was ist los in der nordhorner krankenhausszene?

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was ist los in der nordhorner krankenhausszene?
Mitteilungen der Deutschen Kommunistischen Partei
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Der Kommentar
WAS IST LOS IN DER NORDHORNER KRANKENHAUSSZENE?
Gerade als älterer Mensch, der einfach statistisch gesehen häufiger auf die Einrichtungen
des Gesundheitswesens angewiesen ist, verfolge ich mit besonderem Interesse die
Diskussion um die Frage der Zukunft der beiden Nordhorner Krankenhäuser.
Schon als damaliges Mitglied im Kreistag des Landkreises Grafschaft Bentheim habe ich immer
wieder gespürt, dass es eine Reihe von Politikern gibt, denen die Aufgabe der Sicherung einer
umfassenden gesundheitlichen Versorgung in allen Bereichen mehr ein Dorn im Auge als eine
Verpflichtung war.
Es folgten dann erste Diskussionen um einen Trägerwechsel für das Kreiskrankenhaus. Der
damalige Oberkreisdirektor Brüggemann hat dem Kreistag auf Nachfrage versichert, dass sich
weder für das damalige Kreiskrankenhaus noch für die Beschäftigten durch die Umwandlung in
eine GmbH etwas ändert. Die ÖTV sah das schon anders und hat vor den Folgen der Privatisierung
von Krankenhäusern für die Belegschaften aber vor allem für die Patienten gewarnt. Die satte
Große Koalition im Kreistag beschloss anders.
So weit, so schlecht! Durch die verfehlte Gesundheitspolitik der Koalition SPD/Grüne und die noch
bürgerfeindlichere Ausrichtung der jetzigen Großen Koalition auf Bundesebene hat sich der Druck
auf die Krankenhäuser noch weiter vergrößert. Im letzten Wahlkampf um das Amt des Landrates in
der Grafschaft Bentheim hat sich dann auch der CDU-Kandidat Kethorn ganz weit aus dem Fenster
gelehnt und so getan, als wenn er es schafft, innerhalb von ein paar Monaten die Grafschafter
Krankenhauslandschaft komplett auf den Kopf zu stellen und das Marienkrankenhaus und das
jetzige Grafschafter Klinikum mir-nichts-dir-nichts unter einen Hut zu kriegen.
Aber, wie man weiß: die Wahrheit ist immer konkret! Und konkret ist bis heute nicht viel passiert!
Da sind eine Reihe von Gesprächen geführt worden, Arbeitsgruppen oder so haben getagt, teure
Gutachten wurden in Auftrag gegeben und kamen dann auch zu den wohl gewünschten
Ergebnissen. Der Bischof von Osnabrück und seine Verhandlungsführer erreichten (angeblich bei
einem Sonntagsnachmittagstreffen zwischen Herrn Kethorn und Herrn Goedereis vom
Marienkrankenhaus), dass das zukünftige Krankenhaus mit der entscheidenden Stimme des
Aufsichtsratsvorsitzenden ein katholisch dominiertes Haus sein wird.
Ich meine persönlich, dass das der Realität in der Grafschaft angesichts vieler evangelisch oder gar
nicht christlich orientierter Menschen überhaupt nicht entsprechen würde. Und: Herr Kethorn und
seine Verhandlungspartner wollen dafür sorgen, dass die Psychiatrie aus dem zukünftigen
gemeinsamen Krankenhaus ausgegliedert wird und einen Einzelstandort bekommen soll.
Angesichts dieses Vorschlages kann ich mich noch gut an den Jubel in den hiesigen Medien
erinnern, als vor über 20 Jahren die Psychiatrie noch Nordhorn zu den damaligen Kreis- und
Stadtkrankenanstalten kam. Alle Welt freute sich darüber, nicht mehr in ein Sonderkrankenhaus
(damals das Landeskrankenhaus Osnabrück) eingewiesen werden und als Besucher fahren zu
müssen. Psychische Erkrankungen wurden auch hier endlich mit körperlichen Erkrankungen
gleichgestellt. Im Jahre 2006 soll das Rad der Geschichte zurückgedreht werden.
Aber jetzt kommt das für mich eigentlich beinahe noch viel Unverständlichere bei der ganzen
Geschichte. Noch vor einigen Tagen konnten wir den Grafschafter Nachrichten entnehmen, dass
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das Land Niedersachsen die Bildung einer gemeinsamen Holding sehr wohlwollend betrachtet und
als eine Maßnahme mit hoher Priorität ansieht. Das bedeutete nichts anderes, als dass für die
notwendigen Umstrukturierungen auch die Millionen aus Hannover fließen würden. So wurde es
uns zumindest seitens Herrn Kethorn aber auch seitens des Caritas-Mannes Heile verkauft.
Die Wahrheit sieht aber wohl ganz anders aus! Wenn ich lese, was der oberste Krankenhausplaner
des Landes Niedersachsen, ein gewisser Herr Dr. Robbers, da von den Nordhorner Kliniken
verlangt, schwant mir mehr als Böses. Der Mann will doch tatsächlich, dass die beiden
Krankenhäuser sich erst zusammenschließen, ohne zu wissen, ob später Geld aus Hannover
kommt oder nicht. Zwei bis jetzt selbstständige Standorte sollen also einen Riesenschritt
aufeinander zugehen, ohne zu wissen, ob für diesen Schritt aus Hannover auch die passenden
Schuhe bezahlt werden.
Ich meine: mehr als viel verlangt! Zumal aus den Äußerungen Robbers durchaus zu entnehmen
ist, dass es auch nach einem Zusammenschluss noch längst nicht sicher ist, wie viele Betten ein
zukünftiges Krankenhaus haben wird, ob es überhaupt Geld aus Hannover gibt. Zwischen den
Zeilen lese ich, dass Hannover sich im Moment entgegen der Euphorie eines Herrn Kethorn ganz
wenig um das schert, was hier am Rande des Bundeslandes passiert. Und hierin sehe ich auch
persönlich die Gefahr: mit einer Umstrukturierung kommen gewaltige Belastungen auf die
Beschäftigten zu.
Ich befürchte, dass es zu einem Abbau von insgesamt 200 Arbeitsplätzen kommen wird - und am
Ende des Prozesses gucken alle Beteiligten in die Röhre und sitzen gemeinsam in unsanierten
und dem Stand der medizinischen Versorgung nicht mehr entsprechenden Einrichtungen?! So weit
darf es nicht kommen! Ich plädiere ausdrücklich dafür, Hannover zu klaren Zusagen zu bewegen,
bevor man hier einen Blankoscheck auf eine ungewisse Zukunft unterschreibt! Alles andere ist
unverantwortlich gegenüber den Grafschafter Patienten, aber auch unverantwortlich gegenüber
den Beschäftigten beider Häuser!!
Lisel Deymann
Aus: Rote Spindel - 2006/10
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