Skriptum FISCHKRANKHEITEN - Fischereiverein Ternitz Schwarzatal

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Skriptum FISCHKRANKHEITEN - Fischereiverein Ternitz Schwarzatal
Skriptum
FISCHKRANKHEITEN
Elisabeth Licek/Oliver Hochwartner
WORAN ERKENNT MAN KRANKE FISCHE?
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Änderungen im Verhalten und der Körperhaltung
schlechter Ernährungszustand
Beurteilung der Atmung
äußerlich erkennbare Veränderungen
Körperhaltung und Verhalten
normal: waagrecht und zielgerichtet
Lebensraum nutzend
prompte Reaktion auf Futter
Verhaltensänderungen: Apathie, Teilnahmslosigkeit, Absondern vom Schwarm, Randstehen
Stehen an Zulauf/Wasseroberfläche
Bewegungsänderungen: Taumeln, Drehen, „Blitzen“, Schießen, Scheuern
Lageänderungen: Seiten-/Rückenlage , Liegen am Boden, Kopfstehen
Ernährungszustand
Beurteilung von Rückenmuskulatur , Verhältnis Kopf/Körper , Augen
Atmung
Frequenz und Tiefe: Kiemendeckelbewegung
verlangsamt/schwach: Erschöpfung
beschleunigt/pumpend: Sauerstoffmangel →Notatmung
Erstickungsstellung
Äußerlich erkennbare Veränderungen
Körperform
Kopf/Augen/Maul
Haut/Flossen
After
Umweltbedingte und ernährungsbedingte Erkrankungen
der Fische
Einfluss der Umwelt
• Ammoniakvergiftung
Ammoniak wirkt bei akuter Exposition neurotoxisch, bei chronischer Einwirkung entstehen
Kiemenschäden bis zur Kiemennekrose. Ist der pH-Wert des Wassers höher als im Blut wird die
Ausscheidung von Ammoniak verhindert und es kommt zur Autointoxikation.
Ursachen: Überangebot an eiweißreichem Futter; hohe Fischdichten, organische Belastung des
Wassers
• Respiratorische Alkalose
übermäßiges Abatmen von Kohlendioxid CO2 durch Hyperventilation und Anstieg des Blut-pHWert über den Normalwert (> 7,8)
• Respiratorische Azidose
bei Überschuss von Kohlendioxid im Wasser kommt es durch Einschränkung der Abatmung
von CO2 zur Übersäuerung des Blutes (pH-Wert < 7,8) und zu Atemnot.
• Säurekrankheit
ausgelöst durch zu niedrigen pH-Wert des Wassers; artspezifisch unterschiedlich kritische
Werte (Salm. < 4,8; Cyp. < 5,5)
Symptome: Fische springen, hängen an der Wasseroberfläche, Liegen am Boden wechselt mit
Umherschießen, Haut und Kiemen sind stark verschleimt, Kiemen braun verfärbt bzw. mit
braunem Belag, Kiemennekrosen.
• Laugenkrankheit
ausgelöst durch zu hohen pH-Wert des Wassers; artspezifisch unterschiedliche Grenzwerte
(Salm. > 8,8; Cyp. > 10,0)
Symptome: Haut- und Flossenschäden, Kiemenschäden.
• Gasblasenkrankheit
ausgelöst durch eine Gesamt-Gasübersättigung des Wassers. Bei zu raschem Druckabfall nach
Aufenthalt in einem Milieu mit hohem Gasdruck wird der im Blut und Gewebe gelöste
Stickstoff in Bläschenform frei und führt zu Gasembolien und Gewebeschäden. Salmoniden
empfindlicher als Cypriniden; Jungfische empfindlicher als Adulti. Zur Gasübersättigungen
führen u.a. gasübersättigte Quellen oder Grundwässer, rasche Erwärmung des Wassers,
Umsetzen von Fischen nach Transporten in höher temperierte Teiche ohne entsprechende
Anpassungszeit; hohe Photosyntheseaktivität bei gleichzeitiger Erwärmung des Teichwassers
Symptome: auffälligstes Symptome sind Gasbläschen unter der Haut (v.a. im Bereich der
Kiemendeckel), im Flossengewebe, in den Augen, im Gaumenbereich, im Bauchfell, in den
Blutgefäßen; Exophthalmus, meist einseitig, mitunter Augenverlust; Schwimmblasentympanie
Therapie und Prophylaxe: beheben der verursachenden Faktoren
• Sauerstoffmangel:
absoluter Mangel: der Gehalt von im Wasser gelösten Sauerstoff ist für Fische zu gering. Der
Sauerstoffbedarf ist artspezifisch unterschiedlich: der untere einschränkende Bereich beginnt für
Karpfen bei < 4,9 mg/l, der für Salmoniden bei < 6,9 mg/l.
Sofortmaßnahmen: Zulauf verstärken, Belüften, nach Möglichkeit Besatz ausdünnen, Ursachen
erkennen und beseitigen.
relativer Mangel: Behinderung der Sauerstoffaufnahme durch Funktionsstörungen der Kiemen
Einfluss der Ernährung
• Energiemangelsyndrom der Karpfen
durch Fütterungsfehler verursachter Energiemangel; tritt bevorzugt im Frühjahr auf
Symptome: Gleichgewichtsstörungen, Apathie, Stehen in Bodennähe, Glotzaugen, Ascites;
erhöhte Anfälligkeit für Stress und Krankheiten; ein Gesamtkörper-Fettgehalt <1% führt zum
Tod der Fische.
Prophylaxe: optimale Versorgung mit Fetten und essentiellen Fettsäuren im Herbst und Frühjahr
sowie bei Mangel an Naturnahrung auch im Sommer.
• Hypervitaminose
Überdosierung von Vitaminen; v.a. fettlösliche Vitamine (A, D, E, K); bei Fischen von
untergeordneter Bedeutung.
• Hypovitaminose
leichte Form des Vitaminmangels (hochgradige Form: Avitaminose); Symptome durch Zufuhr
des fehlenden Vitamins meist reversibel. I.d.R. unspezifische Symptome wie z.B.
Wachstumsdepression, Skelettdeformationen, Blutarmut
• Lipoide Leberdegeneration
entsteht durch durch Ablagerung von Fett in den Leberzellen, v.a. bei Salmoniden auftretend
Symptome: Leberverfärbung von ockerfarben über gelb bis weiß; die Ränder des Organs sind
stumpf.
Therapie: Reduktion der verabreichten Menge bzw. des Fettgehaltes des Futters; eine Heilung
ist nur im Anfangsstadium dieser Krankheit möglich.
• Nephrokalzinose
Kalkablagerungen im hinteren Abschnitt der Rumpfniere v.a. bei Regenbogenforellen in
Intensivhaltung; multifaktorielles Syndrom
Symptome: weiße, harte Knötchen in der Niere; Appetitlosikeit, Glotzaugen, Anämie, Ascites;
verursacht meist nur geringe Verluste.
Maßnahmen: Verbesserung der Haltungsbedingungen.
SYSTEMATIK FISCHPATHOGENER BAKTERIEN
Auswahl
________________________________________________________________________________
Gattung
Art
________________________________________________________________________________
Cytophagaceae
Flavobacterium
F. psychrophila
F. columnare
Pseudomonadaceae
Pseudomonas
Ps. fluorescens
Ps. anguilliseptica
Ps. spp.
Enterobacteriaceae
Edwardsiella
E. tarda
E. ictaluri
Vibrionaceae
Yersinia
Y. ruckeri
Vibrio
V. anguillarum
V. salmonicida
V. spp.
Aeromonas
A. hydrophila
A. sobria
A. salmonicida
Pasteurellaceae
Pasteurella
P. piscicida
Mycobacteriaceae
Mycobacterium
M. fortuitum
M. marinum
Nocardiaceae
Nocardia
N. asteroides
Streptococcaceae
Streptococcus
Str. faecalis
Str. spp.
Bacillaceae
Clostridium
Cl. botulinum
Micrococcaceae
Renibacterium
R. salmoninarum
ERYTHRODERMATITIS
(Geschwürkrankheit, Fleckenseuche)
ERREGER
Aeromonas hydrophila, A. sobria,
(A. salmonicida ?); Pseudomonas spp.
WIRTE
Karpfen
verursachen auch bei anderen Fischarten (z.B.
Schleie, Hecht, pflanzenfressende Cypriniden)
Krankheiten: sog. Fleckenseuchen
SYMPTOME
Blutungen oder diffuse Rötung der Haut; oberflächliche bis tiefreichende Geschwüre; häufig
sekundäre Verpilzung
VERLAUF
subakut bis chronisch
ÜBERTRAGUNG
fakultativ pathogene ubiquitäre Wasserbakterien
die meist im Sinne einer Sekundärinfektion den
Fisch schädigen
INFEKTIONSQUELLE
erkrankte Fische, hohe Keimdichte des Wassers,
infizierte Futterfische
DIAGNOSE
Isolierung in der Kultur und biochemische
Identifizierung; Erstellen eines Antibiogrammes
PROPHYLAXE
Expositionsprophylaxe
Dispositionsprophylaxe
Schutzimpfung
THERAPIE
FAM
KIEMENNEKROSE (Kiemenfäule)
ERREGER
Branchiomyces sp.
SYMPTOME
starke Verschleimung der Kiemen; Kiemennekrose (“fleckige” Kiemen)
DIAGNOSE
bakterioskopische Untersuchung (zum
Ausschluss einer Besiedlung mit Myxobakterien)
und parasitologische Untersuchung (zum
Ausschluss einer Parasitose)
Wasseruntersuchung: pH-Wert/Ammoniumgehalt
PROPHYLAXE
Vermeiden überhöhter pH-Werte und
Ammonium-Anreicherung durch Fütterung bzw.
teichwirtschaftlicher Maßnahmen
THERAPIE
Bekämpfung der begünstigenden Faktoren
”M Y X O B A K T E R I O S E N”
SATTELKRANKHEIT, KALTWASSERKRANKHEIT, KIEMENSCHWELLUNG
ERREGER
Flavobacterium columnare; F. psychrophila
WIRTE
verschiedene Salmonidenarten
SYMPTOME
Haut/Flossen:
Kiemen:
VERLAUF
Hauttrübung, helle Pünktchen, flächenförmige z.T.
nicht entzündliche Hautablösungen,
Flossenhautzerreißungen, Einschmelzung der
Flossen (bei Kaltwasserkrankheit beginnen die
Gewebszerstörungen meist am Schwanzstiel)
Kiementrübung, Verschleimung,
Kiemenschwellung: „dicker Kopf“
akut bis chronisch
ÜBERTRAGUNG ubiquitäre Wasserbakterien:
Faktorenkrankheit
INFEKTIONSQUELLE
erkrankte Fische, hohe Keimdichte des
Wassers, eiweißhältige Rückstände in den
Fischbecken
DIAGNOSE
Abstrichfärbung mit Methylenblau;
kulturelle Isolierung /PCR
PROPHYLAXE
Expositionsprophylaxe
Dispositionsprophylaxe
THERAPIE
Chemotherapie in Form von Bädern oder
FAM
RAINBOW TROUT FRY SYNDROME (RTFS)
ERREGER
Flavobacterium psychrophila
WIRTE
bevorzugt Regenbogenforellen
Brütlinge von 0,2 g bis 8 g KG
SYMPTOME
taumelnde Schwimmbewegung,
Dunkelfärbung, Auftreibung des Abdomens,
Glotzaugen, aus dem After hängen weiße Kotfäden
Anämie der Kiemen, u.U. Schwellung und
Blutungen
VERLAUF
akut
ÜBERTRAGUNG ubiquitäre Wasserbakterien:
Faktorenkrankheit
INFEKTIONSQUELLE
kontaminierte Eier, erkrankte Fische,
hohe Keimdichte des Wassers, eiweißhältige und
Kalk-Rückstände in den Fischbecken
DIAGNOSE
Abstrichfärbung mit Methylenblau;
kulturelle Isolierung /PCR
PROPHYLAXE
Expositionsprophylaxe
Dispositionspropylaxe
THERAPIE
FAM
FURUNKULOSE
ERREGER
Aeromonas salmonicida spp.
WIRTE
verschiedene Salmonidenarten, v.a. Bachforellen
und Saiblinge
SYMPTOME
Trägheit; Dunkelfärbung; Blutungen in der Haut
und an den Flossenbasen; abszeßartige Hautgeschwüre; Blutungen in den Kiemen, der
Muskulatur und den Innenorganen; Darmentzündung (Symptome von der Verlaufsform
abhängig!); bei Brütlingen kann Furunkulose
symptomlos verlaufen
VERLAUF
akut bis chronisch (Auftreten begünstigt durch
hohe Wassertemperaturen und Sauerstoffmangel)
ÜBERTRAGUNG
horizontal; über das Wasser
INFEKTIONSQUELLE
erkrankte bzw. keimtragende Fische
DIAGNOSE
Isolierung in der Kultur und biochemische
Identifizierung; Erstellen eines Antibiogrammes
PROPHYLAXE
Expositions-/Dispositionsprophylaxe
Schutzimpfung
THERAPIE
FAM
Enteric redmouth disease
ROTMAULKRANKHEIT
ERREGER
Yersinia ruckeri
WIRTE
verschiedene Salmonidenarten (in Österreich
vor allem Regenbogenforellen)
SYMPTOME
Trägheit; Dunkelfärbung; Rötungen im Kopfbereich (vor allem Maul); an den Flossenbasen;
Darmentzündung; Blutungen vor allem im
Enddarm
VERLAUF
überwiegend akut
ÜBERTRAGUNG
horizontal; über das Wasser
INFEKTIONSQUELLE
kranke bzw. symptomfreie, keimtragende Fische
DIAGNOSE
Isolierung in der Kultur und biochemische
Identifizierung; Erstellen eines Antibiogrammes
PROPHYLAXE
Expositions-/Dispositionsprophylaxe;
Schutzimpfung
THERAPIE
FAM
BAKTERIELLE NIERENKRANKHEIT (BKD)
ERREGER
Renibacterium salmoninarum (gram-positiv)
WIRTE
verschiedene Salmonidenarten
SYMPTOME
Linsentrübung, Verlust eines oder beider
Augen, Dunkelfärbung, Beulen- bzw.
Geschwürbildung
allgemeine Anämie, Schwellung der
parenchymatösen Organe,
Graufärbung/Granulombildung in der Niere,
Ausbildung von Pseudomembranen
VERLAUF
vorwiegend chronisch
ÜBERTRAGUNG horizontal von Fisch zu Fisch
vertikal über Eier infizierter Fische
DIAGNOSE
Gramfärbung; kulturelle Isolierung
schwierig und langwierig
PROPHYLAXE
Expositionsprophylaxe
THERAPIE
Chemotherapie nicht erfolgreich
Bei Knochenfischen vorkommende Viren
Hauptcharakteristika
Virusfamilie
ds-DNS, behüllt
Herpesviridae
ds-DNS, unbehüllt
Iridoviridae
Adenoviridae
es-RNS, unbehüllt
Caliciviridae
es-RNS, behüllt
Rhabdoviridae
Orthomyxoviridae
Retroviridae
ds-RNS, unbehüllt
Birnaviridae
Reoviridae
FRÜHJAHRSVIRÄMIE DER KARPFEN - SVC
_____________________________________________________________________
ERREGER
SVC-Virus (Rhabdovirus vom Vesiculotyp)
WIRTE
verschiedene Cyprinidenarten (Karpfen,
Karauschen, Goldfisch, Schleie, Graskarpfen,
Silberkarpfen); Wels
alle Altersklassen
SYMPTOME
Glotzaugen; Haut- und Flossenblutungen;
allgemeine Ödemisierung;
petechiale Blutung in Muskulatur und Schwimmblasenwand
VERLAUF
überwiegend akut
vor allem im Frühjahr bei Temperaturen < 15 °C
ÜBERTRAGUNG
horizontal über das Wasser und Parasiten
(Karpfenlaus, Fischegel) als Vektoren
INKUBATIONSZEIT
> 7 Tage
INFEKTIONSQUELLE
Ausscheider (klinisch erkrankte oder latent
infizierte Fische)
DIAGNOSE
Virusnachweis: Isolierung (Zellkultur)
Identifizierung (ELISA); PCR
PROPHYLAXE
Expositions-/Dispositionsprophylaxe
THERAPIE
keine
KOIHERPESVIRUS-INFEKTION (KHV-I)
ERREGER
Cyprines Herpes Virus -3 (CyHV-3)
WIRTE
Koi (Buntkarpfen), Karpfen
KLINIK
starke Schleimbildung von Haut und Kiemen; „raue
Haut“; Kiemenschwellung und –nekrosen
VERLAUF
akut; Mortalität 80-100%
ÜBERTRAGUNG horizontal - über das Wasser
INFEKTIONSQUELLE
erkrankte Fische; Carrier
DIAGNOSE
PCR
PROPHYLAXE
Expositionsprophylaxe/Dispositionsprophylaxe
THERAPIE
keine
SVC Symptomatik
KHV Symptomatik
INFEKTIÖSE PANKREASNEKROSE - IPN
____________________________________________________________________
ERREGER
IPN-Virus (Aquabirnavirus)
WIRTE
verschiedene Salmonidenarten (Regenbogenforelle, Bachforelle, Bachsaibling, Atlantischer
Lachs, Pazifische Lachse)
Jungfische (Brütlinge / Setzlinge)
SYMPTOME
Dunkelfärbung; Glotzaugen; Blutungen in der
Haut und in den Flossen; Auftreibung der
Leibeshöhle
VERLAUF
akut bis subakut
kritische Temperatur ∼ 10 °C
ÜBERTRAGUNG
horizontal und vertikal
INKUBATIONSZEIT
5 bis 10 Tage
INFEKTIONSQUELLE
Ausscheider (vor allem adulte Viruscarrier aber
auch latent infizierte Nicht-Salmoniden);
aquatische Wirbellose, die ein ständiges Virusreservoir darstellen
DIAGNOSE
Isolierung (Zellkultur) und Identifizierung
(ELISA); PCR
PROPHYLAXE
Expositionsprophylaxe:
Eidesinfektion nicht ausreichend
Dispositionsprophylaxe
THERAPIE
keine
VHS (Virale Hämorrhagische Septikämie)
ERREGER
VHS-Virus (Rhabdoviridae)
WIRTE
Regenbogenforelle, div. Pazif. Lachse, „Forelle“ (S.trutta), Äsche,
Coregonen, Hecht; div. Meeresfische
SYMPTOME
äußerlich: Lethargie; Freßunlust; Dunkelfärbung;
Glotzaugen; Blutungen in der Haut und an den
Flossenansätzen; blasse Kiemen
VERLAUF
akute, chronische und nervöse Verlaufsform
bei Temperaturen < 4 °C und > 14 °C latente
Infektion möglich
ÜBERTRAGUNG
horizontal von Fisch zu Fisch über das Wasser, über Geräte
und Personal
Vorsicht vor sog. durchseuchten Fischen
INKUBATIONSZEIT
INFEKTIONSQUELLE
DIAGNOSE
PROPHYLAXE
THERAPIE
temperaturabhängig: bei 8 °C 4 bis 7 Tage
erkrankte Fische und Ausscheider (nach überstandener
VHS, nach inapparenter oder bei latenter Infektion)
Virusnachweis im Labor
Expositionsprophylaxe (allgemeine Hygienemaßnahmen
und laufende Desinfektion; Desinfektion zugekaufter Eier
mit Jodophoren)
keine
Für den Menschen ist VHS ungefährlich.
IHN (Infektiöse Hämatopoetische Nekrose)
ERREGER
IHN-Virus (Rhabdoviridae)
WIRTE
Regenbogenforelle, Atlant. Lachs, Pazifische Lachse
SYMPTOME
äußerlich: Lethargie bzw. Hyperaktivität; Freßunlust;
Dunkelfärbung; Glotzaugen; Petechien in der
Haut; Kiemenblässe
VERLAUF
überwiegend akut
bei Temperaturen < 10 °C chronische, bei
Temperaturen > 15 °C latente Infektionen möglich
ÜBERTRAGUNG
INKUBATIONSZEIT
INFEKTIONSQUELLE
DIAGNOSE
PROPHYLAXE
THERAPIE
horizontal von Fisch zu Fisch über das Wasser; über Geräte
und Personal
Vorsicht vor latent infizierten Fischen, die keine Symptome zeigen
> 7 Tage
erkrankte Fische sowie Ausscheider (periodisch nach
überstandener IHN, nach inapparenter oder bei latenter Infektion)
Virusnachweis im Labor
Expositionsprophylaxe (allgemeine Hygienemaßnahmen
und laufende Desinfektion; Desinfektion zugekaufter Eier
mit Jodophoren
keine
Für den Menschen ist IHN ungefährlich.
Symptome bei VHS/IHN/IPN
ISA (Infektiöse Anämie der Salmoniden)
ERREGER
ISA-Virus (Orthomyxoviridae)
WIRTE
Atlantischer Lachs, Forelle (Salmo trutta), Regenbogenforelle
SYMPTOME
Atlantischer Lachs - äußerlich: Lethargie;
„Senkrechtsteher“; Hautblutungen; Schuppenödeme;
Glotzaugen; Blutungen im Auge; blasse Kiemen
andere empfängliche Fischarten – nach erfolgter Infektion
kommt es zu keiner Krankheit
VERLAUF
beim Atlant. Lachs kann die Krankheit akut verlaufen
ÜBERTRAGUNG
horizontal von Fisch zu Fisch über das Wasser, über Geräte
und Personal
INKUBATIONSZEIT
INFEKTIONSQUELLE
DIAGNOSE
PROPHYLAXE
THERAPIE
1 Woche bis 6 Monate, langsame Weiterverbreitung der
Infektion
erkrankte Fische und Ausscheider (nach überstandener
ISA, nach inapparenter oder bei latenter Infektion)
Virusnachweis im Labor
Expositionsprophylaxe (allgemeine Hygienemaßnahmen
und laufende Desinfektion; Desinfektion zugekaufter Eier
mit Jodophoren)
keine
Für den Menschen ist ISA ungefährlich.
„PILZE“ ALS KRANKHEITSERREGER
Befall mit SAPROLEGNIA-Arten
Diese externe Mykose ist bereits mit freiem Auge zu erkennen, da sich der Pilzbefall, vor allem
wenn die Fische im Wasser schwimmen, als wattebauschähnlicher Belag zu erkennen gibt. Nimmt
man die Fische aus dem Wasser, fällt der weiße Flaum meist zu einem grauen Belag zusammen.
Vor allem der sog. Wasserschimmel, wie die Saprolegnia-Arten vom Laien bezeichnet werden, ruft
die beschriebenen Erscheinungen hervor. Eine ausschließliche Bekämpfung des Pilzes ist nicht
zielführend, da dieser meist als sekundär gewertet werden muss. Ursachen für WasserschimmelBefall können mechanische Verletzungen der Schleimschicht der Fische, z.B. durch Manipulieren
mit trockenen Händen, Herausfangen oder Transport sein, aber auch Parasiten- und Bakterienbefall
zieht oft eine Verpilzung nach sich. Hier muss vor allem die Primärursache beseitigt werden.
PROTOZOEN ALS KRANKHEITSERREGER
Neben freilebenden Protozoen gibt es solche, die als Kommensalen den Fisch als
Anheftungssubstrat oder für den Transport benützen oder als pathogene Parasiten auf den Fisch
angewiesen sind. Viele dieser sowohl ekto- als auch endoparasitisch lebenden Arten entfalten ihre
Schadwirkung erst im Gefolge vorbestehender Krankheiten oder bei Belastung durch ungünstige
Umweltfaktoren und werden dann als Schwächeparasiten bezeichnet. Fast alle Einzeller lassen sich
mittels ungefärbter Abstrich- oder Quetschpräparate mikroskopisch gut nachweisen.
„FLAGELLATEN“
Ichthyobodo necator (kleiner bohnenförmiger Hauttrüber): Stamm: Sarcomastigophora
Dieser Parasit ist besser bekannt unter seiner früheren Bezeichnung „Costia“. Er ist ein kleiner
Hautparasit, ca. 10 bis 20 µ, der auch auf den Kiemen zu finden ist und zwei Geißeln besitzt. Die
am Fisch haftenden Parasiten sind von tropfenförmiger Gestalt. Sie entsenden Fortsätze in die
Fischzellen und entnehmen dort ihre Nahrung. Die Fortpflanzung erfolgt durch Zweiteilung, wobei
Tiere kurz vor der Teilung vier Geißeln aufweisen.
Symptome: stark befallene Fische erscheinen bläulich-weiß (Hauttrübung); sekundär kann es zu
Verpilzungen kommen.
CILIOPHORA
Trichodina sp.
gehört zu den Wimpertierchen und befällt Haut und Kiemen, Trichodina ist ein klassischer
Schwächeparasit. Seine Größe beträgt ~ 50 µ und die Vermehrung erfolgt durch Zweiteilung.
Einzelne Exemplare, die immer wieder auf Fischen anzutreffen sind, sind ungefährlich. Bei starkem
Befall muss die Ursache für das Überhandnehmen von Trichodina gefunden und beseitigt werden.
Symptome: Haut- und Kiementrübung; Atemnot
Diagnose: mikroskopische Untersuchung von Haut- und Kiemenabstrichen
Chilodonella sp. (großer herzförmiger Hauttrüber)
Auch dieses Wimpertierchen ist ein ausgesprochener Schwächeparasit und ruft die bei Trichodina
beschriebenen Symptome hervor. Chilodonella ist 50 bis 60 µ lang und besitzt auf der Unterseite
links und rechts je ein Wimpernfeld aus mehreren Cilienreihen. Vermehrung durch Zweiteilung. Im
Kalt- und Warmwasseraquarium kommen verschiedene Arten vor. Unter ungünstigen
Lebensbedingungen kann Chilodonella Cysten bilden und so längere Zeit ohne Fisch überleben.
Symptome: siehe Trichodina sp.
Diagnose: mikroskopische Untersuchung von Haut- und Kiemenabstrichen
Ichthyophthirius multifiliis
ist der Erreger der sog. Grieskörnchenkrankheit. Darunter ist der Befall von Haut und Kiemen mit
Ichthyophthirius multifiliis zu verstehen. Adulte sind mit bis zu 1 mm für Einzeller sehr groß.
Neben seiner Größe erleichtert die typisch gebogene Gestalt des Zellkerns die systematische
Zuordnung. Ichthyophthirius weist eine komplizierte Entwicklung über ein Boden- und
Schwärmstadium auf. Die reifen Parasiten (Trophonten) sitzen an der Basis der Oberhaut und sind
durch die darüberliegenden Hautzellschichten gut geschützt. Um sich zu vermehren, bohren sie sich
durch die Haut nach außen und bilden am Grunde des Gewässers Zysten, in denen durch
Vielfachteilung bis zu 1000 Schwärmer (Theronten) entstehen. Diese sind so wie der Trophont
bewimpert, jedoch birnenförmig und suchen aktiv einen Wirt auf, den sie innerhalb von 55 Stunden
finden müssen und bohren sich wieder in die Oberhaut ein, um zu Trophonten heranzuwachsen. I.
multifiliis ernährt sich von Gewebe und Körperflüssigkeiten. Die Dauer des Entwicklungszyklus ist
temperaturabhängig, wobei höhere Temperaturen eine raschere Reifung der Adulten gewährleisten.
Da diese Parasiten nicht der Epidermis aufsitzen und sich weiters Zysten oder Schwärmer im Teich
befinden, ist die Bekämpfung nicht ganz einfach.
aus Mehlhorn/Schmahl: Gesndheit für Zierfische (1992)
Symptome: kleine weiße Pünktchen am Körper, bei Befall der Kiemen auch Atemnot
Diagnose: Nachweis der Trophonten (Adulte I.) und Theronten (Schwärmer) bei mikroskopischer
Betrachtung von Haut- und Kiemenabstrichen.
COCCIDIA
Goussia carpelli (Enteritiskokzidiose) und G. subepithelialis (Knötchenkokzidiose). Vor allem G.
carpelli kommt bei Karpfenbrut häufig vor.
Symptome: Darmentzündung, Durchfall, Abmagerung
Diagnose: mikroskopische Untersuchung eines Darmabstriches
MYXOZOA
Die Drehkrankheit der Salmoniden, hervorgerufen durch Myxobolus cerebralis, spielt vor allem in
Naturteichen eine Rolle. Die Sporen des Erregers überleben lange im Teichschlamm und machen in
Schlammröhrenwürmern eine ungeschlechtliche und geschlechtliche Vermehrung durch, die mit
einer Sporenbildung endet. Diese Sporen gelangen wieder ins Wasser und dringen in die Haut der
Fischbrütlinge ein. Sie gelangen ins Nervengewebe und in die Knorpelzellen von Schädel und
Wirbelsäule. Empfänglich ist Forellenbrut bis zu einer Länge von 7 cm.
Symptome: unkoordinierte Bewegungen („Schwanzjagen“); als Spätfolgen Mopsköpfigkeit,
Verkürzung der Kiemendeckel, Verbiegungen der Wirbelsäule und partielle Schwarzfärbung.
METAZOEN ALS KRANKHEITSERREGER
Nicht nur Einzellern kommen als Fischparasiten Bedeutung zu, auch Vielzeller wie Saugwürmer,
Bandwürmer, Kratzer, Fadenwürmer, Egel und fischparasitäre Krebse, wie z.B. die Karpfenlaus
(Argulus), der Kiemenkrebs (Ergasilus) und der Ankerwurm (Lernea) spielen als Fischparasiten
eine Rolle.
MONOGENEA
Gyrodactylus sp.
Dactylogyrus sp.
Gyrodactylus sp.
Hautwürmer, die durch den Besitz eines Saugnapfes am Vorderende und eines Haftapparates aus
Zentral- und Randhaken ausgezeichnet sind. Sie besitzen ein zweizipfeliges Vorderende und leben
ektoparasitisch auf Haut und Kiemen. Gyrodactylus-Arten werden bis zu 1 mm lang und sind
lebendgebärende Zwitter. Auch sie zählen bei den Fischen zu den Schwächeparasiten.
Symptome: Hauttrübung, vermehrte Schleimbildung, kleinfleckige Blutungen, durch Atemnot
abgespreizte Kiemendeckel und Luftschnappen
Diagnose: mikroskopische Betrachtung von Haut- und Kiemenabstrichen, bei Fischen in
schlechtem Erhaltungszustand ist oft nur mehr der Hakenapparat bzw. die zwei großen
Zentralhaken erkennbar
Dactylogyrus sp.
Dieser Kiemenwurm besitzt ein vierzipfeliges Vorderende und vier schwarze Augenpunkte.
Dactylogyrus legt Eier, aus denen eine freischwimmende Flimmerlarve (Oncomiracidium) schlüpft.
TREMATODA
entwickeln sich über Zwischenwirte. Erster Zwischenwirt ist eine Wasserschnecke; die aus der
Wasserschnecke freiwerdenden Gabelschwanzcercarien befallen den Fisch, wo die Metacercarien
z.B. Wurmstar oder Schwarzfleckenkrankheit verursachen können. Diese Metacercarien können
sich nur in einem geeigneten Endwirt (Wasservogel) fertig entwickeln.
Bei manchen Trematoden ist der Fisch Endwirt; sie parasitieren im Darm oder im Blut
(Blutwurmkrankheit).
CESTODA
Nelkenkopfbandwürmer sind unsegmentierte Darmparasiten mit einer eigentümlichen Kopfform
(„Gewürznelke“). Zwischenwirt sind Schlammröhrenwürmer. Der Fisch ist Endwirt.
Bothriocephalus sp., ein gegliederter Bandwurm mit herzförmigem Vorderende, wurde durch
ostasiatische pflanzenfressende Fische eingeschleppt. Zwischenwirt sind Kleinkrebse. Der Fisch ist
Endwirt. Bei manchen Bandwürmern existieren zwei Zwischenwirte: beim Hechtbandwurm ist
der Zyklus Kleinkrebs → Fisch → Hecht als Endwirt. Beim Riemenwurm z.B ist der Fisch zweiter
Zwischenwirt und der Endwirt ein Wasservogel.
ACANTHOCEPHALA
Das Kennzeichen der Kratzwürmer ist der hakenbesetzte Rüssel. Alle bei Fischen vorkommende
Kratzer entwickeln sich über Zwischenwirte, wie z.B. Flohkrebse oder Wasserasseln. Der Fisch ist
Endwirt, wobei in der Entwicklung auch sog. Stapelwirte aufscheinen können. Kratzer leben im
Darm und schädigen durch Nahrungsentzug; gelegentlich ist auch eine Perforation der Darmwand
möglich.
NEMATODA
spielen bei unseren Nutzfischen eine geringe Rolle. Bekannt ist Philometroides lusii in den
Schuppentaschen von Fischen und die Schwimmblasenwürmen Cystidicola farionis und
Anguillicola crassus. Auch bei diesen Parasiten spielen Kleinkrebse als Zwischenwirte eine Rolle.
HIRUDINEA
Zu den Egeln zählt der Fischegel, Piscicola geometra. Mit je einem Saugnapf am Vorder- und
Hinterende. Fischegel ernähren sich von Blut und können dabei Krankheitserreger von Fisch zu
Fisch übertragen. Die Eier werden in Kokons im Wasser abgelegt; die daraus schlüpfenden Egel
befallen bevorzugt Jungfische. Die Saugstellen sind oft Ursache für sekundären Pilz- oder
Bakterienbefall.
Diagnose: mit freiem Auge erkennbar
CRUSTACEA
Der Kiemenkrebs, Ergasilus sieboldii, befällt die Kiemen verschiedener Fischarten und hält sich
dort mit Klammerhaken fest. Parasitisch lebt jedoch nur das Weibchen. Aus den Eiern entwickeln
sich freischwimmende Larvenstadien, die Nauplien.
Symptome: Anämie der Kiemen, Atemnot
Diagnose: mit bloßem Auge oder mit der Lupe erkennbar
Auch beim Ankerwurm, Lernea sp., ist nur das Weibchen parasitisch. Die stabförmigen Krebse
besitzen vier Kopfhörner, mit denen sie sich in der Muskulatur verankern und wie Grashalme unter
den Schuppen vorragen. Die Entwicklung vollzieht sich über mehrere Larvenstadien.
Symptome: punktförmige Blutungen nach Abfall der Krebse; sekundär Geschwürsbildung und
Verpilzung
Diagnose: mit bloßem Auge erkennbar
Die Karpfenlaus, Argulus foliaceus, sind Blutsauger, die sich mit zwei Saugnäpfen am Fisch
anheften. Ihre Eier legen sie an Wasserpflanzen und Steinen ab; die Entwicklung beinhaltet mehrere
Larvenstadien, die auch bereits Fische befallen können. Wie der Fischegel kann die Karpfenlaus
durch Stechen und Blutsaugen Krankheitserreger von Fisch zu Fisch übertragen. Die Stichwunden
sind Eintrittsstelle für Bakterien.
Diagnose: mit bloßem Auge oder mit der Lupe erkennbar: da sie durchscheinend sind, erkennt man
sie vor allem an den dunklen Augenpunkten oder wenn sie sich bewegen.
Myxobolus cerebralis
Ichthyobodo (Costia) necator
Trichodina spp.
Chilodonella cyprini
Ichthyophthirius multifiliis
Gyrodactylus spp.
Dactylogyrus spp.
Entwicklungszyklus eines Saugwurmes
Beispiel: Sanguinicola sp.
Caryophyllaeus spp.
Bothriocephalus acheilognathi
Entwicklungszyklus eines Bandwurmes
Beispiel: Hechtbandwurm (Triaenophorus sp.)
Metechinorhynchus truttae
Entwicklungszyklus eines Kratzers
(Acanthocephala)
Metechinorhynchus sp.
Neoechinorhynchus sp.
Piscicola geometra
Pomphorhynchus sp.
Argulus foliaceus
Ergasilus sieboldi
Lernaea spp.
Mittel und Verfahren für die Durchführung der Desinfektion in der Aquakultur
I. Allgemeines und Definitionen
Reinigung: möglichst vollständige Beseitigung von organischem Material wie Schmutz, Kot, Blut,
Schleim und Fett aus den Haltungseinheiten und von allen Gegenständen und Geräten, die mit
Fischen Kontakt hatten, damit die nachfolgende Desinfektion ohne Wirkungsverlust (z.B. durch
Eiweißfehler) durchgeführt werden kann.
Desinfektion: Maßnahme zur gezielten Eliminierung unerwünschter Mikroorganismen mit dem
Zweck, ihre Übertragung zu verhindern. Die Desinfektion hat sich auf Haltungseinrichtungen,
Gegenstände, Geräte und Bekleidung zu erstrecken, die mit infektiösem Agens in Berührung
gekommen sind.
laufende Desinfektion: umfasst die kontinuierlich durchzuführende Desinfektion der Geräte,
Behälter und Stiefel, sowie das Auflegen von Desinfektionsmatten an den Ein- und Ausgängen der
Fischzuchtanlage.
Ein Desinfektionsverfahren umfasst immer Reinigung und Desinfektion, jeweils mit
abschließendem Spülgang.
II. Reinigung
Die Reinigung wird zweckmäßigerweise mit heißem Wasser, meist unter Zusatz von
Reinigungsmitteln (z.B. 3 kg Soda (Na2CO3) oder 3 kg Schmierseife auf 100 l Wasser), mittels
Bürsten, Besen, Hochdruckreiniger oder Dampfstrahler durchgeführt. Mit besonderer Sorgfalt sind
Ecken, Fugen, Spalten, Risse und Löcher zu reinigen.
Bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt ist der Reinigungslösung je nach Kältegrad Auftausalz
(Kochsalz) beizumischen, um ein Gefrieren auf den zu reinigenden Flächen zu verhindern.
Die Reinigung ist abgeschlossen wenn sich im ablaufenden Spülwasser keine Schmutzteilchen
mehr befinden. Danach müssen die Oberflächen gründlich abtrocknen.
Personen haben die Hände intensiv zu waschen, Kleidung und Schuhwerk sind gründlich zu
reinigen und anschließend zu desinfizieren.
III. Desinfektion
Grundsätzlich ist zwischen physikalischen und chemischen Verfahren zu unterscheiden.
1. physikalische Verfahren
1.1 Austrocknung
Austrocknung und UV-Licht-Einwirkung können bei Behältern, Geräten und Haltungseinheiten aus
Beton, Metall oder Kunststoff angewendet werden. Bei Naturteichen sollte der Boden 3 Monate bei
Temperaturen > 18 °C trocken liegen.
1.2 Thermische Verfahren
Hitzeeinwirkung ist eine effektive Desinfektionsmöglichkeit bei Fischviren. Feuchte Hitze ist
wirksamer als trockene Hitze. Wichtig ist, dass die für die Abtötung notwendige Temperatur
tatsächlich die Mikroorganismen erreicht. Bei feuchter Hitze von 60 °C sind alle Krankheitserreger
der Fische nach 30 Minuten abgetötet.
Durch Dampfstrahlgeräte wird eine desinfizierende Wirkung nicht erreicht, da sich die
Dampftemperatur am Objekt sehr schnell der Umgebungstemperatur anpasst.
2. Chemische Verfahren
Die chemische Desinfektion bedient sich einer Vielzahl chemischer Verbindungen und Substanzen,
um unerwünschte Mikroorganismen zu vernichten. Ihre Wirksamkeit ist abhängig von der Art des
verwendeten Desinfektionsmittels, von der Genauigkeit der Durchführung der Desinfektionsarbeit
und von der Beachtung einiger die Desinfektionswirkung beeinflussender Faktoren.
2.1 Zu beachtende Faktoren
2.1.1 Einwirkzeit
Für jedes Desinfektionsmittel ist eine Mindesteinwirkzeit, die zur
Desinfektionserfolges unbedingt eingehalten werden muss, vorgeschrieben.
Erreichung
des
2.1.2 Temperatur und Kältefehler
Bei hohen Temperaturen läuft der Desinfektionsprozess in der Regel schneller ab als bei niedrigen
Temperaturen. Allgemein gilt, dass bei 10 °C doppelt so lange Einwirkzeiten notwendig sind als bei
20 °C, wobei das unterschiedliche Temperaturenverhalten der verschiedenen Wirkstoffe im
Einzelfall berücksichtigt werden muss. Ausschlaggebend ist immer die Temperatur der
Desinfektionsmittellösung während des Kontaktes mit dem zu desinfizierenden Material.
Bei Temperaturen unter 15 °C ist insbesondere bei Desinfektionsmitteln auf Basis von Aldehyden
der so genannte Kältefehler zu beachten: eine vollständige Wirksamkeit ist nicht mehr gegeben. Ist
eine Desinfektion bei Temperaturen um oder unter dem Gefrierpunkt durchzuführen, sind nur die
für diesen Anwendungsbereich geeigneten Produkte zu verwenden.
2.1.3 Konzentration und Eiweißfehler
Es bestehen bestimmte Beziehungen zwischen Einwirkungszeit, Temperatur und
Anwendungskonzentration eines Desinfektionsmittels, d.h., die für eine Keimabtötung notwendige
Konzentration kann bei vielen Desinfektionsmitteln mittels höherer Temperatur bzw. durch eine
länger dauernde Einwirkzeit variiert werden. Vermieden werden muss jedoch eine absolut zu
niedrige Einsatzkonzentration, da es dadurch zu einer begrenzten Wirkung (Mikrobiostase) kommt
und nicht zur geforderten Mikrobiozidie. Die diesbezüglichen Informationen der Hersteller sind
unbedingt einzuhalten.
Wesentlichen Einfluss auf die Konzentration nimmt der so genannte Eiweißfehler: nach
unvollständiger Reinigung befinden sich immer noch Reste von Blut, Kot, Schleim etc. auf den zu
desinfizierenden Oberflächen, die eine schützende Hülle um Keime bilden und an denen sich das
Desinfektionsmittel verbraucht. Die Desinfektion wird in ihrer Wirkung erheblich gehemmt bzw.
gänzlich wirkungslos, sodass in der Praxis die Konzentration erhöht oder zu einem anderen
Wirkstoff übergegangen werden muss.
2.1.4 pH-Wert und Materialverträglichkeit
Jedes Desinfektionsmittel hat entsprechend seiner chemischen Zusammensetzung einen bestimmten
pH-Bereich, in welchem es seine optimale Wirksamkeit entfaltet. Durch extreme pH-WertVerschiebungen in den sauren oder alkalischen Bereich kann eine Desinfektionswirkung oft
schneller erreicht werden, da das Wachstum und/oder die Stabilität von Mikroorganismen vom pHBereich stark beeinflusst werden. Neben der Korrosionswirkung, die durch extreme pH-WertVerschiebungen in den sauren oder alkalischen Bereich auf Materialien entstehen können, ist bei
Fischviren auf deren Säuren- bzw. Laugenempfindlichkeit zu achten.
2.2 Chemische Desinfektionsmittel
2.2.1 Branntkalk (CaO)
wirkt gegen Krankheitserreger in der Fischzucht durch Erhöhung des pH-Wertes in den alkalischen
Bereich (>12) und durch die Hitzeentwicklung beim Löschvorgang, wenn er auf den feuchten
Teichboden und die Dämme aufgebracht wird. Zur Desinfizierung nach Virusinfektionen werden 10
t/ha (= 1 kg/m²) benötigt. Empfohlene Einwirkungszeit von 2 bis 3 Wochen. Nach dem Bespannen
des Teiches und vor dem Einsetzen der Fische ist der pH-Wert zu kontrollieren (<8,5). Branntkalk
ist das Mittel der Wahl in ablassbaren Naturteichen.
Um auch die Wände oder Dämme zu desinfizieren, kann es notwendig sein, die Haltungseinheiten
zu bespannen. 1 kg Branntkalk pro m³ (= 1000l), der pH-Wert muss für 3 Tage >12 sein
(Nachdosieren). Die Dosierung ist vom Säurebindungsvermögen des Wassers abhängig: bei
niedrigem SBV reichen geringere Branntkalkmengen um den nötigen pH-Wert von 12 zu erhalten.
Dies ist durch Messen des pH-Wertes zu überprüfen.
2.2.2 Natronlauge (NaOH)
ist ein preisgünstiges Desinfektionsmittel mit korrodierenden Eigenschaften (besonders Zink und
Aluminium). Ätznatron ist gut geeignet zur Desinfektion von widerstandsfähigen Oberflächen mit
Rissen. Es besitzt keinen Kältefehler. Zur Desinfektion von Geräten, Behältern und Stiefeln wird
eine Lösung aus 20 g Ätznatron auf 1 l Wasser hergestellt.
Es wird auch als Mischung angewandt, die aus 100 g Ätznatron, 10 g Teepol® (flüssiger
Spezialreiniger in wässriger Zubereitung) und 500 g Löschkalk besteht. Diese wird in 10 l Wasser
gelöst, wovon 1 l/10 m2 für 48 Stunden einwirken muss.
2.2.3 Formalin
zur Desinfektion von Becken, Rinnen, Betonteichen, Behältern, Geräten und Stiefel als 5 %-ige
Lösung. Basierend auf 37 %-igem Formalin: 5 Teile Formalin zu 32 Teilen Wasser;
Einwirkungsdauer 2 Stunden. Pro m2 sind 0,3 l Gebrauchslösung auszubringen. Achtung – starken
Kältefehler beachten. Unter 8 °C bildet sich fischgiftiges Paraformaldehyd, das zudem keine
wirksame Desinfektion bewirkt.
2.2.4 Organische Säuren
zur Desinfektion von Becken, Rinnen, Betonteichen, Fahrzeugen, Behältern, Geräten und Stiefeln.
Organische Säuren korrodieren Metalle. In der Teichwirtschaft gut bewährt haben sich
Ameisensäure (Kältefehler bei Temperaturen < 10 °C) und Zitronensäure. Zur Desinfektion muss
unbedingt ein pH-Wert < 2,5 aufrechterhalten werden.
Im Handel sind Kombinationspräparate aus verschiedenen organischen Säuren, Alkohol und
Tensiden (z.B. VennoVet® 1 super) mit stark reduziertem Kältefehler und geringen
Korrosionseigenschaften erhältlich.
2.2.5 Peressigsäure (CH3 – COOH)
eignet sich für die Desinfektion von Becken, Rinnen, Betonteichen, Wasser, Fahrzeugen, Behältern,
Geräten und Stiefeln. Umweltfreundlich. Konzentrationen von 0,5 bis 2 %, Einwirkdauer
mindestens 1 Stunde. Bei Temperaturen < 8 °C Konzentration und/oder Einwirkungszeit erhöhen.
Auch Peressigsäure wirkt korrosiv. Vorsicht bei Gebrauch und Lagerung.
Im Handel befindliche Präparate sind Mischungen aus Peressigsäure, Essigsäure und
Wasserstoffperoxid (z.B. Wofasteril® E400). In Kombination mit einer Pufferlösung (z.B.
Alcapur®) nicht korrosiv. Eiweißfehler, kaum Kältefehler.
2.2.6 Natriumperkarbonat (2-Na2 CO3 3-H2O)
Oberflächendesinfektion, Becken, Rinnen, Wasser, Netze und Stiefel. Sehr umwelt- und
benützerfreundlich. Eiweißfehler, kaum Kältefehler. Im Handel befindlich ist z.B. Peridox ®.
2.2.7 anorganische Persulfate
sind stark oxidierend; im Markt befindliche Produkte (z.B. Virkon-S® Aquatic) sind auch
oberflächenaktiv und wirken viruzid, bakterizid und fungizid. Wirkungsverlust der Lösung wird
durch Farbumschlag angezeigt. Umwelt- und benützerfreundlich. Für alle Oberflächen geeignet.
Kaum Kältefehler.
2.2.8 Quaternäre Ammoniumverbindungen (QAVs)
eignen sich für die Desinfektion von Becken, Rinnen, Betonteichen, Wasser, Fahrzeugen,
Behältern, Geräten und Stiefeln. QAVs sind pH-neutral und nicht korrodierend. Eiweißfehler, kein
Kältefehler. Der Wirkstoff der im Handel befindlichen Präparate ist meist Benzalkoniumchlorid
(z.B. Actomar® B100).
2.2.9 Jodophore
sind gering korrosiv für verzinktes Eisen, Kupfer oder Messing. Gummi und Plastik verfärben sich
braun und können spröde werden. Kaum Eiweißfehler, kaum Kältefehler. In Form von
schäumenden (z.B Actomar® CIP) oder nicht schäumenden (z.B. Actomar® K30)
Kombinationsprodukten erhältlich. Beide werden zur Entkeimung von Brutanlagen, Becken,
Behältern und Geräten verwendet. Actomar® K30 wird auch zur Desinfektion der Eier der
Salmoniden eingesetzt.
Jod ist hochtoxisch für aquatische Tiere. Es empfiehlt sich daher vor der Entsorgung jodhältiger
Abwässer diese mit Natriumthiosulfat zu neutralisieren: pro g Jod 0,78 g Thiosulfat.
3. Praktische Durchführung der Desinfektion
Der Wert einer Desinfektion ist nicht nur von der Auswahl und Anwendung eines geeigneten
Produktes, sondern vor allem von der Gründlichkeit der Durchführung aller
Desinfektionsmaßnahmen abhängig. Einer Desinfektion hat immer eine gründliche Reinigung
vorauszugeben. Diese hat den Zweck, Schmutz und organisches Material zu entfernen. Ebenso
müssen Tiere oder Futtermittel (nicht infektiös) aus dem Desinfektionsbereich entfernt werden.
Eine auf einzelne Bereiche beschränkte Desinfektion hat wenig Sinn.
Elektroeinrichtungen müssen geschützt werden. Die Gebrauchslösung des Desinfektionsmittels
kann aufgegossen oder mit Bürsten aufgetragen werden. Einfacher ist das Versprühen mit
sogenannten Garten- oder Obstbaumspritzen mit Druckbehälter und Pumpen bzw. mit motorisch
betriebenen Sprühgeräten unter Verwendung von Desinfektions- oder Flachstrahldüsen. Das
Desinfektionsmittel ist in Gebrauchskonzentration auf die abgetrockneten Flächen aufzubringen.
Nach Ablauf der nötigen Einwirkungszeit sind anhaftende Desinfektionsmittelresten sorgfältig
abzuspülen und Gebäude oder Räume gründlich zu lüften. Bei der Durchführung der Desinfektion
sollte stets Schutzbekleidung (Kopfbedeckung, Mantel, Gummistiefel und -handschuhe) getragen
werden. Bei einigen Desinfektionsmitteln ist das Tragen von Atemschutzmasken mit dem jeweils
wirksamen Filtereinsatz erforderlich.
Nicht verwendete Gebrauchslösungen von Desinfektionsmitteln können mit Wasser verdünnt
(1:100) oder neutralisiert (siehe Jod) entsorgt werden.
Einsendung von Fischen
Ideal:
Möglich:
3 – 5 lebende Fische mit deutlichen
Krankheitssymptomen in wassergefüllten bzw. O2/H2Ogefüllten Behältnissen (z.B. starkwandigen Plastiksäcken)
„frisch tote“ (getötete) Fische mit deutlichen
Krankheitssymptomen einzeln in Alufolie verpackt
und unter Zusatz von Kühlbeuteln (-akkus) in
Styroporbehältern versenden
Achtung: optimale Versandtemperatur < 8°C,
jedoch nicht gefroren
Ungeeignet: Fische, die tot aus dem Gewässer geborgen wurden
Ausnahme: plötzliches, alle Fische eines Bestandes
betreffendes Fischsterben
tiefgefrorene Fische (Fragestellung !) bzw.
eröffnete Fische
Einsenden von Wasserproben - Teich
Wieviel:
• von jeder Entnahmestelle 2 l Wasser
Wie:
• gründlich gereinigte, mit dem Probenwasser ausgespülte
Flaschen luftblasenfrei befüllen
• Flaschen kennzeichnen: Entnahmeort, Datum, Uhrzeit,
Temperatur
• unmittelbar nach Entnahme zur Untersuchungsstelle bringen
bzw. kurzfristig im Kühlschrank (~ 4°C) zwischenlagern
• Die Probe darf weder Schlamm noch Wasserpflanzen oder
Fische enthalten !
Wann:
• Zeitpunkt der Probenahme frühmorgens, je nach
Fragestellung
zusätzlich in den Abendstunden
Wo:
• bei Teicheinlauf und –auslauf; wenn diese nicht vorhanden
genügt eine Wasserprobe
(ev. eine zweite aus „tieferen“ Wasserschichten)