additionally, they designate their
friend Ai Weiwei as architect for the master plan. Ai Weiwei, artist, philoso­
pher and architect, who most recently has become a cause celebre as a dis­
sident and opponent of the Chinese regime, realises the definitive plan for
an estate with 100 plots for 100 houses with a floor area of 1,000 m2 each.
The submitted designs are very different, some are very imaginative and
eccentric, others are rational and take reference from the model of local yurt
architecture. A great many are designed with brick, the traditional material
of Chinese architecture, which is frequently used to generate large decora­
tive textures.
Although the project – apart from initial problems relating to the urban
planning concept and the limited sustainability – was successful, there are
presently some issues surrounding the feasibility of the venture, is currently
on hold. Tate Modern Projekt,
London (Rendering)
Entwurf 2005, geplante
Fertigstellung 2016.
The Tate Modern project,
London (rendering)
Design 2005, planned
completion 2016.
The Tate Modern, part of the Tate Museum complex in London, is
the most visited gallery of modern art in the world. From 1994 to 2000,
this museum project in the premises of the abandoned Bankside Power Sta­
tion was planned by Swiss architectural practice Herzog & de Neuron. The
whole venture turned out to be a huge success because the museum has seen
more than double the anticipated 2million visitors every year. In 2005, after
another part of the old power station grounds became available, Herzog &
de Meuron were commissioned to develop a ­solution for an extension to the
south-west wing. After an initial glass and steel design concept was scrapped,
the current vision – an 11-storey, pyrami­dal brick volume – was adopted and
is now under construction. The principal use of natural ventilation, a good
thermal insulating mass as well as an external “net” made of brick allowing
natural daylight to enter the exhibition areas position the building in the avantgarde in terms of low energy and carbon consumption. The first phase of the
extension project will be officially opened in the context of the 2012 London
Festival (21.6.–9.9.2012) and it will be one of the highlights of the “Cultural
Olympiad”. brick + Spotlight 5
People Kapelle und Raum der Stille * Chapel and
Room of Silence *
Text: gmp · Architekten von Gerkan, Marg und Partner
In zentraler Lage des neuen Berliner Fluggastterminals sollen ein
„Raum der Stille“ und eine Kapelle als Rückzugsraum für Menschen aus ver­
schiedensten Kulturen und Religionen geschaffen werden. Der Entwurf the­
matisiert das gewünschte gleichrangige Nebeneinander eines bekenntnisunabhängigen und eines christlich geprägten Raums. Die beiden identisch
ausgebildeten Andachtsräume unterscheiden sich lediglich in ihrer Ausstattung
voneinander. Sie sind durch eine Folge von Vorräumen miteinander verbunden,
die alle einen quadratischen Grundriss und eine gestufte Gewölbedecke haben.
Durch die unterschiedliche Größe ihrer Grundfläche verändert sich bei gleich­
bleibender Raumhöhe die Neigung des Gewölbes. So gewinnt jeder Raum
eine eigene Identität. Die Reduktion auf die Elemente „Mauerwerksziegel“ und
„Licht“ schafft eine archaisch anmutende Umgebung, die innere Einkehr und
Stille inmitten des hektischen Betriebs eines Flughafens ermöglicht. Durch of­
fene horizontale Lichtfugen in den Andachtsräumen entsteht der Eindruck eines
schwebenden „Lichtgewölbes“, das mit einem beleuchteten Okulus abschließt.
So scheint sich der Raum nach oben zu erweitern und eröffnet Interpretations­
spielräume wie „Himmel“ oder „Paradies“. Der gebrannte Ziegel verweist auf
lokale Bautraditionen früher Gotteshäuser in Berlin und Brandenburg. In a central location within the new airport terminal in Berlin, a
“Room of Silence” and a chapel ought to be created as places of retreat for
people from various cultures and religions. The design broaches the issue of
the desired co-equality and co-existence of a creedless room alongside one
which is predominately Christian. Both prayer rooms are laid out identically
apart from the particular artefacts within. They are linked with each other by
a sequence of anterooms, which all have a square floor plan and a stepped
vaulted ceiling. Due to the different sizes of the base area and the constant
room height, the gradient of the vault changes. That way, each room gains
its individual identity. The reduction to the elements “masonry brick” and
“light” generates a seemingly archaic environment, which allows contempla­
tion and silence amidst the hectic bustle of an airport. The open light wells in
the prayer rooms give the impression of a hovering “luminous vault”, which
is terminated with an illuminated oculus. The room seems to widen towards
the top and opens up scopes of interpretation such as “heaven” or “paradise”.
The fired bricks refer to the local building tradition of early church buildings
in Berlin and Brandenburg. * im Flug­hafen ­Berlin-Brandenburg
­Willy Brandt, Berlin. Perspektive der Kapelle,
Entwurf: Meinhard von Gerkan und
Hajo Paap mit Alexander Buchhofer.
Visuali­sierung: Davide Abbonacci.
* ­in Berlin-Brandenburg Airport ­Willy Brandt,
Berlin. ­Perspective of the chapel,
Design: Meinhard von Gerkan and
Hajo Paap with Alexander Buchhofer.
Visualization: D
­ avide Abbonacci.
6
brick + Spotlight Bücherberg in Spijkenisse Mountain of
Books in Spijkenisse
Lene Tranberg
Die innersten Eigenschaften eines Materials
­erkennen Recognising the innermost
­characteristics of a material
Text: Igor Maglica
Text: Clare MacCarthy
Längsschnitt.
Longitudinal section.
In Spijkenisse, einer Kleinstadt, die zum metropolitanen Einzugs­
bereich Rotterdams gehört, hat die dortige Gemeindeverwaltung beschlos­
sen, das Interesse ihrer Einwohner am Lesen zu fördern. Dazu beauftragte
man MVRDV (Winy Maas, Jacob van Rijs, Nathalie de Vries), eines der ori­
ginellsten und renommiertesten Architekturbüros, eine neue Stadtbibliothek
zu planen. Das nunmehr auf dem zentralen Platz in Bau befindliche Ergebnis
ist ein einzigartiges Bauwerk von 10.000 m2; vollständig transparent und
einem großen Landhaus ähnelnd. An den Innenseiten der Außenwände und
unter den vier geneigten Dachflächen, von einer dichten Struktur gitterför­
miger Holzbalken getragen, ist ein beeindruckender „Bücherberg“ unterge­
bracht. Es handelt sich um eine vollständig in Ziegel ausgeführte Pyra­mide,
die vom Boden „emporsteigt“ und sich nach oben hin verjüngt. Die verschie­
denen untereinander durch Rampen und Rolltreppen verbundenen Niveaus
beherbergen außer dem Lesesaal und den Bücherzimmern auch kommerziell
genutzte Räume, Büros, Konferenzsäle etc. Dieser moderne Turm zu Babel,
geschützt von einer transparenten Hülle, begründet einen riesigen Lobge­
sang auf das Lesen. In ­Spij­kenisse,
a small town within the metropolitan catchment area of Rotterdam, the mu­
nicipal administration decided to encourage the resident’s interest in read­
ing, and commissioned MVRDV (Winy Maas, Jacob van Rijs, Nathalie de
Vries), one of the most original and renowned architectural practices, with
the design of a new town library. The result, now under construction on the
central square, is a unique building with a floor area of 10,000 m2, which is
completely transparent and reminiscent of a large country house. An impres­
sive “mountain of books” is accommodated on the inside of the exterior walls
and underneath the four inclined roof areas, which are supported by a dense
structure of grid-like wooden beams. It is a pyramid completely constructed
from brick, which “rises” from the ground and tapers towards the top; the dif­
ferent levels that are interconnected with ramps and escalators additionally
accommodate the reading hall and book rooms as well as commercially used
rooms, offices, conference halls etc. This modern Tower of Babel, protected
by a transparent envelope, gives reasons for a chorus praising reading. Lene Tranberg strahlt das unbeschwerte Selbstvertrauen der wirk­
lich Talentierten aus. ­Freundlich und entspannt bewegt sich die erfolgreiche,
mit zahlreichen Preisen ausgezeichnete A
­ rchitektin durch ihr geräumiges Stu­
dio im ­Herzen des mittelalterlichen Kopenhagen. Die zahlreichen gerahmten
Urkunden jedoch, die die internationale Anerkennung von Lundgaard & Tran­
berg Arkitekter dokumentieren, liegen in ungeordneten Stapeln in einem be­
scheidenen Regal im Foyer des Studios.
Tranbergs Lebenslauf ist eine beeindruckende Mischung aus Prestigepro­
jekten (z. B. das Königliche Dänische Schauspielhaus) bis hin zu eher kon­
ventionellen Lösungen im Wohnungsbau. Doch alle Bauaufgaben werden mit
der gleichen Detailgenauigkeit und Sensibilität gegenüber der Umgebung
und dem engagierten Streben nach dem optimalen Material ausgeführt. Letz­
teres ist das Markenzeichen ihres Büros. Entsprechend breit ist ihre Palette
der Außenmaterialien; sie reicht von Stahl und anderen Metallen über Beton
und Putz bis hin zu Holz und Ziegel. Jede individuelle Lösung geht hervor aus
einer kompromisslosen, aber durch und durch ästhetisch geprägten Prüfung
des Orts, der Funktion, des Lichts und anderer Parameter. „Es ist faszinie­
rend, in die Wunder der innersten Eigenschaften eines jeden Materials vor­
zudringen und diese dann dadurch zum Ausdruck zu bringen, wie man mit
deren Haptik und mit der Antwort des Gebäudes darauf umgeht – dies kann
nicht voneinander getrennt werden“, sagt sie.
Für sie als Dänin ist natürlich Ziegel ein bevorzugtes Material, zumal
­Ziegel einen besonderen Stellenwert in der dänischen Architektur einnimmt.
­Diese Affinität zeigt sich deutlich in einem der aktuellen Projekte von Lund­
gaard & Tranberg – das West Zealand Art Museum bei Sorø, 80 km südwest­
lich von Kopenhagen. Hier sah sich das Büro komplexen Anforderungen ge­
genüber, denn Sorø ist eine Stadt mit historischem Erbe, deren ausgezeichnet
erhaltene Zisterzienser-Klosterkirche aus dem 12. Jahr­hundert die Begräb­
nisstätte dreier Könige und gleichzeitig eines der frühesten Ziegel­gebäude
Däne­marks ist. Das historische Zentrum besteht aus niedrigen Wohnhäusern
und Geschäften. Tranbergs Aufgabe war es, den Fachwerkbau einer Kunst­
galerie durch einen 1.500 m2 großen Anbau zu erweitern. Ihre Lösung ist
makellos. Die subtile Form und ­Größe des Bauwerks nehmen Bezug auf die
Umgebung, statt sie zu dominieren, während die Keramik­fassade sowohl die
brick + People 7
Story Klinker-Experiment am Arena Boulevard Peter Zöch sprach mit
Bart Brands vom niederländischen Landschaftsarchitekturbüro Karres en
Brands über Experimente bei der Gestaltung im öffentlichen Raum, über
­Materialwahl und über seine Erfahrung bei der Verwendung von Klinker.
Paving brick experiment on the Arena Boulevard Peter Zöch spoke
with Bart Brands from the Dutch landscape architecture studio Karres en
Brands about experimental public realm design, his choice of materials
and his experience with brick.
Text: Peter Zöch
Kleinteiliger Pflasterklinker
kann in unterschiedlichen
räumlichen Situationen
und in vielfältigen Mustern
eingesetzt werden.
Small-format paving brick
can be used for different
spatial situations and in
varied patterns.
„Klinker wird
und leichte, wellige Boden­modellierungen gliedern den Raum.
Sie leiten die Passanten und betonen kleine Plätze. „Außerin den Niederlanden traditionell als Pflaster verwendet“, meint
dem zwangen uns die Topografie und viele kurvige Elemente,
Bart Brands. „Viele Materialien verlieren ihre Qualitäten, wenn
sie altern. ­Klinker gewinnt an Schönheit. Wir wollten diesem
kleines Pflaster zu verwenden. Kleine Steine lassen sich unter
Material jedoch etwas Zeitgenössisches hinzufügen.“ Des- solchen Bedingungen leichter verlegen.“ Der erste Teil der neu
gestalteten Freiräume wurde 2007 fertiggestellt, der zweite
halb experimentierten Karres en Brands bei der Gestaltung
des A
­ rena Boulevards und des Einkaufsviertels Amsterdamse
Bau­abschnitt ist für 2012 vorgesehen, weitere Etappen folgen
Poort mit dem Traditionsmaterial. Der Arena Boulevard – „zu
nach und nach.
lang für einen Platz und zu breit für eine Straße“, wie der Landschaftsarchitekt erklärt – führt vom neuen Bahnhof Amsterdam Viele ­Materialien Experimentieren in allen Phasen eines
­Bijlmer Arena zur Amsterdam Arena, dem Heimatstadion von verlieren ihre
Projekts gehört zur Arbeitsweise des BüAjax Amsterdam. An manchen Tagen strömen 50.000 Besu- ­Qualitäten wenn ros aus Hilversum. „Die Materialwahl ist
cher zu einem Fußballspiel, an anderen Tagen halten sich nur sie altern.
ein kontinuierlicher Prozess. Am Anfang
10 Leute auf der riesigen Fläche auf. Im Gegensatz dazu durch- ­Klinker ­gewinnt
geht es mehr um Charakter und Atmo­
ziehen enge Gassen und kleine Plätze das daran anschließende an ­Schön­heit.
sphäre. Im Entwurfsprozess arbeiten wir
Einkaufsviertel Amsterdamse Poort. Auf dem bunten Markt werdann mit einer Reihe von Prototypen und
den Waren aus der ganzen Welt angeboten. Dazwischen fun- prüfen die Materialien 1:1. Wir testen etwa Details oder F
­ arben.
giert Hoekenrodeplein (Hoekenrode-Platz) als Foyer für beide
Die Entscheidung über das tatsächliche Material wird so spät
Stadtviertel. Eine neue Klinkerpflasterung verbindet die unter- wie möglich getroffen, damit wir möglichst viel ausprobieren
schiedlichen Quartiere im Südosten Amsterdams, wo ein neues
können. Dies bietet auch große Vorteile für die Bürger. Die
städtisches Zentrum und das zweitgrößte Unterhaltungs­viertel
Leute sehen, was sie später bekommen.“ Beim Klinker hat es
der niederländischen Metropole entstehen. Das Pflastermuster
Brands, neben der Fähigkeit zu altern, die mögliche Farbpaist eines der wichtigsten Gestaltungselemente, um die Frei­ lette angetan. „Für dieses Projekt haben wir 10 verschiedenräume der Neubauviertel aufzuwerten. „Klinker eignet sich be- farbige Klinker entwickelt, von gelb bis schwarz, um F
­ arbe in
sonders, um die beiden unterschiedlichen Welten zu verbinden. einen grauen Stadtteil zu bringen.“ Ursprünglich wollte das
Der Maßstab von Klinker ist klein, er sorgt für eine freundliche
Gestaltungsteam kleine, quadratische Klinker verwenden, um
Atmo­sphäre. Wir konnten ein Pflastermuster, ein Feld aus Stei- den zeitgenössischen Charakter des Projekts zu unterstreichen.
nen schaffen anstatt eines monotonen Bodenbelags. Klein­ „Wir wollten Steine im Format von 10 x 10 cm. Aber kein nieder­
teiliges Pflaster kann auch ohne Probleme in unterschiedlichen
ländischer Produzent konnte solch ein Format liefern.“ Die
räumlichen Situa­tionen verwendet werden. Es ergibt ein ein- Möglichkeiten, die die Tüftler aus bestehenden Formaten entheitliches Bild, und trotzdem können wir als Gestalter auf ver- wickelten, erwiesen sich als technisch zu komplex für dieses
schiedene Räume mit mannig­faltigen Mischungen, Mustern und
Projekt. Allerdings nutzten sie ihre Erkenntnisse später für eine
Pflasterfeldern reagieren“, kommentiert Brands die Entschei- Brücke, die Karres en Brands in Amsterdam bauten. Sie verkleidung für Klinker. Geschwungene Steinbänke mit Holzauflage
deten die Brücke mit Klinker. 42
brick + Story brick + Story 43
Ziegel ist rund um den Globus zu Hause und als einer der ältesten Baustoffe der Menschheit auch im aktuellen Architekturgeschehen immer
wieder neu zu entdecken. Das vorliegende Callwey Buch präsentiert die
fünf Preisträger des Wienerberger Brick Award 2012 und gibt mit 50 herausragenden Projekten zugleich einen Einblick in die enorme Bandbreite
heutiger Bauaufgaben.
Ausgewählt wurden zum einen spezielle Lösungen mit Ziegel, wie beispielsweise das Mapungubwe Interpretation Centre in Südafrika oder
fantasievolle Umnutzungen ehemaliger Industriebauten. Zum anderen
stellen renommierte Architekturkritiker Ein- und Mehrfamilienhäuser
sowie ein ungewöhnlich modernes Seniorenwohnheim in Portugal vor.
Neben den international erfolgreichen Architekturbüros Henning Larsen
Architects, Mario Botta oder LEDERER + RAGNARSDÓTTIR + OEI zeigen vor
allem auch junge Architekten (Filippo Taidelli, Avanto Architects, huggenbergerfries Architekten u.a.), dass sich mit Ziegel beeindruckende
Bauwerke realisieren lassen. Dass Ziegel auch bei ausgewiesenen NichtWohnbauten Erfolge feiert, beweist unter anderem das neue Umspannwerk für die Olympiade 2012 in London.
Hansjörg Göritz, Igor Maglica, Elfriede Jelinek u.a. Autoren ergänzen all
dies im neu gestalteten Magazin brick + durch anregende Beiträge aus
der Welt des Ziegels, der Architektur, ihrer Stars und Newcomer.
Brick is at home all around the globe and, as one of the oldest building materials in human history, it can be re-discovered time and again in
current architectural projects. This Callwey book presents the five winners of the 2012 Wienerberger Brick Award, and all 50 outstanding nominated schemes, giving a unique insight into the enormous spectrum of
today’s architectural projects.
Showcased here are special solutions using brick, such as the Mapungubwe Interpretation Centre in South Africa or imaginative conversions
of former industrial buildings. Also inside, renowned architectural critics comment on single family houses and apartment buildings, as well
as an unusually modern home for the elderly in Portugal. In addition to
the internationally successful architectural offices Henning Larsen Architects, Mario Botta or LEDERER + RAGNARSDÓTTIR + OEI , we also find
young architects (Filippo Taidelli, Avanto Architects, huggenbergerfries
Architekten i.a.) demonstrating that brick can still be used to construct
impressive buildings. The fact that brick is also being used creatively in
non-residential buildings is demonstrated, for example, by the new substation for the 2012 Olympics in London.
Hansjörg Göritz, Igor Maglica, Elfriede Jelinek and many other writers
complement all this in the recently launched magazine brick + with inspiring articles from the world of brick, architecture, its stars and newcomers.
www.callwey.de
ISBN 978-3-7667-1949-2
,!7ID7G6-hbjejc!