Abteilung für Fremdsprachen / Thema: Recht in Film und Literatur
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Abteilung für Fremdsprachen / Thema: Recht in Film und Literatur
Universität Panthéon-Assas Paris 2 Christina Kott Abteilung für Fremdsprachen Thema: Recht in Film und Literatur Roman: Bernhard Schlink, Der Vorleser, Diogenes Verlag Zürich, 1997 Film: Der Vorleser (The Reader) von Stephen Daldry, 2008 Prof. Dr. Bernhard Schlink Werdegang • Studium an der Universität Heidelberg und an der Freien Universität Berlin. • Promotion 1975, Habilitation 1981. • Professor an der Universität Bonn 1982-1991, an der Universität Frankfurt am Main 1991-1992, an der Humboldt-Universität zu Berlin seit 1992. • Richter des Verfassungsgerichtshofes des Landes Nordrhein-Westfalen von 1987-2006. • Gastprofessor an der Benjamin N. Cardozo School of Law, New York, seit 1993. • Honorary Fellow am St. Anne's College, Oxford, seit 2009. Gegenwärtige Forschungsgebiete Verhältnismäßigkeit im Verfassungsvergleich, Verantwortung Neueste Veröffentlichungen Polizei- und Ordnungsrecht, München 2002, 5. Aufl. 2008 (zusammen mit Michael Kniesel und Bodo Pieroth). Staatsrecht II Grundrechte, Heidelberg 1984, 25. Aufl. 2009 (zusammen mit Bodo Pieroth). Guilt about the Past, Brisbane 2009. Lehrveranstaltungen Sommersemester 2010 Recht und Literatur Seminar (2 SWS) im Schwerpunkt 1 - Zeitgeschichte des Rechts - fakultativer Teil - mit anschließender Studienarbeit (Blockveranstaltung im Kleinwalsertal) => Informieren Sie sich auf der Homepage der Humboldtuniversität über die Literaturliste des Seminars. Bernhard Schlink, Romanautor Schlink hat mehrere Romane veröffentlicht, in denen Recht, Rechtsgeschichte und Justiz thematisiert werden: 1987 Selbs Justiz (zusammen mit Walter Popp), ISBN 3-257-21543-6 1988 Die gordische Schleife, Kriminalroman, ISBN 3-257-21668-8 Universität Panthéon-Assas Paris 2 Christina Kott Abteilung für Fremdsprachen 1992 Selbs Betrug, ISBN 3-257-22706-X 1995 Der Vorleser , ISBN 3-257-22953-4 2000 Liebesfluchten, ISBN 3-257-23299-3 2001 Selbs Mord, ISBN 3-257-23360-4 2006 Die Heimkehr, ISBN 3-257-86136-2 2008 Das Wochenende, ISBN 978-3-257-06633-3 Universität Panthéon-Assas Paris 2 Christina Kott Abteilung für Fremdsprachen Aufgabe: Die NS-Prozesse im Deutschland der Nachkriegszeit 1. Informieren Sie sich im Internet über die Prozesse gegen NS-Verbrecher in der Nachkriegszeit. Klären Sie dabei die folgenden Fragen: 1. Welche Argumente führten nach dem Krieg viele NS-Verbrecher zu ihrer Entschuldigung an? (http://www.michael-greve.de/strafenbrd.htm) 2. Viele NS-Verbrecher beriefen sich darauf, die Gesetze des NS-Staates befolgt zu haben. Wie wurde das Problem der „rückwirkenden Bestrafung1“ rechtlich gelöst? (http://www2.jura.uni-halle.de/download/renziko/ws00/ radbruch.pdf) 3. Wie wurde das Problem der Verjährung2 gelöst? (http://www.michaelgreve.de/strafenbrd.htm) 4. Durch welche Tatbestände wird Mord oder Beihilfe zum Mord3 definiert? (http://www.lexexakt.de/glossar/mord.php) 2. Die Anklagepunkte gegen Hanna Tragen sie in die folgende Tabelle die Anklage, Hannas Rechtfertigung und die Bedeutung ihres Analphabetismus` ein. Anklagepunkte Argumentation Hannas S. 106/07 1 die rückwirkende Bestrafung – litt. la condamnation rétroactive 2 die Verjährung- la prescription 3 die Beihilfe zum Mord – la complicité de meurtre Bedeutung der Analphabetismus` Universität Panthéon-Assas Paris 2 Christina Kott Abteilung für Fremdsprachen S. 121/22 Aktuelles Material zum Thema Naziverfolgung: 1. Großes Lob von Nazi-Jäger Zuroff für Deutschland Jerusalem (dpa) - Das Simon-Wiesenthal-Zentrum hat in seinem neuen Jahresbericht Deutschland erstmals die Note «sehr gut» für die strafrechtliche Verfolgung von NS-Verbrechern gegeben. «Es gibt eine monumentale und höchst bedeutsame Veränderung in der deutschen Anklagepolitik», sagte der der Leiter des Jerusalemer Zentrums. Efraim Zuroff, am Montag der Deutschen Presse-Agentur dpa. Mit Deutschland habe erstmals ein zweites Land gemeinsam mit den Vereinigten Staaten die Bestnote erhalten. Dagegen bekam Österreich vom Nazi-Jäger Zuroff wegen «minimaler Anstrengungen bei der Untersuchung von Nazi-Kriegsverbrechen» nur ein «ausreichend». Auf der neuen Liste der zehn meistgesuchten Nazi-Kriegsverbrecher steht jetzt erstmals der 95 Jahre alte Sandor Kepiro an erster Stelle. Der ehemalige ungarische Polizeioffizier wird beschuldigt, an der Ermordung von mehr als 1200 Zivilisten im Januar 1942 im serbischen Novi Sad beteiligt gewesen zu sein. Neu in der Liste tauchen die beiden Deutschen Samuel Kunz und Adolf Storms an dritter und vierter Stelle auf. Kunz soll am Massenmord an Juden im ehemaligen deutschen Vernichtungslager Belzec im damals besetzten Polen beteiligt gewesen sein. Das ehemalige SS-Mitglied Storms wird verdächtigt, an der Tötung von 58 jüdischen Zwangsarbeitern im März 1945 im österreichischen Dorf Deutsch Schützen teilgenommen zu haben. Zuroff lobte die jüngsten Anstrengungen Deutschlands bei der strafrechtlichen Verfolgung von NS-Kriegsverbrechen. «Deutschland ist nicht perfekt, ab es tut viel mehr als es im vergangenen Jahrzehnt getan hat», sagte der Nazi-Jäger. « (John) Demjanjuk wurde in München vor Gericht gestellt. Deutschland ist jetzt auch bereit, Nicht-Deutsche strafrechtlich zu verfolgen, was in der Vergangenheit nicht der Fall war. Es besteht auch die Bereitschaft, Personen unterhalb des OffiziersDienstgrades anzuklagen. Das eröffnet ein gewaltiges Potenzial für neue Gerichtsfälle.» Nach den Worten von Zuroff wurden seit Januar 2001 weltweit 77 mutmaßliche Nazi-Verbrecher angeklagt. Nicht das hohe Alter sei die größte Hürde für eine Universität Panthéon-Assas Paris 2 Christina Kott Abteilung für Fremdsprachen Strafverfolgung, sondern in vielen Fällen der mangelnde politische Willen, heißt es in dem Bericht. Die Veröffentlichung des neuen Jahresberichts fiel mit dem Holocaust-Gedenktag in Israel zusammen. Am sogenannten Jom ha-Schoah gedenkt Israel jedes Jahr mit zwei Schweigeminuten der sechs Millionen Juden, die während der NS-Zeit getötet worden waren. Um 10.00 Uhr (Ortszeit) heulten landesweit die Sirenen. Der gesamte Verkehr blieb stehen, Autofahrer stiegen aus ihren Fahrzeugen, Menschen verharrten auf den Straßen oder am Arbeitsplatz in stiller Andacht. In Israel leben heute noch mehr als 200 000 Holocaust-Überlebende. Das Wiesenthal-Zentrum ist mit der weltweiten Suche nach untergetauchten NaziVerbrechern und Kollaborateuren bekannt geworden. Die 1977 gegründete Menschenrechtsorganisation hat ihren Hauptsitz in Los Angeles. Das Zentrum ist nach dem österreichischen Juden Simon Wiesenthal (1908 bis 2005) benannt, der viele Angehörige während des Holocaust verloren und deshalb nach dem Zweiten Weltkrieg weltweit nach Nazi-Tätern geforscht hatte. Das Wiesenthal Zentrum kämpft aber auch weltweit gegen Rassismus, Antisemitismus, Terrorismus und Völkermord. 12.4.2010, http://www.zeit.de/newsticker/2010/4/12/iptcbdt-20100412-175-24483398xml 2. Demjanjuk erhebt Vorwürfe gegen Deutschland München (dpa) Der mutmaßliche NS-Wachmann John Demjanjuk hat vor dem Münchner Schwurgericht schwere Vorwürfe gegen Deutschland erhoben und die Anklage der Beihilfe zum Mord als «falsch» zurückgewiesen. Nach vier Monaten Verhandlung erklärte sich der 90-Jährige am Dienstag erstmals persönlich. Er ließ seinen Anwalt eine von ihm unterzeichnete Erklärung verlesen. Während Anwalt Ulrich Busch vortrug, lauschte sein Mandant4 regungslos auf einem Bett neben dem Richtertisch. Danach ließ er sich von einem Sanitäter ein Taschentuch reichen, nahm die dunkle Brille ab und wischte sich die Augen. Die Erklärung begann mit einem Dank «an die Menschen, die mir in meiner aussichtslosen Lage helfen, den von mir als Folter und Tortur empfundenen Prozess durchzustehen». Es folgten heftige Vorwürfe. Deutschland sei Schuld, dass er in der Kriegsgefangenschaft5 zum «Arbeitssklaven» gemacht wurde, dass Tausende seiner ukrainischen Landsleute «zur Mitarbeit in perversen Massenvernichtungslagern6 durch Gewalt und Todesdrohungen gezwungen und Hunderte, die sich weigerten, getötet wurden». Ob der Angeklagte diesen Hinweis 4 der Mandant – le client 5 die Kriegsgefangenschaft – la captivité 6 die Massenvernichtungslagern – les camps d’extermination massive Universität Panthéon-Assas Paris 2 Christina Kott Abteilung für Fremdsprachen auf sogenannte Hilfswillige7 in den Konzentrationslagern auch auf sich bezog, blieb offen. Der gebürtige Ukrainer ist angeklagt, 1943 bei der Ermordung von 27 900 Juden in den Gaskammern des Lagers Sobibor geholfen zu haben. Demjanjuk empfindet es «als unsagbares Unrecht, dass Deutschland aus mir einen Kriegsverbrecher machen will und mich benützt, um von den eigenen Kriegsverbrechen abzulenken». Er sei in seinem neunzigsten Lebensjahr nach Deutschland «zwangsverschleppt» worden und habe jede Minute seiner bisher elfmonatigen Untersuchungshaft als «Kriegsgefangener erlebt». Die Erklärung weist auch auf die siebeneinhalb Jahre des Angeklagten in einem israelischen Gefängnis hin, «davon fünf Jahre in der Todeszelle». Demjanjuk war in Israel als angeblicher Massenmörder «Iwan der Schreckliche» im Vernichtungslager Treblinka zum Tode verurteilt worden. Das Urteil wurde allerdings vom Obersten Gerichtshof verworfen, weil es sich um eine Verwechslung gehandelt habe. Die Münchner Staatsanwaltschaft ist von der Stichhaltigkeit8 ihrer Anklage überzeugt. Wesentliches Indiz ist ein Lichtbildausweis9 , der einen SobiborWachmann namens John Demjanjuk zeigt. Ein pensionierter Mitarbeiter des Bundeskriminalamtes hat das Foto mit sieben Bildern verglichen, die von dem Angeklagten bei verschiedenen Gelegenheiten in den Jahren 1941 bis 1986 aufgenommen wurden. In seinem Gutachten von 1986 kam der Experte anhand von 24 Gesichtsmerkmalen zum Ergebnis, das Bild auf dem Ausweis von Sobibor zeige mit hoher Wahrscheinlichkeit den Angeklagten. © sueddeutsche.de, 13.04.2010,http://newsticker.sueddeutsche.de/list/id/ 972251 7 die Hilfswilligen – personnes qui ont travaillé dans les camps d’extermination 8 die Stichhaltigkeit – la pertinence 9 der Lichtbildausweis – carte d’identité avec photo