der ganzen Chronik

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der ganzen Chronik
Chronik Heyen
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1.1
Vorwort / Grußworte
Vorwort der Arbeitsgruppe Chronik
Als zum Jahresanfang 2003 die Idee zur Zusammenstellung von Texten und
Urkunden zum Dorfgeschehen zu einer Art Chronik geboren wurde, fand sich
bald ein kleiner Kreis von an dem Projekt Interessierten zum
Informationsaustausch zusammen.
Nach einer ersten Sichtung der Sammlungen unserer „Dorfchronisten“ Friedel
Peter, Albrecht Rother und Hermann Wiemann kam der Arbeitskreis, dem neben
den Genannten auch Manfred Duttmann, Peter Klatt, Ernst Struckmeier und
Michael Zieseniß angehörten, schnell zu der Einsicht, dass sich die von ihm
zusammen zu stellende Sammlung von Beiträgen zur Ortsgeschichte nicht in der
Wiedergabe von Dokumenten zur Wirtschaftsführung und Abschriften aus den
Kirchenbüchern beschränken dürfte. Vielmehr sollte die Chronik möglichst viele
Facetten des dörflichen Lebens über die Jahrhunderte bis in unsere Zeit hinein
widerspiegeln.
Ausgehend von der Namensgebung des Ortes, der Beschreibung seiner Lage
und seiner ersten urkundlichen Nennung sollte das Leben in Heyen und in seiner
Umgebung in der Vergangenheit zur Gegenwart dem Leser an Hand der Texte,
Bilder und Dokumente deutlich werden.
Der Alltag auf dem Lande erforderte zu allen Zeiten von den Menschen durch
deren Gebundenheit an die Obrigkeit ein großes Maß an Anpassung und
Beharrlichkeit. Grund und Boden mussten immer wieder gegen alle möglichen
Angriffe der Natur und auch gegen äußere Feinde verteidigt werden. Kriegs- und
Friedenszeiten führten zu einem Auf und Ab in den Lebensverhältnissen jeder
einzelnen Familie.
Der Fortschritt in der Wirtschaftsführung wird in den Abschnitten zur
Landwirtschaft im Wandel verdeutlicht. Das Wachsen und der Niedergang
verschiedener Wirtschaftsunternehmen vor Ort ist ebenfalls in Beiträgen
behandelt.
In einem weiteren Teil sind die heute und früher in Heyen wirtschaftenden Höfe
in Bildern unter Angabe der auf ihnen über Generationen lebenden Familien
erfasst. Das Höfesterben ist auch in Heyen weit fortgeschritten. Drei der fünf zur
Zeit noch betriebenen Landwirtschaften werden mit ihren unterschiedlichen
Betriebsschwerpunkten vorgestellt. Allen Gewerbebetrieben ist ebenfalls der
Platz zur Darstellung ihrer Wirtschaftsschwerpunkte gegeben worden.
Die Bedeutung der Schule und der Kirche bis zur Schließung bzw. Verlegung der
beiden das Dorfleben prägenden Einrichtungen nach Halle wird in den Beiträgen
der in Heyen wirkenden Lehrer und Pastöre deutlich. Durch die Aufgabe des
Grundschulstandorts Heyen und der Auflösung der Pfarrstelle Heyen-Esperde
sind kulturelle Kristallisationspunkte verloren gegangen.
Die Vereine und Verbände haben ebenfalls den Weg ihrer Entwicklung mit
Darstellung zum Vereinsgeschehen und Protokollauszügen aufgezeigt. Durch
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Chronik Heyen
bebilderte Beiträge über nicht mehr aktive Vereine wird die Erinnerung an diese
wach gehalten.
Natürlich bedarf die Darstellung der wichtigsten Ereignisse der Ratsarbeit der
politischen Gemeinde eines eigenen Kapitels. So sind an Hand der
Protokollauszüge wichtigen Weichenstellungen seit der Nachkriegszeit bis heute
nachvollziehbar.
Die vorliegende Chronik ist eine Gemeinschaftsarbeit. Viele Bürgerinnen und
Bürger aus Heyen und Umgebung haben durch eigene Beiträge und auf
Befragen wichtige Einzelheiten zu den namentlich kenntlich gemachten
Textbeiträgen geliefert. Bildgestaltung und Layout lang in den Händen von
Michael Zieseniß.
Der „Arbeitskreis Chronik“ bedankt sich bei allen Beteiligten für die ihm gewährte
Unterstützung.
Folgende Sponsoren haben die Erstellung der Chronik durch eine Spende
unterstützt:
Lehrinstitut für Akupunkt-Massage nach Penzel Heyen,
Sparkasse Weserbergland - Direktion Bodenwerder,
Volksbank Hameln-Pyrmont - Zweigstelle Bodenwerder,
und weitere, die nicht genannt werden wollen.
Gemeinsame Aufnahme des Arbeitskreises Chronik und Mitglieder der Arbeitsgruppe „Historischer Markt“ sowie weitere Mitglieder
des Festausschsses der 1000 Jahrfeier.
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Chronik Heyen
1.2
Grußwort des Bürgermeisters
In den Tausend Jahren ihrer wechselvollen Dorfgeschichte haben die Einwohner
von Heyen Höhen und Tiefen erlebt. Kriegerische Auseinandersetzungen und
Naturkatastrophen machten das Leben auf dem Lande nicht immer einfach.
Die Veränderungen in Landwirtschaft, Handwerk und Gewerbe stehen für eine
flexible Anpassung der Menschen an den steten Wandel des Lebens im Dorf.
Ausführlich werden in den folgenden Abschnitten diese Veränderungen
aufgezeigt und ich kann heute schon voraussagen, dass sich auch in Zukunft ein
Wandel nicht aufhalten lässt. Um so mehr freue ich mich und bin dankbar
zugleich, dass es die Menschen stets geschafft haben, mit den wenigen Mitteln,
die zur Verfügung standen, eine intakte Dorfgemeinschaft zu erhalten. Das rege
Verbands- und Vereinsleben, wie es in dieser Aufzeichnung noch ausführlich
geschildert wird, ist die Basis für das Dorfleben über die 1000-Jahrfeier hinaus.
Mit Bravour haben die Einwohner Heyens gemeinsam die Nöte der
Nachkriegszeit gemeistert. „Alteingesessene“ und die Vertriebenen aus den
Ostgebieten, zusammen mit den Evakuierten aus den zerbombten Städten
haben auf engstem Raum zusammengelebt. Es ist schön, dass Heyen für einige
zur neuen Heimat geworden ist.
Die Zusammenstellung dieser Chronik wurde möglich, weil sich schon seit
Jahren Einwohner mit ihren Erinnerungen, insbesondere an mündliche
Überlieferungen, in das Dorfgeschehen eingebracht haben. Hier ist Wilhelm
Steinbrink zu erwähnen, der in vielen Gesprächrunden seine geschichtlichen
Erfahrungen gern kundgetan hat.
Die einzelnen Berichte forderten ein hohes Maß an Zeitaufwand von jedem, der
Beiträge verfasst hat. Mein Dank gilt dem Arbeitskreis „Chronik“, und hier
besonders Hermann Wiemann, Friedel Peter und Albrecht Rother.
Vom 4. bis 6. Juni dieses Jahres feiert Heyen die 1000ste Wiederkehr seiner
ersten urkundlichen Erwähnung. In umfangreichen Planungsgesprächen bereiten
die Arbeitskreise „Festausschuss“ unter Vorsitz von Matthias Wiemann und
„Historischer Markt“ unter Vorsitz von Hannelore Maaß, das Jubiläumsereignis
vor. Ihnen danke ich für den großen Arbeitseinsatz.
Heyen wird sich seinen Gästen in einer festlichen Atmosphäre präsentieren.
Möge das Jubiläum bei Jung und Alt als schönes und freudiges Ereignis in guter
Erinnerung bleiben.
Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern dieser Chronik eine lehrreiche Lektüre
und eine kurzweilige Unterhaltung zugleich.
Reinhard Meyer
Bürgermeister
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Chronik Heyen
1.3
Grußwort des Landkreises
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Chronik Heyen
1.4
Grußwort der Samtgemeinde Bodenwerder
1000 Jahre Gemeinde Heyen – ein stolzes Geburtstagsjahr, zu dem die
Samtgemeinde Bodenwerder ganz herzlich gratuliert und die besten Wünsche
übermittelt.
Der Ort Heyen über die Jahrhunderte viele Höhen und Tiefen durchlebt und sich
bis heute behauptet.
Die vorbildliche Dorfgemeinschaft und das große ehrenamtliche Engagement der
hier lebenden Menschen bei den verschiedensten Veranstaltungen und
Aktivitäten, findet immer wieder weit über die Grenzen der Samtgemeinde Gehör
und Anerkennung.
Ob die Tage des Wohlbefindens oder die Maifeiern, ob Bingo oder die jährlichen
Neujahrsempfänge, in Heyen stehen die Menschen zueinander, was sich auch
positiv auf die Dorferneuerung auswirken wird.
Heyen hat sich zu einem modernen lebendigen Dorf entwickelt, in dem auch die
Wirtschaft u. a. mit dem Lehrinstitut APM, der Gärtnerei Sporleder und der
Tischlerei Diekmann, die immer wieder Spitzenkräfte ihres Fachs ausbildet, zu
dem Ort stehen.
Die Menschen in Heyen haben sich ihren eigenen Charakter bewahrt und das
starke Eigenleben und die dörfliche Gemeinschaft im guten Sinne
weiterentwickelt, was so machen Nachbarn beeindruckt und auch manchmal
neidisch macht.
Dennoch werden alle an der Feier teilnehmen, ein schönes Zeichen von
Zusammengehörigkeit
und
Heimatbewusstsein
innerhalb
unserer
Samtgemeinde.
Ich wünsche der Gemeinde Heyen auch weiterhin eine selbstbewusste, aktive
kommunale Selbstverwaltung und ein fröhliches und harmonisches
Jubiläumsfest.
Herbert Bröckel
Samtgemeindebürgermeister
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Chronik Heyen
2
Der Name Heyen
Hegen wird in früheren Veröffentlichungen oft als ”Heim des Hego” bezeichnet. Sollte Hegen nicht
einfach von hegen kommen? Ein Ort, der gehegt und gepflegt wurde! Namensformen und
Schreibweisen: 1197 wurde nach dem e ein y zugefügt, aus Hegen wurde Heygen. 1304 entstand
unter Weglassung des H Eygen. 1310 Heyen, 1320 Eyhem u. Heyghem, 1547 Heyne, 1759 Heien
u. 1859 Heyen. Ein Hego ist ein oder mehrere Siedler die sich zum Schutz mit einem Zaun
umgeben.
Textquellen:
1004
1017
1025
1039
1197
1304
1310
1313
1316
1320
1320
1340
1359
1400
1461
1545
1547
1759
1859
Hegen
Hegen
Heigen
Heigen
Heigen
Eygen
Heyen
Heyen
Heyen
Eyhem
Heyghem
Heyghem
Heyghem
Hoyen
Heyen
Heien
Heyne
Heien
Heyen
(DH II 87)
<Mi XV> ebda 362
<XV> (DK II 19, DH III 7)
(Westf. UB II S. 255)
<Kopb> (Sud I, S. 109)
<XVIII>
(UB Br, IV Nachtr. 292 und mehrfach 1. Hälfte 16 Jh.
(Westf. UB X 312, 507)
(Sud I, S. 115)
(Sud I, S. 111)
<Kopb> (Gesch. v. Hake, S. 33)
<XVIII> (UB Hameln, I 494 und mehrf. 15.-16. Jh.)
(Kopb) (VII B Hs 17)
(Gesch. v. Hake, S. 87)
(ER 214) Mi 16. u. 18. Jh.
(Calenb. UB III 942)
( G.L.V. )
( Sep. )
Historische Landkarte aus der Zeit vor dem 30-jährigen Krieg
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Chronik Heyen
2.1
Das Wappen von Heyen
Am 20. Juni 1975 wurde vom Gemeinderat der Beschluss gefasst, Heyen mit einem Wappen
auszustatten. Die amtliche Wappenbeschreibung lautet:
„In Rot über grünen, silbern gebördeltem Dreiberg ein goldenes, senkrecht und waagerecht geteiltes, über Kreuz gebundenes, jeweils an den Enden gewinkeltes Kreuz.“
Das Kreuz steht für die Kapelle auf dem Heiligenberg. Der grüne Berg stellt den Ringwall dar.
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Chronik Heyen
2.2
Der Heiligenberg, ein Zeitzeuge von 300 Millionen Jahren Erdgeschichte.
(Dr. Jochen Lepper)
Die erd- und landschaftsgeschichtlichen Prozesse, die den heutigen Naturraum um den
Heiligenberg geprägt haben, reichen erdgeschichtlich bis in das jüngere Erdaltertum
(Paläozoikum) zurück:
In diesem jüngeren Erdaltertum (Paläozoikum), vor ca. 300 Millionen Jahren und damit lange
bevor wir Menschen unseren Planeten Erde besiedelten, wurde im Zuge der von Süden nach
Norden voranschreitenden varistischen Faltengebirgsbildung das Gebiet des heutigen Mittleren
Weserberglands erstmals landfest. Bald darauf ebneten jedoch Verwitterung und Abtragung die
zuvor entstandene Faltengebirgslandschaft wieder ein, sodaß ein anschließender Meeresvorstoß
von Norden kommend bis weit nach Süden vordringen konnte. Damit entstand im jüngsten
Erdaltertum zur Zechstein-Zeit ein kontinentales Nebenmeer, welches weite Teile des heutigen
Mitteleuropas bedeckte. Im Gebiet des heutigen Mittleren Weserberglands setzten sich aus dem
Meerwasser
unter
vorherrschend
heiß-trockenen
Klimaverhältnissen
und
darauf
zurückzuführenden hohen Verdunstungsraten eine sich mehrfach wiederholende Abfolge von
Eindampfungssedimenten bestehend aus Karbonaten (Kalk und Dolomit), Kalzium-Sulfaten
(Anhydrit), Steinsalz und schließlich leicht löslichen Kalisalzen sowie Toneinschaltungen ab.
Unmittelbar vor der Zeitenwende Erdaltertum/-mittelalter (Paläozoikum/Mesozoikum) zog sich
dann das Meer zunächst wieder nach Norden zurück und es folgte zur anschließenden
Buntsandstein-Zeit, dem ältesten Abschnitt der Trias, wiederum eine Festlandsperiode.
Weitläufige Flußsysteme transportierten zu dieser Zeit von den südlich gelegenen
Abtragungsgebieten große Sand- und tonig-schluffige Schlammmassen in den Ablagerungsraum
der Hessischen Senke. Infolge saisonaler, monsunartiger Niederschläge kam es auch zur
vorübergehenden Ausbildung stehender Gewässer nicht nur in Form von kleinen Tümpeln sondern
auch von weiträumigen aber relativ flachen Binnenseen. Der Südostteil des Heiligenbergs ist im
Wesentlichen aus Sedimenten der Solling-Folge (dem höchsten Abschnitt des Mittleren
Buntsandstein) aufgebaut. Deren Sandsteine wurden teils als Gleithang-Sedimente
windungsreicher Fließgewässer, teils als Rinnensedimente abgelagert. Eingeschaltet finden sich
auch feingeschichtete Sand-Ablagerungen von Überflutungsebenen und gelegentlich von
Totarmgewässern. Die Nordost-Abdachung des südöstlichen Abschnitts vom Heiligenberg bilden
schließlich die Tonigen Grenzschichten der Solling-Folge, deren Schluffablagerungen in
weitläufigen Überschwemmungsebenen abgesetzt wurden. Zur Zeit des jüngeren, d.h. Oberen
Buntsandstein, auch Röt genannt, folgten darauf Verdunstungs- und Schlammabsätze einer
zeitweilig austrocknenden, weit über Norddeutschland hinausreichenden Binnensenke, die sich -ähnlich wie im Zechstein -- aus Sulfat-, örtlich auch Steinsalzablagerungen, vor allem aber aus
unterschiedlich gearteten kalkigen Tonsteinen, sog. Mergeln, zusammensetzen.
Eine neuerliche Meeres-Überflutung des Germanischen Trias-Beckens zur Muschelkalk-Zeit
führte zur Ablagerung mehr oder weniger flachmariner Kalkschlämme mit eingeschalteten
karbonatreicheren Lagen, die durch einen hohen Anteil von Fossilbruchstücken (sog. Schillkalke)
gekennzeichnet sind. Im Zuge einer (neuerlichen) Eindampfungsphase während des Mittleren
Muschelkalk, wiederum vergleichbar der Entwicklung im Zechstein und Oberen Buntsandstein,
wurden erneut Sulfat-Ablagerungen ausgeschieden. Auf diese folgen nochmals mächtigere
normalmarine Schillkalke und schließlich eine dünnschichtige Wechsellagerung von Mergeln und
Kalken, die den Abschluß des Muschelkalk gegen die überlagernde Schichtfolge des Keuper
bildet. Vom Keuper, dem jüngsten Zeitabschnitt der Trias, sind im näheren Umfeld des
Heiligenberges nur die untersten Schichtanteile in Form von lokalen Erosionsrelikten erhalten.
Unter amphibischen Ablagerungsbedingungen wurde zu dieser Zeit eine wechselhafte Folge von
Flußsanden mit dünnen kohligen Einschaltungen , schlammigen Hochwasserabsätzen, tonige
Seesedimente bis hin zu kalkig-dolomitischen Ablagerungen eines Flachmeeres abgesetzt.
Die darauf folgenden Schichten des Mittleren und Oberen Keuper sowie die des Jura und der
Kreide wurden im Bereich des heutigen Heiligenbergs zwar ebenfalls abgelagert, in der Folgezeit
jedoch wieder abgetragen. Sie finden sich heute verbreitet im Lipper Keuperbergland links der
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Chronik Heyen
Weser, der Jura im Bereich der Ithbörde und der Schichtrippe des Ithkamms und schließlich die
Kreide in der Münsterländer Kreidemulde sowie im Kern der Hilsmulde.
Infolge der Auflast von diesen jüngeren Deckschichten und unter dem Einfluß des geologischen
Faktors „Zeit“ verfestigten sich die Ablagerungen des Buntsandstein im Wesentlichen zu
Sandsteinen, Ton- und Schluffsteinen, die kalkigen Meeresabsätze des Muschelkalk hingegen zu
Kalk- und Mergelsteinen und die jüngeren Ablagerungen nach und nach entsprechend.
Gegen Ende der Oberkreide und damit um die Zeitenwende Erdmittelalter/-neuzeit
(Mesozoikum/Känozoikum) wurden dieser ursprünglich horizontal abgelagerte Schichtenstapel von
Sedimentgesteinen zwischen Stadtoldendorf am Nordrand des Sollings und Kassel im Süden
sowie zwischen Bad Karlshafen und Hardegsen zu einer weitgespannten aber schildförmig
flachen, in sich jedoch untergliederten Gewölbestruktur verstellt. An deren Nordrand drang
emporquellendes Zechstein-Salz an einer langgezogenen Schollengrenze, die sich von Lüthorst
über Rühle – Bodenwerder bis Hameln erstreckt (Hameln-Elfas-Überschiebung) und welche die
Solling-Pyrmont-Großscholle von der Hils-Großscholle trennt, in ein höheres Stockwerk, dem
Schwächelager der Salinar-Schichten des Oberen Buntsandstein, ein. Mit diesem Salzeinschub
wurden Teile der zur Hils-Großscholle gehörenden Dachscholle
(Südwest-Abschnitt des
Heiligenberges) auf der flach ansteigenden Überschiebungsbahn über dem einspießenden
Salzkeil „huckepack“-artig von Nordosten nach Südwesten verfrachtet und die in deren
Stirnbereich verbreiteten Muschelkalk-Schichten aus ihrer ursprünglich horizontalen Lagerung
nach Südwesten verkippt (nordwestlicher Abschnitt vom Heiligenberg zusammen mit dem
anschließenden Hopfenberg).
Mit diesen -- endogen ausgelösten (d.h. erdinnenbürtigen) -- Prozessen der Salzbewegung
einhergehend wurden infolge exogener Einwirkungen nach und nach die bis dahin abgelagerten
jüngeren Deckschichten ab Mittlerem Keuper im Solling und Vogler mit dem angegliederten
Heiligenberg bis auf den Mittleren Buntsandstein heruntergreifend wieder abgetragen und die
zerlappte Steilstufe und einzelne Zeugenberge des Unteren Muschelkalk in der Umrahmung der
Buntsandstein-Aufwölbung herauspräpariert.
Im Verlauf des Pleistozän (Eiszeitalter) schnitt der sich mehrfach verlagernde Weserlauf
mäanderförmig in diese verkippten Schichtfolgen ein. Im Wechsel mehrer Kalt- und Warmzeiten
schotterte der Fluß während der Kaltzeiten bei zunächst mangelnder Transport- bzw.
Erosionsleistung Terrassen-Kiese und –Sande auf, in die er sich unmittelbar darauffolgend jeweils
bis auf ein tiefer gelegenes
Talboden-Niveau wieder einschnitt und dabei die
landschaftsprägenden Talmäander zwischen Bevern und Hajen einschließlich des ehemaligen
Umlaufberges, dem Schiffberg zwischen Hehlen und Bröckeln herausmodellierte. Während der
Warmzeiten hingegen war die Flußaktivität allgemein gering.
Den Abschluß der jüngsten und flächenhaft erhaltenen Weser-Terrasse, der Weichsel-zeitlichen
Niederterrasse, bildet zwischen Heiligenberg und Hehlen ein hier örtlich außergewöhnlich mächtig
entwickelter Komplex von Vulkan-Asche-Horizonten eines 12 900 Jahre zurückliegenden
explosiven Ausbruch des Laacher-See-Vulkans in der Eifel, der ca. 240 km von Bodenwerder
entfernt liegt. Während der Fall-Out der Asche-Wolke im Weser-Leine-Bergland in der Regel zur
Ablagerung einer nur wenige Zentimeter dicken Ascheschicht führte, wurden diese bei
Bodenwerder mit Ausklingen der letzten Eiszeit, der Weichsel-Kaltzeit, oberflächlich zumindest
lokal abgetragen und im Wesertal in einem örtlich 140 cm erreichenden Schichtpaket von ca. 1
mm großen Bimspartikeln vom Wasser wieder zusammengespült.
Die Auelehme im Bereich der flachen Talniederung der Weser und die Altarmablagerungen am
Fuß des südöstlichen Abschnitts vom Heiligenberg sowie örtliche Quellkalk-Bildungen und
mächtige Hangschutt-Decken am Fuß vom Heiligenberg sind die jüngsten Ablagerungen der
geologischen Gegenwart, des Holozän.
Auf der Grundlage der hier nur in groben Zügen zu skizzierenden erdgeschichtlichen Entwicklung,
die sich am Heiligenberg-Hopfenberg- Bergrücken in einer Vielzahl von Aufschlüssen
nachzeichnen lässt, ist zusammenfassend festzustellen, dass dieser Bergrücken in der Trias-9-
Chronik Heyen
Landschaft des Mittleren Weserberglands geradezu eine klassische „Trias-Quadratmeile“
repräsentiert: Hier können nicht nur alle wichtigen Schichtabschnitte des höheren Buntsandstein
und Muschelkalk in natürlichen Felsanschnitten und in von Menschenhand geschaffenen
Steinbrüchen studiert werden, sondern auch die komplizierten Lagerungsverhältnisse im
Grenzbereich zwischen der Solling-Pyrmont-Großscholle und der Hils-Großscholle beispielhaft
erläutert werden.
Der Südhang des Heiligenberges bei Heyen. (Foto: Dr. Jochen Lepper) - Die Weser am Fuß des Prallhanges ist durch die flache Talaue
verdeckt. Der Bergrücken des Heiligenberges ist durch eine im Gesteins- und Vegetationsbestand deutlich erkennbare, von Osten (Bild:
Rechts) nach Westen (Bild: Links) flach ansteigende Verwerfung, die im Foto schwarz nachgezeichnet ist, aufgeteilt:
Ost-Scholle des Heiligenberges: im Wesentlichen aufgebaut aus den Schichten der Solling-Folge (Mittlerer Buntsandstein) mit dem
ehemals in mehreren Steinbrüchen gewonnenen Bausandstein und der (im Bild: Rechts) deutlich erkennbaren Abraum-Halde. Wie in
diesem Steinbruch und weiterhin in Buntsandstein-Anschnitten erkennbar, fallen diese Schichten nach Nordnordosten, d.h. in Richtung
auf den Ith-Kamm, der hinter dem Heiligenberg-Rücken - von diesem verdeckt - liegt, hinein.
West-Scholle: Westlicher Teil des Heiligenberg-Rückens mit anschließendem Hopfen-Berg, der allerdings bereits links außerhalb des
Bildes liegt; aufgebaut aus Muschelkalk-Schichten (z.B. erkennbar im Felsanschnitt links im Bild). Diese Schichten fallen gegensinnig
zum Buntsandstein halbsteil nach Südwesten (d.h. im Bild nach vorne-links) ein.
Weiterführende Schriften und Schlüssel-Literatur:
BALDSCHUHN, R., FRISCH, U. & KOCKEL, F. (1996): Geotektonischer Atlas von NW-Deutschland.- 8
S., 24 Anl.; Hannover.
HENNINGSEN, D. & THIEM, W. (2000): Laacher-See-Bimstuffe in einem Quartär-Profil bei Hehlen
südlich von Hameln/Weser. - N. Jb. Geol. Paläont., Abh., 218: 285-306; Stuttgart.
HERRMANN, A., HINZE, C. & STEIN, V. (1967): Die halotektonische Deutung der ElfasÜberschiebung im südniedersächsischen Bergland.- Geol Jb., 84: 407-462; Hannover.
HOLLÄNDER, R. (2000): Vom Salzkeil zur Decke – Struktur und Entwicklungsgang der VoglerHomburgwald-Decke.- Ber. Naturhist. Ges. Hannover, 142: 78-148; Hannover.
KOCKEL, F. (1984): Erläuterungen zu Blatt Hannover (C 3922) 1:100 000.- Geotekt. Atlas
Nordwestdeutschland: 34 S., 32 Anl.; Hannover (Unveröff.).
KOCKEL, F. (1986): Erläuterungen zu Blatt Holzminden (C4322) 1:100 000.- Geotekt. Atlas
Nordwestdeutschland: 21 S., 20 Anl.; Hannover (Unveröff.).
LEPPER, J. & MENGELING, H. (1990): Geologische Wanderkarte Mittleres Weserbergland mit
Naturpark Solling-Vogler 1:100 000; Neuhaus - Hannover.
LEPPER, J. (1991): Beiheft zur Geologischen Wanderkarte Mittleres Weserbergland mit Naturpark
Solling-Vogler 1:100 000. - Beih. Ber. naturhist. Ges. Hannover, 10: 51 S.; Hannover.
REIMANN, M. (1987): Geologie, Petrographie und Vergipsung der Zechsteinsulfatvorkommen von
Stadtoldendorf und Osterode/Harz.- Ber. Naturhist. Ges. Hannover, 129: 57-84; Hannover.
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Chronik Heyen
3
Vorgeschichte
(Kurt Wiemann)
Heyen liegt zwischen Ith und Weserbergland am Rande der Ithbörde. Im Süden des Dorfes führt
eine Straße über die Weserbergkette, die hier Heyer Holz heißt, zur Münchhausenstadt
Bodenwerder an der Weser. Während das Oberdorf hügelig ist, da es von Ausläufern des Heyer
Waldes umgeben wird, liegt das Unterdorf und die Feldmark zum größten Teil in der Ebene. Die
Feldmark reicht weit in die Ithbörde hinein bis an die Felder des Dorfes Bremke am Fuße des Ith.
Dorthin führt auch die aus dem Oberdorf kommende Bodenwerdersche Straße, die im Unterdorf
Ithstraße (Esperder Straße) heißt. An ihr liegen die meisten Häuser, so dass das Dorf in der Ebene
ein Straßendorf darstellt. Das Oberdorf dagegen ist ein Haufendorf. Hier hat die Siedlung, die sich
1004 als Hegen (Heim des Hego) erwähnt wird, begonnen. Vielleicht ist das der Grund dafür, dass
man im Oberdorf Keller bauen konnte. Im Unterdorf, wo es die neueren Höfe und Häuser gibt,
finden sich keine unterirdischen Keller, denn der Grundwasserspiegel liegt zu hoch. Die Grenze
zwischen Oberdorf und Unterdorf bildet die Landesstraße L424, die die Bodenwerdersche Straße
im rechten Winkel schneidet. Die benachbarten größeren Orte an dieser Straße sind im Osten
Halle und die Raabestadt Eschershausen am Ith, im Westen Börry und die Rattenfängerstadt
Hameln an der Weser. Die Kreuzung im Dorf heißt heute Thie, denn früher ist dort einmal der
Thingplatz gewesen. Halle und Heyen haben an der karolingischen Heerstraße gelegen. Immer,
wenn Kriegszüge unsere Heimat durchzogen, war Heyen betroffen.
Im Dreißigjährigen Krieg wurde das Dorf durch eine einquartierte kaiserliche Truppe und durch die
Schweden, die anschließend in die Gegend kamen, völlig ausgeplündert und zerstört. Die
Einwohner waren vor den verrohten Sitten der Tillyschen Soldaten und vor dem Schwedentrunk zu
Verwandten und Bekannten in andere Dörfer geflohen. Erst allmählich trauten sie sich wieder an
die Heerstraße heran und begannen aufzubauen.
In späteren Zeiten befanden sich an der Feldmarksgrenze auf der Landesstraße im Westen und
der Ithstraße (Esperder Straße) im Norden Schlagbäume und Zollhäuschen, denn Heyen war der
letzte Ort im Braunschweigischen. Bei der Auseinandersetzung über die Ländereien 1856 lagen 17
Morgen 87 Quadratruten im Preußischen. 1943 wurde der Heimatkreis Holzminden gegen den
Kreis Goslar unter dem Verwaltungsbezirk Braunschweig und Regierungsbezirk Hildesheim
ausgetauscht. Heyen, Kreis Holzminden, gehörte zum Regierungsbezirk Hildesheim und heute
zum Regierungsbezirk Hannover.
Heyen war in erster Linie ein Bauerndorf. Im 18. Jahrhundert stand das Dorf unter der
Gerichtsbarkeit des Amtes Wickensen, Bauern mussten Korn- und Fleischzehnt an 10
verschiedene Gutsherren (Wickensen, Kloster Kemnade, H. v. Münchhausen zu Bodenwerder, H.
Graf von der Schulenburg u.a.) zahlen. Im 18. Jahrhundert hatte das Grenzdorf des Herzogtums
Braunschweig an der damals verhältnismäßig viel befahrenen Heerstraße Einbeck - Hameln eine
Zollstation. Bis zur Auseinandersetzung 1856 stieg die Fläche auf 3300 Morgen.
3.1
Besiedlung in Heyen
(Friedel Peter)
Um 200 – 400 nach Christi entstanden erste Streusiedlungen mit sogenannten „Blockfluren“, die
man gemeinsam bestellte. Die Siedler schlossen sich zusammen und wählten oft einen erhöhten
Platz, damit bei viel Regen das Wasser abfließen konnte.
In Heyen war es das Viereck Gönne, Twetje, Hauptstraße und Kampstraße. Auch musste ein Bach
oder eine Quelle für Trinkwasser in der Nähe sein. Dafür sorgte der kleine Bach, der durch den
Pfarrgarten fließt. Nutzbare Äcker, Wiesen und Wald, die den Einwohnern Nahrung lieferten,
waren auch vorhanden. Zum Schutz umgaben sie diesen Platz mit einem Wall, Graben oder einer
Hecke. Auf diesem Thingplatz (Versammlungsplatz) wurde einige hundert Jahre später bei der
Christianisierung eine Holzkirche errichtet. Jahre später wurde die Holzkirche durch eine
Steinkirche ersetzt. In Heyen aus schlecht geschichtetem ganz verputztem roten Sandstein.
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Chronik Heyen
Baujahr vermutlich um 1250. Der Thingplatz hatte der Kirche mit umgebendem Friedhof zu
weichen. Die Häuser der Siedler gruppierten sich um diesen Dorfmittelpunkt. Mit steigender
Einwohnerzahl wurden weitere Grundstücke südlich der Hauptstraße bebaut. Danach wurden die
Flurstücke nördlich der Hauptstraße besiedelt.
Bis zu der Land- und Flurvermessung 1759 war Heyen auf 58 Häuser angewachsen. Bei der
zweiten Land- und Flurvermessung 1865 sind 69 Häuser angegeben. In der Gründerzeit 1890 bis
1910 sind viele alte Fachwerkhäuser abgerissen und durch neue Ziegelsteinhäuser, einige mit
Mörtel verputzt, ersetzt worden. Es wurden auch neue Grundstücke erschlossen und bebaut. Bis
1940 war Heyen auf 90 Wohnhäuser angewachsen.
Die größte Bautätigkeit hat es aber ab 1945 gegeben. Die Einwohnerzahl in Heyen hatte sich von
436 Personen in 1939 durch die vielen Vertriebenen aus den Ostgebieten und Evakuierten aus
den bombardierten Städten des Rheinlandes auf 841 Personen am 01.04.1948 erhöht. Es
herrschte große Wohnungsnot und auch für die vielen Kinder reichten die Schulräume nicht mehr
aus. Der Gemeinderat sorgte für Bauland an der Dasper Straße für Bauwillige und auch für einen
Schulbau mit Lehrerhaus. Erste Bauherren waren Otto Warnecke und Heinrich Willmer. Heinrich
Willmer konnte am 7.11.1953 Richtfest feiern. Die Einweihung der Schule und des Lehrerhauses
fand am 15.12.1955 statt. Das Baugebiet wurde sehr gut angenommen, es wurden 79 Häuser bis
zum Herbst 2003 gebaut.
Im Altdorf sind einige Häuser auf Grund von Straßenbaumaßnahmen oder Baufälligkeit abgerissen
worden. Im Herbst 2003 stehen in Heyen 172 Wohnhäuser.
3.2
Die erste urkundliche Nennung des Dorfes Heyen (Hegen)
Die beiden Schwestern Frederuna und Imma, Töchter des Billunger Grafen Wichmann I und
Nichten des Sachsenherzogs Hermann Billung, gründeten um 960 das Kloster Kemnade und
richteten es ein. Sie brachten ihr gesamtes Erbe u. a. aus Hegen in den Besitz des Klosters ein.
Demnach hat Hegen schon 960 bestanden. Die erste urkundliche Nennung geht aus der
bekannten Königsurkunde aus dem Jahr 1004 hervor. In Hinblick auf das im Jahr 2004
anstehende Jubiläum kann mit der Übersetzung des Originaldiploms der urkundliche Nachweis für
das 1000jährige Bestehen geführt werden.
König Heinrich II. nimmt
das von den Schwestern
Frederuna und Imma mit
Hilfe des Grafen Gero
gegründete
Nonnenkloster Kemnade,
dem die Gründerinnen
ihre
im
folgenden
aufgeführten Besitzungen
geschenkt
haben,
in
seinen
Schutz
und
verleiht ihm die Freiheit
von
Gandersheim,
Quedlinburg und Herford
mit dem Vorbehalt, dass
das Kloster bis zum Tode
der Stifterinnen in deren
Besitz bleibe, sowie die
Immunität
und
das
Äbtissinnenwahlrecht
Magdeburg
1004
November 2.
(Original im Nordrhein-Westfälischen Staatsarchiv, Münster)
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Chronik Heyen
3.3
Übersetzung der Königsurkunde
Im Namen der heiligen und unteilbaren Dreieinigkeit. Heinrich1, von göttlich-günstiger Gnade
König. Die Gesamtheit aller der heiligen Kirche Gottes und Uns Getreuen - gegenwärtigen und
zukünftigen - möge erfahren, dass die Frau Frederuna, ehrwürdige Äbtissin, und ihre Schwester
Gräfin Imma mit Unterstützung des Grafen Gero² ein gewisses Kloster - geweiht zu Ehren der
heiligen Gottesgebärerin und ewigen Jungfrau Maria - eingerichtet haben, dem sie ihr ganzes
Erbe: Keminetan, Hegen, Barigi, Tundiriun, Othere, die in Tilithi gelegen sind, Uarstan in Auga,
Rothe in Wikanafelde, Bardenwik, Hotnannessun, Wittdorf, Britlingi, Biangiburdiburg, Addunesdorf,
Hatherbiki, Bodanhausen, Sutherburg in Bardanga, Claniki in Drevani, Wigmannesburstal,
Bennedesdorf in Mosidi, Widila, Waldersidi, Kokerbiki in Heilanga, Holana, Aun, Setila in
Hogtrunga, Hepstidi, Sinigas und alle hier vorerwähnten Güter, die aber in der Grafschaft Herzog
Bernhards3 gelegen sind, in dankbarster Absicht übertragen haben.
Weil die Bittstellerinnen an Unsere königliche Majestät herangetreten sind und gebeten haben,
dass Wir dasselbe Kloster in Unseren Schutz aufnehmen und ihm den Vorrang solcher Freiheit
und solcher Rechtsausstattung gewähren möchten, den Gandersheim, Quedlinburg und Herford
zu besitzen scheinen, sei der Gesamtheit aller Getreuen bekannt gemacht, das Wir dieses auf
Bitten des Bischofs Dietrich von Minden4 vollzogen haben. Dazu haben Wir festgesetzt, dass das
genannte Kloster und die Abtei mit Unserer Zustimmung auf Lebenszeit unter der Leitung der
erwähnten Äbtissin und ihrer Schwester, der Grafin, bleiben soll. Nach dem Tod dieser beiden
aber soll dieselbe Abtei auf ewig Unserem öffentlichen Recht unterstehen. Außerdem wollen Wir
aber, dass keine höhergestellte oder mindere Person unseres Königtums in derselben Abtei einen
Gerichtstag abhalte, ihr irgendeine andere Beeinträchtigung zufüge oder eine öffentliche Abgabe
erhebe, es sei denn der Vogt der Äbtissin und der Nonnen5. Dazu haben Wir aus Unserer
königlichen Macht der Abtei auch zugestanden, dass die Nonnen desselben Klosters die Erlaubnis
haben sollen, nachdem die Äbtissin gestorben ist, eine andere dafür geeignete zu wählen
Und damit die kraft Unserer Autorität ausgestellte Urkunde durch alle Zeit gültig bleibe, haben Wir
diese mit eigener Hand vollzogen und befohlen, dass sie mit Unserem Siegel gekennzeichnet
werde.
Zeichen des Herrn Heinrich des unbesiegbaren Königs. Egilbert, Vizekanzler des Erzkaplans
Willigis6 hat es gezeichnet. Gegeben am 4. Tag vor den Nonnen des November im Jahr [nach] der
Fleischwerdung des Herrn, zweiter Indiktion, aber im dritten Jahr des Königtums Herrn Heinrichs II,
geschehen in Magdeburg.
Erläuterungen:
1) Heinrich II. aus dem Hause der Liudolfinger, deutscher König seit 1002, Kaiser seit 1014, 1024.
2) Gero II. (993-1015>, Graf und Markgraf in der östlich von Saale und Mulde gelegenen Ostmark, der späteren Niederlausitz.
3) Herzog Bernhard I. von Sachsen aus dem Hause der Billunger (973-1011).
4) (1002-1022).
5) Klassische, vollständige Immunitätsbeschreibung: Exemtion von der weltlichen Gerichtsgewalt, Verbot der Gewaltanwendung
(districtio) und der Steuererhebung (exactio) durch die weltliche Macht. Diese Aufgaben nahm der Vogt des Klosters in dessen Auftrag
wahr.
6) Erzbischof Willigis (975-1011) von Mainz, als solcher Erzkanzler des Reiches.
(Kleine Randbemerkung: König Heinrich II, zuvor Bayernherzog, konnte die zerstrittenen deutschen Stämme auf sich vereinigen. Im
Jahre 1014 zum Kaiser gekrönt, machte er die verwaltungskundigen Bischöfe zu Beamten seines Reiches. Zu der Abhängigkeit der
Reichsabteien soll er erklärt haben: ”Es ist nötig, dass die Kirchen viele Güter besitzen, denn, wem viel gegeben ist, dem kann auch viel
genommen werden.” Auf der Synode von Pavia (1022) tat er sich mit dem Papst zusammen, um die kanonische Vorschrift des
priesterlichen Zölibats zur Durchführung zu bringen und die Kirche vor Vermögensverlusten durch Priesterkinder zu schützen.) (Knaurs
Weltgeschichte v.1935, Seite 346)
3.4
Wie kommt die Königsurkunde nach Münster ?
(Quelle: Die reformatorischen Kirchenvisitationen in den westf. Landen 1542-1544, Jg. 1896)
Im Jahre 1146 wurde die Äbtissin Judith v. Nordheim wegen ihres weltlichen, verschwenderischen
Lebenswandels abgesetzt und aus dem Kloster Kemnade entfernt. Kaiser Konrad III schenkte im
Jahre 1147 dieses Kloster dem Kloster Corvey, das Benediktinermönche unter einem Propst nach
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Chronik Heyen
Kemnade brachte. Sie blieben bis 1168. Im Jahre 1194 wurde das Kloster mit Nonnen aus
Gehrden neu besetzt. Ein Propst leitete weiterhin das von Corvey abhängige Ordenshaus. 1542
wurde es erstmals zwangsweise reformiert, kam von 1593 bis 1620 noch einmal in den Besitz von
Corvey und fiel nach langen Auseinandersetzungen an die Herzöge von Braunschweig. Die
Königsurkunde blieb in Corvey und kam von dort in das Nordrhein-Westfälische Staatsarchiv in
Münster.
3.5
Grenze und Grenzsteine
Die Feldmark von Heyen grenzt im Norden an Esperde, Nord-Osten an Bremke dann Wegensen,
Kreipke, Linse, Kemnade, Hehlen, (Linke Weserseite) Daspe, Hajen und im Westen an
Brockensen. Die Grenze mit Esperde und Brockensen ist auch Kreisgrenze Holzminden und
Hameln/Pyrmont, gleichzeitig auch die Landesgrenze Braunschweig und Hannover.
Aus der Zeit des ehemaligen
Herzogtums Braunschweig und
Königreich Hannover stehen
noch
20
Grenzsteine
mit
folgenden Ordnungszahlen:
Ordnungszahlen
99
104
105
106
107
110
111
113
115
117
Ordnungszahlen
120
121
127
***
130
131
***
134
***
138
Die mit „***“ gekennzeichneten Steine sind vorhanden, aber die Ordnungszahlen
nicht mehr zu lesen. Stein Nr. 99 ist noch mit der Zahl 1909 versehen.
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Chronik Heyen
4
Herrschaftshäuser im Mittelalter
(Hermann Wiemann)
4.1
Die Herrschaft Homburg
Die Homburger hatten unter dem Grafen Siegfried IV aus dem Geschlecht der Nordheimer die
zwischen Eschershausen und Stadtoldendorf gelegene Homburg verwaltet und waren nach
dessen Tod mit dem Gau Wilkanafelde belehnt worden. Nach dem Verzeichnis der Schnede der
Niderborde und Oberen Borde der Herrschaft Homburg aus der Mitte des 16. Jahrhunderts (Nds.
Staatsarchiv in Hannover-Calenberg Br. 1 Nr. 1012) lag Heyen am Rande der Niderborde, also im
Bereich der Homburger. Bodenwerder konnten die Homburger bereits 1245 erwerben. Als der
vorletzte Homburger Siegfried (1300 - 1383) nach einer langen erfolgreichen Regierungszeit
verstarb, wurde er im Kloster Kemnade beigesetzt. Mit dem Tod seines Sohnes Heinrich starb
nach 8 Generationen das Geschlecht der Homburger aus. Damit endete 1409 die Herrschaft der
Homburger über 37 Ortschaften in der Oberen- und Niderborde.
4.2
Familiennamen in der Herrschaft Homburg im Jahre 1400
Wenige Jahre, bevor die Herrschaft der Homburger auf die Welfenherzöge überging, fand eine
Beschreibung des herrschaftlichen Besitzes statt. Das Original befindet sich im Nds. Staatsarchiv
Wolfenbüttel (Sign. HsVII B Nr. 17). Im Amt Homburg werden unter Heyen folgende Namen
genannt.: Henke, Kegelen, Tile Uppendorpp, Henke Romer, Hoiemeiger, Cord Vredeken, Hinrik
Stuffeldes, Brinkmann, Godeke Hildebrandes, Godeke Lutzen, Brinkmann Oyemeiger, Alstem,
Bartoldes, Tileken Tuffeldes, Henneke, Kunnen, Soffeke Oyemeigers.
4.3
Das Fürstentum Braunschweig – Wolfenbüttel
Das Obereigentum des Grund und Bodens lag in den Händen des Landesfürsten. Seine Lehnsund Erbzinsleute waren Ritter, Klöster und Städter. Viele Grundherren verpachteten ihren Grund
und Boden und lebten von den Zinsen. Sie verkauften oder verpfändeten oft den Boden, den der
Landesfürst als sein Eigentum ansah. Das Land der wenigen freien Bauern fiel nach dem
Aussterben eines freien Bauerngeschlechts an den Landesfürsten zurück.
Aus dem Interessenkampf zwischen Landesherren und den Ständen zogen die Bauern nicht selten
Vorteile. Die Stände achteten darauf, dass der Herzog die Steuerkraft nicht übermäßig in Anspruch
nahm, der Fürst setzte den Grundherren Schranken gegen willkürliche Zinserhöhungen. Der
Herzog wollte, leider noch erfolglos, dem Bauernstand ein erbliches Besitzrecht gesetzlich sichern,
um ihn leistungsfähig zu erhalten. Als Vertreter der absoluten Fürstenmacht zog Heinrich der
Jüngere (1514 - 1568) in die Hildesheimer Stiftsfehde, die ihm die erwünschte Herrschaft brachte.
Die revolutionären Bauernbewegungen (Thomas Münzer) als Folge der Reformation und die
Unabhängigkeitsgelüste der Stadt Braunschweig machten dem Herzog zu schaffen. Die
unzufriedenen Adeligen, die sich aus den Pfandverschreibungen verdrängt sahen, schlossen sich
dem Protestantismus und dem Schmalkaldischen Bunde an, während Heinrich der Jüngere an der
katholischen Kirche festhielt. Er wurde im offenen Kampf mit den Schmalkaldern zeitweise aus
seinem Lande vertrieben. Der schmalkaldische Bund wurde 1547 bei Mühlberg (Elbe)
zerschlagen.
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Chronik Heyen
Als Frieden in das Land einzog, zentralisierte der zurückgekehrte Heinrich mit Hilfe seines
Kanzlers Münsinger v. Frundeck die Domänenverwaltung und konzentrierte die Rechtssprechung
auf die Person des Fürsten. Heinrich der Jüngere ließ 1542 aus den Steinen der zerstörten
Homburg das Amtshaus Wickensen erbauen. Dieser Fürst hat für Heyen eine besondere
Bedeutung, denn er hielt 1529 das letzte große Gogericht zwischen Heyen und Brockensen ab.
Der Sohn Heinrich d. J. Herzog Julius (1568 - 1589) konnte als sparsamer Landesvater in einer
Friedenszeit wirken. Heinrich Julius (1589 - 1613) war ein prunkliebender Herr, der die Arbeit des
Regierens seinen Räten überließ. Der schwächliche Friedrich-Ulrich (1613 - 1635) brachte durch
seine Günstlingswirtschaft in wenigen Jahren das Erbe der Väter in wirtschaftlichen Ruin, bevor
der Dreißigjährige Krieg begann und die Tätigkeiten eines Jahrhunderts vernichtete. Der
dreißigjährige Krieg begann 1618 mit dem Aufstand Böhmens und endete 1648 mit dem
Westfälischen Frieden. Deutschland hatte durch Krieg und Seuchen ein Drittel seiner Bevölkerung
verloren, das Reich war zersplittert, wirtschaftlich und kulturell verwüstet.
Die Einwohner Heyens haben damals unter den verrohten Tillyschen Soldaten arg gelitten.
Nach dem Sieg Napoleons 1807 wurde das südliche Niedersachsen und Braunschweig dem
Königreich Westfalen zugeteilt, das Napoleon für seinen Bruder Jerome geschaffen hatte. Die
Bevölkerung wurde durch hohe Geld- und Naturallieferungen ausgepresst, bis 1813 mit der
Schlacht bei Leipzig die französische Herrschaft zu Ende ging.
Hannover wurde 1814 zum Königreich deklariert. Das Land Braunschweig trat 1866 dem
Norddeutschen Bund bei und wurde 1871 selbständiger Bundesstaat im Deutschen Reich. Nach
der Gründung des Landes Niedersachsen am 01.11.1946 verlor das autonome Herzogtum
Braunschweig endgültig seine Selbständigkeit.
Seit der Gründung des Herzogtums Braunschweig - Lüneburg im Jahre 1235 durch Kaiser
Friedrich II. bis 1918 haben nach einer Aufstellung von J. König 38 Herzöge das Land regiert,
zerteilt und zerstückelt. Vielleicht ist das ein Grund dafür, dass sich heute viele ehemalige
„Braunschweiger“ doch in erster Linie als Niedersachsen fühlen. Das ist auch begründet, denn in
der Ithbörde lebten die Engern, ein kleiner Sachsenstamm. Aber die Haarfarben der Menschen
verraten, wie sehr auch die Niedersachsen im Laufe der Zeit von allen Seiten „aufgemischt“
wurden. Nach 1945 brachten Vertriebene, besonders Schlesier, Ostpreußen und Ausländer eine
neue „Blutauffrischung“ der Niedersachsen.
4.4
Wechselvolle Herrschaftszeiten in Heyen
(Peter Klatt)
Über Jahrhunderte waren die Ländereien von Heyen lehnspflichtig unter den im Weserbergland
herrschenden weltlichen und kirchlichen Parteien aufgeteilt. Als kirchliche Lehnsherrschaften
traten die Äbte bzw. Bischöfe von Corvey und die Diözese Minden sowie das Kloster Kemnade
hervor. Im weltlichen Bereich folgte auf die Herrschaft der Billunger die der Eversteiner und
Homburger und danach ab 1410 die Herrschaft der Calenberger und Braunschweiger Herzöge, die
ihre Liegenschaften durch das Amt Wickensen, dessen Gebäude nach Abbruch der Homburg aus
deren Steinen errichtet worden sind, verwalten ließen.
Im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Landes Braunschweig von Hermann Kleinau (1967) sind
die Zusammenhänge unter "Heyen" stichwortartig zusammengestellt. Das Kloster Kemnade erhielt
1004 - 1039 königliche Bestätigungen für die aus dem Besitz seiner billungischen Gründerinnen
stammende "Villa" in Heyen. 1197 kaufte das Kloster einen ihm von Corvey weg genommenen Hof
mit 8 Hufen Land, Vieh und der Holzgrefschaft unter Abfindung der Corveyschen Lehnsleute
zurück. 1 Hufe umfasste 30 Morgen. Der „große Hof“ des Klosters wurde ab 1298 verpachtet. Den
Rodezehnt im Walde Sundern erhielt das Kloster Kemnade vom Bischof von Minden geschenkt.
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Chronik Heyen
Der Bischof von Minden schenkte dem Kloster ferner 1310 den Zehnten, allerdings nur bis 1340.
Danach fiel eine Hälfte des Lehens an die Familie v. Hake. So wurde Ernst Hake mit diesem
halben Zehnten 1461 vom Bischof von Minden belehnt. Am 1. April 1475 belehnte Bischof Heinrich
von Minden “Hermann Haken", als den Ältesten, u. a. wiederum mit "dem halben Zehnten zu
Heygen".
Im Schlossarchiv Hämelschenburg befindet sich die Urkunde Nr. 23, in der Bischof Wulbrand von
Minden den halben Zehnten zu Heyen im Jahr 1428 erstmalig an Diderike (IV.) Clencken verleiht.
Seit jener Zeit blieben viele Einwohner von Heyen dem Haus Klencke bei wechselnden
Lehnsverhältnissen und Verpfändungen über 4 Jahrhunderte lehnspflichtig. Der Abdruck der in
Mittelniederdeutsch abgefassten kunstvollen Urkunde mit ihrer Übersetzung ist im nachfolgenden
Abschnitt dieser Chronik nachzulesen.
Das wirtschaftliche Auf und Ab jener Zeit spiegelt sich auch in der Familienchronik der Familie von
Hake wider. So ist mit dem Datum 23. April 1482 der folgende Eintrag zu lesen: "Hermann und
Bruno v. Beverungen, Gebrüder, bekennen, dass die Voreltern ihres lieben Oheims Dietrich Hake
vor Zeiten einen halben Zehnten zu Heygen in der Herrschaft Homburg versetzt haben, welchen
ihr seliger Vater erwarb und wiederversetzte. Jetzt habe Dietrich Hake diesen halben Zehnten
wieder eingelöst und ihnen ihre rückständige Forderung daran, nämlich 150 Gulden, erstattet,
worüber sie hiermit quittieren".
Von diesem Lehen, das 552 Morgen Land mit der entsprechenden Zahl von Hofstellen umfasste,
zog die Familie Hake noch 1759 den Zehnten ein. Die andere Hälfte erhielt 1440 und 1441 das
Stift Hameln. Es war wohl der Teil, den die vom Bischof von Minden belehnten Klencke 1462 dem
Stift verpfändeten.
1547 verpfändete die Herrschaft Klencke ihren Zehnt über einige Jahre weiter an das Kloster
Loccum. Das Kloster hatte zwischen 1580 und 1759 die Zehnteinahmen von 529 Morgen
Landfläche. Im Jahr 1759 zog das Amt Wickensen zusammen mit der Pfarre Hehlen (nach
Steinacker die Pfarre Halle) den doppelten Zehnten von weiteren 111 Morgen ein, die die
"vormalige Wankensche Feldmark" umfassten, d. h. die nordöstlich von Heyen gelegene Flur der
Wüstung Wockensen.
Um 1545 hat in Heyen ein dem Hägerjunker v. Zerßen gehörendes Hägergut existiert, das später
unter die Verwaltung des Amtes Wickensen gefallen ist. Das Kloster Kemnade hatte auch nach
dem Einzug des Zehnten durch die Diözese Minden vor Ort Besitzungen. So erhielt es 1580 und
noch 1759 den Zehnt von 235 Morgen.
Der Bischof von Minden vergab daneben in Heyen Lehen an seine adeligen Gefolgsleute. So
erhielt bereits 1304 Herr v. Ohsen den Zehnt von 4 Hufen, um 1320 Herr von Wolde den Zehnt von
7 Hufen.
Der "hofesche Mann" (Hofmann) Dyderik Hake wurde vom Abt Dietrich von Corvey 1359 mit
Ackerflächen von drei Hufen und dazugehörigen Hofstellen belehnt. Die Herrschaft Homburg
belehnte bis 1410 die Herren v. Elze und v. Halle jeweils mit zwei Hufen, die diese danach dem
Kloster Kemnade übergaben. Als Calenbergsches Lehen erhielt der Herr v. Bevern 1491 acht
Hufen Land. Die Pfarre besaß 1542 einen Meierhof mit vier Hufen . Ein Teil des Landes war früher
Kemnader Kalandsgut. In Kemnade existierte wohl vom 13. bis in das 16te Jh. hinein die
gildenmäßig organisierte in Frankreich, den Niederlanden und in Norddeutschland weit verbreitete
religiöse Kalandsbruderschaft zur Unterstützung bedürftiger Genossen. Ihre Zusammenkünfte am
Monatsersten (lat. Kalendae) arteten später an vielen Orten, möglicherweise auch in Kemnade, in
üppige Gelage aus, deshalb erhielten die Kalandsbrüder auch den Beinamen "Festbrüder".
Zum Kloster Kemnade gehörte noch 1548 Landbesitz von 235 Morgen. 1637 hatte Herr v.
Münchhausen 3 Meierhöfe und 11 Kothöfe als Calenbergsches Lehen. Den Grafen von
Spiegelberg gehörten im 16. Jahrhundert mehrere Ackerhöfe mit 2 oder 3 Hufen Ackerfläche und
einige Kothöfe, die 1759 in den Besitz des Fürsten von Waldeck übergingen.
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Chronik Heyen
In diesem Jahr besaß die Familie Klenke den Zehnten von 529 Morgen (ab 1435 einen halben
Zehnten, der allerdings verpfändet war). Von der 2077 Morgen umfassenden Flurfläche des Ortes
war nur ein geringer Teil, nämlich 55 Morgen, frei von Lehns - und Frondiensten. 463 Morgen
waren Rotland und 132 Morgen gegenüber mehreren Herrschaftsparteien lehnpflichtig (nach
Steinacker).
Wie haben aber die Menschen aus Heyen unter den wechselnden Herrschaften gelebt? Zur
Erläuterung der Lebensverhältnisse ist ein Exkurs in die Geschichte notwendig: Unter der
fränkischen Herrschaft gerieten die bis zu diesem Zeitpunkt freien Bauern in vollständige
Abhängigkeit ihrer kirchlichen oder weltlichen Grundherren. Die zum Heerbann verpflichteten
freien Bauern konnten sich dieser Belastung nur durch Aufgabe ihrer Eigentumsrechte an den Adel
entziehen. Der Adel übernahm seinerseits den Schutz seiner Untertanen unter Einziehung ihrer
Besitzungen, die er als Lehen mit verbrieften Nutzungsrechten an diese zurück gab. Aus diesem
Abhängigkeitsverhältnis entwickelte sich die mittelalterliche Leibeigenschaft, die ihre rigideste
Ausprägung auf den Gütern östlich der Elbe erfuhr.
Im Weserbergland wurde die Leibeigenschaft im 15. Jahrhundert unter der Herrschaft der
Braunschweiger Herzöge relativ früh abgeschafft. Seit 1597 (mit dem Salzdahlumer
Landtagsabschied) galten auch in unserem Raum die besitzrechtlichen Bestimmungen des
Meierrechts: Danach verblieb das Obereigentum an Grund und Boden bei den Landesherrn, den
Rittern oder Klöstern; den Bauern (Meiern) war dieses aber in einer relativ gesicherten und
unbeschränkt vererblichen Zeitpacht überlassen (Siehe hierzu Tacke, 1951: Der Landkreis
Holzminden). Leistungen und Abgaben durften über das im Erbregister festgelegte Maß nicht
gesteigert werden (Siehe hierzu Tacke 1943 : Die Entwicklung der Landschaft im Solling. In: Neue
Folge Band 13, Schriften der wirtschaftswissenschaftlichen Gesellschaft zum Studium
Niedersachsens, Provinzial - Institut für Landesplanung und Niedersächsische Landes - und
Volksforschung Hannover- Göttingen (Hrsg.), Oldenburg i. O.).
Zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurden die Höfe infolge ihrer sich unterschiedlich entwickelnden
Wirtschaftskraft neu eingestuft: Meier wurden vom fränkischen Hof ursprünglich eingesetzt, um
den "Zehnten" an die Grundherren abzuführen. Später forderten die Landes - und Grundherren die
Abgaben und Dienste zentral ein und übertrugen die Durchführung ihren Vögten, denen sie
zugleich die niedere Gerichtsbarkeit einräumten. Die Frondienste trugen gerichtsherrlichen
Charakter und lagen als Realpflicht auf den Höfen. Meierhöfe wurden nach ihrer Wirtschaftskraft in
Vollmeier und Halbmeier eingeteilt.
Köter waren ursprünglich nach ihrem Wohnhaus, der Kate oder Kote, benannt. Im Laufe der Zeit
hatten jedoch auch sie Land erworben, wobei wahrscheinlich ist, dass dies nach der Rodung neuer
Landstücke erfolgte, da bei Neurodungen alle Einwohner am Landgewinn beteiligt waren.
Ende des 17. Jahrhunderts kam zu der Klassifizierung Groß- und Kleinköter die Klassifizierung der
Eggeköter als pferdebesitzende Köter dazu, die statt mit der Hand Dienste mit Gespann verrichten
mussten. Die Kleinköter stellten innerhalb der bäuerlichen Struktur die unterste Stufe dar. Als Kuh oder Schweinehirten besaßen sie anfänglich nur ihr Haus. Später verfügten jedoch auch sie über
etwas Land und einige Stück Vieh. In der Regel waren sie gezwungen zusätzlich ein Handwerk
auszuüben. Im 18. Jh. wurden die Kleinköter ohne Land in der Regel als Brinksitzer bezeichnet.
Als Anbauer wurden neuangesiedelte, ebenso in der Regel landlose Familien bezeichnet, deren
Ansiedlung im 18. Jh. durch zahlreiche Landesherren gefördert wurde.
Auch die landlosen Anbauer und Brinksitzer hatten in der Regel das Recht (bisweilen gegen
Bezahlung), einige Stück Vieh in der Dorfherde mitzutreiben, was bei den ansässigen Landwirten
aufgrund der Weideknappheit häufig auf Widerstand stieß.
Entsprechend der Klassifizierung der Höfe wurden die Dienste an den herrschaftlichen Höfen
festgelegt: Ein Ackermann dient mit Pferd und Wagen, Eggen und Pflügen von Petri Kathedrale
(22.02.) bis Jacobi (22.06.) in 14 Tagen 3 Tage, von Jacobi bis Michaelis (22.09.) wöchentlich 2
Tage, von Michaelis bis Petri Kathedrale wöchentlich einen Tag, ein Halbspänner halb so viel.
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Chronik Heyen
„Ein Großköter gleich dem Ackermann nur mit der Hand, wenn Pferde dann mit der Eggen, auch
im Notfall anspannen und fahren muss. Der Kleinköter, der teils gar wenig, teils gar kein Land
gehabt, das ganze Jahr gleich 48 Tage" (Zitat nach Freist, W.: Lichtenhagener Chronik (1978).
Die Arbeitsverhältnisse in der Landwirtschaft waren überaus hart. So betrug die Arbeitszeit der
Bauern im Sommer 12 Stunden von 5 Uhr bis 19 Uhr bei einer zweistündigen Mittagspause, die
vor allem der Fütterung der Arbeitspferde diente. Im Winter wurde 10 Stunden von 6 bis 16 Uhr
gearbeitet. " Um ein Feld gehörig zu pflügen, werden 2 Gespanndienst gebraucht, die an einem
Tag im Frühjahr bei Hafer und Gerste 1 1/2 Morgen umbrechen, im Herbst aber und, um das Land
aus der Brache zu pflügen, nicht mehr als ein Morgen schaffen. Wenn es ordentlich zurecht
gemacht ist, schafft ein Gespann in gleicher Zeit 5 - 6 Morgen zum Eggen. Bei Handdiensten
rechnet man als Tagesleistung 1/2 Morgen, mit der Hafersense aber wohl 1 1/2. Zwei Mann
schaffen beim Binden, Einlegen und Aufstellen 3/4 Morgen" (Zitat des Landvermessers Trabert im
Amt Ottenstein von 1768).
Genauere Informationen über die Landnutzung im heimischen Raum sind aus Aufzeichnungen
über Erträge und Einkünfte abzuleiten, die von fürstlichen Amtshaushalten und deren Vorwerke bis
1700 vorliegen. Die fürstlichen Ämter blieben bis Ende des 15.Jh. an die Häuser der früheren
Territorialherren gebunden und waren sowohl Verwaltungssitze als auch Wirtschaftsbetriebe. Im
16. Jh. wurden die Amtswirtschaften in der Regel von den Burgen getrennt und als Vorwerke an
landwirtschaftlich günstigere Standorte verlegt. Diese Amtswirtschaften entwickelten sich im Laufe
der Zeit zu landwirtschaftlichen Großbetrieben, die den Markt belieferten (Tacke, 1943, S. 160 f.).
Noch Ende des 16. Jh. wurden die Ackerflächen nach dem Prinzip der Dreifelderwirtschaft
bewirtschaftet, wobei im 1. Jahr Roggen als Winterung und im 2. Jahr Hafer bzw. Gerste als
Sömmerung in der genannten Reihenfolge die wichtigsten Getreidearten waren. Im 3. Jahr lag das
Feld brach. Zu jener Zeit gab es im braunschweigschen Weserbergland eine Reihe wüst gefallener
Gemarkungen (z.B. Wockensen in der Nähe von Heyen), die jedoch nach und nach wieder in
Kultur genommen wurden. Dies führte zu einem deutlichen Anstieg der Ackerflächen. Gleichzeitig
kam es u. a. im Amt Wickensen im Zeitraum zwischen 1540 und 1580 zu einem steten
prozentualen Anstieg von Wiesen, Ängern und Hudekämpen auf feuchten, vormalig ackerbaulich
genutzten Standorten der Weseraue. Dies erfolgte zur "Verbesserung des Amtsvorrates an Butter,
Käse, auch Haltung mehreren Viehs" (Zitat aus Fürstenberger Erbregister von 1585. In
Tacke1943, S. 167).
Die Amtswirtschaften umgaben ihre Ländereien mit Hecken, Zäunen und Gräben. Die Zäune
wurden im 16. Jh. vornehmlich aus Weidenruten von Kopfweiden geflochten. Hecken- und
Weidenpflanzungen wurden auch für die Dorffeldmarken 1539 per Verordnung vorgeschrieben. So
sollte dem "Forstfrevel nach Holzzäunen" begegnet werden. Nach dieser für den
braunschweigischen Weserdistrikt geltenden Verordnung musste jeder Ackermann jährlich "ein
Schock ", jeder Köter "ein halbes Schock" Weiden in der Feldmark seines Dorfes auspflanzen,
"weil diese Pflanzungen den gänzlich verwüsteten Gehölzen und dem gemeinen Wesen zur
Erhaltung der Knicke und Weller sowie zur Schattung sehr förderlich seien"
(Verordnungssammlung Nr. 71 . In: Tacke 1943, S. 169).
Nach einer Verordnung von 1548 sollten "Dorfknicke" das Acker - und Wiesenland "gegen den
Anlauf des Viehs" sowie die Siedlungen “gegen Unbekannte und Verdächtige zu Ross und zu Fuß"
(Verordnungssammlung Nr. 135. In: Tacke 1943, S. 169 f.) schützen.
Der Ertrag der Feldfrüchte war nach heutigen Maßstäben sehr mager. So lag die Ernte bei dem
3,5- bis 6-fachen der Aussaat. Fungizide, Herbizide und Insektizide waren unbekannt.
Mangelfaktor war bis ins 18. Jh. hinein zudem der Dünger. So reichte der zur Verfügung stehende
Stalldung, der von der Zahl der im Winter durchgefütterten Tiere abhing, nur für eine begrenzte
Anzahl von Ackerflächen aus. Mist war folglich knapp. Auf Grund der begrenzten Mistmenge kam
dem nächtlichen Pferchen der Schafe auf den abgeernteten Feldern eine hohe Bedeutung zu. So
waren alle fürstlichen oder privaten Schäfereien in der Regel verpflichtet, sämtliche Fluren der
Feldmark des Dunges wegen in einer zeitlich festgelegten Reihenfolge zu begehen.
- 19 -
Chronik Heyen
Neben dem begrenzten Dünger und den Missernten beschränkten zudem die arbeitszeitlichen
Belastungen durch Hand- und Spanndienste, die auf den umliegenden Vorwerken (Grohnde,
Hehlen, Wickensen) zu leisten waren, die Möglichkeiten im Ackerbau. So arbeiteten die Bauern,
wie bereits an anderer Stelle beschrieben, in der Regel die jeweils best geeignete Zeit für die
Bestellung oder Ernte auf den Amtsfeldern. Tacke (1943, S. 106) beschreibt diese missliche
Situation so: "Hatte der Bauer dann an den dienstfreien Tagen endlich auch auf seinen eigenen
Äckern das Korn geschnitten und die Garben aufgerichtet, so durfte er es nicht eher einfahren bis
der Zehntmeister erschienen war und den Zehnten erhoben hatte.“ Oft genug musste er untätig
zusehen, wie "hernach schlecht Wetter einfiel", der Herbstregen tage- und wochenlang ohne
Aufhören vom Himmel fiel und die karge Frucht seiner sauren Arbeit auf den Feldern verrottete
und verkam.
Bis zu den Agrarreformen Mitte des 19. Jh. wurde der Wald von den Einwohnern des Dorfes
vielfältig genutzt. Die Grasflächen des Hudewaldes dienten Rindern, Schweinen und auch Pferden
als Weide. Mit Bucheckern und Eicheln konnten Schweine gemästet werden. Das Herbstlaub
wurde von landlosen Häuslingen als Schaffutter oder als Einstreu genutzt. Ziegen durften nicht im
Wald weiden. Auf geschätzten 600 - 700 Morgen Holzweide, einschließlich der Flächen am
Weserhang, konnten etwa 30 - 40 Schweine in den Heyener Wald getrieben werden. Nach dem
Zeitzeugnis des Vermessers Johann J. Butenmeister, der 1761 im Rahmen seiner Tätigkeit eine
Dorfbeschreibung des Ortes Kaierde anfertigte, durften z. B. die Halbspänner je vier, die Großköter
je drei, die Kleinköter je zwei und die Häuslinge und der Schulmeister je ein Schwein in den Wald
(2200 Morgen) eintreiben. In Heyen konnten diese hohen Zahlen pro Hausbesitzer auf Grund der
beschränkteren Waldweide sicher nicht erreicht werden. In Folge der Ablösungsverhandlungen der
Spezialseparation von 1865 -1868 mit den jeweilig zuständigen Herrschaften wurden alte
Huderechte im Wald aufgegeben. Danach wurde der Wald als Interessentenforst weidefrei in
ungeteiltem Besitz der 7 Vollmeierhöfe, des Pfarrmeierhofs, der 4 Halbmeierhöfe, 26 Großkothöfe,
4 Kleinkothöfe, 13 Bringsitzerstellen und der Schule bewirtschaftet. Aus dieser
Forstinteressentenschaft entstand die Forstgenossenschaft Heyen in der zur Zeit gültigen
Rechtsform.
Für Brinksitzer und Kleinköter stellte der Flachsanbau und die anschließende Verarbeitung zu
Leinwaren über einen langen Zeitraum eine wichtige Einkommensmöglichkeit dar. Offenbar gedieh
der Flachs in der Heyener Feldmark so gut, sodass verschiedene Familien durch den
Flachsverkauf und dessen Verspinnung zu Garn mit anschließender Verwebung zu Tuch ein
erträgliches Einkommen erzielten konnten. Verschiedene Einwohner des Dorfes gingen deshalb
dem Beruf des Leinewebers nach, wie man aus der in der Chronik abgedruckten Steuerliste
entnehmen kann.
Neben den vom Grundherren aufgebürdeten Naturalzehnten und den zu leistenden Hand - und
Spanndiensten mussten alle Einwohner des Dorfes eine Kopfsteuer an die Obrigkeit, in diesem
Fall an den Herzog von Braunschweig, nach den jeweiligen Erfordernissen des Herrschers
entrichten. Diese Steuer lag in der durch den (schreibkundigen) Pastor Brase aufgestellten Liste
maximal bei 2 Reichstalern für den offenkundig reichsten Einwohner von Heyen, der als Großköter
vor Ort eine Branntweinbrauerei betrieb. Für das zwölfjährige Kind einer armen Familie mussten
immerhin noch 3 Mariengroschen (1 Mgr. = 1/12 Rtlr.) aufgebracht werden. Von den erfassten
steuerpflichtigen 233 Personen aus Heyen wurden im Jahr 1678 insgesamt 89 Taler und 24
Mariengroschen erhoben (Siehe dazu auch die Liste von Pastor Brase aus seiner Amtszeit (1648 1680)). Diese Kopfsteuer stellte für die Menschen eine erhebliche Belastung dar, weil Bargeld für
die noch weitgehend als Selbstversorger wirtschaftenden Dörfler schwer zu beschaffen war. So
verdiente ein Tagelöhner pro Arbeitstag 6 Groschen, ein Handwerker hingegen 8 Mgr. An Hand
der für die Steuererhebung aufgestellten Listen konnte die Obrigkeit darüber hinaus die
Bevölkerungsentwicklung in ihrem Herrschaftsbereich kontrollieren, somit dienten diese Listen
einem weiteren wichtigen Zweck.
Ab 1753 trat in verschiedenen Ländern Norddeutschlands eine Änderung in der Regelung der seit
1597 rechtlich geregelten Frondienste ein. Diese Dienste wurden im Laufe der folgenden
Jahrzehnte in verschiedenen Orten in eine Geldabgabe (Dienstgeld) umgewandelt. Die davon
betroffenen Großbetriebe (Domänen) mussten ihre Arbeitsverfassung ändern, d. h. an die Stelle
- 20 -
Chronik Heyen
ihrer Fröner freie Landarbeiter aller Kategorien setzen. Dies führte zu einer Verminderung des
Guts- (Domänen-) Landes, also zu einer Verstärkung des bäuerlichen Elements.
Die napoleonische Zeit brachte darüber hinaus in Ansätzen Umwandlungen des Meierrechts in
Eigentumsrecht an Grund und Boden. Nach dem Sturz Napoleons kam es jedoch zu einer
Wiederherstellung der alten Verhältnisse, weil man in der wieder errichteten grundherrlichen
Verfassung ein ehrwürdiges Symbol der nach einer Periode des Umsturzes glücklich wieder
hergestellten Ordnung sah. Bereits vollzogene Ablösungen wurden vom nachträglichen Konsens
der Grundherren und der Zustimmung der staatlichen Stellen abhängig gemacht.
Erst die Julirevolution von 1830, die in Teilen der bäuerlichen Bevölkerung zu Unruhen führte,
brachte den Ablösungsprozess ins Rollen. In unserem Raum engagierte sich u. a. Leopold von
Klenke ab 1842 als Landtagsabgeordneter im Königreich Hannover bei der Lösung der
Bewertungsprobleme der Dienste
und Zehnten.
Dabei
ging
es
um
die
Umwandlung
von
Naturalabgaben und Zehnten sowie der
Hand- und Spanndienste in
festzusetzende Geldrenten auf
freiwilliger Einigung oder amtlicher
Festsetzung
zwischen
Grundherren und Lehnspflichtigen. Diese Geldrenten konnten
schließlich durch die Zahlung
eines Einmalbetrages abgelöst
werden.
Federführend
bei
den
Verhandlungen war sicherlich die
herzogliche
Kammer
(Siehe
hierzu Jahns, W. Jahrbuch für den
Landkreis
Holzminden,
Band
15/16 (1997/98), S 36 - 37). Durch
die unterschiedliche Bewertung in
der Ertragskraft der Ländereien
ergaben sich unterschiedlich hohe
Ablösebeträge für die Höfe, die im
Mittel zwischen 6 und 12 Talern
pro Flächeneinheit (1 Morgen)
lagen. Bei einer abzulösenden
Gesamtfläche von ca. 2400
Morgen waren von den Bauern in
Heyen überschlägig 15000 Taler
aufzubringen.
Nach
dem
Ablösungsrezess von 1840 hatte
allein der Vollmeier Friedrich
Urkunde über die Ablösung einer Dienslast des Großköther H. Hölscher, Nr. 53
Wilhelm Zeddies für seinen 36 ha
Hof 850 Taler, 18 Gutegroschen
und 5 Pfennige zu zahlen. "Gemessen an Einkommen und Kaufkraft der damaligen Zeit war dies
eine sehr hohe Belastung, die sich nur ertragen ließ, weil die herzogliche Leihanstalt langfristige
Kredite gab, die nur mit wenigen Talern im Jahr getilgt werden mussten." (Jahns, S 37). Dem
Vertragswerk mit F. W. Zeddies ist zu entnehmen, dass die Zehntabgabepflicht mit der Zahlung
der letzten Rate erst 1873 gelöscht worden ist.
Über Art und Umfang der von Heyener Bauern zu leistenden Hand- und Spanndienste auf den
umliegenden Domänen gibt es wohl keine vollständig Aufstellung mehr. Es ist jedoch unstrittig,
- 21 -
Chronik Heyen
dass diese Dienstleistungen vielen Einwohnern abverlangt worden sind. Zur Berechnung des
Ablösekapitals wurde der Wert der Hand- und Spanndienste bzw. des dafür entrichteten
Dienstgeldes und die Anzahl der tatsächlich abgeleisteten Arbeitstage zu Grunde gelegt. “Dazu
wurden die Arbeitstage der letzten 12 Jahre addiert und der Mittelwert gebildet. Von diesem
Kapital musste noch der Wert der Pröne abgezogen werden und schließlich wurde das Ergebnis
mit 25 multipliziert" (Siehe dazu W. Jahns, S. 41). Ein Vollmeier, der laut Vertrag 89
Spanndiensttage im Jahr zu leisten hatte, musste je nach tatsächlichen Gegebenheiten
(abgeleistete Arbeitstage bzw. gezahltes Dienstgeld) vor Ort zwischen 250 - 470 Talern für die
Aufhebung dieser Dienstlast aufbringen. Einzelheiten der Berechnungsmodalitäten sind bei W.
Jahns (S. 42 - 43) nachzulesen.
4.5
Urkunde Nr. 23 – Im Hämelschenburger Schlossarchiv
Lehenbrief Bischof Wulbrands von Minden für Dietrich Klencke Gen. Quarter
(II.)
Originaltext:
Wü Wulbrand von godes gnaden Bischopp to Minden bekennet unde betugen openbare in dussem
breue vor uns und unse nakomelinge da wii hebbet belenet unde belenen jeggenwordich in
dussem breue Diderike Clencken anders geheten Quartere unde syne rechten eruen to cynen
rechten eruen Manlene erffliken tobesitkende myd dussen nabescrevenen guden de uns und
unsem Stichte vorlediget synd van dodes wegen Hinrikes van Osen seliger dechtnisse myd dem
halven Tegheden to heygen myd eynem houe und dren houen landes unde syner tobchoringe
uppe deme haghen to Euesvorde den tegheden over achte houe uppe dem vorbenompten
haghen, twe holt de geheten synd de Sundern unde de Remenbreden to Osen de hefft achte
morgen landes unde vordmer myd allen gude de uns unde unsem Stichte van (eingefügt) hinrikes
vorbenompten dodes wegen vorlediget synd. Unde wii und unse nakomelinge willet unde schullet
dussen vorbenompten Dyderike und synen rechten eruen dusser vorgenenten gude unde
lenwarschopp eyn thichtich unde eyn bekand here wesen wodre war unde wobakend on des
behoff is und se da van uns esschende synd. Dusses to tughe hebbe wy on unse Ingeseghel vor
uns unde unse nakomelinge witliken to dussem breue laten hangen Datum anno domini m° cccc°
xxviii° Dominica die post festum omnium sanctorum.
- 22 -
Chronik Heyen
Übersetzung:
Wir, Wulbrand, von Gottes Gnaden Bischof zu Minden, bekennen und bezeugen offenbar mit
diesem Brief für uns und unsere Nachfolger, dass wir belehnt haben und mit diesem Brief
gegenwärtig belehnen den Dietrich Klencke (anders genannt Quarter, h.h. der Vierte dieses
Namens in seiner Generation der Familie) und seine Erben zu einem rechten Erbmannlehen
erblich zu besitzen und mit diesen nachfolgend beschriebenen Gütern, die uns und unsern Stifte
erledigt sind wegen des Todes Heinrichts v. Ohsen seligen Gedächtnisses: Mit dem halben
Zehnten zu Heyen, mit einem Hofe und drei Hufen Landes und seiner Zubehörungen auf dem
Hagen zu Esperde, dem Zehnten über 8 Hufen auf dem selben Hagen, dem Zehnten über die
Grohnde und dem Zehnten über den Ilsenberg auf dem vorgenannten Hagen, zwei Gehälze, die
der Sunder und die Remenbreite zu Ohsen genannt sind, die 8 Morgen Land umfassen, und
weiterhin mit allen Gütern, die uns und unserem Stift von des vorgenannten Heinrichs Todes
wegen erledigt sind. Und wir und unsere Nachfolger wollen und sollen diesem vorgenannten
Dietrich (Klencke) und seinen rechten Erben dieser vorgenannten Güter und Lehnswahrschaften
ein rechter und bekennender Herr sein, sooft, wo und wie ihnen das erforderlich sein und sie das
von uns erheischen. Zum Zeugnis dessen haben wir unser Siegel für uns und unsere Nachfolger
wissentlich an diesen Brief hängen lassen. Gegeben im Jahre des Herrn 1428, am Sonntag nach
Allerheiligen (7.November 1428).
- 23 -
Chronik Heyen
5
Historische Stätten, besondere Orte und Ereignisse
(Quelle: Friedrich Schreiber und Hans Hölscher)
Es ist auffallend, dass in einem engen, nur wenige Quadratkilometer umfassenden Bezirk nahe bei
Heyen mehrere historische Stätten zu finden sind, die seit langem Historiker und Heimatforscher
beschäftigen. Es sind dies
I.
II.
III.
IV.
V.
der Heilige Berg mit einer Ringwallanlage,
in deren unmittelbarer Nähe die Reste einer mittelalterlichen Kapelle,
die Reste einer Burganlage, der Lauenburg,
eine Gogerichtsstätte nahe der Straße Heyen – Brockensen,
ein altes Kultzentrum am Eichberg.
Es ist anzunehmen, dass mindestens zwischen einigen von diesen Beziehungen bestehen und
dass sie im Zusammenhang betrachtet werden müssen. Vieles ist noch ungeklärt und harrt
weiterer Forschungsarbeit. Neue Erkenntnisse könnten z.B. durch Ausgrabungen gewonnen
werden.
Es erscheint in einem ersten Schritt sinnvoll, eine Bestandsaufnahme aller vorhandenen
Urkunden, Quellen und Veröffentlichungen vorzunehmen, die sich mit den genannten Objekten
befassen. Das soll im Folgenden geschehen.
5.1
Territoriale Verhältnisse im Raum Daspe, Heyen, Brockensen
Von den sächsischen Gauen, der Kirchlichen Verwaltung und von der Eversteinischen und
Homburger Herrschaft bis zu den Ämtern der welfischen Herzöge.
Wenn
auch
die
Grenzen
der
sächsischen
Gaue
nicht
einwandfrei
festzustellen sind Grenzen im heutigen
Sinne gab es ohnehin
nicht -, so lässt sich
doch belegen, dass
der Raum um Heyen
zum
Gau
Tilithi
gehörte. Dieser Gau
umfasste etwa das
Gebiet
beiderseits
der Weser von Polle
bis Rinteln. Da nach
der Christianisierung
die
Grenzen
der
Diözesen
häufig
denen der sächsischen Gaue folgten, oft mehrere Gaue umfassend, kann man sich ungefähr ein
Bild von der Ausdehnung der Gaue machen, denn die Diözesangrenzen sind um 1000 genau
festgelegt. Zwei Grenzbeschreibungen der Diözese Hildesheim von den Jahren 1007 und 1013
belegen die Grenzen zum Bistum Minden. Da nun das Bistum Minden neben anderen auch den
Gau Tilithi einschloss, verfügen wir gerade in dem südöstlichen Teil des Gaues, dem Grenzgebiet
Minden-Hildesheim, über verhältnismäßig viele und brauchbare Quellen über die Grenzen, die sich
als naturgegeben Grenzen (Gebirgskämme) z.T. bis an die Gegenwart erhalten haben.
- 24 -
Chronik Heyen
So steht fest, dass Heyen mit den unmittelbar angrenzenden Gebieten im südöstlichen Zipfel des
Gaues Tilithi und später, nach der Einführung des Christentums, im Archidiakonat Ohsen des
Bistums Minden lag.
Im 12. Jahrhundert stoßen in diesem Gebiet die Interessen der Grafen von Everstein und die der
Herren von Homburg aufeinander. Der Sturz Heinrichs des Löwen begünstigte die
Machtbestrebungen dieser beiden Dynastien. Indem die Homburger nach der Verdrängung der
Grafen von Spiegelberg (1238) sich im nordwestlichen Teil des Iths (Lauenstein) festsetzten,
wurde ihnen der Zugang ins Wesertal südlich von Hameln ermöglicht. Damit waren sie bis in die
Nähe der eversteinischen Burg Ohsen vorgedrungen. Um 1245 erwarben sie durch einen
Vergleich mit Corvey Bodenwerder und drangen von hier aus weiter vor in den Raum Hehlen,
Daspe, Heyen, Brockensen. Ein Beweis für das gute Einvernehmen mit den welfischen
Landesfürsten, das die Homburger immer wieder pflegten, ist die später angeführte Urkunde (Kap.
IV/4), die ihnen das Recht zur Abhaltung des Gogerichtes in diesem Gebiet gab.
Mit dem Erlöschen beider Dynastien in Jahre 1409 fielen die Herrschaften an die welfischen
Herzöge. Nach dem Wickenser Erbregister gehörten Hehlen, Daspe und Heyen zum Amt
Wickensen, Hajen und Brockensen dagegen zum Amt Grohnde. Wenn man in Betracht zieht, dass
sich die Besitzverhältnisse oft änderten, so kann festgestellt werden, dass die Amtsgrenzen des
Herzogtums den alten Interessengrenzen zwischen den Homburgern und Eversteinern
entsprachen. Auch heute noch verläuft die Grenze der Kreise Holzminden und Hameln zwischen
Heyen und Brockensen (siehe Skizze).
Hiermit ist das Wesentliche über die Territorialgeschichte gesagt, das zur Auswertung der
folgenden Zusammenstellung von Bedeutung ist.
5.2
Die alte Gogerichtsstätte zwischen Heyen und Brockensen
(Zusammenstellung zum Gohgericht aus „Der Kreis Hameln, von F. Meissel 1897)
Herzog Heinrich der Jüngere hielt 1529 das letzte große Gogericht für die Herrschaft Homburg.
Dafür wurden die Gerichtsbänke noch einmal neu aufgemauert. Im Gefolge des Herzogs befanden
sich die fürstlichen Räte: Kanzler Dr. König, Kurt v. Beltheim, Ludwig v. Wenden, Ewald v.
Baumbach, Hans Grevendorf und der Pfandinhaber des Hauses Homburg Wilken Klenke.
Allen Knaben oder Adelspersonen (Grone, Bevern, Hake, Frenke, Werder) wurde durch den
Herzog alle Gerichtsbarkeit aberkannt, doch sind den Junkern die hegerischen Gerichte über ihre
hegerischen Güter und die Strafgelder für Bluttaten und Faustschläge auf ihren umzäunten Höfen
erlaubt.
Auf einer Karte des Landes Braunschweig im 18. Jahrhundert ist die Gogerichtsstätte auf dem
Weinberg bei Heyen eingezeichnet. Die alte Gogerichtsstätte lag zwischen Heyen und Brockensen
unterhalb der Straße. Die Flur heißt ”Im steinernen Ort”. In dem Verzeichnis der Schnede der
Niderborde und Oberen Borde der Herrschaft Homburg (Mitte 16. Jahrhundert) hat Ludeke Müller
wohnend zu Heyen, bezeuget: .....vom Soel an bis zu dem Rauhestück, von da auf nach den
Richtebänken (steinerne Sitzbänke) zu, da hinter her, das Seine Fürstliche Gnaden Pferden
holden kan, von da an bis an die Zwiel Rigge, die Zwiel Rigge hinunter bis auf die Ilse usw. Die
Gogerichtsstätte lag also am Rande der Niderborde. Die steinernen Richtebänke sind erst bei der
Separation in der Mitte des 19.Jahrhunderts entfernt worden und haben zumeist beim Bau von
Kanälen Verwendung gefunden. Das Gelände war früher ein Feuchtgebiet. Brockensen hieß 1555
in den herrschaftlichen Lehnbriefen Bruchhausen. (Brockhusen).
Zwischen dem letzten Landgericht durch den Herzog 1529 bis zur Errichtung des Amtshauses
Wickensen liegen 13 Jahre. Ob ein Beauftragter des Herzogs in dieser Zeit einmal auf dem
Weinberg ein Gericht gehalten hat, kann bisher nicht nachgewiesen werden. Der Richter könnte
den Weinberg mit seinen trockenen Weiden durchaus als Richtstätte bevorzugt haben.
- 25 -
Chronik Heyen
Im Jahre 1529, am Mittwoch nach dem Ulircitage hielt Herzog Heinrich d.J. von WolfenbüttelBraunschweig auf dem Anger bei Brockensen ein großes Gohgericht für die Herrschaft Homburg.
Der Herzog war selbst dabei gegenwärtig. In seinem Gefolge befanden sich die fürstlichen Räte:
Kanzler Dr. König, Kurt v. Veltheim, Ludwig v. Wenden, Ewald v. Baumbach und Hand v.
Grevendorf; dann der Pfandinhaber des Hauses Homburg, Wilken Klenke. Als vor das Gohgericht
gehörig waren erschienen: Gunzel von Grone als Stellvertreter des Grafen von Spiegelberg, der
Pfandinhaber des Hauses Grohnde – Johann von Münchhausen, vertreten durch seinen Vogt, und
drei andere Männer; Der Homburgsche Adel, namentlich Friedrich von Werder usw.; die Stadt
Hameln, repräsentiert durch ihren Bürgermeister Friedrich von Münster; die Stadt Bodenwerder
mittels Deputierten, des Bürgermeisters Hans Wedig und Sekretärs Kurt Trope. Als Bankvogt saß
zu Gericht der von Herzog dazu bestellte Karten Bodenthal, Burgvogt zu Eschershausen, ihm zu
beiden Seiten saßen der fürstliche Rat v. Baumbach als Abgeordneter des Herzogs, Berend v.
Ludingen als Alters-Deputierter des Adels, und Bürgermeister v. Münster als von den Städten
Hameln und Bodenwerder bestellt. Prokurator des Herzogs, der die fürstlichen Anträge zu stellen
hatte (Vorsprach), war Hans Schaper aus Salzhemmendorf. Carsten Segerdos, Bürger zu
Bodenwerder, war Bote des Gerichts. Die Weistümer (Gerichtsaussprüche nach Gewohnheitsgesetzen), welche dann auf Antrag des Herzogs eingebracht wurden, waren folgende:
1)
Es stehe in dem Willen des Landesherren, das Gohgericht so oft abzuhalten oder abhalten zu
lassen, als er es für gut findet.
2) Das Gericht werde von dem Herzoge oder dessen Repräsentanten, dem Inhaber des
Schlosses Homburg, geboten oder ausgeschrieben.
3) Die peinliche, wie die Wrogen-Gerichtsbarkeit in der ganzen Herrschaft sei ausschließlich dem
Landesherrn, dem Herzoge als rechtmäßig Erben des Hauses Homburg zuständig.
4) Alle Zivil- Rechtssachen gehören vor das Gohgericht; die Vollstreckung der Urteile, alle
Pfändungen und Verhaftungen gebühren allein dem Landesherren.
5) Die Insassen und Unterthanen der Herrschaft seien verpflichtet, behuf der Bauten am
Schlosse Homburg und dessen Höfen und Vorwerken so oft es nötig. Burgvestdienste zu
leisten.
6) Es sei anerkannt, dass dem Herzoge als Inhaber der Inhaber Burg Homburg alle unmittelbare
obrigkeitliche Gewalt in der Herrschaft Homburg zustehe.
7) Auch seien die Insassen verpflichtet und bereit, die bisherigen sechs Forhndiensttage ferner
abzuleisten, weil und insofern der Herzog sie bei ihren Rechten lasse.
8) Würde jemand vor dem Gohgericht das Urteil anfechten und drohen, sich auf das Urteil dreier
Beamte zu berufen, so soll derselbe Brüche bezahlen, deren Betrag von der Gnade des
Fürsten abhänge.
9) Jeder, der von altersher von dieser Gohgericht gehöre und aufgefordert worden sei, zu
erschenen, dennoch vorsätzlich daran wegbleibe, verfalle in eine Brüchte von drei Pfund
Geldes.
10) Es sei dem Wissen nach nicht herkömmlich, dass dem Adel nach dem Ermessen des Fürsten
ein Prokurator bestellt werde.
11) Es wurde auf Antrag des Adels dem Gerichte die Frage vorgelegt, ob der Gohgräfe den
Vorsitz in dem Gohgerichte selbst führen müsse, worauf das Urteil erfolgte, dass dies nur
dann der Fall, wenn er gegenwärtig sei.
12) Auf fürstlichen Antrag erfolgte dann der Ausspruch des Gerichtes, dass der Gohgräfe den
Burgvogt zu Eschershausen zu seinem Stellvertreter bestimmen könne. Noch wurde
entschieden, dass der Adel den vom Fürsten ernannten Gohgräfen unbedingt anzuerkennen
habe.
Ferner wurde auf fürstlichen Antrag die herkömmliche Verpflichtung bestätigt, dass dem
Gohgräfen als dessen Gebühr vom Ackermann ½ Himten Roggen und vom Köthner ½ Himten
Hafer, wenn dieser keinen Roggen habe, zu geben und dass diese Abgabe auch von den wüste
gewordenen Höfen zu entrichten seien.
Schließlich wurde noch der Ausspruch erlassen, dass der Adel auf jedesmaliges Anfordern des
Gohgräfen zur Besetzung der Schlösser und Amthäuser burgverpflichtet sei.
- 26 -
Chronik Heyen
Ein Gohgericht ist hier lange
nicht gehalten worden, denn es
mussten
„die
verfallenen
Gerichtsbänke“ auf dem Anger
bei Brockensen erst wieder
hergestellt werden. Der alte
Gau Tilithi ist natürlich seit
undenklichen Zeiten aufgelöst,
nicht einmal sein Name wird
hier genannt. Darum umfasst
dieses Gericht bei weitem auch
nicht jenen alten Gau; die
verschiedenen Herrschaften,
worin er zerfallen ist, bilden
ebenso viele Justizbezirke.
Daher die Vermehrung der
Gohgerichte
und
der
Dingsstätten, verglichen mit
denen zur Zeit der Karolinger.
Fast gegenüber der alten Gogerichtsstätte liegt unterhalb des Eichbergs das kirchliche Grundstück
”Im Seelenkamp”. War hier in alten Zeiten einmal eine Beerdigungstätte? Alte Leute erzählten
folgende Geschichte: Ein Raubritter forderte von einem Pfarrer, der zu Fuß unterwegs war, die
Herausgabe des Opfergeldes. Als der Pfarrer sich weigerte, erschlug der Räuber den Geistlichen.
Seither heißt das Land, auf dem der Mord geschah, Seelenkamp.
5.3
Ringwall
Die Ringwallanlage am Heiligen Berg könnte von Widukind gebaut worden sein, nachdem er 782
am Süntel ein fränkisches Heer vernichtet hatte. Die meisten Heimatforscher sehen in der
Ringwallanlage eine altgermanische Verteidigungsstätte (Fliehburg).
Ein Ringwall von länglich - runder Form, der größte Durchmesser etwa 120 m lang. liegt auf der
Burgkamp genannten, südöstlichen, aus rotem Sandstein bestehenden Kuppe des bewaldeten
Heiligen Berges, der südlich Heyen. von der Weser trennt. Die oben ziemlich flache Kuppe fällt
steil
nach
der
Weser,
allmählicher nach Heyen zu
ab. Deutlicher als der Wall ist
der Graben, der aber auch
über dem steilen Weserhange
fast ganz verläuft. An dieser
Seite ist der eingeschlossene
Raum von zahlreichen Gruben
durchsetzt.
Ein
Holzweg
durchschneidet den ganzen
Wall in der Richtung von NW
nach SO. Das Material ist der
dünnschichtige rote Sandstein,
wie er hier zutage tritt. Am
Ringwall (nach Steinacker)
Bergabhange nach Heyen zu,
nordöstlich
unter
dem
Ringwalle, befand sich früher auf einer jetzt vor dem Walde liegenden, etwa fünf Morgen großen
Ackerfläche
eine
abwärts
gerichtete,
halbkreisförmige,
niedrige
Umwallung
aus
zusammengehäuftem Bruchsandstein mit Lehm. Ein Stück davon verläuft noch vom Waldrand ab
geradlinig den Berg hinauf.
- 27 -
Chronik Heyen
5.4
Die Kapellenruine / Kirchenruine
(Quelle: Jahrbuch Geschichtsverein Holzminden 1986)
Auf der Höhe des
Heiligen
Berges
liegen die restlichen
Grundmauern einer
wahrscheinlich
im
11.
Jahrhundert
erbauten
Kapelle,
von der das Kloster
Kemnade noch 1506
Einnahmen
aus
Opfern verzeichnete.
Im Rahmen von
Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen konnten
1986 die Grundmauern
restauriert
werden.
Rest der Kapelle im Jahre 2000
Etwa 200 m nordöstlich vom Ringwall entfernt, stehen die 1985 restaurierten Grundmauern einer
alten Kirche. Das Kulturdenkmal ist auf der Höhe des Heiligenbergs am Rande eines künstlich
geebneten Plateaus, in Ost-West Ausrichtung, angelegt worden, Kirche und Plateau wurden von
einer heute noch in Spuren sichtbaren Trockenmauer eingegrenzt. Die einzige schriftliche
Überlieferung datiert in das Jahr 1506. Danach erhielt das Kloster Kemnade Einnahmen aus Opfer
„up dem hylghen barge in vigilia ascensionis.“
Die erste Grabung wurde 1896 mit dem Ziel einen Grund-rissplan zu erstellen, durchgeführt. Nach
den Ergebnissen der 1985 vorgenommen archäologischen Untersuchung lassen sich drei Bauphasen an der Kirchenruine nachweisen:
11. bis 12. Jh.
Zunächst hat nur ein kleiner viereckiger Bau existiert. Es wird angenommen,
dass es sich um eine Art Taufraum handelte, nur für Täufer und Täufling, während die
Angehörigen außerhalb standen. Der an der Westseite des Kirchenschiffes errichtete Raum
kommt dafür in Betracht. Er weist in Lehm gesetztes Mauerwerk mit abgetreppten Außenseiten
auf. Der Eingang lag auf der Westseite.
12. bis 13. Jh.
An den viereckigen Bau wurden in einer zweiten Bauphase Kirchenschiff,
Chor und Apsis angefügt. Das Mauerwerk ist in Zweischalenbauweise mit Mörtel errichtet worden.
Die Innenwände waren verputzt, möglicherweise auch die Außenwände. Der Fußboden war mit
roten Sandsteinplatten ausgelegt, das Dach mit dem gleichen Material gedeckt.
17. Jh. Die Umbaumaßnahmen der dritten Bauphase dienten der Nutzung zu profaneren Zwecken.
Das zeigen die in das Kirchenschiff gesetzten Räume und der an die Südwestseite angebaut
Raum. In Verbindung damit wurde ein alter Eingang zugesetzt und neue Durchgänge durch altes
Mauerwerk gebrochen. Ein Raum wurde an der Südwestseite ins Kirchenschiff hineingebaut,
Spuren eines zweiten waren im Ansatz noch erkennbar, Ein weiterer Raum war an die südliche
Außenseite des in der ersten Bauphase errichteten Mauerwerks ohne Verzahnung angesetzt. Auf
dem Boden lagen wie im Kircheninneren Platten aus rotem Sandstein, das Bodenniveau war
allerdings höher.
Im 19. Jh.
Einwohner des Ortes Heyen trugen das Mauerwerk ab, um Gesteinsmaterial zum
Hausbau zu verwenden.
Außerhalb ist zwischen der Nordseite des vermutlich ältesten Mauerwerks und der Westseite des
Kirchenschiffes eine Steinsetzung mit kleinem Ofen freigelegt worden.
- 28 -
Chronik Heyen
Im Vorfeld westlich der Kirche liegt ein künstlich eingeebneter Geländeabschnitt. Dieser wird von
einer in Resten noch erkennbaren Trockenmauer aus rotem Standstein eingegrenzt. Die
Trockenmauer verläuft an die Steinsetzung mit Ofen anknüpfend in westlicher Richtung und knickt
dann halbbogenförmig zum im Süden liegenden Steilhang ab, um dort zu enden. Eine Fortsetzung
der Mauer findet sich auf der Ostseite der Kirche, wo diese auf der nördlichen Seite am Übergang
vom Chorraum zur Apsis angefügt ist und ebenfalls in anderer Richtung bogenförmig zum
südlichen Steilhang verläuft.
Die Funde, hauptsächlich Gefäßscherben von grauer und gelber Irdenware des Spätmittelalters
und bleiglasierter Irdenware der frühen Neuzeit streuten über die ganze Grabungsfläche, vereinzelt
konnten auch stark oxydierte Metallreste und Glasstücke geborgen werden.
Die spätmittelalterliche Keramik wurde besonders entlang der nördlichen Längsmauern der
Kirchenruine gefunden, Gefäßscherben gleicher Zeitstellung liegen aus dem Kirchenschiff und
dem Chorraum vor. Das Material aus der frühen Neuzeit konnte überwiegend im Umfeld der
Mauerzüge der dritten Bauphase geborgen werden.
Zum Fundinventar zählen auch drei frühmittelalterliche Gefäßscherben, die an der nördlichen
Außenmauer der Kirche zum Vorschein kamen. Sie sind durch ihre Magerung kaum von
vorgeschichtlicher Keramik zu unterscheiden. Doch trägt eines der Stücke ein Stempeldekor, der
die vorgenannte, zunächst grobe zeitliche Bestimmung rechtfertigt.
5.5
Ruine der Lauenburg / Läuenburg = Löwenburg
(Quelle: Pastor Guthe, Dielmissen 1786)
An einem Ausläufer des Hohen Knapp findet man im Heyener Forstgenossenschaftswald die
Burgstelle der Lauenburg, von der geschichtlich nichts überliefert wurde. Heimatforscher nehmen
an, dass sie von den Edelherren von Homburg zur Beherrschung der Weserschiffahrt erbaut
wurde. Nachdem 1245 durch einen Vergleich mit Corvey Bodenwerder (Bodos Werder) an die
Homburger fiel, konnte die Weserschiffahrt von der Weserinsel aus kontrolliert werden. Die
Lauenburg wurde überflüssig, blieb daher unvollendet und war später nach Vermutungen von
Pastor Guthe (1786) ein Schlupfwinkel für Straßenräuber.
Im Holzmindischen Wochenblatt vom 18ten März 1786 veröffentlichte Pastor Guthe aus
Dielmissen eine "Nachricht von der alten Lauenburg im Amte Wickensen". Zunächst zitiert er die
Büschingsche Erdbeschreibung des niedersächsischen Kreises: „Ohnweit Heyen im Heger Holze
(soll heißen: Heyener Holze) ist nach Linse zu ein kleiner Berg, welcher „Lauenburg“ genannt wird,
weil ehemals ein Schloss, Namens Lauenburg, darauf gestanden hat, von welchem noch ein
Überrest zu finden ist."
"In dem Heyer Holze raget ein länglich runder Berg hervor, der jetzt mit vielem Gebüsche
bewachsen ist ..., und an der Nordseite ein sehr tiefes Tal hat ... An der Morgenseite hängt er mit
dem Berge über Kreipke so zusammen, dass man auf dem Rücken desselben, der nur einige
Schritt breit ist, nahe bis an die Oberfläche des runden Berges gehen kann, von dem ich eigentlich
reden will. Die Oberfläche dieses Berges ist länglich-rund, die größte Breite 60 Fuß und die Länge,
so weit er bemauert gewesen ist, 100 Fuß. Unter dem Graben, der ihn umgibt, geht er noch etwa
100 Fuß nach der Weser zu schräg bergab. Um diesen runden Hügel, den ich eben beschrieb,
gehen die Überbleibsel einer Mauer, die hin und wieder noch einige Fuß hoch, und 2 Fuß breit ist,
woran man aber das Tempus edax rerum (entspricht "Zahn der Zeit") deutlich wahrnimmt. Viele
Steine davon lassen sich auch mit den Händen abreiben. Die Mauer ist mit einem tiefen Graben
umgeben, der durch die Rudera (Trümmer) etwas verschüttet ist. In dem bemauerten Platze findet
sich eine Höhlung, davon man vorgibt, dass sie ein Eingang in einen Keller sei, worin man noch
vor wenigen Jahren die Türschwelle erkennen konnte. Er fiel mit der Zeit zu und ist jetzt
bewachsen."
- 29 -
Chronik Heyen
Plan der Lauenburg - Institut für Kartographie der Univ. Hannover 1988
Funde an der Lauenburg
(Quelle: Dr. Christian Leiber, Holzminden)
Im vorgenannten Beitrag des Holzmindischen Wochenblattes von 1786 beschreibt Konrad Guthe,
Pastor in Dielmissen, erstmals die Reste der Lauenburg und regt die Ausgrabung derselben zur
Klärung noch offener Fragen an. Etwas mehr als 100 Jahre später, im Jahre 1893, wird die
Burgstelle unter Leitung des Kreisbauinspektors Julius Osten untersucht. Dabei kommt es zur wohl
weitgehenden Freilegung des bereits genannten Mauerzugs, der an der Ostseite partiell noch eine
Höhe bis zu 2 m besessen haben soll. Auf dem südlichen Teil des Burgplateaus finden sich noch
Spuren von längs- und quergezogenen Grabungsschnitten, die wahrscheinlich auch dieser
Grabung zuzuordnen sind. Die Beobachtung von verkohlten Balken und einer mächtigen
Bauschuttschicht sowie die geborgenen Fundobjekte wie "Pfeilspitzen" und "Schleudersteine"
wurden von den Ausgräbern als Beleg dafür herangezogen, dass die Burg bewohnt war. Neuere
Oberflächenbegehungen des Burgplatzes in den letzten beiden Jahrzehnten haben nur zur
geringfügigen Vermehrung des Fundmaterialbestandes geführt. Im Südteil der Burgfläche
stellenweise konzentriert auftretender verziegelter Hüttenlehm gab neben den Feststellungen von
1893 Anlass zu der Vermutung, dass die Lauenburg einem Angriff zum Opfer gefallen sein könnte.
Es besteht aber auch die Möglichkeit der absichtlichen Zerstörung nach ihrer Aufgabe. Endgültige
Klarheit kann nur eine erneute wissenschaftliche Grabung bringen.
Da schriftliche Überlieferungen, die Auskunft über die Erbauer, die Nutzer und das Alter der
Lauenburg geben, fehlen, sind wir bei der zeitlichen Einordnung auf die wenigen vorliegenden
Bodenfunde angewiesen. An Hand der vorhandenen Keramik lässt sich der Zeitraum grob auf das
12./13. Jahrhundert eingrenzen. Als potentielle Bauherren in Betracht kommen die Edelherren von
der Homburg, die ungefähr seit 1183 danach strebten, ihr Territorium bis an die Weser
auszudehnen. Dieses gelang ihnen spätestens 1245 mit der Besitzübernahme von Bodenwerder.
Die chronologische Einordnung der Keramik bietet gleichzeitig einen Datierungsanhalt für den auf
der Lauenburg gefundenen Messerscheidenbeschlag. Diese Altersbestimmung bewegt sich in
dem zeitlichen Rahmen, der auch für andere dreieckige Scheidenbeschläge aus dem oben
genannten Verbreitungsgebiet angegeben wird. Die Burganlage als Fundort stützt die
Beobachtung, dass auf Grund der besonderen Fundorte Messerscheiden mit derartigen
Ortbändern als eine Art Statussymbol wohl nur im Besitz einer privilegierten Gesellschaftsschicht
- 30 -
Chronik Heyen
zu finden waren. Vorrangig sind solche Stücke nämlich auf Burgen, in Städten mit wichtigen
Handelsplätzen, in Klöstern und in Gräbern aufgetreten.
Der Fundort, die Lauenburg, liegt heute unter
Waldbedeckung
auf
einem
kammartigen
Ausläufer des hohen Knapp, relativ dicht an der
Kreisstraße 10, die von der Ortschaft Linse nach
Heyen
führt.
Die
der
Geländesituation
angepasste langovale Burganlage wird an den
gegenüberliegenden
Schmalseiten
durch
künstlich in den Bergrücken eingetiefte Gräben
begrenzt. Die Ausmaße können mit etwa 50 m
Länge und ca. 30 m größter Breite angegeben
werden. Gegenwärtig noch oberirdisch sichtbare
Reste einer bis zu 1,5 m dicken, in Mörtel
gesetzten
Kalksteinmauer
umgeben
den
höherliegenden nördlichen Teil des Bauwerks.
Der bemerkenswerte Neufund von der Lauenburg gehört
Leider schreitet die Zersetzung der Mauer durch
zur Gruppe der zwischen dem Niederrhein und dem
das Wurzelwerk des dort anzutreffenden
Ostseegebiet weitverbreiteten dreieckigen
Messerscheidenbeschläge aus Buntmetall.
Baumbestandes fort. Westlich der gegenwärtig
an der Lauenburg vorbeiführenden Kreisstraße
lassen sich im Wald noch deutlich Relikte eines alten Hohlwegesystems beobachten, das
bergabwärts auf die Weser zuläuft und in eine ehemalige Furt mündet.
5.6
Predigtstuhl, Teufelspfuhl, Hünenfeld, Hackelberg
(Quelle: Hans Berner, Amt Grohnde)
Vom Predigtstuhl, Teufelspfuhl, Hünenfeld, Hackelberg und dem Platz der heiligen Eiche am
Eichberg bei Heyen.
Die als Anlage beigefügte Skizze lässt erkennen, dass am Südabhang des Eichberges die
Flurgrenzen von Brockensen und Hajen in ganz schmalen Ausläufern und in größerer Breite die
Flurgrenzen von Heyen und Daspe sich treffen. Dieser Schnittpunkt führt die Flurbezeichnung "der
Predigtstuhl". Auf und um den Eichberg herum finden sich die Flurbezeichnungen: der
Teufelspfuhl, eine Grube mit erkennbar künstlich abgestochenen Rändern auf der Höhe des
Berges, das Hünenfeld, Begräbnisstätte der Hakelberg, alte Bezeichnung für Warten, den wilden
Jäger, die Richtbänke der Dagort und auf einer Karte von 1782 der "Platz, wo die heilige Eiche
gestanden". Alles dies lässt mit Sicherheit auf eine vorchristliche Kult- und Versammlungsstätte
schließen. Solche Kultstätten waren mehreren Stämmen oder kleineren Gemeinwesen
gemeinsam, wobei jedes dieser Gemeinwesen Wert darauf legte, auf eigenem Grund und Boden
zum Heiligtum zu kommen. (Köterberg) Und es ist weiter bekannt, dass die christlichen Missionare
vorzugsweise an alten Kultstätten predigten, um die Überlegenheit des Christentums über die
heidnischen Götter besonders hervorzukehren. Der Predigtstuhl ist die Stelle, an welcher erstmals
gepredigt worden ist. Am Predigtstuhl am Eichberg liegt unter Dornenhecken Steingeröll, aus
welchem vor Jahrzehnten der Hofbesitzer Meyer, Frenke 2, einen leider verloren gegangenen
Stein mit eingegrabenen (soll wohl heißen "abgebildeten") Menschenfüßen geborgen hat. Am
Eichberge war danach ein sächsisches Heiligtum für die daran grenzenden Ortschaften Hajen,
Brockensen, Heyen und Daspe, die also bei der Bringung des Christentums schon bestanden.
Frenke früher Vranki, ist, wie der Name ergibt, eine fränkische Siedlung, in welcher wohl der
fränkische Beamte seinen Sitz nahm. Ihm wurde der Kultbezirk des Eichberges, der ja vorher als
Heiligtum zu keiner Gemeinde gehört hatte, als Königswald zugeteilt. Daraus erklärt sich, dass
noch heute das ganze Massiv des Berges zu Frenke gehört. Die erste Predigt wird wohl mit dem
Frankenzug von 782 zusammenhängen, so dass wir die Entstehung der Dörfer Hajen und
Brockensen vor diese Zeit legen können."
- 31 -
Chronik Heyen
5.7
Die Klus
(Quelle: Jahrbuch Geschichtsverein Holzminden 1986)
Über Klusen und Kausner bestehen zumeinst nur sehr verschwommene Vorstellungen. Ihre Zeit
liegt – zumindest in den protestantischen Gebieten – mehrere Jahrhunderte zurück. Sie sind
vorreformatorisch und die Reformation schnitt ihnen den Lebensnerv ab. Die mündliche
Überlieferung ist längst abgerissen, und so haben sich im Volksmund bestenfalls Flur- und
Straßennamen mit dem Begriff „Klus“ erhalten: Klusberg, Klusfeld, Klusgarten u.a. Kaum jemand
weiß sie zu deuten. In den katholisch gebliebenen Bereichen, d. h. in den Diözösen Hildesheim
und Paderborn und im Eichsfeld haftet der Name „Klus“ noch oft an Kapellen.
Die landläufige Vorstellung von einem Klausner ist etwa die: Ein Klausner ist ein Mann, eine Art
Mönch, auf jeden Fall ein frommer Christ, der sich von der bösen Welt in die Einsamkeit z.B. in die
Abgeschiedenheit des Waldes zurückzieht, um sich dort religiösen Gedanken hinzugeben, um in
Gebet und mystischer Versenkung Gott nahe zu sein, um sich in einem Leben ohne Sünde die
ewige Seligkeit zu erwerben. So denkt man sich einen Klausner, und im Idealfall mag diese
Vorstellung wohl richtig sein – aber was ist im Leben schon ideal?
Die Klus in Heyen wird in dem Buch „Reformatorische Kirchenvisitation“ von Kayser (1542-1544)
erwähnt: „1568 ist die Kirche vorlängst umbgefallen gewesen, aber jetzo durch die Männder wieder
gebauet worden und ist das Kirchenamt derweil in der Claus bei dem Eselsborne (Heidebach)
gehalten. Dazu gehört nichts, die hat ein Mann aus Stadtoldendorf in alten Jahren gebauet mit
Nahmen Hans Kip, der hat dazu gebeten.“
Danach muss die Klus wohl etwa 2 Kilometer nordostwärts von Heyen in dem durch die Dörfer
Heyen, Esperde, Bremke und Wegensen gebildeten Viereck gelegen haben. Das Hans Kip für
seine Klus den Platz bei einer Quelle ausgewählt hatte, ist verständlich, denn Wasser gehört zu
den primären Lebensnotwendigkeiten, und der Standort der meisten Klusen befindet sich in der
Nähe des Wassers. Mehr lässt sich über die „Klus“ nicht aussagen. Es erhebt sich aber die
Frage, ob nicht bei der Kapelle auf dem Heiligenberg ein Klausner gelebt hat, auch wenn an ihr
nicht der Name „Klus“ haftet.
Es ist bei den Ausgrabungen an der Kapelle 1985 An der Westseite des Kirchenschiffs eine
Steinsetzung mit kleinem Ofen freigelegt. Es kommt noch hinzu, dass die Kirche bei der
Christianisierung heidnische Kultplätze in christliche umwandelte. Daher errichtete sie auf Bergen,
bei Felsen, in heiligen Hainen und bei Quellen Kapellen, die von einem Priester oder Mönch
betreut wurden. Dieser lebte als Einsiedler bei der Kapelle und die Kirche gewährte ihm den
Lebensunterhalt, sie stattete ihn mit einem „Beneficium“ aus.
5.8
Wüstungen und umliegende Gemeinden der Vergangenheit
Mit dem Begriff „Wüstungen“ bezeichnet man untergegangene oder aufgegebene Siedlungen und
Wohnplätze. Entgegen der vielfach geltenden Auffassung entstanden diese Wüstungen nicht
durch den 30jährigen Krieg (1618-1648). Sicherlich wurden in dieser Zeit viele Häuser, Höfe und
Ortschaften zerstört, jedoch sind diese meist in kurzer Zeit wieder aufgebaut worden. Überwiegend
entstanden die Wüstungen bereits im Mittelalter. Zwar ist die Begründung zum Teil auch in den
ständigen Fehden des 14. und 15. Jahrhunderts zu finden, jedoch überwiegend waren sie
wirtschaftlich bedingt.
Die intensiven Bemühungen im Mittelalter, besonders im Hochmittelalter (9. bis 13. Jahrhundert),
das Landesinnere durch Rodung und Kolonisation zu erschließen, führte zu zahlreichen
Fehlgründungen. Schlechte Bedingungen für Ackerbau und Verkehrswege, ganz besonders in
Wald- und Bruchgebieten, zwangen Siedler zur Aufgabe. Ein weiterer Grund für die Entstehung
von Wüstungen lag in den häufig auftretenden Seuchen im Mittelalter.
- 32 -
Chronik Heyen
Die Wüstungen Lauenburg, Ringwall und Kapelle, sind auf den Heyer Flurstücken noch zu
erkennen, von den anderen, im Folgenden beschriebenen Wüstungen ist heute nichts mehr zu
erkennen, nicht mal die genau Lage ist noch bekannt.
Dissihausen / Dischershausen
(Quelle: Hermann Kleinau, Holzminden 1967)
Wüstung etwa 0,65 km nordwestlich von Wegensen, wo 1763 die Dorfstelle „Auf den GnadenHöfen“ und angrenzend „Das Tischer Feld“ ansässig waren. Zur Flur gehörte das Hägerland der
späteren Feldmark Wegensen das sich damals meist im Besitz Auswärtiger befand. Als die
eigentlichen Hägermänner sind genannt: 2 Bauern aus Wegensen, ein Bauer aus Tuchtfeld, 3
Bauern aus Dohnsen. Diese hatten auch die herrschaftlichen Gefälle (Einnahmen) von der
Länderei, südlich der Dorfstelle Wanne „Am Frankel-Bache“ einzutreiben.
Namenschreibweisen über Jahrhunderte:
1545
Desingehusen, Dessinghusen
1546
Disihausen
1625
Dissihausen
1763
Tischershausen, Dischershausen
1800
Dischershausen
(ER 214)
(ER 217)
(DB Nr. 407)
(Hassel-Bege II S 310)
Wockensen
(Quelle: Hermann Kleinau, Holzminden 1967)
Wüstung wohl nordöstlich auf der Flur in Heyen. Nach anderer Annahme erinnert daran der
Wöckener Weg in Bisperode. Die Lage bei Heyen wird aber wahrscheinlich gemacht durch 1580
bei zahlreichen Höfen in Heyen aufgeführte Ländereien auf „Wochendisch Landt“ oder
„Wochensch Land“ oder „Sunderland“. Die Flurbereinigung von 1759 nennt die „Wauckensche
Feldmark“ und Zins von Sunderland. Ein doppelter Zht an Amt Wickensen und Pfarre Halle war
1759 (aa0) von 111 Mg der Flur Heyen zu entrichten.
6
Sagen über die historischen Stätten
(Quelle: A. Teiwes „Sagen des Kreises Holzminden”)
Über die vorgenannten Stätten sind vor langer Zeit die nachfolgenden Sagen entstanden, die auch
Hinweise auf Mönche und Raubritter enthalten:
6.1
Das Kloster auf dem Heiligenberg
Südlich von Heyen, etwa eine viertel Stunde von dem Dorfe entfernt, liegt der Heiligenberg. Auf
diesem soll früher ein heiliges Haus, ein Kloster gestanden haben. Alte Leute haben noch die
Ruine von demselben gekannt, auch werden im umliegenden Lande zuweilen noch Mauerreste
gefunden. Der Sage nach war es ein Mönchskloster. Zu der Zeit, als auf der nahegelegenen
Lauenburg die Ritter Räuberei trieben, trat einer der Klosterbrüder mit jenen heimlich in
Verbindung. Als das endlich die frommen Mönche entdeckten, verbannten sie ihn aus dem Kloster.
Voll Haß und Grimm kam er dreimal um Mitternacht und verwünschte das Stift samt seinen
Bewohnern. Nach einiger Zeit verfiel das Kloster. Seitdem sah man oft auf dem Berge einen Ritter
mit einem langen, goldenen Schwerte in der Hand und einem goldenen Helm auf dem Haupte,
reitend auf einem Schimmel. Es wird gesagt er müsse mit seinem langen, goldenen Schwerte das
verwünschte Kloster bewachen.
- 33 -
Chronik Heyen
6.2
Das Riesenfräulein
Südlich von Heyen zeigen Gräben und Schutthaufen die Stelle an, wo vor alters die Lauenburg
lag. Auf dieser Feste wohnten einst Riesen. Eines Tages ging das Riesenfräulein spazieren und
kam auch unten ins Wesertal. Da trat es mit einem Schritte über den Strom und war nun im
Kemnader Felde. Hier sah es einen Bauern der seinen Acker pflügte. Dem Mädchen gefiel das
niedlich Ding, es bückte sich und tat den Mann samt Pflug in seine Schürze.Voller Freuden eilte
es nach der Burg zurück. Hier öffnete es die Schürze und stellte seinen Fund auf den Tisch. Dann
holte es eilig Vater und Mutter herbei und rief: Seht, was ich mir mitgebracht habe! Dort unten
musste ich über ein Wässerlein treten, und da fand ich dieses Spielzeug! Der Vater aber sagte mit
ernster Miene: Das ist kein Spielzeug für dich! Trag es schnell wieder zurück aufs Feld! Wenn nicht
das Volk der Zwerge schafft mit dem Pflug im Tal, so darben auf dem Berg wir Riesen bei dem
Mahl! Das Riesenfräulein machte zwar eine betrübte Miene, aber es brachte alles wieder an
seinen früheren Ort.
6.3
Die Jungfrau von der Lauenburg
Einst hütete ein Schäfer in der Nähe
der Lauenburg, die ehemals auf steiler
Höhe an der Weser lag, seine Herde.
Da
bemerkte
er
eine
schöne
Schlüsselblume in der Nähe, ging hin
und pflückte sie ab. Mit einem Male
stand die weiße Jungfer vor ihm und
winkte ihm, zu folgen. Der Schäfer
folgte ohne Zaudern dem Burgfräulein,
das so freundlich und gütig aussah. Es
führte den erstaunten Schäfer in ein
prächtiges Schloß, das er zuvor nie
gesehen hatte. Da waren viele herrliche
Zimmer, angefüllt mit Kostbarkeiten,
Gold und edlen Steinen. Und überall
forderte die Jungfrau ihn auf, sich was
auszusuchen und mitzunehmen. Der
Schäfer tats. Zuletzt führte sie ihn in ein
Bürgermeister Reinhard Meyer mit Spielgruppe der „Jungfrau von der
Lauenburg“: Maren Kliche, Maike Diekmann und Hannelore Maaß
unterirdisches Gemach, da stand ein
großer Kessel ganz mit Gold angefüllt,
und daneben lag ein Bund Schlüsselblumen oder, wie andere sagen, ein Sträußchen
Vergißmeinnicht. Hier sprach die Jungfrau: Du kannst mich erlösen! Nimm Dir soviel von dem
Schatze, wie Du willst, aber vergiss das Beste nicht! Da glaubte der Schäfer, was er bis jetzt
beigesteckt, sei nichts gegen das, was er hier vor sich sah, kramte seine Taschen wieder aus und
füllte sie von neuem mit dem Golde aus dem Kessel. Die Blumen aber sah er gar nicht. Dann
wandte er sich zum Gehen. Traurig folgte ihm die Jungfrau bis ans Tor, da sprach sie: Das Beste
hast Du vergessen. Nun muss ich noch lange warten! Erst muss ein Rabe eine Eichel verlieren,
aus der ein Eichbaum wachsen wird. Aus dem Baume muss eine Wiege gemacht werden, und das
erste Kind, das darin schlafen wird, das erst kann mich erlösen, wenn es klüger ist, als Du es
warst.! Als der Schäfer hinausging, schlug ihm die schwere eiserne Tür den einen Hacken ab. Mit
furchtbarem Getöse versank das Schloss hinter ihm in die Erde. Die Wunde am Fuße aber wollte
nimmer heil werden, und das Gold, was er mit heimgebracht, reichte kaum hin, um Doktor und
Apotheker zu bezahlen.
Ist auch mal ein Schäfer gewesen, der folgte ihrem Rufe, ging hin und wollte die Jungfrau erlösen.
Darüber war sie froh, sagte, er brauche sich gar nicht zu fürchten und solle nur dreist mitgehen.
Aber er dürfe sich nicht umdrehen, was auch hinter ihm geschehen möge. Alsbald kam ein Wagen
mit brennenden Dornen gefahren, dem ein Hund voranlief. Da sah sich der Schäfer doch um, und
alles war verschwunden.
- 34 -
Chronik Heyen
7
Eigentumsverhältnisse im Laufe der Geschichte
(Hermann Wiemann)
Eigentümer der meisten Ländereien des Dorfes Heyen waren Kirche und Adelige. Die Pfarre
besaß 1542 einen Meierhof mit 4 Hufen (ein Teil davon) früher Kemnader Kalandsgut. Zur
Ausstattung des Klosters Kemnade 959/65 gehörte Grundbesitz im Orte, 1197 waren bei seiner
curtis 8 Hufen und eine Holzgrafschaft, 1298 stand seine magna curia Vogtei der Homburger.
Diese schenkten dem Kloster 1309 eine Hufe. 1316 erwarb es den Novalzehnten des Waldes
Sunder beim Orte von einem Gottfried von Minden, 1410 2 Hufen Homburgisches Lehen der v.
Halle, und 1442 erbte es vom Kanonikus Aemilius Precht in Hameln die Hälfte eines Meierhofes
mit 3 Hufen, dessen andere Hälfte die Kalandsbrüderschaft in Kemnade bekam. 1548 besaß das
Kloster 7 Meierhöfe. Das Bonifaciusstift in Hameln hatte 1455 2 Hufen aus der Erbschaft Aemilius
Prechts und erwarb 1 Hufe von den Hakes. Diese hatten schon 1359 3 Hufen vom Domküster in
Minden erhalten. Gerhard v. Werdingshusen (siehe diese Wüstung) verpfändete 1448 einen
Meierhof. 1637 waren 3 Meier- und 11 Kothöfe kalenbergsches Lehen der v. Münchhausen, früher
v. Bevern. Ein Ritter Bernhard von H. erscheint als Zeuge in Homburgischen Urkunden 1226 und
1253. Vom Zehnten besaßen Hakens bereits 1340 einen Teil als mindensches Lehen, der 1759
552 Morgen umfasste. Ein anderer Zehnt in Heyen war um 1320 mindensches Lehen Lamberts
von Osen, 1759 besaßen Klenkes einen Zehnten über 529 Morgen (schon 1435 ½ Zehnt, den sie
damals verpfändet hatten). Kemnade (schon 1548) über 235 Morgen. Vom Rest des damals 2077
Morgen großen Ackerlandes der Flur waren 55 Morgen frei, 463 Rotland, der Zehnte von 132
Morgen zersplittert und einen doppelten von 111 Morgen bezogen die Pfarre in Halle und das Amt
Wickensen. Diese 111 Morgen waren die „vormalige Wankensche Feldmark“, d. h. die Flur der
Wüstung Wockensen, nordöstlich von Heyen, deren Lage zuerst von Rustenbach (Häger, aaO. S.
588 a). festgestellt worden ist. Die Gerichtsbarkeit von Heyen als eines Homburgischen Dorfes
gehörte dem Amte Wickensen, niedere Börde.
Im Mittelalter hatte sich eine Abhängigkeit des Bauern von der Grund- und Gutsherrschaft
entwickelt, die zur Hörigkeit (bei Heirat oder Erbfall) Erbuntertänigkeit (Leibeigenschaft und
Frondienst) führte.
In Frankreich führte 1789 die französische Revolution zur Beseitigung der Knechtschaft. Unter
dem Preußenkönig Friedrich Wilhelm I versprach das Edikt des Freiherrn vom Stein den Bauern
Befreiung ab Martinstag 1811. Wenn auch Freiherr von Hardenberg wesentliche Einschränkungen
verordnete, war die Ablösung schwerer Lasten nicht mehr aufzuhalten.
In Heyen erfolgte diese Ablösung größtenteils um 1840. Wie die Landvermessung unter Leitung
von Georg Christian Geitel aufzeigt, waren die Ländereien in kleine Flächen zerstückelt. Die
Flurbereinigung von 1865 bis 1868 brachte mit der Neuverteilung des Landes allen
landwirtschaftlichen Betrieben bessere wirtschaftliche Größenanordnungen.
7.1
Kopfsteuer aus dem Jahre 1678
(Friedel Peter)
Im Jahre 1678 ließ Herzog Rudolf August kurzfristig einen außerordentliche Steuer im Fürstentum
Braunschweig – Wolfenbüttel ausschreiben, um das Defizit im Militärhaushalt zu decken. Die
lokalen Obrigkeiten hatte die Steuerpflichtigen in Listen zu erfassen und die Beträge der fürstlichen
Kriegskasse abzuliefern. Mit Ausnahme der Geistlichkeit und der Militärs waren alle Personen
steuerpflichtig, sofern sie über 12 Jahre alt waren. Die letzte Steuer dieser Art war erst 1672
erhoben worden. Die Kopfsteuerliste gibt uns Berufe und Personenzahl über 12 Jahre aus dem
Jahr 1678 an: (Th = Taler, Mg = Mariengroschen, Pf = Pfennig, 1 Th = 36 Mg, 1 MG = 8 Pf.)
- 35 -
Chronik Heyen
Vollmeier:
Harmen Wessel
Johan Sehlmeyer
1 Th, Frau 18 Mg, Knecht 1 Th, Junge 9 Mg, Magd
9 Mg
1 Th, Frau 18 Mg, Knecht 1 Th, Junge 9 Mg,
Tochter 9 Mg, Magd 9 Mg, Vater auf der Leibzucht
12 Mg, dessen Tochter 6 Mg.
Hinrich Müller
1 Th, Frau 18 Mg, Knecht 1 Th, Junge 9 Mg, Magd
9 Mg, Vater 12 Mg und Mutter 6 Mg, Leibzüchter.
Harmen Sagebiel
1 Th, Frau 18 Mg, Knecht 1 Th, Junge 9 Mg, Magd
9 Mg, Häusling Hinrich Schleumer 9 Mg.
Hinrich Sagebiel d.N. der Nieder
1 Th, Frau 18 Mg, 3 Söhne je 9 Mg, 2 Töchter je 9
Mg.
1 Th, Frau 18 Mg, Knecht 1 Th, 2 Jungen je 9 Mg,
Magd 9 Mg, Vater 12 Mg, Mutter 9 Mg,
Leibzüchter, deren Tochter 4½ Mg.
Harbordt Hennecken
Hinrich Sagebiel
Halbmeier:
Frantz Riecken
1 Th, Frau 18 Mg, Knecht 1 Th, Junge 9 Mg, Magd
9 Mg, Mutter auf der Leibzucht 12 Mg, deren
Tochter 6 Mg.
18 Mg, Frau 9 Mg, 2 Söhne je 6 Mg, Tochter 6 Mg,
Magd 9 Mg.
Harmen Waßmann
18 Mg, Frau 9 Mg, Mittelknecht 24 Mg, Tochter 6
Mg, Leibzüchter 12 Mg, dessen Tochter 4½ Mg.
Johann Sagebiel
18 Mg, Frau 9 Mg, Knecht 1 Th, Magd 9 Mg, Vater
12 Mg, Mutter 6 Mg, Leibzüchter, deren Sohn 6
Mg.
18 Mg, Frau 9 MG, 2 Ackerjungen je 9 Mg, 2
Mägde 9 Mg Vater und Mutter Leibzüchter 18 Mg.
Tielcke Sunnemann
Großköther:
Hanß Heinrich Tappen Relicta
Hanß Ellermann
18 Mg, 2 Söhne je 6 Mg, Töchter je 6 Mg.
18 Mg, Frau 9 Mg, 2 Söhne, einer ist
Leinewebergeselle 15 Mg, Magd 9 Mg.
Hinrich Wesel Leineweber
1 Th, Frau 12 Mg, Junge 9 Mg, Magd 9 Mg, Vater
9 Mg, und Mutter 3 Mg, Leibzüchter.
Johann Ahrenß Brandweinbrauer
Johann Dauwes
2 Th, Frau 18 Mg, 2 Söhne je 6 Mg.
18 Mg, Frau 9 Mg, Sohne 6 Mg, Tochter 6 Mg,
Häusling, Schmied 1 Th, Frau 12 Mg.
Hinrich Langen
Hinrich Rosenthal
18 Mg, Frau 9 Mg, Sohn 6 Mg.
18 Mg, Frau 9 Mg, Sohn 6 Mg, Junge 9 Mg,
Tochter 7 Mg, Magd 9 Mg.
Jobst Krauß Brandweinbrauer
Ernst Homeyer
Johann Meyer
2 Th, Frau 18 Mg, Sohn 6 Mg, Tochter 6 Mg.
18 Mg, Frau 9 Mg, Ackerjunge 9 Mg, Magd 9 Mg.
18 Mg, Frau 9 Mg, Junge 9 Mg, Magd 9 Mg, Vater
9 Mg, und Mutter 3 Mg, Leibzüchter, deren Sohn 3
Mg.
1 Th, Frau 12 Mg, Tochter 6 Mg, Sohn 6 Mg.
1 Th, Frau 12 Mg.
18 Mg, Frau 9 Mg.
Hinrich Wilmer Schmied
Johann Groven Leineweber
Holtorff Rennebaum
- 36 -
Chronik Heyen
Henni Fricken
Frau 18 Mg, dessen Mutter Leibzüchter 9 Mg,
deren Tochter 3 Mg.
Johann Pieper Leineweber
Harmen Pipenschneider
Hinrich Müller
1 Th, Frau 12 Mg, Junge 4½ Mg.
18 Mg, Frau 9 Mg, Junge 9 Mg, Magd 9 Mg.
18 Mg, Frau 9 Mg, Magd 9 Mg, Vater 9 Mg, und
Mutter 3 Mg, Leibzüchter.
Hinrich Fricken
18 Mg , Frau 9 Mg, Tochter 6 Mg, Vater 9 Mg, und
Mutter 3 Mg, Leibzüchter, deren Tochter 3 Mg.
Hinrich Böcker Leineweber
1 Th, Frau 12 Mg, Knecht 1 Th, 2 Jungen je 9 Mg,
2 Mägde je 9 Mg.
Curdt Bartramb
18 Mg, Frau 0 Mg, Magd 9 Mg, Mutter auf der
Leibzucht 9 Mg, deren Tochter 3 Mg.
Friedrich Rosenthalß
Hanß Arnecken Leineweber
Hinrich Müllers Tochter
Ernst Ahrenß
Kleinköther:
Hanß Sieden
Hanß Flotaw, Krüger
Curdt Arnecken, Relicta
Relicta 18 Mg, Tochter 3 Mg.
1 Th, Frau 12 Mg, Tochter 6 Mg, Häusling 9 Mg.
9 Mg, Sohn 3 Mg, Tochter 3 Mg.
blind und arm 0, Frau 0, Tochter 0
9 Mg, Frau 4½ Mg, Mutter auf der Leibzucht 9 Mg.
weinig Sellung 1 Th, Frau 12 Mg, Schwester 6 Mg
9 Mg, 2 Töchter je 3 Mg, Sohn, Leinewebergeselle
12 Mg
Brinksitzer:
Hinrich Küster, Schneider
Harmen Wedekindt, Leineweber
Henny Löhding, Leineweber
Jobst Schrader
Johan Busten, Leineweber
Lüdecke Dauweß
Hanß Brockmann, Schneider
Jobst Ahrens, Leineweber
Hanß Arnecken, Leineweber
Johann Hinrich Böcker, Schneider
Stoffel Rosenthal, Krüger
1 Th, Tochter 6 Mg.
1 Th, Frau 12 Mg, 2 Töchter je 6 Mg, Sohn 6 Mg.
1 Th, Frau 12 Mg, Leinewebergeselle 9 Mg.
1 Th, Frau 12 Mg, Magd 9 Mg.
1 Th, Frau 12 Mg.
9 Mg, Frau 4½ Mg, Sohn 3 Mg.
1 Th, Frau 12 Mg.
1 Th, Frau 12 Mg.
1 Th, Frau 12 Mg, Sohn 6 Mg, 3 Töchter je 6 Mg.
1 Th, Frau 12 Mg.
vörigen gleich 1 Th, Frau 12 Mg
Sonstige:
Kuhirt
Schweinehirt
Herrn Pastoris
Schulmeisters Sohn
12 Mg, Frau 6 Mg, Sohn Leinewebergeselle 9 Mg.
12 Mg, Frau 6 Mg.
2 Mägde je 9 Mg
ist ein Schneidergeselle 9 Mg.
Steuer aus Heyen
Steuerpflichtige Personen: 233
89 Th 24 Mg
Diese Daten wurden seinerzeit von Pastor Johannes Brase (in Heyen 1648 bis 1680) erfasst.
- 37 -
Chronik Heyen
7.2
Landvermessungen 1759
Herzog Carl I. von Braunschweig – Wolfenbüttel hatte 1746 eine Generallandvermessungskommission eingesetzt, um Orte und Feldmarkten des Fürstentums durch erfahrene Offiziere und
Landvermesser erstmals flächendeckend vermessen, beschreiben und in einheitlichem Maßstab
1:400 darstellen zu lassen.
In der Zeit wurde auch die Feuerversicherung eingeführt. Dadurch war es nötig die Häuser mit
Haus Nr. (Assekuranz Nr.) zu versehen. Auch ein gemauerter Schornstein wurde vorgeschrieben.
Es wurde in Heyen von Norden nach Süden links an der Dorfstraße mit Hausnummer 1, jetzt
Esperder Straße 18, begonnen. Es folgten der Reihe nach die Häuser an der Esperder Straße,
Hagenstraße, Hauptstraße, Kampstraße, Gönne, Twetje und wieder Esperder Straße rechte Seite
bis Hausnummer 58, jetzt Esperder Straße 31.
Danach ging die Hausnummernfolge weiter ohne Rücksicht auf die jeweilige Lage, nur bestimmt
durch die Reihenfolge des Bauens. So stand neben dem Haus mit der Nummer 58 das Haus mit
der Nummer 94. Der Hausnummern-Wirrwarr wurde in den Jahren 1977 bis 1978 beendet. Die
Straßennamen wurden amtlich festgelegt entsprechende Namenschilder aufgestellt.
Hof- und Landbesitzer bei der Generallandvermessung von 1759
Haus-Nr.
A
B
C
D
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
Landbesitzer 1759
Die Kirche
Die Gemeinde
Der Pfarrmeierhof
Conrad Arneckes wüster Hof
Jürgen Bohnes Witwe
Johann Heinrich Klenke
Heinrich Jürgen Kraus
Barthold Heinrich Sagebiel
Johann Ellermann
Johann Heinrich Meyer Iten Hof
Johann Friedrich Henneke
Harm Ricke
Franz Ricke
Otto Gabriel Henneke
Hans Heinrich Sagebiel
Heinrich Müller
Johann Harm Wessel
Jürgen Arnecke
Carl Flotho
Carl Flotho
Heinrich Maaß Witwe
Johann Heinrich Meyer Iten Hof
Johann Hölscher
Hans Hermann Wessel
Johann Heinrich Lange, Witwe
Christian Rosenthal
Jakob Schaper Ackerhof
Jakob Schaper Kothof
Wilhelm Meyer
Johan Meier
Conrad Willmer
- 38 -
M.
R.
F.
13
4
125
2
10
59
12
80
27
30
7
3
87
62
80
88
48
24
78
108
29
115
108
7
38
107
101
4
48
19
51
23
62
72
25
98
29
0
40
93
0
0
72
24
40
78
77
74
90
40
47
99
85
0
0
78
48
48
98
0
50
38
44
60
97
93
72
6
53
63
26
78
109
77
47
81
126
132
11
15
11
11
10
36
29
12
102
22
43
53
21
Chronik Heyen
Haus-Nr.
28
29
30
31
32
33
34
35
36
37
38
39
40
41
42
43
44
45
46
47
48
49
50
51
52
53
54
55
56
57
58
Landbesitzer 1759
Pfarrwitwen Haus
Gemeinde Backhaus
Heinrich Hermann Ricke
Conrad Flentge
Johann Lange
Johann Wessel, Witwe
Harm Spar
Christoph Schleuter
Hans Mund
Die Pfarre
Johann Wilmer
Harm Meier
Die Schule
Christoph Thiele
Jürgen Böcker
Heinrich Wessel
Conrad Gramann
Johann Arnecke
Harm Lange
Jürgen Gesterling
Heinrich Müller
Heinrich Sagebiel
Heinrich Harm Becker
Conrad Sagebiel
Johann Heinrich Möller sen.
Franz Seelmeier
Johan Harm Lange
Philipp Sievers
Heinrich Christoph Sagebiel
Johann Heinrich Müller jun.
Johann Heinrich Hölscher
Feldmarkbesitzer aus anderen Orten:
Kreipke
Christian Eickhoff
Conrad Eilert
Wegensen Caspar Beyer
Christoph Bock
Tuchtfeld Heinrich Sander
Wickensen Amt Vogtei
Daspe
Friedrich Flotho
Bente
Esperde
Hans Jürgen Brünig
Johann Sagebiel
Friedrich Brand
Caspar Breier
Johann Jobst Wähling
Christian Gruppe
Harm Aderns
Wilhelm Goemann
Jobst Falke
Brockensen Johann Ahrens
Friedrich Schütte
Barthold Grupe
- 39 -
M.
123
15
3
7
4
31
16
87
29
19
15
166
27
23
77
25
129
40
25
2
1
2
1
1
1
1
15
1
6
1
1
1
4
1
9
1
R.
F.
4
6
35
71
60
3
6
6
40
30
64
85
109
5
3
42
5
23
3
5
69
88
63
21
17
6
114
20
9
30
23
84
0
70
54
48
38
0
40
31
69
95
0
60
28
60
86
40
58
38
4
96
85
74
24
79
44
44
46
25
42
55
18
86
90
85
75
34
40
45
40
32
103
12
19
44
116
118
80
107
41
109
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
Chronik Heyen
Haus-Nr.
Landbesitzer 1759
Johann Stelmer
Der Odingsche Hof
Harm Grupe
Johan Harm Wessel
Johann Heinrich Grupe
Bodenwerder Herr v. Münchhausen
Sonstige
Surplus
Holzung
Der Anger - Privat Hude
Das große Bruch - Koppel Weide
Auf dem Steven - Koppel Weide
Die Dorfstelle wurde Hofstelle
Heerstraße
Feldwege
Fußwege
Gutgerechnet
Die Weser
Graben
GESAMTFLÄCHE
M.
R.
F.
1 106
5 85
2 17
1 73
2 41
44 70
0
0
0
0
0
0
7
550
116
64
6
7
24
68
1
17
73
10
3347
70
12
0
85
15
82
38
36
0
20
73
23
9
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
80
Die Beschreibung der Feldmark des Dorfes erfolgte im Jahr 1759. Vermessen und in einigen Orten
verbreitet von Ernst August Brauns, dieser Vermessung Subdelegirten Commishario und Georg
Christian Geitel als Ingenieur.
Anmerkung vom Zehnten dieser Feldmark
1. Davon gehören dem Herrn von Klenke
2. Herrn von Hake
3. Das Amt Wickensen
oder vielmehr das Kloster Kemnade
4. Amt Wickensen und die Pfarre zu Halle in commun,
NB jeder ziehet das 5te Bund dafür aber geben die
wegen solchen Landes kein Zins.
5. Die Pfarre zu Halle allein
6. Barthauers zu Berkel oder Frenke
7. Herr Graf v. Schulenburg zu Hehlen
8. Herr v. Münchhausen zu Bodenwerder
9. Waldhausen zu Hameln
10. Das Amt Ohsen
Summa
11. Dazu Rottland
12. Frey
Summa Sumarum
529 Mg. 91 Ruten
552 Mg. 21 Ruten
235 Mg. 83 Ruten
111 Mg.
23 Mg.
8 Mg.
16 Mg.
31 Mg.
28 Mg.
26 Mg.
1563 Mg.
463 Mg.
55 Mg.
2082 Mg.
4 Ruten
97 Ruten
17 Ruten
70 Ruten
72 Ruten
79 Ruten
6 Ruten
60 Ruten
88 Ruten
45 Ruten
73 Ruten
NB. Der Klencke und Hakesche sind Sack Zehenden, wofür jährlich rein Korn gegeben wird, von
Wickensen und Halle aber wird derselbe in Natura gezogen. Was den doppelten Zehnten, nämlich
Wickensen und Pfarre zu Halle giebet, ist alles Land, so zu der vormaligen Wanckenschen
Feldmark gehöret. Gibt keinen Meierzins, wegen obigen Zehnten, ist aber notwendig als Meierland
zu rechnen.
- 40 -
Chronik Heyen
7.3
Lastenablösung Zeddies von 1840
(Jürgen Zeddies)
Die folgende Niederschrift zeigt als Beispiel auf, wie der Frucht- und Fleischzehnte abgelöst
wurde:
Nachdem von dem Vollmeier Friedrich Wilhelm Zeddies (geb. 1800) und "Consorten“ zu Heyen auf
die Ablösung des den Gebrüdern von Hake zu Hasperde und Grohnde zu Heyen zustehenden
Frucht- und Fleischzehntrechtes und von der herzoglichen Landes - Ökonomie - Commission der
Kammer - Assessor SPOHR zu Holzminden durch das Rescript vom 17.02.1840 mit der
kommissarischen Leitung der Ablösungsverhandlungen beauftragt worden, nun auch die letzteren
bis zum Abschlusse der Geschäfte gediehen sind, so ist unter den Interessenten, als:
I. den Pflichtigen
1) dem Vollmeier Conrad Falke, legitimiert als rechtmäßiger Inhaber des Hofes Nr. 12 durch die
Ehestiftung vom 13.10.1830
2) dem Vollmeier Friedrich Wilhelm Zeddies (geb. 1800) für sich und in väterlicher Gewalt seiner
Tochter aus erster Ehe, Minna (hier ist Wilhelmine gemeint), 10 Jahre alt, legitimiert als
rechtmäßiger Inhaber des Hofes Brandvers. Nr. 13 durch die Ehestiftung vom 09.04.1826,
3) dem Vollmeier Friedrich Sagebiel, legitimiert als rechtmäßiger Inhaber des Hofes Nr. 51 durch
die Bescheinigung des herzoglichen Amtes Eschershausen vom 09.05.1838,
4) der Pfarre zu Heyen, wegen des Hofes Nr. 37, vertreten durch den Pastor Stegmann,
legitimiert durch die von dem herzoglichen Consistorium unterm 28.03.1840 ausgestellte
Vollmacht,
5) dem Halbmeier Conrad Ricke, legitimiert als rechtmäßiger Inhaber des Hofes Nr.9, durch die
Bescheinigung des herzoglichen Amtes Eschershausen vom 09.05.1838,
6) dem Kleinköther Ludwig Battmer, legitimiert als rechtmäßiger Inhaber des Hofes Nr. 27 durch
die Ehestiftung vom 30.01.1811 mit Zustimmung seiner Ehefrau, Wilhelmine geb. Klenke
sämtlich zu Heyen vertreten durch den aus ihrer Mitte erwählten „Mandatar“ den unter 4
aufgeführten Pastor Stegmann, legitimiert durch das Commisions - Protokoll vom 16.06.1840
II. den Berechtigten
1) dem Oberforstmeister Anton Christoph Friedrich Wilhelm Ludwig von Hake zu Hasperde und
dem
2) Georg Ernst Adolf von Hake zu Grohnde, legitimiert als rechtmäßige Inhaber der
Zehntberechtigung durch den herzoglich braunschweigischen Lehnbrief vom 24.12.1832 und
die letztwillige Verfügung des zu Ohr verstorbenen Barons Johann Christoph Georg Adolph
von Hake vom 15.04.1838, vertreten durch den Advokaten Dr. August Hampe zu Holzminden,
legitimiert durch die Vollmacht vom 30.04.1840.
§ 1: Gegenstand der Ablösung
Die eingangs genannten Provocanten sind verpflichtet, von den zu ihren Höfen gehörenden
Äckern jährlich auf Martini den im nachstehenden Verzeichnisse aufgeführten Frucht- und
Fleischzehnten an die Gebrüder von Hake zu entrichten:
Hof
Name des Pflichtigen
Größe
Fruchtzehnte / Himten
Nr.
12
13
51
37
9
27
Mg.Rt. Weizen
Conrad Falke
101/36
5,66
Friedr.Wilhelm Zeddies
94/28
6
Friedrich Sagebiel
105/109
5,66
Pfarre
114/95
6
Conrad Rieke
69/7
3
Ludwig Battmer
/92
Summe
86/7
26,33
Roggen
24,66
24
25
24
18
0,33
116
1 Himten = 31,14 Liter
- 41 -
Gerste
10,66
12
11
12
6
0,33
52
Fleischzehnte
Hafer Mark/Pfennig
27,3
9/4
27
9/8
27,3
9/4
27
8/0
18
9/4
126,66
121/8
Chronik Heyen
Die Abgaben müssen von Seiten der Pflichtigen 2 Stunden weit von Heyen und monatlich bis an
die Weser bei Hagen - Ohsen geliefert werden.
§ 2: Gegenleistung
Nach der Angabe der Pflichtigen gebührt ihnen bei der Ablieferung der Zehntgefälle eine Mahlzeit
von Warmbier, Brot, Butter, Käse, Bier und Brandtwein, die Berechtigten erkennen aber die
Verbindlichkeit diese zu verabreichen nicht an.
§ 3: Öffentliche Abgaben
Von dem Sack (Frucht-) zehnten wird an die Staatskasse der gesetzliche Zehntsatz zu 2 2/3
jährlich von jedem zehntpflichtigen Morgen Acker entrichtet.
§ 4: Kündigung der Verhältnisse
Die in §1 erwähnten Abgaben sollen Martini 1839 zum letzten Male abgeführt und nun auf ewige
Zeiten aufgehoben sein.
§ 5: Berechnung des Ablösungskapitals
Die dafür von den Pflichtigen zu zahlenden Ablösungskapitale sind durch die nachstehende
Berechnung ermittelt, in Betreff deren die Interessenten durch gütliche Vereinbarung festgesetzt
haben, dass:
- die Körner nach dem neuen Braunschweigischen Himten,
- als Erhebungs- und Vermarktungskosten 2 Prozent von dem Werthe der Körner zum Ansatze
gebracht werden und
- die in § 2 erwähnte Gegenleistung auf welche die Pflichtigen verzichtet unberücksichtigt
gelassen werden soll.
Es folgt die Berechnung der Ablösungssumme nach dem Prinzip: Produktpreis minus 10%
Preisermäßigung minus 2% für Erhebung und Vermarktung, kapitalisiert mit 25. Zeddies hatte
danach zu zahlen 850 Thaler, 18 Gutegroschen, 5 Pfennig. (Falke 839, Sagebiel 847, Pfarre 844,
Rieke 555 und Battmer 9 Thaler).
§ 6: Künftige Erhebung des Zehntschatzes
Außer den Ablösungskapitalen fällt den Pflichtigen die Bezahlung des im § 9 genannten
Zehntschatzes von Martini 1839 an zur Last.
§ 7: Bezahlung und Verzinsung der Ablösungskapitale
Der Vollmeier ZEDDIES verspricht das ihm zur Last fallende Ablösungskapital Martini 1840 zu
zahlen, dagegen sollen die Übrigen bis zu einer beiden Teilen vorbehaltenen halbjährigen
Kündigung an den pflichtigen Höfen bestehen bleiben - Die sämtlichen Kapitale sind von Martini
1839 bis dahin 1840 mit vier vom Hundert, dann aber ist der noch bleibende Rest getroffener
Übereinkunft gemäß, mit 3 1/2 vom Hundert jährlich zu verzinsen.
§ 8: Bestimmung wegen der Kosten
Jeder Teil hat die Kosten seiner Legitimation und seiner Vertretung bei den
Ablösungsverhandlungen selbst zu tragen, dagegen fallen die übrigen Kosten zur Hälfte den
Berechtigten und zur anderen Hälfte den Pflichtigen zur Last und soll die Verteilung des
Kostenanteils der Letzteren unter diese nach Verhältnis ihres Beitrages zu dem ganzen
Ablösungskapitale stattfinden. Die Contrahenten erkennen diesen Recess in allen Punkten für
richtig an und haben denselben durch Unterschrift vollzogen.
So geschehen Holzminden, den 13.8.1840
gez. A. Hampe Dr.
- 42 -
Chronik Heyen
7.4
Rezess der Spezialseparation in Heyen
(Hermann Wiemann)
Bei der Separation 1865 – 1868 hat die Gemeinde Heyen an Landfläche 3257 Morgen und 60
Ruthen. Die Insel in der Weser am Plessen ist 3 Morgen, 64 Ruthen. Sie wurde bei der
Weserregulierung 1873 – 1875 ausgebaggert.
Die Ablösung der Bauern hatte schon einige Jahre früher begonnen. Die Zehntpflicht und die
Hand- und Spanndienste wurden abgelöst.
Auch abgelöst wurde der Gemeinde-Kuhhirt, Schweinehirt und Gänsehirt. Das Recht der Domäne
Grohnde mit einer Schafherde von 600 Schafen wöchentlich einen Tag in der Feldmark von Heyen
zu hüten wurde beendet.
Die Dreifelderwirtschaft wurde aufgegeben. Um eine erfolgreiche Landwirtschaft zu betreiben
mussten größere Flurstücke entstehen. Die Flurstücke, Feldwege, Gräben, kleine Bäche (der
Frankelbach) wurden neu geplant und angelegt.
Spezialseparation von 4 Oktober 1865 bis 27 Februar 1868
Teilnehmer:
Pastor Wilhelm Runge
Gemeindevorsteher Friedrich Lindemann
I. Die Gemeinde Heyen vertreten durch:
Vollmeier
Conrad Sagebiel
Großköter
Ludwig Meyer
Großköter
Christoph Willmer
II. Königlich preußische Domäne Grohnde
III. Königlich preußische Gemeinde Brockensen
IV. Königlich preußische Gemeinde Esperde
V. Gemeinde Kreipke
Haus Nr. 30
Haus Nr. 25
Haus Nr. 38
Zweck der Auseinandersetzung:
I.
Die Aufhebung der Weideberechtigung, welche der königlich preußischen Domäne
Grohnde in Gemeinschaft mit der Gemeinde Brockensen, sowie ferner der Gemeinde
Esperde und der Gemeindeheit Kreipke auf einzelnen Teilen der Feldmark Heyen
zugestehen.
II.
Die Prozentuale Auseinandersetzung der Gemeinschaftsgenossen zu Heyen hinsichtlich
ihrer sämtlicher Hude und sonstiger gemeinschaftlichen Verhältnisse.
A.
Die Feldmark in Heyen, Besitzungen bei der Separation:
Lt. Vermessung 1759
An Ländereien incl. Surplusland
An Wiesen
An Hofräumen
An Gärten
An Koppelweiden
An Privatweiden
In Summa
Die Forst Heyen
M
2082
136
17
61
70
216
2585
539
R
73
101
42
115
100
0
70
60
Umrechnungserklärung:
M (Morgen)
1
R (Ruten)
= 120
ha (Hektar)
1
M (Morgen)
= 4
- 43 -
ha (Hektar)
1
qm
= 10.000
Chronik Heyen
Hof und Landbesitz bei der Separation 1865:
Vollmeierhöfe
Heinrich Rose (Erben)
Friedrich Falke
Friedrich Zeddies
Friedrich Henneke
Conrad Sagebiel
Friedrich Sagebiel
Carl Sagebiel
Haus-Nr.
7
12
13
23
30
51
56
Halbmeierhöfe
Friedrich Sporleder
Conrad Ricke
Falke
Ludwig Sporleder
Haus-Nr.
8
9
11
43
Großkothöfe
August Timmerman
Conrad Sagebiel
Karl Möller
Conrad Sagebiel
Friedrich Seelemeyer
Friedrich Söffge
Friedrich Becker
Heinrich Möller
Heinrich Möller
Ludwig Göhmann
Ludwig Wessel
Friedrich Meyer
Heinrich Pieper
Ludwig Meyer
Wilhelm Grave
Anton Willmer
Anton Willmer
Hermann, Friedrich u.
Heinrich Möller
Friedrich Weber
Carl Voges
Heinrich Hölscher
Ludwig Battmer
Conrad Sievers
Friedrich Möller
Friedrich Möller
Haus-Nr.
3
4
5
6
10
14
16
17
18
19
20
21
22
25
26
38
39
48
49
52
53
54
55
57
58
Kleinkothöfe
Friedrich Bode
Friedrich Bode
Conrad Flentge
Conrad Flentge
Haus-Nr.
1
27
31
59
Brinksitzer
Karl, Heinrich
Christoph Klenke
Wilhelm Schmidt (Erben)
Wilhelm Schmidt (Erben)
Ludwig Maß
Conrad Scherfenberg
Friedrich Lindemann
Friedrich Müller
Ludwig Eickhoff
Heinrich Bock
Wilhelm Möller
Heinrich Lange
Georg Waßmann (Erben)
Karl, Heinrich Becker
Wilhelm Keller
Haus-Nr.
Anbauer
Heinrich Meyer
Wilhelm Göhmann
Heinrich Wessel
Friedrich Brakhahn
Die Kirche
Heinrich Engelke
Heinrich Iselhorst
Heinrich Sagebiel
Conrad Müller
Conrad Müller
Wilhelm Grupe
Die Schule
Haus-Nr.
28
41
60
61
62
63
64
65
66
67
69
40
- 44 -
2
15
32
33
34
35
36
42
44
45
46
47
50
68
Chronik Heyen
B.
C.
D.
E.
F.
G.
H.
I.
Die Feldmark Heyen grenzt:
a.
gegen Norden an die Feldmark Brockensen und Esperde (Provinz Hannover)
b.
gegen Osten an die Feldmarken Bremke, Wegensen und Kreipke,
c.
gegen Süden an die Feldmarken Linse und Kemnade, von welcher letzteren solche
durch die Weser getrennt ist,
d.
gegen Westen an die Feldmarkten Daspe, Hajen und Brockensen
Die Gemeinheitsgenossen übten die Weide mit Rindvieh, Schafen, Schweinen und Gänsen
dergestalt aus, dass jede dieser Viehgattungen für sich in gesonderten Herden vor
gemeinschaftlichen Hirten gehütet wurde. Die Pferde haben die Weide allerdings auch
begangen, sind aber meistens nur nachts in die eingefriedigten Anger eingetrieben.
Außer der Gemeinheit Heyen waren auf geringen Teilen der Feldmark Heyen noch einige
andere Interessenten zur Benutzung der Weide berechtigt, und zwar:
a.
auf den Ackerstücken Nr. 369 bis 376 der 9ten Wanne Brachfeld, sowie auf den
Ackerstücken Nr.428 bis 454 der 1. Wanne Sommerfeld zusammen auf einer Fläche
von 34 M. und 71 R., soweit die Feldbestellung die Hutung zulässt, außer der
Gemeinheit Heyen:
1.
die Gemeinde Brockensen mit sämtlichen Viehgattungen täglich und
2.
die königlich preußische Domäne Grohnde mit einer Schafherde von 600
Stück wöchentlich einen Tag.
b.
Auf den Ackerstücken Nr. 700 bis 745 der 10ten Wanne Sommerfeldes, zusammen 56 M. 47 R. enthaltend - wovon die Stücke Nr. 736 und 745 15 M. 50R.
betragend zur preußischen Hoheit ausgeschieden sind - soweit die Feldbestellung
die Hutung zulässt, außer der Gemeinheit Heyen die Gemeinheit Esperde, beide mit
allen Viehgattungen gleichzeitig.
c.
Die Gemeinheit Kreipke zur alleinigen Beweidung der beiden Ackerstücke Nr. 1202
und 1203 und der Hälfte der beiden Ackerstücke Nr. 1196 und 1200 der Karte und
außerdem in Gemeinschaft mit der Gemeinheit Heyen zur Beweidung der
Ackerstücke Nr. 976 bis 1001, soweit die Feldbestellung die Hutung zulässt; beide
Gemeinheiten mit allen Viehgattungen gleichzeitig.
Die letzte bezeichnete
gemeinschaftliche Weide stand früher außer der Gemeinheit Heyen der Gemeinheit
Wegensen zu, letztere hat aber bei Gelegenheit der Wegenser Separation dieses
ihr zustehende Mitweiderecht der Gemeinheit Kreipke cadirt.
Die Dorf- und Feldgärten, das Ackerstück Nr.1209 der Karte, die sämtlichen Feldbüsche
und Holzungen und die von Münchhausensche Wiese auf den Plessen Nr. 1280 und 1281
der Karte sind der Behutung nicht unterworfen.
Die übrige Ackerländerei war hudepflichtig und wurde nach den Regeln des
Dreifeldersystems mit fest durchgängiger Besommerung der Brache bewirtschaftet. Die
Hutung im Winterfelde begann durchschnittlich am 15. August und der Umbruch der
Winterstoppel wurde in der Regel zwischen Michaeli und Martini bewirkt. Die Aberntung
des Sommerfeldes war in der Regel am 15. September soweit fortgeschritten, dass die
Hutung in diesem Felde beginnen konnte. Diese dauerte bis zu dem im nächsten Frühjahr
eintretenden Umbruch der Stoppeln. In der Brachfeldstoppel nahm die Hutung ihren
Anfang, sobald einzelne der Hutung zugängliche Stücke abgeerntet waren, der Umbruch
der Stoppeln in diesem Felde erfolgte jedoch bald nach der Aberntung.
Die Wiesen, mit Ausnahme der oben bezeichneten weidefreien Wiesen des Gutsherrn von
Münchhausen, waren sämtlich zweischürig und der Behutung vom 29. September bis 1.
Mai unterworfen.
Die Anger waren das ganze Jahr hindurch mit dem Vieh betrieben, außerdem dienten
dieselben aber auch noch zur Anpflanzung von Weidenbäumen und zur Anlegung von
Flachsrotten und Erdfängen.
Die auf der Feldmark belegenen Feldbüsche und die unter Nr. 133 der Karte aufgeführte
Interessentenforst sind weidefrei und befinden sich letztere in ungeteiltem Besitz der 7
Vollmeierhöfe, des Pfarrmeierhofs, der 4 Halbmeierhöfe, 26 Großkothöfe, 4 Kleinkothöfe,
13 Brinksitzerstellen (2, 32, 33, 34, 35, 36, 42, 44, 45, 46, 47, 50 und 68), der Schule,
welche Interessenten an den Erträgen gleichmäßig teilnehmen. In dieser Forst werden
einzelne Flächen zu Lehm- und Steingruben zu Gunsten der sämtlichen Einwohner
benutzt, und wird sowohl dieses Verhältnis, als das oben angegebene Teilnahmeverhältnis
an der Forst unverändert beibehalten.
- 45 -
Chronik Heyen
K.
L.
M.
N.
O.
P.
An gemeinschaftlichen Grundstücken waren vorhanden, der Garten Nr. 103 und die
Ackerstücke Nr. 894, 907, 928 und 929 der Karte und partizipierten hieran:
a.
der Kothof Nr. 57 mit 12/538
b.
der Halbmeierhof Nr. 43 mit 20/538
c.
jeder der 7 Vollmeierhöfe, der Pfarrmeierhof und die Halbmeierhöfe Nr. 8, 9 und 11
mit 46/538
Ein Teil der Ackergrundstücke ist dem Amte Wickensen zehntpflichtig, ein anderer Teil aber
diesem und der Pfarre zu Halle fünfpflichtig gewesen, diese Zehntlast ist im Jahre 1838 zur
Ablösung gekommen. Auf den Ackergrundstücken der V. Wanne des Winterfeldes bestand
zur Zeit der Einleitung der Separation noch ein dem Gutsbesitzer von Münchhausen zu
Bodenwerder gehöriges Zehntrecht, welches aber vor Ausführung der Separation ebenfalls
zur Aufhebung gebracht ist.
Der Kuhhirt erhielt jährlich 45 und der Schweinhirt 48 Hintem Roggen, der Lohn des
Gänsehirten bestand in 1 Guthegroschen pro Stück der ihm vorgetriebenen Gänse. Die
Inhaber der geistlichen Institute sind von einem Beitrag hierzu befreit gewesen, während
die übrigen Gemeinheitsgenossen hierzu nach der Stückzahl des von ihnen gehaltenen
Viehs concurrirt haben.
Die Haltung der Bullen und Kämpen hat unter den Besitzern der Reihenhöfe abgewechselt
und haben dieselben als Entschädigung hierfür die sog. Ochsen- und Kämpenwiese Nr.
1269 und 1274 der Karte genutzt.
Eine eigentlich Schäfereigerechtigkeit hat vor Heyen nicht bestanden, erst vor einigen
Jahren ist eine Schäferei eingerichtet und der Hürdeschlag davon zu Gunsten der
Gemeindekasse verpachtet. Sonstige vorzugsweise Verpflichtungen und Berechtigungen
rücksichtlich der Schäferei haben nicht stattgefunden.
Die Gemeindekasse hat außer der vorbezeichneten Einnahme noch die Pacht der sog.
Hilgenwiese Nr. 1276 der Karte und die von den Neuanbauern zu entrichtenden Hauszinse
und Weidegelder bezogen.
Vermessung und Bonitierung
Die Feldmark Heyen ist in den Jahren 1856 und 1857 durch den jetzigen Landes-OeceonmieRegistrator Hinkel vermessen und enthält nach dem aufgestellten Vermessungsregister:
Lt. Vermessung 1856 und1857
M R
Hof, Baustellen, Gärten im Dorfe
75 60
Gärten im Feld
21 84
Acker
2042 26
Wiesen
166 20
Angern
240 59
Holzungen
586 43
Wegen
50 115
Steinbrüchen
84
Gräben und Gewässer
73 48
In Summa
3257 59
In dieser Fläche sind 15 M. 64 R mit enthalten, welche ursprünglich zur Feldmark Heyen gehörten
und der Gemeinheit Heyen hudepflichtig, in späterer Zeit aber zur Königlich Preußischen Hoheit
ausgeschieden sind. Bei der Vermessung sind die Grenznachbarn zugezogen und sind dabei
Zweifel über die Grenzen der Grundstücke nicht vorgekommen.
Die Bonitierung ist durch beeidigten Sachverständigen Grupe aus Amelungsborn und von Schulz
aus Altendorf ausgeführt und sind dabei die Acker in 9 Klassen, die Wiesen in 9 und die Anger in 9
Klassen zerlegt. Die Dorf und Feldgärten sind je nach ihrer Benutzungsart zu Acker- oder
Wiesenklassen mit eingeschätzt. Die Resultate der Vermessung und Bonitierung sind von den
Beteiligten als richtig anerkannt.
- 46 -
Chronik Heyen
Die Werte der verschiedenen Bodenarten und der Weide, nach welchen die Auseinandersetzung
der Interessenten erfolgt, sind nachfolgend ermittelt und von den Interessenten anerkannt:
I. Acker )*
Klasse
Ggr. pro
Morgen
1
200
2
180
3
160
4
130
5
95
6
50
7
25
8
15
9
10
II. In den Wiesen )**
Klasse
Ggr. pro
1
Morgen
1
180
2
160
3
130
4
105
5
75
6
50
7
25
8
15
9
10
III. In den Angern
Klasse
Ggr. pro
1
Morgen
1
200
2
180
3
160
4
130
5
100
6
70
7
40
8
25
9
10
)* mit Einschluss der Ackerweide, deren Wert in allen Klassen zu 5 Ggr. pro Morgen angenommen ist.
)** unter Voraussetzung gänzlicher Schonung, einschließlich der Weide welche zu 0,09 der obigen Werte ermittelt ist.
Auseinandersetzung
(zwischen der Gemeinheit Heyen und den auswärtigen Hutungsinteressentschaften)
Über die Auseinandersetzung zwischen der Gemeinheit Heyen und den auswärtigen
Hutungsinteressentschaften sind nachstehende Vereinbarungen getroffen:
a)
b)
c)
Die Gemeinde Brockensen incl. königlichen Domäne Grohnde erhält für das ihr zustehende
Mithuderecht die Weide auf den Plänen der Brockenser Interessenten, angenommen zum
Werte der Stoppelweide von dem 12 M, 83 R betragenden Grundbesitze der Interessenten
aus Brockensen auf der Feldmark Heyen 63,50 Ggr.
die Gemeinde Esperde erhält für das ihr zustehende Mithuderecht die Weide auf den
Plänen der Esperder Forensen, angenommen zum Werte der Stoppelweide von dem auf
der Feldmark Heyen belegenen 35 M 91 R betragenden Grundbesitze der Interessenten
aus Esperde . 178,80 Ggr.
Die Gemeinheit Kreipke erhält für das ihr von der Gemeinde Wegensen cadirte
Mitweiderecht auf der Feldmark Heyen 71/422 von dem Werte der betreffenden
gemeinschaftlichen Ackerweide auf 30 M 103 R – 26,00 Ggr. und außerdem für das ihr
zustehende Alleinhuderecht auf 6 M 103 R Ackerland den Wert dieser Stoppelweide –
34,30 Ggr., also überhaupt 60,30 Ggr.
Beispiel einer Hof-Zersplitterung (Zeddies)
An diesem Beispiel ist erkennbar, wie die Ländereien eines Hofes zersplittert waren:
Vermessungs- und Bonitierungsregister von Heyen, Grundstücke des Vollmeier Friedrich Zeddies
(1857). Das Verzeichnis enthält alle Grundstücke des Hofes Nr. 13 mit folgenden Angaben:
1.
2.
Größe in Morgen und Ruten - eine Rute wird in Meyer's Lexikon als Längenmaß von 4,67
m (Hannover) angegeben = 21,8089 m² - aus dem Verzeichnis ergibt sich, dass 120 Ruten
einen Morgen ergeben, also 2617 m² (der preußische Morgen betrug allerdings nur 2553,2
m² ).
die Bonitierung der Flächen in 9 Klassen, wobei Dalbreite und Sandwinkel z.B. in Klasse 2
u. 3, die Hagengrund Klasse 5 u. 6 bonitiert ist. Gärten sind durchweg besser bonitiert, was
auch darauf schließen lässt, dass das beste Land in Klasse 1 gehört.
- 47 -
Chronik Heyen
3.
4.
5.
Abgabepflichten für einige wenige Grundstücke an:
Amt Wickensen; das Land am Steinbruchswege Amt Wickensen und Pfarre Halle, das
Land über der Hagengrund Pfarre Halle, das Land auf den Steinhaufen von Münchhausen
(kein Land des F. Zeddies).
Flächen zur gemeinsamen Nutzung (Almende): Im Seelenkampe Heyen – Brockensen, im
Steinernen Orth Heyen – Brockensen, im Mistcamp Heyen - Esperde
Flächennutzung des Hofes Zeddies Nr. 13 um 1857:
Hof- u. Gebäuderaum
Gärten am Hofe
Gärten im Felde
Acker
Wiesen
1
1
129
5
M
M
M
M
75
20
5
46
71
R
R
R
R
R
=
=
=
=
=
1636
3053
2726
33,86
1,46
m²
m²
m²
ha
ha
Die Gesamtgröße des Hofes betrug 36,06 ha. Die Zahl der Teilstücke betrug etwa 30 bis 35. Die
durchschnittliche Schlaggröße ca. 1 ha mit bis zu 5 Parzellen. Die Flurbezeichnungen haben sich
bis heute nicht geändert. Die Grundstücke Zeddies waren über die ganze Heyener Flur verstreut.
Das Kulturartenverhältnis gliederte sich auf dem Acker wie folgt: 10,94 ha Brache (31%), 11,22 ha
Sommerung (32%), 11,70 ha Winterung ( 34%)
Grundstücksverzeichnis Hof Zeddies – Nr. 13 um 1857:
BRACHE
Über den Höfen
Bei dem Kreipker Born
Vor den Bülten
Am Bornsieke
Vor dem Rosenwinkel
Vor dem Kühlwege
Im Bruche
Im steinernen Orth
Über der Hagengrund
SOMMERFELD
Im Seelenkampe
Auf der Höhe
An dem Teufelspfuhle
An der Höhe
Über dem Sieke
Im Teufelsphuhle
Vor dem Kühlwege
Auf dem Kniforth
Der Mistcamp
Unter den Wiesen
Auf den Steinbrüchen
Am Steinbruchswege
1,326 ha
0,349 ha
0,1963 ha
0,9203 ha
0,3053 ha
1,134 ha
1,1646 ha
1,926 ha
3,3607 ha
2,336 ha
1,806 ha
0,8135 ha
0,7371 ha
0,6019 ha
1,1646 ha
0,3598 ha
1,0032 ha
0,543 ha
1,0163 ha
0,4885 ha
0,3424 ha
WINTERFELD
Die Dallbreiten
Im Sandwinkel
An der Sunder
In der Hagengrund
Auf der Laushaube
Vor den Bülten
Auf dem Katzengraben
Die Wiesen Cämpe
In den Wasser Cämpen
1,062 ha
2,674 ha
0,3969 ha
0,2878 ha
2,2615 ha
0,4536 ha
3,3585 ha
0,8004 ha früher Wiese
0,41 ha früher Wiese
WIESEN
Cämpe
Vor dem Mistkampe
0,796 ha
0,6673 ha
Wenige Jahre später erfolgte die Seperation (1865-1868). Dabei wurden dem Hof Zeddies (Nr.13),
drei arrondierte Flurstücke zugewiesen: Dallbreite; Sunder und Bülte. Dem entsprechend erfolgte
die Zusammenlegung zersplitterter Grundstücke auch für alle anderen Höfe der Gemarkung
Heyen.
- 48 -
Chronik Heyen
7.5
Flurnamen in der Feldmark
Gruppe
Feldmark
Feldmark
Feldmark
Feldmark
Feldmark
Feldmark
Feldmark
Feldmark
Feldmark
Feldmark
Feldmark
Feldmark
Feldmark
Feldmark
Feldmark
Feldmark
Feldmark
Feldmark
Feldmark
Feldmark
Feldmark
Feldmark
Feldmark
Feldmark
Feldmark
Feldmark
Feldmark
Feldmark
Feldmark
Feldmark
Feldmark
Feldmark
Feldmark
Feldmark
Feldmark
Feldmark
Feldmark
Feldmark
Feldmark
Feldmark
Feldmark
Feldmark
Feldmark
Feldmark
Feldmark
Feldmark
Feldmark
Feldmark
Feldmark
Wald
Wald
Wald
Wald
Wald
Wald
Wald
Wald
Wald
Wald
Wald
Nr
1
2
3
4
5
6
7
7a
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
24 a
25
26
27
28
29
30
30 a
31
32
33
34
35
36
37
38
39
40
41
42
43
44
45
46
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
Bezeichnung
Der Anger
Die Wasserkämpe
Neben dem Wiehwege
Über dem Wiehwege
Auf dem Steinhaufen
Am Steinhaufenwege
In der Hagengrund
Über der Hagengrund
Auf dem Hillgen Anger
In der Kreuzgrund
Über der Frankelbeeke
Am Kniester
Auf der Sunder
An der Sunder
Im Sandwinkel
Die Sandkämpfe
Die Dalbreite
Auf der Laushaube
Vor den Bülten
Auf den Katzengraben
Am Kollberge
Bei dem Kreipker Born
Über den Höfen
Am Bornsiek
Vor dem Rosenwinkel
Der kleine Knapp
Am Heiligenberge
Der Plessen
Vor dem Buchensiek
Vor dem Kühlwege
Über dem Sieke
Auf dem Kieforth
Auf dem Dasper Berg
Im Teufelspfuhle
Bei dem Teufelspfuhle
Der Weinberg
Über der Straße
Im Ochsensiek
An der Höhe
Auf der Höhe
Im Seelenkamp
Im steinernen Ort
Im Bruche
Die Bornkämpe
Der Rhien
Vor dem Mistkamp
Die Flachsrotten
Unter den Wiesen
Der Mistkamp
Papenbusch
Popenberg
Hohe Knapp
Linser Grund
Lauenburg
Heiligenberg
Weserhang
Über der Kühlbreite
Weißer Stein
Hopfenberg
Dunegrund
Hinweise zum Flurnamen
Grasland, früher Gemeindehude
Nasses, feuchtes Land
Steiniger Acker
mdl. Heidbreite
mdl. Am lüttschen Holte-Buschwerk
Abgesonderter Wald des Landesherren
mdl. Kreipker Stieg
mdl. Kohlhöfen
mdl. Bornbrink
Dünne Bodendecke
Vorchristlich Ringwall christlich Kapelle
Buchenwald, feuchtes Gebiet
Berghang zum Norden, wenig Sonne
mdl. Lindenstuken
Quelle: Zusammensetzung mit Teufel abseits gelegene, verrufene Flure
Weinanpflanzungen im Mittelalter
mdl. Dönewenden
Quellgebiet
mdl. Breitenlaub
Altes Kirchengrundstück
Alte Go-Gerichtsstätte
Ehem. Sumpfiges Ödland
Ehem. Sumpfiges Ödland
mdl. Ochsenwinkel / sumpfig
Hier wurde Flachs gerottet
242,0 m über NN
Reste einer Burganlage
Reste einer Kapelle
Beginn des Kalksteins
Hopfenanbau an einigen Stellen bewiesen
Steile, dunkle Grund
- 49 -
Chronik Heyen
8
Kriege und die Nöte des Landvolkes
(Hermann Wiemann)
Besonders in den Jahren 1639 bis 1642 drangsalierten die im Land herumziehenden
schwedischen Truppen unter dem Obristen Königsmark das Landvolk im Bezirk des Amtes
Wickensen, zu dem auch Heyen gehörte. Sie verbrauchten die Lebens- und Futtermittel und
richteten große Schäden an. Über Generationen hinweg ist die Erinnerung an den Schwedentrunk
(Jauche) erhalten geblieben.
Durch Kriege, Seuchen und Krankheiten starben, besonders während des 30jährigen Krieges,
ganze Familien aus. Die im Mittelalter in mehreren Wellen auftretende Pest (schwarzer Tod) wurde
immer wieder durch Ratten, die mit Schiffsladungen ins Land kamen, eingeschleppt. War die
Seuche erst einmal durch Flöhe auf Menschen übertragen, verbreitete sie sich schnell durch
Tröpfcheninfektion zur Epidemie. In unserer Gegend wütete sie besonders 1613. Verlassene Höfe
und Siedlungen bezeichnete man als Wüstungen. In der ehemaligen Wankenschen Feldmark,
nordöstlich von Heyen, lag die Wüstung Wockensen und nicht weit davon, in der Nähe von
Wegensen, die Wüstung Dischershausen.
Über Jahrhunderte konnte bei kriegerischen Überfällen der wuchtige, ungefähr quadratische
Kirchturm eine letzte Zufluchtstätte für die Dorfbewohner sein. Der einzige Zugang führt über eine
äußere, schmale, überdachte Sandsteintreppe mit 13 verhältnismäßig hohen Stufen. Wenn die Tür
verbarrikadiert wurde, war der Turm nicht einnehmbar.
Die durch Kriege, Seuchen und Krankheiten entstandenen Lücken in der Bevölkerung konnten
durch große Kinderzahlen immer wieder aufgefüllt werden. Die nachgeborenen Söhne mussten als
Arbeiter auf den Höfen bleiben, ein Handwerk erlernen oder in die Fremde ziehen. Es kam immer
wieder zu Auswanderungswellen gen Osten oder in die „Neue Welt“ (Amerika oder Kanada). In
dem Heyener Familienbuch findet man gelegentlich Vermerke wie: „nach Amerika ausgewandert“.
Die Verluste des zweiten Weltkrieges konnten durch Zuzug der Vertriebenen aus dem ehemals
deutschen Ostgebieten ausgeglichen werden. In den letzten Jahren vor der Jahrtausendwende
kehrten Nachkommen der deutschen Bauern, die im 18. Jahrhundert von der Zarin Katharina II an
der unteren Wolga angesiedelt und im zweiten Weltkrieg nach Kasachstan verschleppt wurden,
nach Deutschland zurück. In Heyen wurden vorübergehend etwa 10 Familien aufgenommen.
Einweihung des Kriegerdenkmals im Jahre 1922
- 50 -
Chronik Heyen
8.1
Die Gefallenen und Vermissten der Gemeinde Heyen
(Friedel Peter)
1922 bewilligte die Forstgenossenschaft Heyen den Bau eines Ehrenmals im Buchensiek. Auf
einer Tafel vor dem Ehrenmal stehen alle Namen der im 1. Weltkrieg 1914 - 1918 gefallenen
Soldaten aus Heyen. Nach dem 2. Weltkrieg 1939 - 1945 wurde das Ehrenmal mit zwei Tafeln
erweitert. Sie enthalten die Namen der Opfer dieses Krieges aus Heyen und von Angehörigen der
Vertriebenen, die das Schicksal nach Heyen verschlagen hat.
8.2
Weltkrieg I - 1914-1918
Wehrm.
Serg.
Wehrm.
Msk.
Grend.
Drag.
Msk.
Gefr.
Grend.
Gefr.
Gefr.
Msk.
Gefr.
Kan.
Msk.
Ers.Res.
Gefr.
Friedrich Willmer
Friedrich Möller
Otto Marmann
Karl Waßmann
Wilhelm Sporleder
Karl Sagebiel
Hermann Reese
Karl Schmidt
Rudolf Hundertmark
Karl Sorge
Friedrich Willmer
Heinrich Möller
Karl Willmer
Karl Scharpenberg
Friedr. Timmermann
Hermann Möller
Wilhelm Sagebiel
R.I.R. 73
Drag. R23
L.d.w. IR 78
I.R. 45
I.Garde R.
Drag. R.13
Füsil. R.35
I.R. 74
4 Gard. R.
Füsil. R.90
R.I.R. 73
I.R. 77
F.1.d.Art.46
F.s. Art.24
I.R. 412
I.R. 92
I.R. 92
25.09.1914
28.09.1914
02.12.1914
16.07.1915
12.08.1915
19.08.1915
07.07.1916
07.10.1916
01.09.1916
10.09.1916
12.04.1917
Sep 1917
07.08.1918
24.08.1918
13.09.1918
07.11.1918
27.09.1918
Reims Frankr.
Belgien verm.
Laz. Duisburg
Kolno Russl.
Wjielkje Rußl.
Feldl. Tambow Rußl.
Somme Frankr.
Feldl. IX.A.K. Fi7ank.
Roisel Frankr.
Somme Frankr.
Arrancy Frankr.
Flandern Belg. verm,
Feldl.3 Frankr.
Feldl.324 Frankr
Oise Frankr.
Maroille Frankr.
Cambray.Frankr.
Außerdem fiel Otto Wessel am 08.03.1918, der nicht am Ehrenmal aufgeführt ist.
8.3
Weltkrieg II - 1939 – 1945
Wachtm.
Gefr.
Gefr.
Major
Uffz.
Gefr.
Ogfr.
Gefr.
Pz. Grd.
Gefr.
Gefr.
Gefr.
Gefr.
Fl.Hpt.Ing.
Uffz.
Gefr.
Ogfr.
Ogfr.
Ogfr.
Ofldw.
Gefr.
Gefr.
Werner Klatt
Wilhelm Grupe
Rudolf Grupe
Jürgen Clemens
Günther Wulf
Hermann Meyer
Hermann Sporleder
Otto Maaß
Friedrich Grave
Walter Ricke
Friedrich Klingenberg
Heinrich Flentje
Wihelm Sporleder
Wilhelm Hundertmark
Kurt Reisewitz
Robert Grupe
Friedrich Willmer
Hugo Kuhnt
Heinrich Schmidt
Richard Petersen
Hermann Möller
Ernst Müller
25.06.1941
02.09.1941
10.12.1941
05.01.1942
12.08.1942
08.02.1943
Feb 1943
07.05.1943
02.07.1943
Aug 1943
06.09.1943
04.10.1943
23.11.1943
03.12.1943
20.12.1943
26.05.1944
Jun 1944
Jun 1944
13.08.1944
20.08.1944
23.08.1944
Aug 1944
- 51 -
Rußl.
Rußl.
Rußl.
Rußl.
Rußl.
Rußl. Verm.
Rußl. Verm.
Rußl.
Rußl.
Rußl. Verm.
Rußl. Verm.
Österreich
Rußl.
Deutschl.
Rußl.
Deutschl.
Rußl. Verm.
Rußl. Verm.
Ungarn Verm.
Rumänien Verm.
Rumänien Verm.
Rumänien Verm.
Chronik Heyen
Ogfr.
Ogfr.
Ogfr.
Gefr.
Gefr.
Ogfr.
Ofldw.
Uffz.
Ogfr.
Gefr.
Gefr.
Fldw.
Ogfr.
Ltn.
Ogfr.
Uffz.
Gefr.
Ogfr.
Ogfr.
Ogfr.
Gefr.
Ob.w.m.
Uffz.
Ogfr.
Herbert Möller
Herbert Battmer
Friedel Lindemann
Friedrich Bode
Fritz Pude
Wilhelm Meyer
Wilhelm Lemke
Georg Eiffler
Wilhelm Fischer
Karl Sorge
Wilhelm Fredebold
Friedrich Hillmer
Walter Blechert
Bernhard Lübke
Hermann Schmiking
Wilhelm Wessel
Heinrich Möller
Kurt Just
Friedrich Sporleder
Karl Battmer
Friedrich Zeddies
Walter Luer
Bruno Hollstein
Alfred Romahn
03.09.1944
23.09.1944
Sep 1944
Sep 1944
18.11.1944
29.11.1944
11.12.1944
20.12.1944
Dez 1944
01.01.1945
15.01.1945
29.01.1945
03.02.1945
Feb 1945
04.03.1945
09.03.1945
16.03.1945
Mrz 1945
Mrz 1945
21.04.1945
12.07.1945
06.08.1943
20.03.1944
Dez 1945
Frankr.
Holland
Rumänien Verm.
Belgien
Ungarn
Rußl.
im Balkan
Deutschl.
Kurland Verm
Lettland
Polen Verm.
Deutschl. Verm.
Deutschl.
Deutschl.
Deutschl.
Rußl. Verm.
Deutschl.
Kurland
Rußl. Verm.
Deutschl. Verm.
Deutschl.
Rußl. Verm.
Rußl.
Rußl. Verm.
folgende Kriegsopfer sind nicht auf dem Denkmal verewigt:
Rudolf Maaß, 16.01.1944
Wilhelm Möller, 1945
Hermann Möller, 30.01.1944
Das Kriegerdenkmal wurde 2003 in einer 72-Stunden-Aktion der Landjugend mit seiner umliegenden Fläche
aufgearbeitet und restauriert, außerdem wurden die Kreuze rechts und links hinzugefügt.
- 52 -
Chronik Heyen
- 53 -
Chronik Heyen
8.4
Luftkrieg über Heyen
(Hermann Wiemann)
Tiefflieger beschossen im April 1944 ein vor unserem Dorf liegendes Transformatorenhaus
(östlich) und setzten dabei eine in der Flugrichtung (West nach Ost) liegende Scheune in Brand,
die total ausbrannte. Die Grundmauern der Scheune von Hausnummer 5 (heute Esperder Straße
12) stehen noch heute teilweise.
Oft überflogen große Bomberverbände auf kürzestem Weg aus Amerika, Kanada und England
kommend unser Gebiet in nordöstlicher Richtung, um Hannover, Magdeburg und den Großraum
Berlin anzugreifen. Zunächst erfolgten die Luftangriffe auf deutsche Städte nur nachts. Man hörte
dann das Dröhnen der großen Bombergeschwader mit dem eigenartigen, singenden Unterton.
Später kamen die Bomberverbände auch tagsüber. Sie flogen in großer Höhe bei ca. zehntausend
Metern, die Maschinen glänzten silbern in der Sonne.
Manchmal konnte man beobachten, wie einzelne deutsche Jäger in Tarnfarbe, die ein viel härteres
Motorengeräusch hatten, die Bomberverbände von unten anflogen und einzelne Maschinen
abschossen. Auf das schnelle MG-Feuer der Jäger antworteten die langsamen Bordkanonen der
Bomber.
An einem Sommertag am 26.Juli 1943 griff eine deutsche Jagdstaffel einen Bomberverband an,
der sich im Angriff auf die Conti-Werke in Hannover befand. Dabei wurden zwei Bomber
abgeschossen. Der eine verlor schnell an Höhe und stürzte mit heulenden Motoren und eine
starke Rauchfahne nach sich ziehend bei Dohnsen in ein Haferfeld am Ith, der andere Bomber
ging hinter dem Ith nieder. Bei diesem Angriff wurden u.a. das Opernhaus, die Marktkirche, das
Leineschloß, das Polizeipräsidium und das Cafe Kröpke zerstört.
Am 05. Januar 1945 ereignete sich abends um ca. 20.00 Uhr ein Flugzeugabsturz auf Heyener
Gebiet an der Grenze zu Daspe.
Die Suche nach Überlebenden blieb nachts ohne Erfolg. Am nächsten Tag zeigten sich auch hier
die weit auseinander liegenden Trümmer. Ein Motor lag auf einem Feld am Waldrand auf dem
Hopfenberg, weitere Teile fand man im Wald. Das Hauptwrack am Südhang des Weißen Steines
war total ausgebrannt. Ein weiterer Motor des viermotorigen kanadischen Halifax-Bombers lag
etwas weiter, ca. sechzig Meter vor der Weser. Es wurden nur zwei sehr große Soldaten tot
aufgefunden. Sie wurden in der Scheune eines Bauern aufbewahrt, bis der Stellmachermeister
Reese zwei massive Holzsärge angefertigt hatte.
Nach der Beisetzung auf dem Heyener Friedhof bedeckten Mädchen die Gräber mit frischen
Tannenzweigen und Blumen. Bald zierten auch Holzkreuze mit den Namen der Gefallenen die
- 54 -
Chronik Heyen
Grabstätten. Die Einwohner Heyens sahen in diesen zwei jungen Serganten in erster Linie tote
Mitmenschen und nicht mehr die Feinde, die Tod und Verderben brachten.
Anfang Juli 1945 erschienen zwei amerikanische Offiziere bei Bürgermeister Loges. Sie
erkundigten sich nach dem Absturz des Flugzeugs und gedachten auf dem Friedhof vor den
Gräbern im stummen Gruß ihrer Kameraden. Einer reichte dem Bürgermeister die Hand und
bedankte sich für die geschmückten Grabstätten. Bei der späteren Ausgrabung und Überführung
der sterblichen Überreste nach Kanada wurde der Gemeinde nochmals dafür gedankt, dass die
Beisetzung der Toten in festen Särgen erfolgt war.
8.5
Das Kriegsende in Heyen
(Tagebuch Rosemarie Schild geb. Loges)
Rosemarie Loges, die Tochter des damaligen Bürgermeisters August Loges, schrieb in einem
Tagebuch folgendes über den 5. April 1945, den Tag der Besetzung durch die Amerikaner:
Am Morgen wachte ich durch eine wilde Schießerei auf. Bald darauf erfuhr ich von den Leuten auf
der Straße, dass die Panzer bei Tündern über die Weser gesetzt seien. Die Einwohner von Heyen
waren eifrig dabei, Lebensmittel zu vergraben. Was noch an Nährmitteln in den Kaufhäusern
vorrätig war, kam zur Verteilung, u.a. auch pro Familie ein halbes Kilogramm Butter. In dem
Lebensmittelgeschäft Wulf herrschte Hochbetrieb. Gearbeitet wurde nicht, überall standen die
Einwohner zusammen und erzählten und beratschlagten. Auf dem Thie waren Soldaten angetreten
und wollten abmarschieren.
- 55 -
Chronik Heyen
Am Nachmittag brachten wir unsere Koffer in den Keller zu Bodes. Gegen Abend bekamen wir
noch zwanzig SS-Leute zur Einquartierung. Sie wurden in Scheunen untergebracht. In der
Dämmerung tauchten zwei Soldaten auf, die nicht mehr laufen konnten. Sie erhielten bei Möllers
Quartier, einer aß bei uns zu Abend. Herr Sporleder Nr. 3 war am Nachmittag zum Bückeberg
gewesen und hatte die Lage erkundet. Er sagte, alle Straßen dort seien mit Panzern besetzt. In
der Dunkelheit fuhren die zwanzig SS-Soldaten mit einem Wagen nach Linse.
Unsere Einquartierung, der Soldat mit den wunden Füßen, war auch schon fort. Die Leute liefen
alle in die Keller. Das Brummen wurde immer stärker, schließlich wollten auch wir (Leni und ich) in
den Keller zu Möllers Nr. 90 gehen. Plötzlich ertönte im Dorf ein Lautsprecher:
„Einwohner von Heyen, viele amerikanische Panzer sind im Anrollen. Leistet keinen
Widerstand, sonst richten wir unsere Rohre auf euer Dorf, in einer halben Stunde wird es
vernichtet sein. Geht alle zurück in eure Wohnungen, verhaltet euch ruhig und hisst die
weiße Flagge. Soldaten, die im Dorf sind, haben sich ruhig zu verhalten und das Weitere
abzuwarten!“
Wie eine Bombe schlugen die Worte ein. Ein ganz unruhiges Gefühl beschlich mich in diesem
Augenblick. Das, worauf man jahrelang gehofft hatte, stürzte plötzlich wie ein Häufchen Asche
zusammen, denn an einen Einmarsch der Amerikaner hatten wir nie geglaubt. Wir gingen daher
alle in unsere Wohnungen. Es war stockdunkel und regnete in Strömen. Manche Leute hängten
Bettlacken aus dem Fenster, andere auch nur ein Handtuch. Wir hörten nur das Rattern der
Panzerketten und den Motorenlärm, sehen konnten wir nichts.
8.6
Schwierige Nachkriegsjahre
(Hermann Wiemann)
Anfang 1944 musste der bisherige Bürgermeister und Ortsbauernführer Hundertmark Soldat
werden. Hermann Wiemann sen. weigerte sich zuerst, dieses unbeliebte Amt zu übernehmen.
"Entweder Sie werden Ortsbauernführer oder Sie werden ebenfalls eingezogen", stellte ihm der
Ortsgruppenleiter der NSDAP und Kreisbauernführer August Bock aus Wegensen, ein Ultimatum.
Die Ortsbauernführer hatten für die Einhaltung der Planwirtschaft, für die Sollerfüllung und
Ablieferung der landwirtschaftlichen Produkte zu sorgen. Dabei entstanden auch wirtschaftliche
Schwierigkeiten bei den Bauern, die wenig ernteten oder zu viele Lebensmittel für andere Produkte
eintauschten.
Nach der Besetzung wurden die meisten Ortsbauernführer durch die Militärregierung in ihren
Ämtern belassen. Die Erfassung von Nahrungsmitteln, die sich in den Kriegsjahren bewährt hatte,
sollte beibehalten werden. Durch Abtrennung der Ostgebiete mussten die westdeutschen Bauern
etwa 15 Millionen Menschen mehr ernähren.
Ein harter Winter 1945/46 verschlimmerte die Lage. Ende 1945 erfroren tonnenweise Kartoffeln in
den Eisenbahnwaggons, weil sie zu spät auf Anordnung der Militärregierung beschlagnahmt und
verladen wurden. Der "Kohlenklau" ging um. Selbst aus Eisenbahnwaggons wurden Kohlen
entwendet. Bäume wurden in den Gärten umgesägt und Möbel zerhackt. Die Züge waren
ungeheizt und der Strom musste zeitweise abgestellt werden. In vielen Schulen fiel der Unterricht
wegen Heizungsmangel aus. Der Tauschhandel machte sich breit. In der Britischen Zone begann
im März 1946 die Kinderspeisung aus alliierten Verpflegungslagern und Einfuhren.
Der nächste Winter 1946/47 wurde noch eisiger. Treibstoff und Kohlen fehlten. Die Industrie
konnte nicht arbeiten, die Verkehrsmittel und der Unterricht an den Schulen mussten stark
eingeschränkt werden. Im Sommer 1947 machte eine geringe Ernte, verursacht durch Trockenheit,
die Ernährungslage nochmals schwieriger. Hermann Wiemann sen. trat 1948 von dem Amt des
Ortslandwirts zurück.
- 56 -
Chronik Heyen
Immer mehr Bauern entzogen sich der vollständigen Ablieferungspflicht. Nur über Kompensation
kamen sie an die notwendigen Betriebsmittel heran.
Die Einwohnerzahl unseres Dorfes hatte sich durch Vertriebene aus den ehemaligen deutschen
Ostgebieten und Heimkehrer aus der Gefangenschaft fast verdoppelt. Der aus dem Osten
kommende Nachbar Rösler bekam Arbeit im Steinbruch. Der Lehrer Kupfer arbeitete einige Jahre
auf dem Bauernhof Feuerhake, bis er in den Schuldienst übernommen wurde. Mit der Zeit konnten
viele in den erlernten Beruf zurückkehren. Noch nie zuvor gab es soviel junge Leute in den
Dörfern. Im Nachbardorf Esperde waren jeden Sonnabend Abend abwechselnd in den Sälen
zweier Gastwirtschaften Tanzveranstaltungen.
Bis zu Beginn des Krieges gab es noch Klassengesellschaften in den Dörfern. Bei den
Schützenfesten saßen die Bauern der Meierhöfe an einem Tisch, an einem anderen die
Großkötner und Kötner. Die Brinksitzer waren ebenfalls unter sich. Entsprechend wurde auch in
vielen Fällen geheiratet. Erst durch die Kriegsheimkehrer und besonders durch die
Heimatvertriebenen aus den Ostgebieten, die in landwirtschaftliche Betriebe einheirateten und sich
mit der einheimischen Bevölkerung vermischten, verschwand weitgehend der Standesdünkel.
Der aus dem Osten kommende alte Herr Pollak fragte 1946 die Eheleute Wiemann, was er
machen solle. Sein Vermieter habe „schwarzgeschlachtet“, er müsse ihn doch anzeigen. Meine
Eltern antworteten ihm, er solle sehen, dass er etwas abbekomme. In Heyen wurde während des
ganzen Krieges niemand angezeigt.
Selbstversorger mit Fleisch und Wurst mussten ein ganzes Jahr mit dem hausgeschlachteten
Schwein auskommen. Daher wurde viel Dosenwurst hergestellt, Schinken und Speck mit Salz
gepökelt und dann geräuchert. Damit sich die Mettwürste lange hielten, konnte nur in den
Wintermonaten bei kalter Witterung hausgeschlachtet werden. Die Hausschlachter standen auch
nur im Winter zur Verfügung, in der übrigen Zeit waren sie Maurer oder Steinbrucharbeiter.
Ein Schwein sollte zwei Tage vor dem Wiegen kein Futter bekommen. Trotzdem war es nicht
nüchtern, wenn es Einstreu (Stroh) fraß. Wie problematisch die Gewichtsfeststellung bei lebenden
Tieren war, zeigt folgende Geschichte:
Hermann Wiemann hatte ein Schwein auf die Viehwaage gebracht, wo es amtlich gewogen
werden sollte. Als er feststellte, dass es für die Fleischzuteilung etwas zu schwer war, legte er
schnell ein paar kleine Steine hinter die Gewichte der Dezimalwaage. Der alte Stellmacher Möller
bescheinigte als amtlicher Vertrauensmann das Gewicht und bemerkte beim Weggehen: "Mit den
nötigen Steinen kommt es ja hin“. Er hatte also den Schwindel nicht übersehen. Wenige Stunden
später war das Schwein geschlachtet. "Wenn das Schwein am Haken hängt, wird der erste
eingeschenkt“. Inzwischen war auch der Fleischbeschauer Wilhelm Waßmann dazugekommen.
Gesprächsthema waren die Steine, mit denen Herr Wiemann die Waage manipuliert hatte. "Wir
wollen doch mal den Kot aus den Därmen gegen die Steine aufwiegen", meinte jemand. Dabei
stellte sich heraus, dass die Steine nicht einmal für das Wiegen des Kotes ausreichten.
Alle einheimischen Einwohner, ob Steinbruch-, Land- oder Werftarbeiter, bewirtschafteten einige
Morgen eigenes Land oder Pachtland der Kirche. Sie ließen das Ackerland von Bauern bestellen
und das Getreide in der Ernte mit einer Lohndreschmaschine dreschen. Als Gegenleistung halfen
sie in den Arbeitsspitzen auf den Höfen.
Die Erträge dieses Nebenerwerbs reichten für die Selbstversorgung mit Kartoffeln, Brotgetreide
und Futter für die Haustiere aus. Weizen musste grundsätzlich abgeliefert werden. Einen Rest
behielt jeder Weizenbauer zurück. Bei den Mühlen in den Nachbardörfern konnten kleine Mengen
gegen Mehl getauscht werden. Das ging viele Jahre gut, bis ein Müller angezeigt und bestraft
wurde.
Für die amtlich festgesetzte jährliche Versorgungsmenge Roggenbrot konnte der Selbstversorger
die dafür erforderlichen Kilogramm Roggen über den Getreidehändler an eine Mühle liefern. Die
- 57 -
Chronik Heyen
Selbstversorger legten in den Läden der hiesigen Bäckereien Anschreibebücher vor, in denen die
Anzahl der abgeholten Brote, gegen eine geringe Backgebühr, registriert wurden.
Fast alle Leute hielten Hühner. Anstelle der fehlenden Wärmelampen nutzte man Pferdemist für
die Aufzucht der Küken. An die hölzernen kleinen Kükenhäuser wurden mit Blech abgedichtete
Holzkisten angebaut und mit frischem Pferdemist bepackt. Die bei der Verrottung entstehende
Wärme heizte das Kükenhaus. Manche Städter holten Kuhmist von den Bauern, um damit
Tomaten, Kohl und andere Pflanzen zu düngen. Meine Frau erlebte damals auf einer Schulfahrt,
wie sich im Gepäcknetz des Busses ein Deckel von einem Eimer mit Mist löste und der Inhalt die
Fahrgäste beschmutzte.
In dieser Zeit versuchte jeder so gut es eben ging über die Runden zu kommen, vor allem für das
tägliche Brot zu sorgen. Die Bauern mussten in den Nachkriegsjahren einen gewissen Schwund
hinnehmen. Damals wurde das Wort "stehlen" durch das Wort "organisieren" ersetzt. Die
Landwirte konnten nachts nur selten die Feldfrüchte bewachen. Einige Verbraucher fuhren nachts
mit Fahrrädern auf die Felder, breiteten neben einer Raps- oder Getreidestiege ein Laken aus,
stellten ein Fahrrad umgedreht auf Sattel und Lenkstange und betätigten das Pedal mit der Hand.
Wenn dann ein Raps- oder Getreidebund mit den Schoten bzw. Ähren an die Speichen des sich
drehenden Hinterrades gehalten wurde, fielen die reifen Körner auf das Laken. Das Getreide
wurde notfalls in der Kaffeemühle gemahlen oder das Rapsöl mit umgebauten Wurstmaschinen
aus den Samen gepresst.
Kartoffeln wurden mit dem Kartoffelroder ausgeschleudert, in Körbe aufgesammelt und dann auf
die in Abständen neben den Kartoffelreihen stehenden Wagen oder in Säcke geschüttet. Manche
Verbraucher gingen auf den abgeernteten Kartoffelfeldern stoppeln, d.h. sie suchten liegen
gebliebene Kartoffeln. Ich sah dabei eine Frau, die mit einem Handwagen vier bis fünf Säcke mit
Kartoffeln speziell von der Stelle des Ackers holte, an der sie bei der Ernte aufgelesen hatte.
Der Bauer H. hatte einige hundert Zentner Zuckerrüben für den Abtransport auf seinem Hof
gelagert. Eines Abends ertappte er Frau D. mit einem Korb voller Rüben. "Du dicker, fetter Bauer
hast genug, und wir haben nichts", schimpfte sie ihn aus. Herr H. war weder dick noch fett. Er hat
die Beschimpfung humorvoll hingenommen und später noch oft davon erzählt.
Mir ist nicht bekannt, dass in Heyen irgend jemand wegen Lebensmitteldiebstahl angezeigt wurde.
Es hätte ohnehin nichts genützt, denn für das Geld, das evtl. als Strafe gezahlt werden musste,
gab es vor der Währungsreform nicht viel zu kaufen.
8.7
Kampf gegen den Hunger
Am Kriegsende 1945 verließen Millionen ausländischer Arbeitskräfte die landwirtschaftlichen
Betriebe. Sie mussten aus deutschen Beständen bevorzugt ernährt werden, sofern sie nicht in ihre
Heimat zurückkehrten. Der Westen Deutschlands wurde mit Flüchtlingen und Vertriebenen
überflutet. Zu den 4,5 Mio. Einwohnern Niedersachsens kamen 2,2 Mio. hinzu.
Um den Ausfall der Ostgebiete deutlich zu machen, sei auf eine Informationsschrift des 1949
geschaffenen Bundesernährungsministeriums mit folgenden Zahlen verwiesen:
Vor 1939 erzeugte Ostdeutschland:
Getreide
5,94 Mill. t
Hackfrüchte
14,54 Mill. t
Zuckerrüben
3,53 Mill. t
Hülsenfrüchte
0,19 Mill. t
Butter
0,19 Mill. t
=
=
=
=
=
58,2%
69,6%
74,6%
171,7%
78,5%
- 58 -
d. Gebietes v. 1949
d. Gebietes v. 1949
d. Gebietes v. 1949
d. Gebietes v. 1949
d. Gebietes v. 1949
Chronik Heyen
Der Rindviehbestand der Ostprovinzen machte 37,9% und der Schweinebestand 47% des
Altreichs aus. Der „Eiserne Vorhang“ hat 48,5% der landwirtschaftlichen Nutzfläche und 55% des
Ackerlandes, die das Deutsche Reich von 1937 besaß, vom Westen abgetrennt.
Die Militärregierung verhinderte mit einer weisen Entscheidung die ganz große Katastrophe. Der
Reichsnährstand, der im Krieg so gut funktioniert hatte, wurde als einzige NS-Organisation
beibehalten. Die schwierige Ernährungssituation konnte nur mit Hilfe der Sachkunde der
ehrenamtlichen Organe des Reichsnährstandes gemeistert werden. Den Kreis- und Ortslandwirten
wurden verantwortungsreiche Aufgaben aufgebürdet.
Die im Krieg eingeführten Lebensmittelmarken mussten für die Erhaltung des Grundbedarfs der
Bevölkerung beibehalten werden. Schwer- und Schwerstarbeiter sowie stillende Mütter erhielten
Zulagen. Die Zuteilung über Lebensmittelmarken wurde der unzureichenden Versorgungslage
angepasst. Ortslandwirte, Gemeindeverwaltungen und Kirchen bemühten sich, den Flüchtlingen
Grabeland für den Anbau von Kartoffeln, Gemüse und Tabak zur Verfügung zu stellen. So
entstanden in Heyen an allen Seiten des Dorfes zusätzliche zusammenhängende Garten- und
Grabeflächen.
In der Landwirtschaft fehlten Saatgut, Dünger und Schädlingsbekämpfungsmittel. Die Traktoren
und Maschinen waren im Krieg gealtert und reparaturanfällig geworden. Bereits im August 1945
lief in Hannover der 100. eisenbereifte Hannomag - Schlepper vom Band. Mit Bezugscheinen und
Lebensmitteln für die Werkskantine bekamen zwei Bauern aus Heyen einen solchen Schlepper.
Inzwischen arbeiteten Fachleute an einer Umgestaltung der Erfassung und Ablieferung
landwirtschaftlicher Erzeugnisse (Anbauplanung und Erfassung nach Getreidewerten). Nach dem
Kontrollratsgesetz von 1945 konnten Betriebsleiter, die nicht so wirtschafteten, wie es zur
Sicherung der Volksernährung notwendig war, durch Treuhänder ersetzt werden. Gleiches konnte
auch aus politischen Gründen geschehen.
Am 1. Juli 1947 wurde August Block aus Banteln Minister für Ernährung, Landwirtschaft und
Forsten in Niedersachsen. In seiner Rede am 15. Aug. 1947 vor den Kreislandwirten in Hannover
machte er die Probleme und Schwierigkeiten in seinem Verantwortungsbereich deutlich.
Mit zunehmenden Abstand vom Zusammenbruch des 3. Reiches wurde die Auflösung des
Reichsnährstandes immer öfter gefordert, wobei auch Beschimpfungen von Bauernvorstehern
vorkamen. Der Landtagsbeschluss, die Aufgaben der Kreis- und Ortsbauernschaften den Kreisen
und Gemeinden zu übertragen, löste starke Unruhe aus. Er schwächte die Autorität der Kreis- und
Ortsbauernvorsteher und den Ablieferungswillen der Landwirte zum Nachteil der Verbraucher. Die
Landwirte konnten Betriebsmittel soweit das überhaupt möglich war - nur durch verbotene
Tauschgeschäfte beschaffen. Minister Block bestätigte die bisherigen Kreis- und
Ortsbauernvorsteher in ihren Ämtern und stellte ihnen im Kreis einen Beirat und in der Gemeinde
den Ortsernährungsausschuss zur Seite. Hierdurch sollten einerseits Gemeindevertretungen und
Verbraucher beteiligt, andererseits aber auch die Ortsbauernvorsteher unterstützt werden.
Die Erfassung der landwirtschaftlichen Erzeugnisse wurde neu geordnet, indem für jeden Betrieb
ein Gesamtablieferungssoll in Getreidewerten festgesetzt wurde. Jeder Betriebsleiter musste ein
Ablieferungsbuch führen. Die Getreidewertauflage je ha war überwiegend höher als die bereits
erzielten Erträge. Wegen der verringerten Viehhaltung mussten Futterbau- und Grünlandflächen in
Acker umgewandelt werden. Besonders die Ablieferung von Schweinen blieb erheblich hinter dem
Soll zurück, so dass verstärkt in die Rinderbestände eingegriffen werden musste. Die britische
Militärregierung stellte bei einer Überprüfung in Heyen Überbestände an Vieh gegenüber der
amtlichen Zählung vom 03.06.47 fest. Die Landwirte konnten straffrei falsche Angaben berichtigen,
ansonsten musste ihnen bei Nichterfüllung des Ablieferungssolls die Hausschlachtung gesperrt
werden.
- 59 -
Chronik Heyen
8.8
Auswanderer aus Heyen vor 1900
(Friedel Peter)
Die Auswanderungswelle um die Mitte des 19 Jh. erfasste auch Heyen. 18 Personen fassten den
Entschluss nach Nordamerika auszuwandern. In der Auswanderung sahen viele Menschen die
einzige Möglichkeit, ihrer ausweglosen wirtschaftlichen Notlage zu entkommen. Zu dieser Notlage
kam es durch den starken Bevölkerungszuwachs, eine zu geringe Lebensmittelproduktion, und
mangelnde Verdienstmöglichkeiten verschlechterten die Lebenssituation vor allem in klein- und
mittelbäuerlichen Schichten aber auch bei etlichen Handwerkern.
Es gab auch politische Gründe die Heimat zu verlassen. Der Umbruch der Gesellschaftsordnung,
die Revolution 1848, bei der sich einige zu sehr für die Einheit und Freiheit Deutschland
einsetzten, gerieten leicht in Verdacht „staatsverrätersicher Betätigung“, und hatten mit
Zuchthausstrafe zu rechnen. Oft mit nicht viel mehr als einer Schiffspassage ausgestattet und
eingepfercht auf den nur provisorisch eingerichteten Zwischendecks der Ozeandampfer wagten sie
die Überfahrt in ferne Kontinente.
Die Auswanderung verarmter Bevölkerungsgruppen wurde im Herzogtum Braunschweig, wie auch
in anderen deutschen Staaten, behördlich begünstigt. Städte und Gemeinden waren gesetzlich zur
Armenversorgung verpflichtet. Vielfach zogen es die Behörden daher vor, einmalige Beträge für
eine Schiffspassage zu gewähren, statt jahrelang Unterstützung zahlen zu müssen. Durch die
repressive Sozialpolitik gerieten viele Menschen mit den Behörden in Konflikt. So war eine freie
Wahl des Wohnortes ebenso untersagt, wie eine Verheiratung ohne behördliche Genehmigung.
Registrierte Auswanderer zwischen 1844 und 1863 aus Heyen:
Name
Meyer
Voges, Heinrich Carl Friedrich Christian
Lange, Friedrich
Henneke, Joh. Georg Friedrich Ludwig
Lange, Conrad sen.
Lange, Conrad
Lange, Louise geb. Müller
Lange, Heinrich
Lange, Minna
Sagebiel, Heinrich
Voges, Christian Conrad Anton
Meyer, Heinrich
Möller, Conrad
Voges, Johanne
Wolters, Heinrich
Wolters, Marie
Bode, Carl
Voges, Anton
Alter
22 J
25 J
geb. 1828
geb. 1835
geb. 1821
geb. 1796
geb. 1839
geb. 1844
- 60 -
Beruf
Ziel
Schneidergeselle Amerika
Fleischergeselle U.S.A.
Amerika
Amerika
Leibzüchter
Amerika
Brinksitzer
Amerika
Datum
25.07.1844
23.08.1848
30.03.1848
15.04.1852
1849
12.06.1853
Dienstknecht
1854
19.04.1854
9.04.1858
1859
1860
24.04.1860
Leibzüchter
Arbeitsmann
Schlachter
Amerika
Amerika
Amerika
Amerika
Amerika
Amerika
Amerika
23.07.1863
Minnesota
Chronik Heyen
8.9
Auswanderer nach dem 2ten Weltkrieg
(Friedel Peter)
Nach dem verlorenen Krieg 1940-1945, und den danach erfolgten Vertreibungen aus den
Ostgebieten, hatten viele Leute für ihre Zukunft in Deutschland keine Hoffnung auf ein geordnetes
Leben. Ähnlich wie 100 Jahre früher sahen sie in der Auswanderung in ein anderes Land die
einzige Möglichkeit auf ein besseres Leben. Amerika, Afrika und auch Australien waren die Ziele
der Auswanderer.
Von den Einwohnern aus Heyen waren es auch die Vertriebenen, die die Überfahrt und einen
Neuanfang in einem weit entfernten Land wagten.
Familie
Kaysler
Vorname
Geburtstag
Zuzug
Wegzug
Leopold
16.08.1883 05.08.1946 27.12.1948
Leopold
31.07.1921 18.06.1946 18.07.1949
Helga
06.11.1923 04.07.1945 18.07.1949
Wegener Hildegard
03.02.1900 03.08.1945 18.07.1949
Hollstein
Franz
21.09.1910 31.03.1949 05.11.1950
Ingeborg )* 10.05.1921 07.06.1945 05.11.1950
Sahm
Auguste
31.12.1894 27.04.1948 09.04.1951
Kurt
25.08.1934 27.04.1948 09.04.1951
Holtemeyer Klemens
13.10.1911 01.04.1951 12.06.1952
Frieda
06.04.1916 01.04.1951 08.11.1952
Wolfgang
09.08.1941 01.04.1951 08.11.1952
Klitscher
Hermann
17.12.1922
26.05.1954
Hanna
06.09.1921
Ewald
03.09.1942
Hannelore
29.12.1944
Ruth
21.10.1948
Peleikis
Marie
18.08.1935 10.05.1946 16.09.1953
Gerhard
24.08.1938 07.04.1946 13.06.1960
Zwei Brüder sind aus dem Flüchtlings-Auffanglager
in Kiel 1946 nach Kanada ausgewandert
Ziel
Windhuk
Windhuk
Windhuk
USA
Chicago
Kanada
Alberta
Kanada
SüdburgOst
Kanada
)* Nach dem Tod ihres Mannes Franz, ist Ingeborg Hollstein mit ihren Kindern und ihrer Mutter, Hildegard
Wegener, am 01.04.1964 nach Heyen zurück gekommen.
- 61 -
Chronik Heyen
9
Allgemeines zur Landwirtschaft
(Hermann Wiemann)
In den früheren
Jahrhunderten
konnten
Natureinwirkungen wie
Dürre, Hochwasser, Dauerregen
in der Erntezeit,
Hagel, Blitzschlag
und Feuer bei der
Landbevölkerung
Elend
und
Hungersnöte
auslösen. Nach
dem
Siebenjährigen
Krieg
Ernte mit dem Kornbinder 1930
(1756-63) veranlasste
Friedrich
der Große (Alte Fritz) die Einführung der Kartoffel, die über Spanien aus Südamerika kam und zu
einem Volksnahrungsmittel wurde.
Fast ein Jahrhundert später führte Liebig (1803-73) die künstliche Düngung ein. Die
Dreifelderwirtschaft (2 Jahre Getreide, 1 Jahr Brache im Wechsel) konnte durch den Anbau von
Hackfrüchten (Kartoffeln, Rüben, Leguminosen) und den Einsatz von Kunstdünger aufgegeben
werden. In der Mitte des 18. Jahrhunderts entstanden Hagel- und Feuerversicherungen. Nach
einem großen Brand in Wolfenbüttel verfügte Herzog Julius die Brandversicherung. Alle Häuser
Heyens mussten bei der Braunschweigischen Brandkasse versichert sein. Sie sorgte dafür, dass
sichere Feuerstätten und Schornsteine gebaut wurden.
In Heyen war das Land nördlich
der Straße nach Hameln feucht
und nass. Das Schilf reichte im
Bruch bis an das Dorf heran. Die
Flächen unterhalb des Dorfes in
Richtung Esperde "Die Anger"
waren Wiesen und Weiden auf
denen das Vieh gehütet wurde.
Durch die Anlage breiter Gräben
und Dränagen ist nach und nach
dieses Grünland in wertvolles
Ackerland verwandelt worden.
Im Jahre 1914 wurden in Heyen
die Stromanlagen gebaut. Mit
Kornernte auf dem Hof Sporleder, Esperder Str. 16
Einführung der Elektrizität setzte
die Mechanisierung der Landwirtschaft ein. Nun konnten Dreschmaschinen, Schrotmühlen, Häckselmaschinen u. a. von
Elektromotoren angetrieben werden. Bis in die Nachkriegszeit hinein erfolgte das Ausmisten der
Ställe, das Aufladen des Stalldungs und das Auseinanderstreuen auf dem Feld durch Handarbeit.
Jeder gefüllte Sack an der Dreschmaschine musste auf die Dezimalwaage gehoben und auf der
Schulter über eine Treppe auf den Wagen getragen werden. Auch der Kunstdünger wurde in
Säcke gefüllt, aufgeladen und im Feld mit der Hand gestreut. Die ersten Kettenstreuer,
Flügelmäher und Selbstbinder mussten von echten Pferdestärken gezogen werden, bevor die
Trecker kamen.
- 62 -
Chronik Heyen
Das Kühe Melken und Heben der Milchkannen erforderte viel Kraft. Die große Erleichterung kam
mit Einführung der Melkmaschine und elektrisch gekühlter Sammelbehälter.
Ernte von Futterrüben 1935
9.1
Errichtung eines Testamentes im Jahre 1867
(Die Eigennamen sind frei gewählt)
Geschehen im Herzoglichen Amtsgericht Eschershausen am 20.6.1867.
Gegenwärtig: Herr Amtsrichter Schilling und der unterzeichnete Protokollführer.
Es erschienen heute der Vollmeier August Ahrens Hof Nr. 69 in Heyen und bat, eine letztwillige
Erklärung von ihm aufzunehmen. Nachdem man sich durch die angestellte Unterredung überzeugt
hatte, dass Comparent sich im vollen Gebrauch seiner Geisteskräfte befinde, wird dem Antrag statt
gegeben und derselbe trägt hiernach vor:
Ich heiße wie bemerkt und bin mit Anna, geborenen Schulze verheiratet. In dieser Ehe sind mir 2
Töchter, nämlich Minna, 22 Jahre, und Marie, 13 Jahre alt, geboren. Diese meine obengenannte
Ehefrau und meine beiden Töchter setze ich zu Erben meines dereinstigen Nachlasses unter
folgenden Bedingungen ein.
Meine Frau soll das Recht haben, meinen Vollmeierhof Nr. 69 solange zu bewirtschaften als sie
will, vorausgesetzt, dass sie nicht wieder heiratet.
Geschieht letzteres, so soll sie den Hof meiner jüngsten Tochter Marie abtreten, sobald diese das
21. Lebensjahr zurückgelegt hat und soll deren Ehemann nach dem Tode meiner Frau keinen
Anspruch auf irgend eine Leibzucht haben.
Sobald meine Ehefrau entweder freiwillig oder mit dem eben genannten Zeitpunkte den Hof abgibt,
soll sie das Recht haben, sich eine entsprechende Leibzucht vorzubehalten und den Hof alsdann
meiner jüngsten Tochter Marie übergeben.
Sobald meine Tochter Marie den Hof annimmt, soll dieselbe an meine Ehefrau Eintausend Taler
und an meine Tochter Minna Zweitausend Taler zahlen. Für den Fall, dass Minna verheiratet
gewesen, aber ohne Leibes-Erben zu hinterlassen alsdann vielleicht verstorben sein sollte, soll
meine Tochter Marie nur verpflichtet sein, an den überlebenden Ehegatten ihrer Schwester
Eintausend Taler zu zahlen.
- 63 -
Chronik Heyen
Für den Fall, dass meine Tochter Marie nach Annahme des Hofes verheiratet und ohne LeibesErben zu hinterlassen versterben sollte, soll der überlebender Ehegatte verpflichtet sein, innerhalb
eines Jahres nach dem Tode seiner Frau Zweitausend Taler an meine Tochter Minna oder deren
Erben herauszuzahlen.
Von meinem vorhandenen sonstigen baren Vermögen soll meine Tochter Minna am Tage ihrer
Hochzeit oder mit zurückgelegtem 25. Lebensjahr Dreitausend Taler sowie einen standesgemäßen
Brautwagen, 2 Kühe und ein Rind erhalten, alles übrige bare Vermögen soll aber meiner Ehefrau
zur freien Verfügung zufallen.
Der Armen- und Wegebesserungskasse vermache ich 20 Taler und zwar jeden zur Hälfte.
Hiermit beschloss Testator seinen letzten Willen, bestimmte, dass wer denselben irgend
anzufechten sich unterfangen sollte, bis auf den Pflichtteil enterbt sein solle, bat denselben in
gerichtlichen Verwahrsam zu nehmen und ihm einen Dispositionsschein darüber zu erteilen und
nach seinem Ableben zu eröffnen.
Vorgelesen, genehmigt und unterschrieben
August Ahrens
A. Schilling in fidem A. Rastenbach.
9.2
Auszug aus einem landwirtschaftlichen Hofübergabe-Vertrag
(Die Eigennamen sind frei gewählt)
Auszug aus einem landwirtschaftlichen Hofübergabe-Vertrag vom 31.10.1876 über das vom
Übernehmer dem Abgebenden zu gewährende Altenteil. Nach einem Testament vom 20. Juni
1867. Die Namen sind geändert (Datenschutz).
Geschehen im Herzoglichen Amtsgericht Eschershausen am 31.10.1876.Gegenwärtig: Amtsrichter
Rägener, Protokollführer Ruhtenbach.
Es erschienen:
1.
Die Witwe des Vollmeiers August Ahrens, Anna, geborene Schulz
2.
deren Tochter, die Ehefrau des jetzigen Vollmeiers Friedrich Meyer, Marie geborene
Ahrens, 22 Jahre alt, aus Heyen.
3.
die Ehefrau des Vollmeiers Köhler, Minna, geborene Ahrens, 31 Jahre alt, aus Latferde,
welche nachfolgenden Hofverlass- resp. Ehekontrakt zur Gerichtlichen Ausfertigung
vortrugen:
§2
Die Witwe Ahrens (1) und die Ehefrau Köhler (3) erkennen nun auf Grund des
vorgedachten Testaments damit an, dass ihre jüngste Tochter, resp. Schwester Marie
Anerbin des väterlichen Vollmeierhofes geworden sei und übertragen mit dem Bemerken,
dass dieselbe bereits den Hof zu Jacobi dieses Jahres übernommen, das Eigentum
desselben auf die genannte Anerbin. Die Zubehörung des Hofes bestehen, wie damit
anerkannt wird, aus den in dem Rezesse von Heyen aufgeführten Ländereien zu …
Morgen, 38 Ruten. Mit übertragen an dieselbe ist zugleich das gesamte Haus-, Hof- und
Wirtschaftsinventar, jedoch vorbehaltlich der noch näher zu gedenkenden Mobilien.
§3
Die Ehefrau Meyer, die Abtretung dieses Hofes acceptierend, verpflichtet sich:
I.
die von dem Hof zu entrichtenden Lasten und Abgaben zu tragen, wobei bemerkt wird,
dass ein Ablösungscapital zu 94 Talern, 19 gute Groschen und 4 Pfennig auf die auf
Kreipker Feldmark belegenen Grundstücke noch eingetragen, jedoch längst gelöscht ist.
II.
An Ihre Mutter, die Witwe Ahrens, nachfolgende Leibzucht zu präsentieren
A
Zur Wohnung die kleine Stube an der östlichen Seite des Hauses, die beiden Kammern an
der westlichen Seite, und zwar zum ausschließlichen Gebrauche, sowie den Mitgebrauch
der Rauch-, Luft- und Speisekammer, der Küche und des Feuerherdes, des Kellers und
den nötigen Raum auf dem Kornboden.
- 64 -
Chronik Heyen
B
Die freie Ausfütterung zweier von der Leibzüchterin auszuwählender Kühen, welche in der
Reihe der Kühe der Hofannehmerin ihren Stand haben und, falls sie abgängig werden,
durch gleich gute ersetzt werden sollen. Auch sollen der Leibzüchterin die von den Kühen
fallenden Kälber verbleiben. Ebenso hat die Hofannehmerin das Melken der Kühe sowie
das Buttern frei zu besorgen.
C
Das dritte Stück im Gemüsegarten, sowie den 3 Theil des Gartens beim Hause nach
Auswahl der Leibzüchterin, welches frei zu düngen, zu graben und zu bestellen ist.
D
jährlich 150 Mark Taschengeld, 8 Malter Roggen, 2 Malter Weizen, 6 Malter Gerste, 2
Malter Bohnen, 3 Himten Saat, 1 Himten Erbsen, 1/3 Himten Linsen, ein fettes Schwein,
nicht unter 200 Pfund schwer, zu Weihnachten 2 fette Gänse, zu Martini 20 Pfund
Rindfleisch und 10 Rinderwürste, gleichfalls zu Martini 4 Paar junge Hähne oder Tauben,
im Sommer den 4. Teil sowohl des grünen als auch des trockenen Obstes, 12 Sack
Kartoffeln bester Sorte, 12 Bothen gereinigten Flachses mit samt der Hede von der besten
Sorte, 4 Schock Eier, und zwar vierteljährlich ein Schock, 6 Pfund Wolle nach freier Wahl,
frei Wäsche und Ausbesserung derselben, den erforderlichen Bedarf des gehörig
zerkleinerten Holzes zum Heizen und Kochen, freie Vergnügungsfahrten nach Bestimmung
der Leibzüchterin frei Aufwartung in gesunden und kranken Tagen.
E
Freies, standesgemäßes Begräbnis.
Endlich behält sich die Leibzüchterin den Mitgebrauch des sämtlichen Küchengerätes, sowie die
frei Auswahl der für ihre Leibzuchtswohnung nötigen Möbeln und Betten, welche ihr Eigentum sein
sollen und worüber sie sich freie Disposition vorbehält, reserviert sich auf die Vorräte an Leinen
und Drill.
Die Contrahenten acceptierten nochmals die einander gemachten Zusagen und Verzichte und
beantragen resp. bewilligen die Umschreibung des Hofes auf den Namen der Ehefrau Meyer.
Vorgelesen, genehmigt und unterschrieben
gez. 4 Unterschriften
in fidem
gez. Ruthenbach
9.3
Niederschlagsmengen in Heyen 1958 bis 2003
(gemessen von Fritz Simon – bis 1962 und Albrecht Rother - 1962 bis heute)
Jahr Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez GES
1958 51 63 23 36 87 139 102 66 37 65 12 51 732
31 33 32 396
1959 61 25 30 25 20 24 34 81
1960 81 35 23 51 130 25 126 157 25 98 51 121 923
1961 96 65 31 120 86 67 99 60 32 63 76 107 902
1962 87 66 33 65 63 40 122 67 48 12 19 63 685
1963 10 23 75 45 64 80 39 109 65 17 116 10 653
1964 21 52 18 66 53 26 34 66 56 46 53 51 542
1965 71 23 54 103 87 95 104 89 27 34 58 130 875
1966 22 54 70 62 84 147 124 84 16 46 89 96 894
1967 42 68 71 43 110 79 95 55 58 46 71 72 810
1968 54 20 83 35 58 66 72 110 89 58 20 11 676
7 35 78
4 639
1969 54 25 51 71 71 88 58 97
- 65 -
Chronik Heyen
Jahr
1970
1971
1972
1973
1974
1975
1976
1977
1978
1979
1980
1981
1982
1983
1984
1985
1986
1987
1988
1989
1990
1991
1992
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
Mittel
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt
20 90 64 78 59 52 94 82 89 75
46 31 11 39 24 127 23 68 53 25
15
5 45 56 76 113 71 107 43 10
21 58 38 74 55 59 55 40 54 80
55 36 31 11 48 89 77 32 42 102
59 21 90 56 88 62 72 37 55 33
119 13 16 32 70 28 61 27 64 23
49 60 30 58 35 118 68 72 37 34
43 20 86 19 106 68 63 88 137 20
35 15 78 45 80 63 97 99 57 14
31 65 32 97 30 149 103 94 76 42
49 37 110 24 108 162 74 85 72 96
64
60 60 70 58 56 101 16 79
89 35 84 119 98 52 18 35 28 34
102 47 19 37 139 52 83 27 77 86
43 11 46 53 83 113 94 72 49 21
116
80 70 58 67 50 72 65 95
63 52 71 30 54 102 72 87 69 59
49 63 103 18
7 61 99 33 77 36
17 41 64 45
4 56 47 69 61 78
45 99 45 54 26 76 26 55 92 49
59 10 40
7 25 53 49 50 65 48
33 35 81 64 29 57 62 66 19 123
118 28
5 62 86 45 130 47 112 74
123 26 117 94 69 58 33 117 113 55
112 98 85 42 60 39 53 45 92 20
4 44 12 18 63 24 63 117 37 123
11 101 49 46 101 76 124 35
8 61
61 14 88 105 107 128 84 53 95 147
49 72 54 55 66 70 42 70 52 47
69 66 108 28 31 56 98 41 39 41
56 65 81 76 41 103 50 34 181 32
65 129 34 77 93 48 186 78 39 108
97 24 28 38 25 25 31 53 62 91
57
46
55 55
66
74 74
70
60
57
mm
mm
mm
mm
mm
Durchschnitt
1958 bis 1965
1966 bis 1975
1976 bis 1985
1986 bis 1995
1996 bis 2003
714
696
741
749
777
Durchschnitt
1958 bis 2003
734 mm
- 66 -
Nov
52
49
52
42
66
47
75
111
4
80
61
84
43
68
39
36
29
56
78
33
106
99
78
30
75
46
89
60
89
35
38
46
109
33
59
Dez
25
53
9
73
124
23
20
49
95
83
64
83
67
70
23
64
139
47
111
71
67
65
80
118
72
28
46
65
18
117
53
85
78
50
GES
780
549
602
649
713
643
548
721
749
746
844
984
674
730
731
685
841
762
735
586
740
570
727
855
952
720
640
737
989
729
668
850
1044
557
65 734
Chronik Heyen
10 Höfe in Heyen
10.1
Großkötner Nr. 3 - Sporleder
(heute: Esperder Str. 16, Wilhelm Sporleder)
1648
1718
1719
1752
1827
1853
1935
bis
bis
bis
bis
bis
bis
bis
1718
1719
1752
1825
1853
1935
heute
2 Generationen Arendes
Heinrich Jacob Möller v. Nr. 2 durch Kauf
Johann Heinrich Kraus heiratet d. Ww. Möller
3 Generationen Kraus
Christian Hoppe durch Einheirat
2 Generationen Timmermann
2 Generationen Sporleder
- 67 -
Chronik Heyen
10.2
Halbmeier Nr. 9 - Petermann
(heute: Hagenstraße 2, Wilhelm Petermann)
1660
1720
1966
bis
bis
1720
1966
3 Generationen Waßmann
6 Generationen Ricke
kaufte Wilhelm Petermann den Hof
- 68 -
Chronik Heyen
10.3
Vollmeier Nr. 12 - Diekmann
(heute Esperder Straße 4, Klaus Diekmann)
Chronik über den landwirtschaftlichen Betrieb Diekmann
Der Landwirt Albert Diekmann, geb. 17. April 1899, kaufte im Jahre 1937 den Hof Nr. 12 Heyen
(Vollmeierhof Falke). Dieser Hof war seit 1933 an Heinrich Lohmann verpachtet.
Neben der Hofstelle umfasste der Hof eine Fläche von ca. 25 ha.
Albert Diekmann stammte aus der Senne bei Paderborn, verkaufte den dortigen
landwirtschaftlichen Betrieb, um der Wehrmacht das Feld für einen Truppenübungsplatz zu
überlassen. Aufgrund der sehr sandigen Bodenverhältnisse in der Senne, war die Verlagerung in
den Bereich Heyen eine Verbesserung.
Erst Anfang der 40iger Jahre war der Hof dann pachtfrei und konnte von Albert Diekmann
bewirtschaftet werden. Er siedelte mit Frau Minna, seiner Mutter und seiner ledigen Schwester
Frederike nach Heyen um. Die Ehe war kinderlos.
Im Zuge der weiteren Erbfolge holte Albert Diekmann nacheinander seine ledigen Nichten Paula
und Helene Wittenborn nach Heyen. Leider kam es aber mit diesen nicht zu einer
einvernehmlichen Hofweitergabe. Darum entschied Albert Diekmann seinen Neffen Gustav
Wittenborn mitsamt seiner Frau Olga und den drei Kindern Rolf, Gisela und Klaus zu adoptieren.
Dies geschah am 1. April 1957.
Die gesamten Familie Gustav Wittenborn übernahm den Namen Diekmann und siedelte samt der
Mutter Marie Wittenborn, geb. Diekmann, von Heepen (bei Bielefeld) nach Heyen über.
Im Jahre 1957 verstarben sowohl die Mutter, als auch die ledige Schwester Frederike.
Ab 1. Juni 1957 wurde der Hof dann von Gustav Diekmann, geb. 31. August 1924, bewirtschaftet,
der diesen zunächst von Albert Diekmann gepachtet hatte. Im Jahre 1967 wurde der Hof dann an
Gustav Diekmann übergeben.
- 69 -
Chronik Heyen
Im Jahre 1972 verstarb Albert Diekmann. Seine Frau Minna arbeitete noch weiterhin, wie schon Ihr
ganzes Leben täglich viele Stunden auf dem Hof, und verstarb 4 Jahre später.
Der heutige Betriebsinhaber Klaus Diekmann übte sich in jungen Jahren als Gespannführer
Ebenfalls 1972 schloss Klaus Diekmann, geb. 15. März 1954, seine landwirtschaftliche Lehre ab,
und arbeitete dann nach einer einjährigen Anstellung in Garbsen, auf dem elterlichen Betrieb.
Im Jahre 1973 wurde die alte Fachwerk-Scheune auf dem Hof abgerissen und dafür ein Kuhstall
mit Plätzen für 30 Kühe, 10 Anbindestände für Rinder und Laufställe auf Vollspaltenboden für 30
Stück Jungvieh errichtet. Damit begann die Spezialisierung auf Milchproduktion, die nach Meinung
von Gustav und Klaus Diekmann eine wichtige Voraussetzung war, um den - flächenmäßig recht
kleinen - Betrieb, für die Zukunft zu überlebensfähig zu machen.
Klaus Diekmann besuchte in den Wintern 1973/74 und 1974/75 die landwirtschaftliche Fachschule
in Hameln, mit dem Abschluss als „staatlich geprüfter Wirtschafter“. Im Anschluss daran folgte die
Ausbildung zum Landwirtschaftsmeister, die Klaus Diekmann im Jahre 1977 mit Erfolg abschloss.
Die Kuhherde wurde beständig ausgebaut und bestand 1978 bereits aus 40 Milchkühen und
entsprechender Nachzucht. Die bis zu diesem Jahr betriebene Bullenmast wurde aufgegeben. Die
Schweinehaltung wurde ebenfalls in den Vorjahren bis auf den Eigenbedarf eingestellt.
Im Juli 1980 wurde der Hof dann von Gustav Diekmann an Klaus Diekmann verpachtet. Von da an
wurden auf dem Hof Diekmann auch Lehrlinge in der Landwirtschaft ausgebildet. Außerdem wurde
im Jahre 1980 eine 600 qm große Fahrsilo-Anlage errichtet.
Im Jahre 1980 wurde von der zuständigen Alterskasse, für die in Kur befindliche Olga Diekmann,
eine Betriebshelferin auf den Hof geschickt. Diese hat den Hof bis heute nicht wieder verlassen. Im
Juni 1981 heiratete Klaus Diekmann mit der Hauswirtschaftsleiterin Annette Brunke, geb. 12.
Januar 1959, eben genau diese Betriebshelferin.
Der Kuhbestand wurde 1983 auf 50 Milchkühe und entsprechendes Jungvieh erweitert. Es wurde
behelfsmäßig in den Spaltbodenställen gemolken. Der Schweinestall wird seit dem für die Kälber
genutzt.
Am 4. Mai 1983 wurde Sohn Cord geboren, als erstes von vier Kindern. Auf die Töchter Maike,
geb. 18. Februar 1987, und Gesa, geb. 15. November 1988, folgte dann am 12. März 1991 Sohn
Lennart.
- 70 -
Chronik Heyen
Am 2. April 1984 wurde die Milch-Quoten-Regelung eingeführt, ein wichtiger Tag für jeden
Milchviehhalter. Als Berechnungsgrundlage für die neue Milchquote galt die Milchmenge aus dem
Jahr 1983, welche aber betriebsindividuell gekürzt wurde. Damit wurde eine Reduzierung des
Milchkuhbestandes notwendig, in unserem Fall von 50 auf 43 Milchkühe.
Im Jahre 1991 konnte Klaus Diekmann die Milchbetriebe von Willi Strüver (Brockensen) und
Wilhelm Ahlbrecht (Kreipke) sowie die Ländereien der Höfe Wessel und Petermann aus Heyen,
pachten. So konnte der Milchviehbestand wieder erhöht werden. Es wurde ein neuer
Boxenlaufstall auf dem Hof in Heyen errichtet. Dieser bietet nun Platz für 70 Milchkühe und verfügt
über einen modernen Doppelvierer-Autotandem Melkstand, in dem 8 Kühe zugleich gemolken
werden.
In den Folgejahren konnten aus den umliegenden Gemeinden und aus Heyen selber noch weitere
Milchquoten dazu gepachtet und gekauft werden. Damit wurde der Bestand auf heute 85
Milchkühe und 90 Kopf Jungvieh erweitert. Dafür wurde im Jahre 1995 noch ein neuer
Schlafbereich für die Milchkühe gebaut.
Bis in das Jahr 1975 wurden die Kühe jedes Jahr im Sommer täglich auf die Weide getrieben und
im Stall gemolken. Im Jahre 1976 wurde im Döhnewenden vor dem Eichberg ein Sommermelkstall
als Durchtreibe-Melkstand errichtet. Dieser wurde bis 1982 für den gesamten Milchkuhbestand
genutzt. Seither stehen die Kühe wieder auf dem Hof in der Esperder Straße. Für die
Sommerstallhaltung wurde im Jahre 1983 ein neuer Schlepper mit Fronthydraulik und
Frontmähwerk angeschafft, mit dem bis 1991 die entsprechende Frischgrasmenge täglich geholt
wurde. Seither wird ganzjährig Silage gefüttert. Die Milchleistung einer Durchschnittskuh hat sich
seit 1957 von ca. 3800 kg pro Jahr auf nunmehr 8000 und mehr kg pro Jahr gesteigert. Das
entspricht etwa einer Menge von fast 30 Litern pro Tag. Das Ziel liegt bei einer Produktion von
10000 kg pro Jahr.
Mit den dazu gepachteten Ländereien wird heute eine Fläche von ca. 180 ha bewirtschaftet. Die
Erledigung der verschiedenen Feldarbeiten wird an andere Landwirte vergeben: Landwirt Rother
erledigt den Pflanzenschutz und die Düngung. Die Erntearbeiten werden komplett von anderen mit
entsprechenden Großmaschinen erledigt. Lediglich die Grünlandpflege und das Ausbringen der
Gülle erledigen wir selbst. Derzeit wird der Hof von Klaus Diekmann und einem Lehrling, unter
tätiger Mithilfe der Familie bewirtschaftet.
- 71 -
Chronik Heyen
10.4
Vollmeier Nr. 13 - Zeddies
(heute: Esperder Straße 2, Jürgen Zeddies)
1663
1827
1943
1950
bis
bis
bis
bis
1827
1943
heute
1983
5 Generationen Möller und 6 Generationen Wessel
4 Generationen Zeddies
Jürgen Zeddies
Ria Heinrichs, verw. Zeddies, Joachim Heinrichs Interimswirt
Das Luftbild von 1958 zeigt im Vordergrund das Wohnhaus, das 1907 von Friedrich Zeddies (geb. 1873) errichtet wurde. Links
daneben, die Fachwerkscheune, heute über 300 Jahre alt und unter Denkmalschutz.
Nach 6 Generationen Wessel gab es 1826 keinen männlichen Hoferben. Vom Stammhof der
Familie Zeddies in Grohnde (das Wohnhaus ist im Museumsdorf Detmold wieder aufgebaut)
heiratete Johann Friedrich Wilhelm in Heyen ein. Aus der Ehe gingen ein Sohn hervor, der mit 10
Jahren an „Lungenschlag“ starb und eine Tochter, die nach Kemnade heiratete. Dies war der
Zeddies, der mit den Hofbesitzern Falke, Sagebiel und anderen Heyener Bauern die in früheren
Kapiteln beschriebene Ablösung vom Frucht- und Fleischzehnten vereinbarte. Aus 2. Ehe gingen
weitere Kinder, darunter der nächste Hoferbe (1844-1907) hervor. Dessen Hofnachfolger Friedrich
Zeddies ( 1873-1947) ist vielen Heyener Bürgern noch bekannt. Er heiratete eine Tochter des
Landwirts Karl Sagebiel, Vollmeier Nr.: 56 (später Hollstein), und er erbaute das große Wohnhaus,
Esperder Straße 2, im Jahr 1907. Sein Sohn Friedrich heiratete 1940 Marie Henneke. Sie bauten
das alte Wohnhaus um und errichteten die Einfamilienhäuser im Gartenweg 4 und 6. Friedrich
Zeddies (1913-1945) wurde an der Ostfront verwundet, erreichte über verschiedene Lazarette
Wildbad im Schwarzwald und verstarb dort erst 2 Monate nach Ende des Krieges an relativ
leichten Kriegsverletzungen wegen mangelhafter ärztlicher Versorgung in der französisch
besetzten Zone. Marie Zeddies, geb. Henneke, verw. Zeddies, heiratete 1949 Joachim Heinrichs.
- 72 -
Chronik Heyen
Sie erweiterten den Vollmeierhof durch Zupacht von 36 auf 80 ha. Sie stellten den Hof früh auf
Mähdrusch, Gemüseanbau und Fleischrinderhaltung um und verpachteten 1983 an GünterWilhelm Henneke.
Luftbild des Hofes aus den 90er Jahren
- 73 -
Chronik Heyen
10.5
Großkötner Nr. 16 - Becker
(heute: Gartenstraße Nr. 2, Friedrich Becker)
1673
1857
bis
bis
1857
heute
7 Generationen Floto (Flotow)
5 Generationen Becker
- 74 -
Chronik Heyen
10.6
Großkötner Nr. 25 - Meyer
(heute: Kampstraße 5, Friedrich Meyer)
1648
1702
1731
bis
bis
bis
1701
1731
heute
2 Generationen Meyer
Johannes Sagebiel aus Kemnade
7 Generationen Meyer
Dieser Großkothof zählt zu den
ältesten
landwirtschaftlichen
Familienanwesen in Heyen. Nach
den Aufzeichnungen im Kirchenbuch
wird der Betrieb seit 1648 - bei nur
einer Unterbrechung - jetzt in der 10.
Generation von der Familie Meyer
(Kamp-Meyer) bewirtschaftet.
Ludwig Meyer, geb. 1812 hat als
Kommissionsmitglied im Recess in
Sachen, die Specialseparation
von Heyen betreffend von 1868
mitgewirkt. An eigenen Ländereien
sind etwa 12,5 ha, und durch
Zupachtung, wurden zuletzt etwa 25
ha Ackerfläche und Grünland
bewirtschaftet.
Ein
Schwerpunkt
des
Betriebes war die eigene
Veredlung der Erzeugnisse.
Das Getreide wurde zum
großen
Teil
verfüttert.
Schweinezucht und Schweinemast,
Milchviehhaltung
und das Mästen von einigen
Bullen pro Jahr, ließen auch
diesen kleinen Hof rentabel
führen.
Friedrich Meyer und seine
Ehefrau Ilse, geb. Klocker,
führten den Erbhof bis 1989.
Werner Meyer auf der Fahrt zum Feld.
Der erste Trecker, ein 15 PS Deutz-Hochrad wurde 1954 angeschafft. Diese Investition brachte
eine große Erleichterung, denn die Flächen wurden bis dahin mit zwei Pferden beackert. Aufgrund
der rasanten Entwicklung in der Landwirtschaft konnte der „Kleinbetrieb“ nicht weiter bewirtschaftet
werden. Die Eigenflächen sind heute verpachtet.
- 75 -
Chronik Heyen
10.7
Vollmeier Nr. 30 - Klatt
(heute: Hauptstr. 9, Gerlinde Klatt, geb. Feuerhake)
1663 bis
1827 bis
1904 bis
seit
1976
1827
1904
1976
5 Generationen Möller
3 Generationen Sagebiel
2 Generationen Feuerhake
Familie Klatt
- 76 -
Chronik Heyen
10.8
Vollmeier Nr. 23 - Henneke
(heute: Hauptstr. 1, Günter-Wilhelm Henneke)
1648
1668
1705
1718
1723
1733
1757
bis
bis
bis
bis
bis
bis
bis
seit
1668
1704
1718
1723
1733
1757
1827
1827
1827
2 Generationen Ahlswede
2 Generationen Seelemeyer
Hans-Hermann Oppermann aus Lütgenade
Joh. Christoph Ellermann
Hans Heinrich Hundertmark
Hans Heinrich Sagebiel
3 Generationen Schaper
heiratete Friedrich Henneke (Hof Wessel Nr. 7) Caroline Schaper
4 Generationen Henneke
Der Hof Henneke um 1960
In der Viehzucht spielte die Pferdezucht die wesentlichste Rolle. Wenn sie infolge der
Mechanisierung auch an Bedeutung eingebüßt hatte und immer weniger Stuten „zugelassen“
wurden, so gab es doch Züchter, die bei der Stange blieben.
Das Landgestüt Harzburg unterhielt in Heyen eine Deckstation mit drei Kaltbluthengsten und ein
Warmbluthengst. Im Verhältnis 1:3 waren in der Praxis auch die Warm- und Kaltblutpferde
vorhanden.
Aus vielen Dörfern der Umgebung kamen die Bauern mit ihren Stuten nach Heyen. Es wurden
durchschnittlich im Jahr 200 Stuten gedeckt. Bei einem Befruchtungsquotienten von 60 werden
also 120 Fohlen geboren.
- 77 -
Chronik Heyen
Die Pferde werden beschlagen
Jährlich im Juli fanden Stuten- und Fohlenschauen statt. Dann war Heyen Mittelpunkt aller
Pferdefreunde des Ortes und der Umgebung.
- 78 -
Chronik Heyen
10.9
Vollmeier Nr. 56 - Hollstein
(heute: Angela Narten, Esperder Str. 17)
12 Generationen Sagebiel
1 Generation Hollstein
Aufnahme aus der Zeit um 1900
Personen von links: Carl Sagebiel mit Ehefrau, Sohn und beiden Töchtern
- 79 -
Chronik Heyen
10.10 Großkötner Nr. 38, Brinksitzer Nr. 36 - Zieseniß
(heute: Gönne 7 und 10, Wilhelm und Marco Zieseniß)
1668
1712
1776
1897
bis
bis
bis
bis
1710
1776
1897
heute
Jobst Schrader
2 Generationen Mund
4 Generationen Müller
4 Generationen Zieseniß
Nach dem Krieg, im Jahre 1945, kaufte Erich Zieseniß den Hof Nr. 38 (5 Generationen Willmer seit
1688), und führte ihn mit der Brinksitzerstelle Nr. 36 zusammen. Das Wohnhaus von Nr. 38 wurde
abgerissen und an gleicher Stelle ein Stall errichtet.
Nach dem Tod von Erich Zieseniß (1962), wurde der Betrieb von seinem Sohn Wilhelm Zieseniß
weitergeführt. 1966 heiratet Wilhelm Zieseniß die Bankkauffrau Karin Zieseniß, geb. Mönkemeier,
die neben ihrer Tätigkeit für die Spar- und Darlehnskasse Börry in der Landwirtschaft mitarbeitete.
Nachdem zunächst noch Milchwirtschaft mit bis zu 12 Kühen betrieben wurden, spezialisierte sich
der Betrieb um 1975 auf die Nachzucht von Ferkeln, die zur Mast an andere entsprechende
Betriebe abgegeben wurden.
Der Betrieb umfasste zu diesem Zeitpunkt 10 ha eigene und ca. 20 ha gepachtete Flächen, auf
denen zum größten Teil Getreide und Rüben angebaut wurden. Das Getreide wurde dabei auf
dem Hof zu Futtermittel verarbeitet.
1996 wurde der Betrieb aus wirtschaftlichen Gründen aufgegeben, die Hofstelle wurde an den
jüngeren Sohn Marco Zieseniß übergeben. Dieser führt darin, gemeinsam mit Torsten Hage, einen
Betrieb für die Montage von Bauelementen.
- 80 -
Chronik Heyen
10.11 Großkötner Nr. 57 - Karl-Heinz Ohm
(heute: Esperder Straße 19, Karl-Heinz Ohm)
1706
1971
bis
1874
6 Generationen Möller
nach Aussterben dieser Linie Möller kam der Hof
durch Erbschaft zu Nr. 43 (Lemke, Gönne 14)
kaufte Hermann Ohm sen. Grundstück mit Gebäuden.
- 81 -
Chronik Heyen
10.12 Großkötner Nr. 53 - Klingenberg
(heute: Esperder Straße 11, Wilhelm Klingenberg)
1669 bis
1703 bis
1763 bis
1895 bis
1703
1761
1895
heute
2 Generationen Fricke
2 Generationen Seelmeyer
4 Generationen Hölscher
3 Generationen Klingenberg
- 82 -
Chronik Heyen
10.13 Großkötner Nr. 54 - Battmer
(heute: Esperder Straße 13, Karl Battmer)
1675
1702
1759
1770
1849
bis
bis
bis
bis
bis
bis
1674
1702
1758
1767
1848
heute
Jost Möller
Heinrich Bock
3 Generationen Busse
Heinrich Hermann Lange
2 Generationen Busse
4 Generationen Battmer
- 83 -
Chronik Heyen
10.14 Anbauer Nr. 73 - Garve
(heute: Kleine Straße 10, Eckhard Garve)
Der 1878 in Hunzen geborene Heinrich Hermann Konrad Garve zog 1900 nach Heyen, um dort in
der Landwirtschaft zu arbeiten. 15 Jahre später konnten das Grundstück und Haus der heutigen
Hofstelle in der Kleinen Straße erworben werden. Allerdings begann Konrad Garve erst in 1935 mit
dem Aufbau eines eigenen landwirtschaftlichen Betriebes. Ein Kuhstall und ein Pferdestall wurden
an das Haus angebaut. Heinrich Hermann Konrad Garve verdiente damals seinen Lebensunterhalt
mit
Steinbruchund
Fuhrarbeiten und war auf
dem
eigenen
Hof
dankbar für die Hilfe
seines Sohnes Heinrich
Garve, sen., geboren
1909 in Heyen.
Der
Aufbau
ging
kontinuierlich
weiter,
1936 konnte der erste
Hektar Kirchenland hinzu
gepachtet
und
ein
weiteres Grundstück zur
Erweiterung
der
Hoffläche
erworben
werden. Während der
Kriegsjahre
übernahm
Heinrich Garve, sen. die
Vor dem Hof 1925: v.l.: Elfried Arndt geb. Möller (2 Jahre), Oma Garve, Tante Fiederike,
Bewirtschaftung
des
Heinrich Grave jun. (ca. 16 Jahre – geb. 1906), Heinrich Garve sen. im Tor.
Betriebes und weiterer,
bis 1945 befristet gepachtete, 2,5 ha von der Familie Friedrich Sagebiel, Heyen.
Anfang der 50er Jahre konnte dann die Fläche von 9,5 ha Ackerland von Familie Friedrich Lücke
auf Erbpacht übernommen werden.
Die Familie von Heinrich Garve, sen.
wuchs und 1958 wurde das Wohnhaus
renoviert und im Anschluß gleich eine
Scheune mit zwei Garagen auf der
Hofstelle errichtet. Gemeinsam mit
seiner Frau Emma und den Söhnen
Heinrich, jun., Dieter, Gerhard und
Werner wurde 1961 auch noch ein
Laufstall für die Mast von 15 Bullen
errichtet. Darüber hinaus vergrößerte
man die Milchviehhaltung auf 16
Milchkühe und begann mit der
Sauenhaltung.
In den folgenden Jahren wurde die
Außenwirtschaft mit der Zupachtung
von Ländereien erweitert und der
Maschinenpark den Erfordernissen
angepaßt. 1962 wurde der erste
Schlepper mit einer Hydraulik und, in
Kooperation
mit
einem
zweiten
- 84 -
Chronik Heyen
Landwirt, ein selbstfahrender Mähdrescher angeschafft. Mitte der 60-er Jahre konnte Heinrich
Garve sen. weitere 1,5 ha Ackerland erwerben.
1969 übernahm der älteste Sohn, Heinrich Garve, jun., geboren 1937 in Heyen, den
landwirtschaftlichen Betrieb und konnte im selben Jahr gleich das Nachbargrundstück (Jacob) mit
Gebäuden kaufen. Die Gebäude wurden abgerissen und das eigene Haus um den Anbau eines
‚zweiten‘ Hauses erweitert. Zu Beginn der 80-er Jahre konnten wieder 1,25 ha Land gekauft
werden.
Das Interesse an der Landwirtschaft und die Maßgabe der Sicherung des Haupterwerbs durch die
Landwirtschaft, führten in 1983 die Entscheidung zur Spezialisierung auf Sauenhaltung herbei.
Bereits 1 Jahr später wurde mit dem Bau des modernen 100er Sauenstalls auf Gülle begonnen.
Die ganze Familie war an dem Aufbau tatkräftig beteiligt, nach Fertigstellung wurden das Milchvieh
und die Bullenmast aufgegeben und auch diese Ställe zu weiteren 20 Abferkelplätzen umgebaut.
Im Mai 1987 erkrankte Heinrich Garve, jun. schwer und verstarb im Alter von 51 Jahren im Mai
1989 an den Folgen seiner Erkrankung. Der Betrieb wurde noch vor seinem Tod, auf Wunsch der
Familie, am 01. Juli 1988 an seinen jüngeren Sohn, Eckhard, verpachtet.
Heute umfaßt der Betrieb ca. 160 Sauen und bewirtschaftet eine Fläche von 62 ha.
- 85 -
Chronik Heyen
10.15 Großkötner Nr. 49 - Wiemann
(heute: Twetje 1, Matthias Wiemann)
1675
1679
1710
1738
1740
1854
1926
bis
bis
bis
bis
bis
bis
bis
1679
1706
1733
1740
1854
1926
heute
Hermann Pieperschnieder
Fiet Zeddies von Börry
Hans Heinrich Piepenschnieder
Joh. Heinrich Piepenschnieder
4 Generationen Sagebiel
2 Generationen Weber
3 Generationen Wiemann
- 86 -
Chronik Heyen
10.16 Vollmeierhof Nr. 51 - Rother
(heute: Hauptstraße 12, Fam. Rother)
1664
1876
1903
1916
1930
1952
bis
bis
bis
bis
bis
bis
seit
1876
1903
1916
1930
1952
1984
1984
sechs Generationen Sagebiel
August Ludwig Rudolph Hundertmark
Friedrich Wilhelm Rudolf Hundertmark
Ernst Friedrich Wilhelm (aus Holzen)
Rudolf Hundertmark
Albrecht Rother
Eckard Rother
Der Hof Rother, Heyen, Hauptstr. 12 (Luftbild v. 1975)
Anspannung 1910 auf dem Hof Hundertmark (heute: Rother)
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Chronik Heyen
10.17 Halbmeier Nr. 43 - Lemke
(heute: Gönne 14, Ottmar Lemke)
1712
1843
um
bis
bis
seit
1677
1843
1883
1944
Joh. Heinrich Sünnemann
Familie Wessel
Ludwig Sporleder
3 Generationen Lemke
Hof Lemke Gönne 14 in den 60er Jahren.
Hof in der Hagenstraße – früher Winkelbauer, Wilhelm Sporleder Nr. 8
Der Betrieb wurde erstmalig 1677 in der Chronik erwähnt, damaliger Besitzer war Joh. Heinrich
Sünnemann. Von 1712 bis 1843 bewirtschaftete die Familie Wessel den Betrieb.
Von 1843 bis 1883 bewirtschaftete Ludwig Sporleder den Hof, 1883 übernahm sein Sohn, Heinrich
Conrad Ludwig Sporleder die Landwirtschaft. Dessen Tochter heiratete Friedrich Meyer aus
- 88 -
Chronik Heyen
Heyen. Deren Tochter Emma Meyer heiratete im Juli 1944 Wilhelm Lemke aus Bessinghausen, so
wurde aus dem Halbmeierhof 43 der Betrieb Lemke. Wilhelm Lemke erlag im Dezember 1944
seinen Kriegsverletzungen. Im Juni 1945 heiratete, sein aus der Kriegsgefangenschaft
zurückkehrender Bruder, Otto Lemke, die Witwe Emma Lemke. Otto Lemke musste in den
Nachkriegsjahren wie viele Betriebe von null an beginnen. Nach und nach nahm er alle zum
Betrieb gehörenden Flächen wieder in die Bewirtschaftung.
Die Bewirtschaftung der Flächen erfolgte mit Pferden und dem ersten Schlepper, einem Deutz mit
30 PS und Gitterrädern. Zu diesem Zeitpunkt bis ungefähr Mitte der sechziger Jahre gab es
mehrere Angestellte auf dem Betrieb, so z.B. das Flüchtlingsmädchen Martha, die als Magd
arbeitete und der Betriebsleiterin zur Hand ging. Dem Betriebsleiter halfen mehrere Angestellte bei
der Außenwirtschaft so z.B. H. Denker als Gespannführer und K. Müller.
Wie auch auf anderen Betrieben
gab es zahlreiche Saisonhelfer,
die in arbeitsreichen Zeiten
mitarbeiteten.
Mit einsetzender
Mechanisierung auf dem Hof
wurden auch die Arbeitskräfte
weniger, so gab es ab Mitte der
sechziger nur noch stundenweise
eingesetzte Helfer auf dem
Betrieb.
Die
einsetzende
Mechanisierung hatte auch zur
Folge, dass Maschinen mit
anderen Betrieben zusammen
angeschafft oder überbetrieblich
eingesetzt wurden. 1969 wurden
die Kühe auf dem Betrieb
abgeschafft, einer der Gründe
hierfür
war
der
schlechte
Milchpreis. Anstatt der bis dahin
gehaltenen Kühe entschied sich
der
Betriebsleiter
dafür
Ammenkühe
zu
halten.1973
brannte die Scheune auf dem Hof
ab. In den folgenden Jahren
entstand eine fast vollständig neue
Hofstelle. Zuerst der Neubau eines
Wohnhauses mit anschließendem
Abriss des alten Wohnhauses. Ein
neuer
Maschinenschuppen
entstand an der Stelle wo das alte
Wohnhaus gestanden hatte. Die
Ammenkuhhaltung wurde von der
Bullenmast auf Grund höherer
Rentabilität abgelöst.
Lieferung von 50 Ztr. Futtermittel bei Glatteis in der Twetje
1986 gab Otto Lemke den Betrieb an seinen Sohn Ottmar Lemke ab. Die Betriebsgröße belief sich
zu diesem Zeitpunkt auf 44 ha Ackerland und 4 ha Wiese. Es wurden 16 Mastbullen und über
Sommer zusätzlich noch 60 Mastschweine gehalten. Auf Grund des stark sinkenden Einkommens
in der Landwirtschaft und fehlender Zupachtflächen entschied sich Ottmar Lemke den Betrieb im
Nebenerwerb zu bewirtschaften. Hauptberuflich ging er weiter seiner Tätigkeit als
Betriebsschlosser nach. Sein Ziel war es, den Betrieb zu vergrößern und zu modernisieren, um ihn
später im Vollerwerb zu führen. Nach der Übernahme des Betriebes wurde der Mastbullenbestand
nach und nach auf Grund fehlender Kostendeckung abgestockt.
- 89 -
Chronik Heyen
Anstelle der Bullen wurden Mastschweine aufgestallt, die gemästeten Ferkel stammten zum
größten Teil aus Heyener Beständen. Die Schweine wurden auf Stroh gemästet, da ein Umbau der
Altgebäude auf Gülle nur mit einem erheblichen Kostenaufwand hätte realisiert werden können.
Die Zahl der Mastplätze wurde stetig ausgebaut von 90 im Jahr 1987 auf 130 im Jahr 1988. Der
elterliche Betrieb der Ehefrau von Ottmar Lemke, Anita Lemke geb. Hielscher, in Dohnsen wurde
1988 gepachtet, die Größe des Betriebes betrug 19 ha. Weitere Altpachtverträge dieses Betriebes,
über 9 ha, wurden ebenfalls übernommen. 1989 gingen die Flächen in Dohnsen in den Besitz von
Anita Lemke über. Somit hatte der Betrieb Lemke 1989 eine Eigenfläche von 67 ha, davon 6 ha
Grünland. Die Zupachtfläche betrug 13ha. In den folgenden Jahren wurden die Maschinen
modernisiert. Es wurden neue Schlepper angeschafft, die die 100 PS Grenze überschritten. Ein
neuer Drescher mit 4,30 m Schneidwerk wurde angeschafft, um die anfallenden Arbeiten im
Nebenerwerb zu bewältigen, ohne außerbetriebliche Arbeitskräfte einzusetzen.
Des Weiteren wurde die Schweinemast in Heyen kontinuierlich um weitere 60 Vormastplätze
erweitert. 1996 konnte der Betrieb weitere 30 ha Ackerland dazupachten. Der Betrieb hatte jetzt
eine Größe von 106 ha und einen Viehbesatz von 160 Mastschweinen. Trotz der zugepachteten
Flächen entschied sich der Betriebsleiter dafür, den Betrieb weiter im Nebenerwerb zu
bewirtschaften. Gründe für diese Entscheidung sind: Stagnierendes bzw. rückläufiges Einkommen
in der Landwirtschaft, ständig wechselnde Rahmenbedingungen in der Landwirtschaft, hoher
Investitionsbedarf auf Grund des schnellen Wachstums.
Der Betrieb Lemke hat in der
400
Zeit von 1996 bis heute noch
300
weitere Flächen und einen
200
Schweinemaststall in Bremke
100
dazugepachtet. Im Wirtschafts0
jahr 2003 beträgt die Fläche 123
1986 1987 1989 1996 2003
ha und der Viehbestand beläuft
sich auf 360 Mastplätze. Der
Betrieb wird, wie heute üblich, auf Grund der zu hohen Nebenkosten für
Schlagkraft der Maschinen, nur mit Familienarbeitskräften bewirtschaftet.
150
100
50
0
Mastplätze
Fläche (ha)
Helfer und der großen
Seit Mitte 2002 ist der Sohn Tobias Lemke als Wirtschafter auf dem Betrieb angestellt. Sein Ziel ist
es, den Hof in Zukunft wieder im Vollerwerb zu bewirtschaften.
- 90 -
Chronik Heyen
10.18 Landhandel - 80 Jahre - Von den Anfängen bis heute
(von Peter Klatt)
Mit dem Landhandelsgeschäft in Heyen ist der Name der Familie Scharpenberg untrennbar
verbunden. Rudolf Scharpenberg, der Vater des letzten Inhabers des Betriebs "Landhandel
Scharpenberg", war als junger Mann zunächst in der Landwirtwirtschaft beschäftigt und danach
nach Erwerb des Kanal- und Weserpatentes als Schiffsführer tätig.
Nach der Verheiratung mit Emma Ebeling aus Brockensen im Jahr 1923 musste er auf Wunsch
seiner pflegebedürftigen Eltern ganz nach Heyen zurückkehren.Ebenfalls 1923 baute er einen
Dreschschuppen, in dem er Lohndrusch stationär betrieb. Später eröffnete er zusammen mit
seinem Schwager Fritz Sorge einen Fuhrbetrieb. Der Geschäftsbereich umfasste stationäre und
mobile Lohndruscharbeiten auf den Feldern und Höfen mit 2 Dreschmaschinen und Holzsägen mit
einer fahrbaren Bandsäge. Als Zugmaschine für das Fuhrgeschäft wurde Ende der 30iger Jahre
ein 28iger Deutz, Baujahr 1936 eingesetzt.
Beim Lohndreschen tätigte der Betriebsinhaber die ersten Abschlüsse in den Bereichen
Getreidehandel und Handel mit landwirtschaftlichen Bedarfsgütern (Dünger, Saatgut, Futtermittel,
usw.) mit den Landwirten.
Nach dem Krieg trat Sohn Rudolf (geb. 1925) in die Firma seines Vaters ein. Vor dem Krieg hatte
er bei der Firma Reese in Bodenwerder Landhandelskaufmann gelernt. Nun konnte er das
Landhandelsgeschäft mit seinen Kenntnissen und Erfahrungen ausbauen. Im Januar 1951 starb er
bei einem Verkehrsunfall.
Sein jüngerer Bruder Heinrich musste die Ausbildung zum Bauingenieur an der Bauschule
Holzminden kurzfristig abbrechen und umgehend Aufgaben in der Geschäftsführung des
elterlichen Betriebes übernehmen.
1952 wurde ein
weiterer Schuppen
gebaut und im alten
Dreschschuppen
ein
Lager
eingerichtet,
weil
durch betriebliche
Entwicklungen
in
der Landwirtschaft
kein weiterer Bedarf
an
stationärem
Lohndrusch
bestand. Der neue
Schuppen
wurde
1954 - 1956 zum
Silolager mit einer
Durchlauftrocknung
(Trocknungskapazität
1,5
t/h)
ausgebaut.
Dreschschuppen erbaut 1954
1955 verheiratete sich Heinrich Scharpenberg mit Ruth Sörgel aus Heyen. 1958 erfolgte die
Geschäftsübernahme vom Vater. Von diesem Zeitpunkt an weitete der tatkräftige Inhaber das
Landhandelsgeschäft ideenreich aus. 1960 wurde das erste massive Silo mit einer Lagerkapazität
von 500 t in 15 Zellen errichtet.
- 91 -
Chronik Heyen
1964 folgte das 30 m hohe Betonsilo mit einer Lagerkapazität von 700 t. Zeitgleich wurde die
Trocknungskapazität durch eine moderne 6 t/h - Trocknung erhöht. Da die Lagerkapazität immer
noch nicht ausreichte, mussten zusätzlich Flachlager (ca. 850 t) angelegt werden.
1970 - 1971 wurde die
Niederlassung in Emmerthal
gegründet. In ihr erfolgte vor
allem der kostengünstigere
Umschlag der in Waggons
angelieferten Dünge- und
Futtermittel.
1975
wurden
noch
2
Stahlsilos mit je 1000 t
Lagerkapazität (Weizen) mit
der das Ortsbild prägenden
Höhe von 35 m gebaut. Bei
Ausnutzung aller Lagermöglichkeiten konnten nunmehr
über 6000 t Getreide und
Dünger eingelagert werden.
Landhandel um 1970
Nach einer schweren Erkrankung der Inhabers wollte er das Landhandelsgeschäft nicht mehr in
alleiniger Verantwortung in alter Form fortführen. Keiner der drei Söhne von Ruth und Heinz
Scharpenberg mochte in das Geschäft mit der Perspektive der Betriebsführung und der späteren
Geschäftsübernahme eintreten. Deshalb wurde der Betrieb von Heinrich Scharpenberg am
1.07.1978 an die Wirtschaftliche Landhandelsvereinigung, kurz "WLV", verkauft.
Der
Konzentrationsprozess
im
Landhandel war damit
nicht abgeschlossen.
Die WLV gibt es seit
drei Jahren auch nicht
mehr
im
Raum
Bodenwerder. Ab dem
1.01.2001 werden ihre
Lagerhäuser
in
Kemnade und Heyen
von der Raiffeisen
Hauptgenossenschaft
Nord AG betrieben.
Landhandel um 1990
- 92 -
Chronik Heyen
11 Besondere Flurstücke in Heyen
11.1
Die Sunder
Massives Stallgebäude auf der Sunder am Wegenser Weg, um 1830 gebaut, 1978 abgerissen.
Letzter Eigentümer: Friedrich Meyer, Kampstraße 5.
Ausspann auf der Sunder
Um Zeit und den Weg zum Hof und zurück (ca. 6 km) in der Mittagszeit zu sparen, erhielten die
Pferde in einer Steinkrippe im Stall ihr Kraftfutter. Den Gespannführern wurde rechtzeitig das
Essen – in der Regel ein guter Eintopf – zum Feldstall gebracht.
In der Heyener Feldmark gab es noch zwei weitere Ausspannställe.
11.2
Der Rhien
(Hermann Wiemann)
Etwa 0,8 km nordwestlich von Heyen befindet sich ein 2,9 ha großes Biotop, das vom Landkreis
Holzminden als besonders geschützter Bereich gemäß § 28a NNatG ausgewiesen ist:
Großflächiges Feuchtgebiet (Niedermoor) mit hoch anstehendem Grundwasser auf
anmoorigem Untergrund. Teilfläche 1 mit Röhrichten, Seggenriedern etc.; Teilfläche 2 mit ErlenBuchenwald bewachsen. Innerhalb der Flächen wechselnde Dominanzbestände.
Im 30-jährigen Krieg soll im Moor das Pferd eines Reiters eingesunken und nicht wieder
herausgekommen sein.
- 93 -
Chronik Heyen
Bis etwa 1935 gab es eine Moorstelle, in die ein
Mann eine lange Bohnenstange hineindrücken
konnte, ohne auf Grund zu kommen. Diese
Gefahrenstelle wurden mit einer Betonplatte
abgedeckt und Erde darüber geschoben.
Versuche, Teile des Moores zu dränieren, sind
aber immer wieder fehlgeschlagen, weil sich die
Rohre nach wenigen Jahren zugesetzt haben.
Das Feuchtgebiet wird von einem großen Graben geteilt, der das Wasser der westlich von Heyen
gelegenen Feldmark aufnimmt und in die Ilse ableitet.
Im Landkreis Holzminden befindet sich nur im Solling ein weiteres Niedermoor.
11.3
Der Weinberg
(Hermann Wiemann)
Wahrscheinlich
wurde
in
früheren Zeiten am Südhang des
Weinbergs Wein angebaut. Es
ist
durchaus
möglich,
an
geschützten Lagen Weinreben
zu ziehen und in guten,
sonnenreichen Jahren von den
Trauben trinkbaren Wein zu
produzieren. Noch bis etwa zum
zweiten
Weltkrieg
pflegte
Wilhelm
Wessel,
auch
Rosengärtner genannt, etwa 30
bis
50
Weinstöcke
am
südwestlichen
Hang
des
Bornbrinkes.
- 94 -
Chronik Heyen
Nach Aussagen von Friedrich
Weber pflanzte vor 100 Jahren
(um 1900) der Pastor Adolf
Runge, Pfarrer zu Heyen und
Frenke, auf dem Weinberg
Kirschen
und
Zwetschenbäume.
Von
Hermann Wiemanns Vater, der
1927 die Plantage pachtete,
wurden
weitere
40
Zwetschenbäume
gepflanzt.
Die Kirschen, überwiegend
frühe, weiche Sorten, werden
heute weitgehend von Staren
„geerntet“.
Von dem heute überalterten
Baumbestand werden leider
zunehmend Jahr für Jahr einige Bäume von Winterstürmen zerbrochen.
11.4
Weinanbau in Heyen
(Wilhelm Meyer)
In Heyen wurde vor über 100 Jahren ein Weißwein gekeltert. Am sonnigen Südhang des
Bornbrinks – vor dem Großen Knapp – reiften die Trauben an stämmigen Rebstöcken heran.
Dieser kleine Weinberg mit seiner Obst- und Kirschenplantage wurde noch bis 1957 vom Landwirt
Wilhelm Wessel, geb. 1889, bewirtschaftet.
Aquarell von Wilhelm Wessel
- 95 -
Chronik Heyen
Das Aquarell bestätigt den Weinbau in Heyen. Es wurde 1902 von Wilhelm Wessel, geb. 1868 in
Heyen, gemalt. Der Hobbymaler, ein Onkel des o. g. Bornbrinkbesitzers, war Lehrer in
Braunschweig. Er verstarb 1944. Rechts im Vordergrund wachsen die Rebstöcke. Im Tal liegt
idyllisch das Oberdorf von Heyen mit dem Wehrturm der St. Ursula Kirche. Das Original befindet
sich im Haus Dasper Str. 5 bei Familie Loch / Willmer.
Wilhelm Wessel hatte den Betrieb von seinem Vater übernommen und pflegte mit Sorgfalt und
Freude den Weinberg weiter. Bei mäßigen Erträgen erzeugte er fruchtige Weißweine. Etwa 200
Flaschen pro Jahr. Der liebliche Rebensaft wurde stets gelobt. Mein Vater, ein Cousin des
Winzers, berichtete mir früher einmal, dass er in seinen jüngeren Jahren oft zur Weinprobe
eingeladen wurde. Einen sogenannten Drei – Männer – Weserwein (wenn einer ihn trank, müssen
ihn zwei andere stützen, damit der Trinker den sauren Wein ertragen konnte) soll es bei Wessels,
Bacchus sei Dank, nicht gegeben haben.
Die Eheleute Wessel haben 1960 den Besitz in Heyen verkauft und sind nach Goslar am Harz
übersiedelt, da der einzige Sohn im 2. Weltkrieg gefallen war.
- 96 -
Chronik Heyen
12 Unwetter in Heyen
12.1
Hochwasser Esperder Straße 1936
Nach einem starken Regenschauer stand die Esperder Straße unter Wasser.
- 97 -
Chronik Heyen
12.2
Unwetter in der Nacht vom 30.04. auf den 01.05.1955
Aufräumarbeiten in der Kampstraße. V.l. Hans Roth, ?, Heinz Battmer
- 98 -
Chronik Heyen
13 Gemeinde Heyen
13.1
Standesbeamter in Haus Nr. 36, heute Zieseniß, Gönne 10
Auflistung der Standesbeamten in Heyen (soweit bekannt)
Standesämter gab es seit 1876. Anfangs hatte Heyen kein Standesamt und gehörte von 1876 bis
1879 zum Standesamt Halle. 1880 bekam Heyen ein eigenes Standesamt.
Die Standesbeamten waren:
April
Feb.
März
Juli
April
Feb.
Sept.
1883
1897
1901
1936
1947
1962
1962
bis
bis
bis
bis
bis
bis
bis
bis
März
Jan.
Feb.
Juni
März
Jan.
Aug.
Dez.
1883
1897
1901
1936
1947
1962
1962
1972
Friedrich Grave
Rudolf Hundertmark
Wilhelm Sagebiel
Carl Sagebiel
Wilhelm Wessel
Erich Zieseniß
Rudolf Hundertmark (Vertreter)
Albrecht Rother
Seit der Gebietsreform wird das Standesamt Heyen, seit dem 1.1.1973, wie auch alle anderen
Standesämter der Samtgemeinde Bodenwerder, von der Samtgemeindeverwaltung weiter geführt.
- 99 -
Chronik Heyen
13.2
Wasserversorgung in Heyen
(Albrecht Rother)
Bis zum Bau der zentralen Wasserleitung für Heyen in den Jahren 1936 bis 1938 musste die
Bevölkerung für das benötigte Wasser im Ort selbst sorgen. So befanden sich bis dahin auf allen
Gehöften und vor Häusern meist eigene Brunnenanlagen. Das Wasser wurde mit an Ketten
befestigten Eimern aus den tiefen Brunnen mit der Hand „hochgedreht“. Später konnte mit
Schwengelpumpen das Wasser gefördert werden. Vereinzelt wurden auch, nachdem die
Elektrizität ihren glorreichen Einzug gehalten hatte, auf den Höfen selbsttätige elektrische
Pumpanlagen gebaut. Sie pumpten das Wasser aus den Brunnen in große, meist auf den Böden
befindliche Fässer. Aus diesen floss dann das Wasser im freien Fall zu den Abnahmestellen in
Haus und Stall.
Bei großer Trockenheit und im Notfall wurde auch Wasser aus dem an der Dasper Straße bei den
„Kinderbrunnen“ entspringenden Wasserlauf entnommen. Das ganze Jahr über führt noch heute
dieser Graben Wasser und plätschert durch den Pfarrgarten und weiter von Süd nach Nord
entlang der Dorfstraße durch den ganzen Ort. Die Beeke (der Bach) war oberflächig offen. An
mehreren Abschnitten waren Stauschieber eingebaut. So konnte das Wasser als Viehtränke und
als Löschwasserentnahme genutzt werden, ebenso aber auch als Brauchwasser im Haus.
Für Feuerlöschzwecke befand sich auf einem damaligen Gemeindegrundstück vor dem alten
Spritzenhaus in der Esperder Straße (jetzt Familie Herzog, Esperder Str. Nr. 7) ein
Wasserreservoir. 1878 verkaufte die Gemeinde dieses Grundstück an den Holzhändler und
Brinksitzer Gömann. Der neue Eigentümer baute ein Wohnhaus auf das Grundstück. Im
nachhinein stellte sich jedoch heraus, dass der Verkauf kein guter Weg war. Die
Löschwasserversorgung war nun gefährdet, da die Anstauungen im Dorfbach nicht ausreichten.
Um die Wasserversorgung im Oberdorf zu sichern, bauten in den Jahren 1859/60 einige Bewohner
im Oberdorf eine Wasserleitung in eigener Regie. Vom oben erwähnten Bachlauf an der Dasper
Straße wurde ein Teil des Wassers in meterlangen Tonrohren aufgefangen, abgeleitet und zu
anfangs drei Zapfsäulen, den sogenannten Posten (Pfosten), zugeführt. Die Posten befanden sich
auf den Grundstücken Sporleder (heute Lemke, Gönne 14), Willmer (heute Tischlerei Zieseniß,
gegenüber Gönne 10) und dem Pfarrhof (Gönne 5). In Satzungen mit genauen Bestimmungen
wurden die Aufgaben und Pflichten der Nutznießer dieser Wasserleitung festgelegt. Federführend
war der damalige Pastor Runge. Seit 1926 wird aus dieser Leitung die damals neuangelegte
Löschwasser-Zisterne (Fassungsvermögen 36 m³) gespeist. Sie befindet sich noch heute in voller
Funktion und liegt an der Gönne / Einmündung Twetje. Die Posten wurden um etwa 1955
abgebaut.
1927 beklagten sich die Bewohner im Dorfausgang nach Esperde in einem Schreiben an die
Gemeinde über die schlechte Qualität ihres Wassers und baten für Abhilfe zu sorgen. Alle
Bemühungen der Gemeinde, eine einheitliche und gemeindeeigene Wasserversorgung zu
bekommen, blieben leider ergebnislos.
Eine Lösung brachte erst der anfangs erwähnte Bau der Wasserleitung. Nach Gründung eines
überörtlichen Wasserverbandes um 1930, zu dem zwölf Ortschaften gehörten, wurden dann in den
Folgejahren Hochbehälter und zentrale Wasserleitungen gebaut. Der Gründung des Verbandes
gehörten die Orte Dielmissen, Halle, Heyen, Hunzen, Kirchbrak, Kreipke, Lüerdissen, Ölkassen,
Scharfoldendorf, Tuchtfeld, Wegensen und Westerbrak an. Heyen wird vom Hochbehälter in
Kreipke versorgt. Der Verband wurde zunächst vom Landkreis Holzminden geleitet.
Nach Kriegsende 1945 kam es mehrfach zu Engpässen in der Wasserversorgung. Durch Zuzug
von Evakuierten, Flüchtlingen und Vertriebenen, durch Aufstockung der Viehbestände, durch
wachsende Ansprüche der Bevölkerung in Hygiene und besonders wegen unkontrollierbarer,
leichtsinniger und unüberlegter Wasserentnahme entstand ein großer Mehrverbrauch. Die
dadurch, besonders in den trockenen Sommermonaten, bedingte Wasserknappheit führte nicht
- 100 -
Chronik Heyen
selten zu Disputen und Differenzen zwischen Bevölkerung und den verantwortlichen Angestellten
des Verbandes.
Mit dem Einbau von Wasserverbrauchszählern, den Wasseruhren, verringerte sich zusehends der
Wasserverbrauch. In den Jahren wurde die Wasserversorgung jedoch stets ausgeweitet und das
Rohrnetz verbessert, so dass die Versorgungsstörungen stark rückläufig sind. 1961/62 wurden die
Brunnen Wabachtal (an der Straße Kirchbrak / Ölkassen) und Kirchbrak erschlossen.
Der heutige Wasserverband
Ithbörde
in
Dielmissen wurde 1973
von den Samtgemeinden
Bodenwerder
und
Eschershausen gegründet und versorgt die Orte
in diesen Gemeindegebieten und darüber
hinaus. Ständige Fusionen
mit
anderen
Gemeinden haben den
Wasserverband zu einem
bedeutsamen
Wirtschaftsunternehmen
geformt. Heute wird auch
die Abwasserentsorgung
mit betreut.
Wasserentnahme aus dem Brunnen auf dem Hof Zeddies um 1926
Seit dem Bau eines großen Hochbehälters im Hils bei Kaierde 1975, kommt es im Einzugsgebiet
des Wasserverbandes Ithbörde/Weserbergland (WVIW) zu keinen nennenswerten Engpässen in
der Wasserversorgung mehr. Anmerkung: unser Wasser hat den Härtegrad um 8, ist für alle
Haushaltsmaschinen gut geeignet, und es schmeckt vorzüglich.
13.3
1946 – Ein Jahr Kommunalarbeit in Heyen nach dem Krieg
(Reinhard Meyer)
Auszüge aus dem Protokollbuch der Gemeinde Heyen:
Erster Beschluss am 22.3.1946: „Wurde der Bürgermeister vom Gemeinderat beauftragt, den
Schulrat in Holzminden zu benachrichtigen, die Lehrerstelle in der Gemeinde Heyen wieder zu
besetzen.“
Auch in den weiteren Protokollen wurde später noch auf die Einstellung einer Lehrerkraft
hingewiesen. Aufgrund der Raumnot, sowohl in der Schule als auch an Wohnraum, konnte nur ein
lediger Lehrer eingestellt werden. Beantragt wurde zu einem späteren Zeitpunkt ein lediger
katholischer Lehrer, der auch den katholischen Religionsunterricht übernehmen konnte, für den
bisher jemand aus Bodenwerder angefordert worden ist, der auch bezahlt werden musste.
06.04.1946
In den Schulvorstand wurde Hermann Battmer wiedergewählt, für Wilhelm
Waßmann und Hermann Möller Nr. 90 wurden Karl Tiele und Karl Fischer neu
gewählt. Auf Veranlassung des Bürgermeisters wurde den Gemeindearbeitern der
ortsübliche Lohn der auswärtigen Industriearbeiter gewährt. 70 Pf. pro Stunde, bei
Wassergräben aufmachen ein Zuschlag von 25%.
17.04.1946
Es wurde ein Haushaltsplan vorgelesen und ohne jegliche Einwendungen für gut
befunden.
- 101 -
Chronik Heyen
29.04.1946
Kindergarten: ..... wurde vom Gemeinderat einstimmig beschlossen, dass kein
Raum für den in Frage kommenden Kindergarten zu beschaffen sei, weil alle
Räume für die zu erwartenden Ostflüchtlinge bereitgehalten werden mussten.
07.05.1946
Da das Brennholz im Heyener Wald nicht ausreicht, werden in der Ottensteiner
Forst Brennholzeinschläge vorgenommen. Nur wer bereit war, sich an diesen
Arbeiten zu beteiligen, hatte Anspruch auf Brennholz. Als Arbeitslohn wurden pro
Tag 5 Reichsmark gezahlt. Für die Beförderung der Leute durch Traktoren wurden 8
Reichsmark bezahlt.
24.05.1946
Beratung des Haushaltsplans 1946/47: ... die für die Fürsorge, Feuerwehr, Schule
und einige kleinere Posten angesetzten Beträge sollen gekürzt und die dadurch
gewonnenen Summen dem Wegebaukonto zugeführt werden. Im Übrigen wurde
der Haushaltsplan einstimmig angenommen. Die Haushaltssatzung wurde
folgendermaßen festgelegt:
Grundsteuer für land- und forstwirtschaftlichen Betrieb:
Hebesatz 140 v.H.
für die übrigen Betriebe:
Hebesatz 85 v.H.
Gewerbesteuer nach dem Gewerbeertrag und dem
Gewerbekapital:
Hebesatz 280 v.H.
16.07.1946
Festsetzung der Fuhr- und Arbeitslöhne am Neuen Wege: ... wurden die Fuhrlöhne
pro Tag für 1 Pferdegespann auf 14,50 Reichsmark festgelegt, für Traktor pro Tag
40 Reichsmark. Die Stundenlöhne durchschnittlich 60 Pfg., diese vom Gemeinderat
festgelegten Löhne sollen in Zukunft nicht bindend sein, ein Pflichttag wird jedem
von den Arbeitstagen nicht bezahlt, diejenigen Personen, die nicht an der Arbeit
geholfen haben, sollen 1 Tag in der Gemeinde arbeiten oder 2 Tage den in Frage
kommenden Lohn an die Gemeinde erstatten.
16.08.1946
Einstellung der Gemeindeschwester: ... die Einstellung einer Gemeindeschwester
wurde vom Gemeinderat abgelehnt, zur Begründung gab der Bürgermeister
folgende Auskunft: bei der jetzigen schwierigen Finanzierung des Kreises sowie der
Gemeinden, wäre es nicht möglich, hierzu noch Gelder bewilligen zu können.
Antrag vom Sportverein Heyen wegen Beschaffung eines Sportplatzes: ... zur
Schaffung eines Sportplatzes wurde vom Gemeinderat der Plan des Besitzers
Friedrich Wessel unter dem Dorfe in Vorschlag gebracht. Der Bürgermeister will den
Besitzer Friedrich Wessel über den Beschluss des Gemeinderates in Kenntnis
setzen. Das Obst an den Gemeindestraßen soll abgepflückt werden und dann durch
die Verkaufsstelle verteilt werden.
04.10.1946
Wahl des Bürgermeisters und dessen Vertreter: ... wurde der bisherige amtierende
Bürgermeister Fr. Sorge einstimmig wiedergewählt und als dessen Stellvertreter der
Landwirt Wilhelm Sporleder. Wurde als Schreibkraft Heinz Loges bestimmt. Als
Aufwandsentschädigung wurden pro Jahr festgesetzt:
Bürgermeister:
Schreibkraft:
Kassenverwalter:
Standesbeamter:
500 Reichsmark
1320 Reichsmark
600 Reichsmark
120 Reichsmark
Heinrich Seelemeyer
Erich Zieseniß
Nachtrag: ... wurde für eine Fahrt nach Holzminden 15 Reichsmark festgesetzt.
Darüber hinaus kann keine höhere Forderung gestellt werden.
05.12.1946
... wurde Wilhelm Hilmer als Ortsjugendbetreuer vorgeschlagen. ... zum
Erwachsenenausschuss wurden Probst Namenhauer, Lehrer Rothkamm, Josepf
Völlings und Elfriede Arndt vorgeschlagen. ... zum Ausschuss für Arbeitseinsatz
wurde Wilhelm Tiele für die Gewerkschaft, Fräulein Jutta Lenz für das Familienwerk
und Hermann Reese, Stellmachermeister, für das Handwerk, gewählt. Die
Vorgeschlagenen wurden auch gewählt.
- 102 -
Chronik Heyen
13.4
Protokoll über die Gemeinderatssitzung
(22.03.1946 – 8:00 Uhr – abends - in der Wohnung des Bürgermeisters)
Abschrift:
Tagesordnung.
1. Pkt. Betr. Beschlussfassung einer Lehrkraft
2. Pkt. Antrag auf Grabenreinigung unterm Dorfe
3. Pkt. Beschlussfassung wegen Pflasterung der Straße beim Bürgermeister sowie
Bürgersteigbelag mit Platten in „Im Breite“.
4. Pkt. Bürgermeisterwahl
5. Pkt. Verschiedenes
Zu Pkt. 1
Wurde der Bürgermeister vom Gemeinderat beauftragt, den Schulrat in Holzminden
zu benachrichtigen, die Lehrerstelle in der Gemeinde Heyen wieder zu besetzen.
Zu Pkt. 2
Wurde vom Gemeinderat beschlossen, die Grabenreinigung zwischen den Weiden
von Henneke und Grave vor zu nehmen> Henneke u. v. (und vom) Graveschen
Hofe jetziger Pächter Heinrich Lohmann sollen in Kenntnis gesetzt werden, um
einige Tage mit zu helfen, dass die Grabenreinigung schnell durchgeführt werden
kann.
Zu Pkt. 3
Wurde die Pflasterung und der Bürgersteigbelag mit Platten von Seiten des
Gemeinderats genehmigt und soll so schnell wie möglich Erledigung finden.
Zu Pkt. 4
In Vorschlag zum Bürgermeister wurde Friedrich Sorge gebracht. Unter der
Voraussetzung, dass ihm eine Hilfskraft bis auf weiteres gestellt wird, eine örtliche
Aussprache mit der Kreisverwaltung wird erwünscht.
Zu Pkt. 5
Vom Gemeinderatsmitglied Fr. Sorge wurde der Antrag gestellt, in der Gemeinde
noch 2 Mann zu beschäftigen, die mit an den Wegen u. Gräben arbeiten, um die
Wege und Ländereien trocken zu legen, dieser Antrag wurde vom Gemeinderat
einstimmig bejaht. In Erwägung wurde die Kanalisierung am Graveschen
Grundstück gebracht, es wurde beschlossen einen Bassin anzulegen, um bei
Feuerausbruch auch Wasser entnehmen zu können.
v.g.u.u.
(vorgelesen genehmigt und unterschrieben)
Heinrich Seelemeyer
Schriftführer
13.5
Aug. Loges
Bürgermeister
Aus dem Protokollbuch der Gemeinde Heyen ab 1946
22.03.1946
Friedrich Sorge wird Bürgermeister nach August Loges (siehe Protokoll im Anhang)
06.04.1946
Erich Zieseniß wird Standesbeamter, Stellvertreter Karl Battmer
06.02.1947
Schulvorstand: Wiederwahl Hermann Battmer, Karl Tiele und Karl Fischer Neue
Gehälter: Bürgermeister 400,00 Mark, Schreibkraft 1.320,00 Mark, Kassenverwalter
600,00 Mark und Standesbeamter 200,00 Mark jährlich.
- 103 -
Chronik Heyen
02.04.1947
Haushaltsplan: 37.661,79 Mark im ordentlichen Haushalt und 10.000,00 Mark im
außerordentlichen Haushalt.. Steuern: Grundsteuer A 150 %, Grundsteuer B 85 %
und Gewerbesteuer 280 %.
25.04.1947
Fritz Sorge wird ab 1.7.47 für 10 Jahre Gemeindedirektor und Wilhelm Sporleder für
10 Jahre Bürgermeister, Stellvertreter: Hermann Möller Nr. 77, Wilhelm Tiele wird
Gemeinderatsmitglied
08.07.1947
Wohnungsausschuss: Wilhelm. Sporleder (Nr. 3), Platzeck, Hermann Möller (Nr. 77)
und H. Schmidt (Nr. 57). Der Name von Erich Zieseniß erscheint als Ratsmitglied.
04.09.1947
Finanzausschuss: Wilhelm Sporleder, Fritz Sorge, Wilhelm Tiele und Rudolf
Scharpenberg jun. Wilhelm Kurlbaum wird als Ratsmitglied erwähnt.
Ortsernährungsausschuss: als Erzeuger der Ortslandwirt Hermann Wiemann,
Bürgermeister Sporleder und H. Lohmann, als Verbraucher Gemeindedirektor
Sorge, Wilhelm Tiele und Wilhelm Kothe. Beratendes Mitglied Otto Winkler.
Wiemann erscheint als Ratsmitglied.
06.11.1947
Schöffen: Heinrich Spraktis und Karl Battmer, Geschworene: Hermann Meyer (Nr.
25) und Hermann Möller (Nr. 90), H. Seelemeyer und Karl Battmer erscheinen als
Ratsmitglieder. Insgesamt 7 Ratsmitglieder.
28.11.1947
Verbraucherausschuss: Wilhelm Sporleder (Nr. 3), R. Platzeck (Nr. 78), Hermann
Tiele (Nr. 70), Wilhelm Tiele (Nr. 46) und Helene Winkler (Nr. 23).
23.02.1948
Für Hermann Wiemann wird Heinrich Lohmann Ortslandwirt. Kontrollausschuss für
das Speisekammergesetz: Wilhelm Sporleder, Hermann Möller Nr. 77 und R.
Platzeck.
19.04.1948
Antrag von Fritz Wessel auf Verlängerung der Jagdpacht wurde abgelehnt bis neue
Bestimmungen über die Jagdverpachtung herausgegeben sind. Basener erscheint
als Ratsmitglied.
11.10.1948
Hermann Möller und W. Baxmann erscheinen als Ratsmitglieder. Beschluss:
Einberufung einer Jagdinteressenten-Versammlung, die dabei einen Jagdvorstand
zu bilden hat.
13.12.1948
Wilhelm Sporleder wird zum Bürgermeister wiedergewählt. Heinrich Lohmann wird
Stellvertreter. Ernährungsausschuss: Friedrich Feuerhake, H. Lohmann und
Wilhelm Sporleder als Erzeuger und Otto Winkler, Wilhelm Tiele und Fr. Sorge als
Verbraucher. Wohnungsausschuss: O. Basener, W. Pollack und R. Platzeck als
Vertreter der Neubürger, W. Hilmer , W. Sporleder und H. Seelemeyer als Vertreter
der Einheimischen.
03.03.1949
Herbert Kienitz wird für Platzeck zum Flüchtlingsbetreuer gewählt. Diekmann und
Basener erscheinen als Ratsmitglied ??
12.05.1949
Herr Heineke erscheint als Ratsmitglied. Grundsteuer A von 140 % auf 165 %,
Grundsteuer B von 85 % auf 110 % und Gewerbesteuer von 280 % auf 300 %
erhöht.
09.06.1946
Ludwig Möller wird in die Brandschaukommission gewählt
29.06.1949
Heineke tritt zurück, Diekmann erhält das Mandat.
23.09.1949
Vorschlag für Schöffen; Wilhelm Henneke und H. Wiemann Vorschlag für
Geschworene: Karl Möller (Nr. 61) und Wilhelm Sporleder (Nr. 8). Einstimmiger
- 104 -
Chronik Heyen
Misstrauensantrag des Gemeinderates gegen den Wohnungsausschuss. Neuwahl
bei der nächsten Sitzung.
10.01.1950
Franz Hollstein erscheint als Ratsmitglied Wiederwahl von Wilhelm Sporleder zum
Bürgermeister und H. Lohmann zum Stellvertreter. Wohnungsausschuss: A.
Diekmann, O. Basener, W. Hilmer, H. Kienitz, Fr. Hollstein und Wilhelm Sporleder.
30.03.1950
Wilhelm Wulf erscheint als Ratsmitglied. Wiederwahl des Schiedsmannes H. Möller
(Nr. 90) bis 31.3.53 Wiederwahl des Stellvertreters E. Zieseniß bis 31.3.53.
05.05.1950
Wilhelm Sporleder (Nr. 3) wird als Gemeindebrandmeister bestätigt.
08.05.1950
Beschluss: Neubau einer Schule
02.06.1950
Wohnungsausschuss wird aufgelöst, der gesamte Rat übernimmt die Aufgabe.
03.10.1950
Schöffen und Geschworene wie bisher wieder vorgeschlagen
18.10.1950
Beschluss: Für den Schulneubau evtl. Friedrich Wessel und Wilhelm Sporleder (Nr.
8) zu enteignen. (Gebäude am Neuen Weg Hof- und Gartenland ?).
11.12.1950
Wiederwahl Wilhelm Sporleder zum Bürgermeister. Wiederwahl Heinrich Lohmann
zum Stellvertreter
31.03.1951
Bildung eines Steuerausschusses: Gemeindedirektor Sorge, Rudolf Hundertmark,
Karl Sorge (Nr. 80) und Karl Tiele (Nr. 41)
24.04.1951
ab 1.4.51 erhält der Gemeindedirektor mtl. 140,00 DM, der Kassenwart mtl.105,00
DM, der Standesbeamte jährl. 225,00 DM
25.06.1951
Der Gemeindearbeiter Wilhelm Waßmann bekommt 1,15 DM/Std. Anschaffung
einer Bundesflagge für die Schule wird beschlossen.
25.10.1951
Mit 7 Ja-Stimmen bei 2 Enthaltungen soll nach Fertigstellung der Straße (welcher?)
eine Abschlussfeier veranstaltet werden, Höchstbetrag: 225,00 DM, Landrat,
Oberkreisdirektor und Baurat sollen eingeladen werden.
07.12.1951
Frau Lameck erhält für die Schulreinigung mtl. 20,00 DM. Hundesteuer: 1. Hund =
8,00 DM, 2. Hund = 12,00 DM, jeder weitere Hund 18,00 DM. Wilhelm Sporleder
zum 4. Male Bürgermeister und Heinrich Lohmann Stellvertreter.
01.02.1952
Friedrich Wessel bekommt für den Sportplatz jährlich 80,00 DM Pacht. Ausschuss
für Wohnraumabgabe: Fr. Feuerhake, Wilhelm Sporleder, Carl Fischer und Karl
Tiele.
18.04.1952
Schwesternstation erhält für 1952 einen einmaligen Betrag von 75,00 DM. Wulf,
Hilmer, Hollstein, Lohmann und Tiele sind Ratsmitglieder.
09.07.1952
Diekmann und Basener Ratsmitglieder. Vorschlag Schöffen: W. Henneke und H.
Wiemann. Vorschlag Geschworene: Karl Möller und W. Sporleder (Nr. 8).
Schulreinigung: Frau Lameck 25,00 DM/Monat Wahl eines Schulausschusses:
Hilmer sowei die Lehrer Weber, Kupfer und Kwittek.
11.09.1952
Wahlleiter Heinrich Lohmann, Vertreter August Peter
01.12.1952
Neue Ratsmitglieder werden eingeführt. Danach muss zwischen dem 31.10. und
1.12.52 eine Wahl stattgefunden haben. Ratsmitglieder: Wilhelm Sporleder,
Hermann Reese, W. Wulf, H. Maaß, A. Loges, R. Hundertmark, M. Dragon, Basener
- 105 -
Chronik Heyen
und Tiele. Basener leitet als ältestes Ratsmitglied die Bürgermeisterwahl: Wilhelm
Sporleder Wiederwahl zum Bürgermeister, Hermann Reese Stellvertreter.
16.02.1953
Beschluss: Schulneubau durchzuführen. Ab 1.4.52 Grundsteuer A 185 %, B 135 %
und Gewerbesteuer 300 %.
15.03.1954
Ratssitzung erstmalig bei Gastwirt Dröge. Die Handarbeitslehrerin, Frau Tilla Sorge,
erhält 3,20 DM/Std., ca. 80 Std. im Jahr werden veranschlagt. Ausschuss zur
Verhütung von Schaden durch Bespritzung der Pflanzen: Vertreter der
Landwirtschaft Rudolf Hundertmark und Vertreter von Obst- und Gartenbau: Helmut
Sporleder. Bau eines Feuer-Löschwasser-Bassins wird geplant.
01.04.1954
Ordentlicher Haushaltsplan: 54.922,00 DM in Einnahme und Ausgabe.
Außerordentlicher Haushaltsplan 185.000,00 DM in Einnahme und Ausgabe.
09.07.1954
Vorschlag Schöffen: Wilhelm Henneke und H. Wiemann Vorschlag Geschworene:
K. Möller und Wilhelm Sporleder
29.07.1954
Schulneubau wird vergeben: Maurerarbeiten Schule: Beye, Hajen, Lehrerhaus:
Böker, Hehlen, Zimmerarbeiten Schule: Sievers, Börry, Lehrerhaus: Krohne,
Dohnsen Steinarbeiten: Wiegand, Westerbrak Dachdeckerarbeiten: Mönkemeier,
Schmiedearbeiten: Battmer, Klempnerarbeiten: Wellner, Börry
15.10.1954
Für das Richtfest der Schule stellt die Gemeinde 500,00 DM zur Verfügung. Ab
1.1.54 erhält der Gemeindediener 1,35 DM/Std.
13.12.1954
Bürgermeister Sporleder und Vertreter Reese: Wiederwahl. Der bisherige
Jagdpächter Wilhelm Henneke erhält die Jagd für weitere 9 Jahre. Preis 500,00
DM/Jahr. Preissteigerungen und Währungsschwankungen müssen einkalkuliert
werden.
25.04.1955
Basener und H. Maaß im Finanzausschuss. Wegebauausschuss: W. Sporleder,
Reese, Hundertmark und Tiele
20.05.1955
Reese und Basener im Verwaltungsausschuss, Tiele Stellvertreter.
10.12.1955
Rudolf Hundertmark wird stellvertretender Standesbeamter
04.04.1956
Gemeindedirektor erhält ab 1.4.56 im Monat 170,00 DM Aufwandsentschädigung,
Gemeindediener Waßmann ab 1.7.56 1,60 DM/Std.
06.08.1956
Erich Zieseniß wird Schiedsmann, Vertreter Hermann Maaß.Schöffen: Henneke und
Wiemann, Geschworene: Karl Möller und W. Sporleder (3)
16.11.1956
16.11.56
Ratsherr Hermann Reese sen. ist verstorben Ratsmitglieder (?):
Wilhelm Sporleder, Ludwig Lindemann, Basener, Maaß, Hundertmark, Hilmer,
Loges, Hermann Möller. Bürgermeister: Wilhelm Sporleder, Vertreter L. Lindemann.
Fritz Sorge für 6 Jahre zum Gemeindedirektor gewählt. Verwaltungsausschuss:
Bürgermeister Sporleder, Basener, Maaß. Wegebauausschuss. Bürgermeister
Sporleder, Hundertmark, Hilmer. Finanzausschuss: Bürgermeister Sporleder,
Hundertmark, Loges. Hermann Möller erstmalig Ratsherr.
29.05.1957
Haushaltsplan: 50.590,00 DM in Einnahme und Ausgabe
24.01.1958
Sirene soll angeschafft werden
17.03.1958
Haushaltsplan: 54.480,00 DM in Einnahme und Ausgabe Hundesteuer: 12,00
DM/Jahr
- 106 -
Chronik Heyen
11.07.1958
Antrag Rother wegen Räumung des Grenzgrabens 360 (Rhien). Gemeinde
verpflichtet sich, 50 % der Kosten zu übernehmen, siehe 26.2.59 und 30.3.60.
Schöffen und Geschworene wie bisher.
23.09.1958
Friedrich Wessel erhält den Sportplatz zurück.
22.10.1958
Schulleiter Weber wird Ratsherr.
15.04.1959
Haushaltsplan: 61.149,00 DM in Einnahme und Ausgabe.
11.09.1959
Gemeindediener Waßmann erhält ab 1.9.59
1,90 DM/Std. Zieseniß als
Schiedsmann und Hermann Maaß als Vertreter für 3 Jahre gewählt.
16.12.1959
Gemeindedirektor erhält 200,00 DM/Monat Beschluss: Wenden, Drehen und
Befahren bei Feldarbeiten auf Gemeindewegen wird verboten.
30.03.1960
Grundsteuer A 200 %, B 150 % und Gewerbesteuer 300 %. Haushalt: 65.940,00
DM in Einnahme und Ausgabe. Zum Antrag Rother (11.7.58): Zur Räumung und
Unterhaltung des Grenzgrabens 360 (Brockensen – Rhien) übernimmt die
Gemeinde 50 % der Kosten.
16.08.1960
Schöffen Henneke und Wiemann Geschworene: Wilhelm Sporleder und Karl Möller.
Für die Kommunalwahl am 23.10.60 wird H. Seelemeyer Wahlleiter und W.
Henneke Vertreter. Waßmann erhält ab 1.8.60 2,00 DM/Std.
28.09.1960
Wahlausschuss-Beisitzer: G. Weber, H. Loges. G. Diekmann, A. Stelzer, H.
Wiemann und August Peter. Wasserverband übernimmt Pfingstangergraben. (Diese
Aussage ist falsch. Richtig muss es heißen: Beitritt zum Ilse-Hamel-Verband. Der
Verband übernimmt die Unterhaltung des Grabens von Plantage Scharpenberg am
Wegenser Weg bis zur Einmündung in die Ilse.)
29.12.1960
Weber wird Ratsherr. Standesbeamter erhält 0,50 DM pro Einwohner und Jahr.
Steuersätze bleiben, Haushalt 69.776 DM in Einnahme und Ausgabe. Beschluss:
Twetje auszubauen.
14.02.1961
Für Wahlen am 19.3.61 derselbe Wahlausschuss.
06.04.1961
Ratsherr Lenz verpflichtet die Ratsherren: Sporleder, Loges, Erich Maaß,
Hundertmark, Hollstein, Sorge, Franz und Köhls.
13.07.1961
Gemeindedirektor Sorge wird Vertreter der Gemeinde beim Gruppenwasserwerk
Ithbörde. Für die Bundestagswahl am 17.9.61 bildet der Gemeinderat den
Wahlausschuss.
20.12.1961
Steuersätze unverändert, Haushalt: 70.110 DM in Einnahme und Ausgabe.
17.04.1962
Köhls wird Protokollführer. Albrecht Rother wird
vorgeschlagen. R. Hundertmark bleibt Stellvertreter.
30.05.1962
Gemeindearbeiter erhält 2,50 DM/Std.
12.07.1962
Karl Sporleder wird Ratsmitglied. Schöffen: E. Hollstein und H. Wiemann
Geschworene: Wilhelm Sporleder und Karl Möller
15.08.1962
Die Fa. Wittkop, Hameln, soll bis 20.10.62 die Twetje ausbauen.
- 107 -
zum
Standesbeamten
Chronik Heyen
09.10.1962
Ein Plan für die Ortskanalisation soll erstellt werden. Karl Sporleder wird
Schiedsmann.
08.11.1962
Beschluss: Pfingstangerweg (Kuh-Damm) auszubauen. Vergabe am 6.8.63 an Fa.
Josef Hinzmann, Hameln für 46.000 DM bis 1.10.63 fertig.
21.12.1962
Nach dem Tode von Heinrich Seelemeyer wird Heinrich Spraktis Nachfolger als
Kassenverwalter. (Bewerber waren Spraktis, O. Holzbrink, Karl Sporleder, Herbert
Sporleder, Fredebold).
06.02.1963
Standesbeamter erhält 30,00 DM / Jahr für Dienstzimmer.
01.04.1963
Gemeindedirektor erhält 2.820,00 DM / JahrStandesbeamter erhält 0,75 DM / Jahr /
Einwohner. Herr Lang hat sich als Gemeindearbeiter beworben.
01.10.1963
Zu seinem 70sten Geburtstag überreicht der Oberkreisdirektor Rudolf Jeep, dem
langjährigen Gemeindedirektor Friedrich Sorge, den Ehrenteller des Landkreises
Holzminden. Friedrich Sorge war auch Mitbegründer des Männergesangvereins
„Liederkranz“ und Gründungsmitglied des Sportvereins.
10.04.1964
Beschluss: Ausbau Knappweg 600 m und Wegenser Weg 1.300 m.
17.07.1964
Schöffen: Ewald Hollstein und Friedrich Meyer. Geschworene: H. Wiemann und A.
Rother
27.09.1964
Kommunalwahlen: Im Rat: Fritz Sorge. R. Hundertmark, Friedrich Feuerhake, G.
Arndt, H. Fredebold, W. Köhls, K. Sporleder, W. Dröge und E. Hollstein.
16.10.1964
Fritz Sorge Bürgermeister und Gemeindedirektor Verwaltungsausschuss: Sorge,
Feuerhake (stellv. Bürgermeister) und Hundertmark. Finanzausschuss: Köhls, K.
Sporleder und Hollstein Schulausschuss: Fredebold, Dröge, Arndt und Köhls,
Vertreter
der
Elternschaft:
A.
RotherVertreter
der
Lehrer:
H.
KüchemannWegebauausschuss: Hundertmark, Hollstein und ArndtFeuerhake wird
Vertreter der Gemeinde beim Wasserbeschaffungsverband. A. Rother wird
Protokollführer
09.11.1964
Hundertmark und Sorge (Vertreter Hollstein) werden Vertreter der Gemeinde im
Ilse-Hamel-Verband.
17.02.1965
Nach dem Tod von Fritz Sorge (10.2.65) kommt Wilhelm Hilmer in den Rat. Wahl
des Bürgermeisters: Dröge (5 Stimmen), Hundertmark (2 Stimmen), K. Sporleder (2
Stimmen).
22.05.1965
Neue Hauptsatzung tritt in Kraft. Für den 1. Beigeordneten Feuerhake wird W.
Hilmer Vertreter und für den 2. Beigeordneten Hundertmark wird K. Sporleder
Vertreter.
17.07.1965
Herbert Sporleder wird Kassenverwalter. Beschluss
Zweckverbandes des Kreises Holzminden beizutreten.
10.12.1965
K. Sporleder wieder Schiedsmann
09.02.1966
Beschluss: Heizung im Lehrerwohnhaus zu bauen. Der Kassenverwalter erhält
175,00 DM / Monat, bisher 150,00 DM / Monat.
23.01.1967
Beschluss über Ableitung des Abwassers vom Haus Feuerhake Nr. 95 (Conradi).
- 108 -
der
Müllabfuhr
des
Chronik Heyen
13.04.1967
Haushaltsplan 67: 184.600,00 DM in Einnahme und Ausgabe. Zuschuss an Vereine:
Feuerwehrkapelle 450,00 DM, Gesangverein 150,00 DM, Schützenverein 150,00
DM und Landjugend 150,00 DM.
30.09.1967
Beratung über die Mauer von Köhls in der Gönne.
13.05.1968
Rest des Wegenser Weges soll ausgebaut werden. Firma Klie erhält den Auftrag.
Wahlleiter für Kommunalwahlen im September: Heinrichs, Stellvertreter Köhls.
04.10.1968
Nach der Wahl scheiden aus dem Rat aus: Köhls. Hollstein und Fredebold. Neu
kommen dazu: Warnecke, Holzbrink und Breitenfeld. Dröge wieder Bürgermeister
und Gemeindedirektor. Feuerhake und Hundertmark
werden Beisitzer
(Verwaltungsausschuss). Finanzausschuss: Holzbrink, Hilmer und K. Sporleder.
Wegebauausschuss: Hundertmark, Warnecke und Arndt Schulausschuss:
Breitenfeld,
Hilmer
und
K.
SporlederJugend-,
Kulturund
Verschönerungsausschuss: Sporleder, Holzbrink und Arndt. Protokollführer A.
Rother.
23.01.1969
Erlass einer Straßenreinigungssatzung
27.08.1969
Beschluss Bültenweg auszubauen
26.11.1969
Kinderspielkreis wird geplant
26.02.1970
Außerordentlicher Haushalt für 1970: 50.000,00 DM und ordentlicher Haushalt
157.258,00 DM in Einnahme und Ausgabe. Karl Sporleder Schiedsmann, Hermann
Maaß Vertreter
26.06.1970
Beschluss ab 1.7.70 Anschluss an Ringschule Halle mit Klasse 1 – 4. Heyen bleibt
Schulort.
12.11.1970
Bau
der
Friedhofskapelle.
Maurerarbeiten Fa. Sauerland,
Bodenwerder,
Zimmerund
Stellmacherarbeiten Fa. Reese,
Heyen, Dachdeckerarbeit Karl
Mönkemeier, Heyen, Fliesenarbeit Karge, Dölme.
28.01.1971
Thema Samtgemeinde erstmalig
zur Debatte
11.02.1971
Haushalt 71: 166.450,00 DM in
Einnahme und Ausgabe
09.06.1971
Samtgemeinde
erscheint
richtiger als Einheitsgemeinde
15.03.1972
Entgegen dem Beschluss des Innenministers will die Gemeinde Heyen als
selbständige Gemeinde der Samtgemeinde Bodenwerder angeschlossen werden.
15.12.1972
Beschluss: Feuerwehrfahrzeug anzuschaffen
11.10.1972
ordentlicher Haushalt
138.000,00 DM.
1973:
Friedhofskapelle in Heyen
250.728,00
- 109 -
DM,
außerordentlicher
Haushalt:
Chronik Heyen
02.07.1974
Beschluss: Vermögen der Feldmarkinteressentschaft an die politische Gemeinde zu
übertragen. Damit auch Ende der Feldmarkinteressentschaft Heyen. Schöffen:
W. Hilmer und W. Zieseniß Geschworene: A. Rother und K. Sporleder
14.11.1974
Verwaltungshaushalt 74: 227.850,00 DM, Vermögenshaushalt: 113.500,00 D-Mark
30.01.1975
Grundsteuer A 200 %, B 180 % und Gewerbesteuer bleibt.
20.06.1975
Verwaltungshaushalt 200.950,00 DM, Vermögenshaushalt:
Ratsmitglieder erhalten für 1975: 75,00 DM
08.12.1975
Grundsteuer
A
220%,
Verwaltungshaushalt
76:
251.800,00
DM,
Vermögenshaushalt 178.900,00 DM, Der Gemeindedirektor erhält 500,00 DM /
Monat
09.06.1977
Planierschild gekauft
02.03.1984
Grundsteuer A 240 %, B 220 %, Gewerbesteuer 300 %
13.6
211.400,00
Gemeindevorsteher und Bürgermeister
1854
1895
1901
1915
1919
1931
1933
1943
1947
1946
1964
1976
-
1865
1901
1914
1918
1930
1933
1943
1946
1964
1964*
1976
heute
Friedrich Lindemann
Wilhelm Sagebiel Nr. 6
Carl Sagebiel
?
Friedrich Bode
Friedrich Wilhelm
Rudolf Hundertmark
August Loges
Wilhelm Sporleder Nr. 3
Friedrich Sorge
Wilhelm Dröge
Reinhard Meyer
*12.01.1870
*12.02.1888
*17.05.1905
*28.04.1894
*27.04.1896
*01.10.1893
*23.09.1913
*06.07.1946
* Anfangs Bürgermeister und Gemeindedirektor
- 110 -
+ 17.10.1930
+ 25.04.1967
+ 13.03.1988
+ 22.05.1971
+ 18.09.1966
+ 10.02.1965
+ 18.03.1992
DM,
Chronik Heyen
13.7
Die Gemeinde Heyen in der Samtgemeinde Bodenwerder
(SGOAR Tillner)
Von der Gemeinde Heyen wurden bis zum 31. Dezember 1972 im kommunalen Bereich sowohl
die Aufgaben des eigenen Wirkungskreises als auch die Aufgaben des übertragenen Wirkungskreises kommunalrechtlich in voller Eigenverantwortung wahrgenommen.
Mit Wirkung zum 01. Januar 1973 stellte der Nds. Landtag durch sein Gesetz vom 20. November
1972 zur Neugliederung der Gemeinden im Raum Holzminden die Weichen für die Gebiets- und
Verwaltungsreform in Bodenwerder und Umgebung.
Das zitierte Gesetz bestimmt in § 7 Abs. 5 folgendes:
„Für den Fall, dass die nach den Absätzen 1 bis 4 gebildeten oder erweiterten
Gemeinden sowie die Gemeinden Heyen und Pegestorf, die für die Bildung einer
Samtgemeinde erforderliche Hauptsatzung mit genehmigungsfähigem Inhalt nicht
innerhalb von 4 Wochen nach Inkrafttreten dieses Gesetzes vereinbart und der
Aufsichtsbehörde vorgelegt haben, wird der Minister des Innern ermächtigt, sie
durch Verordnung zu einer Gemeinde Bodenwerder zusammenzuschließen, die die
Bezeichnung „Stadt“ führt.“
Aus der zitierten Rechtslage folgt, dass seinerzeit die Gemeinde Heyen zum Zusammenschluss in
einer Stadt Bodenwerder nur die Alternative hatte, sich für die Bildung einer Samtgemeinde zu
entscheiden. Nur mit dieser Möglichkeit konnte die Gemeinde Heyen in ihrer ursprünglichen Form
erhalten bleiben.
Nachdem die Stadt Bodenwerder und die Gemeinden Halle, Hehlen, Heyen, Kirchbrak und
Pegestorf die Bildung der Samtgemeinde Bodenwerder beschlossen hatten, trafen sie am 13., 20.
und 26. Oktober 1972 zur organisatorischen Vorbereitung der Samtgemeinde eine Vereinbarung,
in der u.a. folgendes geregelt war:
Bis zur erstmaligen Wahl des Samtgemeinderates setzte sich der Übergangssamtgemeinderat wie folgt zusammen:
-
aus 15 Ratsherren der erweiterten Stadt Bodenwerder
aus 6 Ratsherren der erweiterten Gemeinde Hehlen
aus 5 Ratsherren der erweiterten Gemeinde Halle
aus 3 Ratsherren der erweiterten Gemeinde Kirchbrak
aus einem Ratsherrn der Gemeinde Heyen
aus einem Ratsherrn der Gemeinde Pegestorf
Der Übergangssamtgemeinderat hatte also 31 Mandatsinhaber.
Mit der Wahrnehmung der Geschäfte des Samtgemeindedirektors bis zur Wahl des regulären
Samtgemeinderates durch die wahlberechtigten Bürgerinnen und Bürger wurde der Stadtdirektor
der Stadt Bodenwerder, Erich Hansmann, beauftragt.
Am 13. und 20. Oktober 1972 sowie am 04. Januar 1973 wurde die Hauptsatzung der Samtgemeinde Bodenwerder unterzeichnet, die der Landkreis Holzminden als zuständige Kommunalaufsichtsbehörde am 10. Januar 1973 genehmigt wurde.
Nach ihrer Veröffentlichung im Amtsblatt für den Landkreis Holzminden am 26. Januar 1973 trat
die Hauptsatzung am 27. Januar 1973 in Kraft. Damit war die neue Samtgemeinde Bodenwerder
gebildet.
Die Hauptsatzung der Samtgemeinde Bodenwerder hatte in § 1 folgende zwei Bestimmungen:
- 111 -
Chronik Heyen
1.
2.
Die Stadt Bodenwerder und die Gemeinden Halle, Hehlen, Heyen, Kirchbrak und
Pegestorf bilden eine Samtgemeinde als eine öffentlich-rechtliche Körperschaft mit
dem Recht der Selbstverwaltung.
Das Gebiet der Mitgliedsgemeinden bildet den Samtgemeindebereich.
Mit der Bildung der Samtgemeinde Bodenwerder war es erforderlich geworden, dass dieses neue
kommunalpolitische Gebilde entsprechend den Vorschriften der Nds. Gemeindeordnung auch eine
Hauptsatzung erhielt. Diese Hauptsatzung wurde dann am 13. Oktober 1972 beschlossen.
Neben anderen Bestimmungen war in der zitierten Hauptsatzung auch geregelt, welche Aufgaben
den Mitgliedsgemeinden obliegen und welche von der Samtgemeinde zu erfüllen waren.
Insbesondere waren die Mitgliedsgemeinden zuständig für:
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
12.
13.
14.
15.
16.
17.
den Erlass der Haushaltssatzung
die bauliche Gestaltung des Ortes und die Pflege des Ortsbildes
den Erlass von Bebauungsplänen
die Beschlussfassung über Erschließungen nach dem Bundesbaugesetz (jetzt
Baugesetzbuch)
die Unterhaltung und die Erneuerung der Gemeindestraßen, -wege, -plätze sowie der
Wirtschaftswege
die Unterhaltung von Gewässern, soweit die Gemeinde dazu verpflichtet war
die Angelegenheiten des Kur- und Fremdenverkehrs
die Geschäftsführung von Realverbänden
die Verwaltung von Stiftungen nach Weisung des Stifters
die Benennung von Straßen, Wegen und Plätzen
die Anlage und Unterhaltung von Sportstätten, soweit sie nur einer Gemeinde dienen
die Anlage und Unterhaltung von Kinderspiel- und Bolzplätzen
die Errichtung und Unterhaltung von Kindergärten, Kinderspielkreisen und
Kinderhorten
die Förderung des Vereinswesens
die Pflege der Ortsgeschichte und die Errichtung von Heimatmuseen
die Ehrung von Bürgern und Einwohnern
die Vorhaltung von Grund und Boden für ihre Aufgaben
Zusammenfassend lässt sich aussagen, dass die Mitgliedsgemeinden auch nach der Bildung der
Samtgemeinde für die Aufgaben ihres eigenen Wirkungskreises allzuständig waren.
Durch die Samtgemeinde waren fortan die Aufgaben des übertragenen Wirkungskreises aller Mitgliedsgemeinden einschließlich derjenigen Aufgaben, die den Gemeinden mit einer der Einwohnerzahl der Samtgemeinde entsprechenden Einwohnerzahl oblagen, zu erfüllen. Des Weiteren
hatte nunmehr die Samtgemeinde in Anwendung von § 72 Abs. 1 Satz 1 NGO folgende Aufgaben
des eigenen Wirkungskreises der Mitgliedsgemeinden in eigener Verantwortung zu erledigen:
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
die Aufstellung der Flächennutzungpläne
die Trägerschaft der allgemeinbildenden öffentlichen Schulen nach Maßgabe des Nds.
Schulgesetzes, die Erwachsenenbildung und die Einrichtung und Unterhaltung der
Büchereien, die mehreren Mitgliedsgemeinden dienen
die Errichtung und Unterhaltung der Sportstätten, die mehreren Mitgliedsgemeinden
dienen und der Gesundheitseinrichtungen sowie die Altenbetreuung
die Aufgaben nach dem Nds. Brandschutzgesetz
den Bau und die Unterhaltung der Gemeindeverbindungsstraßen
die in § 8 Nr. 2 der Nds. Gemeindeordnung genannten Aufgaben
die in § 22 b NGO normierte Aufgabe
Von besonderer Bedeutung war seinerzeit, dass die Samtgemeinde mit ihrer Bildung für ihre
Mitgliedsgemeinden die Kassengeschäfte zu führen hatte. Außerdem war die Samtgemeinde
- 112 -
Chronik Heyen
verpflichtet, für ihre Mitgliedsgemeinden die Gemeindeabgaben zu veranlagen und auch zu
erheben.
Schließlich ist für die erwähnte Aufgabenverteilung auch noch zu erwähnen, dass die Samtgemeinde nach ihrer eigenen Hauptsatzung verpflichtet war, ihre Mitgliedsgemeinden bei der Aufgabenerfüllung zu unterstützen; die Mitgliedsgemeinden konnten sich in Angelegenheiten von
grundsätzlicher oder besonderer wirtschaftlicher Bedeutung der fachlichen Beratung durch die
Samtgemeinde bedienen.
Die vorgenannte Aufgabenverteilung wäre unvollständig, wenn nicht darauf hingewiesen würde,
dass die Mitgliedsgemeinden der Samtgemeinde in Anwendung von § 72 Abs. 1 letzter Satz NGO
außerdem noch folgende Aufgaben des eigenen Wirkungskreises übertragen haben:
1.
2.
3.
4.
Schaffung der kulturellen Einrichtungen, die für das Gesamtgebiet der
Mitgliedsgemeinden Bedeutung haben
Bodenvorratspolitik für die Aufgaben der Samtgemeinde
Aufgaben im Flurbereinigungsverfahren
Aufgaben nach dem Nds. Ausführungsgesetz zum Abwasserabgabengesetz einschl.
der Zahlung und Abwälzung der Abwasserabgabe
Mit der Bildung der Samtgemeinde ging auch einher, dass diese berechtigt war, mit 2/3 Mehrheit
des Samtgemeinderates gegen den Willen einer Mitgliedsgemeinde deren Aufgaben zu erfüllen,
wenn dies notwendig war, um einem Bedürfnis der Samtgemeindeeinwohner in einer dem öffentlichem Wohl entsprechenden Weise zu genügen.
Die Samtgemeinde Bodenwerder zählte am 31. Dezember 1972, 12.805 Einwohner, wovon
damals 592 in der Gemeinde Heyen lebten.
13.8
Die jüngere Geschichte in der Kommunalpolitik
(Bürgermeister Reinhard Meyer)
Die Protokollauszüge zeigen nach meiner Erkenntnis klar auf, nach welchen Prioritäten die
früheren Ratsmitglieder die Probleme in unserem Heimatdorf angegangen sind. Grabenräumen
und Wegebau nicht nur, aber besonders auch, als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme und um die
Bearbeitung der Felder und Wiesen schnell wieder optimieren zu können. Man erwartete ja eine
große Flüchtlingsbewegung, die auch in Heyen ihre Auswirkungen besonders auf Arbeit und
Verpflegung haben würde. Männer im Alter von 16 bis 60 / 65 Jahren wurden zu Arbeitseinsätzen
verpflichtet. Wer seinem Einsatz nicht nachkam, dem wurden lt. Protokoll die Essenmarken
teilweise gestrichen.
Um 1950 hatte Heyen etwa 800
Einwohner, von denen wohl die Hälfte
Flüchtlinge waren. Arbeit wurde
hauptsächlich
auf
den
landwirtschaftlichen
Betrieben
geboten. Aber auch die hiesigen
Steinbrüche am Weserberge gaben
den
Heyener
Bürgern
Arbeit.
Zusätzlich haben die Männer und
Frauen in den Spitzenzeiten wie
Ernte, Heueinfahren und Rübenroden
in der Landwirtschaft mitgeholfen. Als
Lohn bekamen sie häufig das
Pferdegespann des Landwirts für die
Bearbeitung des eigenen Feldes,
Heinrich Bock, Sprecher der Aussiedler aus Russland, Januar 1993
Naturalien (Obst, Gemüse, Zucker)
oder Futter für die Ziegen, Schweine oder für die Kuh zuhause. Auch das noch sehr stark
- 113 -
Chronik Heyen
975-Jahrfeier der Gemeinde Heyen mit Vorstellung des Gemeindewappens (17.08.1979)
Hinter dem Pult v.l.: Landrätin Martha Warnecke, Bürgermeister Reinhard Meyer, Renate Meyer,
Samtgemeinde Bürgermeister Rudolf Lönneker, Oberkreisdirektor Rudolf Jeep. Vordergrund rechts:
Altbürgermeister Wilhem Dröge
ausgeprägte Handwerk bot Arbeitsplätze. Die
Wege- und Grabenränder in der Gemarkung
wurden
an
die
Familien
der
Nebenerwerbsbauern verpachtet. Die schon
über Jahrzehnte meist an die gleichen
Familien verpachteten Streckenabschnitte
waren begehrte Grünflächen für Gras- und
Heuertrag. Ich erinnere mich noch an die
letzte
Verpachtung
der
Wegund
Grabenränder um 1960 in der Gastwirtschaft
Dröge. Bürgermeister Sorge leitete die
Versteigerung der Parzellen und forderte zur
Abgabe der Angebote auf. Alles lief
reibungslos, bis Hermann S. aufgefordert
wurde, den bisherigen Pachtpreis um 50
Pfennig zu erhöhen. Dazu war Hermann S.
990-Jahrfeier der Gemeinde Heyen
mit Weihung der Gemeindefahne (09.07.1994)
nicht bereit. Die Nachfrage nach
Grünflächen war aber nicht mehr so
groß. Nach kurzer Diskussion über
den
Pachtpreis
schlug
der
Bürgermeister vor: Hermann, du
kannst zum alten Preis pachten, gibst
uns dafür aber eine Runde Korn aus.
Hermann S.: „Dat will ick wohl
maken, schenk einen inn, up meine
Rekenung“. Somit ging die letzte
Verpachtung
der
Wegeund
Grabenränder
für
alle
Seiten
zufriedenstellend zu Ende. Heute
muss die Gemeinde Kosten und
Mühen
aufwenden,
diese
Grünflächen zu pflegen.
Der Gemeinderat im Jahre 2004
v. l.: Hermann Sporleder, Michael Zieseniß, Hannelore Maaß, Matthias
Wiemann, Reinhard Meyer, Peter Klatt, Manfred Duttmann, Manfred Kliche,
Jürgen Tiele (Protokollführer) Eckhard Rother
- 114 -
Chronik Heyen
Die Industriearbeiter fuhren nach Bodenwerder und fanden bei den Werften und der
neuangesiedelten Firma Rigips Arbeit. Ebenso wurde Hameln für viele zur neuen Arbeitsstätte.
Blick auf Heyen von der Kühlbreite
Für die Ratsarbeit war weiterhin die Wohnungsnot das größte Problem. Außerdem galt es, das
vorhandene Gemeindeland in Gartenparzellen aufzuteilen, um möglichst vielen Familien ein
kleines Stück Ackerland zum eigenen Anbau von Obst und Gemüse zur Verfügung stellen zu
können.
Neben dem Straßenbau und der Unterhaltung von Feldwegen und Gräben befasste sich der Rat
schon 1950 mit dem Neubau einer Schule. Diese
war am „Neuen Weg“ vorgesehen.
Grundstücksverhandlungen mit den beiden Eigentümern waren jedoch sehr schwierig und konnten
nicht zum entscheidenden Abschluss gebracht werden. Danach wurde dann an der „Dasper
Straße“ ein neues Baugebiet erschlossen. Es handelte sich um beackertes Kirchenland der
hiesigen Kirchengemeinde. Der Erwerb erfolgte durch Tausch und Zuzahlung. Insgesamt kann
aber festgestellt werden, dass es sich stets um sehr preiswertes Bauland gehandelt hat. Hier
entstand bereits 1954 der Rohbau eines neuen Schulgebäudes. Der Schulbetrieb wurde nach den
Herbstferien 1955 aufgenommen.
Arbeitskreis Dorferneuerung v. l.: Hermann Sporleder, Matthias Wiemann, Wilfried Fredebold, Karl-Heinz Flentge,
Lars Pfohl, Eberhard Böhm, Rüdiger Hollstein, Uwe Lindemann, Reinhard Meyer, Annette Diekmann, Manfred Kliche,
Willi Köhls, Tobias Lemke, Michael Zieseniß, Claus Kienitz.
- 115 -
Chronik Heyen
Sofort haben sich in diesem Gebiet auch
Interessenten für den Bau
eines neuen
Eigenheimes gefunden. Heute hat sich das
daran anschließende Wohngebiet „Vor dem
Kühlweg“ zu einem schmucken Ortsteil
entwickelt. Diesen gilt es, durch die weitere
Bebauung entlang der Dasper Straße zum
Ortskern hin, mit dem historischen Dorf zu
verbinden. Seit 1980 entstehen an der Dasper
Straße neue Wohnhäuser.
Mit der Gebietsreform 1973 traten für die
kommunale Selbstverwaltung einschneidende
Veränderungen
ein.
Das
Schulund
Feuerwehrwesen,
Aufgaben
der
Friedhofsverwaltung, der Wasserversorgung
und der Abwasserbeseitigung wurden der
Samtgemeinde Bodenwerder übertragen.
Durch diesen Zusammenschluss konnte Heyen
an die Schmutzwasserentsorgung Emmerthal
angeschlossen
werden.
Diesen
hohen
finanziellen Aufwand hätte die Gemeinde
Heyen nicht allein schultern können. Von 1978
bis 1981 wurde unter zum Teil schwierigen
baulichen Erschwernissen das Abwassernetz
verlegt. Im Zusammenhang mit diesen
Tiefbauarbeiten nutzte die Gemeinde die
Gelegenheit, zusammen mit dem Landkreis
Holzminden und der Straßenbauverwaltung
Hameln, verkehrssichernde Straßenausbauten
durchzuführen. So konnten insbesondere die
Kreuzung Am Thie und die Kampstraße (K 8),
von dieser Kreuzung aus, in Richtung Gönne
ausgebaut werden. Die Landesstraße 424
wurde in Richtung Halle ausgebaut, 1999 kam
der Streckenabschnitt in Richtung Hameln
hinzu.
Seit 1978 hat die Gemeinde die ehemalige
Schule wieder zurückerhalten. Der Rat
entschied sich für eine Umnutzung dieses
Gebäudes
und
richtete
das
Dorfgemeinschaftshaus ein. In mehreren
Umbauphasen renoviert, stellen sich die
Gemeinschaftsräume
heute
in
einer
ansehnlichen Vielfalt dar. Gemeindefeste,
Familienfeiern und Sport- / Gymnastikgruppen
nutzen das Haus. Einrichtungen für die Jugend
(Landjugendraum und Schützenraum) bieten
ansprechende Aufenthaltsmöglichkeiten für die
Heyener Jugend.
Das ehemalige Lehrerhaus, ebenfalls 1954/55
gebaut, ist an zwei Familien vermietet. Die Mieteinnahmen decken die Kosten für die
Bewirtschaftung dieses Hauses und für das Dorfgemeinschaftshaus.
- 116 -
Chronik Heyen
In den vergangenen 25 Jahren konnte die Gemeinde Heyen trotz umfangreicher Investitionen stets
einen ausgeglichenen Etat ausweisen und auch noch Rücklagen bilden. Das jährliche
Haushaltsvolumen von rund 250.000 EURO im Verwaltungshaushalt und 50 bis 100.000 EURO im
Vermögenshaushalt kann aufgrund der sich stets veränderten Finanzausgleichsdaten in 2003
erstmals nicht mehr ohne Kreditaufnahme ausgeglichen werden.
Die Bemühungen der Kommunalen Spitzenverbände, den Finanzausgleich neu zu überdenken,
blieben bisher ergebnislos. Ich hoffe und wünsche mir, dass die übergeordneten Entscheider
einsehen mögen, dass sie gerade die Kommunen, als letztes Glied in der Verwaltungskette, nicht
„ausbluten“ lassen können. Sind es doch die Gemeinden vor Ort, die direkt auf die Menschen in
Stadt und Land stoßen. Hier erwarten die Einwohner den Kontakt zur Politik, zu den Politikern, bei
denen sie ihre Alltagssorgen vortragen und ihr Herz ausschütten können. Hier kennt jeder jeden,
anonyme Verwaltung ist bei den Gemeinden noch ein Fremdwort. Und so sollte es auch bleiben.
Der sich zur Zeit im Bau befindliche Windpark „Esperder Bergland“ in den Gemarkungen Heyen
und Halle (Kreipke/Wegensen) sorgte in den letzten drei Jahren der Ratsarbeit für kontroverse
Diskussionen unter den Ratsmitgliedern. Der auch in der Bevölkerung stark umstrittene Windpark
stieß fraktionsübergreifend auf heftigen Widerstand bei den Gemeinde-Abgeordneten.
In Bürgerversammlungen wurde das Für und Wider fast kämpferisch unter einander wortstark
ausgetragen. Die lokalen Zeitungen berichteten immer wieder ausführlich über dieses Thema. Erst
am 21. November 2002 traf der Rat mit vier Ja-Stimmen bei vier Enthaltungen die Entscheidung
über die Zustimmung des Windparkbaus. Im Gebiet der Gemeinde Halle waren zu diesem
Zeitpunkt bereits vier von den insgesamt 11 Anlagen aufgestellt.
Zur Zeit läuft noch ein Ermittlungsverfahren bei der Staatsanwaltschaft Hannover über das
Zustandekommen von Vereinbarungen der Gemeinden Heyen und Halle mit dem Investor, der
Winkra Hannover, über Entschädigungsleistungen. Die Gemeinderäte der beiden Gemeinden
wurden inzwischen vollständig entlastet. Der endgültige Ausgang des Verfahrens, besonders in
Bezug auf die Kreisverwaltung, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch offen. Es stehen allerdings
inzwischen alle 11 Anlagen.
Mit der Aufnahme Heyens in das Förderprogramm Dorferneuerung des Landes Niedersachsen
laufen zur Zeit die umfangreichen Arbeiten zur Aufstellung des Planes über geeignete Maßnahmen
zur Erneuerung, Erhaltung und möglicher Wiederherstellung von alten Infrastrukturen des Dorfes.
In zahlreichen Arbeitskreissitzungen tragen interessierte Heyener Bürgerinnen und Bürger mit
großem Interesse die Ideen zur Umsetzung der geforderten Ziele zusammen. Gern nehme ich die
Gelegenheit an dieser Stelle wahr, allen ganz herzlich für die Mitarbeit zu danken. Ich wünsche
mir, dass Heyen in Zukunft auch finanziell ausgestattet sein möge, die Gegenfinanzierung für die
Förderung aus Landes- und EU-Mitteln leisten zu können.
- 117 -
Chronik Heyen
13.9
Hausnummernumstellung in Heyen
In den Jahren 1977/78 wurden in Heyen die alten Hausnummern, mit deren Vergabe zur
Landvermessung um 1759 begonnen wurde, durch neue Straßennamen und Hausnummern
ersetzt.
Alte Nummer
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
32
33
34
35
36
37
38
39
40
41
Neuer Straßenname
Esperder Straße
Kleine Straße
Esperder Straße
Esperder Straße
Esperder Straße
Neuer Weg
Esperder Straße
Hagenstraße
Hagenstraße
Esperder Straße
Esperder Straße
Esperder Straße
Esperder Straße
Hauptstraße
Gartenweg
Gartenweg
Hauptstraße
Hauptstraße
Hauptstraße
Hauptstraße
Hauptstraße
Kampstraße
Hauptstraße
Kampstraße
Kampstraße
Kampstraße
Kampstraße
Kampstraße
Kampstraße
Hauptstraße
Gönne
Gönne
Gönne
Gönne
Gönne
Gönne
Gönne
Gönne
Gönne
Gönne
Gönne
Nr.
18
8
16
14
12
1
10
6
2
8
6
4
2
4
1
2
3
6
1
5
3
4
7
2
9
2
3
4
6
8
10
5
11
12
- 118 -
Besitzer / Bewohner
Rüdiger Heise
Bernd Kowalski
Wilhelm Sporleder
August Girke
Michael Zieseniß
Jens Kuhrt
Michael Wessel
abgerissen um 1980 / Neubau: Röhken
Wilhelm Petermann
Manfred Range
Michael Rennen
Klaus Diekmann
Jürgen Zeddies
Ria Heinrichs
Jörg-Rüdiger Kubisch
Friedrich Becker
abgerissen vor 1970 (G.W. Henneke)
abgerissen vor 1970 (G.W. Henneke)
Karl-Heinz Schwarz
Ruth Scharpenberg
abgerissen um 1980 ( H. Bode)
Fröhlich
Else Sporleder
Eberhardt Böhm
Friedrich Meyer
Walter Wessel
Hildegard Sporleder
abgerissen um 1980 (Gerlinde Klatt)
abgerissen vor 1900 (Gemeindehaus)
Gerlinde Klatt
Willi Köhls
David Stone
Elfriede Allert
Rudi Wessling
Uwe Lindemann
Wilhelm Zieseniß
Pfarrhaus
abgerissen um 1960 (W. Zieseniß)
abgerissen um 1980 (W. Zieseniß)
Axel Teubert
Karl Tiele
Chronik Heyen
42
43
44
45
46
47
48
49
50
51
52
53
54
55
56
57
58 a
59
60
61
62
63
64
65
66
67
68
69
70
71
72
73
74
75
76
77
78
79
80
81
82
83
84
85
86
87
88
89
90
Gönne
Gönne
Twetje
Twetje
Twetje
Twetje
Twetje
Twetje
Twetje
Hauptstraße
Hauptstraße
Esperder Straße
Esperder Straße
Esperder Straße
Esperder Straße
Esperder Straße
Esperder Straße
Hagenstraße
Esperder Straße
Esperder Straße
Gönne
Esperder Straße
Esperder Straße
Esperder Straße
Esperder Straße
Esperder Straße
Kleine Straße
Esperder Straße
Kleine Straße
Kleine Straße
Gönne
Kleine Straße
Esperder Straße
Kleine Straße
Esperder Straße
Kleine Straße
Kleine Straße
Neuer Weg
Neuer Weg
Neuer Weg
Neuer Weg
Hauptstraße
Kampstraße
Neuer Weg
Esperder Straße
Gönne
Gartenweg
Esperder Straße
Esperder Straße
14
5
3
4
1
2
12
10
11
13
15
17
19
31
4
1
3
27
25
23
20
21
1
5
4
6
1
10
7
22
12
14
13
15
9
11
2
19
7
9
35
- 119 -
abgerissen um 1900 (Karl Tiele)
Ottmar Lemke
abgerissen um 1970 (Karl Tiele)
abgerissen um 1965 (Friedel Peter)
Friedel Peter
Günter Fredebold
Hermann Sporleder
Matthias Wiemann
Hans Herbert Brockmann
Eckhard Rother
Jürgen Tiele
Wilhelm Klingenberg
Karl Battmer
Werner Schulz
Heinrich Narten
Karl-Heinz Ohm
Herbert Tischner
Simone und Ingo Petermann
Manfred Berg
Claus Kienitz
Kirche
Max Wölfle
Lars Pfohl
Angela Narten
Hermann Ohm
Martin Bartnik
Heinrich Schmidt
Peter Siever
Siegfried Manske
Georg Schild
Karl-Heinz Flentge
Eckhard Garve
Joachim Herzog
abgerissen vor 1960 (E. Garve)
Gerrit Reinecke
Egon Brockmann
Dietrich Meyer
Heinz Diekmann
Ursula Ritterbusch
Elke Wiese
Wilhelm Meyer
Andrè Willmer
Dieter Pude
Klaus Möller
Teilabriss 1988 (Feuerwehrhaus)
abgerissen vor 1970 (Friedhofshaus)
abgerissen um 1960 (Trafohaus)
Sigrid Rother
Erika Möller
Chronik Heyen
91
92
93
94
95
96
97
98
99
100
101
45 *
58 b *
111
Neuer Weg
Neuer Weg
Esperder Straße
Esperder Straße
Hauptstraße
Gartenweg
Gartenweg
Neuer Weg
Dasper Straße
Gönne
Dasper Straße
Gönne
Esperder Straße
Neuer Weg
4
Raiffeisen Landhandel
abgerissen um 1950 (Trafohaus)
37
Karl-Heinz Heise
33
Friedrich Keller
14/14a Gerlinde Klatt
6
Jürgen Zeddies
4
Jürgen Zeddies
Landhandel
3
Ralf Siever
Gärtnerei
5
Willmer / Loch
16
Frank Diedrich
92
Wilhelm Baxmann
17
Heinz und Ruth Scharpenberg
Anmerkung: Bei Abriss oder Unbewohnbarkeit eines Hauses wurde die Haus Nr. an ein anderes Haus vergeben. Weitere Haus Nr.
Gegenüberstellungen sind nicht nötig, da die weiteren Hausnummern in alten Urkunden oder Schriften nicht vorkommen.
13.10 Auflistung der Häuser im Baugebiet „Vor der Kühlbreite“
Dasper Straße
Dasper Straße
Dasper Straße
Dasper Straße
Dasper Straße
Dasper Straße
Dasper Straße
Dasper Straße
Dasper Straße
Dasper Straße
Dasper Straße
Fliederweg
Fliederweg
Fliederweg
Fliederweg
Fliederweg
Fliederweg
Fliederweg
Fliederweg
Fliederweg
Fliederweg
Fliederweg
Fliederweg
Tannenweg
Tannenweg
Tannenweg
Tannenweg
Tannenweg
Birkenweg
Birkenweg
Birkenweg
Birkenweg
Birkenweg
Birkenweg
1
1A
2
3
4
5
6
7
8
9
11
1
2
3
4
5
6
7
8
10
12
14
16
1
2
3
4
6
1
2
3
4
5
6
Gemeinde Heyen, ehem. Lehrerwohnhaus
Gemeinde Heyen, Dorfgemeinschaftshaus
Lüder, Holger
Siever, Ralf
Müller, Hilmar u. Susanne
Loch, Irmgard u. Siegmund
Mairose, Helmut u. Angelika
Wichmann, Bernhard u. Bärbel
Weber, Matthias u. Tanja
Meyer, Anni
Hue, Wilhelm u. Ilse
Loges, Regina
Breitenfeld, Günther u. Wilma
Roth, Gertrud
Hilmer, Uwe
Breitenfeld, Heinz u. Kriemhilde
Vasel, Helmut u. Ilse
Kohlenberg, Horst u. Annegret
Maaß, Hannelore
Franz, Ludwig u. Edelgard
Ortmann, Erich u. Lina
Hielscher, Herbert u. Hedwig
Walter, Kerstin
Semper, Manfred u. Elfi
Dröge, Lieselotte
Breitenfeld, Stefanie
Hage, Olaf
Pude, Hans-Joachim u. Hildegard
Graf, Günther u. Margot
Kosak, Gerhard u. Gertrud
Krüger, Heinz u. Hildegard
Ahrens, Dieter u. Gisela
Köhls, Günter u. Karin
Brandt, Jens u. Gundula
- 120 -
Chronik Heyen
Birkenweg
Birkenweg
Birkenweg
Birkenweg
Birkenweg
Birkenweg
Birkenweg
Birkenweg
Lärchenblick
Lärchenblick
Lärchenblick
Lärchenblick
Lärchenblick
Lärchenblick
Lärchenblick
Lärchenblick
Lärchenblick
Lärchenblick
Lärchenblick
Lärchenblick
Lärchenblick
Lärchenblick
Lärchenblick
Lärchenblick
Lärchenblick
Lärchenblick
Kühlweg
Kühlweg
Kühlweg
Kühlweg
Kühlweg
Kühlweg
Kühlweg
Kühlweg
Kühlweg
Kühlweg
Kühlweg
Willy-Penzel-Platz
Willy-Penzel-Platz
Willy-Penzel-Platz
Willy-Penzel-Platz
7
8
9
10
10A
11
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5
Goldener Winkel
Goldener Winkel
Goldener Winkel
Goldener Winkel
Knapp
1
3
5
7
1
Meißner, Kurt u. Bärbel
Hollstein, Rüdiger u. Gisela
Behne, Ingrid
Wild, Werner u. Katharina
Drüner, Heinrich
Schrauder, Manfred u. Elfriede
Struckmeier, Ernst u. Pielenz, Ute
Strey, Käthe
Köhls, Günter u. Karin
Lutter, Erika
Schmidt, Karl u. Edeltraud
Köhls, Günter u. Karin
Zimpel, Klaus u. Edith
Arndt, Friedel u. Julia
Kresse, Reinhard u. Sylvia
Pude, Hans-Joachim u. Hildegard
Ahrens, Dieter u. Gisela
Fredebold, Wilfried u. Ilse
Fiedler, Adolf u. Ursula
Albrecht, Wilhelm u. Christa
Fiedler, Andreas u. Nicole
Volkmer, Erhard u. Ingrid
Prelle, Reinhard u. Elisabeth
Wille, Karl u. Elfriede
Junker, Robert u. Margret
Meyer, Reinhard u. Renate
Ebeling, Ingrid
Meyer, Wilhelm
Behrens, Wolfgang u. Ursula
Kliche, Manfred u. Dagmar
Tiller, Peter u. Dorothea
Wulf, Peter u. Marlis
Köhls, Günter u. Karin
Schulz, Norbert u. Edeltraud
Gründemann, Bernd u. Erika
Kühnel, Dietrich u. Sigried
Fischer, Gerhard u. Roswitha
Oswald, Erbengemeinschaft – Pyramide
Köhls, Günter u. Karin
Köhls, Günter u. Karin – Gesundheitszentrum
Sporleder, Schäfer, Krause – M.A.I.
Appartement Haus
Natschke, Joachim u. Elke
Hochmann, Michael u. Anette
Knaub, Viktor u. Irina
Thomsen, Guido u. Katja
Meyer, Gerhard und Bärbel
- 121 -
Chronik Heyen
13.11 Häuserinschriften – Stand 1988
(Friedel Peter)
Hauptstraße Nr. 6 : Scharpenberg, Wohnhaus Ziegelstein
Inschrift Steinplatte Giebelseite:
Ludwig Wessel - Wilhelmine Wessel geb. Warnecke - geb. d. 12ten Mai 1863
Hauptstraße Nr. 7: Lebensmittelladen aus Sandstein
Inschrift in einer Steinplatte im Giebel:
Wilhelm Pieper, Frieder. Pieper geb. Battmer, 1890
Hauptstraße Nr. 9 : Klatt, Wohnhaus aus Ziegelstein
Inschrift in einer Eisenplatte im Giebel:
C. Sagebiel - Carolin Sagebiel - geb. Örke - 1875
Hauptstraße Nr. 9 : Klatt, Scheune aus Fachwerk,
Inschrift in der Giebelseite:
Gott segne Korn, Stroh und Kraut
Dazu dies Haus ist erbaut. Gerichtet den 3o May 1787
Johann Heinrich Müller Ilse Marie Sagebiel - Anno 1787
Hauptstraße Nr. 12 : Rother, Scheune aus Fachwerk,
Inschrift in Giebel:
Die Früchte aus
dem Feld woll
Gott der Herr uns
segnen
Mit Schutz für´s
Feuers Noth
Gesundheit uns
bekronen
AO-1798 - Johan
Herman Sagebiel
Engel Maria
Louise Müllern
Inschrift in der
Längsseite:
Gerichtet D. 28
Mai 1788
Vor dem Abriss 1997
Hauptstraße Nr. 12 : Rother, Stall aus Ziegelstein
Inschrift in einer Steinplatte in der Längsseite:
Mit Gott erbaut im Jahre 1890 Rudolph Hundertmark Marie Hundertmark geb. Sagebiel
- 122 -
Chronik Heyen
Kampstraße Nr. 1 : Gastwirtschaft
Wetterfahne:
Die Jahreszahl 1901 in der Wetterfahne wurde
bei der Renovierung 1984 in 1984 geändert.
Kampstraße Nr. 3 : Ehrhard, Wohnhaus Fachwerk,
Wohnhaus: Inschrift in der Giebelseite:
Anno 1747
Wer Got
vertraut hat
wol gebaut
in Himmel
und auf
Erden
Jakob
Schaper Anne
Cathrine
Seelmeyer
Kampstraße Nr. 3 : Ehrhard, Scheune aus Ziegelstein
Inschrift in einer Steinplatte in Giebel:
Heinrich Battmer – Karoline Battmer geb. Hille – 1891
Kampstraße Nr. 3a : Ehrhard, Wohnhaus aus Fachwerk
Inschrift in der Längsseite:
J. H. Friedrich Schmidt und
Wilhelmine gebohrene Brockmann den ziten NOFR. Anno 1821
- 123 -
Chronik Heyen
Kampstraße Nr. 5 : Meyer, Wohnhaus aus Fachwerk
Inschrift in der Giebelseite:
Gott bewahre dieses Haus und
alle die da gehen ein und
aus,kurz alles Glück was nur
zu erdenken, Das wollen Gott
in diesen neuen Hause uns
schenken, den 6ten Juni Anno
1807
Auf Gott und nicht auf meinen
Rath, will ich mein Glück
bauen,
und der der mich erschaffen
hat, mit ganzen Selen trauen.
Kampstraße Nr. 5 : Scheune Ziegelstein,
Inschrift in einer Steinplatte im Giebel:
Mit Gott erbaut - Friedrich Meyer - Lina Meyer geb. Wessei - 1909
Kampstraße Nr. 7 : Wessel, Wohnhaus Ziegelstein,
Inschrift Steinplatte in der Längsseite:
F. Grave gerichtet 1903
Kampstraße Nr. 7 : Wessel, Scheune aus Fachwerk,
Inschrift in der Giebelseite
Dir 0 Gott gib uns deinen Segen
alle Wege wenn wierzu Felde
und Hause gehen so las uns
deinen Segen sehen
Gerichtet den 5 April Anno 1793
Heinrich Christian Meihr - Engel
Marie Zovie Hölscher
Kampstraße Nr. 2 : Sporleder, Wohnhaus Fachwerk
Inschrift im Balken über Eingang:
Luc. X. Friede sey in diesem Hause
Johannes Langen - Anna Franke - Ao. MDCXVIII
- 124 -
Chronik Heyen
Gönne Nr. 5 : Pfarre, Wohnhaus verputzt
Inschrift Über dem Eingang:
Eingang und Ausgang segne Gott
(Zeichnung: Friedrich Lindemann)
Gönne Nr. 8 : Lindemann, Wohnhaus aus Fachwerk:
Inschrift in der Längsseite:
Wer Gott vertraut hat wol gebaut im Himmel und auf Erdengerichtet den 4ten Juny Anno 1823
Gönne Nr. l0 : Zieseniß, Scheune aus Ziegelstein
Inschrift in einer Steinplatte im Giebel:
Mit Gott erbaut v. Ch. Willmer u. W. Willmer geb. Meyer - ger. am 24 Mai 1866
Gönne Nr. 16 : Reese, Wohnhaus aus Fachwerk
Inschrift Über der Seitentür:
Gott kehre bei uns ein, beschütz Feld und Haus,gieb Segen und Gedeihn, treib Unglück von uns
aus.
Inschrift über dem Eingang:
gebauet von Wilhelm Möller gerichtet am 17ten Juli 1863
Esperder Str. 4 : Diekmann, Stall verputzt
Balken von Scheune, die dort stand, eingemauert:
An Gottes Segen ist alles gelegen
Johann Friedrich Falke - Engelmarie Zovie Henneken (Anno 1799 -1974)
Esperder Str. 6 : Möller, Wohnhaus Fachwerk
Inschrift in der Längsseite über dem Eingang:
1889
Esperder Str. 8 : Range, Scheune aus Fachwerk
Inschrift in der Giebelseite Über dem Tor:
Hans Heinrich Seilmeir - Lowise Henken - Anno 1782
- 125 -
Chronik Heyen
Esperder Str. l0 : Wessel, Wohnhaus verputzt
Über Eingang
Fachwerk
Auslucht
Inschrift:
Bewahr dat
Hus, Herr, wat
wie but un dä,
da heir gaht in
un ut.
Erbaut von
Heinrich Wessel
und dessen
Ehefrau
Johanne geb.
Munzel 1912
Esperder Str. l0 : Wessel, Scheune aus Fachwerk
Inschrift in der Längsseite über dem Tor:
Mit Gott erbaut, von Friedr. Wessel u. Marie Wessel geb. Sagebiel. Juli 1923
(Der Balken mit der Jahreszahl 1753 wurde von abgerissenen Scheune wieder eingebaut.)
Esperder Str. 11 : Klingenberg, Wohnhaus aus Fachwerk
Inschrift in der
Giebelseite:
Dem Ausgang
und dem
Eingang mein
den laß Dir
Gott befohlen
sein.
Der Segen
des Herrn
machet Reich
ohne Mühe
Esperder Str. 11 : Klingenberg, Scheune aus Fachwerk
Inschrift in der Längsseite über dem Tor:
Mit Gott erbaut Heinrich Hölcher geb. Klingenberg, gebaut den 11ten Mai 1867
Esperder Str. 13 : Battmer, Wohnhaus aus Fachwerk
Inschrift in der Giebelseite:
Mit Gott erbaut den 7ten Juni 1861
- 126 -
Chronik Heyen
Esperder Str. 14 : Gierke, Wohnhaus aus Ziegelstein:
Über Eingang.
Jahreszahl 1902 aus Eisen
Esperder Str. 14 : Gierke, Scheune aus Fachwerk
Inschrift über dem Tor in der Giebelseite:
Mit Gott erbaut von Carl Lücke und Caroliene Lücke geb. Sagebiel
gerichtet den 31ten Mai 1877
Esperder Str. 15 : Franz, Scheune aus Fachwerk
Inschrift im Giebel über dem Tor:
Mit Gott erbaut von Christian Schrader und Caroline
Schrader geborne Brinkmann gerichtet den 4ten Juni 1868
Esperder Str. 17 : Hollstein, Wohnhaus aus Ziegelstein
Inschrift Steinplatte im Giebel:
Gebauet von C. Sagebiel 1886
Esperder Str. 17 : Hollstein, Scheune aus Fachwerk
Inschrift in der Giebelseite:
Mit Gott erbaut von Carl Sagebiel und Johanne geb. Cors
den 3ten Juni 1852
Esperder Str. 19 : Ohm, Scheune aus Fachwerk
Inschrift in der Giebelseite über dem Tor:
Wer Gott vertraut hat wol gebaut, im Himmel und auf Erden.
gerichtet den 2ten Mai 1898 - Johann Friedrich Müller - Hanne Caroline Ricke
Esperder Str. 23 : Waßmann, Wohnhaus unten Ziegelstein, oben Fachwerk
Längsseite:
An Gottes Segen ist alles gelegen Ludewig Wasmann,
Luise Renzihausen - Anno 1834
Twetje Nr. 1 : Wiemann, Wohnhaus mit Scheune aus Fachwerk
Inschrift über
Scheunentor:
Erbaut von
Friedrich Sagebil
und Wilhelmine
Sagebiln
gerichtet den Ilten
July 1845
Das alte Pfarrhaus aus der Gönne (Nr. 37) wurde in der Twetje 1 (Nr. 49) wieder aufgebaut
Twetje Nr. 2 : Kurlbaum, Wohnhaus, Stall & Scheune Fachwerk
Inschrift Türen Innenhof Stallgebäude:
Dieses Gebäude hat erbaut Johann Friedrich Ivdewic Becker, und Johanna Loise Beckern
gebohrene Korsen Gerichtet Anno 1817 den 26 ten Juli vS.'
- 127 -
Chronik Heyen
14 Kirche
(Hermann Wiemann)
Am Ende des 30ig-jährigen Krieges waren alle Kirchenbücher vernichtet. Die Pastoren Pagendarm
(1713-1749) und Müller (1749-1781) haben genaue Beschreibungen der Gebäude, der Ländereien
und aller Sachgegenstände angefertigt. Die folgenden Ausführungen entstammen den Heyener
Kirchenbüchern.
Heyen, dessen Filiale Frenke ist, hatte um 1150 bereits eine Kirche, deren Collatur damals dem
Kloster Corvey zustand, wobei gesagt wird, dass Heyen in Myndensi diocesi (Wiegand, Archiv III.
3. S. 8) liege. Bodo, edler Herr von Homburg, schenkte 1309 dem Kloster Kemnade duas casas
solventes Sedecim solidos annuatim et unum mansum in Heyen (Zeitschrift für Niedersachsen
1853. - S. 147).
Die (nach Pastor Guthe - Dielmissens Bericht von 1774 in Hassels Kollektaneen) der hl. Ursula
geweihte, nach Osten gerichtete Kirche, aus schlecht geschichtetem, ganz verputztem Bruchstein
mit Balkendecke und Plattendach, besitzt ihr jetziges Ansehen wohl seit einer Wiederherstellung
von 1825, hat aber auch noch mancherlei Mittelalterliches bewahrt. Die Grundform und der Bericht
des Corpus Bonorum von 1751 (Pastor Martin Müller) deuten auf einen romanischen Kern der
Anlage mit ungefähr quadratischem Turm, etwas breiterem, wohl immer flach gedecktem Schiff, an
- 128 -
Chronik Heyen
dem Spuren kleiner, rundbogiger Fenster bei einer Wiederherstellung 1875 zum Vorschein kamen,
und eingerücktem, rechteckigem Altarhause, das mit einem "unförmlichen", 1767 abgerissenen
Bogen sich einst gegen das Schiff öffnete. Der Turm hat im Untergeschoß ohne Verbindung mit
dem Schiffe ein von W nach O gerichtetes spitzbogiges Gewölbe mit flachbogigen Eingängen im
W (jetzt zugesetzt), das über dem Erdgeschoß durch eine massive Freitreppe mit Fachwerkaufsatz
zugänglich ist; unter der jetzigen Glockenstube sind ehemalige, breite rundbogige Öffnungen zu
erkennen, eine vor dem Kirchendache und gegenüber, je zwei an der Nord- und Südseite.
Die jetzige Glockenstube unter vierseitigem Zeltdache hat noch je
zwei ähnliche Schallöffnungen an der Nord- und Südseite, davon
die beiden westlichen, jede mit Teilungssäule, deren Hammer
unmittelbar unter dem Bogen ohne Doppelarkade ruht. Die stark
verwitterten Säulen haben nach oben verjüngten Schaft,
Würfelkapitäl mit Halsring, ein ähnliches, größeres und
umgekehrtes als Base. - Die Mauern von Schiff und Chor haben
einen jüngeren, etwa vier Fuß hohen, innen zurückgesetzten
Aufsatz aus Backstein, dazu einige äußere Mauerverstärkungen
und vor den beiden Ostecken unsymmetrische Strebepfeiler. Die
Tür ist an der Südseite des Schiffes. Die Fenster, eines in jeder
Wand des Altarhauses und je zwei in den Längswänden des
Schiffes, sehr hoch und breit, sind rechteckig, darüber am Schiffe
halbkreisförmige für die Priechen. Ein noch 1881 an der Westseite
des Turmes vorhandener Kopf ist, vielleicht nur unter dem Putze,
verschwunden. Der Ostgiebel besteht aus Fachwerk. Im Inneren
Empore vor den Längswänden des Schiffes und im Westen.
Altarkanzel, der Tisch massiv, darüber fünfseitige Kanzel zwischen
zwei korinthischen Pilastern, vor dem Tische beiderseits Brüstung
mit Pfeiler, der links einen nicht gebrauchten Behälter in Urnenform für ein Taufbecken trägt,
rechts ebenso als Opferstock. (Bis 1749 stand auf dem viereckigen Altarstein ein "hölzernes
Postament mit den vier Evangelistenbildern nebst zwei Säulen von zwei Fuß zwei Zoll Höhe und
zwei Blindflügeln." Dann wurde in diesen Aufsatz eine Kanzel eingefügt. An einem besonderen
Armenkasten stand: Wer den armen Hat gutes gethan, der wird seinen lohn empfahen. Ano 1718).
Ein Taufstein wurde 1766 entfernt (vermutlich als die jetzige Altarkanzel aufgestellt wurde) und
diente auf dem Hofe Nr. 7 (Wessel) als Pferdetränke (1957 kehrte er in die Kirche zurück). An
seinen sieben Seiten Engelsköpfe, Gehänge und Namen. Der Fuß ebenda unter dem
Gossensteine. Der Taufstein war nach dem Corpus Bonorum drei Fuß sechs Zoll hoch und trug
den Spruch Act. 2: Lasse sich ein jeglicher tauffen auf den Nahmen Jesu Christi zur Vergebung
der Sünden, dazu die Namen der Schenker Hinrich Wasman, Ana SporIeder. 1660. Der vom
Großköter Hinrich Rosenthal geschenkte Deckel hing an einem Wendehaken.
Silberner Kelch, 19,8 cm hoch, mit sechsteiligem Fuß, an ihm Umschrift in Antiqua: Der Kirchen zu
Heyen anno 1663 Wicht 22 Lott. Stempel: Hildesheimer Beschau (wachsender Adler über
gevierteiltem Schild mit 49), Meistermonogramm C K. - Glaskelch erst 1841 angeschafft. Ovale
zinnerne Oblatenbüchse mit vier Füßen. Zwei Tischleuchter aus Gelbguß, 29 cm hoch. Umschrift
am Fuße in Antiqua: Anna Francke, I. L. S. Witwe, hat noch diese Leuchter zur Ehr Gottes in die
Kirchen Zu Heyen geben. Ano 1638.
Zwei zinnerne Henkelvasen, 27,5 cm hoch, Rumpf leicht eingeschnürt, Henkel mit Hermenfigur,
am Rumpfe graviert bei i. Geor(g) Carl Floto über Barockschild mit Helm und als Zier zwei Flügel,
im Schilde: G. C. F. 1753; bei 2. Judit Sabien Flothon mit gekröntem Schilde, das J. S. F. 1753
umgibt.
Eine Marienfigur aus Holz, auf dem Halbmond, das Kind auf dem Arme, "in einem mit valvis
versehenen offenen Gehäuse" (Corpus Bonorum) kam bei der Wiederherstellung 1825 auf den
Boden, und wurde bei der folgenden 1875 von den Maurern als Trog verbraucht. Nach mündlichen
- 129 -
Chronik Heyen
Überlieferungen soll sich diese jetzt in der Kirche zu Bremke befinden.
Glocken. I. 99 cm breit, ohne Krone 74 cm hoch. Am Halse
aufrecht stehende Akanthusblattreihe, darunter ein Band mit
Ranken und Eicheln. Noch tiefer an der Flanke einerseits
unter einem Kopfe in Antiqua: Da Prediger war Herr Johann
Martin Müller / hat auf eigene Kosten die Heyische Gemeine
/ diese Glocke giesen lassen in Braunschweig / von Johann
Peter Greten 1754, andererseits unter Kopf und zwei
Rosetten und über einem Kruzifix, unter dem eine Figur
kniet:
Mein Klang rufet: komt an diesen Ort,
Komt, komt und höret Gottes Wort.
Umgegossen aus einer 1726 von Joh. Dietrich Lampe in
Hildesheim für 293 Rthlr. verfertigten, daran der Spruch:
Temporibus guoniam placet inservire futuris,
Campana haec nostro serviet usque bono.
Hinc ad tinitum molis concurrite sacrum,
Ut capiant mentes dogmata sancta Dei.
II. 92 cm breit, ohne Krone 73 cm hoch. Am Halse breites Rankenornament mit der mehrfach
wiederholten Traube von Kanaan, die zwei Männer an einer Stange über der Schulter tragen. An
der Flanke einerseits: Diese Glocke hat die Gemeine Heyen auf eigene Kosten gießen lassen,
andererseits über einem Kruzifix:
Mein Klang ruft hier auch eben so,
Komt, höret, singet und seyd froh.
An ihrer Stelle 1751 eine kleinere 1 ¼ Ellen breite Glocke vom Meister Christoph Kleiman,
Glockengießer von Lemgo, und mit dem Spruche: Komet her, lasset uns dem Herrn frolocken, und
jauchzen dem Hort unsers Heils.
14.1
Bauliche Veränderungen
In den Kriegs- und Nachkriegsjahren sind an der Kirche
nur die nötigsten Unterhaltungsarbeiten durchgeführt
worden.
Im Jahr 1965 wurden in einem ersten Bauabschnitt die
Turmkrönung aufgearbeitet und die Dachflächen des
Turmes mit Sandsteinplatten neu gedeckt. Der gesamte
Außenputz musste erneuert und mit einem Anstrich
versehen werden.
1966 erhielt das Kirchenschiff ein neues Dach aus
Hohlziegeln, eine Blitzschutzanlage (einschl. Turm), neue
Dachrinnen mit Fallrohren und eine Regenwasserleitung.
Auch der Außenputz wurde erneuert und gestrichen.
Bei der Gesamtinnenrenovierung im Jahr 1967 wurden die
Wände neu geputzt, Decke und Wände neu gestrichen,
Fußboden, Altar, alle Fenster erneuert und zusätzlich ein glasgemaltes Chorfenster eingesetzt. Die
Kanzel und Holzaufbauten waren durch starken Holzwurmbefall baufällig geworden.
- 130 -
Chronik Heyen
Der Kirchenvorstand mit Pastor Reichert entschloß sich zu einer
völligen Neugestaltung des Innenraumes. Der Pastor wollte
nicht mehr von "oben herab" predigen. Die neue Kanzel wurde
an der Nordwand vor den Bänken angebaut.
Bei dem Abbau der Seitenemporen (Priechen) entdeckten
Handwerker auf den Holzkassetten der Seitenverkleidungen mit
Erdfarben gemalene Bilder und Ornamente, die durch mehrere
Farbschichten verdeckt waren. Nach der Restaurierung wurden
die Kassetten mit Holzrahmen versehen und dann an der
Kanzel, am Lesepult und vor der erweiterten Orgelempore
angebracht.
Die schlichte, hell und freundlich wirkende Kirche erhielt noch im
gleichen Jahr durch Spenden einen Kronleuchter aus Messing.
Beim Abbruch des alten Altars
kam die verdeckte, mit einem
schlichten romanischen Kreuz
gezierte Altarmensa aus dem
12/13.
Jahrhundert
zum
Vorschein. Der Stein hängt nun
an der Südwand neben dem
neuen Altar aus geschliffenen
Sandsteinblöcken. Daneben steht der aus der gleichen Zeit stammende Taufstein.
Feuchtigkeitsschäden machten 1995 neue Sanierungsarbeiten erforderlich. Eine neue Gasheizung
ersetzte die alten Ölöfen.
Altarmensa aus dem 12ten Jahrhundert – Taufstein aus gleicher Zeit
- 131 -
Chronik Heyen
14.2
Volumen primum
(Hermann Wiemann – Auszüge aus Hauptbuch der Kirche zu Heyen)
.......In welchem Jahr und auf wessen Vergünstigung und von wem hiesige Kirche erbaut worden,
kann man wegen Ermanglung der
Urkunden nicht melden. So muss
man denn auch mit Stillschweigen
übergehen das Jahr und den Tag
der Einweihung beider, des
Kirchhofs und der Kirche. Nach
bloßer Mutmaßung mag sie der hl.
Marien gewidmet sein, weil man
noch bis in diese Stunde in der
Ecke von der Südwand auf dem
Chor ein groß Marienbild mit dem
Jesuskind
und zwar in einem
offenen Gehäuse 6 Fuß hoch und
3 Fuß breit bewahret. Vor 30
Jahren und darüber hat man hier
alljährlich den 4. Sonntag nach
Michaeli eine sog. Kirchmeß
gehalten, daran man verschiedene
Kleinigkeiten
auf
dem
Thie
St. Ursular Kirche Heyen - Nordansicht
feilgeboten, wobei das junge Volk
fröhlicher Dinge gewesen.
Das Dorf heißet Heyen und begreift in sich 53 Wohnhäuser, so große als kleine. Anno 1569
gefolglich zu den Zeiten der Kirchenreformation in diesem Lande soll es gewesen sein unter der
Herrschaft Homburg, mithin hat dero Zeit der Super-intendens zu Halle Jacobus Jovius, welcher
unter dem von Herzog Julio zu Braunschweig -Lüneburg verordneten General- Superintendenten
M. Nicolas Ezbenio gestanden, die Inspektion darüber gehabt,
Die Kirche samt Kirchhofe hat man auf der Höhe des Dorfes angelegt. Der Kirchhof ist 132 Fuß
lang und 128 Fuß breit. Derselbe hat eine große und kleine Pforte mit Türen.
Patronus sind des Herrn Abt zu Corveys Hochfürstliche Gnaden. Mit Zehenden, Meyerhöfen,
Gärten, Teichen und Holzungen ist hiesige Kirche gar nicht versehen, wohl aber mit KirchenMeyer-Ländereien, Eigenland, Wiesen, Hof und Geldzinsen.
(Namen, die im Zusammenhang mit den aufgeführten Wiesen und Ländereien genannt werden:
Sagebiel ,Weßel, Waßmann, Lange, Sander ,Willmar ,Steinbrink, Möller, Meyer, Ricken, Flentge,
Schaper, Becker, Lange, Schmidt, Lockstehl) Im Corp bon. v.1751 werden auf Seite 66 genannt:
Die Vollmeyer Sagebiel, Henneke u. Ricke, der Halbmeyer Sagebiel, die Großköters Sagebiel,
Möller, Meyer, Wessel, Hölscher, Siever, Henneke, Klenke, Ellermann, Meyer, Krauß, Hölscher,
Arneke u, Sagebiel. Der Kleinköter Flentge, der Kirchhöfer Becker.
14.3
Ländereien
Was die jura und Gerechtigkeiten der Kirchen anlanget, so findet sich eben nichts Sonderbares,
ohne das die Kirchen-Wiesen von allen oneribus publicisfrei seien
dass zwei Morgen Kirchen-Meyerland auf der Steinbreiten, so bei Hinrich Meyer Kohthof gehören,
nur vom Zehenden eximiret seien.
Übrigens haben alle Kirchenländereien keine sonderbare jura und Freiheiten – …man kann keine
documenta an Licht stellen, viel weniger von dero Verschreibung, welche zweifelsohne ergangen,
etwas Gewisses melden, weil bis dato die Briefe und Urkunden, so davon handeln, niemanden zu
- 132 -
Chronik Heyen
Gesichte oder Händen kommen sind. Zum Teil sind diese Kirchenländereien noch bei den Höfen,
wo bei sie vor 200 Jahren und darüber gewesen. (Die Lage der Ländereien wird aufgeführt.)
Einnahmen dieser Kirche von dem Kirchen-Meyer-Lande: Weil diese Einnahme nicht jährlich
einerlei, sondern erst alle 3 Jahre gleich ist, so muss sie von 3 Jahren zusammengezogen werden.
Diese dreijährige ungleiche Einnahme in drei gleiche Teile gebracht, und ein Jahr dem anderen
zugute gerechnet wird…
Was den Pfarrer zu Heyen an sich anlanget, so hat derselbige außer einem Baumgarten und
kleinen Kohlgarten kein Pfarrland, keine Wiesen, Kempe noch sonst bares Geld. Es gehört aber
dabei ein Meyerhof, etwa von 90 1/2 Morgen Landes, etliche Wiesen und etliche vom Lande
gemachte Gärten. Dieser Meyerhof ist mit seiner Länderei vor langen Jahren von einem Meyer,
wie andere Meyerhöfe bewohnt gewesen. Und hat der Meyer dem Pastori loci von allem diesem
Lande alljährlich den dritten müssen in seine Scheune fahren.
…sind die Gebäude nach und
nach heruntergekommen, der Meyer gestorben und weil niemand wegen der darauf haftenden
schweren Onerum sich wieder daran geben wollen, ist endlich der Hof ganz wüste worden, so
dass jetzo auf demselbigen von dem alten Gebäude nichts mehr stehet. Ein kleines Häusgen hat
Jacob Schlüter darauf gebauet … so ist dem Pastori frei gestellet, den Hof entweder selbst
anzunehmen und der gnädigsten Herrschaft die onera davon abzustatten, oder aber denselbigen
an gewisse Leute in der Gemein(d)e zu verpachten, seinen dritten davon zu heben, und jenen die
onera davon abtragen zu lassen. Auch kommt von der onerensen Pfarr.-Meyerhofsländerei noch
ein Zehender, welcher nach Ohr an den Herrn v. Hake muss eingeliefert werden, darzu Pastor den
dritten geben muss. (Das Hauptbuch enthält eine Aufstellung der Kirchenländereien u. der
Pächter).
Von einem Stück Landes im Meßkampen gibt der Brock-Müller vor Esperde der hiesigen Pfarre
das eine Jahr, wenn es mit Roggen besät ist, 3 Himbten Roggen, das andere Jahr, wenn es mit
Sommerkorn bestellet ist, 3 Himbten Hafer, das dritte Jahr aber, wenn es brache liegt, nichts.
Diese zweijährige Einnahme, die ungleich ist, muss, weil das dritte Jahr nichts einkommt, in drei
gleiche Teile geteilet werden, auf das man jährlich davon etwas gewisses anschlagen kann.
Recapitulativ aller Kircheneinnahmen (Seite 24 Corp.bon. v. 1725)
Von dem Kirchen-Meyer -Lande, dessen Einnahmen nicht jährlich einerlei, sondern wegen der
Ungleichheit von 3 Jahren zusammenzuziehen ist, kommt alle Jahre ein: 16 Thl. (Thaler), 32 gl.
Diese dreijährige Einnahme in drei gleiche Teile gebracht täte also
Pachtzins:
jährlich
von verpachteten Lande
von Wiesenzins
von Hofzins
von Kapitalien
alle Einnahmen zusammen
5 Thl. 22 gl. 5 1/3 ch
2 Thl. 18 gl.
11 Thl. 9 gl.
6 ch
15 gl.
4 ch
17 Thl. 4 gl.
36 Thl. 33 gl. 7 1/3 ch
Holzungen:
Liegende Gründe von Holzungen sind nicht bei der Pfarre, sondern es empfängt Pastor jährlich
Deputat Malter Holz aus dem Vogler Walde, zwei Meilen von Heyen, nämlich 26 Malter, welche
nach dem jetzigen vergrößerten Maaß 5 Fuß lang, 4 Fuß breit und hoch sein müssen. Nach der
kleineren Zahl hat Pastor sonst 44 Malter bekommen. Diese 26 Malter müssen, nach
hergebrachter Weise, alle und jede hausgesessenen Einwohner, die mit Ackergeschirr versehen,
jährlich dem Pastori auf den Pfarrhof fahren. Anschlage Lohn und Voranweisung giebet Pastor 3
Thl und 3 gl. Dieses Geld ist gesteigert worden im Jahre 1765 auf 5 Thl und 2 gl, 1769 ist es
nochmal gesteigert worden auf 6 Thl und 18 gl.
Ungewisse Einnahmen
-
Tauf-, Begräbnis-, Beicht-, Confirmations- und Einsegnungsgebühren.
- 133 -
Chronik Heyen
-
Kirchenbußgebühren: einen Thaler wenn ein Hurer oder Hure soll Kirchenbuße tun.
Testimonial-Gebühren. wenn der Bräutigam oder Braut in eine andere Gemein(d)e sich
verheiratet.
Für ungewisse Einnahmen werden 40 Taler, für alle Einnahmen zusammen im Jahr 214
Taler veranlagt.
Die Stühle werden beweinkaufet, von den Glocken kommt nichts.
Gleich wie Pastor von den 9o Morgen des Pfarrmeyerhofes den dritten Haufen von der in dem
Winter- und Sommerfelde gewachsenen Fucht empfänget, also erhält auch die Witwe den dritten
Haufen aus gedachten Feldern von den zum Witwentum gelegten 9 Morgen, nämlich von 3
Morgen aus dem Winterfelde, von 3 Morgen aus dem Sommerfelde, die übrigen 3 Morgen liegen
brach, daraus sie gleich wie der Pastor nichts zu heben hat (Seite 54).
Geldeinnahme ist nicht vorhanden, als das Pfarrwitwengeld. Die Witwe hat 3 Kühe frei auf der
gemeinen Weide, jede zu 18 Mgl gerechnet = 1 Thaler 18 gl. Mastfreiheit hat die Witwe nicht.
Ferner hat die Witwe frei 9 Tonnen Bier. von accife und Steuer 4 Thl,18gl.
Ordinäre Ausgaben
Der Superintendent 1 Thl, der Amtmann 1 Thl, Pastori loci präsent. Geld 1 Thl, zur Formirung der
Kirchenrechnung 1 Thl, zur fünfmaligen Abschreibung derselben 25 gl, dem Schulmeister die
Gebühr 2 Thl, 4 gl, dem Kirchenvorsteher 1 Thl, für die Lichter zu machen 12 gl, das
Pfarrwitwengeld 18 gl. Zusammen: 8 Thl, 23 gl.
14.4
Meyerbrief Corp. bon. 1751
Infolge dessen, was unter dem 27 März 1749 noch ist verordnet worden, wird nachgesetztes
beigefügt: Bei der Heyischen Pfarre ist nur ein Pfarr-Meyergut von 2 Hufe Landes, welches die
Qualität der Pacht nicht hat, und hat solches Joh. Hermann Ricken hier in Heyen in Besitz, der
alljährlich davon seine Prastanda an die Pfarre liefert.
Vide pag. 44 num. 5. Der letzte Meyerbrief des obgedachten Pfarr-Meyergutes ist ausgefertigt von
dem sel. H. Pagendarm d. 12 Oktober 1746, welcher also lautet :
Ich, M. Hermann Heinrich Pagendarm, jetziger Pastor in Heyen und Gutsherr des PfarrMeyer-Hofes daselbst, verkünde und bekenne hiermit, dass, nachdem der Halbspänner in
Heyen Joh. Hermann Ricken, Pfarrmeyer daselbst, der bis dahin seinem Pfarr-Meyerhofe
wohl vorgestanden, und solches auch ins Künftige tun wird, mich ersuchet, ihm einen
Meyerbrief zu erteilen, ich keine Bedenken getragen, ihn als einen Pfarrmeyer anzunehmen,
und ihn in den Besitz der sämtlichen Pfarr-Meyer-Güter und allen was dazu gehört, zu
lassen und zu bestätigen. Ich setze ihn demnach Kraft dieses in den gänzlichen Besitz des
Meyerhofes, und was dahin als ein Zubehör kann gerechnet werden, dass er denselben, wie
bisher getan, gebrauchen und nutzen soll, und versichere ihm, in diesem Besits zu
schützen. Dagegen verspricht er, wie solches auch in dem unter uns Aipulirten auch von
hochfürstl. Justiz-Kanzlei confimirten Vergleich vom 5ten Sept. 1746 bestimmt ist, nicht
allein von seinem Pfarr-Meyerhofe mir als seinem Gutsherrn zur rechten Zeit, wie bisher
gewöhnlich gewesen, auf hiesige Pfarre jährlich zu liefern, vermöge des Kontrakts bei
guten Jahren 4 Malter Roggen, 5 Malter Hafer, 2 Malter Gerste, 2 Malter Weizen, desgleichen
6 Hühner, 6 Stiege Eier, und 2 Mgl Hofzins, sondern auch diesen Meyerbrief mit 1 Thaler
und 18 Mgl zu lösen und selbigen alle 9 Jahre mit 1 Taler zu 36 Mgl zu erneuern. Und wie ich
glaube, dass er jederzeit den obgedachten Vergleich erfüllen, und sich als Pfarr-Meyer
gebührend bezeigen werde, so versichere ich ihm auch, dass er mich dem Vergleich alle
Wege gemäß gegen ihn bezeigen werde, und erteile ihm daher diesen Pfarr-Meyer-Brief und
angebohrenen Patschaft besiegelt.
Heyen, im Amte Wickensen d. 18. Oktober 1746
Hermann Heinrich Pagendarm, Pastor in Heyen.
- 134 -
Chronik Heyen
Dieser Meyer-Brief ist zum andern mal von mir als jetzigen Pastore J.M. Müller erneuert worden
den 18. Oktober 1764
Erläuterung:
(1 Braunschweiger Thaler =288 Pf.=24 gute Gr.=36 Mariengroschen nach Währungstabellen von
178o/9o. Helmut Jäger, Methodisches Handbuch f. Heimatforschung in Niedersachsen, Lax 1965)
Johann Hermann Rieken (1697-1761) bewirtschaftete den Hof Nr. 8 im Winkel (Hagenstraße).
Letzter Bewirtschafter des Hofes war Heinrich Friedrich Wilhelm Sporleder (geb. 1896), genannt
„Winkelbauer“.
14.5
Aus der Chronik des Pfarramtes ab 1907
(vom Kirchenrat Adolf Runge)
16.01.1907
25.01.1907
02.02.1907
02.03.1908
28.04.1908
10.09.1908
Dez. 1908
Gemeinderatswahl
Reichstagswahl, bei welcher 89
Stimmen
auf
von
Damm
(wirtschaftliche Vereinigung), 9 auf
Kerk (Fortschritt), 1 auf Salwer
(Sozialdemokrat) fallen.
Reichsstichwahl, bei welcher von
Damm 103, Salwer 3 Stimmen
erhalten.
Vollmeier-Altenteiler Heinrich Sagebil
Nr. 30, 73 Jahre alt, seit Dez. 1879
durch
Erneuerung
seitens
des
Königlichen Konsistoriums zu Münster
als Patron der Kirche zu Heyen
Mitglied des Kirchenvorstandes (KV),
stellvertretender Vorsitzender im KV,
auch Deputierter desselben zum
Schulvorstand.
9.00
Uhr
Schultermin
mit
Adolf Runge war von 1882 bis 1930 Pastor für Heyen
Konsistorialpräsident Sievers und
und Frenke. Er wurde 1920 Spezial-Super-Intendent von
Baurat Pfeifer. Darüber ergangene
Halle und 1922 zum Kirchenrat ernannt.
Niederschrift:
Wolfenbüttel,
den
29.04.1908: „Gestern hatten sich die o.g. nach Heyen begeben, um das dortige
Schulhaus einer Besichtigung zu unterziehen. Das Schulgebäude besteht aus
einem älteren Wohnhause aus Fachwerk mit seinem Anbau an der Nordseite,
ebenfalls aus Fachwerk, in dem sich die Schulklasse befindet. Unmittelbar an den
Klassenanbau sind an der nördlichen Giebelseite die Aborte für Lehrer und
Schulkinder mit einer Grube angebaut. Die Klasse hat zweiseitige Beleuchtung und
reicht für die vorhandene Schülerzahl nicht aus. Schulvorstand und Gemeinderat
beabsichtigen daher, den Abortanbau zu beseitigen und nach dieser Richtung den
Klassenraum zu erweitern. Da der Grund und Boden aber durch die Abortgrube
voraussichtlich stark verseucht sein wird, so muss die Durchführung dieses Projekts
davon abhängig gemacht werden, dass seitens des zuständigen Physikers die
geplante Erweiterung als zulässig erklärt wird...“
Verhandlung mit Sanitätsrat Dr. S. aus Eschershausen wegen Schulbaues.
Gemeindevorsteher gegenwärtig. Für den Bau Bedingung, dass an der Nordseite
des alten Schulzimmers 2 m nach außen, 2 nach innen sowie 2 m seitwärts und 2 m
tief ausgegraben, der Erdboden fortgeschafft, die Höhlung mit frischen Kalksteinen
ausgefüllt und oben mit einer Betonschicht verschlossen wird.
wurden von der Ww. Wedekind aus Harderode 480 Röhren bezogen. Diese wurden
von Großköter F. Weber angefahren. Sie wurden von Arbeiter Hermann Sagebiel
gelegt. Wegen der Kirchenwiesen wurden 53 M verausgabt. 1907 u. 1908 zus. 190
Mark.
- 135 -
Chronik Heyen
1909
Weil seit dem 3. Juni wegen der Schulreparatur, die am 1. Juni ihren Anfang nahm,
der Schulunterricht im kleinen Saal des Pieperschen Gasthauses stattfand, der Saal
aber anderweitig benutzt werden musste, wurden jetzt schon die Sommerferien
begonnen…
26. Okt.
Nach Schluss der Herbstferien Ingebrauchnahme des neuen Schulzimmers.
Sitzung des Schulvorstandes, des Kirchenvorstandes und Gemeinderates in der
Schulstube. Besichtigung des Schulzimmers, des erweiterten Vorraumes, der neuen
Arbeitseinrichtungen und des neuen Holzstalles. Vergleich zwischen dem Schulbau
von 1909 und der 1869 an der gegenwärtigen Stelle eingerichteten Schulstube
(Weihnachten 1869 bezogen).
19.06.1909 Besuch Sr. Hoheit des Herzog-Regenten Herzogs Johann Albrecht von
Mecklenburg in zweiter Ehe mit Prinzessin Elisabeth von Stolberg - Roßla.
18.09.1910 Spaziergang mit den konfirmierten Mädchen nebst den eigenen, erwachsenen
Töchtern auf den Eckberg.
11.09.1910 Spaziergang mit den konf. Knaben über den Hohen Knapp über Halle.
Die Ausflüge nahmen einen befriedigenden Verlauf.
17.–18.07.10 Bundes-Schützenfest in Heyen. Schießstände waren auf dem Pieperschen Acker
vor dem Kühlwege mit Schussrichtung nach dem Walde zu angelegt.
Dez. 1910
Der Brschwg. Landtag beschließt Einbeziehung aller Patronalsgeistlichen unter das
neue Gehaltsgesetz und bewilligt die erforderlichen Mittel.
16.03.1911 Der Totengräber, auch Gemeindediener, früher zugleich Nachtwächter, August
Sagebiel gestorben.
05.05.1911 Lehrer Schulze von Anbauer W. Flentge wegen Überschreitung des
Züchtigungsrechtes an seinem Sohn Friedrich verklagt. Strafe: 3 Mark.
Juni 1911
Hitze und Dürre. Bach im Pfarrgarten versiegte. Von überallher hörte man von
ausgetrockneten Brunnen.
13.08.1913 Die unverehelichte Johanne Wilmer wurde von 30 Frauen für den Hebammendienst
gewählt.
Sept. 1913
Der auf dem Eckberge erbaute Bismarckturm wird unter großer Beteiligung
eingeweiht.
02.03.1914 …wird der in Hameln gebaute, am 06.02.1914 in Heyen eingetroffene Totenwagen
für seinen Zweck geweiht.
01.04.1914 Inkrafttreten des neuen Gemeindeschulgesetzes vom 05.04.1913, durch welches
eine vollständige Neuordnung getroffen ist.
18.03.1914 Aufstellung der Masten für das Ortsnetz, der Drähte für die Licht u. Kraftanlagen
seitens des Elektrizitätswerks Wesertal.
1914
Der Krieg - Wie es zu demselben infolge der Ermordung des österr.-ungarischen
Thronfolgers und seiner Gemahlin, aber mehr noch wegen der gegen Deutschland
getroffenen Vereinbarungen zwischen Frankreich, Russland und England
gekommen ist, wird ebenso wie das, was sich im Laufe des Krieges begeben hat
und noch begeben wird, am besten in Geschichtswerken nachzulesen sein.
06.02.1917 Der von Börry kommende Inspektionsbote bringt die Nachricht mit vom Eintritt der
Vereinigten Staaten von Amerika in den Krieg gegen Deutschland.
13.10.1918 Die Ablieferung unserer kleinen Glocke zum Besten der erfolgreichen Verteidigung
ist am vorigen Mittwoch durch zwei Leute der Glockengießerei Radler u. Söhne in
Hildesheim erfolgt. Gewicht der Glocke 478 kg. In 9. Kriegsanleihe belegt im Nennwert von 2.200 M.(Telegramm aus Braunschweig, den 08.11.1918). Seine Königliche Hoheit der Herzog hat auf Verlangen des Arbeiter und Soldatenrates zur Verhütung unmittelbar großen Unheils für sich und seine Nachkommen auf den Thron
verzichtet und die Regierung in die Hände des Arbeiter- und Soldatenrats gelegt.
29.04.1919 Infolge Benachrichtigung der Firma Radler, dass die kleine abgelieferte Glocke noch
unversehrt ist und zurückgekauft werden kann, beschließt der KV, bei der
Kreisdirektion wegen der Rückgabe der Glocke vorstellig zu werden und den
Wiedereinbau der Glocke durch Radler bewirken zu lassen.
01.10.1919 Wiedereinbau der von Großköter Fr. Klingenberg in Heyen zusammen mit einer
Glocke der Kirchengemeinde Harderode aus Hildesheim zurückgeholten kleinen
Glocke mit einer neuen Läutevorrichtung , mit Stahlwalzenlagern zu 684,– M, die bei
der Heyer Spar- und Darlehenskasse angeliehen werden sollen.
- 136 -
Chronik Heyen
21.12.1920
Durch Lehrer Schulze mit den Schulkindern ein Märchenabend im Saal der
Pieperschen Gastwirtschaft veranstaltet.
07.04.1922 Kirchenvorstand beschließt, für die Kirchengemeinde Heyen bei der Heyener Sparund Darlehenskasse ein Konto der laufenden Rechnung bis 5000 M eröffnen zu
lassen. Herr Sagebiel übernimmt die Bürgschaft dafür.
22.03.1922 Gründungsversammlung für den Evang. Elternbund Heyen.
1922
Seit einigen Jahren ist die Besoldung unserer ev. Geistlichen eine derart
unzureichende, dass in die Pfarrhäuser des ganzen Landes die bitterste Not
eingezogen ist und bereits viele Pfarrer, nur um ihre Familien durchbringen zu
können, Nebenbeschäftigungen suchen müssen. Die Beerdigungen geschehen
nach dafür vorgeschriebenen Formularen. Ihre Zeit ist in der Regel nachmittags 3
Uhr. Die Handlung beginnt gewöhnlich im Sterbehause mit Leichenrede und
schließt am Grabe. … Bei der Bestattung von Selbstmördern ist die Kirche nicht
beteiligt, insbesondere findet weder Sterbe- noch Begräbnisgeläut statt.
ohne Datum (Archiv Heyen 201) ......dass der Kirchengemeinderat in Heyen beschlossen hat, die
beiden Stücke Kriegsanleihe, welche für den Erlös aus dem Verkauf der im Jahre
1918 enteigneten Glocke angekauft wurde, und deren Annahme beim Rückkauf der
Glocke die Kreiskommunalkasse in Holzminden ablehnte, zu verkaufen.
08.06.1923 An den Deutschen Reichstag zu Berlin. Betrifft Bittschrift aus dem Kirchenkreise
Halle im Lande Braunschw. wird um die Wiederherstellung des gesetzlichen
Schutzes für den am Mittwoch vor dem letzten Trinitatissonntage von der Brschwg.
ev. luth. Landeskirche gemeinsam mit anderen Landeskirchen Deutschlands
gefeierten Bußtag untertänigst gebeten.
14.6
Aus der Chronik der Kirchengemeinde Heyen
(Kirchenrat Theodor Clemens)
Am 12. April 1930 schloss in seinem 80. Lebensjahr der Kirchenrat Adolf Runge, Pfarrer zu Heyen
(u. Frenke bis 1924) die Augen für immer für diese Welt. Er starb nach einer Amtszeit von 50
Jahren, davon 48 hier in Heyen. Die Amtsbrüder in der Umgebung übernahmen nun die Vertretung
und all die Pflichten im Amt für Heyen. Im Sommer wandelte sich in den folgenden Jahren das
stille, vereinsamte Pfarrhaus in ein bewegtes, lebhaftes Jugendheim um..
So gingen die Jahre 1930-35 dahin. Anfangs vertrat die neue Regierung nach dem 30.01.33 die
kirchlichen Belange, soweit es nötig war. Dann aber setzten Schwankungen und gar Angriffe ein,
sogar in gewisser Beziehung auch in der ev.-luth. Kirche selber. Es war die Zeit des
schwankenden Übergangs zu Neuem, und zwar ging der Weg durch Unklarheiten, Widerspruch, ja
in manchen Kreisen durch Angriff, jedenfalls durch Überraschendes und Rätselhaftes: "Was soll
daraus werden?" Es schlug der Strom der Zeit seine Wellen auch in ein kleines, ja in das kleinste
Dorf.
Da bat der Kirchengemeinderat wieder um einen Pfarrer. Das Landeskirchenamt versprach zu
helfen. Freilich, einen Pfarrer in das hiesige Kirchenamt einzusetzen, ging aus den bekannten
Gründen der Kleinheit einer Gemeinde nicht an. Man sandte deshalb einen Vikar, den Kandidaten
der Theologie Wesemann aus dem Wolfenbütteler Prediger-Seminar für die Zeit 1936 bis 1937.
Wesemann lebte sich hier schnell ein, und die Gemeinde war dankbar, nun eine vorläufig
bleibende Stütze und Leitung für und bei sich zu haben.
Nach Ablegung des 2. Examens des Genannten kam der Kandidat Schlutter, gleichfalls aus dem
Wolfenbütteler Prediger-Seminar, auf ein Jahr, wie H. Wesemann. Auch er fand hier volles
Vertrauen. Beide haben hier fleißig gewirkt. Beide haben, wie sie bekannten, hier in der Stille des
Dorfes, in der Schönheit des Gartens und der hiesigen Gegend, vor allem in der pfarramtlichen
Arbeit an und in der Gemeinde, sich recht wohl gefühlt. Ergänzung: Beide Vikare sind auf dem
Felde der Ehre gefallen. Wesemann 1945, Schlutter 1941.
- 137 -
Chronik Heyen
Nun kam ein selbständiger Pfarrer in das hiesige Pfarramt, an Jahren und wohl auch an
Erfahrungen gereift, es ist dies, der dieses berichtet, Kirchenrat Theodor Clemens, geboren in
Braunschweig, 18. Dez. 1873. Er hatte zuletzt in Wolfenbüttel neun Jahre amtiert.
Der Genannte dachte in jener Zeit daran, wegen eines hartnäckigen Gallensteinleidens, sich nach
seinem 65. Lebensjahr pensionieren zu lassen. Das Landeskirchenamt hatte starke Bedenken,
hierzu bereit zu sein. Es schlug ihm zu seiner Entlastung die Teilung der Gemeinde vor und, weil
er das nicht wollte, schließlich die Übernahme einer anderen, weit kleineren Gemeinde, z.B. Heyen
vor. Nach einiger Überlegung und nach einem Besuch in Heyen und Umgebung willigte er ein, er
nahm den Vorschlag an. Zu Heyen wurde, um dem Gesetze bezüglich der Seelenzahl zu
genügen, Esperde hinzugelegt als Filiale der Gemeinde. Im Juli 1938 zog er mit seiner Familie
hierher. Ein neuer Anfang in ländlicher Stille und anheimelnder Enge und nachbarlicher
Traulichkeit eines reizvoll gelegenen Dorfes. Weserstrom, nahe Berge, bunter Wald, weites,
fruchtbares Tal und ein nett und freundlich erneuertes Haus. Jetzt ging es an die Arbeit. Alles in
einem übersehbaren Kreis und an manche Stunde füllende Gartenarbeit, die ihn näher mit der
fleißigen Bevölkerung verband.
In demselben Jahr 1938 kam die ernste, aufregende Erwartung eines Krieges aus dem Südosten
her. Als diese düstere Wolke zur Erleichterung aller sich verzogen hatte, kam wirklich 1939 der alle
Kräfte der Nation anspannende, wirkliche Krieg, zuerst mit Polen, dann mit Frankreich und
England und schließlich auch mit Russland. Zunächst glänzende, schnell aufeinanderfolgende
Siege, dann auch Rückschläge und Rückzüge. Das furchtbare Ereignis, eine schreckliche
Tragödie mit schwersten, entscheidenden Folgen: "Stalingrad". Und von da an Rückzüge und
Verluste von Ländern und Nationen usw. Es ist hier nicht der Ort, all das, Anfang und Ende des
Krieges, ausführlich zu beschreiben. Der Krieg wurde durch Terrorangriffe bei Tag und Nacht auf
die Städte, ja auch auf Dörfer erschreckend, zerstörend, unsagbares Elend der Bewohner
hervorrufend, getragen. Welch ein Jammer, Schaden, welch eine Not! Dann kam der angstvoll von
vielen erwartete Zusammenbruch im blühenden Frühling 1945. Man erspare mir, dieses Ende zu
beschreiben in seinem Anfang und Fortgang. Deutschland war von seinen Feinden besiegt. Die
Opfer an Blut und Leben bei unseren, d.h. Heyens Kriegern, Vätern, Söhnen, Gatten und Brüdern
sind folgende: (In der Aufzählung findet man auch den einzigen Sohn des Kirchenrats Clemens,
Major Jürgen Clemens, gefallen am 05.01.1942).
Im September 1945 ist unter den hiesigen Mitgliedern der Wehrmacht etwas ungewöhnliches,
höchst erfreuliches geschehen: Am 25.02.1943 wurde der Heldentod von Karl Fischer offiziell
gemeldet. Wir trauerten um ihn als Gatten, Vater und tüchtigen Meister seines Handwerks. Da kam
im September diesen Jahres die telegrafische Nachricht eines Kameraden, dass Karl Fischer
unterwegs sei auf der Fahrt in die Heimat. Es wichen dann auch die letzten Zweifel an der
Wirklichkeit dieser Nachricht: Tatsächlich, er erschien hier, sehr erholungsbedürftig, ja krank von
den Anstrengungen der langen Heimfahrt und der unzulänglichen Ernährung in Sibirien. Am
anderen Sonntag wurde dem Heimgekehrten ein herzlicher Gruß in allgemeiner Freude entboten,
ihm den Todgemeldeten und "wiederlebendig gewordenen".
Am 28.11.1945 wurde Kirchenrat Clemens in den wohlverdienten Ruhestand versetzt. Er schreibt:
Ich grüße Euch zum Abschied mit den Worten des Apostels Römer 12/12: "Seid fröhlich in
Hoffnung, geduldig in Trübsal, haltet an am Gebet". Ein herzliches Gottbefohlen! An Euch alle für
alle Zeit.
14.7
Während des Krieges und nach dem Krieg
(Pastor Bruno Welz)
Der so lange (6 Jahre) und folgenschwere, überaus leidvolle und unglückliche Krieg wirkte auf das
kirchliche Leben im Gottesdienst und besonders im Konfirmandenunterricht ungünstig ein. Infolge
des Arbeitskräftemangels wurde beides, namentlich das letztere, hindernd beeinflusst. Der
genannte Unterricht fiel häufig aus, weil die Kinder zur Hilfe in der landwirtschaftlichen Arbeit
herangezogen wurden. Auch der politische Dienst der Jugend wirkte ungünstig, einmal durch
Zeitraub in der Woche, sodann leider auch durch die oft kirchenfeindliche Beeinflussung der
- 138 -
Chronik Heyen
leitenden Kräfte. Die Männer, zum großen Teil in der Wehrmacht draußen, mussten ihren Frauen
die Arbeit, die manchmal schwere Feldarbeit, überlassen. So fanden sie oft keine Zeit zum
Gottesdienstbesuch wie auch zur Abendmahlsfeier.
1947. Dem Spezialvikar von Heyen, Herrn Pastor Jung aus Halle, wurde die Verantwortung für die
Heyener Gemeinde neben seinem Amte zu groß. So entschloss sich das Landeskirchenamt
Hannover dazu, hierher einen Vertreter zu senden, der im April 1946 sein Amt antrat. Es war dies
Propst Namenhauer, Flüchtling aus Finnland, ein belesener, kluger Mann, dessen Predigten die
Gemeinde gern hörte. Um die Gemeinde hat er sich seiner Krankheit wegen nur wenig kümmern
können. Recht bald mussten die Nachbarpastoren helfend einspringen. Pastor Jung aus Halle und
später der Flüchtlingspastor Bruno Welz, der Schreiber dieser Zeilen, der hier am 03.04.1947
seinen ersten Abendmahlsgottesdienst hielt. In den September 1947 fällt die Rückkehr der im 2.
Weltkrieg abgelieferten großen Kirchenglocke, die von der Gemeinde mit großer Freude
heimgeholt und empfangen wurde. Beide Glocken rufen die Gemeinde nun wieder, wie in alter
Zeit. Von der ganzen Gemeinde betrauert ging am Heiligen Abend 1947 unter dem Geläut der
Christabendglocken Herr Kirchenrat Clemens nach langer Krankheit im Pfarrhaus heim. Die
Gemeindemitglieder rühmen seine große Gütigkeit und Kinderliebe, sowie seine Treue in Hausund Krankenbesuchen.
Am 15. Feb. 1948 wurde Pastor Welz aus Hehlen durch Superintendent Buttler, Bodenwerder, im
Gottesdienst der Gemeinde Heyen in sein Amt als Pastor eingeführt, nachdem er am 21.Jan. 1948
von Herrn Landesbischof D. Lilje "auf die erledigte Pfarrstelle in Heyen - Esperde" berufen war. Am
28. Feb. 1948 zog die Familie Propst Namenhauer (fünf Personen) ins Pfarrhaus Nieder - Börry
ein, am 02. März hielt die Familie Welz ihren Einzug in das Pfarrhaus zu Heyen. Am 19. April
1948 erfolgte die Gründung des kirchlichen Posaunenchores in Heyen. Die Anregung hierzu ging
aus von dem aus der Senne bei Bielefeld stammenden Bauern Albert Diekmann, der selbst ein
Schüler des "Posaunengenerals" Pastor Kuhlo war. Am 18. Juni wird die Währungsreform
angekündigt. Für die Reichsmark war nichts mehr zu kaufen. Der Landmann und Industrielle
hortete Waren, so er konnte. Ware war wertbeständig. Wer etwas ohne Bezugschein kaufen
wollte, musste dies auf dem "Schwarzen Markt" tun. "Schwarzhändler" gab es in Stadt und Land.
Die meisten Dinge des täglichen Gebrauchs kosteten mindestens das 10fache ihres
Friedenswertes auf dem schwarzen Markt, sofern sie überhaupt erhältlich waren.
9. Juli 48 Probst Namenhauer wird in Börry begraben.
01.08.48 Erstes Auftreten des Posaunenchors im Pfarrgarten (Festes der Äußeren Mission).
18.02.49 Seit 1946 unter Probst Namenhauer besteht in Heyen eine Ev. Diakonissen-Station mit
der ersten Schwester Christine Klebsch (Arbeitsbereich: Krankenpflege).
13.03.49 Volkstrauertag wird wieder
gehalten. Esperde noch
61 Kriegsvermißte, Heyen
46.
22.05.49 Am 31.03.1949 haben wir
uns vom Kreiskirchenrentamt in Holzminden
gelöst und
dem neu
errichteten Kreiskirchenrentamt Bodenwerder angeschlossen (Superintendent Buttler).
24.10.49 Diakonisse
Christine
Klebsch wird abgelöst.
Schw. Anna Schmidtke tritt
Siedlung mit Schule vom „Kleinen Knapp“ – Foto: Küchemann Juni 1959
an ihre Stelle.
12.01.50 Heyen
bewilligt
dem
Pastor jährlich 75,– DM Fahrkosten und beschließt mit Esperde, dem Pastor sofort zur
Erleichterung seines Dienstes ein Leichtmotorrad (98 ccm) zu kaufen.
16.01.50 Kreiswohnungsamt Holzminden macht Wohnungs- und Hausdurchgang. Die
Wohnungsnot ist nach wie vor sehr groß, da durch Vertreibung aus dem Osten bis zur
- 139 -
Chronik Heyen
Oder-Neiße-Linie und Bombardierung, vor allem der Großstädte, viel Wohnraum benötigt
wird. Darum Wohnungs-Zwangswirtschaft in Deutschland.
12.06.50 Hagelfeiergottesdienst in Heyen.
1950
Martha u. Luise Sagebiel laden alle lebenden Teilnehmer der Konfirmations – Jahrgänge
1900 u. früher zur Goldenen Konfirmation ein. 75 Jubilare kommen. Sie spenden 2
große Altarleuchter mit Widmung.
1951
Die pol. Gemeinde sucht Baugelände für Baulustige und für eine neue Schule. Da sonst
in der Gemeinde kein Baugelände hergegeben wird, entschließt sich der
Kirchenvorstand auf dem Tauschwege Pfarrland herzugeben.
Konfirmation am 11.März
1951 in Heyen:
Untere Reihe von links: Pastor
Welz, Gerhard Schramm, Dieter
Lenzewski, Herbert Sporleder,
Horst Zimmermann. Zweite Reihe:
Hans-Gerd Kammler, Dieter
Rotkamp, Helmut Rösler,
Friedrich Willmer. Dritte Reihe:
Rita Schrammek, Marga Möller,
Helga Fischer. Vierte Reihe:
Maria Peleikis, Christa Dyballa,
Margret Baxmann, Anni Meyer,
Elfriede Zieseniß. Obere Reihe:
Christa Pfeffer, Marta Lyrath,
Brunhilde Fleischmann, Ilse
Fischer.
10.03.52 Schwester Schmidke zieht in neue Wohnung Haus Nr. 10. Pastor versucht auf dem
Kreiswohnungsamt die Genehmigung nachzuholen.
17.03.52 Schwester Schmidke muss wieder ausziehen. Schwesternstation ist ohne Wohnung. Die
pol. Gemeinde hilft nicht. Ausrede „Wir können nicht“.
30.05.52 Schwester Schmidke kehrt in ihr Mutterhaus Lemförde zurück. Kreis und Gemeinde
verstecken sich hinter Paragraphen. …den Kontrakt mit dem Mutterhaus haben wir
gelöst.
01.01.53 Neue Gesangbücher in Augenschein genommen.
07.11.53 Der Posaunenchor spielt zur Einweihung des neu erbauten Hauses von Schumacher
Heinrich Willmer auf der Diekbreite.
27.11.53 Wie im Vorjahr schickt auch dieses Jahr unsere Frauenhilfe an bedürftige Familien
unseres Patenkreises in der Ostzone (Oberseifersdorf im Kreis Zittau) Päckchen, am
18.11. gingen 4 Päckchen mit 23 Pfund ab. Heute schickten wir 18 Päckchen à 4 Pfund
Inhalt: Fett, Zucker, Wurst, Gummiband, Textilien, auch Kaffee-Siebe – alles Dinge, die
dort nicht erschwinglich bzw. überhaupt nicht im ausreichenden Maße käuflich sind.
18.01.54 Der alte Taufstein aus dem Jahre 1625 wird vom Hofe Nr. 7 (Fr. Wessel) zur Säuberung
auf den Pfarrhof gebracht.
- 140 -
Chronik Heyen
26.05.54 Abfahrt der Familie Hermann Klitscher, Heyen Nr. 10, um von Bremen aus nach Canada
auszuwandern.
26.05.54 Vormittags Aufstellung des Taufsteins in der Kirche an der Stelle, auf die ihn schon die
Väter 1625 gesetzt hatten: gegenüber dem Eingang unter der Nord-Prieche.
04.06.54 Herr Wilhelm Geitel, Bodenwerder, Textil-Kaufhaus, stiftet der Kirche Heyen 2 LäuferStücke in das Chor der Kirche Heyen.
Sein Ahne war von 1781 bis 1841 – sechzig Jahre – hier Pastor!
07.06.54 Herr Landessuperintendent Laasch, Hannover, weiht den alten Taufstein von 1625 neu
ein.
16.06.54 Erster Spatenstich zum Schul-Neubau Heyen.
14.07.54 Wir tragen den 96jährigen Opa Wilhelm Pieper, Heyen Nr. 14, zu Grabe.
16.08.54 Der Orgelbaumeister Wiegmann, Hameln, beginnt mit dem Einbau eines Orgelmotors in
der Kirche Heyen. Bislang haben die Konfirmanden für etwa 40,– DM jährlich die Bälge
getreten.
Goldene Konfirmation 1980 – Gruppenbild mit Pastor Erwin Lask
01.09.54 Die Schwesternstation Heyen, die seit dem 24.10.1949 ruhte, wurde heute mit
Einverständnis von Kirche und Gemeinde neu besetzt mit Schwester Christine Klebsch.
30.04.55 Um 19.30 und 23.30 Uhr zwei Unwetterkatastrophen mit schweren Auswirkungen.
Heyen ist besonders schwer heimgesucht. Die Wolkenbrüche schwemmen die Saaten
von den Feldern, klatschen den Acker zementartig fest, reißen das Pflaster der
Hauptstraße von unten her, vom unterirdischen übervollen Bachbett, und von oben auf,
überfluten das Leute-Haus von Feuerhake (gegenüber Gasthof Dröge), reißen den
Pfarrzaun an der Straße nach Bodenwerder fast vollständig um. Der Bach im Pfarrgarten
war zum reißenden Strom geworden und brachte vom Nachbarn einen Stein von 6 bis 8
Zentnern etwa 30 Meter weit mit. Der Schaden für unsere Landwirtschaft ist groß.
05.06.55 Kreisposaunenfest in Heyen. Alle Bläser (etwa 76) sind in Privatquartieren zum
Mittagessen in Heyen und Esperde. Herrliches Wetter. Die Chöre spielen in den
Gottesdiensten und nachmittags zu einem Festnachmittag auf dem Weinberg. Die
Festansprache auf dem Weinberg hält Landessuperintendenten Laasch, der sinngemäß
mit etwa folgenden Worten begann: „In meinem Leben habe ich schon von vielen
Kanzeln gesprochen. Auf solch einer herrlichen Kanzel wie diese, habe ich noch nicht
gestanden.“ Dabei ging seine ausgestreckte Rechte über die Weite der Weserberge und
des Ith.
15.12.55 Einweihung der neuen Schule und des Lehrerhauses.
03.01.56 Unter der Leitung von Frau Welz entsteht ein „Kreis Junger Frauen“.(23 Frauen)
15.06.56 Die elektrischen Läutemaschinen für die Glocken in Heyen werden eingebaut. Eine
Glocke wird gedreht, die auch einen neuen Klöppel erhält.
- 141 -
Chronik Heyen
25.08.56 Die Keller´sche Scheune (Maschinenschuppen) außerhalb des Dorfes links an der
Straße nach Brockensen wird umgeweht. Allein im Pfarrgarten wirft der Sturm acht
Bäume um. Alles Obst liegt am Boden.
Goldene Konfirmationen 1985: Stehend v.l. Lieselotte Dröge, Hildegard Eiffler, Gerda Franz, Hildegard Bode, Hermann Maaß,
Irmgard Willmer, Marie Hollstein, Pastor Wolfgang Ebel, Emmy Lemke, Heinrich Möller, Anneliese Hundertmark, Melitta Mittendorf,
Martha Hilmer. Sitzend v.l. Wilhelm Möller, Wilhelm Steinbrink, Joachim Heinrichs, Fritz Timmermann, Karl Grupe, Wilhelm
Klingenberg, Paul Klettke, Rudolf Schönheit, Gerhard Arndt.
30.08.56 Das Landeskirchenamt hat zum neuen Superintendenten unseres Kirchenkreises
Bodenwerder den Pastor Heinrich Brümmer ernannt.
10.11.57 Plötzlicher Heimgang von Pastor Welz am 10.11.1957 wurde ich (Hermann Reichert) am
20.04.1958 in mein Amt als Pfarrvikar eingeführt.
1967
Hermann Reichert gibt aus familiären Gründen sein Amt auf.
22.09.67 Pastor Erwin Lask übernimmt die Pfarrstelle Heyen/Esperde
1971
Am Reformationstag im Jahre 1971 wurde die neue Friedhofskapelle in Heyen
eingeweiht. Seit dem 1. Jan. 1973 liegt die Verwaltung des Friedhofs in kommunaler
Hand (Samtgemeinde).
29.02.85 Wir verließen Heyen und
zogen in unser Haus in
Hameln (Ruhestand).
hinten v.l. Albrecht Rother, Ursula Ritterbusch (Sorge), Gertrud Hammerl
(Hilmer), Ludwig Lindemann. vorne v.l.: Gertrud Biermann (Seelemeyer),
Marie Albrecht (Maaß), Elfriede Arndt (Möller), Marie Uhlit (Sporleder),
Wilhelm Waßmann, Willi Köhls, Pastorin Silvia Hutter-Ulbrich.
- 142 -
Chronik Heyen
14.8
Abschrift einer Tafel in der Kirche
(Friedel Peter)
Notitia:
Pastorum Heyensium et Frenkensium Post Purgatam A Luthero Religionem.
1.
2.
3.
4.
5.
6.
Johannes Bolenius
Agressum est Pastoratum Frenkensen
Petrus Detmari
Anno 1600 Pastoris Munus in Ohsen Obtinuit
Justus Mesenkamp
Andreas Düvelius
Ludolphus Colemeier
Hermann Brauns
1570 – 1590
1588
1599
1600 – 1612
1612 – 1626
1626 – 1643
1643
12.
Permutavit Hoc Officium cum Dignitate Praesulis
Ahlshusenis
Johannes Brase
Conradus Aodolphus Düpolicus
Hermanus Henricus Pagendarm Osnabrügens Nat.
Suscepit Pastoratum Heyensem
Johann Martin Müller
Aug. Christ. Lud. Geitel Nat. Ottensteinae (in Locum)
Mülleri Pastoratum Heyensem et Frenkensem
Rite Suscepit 1841; 1843 in Bodenwerder
Wilhelm Stegmann
13.
14.
seit 1850 Superintenden wurde 1856 als
Superintendent nach Königslutter versetzt
Ludwig Runge
Adolf Runge (seit 1923 Kirchenrat)
1856 – 1881
1882 – 1930
15.
16.
In seiner Amtszeit wurde 1926 die Verwaltung von
Frenke an Heyen abgetreten.
Theodor Clemens, Kirchenrat
Bruno Welz, Pastor
1938 – 1945, 1947
1948 – 1957
7.
8.
9.
10.
11.
Nicht auf der Tafel vermerkt sind:
Vikar Wesemann
Vikar Schlutter
Probst Namenhauer
Hermann Reichert
Erwin Lask
Wolfgang Ebel
Bernd Dauer
- 143 -
1647
1648 – 1680
1680 – 1713
1674
1713 – 1749
-1781
1755
1781
1841 – 1856
1936 – 1937
1937 – 1938
1946 – 1948
1958 – 1967
1967 – 1985
1985 – 1987
1988 – 1996
Chronik Heyen
14.9
Die ev. luth. Kirchengemeinde St. Ursula, Heyen seit 1997
(Pastorin Silvia Hutter-Ulbrich)
Das einschneidende Ereignis für die Kirchengemeinde Heyen in diesen Jahren war sicherlich der
Verlust der eigenen Pfarrstelle. Die Kirchengemeinde Heyen war bis dahin mit der
Kirchengemeinde Esperde unter einem Pfarramt verbunden und wurde von Pastor Bernd Dauer
pfarramtlich betreut. Durch die in diesen Jahren einsetzenden Kürzungen wurde bereits seit 1996
überlegt, den Kirchenkreis Bodenwerder, der, damals mit etwa 20.000 Gemeindegliedern der
Kleinste in unserer Landeskirche war, aufzulösen.
Im Frühjahr 1997 wurden die Pfarrstellen Heyen und Halle vakant. Für Heyen zeichnete sich zu
diesem Zeitpunkt bereits der Verlust der Pfarrstelle ab und trotz vieler Bemühungen seitens der
Gemeindeglieder und des Kirchenvorstandes konnte dieses nicht abgewendet werden. Daraufhin
wechselte Pastor Dauer nach Börry in den Kirchenkreis Hameln-Pyrmont. Pastor Carsten Mork,
der Inhaber der Pfarrstelle Halle ,wechselte als Dozent für Konfirmandenarbeit an das RPI in
Loccum.
Die Planung sah vor, mit der Auflösung des Kirchenkreises Bodenwerder gleichzeitig eine
Angleichung der Kirchenkreis- mit den Landkreisgrenzen vorzunehmen. Infolgedessen wurde die
pfarramtliche Verbindung zwischen Heyen und Esperde aufgehoben. Esperde wechselte mit den
Kirchengemeinden Grohnde, Hajen und Frenke in den Kirchenkreis Hameln-Pyrmont. Der
Restkirchenkreis Bodenwerder ging im Kirchenkreis Holzminden-Bodenwerder auf. Dies bringt für
Heyen und auch für Halle gewissen Schwierigkeiten mit sich, sind doch die Menschen aus unseren
Gemeinden grundsätzlich nach Hameln orientiert. Zum einen ist die Entfernung nach Hameln
kürzer, zum anderen besuchen die Schüler die Hamelner Gymnasien und viele Einwohner haben
in Hameln ihren Arbeitsplatz. Außerdem ist Hameln als Stadt weitaus attraktiver als Holzminden.
Aufgrund der Neustrukturierung der Kirchenkreise musste der Kirchenvorstand Heyen im Frühjahr
1997 der Umwandlung der Pfarrstelle Heyen in eine Dauervakanz zustimmen. Seit Mai 1997
wurde der Vertretungsdienst von Pastorin Silvia Hutter-Ulbrich aus Grünenplan wahrgenommen.
Obwohl die Vakanz in Halle schon länger andauerte als in Heyen, wurde im Landeskirchenamt
beschlossen, das Besetzungsverfahren so lange auszusetzen, bis die rechtlichen Grundlagen für
die Pfarrstelle Halle/Heyen geschaffen waren. Ergebnis: Heyen ist weiterhin selbständige
Kirchengemeinde ,jedoch mit Halle unter einem Pfarramt verbunden. Pfarrsitz ist Halle. Beiden
Kirchenvorständen sollte die Möglichkeit gegeben werden, den neuen Inhaber der Pfarrstelle
gemeinsam zu wählen. Deshalb zog sich das Besetzungsverfahren lange hin. Die Pfarrstelle
Halle/Heyen wurde nach der Wahl durch die Kirchenvorstände mit Pastorin Silvia Hutter-Ulbrich
besetzt. Ihre Einführung fand am 1. Advent in Halle und am 2. Advent in Heyen in
Festgottesdiensten statt. Ein Jahr darauf standen die Pfarrstellen Kirchbrak und Halle/Heyen
wieder zur Disposition. Dies scheiterte jedoch am großen Widerstand der Kirchengemeinden, die
auch von den Kommunen unterstützt wurden. Zur Sicherung der Pfarrstellen wurde die WeserVogler Region gegründet, der die Kirchen und Kapellengemeinden Kirchbrak, Rühle-Dölme und
Hunzen, sowie Halle/Heyen mit Dohnsen, Linse, Tuchtfeld, Wegensen und Kreipke angehören.
Auf der anderen Weserseite wurde ebenfalls eine Arbeitsgemeinschaft zwischen den
Kirchengemeinden Hehlen- Hohe- Brökeln und Bodenwerder gegründet. Während die
Arbeitsgemeinschaft Weserbergland für mehr Gemeindeglieder zuständig ist, muss in unserer
Weser-Vogler Region der hohen Anzahl von Predigtstätten und Kirchen- und Kapellenvorständen
Rechnung getragen werden. Nach einer Gemeindeberatung hat sich die Zusammenarbeit der
beiden Arbeitsgemeinschaften zufriedenstellend entwickelt. Aufgrund der niedrigeren
Gemeindegliederzahl übernehmen die Pastoren Pasewark und Hutter-Ulbrich einseitig Vertretung
in der anderen Region. Die bis dahin leerstehende Pfarrdienstwohnung konnte an Familie Rolf und
Martina Hilmer vermietet werden.
In der Region Weser-Vogler sind mittlerweile die Pfingstmontagsgottesdienste als
Regionalgottesdienste zu einer festen und geschätzten Einrichtung geworden. Die Gottesdienste
finden an besonderen Orten statt (Rittergut von Grone, Maschinenhalle der Familie Frank
- 144 -
Chronik Heyen
Hermann Krohne, in Dohnsen, Kirchbrak auf dem Hof von Familie Daus) Anschließend wird
gemeinsam gegrillt und ein Kaffeetrinken schließt die Veranstaltung ab. Darüber hinaus wird ein
Rahmenprogramm geboten wie Ortsführung, Wanderungen und Spielangebote für Kinder, wo sich
insbesondere die Damen des Kindergottesdienst-Teams Heyen mit viel Engagement einbringen.
In unserm Dorf ist den letzten Jahren der Himmelfahrtsgottesdienst am Schützenhaus zu einer
festen Einrichtung im Kalender der Kirchengemeinde geworden.
Der Kindergottesdienst
der Kirchengemeinde
nimmt einen hohen
Stellenwert ein. Die
Vorkonfirmanden
können anstelle des
Hauptgottesdienstes
bis zum Osterfest im
darauffolgenden Jahr
den Kindergottesdienst
besuchen.
Die
Christvesper
wird
maßgeblich
vom
KindergottesdienstTeam gestaltet. Die
Damen üben in jedem
v.l. Hermann Wiemann, Luise Wiemann, Georg Schild, Hanna Garve, Rosemarie Schild, Elfriede
Jahr mit den Kindern
Arndt, Albrecht Rother, Ursula Ritterbusch, Ria Heinrichs, Margret Bartnik, Peter Klatt.
und Vorkonfirmanden
das Heyer Krippenspiel ein, das dann zur Aufführung kommt. Ebenso veranstaltet der
Kindergottesdienst jedes Jahr gemeinsam mit dem Kindergottesdienstteam aus Börry eine Freizeit,
die immer gut besucht ist. Neben dem schon lange bestehenden Kindergottesdienstteam, das aus
den Damen Julia Arndt, Dagmar Kliche, Katja Meyer und Heidrun Dauer, stehen mit Maike
Diekmann und Sandra Natschke nach erfolgreich besuchter Gruppenleiterschulung, auch schon
ehemalige Kindergottesdienst-Besucherinnen als Mitarbeiterinnen zur Verfügung.
Der Weltgebetstag wird jährlich von einem Team vorbereitet. Nach dem gut besuchten
Gottesdienst in der St. Ursula-Kirche treffen sich die Frauen anschließend im Pfarrhaus, um die
Speisen des Landes, aus dem die Weltgebetstagsordnung kommt, zu probieren.
Einmal im Monat trifft sich der Heyer Frauenkreis mit Pastorin Hutter-Ulbrich. Die Vorbereitung
liegt bei Frau Anni Meyer und Frau Lina Ortmann. Es werden aktuelle Themen aus Theologie, aber
auch aus anderen Bereichen diskutiert und natürlich wird gerne gesungen. Im Mai, beim letzten
Treffen vor der Sommerpause, wird immer ein Ausflug unternommen. Ziele waren Ottenstein,
Schloss Hämelschenburg und das Museum für Landtechnik in Börry.
Im Jahr 2000 wurde ein neuer
Kirchenvorstand gewählt, der sich wie
folgt zusammensetzt: Vorsitzende Frau
Julia Arndt, Frau Ilse Fredebold, den
Herren Martin Bartnik, Klaus Diekmann,
Uwe Lindemann, Manfred Range und
Pastorin Silvia Hutter-Ulbrich. Die
monatlichen Kirchenvorstandssitzungen
finden
gemeinsam
mit
dem
Kirchenvorstand Halle abwechseln im
Pfarrhaus Heyen und seit Herbst diesen
Jahres
im
neuen
St.
Petri
Gemeindehaus in Halle statt. Die
Zusammenarbeit
innerhalb
der
Kirchenvorständen ist gut und die
Kirchenvorstand im Jahr 2004
v.l.: Ilse Fredebold, Manfred Range, Uwe Lindemann, Pastorin Silvia
Hutter-Ulbrich,Klaus Diekmann, Julia Arndt, Martin Bartnik
- 145 -
Chronik Heyen
Damen und Herren des Kirchenvorstandes und auch aus der Mitarbeiterschaft treffen sich einmal
im Jahr zu einem gemeinsamen Busausflug und zu einer Wanderung zwischen den Jahren.
Den Küsterdienst versieht Frau Margret Bartnik, als Organistinnen tun Frau Martina Sudhof
Werner und Frau Gudrun Ahlswede-Klüger Dienst. Für die Gestaltung von Festgottesdiensten
steht auch der Posaunenchor Halle unter der Leitung von Hans-Jürgen Hilmer zur Verfügung und
verleiht den Gottesdiensten durch die Bläsermusik eine besonders festliche Atmosphäre. In den
letzten Jahren konnten auf Grund der zahlreichen Spenden und des freiwilligen Kirchenbeitrages
eine neue Bestuhlung für den Gemeinderaum im Pfarrhaus angeschafft werden, im letzten Jahr
wurde der Raum renoviert. Auch die Beleuchtung der Kirche wurde passend zum Kronleuchter
erneuert.
Das Sorgenkind des Kirchenvorstandes ist schon seit einigen Jahren die Furtwängler Orgel von
1871. Nachdem Mitte der 60iger Jahre die Kirche saniert wurde, wurde damals auch die Orgel
entsprechend dem damaligen Stand der Technik saniert. Nach fast 40 Jahren sind nun Schäden in
der Dichtigkeit der Windladen aufgetreten und eine Reinigung ist auch erforderlich. Darüber hinaus
halten die Fachleute eine Grundsanierung( Rückführung der Mechanik, und Rückbau später
eingebauter Registers auf den Urzustand) für erforderlich. Dies bringt jedoch derart hohe Kosten
mit sich, dass es illusorisch erscheint, dieses Riesenvorhaben in Angriff zu nehmen. Der
Kirchenvorstand ist um eine Lösung bemüht, welche die Orgel weiterhin spielfähig hält, aber auch
finanziell tragbar ist. Die große Lösung wird zum jetzigen Zeitpunkt sicher unmöglich bleiben und
muss späteren Generationen vorbehalten bleiben.
Das Nahziel ist die Sicherung der Pfarrstelle Halle/Heyen über die nächste Kürzungsrunde 2008
hinaus
14.10 Der Friedhof in Heyen
Bis 1891 - Die Verstorbenen wurden bis 1891 auf dem Kirchhof (rund um die Kirche) beigesetzt.
Im März 1886 (Archiv Heyen 201) Verlegung des Kirchhofes auf den vom
Gemeinderat ausersehenen Platz. Der
Berichterstatter der herzoglichen
Kreisdirektion hält besonders wegen des
breiten Kommunikationsweges, der zum
neuen Friedhof führen würde, den
ausersehenen Platz für günstig.
„... bildet sie (die Gönne) seit
uralten Zeiten den Kirchweg für
den für den größten Teil der
Gemeinde, auch die Toten sind
diesen Teil des Weges
hinaufgetragen , obwohl derselbe
in seinem unteren Teile viel steiler
war. Bei der Lage des jetzigen
Kirchhofes hat man, obwohl man
auch ein anderes Terrain mit in
Erwägung gezogen hat, doch dem
Platze des jetzigen Friedhofes um
seiner friedlichen und schönen
Lage willen, den Vorzug gegeben“
Friedhof um 1900
- 146 -
Chronik Heyen
16. Februar 1891 – Einweihung des neuen Friedhofs.
„... Hohenherz. Kons. beehre ich mich, hiermit unter Anschluss eines gem. Protokolls des
hiesigen Kirchenvorstandes und Gemeinderates vom 20. Januar 1891 zu berichten, dass
der neue Begräbnisplatz für die Gemeinde Heyen in gemeinschaftlicher Sitzung zur
Benutzung als Kirchhof und zur Verwaltung überwiesen worden ist.“
Am selben Tage wurde unter Mitwirkung des Schülerchores, sowie unter Beteiligung des
Kirchenvorstandes und des Gemeinderates der neue Begräbnisplatz feierlich eingeweiht, und
darauf zum ersten Male zum Begräbnis des betagten Witwers Heinrich Flentge in Gebrauch
genommen.
2. März 1914 (Chronik des Pfarramtes) – Der in Hameln gebaute, am 06.02.1914 in Heyen
eingetroffene Totenwagen für seine Zwecke eingeweiht.
In 1968 – Abriss des Wagen- und Gerätehauses (s. Bild Aussegungshalle, Abschnitt „Während
des Krieges und nach dem Krieg“). Neubau der Friedhofskapelle. Der kirchliche Friedhof kommt in
kommunale Verwaltung.
14.11 Posaunenchor Heyen
(Aus dem Kirchenbuch)
Am 19. April 1948 erfolgte die Gründung des kirchlichen Posaunenchores in Heyen. Die Anregung
hierzu ging aus von dem aus der Senne bei Bielefeld stammenden Bauern Albert Diekmann, der
selbst ein Schüler des ‘Posaunen-General’ Pastor Kuhlo war.
Diese Aufzeichnung hat
Reinhard Meyer zum
Anlass
genommen,
nach 50 Jahren einmal
Rückschau zu halten
auf einen Klangkörper,
der gerade in den
schwierigen Jahren des
Wiederaufbaus,
in
Heyen für eine festliche
und fröhliche Stimmung
gesorgt hat. Durch sie
konnte man vom harten
Alltagsleben aus- und
entspannen.
In
kürzester
Zeit
Auf dem Weinberg mit Blick auf die Straße nach Bodenwerder (heutige Siedlung – 1955)
verstanden
es
die
Gründer unter der Leitung des damaligen Ortsgeistlichen, Pastor Bruno Welz, den Posaunenchor
zu einem stattlichen Klangkörper auszubauen. Vorrangig wurden Kirchenlieder und Volkslieder
gespielt, vierstimmig: 1. und 2. Trompete, Tenor und Bass.
Anlässlich des Festes der „Äußeren Mission“ am 1. August 1948 im Pfarrgarten, hatte der
Posaunenchor seinen ersten öffentlichen Auftritt. Weitere Auftritte folgten insbesondere bei
Gottesdiensten, als musikalische Glückwünsche zu ‘runden’ Geburtstagen bei älteren Einwohnern,
so ab 70 und älter, oder aus Anlass von Goldenen Hochzeiten.
Ein Kreisposaunenfest richtete der junge Chor (inzwischen 18 Mitglieder) am 5. Juni 1955 aus.
Mehr als 70 Bläser aus dem Kirchenkreis Bodenwerder und Umgebung versammelten sich unter
- 147 -
Chronik Heyen
Leitung des Kreiskantors Lilje, in Heyen zu einem gemeinsamen öffentlichen Konzert auf dem
Weinberg.
Die
gemeinschaftliche
Chormusik war stets geprägt
von Harmonie und Frohsinn.
Besonders wurden Freundschaften zu Nachbarchören
gepflegt. Ebenso zur hiesigen
Feuerwehrkapelle, mit der
gemeinsame Übungsabende
durchgeführt wurden. Anfang
der
60er
Jahre
jedoch
verringerte sich die Bläserzahl
erheblich, da ein Großteil,
bedingt
durch
berufliche
Wohnungswechsel,
Heyen
verlassen haben.
Sechs Bläser (die „RestPosaunenchor begleitet den Festzug auf dem ersten großen Erntefest
der neugegründeten Landjugendgruppe Heyen (Herbst 1955)
Chorgemeinschaft“) fanden im
Posaunenchor Halle einen
neuen Wirkungskreis. Chorleiter Hans-Jürgen Hilmer - selbst langjähriges, aktives Mitglied im
Heyener Posaunenchor, schaut heute noch gern auf die Anfänge des Heyener Chores zurück und
so mancher Übungsabend lässt nicht selten Erinnerungen an die Anfänge des Heyener Chores
wach werden.
Das Repertoire hat sich in den Jahren auch dahingehend verändert, dass neben der klassischen
Kirchenmusik und den Volksliedern immer mehr konzertante Melodien und auch Marschmusik
gespielt wird. Schwerpunkt bleibt aber auch in Zukunft die festliche Kirchenmusik.
Am Sonntag, 19. April 1998 wurde mit einem festlichen Konzert im Dorfgemeinschaftshaus in
Heyen an den Gründungstag erinnert. Ehrengäste waren Ilse Welz, Ehefrau des 1957
verstorbenen Pastor Bruno Welz, deren Sohn Martin mit Frau Maria, Pastor in Hämelschenburg
und heute schon im Ruhestand. Chorleiter Hans-Jürgen Hilmer konnte besonders auch
Superintendent Dietrich Erdmann mit Ehefrau und Frau Pastor Hutter-Ulbrich mit Familie
begrüßen. Nicht zuletzt wurden zahlreiche „Ehemalige“ willkommen geheißen.
Bei Kaffee und Kuchen wurden im gut besuchten Saal alte Freundschaften gepflegt und zahlreiche
Erinnerungen ausgetauscht.
- 148 -
Chronik Heyen
15 Die Schule in Heyen
Im Jahre 1626 besetzte Tilly die Stadt Bodenwerder. Als seine Horden auch in der Ithbörde ihr
Unwesen trieben, sind wahrscheinlich die meisten Aufzeichnungen und Kirchenbücher des
Pfarramtes Heyen verlorengegangen bzw. vernichtet worden. Die nachfolgenden Auszüge von den
Aufzeichnungen der Pastoren Pagendarm (1713-1749) und Müller (1749-1781) in den Heyener
Kirchenbüchern geben u. a. einen Einblick in die Tätigkeiten und Einkünfte der Pastoren und
Lehrer. Der Pastor war früher oft der einzige Schriftgelehrte im Dorf. Er verfasste Bittschriften und
Anträge an Behörden und Ämter für den Bürgermeister und die Einwohner, er wirkte in allen
wichtigen Gremien mit und war der Vorgesetzte des Lehrers (später Vorsitzender des
Schulausschusses).
Volksschule Heyen mit Lehrer Schulze, etwa 1910
Die Anfänge der Schule gehen auf die Reformation zurück. Herzog Julius von BraunschweigWolfenbüttel verfügte 1569 zunächst den zweimaligen Unterricht in der Woche in
Katechismuslehre, Lesen und Schreiben. Im Jahre 1734 kam die Schulpflicht für alle Kinder von 6
bis 12 Jahren. Allerdings blieben im Sommer die Schulen geschlossen, weil die Kinder bei ihren
Eltern mitarbeiten mussten. Der Schulmeister durfte, sofern er sich nicht selbst als Handwerker
ernähren konnte, in der Ernte 6 Wochen als Tagelöhner arbeiten. Pastor und Schulmeister
bekamen noch keine Gehälter. Sie lebten von der Landwirtschaft, den Abgaben und Gebühren aus
dem Dorf. Als die Lehrer nach dem neuen Gemeindeschulgesetz ab 1.4.1914 nicht mehr von der
Kirche abhängig waren, blieben viele weiterhin aus alter Tradition Kantor ihrer Kirchengemeinde.
15.1
Einnahmen der Schule
In der folgenden Abschrift aus den Heyener Kirchenbüchern sind die Einnahmen der Kirche und
Schule von Heyen aufgeführt. Die Geldangaben sagen uns wenig. Die Währung und die
Schulverhältnisse sind mit der heutigen Zeit nicht vergleichbar. Die Natural- und Geldleistungen
zeigen aber, dass das ganze Dorf stets bemüht war, einen Pastor und einen guten Schulmeister
am Ort zu halten.
- 149 -
Chronik Heyen
Auf Michaelis :
1. Von den Ackersleuten, Halbspännern, Groß- und Kleinkötern kommt ein an reinen Korn 6 Malter
Roggen , 4 Malter Gersten, 1 Malter und 4 Himbten Hafer, wie auch 4 Schock Stroh. Die 6 Malter
Roggen, den Himbten zu 18 gl tun : 18 Thaler. Die 1Malter und 4 Himbten Hafer, den Himbten zu 7
gl = 1 Thl, 34 gl. Die 4 Schock Stroh = 4 Thaler.
2. Von dem Quartal - Opfer 2 gl, welche Pastor auszahlt.
3. Von der Kirchen vor Wein zu holen, vor die Uhr zu stellen, vor Uhr und Glockenschmier, vor
Tauf- und Altartücher reinigen: 2 Thl u. 4 gl.
Auf Weihnachten:
1. Von 11 Ackersleuten und 29 Kötern kommt ein: Von einem jeden ein Brot und eine Wurst,
bringet zusammen 4o Brote und 4o Mettwürste. Sind aber einige vor-handen, welche Wurst und
Brot nicht aufbringen können, so bezahlen sie das Brot mit 2 gl und die Wurst mit 2 gl. Diese
Einnahme zu Geld geschlagen, bringet 4 Thl 16 gl. Die Ackersleute müssen bei Einlieferung
ihrer Brote und Würste ein jeder noch 1 Pfennig dabeischießen. Weil nun derselben 11, so
bringet solches 11 ch.
2. Von den Kirchhöfern, an der Zahl 13, gibt jeder alle Jahr 1 gl - Fazit 19 gl , 4 ch.
3. Von der Kirche: 1/4 Pfund Wachs in Natura Fazit: 4 gl, 4 ch.
4. Von dem Quartalopfer, welches Pastor auszahlt: 2 gl.
Auf Ostern:
1. Von den Ackersleuten, Halbspännern, Groß- und Kleinkötern 4 Schock Eier = 3o, diese Eier
werden in der Gemeinde als eine Pflicht gesammelt.
2. Von jedem Schulkinde kommt ein an Schulgeld, 18 gl an Holzgeld, dieses beläuft sich ungefähr
auf 19 bis 2o Taler, doch sind darinnen nicht alle Jahre gleich.
3. Das Quartalsopfer 2gl, so Pastor auszahlet.
Summa insgesamt : 6o Taler, 7 gl u. 3 ch.
Ungewisse Einnahmen:
1. Bei der Leiche eines Kindes wird bezahlet vor dem Gesang 6 gl, vor d. Geläute 2 gl,
2. Vor einer großen Leiche wird bezahlet vor dem Gesang 18 gl, vor dem Geläute 2 gl..
3. Wenn eine Hochzeit einfället, wird bezahlet vor dem Gesang 6 gl, wird ein Schniwstuch
gegeben.
4. Wenn ein Kranker berichtet wird, kommt ein: 4 gl.
5. Wenn ein eheliches Kind getaufet wird: 2gl.
6. Wenn ein uneheliches Kind getaufet wird: 18 gl.
7. Vor ein Kind, das nach der Copulation zu frühe geboren, und darauf getaufet wird: 9 gl.
Diese ungewiße Einnahme mag sich wohl jährlich selten höher erstrecken als 5 bis 6 Taler,
welches daraus erhellet, weil von Michael 1746 bis Michael 1747 von dieser ungewissen
Einnahme nur 4 Taler und 16 gl einkommen seien. Um nun wegen der Ungleichheit der Jahre
etwas Gewisses zu determiniren, setze : 6 Taler.
Freiheiten an Hut und Weide
Bei der Schule sind 2 Kühe und ein Rind frei, jede Kuh gerechnet zu 18 gl tut: 1 Thl. Das Rind
macht: 9 gl. Mastfreiheiten hat der Schulmeister nicht. Ferner hat der Schulmeister frei 16 Schafe,
die keinen Schafschatz geben.
Recapitulativ aller Einnahmen:
1. Die gewiße Einnahme: 6o Taler, 7 gl , 3 ch; 2. Die ungewiße Einnahme: 6 Taler; 3. Freiheiten an
Hut und Weide: 1 thl, 9 gl.; Summa summarum : 67 Taler, 16 gl, 3 ch. Weil zu dieser Einnahme
noch einkommt 4 Taler Holzgeld, so ist nun die jährliche Einnahme 72 Taler, 27 gl und 4 ch.
Am 20.Mai 1873 wurde auf Seite 91 im Corp.bon v.1751 eingetragen: Die von versch. Hofbesitzern
in Heyen alljährlich auf Michaelis, Weihnachten und Ostern zu entrichtenden Abgaben, bestehend
in Roggen usw. sind laut unterm 2. April 1873 bestätigtem Dokument abgelöst, also erloschen.
Doch haben noch nicht alle abgelöst.
- 150 -
Chronik Heyen
Erläuterungen:
Weinkauf war ursprünglich ein freiwilliges Geschenk in Wein für die Tafel des Gutsherrn, später eine Gebühr u. a. für die
Stühle (Plätze) in der Kirche. Meier (aus lateinisch Major = der Größere, magnus = groß) - ursprünglich kein
Familienname, sondern ein vom Grundbesitzer durch einen Meierbrief eingesetzter Gutspächter, später in
Niedersachsen Eigentümer eines größeren Hofes.
1 Taler = 36 Mariengroschen (Mgl) = 24 Gutegroschen,
1 Mariengroschen (Mgl) = 8 Pfennige, (ch)
1 Gutegroschen = 12 Pfennige,
1 Gulden = 24 Mariengroschen = 16 Gutegroschen. (Münzsystem um 1835 im Herzogtum Braunschweig)
1 Malter Korn = 3 Scheffel = 6 Himten.
1 Himten = ca. 20 kg Roggen oder Weizen, = ca. 18 kg Gerste, = ca. 12 kg Hafer.
1 Elle = 2 Fuß = 24 Zoll = 57 cm, 1 Rute = 16 Fuß = 4,5 m, 120 Quadratruten = 1 Morgen
15.2
§1
§2
§4
§6
§7
§9
§ 10
§ 13
Vorschriften aus dem Generalschulplan für Preußen von 1736
Das Schulgebäude errichten und unterhalten die Gemeinden
Der König gibt freies Bauholz, Türen und Fenster und Kachelöfen werden von den
Opfergeldern angeschafft.
Jede Kirche zahlt zum Unterhalt des Schulmeisters jährlich vier Taler. Dagegen helfen die
Schulmeister beim Kirchendienst mit.
Zu seinem Unterhalt werden dem Schulmeister eine Kuh, ein Kalb, ein paar Schweine und
etwas Federvieh frei auf der Weide gehalten.
Dazu bekommt er vom König einen Morgen Land.
Jedes Schulkind gibt ihm jährlich, es gehe zur Schule oder nicht 1/6 Taler.
Ist der Schulmeister ein Handwerker, so kann er sich schon ernähren; ist er es nicht, so
wird ihm erlaubt, in der Erntezeit sechs Wochen lang auf Tageslohn zu gehen.
Der zweite Kingelbeutel (Opfersack) ist für den Schulmeister.
Volksschule Heyen 1934
Obere Reihe v.l.: Herbert Battmer, Wilhelm Möller, Hermann Reese, Herbert Maaß, Herbert Möller, Fritz Peter, Rudolf Grupe
2. Reihe v.o.: Lehrer Werner Wachsmut, Hermann Fredebold, Wilhelm Steinbrink, Hermann Sporleder, Ludwig Lindemann, Wilhelm
Wessel, Rudolf Scharpenberg, Hermann Möller, Heinz Flentje, Friedrich Grave, Friedel Lindemann. davor: Wilhelm Waßmann, Marie
Maaß, Emmi Reese (Flentje), davor: Gerda Hartmann (Franz), Irmchen Möller (Willmer), Ruth Nolte (Holzbrink) 2. Reihe v.u.: Heinz
Loges, Fritz Sporleder, Hermann Möller, Walter Ricke, Karl Sorge, Heinz Möller, Wilhelm Maaß, Wilhelm Fredebold, Elfriede Möller
(Arndt), Ursel Sorge (Ritterbusch), Margarete Sagebiel, Hilde Sporleder (Bode), Ria Waßmann, Lina Klingenberg, Luise Sagebiel.
Untere Reihe: Hermann Wiemann, Herbert Sporleder, Friedrich Battmer, Helmut Sporleder, Walter Fischer, Friedrich Meyer, Ilse
Waßmann (Hüne), Ria Sporleder (Ulit), Gisela Waßmann, Marie Maaß, Edith Waßmann (Borchers), Waltraut Zimmermann (Barzier),
Gertrud Seelemeyer, Gertrud Hilmer
- 151 -
Chronik Heyen
15.3
Schulgebäude
Schulhaus Nr. 40 (bis 1869), heute Gönne 11 (Schul- und Lehrerhaus)
1667 – 1815 wohnten hier 5
Generationen Ahrens
1815
Christian Ludwig
Fischer aus Hameln
wurde versetzt nach
Salder, dann kam
Carl Vespermann aus
Behrensen, der 1836
wegen schlechten
Lebenswandels
abgesetzt wurde.
1836 – 1857 Wilhelm Schlütter
1858
wurde der Sohn
gleichen Namens als
Lehrer, Küster und
Organist eingeführt.
Altes Schulhaus aufgenommen um 1988
Schulhaus Nr. 52 in der Hauptstraße 10 (Tiele)
1869
bezog Lehrer
Schlütter das neue
Schulhaus, welches
der Großkötner Voges
an die Gemeinde
verkauft hat und von
hier fortzog. Die
Gemeinde baute das
Schulhaus an das
Wohnhaus an.
Schulhaus in der Dasper Straße
(Dorfgemeinschaftshaus)
15.12.1955
wurde die neue Schule eingeweiht. Bis 1979 blieb die Grundschule in Heyen,
danach wurde das Gebäude zum Dorfgemeinschaftshaus.
Schule (1955 – 1979) mit Lehrerhaus, aufgenommen 1960
- 152 -
Chronik Heyen
15.4
Als Dorfschulmeister in Heyen
(Erinnerungen von Hermann Küchemann)
In der Verfügung des
Regierungspräsidenten in
Hildesheim vom 20. März
1959 heißt es: „Ich
beauftrage
Sie
mit
Wirkung vom 1. April
1959 mit der Verwaltung
einer Schulstelle an der
Volksschule in Heyen,
Kreis Holzminden, und
ordne
hiermit
Ihren
Umzug gemäß Nr. 22
DVU zum UKG an.“
Als ich mich bei dem
Schulleiter in Heyen,
Herrn Gerhard Weber,
Umzug in die neue Schule 1955 mit Lehrer Herbert Kupfer
meldete,
musste
ich
erfahren,
dass
die
Wohnung in dem ebenso wie die Schule recht neuen Lehrerhaus noch durch meinen Vorgänger
Herrn Herbert Kupfer bewohnt war. Daher besorgte mir Herr Weber für die Übergangszeit eine
Bleibe bei der Familie Bode in der Ortsmitte, wo ich fürsorglich aufgehoben war. Erst am 2. Mai
1959 konnte ich meine Frau und den gesamten Hausrat nachholen und die inzwischen
teilrenovierte Lehrerwohnung beziehen.
Das neue Schuljahr hatte inzwischen begonnen. Mit Herrn Weber, dem Schulleiter, vereinbarte
ich, dass ich die erste Klasse mit den fast 30 Kindern der Jahrgänge 1 bis 3 übernehmen sollte, die
zweite Klasse mit etwa gleicher Schülerzahl in den Jahrgangsstufen 4 bis 8 bei Herrn Weber
verblieb. Doch übernahm dieser in meiner Klasse den Religions- und Musikunterricht, ich dafür in
Klasse 2 den Naturlehre- und Sportunterricht. Den Handarbeitsunterricht erteilte Frau Runne aus
Halle, bis meine Frau auf Drängen des Schulrats am 2. Juni 1959 diese Aufgabe übernahm und
bis zum 30. September 1961, dem Beginn des Mutterschutzurlaubs für unser zweites Kind, behielt.
Die Nachfolge übernahm Frau Emmy Flentge.
Bald hatte ich mich von der
Theorie auf die Praxis des
Unterrichts auch mit den
besonderen Schwierigkeiten
des
Abteilungsunterrichts
eingestellt und fand mit den
Kindern und über diese auch
mit
den
Eltern
einen
vertrauten Umgangston, gab
es doch für mich als
ehemligen Forstbeamten mit
den
naturverbundenen
Landmenschen
viele
Gemeinsamkeiten.
Der Unterricht selbst wurde
durch jahrgangsübergreifende
Abmarsch zum Schulanfängergottesdienst 1959 – Lehrer Gerhard Weber
Bücher erleichtert, die Kinder
waren noch nicht durch das
damals erst aufkommende Fernsehen „verdorben“ und hingen vertrauensvoll an „ihrem“ Lehrer,
wobei seltene Ausnahmen die Regel bestätigten. Zur Entwicklung und Festigung dieser persönlich
- 153 -
Chronik Heyen
menschlichen Bindung führte ich in der letzten Stunde am Sonnabend eine Erzählstunde ein, in
der die Kinder ihre besonderen Erlebnisse berichten konnten. Ging ihnen der Stoff aus, erzählte
ich von interessanten Erlebnissen mit Tieren und Pflanzen aus meinem früheren Beruf, was auf
große Anteilnahme stieß und uns noch mehr verband.
In diesem Zusammenhang darf ich
auch
unseren
Hund -Fides, ein
Setternicht
vergessen,
der
die Kinder anzog,
wo immer er sich
sehen
und
streicheln
ließ.
Doch mindestens
ebenso
verbindend wirkten die
Gespräche
mit
meiner Frau im
Handarbeitsunterr
icht, wenn die
Hände zwar beIn der Pause auf dem Schulhof
schäftigt, Zunge
und Ohren aber
frei waren. Deutlich verstärkte sich diese Folge nach der Geburt unseres Sohnes. Wenn der
Kinderwagen auf dem Rasen in der Sonne stand, sammelte sich schnell eine Traube
anteilnehmender Kinder um ihn, Rufe der Begeisterung wurden laut, und besonders die Mädchen
hätten am liebsten das kleine Menschlein in ihren Armen gewiegt.
Da musste ich schon mit heimatkundlichen Wanderungen und Informationsbesuchen an den
Arbeitsplätzen der Väter (Steinbruch, Bäckerei, Tischlerei, etc.) aufwarten. Engere Verbindungen
zu den Eltern und den übrigen Dorfbewohnern konnte ich knüpfen über meine Mitgliedschaft im
Gesangverein, über meine Arbeit für die Ländliche Erwachsenenbildung (Organisieren von
Vorträgen, Filmvorführungen usw.) und meine Mitarbeit im Kirchenvorstand, was alles sich für
einen „Dorfschulmeister“ zwingend anbietet. Wir konnten die Gemeinde gewinnen, die dürftige
Ausrüstung mit Sportgeräten aufzustocken durch Anschaffung des „Lüneburger Stegels“ und
zweier Matten sowie die Aufstellung einiger Pausenhofgeräte, duch die das Spielen am Geländer
des Treppenaufganges zum Schulhof aufhören konnte.
Nach der Pensionierung des Schulleiters Weber und seinem Wegzug aus Heyen, kam Frau
Seebaß an die Schule und nahm sich besonders der Mädchen beim Sport und dem samstäglichen
Duschen an. Ich übernahm dafür den Jungensport sowie die Einführung des Werkens, das wir mit
primitiven Mitteln, aber mit großer Begeisterung begannen. Nach 7 (sieben) gern durchlebten
Lehrerjahren verließ ich mit meiner Familie Heyen, um eine freiwerdende Lehrerstelle in
Lauenberg bei Dassel am Solling, der Heimat meiner Frau, zu übernehmen. Hier hatten wir
inzwischen auch ein eigenes Heim errichtet. Ich danke Heyen und seinen Menschen für Jahre
glücklicher Gemeinsamkeiten.
15.5
Erinnerungen an meine Tätigkeiten an der Grundschule
(Jürgen Steffen)
Im Januar 1969 nach den Weihnachtsferien übernehme ich den Unterricht an der damaligen
Grundschule Heyen. Zu jener Zeit war diese Schule schon einklassig, das heißt, ein Lehrer hatte
gleichzeitig mehrere Schuljahre in einer Klasse zu unterrichten. In meinem Fall waren das anfangs
- 154 -
Chronik Heyen
das 1., 2. und 4. Schuljahr. Das 3. Schuljahr fehlte damals wegen der Umstellung der
Jahreszeugniserteilung vom Frühjahr auf den Sommer.
Vom 5. Schuljahrgang an besuchten
die Heyer Schüler die Hauptschule im
benachbarten Börry oder gingen auf
Realschulen oder Gymnasien.
Das Schulgebäude bestand damals
aus dem Lehrerzimmer und zwei
Klassenräumen, wobei einer der
Räume zusätzlich einen Gruppenraum
hatte, der vom Hauptraum durch eine
Glasfensterfront abgetrennt war. Hier
ergaben sich gute Möglichkeiten,
Gruppenunterricht
gleichzeitig
in
beiden Räumen zu praktizieren. Die
Wanderung auf dem Knapp
Fensterwand erlaubte ja fortwährende
Aufsicht über alle Arbeitsgruppen. So
konnten die einzelnen Schuljahre je nach Notwendigkeit immer wieder gleichzeitig an
unterschiedlichen Aufgabenschwierigkeiten oder anderen Stoffgebieten arbeiten.
Der zweite Klassenraum stand für den Sportunterricht zur Verfügung. Hier oder zum Teil auch
draußen auf dem Schulhof wurde unter anderem am Lüneburger Stegel mit verschiedenen
Aufbauvarianten Sport betrieben. (Anmerkung von Reinhard Meyer: dieses Sport- und Turngerät
wird jetzt noch in der Grundschule in Hehlen eingesetzt.) Und der Schulhof mit seiner großen
Grasfläche lud in den Pausen geradezu zu verschiedenen Bewegungsspielen ein, wobei das
Fußballspiel in der Beliebtheitsskala ganz vorn stand, und nahezu alle Mädchen waren dabei
immer mit von der Partie. Nicht selten wurde ich als Lehrer auch zum Mitspielen eingeladen.
Umfangreiche Kellerräume auf
der
Ebene
des
Schulgebäudeeinganges boten
die Möglichkeit, einen Spielkreis
einzurichten (April 1970). Mit
dem Besuch dieser Einrichtung
wurden gute Voraussetzungen
für den sich anschließenden
Schulbesuch geschaffen.
Ich erinnere mich gern an die
Zeit meiner Tätigkeit in Heyen.
Meine Familie und ich wurden
damals mit offenen Armen
aufgenommen und dankbar
haben wir die stete Hilfe und
In der Pause auf dem Schulhof
Unterstützung der zuständigen
Gemeinderatsvertreter angenommen. Ich fand bei ihnen immer ein offenes Ohr, wenn es galt,
Probleme zu meistern. Gern denke ich aber auch daran zurück, wie aufgeschlossen die Eltern der
Schulkinder meinen Vorstellungen begegnet sind und mich immer wieder unterstützt haben. In
Erinnerung ist mir auch das Bestreben, meine Familie und mich in die Dorfgemeinschaft
einzubeziehen und uns auf verschiedene Weise am Dorfleben zu beteiligen. So wurde ich oft zu
Gemeinderatssitzungen eingeladen, für mich eine Möglichkeit, Einblicke in kommunale Vorgänge
der Gemeinde zu gewinnen. Der Gemischte Chor konnte meine Frau und mich sehr bald als aktive
Mitglieder führen. In jenem Kreis habe ich mehrere Jahre lang den Chor bei Veranstaltungen am
Kriegerdenkmal zum Volkstrauertag dirigiert, weil der hauptamtliche Dirigent, Herr Kupfer, dann
immer wegen seiner Organistentätigkeit in Pegestorf verhindert war.
- 155 -
Chronik Heyen
In Erinnerung ist aber auch die Tatsache, dass die Dorfbevölkerung bei Unternehmungen
verschiedener Art sich immer ganz aktiv einbrachte. So denke ich beispielsweise an eine
Gemeinschaftsveranstaltung verbunden mit einem Umzug, an der auch die Schule beteiligt war.
Dabei zogen unsere Schüler, die zum Teil als Gallwespen verkleidet waren, ein größeres
Flugzeugmodell hinter sich her, wobei Bezug genommen wurde auf die damals in der Heyer
Feldmark durchgeführte Schädlingsbekämpfung aus der Luft. Bei der Herstellung dieses
Flugzeuges habe ich dankenswerterweise intensive handwerkliche Unterstützung aus der
Elternschaft gehabt, und eine solche Unterstützung war wirklich kein Einzelfall. Gegenwärtig sind
mir aber auch zahlreiche Veranstaltungen auf Dröges Saal, wobei die Schule immer ein fester
Bestandteil der Programmgestaltung war.
Auf Veranlassung der Schulaufsicht wurden im Laufe meiner Tätigkeit in Heyen vorbereitende
Gespräche aufgenommen, um Möglichkeiten abzuklären, ob und wie man sich der damaligen
Ringschule Halle anschließen könnte. Und dieser Anschluss wurde bald danach durchgeführt. Das
hatte zur Folge, dass die einzelnen Jahrgänge allein für sich unterrichtet werden konnten. Auf der
anderen Seite mussten aber auch von da ab Schüler bestimmter Jahrgangsstufen zum Unterricht
nach Halle fahren.
Ich konnte mit dem für mich ausgewählten Schülerjahrgang noch längere Zeit in Heyen bleiben.
Gern habe ich von diesem Angebot Gebrauch gemacht. Im Dezember 1973 bin ich mit meiner
Familie nach Kirchbrak in mein dortiges Elternhaus gezogen. Die Zeit in Heyen wird mir mit allen
ihren vielen positiven Erfahrungen stets in Erinnerung bleiben.
15.6
Auszüge aus den Jahrbüchern der Schule Halle
(Friedrich Hase)
Schuljahr 1970/71
Über dieses Schuljahr wird es viel zu berichten geben. Mehrere vollzogene
und geplante Vorhaben werden es sicher zu einem ganz wichtigen Jahr in der Schulgeschichte
Halle werden lassen. Schon im letzten Vierteljahr des vergangenen Schuljahres hatten die
Verhandlungen über den Beitritt Heyens zu unserer Ringschule feste Formen angenommen. Rund
240 Jungen und Mädchen werden wir im neuen Schuljahr an nunmehr 4 Standorten unterrichten.
Bisher waren in Heyen in einer nicht mehr zeitgemäßen Grundschule in den Jahrgängen 1 bis 4
diese Kinder in einer Klasse von Jürgen Steffen unterrichtet worden. Nun schloss sich Heyen
unserer Ringschule an. Aber nicht nur ein Lehrer und die Schüler der Unterstufe kamen hinzu (die
Klassen 5 bis 9 aus Heyen werden auslaufend in Börry unterrichtet), wir gewannen für unsere
Schule auch zwei Klassenräume in einem modernen Gebäude hinzu. Und so sieht nun unsere
Schule im neuen Schuljahr 1970/71 aus.
Wir haben:
2
erste Klassen mit
41 Schülern in Halle (Haase)
1
zweite Klasse mit
38 Schülern in Dohnsen (Frau Loos)
2
dritte Klassen mit
43 Schülern in Heyen (Frau Solf, Herr Steffen)
2
vierte Klassen mit
49 Schülern in Linse (Fam. Mohlitz)
1
6./7. Klasse mit
30 Schülern in Halle (Frl. Fricke)
1
8. Klasse mit
23 Schülern in Halle (Herr Adolph)
1
9./9s. Klasse mit
18 Schülern in Halle (Herr Solf)
insgesamt also 10 Klassen mit 242 Schülern!!
Außer den genannten Klassenlehrern unterrichten noch an unserer Schule Hauptlehrer i.R. Ludwig
Sagebiel, der sich nach Erreichung seines 63. Lebensjahres noch einmal mit 13 Stunden zur
Verfügung stellte und die nebenberuflichen Lehrkräfte Erna Sagebiel aus Linse mit 2 Stunden,
Gerda Dittmer aus Halle mit 4 Stunden, Helga Harting aus Dohnsen mit 2 Stunden und Hanna
Haase mit 6 Stunden. Wie schon in Vorjahr brauchen wir aber immer noch Mehrstunden, um den
Unterricht einigermaßen versorgen zu können. Herr Steffen in Heyen behält seine erste Lehrstelle,
da er ja auch die ganze Verantwortung für diese Schule trägt. Wie überhaupt unser ganzer
Ringschulverband nur deshalb funktioniert, weil sich jeder voll verantwortlich fühlt. So betrachtet
Familie Mohlitz ihren Schulstandort absolut als den Ihren, auch für Frau Loos ist Dohnsen ihre
- 156 -
Chronik Heyen
Schule. Neben den 4 Klassenräumen in der Schule benutzen wir auch noch den Raum an der
Schule.
Zeitungsausschnitt
Im August 1970 gibt der Haller Gemeinderat dann endgültig grünes Licht für den Bau unserer
Turnhalle. Bevor die Gelder bald nur noch für den Bau des Schulzentrums in Bodenwerder
verbraucht werden, will man den Bau nun noch sichern. 360.000 DM wird sie kosten, aber die
Mittel sind alle gesichert, die Zuschüsse vom Land, vom Kreis und dem Kreissportbund stehen zur
Verfügung, die Kredite aus der Schulbaukasse des Kreises und auch die örtlichen Kredite des
Schulzweckverbandes, dem Heyen übrigens unverzüglich beigetreten ist, sind bei den Kassen
abrufbar. Gustav Helmer hat uns das benötigte Land verkauft, zwar nicht da, wo wir es eigentlich
haben wollten, nämlich der Schule gegenüber, sondern über der Schule auf dem Hang. Und wir
mussten mehr kaufen als eigentlich notwendig, aber nun denken wir natürlich auch an einen
Neubau von wenigstens drei Klassenräumen, die sich dann an die Halle anschließen sollen. Und
hinter der Turnhalle wird dann auch noch Platz sein für Sportanlagen für die Leichtathletik. Der
Bau beginnt zügig. Wenn es mit dem Winter nicht gar so hart wird, können wir in einem Jahr in
unsere Halle einziehen, meint unser Architekt und Bauleiter.
Im August 1970 wird der bisherige Hauptlehrer Fred Haase zum Rektor ernannt. In einer kleinen
Feierstunde vollzieht Schulrat Klaus Chromow diese Beförderung. Nun muss es natürlich eine
Konrektorstelle dazu geben, um die sich Günter Adolph bewirbt. Am 12.01.1971 wird Herr Adolph
in sein Amt eingeführt. Einen ausführlichen Bericht über diese Amtseinführung findet sinch wieder
in einem Pressebericht des Täglichen Anzeiger Holzminden (TAH);
Aus einer weiteren Presseverlautbarung über eine Sitzung des Schulzweckverbandes geht hervor,
dass zu diesem Zeitpunkt neben dem Zweckverband, dem neben Halle noch die Gemeinden
Tuchtfeld, Hunzen, Kreipke und Wegensen angehören, die Orte Heyen und Dohnsen ihre Schulen
finanziell noch allein unterhalten, obgleich wir die Schüler bunt durcheinander gewürfelt haben.
Hier soll aber spätestens im nächsten Jahr eine Änderung eintreten. Vor allem in Linse steht die
Belastung dieser kleinen Gemeinde mit zwei Klassen in keinem rechten Verhältnis zur eigentlichen
Kinderzahl aus Linse.
Schuljahr 1971/72
Nach der Faktorenberechnung müssten wir für jetzt 284 Schüler 270
Sollstunden haben, tatsächlich sind es aber mit Stunden der Laienlehrkräfte und mit Mehrstunden
nur 236 Ist-Stunden, die Unterrichtsversorgung ist also nur zu 90% erfüllt.
Schuljahr 1972/73
304 Schüler in 11 Klassen, wobei die Lehrerversorgung immer noch
unbefriedigend ist. Aber organisatorisch hat sich einiges getan. In der Schule in Heyen haben wir
- 157 -
Chronik Heyen
einen dritten Klassenraum hinzu gewonnen, und in Halle ist nicht nur die Turnhalle benutzbar,
auch drei neue Klassenräume stehen zur Verfügung. So konnten wir den Schulstandort Dohnsen
aufgeben. Als weiterer Schulort – aber nicht Standort – in Bremke hinzu gekommen. Die
Grundschüler – bisher einklassig unterrichtet von Konrad Edelmann – kommen zu uns, die
Hauptschüler gehen zunächst weiter nach Bisperode.
Schuljahr 1973/74
Gebietss- und Verwaltungsreform in Niedersachsen. Bildung von Samt- und
Einheitsgemeinden. Halle ist Einheitsgemeinde (mit Dohnsen, Kreipke, Hunzen, Tuchtfeld und
Wegensen), Linse wird Ortsteil von Bodenwerder, Heyen selbständige Gemeinde. Alle
Einheitsgemeinden aber gehören zu Samtgemeinde Bodenwerder. Die Samtgemeinde ist nun
Schulträger für die Grundschulen Halle, Bodenwerder, Hehlen und Kichbrak. Das ist jedenfalls die
Planung. Die Hauptschulklassen aber werden in Zukunft in das noch zu errichtende Schulzentrum
Bodenwerder gehen. Schulträger der Zentren ist der Landkreis. Der Schulzweckverband Halle wird
aufgelöst. In unserer Schule, noch mit den Hauptschulklassen wird die höchste je erreichte
Schülerzahl registriert, nämlich 346.
Schuljahr 1974/75
Immer noch schlechte Lehrerversorgung. 335 Schüler in diesem Schuljahr, 8
Grundschulklassen, 5 Hauptschulklassen, drei Grundschulklassen sind in Heyen untergebracht.
Dort ist Jürgen Steffen immer noch Chef.
Schuljahr 1975/76
Während in Bodenwerder der Schulneubau beginnt, der in zwei Jahren die
Real- und die Hauptschule aufnehmen soll, steigen die Probleme bei uns immer weiter. Drei
Klassen in Heyen, das nehmen die Eltern ja noch hin, aber zwei Klassen in Kellerräumen
(Werkraum im Keller, Kellerraum im neuen Pfarrhaus) entrüstet die Eltern. Dazu das beim
Schulfest im vorigen Jahr vom SK-Bürgermeister Diesing gegebene Versprechen, in Halle würden
noch drei weitere Klassenräume gebaut. Dies verlangt der Schulelternrat nun auch. Aber was soll
aus diesen Räumen werden, wenn das Zentrum in Bodenwerder fertig ist? dann kommt Kirchbrak
nach Halle und Halle bleibt in der Grundschule zweizügig, wie es das Schulgesetz ja verlangt. Dies
gibt einen Proteststurm in Kirchbrak. Alles in der Schwebe.
Schuljahr 1976/77
Letztes Jahr als große Schule. Am Ende dieses Jahres werden wir die
Hauptschulklassen nach Bodenwerder abgeben, nur die letzte Klasse 9 soll bis zur Entlassung in
Halle bleiben, so der Wunsch der Eltern. Neu ist, das auch Schulstandorte mit nur einer
Jahrgangsklasse in der Grundschule erhalten bleiben. Das sichert auf jeden Fall den Fortbestand
unserer Schule. Über Kirchbrak wird weiter gestritten. Frage ist, ob die Samtgemeinde sich die
Grundschule Kirchbrak wird leisten können. Unruhe gibt es auch im Kollegium, alle wollen
Grundschulklassen, damit sie nicht im nächsten Schuljahr nach Bodenwerden müssen.
Schuljahr 1978/79
Kleine Grundschule Halle, plus 9. Schuljahr. Sonst sind die
Hauptschulklassen nun in Bodenwerder. Wir haben noch sieben Grundschulklassen, davon drei in
Heyen. Linse brauchen wir nicht mehr. Unsere lange geplanten und lange verzögerten neuen
Klassenräume sind endlich fertig. Auch die Räume der alten Schule an der Halle Kirche brauchen
wir nicht mehr. Weitere Stichworte dazu:
- Entlassung der letzten Hauptschulklasse im Juni 1978
- Keine Raumprobleme mehr, fast 100%ige Lehrerversorgung
- Da wir in Zukunft nur noch jeweils eine Klasse pro Schuljahr haben werden, wird auch auf
den Schulstandort Heyen bald verzichtet werden können.
- Immer noch ungelöst die Frage Kirchbrak. Schulentwicklungsplan des Landkreises
beinhaltet die Auflösung Kirchbraks.
- Die Orientierungsstufe ist in Bodenwerder installiert. Ich halte nicht viel davon. Die Guten
werden unterfordert, die Schwachen aber – das ist viel schlimmer – überfordert. Ich fürchte
bei diesen Schulunlust.
Schuljahre 1980/81 bis 1989/90
Die zunächst noch zweizügige Grundschule wird von Jahr zu
Jahr kleiner und ist schließlich nur noch einzügig. Der Zusammenschluss mit Kirchbrak kommt
nicht zustande, er scheitert am heftigen Widerstand der Kirchbraker. Allmählich bessert sich auch
die Unterrichtsversorgung, wir haben sogar einmal ein Schuljahr mit über 100%. Organisatorisch
ist vieles sehr viel einfacher geworden. Dadurch, dass uns nun 6 Klassenräume in Halle zur
- 158 -
Chronik Heyen
Verfügung standen, dazu ein Werkraum im Keller, brauchten wir schon bald die Räume in Heyen
nicht mehr. Und – OH WUNDER – für die Heyer war das gar nicht das Problem, das ich befürchtet
hatte. Ich glaubte, es käme großer Protest wie damals in Bremke, wenn die Schule geschlossen
würde. Doch hatten die Heyer längst an die Verwendung der Räume als Dorfgemeinschaftshaus
gedacht und der dritte Raum konnte nun von der Landjugend genutzt werden. Da sich nun alles
auf den Schulort Halle konzentrierte, war natürlich auch die Schulbusbeförderung der Kinder
unkomplizierter. So war, als ich 1989 aus Krankheitsgründen aus dem Dienst ausscheiden musste,
aus einer großen, oft unübersichtlichen Schule eine kleine, aber sehr lebendige Grundschule
geworden.
15.7
Kindergarten Heyen
Als erste Gemeinde des Raumes
Bodenwerder und der nördlichen
Ithbörde eröffnete Heyen im April
1970 den gut organisierten und
vorbereiteten und vor allem auch
räumlich ausgezeichnet untergebrachten
Kinderspielkreis.
Zu
diesem
großen
Tag
der
vorschulpflichtigen Jungen und
Mädchen konnte Bürgermeister
Wilhelm
Dröge
nach
der
Einstimmung durch Lehrer Jürgen
Steffen - er sang mit seinen
Schulkindern für die künftigen
ABC-Schützen - zahlreiche EhrenKinderumzug um 1950
gäste aus dem Landkreis und die
Eltern der Spielkreiszöglinge wie
die drei „Tanten“ Else Sporleder, Margot Rischmüller und Marina Steffen herzlich willkommen
heißen (Zitat aus dem T.A.H. Holzminden vom 17.04.1970). An diesem pädagogischen Auftakt
nahmen teil:
• Oberamtmann Holland von der Kreisverwaltung
• Geschäftsführer von Campe und Frau Bitter vom Landvolkverband
• Frau Abel und Herr Krusche vom Arbeitsamt-Nebenstelle Holzminden
• Herbert Kupfer, Schulleiter in Pegestorf (früher Lehrer in Heyen) als Leiter der LEB
(Ländliche-Erwachsenen-Bildung) und Initiator der Spielkreise
• Frau Ria Heinrichs vom Landfrauenverein
• Frau Inge Haupt als Kreiskindergärtnerin und verantwortliche Ausbilderin und Betreuerin
der Leiterinnen und Helferinnen in den Spielkreisen.
Der Kinderspielkreis fand in den Untergeschossräumen der ehemaligen Schule, dem heutigen
Dorfgemeinschaftshaus, sein Zuhause. Die anfangs aufgetretene Skepsis konnte schon bald
ausgeräumt werden. Mit Interesse sahen sich die Gäste und Eltern in den neuen Räumen um und
konnten sich von der geschmackvollen, bunten Ausstattung der Spielheimat und der anheimelnden
gediegenen Einrichtung überzeugen.
Die Idee der Kinderspielkreise wurde zuerst im Landkreis Wesermünde „geboren“. Die LEB des
Kreises Holzminden nahm diese Anregung sofort auf. In Heyen bildete sich spontan ein Beirat, der
sich aktiv bei der Raum- und Geldbeschaffung mit einschaltete. Bürgermeister Dröge -so stand es
im Protokoll- gab zur Entstehung dieser segensreichen Einrichtung den Startschuss mit den
Worten „am Geld soll und darf es nicht scheitern“.
Es begann mit einem Erprobungsjahr. Durch die Einbeziehung der vorschulpflichtigen Jungen und
Mädchen sollte das Schulgebäude wieder eine umfassende Begegnungsstätte für Eltern und
Kinder und ein neuer Dorfmittelpunkt werden. Schon vom Kleinkindalter an, in dem Fundamente
- 159 -
Chronik Heyen
aller Bildung und Sozialerziehung
gelegt werden, sollte die Hebung
des Bildungsstandes auf dem
Lande gefördert werden. Man
erhoffte
sich
von
der
Spielkreiseinrichtung
eine
Verbesserung
des
Bildungsgefälle zwischen Stadt- und
Landkindern. Man freute sich
über die schon lang erwartete
vorschulpflichtige Ausbildung und
Betreuung der Landkinder. So
konnten das Interesse und die
Begabung der Kinder geweckt
und aufgebaut werden.
Kindergartengruppe um 1985
Die Räumlichkeiten wurden
in der Vergangenheit stets
verbessert und erweitert.
Seit August 2002 ist der
Kinderspielkreis zu einem
Kindergarten umstrukturiert
worden. Dadurch erhöht
sich die Betreuungszeit
von bisher drei auf vier
Stunden. Statt bisher 20
Kinder können jetzt 25
Kinder betreut werden.
Besucht
wird
der
Kindergarten nicht nur von
Heyener Kindern. Eltern
aus
den
umliegenden
Dörfern nutzen die hiesige
Einrichtung und bringen
täglich ihre Sprösslinge
nach Heyen.
Ehrung zum 25jährigen Bestehen 1995
Leiterinnen der Kinderspielkreis- und Kindergarteneinrichtung in Heyen:
Else Sporleder, Heyen
Ingrid Volkmer, Heyen
Ilse Fredebold, Heyen
Monika Rieger, Bodenwerder
Antonia Pfohl, Heyen
Cornelia Wagner-Tilch, Breitenkamp
Verena Laker, Bodenwerder
Susanne Köhls, Bodenwerder
Neben den Leiterinnen - Frau Volkmer war mehr als 13 Jahre Leiterin - haben stets ein bis zwei
Helferinnen die Betreuung der Kinder mit übernommen. Besonders sind hier Gisela Ohm (20
Jahre, von 1973 - 1993) und Gertrud Kosak (seit 1990) zu erwähnen.
Kinderzahlen:
1976/77 - 28 Kinder
1981/82 - 10 Kinder
1990/91 - 21 Kinder
1998/99 - 19 Kinder
2003/04 - 20 Kinder
Leiterin: Ingrid Volkmer mit Annelise Koppenhagen u. Ruth Weßling
Leiterin: Ingrid Volkmer mit Gisela Ohm
Leiterin: Antonia Pfohl mit Gisela Ohm u. Ilse Fredebold
Leiterin: Susanne Köhls mit Gertrud Kosak
Leiterin: Susanne Köhls mit Gertrud Kosak, Vertr.: Susanne Müller
- 160 -
Chronik Heyen
16 Verbände
16.1
Der Reichsbund
(Ernst Struckmeier)
Der Reichsbund wurde schon im ersten Weltkrieg 1917 ins Leben gerufen, um in Deutschland den
vielen schwer verwundeten Kameraden und Witwen mit ihren Kindern zu helfen. Diese
Organisation lebte fast in jeder Gemeinde nach dem zweiten Weltkrieg wieder auf, so auch in
Heyen. Ein langjähriger erster Vorsitzender war Hermann Fredebold, zweiter Vorsitzender Gerd
Arndt, Kassierin Martha Pude. Nach dem Tode von Hermann Fredebold löste sich der Verein in
Heyen auf, die Mitglieder wurden von den Ortsgruppen Bodenwerder und Hajen aufgenommen.
16.2
Der Heimkehrerverband
(Ernst Struckmeier)
- 161 -
Chronik Heyen
Der Heimkehrerverein wurde im Jahr 1954 in Heyen gegründet. Der erste Vorsitzende war Ludwig
Franz. Der Verein löste sich jedoch nach Wegzug der Flüchtlinge bald wieder auf. Die Mitglieder
wurden vom Verein in Bodenwerder aufgenommen.Erwähnenswürdig ist, dass hier ein
Vereinsaustausch mit den Heimkehrern aus Frankreich (Soteville) jährlich stattfindet. Soldaten die
im Krieg auf einander geschossen haben, fallen sich bei jedem Treffen vor Freude um den Hals.
Beide Vereine haben ein Ziel: „NIE WIEDER KRIEG“
16.3
Der Drainageverband Heyen
(Albrecht Rother)
Die Gesamtfläche der Gemeinde Heyen beträgt ca. 832 ha, davon sind ca. 11,5 ha Wasserfläche
in der gesamten Breite der Weser. Das Oberflächenbild des Geländes ist vielseitig. Von einem
ebenen und tiefergelegenen Gebiet im nördlichen Teil der Flur zu den Nachbarn Esperde und
Brockensen hin bis etwa zur Dorflage steigt dann das Gelände langsam an. Dieses erwähnte
Gebiet im nördlichen Raum hat früher immer unter stauender Nässe gelitten, am Rhien ist der
Boden teilweise anmoorig. Wegen geringer Vorflut konnte das Wasser nicht ablaufen. Nach alten
Überlieferungen soll die Straße nach Esperde manchmal ein kleiner Bach gewesen sein. An
beiden Seiten der mehr einem ausgefahrenen Weg gleichenden Straße sah es manchmal wie in
einem Moor aus.
Eine landwirtschaftliche Nutzung war deshalb besonders in regenreichen Jahren sehr schwierig.
Die Landbesitzer haben sich aber immer bemüht, die Ländereien trocken zu bekommen und den
Acker zu kultivieren. Die vorhandenen Gräben wurden tiefer gelegt, neue Gräben ausgehoben und
der Acker sogar stellenweise den damaligen Möglichkeiten entsprechend dräniert. Geringe Erfolge
wurden sichtbar. Kleine Flächen am Rhien und an der Ilse, an der Grenze zu Brockensen und
Esperde, sind auch heute noch versumpft und nicht nutzbar. Es ist deshalb verständlich, wenn die
Bauern bei der Separation
in den sechziger Jahren
des 19ten Jahrhunderts
versuchten, möglichst viel
Land auf den höher
gelegenen Flächen zu
bekommen. Diese waren
damals mit Handarbeit und
Pferdebespannung gut zu
bewirtschaften.
Die schnell fortschreitende
Entwicklung und Mechanisierung im landwirtschaftlichen
Bereich
nach
Kriegsende 1945 zwangen
zum
Umdenken.
Die
Hanglagen
waren
mit
immer größer werdenden
Maschinen und Traktoren schlecht zu befahren und zu bewirtschaften, das Augenmerk richtete
sich mehr und mehr auf die ebenen Flächen.
Deshalb griffen die Heyener Landwirte sofort zu, als die Gründung eines Drainageverbandes in
Heyen die Möglichkeit zur Trockenlegung vieler Flächen in den nassen Ländereien anbot.
Staatliche Zuschüsse und günstige Kredite mit niedrigen Zinsen förderten das Projekt. So fand am
24.09.1956 eine Versammlung zur Gründung des Drainageverbandes Heyen statt. Anwesend
waren von den Interessenten die Landwirte Karl Battmer, Friedrich Feuerhake, Ewald Hollstein,
Rudolf Hundertmark, Hermann Meyer, Friedrich Wessel, Hermann Wieman und Landwirtin Emmy
- 162 -
Chronik Heyen
Lemke – vertreten durch einen Bevollmächtigten. Dazu kamen Pastor Welz für die Ev.
Kirchengemeinde Heyen, Gemeindedirektor Sorge, Arbeiter Ludwig Möller und Dr. Kosak vom
Versuchsund
Beratungsring.
Die
offiziellen
Stellen
waren
Vertreten
durch
Regierungsoberbauinspektor Müller, für die Außenstelle Holzminden des Wasserwirtschaftsamtes
Hildesheim, sowie Oberregierungsrat Dr. Floto und Kreisinspektor Holland für den Landkreis
Holzminden.
Der Plan, das Mitgliederverzeichnis und die Satzung haben vom 05.09.1956 bis 20.09.1956 bei
der Gemeindeverwaltung ausgelegen, Einwände wurden nicht erhoben, die Gründung des
Drainageverbandes Heyen wurde einstimmig beschlossen. Zum Vorstand wurden einstimmig
gewählt:
Vorsteher
Rudolf Hundertmark
1. Beisitzer
Friedrich Feuerhake
2. Beisitzer
Ewald Hollstein
Der Verband hatte zur Aufgabe:
1. Gewässer und ihre Ufer auszubauen und in ordnungsgemäßem Zustand zu halten
2. Grundstücke zu entwässern.
Aufsichtsbehörde sind das Wasserwirtschaftsamt Hildesheim und der Landkreis Holzminden.
Zu Beginn der praktischen Verbandsarbeit müssen zunächst die Vorfluter in Richtung Ilse
ausgebaut werden, um den Wasserabfluss zu gewährleisten. Hierzu werden die Anlieger
entsprechend der anliegenden Flächen veranlagt. Über ein Darlehen bei der Norddeutschen
Landesbank wird der Ausbau finanziert. Nach einem Tilgungsplan über mehrere Jahre zahlen
dann die Mitglieder über den Verband das Darlehen zurück.
Im Verlauf der nächsten Jahre werden dann in 9 Bauabschnitten insgesamt 137 ha dräniert. Die
Mitgliederzahl steigt auf 16. Als 4 Landwirte in Bremke (Dornette, Kaufmann, Leweke und Schmidt)
ihre Flächen ebenfalls dränieren wollen, aber keinen eigenen Verband gründen können, treten
diese auf Anraten des Landkreises dem Drainageverband Heyen bei, und die Aufgaben werden
vom Verband (Vorsteher) übernommen. Somit werden in Heyen ca. 86 ha. und in Bremke ca. 51
ha entwässert. Die ersten Bauabschnitte werden in mühsamer Handarbeit von der Fa. Willi Jörges
in Portenhagen, Kreis Einbeck durchgeführt, bis dann der Einsatz von Baggern bei den weiteren
Bauabschnitten die Arbeit vereinfacht und erleichtert. Die Abrechnung erfolgt wie bei den
Vorflutern über Kredite bei der Stadtsparkasse Bodenwerder. Die Mitglieder zahlen ihre Beiträge in
langjährigen Raten an den Verband, der dann die Tilgung der Kredite übernimmt.
In der Versammlung am 28.12.1981 tritt der alte Vorstand Hundertmark, Feuerhake und Hollstein
zurück und neu gewählt werden: Vorsteher: Albrecht Rother, 1. Beisitzer: Günter-Wilhelm
Henneke, 2. Beisitzer: Gustav Diekmann. Dieser Vorstand bleibt bis zur Auflösung des Verbandes
am 30´.05.1994 im Amt.
Nach Fertigstellung des neunten und letzten Bauabschnittes bleibt dem Verband die Aufgabe, für
die Unterhaltung der Anlagen zu sorgen und die finanzielle Abwicklung zwischen Mitgliedern und
Banken zu überwachen. Während der ganzen Zeit wird die Arbeit des Verbandes von einem
Angestellten des Wasserwirtschaftsamtes überprüft und entsprechende Berichte angefertigt. Es
wurden niemals Beanstandungen erhoben.
Im Juli 1993 wurden die letzten Zahlungen der Mitglieder fällig und damit kommen die letzten
Einnahmen für den Verband. Verpflichtungen bei Banken und andere Verbindlichkeiten bestehen
nicht mehr, so dass alle finanziellen Aufgaben des Verbandes abgewickelt sind. Alle baulichen
Maßnahmen sind abgeschlossen und weitere neue nicht zu erwarten. Der Verband hat seine
Aufgabe erfüllt und eine Auflösung wird erörtert. In der Versammlung am 19.05.1994 beschließt
die Versammlung den Verband aufzulösen. Mit Schreiben vom 30.05.1994 genehmigt der
Landkreis die Auflösung. Den finanziellen Überschluss bei der Auflösung erhält zur Hälfte die
Gemeinde, die damit die Unterhaltung der Vorfluter übernimmt, die andere Hälfte wird an die
Mitglieder entsprechend ihrer Anteile an der Dränage ausgezahlt. Für die weitere Unterhaltung der
Dränagen und den Abfluss des Wassers wird von nun an jeder Landbesitzer selber verantwortlich.
- 163 -
Chronik Heyen
16.4
Die Forstgenossenschaft Heyen
In Heyen besteht seit alters her die Forstgenossenschaft (Holzinteressentenschaft). Sie besitzt 133
ha, von denen sich 126 ha in Kultur befinden. An der Wirtschaftsfläche der Gemeinde war der
Wald jedoch mit 20 %, d.h. mit 175 ha, beteiligt. Das besagt, dass 42 ha Privatwald vorhanden
sind. Über 30 ha gehören einem Landwirt und liegen im Ith. Der Rest sind Flächen am Rande der
Feldmark, deren Rodung und Kultivierung sich für die Besitzer nicht lohnte. So erklärt es sich, das
einige Landwirte Wald besitzen. Jeder Interessent bekam 1 Anteil und gleichviel Brennholz. Für
900 -1200 Mark konnte ein weiteres Anteil gekauft werden. Im übrigen ging es mit der
Besitzvergrößerung so wie beim Ackerland. Durch Erbschaft, Heirat usw. kamen mehrere Anteile
in einen Betrieb, so das es heute Betriebe mit 3 und sogar 5 Anteilen gibt. Sie bekommen jedes
Jahr bei der Brennholzverteilung 3- bzw. 5mal soviel, müssen sich an den Kulturarbeiten aber
auch 3- bzw. 5fach beteiligen. Früher wurde das Holz im Winter gemeinsam geschlagen, und in 20
Jahren war man wieder an der alten Stelle. Es gab also nur Stangenholz, wie es in 20 Jahren
nachgewachsen war. Man rechnete noch nicht aus, was die weiten Wege kosteten und wie man
einen größeren Gewinn haben könnte. Später ging man aber dazu über, im Mai, wenn der Saft in
die Bäume steigt, die Eichen zu schlagen und die Borke zu gewinnen. 2 Sorten Borke, die sich
dann im Walde gut vom Stamm lösen ließ, wurden an die Gerber in Linse und Hehlen verkauft.
Heute verfügt Heyen bereits über gute alte Eichen- und neuere Fichtenbestände. Viele
Stellmacher und Tischler der Umgebung bezogen Heyer Eichen, besonders für Wagenräder und
Särge. Die Fichtenbestände lieferten Grubenholz, das bisher nach Gütersloh verkauft wurde.
Die Forstgenossenschaft trägt sich gerade so, denn die Kasse kann die Kulturarbeiten von den
Einnahmen durch die Verkäufe und den Pachtzins der Steinbrüche bezahlen. Die Steinbrüche, die
mit 7 ha in der Forst liegen, müssen 8–10 % vom Umsatz Pacht bezahlen. Die Waldarbeit wird
zumeist in der arbeitsärmeren Zeit von den in der Landwirtschaft Beschäftigten unter Aufsicht
eines Angestellten der Interessentenschaft verrichtet. Wenn Arbeitsspitzen auftreten, werden auch
andere Hilfskräfte hinzugezogen.
Generalverammlung 2003 mit Ehrungen
Ilse Fredebold , Friedrich Meyer, Wilhelm Zieseniß, Eckhard Rother, Michael Zieseniß,
Karl-Heinz Stohmeyer, Jochen Matthaei, Willi Ohm, Reinhard Meyer.
Auszüge aus den Protokollbüchern vom 01.01.1894 bis 1932 und ab 1933:
22.05.1895 Die Holzjagd soll auf 6 Jahre vom 24.06.95 – 23.06.01 an hiesige Forstinteressenten
meistbietend verpachtet werden, jedoch nicht unter 80,00 Mark pro Jahr.
- 164 -
Chronik Heyen
24.03.1897 Der Antrag des Forstaufsehers Möller, ihn mit einer Sicherheitswaffe zu versehen,
fand die Zustimmung der Versammlung, jedoch mit der ausdrücklichen Bestimmung,
dass eine Schusswaffe nicht zu wählen ist. Die Genehmigung zur öffentlichen Tragung
einer Hieb- und Stichwaffe soll seitens des Vorstandes durch den Oberförster
eingeholt werden. Der Gastwirt Wilhelm Pieper stellt die Anfrage auf Überlassung von
Terrain am Weißen Stein zum Versuch des Weinbaues. Die Versammlung steht dem
Wunsch von Pieper sympathisch gegenüber, gibt demselben jedoch anheim, seinen
Wunsch näher zu präzisieren und dann dem Vorstand vorzutragen.
31.01.1900 Vorstandswahlen für die Zeit vom 01.02.00 - 01.02.06: Vorsitzender Rudolf
Hundertmark (Wiederwahl), 2. Vors. W. Sagebiel und 3. Stellmacher Hermann Möller.
Vertreter: C. Sagebiel, Carl Willmer und Friedr. Meyer Nr. 21. Rechnungsführer
Großköther Heinrich Battmer vom 01.02.00 – 01.02.06. Gehalt 30,00 Mark jährlich.
23.03.1906 Der Antrag einiger Forstgenossen, die Forstgenossenschaft möge Mitglied bei der
Spar- und Darlehnskasse werden, wurde nach langer Beratung abgelehnt.
05.04.1907 Die Schuljungen haben zum Osterfeuer eine Esche ohne Erlaubnis abgehauen. Von
einer Bestrafung der Schuljungen soll noch einmal Abstand genommen werden.
Wilhelm Brockmann hat ohne Erlaubnis 2 Stöcker zu Stielen abgehauen. Er will 1
Mark in die Forstkasse bezahlen, wenn er nicht angezeigt wird. Er braucht aber nur 50
Pfg. zu zahlen.
09.06.1908 Für den verstorbenen Großköther Carl Willmer wird August Henneke als Stellvertreter
gewählt. Feuerwehr, Kriegerverein und Schützenverein dürfen sich zu Festlichkeiten
das erforderliche Grünlaub aus dem Walde holen, die Haukosten haben die Vereine
an den Forstaufseher zu zahlen.
23.11.1911 7 Frauen aus Bodenwerder haben verbotenerweise Eicheln im Forst gesammelt. Die
Versammlung will dieses Mal Gnade vor Recht ergehen lassen und von einer Anzeige
und Bestrafung absehen.
15.01.1912 Neuwahl des Vorstandes für die Zeit vom 01.02.1912 - 01.02.1918. Der Vorsitzende
Rudolf Hundertmark lehnt eine Wiederwahl ab. An seiner Stelle wird August
Feuerhake gewählt. 2. und 3. Vorsitzender bleiben Wilhelm Sporleder und Hermann
Möller. Wiederwahl der Vertreter K. Sagebiel, Aug. Henneke und Friedr. Meyer.
Rechnungsführer Heinrich Battmer (Wiederwahl). Der Holzaufseher C. Sorge soll
beauftragt werden, an der neuen Chaussee über dem Plessen nachzugraben, ob sich
dort Kies befindet.
15.03.1913 Der Allgemeinen Aktiengesellschaft Berlin wird die Genehmigung zur Aufrichtung von
Masten durch den Heyer Wald erteilt.
17.03.1915 Dem Antrag einiger Interessenten wegen Futtermangel die Sauen bzw. jungen
Stangenschweine in den Buchensiek zu treiben, wurde stattgegeben.
17.11.1916 Die durch Aufseher Carl Sorge angezeigten Personen wegen unerlaubten Sammelns
von Himbeeren sollen bestraft werden.
09.04.1919 Die Arbeitslöhne werden neu festgesetzt. Männliche Arbeiter 4 Mark, für das
Holzfällen 4,50 Mark, Frauen 3,50 Mark und Kinder 2 Mark (pro Tag).
24.01.1922 Die Forstgenossenschaft stellt der Gemeinde unentgeltlich einen Platz für die
Aufstellung eines Ehrenmals für die Kriegsgefallenen zur Verfügung.
15.11.1924 Die Forstgenossenschaft bewilligt dem Korbmacher Hermann Tiele die zu seinem
Gebrauch benötigten Haselstöcke aus dem Wald. Zu zahlen hat er 2/3 des von
anderen Korbmachern durchschnittlich gezahlten Preises.
- 165 -
Chronik Heyen
01.01.1925 Bis 31.12.1944 Pachtvertrag mit der Fa. J. Davin Linse. Bei der Einstellung von
Brucharbeitern sind nach Möglichkeit Einwohner von Heyen zu berücksichtigen. In der
Erntezeit sind den zur Feldarbeit erforderlichen Brucharbeitern für die Einbringung der
Ernte frei zu geben.
13.01.1932 Pachtvertrag mit der Fa. Steinindustrie Wiegand in Westerbrak über die vor Jahresfrist
von Fa. Davin und von Heinrich Borchers (Bodenwerder) betriebenen Steinbrüche.
12.01.1933 Aug. Feuerhake bleibt Vorsitzender, August Henneke wird in den Vorstand gewählt
(01.02.1933 – 10.02.1939). Heinrich Battmer Rechnungsführer vom 01.02.1933 –
01.02.1939. Friedrich Zeddies, Jagdpächter.
18.09.1934 Forstaufseher Carl Sorge tritt in den Ruhestand. Hermann Maaß ab 01.10.1934
Forstaufseher.
01.10.1936 Kriegskameradschaft Heyen erhält den Platz zum Kleinkaliberstand im Buchensiek
vom 01.10.1936 – 01.10.1956 zum Pachtpreis von 2,50 Mark jährlich.
01.01.1939 Steinbruch an Fa. Loges, Fr. Sporleder und H. Flentje bis 01.01.1949 verpachtet.
Verpachtung des Steinbruchs Borchers an Friedrich Flentje in Kemnade bis 31.12.48.
16.12.1940 Rechnungsführer Heinrich Battmer stellt sein Amt zum 31.01.1941 zur Verfügung.
Er ist 90 Jahre alt und hat das Amt 50 Jahre geführt.
28.02.1942 Für das verstorbene Vorstandsmitglied Friedrich Grave wird Karl Battmer bis
01.02.1945 in den Vorstand gewählt. Erich Zieseniß wird Rechnungsführer vom
01.02.1942 – 01.02.1948 mit jährlich 100 Mark. Da Erich Zieseniß wegen Einberufung
zur Wehrmacht die Kasse nicht führen kann, wird Karl Sporleder mit der
Kassenführung während des Krieges beauftragt.
11.02.1943 An die Kriegerwitwen und sonstige Bedürftigen in der Gemeinde soll je ein Haufen
Holz verteilt werden.
28.02.1945 August Henneke lehnt wegen Krankheit die Wiederwahl ab. Karl Battmer wird
Vorsitzender, Friedrich Meyer Nr. 43 und Wilhelm Sporleder Nr. 3 werden 2. und 3.
Vorsitzende.
03.03.1949 Zum Wiederaufbau der zerstörten Marktkirche (Hameln?)
Genossenschaft ein Lärchenstamm von 1,05 fm gespendet.
wurde
von
der
11.04.1951 Vorstandswahl 01.02.1951 – 31.01.1957: 1. Vorsitzender Rudolf Hundertmark (Sohn),
2. Vorsitzender Wilhelm Henneke und 3. Vorsitzender bleibt Wilhelm Sporleder Nr. 3.
08.04.1953 Auf das Vorkaufsrecht des Anteils der Geschw. Griese, früher Schrader Haus Nr. 55,
verkauft an Wilhelmine Hartmann, geb. Sagebiel Nr. 55 für 2500 D-Mark wird
verzichtet.
27.07.1954 Rechnungsführer Erich Zieseniß erhält ab 1954 eine Vergütung von 150 DM.
06.04.1955 Der Schützenverein erhält den Platz zum Ausbau eines Schießstandes. Pro Anteil
werden 200 DM ausgezahlt.
20.07.1957 Forstaufseher Hermann Maaß erhält statt bisher 250 DM jetzt 300 DM Lohn.
- 166 -
Chronik Heyen
25.03.1959 Die Wiese und das angrenzende Ackerland von Hermann Reese auf dem
Lindenstuken (etwa 18 ar) sollen für 3000 DM gekauft werden. Die Anschaffung einer
Motorsäge wird beschlossen. Für die Hilfe beim Löschen des Waldbrandes unterhalb
des Steinbruchs Loges erhalten die Steinbrucharbeiter 1 Kiste Bier (20 Flaschen) und
1 Flasche Doppelkorn als Anerkennung. Hermann Maaß erhält für 15 Jahre Tätigkeit
als Forstaufseher als Anerkennung 100 DM.
18.05.1962 Für den verstorbenen Rechnungsführer Erich Zieseniß, wird Wilhelm Zieseniß
gewählt. Für den verstorbenen Wilhelm Henneke kommt sein Sohn Günter-Wilhelm in
den Vorstand. Ankauf einer 2. Motorsäge wird beschlossen.
23.03.1963 Für Anfang Juli wird eine Grenzbeziehung beschlossen. Hermann Käse (Kreipke)
kann für 10 DM jährl. Wasser für seine Vieh aus der Quelle im Linser Grund nehmen.
19.03.1966 Wiederwahl des Vorstandes vom 01.01.64 - 31.12.19. Für den wegen Krankheit ausgeschiedenen Wilhelm Sporleder Nr. 3 wird Karl Mönkemeier in den Vorstand gewählt.
15.11.1968 Hermann Maaß ist nach einem Betriebsunfall 1966 Invalide geworden. Wilhelm
Zieseniß wird Nachfolger und Hermann Maaß wird ab 01.01.1969 Kassenführer.
28.12.1972 Die neue Satzung wird ausgegeben.
19.12.1977 Vorstandswahlen 1977 – 1983: Rud. Hundertmark Wiederwahl zum 1. Vorsitzenden.
Günter-Wilhelm Henneke scheidet als 2. Vorsitzender aus, für ihn kommt Wilhelm
Zieseniß, Karl Mönkemeier bleibt Schriftführer. Hermann Maaß tritt aus
Krankheitsgründen als Rechnungsführer zurück, Hermann Fredebold wird neuer
Rechnungsführer.
09.12.1982 Rudolf Hundertmark tritt aus Gesundheitsgründen als 1. Vorsitzender zurück. Wilhelm
Zieseniß wird 1. Vorsitzender und Albrecht Rother 2. Vorsitzender.
16.07.1985 Erweiterte Vorstandssitzung: je Anteil werden 400 DM bis zum 30.09.1985 ausgezahlt.
11.12.1986 Albrecht Rother scheidet auf eigenen Wunsch nach Hofübergabe als 2. Vorsitzender
aus. Als Nachfolger wird sein Sohn Eckhard Rother zum 2. Vorsitzenden gewählt.
10.12.1987 Karl Mönkemeier scheidet auf eigenen Wunsch aus dem Vorstand aus. Neu als 3.
Vorsitzender und Schriftführer wird Reinhard Meyer gewählt.
25.01.1990 Das Forstjahr wird von bisher 01.10. -.30.09. auf das Kalenderjahr vom 01.01. – 31.12.
umgestellt. Vorstandswahlen: 1. Vors. Wilhelm Zieseniß, 2. Vors. Eckhard Rother, 3.
Vors. und Schriftführer Reinhard Meyer, Ersatzmann Fr. Meyer (Wiederwahl) und
Hermann Sporleder (Neuwahl), Kassenführer Hermann Fredebold.
19.02.1993 Hermann Fredebold tritt aus gesundheitlichen Gründen zurück. Neuer Rechnungsführer wird Hermann Wiemann.
22.01.1998 500 DM je Anteil werden ausgezahlt
01.02.2002 Hermann Wiemann tritt als Kassenführer zurück. Kassenführer wird das Vorstandsmitglied wird Reinhard Meyer.
06.02.2003 Ab 01.01.2003 erhält der 1. Vorsitzende 100 EUR + 30 EUR für Porto und Telefon, der
Rechnungsführer 150 EUR. + 15 EUR. Neuwahl des Vorstandes: 1. Vorsitzender
Eckhard Rother, 2. Vorsitzender und Stellvertreter Michael Zieseniß, Schriftführer und
Rechnungsführer Reinhard Meyer. Wilhelm Zieseniß wird Ehrenvorsitzender.
- 167 -
Chronik Heyen
16.5
Die Jagdgenossenschaft Heyen
(Albrecht Rother)
Schlägt man im Lexikon unter „Jagd“ nach, liest man da folgendes: „Jagd, Weidwerk, Aufsuchen,
Nachstellen, Erlegen und Fangen jagdbarer Tiere nach den Regeln des Jagdrechtes und des
Jagdbrauchs. Mit der Jagd ist die Hege verbunden. Die Jagd- und Schonzeiten des Wildes sind
gesetzlich bestimmt.“
Die Jagd gehört zu den ältesten Formen der Nahrungsgewinnung. Durch die Ausbildung und
Entwicklung von Ackerbau und Viehzucht verlor die Jagd ihre lebenswichtige Rolle, behielt aber
immer noch eine große Bedeutung. Die Ausübung der Jagd wurde mehr und mehr das Vorrecht
der „Herren“. An den „Höfen und Edelsitzen“ bildete sich eine zunftmäßige Jägerei mit strengen
Bräuchen und eigener Sprache heraus.
Die Entwicklung des neuen deutschen Jagdrechts beginnt im Jahre 1848. Damals wurde die
Berechtigung zur Jagd – bis dahin ein Privileg der Landesherren – mit dem Eigentum am Grund
und Boden verbunden. Der Gesetzgeber sieht folgende Voraussetzungen für die Jagdausführung
vor:
Das Jagdrecht ist die ausschließliche Befugnis, auf einem bestimmten Gebiet wildlebende Tiere,
die dem Jagdrecht unterliegen (Wild), zu hegen, auf sie Jagd auszuüben und die sich anzueignen.
Mit dem Jagdrecht ist die Pflicht zur Hege verbunden. Die Mindestgröße von Eigenjagdbezirken
beträgt 75 ha (ein Besitzer, zusammenhängende Fläche). Eine Jagdgenossenschaft zu bilden,
welche die Einzelflächen einer Gemarkung zu einem gemeinschaftlichen Jagdbezirk
zusammenfasst, der mindestens 150 ha groß ist. Der Jagdausübende muss eine Jägerprüfung
abgelegt haben.
Die Jagdgenossenschaft Heyen wählt einen Jagdvorstand, der die Genossenschaft gerichtlich und
außergerichtlicht vertritt. Solange die Jagdgenossenschaft keinen Jagdvorstand gewählt hat,
werden die Geschäfte des Jagdvorstandes vom Gemeindevorstand übernommen (§9). Die
Jagdgenossenschaft untersteht hinsichtlich der Wahrnehmung ihrer Aufgaben der Jagdbehörde
(Landkreis). Sie nutzt die Jagd in der Regel durch Verpachtung. Der Pachtvertrag ist schriftlich
abzuschließen. Pächter darf nur sein, wer einen Jagdschein besitzt und schon vorher einen
solchen während dreier Jahre in Deutschland besessen hat.
Jährlich ist von den Pächtern ein Abschussplan aufzustellen, der vom Vorstand und der
Aufsichtsbehörde genehmigt werden muss. Damit soll ein gesunder Wildbestand aller heimischen
Tierarten in angemessener Zahl erhalten bleiben. Von der Gesamtfläche der Gemeinde Heyen
sind heute 800 ha jagdbare Fläche, davon 620 ha landwirtschaftliche Nutzfläche, 148 ha Wald, 12
ha Wasserfläche (Weser) und 20 ha Ödland und sonstige Flächen. Zur Jagdgenossenschaft
gehören ca. 90 Mitglieder mit Einzelflächen von 21 qm (Rotten) bis 134 ha (Forstgenossenschaft).
In den Jahren nach dem Krieg 1945 hat sich die Jagd sehr verändert. Die jährlich um Weihnachten
herum durchgeführten Jagden (Feld- und Waldjagden), an denen sich viele Einwohner als Treiber
beteiligen, brachten in den 50iger Jahren manchmal Tagesstrecken von 100 Hasen und mehr.
Auch Rebhühner bevölkerten damals in großer Zahl die Fluren. Bei den Treibjagden dürfen 2
Namen nicht unerwähnt bleiben: Bis 1972 hatte „Obertreiber“ August Sorge das Sagen, abgelöst
wurde er altersbedingt dann von Wilhelm Zieseniß, der bis heute noch genau Buch führt, welcher
Jäger welches Wild erlegt hat.
Bedingt durch waldbauliche und landwirtschaftliche Veränderung ist der Bestand des Niederwildes
sehr zurückgegangen. So wurde bei der Treibjagd im Jahre 2001 kein Hase geschossen, dagegen
haben Reh- und Schwarzwild zugenommen, der zunehmende Raps- und Maisanbau bietet diesen
Tieren eine gute Nahrungs- und Deckungsmöglichkeit. Auch Fasanen gibt es nur noch wenige,
während der Abschuss von Füchsen und Schwarzwild zunimmt. 1999 wurden 33 Füchse und 4
Stück Schwarzwild erlegt. Statistisch gesehen wurden in den letzten Jahren durchschnittlich je 100
ha Jagdfläche 2,80 Stück Rehwild geschossen.
- 168 -
Chronik Heyen
Jagdjahr
87/88
88/89
89/90
90/91
91/92
92/93
93/94
94/95
95/96
96/97
97/98
98/99
99/00
00/01
01/02
02/03
03/04
Hasen
24
24
21
28
23
6
11
9
2
2
2
1
7
6
4
Kaninchen
5
15
17
17
8
Enten Fasan Taube Eichelhäher
4
5
10
1
2
6
6
8
4
4
12
13
11
3
14
1
4
8
8
10
3
5
5
4
7
3
5
5
5
Fuchs
12
15
17
23
29
36
32
39
31
?
33
?
21
21
13
25
Dachs Schwarz Reh Davon
-wild
Fallwild
7
23 7
26 9
1
28 11
3
1
27 12
1
25 8
1
28 5
28 11
7
1
25 8
3
19 7
2
3
20 10
6
19 9
2
4
23 10
9
22 11
1
1
22 6
5
15
28 16
12
6
27 15
4
13
25 8
Jagdstrecken in Heyen von 1987 bis 2004
Über Jagdgenossenschaft, Pächter und Jäger in Heyen aus der Zeit vor dem Krieg konnten keine
schriftlichen Unterlagen gefunden werden. Es gibt nur einige mündliche Überlieferungen. Danach
lag die Verpachtung und Aufsicht wahrscheinlich bei der Gemeindeverwaltung. Als Jäger in Heyen
sind in Erinnerung: Wilhem Pieper und Sohn Hermann Pieper, August Henneke, Friedrich Zeddies,
Adolf Zeddies, Karl Sagebiel, Friedrich Lücke, Friedrich Klingenberg, August Feuerhake, Friedrich
Wessel, Hermann Wiemann sen. und einige andere.
In der Sitzung des Gemeinderates am 19.04.1948 kommt die Jagdverpachtung erstmalig zur
Sprache. Es soll mit der Verpachtung gewartet werden, bis neue Bestimmungen herausgegeben
worden sind. In der Sitzung am 11.10.1948 beschließt der Gemeinderat eine JagdinteressentenVersammlung einzuberufen und dabei einen Vorstand zu wählen. Erinnerungen über eine
Jagdverpachtung gibt es erstmalig in einer Versammlung im Jahre 1949, wobei Gemeindedirektor
Fritz Sorge die Jagd an Wilhelm Henneke verpachtet.
In der Versammlung der Jagdgenossenschaft am 07.12.1963 wurde die Jagdgenossenschaft mit
einer Satzung wieder formell ins Leben gerufen.
Der Gemeindedirektor Friedrich Sorge als Geschäftsführer des Jagdvorstandes leitete die
Versammlung. Neben vielen Jagdgenossen waren anwesend Herr von Campe als Geschäftsführer
des Landvolkverbandes Holzminden und Herr Lindenberg als stellv. Kreisjägermeister des Kreises
Holzminden. Zum Schriftführer wird Willi Ricke ernannt. Bei der Wahl zum Vorstand wurden
Friedrich Feuerhake zum Vorsitzenden und Fritz Sorge sowie Willi Ricke zu Beisitzern gewählt.
Die Versammlung war damit einverstanden, dass die Jagd nur an Einheimische verpachtet werden
soll. Als Pächter bewerben sich Joachim Heinrichs, Ewald Hollstein und Heinz Scharpenberg.
Der Vorstand der Jagdgenossenschaft Heyen ab 1963:
Vorsitzender
Friedrich Feuerhake
07.12.1963 - 03.06.1970
Albrecht Rother
04.06.1970 – 18.04.1995
Wilhelm Sporleder
19.04.1995 – heute
Beisitzer
Fritz Sorge
07.12.1963 – 10.02.1965
Karl Mönkemeier
20.03.1965 – 02.07.1985
Wilhelm Sporleder
03.07.1985 – 18.04.1995
Ottmar Lemke
19.04.1995 - heute
- 169 -
Beisitzer
Willi Ricke
07.12.1963 – 23.03.1968
Friedrich Becker
24.03.1968 – 09.04.1996
Wilhelm Zieseniß
10.04.1996 – heute
Chronik Heyen
Jagdpächter nach dem Kriege 1945:
Zeitraum
Pächter
Pachtpreis
1948 1954 Wilhelm Henneke
13.12.1954 - 31.03.1961 Wilhelm Henneke
500 DM
01.04.1964 - 31.03.1973 Joachim Heinrichs, Ewald Hollstein,
1.630 DM
Heinrich Scharpenberg
01.04.1973 - 31.03.1982 Joachim Heinrichs, Ewald Hollstein,
2.100 DM
Heinrich Scharpenberg
01.04.1982 - 31.03.1986 Wilhelm Lindemann, Dr. Jürgen Zeddies, 6.456 DM
Heinrich Scharpenberg
01.04.1986 - 31.03.1995 Dr. Jürgen Zeddies, Ewald Hollstein,
8.070 DM
Gerhard Meyer
01.04.1995 - 31.03.2004 Klaus Diekmann, Reinhard Meyer,
9.600 DM
Dr. Jürgen Zeddies
01.04.2004 - heute
Klaus Diekmann, Reinhard Meyer,
5.200 Eur
Dr. Jürgen Zeddies
Am 26.10.1994 tritt die Jagdgenossenschaft Heyen dem Zentralverband der Jagdgenossenschaften und Eigenjagden in Niedersachen e.V. bei.
Das Interesse an der Jagd ist in den vergangenen Jahrzehnten immer größer geworden. Mehrere,
besonders jüngere Einwohner haben die Jägerprüfung bestanden und können nun im guten
Einvernehmen mit den Pächtern zur Jagd gehen. Zur Zeit gibt es in Heyen etwa 16 zur Jagd
„befugte Jäger“. Neben den 3 Jagdpächtern dürfen noch 7 weitere Jäger aktiv jagen.
Alle zur Jagd berechtigten Jäger haben sich im Jahr 1986 zu einer Gemeinschaft
zusammengeschlossen und sorgen für eine ordnungsgemäße Jagdausübung. Sie sind aber nicht
nur Jäger, sondern führen auch viele Pflege- und Hegemaßnahmen in Feld und Wald durch. Alle
Jagdeinrichtungen befinden sich in einem sehr guten Zustand. Auf die in den letzten Jahren
angelegten Hecken und Hegebüsche zum Schutze des Niederwildes und der Vogelwelt wird
besonders geachtet.
16.6
Die Jagd in Heyen
(Claus Kienitz)
Vor dem Krieg wird die Jagd in Heyen von einheimischen Landwirten ausgeübt. Die Landwirte
Feuerhake, Henneke, Klingenberg, Lücke, Friedrich Wessel, Wilhelm Wessel, Hermann Wieman
und Friedrich Zeddies waren daran maßgeblich beteiligt. Dazu kam als Gast Adolf Zeddies aus
Köln.
Nach dem Krieg lag die Jagdhoheit bei den englischen Besatzern. Erst ab 1949 konnte die Jagd
wieder von einheimischen Jägern ausgeübt werden.
Wilhelm Henneke war nach dem Krieg der erste Pächter der Jagd, hinzu kam bald Jochen
Heinrichs. Als helfender Jungjäger war ab 1950 Claus Kienitz mit dabei, der 1951 die Jägerprüfung
ablegte.
- 170 -
Chronik Heyen
Ende der 50iger und in den 60iger Jahren kamen Ewald Holstein, Wilhelm Lindemann, Willi Meyer,
Werner und Wilhelm Meyer, Heinz Scharpenberg und danach Gerd und Reinhard Meyer sowie
Jürgen Zeddies dazu. Später reihten sich Klaus Diekmann, Peter Klatt, Alexander und Carsten
Klatt, Ludwig Lindemann, Karl und Matthias Schmidt, Herbert Tischner und Hans-Joachim Pude
sowie Eckehard und Hartwig Garve in die Schar der Heyener Jäger ein.
Im Jahr 1986 wurde die Heyener Jägerschaft gegründet, mit dem Ziel, allen Heyer Jägern eine
Jagdmöglichkeit zu geben.
Heute besteht die aktive Heyer Jägerschaft nach der Pacht der Jagd wieder für 9 Jahre ab 2004,
aus den Pächtern Klaus Diekmann, Reinhard Meyer und Jürgen Zeddies, sowie den Jägern
Eckhard und Hartwig Garve, Claus und Niklas Kienitz, Peter, Alexander und Carsten Klatt, Wilhelm
Meyer, Gerhard Meyer, Hans-Joachim Pude, Karl und Matthias Schmidt. Inaktive Mitglieder sind
Ludwig Lindemann und Herbert Tischner.
Waren in den 50iger Jahren und auch noch Anfang der 60iger Jahre große Feldjagden mit hohen
Strecken die Regel, wurden danach durch den Rückgang der Niederwildbesätze kleinere Jagden
in Wald und Feld mit wesentlich geringeren Strecken durchgeführt.
Mehr und mehr stellte sich das Schwarzwild auch in unserem Revier ein. Wurde Ende der 80iger
Jahre gelegentlich eine Sau gestreckt, so ist dies in den letzten 10 Jahren regelmäßig der Fall. Die
höchsten Jahresstrecken waren 2001 mit 17 Stück und 2003 mit 20 Stück Schwarzwild.
In Heyen haben wir einen guten und gesunden Rehwildbestand. Leider wird in jedem Jahr fast die
Hälfte des Abschussplanes durch Wildunfälle auf den Straßen erfüllt. Versuche, dies zu
reduzieren sind bis jetzt weitgehend gescheitert.
Der Hasenbesatz zeigt eine langsame Aufwärtsentwicklung. Bei den Rebhühnern ist nur noch ein
Restbestand von 2 Brutpaaren vorhanden. Fasanen wurden in den letzten 3 Jahren von Claus
Kienitz ausgesetzt. Die Entwicklung verläuft positiv.
Die Heyener Jägerschaft hat aber auch in den letzten 10 Jahren, besonders durch die Initiative von
Claus Kienitz, etliche Biotope und Heckenpflanzungen angelegt, die nicht nur dem Wild, sondern
auch der übrigen Tierwelt Unterschlupf und Nahrung bieten.
Auf den Rotten, am Messkamp, in Bockskuhle am Weinberg, am Kniester, am Angerweg und
zuletzt am Sunderweg wurden Anpflanzungen vorgenommen.
Außerdem sorgen auch einige Wildäcker, die gesondert angelegt wurden, für reichhaltige Äsung
des Wildes. Die Überlassung dieser Fläche durch einige Jagdgenossen zeigt auch das gute
Verständnis zwischen den Verpächtern und den Heyener Jägern.
Ein Höhepunkt des Jagdjahres ist die stets um die Weihnachtszeit stattfindende Gesellschaftsjagd
in Heyen. Bis in die 90er jahre des letzten Jahrhunderts wurde vor allem auf Hase, Füchse,
Rebhühner und Fasanen in der freien Feldmark gejagd. Seit Mitte der 90er Jahre wird die
Gesellschaftsjagd gemeinsam mit dem Revier Daspe in den Weserbergen durchgeführt, wobei vor
allem Wildschweine und Rehe geschossen werden. Für etwa 40 Heyener und eingeladene
auswärtige Jäger, mehr als 10 Treiber und dem regelmäßig teilnehmenden Vorstand der
Jagdgenossenschaft, ist die Treibjagd mit dem traditionellen „Schüsseltreiben“ im
Gemeinschaftshaus immer ein besonderes geselliges Ereignis.
Wie der Wildbesatz auf die Veränderung des Lebensraumes reagiert, zeigt die von Wilhelm
Zieseniß geführte Streckenstatistik der Heyener Gesellschaftsjagden.
- 171 -
Chronik Heyen
Jagdstrecke von 18 Stück Schwarzwild, bei der revierübergreifenden Jagd (Heyen-Daspe) im November 2003
16.7
Die Schweinekasse - Schweine Versicherungs-Gesellschaft
- 172 -
Chronik Heyen
Bei der örtlichen Schweinekasse versicherten die Mitglieder ihre Schlachteschweine. Wenn zum
Beispiel bei der Hausschlachtung ein Schwein vom Fleischbeschauer nicht freigestempelt wurde,
ersetzte die Schweinekasse den entstandenen Schaden. Aus den Protokollbüchern der noch
bestehenden Schweine Versicherungs-Gesellschaft:
Unter dem Vorsitz des damaligen Gemeindevorstehers W. Sagebiel wurde am 22. März 1891 in
der „Schoppeschen Gastwirtschaft“ zu Heyen von 68 Bürgern eine „Schweine VersicherungsGesellschaft“ gegründet. Hierüber liegt eine Genehmigungsurkunde der „Herzoglichen KreisDirektion Holzminden“ vom 29.April 1891 vor.
Das Ziel dieser Versicherungs-Gesellschaft war es, Schweine gegen Krankheit zu versichern, um
im Falle einer Nichtverwertbarkeit eine Ersatzbeschaffung vornehmen zu können.
In der Generalversammlung am 25. Februar 1900 beschlossen die Mitglieder einstimmig, eine
Viehwaage mit 1000 kg Zugkraft anzuschaffen.
Die Waage stand bis 1946 in einem Schuppen neben der Scheune der Gastwirtschaft Kurlbaum,
Twetje Nr. 2 (vormals Schoppe/Gründungslokal), dann auf dem Grundstück des Landwirts Heinrich
Bode Nr. 21 (vormals Hofsitzer Friedrich Meyer). Sie ist im Museum für Landtechnik und
Landarbeit in Börry, Landkreis Hameln-Pyrmont, zu besichtigen.
- 173 -
Chronik Heyen
17 Vereine
17.1
Der Kriegerverein
(Hermann Wiemann)
Der 1873 gegründete Kyffhäuserbund war die Dachorganisation der Kriegervereine. Anstelle des
offiziellen Namens ,,Dt. Kriegerbund’’ (ab 1910 ,,Deutscher Reichskriegerbund’’) sprach man
landläufig vom Kyffhäuser- oder Kriegerverein.
Bei früheren Einstellungsgesprächen kam oft die Frage: ,,Haben sie gedient, wo und bei welcher
Truppe? ’’ Wer gar im Regiment des Fragestellers Soldat war, konnte mit einer bevorzugten
Einstellung rechnen. Noch im 2. Weltkrieg fragte bei Musterungen der Militärarzt: ,,War ihr Vater
Soldat, bei welcher Truppe? ’’ Der Sohn kam dann oft zur gleichen Truppengattung wie der Vater.
Jeder Soldat wurde nach seiner Entlassung aus dem Militärdienst (Wehrpflicht) Mitglied im
Kriegerverein. Die Vereinsmitglieder trugen blaue Schirmmützen. Die Vereinsfahne mit der
Inschrift: ,,Üb Aug und Hand fürs Vaterland’’ ist nach Kriegsende nicht wieder zum Vorschein
gekommen.
1. Reihe von unten (v.l.): 2. W. Pieper, 3. C. Sagebiel, 6. Heinrich Wessel, 9. Bode, 10. Sporleder, 11. Lange
2. Reihe (v.l.): 4. Friedrich Meyer 3. Reihe (v.l.): 2. Karl Battmer, 3. Sporleder (Schneider), 6. Zieseniß, 9. Ludwig Waßmann,
11. Karl Waßmann, 13. Wessel 4. Reihe (v.l.) 5. Wilhelm Battmer (Ottenstein), 6. Lücke, 7. Grave.
Die folgende Geschichte wurde überliefert:
1933 veranstaltete der Kriegerverein ein Zeltfest zu dem alle benachbarten Vereine eingeladen
waren. Nach dem Dorfumzug bildeten die Vereine auf dem Thie einen Halbkreis um ein
Rednerpult. Der Vorsitzende sollte die Ansprache halten. Doch als er vor den vielen Menschen
stand, brachte er kein Wort heraus. Bürgermeister Friedrich Wilhelm erkannte sofort die Situation.
Er ging zum Rednerpult, schob den Vorsitzenden sanft beiseite und hielt aus dem Stegreif eine
überzeugende Rede.
Nach 1933 waren nur noch die Teilnehmer des ersten Weltkrieges (1914-18) Mitglied im
Kriegerverein, der während des letzten Krieges (1939-45) völlig einschlief. Nach dem verlorenen
Krieg bestand kein Interesse den Verein wieder aufleben zu lassen.
- 174 -
Chronik Heyen
Schützenfest ausgerichtet vom Kriegerverein 1928 - Ansprache Friedrich Wilhelm auf dem Thie
17.2
Schützenverein Heyen von 1884 e.V.
Schützenverein 1884 - 1976
(Hermann Wiemann)
Nach Gründung des Schützenvereins im Jahre 1884 unterwarfen sich die Mitglieder einer strengen
Satzung. Alle wichtigen Daten und Ereignisse sind im Protokollbuch aufgezeichnet.
Das erste Protokoll des Schützenvereins Heyen hat folgenden Wortlaut: Protokoll über die Sitzung
des Schützenvereins in der Behausung des Gastwirtes W. Pieper am 7. Juli 1885 abends von
sieben bis zehn Uhr.
Punkt I:
Herabsetzung des Schussgeldes betreffend wurde dahin beschlossen, dass statt 10
Pf. pro Schuss nur 5 Pf. pro Schuss von Mitgliedern des Vereins zu erheben sind.
Punkt II: Das Fehlen der Mitglieder in Versammlungen betreffend wurde dahin beschlossen,
dass für jedes unentschuldigte Fehlen eines Mitgliedes bei Versammlungen (außer
Schießen) ein Strafgeld von 25 Pf. in die Schützenvereinskasse zu bezahlen ist.
Wilhelm Sagebiel (Protokollführer), Heinrich Wessel (Vorsitzender)
In dem nächsten Protokoll über die Satzung in der Schoppe´schen Gastwirtschaft am 15.07.1886
ist festgehalten:
Punkt I:
Das Eintrittsgeld ist für das Rechnungsjahr 1886-1887 von 3 auf 4 Mark festgesetzt.
Punkt II: Jeder Entschuldigung wegen Fehlen bei Versammlungen muss ein genügender Grund
beigegeben werden.
Am 09. Juli 1888 wurde beschlossen: Betreffend die Königswürde der auswärtigen Mitglieder. Es
scheint das Abholen eines auswärtigen Mitgliedes als Schützenkönig aus einer Wohnung seines
Ortes mit der Ausnutzung des Schützenfesttages nicht vereinbar, weil ein derartiges Abholen zu
viel Zeit in Anspruch nimmt. Es wurde nun einstimmig beschlossen, dass für den Fall ein
auswärtiges Mitglied die Königswürde erwirbt, er eine Wohnung im hiesigen Orte zu wählen hat,
aus welcher seine Abholung erfolgen soll. Eine Ablehnung der Königswürde kann weder hiesigen
noch auswärtigen Mitgliedern stattgegeben werden. W. Sagebiel (Protokollführer), August
Henneke (Vorsitzender).
- 175 -
Chronik Heyen
Das Protokoll vom 6.8.1888 enthält den Beschluss, das Schussgeld von 5 auf 2 Pf. zu ermäßigen.
Am 19.4.1891 wurde beschlossen, von dem Oeconom Klingenbiel zu Esperde, jetzt in Brüggen
und dem Lederfabrikanten P. Ludewig zu Bodenwerder die rückständigen Beiträge durch
Postauftrag einzuziehen. Die beiden Restanten sollen von der Maßnahme benachrichtigt werden.
In einem Protokoll vom 19.03.1910 ist eine Besprechung über ein Bundesfest niedergeschrieben:
Der Gastwirt Pieper stellt den Platz für die Festzelte gratis zur Verfügung. Die Miete für das
Tanzzelt bezahlt der Verein. Der Wirt übernimmt das Schankzelt, die Beköstigung der Leute beim
Auf- und Abbau der Festzelte und der Musik, die zudem noch 8 Glas Bier für jeden Musiker pro
Tag gratis erhält. Auch die Beleuchtung an sämtlichen Tischen hat der Wirt in der üblichen Weise
zu stellen.
Im August 1911 konnten 90 Mark in der Heyener Spar- und Darlehnskasse zinslich angelegt
werden.
Im Protokoll vom 08.04.1924 steht: Munitionsfrage: Vorhanden sind ca. 90 volle Patronen und 190
leere Hülsen, letztere sollen von Walter Paul, Hameln, gereinigt und gefüllt werden.
In der Niederschrift vom 04.04.1925 heißt es unter Punkt 5: Munition und Gewehre: Das Laden der
Gewehre übernimmt wie im letzten Jahr Friedrich Hartmann. Der von Hartmann geforderte Betrag
von 42 Mark für Füllen der leeren Hülsen (pro Stück 1 Pf.) wurde bewilligt und Hartmann unter
gleichen Bedingungen für das kommende Wirtschaftsjahr verpflichtet. Gleichzeitig erklärt derselbe
sich bereit, die Waffen und Munition aufzubewahren und zu reinigen.
Protokoll vom 12.06.1926: Punkt I: Anschaffung einer Schützenkette: Der seit Jahren bestehende
Wunsch,
anderen
Schützenvereinen es gleich zu tun, auch
eine Schützenkette zu besitzen,
wurde heute einstimmig der
Beschluss
gefasst,
die
Anschaffung
einer
solchen
vorzunehmen. Herr Wundke aus
Bodenwerder
wohnte
der
Versammlung bei und wurde mit
der Lieferung einer Kette betraut.
Nachdem
der
Verein
die
vorliegenden Muster besichtigt
hatte, wurde eine Kette im Wert
von 80 Mark gewählt. (...) Punkt III:
Hierzu wurde der Beschluss
gefasst, dem Schützenkönig eine
Schützengruppe um 1926
Medaille zu verleihen.
Am 11.4.1930 wurde in der Gastwirtschaft Kurlbaum die Erneuerung des Schießstandes, Bau
einer Schießscharte und Abschluss einer Haftpflichtversicherung mit der Nordstern beschlossen.
Doch immer mehr Schützen forderten die Anlage eines neuen Schießplatzes. Der Schießstand am
Großen Knapp, rechts vom Weg in Richtung Kirschenplantage, entsprach nicht mehr den
Vorschriften. Es wurde von rechts über den Weg hinweg nach links in den Wald geschossen.
Wegen des mühsamen Anstiegs nahm man für den normalen Ausschank nur "Kurze" mit. Der
kürzlich verstorbene Dr. Kurlbaum erinnerte sich: "Wenn mein Vater bei besonderen Schießen den
Ausschank hatte, lieh er sich vom Nachbarn Hundertmark einen Wagen mit Pferdegespann, um
die Getränke zu transportieren."
Am 24.05.1930 schrieb Schriftführer Hermann Reese: In einer bei Gastwirt Stoffregen
stattgefundenen Versammlung wurde man sich einig, bei Auffindung eines geeigneten Platzes den
Bau auszuführen. Mehrere Mitglieder fanden im Buchensiek den geeigneten Platz, und bereits am
- 176 -
Chronik Heyen
1. Mai wurde der erste Spatenstich getan. Durch eifrige Arbeit gelang es, den Stand bald
herzurichten, und am 9. Mai 1930 wurden die Probeschüsse getan. Die Forstinteressentenschaft
verpachtete den nötigen Platz für jährlich 5 RM.
In der Woche vom 11. bis 17. Mai 1930 wurde der Schießstand von der Kreisdirektion durch
Regierungsrat Floto, einen Baurat und den Hauptmann der Schutzpolizei abgenommen und für
das um den 18. und 19. Mai stattfindende Schützenfest freigegeben.
Im nächsten Protokoll ist unter Punkt 3 zu lesen: Es wurde beschlossen, 3 RM Extrabeitrag zu
erheben. Schütze W. Kurlbaum leiht dem Verein zur Tilgung seiner laufenden Baurechnungen 350
RM. Selbige sind mit 8 % zu verzinsen.
Eine Versammlung am 10.06.1934 beschloss den Ankauf einer Scheibenbüchse für 120 RM,
ebenso die Herstellung von Tischen und Stühlen aus vorhandenen Brettern und die Planierung
des Platzes. Die fehlenden Mitglieder sollen 1 RM je Kopf pro Tag bezahlen.
Am 20.06.1934 wurde der Jahresbeitrag auf 12 RM je Kopf festgesetzt. Dann folgt der Beschluss,
einheitliche Jacken und Hüte anzuschaffen, die jeder aus eigener Tasche zu bezahlen hat. Mit
einem Protokoll vom 18.02.1939 endet dieses Protokollbuch und mit Ausbruch des 2 Weltkrieges
die Tätigkeit des Vereins.
Als am 17.03.1955 acht alte Schützenvereinsmitglieder und 22 Interessenten die Neugründung
des Schützenvereins beschlossen, waren nur noch die Fahne und die Königskette vorhanden. Die
Gewehre mussten am Kriegsende bei den Amerikanern abgegeben werden. Auf dem
Schützenplatz wuchsen bereits Bäume, die Holzbude und der Stand waren verfallen. 1.
Vorsitzender wurde Friedrich Feuerhake, der auch die Initiative für die Neugründung ergriffen hatte
und schon Vorsitzender des alten Schützenvereins war.
Weitere Daten und wichtige Ereignisse:
16.04.55
Ankauf des ersten KK-Gewehres
04.06.55:
Aufnahme eines Kredites von 1.200 DM für den Erwerb eines neuen Schützenhauses.
Räumung des Schützenplatzes von Bäumen durch die Forstgenossenschaft. Abbruch
eines Holzhauses in Hameln, Transport und Wiederaufbau in eigener Leistung unter
Leitung von Hermann Möller. Er wurde zum ersten Ehrenmitglied ernannt.
05.08.56
Ankauf der ersten Luftbüchse für Jungschützen
01.05.57
Erstes Königschießen (W. Lindemann)
30.04.58:
Beschluss über die Änderung der Satzung: Eintragung des Vereins als e.V.
04.05.58
Erstes großes Preisschießen mit sieben Vereinen mit hundertzwölf Schützen in Heyen
26.07.58
Einführung von Schulterstücken und Schützenschnur
30.05.59
bis 31.05 - 75-jähriges Bestehen (Zeltfest). Die Vereine Bodenwerder, Börry, Bremke,
Daspe-Hehlen, Dohnsen, Pegesdorf und Nettelrede nahmen am Vergleichsschießen
teil. Sieger: Bodenwerder/Heyen (Ringgleichheit). Die Festzelte waren an beiden
Tagen voll besetzt.
4.10.59
Ein Rehbock wurde in sieben Teile (Preise) zerlegt und ausgeschossen. Eine alte
Tradition, ein Kalb, ein Schwein oder Wild auszuschießen, wurde damit fortgesetzt.
- 177 -
Chronik Heyen
1960
Anschaffung eines automatischen
Anzeigers. Bisher hatte Heinrich
Denker
in
der
Deckung
(Betonbunker)
die
Schüsse
angezeigt.
1962
Anbringung
einer
zweiten
Zugscheibe. In diesem Jahr war
ein Schützenfest, an dem die
Vereine Bodenwerder, DaspeHehlen, Bremke, Dohnsen und
Börry teilnahmen. König wurde R.
Ritterbusch. Zwei Tage wurde
lange und ausgiebig gefeiert.
20.02.64
Schützenbruder Willi Köhls wurde
1. Vors., Friedrich Feuerhake
Ehrenvorsitzender.
1964:
In
diesem
Jahr
stiftete
Schützenbruder Hermann Möller
das erste Luftgewehr, eine Diana
27, für die Jugendabteilung.
20.06.65
v.l.: Ewald Hollstein, Hermann Möller (Schützenkönig 1963),
Friedrich Hartmann
Schützenfest (Zeltfest), 80-jähriges Bestehen des Vereins. Die Schützenvereine
Bodenwerder, Börry, Daspe-Hehlen und Halle nahmen teil. Werner Garve trug die
erste Jungschützenkönigskette, die Schützenbruder Wilhelm Sporleder 1964 als erster
Jungkönig gestiftet hatte. Friedrich Willmer wurde Jubiläums-Schützenkönig.
v.l.: Wilhelm Hue, Ludwig Lindemann, Lothar Britzke, Werner Garve, Richard Ritterbusch, Wilhelm Sporleder, Heinrich
Aldag, Hermann Möller, Fritz Lachmann, Willi Köhls, Karl Mönkemeier, Heinrich Denker, Friedrich Willmer, Heinrich Bode.
1965:
Kauf eines neuen
Jungschützen.
automatischen Anzeigers sowie eines Luftgewehrs für die
1968:
Nachdem im Schützenhaus mehrfach eingebrochen wurde, erwarb der Verein einen
gebrauchten Panzerschrank zur Unterbringung der Gewehre.
- 178 -
Chronik Heyen
6.08.71
Schützenbruder Günter Henneke wurde
1. Vorsitzender des Vereins. Nach der
Ernte konnten das Stromkabel und die
Wasserleitung durch die Grundstücke
Drüner,
Struckmeyer
und
die
Ackerfläche von Walter Wessel zum
Schützenhaus verlegt werden. Alle
Schützenbrüder
waren
über
ein
Losverfahren dazu verpflichtet worden ,
jeweils 10 laufende Meter Kabelgraben
in Feld und Wald bis zum Schützenhaus
80
cm
tief
auszuheben.
Die
Verhandlungen zur Durchführung dieser
für
den
Verein
bedeutsamen
Baumaßnahme wurden vom 1. Vorsitzenden Günter Henneke geführt.
13.07.71
Das erste Volkskönigsschießen wurde mit
110 Teilnehmern veranstalltet. Volkskönig:
Reinhard Meyer. Volkskönigin: Hannelore
Baxmann. Die Scheiben und Ehrenteller
wurden von Bürgermeister Wilhelm Dröge
überreicht.
1972
Anschaffung einer neuen Scheibenzuganlage für zwei Schießstände.
01.02.75
Ehrung der Altersschützen August Sorge,
Friedrich Feuerhake, Rudolf Hundertmark
und Friedrich Lachmann.
06.03.76
Horst Bauer übernahm den Vorsitz im Schützenverein.
14.05.76
Erwerb eines Gasofens für das Schützenhaus.
Die folgenden Verse wurden zu dieser Zeit in geselliger Runde gern gesungen:
„Das Dörfchen Heyen“ (Melodie: Wo die Nordseewellen)
Wo die Weser eine große Schleife zieht,
wo die Königszinne und der Eckberg grüßt,
wo man fährt zu Berge durch den Wald hinaus,
da liegt meine Heimat, da bin ich zu Haus.
Wo das kleine Dörfchen Heyen liegt,
wo man Schweine und die schwarzen Stiere zieht,
wo man trinkt die Halben in zwei Zügen aus,
da ist meine Heimat, da bin ich zu Haus.
Wo es ab und zu im Walde widerhallt,
wenn die Schützenbrüder auf die Scheiben knall´n,
dann wird es gemütlich bei uns im Verein,
das ist unser Dörfchen, das ist unser Heyen.
Erstes Volkskönigschießen 1971
OooooooooooooooooooooooooooooooooooooO
- 179 -
Chronik Heyen
Schützenverein 1977 - 2004
(Peter Klatt)
1977 wurde Horst Bauer als erster Vorsitzender wiedergewählt und Klaus Möller übernahm das
Amt des zweiten Vorsitzenden. 1978 wurde das Schützenhaus durch einen Anbau mit
zeitgemäßem Sanitärtrakt erweitert. Trotz aller Eigenleistungen fielen Sachkosten in Höhe von
14000 DM an, die zur Verschuldung von 8400 DM führten. Über den Weg zum Abtrag dieser
Schulden wurde in der Jahreshauptversammlung am 20.01.1979 heiß diskutiert.
Der Niederschrift über die Jahreshauptversammlung am 26.01.1980 ist zu entnehmen, daß das
Jahr 1980 als Jubiläumsjahr (25- jährige Wiederkehr der Wiedergründung nach dem Krieg)
gestaltet werden sollte. Horst Bauer berichtete über die Anschaffung einer zweiten elektrischen
Zuganlage, die von einem anonymen Spender bezahlt wurde. Im Kassenbericht konnte KW
Herbert Sporleder auf den Rückgang des Schuldenstandes auf 6100 DM dank verschiedener
Sonderzahlungen verweisen. In dieser Versammlung wurde die Anzugsordnung bis ins Detail (u.a.
Art der Schulterstücke, Erwerb der Schützenschnur und Eicheln) erörtert und festgelegt.
Anschließend wurde die Anschaffung einer neuen Fahne beschlossen. Diese von Schützenbruder
Ewald Hollstein vorfinanzierte Fahne wurde auf den Umzügen des Jubiläumsschützenfestes vom
4. - 6. Juli 1980 zum ersten Mal von Fahnen-träger Erich Conradi dem Schützenverein
vorangetragen. Von besonderer Brisanz erwies sich die Bekanntgabe, daß zum 1.01.1980 12
Frauen dem Verein beigetreten seien. Als erster "Betreuer" dieser Damenabteilung wurde
Schützenbruder Dieter Pude gewählt.
1980 mußte sich der Verein mit Fragen der Anerkennung der Gemeinnützigkeit durch das
Finanzamt beschäftigen. Bei der Erörterung des Für und Wider traten in verschiedenen
Mitgliederversammlungen unterschiedliche Positionen zu Tage, die in der Gegenüberstellung
"Unabhängiger Traditionsverein - Sportverein in kommunaler Abhängigkeit" ihren Ausdruck
fanden. Insbesondere die entschädigungslose Übertragung des Vereinsvermögens auf die
Kommune im Falle der Vereinsauflösung
bereitete Unbehagen. In der am 19.08.1980
anberaumten Mitgliederversammlung wurden die notwendigen Beschlüsse zur Satzungsänderung
einstimmig gefasst. Damit war der Weg zur Gewährung von Förderungsmitteln bei Bauvorhaben
durch den Landessportbund eröffnet.
Horst Bauer gebührt besonderer Dank für seine umsichtige Führung in dieser Phase, so konnte
der Verein 1980 insgesamt 11 neue Mitglieder gewinnen. Damit gehörten dem Schützenverein
nunmehr 16 Schützenschwestern und 81 Schützenbrüder an. Am 17.01.1981 wählten die
Schützendamen Erika Range als Leiterin der Damenabteilung, ihre Stellvertreterin wurde Ilse
Möller. Auf der Jahreshauptversammlung am 24. Januar konnte Horst Bauer die Anerkennung der
Gemeinnützigkeit des SV Heyen durch das Finanzamt Holzminden bekanntgeben. Leider kam
Ende des Jahres neues Ungemach auf den Verein zu. Die am 21.10.1981 erfolgte
"Sicherheitstechnische Überprüfung " durch das Ordnungsamt des Kreises Holzminden führte zur
Schließung des Schießstandes. Mit der Beseitigung der Baumängel wurde umgehend begonnen,
sodass bereits im Dezember die Freigabe des Schießstandes erfolgen konnte. An den erheblichen
Kosten beteiligte sich die Gemeinde Heyen mit einer Spende in Höhe von 250 DM. Horst Bauer
bedankte sich für diesen Beitrag auf der Jahreshauptversammlung am 23.01.1982 in der
Gaststätte " Alt Heyen" und erklärte,dass der Schützenverein auch weiterhin darum bemüht sei,
das kulturelle Leben in der Gemeinde mitzugestalten. Anschließend gab der 1. Vorsitzende
bekannt, daß er aus gesundheitlichen Gründen ab 1983 nicht mehr für den Vorsitz zur Verfügung
stehe.
Zur Jahreshauptversammlung am 29. Januar 1983 im Vereinslokal "Alt Heyen " versammelten sich
12 Schützenschwesten und 46 Schützenbrüder. Die Versammlung beschloss dem scheidenden
Vorsitzenden einen gravierten Wandteller als Dank und Anerkennung für dessen Leistungen in der
Vereinsführung zu überreichen. Die anschließende Wahl des neuen Vorstandes gestaltete sich als
schwierig, weil sich zunächst niemand als Kandidat für den Vorsitz zur Verfügung stellen wollten.
Schließlich wurden Peter Klatt zum ersten Vorsitzenden und Erika Ranke zur zweiten Vorsitzenden
gewählt. In das Jahr 1983 fiel der Aufbau einer Jugendabteilung durch die Schützenbrüder
Wilhelm Klingenberg und Klaus Möller.
- 180 -
Chronik Heyen
Am 28. Januar 1984 wurden die Mitgliedsbeiträge wie folgt festgesetzt: Mitgliedsbeitrag 60 DM,
Ehepaare 100 DM bezahlen, Schüler und Jugendliche ohne eigenes Einkommen die Hälfte.
Am 2. Februar 1985 zog der Vorstand im Rahmen der Jahreshaupversammlung eine insgesamt
positive Bilanz über das vergangene Jubiläumsjahr. Neben den Aktivitäten zur Vorbereitung des
Schützenfestes waren verstärkte Anstrengungen zur Erstellung einer Festschrift erforderlich. Diese
Aufgabe hatten Erika Range und Heinrich Aldag übernommen. Durch gezielte Anzeigenwerbung
konnte so für den Verein ein Überschuß erwirtschaftet werden. Wenn auch das JubiläumsSchützenfest im ersten Septemberwochenende von besonders kaltem und regnerischem Wetter
überschattet wurde und der Festumzug am Sonntag regelrecht ins Wasser fiel, waren die anderen
Festveranstaltungen recht gut besucht. Am Sonntag konnen 20 Gastvereine willkommen geheißen
werden. Für Stimmung sorgten die Feuerwehrkapelle Heyen, der Posaunenchor Halle und ein
Spielmannszug des Carnevalvereins Hameln. Nach Jahren konnte der Kassenführer erstmalig
einen positiven Kontostand vermelden.
Neben allem Trubel kam 1984 die Arbeit am Projekt "Luftgewehrstand" nicht zu kurz. So stellte der
1. Vorsitzende einen an den Gemeinderat gerichteten Antrag auf Bereitstellung eines geeigneten
Raumes im Dorfgemeinschaftshaus zur Errichtung eines Luftgewehrschießstandes. Der erste
Vorsitzende konnte der Versammlung berichten, dass nach Aussagen des Kreisbauamtes einem
Umbau des Bodens zu einem Luftgewehrstand keine bautechnischen Gründe entgegenstünden.
Da der Gemeinderat lt. Schreiben von Bürgermeister Meyer das Projekt unterstützen wollte, mußte
sich der Vorstand um die Finanzierung kümmern. Die Gewährung von Förderungsmitteln des
Landessportbundes waren an die Mitgliedschaft im Kreissportbund gebunden. Nach einer
eingehenden vereinsinternen Diskussion wurde schließlich in einer außerordentlichen
Mitgliederversammlung am 31. Mai 1985 die Gründung der Sportschützenabteilung einstimmig
beschlossen. Nach der Vorlage der Baugenehmigung am 19.07.85 wurde im Benehmen mit dem
Bürgermeister der Antrag auf Gewährung eines Kreiszuschusses gestellt.
Im Jahresbericht am 31.01.1986 konnte der erste Vorsitzende der Versammlung den höchsten
Mitgliederstand in der Vereinsgeschichte mit 110 Mitgliedern melden. Die Arbeiten am
Luftgewehrstand schritten 1986 zügig voran. Innerhalb eines halben Jahres wurden 730
Arbeitsstunden im Dorfgemeinschaftshaus
von engagierten Schützenschwestern und
Schützenbrüdern geleistet. Allein durch diese Eigenleistungen konnte in der am 14. Februar 1987
im Gasthaus Damrau abgehaltenen Jahreshauptversammlung durch den Kassenführer Herbert
Sporleder eine "ausgeglichene und solide Geschäftsentwicklung" vorgetragen werden. Die
Vorstandswahlen am 14.02.1987 erbrachten Veränderungen in der Besetzung einiger Positionen.
Horst Kohlenberg wurde 1. Jugendleiter, Klaus Möller 2. Jugendleiter. Jürgen Mittendorf und
Henner Aldag standen als Fahnenträger zur Verfügung. In das Amt des Schriftführers wurde Detlef
Warnecke gewählt. Am 24.März 1987 wurde der Luftgewehrstand mit dem 1. Übungsschießen in
Betrieb genommen. Die vorherrschende Disziplin war 1987 "stehend-freihand". Neben den
Aktivitäten der Jugendabteilung (26 Übungstage) lief der Schießbetrieb auf den KK- Stand in der
bewährten Form ab.
In der Jahreshauptversammlung am 4. Februar 1989 wurde über Sanierungsmaßnahmen des KKStandes beraten. Die Deckung mußte unbedingt erneuert werden. Der Wunsch auf die
Ermöglichung des "Liegend-Schießens" führte zu der Forderung nach der Erweiterung des
Schießraumes auf vier Bahnen. Nach den neuen Auflagen sei eine Überdachung und seitliche
Verschließung der ersten 10 Meter aus Sicherheitsgründen erforderlich.
Am 9. Februar 1990 mußte der 1. Vorsitzende die Schließung des KK- Standes auf Grund von
Sicherheitsmängeln bekannt geben. Damit wurde der Ausbau unumgänglich, da nur in diesem Fall
Zuschüsse zu erwarten waren. Nun hatte der Vorstand bereits im September 1989 die
erforderlichen Anträge auf des Weg gebracht. Die Zusage der Gemeinde Heyen, ihren Part im
Rahmen der Drittel-Regelung zu tragen, lag bereits vor (6000,00 DM als Zuschuß, 6000,00 DM als
zinsloses Darlehn), sodass der Antrag des Vorstandes auf Durchführung der Ausbaumaßnahmen
als Vier-Stände-Anlage in der Jahreshauptversammlung deutliche Zustimmung fand.
- 181 -
Chronik Heyen
Auf der Jahreshauptversammlung am 9. Februar 1991 konnte bereits über die weitgehende
Beendigung des 1. Bauabschnitts im November 1990 (Abriß der Blenden, der Deckung und
Neuaufbau der Deckung) berichtet werden. Die Baumaßnahnen wurden in erster Linie von
Wilhelm Klingenberg organisiert, ihm wurde für seinen Einsatz besonders gedankt. Am 2.11.1991
wurde Richtfest gefeiert. Für die ordnungsgemäße Durchführung der Zimmermannsarbeiten hatte
Schützenbruder Ingo Sporleder gesorgt. In außerordentlichen Mitgliederversammlungen am 26.
April und am 26 Juni 1991 im Gasthaus "Alt Heyen" wurde die überarbeitete Satzung des
Schützenvereins einstimmig beschlossen. Die Änderungen waren auf Veranlassung des
Finanzamts und des Amtsgerichts zum Erhalt der Gemeinnützigkeit notwendig geworden.
Schützenverein 1984
(hinten von links) Horst Bauer, Rudolf Hundertmark, Ernst Schmidt, Detlef Warnecke, Friedrich Willmer, Heinrich Aldag, Willi Köhls, (2te
von hinten) Fr.-W. Dröge, Wilhelm Dröge, Friedel Feuerhake, Rainer Lewin, Heinz Scharpenberg, Richard Ritterbusch, M. Conradi, J.
Ortmann K.-H- Ohm, W. Meyer (3te von hinten) Erich Conradi, Bernhard Wiechmann, Reinhardt Prelle, Jürgen Mittendorf, Ralf Siever,
Elisabeth Prelle Birgitt Willmer, Petra Heisner, Klaus Möller, Herbert Sporleder, Wilhelm Klingenberg, Ludwig Franz, Günter-W.
Henneke, Christine Battmer, Dieter Meyer, Heinz Sobottka, Rudi Weßling, Manfred Range, Friedrich Feuerhake (vorne von links) Hans
J. Pude, Ute Mittendorf, Dieter Pude, Iris Friedrich, Silvia Wessel, Hildegard Pude, Hermann Wiemann, Henner Aldag, Erika Range,
Peter Klatt, Margret Damrau, Bärbel Wiechmann, Claudia Aldag, Annegret Kohlenberg, Horst Kohlenberg
Im Rechenschaftsbericht der Jahreshauptversammlung am 12.02.93 ging der Vorsitzende auf die
besonderen Verdienste einiger Mitglieder beim Umbau des KK-Standes ein. Die bronzene
Verdienstnadel erhielten die Schüler Sascha Conradi (40 h) und Sven Klingenberg (88 h) sowie die
Schützenbrüder Reinhard Prelle (88 h), Carsten Klatt (90 h) und Peter Klatt (160h). Die silberne
Verdienstnadel erhielten die Schützen Bernhard Wiechmann (306 h), Horst Kohlenberg (365 h)
und Erich Conradi (707 h). Wilhelm Klingenberg wurde mit der goldenen Verdienstnadel für die
Ableistung von 1028 Arbeitsstunden geehrt. Bei den anstehenden Wahlen ergaben sich einige
Änderungen in der Besetzung. Da Schrift-führer Detlef Warnecke und Kassenwart Herbert
Sporleder ihre Ämter aus persönlichen Gründen nicht fortführen konnten, mußten diese neu
besetzt werden. Zum neuen Schriftführer wurde am 12. Februar 1993 Schützenbruder Joachim
Natschke gewählt, die Kassenführung wurde Schützenschwester Annegret Kohlenberg anvertraut.
Das Amt der Damenleiterin übernahm Ilse Möller von ihrer Vorgängerin Annegret Kohlenberg. Alle
übrigen Ämter und Funktionen wurden weiter geführt.
In der Jahreshauptversammlung am 12. Februar 1994 ging es im Wesentlichen um die
Vorbereitung des 110- jährigen Jubiläums des Schützenvereins, das zusammen mit der 990Jahrfeier der Gemeinde Heyen und dem 40-jährigen Bestehen der Landjugend gefeiert werden
sollte. Als Vorsitzender des Festausschusses gab Henner Aldag einen kurzen Bericht über den
Stand der Vorbereitungen des für den 8.- 10. Juli 1994 geplanten Jubiläumsfestes.
Im November stiftete die Versicherungsagentur Meyer die notwendigen Mittel zur Anschaffung
eines wettkampftauglichen Luftgewehrs für die Schüler- und Jugendabteilung. Damit waren die
Voraussetzungen für die erfolgreiche Beteiligung der jungen Mitglieder an Wettbewerben auf
Vereins- und Kreisebene deutlich verbessert.
- 182 -
Chronik Heyen
Schützenverein 1994
In der Jahreshauptversammlung am 18.02.1995 dankte der 1. Vorsitzende der Festkom-mission
unter der Leitung von Henner Aldag für ihren Einsatz bei der Vorbereitung und Durchführung des
Festes. Auf Beschluß der Versammlung wurde außerdem die Sperrfrist zur Erlangung der
Königswürde von 3 auf 5 Jahre herauf gesetzt. Damit sollte einer größeren Zahl von
Vereinsmitgliedern die Möglichkeit zur Gewinnung der Köngswürde eröffnet werden. Für 40jährige Vereinszugehörigkeit wurden anschließend die Schützenbrüder Friedrich Feuerhake,
Joachim Heinrichs, Peter Klatt, Willi Köhls ,Ludwig Lindemann, Friedrich Meyer, Wilhelm Meyer
und Hermann Wiemann geehrt.
Am 10. Februar 1996 standen wiederum Vorstandswahlen an. Ursula Klingenberg wurde für die
aus persönlichen Gründen ausscheidende Erika Range zur 2. Vorsitzenden gewählt, Melanie
Klingenberg wurde Damenleiterin. Die Schützenbrüder Ralf Siever und Erich Conradi wurden
Fahnenträger. Außerdem wurden die Beiträge maßvoll erhöht (Einzelmitgliedsbeitrag von 60 auf
70 DM, Ehepaare von 100 auf 120 DM und Konstanz des Schülerbeitrags von 20 DM).
In der Jahreshauptversammlung am 14.02.1997 wurden Wilhelm Baxmann und Wilhelm Hue für
40-jährige Mitgliedschaft geehrt. Im Laufe des Jahres sollte mit der Entsorgung des Eternitdachs
des Schützenhauses ein weiterer Schritt der Sanierungsmaßnahmen begonnen werden. Leider
ließ die in Aussicht stehende Mittelbewilligung des Kreissportbundes auf sich warten, die
Gemeinde Heyen hatte bereits ein zinsloses Darlehn in Höhe von 4000 DM zur Verfügung gestellt.
Zur Jahreshauptversammlung am 13. Februar 1998 lagen die Zusagen vor, sodass mit der
Dachsanierung des Sanitärbereichs begonnen werden konnte. 1998 wurde außerdem der
Erweiterungsbau erstellt und bereits nach der Himmelfahrtswanderung zu einem Gottesdienst, den
Frau Pastorin Hutter-Ulbrich abhielt, genutzt. Das Amt des Jugendleiters übernahm
Schützenschwester Martina Ohm von Schützenbruder Horst Kohlenberg. Als 2. Fahnenträger
wurde Schützenbruder Dirk Wiechmann gewählt.
Der Mehrzweckbau, der als
Heimstatt der Teilnehmer am
Himmelfahrtsgottesdienst
Anklang gefunden hatte und
der bereits vorher im Rahmen
der
traditionellen
WinterTreibjagd von Jagd-gästen zur
Einnahme des Mittagsessens
genutzt wurde, diente beim IthPokal-Schießen der Damen als
Raum zur Aufstellung einer
- 183 -
Chronik Heyen
ansprechenden Kaffeetafel. Seine offizielle Einweihung sollte in angemessenem Rahmen erfolgen.
Dazu bot sich die anstehende Feier zum 20-jährigen Bestehen der Damenabteilung , die am 30
09.2000 stattfand, an.
In seiner Ansprache bedankte sich der 1. Vorsitzende im Namen des Vorstandes bei allen Helfern,
die zur termingerechten Fertigstellung der Anlage beitrugen. Namentlich waren es die
Schützenbrüder Erich Conradi, Peter Klatt, Wilhelm Klingenberg, Sven Klingenberg, Klaus Möller,
Horst Kohlenberg, Karlheinz Ohm, Manfred Range , Kai Range, Ekhard Rother, Ingo Walter, Patrik
Schulz und Bernhard Wiechmann. Sachspenden gingen von den Familien Klingenberg,
Kohlenberg, Ohm und Range sowie von Schützenschwester Antje Schomburg und der Firma
Steinert-Holz ein.
Präsident Jürgen Sienk überbrachte die Glückwünsch des Kreisschützenverbandes und verlieh der
2. Vorsitzenden Erika Range die bronzene Ehrennadel des Niedersächsischen
Sportschützenverbandes für besondere Verdienste um ihren Verein. Neben den Geldgeschenken
der Gäste anläßlich des Jubiläums der Damenabteilung erhielt der Verein zum Jahreswechsel drei
Spenden. Diese Spenden sollten den Grundstock zur Anschaffung eines Luftgasdruckgewehres
für die Schüler- und Jugendabteilung (Kosten 2700 DM) verwendet werden. Eine Spende des
Instituts für Akupunkt-Massage nach Penzel, Heyen füllte schließlich die Finanzierungslücke und
führte umgehend zur Anschaffung des Sportgeräts.
Im Jahresbericht am 3. Februar 2001
dankte Peter Klatt noch einmal allen
engagierten Schützenschwestern und
Schützenbrüdern für ihren Einsatz sowie
allen Spendern für ihre Beiträge und wies
darauf hin, dass die im Jahr 2000 vollendete Schießanlage alle Erfordernisse
zur
Gestaltung
eines
lebendigen
Vereinslebens erfülle und auch einen
wesentlichen Beitrag zur Förderung des
dörflichen Gemeinschaftslebens leiste.
Die Schützen hätten neben der
Wahrnehmung aller für sie wichtigen
Termine im sportlichen Vergleich mit
befreundeten Nachbarvereinen (Lindenkohl-Pokal der Damen in Bodenwerder,
Ith - Pokal der Damen, Ith-Weser Frontansicht Schützenhaus 2004
Wanderpokal, Samtgemeinde- Pokal,
Vergleichsschießen mit den Schützenvereinen Börry, Dohnsen und Daspe - Hehlen) und der
offiziellen Termine des Kreisschützenverbandes (u.a. Delegiertenversammlung des
Kreisschützenverbandes, Kreisanschießen, Kreiskönigsschießen, Kreisschützentag mit Ball,
Kreisabschießen und der Beteiligung an den Rundenwettkämpfen mit bis zu vier Mannschaften)
stets auf Präsenz bei allen dörflichen Festen der örtlichen Vereine großen Wert gelegt. Leider sei
die Beteiligung der Heyener Gruppen und Vereine an den vom Schützenverein für die
Dorfgemeinschaft angebotenen Veranstaltungen (u.a. Ostereierschießen, Himmelfahrtswanderung
mit anschließendem Gottesdienst und Grillen, Volkskönigschießen und Vereinsvergleichsschießen) seit Jahren rückläufig. Am 23.06.2001 nahm der Schützenverein mit einer großen
Abteilung in phantastischen Kostümen am Festumzug anläßlich der 850- Jahrfeier der
Nachbargemeinde Esperde teil. Die Vorbereitung dieses Ereignisses bereitete allen Beteiligten
besonderen Spaß. Auf der Jahreshauptversammlung am 16. Februar 2002 standen wieder
Vorstandswahlen auf der Tagesordnung.
Änderungen ergaben sich nur auf folgenden Positionen: Jugendleiterin wurde Angela Petermann,
als Stellvertreterin fungierte Martina Ohm. Nach der Euro-Einführung mußten auch die Beiträge
von DM auf Euro umgestellt werden. Auf Grund des einstimmigen Beschlusses der Versammlung
sollten Einzelmitglieder 37 Euro, Ehepaare 63 Euro, Schüler und Jugendliche bis 18 Jahre 11 Euro
und Jugendliche von 18 - 21 Jahre 16 Euro ab 2002 bezahlen.
- 184 -
Chronik Heyen
Am 12. Januar 2003 erhielt der 1. Vorsitzende die Verdienstnadel in Silber des Niedersächsischen
Sportschützenverbandes im Rahmen der Delegiertenversammlung des Kreisschützenverbandes.
Die Auszeichnung wurde für seine 20-jährige Vorstandstätigkeit verliehen. Auf der nachfolgenden
Jahreshauptversammlung am 14. Februar 2003 bedankte sich Peter Klatt bei seinen Mitstreitern
dafür, dass sie ihm über all die Jahre mit Rat und Tat zur Seite gestanden hätten. Alle
Schützenschwestern und Schützenbrüder, die in diesem Zeitraum verantwortlich Aufgaben im
Verein übernommen hätten, hätten ebenfalls einen Anteil an der Ehrung verdient. So habe zum
Beispiel Wilhelm Klingenberg das Amt des Waffen - und Gerätewarts über 20 Jahre inne. Im
Tagesordnungspunkt Mitgliedsentwicklung konnte der 1. Vorsitzende auf die Eintritte von
Katharina Aldag und Nick Gebauer in 2002 und Thomas Bingel, Dietmar Heiduck sowie Mel Stone
ab 2003 hinweisen. Am 1.01.2003 hatte der Schützenverein 92 Mitglieder. Höhepunkt des
Schützenjahres 2003 war das Königsschießen in Verbindung mit dem Vergleichsschießen der
Vereine und dem Volkskönigschießen am 30. August. Die Proklamation der Majestäten wurde
stimmungsvoll von der Feuerwehrkapelle unter Leitung ihres Kapellmeisters Isenberg umrahmt.
Auf dieser Veranstaltung erhielt der 1. Vorsitzende die Goldene Ehrennadel des Kreissportbundes.
Silberne Ehrennadeln konnten die 2. Vorsitzende Erika Range, Schriftführerin Ursula Klingenberg,
Kassenführerin Annegret Kohlenberg, Waffen- und Gerätewart Wilhelm Klingenberg und
Schützenbruder Horst Kohlenberg für besondere Verdienste um den Schützenverein in Empfang
nehmen.
1925
1926
1927
1928
1929
1930
1931
1932
1933
1934
1935
1936
1937
1938
1957
1958
1959
1960
1961
1962
1963
1964
1965
1966
1967
1968
1969
1970
1971
1972
1973
1974
1975
1976
1977
1978
1979
1980
Schützenkönige
Wilhelm Pieper
August Feuerhake
Wilhelm Pieper
August Feuerhake
Fr. Stoffregen
Karl Battmer
Friedrich Wessel
Hermann Battmer
Friedrich Feuerhake
Friedrich Lindemann
Hermann Reese
Friedrich Hartmann
August Henneke
Friedrich Klingenberg
Wilhelm Lindemann
Fritz Keller
Joachim Heinrichs
Wilhelm Meyer, Esp.
Ewald Hollstein
Richard Ritterbusch
Hermann Möller
Friedel Feuerhake
Fritz Willmer
Willi Köhls
Peter Klatt
Hermann Wiemann
Günter-W.Henneke
Ludwig Franz
Willi Meyer
Werner Meyer
Hermann Wiemann
Klaus Möller
Wilhelm Hue
Willi Köhls
Friedrich Feuerhake
Joachim Ortmann
Heinz Sobottka
Günter-W.Henneke
1981
1982
1983
1984
1985
1986
1988
1989
1990
1991
1992
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
Schützenkönige
Dieter Pude
Dietmar Friese
Hermann Wiemann
Jürgen Mittendorf
Rainer Lewin
Dieter Pude
Joachim Ortmann
Klaus Möller
Wilhelm Klingenberg
Horst Kohlenberg
Dieter Pude
Klaus Möller
Wilhelm Klingenberg
Bernhard Wiechmann
Jürgen Mittendorf
Michael Conradi
Karl-Heinz Ohm
Horst Kohlenberg
Alexander Klatt
Sven Klingenberg
Patrick Schulz
Manfred Range
1980
1981
1982
1983
1984
1985
1986
1987
1988
1989
1990
1991
1992
1993
Schützenköniginnen
Ursula Klingenberg
Christine Battmer
Gabriele Ohm
Hildegard Pude
Bärbel Wiechmann
Ute Mittendorf
Elisabeth Prelle
Christine Battmer
Gabriele Ohm
Hildegard Pude
Annegret Kohlenberg
Erika Range
Ilse Möller
Elisabeth Prelle
- 185 -
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
1885-1887
1888-1890
1891-1894
1895-1898
1899-1901
1902-1903
1904-1906
1907-1908
1909-1914
1921-1923
1924-1927
1928-1933
1934-1937
1938-1939
1955-1963
1964-1969
1970-1974
1975-1981
1982-1983
1983-heute
Schützenköniginnen
Hildegard Pude
Melanie Klingenberg
Ursula Klingenberg
Gabriele Ohm
Ilse Möller
Annegret Kohlenberg
Bärbel Wiechmann
Kerstin Walter
Martina Ohm
Angela Petermann
Vereinsführung
Heinrich Wessel
August Henneke
Friedrich Ricke
Carl Sagebiel
Karl Battmer
Wilhelm Möller
Friedrich Lindemann
August Henneke
Rudolf Hundertmark
Friedrich Zeddies
Kriegsbeginn 1.8.14
Neuaufnahme 30.3.21
Karl Battmer
Friedrich Wilhelm
Friedrich Lindemann
Hermann Reese
Friedrich Feuerhake
Kriegsbeginn
Neugründung 17.3.55
Friedrich Feuerhake
Willi Köhls
Günter-W.Henneke
Horst Bauer
Klaus Möller
Peter Klatt
Chronik Heyen
17.3
Freiwillige Feuerwehr Heyen
Die Wehr
Rückblick:
Das Braunschweigische Feuerhilfegesetz, erlassen
im Jahre 1874, war damals „vorbildlich im ganzen
Reich“. Es verpflichtete alle Dörfer und Städte im
Herzogtum Braunschweig zur Aufstellung und
Unterhaltung von Feuerwehren. Wo sich keine
freiwilligen Wehren bilden konnten, mussten
Pflichtfeuerwehren den Brandschutz übernehmen.
So wurde, wie in vielen anderen Orten auch, in
Heyen im Jahre 1875 die Freiwillige Feuerwehr
gegründet.
Die vorliegenden schriftlichen Unterlagen über die
Entwicklung der Wehr datieren von 1895.
Protokolle liegen seit 1925 – aus der Zeit des
50jährigen Bestehens – vor. Dieses Fest wurde
gebührend begangen. Das Leitwort zum 50jährigen
Bestehen lautete:
Das alte Gerätehaus (abgerissen um 1973)
Der Glaube nur hat Kraft,
der sich zur Tat aufrafft,
Gebetet heißt nicht: die Hand im Schoß,
Beim Beten lass dem Pflug nicht los,
dann bist du fromm und deutsch!
Nach diesem Grundsatz gelobten damals die folgenden Vorstandsmitglieder
freiwilligen Feuerwehr Heyen und verpflichteten sich mit ihrer Unterschrift:
Friedrich Lücke
Hauptmann
Friedrich Lindemann
Friedrich Wilhelm
Schriftführer
Hermann Battmer
Friedrich Möller
Gruppenführer
Carl Steinbrink
ihren Dienst in der
Kassierer
1. Spritzenmeister
Gruppenführer
Wir die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Heyen, wollen uns bemühen, dem Vorbild unserer
Vorgänger nachzueinfern und versprechen, dem Leitgedanken der Freiwilligen Feuerwehr: „Gott
zur Ehr – dem Nächsten zur Wehr“ immer
nach zu streben.
Nach den Aufzeichnungen ergaben sich per
14. September 1895 folgende Gliederungen
in der Wehr:
Ordnungsmannschaft 1. Abt 20 Männer
Ordnungsmannschaft 2. Abt 38 Männer
Die erste Stammrolle der Freiwilligen
Feuerwehr wurde am 14. Mai 1908 angelegt.
Mit der Ordnungsnummer 1 ist Wilhelm
Pieper eingetragen. Hieraus kann man
schließen, dass Wilhelm Pieper der erste
Brandmeister der Freiwilligen Feuerwehr war.
In der Aufstellung der Ordnungsmannschaft
vom 14.09.1895 wird Wilhelm Sporleder,
Halbmeier, als Spritzenmeister erwähnt.
Das alte Gemeindehaus mit hinten angebautem Feuerwehr-Geräte-Haus
- 186 -
Chronik Heyen
Bis zur Gebietsreform 1973 gehörte die Freiwillige Feuerwehr Heyen zum Unterkreis VII im
Landkreis Holzminden, dieser umfasste die Orte der Ithbörde, bis hin nach Bessingen.
Seit 1973 ist die Wehr als Ortswehr Heyen der Samtgemeinde Bodenwerder angegliedert und
zählt zur Unterabteilung Halle, neben Bodenwerder, Hehlen und Kirchbrak, einer von vier
Feuerwehrstützpunkten in der Samtgemeinde.
Die Löschwasserversorgung in Heyen
1926: In der Gönne wurde eine
Zisterne mit 36 m² Fassungsvermögen
für Löschwasser gebaut.
31.08.1930:
Kreisbranddirektor
Hundertmark ließ um 2 Uhr die Heyer
Wehr alarmieren und besichtigte
dieselbe sowie das Spritzenhaus und
sämtliche
Feuerlöschgeräte
eingehend.
1936 bis 1938: Im ganzen Dorf wird
eine zentrale Wasserleitung verlegt.
Es kamen die ersten LöschwasserDas aktuelle Feuerwehrhaus mit Gerätehaus (2004)
hydranten in das Dorf. Der letzte
Oberflur-Hydrant in der Hagenstraße
wurde im Frühjahr 2002 abgebaut. Jetzt stehen 30 neuangelegte Unterflur-Hydranten zur
Löschwasserversorgung zur Verfügung.
1979: Auf dem Platz des inzwischen abgerissenen Spritzenhauses an der Esperder Straße wird
eine Löschwasser-Zisterne mit einem Fassungsvermögen von 150 m² gebaut, diese liegt zum Teil
noch mit auf dem Gartengelände der Familie Klingenberg.
Löschgeräte: Nach der Handdruckspritze wurde der Wehr am 6. März 1938 die erste Motorspritze
übergeben. Diese Motorspritze leistete ihren Dienst bis 1960 und wurde durch eine neue
Tragkraftspritze ersetzt. Diese Tragkraftspritzen standen jeweils auf einem gummibereiften
Einachshänger und wurden mit einem Trecker zu den Einsatz- und Übungsorten gefahren.
1973: Am 6. April 1973
übergab die Gemeinde Heyen
ihrer Freiwilligen Feuerwehr
ein Tragkraftspritzenfahrzeug
vom Typ Ford-Transit. Dieses
Fahrzeug bietet, neben der
notwendigen
feuerwehrtechnischen Ausrüstung Platz für
eine Staffel (6 Einsatzkräfte).
Dieses Fahrzeug ist bis heute
(2004) noch in Betrieb und
wird von den Kameraden
liebevoll in Stand gehalten. In
1993 erhielt die Wehr ihre
dritte Motorspritze. Es ist eine
TS8/8 der Marke Rosbauer mit
einer Nennleistung von 800
Litern/Min
bei
einer
Wassersäule von 8 bar.
Schlüsselübergabe von Bürgermeister Wilhelm Dröge an Brandmeister Ludwig Franz
- 187 -
Chronik Heyen
Die Einweihung des Gerätehauses mit einem angegliederten Unterrichtsraum, einer Küche und
Toilettenräumen erfolgte am 16. September 1972. Dieses Haus wurde an das alte Gemeindehaus
„Kleine Straße 2“ angebaut. Die ehemaligen Stallgebäude wurden hierfür abgerissen.
In einer großen Eigenleistungsaktion wurde 1988 das Feuerwehrhaus auf Initiative von
Bürgermeister Reinhard Meyer und unter Aufsicht des damaligen Samtgemeindebrandmeisters
Heinz Düsterwald renoviert. Heute kommen hier alle drei Wehrgruppen zum Dienst und Unterricht
zusammen.
Hauptmann, Führer, Brandmeister der Freiwilligen Feuerwehr Heyen
In der Kaiserzeit und bis zum „Tausendjährigen Reich“ war die amtliche Bezeichnung für den
ersten Feuerwehrmann: Feuerwehr-Hauptmann.
Nach der Gleichschaltung der Vereine und anderen Zusammenschlüssen im Jahre 1933 wurde
aus dem „Feuerwehr-Hauptmann“ ein „Feuerwehr-Führer“. Bei der ersten
Jahreshauptversammlung nach dem Krieg, am 01.04.1950,
Besatzungsmächte ein „Feuerwehr-Brandmeister“ gewählt:
1925
1926
1937
1950
1959
1968
1977
1996
2004
Wilhelm Pieper
Friedrich Bode
Friedrich Lücke
Hermann Meyer
August Sorge
Wilhelm Sporleder
Joachim Heinrichs
Ludwig Franz
Hermann Ohm
Günter Fredebold
Andreas Damrau
wurde
auf
Richtlinie
der
Haus Nr. 5
Haus Nr. 19
Haus Nr. 3
Der Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Heyen
(Wilfried Fredebold)
Gründung: 20.Februar 1927
Nachdem aufgrund des Braunschweigischen Feuerhilfegesetzes aus 1874 bereits im Jahre 1875
in Heyen eine Freiwillige Feuerwehr gegründet wurde, kam beim 50-jährigen Stiftungs- fest am 4.
Januar 1925 der Wunsch auf, eine Blaskapelle zu gründen.
Am 20. Februar 1927 war es dann soweit: Auf einer Feuerwehrversammlung wurde das
Feuerwehrmusikchorps gegründet. Zwölf Musikinteressierte verpflichteten sich, in dem
Musikchorps mitzuwirken.
Gründungsmitglieder: Wilhelm Baxmann, Friedrich Brockmann, Friedrich Bode, Wilhelm Hilmer,
Wilhelm Maaß, Karl Möller, August Pflughaupt, Heinrich Seelemeyer, Wilhelm Siever, Friedrich
Sorge, August Sorge, Erich Zieseniß
Die Instrumente mit einem Anschaffungspreis von 480,-- RM wurden mit einer Anleihe, die in fünf
Jahresraten zurückzuzahlen war, finanziert. Leider ist nicht mehr bekannt, bei wem die Anleihe
aufgenommen wurde. Die musikalische Ausbildung lag seinerzeit in den Händen von Karl Sorge,
der seine Fähigkeiten unentgeltlich zur Verfügung stellte.
- 188 -
Chronik Heyen
Gründungsprotokoll (Übersetzung am Ende dieses Abschnitts)
Der erste öffentliche Auftritt erfolgte dann am 7. Januar 1928 anlässlich der 25-jährigen
Wehrzugehörigkeit des Feuerwehrkameraden Friedrich Lindemann. Folgende Musikstücke
wurden aufgeführt:
Lobe den Herren
Preis und Anbetung
Das treue deutsche Herz
Auch der zweite Einsatz des Musikchorps ist noch aus den Protokollen zu ersehen: am 14. April
1928 feierte der Feuerwehrkamerad Karl Steinbrink seine Silberhochzeit. Leider ist nicht bekannt,
ob das Repertoire bis dahin erweitert wurde oder ob dieselben Musikstücke zum Vortrag kamen.
Am 3. Juni 1928 unternahm das Musikchorps eine Dampferfahrt von Bodenwerder nach Höxter.
Es ist anzunehmen, dass es sich um das erste gemeinsame Vergnügen handelte.
Leider sind aus den
nachfolgenden
Jahren
keine schriftlichen Aufzeichnungen
vorhanden,
aber mündliche Überlieferungen besagen, dass die
Kameraden seinerzeit aktiv
und rege gewesen sind.
Auch beim Feiern.
In den Jahren des Zweiten
Weltkrieges konnte der
Spielbetrieb nicht aufrecht
erhalten werden. Bei der
ersten
Generalversammlung
der
Freiwilligen
Feuerwehr Heyen nach
dem Krieg, am 1. April
1950, fanden sich erneut
Musikinteressierte, um die
Feuerwehrkapelle wieder aufleben zu lassen.
-1952-
- 189 -
Chronik Heyen
Die Bedingungen waren vielleicht noch schwieriger als
1927, denn das Geld war knapp und die Instrumente
hatten
teil-weise
„Liebhaber“
bei
den
Besatzungsmächten gefunden.
Im Jahre 1952 gehörten folgende Kameraden der
Feuerwehrkapelle an: Gerhard Arndt, Wilhelm
Baxmann, Friedrich Fischer, Wilhelm Fischer, Karl
Möller, Hermann Möller, Wilhelm Linczewski, Reinhold
Linczewski, Heinrich Seelemeyer, Karl Sorge, Friedrich
Sorge, Wilhelm Steinbrink, Erich Zieseniß.
Aus den Protokollbüchern ergeben sich immer wieder
Hinweise, dass aus den Reihen der Freiwilligen
Feuerwehr
im
Laufe
der
Jahre
finanzielle
Unterstützung geleistet wurde. Sei es durch direkte
Bezahlung von Instrumenten oder zur Verfügung Stellung etwaiger Überschüsse aus
Veranstaltungen. Selbst vor Erhebung von Sonderbeiträgen schreckte man nicht zurück (siehe
Versammlung am 17. Januar 1959).
Auch wurde bereits auf der Versammlung am 3. April 1951 beschlossen, die Mitglieder der
Feuerwehrkapelle von der Beitragszahlung freizustellen. Dieser Beschluss hat bis heute Gültigkeit.
Mit welchen alltäglichen Problemen sich befasst werden musste, macht eine Protokollnotiz ebenfalls vom 17. Januar 1959 - deutlich, in der beschlossen wurde, dass das Heizmaterial für die
Übungsabende von der Wehr gestellt wurde. Zusätzlich hatte sich der Feuerwehrkamerad Reese
bereiterklärt, Holz und Hobelspäne zur Verfügung zu stellen.
In den Jahren 1959 bis 1964 wurde aufgrund einer geringen Anzahl von Bläsern gemeinsam mit
der Feuerwehrkapelle aus Börry musiziert.
ca. 1961
Karl Möller, Heinz Battmer, Heinrich Brockmann (Börry), Wilhelm Steinbrink, Jakob Schweissgut (Börry), Günter Breitenfeld,
Friedrich (Pitze) Grupe, Hermann Möller, Herr Leiss, Fritz Fischer, Karl Müller, Georg Schild
Auf der Generalversammlung am 23. Januar 1965 wurde die Feuerwehrkapelle wiedergegründet.
Unter Stabführung von Wilhelm Steinbrink fanden sich Musiker, um wieder als Feuerwehrkapelle
Heyen aufzutreten. Hierbei handelte es sich um die Kameraden: Günter Breitenfeld, Friedrich
Grupe, Hermann Grupe, Bernd Kowalski, Dieter Kramer, Horst Manzke, Hermann Möller, Friedel
- 190 -
Chronik Heyen
Peter, Hans-Hermann Reese, Wilhelm Sporleder, Erhard Volkmer, Helmut Willmer und Wilhelm
Zieseniß.
1966/1967
Dieter Kramer, Siegmar Maaß, Wilhelm Steinbrink, Hermann Grupe, Bernd Kowalski, Günter Breitenfeld, Friedrich (Pitze) Grupe,
Horst Manzke, Hermann Möller, Hans-Hermann Reese, Martin Bartnik, Erhard Volkmer, Wilhelm Zieseniß, Fritz Fischer, Friedel
Peter, Helmut Willmer, Wilhelm Sporleder. Interessierter Nachwuchs: Dietrich Scharpenberg und Dirk Volkmer
An dieser Stelle muss das Wirken des Kapellmeisters Wilhelm Steinbrink gewürdigt werden, der
dieses Amt von 1965 bis 1975 innehatte. Durch sein Engagement verstand er es, auch
Jugendliche in die Feuerwehrkapelle einzubringen. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass er
es wie kaum ein Zweiter verstand, Begeisterung und Bereitschaft zu wecken.
Vom Vorblasen in Steinbrinks Wohnzimmer, über musikalische Ausbildung in der Dorf- schule, bis
zum Eintritt in die Feuerwehrkapelle verging kaum ein Jahr und es waren wieder Mitbläser
gewonnen.
Dieses war in erster Linie aber auch der Mentalität Wilhelm Steinbrinks zu verdanken. Für „seine“
Feuerwehrkapelle tat er fast alles. So passierte es schon mal, dass ein Jugendlicher zu ihm kam
und fragte: „Onkel Steinbrink, wie bläst man diesen Ton?“ Schon legte er seine Malerutensilien
beiseite und eine Sonderunterrichtsstunde fand ihren Anfang.
Besonders gern erinnern sich die Teilnehmer auch an gemeinsame Veranstaltungen. So hatte
Wilhelm Steinbrink keine Vorbehalte, mit sechs Jugendlichen eine Zweitagesfahrt in einem
Kleinbus nach Rüdesheim zu unternehmen. Was dieses bedeutet, kann jeder nachvollziehen, der
einmal mit einem Haufen Flöhe unterwegs gewesen ist. Aber trotz „Drosselgasse“ und
„Asbachbesichtigung“ kamen alle wohlbehalten wieder in Heyen an.
Nach Amtsübergabe gehörte Wilhelm Steinbrink noch Jahre der Feuerwehrkapelle als Mitbläser an
und war dieser bis zu seinem Tode freundschaftlich verbunden. Ab den 70er-Jahren konnte sich
die Feuerwehrkapelle kontinuierlich bis zum heutigen Feuerwehrmusikzug entwickeln.
Verschiedene Dirigenten verstanden es, das Repertoire stetig zu erweitern und dabei die
Ansprüche - den Fähigkeiten der Bläser angepasst - zu erhöhen. Das nicht mit allen Dirigenten
eine langzeitige Zusammenarbeit möglich war, liegt in der Natur der Dinge.
Dirigenten:
1927 1952 -
1952
1956
1966 -
1972
Karl Sorge
Wilhelm Lenzewski und
Friedrich Fischer
Heinz Hoffmann
- 191 -
Chronik Heyen
Juni
Okt.
Jan.
Sept.
März
Aug.
Nov.
Okt.
März
1972
1972
1974
1974
1979
1979
1992
1993
1997
-
Sept.
Okt.
Juni
März
April
Okt.
Juni
Sept.
1972
1973
1974
1979
1979
1991
1993
1996
Herr Sürig
Gerhard Blickwedel
Herr Stenzel
Franz Thöner
Siegfried Rothenburger
Bernd Dormann
Heiner Westerhoff
Hans-Jürgen Hilmer
Karl-Heinz Isenberg
Obwohl es im Laufe der Jahre personelle Veränderungen gab, haben es die Kapellenleiter immer
wieder verstanden, den Spielbetrieb aufrecht zu erhalten. Darüber hinaus muss man feststellen,
dass der Musikzug im Gegensatz zu den Anfangszeiten, kommerzialisiert wurde, indem die
Finanzierung der nicht unbeträchtlichen Kosten - von den Zuschüssen der Gemeinde Heyen
abgesehen - ausschließlich aus den diversen Auftritten und Veranstaltungen bestritten wird.
Kapellenleiter:
Jan. 1965 Jan. 1973 Okt. 1973 Jan. 1976 Jan. 1978 März 1990 Dez. 1999 Nov. 2002 -
Dez.
Sept.
Dez.
Dez.
Febr.
Nov.
Okt.
1972
1973
1975
1977
1990
1999
2002
Wilhelm Steinbrink / Günter Breitenfeld
Wilhelm Zieseniß / Wilhelm Steinbrink
Wilhelm Steinbrink / Hans-Hermann Reese
Hans-Hermann Reese / Wilhelm Sporleder
Wilhelm Sporleder / Wilfried Fredebold
Wilfried Fredebold / Ulrich Pfohl
Ulrich Pfohl / Matthias Wiemann
Matthias Wiemann / Hermann Sporleder
1997
Wilfried Fredebold, Friedel Arndt, Friedel Peter, Wilhelm Sporleder, Wilhelm Zieseniß, Stefan Arndt, Uwe Lindemann, Heino
Müller, Timm Fredebold, Günter Fredebold, Heinz Diekmann, Ulrich Pfohl, Rolf Keller, Siegmar Maaß, Bernd Kowalski, Matthias
Wiemann, Karl-Heinz Isenberg (Auf dem Foto fehlen: Rüdiger Heise, Achim Peter, Hermann Sporleder, Erhard Volkmer)
Neben den zahlreichen Verpflichtungen und Auftritten, wurde die Geselligkeit zu keiner Zeit
vernachlässigt. Auf den jährlichen Wintervergnügen und Ausflügen wurde ausgiebig gefeiert und
jeder Teilnehmer erinnert sich gern an die gemeinsam verlebten Stunden. Besonders
erwähnenswert sind die gegenseitigen Besuche mit der Freiwilligen Feuerwehr Beilrode (Sachsen)
zu der seit 1992 eine partnerschaftliche Beziehung besteht.
- 192 -
Chronik Heyen
Jugendmusikzug
Im März 2001 konnte, auf Initiative von unserem Mitbläser Heinz Diekmann, ein Jugendmusikzug
gegründet werden. Bereits nach kurzer Ausbildungszeit war unser Nachwuchs in der Lage, beim
erstmals im Dorfgemeinschaftshaus durchgeführten Adventskonzert mitzuwirken und erntete
reichlich Applaus. Mit derzeit vierzehn Jugendlichen ist Heinz Diekmann, der auch die Leitung des
Nachwuchsorchesters übernommen hat, bemüht, die Grundlagen für ein Fortbestehen unseres
Musikzuges zu schaffen. Besonders zu erwähnen ist die Tatsache, dass nicht nur die
herkömmlichen Blasinstrumente Verwendung finden, sondern mit viel Elektronik gearbeitet wird,
was den Jugendlichen bedeutend mehr Anreize bringt. Wir alle hoffen, dass unser
Jugendmusikzug eine gedeihliche Entwicklung nimmt und in absehbarer Zeit ein
Zusammenschluss erfolgen kann.
Übersetzung Gründungsprotokoll
Protokoll über Anschaffung eines Musikchors in der Freiwilligen Feuerwehr zu Heyen.
Punkt I
Punkt II
Die Anschaffung der Instrumente geht auf Kosten des Vereins
Die Anschaffungskosten für die Instrumente betragen 480,-- RM (einschließlich
Porto). Dieselben werden im Wege einer Anleihe bestritten. Die Anleihe ist in
jährlichen Ratenzahlungen bis zu 5 Jahren abzutragen.
Punkt III
Verpflichtungen der in Betracht kommenden Musiker:
I.
Jedes Mitglied des Musikchors hat sich auf 5 Jahre zu verpflichten.
II.
Jedes Mitglied ist für sein Instrument haftbar.
III:
Sollte ein Mitglied diesen beiden vorgenannten Bedingungen nicht
nachkommen und durch vorzeitiges Austreten den Verein schädigen,
insofern, dass der Verein gezwungen ist ein anderes Mitglied ausbilden zu
lassen, hat dasselbe einen Schadensersatz von 50,-- RM zu entrichten.
IV.
Jedes Mitglied hat dem Dirigenten Folge zu leisten
V.
Nichtbefähigte sind von den vorgenannten Bedingungen entbunden
VI.
Die Musik steht nur der Wehr zur Verfügung und übt ihre Tätigkeit innerhalb
des Vereins aus.
VII.
Politische Märsche nebst Lieder werden nicht eingeübt.
VIII. Der Dirigent, Karl Sorge, hat sich bereit erklärt, die Einübung unendgeldlich
zu machen.
Heyen den 20. Februar 1927
Der Vorstand: Fr. Meyer, H. Meyer, Fr. Lindemann, A. Loges, Fr. Möller
Wilhelm Hilmer
Heinrich Seelemeyer
Friedrich Sorge
Wilhelm Maaß
Erich Zieseniß
Karl Möller
Wilhelm Siever
Wilhelm Baxmann
Die Jugendfeuerwehr Heyen
- 193 -
August Pflughaupt
Friedrich Brockmann
August Sorge
Friedrich Bode
Chronik Heyen
Die deutsche Jugendfeuerwehr ist in über 15.000 Jugendgruppen mit mehr als 220.000 Mitgliedern
im Alter von 10 – 18 Jahren organisiert.
Die Jugendfeuerwehr Heyen wurde am 02.04.1993 mit 16 männlichen und drei weiblichen
Jugendlichen gegründet. Sie war damit die vierte Jugendfeuerwehr in der Samtgemeinde Bodenwerder.
Die Heyener Ortswehr freute sich über das große Interesse der Jugendlichen, denn von 21
Ortswehren in der Samtgemeinde hatten erst drei Wehren eine Jugendfeuerwehr. Nach der
Gründungsversammlung übernahm der sehr aktive Jugendwart Dirk Winter die Ausbildung, setzte
aber auch in der Freizeitgestaltung der Jugendlichen Schwerpunkte und sorgte dadurch immer
wieder, dass die Stärke von ca. 18 Aktiven durchgehend bestand hatte.
Bei der Gründungsversammlung erhielten als erstes Jugendkommando folgende Mitglieder das
Vertrauen:
Jugendwart:
Dirk Winter
Stellvertreter:
Andreas Damrau
Jugendsprecher:
Stefan Arndt
Gruppenführer:
Fabian Tiller
Schriftwart:
Stefan Fredebold
Die gute Ausbildung der Jugendfeuerwehr Heyen dokumentieren die Teilnahmen am Bundeswettbewerb der Der Deutschen Jugendfeuer-wehren mit Noten von 1,1 bis 1,7. Gern beteiligte sich
die Heyener Jugendfeuerwehr an den Kreiszeltlagern der Jugendfeuerwehren des Kreises
Holzminden. Aber auch zahlreiche Urkunden belegen die Ausbildungserfolge der
Jugendfeuerwehr. 2003 feierte man mit der Ausrichtung des „Spiel ohne Grenzen“ sein
zehnjähriges Bestehen.
Das Jugendkommando 2004:
Jugendwart:
Kai Brockmann
Stellvertreter:
Marco Duttmann
Jugendsprecher:
Mirko Milutinovic und Mareike Tiele
Schriftführerinnen: Jennifer Lindemann
Die Jugendfeuerwehr Heyen hat sich bewährt und ist heute ein fester Bestandteil des Dorflebens.
17.4
Der Reit- und Fahrverein Heyen-Esperde
Der Reit- und Fahrverein - gegründet 1949
(Klaus Meyer / Hermann Wiemann)
Die Reitervereine des
Kreisverbandes
Hameln-Pyrmont
gingen
aus
der
ländlichen
Reiterei
hervor.
Bis
auf
wenige Ausnahmen
waren alle Pferde in
der Landwirtschaft im
Arbeitseinsatz.
Außer dem Verein
Heyen-Esperde gab
es in der näheren
Umgebung
die
Vereine
Bisperode,
Benstorf-Oldendorf,
Bremke,
Börry,
Emmerthal, Aerzen,
Bad Pyrmont und
Hameln.
Die
Bento – erfolgreiches Reitpferd unter Wilhelm Hilmer
- 194 -
Chronik Heyen
Reitlehrer hatten zum größten Teil noch in der Reichswehr gedient und ihre Ausbildung in der
Kavallerieschule Hannover bekommen. Jeder Verein veranstaltete fast jedes Jahr ein Turnier. Die
Turniere wurden rege vom Publikum besucht. Rings um den Turnierplatz wurden Gummiwagen mit
Bänken aufgefahren, von denen die Besucher das Turniergeschehen gut beobachten konnten.
Die ersten Mitglieder des 1949 gegründeten Reitervereins waren lt. Kassenbuch aus Heyen:
Wilhelm Wulf, Willi Hilmer, Gustav Fischer, Wilhelm Klingenberg, Friedrich Meyer, Ewald Holstein,
Rudolf Scharpenberg, Robert Grupe, Helmut Möller, Helmut Baxmann, Albrecht Rother, Richard
Niebisch und Hermann Wiemann. Hinzu kamen aus Esperde: Heinrich Diekmann, Werner Spier,
Heinz Hobein und Rudi Seifert, sowie aus Brockensen: Erhard Becker und Fritz Strüver, aus Halle:
Karl Sagebiel, aus Kemnade Irmgard Stöcken und aus Börry: Fritz Klenke. Schon bald kamen aus
Esperde und Heyen zahlreiche Mitglieder hinzu.
Neben dem Sportplatz am Rhienweg wurde der Reitplatz eingerichtet. Durch Eigenarbeit
entstanden nach und nach die Hindernisse, die für die Ausbildung und Übungen der Reiter und
Pferde erforderlich waren. Im Kassenbuch sind Ausgaben für Haftpflicht 38,90 DM, für GruppenUnfallversicherung 70,60 und Pferdeversicherung 233,30 DM verzeichnet.
Der erste Reiterball fand im Januar 1950 und ein Reiterfest am 2 Juli in Heyen statt. Startgelder
entrichteten die Reitervereine Bisperode, Holzminden, Bremke, Ottenstein und Hemmendorf,
außerdem die Herren Leppel, Fricke und Siever. Die Preise wurden von Firmen gespendet. Am
18.05.1952 nahmen am Reitturnier in Heyen die Reitervereine Emmerthal, Bremke, Holzminden,
Bisperode, Ottenstein und Banteln teil. In diesen Jahren fand besonders das Formationsreiten des
Reitervereins Heyen - Esperde großen Beifall der Zuschauer.
Während des Reitturniers 1954 in Heyen, machte die Turnierleitung über Lautsprecher bekannt,
dass Helmut Rahn das Siegtor bei der Fußballweltmeisterschaft geschossen hatte. Das gab ein
unwahrscheinliches „Hallo“ auf dem ganzen Turnierplatz.
Zum Turnier angereist wurde mit Kutschwagen, an dem noch zwei Pferde angebunden wurden;
Übernachtungen fanden meistens in leeren Kuhställen statt.
Die Mannschaft der Springreiter
V.l.: Heini Grupe aus Heyen auf Hertha, Willi Hillmer aus Heyen auf Bento, Fritz Klenke aus Börry (als junger Mann viel zu früh
verstorben), Klaus Meyer aus Esperde auf Hexe, Hans-Heinrich Lockstedt aus Dohnsen, Herbert Sporleder.
- 195 -
Chronik Heyen
Die wichtigste Prüfung auf den Turnieren war die A-Vielseitigkeit. Sie bestand aus A-Springen,
Geländeritt und A-Dressur. Die Geländeritte waren sehr schwer, zwölf Kilometer mit 15-20
Hindernissen. Auf dem Geländeritt gab es ein oder zwei Zeitstrecken. Es siegte der Schnellste in
den Zeitstrecken, wenn er alle Hindernisse genommen hatte. In den Zeitstrecken wurden
Schikanen eingebaut. In Heyen zum Beispiel ein Gatter mit einer Tür, die vom Pferd herab
geöffnet werden musste.
Bei dem großen Turnier in Ohr musste in der Zeitstrecke 50 m in der Emmer lang geritten werden;
die Emmer war dort 50 cm tief. Viele Reiter scheiterten schon hier, weil viele Pferde nicht ins
Wasser wollten. Der Reiterverein Heyen-Esperde war mit einigen Mitgliedern besonders
erfolgreich bei den Geländeritten. Zur damaligen Zeit fand die Reiterei beim Publikum noch sehr
viel Interesse, weil viel mehr Leute damals mit der Landwirtschaft verbunden waren und weil es
außer Fußball keine anderen Veranstaltungen gab.
Die größte und vierte Pferdeleistungsschau des Reitervereins Heyen - Esperde konnte am 7. und
8 Juli 1956 in Heyen mit 86 Pferden durchgeführt werden. Durch viele Niederschläge war der
übliche Turnierplatz nicht brauchbar, so dass der Sportplatz der Gemeinde herhalten musste. Am
Sonnabend um 13 Uhr begann der Geländeritt, anschließend Dressurprüfung Kl. A,
Ausscheidungsspringen Kl. A und Eignungsprüfung für Zweispänner.
Um den Teilnehmern einige frohe Stunden zu bereiten, veranstaltete der Verein am gleichen
Abend einen Reiterkommers und Reiterball in dem Saal der Gastwirtschaft Wulf. Am Sonntag
begann bereits um 8.30 Uhr die Dressurprüfung Kl. L, um 9.30 Uhr die Eignungsprüfung für
Einspänner und um 10.30 Uhr die Jugendreiterprüfung. Nachmittags ging es um 13 Uhr weiter mit
den Hauptprüfungen für Zweispänner, um 14 Uhr Dressurprüfung Kl. L, dann folgten
Jugendjagdspringen, Einspänner Hauptprüfung, Jagdspringen Kl. L, Dressur Kl. A Hauptprüfung,
Mehrspanner mit Viererzügen und Geschicklichkeitsspringen.
Die ländlichen Reiterturniere mussten nach der Frühjahrsbestellung, wenn die Pferde nicht zu sehr
durch landwirtschaftliche Arbeiten vor Ackergeräten und Wagen beansprucht wurden, stattfinden.
Es war beachtlich, welche Leistungen Pferde vollbringen konnten, die harte körperliche Arbeit
gewohnt waren. Sie wurden von ihren Reitern zum Turnierplatz geritten oder vor Kutschwagen
gespannt. Personenkraftwagen mit Pferdetransportanhängern standen damals noch nicht zur
Verfügung. Der Reiterverein Heyen - Esperde war in allen Disziplinen, auch in Dressurreiten und
Quadrille, erfolgreich und konnte bei den Pferdeleistungsschauen in Hameln (Ohr), Emmerthal,
Ottenstein, Bisperode (Diedersen), Wallensen, Bremke, Holzminden, Aerzen und Börry viele
Preise für sich verbuchen.
Der wiederbelebte Reiterverein
(Heike Schweizer)
An alle interessierten Reiter und Pferdefreunde!
Wie es sich sicher schon herumgesprochen hat, ist Dank der Initiative der Familie
Peter und Christa Fischer aus Esperde ein Reiterdorf geworden. Alte Tradition
lebt wieder auf und so wuchs der Entschluß, in Esperde einen Reit- und
Fahrverein ins Leben zu rufen.
"Zur Gründungsversammlung am Dienstag, den 9. August 1977, um 20.00 Uhr
im Gasthaus Grupe in Esperde laden wir herzlich ein!
Mit freundlichen Grüßen
Die Esperder Reiter
- 196 -
Chronik Heyen
Dass es soweit kam, war einzig und allein dem Engagement der Familie Fischer zu verdanken, die
1974 in der Kniepstr. 2 ein Haus kaufte und mit den Pferden „Ferry" und „Fuchsi" einzog. Die
Scheune wurde zu einer kleinen Reithalle ausgebaut und der Garten fungierte als „Paddock".
Interessierte Esperder Kinder wollten Reitunterricht nehmen und Frau Fischer konnte nicht "nein"
sagen...
An diesem Abend wurde mit 40 Gründungsmitgliedern folgender Vorstand beschlossen:
Peter Fischer (Esperde)
1 Vorsitzender
Klaus Meyer (Esperde)
2 Vorsitzender
Christa Fischer (Esperde)
Sportwart
Ernst Struckmeier (Heyen)
Kassenwart
Inge Sporleder (Bessinghausen)
Schriftführung
Das war der offizielle Startschuß für den Reit und Fahrverein Esperde und Umgebung. Große
Pläne wurden geschmiedet! Der Hof
Gerling sollte gepachtet und dort in
Eigenarbeit die Halle zur Reithalle und
der Stall zu Pferdeboxen ausgebaut
werden. Ebenfalls war eine kleine Jagd
im Herbst geplant.
Die erste Herbstjagd startete am 13.
September 1977 mit 35 Pferden auf
dem Hof Gerling über eine 15 km lange
Strecke mit 13 festen Hindernissen.
Anschließend Tanz und Erbsensuppe
in der Reithalle.
Am 27. Dezember 1977 folgte das
erste Weihnachtsreiten in der neu
fertiggestellten Reitanlage auf dem Hof Gerling. Das 100. Mitglied konnte an diesem Tag begrüßt
werden
Mairitt 1977
Der Verein hatte einen enormen Zulauf! Dreißig bis vierzig Jugendliche aus Esperde und
Umgebung erhielten regelmäßig Reitunterricht bei Frau Fischer. Gleichzeitig sorgte Familie
Fischer auch für einen guten Kontakt zu den Nachbarvereinen Bodenwerder, Emmerthal und Klein
Berkel. Gemeinsame Jugendtreffs in Klein Berkel und Esperde sowie Wanderritte mit
Übernachtung auf dem Gut Schönhagen bei Barntrup wurden organisiert.
Ende 1977 standen in Esperde bereits wieder 17 Pferde. Bis 1985 gehörte zu den jährlichen
Höhepunkten des Vereinslebens ein "Ritt in den Mai", eine Herbstjagd oder ein Reitertag, das
Weihnachtsreiten und ein Ball auf der Grohnder Fähre.
Am Weihnachtsreiten erfreute sich meist das gesamte Dorf.
Es waren zwischen 150 und 200 Zuschauer in der Halle
versammelt. Nebenher wird natürlich jede Gelegenheit für
gemeinsame Ausritte genutzt. Am 9.Januar 1979 startete
der Verein mit dem Pferdeschlitten und der Reiterschwadron
zum Grohnder Fährhaus.
Außerdem fand man sich regelmäßig im Monat zum
„Klönschnack“ zusammen. Besondere Aufmerksamkeit
schenkte man der Ausbildung der Jugendlichen. Im Jahre
1980 konnte der Verein 30 Platzierungen und 6 Siege
verzeichnen. Einige Reiter starteten sogar auf Landesebene.
Der Reitunterricht wurde nach wie vor maßgeblich von
Christa Fischer übernommen. Außerdem engagierten sich
- 197 -
Weihnachten 1984
Chronik Heyen
immer mehr Jugendliche wie Resi Fischer und Heike Meyer um die Betreuung des Nachwuchses.
Im Jahre 1988 wurde der Gerlingsche Hof an die Familie Hölscher (Zirkus Fliegenpilz) verkauft.
Der Verein musste seine Anlage verlassen. Ohne festen Anlaufpunkt und die guten
Ausbildungsmöglichkeiten kam das Vereinsleben zum Erliegen. Der Vorstand entschied sich, den
Verein formell zu erhalten. Es fanden gemeinsame Ausritte statt und in Heyen wurde ein Areal mit
Sand- und Springplatz gepachtet. Die Turnierreiter trainierten nun im Winter als Gastreiter in
umliegenden Vereinen und im Sommer in Heyen.
Während dieser Zeit war die Mitgliederzahl auf 50 Mitglieder gesunken; erst 1994 erholte sich der
Verein mit einem neuen Vorstand langsam von dem Verlust der Reitanlage. K.-H. Heise aus
Heyen ließ die Tradition der Klönabende in seinem Reiterstübchen wieder aufleben. Am 1.
Sonntag nach dem 1. Mai fand erneut der „Mairitt“ statt, und im September veranstaltete der
Verein auf dem Reitplatz in Heyen einen Reitertag oder Reiterspiele.
In Börry besteht eine Voltigiergruppe unter Leitung von Michaela Franz. Für die Kinder werden
Weihnachts- und Osterfeiern veranstaltet. Leider kann immer noch kein Reitunterricht erteilt
werden, da eine Reitanlage die Basis für kontinuierliche Arbeit ist. Trotz der einfachen
Möglichkeiten besteht der Verein wieder aus über 100 Mitgliedern.
Der Schwerpunkt liegt heute in der Freizeitreiterei, wobei es auch talentierte Dressur- und
Springreiter gibt, die auf L- und M-Ebene agieren. Die Freizeitreiter nehmen regelmäßig an
Pferderallyes oder Geschicklichkeitsturnieren erfolgreich teil.
Für die Zukunft wünscht sich der Verein natürlich eine eigene Reitanlage oder zumindest „Ein
Dach über den Kopf“, um mehr Kindern und Erwachsenen die Möglichkeit zum Reiten geben zu
können.
Reitergemeinschaft Heyen im Reiterverein Heyen –Esperde
von Sept. 79 bis 18.02.91 (Ernst Struckmeier März 2003)
Da der Ritt nach Esperde zur Reithalle mit den Kindern und Jugendlichen auf der öffentlichen
Straße bei Wind und Wetter beschwerlich und gefährlich war, bildeten wir in Heyen eine
Reitergruppe. Mitglieder waren: Heinz Garve, Manfred Range, Bernd Kowalski, Wilhelm Baxmann,
Ernst Struckmeier, Fred Krause, Karl-Heinz Heise, Karl-Heinz Wiedbrauk und Karl Battmer.
Mit Ewald Hollstein schloss Ernst Struckmeier einen Pachtvertrag ab. Zwei Morgen für eine Pacht
von 280 DM im Jahr. Es wurden im September 1979 ein kleiner Vorstand gebildet.
1. Vorsitzender
:
Bernd Kowalski
Schriftführer/Kassenwart
Ernst Struckmeier
Platzwart:
Heinz Garve
Jeder zahlte 100 DM in die Kasse, um den Platz herrichten zu können. Holz lieferte Günter
Henneke kostenlos aus seinem Walde. Sprünge wurden bei Karl Battmer mit großer Hilfe von
Vater Mittendorf gebaut. Es war eine gute Gemeinschaft. Alle fassten an. Auch Heu und Stroh
wurde gemeinschaftlich erworben, mit großer Hilfe von Heinz Garve. Kostenlosen Reitunterricht
gab Wilhelm Hilmer. Eine zusätzliche Unfallversicherung wurde bei Herrn Mietschke in Hameln
abgeschlossen.
Die Gemeinde Heyen unterstützte uns mit 200 DM. Außerdem bildeten die Erwachsenen eine
Kegelgruppe. Das Spielgeld kam in die Reitkasse. Karl-Heinz Heise, im Kreis Holzminden und
Hameln als Dr. Attacke bekannt, sammelte schon seine ersten Siegerschleifen.
Eckhard Garve, Simone Kowalski, Ute Struckmeier und Angela Baxmann legten am 24. Mai 1979
mit Erfolg in Springe ihre erste Reiterprüfung (Reiterpass) ab. Am 21. Oktober 1981 wurde eine
Herbstjagd erfolgreich durchgeführt. Der ganze Reiterverein Heyen-Esperde und der Reiterverein
Bodenwerder nahmen daran teil. Bernd Kowalski, der nicht gerne Reden hielt, bekam von Ernst
Struckmeier den Rat: „Du musst Dir vorstellen, vor Dir sind nur Kohlköpfe, dann ist das Reden
- 198 -
Chronik Heyen
leichter.“ Somit rief Bernd: „Ernst, Du kannst jetzt die Rede halten. Die Kohlköpfe sind
aufgesessen.“
Baxmanns sorgten mit Kaffee und Kuchen für einen gemütlichen Abschluss. Dieter Pape, Wilhelm
Klingenberg und Wilhelm Petermann traten später ein und zahlten jeweils einen Einstand von 150
DM.
Ab dem 1 Oktober 1985 zahlte der Reiterverein Esperde 100 DM für die Mitbenutzung der
Reitanlage. Als später der Reiterhof Esperde an Circus Fliege verkauft wurde, verblieb dem
Reitverein Heyen-Esperde nur noch der Platz in Heyen.
Am 1. Oktover 1985 lösten die Heyener die Reitgemeinschaft auf. Bernd Kowalski übergibt die
Verträge an den Reitverein-Vorsitzenden Wolfgang Fröhlich in Esperde. Heike Schweizer, die
jetzige 1. Vorsitzende, hat nun alles in guter Hand und hat schon etliche reiterliche
Veranstaltungen in Heyen und Jagden mit Hundemeuten von ihrem Hof aus, mit großem Erfolg
durchgeführt.
17.5
Die Landjugendgruppe Heyen
Auf Initiative des Landvolkverbandes wurden Anfang der 50er Jahre des 20.Jahrhunderts
bundesweit Landjugendgruppen gebildet. Der Landvolkverband wollte die Landjugend unter seine
Obhut nehmen, sie unterstützen und ihr neue Perspektiven geben. Für den Landkreis Holzminden
formierten der Landvolkgeschäftsführer Lungershausen und sein junger Mitarbeiter Hengst die
Gruppenbildungen.
Renate Damrau, Willi Meyer
Magret Baxmann, Anni Meyer, Gerlinde Feuerhake
In Heyen wurde die Landjugendgruppe am 29. Dezember 1954 gegründet. Zwölf interessierte
Jungen und Mädchen aus allen Bevölkerungsschichten des Ortes trafen sich im Vorraum auf
Dröges Saal. Erinnert man sich an die ersten Treffen der jungen Gruppe, so dürfen Namen wie
Karl Sporleder, Hermann Wiemann, Christa Meyer¸ Robert Grupe, die Brüder Hermann und Heinz
Battmer nicht fehlen. Bereits beim vierten Treffen hatten sich schon über zwanzig Mitglieder
eingefunden.
Zu den ersten gemeinsamen Aktivitäten zählten das Einüben eines Theaterstückes und das
Zusammenstellen einer Volkstanzgruppe. Mit dem öffentlichen Auftreten beim Erntefest im Herbst
- 199 -
Chronik Heyen
1955 erreichte die Landjugendgruppe eine breite interessierte Zuschauerkulisse aus nah und fern.
Organisatorisch formierten sich die Landjugendgruppen im Kreis Holzminden bald zu
übergeordneten Bezirksgruppen. Heyen zählte zur Gruppe „Ithbörde“, die von Dielmissen im Osten
bis Bessingen im Westen alle Ortsgruppen einschloss. Erster Vorsitzender dieser Bezirksgruppe
wurde Karl Sporleder aus Heyen.
Von links nach rechts: Christa Meyer, Waltraud Petersen, Renate Damrau, Margret Baxmann, Anni Meyer, Gerlinde
Feuerhake, Wilhelm Zieseniß, Ludwig Franz, Lehrer Herbert Kupfer, Dieter Lübke, Hans Roth, Willi Meyer, Heinz
Battmer, Heini Grupe.
Aufgrund der regen Aktivitäten stieß die Gruppe beim Rat der Gemeinde stets auf offene Ohren,
wenn es darum ging, geeignete Räumlichkeiten für die wöchendlichen Treffen zu finden. So
entstand unter dem Vorsitz von Gerhard Meyer das erste Landjugendheim. Durch den Umbau
einer alten Wohnbaracke in der Nähe des heutigen Feuerwehrhauses, entstand ein schmuckes
Jugendheim. Über zehn Jahre konnte dieses genutzt werden.
Nachdem die Schule für Unterrichtszwecke nicht mehr gebraucht wurde, bezog die Gruppe 1978
einen Klassenraum im heutigen Dorfgemeinschaftshaus. Diesen Raum hat die Gemeinde 1997 mit
einem erheblichen finanziellen Aufwand zum heutigen Jugendraum umgebaut und mit neuem
Mobilar und einer Küchenzeile ausgestattet.
Wochenendfahrt nach Schleswig-Holstein, Treffen mit einer dortigen Landjungendgruppe
- 200 -
Chronik Heyen
Jugendgruppen, so auch die Landjugendgruppe Heyen, haben naturbedingt eine schnelllebige
Zusammensetzung in der Altersstruktur. So führten in den nunmehr 50 Jahren ihres Bestehen eine
große Anzahl Jungen und Mädchen als Vorsitzende oder als Vorsitzender die Gruppe.
Ein Überblick über die wechselvolle Geschichte
zeigt, dass die Landjugendgruppe Heyen, noch eine
von drei aktiven Gruppen im Landkreis – die
Bezirksgruppe wurde bereits schon vor vielen Jahren
aufgelöst – ist. Sie zählt zu den Aktivposten in der
Heyener Vereinsgeschichte. Theaterspielen und
Volkstanz,
das
jährliche
Abbrennen
eines
Osterfeuers und seit einigen Jahren wieder die
Durchführung des Ernteballs, sind nur einige der
Aktivitäten im Jahresplan der Gruppe. Hinzu
kommen Studienfahrten innerhalb Deutschlands und
nach England. Mit der Englandgruppe erfolgten
mehrmals Besuche und Gegenbesuche. Die Fahrt
zur Grünen Woche in Berlin hat einen festen
Bestand im Jahresprogramm. Beim Wettbewerb
„Treckergeschicklichkeitsfahren“
werden
stets
fordere Plätze erreicht. Mehr oder weniger
regelmäßig werden musische Treffen wie einst mit
der
Beatformation,
mit
der
Rock’n
Roll
Tanzformation und jetzt ganz aktuell mit den Let’s
Fets Tanzmädchen durchgeführt. Zu weiteren
Aktivitäten zählen Fahrradtouren, Schwimmen, Kinobesuche, Spiele im Freien und vieles mehr.
Teilgenommen wurde auch an drei bundesweit durchgeführten 72-Stunden-Aktionen der
Landjugend. Dabei wurden
1995 eine Teichanlage im Pfarrgarten angelegt, 1999 vier
Begrüßungsschilder an den Dorfeinfahrtstraßen aufgestellt und 2003 das Ehrenmal an der Straße
nach Bodenwerder renoviert und die gesamte Anlage neu gestaltet.
Die Landjugend 2003
Heute zählt die Landjugendgruppe Heyen etwa 30 Mitglieder. Der Gruppenabend findet regelmäßig einmal die Woche am Donnerstag statt.
- 201 -
Chronik Heyen
17.6
Mai-Club Heyen von 1990 e.V.
(Wilfried Fredebold)
Es gibt aber auch Mitbürger, die stehen auf dem Standpunkt: "Wenn es am Schönsten ist und alle
aufhören, dann kann man ruhig noch weitermachen!"
Diesem Umstand haben wir es zu verdanken, dass wir am 01. Mai 2000 das 10-jährige Bestehen
unseres Mai-Club´s feiern konnten.
So fanden sich ein paar Unverdrossene, die beschlossen, den Nachmittag gemeinsam ausklingen
zu lassen. Da Petrus sein Füllhorn an Sonnenschein ausgeschüttet hatte, bot es sich an, unter
freiem Himmel weiter zu feiern. Wer stellt seinen Garten zur Verfügung? Karl Schmidt! Schnell
wurden Tische und Bänke herbeigeschafft und die Party konnte beginnen. Wie sollte man feiern?
Alkohol war ja bereits reichlich vernichtet worden, also musste zuerst einmal Kaffeeklatsch
gehalten werden. Da ja Kaffee allein sehr trocken ist, wurde schnell aus Linse eine
"Schwarzwälder - Kirschtorte" und vom hiesigen Bäcker – an der Hintertür – Kuchen besorgt. Die
Stimmung steigerte sich und die Idee wurde geboren, einen Mai-Club zu gründen.
Die Gründungsmitglieder: Julia + Friedel Arndt, Gisela + Egon Brockmann, Renate Heise, Inge +
Bernd Kowalski, Edeltraud + Winfried Pfaff, Edeltraud + Karl Schmidt, Irmchen Willmer.
Nach dem Motto "Je mehr, je besser" wurden schnell noch ein paar Nachbarn geworben, die als
erste Neuzugänge dem frisch gegründeten Verein beitraten. Dass die Gründung des Mai-Club´s
ordentlich begossen wurde, versteht sich von selbst.
Am 25. August 1990 fand dann die erste ordentliche Sitzung des Mai-Club´s im Gasthaus "Alt
Heyen" statt. Beitragsfragen, Veranstaltungen und Fahnenbeschaffung wurden diskutiert. Auch die
Aufstellung eines Mai-Baumes wurde bereits in Erwägung gezogen. Veranstaltungen sollten
durchgeführt werden.
Aus den Protokollen lässt sich lesen, dass man vorerst unter sich bleiben wollte. So fanden die
ersten Mai-Feiern jeweils im kleineren Kreis unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Es fanden
sich immer Mitglieder, die ihre Räumlichkeiten zur Verfügung stellten. Auch wurden bereits "MaiBäumchen" - immer an anderen Stellen – aufgestellt und statt einer Fahne wurden Wimpel
angeschafft.
Wie es nun mal so ist, gesellten sich im Laufe der
Jahre immer mehr Interessierte zum kleinen
Kreis hinzu und die Mitgliederzahl stieg von Jahr
zu Jahr.
Anlässlich des Zeltfestes 1994 stellte sich der
Mai-Club
erstmals
als
Vereinigung
der
Öffentlichkeit vor. Daraus ergab sich nochmals
ein Mitgliederschub. Stimmen nach einer
"professionellen Führung" wurden laut. Es blieb
nichts anderes übrig, als einen regulären
Vorstand ins Leben zu rufen. Das "Management"
wurde professionell!
Aus der ehemals lockeren Vereinigung war ein Verein geworden. Gewählter Vorstand, Konzepte
für Veranstaltungen, Kassenführung – eben alles, was ein Verein braucht. Mehrtagesfahrten,
Feten/Feiern, Zusammenkünfte und Versammlungen wurden durchgeführt.
Im Jahre 1995 dann der Durchbruch. Der erste "Tanz in den Mai" wurde veranstaltet. Die Halle der
Tischlerei Diekmann wurde kurzerhand mit viel Arbeitsaufwand zum Festsaal umfunktioniert. Zum
Tanz spielte die ortsansässige Band "Blue Birds" auf. Jeder, der an der Veranstaltung
teilgenommen hat, wird sich wohl noch gern daran erinnern. Hier sei gestattet, darauf hinzuweisen,
- 202 -
Chronik Heyen
dass die gesamte Veranstaltung - Ausschank, Verkauf von Speisen, Sekt-Bar - von Mitgliedern
des Mai-Club´s organisiert und ausgeführt wurde.
An der Tradition des "Tanz in den Mai" wurde bis dato festgehalten.
Den ausführenden Mitgliedern darf an dieser Stelle einmal ein
besonderes "Danke" für die übernommenen Arbeiten gesagt
werden.
Im Jahre 1997 wurde dann der "Mai-Baum" auf dem Buswendeplatz
aufgestellt. Die Unterstützung durch die ortsansässigen Firmen
machte es möglich, dieses Wahrzeichen der Mai-Tradition in seiner
bekannten Form zu erstellen. Mit der Erstellung des Mai-Baumes
hat der Mai-Club - neben dem Pachtzins - die Verpflichtung für die
Pflege des Platzes übernommen. Mit den ebenfalls vom Mai-Club
aufgestellten Ruhebänken und der Bepflanzung rund um den MaiBaum ergibt sich ein doch sehr ansprechendes Gesamtbild, womit
der Mai-Club seinen Betrag zur Verschönerung unseres Dorfes
leistet.
Nach den positiven Erfahrungen mit den diversen
Veranstaltungen wurde 1998 das "Kuhfladen-Bingo"
erstmals von Ostfriesland nach Heyen importiert. Obwohl
Bedenken bestanden, ob vieler Veranstaltungen am
Himmelfahrtstag, wurde das Kuhfladen-Bingo zu einem
vollen Erfolg, was dazu führte, diese Attraktion regelmäßig
durchzuführen.
Soviel aus der Vergangenheit! Unser Mai-Club hat sich in
vielen internen und öffentlichen Veranstaltungen als Zusammenschluss lustiger und feierfreudiger
Mitglieder gezeigt. Auch für die Zukunft soll dieses so bleiben. Wir sind immer bemüht, unseren
Anteil an einer funktionierenden Dorfgemeinschaft zu übernehmen.
17.7
DRK-Ortsverein Heyen
(Susanne Wiemann, Gisela Ohm)
1940
Die ersten Ausbildungen in „Erster Hilfe“ erfolgten bereits 1940. Ausgebildet wurden
Elfriede Arndt, Marie Kleine, Ruth Holzbrink und Hildegard Bode. Später kam noch
Charlotte Zimpel dazu, die ebenfalls bereits 1943 ausgebildet wurde.
1948
Der Ortsverein Heyen wurde etwa 1948 gegründet, ein genauer Gründungstermin liegt
nirgends vor. Es ist allerdings bekannt, dass die Ortsvereine damals durch die
Kreisvorsitzende der Frauenarbeit Antonie Jeep ins Leben gerufen wurden, diese war auch
hier in Heyen bei der Gründungsversammlung in Saal der Gastwirtschaft Wulf anwesend.
Frau Jeep gab damals allen anwesenden Mitgliedern das Leitwort mit auf den Weg: „Ich
will jeden Tag etwas Gutes tun, denn ich werde des Weges nie mehr kommen.“ Bei
der Gründung waren es ca. 25 - 30 Mitglieder. Herr Wilhelm Sporleder, damaliger
Bürgermeister, wurde 1. Vorsitzender, Frau Hilde Keller 2. Vorsitzende.
1951
Weitere Ausbildungen folgten 1951. Zu dieser Zeit bestand schon eine kleine Bereitschaft
aus 9 Helferinnen unter Führung von Elfriede Arndt.
1968
Albrecht Rother wurde zum Schriftführer gewählt. Seit dieser Zeit liegen erstmalig
Jahresberichte vor. Karl Sporleder löste 1968 Hewig Molzahm in der Kassenführung ab.
1969
In dieser JHV des Ortsvereins wurde Hilde Keller 1. Vorsitzende, Wilhelm Hilmer 2.
Vorsitzender. Der vorher bestandene Krankenpflegeverein wurde am 31. Dez. 1968
- 203 -
Chronik Heyen
aufgelöst. Daraus wurden mehrere Mitglieder im DRK aufgenommen. Bei der Auflösung
dieses Krankenpflegevereins hatte Frau Arndt den Medikamentenschrank übernommen
und sich bereiterklärt, im Bedarfsfall "Erste Hilfe " und Krankenpflege zu leisten.
1972
Frau Gisela Ohm wird zur neuen Schriftführerin gewählt.
1976
Auf der JHV 1974 war die Kreisbeauftragte des Jugendrotkreuzes Frau Schreiber aus
Breitenkamp zu Besuch, sie schlug vor, aus der bestehenden Bläsergruppe eine
Rotkreuzgruppe zu gründen. Die Bläsergruppe hatte sich, trotz Unterstützung des
Ortsvereins, nicht lange gehalten und wurde 1976 aufgelöst. Die Betreuung des JRK hatte
anfangs Frau Arndt übernommen.
1977
Das JRK bestand aus 39 Kindern und Jugendlichen, die in der Gruppe I (18 Jugendliche)
von Lothar Hielscher und in der Gruppe II (21 Kinder) von Hartmut Ortmann betreut
wurden.
1978
Petra Sporleder wurde Gruppenleiterin. Seit Jan. 1978 hat das JRK auch einen
Gruppenraum im Dorfgemeinschaftshaus. In der JHV wurden unseren aktiven
Bereitschaftsmitgliedern Elfriede Arndt, Ruth Holzbrink und Charlotte Zimpel die
Auszeichnungsspange für über 35 Dienstjahre verliehen. Außerdem wurde Erika Möller die
Auszeichnungsspange für über 25 Dienstjahre verliehen. Die silberne Ehrennadel für
ausgebildete aber nicht mehr aktive Mitglieder für mehr als 25jährige Mitgliedschaft
erhielten Hilde Keller, Marie Hollstein, Marie Kleine, Hildegard Bode und Johanna Lübke.
Als Mitglieder wurden Frau Luise Becker, Margarete Dragon, Barbara Romahn, Anneliese
Henneke, Ria Heinrichs, Lieselotte Dröge und Herr Dr. Wilhelm Kurlbaum geehrt.
1979
Rüdiger Hollstein übernahm Ende Okt. Gr. I und Silke Brandt Gr. II.
1981
In der JHV. am 29.01. 1981 überreichte Oberkreisdirektor i. R. Rudolf Jeep, Mitglied des
DRK-Landespräsidiums, Hilde Keller, für 30jährige Tätigkeit als zweite und erste
Vorsitzende eine Ehrenurkunde für die DRK-Ehrenmitgliedschaft im DRK-Ortsverein
Heyen, ausgestellt vom Landesverband Niedersachsen im Auftrag des Präsidiums und
Vorsitzenden Dr. Heinke. Mit dieser besonderen Auszeichnung waren aber auch noch
andere Ehrungen für Mitglieder mit 25 und mehr Jahren aktiver Treue verbunden.
Kreisgeschäftsführer Kohlstedt überreichte silberne Ehrennadeln an: Elfriede Arndt, Ruth
Holzbrink, Charlotte Zimpel, Erika Möller, Rosemarie Schild und Marie-Luise Meyer. Frau
Keller gehörte jetzt unserem Ortsverein als Ehrenvorsitzende an. In dieser Versammlung
wurde Elfriede Arndt als 1. Vorsitzende gewählt. 2. Vorsitz: Wilhelm Hilmer, Schatzmeister:
Karl Sporleder, Schriftführer: Gisela Ohm, Vertreter des JRK: Silke Brandt. Beisitzer:
Renate Peter, Lydia Hage, Anni Meyer, Ruth Holzbrink. Am 13.05.1981 wurde bei der
Jahreshauptvers. des DRK-Kreisverbandes in Buchhagen unsere Ehrenvorsitzende Hilde
Keller geehrt. Ebenfalls unsere passiven Mitglieder: Elfriede Arndt, Ruth Holzbrink, Erika
Möller und Charlotte Zimpel. Silke Brandt ist jetzt alleinige Gruppenleiterin.
1982
Am 27.06.1982 wurde beim Feuerwehrfestumzug zum 1. Mal die von Charlotte Zimpel
gestiftete Rotkreuzfahne mitgetragen.
1985
Bei der JHV am 21.03.1985 kandidierte Karl Sporleder nach 17 Jahren nicht mehr für das
Amt des Schatzmeisters. Frau Julia Arndt wurde als neue Schatzmeisterin gewählt.
1986
Frau Arndt lässt die Mitglieder wissen, dass sie in Zukunft nach 18 Jahren die
Krankenpflege aus familiären Gründen nicht mehr ausüben kann. Dafür ist jetzt die
Sozialstation in Bodenwerder zuständig.
1988
Am 27.08. feierten wir das 40jähriges Jubiläum des Ortsvereins.
- 204 -
Chronik Heyen
1990
Ehrungen für 50 Dienstjahre im DRK: Arndt, Holzbrink, Zimpel. Ehrungen für 50 Jahre
Mitgliedschaft: Kleine, Lübke, Dröge, Bode. Auf der JHV des DRK-Kreisverbandes
Holzminden in Buchhagen wurden diese Damen im großen Rahmen mit Dokumenten und
Auszeichnungsspangen bzw. Broschen in Gold geehrt.
v.l. Marie Kleine, Hildegard Bode, Johanna Lübke, Lieselotte Dröge, Charlotte Zimpel, Ruth Holzbrink, Elfriede Arndt
1992
Am 09.03. wurden 25 Mitglieder für 25jährige Mitgliedschaft im DRK-Ortsverein Heyen
geehrt, die durch eine Werbeaktion des Landesverbandes Hannover 1967 geworben
wurden.
1994
Am 15.03. wurden 21 Mitglieder für 25jährige Mitgliedschaft im DRK Ortsverein Heyen
geehrt, die vorwiegend aus dem Krankenpflegeverein übernommen wurden.
1995
Am 13.03. wurde JRK - Leiterin Silke Notbohm für 15 Jahre geehrt. Am 10.01. wurde die
Senioren-Gymnastik-Gruppe unter der Leitung von Hannelore Maaß gegründet.
1997
Als 1. Vorsitzende erhielt Frau Josephin Henneke das Vertrauen. Unsere langjährige
Vorsitzende Frau Elfriede Arndt schied nach 16 Jahren Vorstandsarbeit mit vielen
Dankesbekundungen aus. Ebenfalls ausscheidende langjährige Vorstandsmitglieder:
Renate Peter 22 Jahre, Lydia Hage 16 Jahre, Anni Meyer 16 Jahre, Bärbel Meißner 9
Jahre.
1998
zählte unser Ortsverein 120 Mitglieder. Am 05.06. war der 1. öffentliche Auftritt der
Gymnastik-Gruppe in Buchhagen beim Treffen aller DRK-Gymnastik- u. Tanzgruppen des
Kreises Holzminden. Am 11.07. feierten wir das 50jährige Bestehen des DRK-Ortsvereins
Heyen rund um das Dorfgemeinschaftshaus. Kreisgeschäftsführer Münstermann ernennt
die Frau der 1. Stunde, Elfriede Arndt, zum Ehrenmitglied des DRK-Ortsvereins Heyen.
1999
Am 25.09. hat die Gymnastik-Gruppe an einer Großveranstaltung für Seniorengymnastik
und -tanz in der Stadionsporthalle in Hannover teilgenommen (ca. 4000 Teilnehmer).
2000
Herr Holtz (Kreisgeschäftsführer DRK) wird die besondere Ehre zuteil, langjährige
Mitglieder zu ehren: Die große Ehrennadel in Gold mit Treue-Urkunde für 60jährige
Zugehörigkeit erhielten: Elfriede Arndt, Ruth Holzbrink, Charlotte Zimpel, Marie Kleine,
Lieselotte Dröge. Außerdem finden dieses Jahr wieder Neuwahlen statt. Die 1. Vorsitzende
J. Henneke und die 2. Vorsitzende S. Wiemann u. die Schriftführerin G. Ohm werden
wiedergewählt. Schatzmeisterin Julia Arndt steht nach 15 Jahren für dieses Amt nicht mehr
- 205 -
Chronik Heyen
zur Verfügung. Karin Zieseniß wird als neue Schatzmeisterin gewählt. Als Beisitzerinnen
werden im Block einstimmig wiedergewählt: Dagmar Kliche, Birgit Lindemann, Doris
Lindemann und Edeltraud Schmidt. Neu dazu kommt Julia Arndt.
2002
Frau Gisela Ohm wird für 30jährige Schriftführer-Tätigkeit geehrt. Im August findet ein
Joga-Kurs unter der Leitung von Frau Maaß für DRK-Mitglieder und andere Interessierte
statt.
2003
Bei der JHV nimmt die 2. Vorsitzende Susanne Wiemann das Amt der Schriftführerin in
Personalunion an, da Frau Gisela Ohm dafür nicht mehr zur Verfügung steht. Gisela Ohm
wird als neue Beisitzerin gewählt.
Die "Rote Kreuz" - Gruppe ist in all den Jahren ihres Bestehens sehr aktiv gewesen und ist es
immer noch. Regelmäßig werden Blutspenden durchgeführt (2 mal jährlich). Seit 1968 machen wir
mit unseren Senioren eine Busfahrt. Dieses Jahr fand die Fahrt erstmals im Dezember statt, da der
Weihnachtsmarkt in Uslar und ein Ausflugslokal in Volpriehausen besucht wurden. Früher wurden
auch Theaterbesuche organisiert. Außerdem werden zweimal im Jahr Altkleider gesammelt. Sehr
beliebt sind auch die Fahrradtouren. Dieses Jahr ging es zur Hämelschenburg. Jedes Jahr am
Samstag vor dem 3. Advent werden die Mitglieder und Senioren zu einer gemütlichen Adventfeier
eingeladen. Vorträge wurden organisiert und Fahrten zur Versuchsküche nach Wesertal
unternommen. Die Frühjahrs- und Herbstsammlungen werden durchgeführt. Erste Hilfe Kurse und
Kurse über Krankenpflege wurden angeboten. Bei runden Geburtstagen wird den Mitgliedern
gratuliert und ein Besuch abgestattet. Jedes Mitglied bekommt an seinem Geburtstag eine Karte.
Außerdem engagiert sich die Ortsgruppe immer wieder für soziale Dinge wie z.B. die Aktion
"Kinder in Not". Dazu wurde ein Bazar veranstaltet. Vorher fanden zahlreiche Bastelnachmittage
statt. Durch den Bazar konnte ein stattlicher Scheck übergeben werden. In diesem Jahr wurde die
Aktion "Weihnachten im Schuhkarton" unterstützt.
Die Seniorentanzgruppe ist auch sehr rührig und erfreut immer wieder mit ihren Tänzen. Am
dörflichen Vereinsgeschehen nimmt das DRK gerne teil sei es z.B. an Umzügen oder Ausrichten
von Kaffeetafeln usw. und es ist immer zur Stelle wenn Hilfe gebraucht wird.
Das JRK bastelt und spielt nicht nur bei den Gruppentreffen sondern lernt Verbände anlegen und
sonstige Dinge in "Erster Hilfe". Sie sammeln für das Müttergenesungswerk. Früher richteten sie
gemeinsam mit dem Kinderspielkreis Kinderfeste aus. Die Kinder und Jugendlichen machen
zusammen Fahrten und Ausflüge.
17.8
Der Gemischte Chor
1946 gründete Lehrer Rothkamp einen Jugendchor. Er konnte nur kurze Zeit den Chor leiten.
Wegen einer Erkrankung musste er aufgeben und zog nach Hameln. Sein Nachfolger wurde
Herbert Kupfer. Nach Unterlagen von Kurt Wiemann gehörten folgende Personen diesem
Gemischten Chor Heyen an:
Sopran:
Dahm, Ruth
Lindemann, Magdalene
Sörgel, Ruth
Tiele, Eleonore
Fischer, Helene
Maywald, Ottilie
Sporleder, Grete
Winkler, Hanna
Lenzewski, Gertrud
Schureg, Hanna
Spraktis, Johanne
Alt:
Battmer, Anneliese
Schilde, Gerda
Klocker, Ilse
Sorge, Frieda
Mathieu, Renate
Sporleder, Johanne
Tenor:
Borsch, Bertold
Kranich, Ewald
Rother, Albrecht
Gemballa, Karl
Lindemann, Wilhelm
Wiegand, August
Köhls, Willi
Peleikis, Erwin
Wiegand, Otto
- 206 -
Chronik Heyen
Bass:
Battmer, Friedrich
Meyer, Fritz
Möller, Helmut
Sporleder, Helmut
Wiemann, Kurt
Bönisch, Franz
Meyer, Werner
Müller, Fritz
Sporleder, Karl
Die Vorstandswahl am 11.04.1948 hatte folgendes Ergebnis:
1. Vorsitzender:
Friedrich Battmer
Schriftführer:
2. Vorsitzende:
Gertrud Hillmer
Kassenverwalter:
Notenwartin:
Kienitz, Proth
Meyer, Wilhelm
Schultze, Wilhelm
Wiemann, Hermann
Kurt Wiemann
Karl Sporleder
Renate Mathieu
Es wurden nach und nach 25 alte deutsche Volkslieder eingeübt und gesungen. Die Noten dazu
mussten zunächst auf vorgedrucktem Notenpapier geschrieben werden. Die Spielgruppe des
Gemischten Chores verfügte über weitere Mitglieder. Aus 1948 liegen noch die Programme von 3
Theateraufführungen mit folgenden Terminen vor: 25.01.48 - 25.04.48 - 07.11.48 Die hierzu
festgehaltene Kritik weist u.a. auf den großen Beifall hin, den Proth Kienitz, Berthold Borsch, Otto
Wiegand und Herbert Kupfer beim Publikum erzielten.
Bei einer Theateraufführung von Einaktern am 25.01.48 wirkten mit: Friedrich Battmer, Kurt
Wiemann, Renate Mathieu, Berthold Borsch, Karl Sporleder, Wilhelm Meyer, August Wiegand,
Hermann Wiemann, Otto Wiegand, Wilhelm Schultze, Gerda Schilde, Anneliese Battmer, Helmut
Sporleder, Eleonore Tiele, Otti Maywald, Gertrud Lenzewsky, Karl Gemballa, Hermann Fredebold,
Ilse Klocker und Proth Kienitz.
Der Gemischte Chor konnte sich auf Dauer nicht halten, weil viele Mitglieder durch Heirat,
Berufswahl usw. aus Heyen fortzogen.
17.9
Turn- und Sportverein „Frischauf“ Heyen von 1922 e.V.
Der alte Verein
(Friedel Peter)
Bannerweihe
6. Mai 1923
Hinten stehend von
links: Karl Bock, Karl
Tiele, Fritz Sorge,
August Sorge, Friedrich
Flentje, Karl Sporleder.
Mittlere Reihe von links:
Hermann Sorge,
Wilhelm Brockmann,
August Peter, Karl
Möller.
Vorne sitzend:
Erich Zieseniß, Gustav
Flentje, Wilhelm Tiele
Ein Protokollbuch aus der Zeit der Vereinsgründung ist nicht mehr vorhanden. Die Vereinsfahne
aus dem Gründungsjahr 1922 ist noch vorhanden. Die Vereinsgründer sind auf einem Foto bei der
Fahnenweihe am 6. Mai 1923 festgehalten.
- 207 -
Chronik Heyen
Nach dem Spruch von Turnvater Jahn „In einem gesunden Körper ist auch ein gesunder Geist“
wollten sich einige Männer sportlich betätigen. Die Turnübungen fanden auf dem Saal der
Gastwirtschaft Pieper statt. Für das Geräteturnen fehlte das Geld zur Anschaffung der Turngeräte.
Das Turnen wurde nach kurzer Zeit eingestellt.
Für das Fußballspielen fehlte die nötige Wiese. Die Landwirte hatten kein Verständnis für Fußballspiele am Sonntag, kamen doch Montags Knechte öfter mit Muskelkater oder lädierten
Körperteilen zur Arbeit. So war es nicht einfach einen geeigneten Spielplatz zu finden. Der
Landwirt Friedrich Wilhelm stellte nach einigen Gesprächen einen Platz auf dem Weinberg zur
Verfügung. Sollte das Gras zur Abweidung der Tiere genutzt werden, mussten die beweglichen
Tore auf einer abgeweideten Wiese aufgestellt werden. So mancher Spieler hatte mit den
Hinterlassenschaften der Tiere mehr zu kämpfen als mit dem Fußball.
Es wurde an den Meisterschaftsspielen und an Fußballturnieren teilgenommen. 1926 wurde in
Bremke ein Fußballturnier besucht. Am 28.02.1926 wurde in Polle gegen den F.C. Polle gespielt:
0:2. Bei einem Fußballturnier in Wallensen wurde mitgespielt. Zu den Spielen nach auswärts
musste mit Fahrrädern gefahren werden.
Bei Beginn des II. Weltkrieges wurden die Fußballspiele eingestellt, aber schon 1946 wurde zu
einem Spiel in Bremke mit Trecker und Anhänger gefahren. Der Fußballverein erlebte einen
großen Aufschwung. Es gab eine Jungend, eine Erste und eine Zweite Mannschaft., ab 1950 eine
Schülermannschaft. Ich hatte das Glück 1952 an einer 14 Tage dauernden Fußballschule in
Barsinghausen teilzunehmen.
Stehend von links: Herbert Hinze, August Sorge (Vereinsgründer von 1922), Gustav Fischer, Heinrich Bode, Wilhelm Hilmer.
Knieend: Bruno Welz (Pastor in Heyen), Hermann Schaper, Gerhard Arndt. Vorne sitzend: Gerhard Schramm,
Friedrich Sorge (Vereinsgründer von 1922 und Vorsitzender), Heinrich Willmer.
Bei einem Pokalturnier in Bodenwerder wurde die I Mannschaft Pokalsieger. 1949 bekam der
Fußball der Fußballverein einen Sportplatz. Bei der Einweihung des neuen Sportplatzes fand ein
Pokalturnier statt. Als Auflockerung der Veranstaltung spielte eine alte Herrenmannschaft. In
dieser Mannschaft spielten.
Zu diesem Spiel ein mündlicher Bericht von Wilhelm Hilmer, der eine Kriegsverletzung hatte:
„10 Minuten nach Spielbeginn ging ich zum Schiedsrichter: Sie müssen abpfeifen, ich habe mein
Glasauge verloren, das müssen wir suchen. Nach weiteren 10 Minuten hatte die Sucherei Erfolg
und das Spiel konnte weitergehen.“
- 208 -
Chronik Heyen
Einen großen Erfolg konnte die I Mannschaft 1951 feiern, als sie in ihrer Spielklasse Kreismeister
wurde.
Stehend von links: Friedrich Sorge, Siegfried Grawunder, Josef Schlüter, Wöstmann, Willi Fischer, Josef Bertram, Fitz Sorge,
Ewald Kranich, Rudolf Schönheit, Hermann Schumann, Kwittek. Kniend v. l.: Wilhelm Waßmann, Josef Rudoll, Willi Grawunder.
Vor der ehemaligen Gemeindeverwaltung bei Famillie Sorge.
Als Mitte der 50iger Jahre viele Spieler beruflich sich veränderten und aus Heyen wegzogen und
einige Spieler sich anderen Vereinen anschlossen, musste der Vorstand den Spielbetrieb
abmelden und den Fußballclub auflösen.
Die Wiedergründung 1982 - 1991
(Jürgen Tiele)
Am 26.11.1982 erfolgte die Wiedergründung des Turn- und Sportvereins der ursprünglich 1922 ins
Leben gerufen und in den 50er Jahren „eingeschlafen“ war. Es begann mit der Spende einer
Tischtennisplatte durch die Gemeinde 1980, um die sich schnell eine Trainingsgemeinschaft von
„Hobby-Ping-Pong-Spielern“ (Zitat: Dieter Pude) versammelte. Der am Gartenweg geschaffene
„Bolzplatz“ ermöglichte den Fußballern die Ausrichtung von Turnieren mit „Hobby- und
Thekenmannschaften“. Eine aktive Damenturngruppe geleitet von Elsbeth Tiele, fand den Weg in
den neuen Verein.
Der Verein entwickelte sich sehr positiv, so stieg die Mitgliederzahl von 48 bei der
Gründungsversammlung über 88 bei der ersten Jahrenshauptversammlung auf über 100
Mitglieder im Jahr 1986. Zahlreiche Aktivitäten wurden bereits 1983 durch den TSV neu in das
Dorfleben eingebracht; genannt seien hier das „Spiel ohne Grenzen“ für die Heyer Vereine, mit
dem von Wilhelm Lindemann gemalten Wappenpuzzle und der „Volks- und Trimmlauf“.
Im sportlichen Bereich wurde in der Sparte Tischtennis mit dem Kauf eines 2ten Tisches schnell
eine Anzahl von 20 Jugendlichen gewonnen, die unter Leitung von Dieter Pude das Spiel mit dem
kleinen weißen Ball erlernten. Bereits im Herbst 1984 nahmen jeweils eine Mädchen- und
Jungenmannschaft am Punktspielbetrieb im Kreis Holzminden teil. In der Saison 1989/1990 waren
5 Mannschaften (Damen, Herren, Jungen, Schüler und Schülerinnen) zur Punktejagd gemeldet.
Herausragende Athletin der Sparte Tischtennis war von 1982 bis 1990 Katrin Meyer. Neben
zahlreichen Vereinsmeistertiteln, Auszeichnungen als Sportlerin des Jahres 1984, 1989 sowie der
Mädchenmannschaft 1988, gewann sie sowohl im Mädchen-, als auch im Jugend- und
Damenbereich zahlreiche Titel auf Kreisebene. Höhepunkte waren die Kreismeisterschaft der
- 209 -
Chronik Heyen
Mädchen in der Kreisliga 1987/1988 (Katrin Meyer, Simone Steffen, Ute Steinhoff, Janina Lutter
und Carmen Lachmann) und die Meisterschaft in der Damenkreisklasse 1988/1989 (Katrin Meyer,
Simone Steffen, Ute Steinhoff, Elke Steinhoff).
Mit einer Herrenmannschaft wurde zur Saison 1984/1985 der Punktspielbetrieb in der Sparte
Fußball aufgenommen. „Heimspielort“ in der Kreisklasse B war der Sportplatz im Kälbertal in
Bodenwerder. Die Trikots dazu wurden gestiftet von der Firma Akupunkt-Massage nach Penzel.
Die beste Platzierung während des 3jährigen Spielbetriebs gelang in der Saison 1985/1986 mit
dem fünften Tabellenplatz. Erinnert sei hier an die treuestens Fans Hermann Möller und Georg
Schild, die bei nahezu jedem Spiel dabei waren. Aber auch Rolf Hilmer und Friedrich Keller
(Spartenleiter), Jochen Ortmann (Schiedsrichter) und Uwe Hilmer (Betreuer) verdienen es. Als
Spieler seien erwähnt Henning und Dietrich Scharpenberg (Sportler des Jahres 1985), Bernd
Ahrens und zeitweise 4 mal Keller (Hartmut, Rolf, Matthias und Frank).
Stehend v.l.: Ralf Bäsmann, Matthias Keller, Thorsten Bartnik, Frank Keller, Rolf Hilmer, Dietrich Scharpenberg,
Bernd Ahrens, Joachim Ortmann. Hockend v.l.: Jürgen Tiele, Rolf Keller, Siegfried Manzke
Durch persönliche Veränderungen (Beruf, Heirat, Kinder und Wegzug), aber auch einer sich ändernden Lebenskultur (Fernsehen, Video, Disco usw.) wurde der Verein am 22.5. 1991 aufgelöst.
17.10 Gesangverein Heyen
(Friedel Peter)
Es hat schon vor 1920 einen Zusammenschluss sangesfreudiger Männer gegeben. Diese Singgemeinschaft war nicht als Verein eingetragen und sang auch nicht regelmäßig. Sangesfreunde
waren Vollmeier, Halbmeier und Großköthner. Dirigent war Lehrer Schulze. Als nach dem Krieg
1914 – 1918 einige Arbeiter mitsingen wollten wurde ihnen das verweigert. Sie gründeten darauf
hin am 10.11.1920 einen Verein. Dieser Verein wurde bei dem deutschen Sängerbund angemeldet
und bekam eine Vereinssatzung. Er nannte sich: Männergesangverein Liederkranz
Bei der Gründung des Vereins fanden sich 17 Sangesbrüder bereit Singabende regelmäßig zu
besuchen. Erster Vorsitzender wurde Hermann Möller (Haus Nr. 77). Als Schriftführer fand sich
Friedrich Hartmann bereit das Amt zu übernehmen. Zum Kassierer wurde Wilhelm Hilmer gewählt
– in der beginnenden Inflationszeit keine leichte Aufgabe. Einige Zahlen aus dieser Zeit können
das beweisen:
Im Jahr
1921 erhielt der Dirigent
100,00 Mark.
Im Jahr
1922 erhielt der Dirigent:
500,00 Mark.
Im Jahr
1923 wurde eine Vereinsfahne bei Malermeister Bedey
und Söhne für 65.000,00 Papiermark bestellt.
- 210 -
Chronik Heyen
Eine wichtige Person im Musikverein ist der musikalische Leiter. Für diese Aufgabe konnten die
Sangesbrüder den Musiker Karl Sorge, auch aus Heyen, gewinnen. Karl Sorge leitete mit Umsicht
und Können diese Aufgabe bis in die 50iger Jahre.
Danach folgten die Lehrer Lampe, Koch, Kupfer und Weber, die Musiker Neumann und Meyer, bis
Lehrer Kupfer das Amt des Dirigenten für längere Zeit von 1964 bis 1974 übernahm. Von 1975 bis
1988 stand Lehrer Haase dem Verein als Dirigent zur Verfügung.
Die Vereinsfahne wurde in den Grundfarben Schwarz, Rot und Gold gefertigt. Die Jahreszahl der
Vereinsgründung 1920, der Fahnenweihe 1923 und der Leitspruch des Gesangvereins: „Sind wir
von der Arbeit müde, ist noch Kraft zu einem Liede“ sind eingestickt.
Bereits im Jahre 1927 hatte der Verein 33 aktive Sänger. Zu den geselligen Höhepunkten zählte
im Winter das Tanzvergnügen. In den 30iger Jahren wurden bei diesen Tanzvergnügen mit viel
Erfolg einige Theaterstücke aufgeführt.
Nach 1945, als viele Personen aus den zerbombten Städten des Rheinlandes in Heyen Zuflucht
und Notunterkunft gefunden hatten, haben Kappenfeste und Karnevalveranstaltungen
stattgefunden. Zum 30, 40, 50 und 60-jährigen Bestehen wurden gut besuchte Zeltfeste gefeiert.
Ein aufregendes Jahr war 1939. Die Vereinsfahne (Schwarz, Rot, Gold) sollte auf „Führerbefehl“ in
Schwarz, Weiß und Rot geändert werden. Das sollte aber nach dem Willen der Sänger auf keinen
Fall geschehen. Aus diesem Grund musste die Fahne jede 2te Nacht bei einem anderen
Sangesbruder übernachten. So bekamen die Abholer der Fahne jedes Mal zu hören: „Eck hebbe
se nicht“. Als diese Angelegenheit doch zu brenzlig wurde, blieben die beiden letzten
Herbergseltern (A. P. und H. S.) zwei Nächte auf Ihrer Arbeitsstelle (Steinbruch) und die Fahne
wurde abgeholt. Nach 1945 kam die Fahne, zur Freude der Sangesbrüder, wieder im alten,
unveränderten Zustand zum Vorschein.
Am 9.12.1939 wurden die Singabende, aus Mangel an aktiven Sängern, bedingt durch die
Einberufung zum Militär, bis auf unbestimmte Zeit ausgesetzt. Bei der ersten
Jahreshauptversammlung nach dem Krieg am 11.10.1947 wurde den im Krieg gefallenen
Sangesbrüdern Heinrich Schmidt, Robert Grupe und Friedrich Willmer in einer Trauerminute
gedacht. Unter Punkt 4 wurde beschlossen: „Die Singabende sollen am 18.10.1947 wieder
beginnen.“
Gesangverein auf dem Feuerwehrfest 1958
- 211 -
Chronik Heyen
Große Nachwuchssorgen hatte der Verein in den 60iger Jahren. So beschlossen die Sänger auch
Frauen in ihren Verein aufzunehmen. Am 7.11.1964 wurde aus dem Männergesangverein
Liederkranz ein Gemischter Chor Liederkranz. Zehn Jahre später wurde, wieder wegen wenig
aktive Mitglieder, mit Linse und Buchhagen eine Singgemeinschaft eingegangen. Diese
Singgemeinschaft dauerte von 1975 bis 1988. Auf der Jahreshauptversammlung am 16. Januar
1988 wurde beschlossen, den Gemischten Chor Liederkranz wegen zu wenig aktiven Sängerinnen
und Sängern ruhen zu lassen.
Das Protokollbuch und die Vereinsfahne wurden im Gemeindebüro abgegeben.
- 212 -
Chronik Heyen
18 Wirtschaft in Heyen – Handel und Handwerk
18.1
Die Handwerker in Heyen
(Hermann Wiemann)
Fast alle einheimischen
Einwohner, ob Handwerker,
Steinbruch-,
Werft- oder Landarbeiter,
bewirtschafteten bis in
die Nachkriegszeit einige
Morgen eigenes Land
oder
Pachtland
der
Kirche.
Die
Erträge
dieses
Nebenerwerbs
reichten für die Selbstversorgung
mit
Kartoffeln, Brotgetreide
und
Futter
für
die
Haustiere
aus.
Die
Wegränder in der Feldmark waren verpachtet
und wurden für Ziegen
und andere Haustiere
Alte Schmiede Battmer vor dem 2ten Weltkrieg, abgerissen Ende 1970
gemäht. Wer nicht selbst
mit Pferden oder Kühen
wirtschaften konnte, ließ die Bestellungsarbeiten von Bauern verrichten. Als Gegenleistung
konnten die Bauern Hilfe bei den Erntearbeiten erwarten. Wer in der Ernte die
Lohndreschmaschine der Fa. Scharpenberg benutzen wollte, musste die Zeit rechtzeitig auf einer
Schiefertafel neben der Dreschmaschine anschreiben. Bargeld war knapp, es wurde wenig
verdient. Das Anschreiben beim Bäcker, die umständliche Verrechnung Brot-Mehl-Roggen wurde
erst in den Nachkriegsjahren aufgegeben.
Schmiedemeister Battmer bewirtschaftete mit zwei Pferden einen Kötnerhof, Schneidermeister
Sporleder und Stellmachermeister Reese ackerten mit Kühen. Battmer schrieb seine Rechnungen
am Jahresende zwischen Weihnachten und Neujahr, wenn die Schmiede geschlossen blieb. Die
Bauern bezahlten Rechnungen in der Regel erst nach der Ernte, wenn sie das mit der
Dreschmaschine gedroschene Getreide, Kartoffeln und Rüben verkaufen konnten. Stellmacher,
Schuhmacher, Sattler und Schneider mussten oft bis nach der Ernte warten, bis ihre Forderungen
beglichen wurden. Daher kommt wohl auch das Sprichwort: ,,Herein, wenn es kein Schneider ist’’.
Die Handwerker waren bemüht, sich billige Arbeitskräfte zu beschaffen, die bei ihnen Kost und
Unterkunft erhielten und nicht viel Bargeld verdienten. Früher half der Pastor Lehrlinge aus einem
kirchlichen Waisenhaus zu vermitteln. In einem Kirchenbuch der Pfarre Heyen ist folgender Antrag
aufgezeichnet:
An den Vorstand der Pestalozzistiftung zu Hannover:
...beehre ich mich die ergebenste Mitteilung zu machen, das zu Ostern 1888 der
Schmied Heinrich Battmer und der Schneider Heinrich Sporleder hierselbst, jener
einen Schmiedelehrling dieser einen Schneiderlehrling, aus den Zöglingen der
Pestalozzistiftung zu haben wünschen und erlaube ich mir, die Bitte auszusprechen
falls sich zu Ostern 1888 solche finden, die die betreffenden Handwerke lernen wollen,
das Begehren der genannten Handwerksmeister zu berücksichtigen.
Heyen, d. 21.11.87
Hochachtungsvoll und ergebenst
A. Runge, Pastor
- 213 -
Chronik Heyen
Im Jahre 1951 lernten im Landmaschinenbetrieb Keller fünf, in der Schmiede Battmer zwei und in
der Stellmacherei Reese drei Lehrlinge. Im gleichen Zeitraum sind noch folgende Handwerker zu
nennen: Bäckereien Wilhelm und Karl Baxmann, Malerbetriebe Lindemann und Steinbrink,
Dachdeckerei Mönkemeyer, Tischlerei Fischer, Gärtnerei Sporleder, Sattlerei August Maaß,
Schuhmacher August Sorge und Heinrich Willmer, Frisör Flentge, Schneiderinnen Marta und
Liesbeth Sagebiel und Schmiedemeister Schramm, der in Esperde baute und dort eine Schmiede
einrichtete. Fritz Sorge verkaufte und reparierte u.a. Fahrräder. Auch Heinrich Keller verdiente sein
Geld als Fahrlehrer, auch er reparierte und verkaufte Fahrräder, aber auch Motorräder. Letztlich
müssen auch die Hausschlachter im Nebenerwerb Fritz Möller, Rudi Schönheit und später
Friedrich Willmer genannt werden.
In der Kriegs- und Nachkriegszeit wurde fast nur mit Holz geheizt und gekocht. Die Bauern
verfügten über Kreissägen mit denen das Brennholz geschnitten wurde. Wer keine Kreissäge
hatte, vereinbarte mit dem selbstständigen Zimmermann Hermann Möller (Säge-Möller) einen
Termin. Er kam dann mit einer selbstgebauten fahrbaren Bandsäge, die von einem alten DeutzMotor angetrieben wurde. Seine erste fahrbare Säge hatte kein Getriebe. Die Schaltung bestand
aus einem Hebel, der den Treibriemen vom Leerlauf auf die Riemenscheiben der Säge oder der
Hinterachsenantriebswelle drückte. Im Oberdorf musste immer ein Helfer einen Klotz zur Hand
haben, damit das Gefährt beim Anhalten nicht zurück lief. In den Nachkriegsjahren bekam das
Fahrzeug einen anderen Unterbau mit Getriebe und Bremse.
18.2
Die Steinbrüche
(Reinhard Meyer)
Wie es erdgeschichtlich zu den
Buntsandstein-Aufschichtungen in der
Heyener Gemarkung gekommen ist,
lässt sich im wissenschaftlichen Bericht
von Dr. Jochen Lepper, Hannover,
nachlesen.
Die Steinbrüche am Südhang des
Weserberges waren der Rohstofflieferant für die steinverarbeitenden
handwerklichen Kleinindustriebetriebe.
Die Steinbrüche wurden von der
Arbeiter im Steinbruch mit ihrem Handwerkszeug
Forstgenossenschaft Heyen an die
Betreiber jeweils auf Zeit verpachtet.
Eine Fläche von 7 ha umfasste das Steinbruch-Areal. 8 bis 10 v.H. des erzielten Umsatzes betrug
der Pachtzins. Eine Bedingung des Pachtvertrages war, dass sich die Pächter verpflichten
mussten, den Steinbrucharbeiter in den Sommermonaten für Erntearbeiten bei den Bauern
freizustellen.
Im Protokollbuch der Forstgenossenschaft ist nachzulesen, dass 1925 eine Verpachtung an J.
Davin, Linse, erfolgte. 1939 wurde an August Loges, Friedrich Sporleder und Heinrich Flentje,
jeweils aus Heyen, verpachtet. Ein Steinbruch wurde an Friedrich Flentje aus Kemnade
verpachtet.
Die an den steilen Berghängen gebrochenen Felsblöcke wurden zu Gehwegplatten und
Pflastersteinen verarbeitet. Außerdem waren Mauersteine und Mauerverblender sehr begehrte
Steinprodukte. Der Abtransport der Fertigprodukte erfolgte mit Loren über eigens hierfür verlegte
Feldbahngleise, im Steinbruch und am Weserhang. Anfangs wurden die Steine auf Schiffe
verladen und bis nach Bremen geliefert. Zuletzt nutzte man den beweglicheren LKW Abtransport.
- 214 -
Chronik Heyen
Um 1950 bot die hiesige Steinbruchindustrie viele Arbeitsplätze. Die Steinbrucharbeiter wurden
täglich von Ihren Frauen, in den Ferien von ihren großen Kindern, mit Mittagessen versorgt. Im
Henkelmann brachte man die Portionen zur Mittagspause in den Steinbruch.
Auch Luise S. brachte eines Tages ihrem
Vater das Mittagessen zu Fuß in den
Steinbruch. Zusammen mit anderen
Kindern hatte sie großen Spaß an diesem
Pflichtgang. Der Henkelmann wurde gern
um die Hand durch die Luft geschleudert.
Dabei löste sich plötzlich der Deckel vom
Topf und der stets so schmackhafte
Linseneintopf landete im Eichenlaub.
Schnell sammelte Luise die Suppe mit
beiden Händen wieder auf. Es blieb nicht
aus, dass auch reichlich Eichenlaub mit in
den Topf gelang. Abends erkundigte sich
Mutter Minna bei ihrem Mann Ludwig nach
dem Mittagessen. Ludwig daraufhin: die
Linsen haben wieder sehr gut geschmeckt. Aber das nächste Mal musst du nicht so viele
Lorbeerblätter mitkochen.
In unregelmäßigen Abständen fanden die Steinbrucharbeiter noch Zeit, sich mit
ihren Frauen auf Ausflügen
von der harten Arbeit zu
erholen. So fanden Busfahrten statt, von denen
eine nach Hamburg führte.
Als die großen Firmen in
Bodenwerder, Hameln und
Umgebung expandierten,
lockten sie auch die Steinbrüchler mit hohen Löhnen
und leichterer Arbeit aus
Heyen in ihre Betriebe.
Betriebsausflug der Steinbruchbelegschaft
Es kam zu großen Produktions- und Absatzschwierigkeiten. Die Betonindustrie konnte Gehwegplatten und Mauersteine in großen Mengen viel preiswerter produzieren. Die Natursteinprodukte
waren bald nicht mehr gefragt. Seit etwa 1970 werden in Heyen keine Steine mehr gebrochen.
Ein Wellenstein vom Weserhang des „Heiligen Berges“, gefunden 1987 entstanden vor ca. 225 Mio Jahren.
- 215 -
Chronik Heyen
18.3
Keller Landmaschinen
(Friedel Peter)
1898 baute der Anbauer und Tischler Heinrich
Keller in der Kleinen Straße ein Wohnhaus mit
Nebengebäuden
zum
Unterstellen
einer
Dreschmaschine für Lohndrusch. Zum Antrieb
der Dreschmaschine wurde ein Lokomobil
genommen. Für die Beheizung des Lokomobils
war Kohle nötig, aus diesem Grunde wurde auch
ein Kohlenhandel angefangen. In der Zeit als kein
Lohndrusch nötig war, schraubte Heinrich Keller
mit Helfern Grasmäher zusammen. Die
Grasmäherteile wurden in vormontierten Baugruppen angeliefert.
Sohn Friedrich Keller, geb. 06.12.1896, begann
eine Schlosserlehre in der Blankschmiede in
Osterbrak. Nach der Lehrzeit arbeitete Friedrich
in der größer werdenden Schlosserei seines
Vaters. Mitte der 30iger Jahre wurde das
Lohndreschen aufgegeben.
Friedrich Keller im Gespräch mit Kunden in Ottenstein
Eine immer größer werdende Vielfalt in der Landmaschinentechnik wie Flügelmäher, Mähbinder,
Dreschmaschine, Schlepper, Melkanlagen u.a. wurde
verkauft und instand gesetzt und gehalten.
Hermann Ohm mit Gesellen und Kunden
Nach dem Kauf des Flurstücks Nr. 67/22
im Jahr 1935 konnte die erforderliche
Werkstatt mit Ersatzteillager gebaut
werden.
Einsatz des ersten verkauften Miststeuers, Bauer Ewald Hollstein,
Fahrer Heini Grupe
Marie-Luise, Tochter von Friedrich Keller und seiner Frau Wilhelmine, heiratete 1948 Friedrich
Müller. Friedrich Müller übernahm nach Abschluss der Meisterschule im Schlosserhandwerk die
fachliche Leitung der Werkstatt. Als Meisterstück fertigte er einen Kronleuchter. Dieser
Kronleuchter fand seinen Platz, bis zur Renovierung 1967, in der Kirche zu Heyen. Nach
schlimmer Krankheit starb Friedrich Müller 1958.
1950 bis 1953 wurde eine Schmiede, mit zwei darüber liegenden Wohnungen und eine
Schlepperwerkstatt in Betrieb genommen. Eine Tischlerei, überdachte Stellplätze, eine
Waschanlage für Maschinen und ein neues Büro folgten einige Jahre später. Der Landmaschinen- 216 -
Chronik Heyen
Fachbetrieb beschäftigte in der Zeit 22
Personen. Der Kundenkreis
umfasste
die
Kreise Hameln, Holzminden, Alfeld, Hildesheim und Detmold.
Eine
zweite
Ehe
schloss
die
Witwe
Marie-Luise Müller mit
Heinz-Dieter
Meyer.
Heinz-Dieter Meyer unterstütze
seinen
Schwiegervater in allen
geschäftlichen Angelegenheiten. Im Jahre
Schlepperwerkstatt – Friedel Peter, Hermann Steffen
1972
eröffnete
die
Firma Keller, unter Leitung von Heinz-Dieter Meyer, zusätzlich zum bestehenden LandmaschinenFachbetrieb eine KFZ Werkstatt. 1976 feierte die Firma Keller mit einer Ausstellung ihr 75iähriges
Bestehen.
Sohn Dietrich Meyer sah seine Zukunft in der KFZ
Branche, das war für Heinz-Dieter Meyer die
Entscheidung, den Landmaschinen-Fachbetrieb ab
seinem 60sten Geburtstag an die Firma Steinbrink,
Bremke, zu verpachten.
Paul Zimpel beim Einstellen einer Einspritzpumpe
am Einspritzpumpen-Prüfstand.
18.4
Erinnerungen an die Post in Heyen
(Peter Klatt)
Vergilbte
Postkarten
wecken
Erinnerungen an die Poststelle Heyen:
Alte Briefe und Postkarten , die beim
Kramen in Schubladen eher zufällig
ans Tageslicht gefördert werden,
wecken häufig Erinnerungen an
vergangene Tage. Sie erzählen
darüber hinaus ihre eigene kleine
Geschichte, die Geschichte der
Postsendungen im Wandel der Zeit.
Postkarten sind eine Erfindung des
19. Jahrhunderts. Die ersten Postkarten wurden in Österreich ab 1869, in Preußen ab 1870
verschickt. 1890 wurden auch Ansichtskarten, die sich bald zu beliebten Sammlerobjekten
entwickelten, zugelassen.
Aus der Sammlung der Postkarten, die nach Heyen i. Br. bzw. von Heyen aus versendet wurden,
sind zwei interessante Beispiele abgebildet.
- 217 -
Chronik Heyen
Die älteste Karte von 1900 an Herrn
Wilhelm Pieper ist eine offizielle
Postkarte, die für Mitteilungen aller Art
ohne Beachtung des Briefgeheimnisses diente. Damals wurde die Karte
in der Poststelle Halle mit einem
Eingangsstempel versehen.
Die zweite aus Heyen von Marie
Sagebiel an Marie Pieper vor 1910
versendete Bildpostkarte zeigt eine
frühe
Ansicht
der
Pieperschen
Gastwirtschaft.
Zwar hatte Heyen eine Postannahmestelle in der Regie des jeweiligen Betreibers der Gastwirtschaft am Thie, die Postsachen
wurden aber zunächst von der zentralen Poststelle in Halle von dem dort angestellten Briefträger
per Fahrrad nach Heyen gebracht und bis 1948 auch ausgetragen.
Wilhelm Dröge übernahm am 1.10.1953 alle Postdienste von der Postannahme bis zur
Postverteilung von Wilhelm Wulf. Zu den verantwortungsvollen Aufgaben gehörte die monatliche
Barauszahlung von Invaliden -, Witwen - und Waisenrenten bis in die fünfziger und sechziger
Jahre hinein. Das Kassieren der Rundfunkgebühren und nach dem fulminanten Siegeszug des
öffentlich rechtlichen Fernsehens der höheren Fernsehgebühren gehörte ebenfalls zu den
Aufgaben des Posthalters.
Nach Aufgabe der Gastwirtschaft nahm Wilhelm Dröge die Poststelle mit in sein am Tannenweg
gelegenes Haus. Von dort aus waren er und seine Frau Lieselotte bis zum Erreichen des
Rentenalters 1984 für die Postdienste zuständig. Für den Umzug der Postannahmestelle aus der
Mitte des Dorfes in die Siedlung fand sich im Unterdorf zunächst wenig Verständnis.
Nachfolgerin als Posthalterin wurde Frau Charlotte Zimpel, welche die Postannahmestelle bis 1987
betreute. In diesen Jahren stieg die Zahl der täglich von Heyen aus verschickten Briefe , Päckchen
und Pakete im Vergleich zu den Nachbargemeinden stark an, weil die Massage- Praxis von Willy
Penzel ihre Aktivitäten deutlich steigerte.
Die Dienstleistungen der Poststelle umfassten u.a. den Empfang und die Aufgabe
Telegrammen, die Versendung von Wertbriefen, die Bearbeitung von Postanweisungen,
Kassieren von Nachnahmen, das Führen der Postsparbücher, Ausstellen von Zahlkarten
vieles mehr. Allerdings hatten Banken und Sparkassen zwischenzeitlich für die Verbreitung
bargeldlosen Zahlungsverkehrs gesorgt und mit der Bearbeitung von Daueraufträgen einen
der bislang erbrachten Postdienstleistungen überflüssig werden lassen.
von
das
und
des
Teil
Die Nachfolge von Frau Zimpel trat 1987 Frau Ruth Wessling an. Vorher hatte sie schon als
Vertretung (1985 - 1987) gearbeitet. Ruth Weßling leitete die Poststelle am Tannenweg bis 1995.
Anschließend stand die Postangestellte Ruta Hochmann aus Dohnsen als sogenannte
"Springerin" für die täglichen Schalterstunden zur Verfügung.
Nach Schließung die Poststelle Heyen im Jahr 1998 werden alle Postdienste von der Poststelle in
Bodenwerder betreut.
- 218 -
Chronik Heyen
18.5
Entwicklung der Spar- und Darlehnskasse seit 1904
(Willi Köhls)
Als einer der wenigen Mitwirkenden zur Erstellung o.a. Chronik wurde mir die Aufgabe vom
Festausschuss aufgetragen, über die Gründung und Entwicklung der örtlichen Bank zu berichten.
Hierzu kam mir glücklicherweise meine Sammler- und Aufbewahrungsleidenschaft zu Hilfe,
nämlich auf keinen Fall wertvolle und wichtige Dokumente vorzeitig durch den Reißwolf zu drehen
oder der Müllverbrennung zuzuführen. Diese Dokumente wurden in dem Hause Sporleder / Köhls
bis zum heutigen Tage in dem dort befindlichen Panzerschrank verwahrt, der auch nach der
Umsiedlung der Spar- und Darlehnskasse Heyen / Halle / Eschershausen an dem Standort steht,
wie bei Beginn der Bankgeschäfte im Jahre 1936.
Die Gründungsversammlung fand in der Gastwirtschaft Kurlbaum unter der Leitung des damaligen
Pastors W. Runge statt. Das Statut schrieb vor, dass nur „unbescholtene Personen“ mit Wohnsitz
in Heyen die Mitgliedschaft erwerben konnten. Der zu erwerbende Geschäftsanteil betrug 10
Reichsmark. Anwesend waren, mit o.g. Vorsitzenden, 16 weitsichtige Bürger des Ortes Heyen,
diese gründeten am 22. März 1904 den: „Heyener Spar- und Darlehnskassen- Verein
eingetragene Genossenschaft mit unbeschränkter Haftpflicht“.
Die Originalfassung der ersten Satzung, mit der Benennung der 16 Gründungsmitglieder sowie Eintragungstext des
Herzoglichen Amtsgerichtes Eschershausen: Diese wurden vom o.g. Schriftführer, Pastor Runge von Nr.1 bis Nr. 16 (unter
gez.) namentlich, mit Standes- (Berufs-) Angabe, unter dem „Gründungsprotokoll“ aufgeführt
„Dass vorstehendes Statut eine gleichlautende Abschrift von dem in den Akten des
unterzeichneten Gerichts, den Heyener Spar- und Darlehnskassenverein, eingetragene
Genossenschaft mit unbeschränkter Haftpflicht in Heyen betr. Blatt 7 bis 16
befindlichen Original – Statut ist, wird mit dem Bemerken bescheinigt, dass die
Genossenschaft am 2.April 1904 Band I Blatt 14 des hiesigen Genossenschaftsregister
eingetragen ist
.
Eschershausen, den 2. April 1904
Herzogliches Amtsgericht Gerichtsschreiberfrau Wilkening
- 219 -
Chronik Heyen
Die bei der Gründung gewählte Form: „... mit unbeschränkter Haftpflicht“ wurde im Jahre 1941 in
(e.G.m.b.H.) = beschränkte Haftpflicht umgewandelt. Die Beschränkung, nur Mitglieder mit
Wohnsitz im Orte Heyen, wie sie bei der Gründungsversammlung im Jahre 1904 im Statut
festgelegt war, wurde im Jahre 1941 in die Form umgeändert, dass es im Jahre 1941 im Statut
hieß: “die Beschränkung zum Erwerb der Mitgliedschaft auf Personen mit Wohnsitz Heyen wurde
geändert auf „ Heyen und Umgebung“
Ab Gründungsjahr 1904 bis zum Jahre 1934 wurden die Bankkunden vom damaligen Gastwirt
Wilhelm Kurlbaum betreut. Im Jahr 1935 übernahm der in der Gastwirtschaft Pieper tätige Gastwirt
Eggers für ein Jahr die Stelle des Rechners, anschließend wurde eine Neubesetzung erforderlich.
Ab 1. Januar 1936 ging das Amt des Geschäftsführers auf Hermann Sporleder – dem Vater der
Margarete Sporleder (spätere verheiratete Köhls) über. Margarete Sporleder war im Jahre 1936
gerade einmal 8 Jahre alt, half ihrem Vater in den Bankgeschäften, so gut sie es schon in diesem
Alter konnte.
Die Abwicklung der Währungsumstellung (von Reichsmark auf Deutsche Mark) zum 20. Juni 1948
(die sogenannte Währungsreform) wurde schon gemeinsam mit ihrem künftigen Ehemann (Willi
Köhls) abgewickelt. Hierdurch hat sich dieser die ersten Kenntnisse für seinen späteren Beruf
angeeignet.
Erwähnenswert ist außerdem noch, dass laut Statut das Warengeschäft betrieben werden sollte.
Da aber keine Lagerräumlichkeiten im Besitz der Bank waren, beschränkte sich dieses Geschäft
nur auf den Einkauf von Dünge- und Futtermitteln, die sofort an die Landwirtskunden ausgeliefert
wurden. Es wurde aber zum Vertrieb von Pflanzenschutzmitteln und Ausbringung dieser eine
Pferdegespannspritze angeschafft. Im Jahre 1954 wurde im Orte Heyen in angepachteten
Räumlichkeiten ein Kalthaus errichtet.(Es war das erste Kalthaus im weiteren Umkreis der Kreise
Holzminden und Hameln- Pyrmont). Die Geschäftsführung für dieses Kalthaus wurde ebenfalls
vom Bank- Geschäftsführer Köhls ausgeführt.
Die Tätigkeit für die noch immer selbständige Spar- und Darlehnskasse Heyen ging mit dem Tage
der Fusion mit der Nachbar- Spar- und Darlehnskasse Halle für Willi Köhls zu Ende, indem er dort
als hauptamtlicher Bankleiter angestellt wurde. Hierdurch bedingt wurde aus der ehemals
selbständigen Spar- und Darlehnskasse Heyen eine Nebenstelle der Spadaka Halle. Diese
Geschäftsstelle in Heyen, die auch von der Volksbank Eschershausen weiterbetrieben wurde,
blieb bis zum Ruhestand von Willi und Margarete Köhls am 31. Dezember 1985 bestehen.
Man kann also rückblickend sagen: 50
Jahre Bankstelle in Heyen von 1936 bis
1986, im Hause Sporleder - Köhls, unter
der Führung von Hermann Sporleder
und später seiner Tochter Margarete
Köhls. Da Willi Köhls nach dem Auszug
der Bankenzweigstelle aus dem Hause
Köhls die Notwendigkeit eines eigenen
Bankgebäudes im Orte Heyen erkannte,
bemühte er sich ein halbes Jahr vor
seinem Ruhestand darum, dass die
Bank an einem zentralen Ort in Heyen
ein schmuckes Bankgebäude erstellte.
Die Volksbank Halle war zwischenzeitlich durch eine Verschmelzung zu
einer Zweigstelle der Volksbank Eschershausen geworden.
Dieses Gebäude kann noch heute im Dorfmittelpunkt in Augenschein genommen werden. Nur,
was daraus gemacht wurde, bzw. daraus geworden ist, darüber kann sich jeder Heyener Bürger
selbst seine Gedanken machen.
- 220 -
Chronik Heyen
18.6
Das Gasthaus zur Linde
(Hermann Wiemann)
Am Ausgang des Dorfes Heyen liegt
das ehemalige Gasthaus zur Linde,
das mit einer Scheune des
Nachbarn Rother einen gefährlichen
Straßenengpass
bildete.
1999
wurde die Scheune abgerissen und
die Gefahrenstelle entschärft.
Von 1675 bis 1739 wohnten hier 2
Generationen Rosendahl. Es folgte
durch Einheirat H. Becker aus
Westerbrak. In 6 Generationen
waren dann alle Beckers Schmiedemeister und Krüger.
Das Gebäude trägt im Innenhof am Stallteil die Inschrift: Dieses Gebäude hat erbaut Johann
Friedrich Ludewic Becker und Johanne Loise Beckern gebohrene Korsen. „Gerichtet Anno 1817
den 26 ten Juli vS.“
Wilhelm Becker verließ Heyen und wirkte als Oberingenieur in Halle an der Saale. Die
Gastwirtschaft hatte er verpachtet an Schoppe, den späteren Inhaber des Hotels „Goldener Anker“
in Bodenwerder. Wilhelm Becker überließ sein Besitztum 1896 einer Nichte geb. Brockmann aus
Hajen, die Friedrich Wilhelm Kurlbaum aus Bisperode heiratete. Kurlbaum konnte die
Landwirtschaft aufgeben, denn er war mit der Gastwirtschaft, dem Lebensmittelgeschäft und der
Geschäftsführung der Spar- u. Darlehnskasse Heyen völlig ausgelastet. Die beiden Gastwirte
Pieper und Kurlbaum übernahmen auf dem Schießstand des Schützenvereins im Wechsel den
Ausschank. Sie stellten für Zeltfeste den Platz und die Theke.
Als Ella, die Tochter des Gastwirts Kurlbaum, am 20.7.1935 in Heyen den Kaufmann Schulz aus
Hannover heiratete, erhielten sie ein außergewöhnliches ,,Polterabendgeschenk’’. Jugendliche
stellten in der Nacht Leitern an das Haus. Dann nahmen sie auf dem Hof Wiemann einen
Flachtenwagen auseinander, hievten die beiden Wagengestelle auf das Hausdach und banden sie
fest. Der Wagen wurde auf dem Dach wieder vollständig zusammengesetzt und mit Stallmist
beladen. Am Hochzeitstag war die Bescherung zu bestaunen. Der Gastwirt musste nun wohl gute
Miene zum bösen Spiel machen, wollte er nicht die Jugendlichen als Gäste verlieren. Ob ein Fass
Bier ausreichte das Dach wieder ,,frei zu kaufen’’, vermag ich nicht zu sagen. Im Oktober 1936
wurde diese Ehe wieder geschieden.
Nach dem Tod des Gastwirtes Kurlbaum führten seine Frau mit Tochter Ella Laden und Kneipe
weiter. Die Geschäftsführung der Spar- und Darlehnskasse übernahm Schneidermeister H.
Sporleder. In der Kriegszeit 1939 bis 1945 war nicht viel zu verdienen. Im Laden gab es
Zuteilungen auf Lebensmittelmarken und in der Kneipe nur Molkebier oder ein warmes Getränk mit
Waldmeistergeschmack. Nach dem Krieg kehrte der jüngere Bruder von Ella, Dr. Wilhelm
Kurlbaum, aus russischer Kriegsgefangenschaft heim. Er versprach seiner Mutter auf dem
Sterbebett für seine Schwester zu sorgen, obwohl diese den Besitz erbte. Kurlbaum konnte zu
seinem früherem Arbeitgeber, einer Versicherung in Leipzig, nicht zurück. So entschloss er sich
als Gastwirt und Kaufmann in Heyen zu bleiben. Die Einnahmen in der Nachkriegszeit waren recht
gut, denn die Einwohnerzahl des Dorfes hatte sich durch Ausgebombte und Vertriebene fast
verdoppelt. Nach dem plötzlichen Tod seiner älteren Schwester Ella konnte Dr. Kurlbaum das
Besitztum vom Tierschutzverein, dem Ella lt. Testament alles vermacht hatte, zurückkaufen.
Hier soll einmal der alte ,,Tante Emma’’ Laden beschrieben werden. Durch die Haustür betrat man
einen Flur, der praktisch schon zum Laden gehörte. An der rechten Seite neben der Tür zur
Gastwirtschaft hingen an der Wand Kuhketten, Kälberstricke, Spaten, Forken, Drahtkörbe, Rattenund Mausefallen und andere Dinge. In der Ecke, neben der Haustür, stand ein Petroleumfass mit
- 221 -
Chronik Heyen
einer Pumpe. Man konnte jeweils einen Liter in einen Glasbehälter hochpumpen und durch öffnen
eines Hahnes in die mitgebrachte Flasche abfüllen. Auf der linken Seite des Flures befand sich ein
Tresen mit einer Schüsselwaage. Erbsen, Linsen, Zucker, Salz, Mehl, Nudeln usw. wurden aus
Schubkästen mit einer kleinen Schaufel entnommen und in Tüten oder mitgebrachte Gefäße für
die Kunden abgewogen. Nur wenige Waren wie z.B. Maggisuppen, Puddingpulver, Backpulver
usw. waren fertig abgepackt. Auch Salzheringe, die in einer Tonne mit Eis lagerten, waren
zeitweise zu haben. Da es gelegentlich auch Apfelsinen, Bananen, und andere Früchte aus
warmen Ländern (früher Kolonien) gab, nannten sich solche Läden Kolonialwarenhandlung. 1964
verpachtete Kurlbaum an Frau Inge Hollstein. Nachfolger waren ab 1969 Mende bis 1973 und ab
1975 Helmut Damrau der 1983 die frühere Gastwirtschaft Pieper übernahm. Dr. Kurlbaum starb
1995 unverheiratet mit 95 Jahren. Das Fachwerkhaus Twetje 2 wurde unter Denkmalschutz
gestellt.
18.7
Das Gasthaus am Thie – „Pieper“
(Peter Klatt)
Gastwirtschaften
gehörten
immer zum Dorfleben, sie
waren die Treffpunkte für
Unterhaltung und Information
sowie für die Entfaltung von
Lebensfreude
und
die
Erfahrung von Trauer in der
dörflichen
Gemeinschaft.
Stammtische wurden rege
besucht
und
die
Übungsabende
des
Gesangvereins fanden stets
ein
sachverständiges
Publikum bei Bier, Korn und
blauem Dunst.
Dorfpolitik wurde stets an der
Theke, bisweilen mit missionarischem
Eifer, gemacht.
Höhepunkte der Geselligkeit aber waren die obligatorischen Skatturniere, die Schüsseltreiben der
Jäger und Treiber nach erfolgreicher Treib- oder Drückjagd und die diversen Bälle, die in
festgelegter vom jeweiligen Jubiläum eines Vereins bestimmten Reihenfolge die dunklen Monate
des Jahres auflockerten.
Das alte Gasthaus Pieper bis 1901
Familienfeiern von der Taufe über die Konfirmation bis zur Verlobung, dem Polterabend und der
Hochzeit, Silberhochzeit, bisweilen auch der goldenen Hochzeit sowie herausragenden
Geburtstagen von Honoratioren wurden seit jeher in Gastwirtschaften mit Festmahlen und
adäquaten Getränken unter Beteiligung aller Freunde und Verwandten ausgerichtet.
Nach einer Beerdigung wurde immer dann zum Kaffeetrinken in die Gastwirtschaft eingeladen,
wenn die eigenen Räumlichkeiten für die Aufnahme der Trauernden aus Familie, Freundeskreis
und Vereinen nicht ausreichte. Nach Kaffee und Zuckerkuchen gab es häufig belegte Brötchen mit
Bier und auch härtere Getränke.
In der Gastwirtschaft Pieper wurden die Heyener über Generationen gastronomisch versorgt. Das
an der Dorfkreuzung am Thie im Jahr 1902 erbaute repräsentative Gasthaus ersetzte das alte
Fachwerkgebäude, in dem Wilhelm Pieper ab 1885 mit seiner Ehefrau Friederike, geborene
Battmer, seine Gastwirtschaft zusammen mit einem Kolonialwarenladen und Ausspann betrieb.
Viele Kunden kauften die Dinge des täglichen Bedarfs zu jener Zeit "auf Buch" und bezahlten je
nach ihrer Kreditwürdigkeit wöchentlich oder monatlich das "Angeschriebene". Der "Abendtrunk"
- 222 -
Chronik Heyen
Bier wurde noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts frisch vom Fass gezapft und in einer Kanne von
den Kindern oder den Mägden in die umliegenden Häuser geholt. Flaschenbier in der heute
üblichen Abfüllung mit Kronkorken bzw. Schnappverschluss gab es um die Jahrhundertwende
noch nicht.
Wilhelm
Piepers
Vater
Heinrich,
aus
Kemnade
stammend, übernahm nach
seiner Heirat mit der aus der
Gastwirtschaft
Nr.22
stammenden Johanna Ricke
den von seiner Frau ererbten
Familienbetrieb. Nach seinem
frühen Tod heiratete seine
Witwe wieder und betrieb mit
ihrem zweiten Mann "Söftje"
die Gastwirtschaft so lange
weiter, bis ihr aus erster Ehe
stammender Sohn Wilhelm
(geb. 1.05.1858) diese im
Jahr 1885 zusammen mit
seiner Ehefrau Friederike,
geborene
Battmer,
übernehmen
konnte.
Piepers
1901 bis 1902 errichtetes Gasthaus an gleicher Stelle
Gasthaus erwarb bald in der
Region
einen
großen
Bekanntheitsgrad, zumal der repräsentative Neubau mit Schankraum, Klubzimmer, Küche und
Saal allen gastronomischen Ansprüchen der Zeit entsprach. Für Übernachtungen standen einige
Fremdenzimmer zur Verfügung. Der Laden war durch eine ca. 3,5 Meter breite Ladentheke zum
Flur hin geöffnet, Nach Ladenschluss konnte er durch eine Rolljalousie abgetrennt werden.
Wilhelm Pieper betätigte sich als Kaufmann, Gastwirt und Posthalter bis 1928. Seine
Landwirtschaft übernahm Schwiegersohn August Henneke, der seit 1910 mit Tochter Marie
verheiratet war. Sein Sohn, Hermann Pieper, war als gelernter Kaufmann Geschäftsführer der
Firma Reese (Pudding) in Hameln und leitete später das Unternehmen in Düsseldorf. Da sich in
der Familie Pieper kein Nachfolger zur Weiterführung des Betriebs fand, mussten Laden und
Gastwirtschaft verpachtet werden. Ab 1928 übernahm Familie Stoffregen für 6 Jahre die
Weiterführung der Gastwirtschaft, der Post und des Ladens. Von 1934 bis 1938 folgte der Familie
Stoffregen die Pächterfamilie August Eggers. Ab 1938 führte Ehepaar Wilhelm Wulf den Betrieb
und bewirtschaftete ihn bis 1953. Ab Oktober 1953 pachteten Lieselotte und Wilhelm Dröge die
Gastwirtschaft mit Laden und Poststelle von Frau Ria Heinrichs, der Enkelin des Wilhelm Pieper.
An den wirtschaftlichen Aufschwung der fünfziger Jahre, der immer mehr Familien einen gewissen
Wohlstand brachte, können sich die über Sechzigjährigen sicher noch gut erinnern. Ohne Zweifel
profitierte auch die dörfliche Geselligkeit von dieser Entwicklung, da sich die Jugend häufiger den
Besuch der Kneipe leisten konnte. Ein Glas Bier kostete damals 25 Pf, ein Flasche Sinalco ebenso
viel. Als besonderer Höhepunkt ist dem Verfasser die Übertragung der Fußballweltmeisterschaft
1954 von Bern in Erinnerung, zu welcher der in Heyen lebende Händler Sörgel ein Schwarz- WeißFernsehgerät lieferte, das im Klubzimmer von vielen Gästen umlagert war. Der Fernsehabend
beim "Boss" bot über mehrere Jahre Abwechslung und Information für die Jugend und jene
Junggesellen, die keine familiären Pflichten hatten. Ein weiterer Höhepunkt mit großer Resonanz
und heißen Debatten bei den Thekengästen war die viele Stunden andauernde Übertagung der
Mondlandung 1969 von N. Armstrong in Farbe. In den sechziger Jahren zog das Fernsehgerät in
alle Wohnstuben ein. Damit verlor der Kneipenbesuch viel an Attraktivität. Das "Pantoffelkino",
förderte zwar den Flaschenbierumsatz pro Haushalt, führte aber zu Umsatzrückgängen beim
Bierausschank in der Gaststube.
Die Verschärfung der Promille-Grenzen für die Fahrer eines Kraftfahrzeugs in den siebziger
Jahren führte zu einer weiteren Reduktion des Ausschanks alkoholischer Getränke. Der
- 223 -
Chronik Heyen
Stammtisch der Heyener Landwirte, Handwerker und Gewerbetreibenden, der als feucht-fröhliche
"Dämmerrunde" über den Ort hinaus auch viele Gäste aus den Nachbargemeinden über mehr als
zwei Jahrzehnte angezogen hatte, verlor nun seine Anziehungskraft für seine auswärtigen
"Mitglieder". Ab 1966 wurde der Laden von Lieselotte Dröge aufgegeben und an Wilgard und
Helmut Schmidt verpachtet.
1975 verkaufte die Besitzerin das Anwesen an Ruth Scharpenberg. Nach kurzer Zeit wurde die
Scheune des Anwesens aufwändig umgebaut. Parterre wurde ein über 100 m² großer
Verkaufsraum zur Selbstbedienung errichtet, in den der Laden von Schmidts aus den beengteren
Räumlichkeiten des Haupthauses hin verlegt wurde. Die darüber liegende neue Wohnung bezog
Familie Schmidt und wohnte dort bis zur Aufgabe des Ladens im Jahr 1983. Kauffrau Elke
Natschke aus Holzminden übernahm anschließend die Pachtung und führte den Laden bis 1995.
Danach fand sich kein Pächter mehr für das in Konkurrenz zu den Discountläden der näheren
Umgebung stehende Geschäft.
Nach Aufgabe der Gastwirtschaft durch Familie Dröge erfolgte der Umbau des Haupthauses mit
der Verlegung des Thekenraumes und der Erweiterung der Klubräume. Erste Pächter in den
umgestalteten Räumlichkeiten waren Ute und Dieter Tomaszewski, die die Gastwirtschaft bis 1983
führten. Als nächste Pächter der Gastwirtschaft übernahmen Margret und Helmut Damrau ab
November 1983 die Bewirtschaftung im Nebenerwerb. Nachteile für die wirtschaftliche Führung
des Hauses ergaben aus dem Fehlen eines Saales zur Ausrichtung größerer Feierlichkeiten. Das
Dorfgemeinschaftshaus mit seinen besseren Möglichkeiten wurde immer stärker zur Konkurrenz
und entzog der Gastwirtschaft einen wesentlichen Teil ihrer wirtschaftlichen Basis. Die veränderten
Konsum- und Kommunikationsbedürfnisse ließen der traditionell geführten Dorfkneipe leider keine
Überlebenschance. Am 1.03.1989 schloss das Gasthaus Damrau seine Pforten. Die
nachfolgenden Pächter der Gastwirtschaft (Günter Kellner und danach Grit Rietig) gaben jeweils
nach wenigen Monaten die Pachtungen auf, sodass ab 1992 der Gaststättenbetrieb endgültig
eingestellt wurde.
In das Nebengebäude wurden bereits ab 1991 Wohnungen eingebaut. Später erfolgte auch der
Umbau der Gasträume zu Wohnzwecken. Das Haus sah in den Folgejahren eine Vielzahl von
Mietparteien. Am 1.01.2003 ging das Anwesen in den Besitz von Herrn Wolfgang Fröhlich aus
Esperde über.
18.8
Vier Generationen Malerfachbetrieb Lindemann - Seit 1884 -
Der Malerfachbetrieb Lindemann in Heyen kann 2004
sein 120jähriges Bestehen feiern und darf mit Recht
stolz darauf sein, dass inzwischen vier Generationen
den Beruf dieser Firma und dieses Meisterbetriebes
mit Qualitätsarbeit, Vielseitigkeit und Preiswürdigkeit
bei zufriedenen Kunden und Auftraggebern nah und
fern rechtfertigen konnten. Ob es sich nun um privaten
Service handelte, um Inanspruchnahme durch Firmen
oder öffentliche Aufträge, die Firma Lindemann erwarb
sich in den 120 Jahren ihrer Existenz seit 1884
vielfältiges Vertrauen, ging stets mit der Zeit und kann
auch heute mit aktuellen Angeboten und modernstem
Service in sämtlichen Malerarbeiten, bei Fassadenanstrichen und Vollwärmeschutz, Teppichbodenverlegung und im PVC-Beläge-Bereich wie in der
reichhaltigen Tapeten-Auswahl aufwarten. Und mit der umfangreichen Leistungspalette kann auch
stets in vielen Projekten von Kirche und Kommune, Industrie und im Privatbereich der Beweis
sorgfältiger und fachkundiger Arbeit verbunden werden.
- 224 -
Chronik Heyen
Da die Gemeinde Heyen 2004 ihren 1000.Geburtstag feiern kann, ist das 120jährige Bestehen der
Firma Lindemann auch ein Teil der Ortsgeschichte und darf in diesem Zusammenhang
eindrucksvoll gewürdigt werden.
So mancher Einwohner der Nordkreisgemeinde weiß sicherlich nicht, dass der Malerfachbetrieb
einmal aus einer Drechslerei hervorgegangen ist, die Friedrich Lindemann (geb. am 28.Juli 1857)
innehatte. Friedrich Lindemann, der Urgroßvater des jetzigen Meisters Ralf Lindemann, hatte
zunächst das Drechslerhandwerk erlernt und arbeitete die ersten Jahre im elterlichen Betrieb.
Gefertigt wurden damals vorwiegend Spinnräder und Gerät zur Textilherstellung wie
beispielsweise Haspeln.
Noch heute kann man im Hause Lindemann, Gönne 9, gediegene Arbeiten des früheren
Drechslers Friedrich Lindemann bewundern, der bald erkannte, dass diese Seite des Handwerks
keine große Zukunft hatte.
Er begann schon in jungen Jahren Landschaften und Portraits zu malen, und einige Exponate wie
Zeugen seines vielseitigen Könnens kann man noch heute in Heyen bewundern. Und weil er so
gut mit Farbe und dem Pinsel umgehen konnte, entschloss er sich nun zu einer zweijährigen Lehre
als Maler in einem Meisterbetrieb in Kemnade. Nach bestandener Abschlussprüfung gründete er
1884 eine eigene Existenz.
In der Umgebung von Heyen gab es bald kaum einen Maler, den er nicht ausgebildet hatte.
Zahlreiche Gotteshäuser wurden von ihm renoviert, restauriert und gestaltet. Sein Sohn Friedrich
(geb. am 25.Juni 1883) lernte im Betrieb des Vaters und besuchte einige Semester die „Private
Malerschule“ in Hameln. Er absolvierte am 19.März 1926 die Meisterprüfung und führte die Firma
bis zu seinem Tode am 23. November 1935.
Sein Vater – nun inzwischen 78 Jahre alt geworden – übernahm wieder die Leitung des
Familienunternehmens , und der Großsohn Ludwig (geb. am 31. Juli 1922) erlernte ab 1937 bei
ihm das Malerhandwerk.
Mit mehreren Gesellen wurde der Betrieb weitergeführt, bis Ludwig Lindemann 1941 zum
Kriegsdienst eingezogen wurde. 1942 starb Friedrich Lindemann im Alter von 85 Jahren, und nach
dem Ende des Zweiten Weltkrieges baute Ludwig Lindemann den Malereibetrieb wieder auf. Er
besuchte von 1946 bis 1948 die Werkkunstschule Hannover, absolvierte 1948 die Meisterprüfung
in Göttingen und führte die Familienfirma bis 1960.
Ab 1945 ging sein Bruder Wilhelm (geb. am 12. November 1930) bei ihm in die Lehre und
besuchte anschließend die Malerschulen in Lemgo und Buxtehude. Nach der Meisterprüfung am
27. März 1953 im Maler- und Lackierhandwerk übernahm er nun ab 1960 den Betrieb, in dem auch
sein Sohn Ralf beim Vater das Malerhandwerk erlernte.
Wilhelm Lindemann fungierte bis zu seinem Tode 1984 als stellvertretender Obermeister der
Maler- und Lackierer- Innung Holzminden. Nach dem frühen Tode des Vaters war nun der Sohn
Ralf (geb. am 22.März 1961) gefordert, die Familientradition ab 1984 fortzusetzen. 1985 bestand
er in Hildesheim die Meisterprüfung.
Damit ist nun der Betrieb seit vier Generationen in Familienbesitz und präsentiert sich als
gesundes Familienunternehmen.
- 225 -
Chronik Heyen
18.9
Malerfachbetrieb Semper - seit 1972
Der Betrieb wurde im Jahr l972 von Manfred
Semper gegründet. In Goslar wurde er zum
Maler- u. Lackierer ausgebildet und kam l957
nach Heyen.
Nachdem er einige Jahre Erfahrung im In- u.
Ausland erworben hat, legte er l969 vor der
Handwerkskammer Hildesheim die Meisterprüfung ab. l972 wurde er als selbständiger
Handwerksmeister in die Handwerksrolle
eingetragen.
Familie Semper v. l. Armin, Axel, Elfi und Manfred, Mitarbeiter
In den ersten Jahren arbeitete er allein, nach
Festigung der Betriebsstruktur stellte er
weitere Mitarbeiter ein und bildete im Laufe der Jahre mehrere Lehrlinge aus.
Seine Söhne traten in seine Fußstapfen und legten l995 und l997 ebenfalls vor der
Handwerkskammer Hildesheim im Alter von 23 Jahren die Meisterprüfung ab. Der älteste Sohn
übernahm l998 die Fa. H. Wittmoser GmbH in Hameln.
Der Zweitälteste Sohn übernahm l999 nach Erkrankung des Vaters den elterlichen Betrieb. Beide
Brüder arbeiten mit ihren Betrieben eng zusammen.
Heute ist der Betreib ein leistungsfähiges Familienunternehmen, welches mit Hilfe von zwei
Fachkräften und einem Azubi allen Anforderungen gerecht wird.
18.10 Massivmöbel Diekmann - seit 1986
Die Tischlerei wurde 1986 von Sabine und
Heinz Diekmann gegründet. Tätigkeiten
waren in den ersten Jahren überwiegend
Bautischlerarbeiten
und
gelegentlich
Möbelstücke. Die Werkstatt hatte eine
Größe von 100 qm,
Die Werkstatt wurde für 1 Meister, 2
Gesellen und 1 Lehrling zu klein. Eine
neue Werkstatt mit 540 qm wurde 1990/91
gebaut. Die Produktion wandelte sich
immer mehr zur Möbeltischlerei.
Die Firma Diekmann Massivmöbel wird
durch die Beteiligung an großen und
kleinen Messen überregional. Die Möbelfertigung wird zum wichtigsten Standbein.
Um die Vermarktung auch außerhalb der Messen professionell durchführen zu können wurde 1995
in Hameln in der Fußgängerzone ein Geschäft für Massivholzmöbel eröffnet.
1999 Planung eines eigenen Ausstellungshauses. Auf der Verbrauchermesse Infa`99 in Hannover
mit ca. 1700 Ausstellern, erlebt die Firma Diekmann Massivmöbel ihren bisherigen größten Erfolg
im Punkt Öffentlichkeitsarbeit. Der Radiosender NDR 1 und der Fernsehsender N 3 berichten über
Möbelstücke die nach den Kriterien von Feng Shui gestaltet wurden.
- 226 -
Chronik Heyen
2001 Eröffnung eines Ausstellungshauses mit 450 qm
Ausstellung.
Die
Ausstellungsräume
werden
neben der Warenpräsentation
auch
für
kulturelle
Veranstaltungen und Seminare
genutzt. Runde Küchen in
eckige
Räume
konstruiert
bilden einen Schwerpunkt der
Ausstellung.
2003 Verleihung des Titels Tischlerei des Jahres - am
13.3.2003 wird die Tischlerei
Diekmann
von
einer
unabhängigen Jury unter 2000
Tischlereien zur Tischlerei des
Jahres gewählt.
18.11 Meyer´s Meister Betrieb - seit 1998
Gegründet wurde der Betrieb in
Heyen am 01. September 1998 vom
KFZ-Techniker-Meister
Dietrich
Meyer. Die Gründung erfolgte in
Teilen der Gebäude des früheren
Familienbetriebes Friedrich Keller
GmbH & Co. KG.
Mit
einem
großen
Anteil
an
Eigenleistung und der Hilfe aus
Familie und Freundeskreis wurde die
Büro- und Betriebsstätte umgebaut,
modernisiert und neu eingerichtet.
In den ersten 3 Jahren nach der
Gründung konnte Dietrich Meyer die
anfallenden Aufgaben allein bewältigen. Die Auftragslage entwickelte sich dann aber so positiv,
dass bereits Anfang August 2001 ein Geselle eingestellt werden konnte.
Anläßlich der Feier zum 3 jährigen Bestehen der Firma MMB im Jahre 2001 konnten im Rahmen
einer Ausstellung Neufahrzeuge des Herstellers Peugeot ausgestellt und zum Kauf angeboten
werden. Seither werden diese Neufahrzeuge auch über die Firma MMB bestellt und ausgeliefert.
Damit ist es in Heyen wieder möglich ein Neufahrzeug zu kaufen, und den vollen Service dazu zu
bekommen.
Der Tätigkeitsbereich der Firma MMB lag und liegt im Bereich der kompletten Wartungs-, Serviceund Reparaturarbeiten für alle KFZ Fabrikate, mit einer Spezialisierung auf die Fahrzeuge des
Herrstellers Peugeot.
- 227 -
Chronik Heyen
18.12 AKUPUNKT-MASSAGE nach Penzel
„Heyen ist der Nabel der Welt“ - sagen APM-Therapeuten, denn - hier in dieser kleinen
niedersächsischen Gemeinde im Weserbergland werden seit über 20 Jahren Angehörige aller
medizinischen Berufe und Assistenzberufe in APM nach Penzel ausgebildet, werden seit 30
Jahren medizinische Waren und Literatur versandt, werden Patienten seit fast 30 Jahren behandelt
und seit 25 Jahren inzwischen über 4.000 Mitglieder betreut. Heyen ist die Weltzentrale der
AKUPUNKT-MASSAGE nach Penzel.
Willy Penzel, der Pionier der nach ihm benannten AKUPUNKT-MASSAGE wurde
1918 in Wattenscheid geboren. Nach dem Militärdienst arbeitete Willy Penzel im
Schiffbau und als Landmaschinenschlosser. Im Weserbergland lernte er seine
spätere Frau, Irmgard Steinbrink, verwittwete Meyer, (Heyen, Neuer Weg 11),
kennen. Sie heirateten und zogen zunächst nach Bad Pyrmont.
Veranlasst durch eine lebensbedrohliche Lebererkrankung seiner Frau, die
ärztlicherseits austherapiert war, begann Penzel sich Mitte der fünfziger Jahre mit
Medizinliteratur zu befassen. So wurde er auf das Buch des Autors von Puttkamer
„Organbeeinflussung durch Massage“ aufmerksam. Die Erkenntnisse aus dem Buch setzte er an
seiner jungen Frau um. Die Erfolge waren bemerkenswert. Irmgard Penzel konnte schon wenige
Wochen später nach Hause zurückkehren und wurde vollkommen gesund. Sie überlebte ihren
Mann um 3 Jahre.
Fortan betrieb Penzel seine nichtuniversitäre Fortbildung in medizinischen Disziplinen und
besuchte u.a. das Ludwig-Boltzmann-Institut in Wien. Hier lernte er den „Akupunktur-Papst“ Prof.
Dr. med. Johannes Bischko kennen und besuchte einige seiner Vorlesungen und Seminare. Dies
alles floss in die Entwicklung seines Behandlungskonzeptes ein, das er Akupunkt-Massage
nannte. Die AKUPUNKT-MASSAGE nach Penzel -APM® war geboren. Um die Therapie beim
Patienten auch anwenden zu dürfen, liess er sich zum Masseur/med. Bademeister ausbilden und
fand in den sechziger Jahren Anstellung in einem Krankenhaus in Bad Pyrmont. Hier hatte er
Gelegenheit, seine APM bei einem größeren Kreis von Patienten anzuwenden. Bald schon wurden
Kollegen auf ihn aufmerksam und die ersten Fortbildungen begannen.
Um den steigenden Schülerzahlen gerecht werden
zu können, löste Willy Penzel sein Arbeitsverhältnis
mit der Klinik und gründete 1971 sein Lehrinstitut
Penzel in Bad Pyrmont. Bald wechselte er in
größere Räumlichkeiten im westfälischen Lügde. Die
ersten Auslandskurse fanden in Norwegen, der
Schweiz und in Österreich statt. Mitte der siebziger
Jahre verlegte er seinen Lebensmittelpunkt nach
Heyen bei Bodenwerder, dem Geburtsort seiner
Frau. Hier entstand zunächst
die Verwaltung und 1983 seine
Pyramide (der ägyptischen
Cheops-Pyramide
nachgebaut), das Lehrinstitut für
AKUPUNKT-MASSAGE nach
Penzel, die zentrale Ausbildungsstätte für Deutschland. 1978 gründete
Penzel den Internationalen Therapeutenverband AKUPUNKT-MASSAGE
nach Penzel e.V.. Es wurden in der Folge Untergliederungen in der Schweiz
(1979) und in Österreich (1980) gebildet.
Als Willy Penzel am 18.04.1985 verstarb, hatte er seinem Nachfolger Günter Köhls bereits die
Führung seines Hauses und die Verantwortung für sein Lebenswerk übertragen. Günter Köhls,
ältester Sohn von Margarete und Willi Köhls (Heyen, Gönne 2), entwickelte früh Interesse an dem
Wirken von Willy Penzel und erkannte sehr bald das Potential, das in diesem bahnbrechenden
- 228 -
Chronik Heyen
Therapieverfahren steckte und entschied sich gemeinsam mit seiner Frau Karin, Tochter von
Lieselotte und Paul Klettke, (Heyen, Gönne 11), für die Arbeit an Penzels Seite.
Das Lehrinstitut für AKUPUNKT-MASSAGE nach Penzel besuchen heute Schüler aus allen fünf
Kontinenten. Es wird hier ganzjährig unterrichtet. In den vergangenen 20 Jahren fanden in Heyen
über 1.000 Kurse mit über 50.000 Teilnehmern statt. Im Jahr werden heute etwa 12.000
Übernachtungen in Heyen und den umliegenden Orten gezählt. Seit Bestehen des Lehrinstitutes
hier am Ort konnten insgesamt 150.000 Übernachtungen verbucht werden. Überwiegend werden
die Gäste in den zahlreichen Privatquartieren in Heyen in familierer Atmosphäre untergebracht. Im
Ausland führt das deutsche Lehrinstitut regelmässig Lehrgänge in Österreich sowie in der
Schweiz durch. Selbstständige Zweigschulen befinden sich in Israel, Italien, Norwegen, Slowenien,
Spanien, Tschechien und Ungarn. Parallel zu den in Heyen stattfindenden Kursen werden noch bis
zu 90 medizinische Lehrgänge (u.a. auch im Bereich Tiermedizin) pro Jahr im In- und Ausland
organisiert und personell betreut.
In der Heyener Zentrale, die neben der Schule auch noch ein Gesundheitszentrum mit
angeschlossener APM-Praxis sowie integrierter selbstständiger homöopathischer Arztpraxis,
eine Handels-Gesellschaft, einen kleinen Buchverlag, einen veterinärmedizinischen
Schulungsbetrieb
und die Geschäftsstelle des Internationalen Therapeutenverbandes
AKUPUNKT-MASSAGE nach Penzel e.V., beherbergt, arbeiten inzwischen 22 festangestellte
Mitarbeiter und zeitweise etwa 50 freiberuflich Tätige als Lehrassistenten.
Seit 1999 wird Heyen als Penzel - Kurort mit der „APM-Kur im Weserbergland“ beworben. In 3
Gästehäusern, den Häusern Wernita I + II sowie den m.a.i. - Appartements in unmittelbarer Nähe
zum Gesundheitszentrum werden Gäste in komfortablen 1 und 2 - Bettzimmern untergebracht.
1978 wurde aus der Arbeitsgemeinschaft für AKUPUNKT-MASSAGE nach Penzel der
Internationale Therapeutenverband AKUPUNKT-MASSAGE nach Penzel e.V. mit 2 Sektionen in
Österreich und der Schweiz. Der Interessen-/Berufsverband hat seinen Sitz in Heyen. Er leistet
Fortbildungstätigkeit,
Öffentlichkeitsarbeit
(u.a
Kongresstätigkeit,
Vortragsreisen,
Veröffentlichungen in der Fachpresse), Berufsberatung, gibt eine Quartalsmitgliederzeitschrift
heraus und nimmt 6 Mal im Jahr in Heyen die Prüfung der ausgebildeten APM-Therapeuten ab.
Der Verband betreut derzeit über 4.000 Mitglieder.
Im Oktober 1993 würdigte die Gemeinde Heyen, im Beisein der Penzel-Tochter Doris Oswald und
ihren 3 Töchtern Undine, Diana und Laura, seinen verdienten Bürger Willy Penzel mit der
Benennung der Straße im Bereich seiner Schulgebäude in „Willy-Penzel-Platz“.
18.13 Bäckerei Wilhelm Baxmann - seit 1884
Im
Jahre
1884
richtete
der
Bäckermeister Heinrich Baxmann im
Haus Nr. 58b, in der heutigen
Esperder Straße, eine Bäckerei ein.
Am 5. Mai 1924 verstarb er und sein
Sohn Wilhelm Baxmann, geboren am
27.02.1906 übernahm die Bäckerei.
Die Bäckerlehre absolvierte er in der
Bäckerei des Vaters. Am 5. März 1934
legte er die Meisterprüfung ab. Im
Oktober 1934 heiratete Wilhelm
Baxmann seine Frau Dora, geborene
Wassmann, mit der er dann
gemeinsam
die
Bäckerei
und
Kolonialwaren führte.
Ansicht des alten Wohn- und Backhauses
- 229 -
Chronik Heyen
Im Jahre 1965 baute er den ersten elektrischen Backofen ein und das Geschäft florierte.
Im Jahr 1938 wurde der Sohn Wilhelm Baxmann geboren, der seine Bäckerlehre von 1953 bis
1956 bei der Bäckerei Wilhelm Vogt in Kemnade machte.
Nach der Lehre ging er zurück in den elterlichen Betrieb
und machte 1961 seine Meisterprüfung. Am 1. Januar
1971 übernahm Wilhelm Baxmann mit seiner Frau
Hannelore, geborene Rakemann, das Geschäft der Eltern.
Nach vielen Umbauten und Renovierungen des
Wohnhauses, der Backstube und des Ladens wurde der
zweite elektrische Backofen 1978 eingebaut.
Der Sohn Friedhelm Baxmann machte von 1978 bis 1981
eine Bäckerlehre bei der Bäckerei Wegener in Hameln.
Seine ersten Gesellenjahre verbrachte er in der Bäckerei
Wedekind in Bodenwerder. Anschließend kam er dann in
den elterlichen Betrieb und machte 1985 seine
Meisterprüfung. Aus Gesundheitsgründen konnte er
seinen Beruf leider nicht weiter ausüben und schulte um.
Da war die Tochter von Wilhelm und Hannelore Baxmann
zur Stelle. Angela Narten, geborene Baxmann, erlernte
von 1989 bis 1991 das Bäckerhandwerk bei Ihrem Vater.
Im Jahre 1999 legte sie vor der Handelskammer
Hildesheim ihre Meistprüfung ab und führt seither
gemeinsam mit den Eltern die erfolgreiche Bäckerei.
18.14 Gärtnerei Sporleder
Im Frühsommer 1951 wagte Helmut Sporleder
den Schritt in die Selbständigkeit. Der Beginn
war ein kleiner Hof mit Feld und Vieh und
einem kleinen Grundstück für ein Gewächshaus
und einige Frühbeete.
Einige Jahre später heiratet er seine Frau
Marie-Luise, geb. Lohmann. Gemeinsam wurde
in den Aufbaujahren Gemüse produziert, im
Gewächshaus sowie draußen auf dem Feld. So
nach und nach wuchs nicht nur die Gärtnerei
sondern auch die Familie, und aus dem
Hofbetrieb wurde eine stattliche Gärtnerei.
Ansicht des Wohnhauses
Nachdem Mähdrescher, Kühe und Hühner abgeschafft waren, konnte man der wachsenden
Nachfrage nach Blumen gerecht werden. Als das Grundstück an der Gönne vorn und hinten nicht
mehr ausreichte, wurde vor etwa 20 Jahren auf dem Grundstück an der Twetje durch Landzukauf
und den Bau von Gewächshäusern der Betrieb erweitert. Während dieser Zeit wurden auch die
Kinder Julia, Ulrich und Hermann mehr in das Betriebsgeschehen einbezogen. Julia, gelernte
Bankkauffrau, übernahm das Büro und Ulrich und Hermann, beide gelernte Gärtner, nach und
- 230 -
Chronik Heyen
nach den Betrieb. Anfang der 80iger Jahre ging der Betrieb fest an Ulrich und Hermann Sporleder,
beide inzwischen Gärtnermeister, über und die Firmengründer Marie-Luise und Helmut Sporleder
konnten in den verdienten Ruhestand gehen.
Der Betrieb in Heyen umfasst heute 5000 m² beheizter Gewächshausfläche, sowie einer erst vor
einigen Jahren neu gebauten Verkaufsfläche mit über 1000 m². Vor knapp 4 Jahren wurde in Bad
Münder ein zweiter Betrieb dazu
gekauft.
Heute ist der Betrieb einer der größten
Endverkaufsgärtnereien und mit einem
Personalbesatz von 25 Mitarbeitern
ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in
dieser Region. Im Jahre 2002 wurde
der Betrieb vom Zentralverband
Gartenbau zur 4-Sterne-PremiumGärtnerei ausgezeichnet.
18.15 Versicherungs-Generalagentur Meyer - seit 1969
Das Versicherungsbüro Meyer besteht in Heyen seit dem
01.05.1969.
Als
kompetenter
Partner
in
Versicherungsfragen
arbeitete
Gerhard
Meyer
nebenberuflich bis zum 31.03.1993 für eine Gesellschaft in
dieser Region. Nach dem Fall des Monopolrechts
wechselte er 1993 das Unternehmen und gründete
zusammen mit seiner Frau Bärbel die Hauptvertretung
Meyer.
Bis 1993 konnte man aufgrund des Monopols nur in einer
begrenzten Region versichern. Da dieser Gebietsschutz
weggefallen ist, war es ab dem Zeitpunkt möglich, im
weiteren Umland zu arbeiten. Die Agentur Meyer betreut
heute Kunden weit über die Ortsgrenzen hinaus.
In Zeiten, in denen die Konkurrenz größer und die
allgemeine Marktlage schwieriger wird, hat es der aus
Heyen stammende Gerhard Meyer immer verstanden, die
Kunden, Freunde und Bekannte, vertrauenswürdig mit den
Versicherungsleistungen zu überzeugen. Das heißt man nimmt sich gerne die Zeit, um unter dem
Gesichtspunkt des individuellen Bedarfs festzustellen, welcher Versicherungsschutz für die
Kunden sinnvoll und empfehlenswert ist. Weiter bedeutet das auch, dass der Service eindeutig im
Mittelpunkt der täglichen Arbeit steht und nicht erst dann, wenn der Kunde im Schadenfall
engagierte Hilfe benötigt.
Seit dem Jahr 2000 arbeitet auch der Sohn Andreas Meyer (Bankkaufmann und
Versicherungsfachmann) hauptberuflich an der Seite seines Vaters. Die Aufgaben, Anforderungen
und Herausforderungen sind vor allem in den letzten 10 Jahren erheblich gestiegen. Aus diesem
Grund hat sich die Zusammenarbeit und Aufteilung der anfallenden Arbeiten bis zum jetzigen
Zeitpunkt bewährt.
Am 01.01.2004 wurde aus der Hauptvertretung die Versicherungs-Ggeneralagentur Meyer.
- 231 -
Chronik Heyen
18.16 Steuerbüro Gerhard Fischer
Nach Ausbildung und Bestellung zum Steuerbevollmächtigen im Februar 1980 wurde im Oktober
1986 die Bestellung zum Steuerberater vom Finanzministerium für Herrn Gerhard Fischer
vorgenommen. Dieses berechtigte ihn nun zur beruflichen Niederlassung (zunächst Brockensen –
dann ab Fertigstellung des Neubaus im August 1983 in Heyen).
Nachdem ein ansehnlicher Mandantenstamm vorhanden war, konnte aus räumlichen Gründen nun
ein Umzug nach Bodenwerder gewagt werden. Im November 1989 wurde zunächst am Mühlentor
ein Steuerberatungsbüro eröffnet. Als auch diese Räumlichkeiten zu klein wurden, erfolgte ein
weiterer Umzug in die Große Straße 21. Hier stehen
zur Zeit für 11 Mitarbeiter insgesamt 240 qm
Bürofläche zur Verfügung.
Das Steuerberatungsbüro Fischer beschäftigt sich
mit der Erstellung privater Steuererklärungen und
Beratung in allgemeinen Steuerfragen. Für
Gewerbebetriebe werden die Buchhaltungen, die
Jahresabschlüsse,
die
Lohnund
Gehaltsabrechnungen sowie die betrieblichen Steuererklärungen erstellt.
Beratungen in allen Fragen der Existenzgründung
und der Rechtsformwahl gehören auch mit zum
Gerhard Fischer mit Ehefrau Roswita
Leistungsangebot.
Zunehmend
wird
betriebswirtschaftliche Beratung gefordert. Hierzu
gehören kreditwirtschaftliche Fragen, sowie die Einstellung der Betriebe auf künftige
Ratingbeurteilung der Kreditwirtschaft. Das Büro arbeitet mit der modernen EDV-Netzwerkanlage
und bedient sich der DATEV Software.
Die Wurzeln des Steuerbüros liegen nach wie vor in Heyen. Hier lebt auch die Familie des
Betriebsinhabers.
- 232 -
Chronik Heyen
19 Die wirtschaftlichen Verhältnisse nach dem 2ten Weltkrieg
(Auszüge aus einem Aufsatz von Kurt Wiemann aus dem Jahr 1951)
Heyen ist in erster Linie ein Bauerndorf. Im 18. Jahrhundert, als das Dorf unter der Gerichtsbarkeit
des Amtes Wickensen stand und die Bauern Korn- und Fleischzehnt an 10 verschiedene
Gutsherren (Amt Wickensen, Kloster Kemnade, H. v. Münchhausen zu Bodenwerder, H. Graf von
der Schulenburg u.a.) zahlen mussten, gehörten zum Dorf 8 Ackerhöfe, 4 Halbspänner, 26
Großköters, 4 kleine Köters und 14 Brinksitzer, also 56 Höfe. Es gab damals 2000 Morgen Land.
Bis zur Separation 1856 stieg die Fläche auf 3300 Morgen. Die Größenverteilung sah so aus: 7
Vollmeierhöfe (Ackerhöfe) 90–180 Morgen (M), 4 Halbmeierhöfe (Halbspänner) 90–110 M, 26
Großkothöfe 15–70 M, 4 Kleinkothöfe 12–25 M, 14 Brinksitzerstellen 1–13 M, 10 Anbauerstellen
0–2 M.
Das Vieh wurde nach den Gattungen gesondert von gemeinschaftlichen Hirten auf Stoppel,
Brache, Wiese und Weide gehütet. Die Pferde wurden nur nachts in die eingefriedigten Auen
getrieben, die das ganze Jahr hindurch vom Vieh beweidet wurden. Außerdem wurden dort die
Flachsrotten angelegt. Die übrigen Ackerländereien wurden nach den Regeln der
Dreifeldwirtschaft mit fast durchgängiger Besömmerung der Brache bewirtschaftet. Der
Flachsanbau und die Leineweberei spielten eine große Rolle. Davon zeugen heute noch die zum
Teil zugefahrenen Rotten und auf alten Hausböden vorhandene „Braken, Ristebocken und
Heckeln“. 1951 wurden in über 70 Betrieben in der Größe von 0,5 bis 50 ha über 2000 Morgen
Ackerland bewirtschaftet und 600 Großvieheinheiten gehalten.
Großbetriebe sind nicht vorhanden. An erster Stelle stehen mit 63,5 % die Kleinbetriebe (0,5–5
ha), an zweiter die kleinbäuerlichen Betriebe (5–20 ha) mit 22,5 %. Die 10 mittelbäuerlichen
Betriebe (20–50 ha) nehmen nur 14 % ein, dennoch bewirtschaften diese Betriebe das meiste
Land. Die verschiedenen Größenklassen sind dadurch entstanden, dass die Gutsherren die
Bauern belehnten, sie selbst Land urbar machten oder zusammen heirateten bzw. unter die Kinder
aufteilten.
Die Wirtschaftfläche der Gemeinde (Land- und Forstwirtschaft) beträgt heute 852,19 ha. Daran ist
die Forst mit 174,53, das Ödland und Umland mit 17,45 ha, die Gebäude- und Hofflächen mit
10,46 ha beteiligt. An Flächen außerhalb der Betriebe kommen hinzu: 41,9 ha Wegeland, 13 ha
Gewässer (Weser). Die landwirtschaftliche Nutzfläche beträgt 585,43 ha und gliedert sich in
484,10 ha Ackerland, 13,76 ha Gartenland, 1 ha Obstanlagen, 11,28 ha einschürige Wiesen, 35,86
ha mehrschürige Wiesen, 3,56 ha gute Weiden und 33,67 ha mittlere Weiden. Das
Grünlandverhältnis (Wiesen und Weiden : Acker) beträgt 1:5,7. Aus dem Kulturartenverhältnis
kann man die Wirtschaftsweise ableiten. Es besteht aus 58 % Acker, 10 % Grünland, 20 % Wald
und 12 % anderen Flächen. Auf dem Acker werden 65 % Getreide und Hülsenfrüchte, 25 %
Hackfrüchte und 10 % Ölfrüchte und Klee angebaut, so dass man die hiesige Wirtschaftsweise als
Dreifelderwirtschaft mit Getreide-Hackfruchtbau ansprechen kann. Den größten Umfang nimmt
also der Getreidebau ein. Im Hackfruchtbau spielt die Zuckerrübe eine besondere Rolle. Die
Erzeugnisse des Rübenbaues bilden eine wesentliche Futtergrundlage für die Tiere und
ermöglichen eine stärkere Viehhaltung. Die 10 km entfernt liegende Zuckerfabrik Emmerthal stellt
aus den jährlich in Heyen angebauten Rüben über 7000 Ztr. Zucker her.
Infolge des guten bis mittleren Bodens und einer intensiven Wirtschaftsweise hat das Dorf eine
hohe ernährungswirtschaftliche Leistung. Das hat sich besonders in den Jahren der gelenkten
Bewirtschaftung gezeigt, als Heyen sein Ablieferungssoll stets vorbildlich erfüllte. In den
landwirtschaftlichen Betrieben sind 1951 zehn Schlepper von 11 bis 30 PS vorhanden, die die
Wirtschaftsweise erheblich erleichtern. Der Boden ist überwiegend in die 2.–4. Klasse eingestuft,
d.h. die Bodenzahlen liegen zwischen 35 und 80. Der leichteste Boden ist der lehmige Sand (lS),
der schwerste der lehmige Ton (LT). Im übrigen sind alle dazwischen liegenden Lehmbodenarten
vorhanden. Mit einer durchschnittlichen Jahresniederschlagsmenge von 750 mm gehört das Dorf
in die Zone des abgeschwächten Seeklimas. In diesem Jahr hat es bis jetzt bereits über 1200 mm
geregnet. Diese noch nie vorgekommene Niederschlagsmenge beeinflußt die Ernte sehr
ungüntsig. Unter den Getreideflächen sieht man in der Feldmark auch zahlreiche
- 233 -
Chronik Heyen
Vermehrungsflächen zur Saatgutgewinnung. Auch Öl- und Gespinstpflanzen und
Zuckerrübensamen werden angebaut. Besonders fallen zur Blütezeit die Rapsfelder auf, die für die
17 Bienenvölker im Dorf von Bedeutung sind.
Von den Betrieben sind 25 Pferdehalter, die 88
Pferde, 14 Fohlen bis 2 Jahre und 29 Fohlen bis
4 Jahre im Stall haben. Während im Ackerbau der
Getreidebau die wesentlichste Rolle spielt, ist es in
der Viehzucht die Pferdezucht. Wenn sie infolge
der Mechanisierung heute auch an Bedeutung
eingebüßt hat und in den letzten Jahren weniger
Stuten „zugelassen“ wurden, so gibt es doch
Züchter, die bei der Stange bleiben. Die
Einschätzung der hiesigen Züchter zeigt sich darin,
dass das Landgestüt Harzburg in Heyen eine
Deckstation mit 3 Kaltbluthengsten und 1 Warmbluthengst unterhält. Im Verhältnis 1:3 sind in der
Praxis auch die Warm- und Kaltblutpferde
vorhanden. Aus vielen Dörfern der Umgebung
kommen die Bauern mit ihren Stuten nach Heyen.
Es werden durchschnittlich im Jahr 200 Stuten
gedeckt. Bei einem Befruchtungsquotienten von
60 werden also 120 Fohlen geboren. Das beweisen
die jährlich im Juli stattfindenden Stuten- und
Fohlenschauen. Dann ist Heyen Mittelpunkt aller
Pferdefreunde des Ortes und der Umgebung. Das
ist aber auch der Fall, wenn sein Reiterverein ein
Turnier veranstaltet oder nach anderen Dörfern
ausreitet. Selbst zum zweimal in der Woche
Gestütsverwalter Fischer mit einem Deckhengst 1942
abends stattfindenden Reiten finden sich mehr
Begeisterte ein, als zum Fußball am Sonntag. Kürzlich las man in der Deister- und Weserzeitung:
„Bodenwerder pumpt sich zum Schützenfestumzug den Heyer Reiterverein.“
Unter 45 Rindviehhaltern haben 3 Betriebe angekörte Bullen, denen die Kühe des Dorfes
angeführt werden. Einige Betriebe betreiben Herdbuchzucht und Bullenaufzucht. Die Jungbullen
werden dann auf den Auktionen in Lehrte oder Northeim verkauft. Neben 195 Milchkühen gibt es
noch 26 Milch- und Arbeitskühe. Durch die Zahl der 25 Pferdehaltungen ergab sich ja bereits, dass
nicht alle Betriebe mit Pferden ackern. Es gibt auch Kleinbetriebe, die kein Spannvieh besitzen und
sich das Land von größeren Betrieben bestellen lassen. Es sind das heute die Tagelöhnerfamilien,
die früheren Anbauer und auch ein Teil der Brinksitzerstellen, deren Familien stets in größeren
Betrieben arbeiteten. Mit 67 Rindern bis 1 Jahr und 97 älteren stellt sich der
Gesamtrindviehbestand auf 432. Klee, frisches Rübenblatt, Silofutter, trockene und nasse
Schnitzel bilden die Grundlage der Winterfütterung. 1600 l Milch werden durchschnittlich jeden Tag
vom Milchfuhrmann zur Molkerei Börry gefahren. Das sind 600.000 l im Jahr, aus denen sich
18.000 t Butter fertigen lassen.
„Kühe des kleinen Mannes“ werden 123 im Dorf gehalten. Die Ziegenhalter haben sich im
Ziegenzuchtverein zusammengeschlossen und halten genossenschaftlich 2 Böcke.
In 105 Schweinehaltungen werden 554 Schweine gefüttert. Mit über 50 Sauen wird gezüchtet. Ein
Betrieb hält einen angekörten Eber. Wenn man auch hier wie bei allen Tierarten mehr von
Viehhaltung sprechen kann, so spielt doch auch die Viehzucht eine Rolle, und es wird eine
ordentliche Züchterarbeit geleistet.
Im Durchschnitt aller Größenklassen werden je 100 ha LN (landwirtschaftliche Nutzfläche) 15
Pferde, 21 Rinder, 38 Kühe und 95 Schweine gehalten. Die Schafhaltung ist nicht von Bedeutung,
da den Schafen nicht die geeigneten Flächen zur Verfügung stehen, auf denen sie vom Frühjahr
- 234 -
Chronik Heyen
bis spät in den Herbst hinein geweidet werden können. 14 Schafhaltungen haben 18 Schafe, die in
den Obstgärten laufen, um das Gras kurz zu halten.
Außerdem gibt es noch 1400 Stück Federvieh und 17 Bienenvölker im Dorf, so dass sich der
Viehbesatz auf 600 Großvieheinheiten beläuft (1 GVE = 5 dz Lebendgewicht). Das bedeutet, dass
auf 1 ha LN etwas mehr als 1 GVE gehalten werden.
In der Land- und Forstwirtschaft arbeiten 200 Einwohner. Im Dorfe gibt es mehrere
Handwerksbetriebe. 10 Handwerksmeister bilden über 20 Gesellen und Lehrlinge aus, die aus
vielen Dörfern der Umgebung nach Heyen kommen. Zur Zeit der Leineweberei spielte das
Drechslerhandwerk hier eine große Rolle. Heute ist der größte Betrieb eine Landmaschinenfirma,
die 20 Personen beschäftigt. In der Schlosserei lernen 5 Lehrlinge. Fast 200 Schlepper, zumeist
vom Typ Deutz, hat der Betrieb verkauft. Daraus wird erkenntlich, eine wie weite Umgebung im
Bezug und der Reparatur von Landmaschinen vom Dorf Heyen abhängig ist. Der Wirkungsbereich
der Firma geht bis in die benachbarten Kreise Hameln und Höxter. Eine eigene Schmiede und
Tischlerei, Tankstelle und Prüfstände machen den Betrieb vollkommen. In den letzten Jahren hat
er begonnen, „Gummiwagen“ zu bauen, und es sind bereits über 100 4-t- und 5-t-Anhänger
abgesetzt.
Dem Landwirt ebenfalls unentbehrliche Handwerker sind der Schmied, der Stellmacher
(Radmacher) und der Sattler. In der Schmiede lernen 2, in der Stellmacherei 3 Lehrlinge. Die
Stellmacherei verfügt über ein Gatter, das es sonst hier in den Dörfern nicht gibt. Die umliegenden
Dörfer sind auch in diesem Handwerkszweig auf Heyen angewiesen. Das Gatter vermag große
Holzblöcke in Bohlen oder Bretter zu zersägen.
2 Malermeister schützen mit ihren Lehrlingen wichtiges Volksgut vor dem Verderb und sorgen
dafür, dass das „Gesicht des Dorfes“ in Ordnung bleibt. Außerdem gibt es eine Gärtnerei, eine
Tischlerei, einen Maurer und einen Friseur. 2 Bäckermeister backen gutes Brot, so dass sie noch
nach außerhalb verkaufen können. 2 Schneider und 3 Schneiderinnen sind weiterhin im Dorf
ansässig. Dann können noch 2 Gastwirte und Kaufleute, der Lohndrusch und eine Mosterei als
Gewerbebetriebe genannt werden.
Heyen hat auch Industrie. Wenn die Landmaschinenfirma demnächst noch den Serienbau von
kleineren Geräten anfängt, kann man das auch wohl schon Industrie nennen. Aber es gibt bisher
nur einen besonders örtlich gebundenen Erwerbszweig, das ist die Steinindustrie. 7 ha von der
Forstfläche sind Steinbrüche, hinzu kommen mehrere ha aus der als Ödland angegebenen Fläche.
Bei der schon öfter erwähnten Auseinandersetzung wurden die Lehm- und Steingruben in der
Forst zugunsten sämtlicher Einwohner genutzt. So ist es heute noch mit den Lehmgruben. Wenn
alte Gebäude ausgebessert werden sollen oder auch noch etwas mit Lehmverschlag neu gebaut
werden soll, dann holen sich selbst auswärtige Gespanne Lehm aus Heyen ohne Bezahlung. Die
Steingruben haben durch das gute anstehende Gestein einen Aufschwung erfahren. Die
Wesersandsteinplatten sind weltbekannt. Der Abfall fand stets als Packlage im Straßenbau
Absatz, besonders als die Autobahnen gebaut wurden. Damals konnte gar nicht soviel Gestein
gebrochen werden, wie verlangt wurde. Platten und Mauersteine wurden vor dem Kriege und
werden auch heute wieder bis Holland geliefert. Das bezeichnet die Güte des Gesteins und der
geleisteten einheimischen Arbeit.
Mehrere Unternehmer haben die Steinbrüche von der Forst gepachtet und beschäftigen über 30
Männer. Heyen hat die größten Steinbrüche. Sie sind im Heyer Holze am Südhang, d.h. an der
Weserseite angelegt. Loren befördern die Steine zur Abfahrt mit Lastkraftwagen oder
Frachtschiffen zur Weser hinab. Neben den bekannten Platten, die auch heute hier noch auf die
Dielen und Flure der Bauernhäuser gelegt werden, werden Mauer- und Pflastersteine gehauen.
Die Arbeit, besonders das Behauen der Pflastersteine, die scharfe Kanten haben müssen, ist
bestimmt nicht leicht. Mittags sieht man viele Kinder mit Körben aus dem Dorf in das Holz ziehen.
Sie bringen ihren Vätern das Essen, wenn diese es morgens nicht selbst mitgenommen haben und
am Mittag in den Buden am Feuer erwärmen.
- 235 -
Chronik Heyen
Die Jahresproduktion beträgt 6000 t. Abnehmer sind Straßenbauämter, Städte und Gemeinden. Im
Handwerk und der Industrie arbeiten über 150 Einwohner.
Die Verkehrslage ist weniger gut. Mit Ausnahme des Transportes auf der Weser, der aber nur für
die Steinindustrie in Frage kommt, ist Heyen auf den Straßentransport angewiesen. Die Straßen
befinden sich seit Jahren in einem sehr schlechten Zustand, denn die Regierungen haben kein
Geld für die Instandsetzung. Durch die Manöver der englischen Besatzungsmacht wird der
Straßenzustand immer noch verschlechtert.
An der Landesstraße 424 liegt in Richtung Hameln 5 km weit entfernt die Molkerei Börry, 10 km
weit entfernt auf der anderen Seite der Weser die Zuckerfabrik Emmerthal. Die Getreidehandlung
beliefert die Wesermühlen in Hameln oder verladet im Hildesheimer Hafen. Bei der schlechten
äußeren Verkehrslage ist die Landwirtschaft auf den Handel angewiesen. Der Getreidehändler, der
auch Lohndrusch betreibt, ist fast dauernd mit seinen beiden Schleppern unterwegs. Der
Kunstdünger wird durch den Händler oder durch die Betriebe selbst aus Bodenwerder bezogen,
das selbst eine Düngerindustrie hat.
Die nächste Bahnstation ist Bodenwerder-Linse, die 6 km weit entfernt ist. Die Landmaschinen und
Ersatzteile müssen vom Landmaschinenhändler von dort abgefahren werden. Dorthin werden vom
Handel oder den landwirtschaftlichen Betrieben auch die Kartoffeln zum Verladen gebracht und
der Flachs, der für die Flachsröste in Solingen angebaut wird. Der Bahnhof Bodenwerder-Linse
C
liegt an der Privatbahnstrecke 212 , die von Emmerthal nach Vorwohle führt und mit den
Bundesbahnstrecken 212 (Altenbeken–Hameln–Hannover) und 206 (Altenbeken–Holzminden–
Kreiensen) verbindet. Omnibuslinien führen ebenfalls in die beiden Kreisstädte, aber immerhin ist
die Kreisstadt Holzminden über 30 km und die benachbarte Kreisstadt Hameln 20 km weit entfernt.
Heyen ist in beiden Omnisbuslinien Endstation. Dadurch, dass besonders die Linie Hameln–Heyen
am Tage 5–6mal befahren wird, ist die Verbindung recht gut. Im Gütertransport müssen zur
Überbrückung der schlechten äußeren Verkehrslage stets Gespanne und Schlepper eingesetzt
werden. Die schlechte Verkehrslage mag der Grund dafür sein, dass sich in meinem Heimatdorf
Handel und Verkehr nicht über die Erfordernisse der anderen einheimischen Wirtschaftszweige
hinaus entwickelt haben. Eine seit mehreren Jahrzehnten geplante Eisenbahnlinie von Hameln aus
am Ith entlang wurde bisher nicht verwirklicht und wird nun wohl auch noch lange auf sich warten
lassen.
Das Schwergewicht liegt in unserem Dorf auf der Landwirtschaft, zu der ja auch der größte
Prozentsatz der Bevölkerung zählt. Das ist ganz erklärlich, denn für diese Wirtschaft sind die
natürlichen Voraussetzungen gegeben. Zwischen Betriebsleitern und Landarbeitern herrscht im
Allgemeinen ein patriarchalisches Familienverhältnis. Aus der Landwirtschaft hat sich hier auch
Handwerk und Handel entwickelt. Der Bauer braucht die Handwerker, und diese leben wieder
davon. Die Erzeugnisse der Landwirtschaft müssen verkauft, Saatgut, Futter- und Düngemittel
gekauft werden. Das bietet dem Handel Erwerb. Im Dorf haben sich die anderen
Wirtschaftszweige immer auf die Landwirtschaft eingestellt. So ist es richtig und muss es auch
bleiben. Dabei hat im Dorf stets Wohlstand und Zufriedenheit unter den Einwohnern geherrscht.
Das sieht man schon äußerlich an den schmucken Häusern. Die wirtschaftlichen Verhältnisse
werden sich auch in Zukunft hoffentlich unter der hergebrachten Tradition weiter entwickeln.
Der Ackerbau und die Viehwirtschaft sind bestens in Ordnung, Kulturarten- und Anbauverhältnis
sind sehr günstig. Die 20 % Wald ermöglichen die Beschäftigung der Landarbeiter auch in den
arbeitsarmen Zeiten des Jahres, besonders im Winter, so dass der Spitzenbedarf immer
durchgehalten werden kann. Die Pferdehaltung könnte nach der heutigen Lehrmeinung zugunsten
der Mechanisierung noch etwas eingeschränkt werden, aber man muss dem Bauern auch etwas
Passion zubilligen, die ihm Freude an der Arbeit gibt.
Ich muss die bestehenden wirtschaftlichen Verhältnisse als durchaus gesund bezeichnen und
wünsche meinem Heimatdorf, dass es auch in Zukunft eine führende Rolle unter den Dörfern der
Umgebung behält.
- 236 -
Chronik Heyen
20 Heyen - quo vadis
(Jürgen Zeddies)
Die von Peter Klatt recherchierte Entwicklung der wechselvollen Herrschaftszeiten in Heyen in den
letzten tausend Jahren und die Beschreibung der jüngeren Entwicklung bis 1951 von Kurt
Wiemann sowie die von der Mehrheit der Heyener Bürger selbst miterlebte Nachkriegsentwicklung
führen vor allem zu zwei markanten Feststellungen. Zum einen zeigt der strukturelle,
wirtschaftliche und soziale Wandel der Rahmenbedingungen, dass die Menschen und
insbesondere die Erwerbstätigen in immer kürzeren Zeitabständen neue Anpassungsaufgaben zu
bewältigen haben. Zum anderen belegen die eindrucksvollen Schilderungen der Geschichte
Heyens, geprägt von Kriegen, Seuchenzügen, Plünderungen, Ausbeutungen, Frondiensten,
Auflehnungen gegen Leibeigenschaft und Abgabepflicht, dass die heutigen Lebensverhältnisse in
Frieden, Wohlstand, sozialer Absicherung, Rechtssicherheit und Garantie der Menschenrechte,
trotz aller beklagenswerter Missverhältnisse und Einzelschicksale, niemals zuvor in der Geschichte
unseres Dorfes einen so hohen Stand erreicht haben. Dass es uns heute so gut geht, ist keine
Selbstverständlichkeit, sondern eine Gnade für die jetzt lebende Generation und wahrlich Anlass,
das 1000-jährige Jubiläum des Dorfes dankbar aber auch zuversichtlich zu begehen.
Gleichwohl werden zukünftig die treibenden Kräfte der Globalisierung, Technisierung und
Ökologisierung tiefgreifende strukturelle Umwälzungen hervorrufen. Dies betrifft vor allem die
Landwirtschaft, das Gewerbe und die Siedlungsstruktur sowie den Bezug der Menschen zu ihrem
Heimatdorf. Der Charakter des Dorfes, der in den 1000 Jahren seit der Gründung stark agrarisch
geprägt war, wird sich deutlich wandeln. Im Folgenden werden auf der Grundlage der Geschichte
zukünftige Entwicklungslinien für unser Dorf aufgezeigt.
Aufbauleistung der letzten 50 Jahre
Ein Rückblick auf die
Entwicklung des Dorfes
Heyen in den letzten 50
Jahren beeindruckt durch
eine vor einem halben
Jahrhundert nie für möglich
gehaltene Aufbauleistung. In
der Landwirtschaft vollzog
sich die Entwicklung von
überwiegender Handarbeit
bei der Pflege und Ernte der
Felder über die Abschaffung
der Pferdeanspannung zur
Einführung der Vollmechanisierung und Automatisierung. Bei der Getreideernte lässt sich diese Entwicklung besonders ein-
Standdrusch auf der Sunder
drucksvoll in Bildern zeigen.
Damit ergab sich eine tief greifende Entlastung der
schweren Landarbeit und eine Reduzierung des
Arbeitsbedarfs von 25- 30 Arbeitsstunden auf etwa
7 je ha bei Getreide und von 180 auf 15 Stunden
bei Zuckerrüben. Wichtige statistische Daten der
landwirtschaftlichen Entwicklung, die für Heyen
weitgehend zutreffen, sind in der Tabelle
dargestellt.
Moderner Mähdräscher mit enormer Flächenleistung
- 237 -
Chronik Heyen
Entwicklung von Erträgen, Preisen, Verkaufserlösen und Kosten (Vierjahresdurchschnitte):
Fruchtart
Zeitraum
Winterweizen 1958 - 62
1978 - 82
1988 - 92
2002
Winterraps
1958 - 62
1978 - 82
1988 - 92
2002
Zuckerrüben 1958 - 62
1978 - 82
1988 - 92
2002
Erträge
Preise
(€/dt)
Verkaufs- Variable
erlöse
Kosten
(€/ha)
(€/ha)
Deckungsbeitrag
DB (€/ha)
(dt/ha)
32,5
53,5
66,1
80,0
22,3
27,5
32,1
38,0
356,9
517,1
526,0
550,0
21,3
26,8
20,8
12,3
33,8
54,5
46,5
23,0
3,8
4,8
5,7
5,8
691
1436
1372
984
755
1499
1493
1207
1573
2829
3281
3206
488
716
671
470
976
782
779
445
1266
1747
2338
2362
203
720
701
859
209
717
715
762
307
1082
943
844
Arbeitszeit
(Akh je
ha)
25
15
13
7
30
13
13
7
180
50
40
15
Die Erträge konnten bei Getreide mehr als verdoppelt werden. Durchschnittserträge von 8 t
Weizen und 10 t Zucker je ha sind eine beeindruckende Leistung. Wegen der ständig sinkenden
Erzeugerpreise und kräftig steigenden Betriebsmittelkosten stehen seit etwa 40 Jahren alle
landwirtschaftlichen Betriebe vor der Frage „Wachsen oder Weichen?“.
Für eine Weiterentwicklung der Betriebe (seit dem Bericht von Kurt Wiemann) entschieden sich bis
zum Jahr 2004 nur 5 landwirtschaftliche Betriebe. Demnach sind von damals über 70 Betrieben in
gut 50 Jahren mehr als 65 ausgeschieden. In dieser Chronik wird die Betriebsentwicklung der
verbliebenen Betriebe sehr eindrucksvoll beschrieben. Sie alle haben aus einer mehr oder weniger
begrenzten Ausgangssituation durch geschickte Spezialisierung eine anzuerkennende
Aufbauleistung erbracht. Gleichwohl war es für sie alle ein risiko- und arbeitsreicher Weg.
Einmal haben sich auch die Heyener Bauern aktiv gegen den Verfall der Erzeugerpreise gewehrt.
Mit der Gründung der Europäischen Gemeinschaft Anfang der 60er Jahre sollten die deutschen
Getreidepreise im Zeitraum von 4 Jahren von etwa 45 DM/dt auf 40 DM/dt gesenkt werden. Der
Wissenschaftliche Beirat beim Bundesministerium für Landwirtschaft hatte damals ein sog.
Professorengutachten zu den Auswirkungen der Preissenkung auf die Einkommen angefertigt. Der
Bauernverband rief im Mai 1962 zu einer Kundgebung in Göttingen auf, die zu einer
Demonstration gegen die Göttinger Agrarprofessoren ausartete. Erst 20 Jahre später brachen die
Erzeugerpreise drastisch ein. Zukünftig werden die deutschen Landwirte zu Weltmarktpreisen
produzieren
müssen,
wobei
sie
wegen
der
Wettbewerbsverzerrungen
direkte
Einkommensübertragungen erhalten, die allerdings deren Leistungen in den Landschaften für die
Gesellschaft nicht voll ausgleichen. Während die Erzeugerpreise real weiter fallen und die
Verkaufserlöse trotz höherer Erträge weitgehend stagnieren, die variablen Kosten für
Betriebsmittel aber um etwa das Vierfache gestiegen sind, benötigt ein Betrieb immer mehr
Fläche, um seine laufenden fixen Kosten und Lebenshaltungsansprüche zu decken.
Von den bei Kurt Wiemann erwähnten 70 landwirtschaftlichen Betrieben des Dorfes Heyen im Jahr
1951 sind 5 aktive Bewirtschafter übrig geblieben, wovon zwei ihr Haupteinkommen in
modernisierter Schweine- bzw. Milchviehhaltung und die anderen drei Betriebe im Marktfruchtbau
erwirtschaften. Da die in der Gemarkung Heyen verfügbare landwirtschaftliche Nutzfläche auf etwa
630 ha begrenzt ist, haben die ortsansässigen Betriebe ihre Chancen genutzt, landwirtschaftliche
Nutzflächen sowie auch Milch- und Rübenlieferrechte in benachbarten Dörfern zuzupachten. Die
bewirtschaftete landwirtschaftliche Nutzfläche der Betriebe umfasst nämlich etwa 730 ha. Die
Betriebsgröße liegt zwischen 63 und 250 ha je Betrieb.
Die in der Nachkriegszeit aus der Landwirtschaft ausgeschiedenen Betriebe haben den Ausstieg
durch Verpachtung ihrer Eigentumsflächen oder durch vorübergehende Bewirtschaftung im
Nebenerwerb vollzogen. Dabei zwang die Einführung der Mechanisierung zur gemeinsamen
Maschinennutzung in Kooperation. Die relativ großen Haupterwerbsbetriebe (Henneke, Rother,
Heinrichs u.a.) bevorzugten Maschinengemeinschaften mit einem Austausch der Maschinen,
- 238 -
Chronik Heyen
während die kleineren Nebenerwerbsbetriebe (Wiemann, Becker, Meyer, Sporleder, Zieseniß,
Petermann und Bode) teilweise auch die gesamte Arbeitserledigung gemeinsam durchführten.
Allen Betrieben war es auf diese Weise möglich, ihren Kindern eine angemessene Ausbildung
nach deren Vorstellungen angedeihen zu lassen. Die Hofnachfolger besitzen einen hohen
Bildungsstand, der den außerordentlich hohen und vielfältigen Anforderungen eines Unternehmers
genügt.
Die weitgehende Erhaltung und Modernisierung der Wohn- und Wirtschaftsgebäude der Hofstellen
in
Heyen
ist
eindrucksvoller
Beweis
einer
überzeugenden
Aufbauleistung der
Nachkriegsgeneration. Es haben sich nicht nur die Durchschnittseinkommen aus der
Landwirtschaft, sondern auch die Vermögenssituation und die durch Nebeneinnahmen ergänzten
Haushaltseinkommen der ehemaligen und noch aktiven Landwirte auf ein befriedigendes
Wohlstandsniveau entwickelt.
In Anknüpfung an die Schilderungen von Kurt Wiemann ist feststellbar, dass der Strukturwandel
ebenso rigoros über die Gewerbebetriebe hinweggegangen ist. Von 10 Handwerksbetrieben, einer
Landmaschinenfirma,
2
Gastwirtschaften
und
verschiedenen
Dienstleistungsund
Handelsbetrieben im Jahr 1951 sind nur noch zwei Malermeister, ein KFZ- Betrieb, eine Gärtnerei,
eine Tischlerei, ein Bauhandwerksbetrieb, eine Bäckerei und ein EDV- Dienstleister übrig
geblieben.
Deren Hauptkundschaft bilden heute die rund 185 privaten Haushalte Heyens und Kunden der
Umgebung. Im Dorf Heyen gibt es etwa 55 bis 60 Haupt- und Teilzeitarbeitsplätze, während bei
insgesamt 250 bis 270 abhängig Beschäftigten und Selbständigen nur jeder 5. Einwohner des
Dorfes noch einer Beschäftigung in der Gemeinde Heyen nachgeht. Die erwerbstätigen Bewohner
Heyens finden überwiegend in den städtischen Gemeinden der näheren und weiteren Umgebung
Beschäftigung und sind die Hauptstütze des Steueraufkommens der Gemeinde.
Nicht landwirtschaftliche Entwicklungszentren, wie es sich mit dem Auf- und Ausbau des
Gesundheitszentrums Akupunkt- Massage nach Penzel in Heyen etabliert hat, markieren den
Wandel eines Dorfes in eine moderne Zukunftsentwicklung. Rein agrarisch geprägte Dörfer haben
keine Zukunftsperspektive. Heyen ist deshalb zum einen auf die Prosperität solcher Unternehmen
des tertiären Bereichs und zum anderen auf eine wirtschaftlich attraktive Nutzung seiner
Ressourcen angewiesen. Zweifellos gibt es gegen die Nutzung der Windenergie auf Heyener
Gemarkung ernst zu nehmende ästhetische, wirtschaftliche und prinzipielle Bedenken,
insbesondere die der negativ betroffenen Bürger. Aus der Sicht der wirtschaftlichen Entwicklung
der Gemeinde Heyen ist diese Ressource ein Glücksfall, die möglicherweise nachhaltiger und
langfristiger die Überlebensmöglichkeit des Dorfes beeinflusst als es die die Ortsentwicklung im
letzten Jahrhundert prägende Steinindustrie vermocht hat. Die Heyener Steinbrüche gehörten
bekanntlich zu den größten und wirtschaftlich ergiebigsten im mittleren Wesergebiet.
Die derzeitige wirtschaftliche Situation
Die derzeitige wirtschaftliche Situation wird eher pessimistisch eingeschätzt. Hauptursachen dieser
Stimmung bei gewerblichen und landwirtschaftlichen Unternehmern sind nicht deren finanzielle
Situation, sondern wohl eher die Unsicherheit der Zukunftserwartungen, gekennzeichnet durch
hohe Politikabhängigkeit und vor allem bei den Landwirten Selbstzweifel an der Akzeptanz in der
Gesellschaft. Indikatoren solcher Unsicherheiten sind anhaltende Arbeitslosigkeit, fortschreitende
Aufgabe gewerblicher Betriebe und auch von Dienstleistungsunternehmen im näheren und
weiteren Umkreis, Leerstand von Wohnungen und Häusern und sinkende Vermögenswerte von
Immobilien einschließlich Grund und Boden.
Das zukünftige wirtschaftliche Umfeld
Die Einschätzung der zukünftigen Rahmenbedingungen für die Dorfentwicklung lässt sich durch
folgende Thesen kennzeichnen:
- 239 -
Chronik Heyen
These 1: Das gesellschaftliche Umfeld befindet sich im Umbruch, dessen Ende wir noch
nicht kennen“
Die Wiedervereinigung Deutschlands hat einen Umbruch ausgelöst, der zunächst vor allem die
Finanzausstattung der Haushalte und den Arbeitsmarkt betrafen. Dieser Umbruch wird aber
überlagert durch die Globalisierung, die eine dramatische Veränderung der Wirtschaftssysteme
hervorruft, einhergehend mit einer tiefgreifenden Veränderung der Produktions- und
Handelsstrukturen. Mit der Osterweiterung der Europäischen Union entsteht eine bisher nicht da
gewesene Herausforderung. Die Öffnung nach Osteuropa lässt ein Fortbestehen des
Wohlstandsgefälles nicht länger zu zwischen 380 Millionen Menschen in der EU mit
Durchschnittseinkommen der Mitgliedstaaten zwischen 15.000 Euro und 30.000 Euro/Jahr bei
1.500 Arbeitsstunden/Jahr in unmittelbarer Nachbarschaft zu 300 Millionen Menschen in Mittelund Osteuropa mit einem Durchschnittseinkommen von 1.500 Euro/Jahr bei mehr als 2.000
Arbeitsstunden/Jahr. Offen ist die Frage, ob es eine weitere Welle des Zuzugs arbeitsuchender
Erwerbstätiger auch in dörflichen Regionen geben wird oder Produktions- und
Beschäftigungsmöglichkeiten in Billiglohnländer abwandern, wodurch noch mehr hiesige
Arbeitsplätze in Gefahr geraten würden.
These 2: „ Die Zukunftsentwicklungen in der Landwirtschaft sind heute bereits festgelegt“
Bis zur Mitte des nächsten Jahrhunderts wird weltweit mit einer Verdreifachung der
Nahrungsmittelnachfrage gerechnet. Bei den für das Dorf Heyen wichtigsten Nahrungsmitteln
Getreide, Pflanzenöl (Raps) und Zucker wird es auf dem Weltmarkt zukünftig nachhaltig höhere
Preise geben. Bei Getreide und Raps sind die Erzeugerpreise seit Mitte der 80er Jahre auf fast ein
Drittel reduziert worden. Bei Zucker sind sie leicht gestiegen. Hier ist allerdings eine deutliche
Preissenkung und Reduzierung der Rübenlieferrechte in den nächsten 10 Jahren zu erwarten. Die
Betriebe haben die Nachteile der Preissenkung durch enorme technische Fortschritte und
betriebliches Wachstum weitgehend aufgefangen. Unter den herrschenden hohen Kosten für
Boden (Pacht), Arbeit, Dienstleistungen und Umweltauflagen, erweist
sich die
Nahrungsmittelproduktion unter den guten bis sehr guten natürlichen Bedingungen in der
Gemarkung Heyen als wettbewerbsfähig, vor allem, wenn sie mit hohem Kapitaleinsatz auf hohem
Ertragsniveau betrieben wird.
These 3: „Vom Bauernhof zum hoch spezialisierten Agrarunternehmen“
In den letzten 50 Jahren sind in Heyen über 90 % der Betriebe ausgeschieden. Dies waren
immerhin 65 wirtschaftliche Existenzen. Von den gegenwärtig noch aktiv wirtschaftenden
Betrieben werden bereits heute für die Bewirtschaftung der nutzbaren landwirtschaftlichen Flächen
nur noch ein oder mit Viehhaltung zwei Betriebe benötigt. Es hängt ausschließlich von den
persönlichen Verhältnissen in den Familien ab, ob und wie lange ein Betrieb noch bewirtschaftet
wird. Erfolgreich geht das in Zukunft nur bei hoher Professionalität, natürlich auch im Biolandbau.
These 4: „Großmechanisierung, Informationstechnologie und Präzisionslandbau“
Unter den günstigen klimatischen Verhältnissen in Heyen lassen sich Großmaschinen einsetzen,
wenn sich der Trend zu größeren Bewirtschaftungsschlägen durch freiwilligen Landtausch
fortsetzt. Wenn es Gräben und Wegenetz zulassen, liegen die optimalen Schlaggrößen heute
zwischen 10 und 20 ha, bei einer optimalen Schlaglänge von 400 bis 500 m. Dann liegen die
maximalen saisonalen Auslastungen von Bodenbearbeitungsgeräten und Sämaschinen etwa bei
1000 ha, von Düngerstreuern und Pflanzenschutzspritzen bei etwa 2000 ha und von
Mähdreschern bei bis zu 800 ha. Die Trends und Strukturen der Mechanisierung in Osteuropa,
Amerika und Australien geben die Entwicklung der Agrarstrukturen auch in unserer Landwirtschaft
vor. Das Dorf Heyen wird mit seiner landwirtschaftlich genutzten Fläche von gut 600 ha zukünftig
in überörtlichem Verbund von Agrarunternehmern bewirtschaftet werden. Diese werden in
Arbeitsteilung mit Lohnunternehmern Bewirtschaftungsschläge bearbeiten, die im Durchschnitt
mindestens zweimal so groß sein werden wie die derzeit bestehenden Parzellen.
- 240 -
Chronik Heyen
Die Vergrößerung der Feldstücke erhöht die
Heterogenität innerhalb der Schläge.
Diesem Nachteil wird durch Nutzung
moderner Informationstechnologie eines
GPS (Global Positioning System) gestützten Präzisionslandbaus Rechnung
getragen. Schon heute stehen entsprechend der oben skizzierten Darstellung viele
Landmaschinen mit 20.000 km entfernten
Satelliten ständig in Verbindung, die sehr
exakt die Position auf dem Feld bestimmen.
Die
Arbeitsmaschinen
melden
über
Sensoren die gemessenen Erntemengen an
Getreide oder Ausbringungsmengen an
Dünger zum Computer. Dieser wertet die
Daten aus und kann wiederum über GPS
die Maschinen steuern; beispielsweise die
Applikation
der
Mineraldüngerund
Pflanzenschutzmengen nach Pflanzenbedarf und bodenspezifischen Bedingungen. Es wird
zukünftig eine raumdifferenzierte Dünger- und Pflanzenschutzapplikation geben, und in der
Tierhaltung
wird
die
informationstechnologische
Gesundheits-,
Fütterungsund
Leistungsüberwachung bei computergestützter Stallklimaführung und Managementüberwachung
Stand der Technik sein.
These 5: „Neue Aufgaben im ländlichen Raum“
Die Landwirtschaft produzierte bisher überwiegend Nahrungsmittel. Es zeichnet sich in der
Gesellschaft ein stärkeres Bewusstsein dahingehend ab, die Potenziale der Land- und
Forstwirtschaft in Zukunft als Ressource zum Ersatz fossiler Energien (Erdöl, Kohle) und zur
Herstellung von Produkten aus nachwachsenden Rohstoffen stärker heranzuziehen. Gleichzeitig
ist den Anforderungen des Landschafts- und Naturschutzes stärker Rechnung zu tragen. Für beide
Anforderungen ist das Dorf Heyen gut mit natürlichen Ressourcen ausgestattet. In den letzten
Jahrzehnten mussten naturnahe Biotope (Rhien, Feldgehölze, Feldraine, Hecken, Feuchtwiesen,
Weserauen u.a.) zunächst den Mechanisierungserfordernissen der Landwirtschaft weichen. In den
letzten Jahren wurden sie teilweise renaturiert, und sie bieten Rückzugsmöglichkeiten für Flora
und Fauna, die auf weniger geeigneten landwirtschaftlichen Nutzflächen noch erweitert werden
müssen. Im Zuge des Klimawandels
werden
sich
Wetterkatastrophen
häufen, und der Hochwasserschutz
wird für die Art der Landnutzung eine
größere Rolle spielen.
Indikator für ein noch intaktes Biotop
ist der Wildbestand. In Heyen konnte
die Jagd traditionell in Händen der
Heyener Jäger gehalten werden. Die
Dezimierung der Hasen, Rebhühner,
Fasane
konnte
trotz
vielfacher
Schutzmaßnahmen nicht verhindert
werden,
während
Rehund
Schwarzwild ein geeignetes Biotop
vorfindet und sich stark vermehrt hat.
65 Hasen „auf der Strecke“ in den 60er Jahren
These 6: „Gefahren durch Globalisierung“
Die Globalisierung bedroht vor allem die Dörfer. Sie fördert nämlich existierende
Wachstumsregionen bei gleichzeitiger Benachteiligung früher agrarisch geprägter Regionen. Wo
Fernsehbilder Luxus und Wohlstand städtischer Gesellschaften verherrlichen und dies bis in die
- 241 -
Chronik Heyen
letzte osteuropäische Hütte senden, und die dortige Gesellschaft in realistischer Armut zeigen,
geht die Jugend auf den Weg in das gelobte Land. Und auch die hiesige Dorfjugend verlässt den
Heimatort. Damit wird allmählich mit der alten Tradition gebrochen, dass Haus und Hof stets im
Besitz und in Nutzung der alteingesessenen Familien bleiben. Die Beziehungen der Menschen mit
ihrem Dorf und seinen Traditionen und das Investitionsverhalten nehmen andere Gestalt an.
Leitlinien zukünftiger Entwicklung
Anders als in den west- und süddeutschen Gebieten mit positiver dezentraler Wirtschaftsentwicklung ist es in großen Teilen Niedersachsens nicht gelungen, in stärker agrarisch geprägten Gegenden Industrien und Dienstleistungen anzusiedeln und die Arbeitsplätze auch für die Jugend des
Dorfes örtlich zu sichern. Unter Zuhilfenahme ausländischer Arbeitskräfte haben sich in Niedersachsen nur wenige Wachstumszentren entwickelt. Große Verkehrsachsen führen an Heyen
vorbei, dafür bleibt dem Dorf die ländliche Prägung und eine hohe Erholungsfunktion der Natur
erhalten.
Davon allein wird allerdings kein
Dorf überleben. Deshalb müssen
zukünftige Bemühungen immer
auch darauf gerichtet sein,
Investoren
anzulocken,
die
Arbeitsplätze und Steuerkraft
schaffen. Zuzug junger Familien,
die in Heyen Eigentum schaffen,
gute Ausbildung des Heyener
Nachwuchses
und
dessen
Bindung an Heyen, selbst wenn
sie
sich
beruflich
weg
orientieren, müssen Ziele und
Programme der Zukunft sein.
Das, was von den jetzt
prosperierenden Unternehmen in
Heyen und den unermüdlich
renovierenden Privatinvestoren
geleistet worden ist, kann gar
nicht hoch genug gewürdigt werden.
Erneuerbare
Energie
Atomenergie
Fossile
Energie
Prognose über den globalen Energiebedarf
Es liegt in der Hand der Bewohner selbst, ob und wie sich das Dorf an die Zukunftsszenarien
anpassen wird. Die gesamte Dorfgemeinschaft aber auch alle Einwohner sind gefordert, die
Attraktivität des Dorfes weiter zu verbessern. Die Möglichkeit der Teilnahme am
Dorferneuerungsprogramm ist ein weiterer Glücksfall für die Dorfentwicklung. Es bietet die
Chance, den dorfprägenden Charakter zu bewahren und zu verschönern, Leerstand zu beseitigen
und brachgefallene Baulücken zu revitalisieren.
In der rasanten Entwicklung der Nachkriegszeit wurden die Gefahren einer bedingungslosen
Nutzung technischer Fortschritte für die Umwelt und Gesellschaft, einhergehend mit offenen
Stoffkreisläufen zunächst nicht erkannt. Den Schilderungen von Kurt Wiemann ist zu entnehmen,
dass das ganze Dorf Heyen noch ein geschlossenes System darstellte. Alle Nahrungsmittel,
Dienstleistungen, Brennmaterialien, Wolle, Leinen, Getränke usw. wurden vor Ort erzeugt. Auf
Dorfebene waren die Energie- und Stoffkreisläufe weitgehend geschlossen. Die dann rasant
durchgreifende Öffnung der Stoffkreisläufe hat Schäden an Grundwasser, Klima und Biodiversität
provoziert.
Für eine Wiederherstellung der Nachhaltigkeit- freilich auf breiterer räumlicher Ebene- werden
zunehmend Fördermittel zur Verfügung gestellt. In Heyen bieten sich Anknüpfungspunkte an das
Gesundheitszentrum. Gesunde Ernährung ist ein Problem- und Entwicklungsbereich, der unter
Nachhaltigkeitszielen Zukunftsperspektiven bietet. Die land- und forstwirtschaftlichen Ressourcen
bieten aber auch einen weiteren viel versprechenden Ansatzpunkt. Seriöse Schätzungen stimmen
- 242 -
Chronik Heyen
darin überein, dass in etwa 15 Jahren die fossilen Energieträger Erdöl und Erdgas weltweit und
regional wesentlich knapper und damit deutlich teurer werden.
Die Abbildung zeigt die wachsende Bedeutung der erneuerbaren Energie als Ersatz für fossile
Energieträger. Heyen trägt bereits jetzt durch Anbau von Raps als Rohstoff für Biodiesel auf
Stilllegungsflächen erheblich zur Nutzung regenerativer Energien bei. Neue technische Verfahren
zur effizienten Nutzung anderer biogener Kraftstoffe aus Getreide und Zuckerrüben sowie der
Verwertung von Holz und Holzabfallprodukten sind in der Entwicklung. Begünstigt werden die
nachwachsenden Rohstoffe in unserer Region durch um bis zu 30 % höhere Erträge infolge des
CO2- Anstiegs in der Atmosphäre. Heyen als Energiedorf: Windkraft, Holz und Biotreibstoffe aus
Raps, Rüben und Getreide wäre ein überzeugendes Konzept. Von derzeit rund 40 ha still zu
legenden Flächen der Heyener Landwirte werden bereits 20 ha mit Raps für Biodiesel genutzt,
wovon etwa 25 PKW mit Treibstoff für je 15000 Jahreskilometer versorgt werden können. Dieses
Potenzial ließe sich von der gleichen Fläche bei Herstellung von Bioethanol (Benzinzusatz) aus
Getreide und Zuckerrüben mindestens verdreifachen, also auf 150 PKW.
Dank gilt unseren Vorfahren
Besinnen wir uns auf die wechselvolle Geschichte von der Geburtsstunde unseres Dorfes Heyen
an bis zur Gegenwart, bleibt ein starkes Gefühl der Dankesschuld an unsere Vorfahren. Einige
Familien sind seit Existenz des Dorfes hier ansässig. Sie haben seither mehr als 30 Generationen
lang aufgebaut, verteidigt, gelitten, gearbeitet, unsinnige Feldzüge ertragen und doch immer an die
Zukunft geglaubt. Damit hatten sie schließlich recht; denn das Dorf hat alle Herausforderungen
überlebt.
Grenzbeziehung 1924
obere Reihe (v.l.): Herr und Frau Timmermann, Feldmann, Piper, ??, Grave, Lindemann, ??, ??
2. Reihe von oben (v.l.): Frau Bode, Ebeling, Herr und Frau Klingenberg, Lehrer Schulze, Marie Henneke, Fritz Bode, August
Henneke, Sorge (Förster), dahinter 7 Unerkannte 3. Reihe von oben (v.l.): Johanne Timmermann, Wilhelm Baxmann, Hermann
Sporleder, Wilhelm Wessel, Karl Battmer, August Feuerhake, Lange Marie Greinert, Zieseniß (Schuster), Karl Steinbrink. 2.
Reihe von unten (v.l.): Fritz Möller, Waßmann, Fredebold, Ricke, Heinrich Keller, Emmy Meyer (Lemke), Friedrich Meyer,
Hermann Battmer, Fritz Feuerhake, Erich Zieseniß untere Reihe (v.l.): Herbert Sporleder, Erich Maaß, Willi Hilmer, Liesbeth
Timmermann, ??, Fritz Willmer
- 243 -
Chronik Heyen
Nachwort
Ein Dorf brauchst du, und wäre es nur,
Damit du es hin und wieder gern verlässt,
Ein Dorf- das bedeutet: du bist nicht allein,
du weißt, in den Menschen, in den Pflanzen,
in der Erde lebt ein Stück von dir,
das, auch wenn du selbst nicht da bist,
bleibt und auf dich wartet.
Cesare Pavese (ital. Schriftsteller 1908 – 1950)
- 244 -
Chronik Heyen
Inhaltsverzeichnis
1
Vorwort / Grußworte
1.1
1.2
1.3
1.4
2
5
6
8
Territoriale Verhältnisse im Raum Daspe, Heyen, Brockensen
Die alte Gogerichtsstätte zwischen Heyen und Brockensen
Ringwall
Die Kapellenruine / Kirchenruine
Ruine der Lauenburg / Läuenburg = Löwenburg
Predigtstuhl, Teufelspfuhl, Hünenfeld, Hackelberg
Die Klus
Wüstungen und umliegende Gemeinden der Vergangenheit
Das Kloster auf dem Heiligenberg
Das Riesenfräulein
Die Jungfrau von der Lauenburg
Kopfsteuer aus dem Jahre 1678
Landvermessungen 1759
Lastenablösung Zeddies von 1840
Rezess der Spezialseparation in Heyen
Flurnamen in der Feldmark
Kriege und die Nöte des Landvolkes
8.1
8.2
8.3
8.4
8.5
8.6
8.7
8.8
8.9
15
15
15
16
22
24
24
25
27
28
29
31
32
32
33
33
34
34
Eigentumsverhältnisse im Laufe der Geschichte
7.1
7.2
7.3
7.4
7.5
11
12
13
13
14
15
Die Herrschaft Homburg
Familiennamen in der Herrschaft Homburg im Jahre 1400
Das Fürstentum Braunschweig – Wolfenbüttel
Wechselvolle Herrschaftszeiten in Heyen
Urkunde Nr. 23 – Im Hämelschenburger Schlossarchiv
Sagen über die historischen Stätten
6.1
6.2
6.3
7
Besiedlung in Heyen
Die erste urkundliche Nennung des Dorfes Heyen (Hegen)
Übersetzung der Königsurkunde
Wie kommt die Königsurkunde nach Münster ?
Grenze und Grenzsteine
Historische Stätten, besondere Orte und Ereignisse
5.1
5.2
5.3
5.4
5.5
5.6
5.7
5.8
7
8
11
Herrschaftshäuser im Mittelalter
4.1
4.2
4.3
4.4
4.5
1
3
4
5
6
Das Wappen von Heyen
Der Heiligenberg, ein Zeitzeuge von 300 Millionen Jahren Erdgeschichte.
Vorgeschichte
3.1
3.2
3.3
3.4
3.5
4
Vorwort der Arbeitsgruppe Chronik
Grußwort des Bürgermeisters
Grußwort des Landkreises
Grußwort der Samtgemeinde Bodenwerder
Der Name Heyen
2.1
2.2
3
1
Die Gefallenen und Vermissten der Gemeinde Heyen
Weltkrieg I - 1914-1918
Weltkrieg II - 1939 – 1945
Luftkrieg über Heyen
Das Kriegsende in Heyen
Schwierige Nachkriegsjahre
Kampf gegen den Hunger
Auswanderer aus Heyen vor 1900
Auswanderer nach dem 2ten Weltkrieg
- 245 -
35
35
38
41
43
49
50
51
51
51
54
55
56
58
60
61
Chronik Heyen
9
Allgemeines zur Landwirtschaft
9.1
9.2
9.3
10
Errichtung eines Testamentes im Jahre 1867
Auszug aus einem landwirtschaftlichen Hofübergabe-Vertrag
Niederschlagsmengen in Heyen 1958 bis 2003
Höfe in Heyen
10.1
10.2
10.3
10.4
10.5
10.6
10.7
10.8
10.9
10.10
10.11
10.12
10.13
10.14
10.15
10.16
10.17
10.18
11
13
14
93
93
94
95
97
Hochwasser Esperder Straße 1936
Unwetter in der Nacht vom 30.04. auf den 01.05.1955
Gemeinde Heyen
13.1
13.2
13.3
13.4
13.5
13.6
13.7
13.8
13.9
13.10
13.11
14.2
14.3
14.4
14.5
14.6
14.7
14.8
14.9
14.10
14.11
97
98
99
Standesbeamter in Haus Nr. 36, heute Zieseniß, Gönne 10
Wasserversorgung in Heyen
1946 – Ein Jahr Kommunalarbeit in Heyen nach dem Krieg
Protokoll über die Gemeinderatssitzung
Aus dem Protokollbuch der Gemeinde Heyen ab 1946
Gemeindevorsteher und Bürgermeister
Die Gemeinde Heyen in der Samtgemeinde Bodenwerder
Die jüngere Geschichte in der Kommunalpolitik
Hausnummernumstellung in Heyen
Auflistung der Häuser im Baugebiet „Vor der Kühlbreite“
Häuserinschriften – Stand 1988
Kirche
14.1
67
68
69
72
74
75
76
77
79
80
81
82
83
84
86
87
88
91
93
Die Sunder
Der Rhien
Der Weinberg
Weinanbau in Heyen
Unwetter in Heyen
12.1
12.2
63
64
65
67
Großkötner Nr. 3 - Sporleder
Halbmeier Nr. 9 - Petermann
Vollmeier Nr. 12 - Diekmann
Vollmeier Nr. 13 - Zeddies
Großkötner Nr. 16 - Becker
Großkötner Nr. 25 - Meyer
Vollmeier Nr. 30 - Klatt
Vollmeier Nr. 23 - Henneke
Vollmeier Nr. 56 - Hollstein
Großkötner Nr. 38, Brinksitzer Nr. 36 - Zieseniß
Großkötner Nr. 57 - Karl-Heinz Ohm
Großkötner Nr. 53 - Klingenberg
Großkötner Nr. 54 - Battmer
Anbauer Nr. 73 - Garve
Großkötner Nr. 49 - Wiemann
Vollmeierhof Nr. 51 - Rother
Halbmeier Nr. 43 - Lemke
Landhandel - 80 Jahre - Von den Anfängen bis heute
Besondere Flurstücke in Heyen
11.1
11.2
11.3
11.4
12
62
99
100
101
103
103
110
111
113
118
120
122
128
Bauliche Veränderungen
Volumen primum
Ländereien
Meyerbrief Corp. bon. 1751
Aus der Chronik des Pfarramtes ab 1907
Aus der Chronik der Kirchengemeinde Heyen
Während des Krieges und nach dem Krieg
Abschrift einer Tafel in der Kirche
Die ev. luth. Kirchengemeinde St. Ursula, Heyen seit 1997
Der Friedhof in Heyen
Posaunenchor Heyen
- 246 -
130
132
132
134
135
137
138
143
144
146
147
Chronik Heyen
15
Die Schule in Heyen
15.1
15.2
15.3
15.4
15.5
15.6
15.7
16
17.3
17.4
17.5
17.6
17.7
17.8
17.9
17.10
161
161
162
164
168
170
172
174
Der Kriegerverein
Schützenverein Heyen von 1884 e.V.
Freiwillige Feuerwehr Heyen
Der Reit- und Fahrverein Heyen-Esperde
Die Landjugendgruppe Heyen
Mai-Club Heyen von 1990 e.V.
DRK-Ortsverein Heyen
Der Gemischte Chor
Turn- und Sportverein „Frischauf“ Heyen von 1922 e.V.
Gesangverein Heyen
Wirtschaft in Heyen – Handel und Handwerk
18.1
18.2
18.3
18.4
18.5
18.6
18.7
18.8
18.9
18.10
18.11
18.12
18.13
18.14
18.15
18.16
149
151
152
153
154
156
159
161
Der Reichsbund
Der Heimkehrerverband
Der Drainageverband Heyen
Die Forstgenossenschaft Heyen
Die Jagdgenossenschaft Heyen
Die Jagd in Heyen
Die Schweinekasse - Schweine Versicherungs-Gesellschaft
Vereine
17.1
17.2
18
Einnahmen der Schule
Vorschriften aus dem Generalschulplan für Preußen von 1736
Schulgebäude
Als Dorfschulmeister in Heyen
Erinnerungen an meine Tätigkeiten an der Grundschule
Auszüge aus den Jahrbüchern der Schule Halle
Kindergarten Heyen
Verbände
16.1
16.2
16.3
16.4
16.5
16.6
16.7
17
149
Die Handwerker in Heyen
Die Steinbrüche
Keller Landmaschinen
Erinnerungen an die Post in Heyen
Entwicklung der Spar- und Darlehnskasse seit 1904
Das Gasthaus zur Linde
Das Gasthaus am Thie – „Pieper“
Vier Generationen Malerfachbetrieb Lindemann - Seit 1884 Malerfachbetrieb Semper - seit 1972
Massivmöbel Diekmann - seit 1986
Meyer´s Meister Betrieb - seit 1998
AKUPUNKT-MASSAGE nach Penzel
Bäckerei Wilhelm Baxmann - seit 1884
Gärtnerei Sporleder
Versicherungs-Generalagentur Meyer - seit 1969
Steuerbüro Gerhard Fischer
174
175
186
194
199
202
203
206
207
210
213
213
214
216
217
219
221
222
224
226
226
227
228
229
230
231
232
19
Die wirtschaftlichen Verhältnisse nach dem 2ten Weltkrieg
233
20
Heyen - quo vadis
237
- 247 -