netzwerk - Acronis

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netzwerk - Acronis
NETZWERK Disaster-Recovery-Programme
Lebensretter
In diesem Artikel
Produkte im Detail
Vier DR-Tools im Test
N12
So testen wir
Das Testverfahren im Detail
N15
Ausstattungstabelle
Alle Daten, Fakten, Preise
N16
verständlich ist es möglich, auch komplette Server inklusive Boot- und Datenpartitionen mit den DR-Tools zu sichern. In dieser Disziplin sind herkömmliche Backup-Programme durch Versionierung und spezielle Agenten für Datenbanken (Oracle, SQL)
und Mailsysteme (Exchange, Lotus) aber insgesamt leistungsfähiger.
Generell entwickeln sich DR-Tools aber
immer mehr zum vollwertigen Sicherungswerkzeug. Mittlerweile enthalten sie Funktionen wie das Stoppen von Datenbanken
für eine konsistente Sicherung und erlauben inkrementelle Sicherungen.
Schnappschuss, bitte lächeln!
Streckt der Server alle viere von sich, muss die Wiederbelebung besonders schnell gehen. Die getesteten
Disaster-Recovery-Programme erledigen das nicht nur
flink, sondern auch zuverlässig.
JÜRGEN HEYER, SASCHA STEINHOFF
P
rinzipiell hat der Administrator bei einem Servercrash zwei Möglichkeiten
zur Wiederherstellung. Entweder er
nutzt die Disaster-Recovery-Option seines
Backup-Programms, oder er setzt ein spezielles Disaster-Recovery-Werkzeug ein. Die
großen Anbieter von Backup-Software wie
beispielsweise Veritas bieten zwar durch die
Bank Disaster Recovery an, dafür ist in der
Regel aber ein Aufpreis fällig. In der Vergangenheit zeigten sich dedizierte Tools deutlich leistungsfähiger als die integrierten Lösungen. Aus diesem Grund beschränkt sich
der PCpro-Test auch auf vier reine DR-Tools.
Disaster Recovery vs. Rücksicherung
Gibt ein wichtiger Server den Geist auf,
ist es mit einer herkömmlichen Rücksicherung selten getan. Um das Backup wieder
N8
einzuspielen, muss man den Server nämlich erst einmal neu aufsetzen, alle Treiber
einspielen und das Backup-Programm installieren. Hierüber können Stunden vergehen,
ein Umstand, der in produktiv genutzten
Netzwerken inakzeptabel ist. DR-Tools sind
erheblich fixer: Damit kann man den Server nach dem Hardware-Tausch wiederherstellen und spart so wertvolle Zeit: Der Server läuft schon nach kürzester Zeit wieder.
Der Testfilter orientiert sich an einem
Szenario, das bereits für Firmen ab zwei bis
drei Servern interessant ist und sich auch
für das Disaster Recovery in Großunternehmen mit hundert und mehr Servern eignet:
Primäres Ziel ist die Wiederherstellung der
Systempartition, damit der Server und das
normale Backup für das Restore der Datenpartitionen wieder lauffähig sind. Selbst-
Die vier Programme im Test arbeiten
nach dem gleichen Verfahren und nutzen
Imaging für die Sicherung. Sicherungen im
Imageverfahren sind zwei- bis dreimal so
schnell wie herkömmliche Backups und dauern für eine typische Systempartition eines
Servers nur ein bis zwei Minuten. Die Testkandidaten erstellen im laufenden Betrieb
per Snapshot ein Abbild der zu sichernden
Partition. Dabei wird der Zustand der Partition kurzzeitig eingefroren, um eine konsistente Sicherung zu ermöglichen. Das
klappt nicht nur mit Datenpartitionen, sondern auch mit Bootpartitionen. Bis auf Drive
Snapshot nutzen alle Tools die in Windows
2003 Server enthaltene Volume-ShadowCopy-Funktion. In Version 1.38 wird auch
Drive Snapshot auf dieses Verfahren setzen.
Der Grund für die Umstellung ist, dass laufende Exchange-Datenbanken unter Version 1.37 nicht immer konsistent gesichert
werden können, Exchange sollte deshalb
derzeit manuell gestoppt werden.
Wiederherstellung per Boot-CD
Alle Programme kommen mit einem eigenen Bootmedium und starten von diesem
das Restore, ohne sich selbst auf der Platte
zu installieren. Die Bootumgebung basiert
bei Ultrabac und Symantec auf Windows PE,
PC Professionell 7| 2006
NETZWERK Disaster-Recovery-Programme
Empfehlungen der Redaktion
Budget
Empfehlung
Empfehlung
der Redaktion
Acronis True Image Enterprise Server
Tom Ehlert Drive Snapshot 1.37
Der Testsieger ist ein überdurchschnittlich leistungsfähiges Programm, das sich zudem angenehm leicht bedienen lässt. Wer viele Server
in großen Netzwerken komfortabel absichern
möchte, findet hiermit das geeignete Tool.
Note sehr gut • 90,7 Punkte
Mit schlappen 90 Euro ist Drive Snapshot mit
Abstand das preiswerteste Produkt im Testfeld.
Sparsame Admins sollten selbst aktiv werden:
Seine Stärken spielt das Programm nämlich erst
in Verbindung mit dem Tool Bart PE aus.
Note befriedigend • 68,2 Punkte
Acronis nutzt einen Linux-Kernel. Allein
Drive Snapshot 1.3 von Tom Ehlert Software
setzt nach alter Admin-Sitte immer noch auf
eine DOS-Bootdiskette. Im Jahr 2006 kann
das die Tester aber nicht mehr überzeugen.
Immerhin lässt sich Drive Snapshot sehr gut
mit dem kostenlosen Bart PE kombinieren
und bietet dann ähnlichen Restore-Komfort
wie die übrigen Testkandidaten. Auch Acronis liefert ein Plug-in für Bart PE als Alternative zum Linux-Bootmedium mit, damit
man sich sein Medium nach Wunsch zusammenstellen kann.
Programmen auf der Höhe der Zeit. Nur True
Image Server und Livestate Recovery werden von ihren Herstellern durch regelmäßige Online-Updates für neue Hardware fit
gemacht. Auch die UBDR-Gold-Boot-CD
zeigt einen aktuelleren Stand als das vor
einem Jahr getestete UBDR Pro. Abgesehen
davon lassen sich bei Livestate Recovery und
UBDR Gold Festplattentreiber bei Bedarf in
der Bootphase durch Drücken der F6-Taste
manuell ergänzen. Das Hinzufügen von
Netzwerkkartentreibern ist nicht möglich.
Allerdings ist das in der Praxis ein vergleichsweise kleines Problem, da sich für eine Wiederherstellung eine passende Netzwerkkarte kurzfristig einbauen ließe. In bisherigen
Tests stellte der Austausch von Hardwarekomponenten für die Programme oft ein
Nicht selbstverständlich: Updates
Die Unterschiede zwischen den Testkandidaten liegen in den Details. Die HardwareErkennung ist zum Beispiel nicht bei allen
Problem dar. Beim aktuellen Testfeld bieten alle Produkte bis auf Drive Snapshot
inzwischen den Tausch von Hardwareinstanzen und das Hinzufügen von Treibern an.
Am elegantesten ist dies bei Symantec gelöst: Hier übernimmt ein Assistent die Neuerkennung und fordert gegebenenfalls die
benötigten Treiber nach.
Die Universal-Restore-Option von True
Image Server arbeitet etwas umständlicher,
bietet aber Ähnliches. Hier sind vor dem Restore unbekannte Treiber in ein Verzeichnis zu kopieren. Wurde das korrekt durchgeführt, startet das neue System sauber
durch. Unterbleibt es, poppen nach dem
Systemneustart Meldungen über neue Komponenten auf und müssen der Reihe nach
abgearbeitet werden. Durch die gute Windows-Hardware-Erkennung klappt aber
auch das in der Regel.
Remote Restore
Ein weiterer Trend ist das Remote Restore, das dem Administrator die Möglichkeit
gibt, ein System über das LAN wiederherzustellen. Das beherrschen Tom Ehlert und Ultrabac allerdings nicht. Symantec setzt auf
die Lightsout-Restore-Option sowie den Thin
Client von PC Anywhere. Gebootet werden
muss aber immer noch lokal, indem ein Kollege vor Ort das Medium einlegt. Einzige
Ausnahme: Der Server hat eine Remote-Management-Karte, die das Mapping virtuelSST
ler Laufwerke unterstützt.
Kostenlos und komfortabel booten mit Bart PE
Start-CDs selbst bauen
Wer mehr Optionen braucht, als die fertigen Medien bieten,
findet in Bart PE das ideale Werkzeug für diesen Zweck.
Als Alternative zum kostenpflichtigen
Windows PE hat Bart Langerweij ein eigenes Verfahren entwickelt, das aus einer
normalen Windows-2000/XP/2003-CD ein
vollwertiges Bootmedium erstellt. Die Vorgehensweise ist genial simpel. Zuerst muss
der gut 3 MByte große PE-Builder heruntergeladen, entpackt und auf einem PC
installiert werden. Ein Download-Link und
eine deutsche Beschreibung sind auf pcfre
aks.big-clan.net/bartpe/pebuilder.shtml
zu finden. Umfangreicher ist die englischsprachige Originalseite www.nu2.nu/pe
builder, vor allem, wenn es um Hinweise
zur Plug-in-Integration geht. Im Download sind bereits verschiedene kostenlose
N10
Plug-ins enthalten, die später von der
Boot-CD aufgerufen werden können. Vorbereitet sind auch Plug-ins lizenzpflichtiger Software wie Symantec Ghost und
Nero Burning ROM, für deren Nutzung
Dateien in entsprechende Verzeichnisse
des PE-Builders zu kopieren sind.
Das Ergänzen zusätzlicher Treiber für
NIC und Festplattencontroller – zu DOSZeiten war das noch ein richtiger Aufwand
– ist jetzt einfach. Dazu sind zwei Unterverzeichnisse in der PE-Builder-Installation vorgesehen. Um einen Treiber zu integrieren, ist hier nur ein Unterverzeichnis mit beliebigem Namen anzulegen, in
das die Treiber-Dateien hineinkopiert wer-
Clou von Bart PE ist der sehr komfortable Netzwerkzugriff
den. Eine Anpassung von INI- oder INF-Dateien ist nicht erforderlich. Testweise erstellen die Laborexperten eine Bart-PE-CD
passend für den Testserver von Thomas
Krenn mit den ergänzten Treibern für den
ICP-Vortex-RAID-Controller und die IntelGBit-Netzwerkkarte. PE-Builder erzeugt
wahlweise daraus ein ISO-Image oder
brennt gleich eine bootfähige CD.
SST
PC Professionell 7| 2006
NETZWERK Disaster-Recovery-Programme
Die eingebaute FTP-Unterstützung von
Acronis True Image ist bei Sicherungen im
WAN eine sinnvolle Option
Für die Sicherung einer kompletten Bootpartition braucht True Image keine zwei Minuten,
Symantec und Tom Ehlert sind noch schneller
Umständlich: Netzwerkpfade werden von
Ultrabac nur unterstützt, wenn die Freigaben
als Backup-Pfade festgelegt worden sind
Produkte im Detail
DOS-Bootdisketten sind ein Fall fürs Museum, ihre Netzwerkunterstützung ist nur
dürftig. Umso erstaunlicher, dass Tom Ehlert damit immer noch seine Kunden quält.
Acronis True Image Enterprise 9.1
Neben Vollsicherungen unterstützt True Image Enterprise Server auch inkrementelle und diffeEmpfehlung renzielle Ergänzungssicherungen.
der Redaktion Abbilddateien lassen sich für eine
Aufteilung auf mehrere CDs oder DVDs splitten. Die Sicherungsaufgaben laufen zeitgesteuert, zur Sicherung von Datenbanken
lassen sich Anweisungen zum Starten und
Stoppen hinterlegen. Neben dem Einsatz als
CD, die sich individuell mit Startoptionen versehen lässt. So ist es auch möglich, für eine
Außenstelle eine CD zu erstellen, die zwar
bootet, eine weitere Steuerung aber nur über
einen Remote-Agenten aus der Zentrale
zulässt. Durch das Boot-OS Linux ist die Startzeit angenehm kurz. Beim Restore liegt True
Image mit nur fünf Minuten mit deutlichem
Abstand an der Spitze des Testfelds. Das Hinzufügen eigener Netzwerk- und Plattencontrollertreiber ist bei der ausgelieferten Boot-
»Jede DR-Software sollte vorab auf der verwendeten Hardware getestet werden. Nur dann läuft
das Restore auch mit Sicherheit sauber durch.«
S A S C H A S T E I N H O F F, R E D A K T E U R N E T Z W E R K
Backup-Tool übernimmt True Image Enterprise Server auch gewöhnliche Imaging-Aufgaben wie das Duplizieren von Festplatten
mit Anpassung der Partitionsgrößen an die
neue Festplattenkapazität.
Images können je nach Bedarf auf Netzwerkfreigaben, per USB/Firewire angeschlossene Wechselplatten oder auf einen BackupServer gesichert werden. Neu hinzugekommen ist die Ablage per FTP. Nach wie vor eine
Besonderheit ist ein Backup in die Acronis
Secure Zone, einem vor dem Zugriff unter
Windows geschützten lokalen Festplattenbereich. Für ein Bare Metal Restore startet
True Image Enterprise Server von einer Boot-
N12
CD nicht möglich, Acronis liefert aber ein
Plug-in für Bart PE mit, um True Image Enterprise Server dort zu integrieren. In der Regel sollte das aber nicht erforderlich sein,
denn das Produkt wird mit umfangreicher
Controller- sowie NIC-Unterstützung geliefert, die zudem durch Web-Updates häufiger aktualisiert werden.
Die Enterprise-Server-Version enthält eine
zentrale Konsole zur Verwaltung vieler Installationen, die Steuerung erfolgt über einen Remote-Agenten. Neu sind ein GroupServer, um Aufträge für mehrere Systeme
einzurichten, sowie ein Backup-Server zur
Verwaltung der Sicherungen an einem zen-
tralen Ort. Damit lassen sich auch Richtlinien für das Speichern der Backups festlegen.
Das Wiederherstellen eines vorhandenen Images auf neuer Hardware ist knifflig.
Vor der Herstellung sollte bekannt sein, welche Treiber benötigt werden, sie werden vor
dem Restore in ein Verzeichnis kopiert. Fehlen diese Treiber bei der Installation, greift
die windowseigene Plug-and-Play-Funktion.
Nach dem Neustart poppen aus dem Systemtray Meldungen mit neu erkannten Komponenten auf, für fehlende Treiber öffnet sich
die Suchoption.
True Image Enterprise Server bietet für
1000 Euro einen fairen Gegenwert. Management-Konsole, Group- und Backup-Server
sowie der Remote-Agent sind gut abgestimmte Werkzeuge, mit denen auch die Administration vieler Server klappt. In dieser Disziplin kann keiner dem Testsieger das Wasser reichen. Ärgerlich: Das nützliche Universal Restore kostet 300 Euro zusätzlich.
1 Note sehr gut • 90,7 Punkte
Symantec LSR Advanced Suite 6.0
Die Advanced Server Suite von Symantec besteht aus vier Modulen – dem zentralen Sicherungsprogramm, einer Managementkonsole, der Lightsout-Restore-Option
zur Wiederherstellung per Fernzugriff und
Restore Anywhere zum Portieren auf unterschiedliche Hardware.
Livestate Recovery sichert wahlweise einzelne Partitionen oder die komplette Festplatte. Inkrementelle Backups werden unterstützt, weiterhin ist eine sehr flexible Automatisierung über den Zeitplaner möglich.
PC Professionell 7| 2006
NETZWERK
Die Browserfunktion ist bei Symantec wertlos, das Programm
läuft nur mit UNC-Freigaben
Komfortabel ist die Ereignissteuerung gestaltet: An-/Abmeldung eines Benutzers, Anwendungsinstallation oder ein bestimmtes Datenwachstum lösen auf Wunsch eine Sicherung aus. Die Dateien
können lokal oder im Netz gespeichert sowie auf CD oder DVD
gebrannt werden.
Ärgerlich ist die fehlende Unterstützung von Bandlaufwerken: Wer auf Band sichern möchte, der kann das lediglich durch
den Umweg über die Festplatte. Sinnvoll ist hingegen die integrierte Konsolidierung, bei der mehrere inkrementelle Backups zu
einer Datei zusammengefasst werden. Die einstellbare Versionsverwaltung erleichtert den Umgang mit vielen Images, ältere Dateien können automatisch gelöscht werden. So lässt sich ohne Benutzereingriff verhindern, dass Backups zu viel Platz belegen.
Vorteilhaft ist darüber hinaus, dass ein Administrator bereits im
Vorfeld prüfen kann, ob die kombinierte Installations- und Wiederherstellungs-CD alle notwendigen Treiber der verwendeten Hardware enthält. Treiber für den Festplattencontroller lassen sich in der
Bootphase zwar leicht ergänzen, um Netzwerkkartentreiber hinzuzufügen, muss aber erst aufwändig das ISO-Image der CD angepasst werden – eine wenig komfortable Vorgehensweise.
Bei Systemen mit einer integrierten (Dell, HP) oder einer nachgerüsteten Fernsteuerkarte (AMI Megarac, Raritan eRIC) sorgt die
Lightsout-Restore-Option für ein vereinfachtes Remote-Restore,
aber nur dann, wenn die Systempartition lesbar ist. Hier wird nämlich die Boot-CD aller erforderlichen Treiber in einem Verzeichnis
abgelegt. Das ist eine clevere Option, die in den meisten Fällen
die Wiederherstellung von Servern extrem beschleunigt.
Unnötig kompliziert ist dagegen die Anmeldung im Netzwerk
an einem anderen Server. Das Durchsuchen der Netzwerkumgebung klappt nicht. Vielmehr muss der Administrator von Hand
den gewünschten UNC-Pfad inklusive der benötigten Anmeldeparameter eingeben.
Die Restore-Anywhere-Option ist die beste Möglichkeit im Testfeld, auf andere Hardware zu portieren. Erst wird das Image aufgespielt, dann per Assistent eine Hardware-Erkennung durchgeführt, die alle fehlenden Treiber abfragt. Die Sicherung ist zwar
schnell, die Rücksicherung dauert mit über acht Minuten aber
sehr lange. Viel Zeit kostet der Start der Windows-Wiederherstellungsumgebung, sie ist nämlich vergleichsweise träge.
Die Performance könnte besser sein, insgesamt ist die 1330
Euro teure Livestate Revovery Advanced Suite aber ein gut zu bedienendes Tool. Besonders gefällt den PC-Professionell-Testern
die gelungene Portierung auf andere Hardware.
2 Note gut • 83,2 Punkte
7| 2006 PC Professionell
NETZWERK Disaster-Recovery-Programme
Manko: Wer einzelne Dateien rücksichern möchte, muss das bei
Ultrabac schon vor der Sicherung wissen
Ultrabac Disaster Recovery Gold 3.0
Das DR-Tool UBDR Gold gehört zur Sicherungssoftware Ultrabac, ist aber auch als
separates Modul erhältlich. Es besteht aus
einer Boot-CD, von der aus eine auf Windows PE basierende Wiederherstellungsumgebung gestartet wird. Die Treiberausstattung hat Ultrabac aktualisiert, im Test wird
auch die Gigabit-Karte mit neuem Intel-Chip
erkannt. Zusätzliche Netzwerkkartentreiber
lassen sich leider nicht hinzufügen. Immerhin ist das mit Treibern für den Festplattencontroller möglich. Komfortabel konfigurierbar ist der Netzwerkzugriff, da die Start-CD
Benutzer, Domäne und Passwort in einem
Fenster abfragt und wahlweise DHCP oder
eine feste IP-Adresse unterstützt.
Weniger komfortabel ist dagegen die
Einrichtung der Sicherungsaufträge. So ist
zur Erstellung einer Sicherung der Netzwerkpfad für die Ablage eines Images komplett
einzugeben, da die Browse-Funktion lediglich lokale Laufwerke anzeigt. Die grafische
Oberfläche ist auch in der aktuellen Version nur wenig ansprechend, die Ränder der
Schaltflächen heben sich nicht vom Hintergrund ab. Für die Verwaltung von mehreren Servern taugt das Programm nicht, denn
trotz zentraler Konsole ist jedes System einzeln anzuwählen.
UBDR Gold erlaubt eine Wiederherstellung einzelner Dateien aus einem Image. Diese Option muss bereits bei der Sicherung
berücksichtigt werden. Das direkte Schreiben auf CD/DVD wird neuerdings unterstützt.
Mit UBDR Gold können neben inkrementellen auch differenzielle Sicherungen erstellt
werden. Gut ist, dass die Gold-Version nicht
nur Restores, sondern auch Sicherungen aus
der Boot-Umgebung heraus ermöglicht,
ebenso die Wiederherstellung auf unterschiedlicher Hardware mit der P2P-Option
N14
Drive Snapshot sichert partitionsweise: Für jede Partition
braucht man daher einen eigenen Sicherungsauftrag
(Physical to Physical). Wie der Testsieger verlässt sich auch Ultrabac Disaster Recovery dabei auf die Windows-Bordmittel. Im Labor
dauert die Sicherung der Bootpartition am
längsten, bei der Wiederherstellung wird aber
der zweite Platz erreicht.
Das mit 980 Euro für die gebotene Leistung zu teure Ultrabac kann seine Stärken
vor allem dann ausspielen, wenn das Filebackup (Aufpreis 540 Euro) für die normale Datensicherung eingesetzt wird. Die Bedienung ist alles andere als selbsterklärend,
eine Remote-Wiederherstellung ist im Programm nicht vorgesehen.
3 Note befriedigend • 79,6 Punkte
Tom Ehlert Drive Snapshot 1.37
Im Gegensatz zu allen anderen
Testkandidaten ist Drive Snapshot
1.37 sehr spartanisch aufgebaut
und konzentriert sich auf das WeBudget
Empfehlung sentliche. Die Sicherungsoptionen beschränken sich auf wenige Modi. Im
Bytemode spart man etwas Platz auf dem Sicherungsmedium, indem jede Datei in der
tatsächlichen Größe gespeichert wird, und
das Programm sich nicht an der Clusterbelegung orientiert. Dieser Effekt ist bei Festplatten mit vielen kleinen Dateien durchaus spürbar, Platten mit wenigen großen Dateien profitieren davon nicht. Alternativ ist
eine Komplettsicherung auf Clusterebene
möglich. Um Sicherungsdateien leichter auf
CD oder DVD brennen zu können, lässt sich
die maximale Größe der Imagedateien angeben. Ein Scheduler für automatisierte Sicherungen ist nicht integriert, hier empfiehlt
der Hersteller den Windows-Taskplaner. Weiterhin muss jede Partition einzeln gesichert
werden. Das Backup einer Platte mit mehreren Partitionen in einem einzigen Auftrag ist
nicht möglich – eine unnötige Einschrän-
kung. In der Regel wird man aber ohnehin
nur die Systempartition mit DR absichern,
daher führte das nicht zur Abwertung.
Der Zugriff auf ein Image zur Rücksicherung einzelner Dateien ist einfach. Das Image wird als Laufwerk gemountet, die Daten stehen unter einem Laufwerksbuchstaben im Lesemodus zur Verfügung, es kann
nichts geändert werden.
Während die Sicherung gut und zuverlässig funktioniert, erweist sich das Restore
mit Bordmitteln als schwierig. Die hinlänglich bekannten Einschränkungen einer DOSBootdiskette überzeugen die Tester nicht.
Die Netzwerkunterstützung von DOS ist nur
dürftig, zudem kann man von der Diskette
nicht auf NTFS-formatierte Festplatten zugreifen. Zwar kann man das Problem mit dem
Einsatz von NTFSDOS von Sysinternals beheben, dann bekommt man aber wieder Platzprobleme auf der Diskette. Wer selbst Hand
anlegt und Drive Snapshot in das kostenlose Bart PE einbindet, hält sich diesen Ärger
vom Hals. Das ist übrigens nur mit wenig
Aufwand verbunden, eine Trial-Version von
Drive Snapshot gehört zu den bei Bart PE mitgelieferten Plugins. Der Admin muss nur diese Demoversion gegen lizenzierte Dateien
tauschen, schon hat er eine vollwertige Bootumgebung. Zu beachten ist jedoch, dass bei
einer Rücksicherung mit Drive Snapshot die
Partition manuell anzulegen ist. Das gelingt
zwar direkt aus dem Programm heraus, sollte bei einem Disaster-Recovery-Tool aber auch
automatisch funktionieren.
Insgesamt ist Drive Snapshot zwar einfach gehalten, aber dennoch ein zuverlässiges Disaster-Recovery-Tool. Mit 90 Euro
ist das Produkt weitaus günstiger als die übrigen Testkandidaten, so dass es die Budgetempfehlung erhält.
4 Note befriedigend • 68,2 Punkte
PC Professionell 7| 2006
Disaster-Recovery-Programme NETZWERK
So testen wir
Wertungen
Gesamtwert 100 %
Platzierung
[Punkte]
1
2
3
4
Acronis True Image 9.1
Symantec LSR 6.0
Ultrabac UBDR Gold 3.0
Drive Snapshot 1.37
90,7
83,2
79,6
68,2
Leistung 30 %
Platzierung
[Punkte]
1
2
3
4
Acronis True Image 9.1
Drive Snapshot 1.37
Symantec LSR 6.0
Ultrabac UBDR Gold 3.0
86,7
83,5
80,3
76,0
Ausstattung 30 %
Platzierung
[Punkte]
1
2
2
4
Acronis True Image 9.1
Ultrabac UBDR Gold 3.0
Symantec LSR 6.0
Drive Snapshot 1.37
97,4
82,0
82,0
51,2
Bedienung 30 %
Platzierung
[Punkte]
1
2
3
4
Acronis True Image 9.1
Symantec LSR 6.0
Ultrabac UBDR Gold 3.0
Drive Snapshot 1.37
93,5
90,8
82,8
68,6
Service 10 %
Platzierung
Acronis True Image 9.1
Ultrabac UBDR Gold 3.0
Drive Snapshot 1.37
Symantec LSR 6.0
[Punkte]
1
2
3
3
74,0
73,1
72,2
72,2
Messungen
Sicherung der Bootpartition
Platzierung
Drive Snapshot 1.37
Symantec LSR 6.0
Acronis True Image 9.1
Ultrabac UBDR Gold 3.0
[s]
1
2
3
4
48
71
86
99
schlechter
Restore der Bootpartition
Platzierung
Acronis True Image 9.1
Ultrabac UBDR Gold 3.0
Symantec LSR 6.0
Drive Snapshot 1.37
Selbst das langsamste DR-Tool bringt den defekten
Server in weniger als zehn Minuten wieder zum Laufen.
[min:s]
1
2
3
4
4:47
7:16
8:10
9:00
schlechter
sehr gut ........................... 90,0
gut .................................. 80,0
befriedigend .................... 65,0
ausreichend ..................... 50,0
mangelhaft ........................... 0
bis 100
bis 89,9
bis 79,9
bis 64,9
bis 49,9
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Punkte
Leistung (30 %) Backup der Bootpartition auf eine
Netzwerkfreigabe, Bare Metal Restore
Bedienung (30 %) Sicherungsziele, Sicherung
ganzer Laufwerke und einzelner Partitionen
Aussttattung (30 %) Verwaltung der Sicherungen,
Angabe der Sicherungsdateigröße
Service (10 %) Support-Hotline, Handbuch
7| 2006 PC Professionell
D
er Testaufbau geht von einem in vielen Unternehmen verbreiteten Szenario aus. Die Sicherung der Bootpartition übernimmt ein DR-Tool. Bei einem
Ausfall wird damit zuerst die Bootpartition
wiederhergestellt, so dass auch die normale Sicherungssoftware wieder läuft. Diese
übernimmt dann die eigentliche Datenrücksicherung der übrigen Partitionen.
Für den Test stellt Thomas Krenn der Redaktion einen leistungsfähigen Server mit
aktueller Hardware (Pentium D/2,8 GHz, 2
GByte RAM) zur Verfügung. Auf dem 100
GByte großen RAID-5-System ist ein logischer
Datenträger mit einer System- und einer Datenpartition als Basisdatenträger eingerichtet. Die Tester sichern direkt auf die Netzwerkfreigabe eines anderen Windows-Servers im lokalen Netzwerk. Dann wird ein Ausfall simuliert, indem die gesamte Festplatte
inklusive Bootpartition gelöscht wird und
SST
beim Restore die Zeit gestoppt.
NETZWERK Disaster-Recovery-Programme
Empfehlung
Budget
Empfehlung
der Redaktion
Produkt
Hersteller
Internet
Preis Basisprodukt
Aufpreis Disaster-Recovery-Option
Gesamturteil (Note/Punkte)
Leistung (30%)
Ausstattung (30%)
Bedienung (30%)
Service (10%)
Fazit
True Image
Enterprise Server 9.1
Acronis
www.acronis.de
1000 Euro
300 Euro
sehr gut
gut
sehr gut
sehr gut
befriedigend
Ultrabac Disaster Recovery
Gold 3.0
Ultrabac
www.ultrabac.com
980 Euro
enthalten
befriedigend
79,6
befriedigend
76,0
gut
82,0
gut
82,8
befriedigend
73,1
Drive Snapshot 1.37
90,7
86,7
97,4
93,5
74,0
Livestate Recovery Advanced
Server Suite 6.0
Symantec
www.symantec.com
950 Euro
380 Euro
gut
83,2
gut
80,3
gut
82,0
sehr gut
90,8
befriedigend
72,2
Das DR-Tool von Acronis ist trotz
seiner Funktionsfülle sehr gut zu
bedienen. Es eignet sich durch seine guten Managementfähigkeiten
für Serverumgebungen jeglicher
Größe und mit guter Managementfunktion. Nicht nur lokal, sondern
auch remote liefert Acronis im Testfeld die überzeugendste Leistung.
Diese Suite ist ein leicht bedienbares, zuverlässiges DR-Tool, ideal
für Serverumgebungen jeder Größe
und mit guter Managementfunktion. Die Wiederherstellung auf
fremder Hardware hat Symantec
besser gelöst als der Testsieger.
Beim Restore bremst die etwas
zähe Wiederherstellungskonsole.
Die englische GUI ist – mit Verlaub
– eine Zumutung. In der lieblos gestalteten Oberfläche macht das Arbeiten wenig Spaß. Für die Verwaltung größerer Netze eignet sich die
Konsole nicht. Davon abgesehen
bietet Ultrabac solide Leistungen,
kommt jedoch an Symantec und
Acronis in keiner Weise heran.
Drive Snapshot ist so günstig, dass
Tom Ehlert nicht einmal Geld für ein
zeitgemäßes Bootmedium übrig
hatte. Wer die DOS-Diskette in Eigeninitiative durch Bart PE ersetzt,
erhält mit dem Programm aber eine
schlanke Lösung, die beim lokalen
Disaster Recovery alle wichtigen
Funktionen bietet.
Windows 2000/2003 Server
Windows NT/2000/XP/2003
(Server- und Workstations)
nein
deutsch
ja/ja/ja
ja
nein1)
Windows NT/2000/2003 Server,
Windows XP Professional
AIX, BSD, HPUX, Intel/Solaris, Linux
RPM, Linux, OSX, Sparc/Solaris
englisch
ja/ja/ja
nein
ja
ja/ja/ja/ja
ja/ja/nein/nein
ja/ja/nein/nein
ja/ja/ja/ja/nein
ja/ja/ja/ja/ja
ja/ja/ja/ja/nein
nein/nein
ja/ja
ja/ja/nein
ja/ja
ja/ja
ja/ja
ja/nein
ja/ja
ja/ja/ja
ja/nein
ja/ja
ja/ja
nein/nein
ja/nein
ja/nein/ja
mit Windows Taskplaner/nein
ja/ja
ja/ja
nein/ja
ja
ja/ja
ja
ja /ja3)
ja
ja/ja/ja/ja/ja/ja/nein
ja/ja
ja
ja/ja
nein/ja
ja
ja/ja
nein
nein/ja
ja
ja/ja/ja/ja/ja/ja/ja
ja/ja
ja
ja/nein
ja/ja
ja
ja/ja
nein
ja/ja
nein
ja/ja/ja/ja/ja/ja/nein
ja/ja
ja
ja/ja
71 s
8:10 min:s
99 s
7:16 min:s
48 s
9:00 min:s
ja
ja
nein
nein
ja
ja
nein
ja
nein
ja/ja
ja
ja
nein/ja
ja/nein
ja
nein
nein/ja
nein/nein
nein
nein
nein/nein
(069) 66 41 03 00
9:00 – 17:00 Uhr
9:00 – 17:00 Uhr
(081 71) 40 53 00
8:00 – 17:00 Uhr
8:00 – 17:00 Uhr
(02 41) 798 86
9:00 – 20:00 Uhr
9:00 – 20:00 Uhr
Ausstattung
Unterstützte Windows-Betriebssysteme
NT/2000/XP/2003
(Server- und Workstations)
Sonstige unterstützte Betriebssysteme
DOS, FreeBDS, Linux, Netware, OS/2,
Solaris
Sprache
deutsch
Wizard Install/Config/Aufträge
ja/ja/ja
Klonen von Laufwerken
ja
Notfall-Medien für Sicherungen geeignet ja
Backup
Backup to Disk lokal/
ja/ja/ja/ja
auf Netzwerkshare/CD/DVD
Backup auf Zip/Jazz/
ja/ja/ja/ja/ja
USB-Disk/Firewire-Disk/FTP
Backup auf Band/gesicherte Partition
ja/ja
Backup Partitionen/Laufwerk
ja/ja
Vollsicherung/inkrementell/differenziell ja/ja/ja
Zeitgesteuert/Event-gesteuert
ja/ja
Datenkompression/Kennwortschutz
ja/ja
Basis-/dynamische Datenträger
ja/ja
Restore
Bootdiskette/Boot-CD
ja/ja
Ohne Installation auf Platte
ja
Unterstützung DHCP/feste IP-Adresse
ja/ja
Treibervalidierung
nein
Hinzufügen von Treibern f. NIC/Controller nein2)
Auf anderer Hardware
ja
Lokal/LAN/CD/DVD/USB/Firewire/FTP
ja/ja/ja/ja/ja/ja/ja
Bootpartition/Master Boot Record
ja/ja
Prüfung der Datenintegrität
ja
Restore einzelner Files/Image-Browser
ja/ja
Benchmarks
Sicherung der Bootpartition
86 s
Restore der Bootpartition
4:47 min:s
Medienmanagement
Aufzubewahrende Images limitieren
ja
Größe der Sicherungsdateien vorgeben ja
Unterstützung Bandlaufwerke
ja
Softwaremanagement
Zentrale Konsole/Gruppieren von Servern ja/ja
Logging aller Vorgänge
ja
SNMP-Unterstützung
ja
MAPI-E-Mail/SMTP-E-Mail
nein/ja
Service
Hotline
(09 00) 111 37 77
Hotline Mo-Do (Uhrzeit
9:00 – 12:00, 14:00 – 17:00 Uhr
Hotline Fr (Uhrzeit)
9:00 – 13:00 Uhr
1)
nein
Tom Ehlert Software
www.drivesnapshot.de
90 Euro
enthalten
befriedigend
gut
ausreichend
befriedigend
befriedigend
englisch
ja/nein/nein
nein
ja
nur mit Ghost 2)nur in Verbindung mit Bart PE 3)nur über Anpassung ISO File
N16
PC Professionell 7| 2006
68,2
83,5
51,2
68,6
72,2