Der Mittlere Weg 1/2015

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Der Mittlere Weg 1/2015
D e r M i t t l e re We g
majjhimâ - patipadâ
Zeitschrift des Buddhistischen Bundes Hannover e.V.
Gemeinnütziger Verein · Zentrum: Drostestraße 8 · 30161 Hannover
Heftpreis 3,00 €
47. Jahrgang Januar - April 2015 Nr. 1
Programm und Einladung
Buddhistischer Bund Hannover e.V. - Drostestraße 8 (Nähe Lister Meile)
Veranstaltungen von Januar - April 2015
02.01.
Freitag
19 h - 21 h
10.01.
Samstag
10 h - 17 h
Offenes Sitzen in Stille und Gespräch
mit Zen-Meisterin Dagmar Doko Waskönig
Zum Kennenlernen schweigender Meditation und Gesprächsaustausch über
die Lehre des Buddha wird herzlich eingeladen. Vorerfahrungen und Anmeldung sind nicht erforderlich. Kostenlose Veranstaltung – auf Spendenbasis
- bitte 10 Min vor Beginn eintreffen.
Gemeinsam einen Tag im achtsamen Verweilen verbringen
Heute wird unsere Übungspraxis im Geiste der meditativen Bewegungsübungen aus dem Kum Nye, dem tibetischen Heilyoga und der Einsichtsmeditation von Johannes Dombrowski angeleitet - eine Erfahrung von Entspannung und Erkenntnis in Bewegung und Stille. Geeignet ist unser Übungstag
für Neuinteressierte ebenso wie für schon erfahrene Meditierende.
Bitte etwas zum gemeinsamen Mittagsimbiss mitbringen.
Teilnahme auf Spendenbasis - bitte rechtzeitig anmelden.
20.02.
Fr. 19-21 h
Offenes Sitzen in Stille und Gespräch - mit Zen-Meisterin Dagmar
Doko Waskönig - Meditationsabend wie am 2. Januar
22.02. So 15 h
Tee-Nachmittag - wie am 25.01.
06.03.
Fr. 19-21 h
Offenes Sitzen in Stille und Gespräch - mit Zen-Meisterin Dagmar
Doko Waskönig - Meditationsabend wie am 2. Januar
07.03.
Sa. 10-17h
Gemeinsam einen Tag im achtsamen Verweilen verbringen
Meditative Übungen in Stille und Bewegung mit Johannes - wie am 10.01
12.-15.03.
Do 19 h bis
So 13 h
Sterben –Tod – Wiedergeburt - Meditationsseminar mit Bhante Dr.
Seelawansa Maha Thera - Veranst.: Buddh. Gemeinschaft Chöling e.V.
(Örtlichkeit wie am 16.01.) Teilnahme: € 60, Anm.: [email protected]
13. - 15.03.
Fr 19 h bis
So 17 h
Studien-Sesshin – im Rahmen des Studienprogramms
Anm. schriftl. bis 2 Wochen vorher, Info Tel. 864871 oder
Email: [email protected] - Beitrag 105,- € - Programm
Sa: Sönam Chöky (Maria Viktoria Gereck): “Das Herz des Abhängigen
Entstehens” von Nagarjuna | Dagmar Doko Waskönig: Der Prozess des
Sterbens und das Danach in der Sicht der buddh. Schulen. So: Dagmar
Doko Waskönig: Die Lehre von der Buddha-Natur in Ostasien.
20.03.
Fr. 19-21 h
Offenes Sitzen in Stille und Gespräch - mit Zen-Meisterin Dagmar
Doko Waskönig - Meditationsabend wie am 2. Januar
20.03.
Fr. 19 -21 h
Buddhismus kennenlernen - Informationsabend wie am 16.01. bei der
Buddhistischen Gemeinschaft Chöling - Info: www.choeling.de
11.01.
Sonntag
07:15 h
NDR 4 - Info-Radio: Sendereihe Religionsgemeinschaften
Beitrag der Buddhistischen Gesellschaft Hamburg - Thema: „Alle Wesen
bestehen durch Nahrung“ - Vortrag von Dr. Alfred Weil
16.01.
Freitag
19 h - 21 h
Buddhismus kennenlernen
Informationsabend für Interessierte -Veranstalter: Buddhistische Gemeinschaft Chöling e.V. - Ort: Pagode Vien Giac, Karlsruher Str. 6, 30519
Hannover - Informationen: www.choeling.de; Eintritt frei, Spende erbeten
23.01.
Fr. 19-21 h
Offenes Sitzen in Stille und Gespräch - mit Zen-Meisterin Dagmar
Doko Waskönig - Meditationsabend wie am 2. Januar
21.03.
Samstag
10 -17 h
Die Kunst zu ruhen - Achtsamkeitstag mit Bettina Romhardt
Veranstalter: Buddhistische Gemeinschaft Chöling e.V. (Örtlichkeit wie am
16.01.) -Teilnahme auf Spendenbasis Anmeldung: [email protected]
25.01.
Sonntag
15 h
Tee-Nachmittag Buddhismus
eine buddhistische Orientierungshilfe, Erfahrungsaustausch durch Dialog
und Ansehen von Videos zur Lehre des Buddha
22.03.
Sonntag
10 -16 h
07.02.
Sa. 10-17h
Gemeinsam einen Tag im achtsamen Verweilen verbringen
Meditative Übungen in Stille und Bewegung mit Johannes - wie am 10.01.
Buddhistischer Sonntag mit Wolfgang Krohn, Hamburg
Thema: Lebenskraft (Indriya) - wie gehe ich damit um? - Meditationstag - Vortrag, Gespräche und Körperübungen. - Bitte leichte, lockere
Kleidung und etwas zum gemeinsamen Mittagessen mitbringen, Tee wird
gereicht - Empfohlener Beitrag: 20 € - bitte anmelden!
13.02.
Fr. 19-21 h
Offenes Sitzen in Stille und Gespräch - mit Zen-Meisterin Dagmar
Doko Waskönig - Meditationsabend wie am 2. Januar
27. - 29. 03.
Fr 18 h
bis
So 14 h
Halbjahrestreffen der Theravada-AG (DBU) im Thai-KLoster Wat
Dhammavihara in 30453 Hannover-Ahlem, Ahlemer Turm 3 unter Leitung
der Ehrw. Bhikkhuni Agganyani. Nähere Informationen und Anmeldung
bei Michael Schmidt, Tel. 05722-81725 o. Email: [email protected]
15.02.
So. 9-18 h
Zen-Praxistag
Beitrag 30 € (inkl. Essen) - Anmeldung unter Tel. 0511-864871
majjhimâ - patipadâ 1 - 2015
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Fortsetzung folgt auf Seite 31
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majjhimâ - patipadâ 1 - 2015
Inhalt
Seite
Programm Teil I
2
Impressum
4
Editorial
5
Axel Rodeck
Die Entstehung des Buddhismus 6
Ulrich Beck
Betrachtungen über den Tod
13
Der Mit tlere Weg
majjhimâ - patipadâ
Herausgeber:
Buddhistischer Bund Hannover e.V.
Drostestr. 8, 30161 Hannover
Tel. + Fax 0511 / 3 94 17 56
E-Mail: [email protected]
Internet: www.buddha-hannover.de
Hellmuth Hecker
Toleranz in den Weltreligionen
Der Unterschied zwischen Glaubens- und
Erkenntnisreligion
16
Ulricke Hecker
Ich verneige mich dreimal
19
Die Theravada-AG informiert:
Der Weg zur Reinheit - Visuddhi-Magga
21
Hans Wolfgang Schumann
Reliquien des Buddha- und was mit ihnen geschah
22
www.facebook.com/BuddhistischerBundHannover
Redaktionsteam:
Rother Baumert, Axel Rodeck, Michael
Schmidt, Rajah Wirasekara
Satz u. Gestaltung:
York-Victor Reith hannover-computernachhilfe.de
Druck: Lps-digital, Hannover
Renate Miog
Eine Straße24
Auflage: 500
Ulrich Beck
Helfen Buddhistischer Bund Hannover e.V.
Postgirokonto: Postbank Hannover
Kto.-Nr. 180 18303
BLZ: 250 100 30
IBAN:
DE07 2501 0030 0018 0183 03
BIC: PBNKDEFF
25
Michael Funk
Treffen der Theravada-AG
28
Auch das noch...
30
Programm Teil II
31
Spendenkonto:
Abbildungen:
Rajah Wirasekara: S.1, Michael Funk: S.
29, Sonstige: Archiv.
„Der Mittlere Weg - majjhima patipada“
erscheint nach Bedarf und ist für Mitglieder kostenlos. Ein Anspruch auf Lieferung besteht nicht. Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt
die Meinung der Redaktion wieder. Der
Nachdruck ist nur mit Genehmigung gestattet. Ein Belegexemplar wird erbeten.
Anreise zum BBH mit öffentlichen Verkehrsmitteln:
Das Buddhistische Zentrum in der Drostestr. 8 ist gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen: mit den Linien 3, 7 und
9 ab Hbf (Tiefebene) bis zur ersten Haltestelle „Sedanstr./Lister
Meile“, dann zu Fuß die Lister Meile hoch, rechts in die Drostestr. einbiegen; mit den Bus-Linien 121, 128, 134, 100, 200 bis
Haltestelle „Lister Platz“, zu Fuß die Lister Meile hinunter.
majjhimâ - patipadâ 1 - 2015
4
Editorial
Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte und Fotos übernehmen wir keine
Gewähr. Notwendige Kürzungen versu-
chen wir vorher mit den AutorInnen
zu besprechen. Texte und Bilder, wenn
möglich, bitte auf CD zusenden oder per
Liebe Leserinnen und Leser!
Es ist sicherlich Wunsch der meisten hiesigen
Buddhisten, die turbulenten Weihnachtsfeiertage unbeschadet zu überstehen. Wie sehr
haben wir uns an dem Rummel beteiligt? Der
Buddha hatte nichts dagegen, dass seine Anhänger das offenbar vorhandene Bedürfnis
nach Ritualen mit Zugriff auf die Angebote
der jeweiligen Kultur befriedigten. Niemand
muss daher ein schlechtes Gewissen haben,
wenn er sich zu den christlichen Feiertagen
einen Tannenbaum neben seinen Sessel gestellt hat. (Baum-Frevel?)
Auch wir vom BBH wollen die lokalen Gepflogenheiten beachten und Ihnen, liebe Leser
und Leserinnen, ein die subjektiven Ansprüche (Vorsicht vor gierigem Habenwollen!)
erfüllendes „Neues Jahr 2015“ wünschen.
Schauen wir mal eben die Personaldaten unserer Mitglieder an so bestätigt sich unsere
Vermutung, dass das Leidensmerkmal „Altern“ einen hohen Stellenwert haben dürfte.
Wir wünschen Ihnen daher hauptsächlich gute
Gesundheit!
Doch auch juristische Gebilde unterliegen
dem Prozess des Alterns, wie wir an dieser
Stelle schon häufiger beklagt hatten. Denn
damit steht auch die Existenz unseres „BBH“
auf dem Spiel. Alle „Aktiven“ sind im Ruhestand und es ist ja als „Rentnersyndrom“
bekannt, dass diese Leute am wenigsten Zeit
haben.
Bedauerlich ist, dass unser langjähriger Leiter
des Tibetischen Gesprächskreises Bernd Weber (Karma Gelek Samten) seine Tätigkeiten
im Rahmen des BBH einstellt. Bernd hatte
mit viel Engagement für den Verein gewirkt
und als „Tibeter“ den satzungsgemäßen Anspruch des BBH abgedeckt, die Buddhalehre
traditionsübergreifend zu vertreten. Das war
in einer auf den Theravada eingeschworenen
Gemeinschaft sicherlich nicht immer leicht.
Ohne Rücksicht auf subjektive Empfindlichkeiten und Personalnöte mahnt unser Kalender, dass in diesem Sommer wieder Vorstandswahlen sind. Erfahrungsgemäß findet
kein großes Gedrängel um die Vorstandsposten statt. Wir hoffen, dass sich doch noch
neue Talente finden, die die „alten Hasen“
unterstützen oder gar ablösen können.
Die Einladung der Vereinsmitglieder zur Vorstandswahl wird rechtzeitig – eventuell mit
dem Versand von DMW 2/2015 – in Schriftform erfolgen.
Wir hoffen, mit den Beiträgen dieses Heftes
eine abwechslungsreiche Lektüre anzubieten.
Bei abweichenden eigenen Überzeugungen
bitten wir Sie um Toleranz und verweisen zudem auf die salvatorische Klausel Seite 4 des
Heftes.
Mit herzlichem Gruß
Ihre Redaktion
A.R.
E-Mail:
[email protected]
5
majjhimâ - patipadâ 1 - 2015
Die Entstehung des Buddhismus
von Axel Rodeck
Protestbewegungen gegen den Brahmanismus
Im ersten vorchristlichen Jahrtausend hatte
sich in Nordwestindien aus dem Ständesystem der arischen Eroberer ein Kastenwesen entwickelt, in welchem die Priesterkaste
(Brahmanen) mit der Kriegerkaste um die
Vorherrschaft konkurrierte. Die Brahmanen
beanspruchten, sehr zum Verdruss des Adels,
den ersten Rang im Kastensystem. Ihre soziale Vorrangstellung festigte sich immer mehr,
je mehr sich das Kastenwesen ausbreitete
und zur Entstehung immer neuer Unterkasten führte. Zwar war noch der König für die
Ordnung der Welt zuständig, diese Ordnung
musste aber durch Opfer sichergestellt werden, für die wiederum Priester unentbehrlich
waren.
Mit der erfolgreichen Durchsetzung ihres
Kastensystems wurden die Brahmanen „zu
konservativen Hütern und Bewahrern einer
religiös sanktionierten gesellschaftlichen
Hierarchie“ (K.Meisig). Derart ausgeprägte
hierarchische Strukturen mussten gegenläufige Ideen produzieren. Von diesen gab es sowohl auf religiösem als auch auf weltlichem
Gebiet viele, und sicherlich nur ein Teil davon ist heute noch bekannt. Die „Upanishaden“ (Geheimlehren) atmen bereits den Geist
spiritueller Erneuerung und sind schon der
religiösen Unabhängigkeitsbewegung zuzurechnen, die sich im 6. vorchristl. Jh. ergab
und die auch den späteren Buddha Siddhartha
Gautama beeinflusste. Sie war eine friedliche
Revolution, die sich gegen die in unverständlicher Sakralsprache, von hochmütigen Priestern und zu überteuerten Preisen durchgeführten Opferrituale richtete, ein Aufbruch,
der die Wahrheit auf neuen Wegen suchte.
Viele Menschen verließen ihr bisheriges Leben und wurden „Samanas“, besitzlos und zölibatär lebende Bettelmönche, die außerhalb
des orthodoxen Raumes ihr Heil zu erreichen
trachteten.
Die Unabhängigkeitsbewegung führte dann,
aus brahmanischer Sicht, zu den Ketzerreligionen Buddhismus und Jhainismus sowie
zur von diesen wiederum bekämpften Ajivikasekte des Makkali Goshala und anderen
aufmüpfigen Gruppierungen. Die Polemiken
gegen den Brahmanismus sind aber auch das
Ergebnis einer realen gesellschaftlichen Konkurrenz, eines Machtkampfs zwischen Priesterstand und Adel als führenden Ständen der
altindischen Gesellschaft.
Siddhartha Gautama und die Erleuchtung
Unter die große Schar der Bettelmönche hatte
sich ein junger Mann aus gutem Hause begeben, Siddhartha Gautama, Sohn eines Provinzfürsten aus Kapilavattu nahe der heutigen
indisch-nepalesischen Grenze. Er schloss sich
zunächst einem Lehrer namens Alara Kalama
majjhimâ - patipadâ 1 - 2015
an, der als Spezialist für Meditationstechnik
galt, dem jungen Heilssucher aber sonst nicht
viel an Erkenntnis zu vermitteln vermochte.
Deshalb wandte er sich einem anderen Lehrer
zu, Uddaka Ramaputta, welcher mit seinen
upanishadischen Ideen sicherlich bleibenden
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Eindruck bei dem künftigen Buddha hinterließ. Doch auch diesen verließ er bald wieder,
widmete sich härtester Askese und musste
erkennen, dass auch nicht diese, sondern nur
freudig-heitere Kontemplation der Weg zur
Erleuchtung sein konnte. Damit lag er richtig:
Die als „Vierstufige Versenkung“ bezeichnete
Meditation, welche wie alle Meditation nur
präparative Wirkung hatte, bereitete einem
Erkenntnisdurchbruch den Boden, der Gautamas Erleuchtung zur Folge hatte.
In der ersten Vollmondnacht des Monats
Vesakha im Jahr 528 v. Chr., in der Nähe des
Ortes Uruvela (heute Bodh Gaya), erkannte er
seine vielen Vorexistenzen, das Naturgesetz
der ethischen Kausalität sowie die Ursache
des Leidens der Wesen. Siddhartha Gautama
hatte die Erleuchtung erreicht, war zu einem
Buddha geworden.
Dass der Buddha sich nach Überwindung ursprünglich vorhandener Bedenken entschloss,
seine Erkenntnisse an andere weiterzugeben,
sollte gewichtige Folgen haben. Für ihn selber
als Person war die Erleuchtung das Ende der
Heilssuche, für seine Lehre aber war sie der
Anfang der Entfaltung.
Buddhas neue Lehre
Gautama hatte als Heilssucher nicht orientierungslos im Dunkeln getappt, sondern sich
sorgfältig mit dem religiösen Wissen seiner
Zeit befasst und hierauf seine Meditation
konzentriert. Sein Erleuchtungsvorgang war
rational gelenkt und führte zu einem „glückhaften Zustand überlegener geistiger Klarheit,
der alle analytischen Fähigkeiten aktivierte
und sie wie ein Brennglas auf jeweils einen
Gegenstand sammelte“ (H. W. Schumann).
Gautamas Erleuchtung bestand größtenteils
in analytischem Verständnis vorgefundenen
Gedankenmaterials, ging jedoch als „Wissensneuland erobernde Erkenntnis“ (H. W.
Schumann) darüber hinaus. Ausgangspunkt
sind die damals dem überwiegenden Teil
des indischen Denkens gemeinsamen Ideen,
nämlich die Seelenwanderung, das Gesetz
des Karma und das Ziel der Überwindung
von beidem.
1) In der berühmten „Predigt von Benares“ hatte der Buddha seinen ersten fünf Zuhörern zunächst verkündet, dass der richtige
Heilsweg ein „mittlerer Weg“ zwischen Sinnesfreuden und Kasteiung sei. Es sei töricht,
mittels selbstquälerisch-asketischer Leidenszufügung zur Leidensaufhebung kommen zu
7
wollen.
2) Sodann legte der Buddha seinen Zuhörern in den „Vier Edlen Wahrheiten“ das
Grundprinzip seiner Überlegungen dar, wobei
er eine in der weit entwickelten indischen Medizin ausgebildete Systematik anwandte.
a) Die erste Edle Wahrheit stellt die Diagnose und besagt, dass alles Dasein Leiden
ist. Selbst augenblickliches Glück ist, wie
alles in der Welt, dem Vergehen unterworfen
und damit letztlich leidhaft. Ob die Welt wirklich leidhaft ist, wurde freilich schon immer
heftig diskutiert und lässt sich weder beweisen noch widerlegen. Die einen kritisieren
den „indischen Pessimismus“, die anderen
sehen hier eine logisch nachvollziehbare Erkenntnis. Letztlich ist die Leidhaftigkeit des
Daseins ein Axiom des Buddhismus, auf dem
sich sein ganzes Gedankengebäude aufbaut.
b) Die zweite Edle Wahrheit bezeichnet
die Gier (den „Durst“) als Ursache des Leidens, nämlich den Wunsch nach Lust, nach
Vermeidung von Unlust und nach „Werden“,
d.h. Klammerung an das Leben mit der Folge
weiterer wiedergeburtlicher Daseinsformen.
majjhimâ - patipadâ 1 - 2015
c) Die dritte Edle Wahrheit ist eigentlich eine
logische Schlussfolgerung: Vermeidet man
die Gier, führt dieses zur Aufhebung des Leidens. An die Stelle der Gier soll der Gleichmut treten.
d) Die vierte Edle Wahrheit schließlich benennt die Medizin, die zum Erlöschen der
Gier und damit zur Heilung des diagnostizierten Krankheitszustandes „Leiden“ führt. Es
ist der Achtfache Weg der ethischen Selbstdisziplinierung, dessen acht Glieder wie folgt
in fünf Gruppen zusammengefasst werden
können:
1. Rechte Ansicht, d.h. Einsicht in die Richtigkeit der vier Wahrheiten,
2.-4. Ethisch rechter Lebenswandel, der auf
rechtem Entschluss, rechter Rede und rechtem Verhalten beruht,
5. Rechte Lebensführung, was sich hauptsächlich auf den Beruf bezieht,
6.-7. Ständige Selbstkontrolle hinsichtlich
der Einhaltung der Glieder 1-5 durch rechte Anstrengung und rechte Achtsamkeit.
Dabei ist die „rechte Achtsamkeit“ schon
als Meditationstechnik anzusehen, die die
vorangehenden Glieder begleiten soll.
8. Rechte Meditation als Krönung des
ganzen, wozu die Glieder 1-7 allesamt nur
Hilfsdisziplinen sind. Die Meditation soll zur
Aufhebung des Unterschieds zwischen Subjekt und Objekt führen, so dass die Sinnesobjekte und mit diesen zwangsläufig auch die
auf sie gerichteten Begierden verschwinden.
Dadurch wird die Aufhebung des Leidens
erreicht.
3) Wenige Tage später ergänzte Buddha
seine Lehrrede um einen neuen, überraschenden Gedanken. Er führte aus, entgegen der
von den Brahmanen vertretenen Auffassung
gebe es kein den Tod überdauerndes Ich, die
Wesen seien ohne Seele (anatta). Im Laufe
der Zeit wurde diese Lehre der Essenzlosigkeit nicht nur auf Lebewesen, sondern auf
die gesamte Natur angewendet. Weil es keine ewige Seele gibt, beruht der Kreislauf der
Wiedergeburten nicht auf der Wanderung einer geistigen Substanz, sondern auf einer vom
Buddha entdeckten Ursachenkette von zwölf
Gliedern. Die nach Buddhas Vorschlägen zu
erreichende Vernichtung der Gier hat dann zur
Folge, dass der Kreislauf der Wiedergeburten
beendet und das als „Nirvana“ bezeichnete
Heilsziel völligen Erlöschens erreicht wird.
Die Ausbreitung des Buddhismus
Schon die ersten Kontakte des jungen Buddha
mit den Bürgern des nahe gelegenen Benares zeigten, welche Schwierigkeiten bei der
Verkündung der Lehre zu erwarten waren.
Benares hatte schon damals den Nimbus der
Heiligkeit und war Schauplatz der von einer
Berufsbrahmanenzunft dirigierten vedischen
Opferkulte. Als Gegner von Feueropfer und
rituellen Waschungen bekamen die Buddhisten den geballten Unmut derjenigen Benaresen zu spüren, die irgendwie von dem
Opfer- und Einäscherungsrummel lebten.
majjhimâ - patipadâ 1 - 2015
Der Buddha und seine kleine Anhängerschar
zogen sich daher lieber in den außerhalb der
Stadt gelegenen Wildpark von Isipatana zurück.
Der bald darauf gefasste Entschluss Buddhas,
weiter nach Rajagaha zu ziehen, erwies sich
als richtig und hatte für die Verbreitung des
Buddhismus erhebliche Folgen. Denn es gelang Buddha, die Freundschaft des dort residierenden jungen Königs Bimbisara von
Magadha zu erlangen und diesen von seiner
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Lehre zu überzeugen. Bimbisara wurde Laienbekenner, unterstellte die Buddhisten seinem Schutz und schenkte ihnen vor dem
Nordtor Rajagahas eine Gartenanlage, in der
sie sich künftig während der Regenzeit in regenfesten Gebäuden aufhalten konnten. Der
Übertritt Bimbisaras machte den Buddhismus
gesellschaftsfähig, führte zu einem großen
Zulauf von Menschen aus allen Kasten und
öffnete die Tore für eine weitere Ausbreitung
in Nordindien.
Mit König Pasenadi von Kosala, einem übergewichtigen Genussmenschen, wurde ein
weiterer junger König Laienbekenner, was
erneut zur Stärkung und Verbreitung des Buddhismus in einem der großen indischen Königreiche führte.
Der Buddha und seine Jünger folgten hauptsächlich den Handelsstraßen, die in einer sich
entwickelnden Zivilisation angelegt worden
waren. Ihr Ziel waren die Städte, denn die
neue Lehre trug urbanen Charakter und richtete sich an die Gebildeten, weil nur diese
nach Buddhas Meinung in der Lage waren,
die anspruchsvolle Lehre zu verstehen. Aber
auch die breitere Bevölkerung fand die neue
Lehre attraktiv, weil sie in allen Fragen einen
vernünftigen Mittelkurs steuerte und nicht wie
der Brahmanismus ein Erlösungsmonopol behauptete. Die Kaufleute waren froh, von den
kostspieligen vedischen Opferritualen befreit
zu werden, die angeblich den Geschäftserfolg
sicherten.
Die Darlegung der Lehre in der lokalen Umgangssprache war ein weiterer Pluspunkt. So
verbreitete sich der Buddhismus zügig in der
Gangesebene über ein Gebiet von 600 km x
300 km Ausdehnung.
Heilslehre und kommunalistische Religion
a) Der Buddha hatte stets betont, er wolle
nichts anderes, als mit seiner Lehre den Menschen einen Weg aus der leidhaften Existenz
weisen. Es lag ihm fern, eine Metaphysik zu
lehren oder gar eine politische Doktrin aufzustellen: Wie die Ozeane vom Geschmack des
Salzes, so sei seine Lehre vom Geschmack
der Leidenserlösung bestimmt.
eigenen Neuerungen ergaben, ja, er „konnte
die meisten Konsequenzen seiner Predigten nicht vorhersehen oder beabsichtigen“
(R.Gombrich).
Gleichwohl wird einem klugen Kopf wie
dem Shakyamuni (= Ehrentitel Buddhas) klar
gewesen sein, dass dies nur deklaratorische
Aussagen sein konnten, die sich in der Praxis nicht durchhalten ließen. Er hatte sich nun
einmal entschlossen, seine anspruchsvolle
Lehre zu verkünden und einen Sangha (Gemeinde) zu gründen, und gerade einem Buddhisten ist ja das eherne Gesetz bekannt, dass
Taten ihre Folgen haben. Der Buddha hatte
daher im Laufe seines Lebens mit Problemen
zu tun, die sich aus den Resultaten seiner
b) Eine Religion ist auf der einen Seite
Heilslehre (Soteriologie), die sich mit den
höchsten Zielen des Individuums und insbesondere seinem Schicksal nach dem Tod befasst. Auf der anderen Seite kann die Religion
auch sehr stark in das gesellschaftliche Leben
eingreifen, ihm Regeln und Rituale geben,
und zum Teil bis in die Einzelheiten Richtlinien für die Ordnung der Gesellschaft aufstellen. Man spricht dann von einer „kommunalistischen Religion“. Solche Religionen sind
insbesondere die semitischen Religionen und
der Hinduismus. Der Buddha predigte dagegen stets eine reine Heilslehre und hatte keinerlei Interesse an religiösen oder weltlichen
Ritualen, die es ja gerade abzustreifen galt.
9
majjhimâ - patipadâ 1 - 2015
Er war an kommunalistischer Religion nicht
interessiert und warf dieser vor, das Schicksal
des einzelnen in diesem Leben durch Rückgriff auf Magie oder die Intervention der Götter bessern zu wollen.
Andererseits lebten (und leben) natürlich
auch die Buddhisten in einer Gesellschaft,
die ihr Zusammenleben geregelt und für die
wichtigen Daten im menschlichen Leben Rituale entwickelt hatte. Wie jede andere Religion musste sich auch der Buddhismus mit der
Gesellschaft arrangieren und zu Fragen des
weltlichen Lebens Stellung beziehen, letztlich
sogar eine Sozialtheorie entwickeln. Dabei
stand axiomatisch fest, dass soziale Ungleichheit das Ergebnis früherer Taten ist, jeder hat
sich seinen sozialen Stand karmisch verdient.
Zwar hielt der Buddha eine Klassengesellschaft für naturgegeben, dennoch bestritt er
entschieden, dass die Zugehörigkeit zu einer
Klasse oder Kaste etwas über den Wert des
Menschen sagte.
Wenn der Buddha das Leben auf der Welt
lebenswerter machte, so war dies jedoch keineswegs seine Absicht, sondern eher eine ungewollte, aber billigend in Kauf genommene
Folge seiner Lehre. Der Buddha predigte nie
gegen soziale Ungleichheit, er war kein Sozialreformer. Seine Religion, die bestens mit
den Machthabern der damaligen Zeit auskam,
war nicht die Religion der Unterdrückten.
Dennoch hatte sie eine enorme Sprengkraft.
Sie untergrub den Brahmanismus in vieler
Beziehung, denn der Buddha leugnete die
Autorität der Priesterschaft, ihr Monopol auf
heiliges Wissen, ihren Anspruch, das Göttliche zu vermitteln sowie weitere Fundamente
brahmanischer Herrschaft.
Neuinterpretation der Karmalehre
Die Erkenntnisse des Buddha packten die
brahmanische Ideologie an ihren Lebensnerven und führten für den Brahmanismus eine
bedrohliche Situation herbei. Hierzu gehörte
insbesondere die Neuinterpretation der Karmalehre.
a) Nach brahmanischer Lehre hatte eine
Handlung als solche Folgen, insbesondere
führte die dem Ritus entsprechende Opferhandlung zum positiven Ergebnis. Für die
perfekte Inszenierung der Zeremonie hatten
aber die Priester das Monopol, so dass von
ihnen der Erfolg abhing. Dies ließen sie sich
unter Ausnutzung der Situation gut bezahlen.
Der Buddha stellte nun die Lehre vom Karma völlig auf den Kopf. Er führte aus, dass es
nicht auf die Handlung als solche, sondern auf
die dahinter stehende Absicht ankomme. Die
moralische Eigenschaft einer Handlung wird
also durch das ihr zugrunde liegende Motiv
majjhimâ - patipadâ 1 - 2015
bestimmt. Damit wurde die Lehre vom Karma ethisiert und der Wert des kunstgerechten
Rituals geleugnet. Diese soteriologische Aussage Buddhas hatte, was man sich wirklich
einmal klar vor Augen halten muss, erhebliche greifbare Konsequenzen: Der großteils
vom Opfergeschäft lebende Brahmanenstand
wurde empfindlich in seiner wirtschaftlichen
Basis getroffen. Dies wiederum musste ihn
politisch schwächen und seinen Rivalen, den
Adelsstand, stärken. Brahmanen, die als Familienväter gewissenhaft Frau und Kinder aus
den Erlösen ihres Berufes ernährten, mussten
sich von bettelnden Samanas, die bei Auszug
in die Hauslosigkeit oft ihre Angehörigen notleidend zurückgelassen hatten, das Berufsbild
verunglimpfen lassen.
Dem Buddha sind all diese Folgen seiner Lehre zweifellos klar gewesen, und wenn er sie
auch nicht bezweckt haben wird, so hat er sie
doch zumindest billigend in Kauf genommen.
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b) Doch damit nicht genug. Mit seinem
Schachzug stürzte der Buddha die gesamte
brahmanische kastengebundene Moral um.
Denn wenn es allein auf die gute oder schlechte Absicht eines handelnden Menschen ankommt, so ist diese ethisch immer dieselbe,
gleich ob ein Brahmane, Krieger, Bauer oder
Bettler die Tat ausführt. Moralisches Handeln
mit dem Ergebnis der Erreichung des höchsten Heilsziels ist also jedem möglich, ohne
dass er Rituale studieren oder erst noch in
der Brahmanenkaste wiedergeboren werden
muss. Das Ritual hat keinen Heilswert mehr,
weil sein Wesen in der Aktion und nicht in der
Absicht liegt. Auch sind die Kasten für den
heilssuchenden Menschen entbehrlich, denn
der einzelne ist autonom und „letzte Autorität
ist das, was wir Gewissen nennen“ (R. Gombrich).
Gegensätze zum Brahmanismus
Die neue Lehre wurde vom Buddha allen
daran interessierten Menschen ohne Geheimniskrämerei und in der Volkssprache
angeboten, im Gegensatz zu dem privilegierten Wissen der Brahmanen. Sie trägt
oppositionelle Züge und begründete eine
Reformbewegung gegen die religiösen und
auch politischen Strukturen der altindischen
Gesellschaft. Buddhas spezifische Kritik an
sozialen Rollen ist fast ausschließlich an die
Brahmanen gerichtet. Folgend einige wichtige weitere Momente, die den Urbuddhismus als oppositionelle Reformbewegung
erscheinen lassen:
a) Auf äußerst geschickte Weise wird
von den Buddhisten das Opferwesen umfunktioniert. Zunächst empfehlen sie, die Opfertiere durch Substitute wie Milchprodukte oder
Honig zu ersetzen.
Dem wird wohl schon aus Kostengründen
gern gefolgt. Sodann wird das Opfer ethisch
überhöht, indem gefragt wird, was denn dem
Menschen noch mehr Verdienst bringen könne. Das sind aber, so erklären die Buddhisten,
Almosenspenden, Klosterbau und letztlich
die eigene Zufluchtnahme zum Buddha. Vom
blutigen Ritual führt der Weg also direkt zum
ethischen Lebenswandel.
b) Der Buddhismus hat völlig andere
Ansatzpunkte als der Brahmanismus. Er ist
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zunächst eine Stifterreligion, deren Stifter
die Praxis seiner Lehre selber erfahren hat.
Buddha kritisierte die Brahmanen, weil sie
lehrten, was sie nicht selbst erlebt hatten. Sie
seien wie eine Reihe von Blinden, die sich gegenseitig an der Hand führen. Sodann ist der
Buddhismus eine nicht-hierarchische Universalreligion, die nicht wie der Hinduismus
(und unter den prophetischen Religionen das
Judentum!) auf einer bestimmten Volkszugehörigkeit beruht, sondern allen Menschen ein
egalitäres Erlösungsmodell bietet. (Spötter
sagen freilich heute, der Buddhismus sei nur
die Exportversion des Hinduismus.) Schließlich ist als Erlösungsreligion sein existenzieller Ansatzpunkt das Streben nach Heil, welches dem Einzelnen obliegt und bei dem auch
die Götter nicht weiterhelfen können.
c) Der ursprüngliche Buddhismus reagierte auf den vedischen Poly-Theismus nicht
mit Mono-Theismus, sondern mit einem
strikten Rationalismus, mit einer rationalistischen Deutung der vorgefundenen Religionen
und Mythologien. Die Autorität der Veden
als Sammelpunkt letzter Wahrheit wird verworfen. Für den Buddhisten ist Religion eine
Sache des Verstehens und der Ausübung des
Dhamma mit dem Ziel der Vernichtung von
Gier, Hass und Verblendung.
majjhimâ - patipadâ 1 - 2015
Das spätere Abweichen von der Urlehre
Der Urbuddhismus sowie der ihm folgende
kanonische Hinayana-Buddhismus bilden die
Messlatte, an der alle späteren Entwicklungen
hinsichtlich ihres Neuerungsgehaltes zu messen sind. Diese Weiterentwicklungen weichten dann die frühbuddhistischen Grundsätze
wieder auf, ja, stellten sie manchmal gar auf
den Kopf, wobei oft der Druck der hinduistischen Umwelt die Ursache war.
Die mahayanische Bodhisattva-Lehre führt
den von Buddha verpönten Gedanken asketischen Leidens wieder ein, freilich mit der Änderung, dass jetzt nicht mehr zur Eigenerlösung, sondern altruistisch zur Fremderlösung
gelitten wird. Die Drei-Leiber-Lehre überhöht den Buddha ins Göttliche und nähert sich
wieder den polytheistischen Vorstellungen
des Hinduismus an, um das Verlangen der
Gläubigen nach übernatürlichen Gestalten zu
befriedigen. Im Tantrismus werden Geheimniskrämerei und Zauberei wieder lebendig,
der antiritualistische Urbuddhismus hatte
Zauberei als erlösungshinderlich angesehen
und Magie und Rituale bekämpft und durch
ethisches Denken überwunden.
Die Anbiederung an die Volksbedürfnisse
führte dann freilich dazu, dass der Buddhismus in Indien seine Eigenständigkeit verlor
und ausgerechnet in seinem Geburtsland unterging. Denn er war ununterscheidbar geworden von der Volksreligion des Hinduismus,
gegen den er einst als Reformbewegung angetreten war, und erst in jüngster Zeit ist er in
seinem Mutterland Indien als soziale Reformbewegung mit stark säkularistischen Zügen
wiederbelebt worden.
Als eherne Grundsätze des Buddhismus blieben jedoch bestehen die Leugnung einer ewigen Seele, die Anerkennung von Karma und
Wiedergeburt, die Erlösung aus einer leidvollen Welt durch Überwindung von Gier, Hass
und Verblendung, und schließlich das Heilsziel des Nirvana.
Welch Glück, dass der Shakyamuni im Nirvana vollkommen erloschen war und daher
nicht mehr wahrnehmen musste, wie die Hindus ihn, den erklärten Anti-Theisten, als eine
Inkarnation Vishnus schonungslos ihrem Götterhimmel einverleibten.
Herzlichen Dank allen unseren Freunden, die uns im vergangenen
Jahr mit ihren Spenden unterstützt haben!
Der Vorstand
Betrachtungen über den Tod
von Ulrich Beck
Kürzlich stieß ich wieder einmal auf
den berühmten lateinischen Spruch: Quidquid agis, prudenter agas et respice finem.
Fast ein Jahrzehnt hatte man uns früher mit
Latein drangsaliert, und viel ist nicht mehr
davon nicht übrig. Aber doch immerhin dieser bedeutsame Spruch: Was auch immer du
tust, mache es klug (oder gar weise?) und bedenke das Ende. Natürlich ist mit dem Ende
der Tod gemeint. Aber welcher junge Mensch
denkt schon an den eigenen Tod? Vielleicht
ist er aber schon in jungen Jahren einmal
mit dem Tod durch das Sterben eines nahen
oder entfernten Angehörigen in Berührung
gekommen, wie es mir trauriger Weise mit
dem frühen Tod meines um drei Jahre älteren
Bruders beschieden war. Aber auch solch ein
schreckliches Ereignis führt „nur“ zu Trauer,
aber bei einem jungen Menschen wohl kaum
zum Nachdenken über den eigenen Tod.
Mit zunehmendem Alter wird es einem
aber immer deutlicher bewusst, dass der eigene Tod nicht mehr allzu lange auf sich warten
lassen wird, besonders wenn sich Krankheiten einstellen, welche die Lebenserwartung
verkürzen können. Ganz natürlich steigt dann
mit zunehmender Häufigkeit der Wunsch auf,
„etwas zu tun“, wobei es jedem klar ist, dass
es gegen die unausweichliche Tatsache „Tod“
nichts zu tun gibt. Das oben erwähnte „et
respice finem“ ist wohl eine kluge Aufforderung, nur gibt sie uns leider methodisch nichts
an die Hand. Könnte es zumindest so etwas
wie eine Vorbereitung auf das Ende geben?
Glücklicherweise gibt es ja die buddhistischen Lehren, die uns auch bei der Frage
„Wie kann ich mich auf den Tod vorbereiten“
majjhimâ - patipadâ 1 - 2015
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behilflich sein können. Ferner sagen sie uns,
dass es beim Handeln auf das Hier und Jetzt
ankommt, wobei man seine Gedanken nicht
einem anderen Thema zuwendet.
In Edward Conzes Buch „Thirty Years of
Buddhist Studies (Cassirer 1967) gibt es ein
Kapitel „Meditation über den Tod“ (Meditation on Death). Einleitend heißt es hier: Nach
Buddhagosa sind nur zwei unter den vierzig
meditativen Übungen immer und unter allen
Umständen zu empfehlen – die Entwicklung
von Freundlichkeit und das Nachdenken über
den Tod. Dabei gedenkt man der Tatsache (et
respice finem), dass man mit Sicherheit sterben wird. Man gebe die Suche nach Wertlosem auf und verstärke die eigene innere Unruhe oder den eigenen Antrieb, bis man jegliche
Art von Trägheit aufgegeben hat. Hier stimmt
Buddhagosa mit Platon überein, der gesagt
(oder geschrieben) hat, dass es drei Verehrer
des Wissens gibt, die nichts anderes üben als
das, wie man stirbt oder wie man dem Tod
begegnet.
Nach Buddhagosa bedeutet „Tod“ das
Erlöschen der durch ein einzelnes Dasein begrenzten Lebenskraft. Was hier gemeint ist
sind diese beiden Arten des Todes: der rechtzeitige Tod und der unzeitige Tod.
Von diesen erfolgt der rechtzeitige Tod
(kala marana) durch Versiegung des Verdienstes, Versiegung der Lebensdauer oder
Versiegung beider. Der unzeitige Tod (akalamarana) erfolgt durch ein die Früchte früheren Wirkens zerstörendes Wirken. (Aus „Der
Weg zur Reinheit, Visuddhi Magga, Übersetzung von Nyanatiloka, Kristiani Verlag 1975)
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Der praktische Rat von Buddhagosa lautet: Der Yogin sollte Lebewesen betrachten,
die getötet wurden oder tot sind und auf den
Tod von Menschen hinweisen, die starben
und zuvor in Reichtum(oder anders ausgedrückt „in Saus und Braus“) gelebt hatten.
Hierbei sollte er Achtsamkeit anwenden, Unruhe oder Aktivität und Erkenntnis mit den
Worten aufbauen „Der Tod wird stattfinden“.
Wenn er so vorgeht, geht er weise vor, d.h.
zweckdienlich. Denn nur wenn er auf diese
Weise übt, werden seine Hindernisse abgebaut, wird Achtsamkeit auf das „Objekt Tod“
gewonnen und ein gewisser Grad an Konzentration erreicht werden. (Zitat aus E. Conze,
Thirty Years of Buddhist Studies, Cassirer
1967, S. 87-105)
Heutzutage sind die im Pali Kanon empfohlenen Leichenbetrachtungen (Sivathika)
wohl kaum mehr zu praktizieren. Man ist sehr
überrascht, wenn man jüngere Menschen oder
selbst die im mittleren Lebensalter fragt, ob
er schon einmal einen Toten gesehen hat. Die
Frage wird meist mit einem Nein beantwortet.
Ausnahmen finden sich natürlich in ärztlichen
oder Pflegeberufen, bei denen die konkrete Begegnung mit dem Tod zur Routine gehört. Es wäre aber wahrscheinlich heilsam
für ängstliche oder hypochondrische Wesen,
wenn sie einmal einen friedlich Entschlafenen
sehen könnten.
Wie könnte der Tod betrachtet werden?
Es werden folgende acht Weisen empfohlen
(zusammengefasst nach Visuddhi Magga, S.
268- 280)
1. Man sollte den Tod sehen wie einen Mör-
der, der vor einem steht, als jemanden also,
der mit gezücktem Schwert vor uns steht und
beabsichtigt, uns den Kopf abzuschneiden.
Und warum? Weil der Tod mit der Geburt
zusammen kommt und uns das Leben wegnimmt.
majjhimâ - patipadâ 1 - 2015
2.
letzter Wirklichkeit leben die Wesen nur für
einen extrem kurzen Augenblick, denn das
Leben dauert gerade einmal so lange wie ein
einzelner gedanklicher Moment:
des Todes zu nennen. Ist doch der Tod auch
verbunden mit einem endgültigen Loslassen
oder Freigeben. Lasst uns dies üben, immer
wieder, achtsam und ohne zu ermüden.
3.
„Das Leben, sowie alles Dasein,
Wie alle Freude aller Schmerz,
Hängt bloß an einem Denkmoment
Und schnell eilt der Moment dahin.“
„Die Daseinsgruppen sind erloschen,
Bei Lebzeiten oder beim Tod,
Sind ganz in gleicher Weise nun
Dahin auf Nimmerwiederkehr.
„Nicht lebt im künftigen Moment man,
Lebt jetzt in diesem Denkmoment;
Wenn der erlischt, erlischt die Welt:
Dies Wort ist wahr im höchsten Sinn“
Abschließend soll noch zwei Zen Meistern das Wort erteilt werden:
Aus dem unausweichlichen Verlust von
allem Erreichten heraus. In dieser Welt hat
Erfolg nur so lange Bestand, bis er durch Versagen überwältigt wird.
Aus einer Schlussfolgerung heraus, was
bedeutet, dass man von sich auf andere
schließt. Man sollte sich dabei mit sieben Arten von Personen vergleichen, die gestorben
sind: mit berühmt Gewordenen, Menschen
mit großen Verdiensten, Menschen mit großer Macht, groß in magischen Kräften, bedeutend in ihrer Weisheit, Pratyekabuddhas und
vollständig erleuchteten Buddhas.
4. Aus der Perspektive heraus, dass
man den
Körper mit vielen anderen teilt. Dieser Körper
ist das gemeinsame Eigentum von vielen. Er
wird mit acht Klassen von Parasiten- Tieren
geteilt, und er erleidet den Tod als Ergebnis
ihrer Virulenz. Vergleichsweise gehört er
vielen hundert Arten von Krankheiten, die in
ihm entstehen als auch äußeren Gründen wie
Schlangen, Skorpionen usw.
Als Meister Daibi im Sterben lag, sprach er
zu seinen Mönchen: „Was kommt, dem weiche man nicht aus; was geht, dem folge man
nicht nach.“ Ein wenig später hörte er ein
Flughörnchen schreien und sagte: „Genau das
ist es und nichts sonst. Bewahrt das treu und
brav. Jetzt muss ich fortgehen.“
Was könnte uns noch ganz wesentlich bei
der Vorbereitung auf den Tod helfen? Neben
der ständig geübten Achtsamkeit sind eine
langjährige Übung des Verzichtes, der Entsagung und besonders auch das Akzeptieren
Meister Sokei-An sagt über den Augenblick des Todes: „Wenn dies kommt, könnt ihr
nichts mehr tun. Schließt eure Augen und legt
eure Hände aneinander. Geht mit dem zurück,
was euch nicht gehört, hinein in den ursprünglichen Zustand, aus dem ihr gekommen seid!“
5.
Aus dem Blickwinkel der Schwäche der
Lebenssubstanz heraus. Diese Lebenskraft ist
schwach. Denn das Leben von Lebewesen ist
abhängig von Ein-und Ausatmung, den Körperhaltungen, von Hitze und Kälte, von der
Nahrung.
6. Aus der Perspektive des Fehlens von Anzeichen heraus, die auf den genauen Zeitpunkt des Todes hindeuten.
7. Aus der Begrenztheit der Lebensdauer heraus:
Die Anrede zwischen Mönchen
„Wie aber nun, Ananda, die Mönche jetzt einer den anderen mit dem
Worte Bruder ansprechen, so soll es nicht mehr nach meinem Verscheiden von euch gehalten sein.
Von einem älteren Mönch, Ananda, ist ein jüngerer Mönch mit dem
Vornamen oder dem Zunamen oder mit dem Bruderworte anzusprechen, von einem jüngeren Mönche soll ein älterer Mönch als Herr
oder als Ehrwürdiger angesprochen werden.“
D 16; Übersetzung K.E.Neumann
„Gar flüchtig ist der Menschen Sein,
Verabscheun´n sollt´s der edle Mann
Und leben, als ob´s Haupt ihm brenne,
Denn keine Rettung gibt´s vor´m Tod (S.IV,9)
8. Aus der Kürze des Augenblicks heraus. In
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Toleranz in den Weltreligionen
Der Unterschied zwischen Glaubens- und Erkenntnisreligion
von Hellmuth Hecker
Wenn man unter dem Motto „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen“ die geschichtliche
Entwicklung der Religionen und Weltanschauungen betrachtet, so kann man deutlich
zwei Gruppen unterscheiden. Auf der einen
Seite stehen die intoleranten Lehren, die ihre
Ansichten mit Feuer und Schwert, mit Zwang
und Gewalt, mit Scheiterhaufen, Kreuzzügen
und Heiligen Kriegen verbreiteten und sicherten, wie Islam, Christentum, Marxismus
- auf der anderen Seite stehen die toleranten
Lehren, die ihre Erkenntnisse durch sittliches
Beispiel, durch friedfertige Gesinnung und
logische Überzeugung verbreiten, wie Buddhismus, Bahai‘, Konfutsianismus, Stoa.
Es wäre jedoch oberflächlich, wenn man allein damit schon ein Werturteil verbinden
wollte. Einmal kann die Praxis der Intoleranz
dem Geiste der Lehre und ihres Stifters völlig
zuwiderlaufen, wie es gerade beim Christentum der Fall ist, denn die beste Lehre ist nicht
dagegen gefeit, dass die Menschen sie verzerren und mißbrauchen. Und zum anderen kann
die Toleranz einer Lehre auch lediglich dar­
auf beruhen, dass sie in sich verschwommen
ist und Standpunktlosigkeit mit Duldsamkeit
verwechselt.
Es gilt, tiefer zu fragen: Bietet eine Lehre aus
ihren Grundgedanken heraus die Möglichkeit zur Intoleranz? Zunächst stimmen alle
maßgeblichen Religionen mit Ausnahme der
Bahai‘-Lehre („Bahai‘ ist, wer in seiner Religion die höchsten Forderungen verwirklicht“)
darin überein, dass sie den Anspruch erheben,
die Wahrheit allein zu besitzen. Insoweit wäre
also jede Lehre intolerant. Es fragt sich daher
majjhimâ - patipadâ 1 - 2015
weiter, ob die betreffende Lehre ihre Wahrheit
verbreiten will, ob sie Mission kennt. Auch
dies trifft überall zu; in gewissem Maße heute (Anm.d.Red.: geschrieben 1950) auch auf
den Hinduismus (Ramakrishna-VivekanandaGemeinden in USA).
Die dritte, entscheidende Frage lautet also:
Welche Mittel erkennen die einzelnen Religionen an, um ihre Wahrheiten durchzusetzen?
Von manchen Lehren wird die These vertreten: „Der gute Zweck (Wahrheitsverbreitung,
Rettung von Seelen) heiligt auch die schlechten Mittel (Gewalt usw.). Nach dieser These
muss aber letztlich jede Religion handeln, die
auf Glauben und Dogmen beruht. Da Glauben nicht bewiesen werden kann, so muss,
wer ihn nicht freiwillig annimmt, dazu mit
Gewalt oder Drohung gezwungen wer­den. Je
wirklichkeitsferner und widerspruchsvoller
diese Dogmen sind, je schwächer der Grund
einer Religion also ist, desto größer muss die
Gewalttätigkeit und Intoleranz sein. Die Tatsache, dass eine Religion in Zeiten, wo sie die
Macht nicht mehr hat, toleranter ist, ändert am
Grundsätzlichen nichts.
Von allen toleranten Lehren hat allein der
Buddhismus eine umfangreiche, weltweite
Missionstätigkeit betrieben - trotzdem aber
ist in seinem Namen kein Blut vergossen
worden, ist er nie mit Gewalt vorgedrungen.
Diese Ausnahmestellung gegenüber allen anderen Religionen berechtigt zu der Frage nach
dem Grund. Worin gründet die unbedingte
Toleranz des Buddhismus?
In erster Linie darin, daß die Lehre des Bud16
dha eine Erkenntnislehre ist: Die einzige
Erkenntnisreligion der Erde. Das Mittel,
Erkenntnisse zu verbreiten, ist allein die logische Darlegung. Eifern, Aufdrängen und
erst recht Gewalt, sind hier sinnlos, ja schaden nur. Es kann niemand dazu gezwungen
werden, etwas zu begreifen. Während alle
Glaubensreligionen Zweifel und Kritik verbieten, fordert der Buddha ausdrücklich zur
kritischen Prüfung auf:
„Verwerfet die Lehre nicht, ohne sie
geprüft zu haben, aber lasst euch auch
nicht mit dem blinden Fürwahrhalten
von etwas genügen, das ihr nur vom
Hörensagen kennt, ob es nun aus alten
Überlieferungen stammt oder auf bloßen Gerüchten beruht. Haltet auch nicht
die Schriften der Weisen nur deshalb für
wahr, weil sie von den Weisen geschrieben wurden, auch nicht irgendwelche
Träumereien, von denen man wähnt,
dass sie von Göttern oder Geistern inspiriert worden seien, noch irgendwelche
Schlussfolgerungen, die aus angenommenen Meinungen gezogen wurden,
noch etwas, von dem man glaubt, dass es
durch das Gesetz der Analogie erwiesen
sei, noch im bloßen Glauben an die Autorität unserer Lehrer und Meister, sondern
glaubt es, wenn das Geschriebene oder
Gesprochene durch eure eigne Vernunft
und Einsicht bestätigt wird. Dann aber
handelt eurer Erkenntnis gemäß.“
Kalamasutta A 3,65
Wer an die Einsicht appelliert, kann nie fanatisch und intolerant sein. Immer wieder
bezeichnet der Buddha seine Lehre „als für
den Verständigen von selbst verständlich“
und sagt:
„Willkommen sei mir ein verständiger Mann,
kein Heuchler, kein Gleißner, ein gerader
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Mensch; ich führe ihn ein, ich lege die Lehre dar. Der Führung folgend, wird er in gar
kurzer Zeit eben selber merken, selber sehen,
dass man also ganz von der Fessel befreit
wird, nämlich von der Fessel des Nichtwissens.“
(Vekhanasasuttam, M. N. 80, S. 467)
Außer dem Primat der Logik ist die Unbedingtheit der Ethik ein weiterer Pfeiler der Toleranz. Da die erkenntnismäßige Begründung
der Ethik im Karma-Gesetz zu der Einsicht
führt, dass jede schlechte Tat ausschließlich
dem Täter selber schadet, so kann es eine
Intoleranz gegenüber andersdenkenden Menschen überhaupt nicht geben: Der Gedanke
des Nichtschadens (Ahimsa) ist hier selbstverständlich und die Erfüllung der Tugendforderungen ist unbedingte Voraussetzung
für ein tieferes Eindringen in die Lehre. Wer
im Interesse der Verbreitung der buddhistischen Wahrheit irgend etwas Schlechtes und
Schädigendes tut, der hat den Buddhismus
nicht begriffen. Intoleranz gegenüber anderen
Menschen und Begreifen der Lehre schließen
einander aus!
Wenn somit eine praktische Intoleranz gegenüber anderen Menschen im Buddhismus
vollkommen ausgeschlossen ist, so bleibt nur
noch zu fragen, wie es mit der geistigen Toleranz steht.
Wenn man jede Lehre, die behauptet, die
Wahrheit zu besitzen, schon deswegen als
intolerant bezeichnen will, so kennt der Buddhismus nicht einmal diese Intoleranz, denn
dem Buddhisten ist selbst die eigne Lehre
kein absoluter Wert. Im Buddhismus gibt es
keine absoluten Werte - weil dergleichen im
Dasein nicht vorkommt. So ist auch die Wahrheit der Lehre nur ein Mittel zum Zweck, ein
Mittel, um das letzte Ziel, die Überwindung
allen Leidens, aller Abhängigkeit und Unfreimajjhimâ - patipadâ 1 - 2015
heit, zu erreichen. Der Buddha vergleicht seine Lehre ausdrücklich mit einem Floß: Zum
Entrinnen tauglich, nicht zum Festhalten.
(Alagaddupamasuttam, M. N. 22, S. 329).
Wo schon die eigene Lehre derart relativiert
wird, da kann es im Verhältnis zu anderen
Lehren erst recht keine Starrheit geben. Der
Buddhismus kennt nicht das starre SchwarzWeiß-Schema des Glaubens, der sagt: „Dies
nur ist Wahrheit, Unsinn anderes“ (vergl.
Apannakasuttam, M. N. 60, S. 144). Vielmehr
sagt der Buddha:
„Wovon andere Weise sagen ,Es ist nicht in
der Welt`, davon sage auch ich ,Es ist nicht`;
wovon die Weisen erklären: ,Es ist in der
Welt`, davon sage auch ich ,Es ist`.“ (S. N. III,
S. 138)
Wie alles, so sind auch Wahrheit und Irrtum
relativ. Die Bewertung anderer Lehren erfolgt
allein danach, wie weit ihr Wirklichkeitsgehalt reicht. Der Buddha hat erkannt, dass
kaum eine Lehre in der Welt vollkommen
falsch ist. Jede Ansicht ist nur mehr oder weniger unvollkommen. Trotzdem aber gibt es
im Buddhismus keinerlei Verschwommenheit. Immer wieder erklärt der Buddha, dass
die letzte, vollkommene Wahrheit, d. h. der
endgültige Ausweg aus allem Leiden (nicht
nur eine zeitweilige Besserung) nur in seiner
Lehre, die am Anfang begütigt, in der Mitte begütigt und am Ende begütigt, gezeigt
wird. Die Begründung dieser Behauptung ist
der wesentliche Inhalt des Pali-Kanons. Der
Buddhismus als die nüchterne Lehre von der
Wirklichkeit umfasst alle anderen Teil-Wahrheiten, so wie die Elefantenspur alle anderen
Spuren umfasst ( M.N. 28, S. 433).
Der Buddhismus wendet sich gleicherweise an alle Menschen. Während die Behauptung der Glaubensreligionen, vor Gott seien
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alle Menschen gleich, nur für die Gläubigen
der eignen Lehre gilt, hat der Buddha die
Gleichheit aller Wesen darin erkannt, dass
sie sich alle nach Glück und Frieden sehnen.
Trotzdem hat der Buddha ebenso die Unterschiede der Menschen beachtet, die sich daraus ergeben, dass jeder sittlich und geistig
verschieden weit vom letzten Ziele entfernt
steht. Jeder kann, je nach seinem Standpunkt,
mehr oder weniger von der Lehre einsehen
und jeder kann durch Arbeit an sich seine Erkenntnis vertiefen. Jeder, ob Mann ob Frau,
ob reich ob arm, ob Verbrecher oder Samariter, ob Christ ob Hindu, kann einmal das Ziel
erreichen, wenn nur ein Funken moralischen
Gewissens in ihm ist.
Wer die sittlichen Regeln, die der Buddha
zum eignen Heil empfiehlt (nicht fordert!)
nicht anerkennen will oder kann, der muss
es lassen. Der Buddhismus drängt sich niemandem auf, wird nicht lästig. Die Lehren
zeigen, wo Gelegenheit dazu ist: Mehr ist
nicht zu tun. Dieses Zeigen aber kann auch im
Beispiel des eigenen Lebens bestehen. „Lang
ist der Weg durch Belehrung, kurz durch das
Beispiel“, sagt Seneca. Das ist das beste Mittel zur Verbreitung einer Lehre, denn nicht zu
Unrecht misst man den Wert einer Lehre an
der Lebensführung dessen, der für sie eintritt.
Den Buddhisten erkennt man daran, dass er
nie Übles mit Üblem vergilt. Mag jemand die
Lehre beschimpfen, mag jemand ihn beleidigen oder misshandeln:
„Es würde, wer dabei in Wut geriete, nicht
meine Weisung erfüllen. Da habt ihr euch
nun, meine Mönche, wohl zu üben: ,Nicht soll
unser Gemüt verstört werden, kein böser Laut
unserem Mund entfahren, freundlich und
mitleidig wollen wir bleiben, liebevollen Gemüts, ohne heimliche Tücke; und jene Person
werden wir mit liebevollem Gemüte durchstrahlen: von ihr ausgehend werden wir dann
die ganze Welt mit liebevollem Gemüte, mit
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weitem, tiefen, unbeschränkten, von Grimm
und Groll geklärten, durchstrahlen`.“ (Kakacupamasuttam, M. N. 21, S. 315)
So ist die Toleranz in der Lehre des Buddha
schlechthin universal, da jeder Mensch, jedes
Wesen und jede Wahrheit toleriert wird.
Aus der Veröffentlichungsreihe Hg.Willfred Hartig (AFBGF): Hellmuth Hecker, Ausgewählte
religionsphilosophische Aufsätze. Abdruck aus „Die Einsicht“ Zürich 3/1950, S.27-30.
Ich verneige mich drei Mal
Ein kleiner Leitfaden für das Verhalten in einem
buddhistischen Tempel in China
von Ulrike Hecker
In China gibt es rund 200 Millionen Buddhisten, je nach Quelle mal mehr mal weniger.
Egal, Religionen, gleich welcher Richtung,
erleben in den letzten Jahren einen großen
Zulauf aus der Bevölkerung. Buddhistische
Tempel sind zentrale Orte des Gebets. Gongs
und Trommeln dröhnen, das Gemurmel der
Mantras zieht zusammen mit dem Duft der
Räucherstäbchen durch die Hallen.
Überall sieht man Menschen, die sich ins Gebet versenken, Räucherstäbchen anzünden
und sich verbeugen. Da kann es schon mal
vorkommen, dass man, vor allem in kleineren volkstümlichen Tempeln freundlich dazu
aufgefordert wird, mitzumachen. Oder man
möchte, wie in einer christlichen Kirche, eine
Kerze anzünden. Und meistens weiß man
dann nicht, wie man das richtig macht und
ohne irgendwen vor den Kopf zu stoßen. Da
auch ich lange Zeit sehr unsicher war, möchte
ich hier einen kleinen Leitfaden geben. Dazu
müsst Ihr wissen, dass ich Buddhistin bin.
Allerdings Theravada-Buddhistin, eine Richtung, die in China eher weniger vertreten ist.
In China gibt es zahlreiche Schulen des sog.
Mahayana-Buddhismus. Die wichtigsten
sind „Reines Land“ und Chan-Buddhismus.
Großer Beliebheit erfreut sich der Reines19
Land-Buddhismus mit seiner Verehrung des
Amituofo (āmítuó fó, Amitabha – Buddha des
grenzenlosen Lichtes). Eine Möglichkeit, zur
Erleuchtung und ins „Reine Land“ zu kommen, ist die ständige Anrufung des Namens.
Es gibt sicherlich unterschiedliche Verhaltensweisen in den jeweiligen Tempeln, doch
wenn man sich respektvoll verhält und vielleicht versucht, sich zu verbeugen, dann wird
das sehr erfreut anerkannt.
Für alles gilt: Die Einheimischen bei ihrem
Tun beobachten und ihrem Beispiel vorsichtig folgen.
Grundsätzliches Verhalten in einem chinesischen buddhistischen
Tempel
Ordentliche, nicht zu offenherzige Kleidung
ist angebracht.
Man braucht seine Schuhe nicht auszuziehen
wie z.B. in thailändischen Tempeln. Doch
kann es sein, dass es ein Allerheiligstes gibt,
einen Raum mit einer besonders verehrten
Buddha-Statue zum Beispiel. Wenn man dort
überhaupt reinkommt, sollte man die Schuhe
ausziehen. Meistens wird für diesen Bereich
majjhimâ - patipadâ 1 - 2015
ein Extra-Eintrittsgeld oder eine Spende erwartet.
Die Gebäude und Altäre umrundet man im
Uhrzeigersinn.
In den Hallen soll man nicht fotografieren.
Vor allem das Fotografieren der Buddha-Statuen ist verpönt. Sich selbst vor einer BuddhaStatue im Tempel fotografieren zu lassen, gilt
als respektlos.
Wenn man in China buddhistischen Mönchen
oder Gläubigen begegnet, so lautet der angemessene Gruß: „Amituo-Fu“. Man legt zum
Gruß die Hände zusammen, verbeugt sich
leicht und murmelt „Amituo-Fu“ (Irgendwie klingt das immer ein wenig wie “Ami –
Tofu”). Das erfreut den Gläubigen. Aber dann
wird von dem Besucher auch erwartet, dass er
weiß, wie man sich ordentlich vor den Buddhastatuen verbeugt.
Verbeugen, niederknieen
Respekt zeigt man in den Hallen, indem man
die Hände vor der Brust zusammenlegt und
sich leicht in Richtung Buddha verbeugt.
Vor jedem Altar gibt es Kissen oder kleine
Bänke, auf die man niederknieen kann für
ein kurzes Gebet oder zur Bezeugung seiner
Verehrung. Das geht wie folgt: Mit geradem
Oberkörper kniet man auf dem Kissen. (Nur
mit den Knien auf der Kante, Füße mit Schuhen befinden sich nicht auf dem Kissen!).
Man hebt die Hände aneinandergelegt ungefähr auf Höhe des Halses. Die Fingerspitzen
befinden sich auf Höhe der Stirn. Dabei beugt
man den Kopf, schaut auf die Buddha-Statue.
Dann legt man die Hände mit den Handflächen nach unten auf das Kissen, verbeugt sich
tief und richtet den Blick auf die Hände. Dabei berührt man kurz mit der Stirn den Boden
(das Kissen) zwischen den Händen. Die Hände dreht man nun mit den Handflächen nach
oben und erhebt sich. Es reicht, wenn man
weiter kniet. Doch manche stehen komplett
auf und die Verbeugung beginnt von vorne.
Das macht man insgesamt drei Mal.
Die Drei hat folgenden Hintergrund: Es handelt sich um die dreifache Zufluchtnahme.
„Zuflucht zum Buddha, zur Lehre und zur
Gemeinschaft der Gläubigen“.
Mich hatte man übrigens mal zu einer Gedenkfeier für einen Verstorbenen im FayuanTempel in Peking eingeladen. Dabei nahmen
mich ein paar ältere Damen unter ihre Fittiche und zeigten mir mit großer Geduld, wie
ich mich immer wieder verbeugen musste.
Das ging ungefähr eine halbe Stunde lang:
Verbeugen, niederknien, Stirn auf den Boden, aufstehen. Unterbrochen wurde dies nur
durch mehrere Umrundungen des Altars. Einige Mönche führten die Zeremonie an. Und
immer wurde „Amituo-Fu“ gemurmelt, die
Anbetungsformel des Amithaba-Buddhas.
Anschließend erhielt ich wie alle anderen ein
paar Orangen und Süßigkeiten.
Räucherstäbchen anzünden
Die Existenz eines nahen Tempels kann man
auch ohne Stadtplan und geschwungene Dächer daran erkennen, dass sich die Geschäfte mit Räucherstäbchen und Kerzen häufen.
Auch in den Tempeln selbst kann man Räumajjhimâ - patipadâ 1 - 2015
cherstäbchen kaufen. Die Räucherstäbchen
gibt es immer in größeren Bündeln. Davon
nimmt man drei, zündet diese an den überall
vorhandenen Kerzen an. Die Stäbchen sollen
glühen aber nicht in Flammen stehen. Wenn
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die Flammen nicht von alleine ausgehen,
kann man die Stäbchen kurz schütteln. Dann
glühen nur noch die Spitzen und eine dünne
Rauchfahne verbreitet ihren Duft.
Man nimmt die rauchenden Stäbchen in die
respektvoll zusammengeführten Hände und
hebt sie so hoch, dass die glühenden Spitzen
über dem Kopf sind. Nun wendet man sich
zuerst dem Altar zu und verbeugt sich leicht.
Danach dreht man sich in alle Himmelsrichtungen und verbeugt sich jeweils. Auch den
Himmel sollte man nicht vergessen: also kurz
nach oben strecken und auch in die Tiefe sich
verneigen. Damit hat man seine Wünsche allen Himmelsrichtungen mitgeteilt. Die Räucherstäbchen steckt man anschließend in das
Bronzebecken mit dem Sand. Dies wiederholt
man vor jeder Halle, das heißt überall dort, wo
so ein Bronzebecken bzw. ein Altar steht. Es
reicht, wenn man das nur vor der Haupthalle
macht. Aber manchmal hat man ja einen Lieblingsbuddha, an den man sich mit einem besonderen Gebet wenden möchte. Wenn nach
all den Ritualen noch Räucherstäbchen übrig
sind, kann man sie auf den Altar oder neben
den Bronzekessel legen.
Wenn man sich unsicher ist, wie es gerade in
einem bestimmten Tempel gehandhabt wird,
oder man sieht, dass die Einheimischen sich
anders verhalten, dann kann man einfach die
Leute beobachten und nachmachen. Jede Äußerung von Respekt dem Buddha gegenüber
wird freundlich aufgenommen. Manchmal
kann es passieren, dass eine nette ältere Dame
sich nähert und einem mit einem freundlichen
Lächeln zeigt, wie es geht.
Die Theravada-AG informiert:
Erfolgsmeldung:
„Der Weg zur Reinheit - Visuddhi-Magga“ des Ehrw.
Buddhaghosa in Deutscher Übersetzung des Ehrw.
Nyanatiloka ist wieder verfügbar Ab sofort findet man das Buch beschrieben mit einer
Bestellmöglichkeit auf:
http://www.theravadanetz.de/
Der Weg zur Reinheit - Visuddhi Magga ist eines der
wichtigsten nach kanonischen Werke des Pali-Buddhismus und gemäß der Theravadsa-Tradition „die
größte und älteste systematische Darstellung des Buddhismus“.
Für das Theravada-Netz ist es eine Ehre und große
Freude, dieses wertvolle klassische Werk in der exakten, klaren Übersetzung unseres ersten deutschen
Mönchs, des Ehrw. Nyanatiloka, nachdrucken und
wieder zur Verfügung stellen zu können.
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majjhimâ - patipadâ 1 - 2015
Reliquien des Buddha - und was mit ihnen geschah
von Hans Wolfgang Schumann
Der Stamm der Mallas war zweigeteilt; ein
Teil der Maller hatte sein Zuhause in Kusinara, der andere Teil in Pava, dem Ort, wo
unlängst der Nigantha Nathaputta, das Schulhaupt der Jainas, gestorben war. In Parva war
es auch, wo sich der Buddha durch eine unbekömmliche Mahlzeit eine Magenvergiftung
zugezogen hatte. Dennoch hatte er sich die
rund 9 km nach Kusinara weitergequält. Dort
war er im Parinibbana erloschen (D 16,6,7-9).
Die letzte Ehrung des Meisters vollzog der
Bhikkhu Mahakassapa, der mit einer Schar
von Mönchen gerade noch vor der Einäscherung in Kusinara eingetroffen war. Nachdem
er mit (grüßend) aneinandergelegten Händen
den Scheiterhaufen dreimal im Rechtskreis
umschritten und dann die Fußsohlen des toten
Buddha mit der Stirn berührt hatte, taten alle
seine Begleitmönche es ihm nach. Danach, so
heißt es, flammte der Scheiterhaufen des Erhabenen von selber auf (D 16,6,22).
Um noch Reliquien des Buddha zu retten,
die auch Kusinara zum Wallfahrtsort machen
sollten, löschten die Maller den fast herabgebrannten Flammenhaufen mit duftendem
Wasser und feierten die Knochenreliquien
eine Woche lang mit Tanz und Gesang als
Volksfest (D 16,6,25). Aber sie feierten zu
früh. Kaum hatten die anderen Stämme Indiens vom Parinibbana des Meisters erfahren,
entsandten sie Boten, um Anteile der Reliquien auch für sich zu fordern. Der Brahmane Dona, der die Einäscherungszeremonie
geleitet hatte, war es, der ernsthafte Streitigkeiten um die Reliquien verhinderte und die
Reliquien unter den Bewerbern aufteilte (D
16,6,25).
majjhimâ - patipadâ 1 - 2015
Ein Gandhara-Relief des 3. Jh.n.Chr. (im Museum für asiatische Kunst in Berlin) zeigt die
Verteilung. Hinter dem Tisch, auf dem die
(übertrieben groß dargestellten) acht Bündel
mit Knochenreliquien bereit liegen, steht der
bärtige Brahmane Dona, flankiert von den
acht teils stehenden, teils sitzenden Abholboten (deren Gesichter von Buddhismus-Gegnern abgeschlagen wurden).
Der Pali-Kanon (in D 16,6,24) nennt als Abholgesandte von Reliquien
(1) den des Maharaja Ajatasattu von Magadha,
terst das Bündel mit Holzasche für die Moruyas, darüber die von Dona beanspruchte
Einsammelschale der Buddhaasche, und
zu oberst eine Flasche, mit deren Wasser
der fast heruntergebrannte Scheiterhaufen
gelöscht worden war, um den Knochenrest
vor der Totalvernichtung zu bewahren. Alle
Empfänger von Echtreliquien setzten ihren
Anteil an ihren Heimatorten in Hügelgräbern (Skt. stupa) bei. Leider sind die meisten dieser Stupas nach dem Untergang des
Buddhismus in Indien - beginnend im 13.
Jh.nachChr. – verschwunden: Durch den
Diebstahl ihrer Ziegel zum Häuserbau.
Nur einer der von Dona vergebenen Reliquienanteile ist bisher entdeckt worden – der
vom Licchavi-Stamm in Vesali (nördlich
von Patna) beigesetzte. Der Fund von 1958
ist heute im Museum von Patna konserviert.
Die zweiteilige Tonurne von 5,5 cm Durchmesser ist auf der Töpferscheibe gedreht und
hat die Form einer abgeflachten Kugel. Der
Deckel trägt einen Greifknopf im Zentrum
von zwei Kerblinien. Der Archäologe Altekar teilt in seiner Fundbeschreibung mit, die
kleine Urne sei nur zu einem Viertel gefüllt
und der Inhalt stark mit Erde vermischt gewesen.
Der magere Inhalt der Urne erklärt sich daraus, dass der buddhistische indische Kaiser
Asoka (272 – 232 vor Chr.) sieben der acht
Urnen hat öffnen lassen, um die Segen bringenden Reliquien über sein gesamtes Herrschaftsgebiet zu verteilen. Auch die kleine
Urne von Vesali musste einenTeil ihres Inhalts hergeben.
(2 und 3) die beiden der Mallas von Kusinara und Pava,
(4) der Licchavis von Vesali,
(5) den der Sakyas von Kapilavattu,
(6) der Buliyas von Allakappa,
(7) der Koliyas von Ramagama
(8) und den eines Brahmanen aus
Vethadipa.
Das sich erst nach der Verteilung meldende
Adelsgeschlecht der Moriyas von Pipphalivana erhielt noch Holzasche vom Scheiterhaufen, und Dona selbst erbat sich die Schale,
in der die Asche des Buddha eingesammelt
worden war.
Die nicht vom Buddha stammenden sekundären Reliquien sind auf dem Korbschemel
vor dem Reliquientisch zu erkennen: zu un22
Ein Gandhara-Relief des 3. Jh.n.Chr. zeigt die Verteilung der Reliquien des Buddha.
23
majjhimâ - patipadâ 1 - 2015
Eine Straße
Helfen
von Renate Miog
von Ulrich Beck
Das Helfen mit dem Körper und Betrachtungen über den Körper
Ein Mensch, der langsam Fuß für Fuß vor sich hinsetzt, hat es geübt, das
achtsame Gehen. Dieses bewusst Schreiten Schritt für Schritt von dem ganz
aufsetzenden Fuß, dem Anheben des einen, Aufsetzen von Ferse und Abrollen
bis zu den Zehen.
Manchmal geht ein Zittern durch seine mit leicht gebeugtem Kopf
konzentrierte Körperhaltung als ein Zeichen, dass er noch nicht ganz in der
Balance ist.
Mit jedem Schritt wird seine Aufmerksamkeit größer und er sicherer. Es
gelingt ihm inzwischen auch, die Unebenheiten des Kopfsteinpflasters mit
kaum merklicher Korrektur seiner Körperbewegung auszubalancieren.
Er ist ganz in das Gehen auf dem Kopfsteinpflaster versunken. Dennoch ist
seine Wahrnehmung so geschärft, dass er jeden Pflasterstein unter seinen
Füßen spürt. Seine Rundungen und Unebenheiten - mit scharfen und glatten
Kanten. Und dann die Farbnuancen ...
Er ist allein auf dieser kopfsteingepflasterten Straße unterwegs. Sein Ziel ist
in die Ferne gerückt. Der Mensch hat sich dem Gehen auf seinem Weg ganz
hingegeben.
Hören wir zu Beginn einmal eine der 547
Jataka Geschichten mit dem Titel Prinz Sattva. Jatakas sind bekanntlich Geschichten aus
früheren Leben des Buddha, seiner Anhänger
und Gegner. Sie sind ein Teil des KhuddakaNikayas. Prinz Sattva war eine der früheren
Inkarnationen von Buddha Gautama. Als
Sohn des Königs Maharatha wurde er Asket
und sammelte einige Schüler um sich. Bei
einem Rundgang mit seinem engsten Schüler gelangt er an den Rand eines Felsenvorsprungs und erblickt eine Tigerin, die kurz vor
dem Verhungern ist und in ihrer Verzweiflung
plant, ihre neugeborenen Jungen zu verspeisen.
Der Bodhisattva erteilt seinem Schüler
den Auftrag, nach Nahrung Ausschau zu halten, während er selbst zurückbleibt und nach
einem Ausweg für die Tigerin und ihre Jungen
sucht. Nachdem der Schüler fortgegangen ist,
überlegt er, dass dieser möglicherweise keine
Nahrung findet und dass sein eigener Körper
so viel Fleisch bietet, dass er die Unbescholtenheit der Tigerin und die Leben ihrer Jungen retten kann, indem er seinen eigenen Körper darbietet. Also springt er von der Klippe
in den Tod, erregt damit die Aufmerksamkeit
der Tigerin, die dann seinen Körper verzehrt.
Auf diese Art kommt er dazu, einige der zehn
Vollkommenheiten (Paramitas) zu erreichen:
1. Gaben (dana), 2. Sittlichkeit (Sila), 3.
Entsagung (nekkhamma), 4. Wissen (panna),
5. Willenskraft (virya), 6. Nachsicht oder Geduld (khanti), 7. Wahrhaftigkeit (sacca), 8.
Entschluss (adhittana), 9. Güte (metta), 10.
majjhimâ - patipadâ 1 - 2015
24
25
Gleichmut (upekkha) (Aufzählung in Anlehnung an das Buddhistische Wörterbuch von
Nyanatiloka, Kristiani Verlag Konstanz 1983)
Hier wollen wir uns mit dem Helfen
oder Geben auseinandersetzen und finden in
dieser Geschichte einen beispiellosen Akt der
Hilfeleistung oder des Gebens vor. Gibt doch
ein Mensch bereitwillig das hin, was für die
Mehrheit als das höchste Gut erscheint, den
eigenen Körper nämlich und damit das kostbare Leben. Manch einer mag kopfschüttelnd
einen solchen Bericht hören oder lesen, und
die Frage einer möglichen Nachahmung einer
derartigen Handlung stellt sich selbst verständlich nicht. Aber es soll uns vor Augen
geführt werden, dass wir es nicht mit einem
gewöhnlichen Menschen sondern einem zukünftigen Buddha zu tun haben. Machen wir
uns also selbst Gedanken über unsere eigene
Bereitschaft zu helfen oder zu geben und bleiben beim Anbieten von Teilen des Körpers.
Heutzutage wird viel über Organspende gesprochen und geschrieben. Es gibt erfreuliche Beispiele, wie beispielsweise ein
Ehemann oder Vater seiner Frau oder seinem Sohn eine Niere spendet, wodurch dem
Empfänger ein weitgehend problemloses
Leben ermöglicht wird und ihm die Unannehmlichkeiten einer langwierigen Dialyse
Therapie erspart bleiben. Dies sind überzeugende Beispiele für eine effektive Hilfeleistung und ein wirkliches Geben im Sinne von
Dana. Sie sind natürlich nichts im Vergleich
mit der Handlungsweise des Bodhisattvas,
aber sie zeigen doch eine erfreuliche Tendenz
majjhimâ - patipadâ 1 - 2015
auf. Leider gibt es auch Negativbeispiele von
Menschen, die nicht einmal nach ihrem eigenen Tod bereit sind, ein Organ zu spenden,
obwohl ihnen dies selbst verständlich nichts
mehr nützen kann.
Was ist der Körper für uns? Wie wir aus
den Schriften erfahren können, gilt es als
Glücksfall, in einem menschlichen Körper
geboren zu werden. Weitere günstige Faktoren sind, zu einer Zeit geboren zu werden, in
welcher das Buddha Dharma vorhanden ist,
und noch wesentlicher ist es, mit der Buddha
Lehre in Berührung zu kommen. Der Körper ist für uns sozusagen „Ich“, ich bin schön,
dick, schlank und was auch immer. Der Buddha die menschliche „Persönlichkeit“ in die
bekannten Khandas (oder Skhandas), die fünf
Gruppen eingeteilt, von denen die Körperlichkeitsgruppe (rupa- kkhanda) die erste ist. Es
folgen die Gefühlsgruppe (vedana-kkhanda),
die Wahrnehmungsgruppe (sanna- kkhanda),
die Gruppe der Geistesformationen (sankhara-kkhanda) und die Bewusstseinsgruppe
vinnana-kkhanda. (Quelle: Buddhistisches
Wörterbuch von Nyanatiloka)
Machen wir uns einmal klar, welche Veränderungen wir Wesen mit einem menschlichen Körper durchlaufen können, indem wir
das „Lebensrad“ oder das Rad der Veränderung oder des Wechsels, kurz gesagt Samsara, betrachten. Zu früheren Zeiten wurde eine
derartige „Landkarte“ in Eingangshallen buddhistischer Tempel oder Klöster präsentiert,
wobei ein erfahrener Mönch zur Stelle war,
um den Besuchern die Abbildung zu erläutern. In ihrem äußeren Rand finden sich die
zwölf Bindeglieder der Kette der Bedingten Entstehung (Paticcasamuppada), und
im Inneren gibt es fünf Segmente oder Bereiche: der Himmlische Bereich, derjenige
majjhimâ - patipadâ 1 - 2015
der kämpfenden Dämonen, der Bereich der
hungrigen Geister, der elende Bereich, der
Bereich der Tiere und schließlich der Bereich
der Menschen. Nur aus diesem Bereich ist
Befreiung oder Erlösung möglich, so heißt es.
(Entnommen aus Living Buddhism von Ven.
Myokyo-ni, Zen Centre Publication 2000,
deutsche Übersetzung von Ulrich Beck und
Michelle Bromley, Angkor Verlag) Das Rad
wird durch die drei Gifte oder Feuer in ständiger Bewegung gehalten.
Aber der menschliche Körper allein ist
für das große Ziel der Befreiung oder Erlösung aus Samsara nicht hinreichend. Wir müssen auch menschlich werden, echte menschliche Wesen. Dies bedeutet, dass wir nicht von
den drei Giften oder Feuern beherrscht werden: Nichtwissen (Avijja), Habgier (Lobha,
Raga) und Hass (Dosa) beherrscht werden.
Diese drei Gifte halten das Rad von Samsara
in Bewegung.
Kann uns die Analyse der Persönlichkeit
mit der Aufteilung in die fünf Gruppen weiterhelfen und können wir dann auch anderen
Menschen behilflich sein? Sie kann es, indem
wir uns immer wieder klar darüber werden,
dass wir und auch andere tatsächlich nur eine
Anhäufung dieser fünf Daseinsgruppen sind.
Dies wird das Primat Körper mehr und mehr
in den Hintergrund treten lassen und vielleicht auch unsere Bereitschaft zu helfen und
zu geben verstärken. Wie heißt es doch im
Visuddhi Magga in dem Abschnitt über die
Betrachtung des Körpers?
„Wahrlich, genießet der das Todlose,
Der die Betrachtung des Körpers genießet.
Nicht aber genießet der das Todlose,
Der nicht diese Betrachtung genießet.“
26
Selbstverständliches Helfen
Zurück zum Helfen oder Geben. Unter
den zehn Betrachtungen gibt es eine Betrachtung der Freigebigkeit (cagunassati). Geben
ist für viele ganz selbstverständlich. Eine
werdende Mutter kann nicht anders, als ihrem
im Mutterleib heranwachsenden Kind das
Lebensnotwendige zu geben. Auch nach der
Geburt des Kindes fährt sie fort zu geben und
zu helfen, was manchmal sogar bis ins höhere
Lebensalter anhält. Selbstverständlich hilft an
auch einem Kranken oder Bedürftigen, wenn
er Hilfe benötigt. Es gibt ein Beispiel aus
dem Buddhismus, wo berichtet wird, dass der
Buddha selbst einen kranken Mönch versorgte, da niemand sonst zur Stelle war, der dies
tun konnte oder wollte. In Theravada Ländern
ist es üblich, den Mönchen zu einer Mahlzeit zu verhelfen, wenn diese ihren täglichen
Rundgang mit der Almosenschale machen.
Wie verhalten wir uns Bettlern gegenüber?
Häufig werden wir ja etwas aggressiv um
Hilfe oder finanzielle Unterstützung gebeten,
besonders in Zügen oder Bahnhöfen. Wie
reagieren wir dann? Welche Hilfe ist wirklich
eine gute Hilfe? Wiederum gibt uns der Buddha Beispiele, die unbedingt nachahmenswert
sind. Er erteilte seine Hilfe in Form von Belehrungen, welche stets auf den Empfänger
zugeschnitten waren. Das bedeutet, dass der
Buddha über die geistigen Fähigkeiten des
Empfängers und dessen aktuelle persönliche
Situation Bescheid wusste. Dies wird auch
Upaya (Skrt.), Geschicklichkeit in der Methode genannt, ein Begriff der in Mahayana
Texten häufig anzutreffen ist. Damit stellt sich
das Helfen als eine schwierige Angelegenheit
heraus. Was weiß ich schon, auf welche Art
meine materielle Hilfe verwandt wird? Dient
sie vielleicht dazu, dass der Empfänger Dinge
kauft, die ihm selbst oder anderen Schaden
zufügen? Es kommt also darauf an zu wissen,
und das kann oft nur durch langwieriges Fragen erreicht werden. Bei einer akuten lebensbedrohlichen Situation gibt es natürlich kein
Fragen sondern nur ein Handeln.
Negative Aspekte des Helfens: Das „Helfersyndrom“
Wahrscheinlich gibt es dieses „Syndrom“
seit langer Zeit. Es besteht in einem zwanghaft anmutenden helfen Wollen, das mit einer
Sucht zu geben oder zu helfen vergleichbar
und daher negativ zu beurteilen ist. Der Gebende genießt dabei seine gute Tat und sein
„Ich“ wird in seinen Augen aufgewertet und
hält nach Zustimmung und Lob Ausschau.
gekennzeichnet durch ein zwanghaft anmutendes Helferverhalten, das mit einer Sucht
zu helfen oder zu geben vergleichbar und daher negativ zu beurteilen ist. Die Hilfe mag
zwar vom Empfänger mit Dank hingenommen werden, aber ob sie sinnvoll ist, können
die Betroffenen, also Helfer und Empfänger
27
nicht einschätzen. Daher ist solchen Personen
gegenüber eine gewisse Vorsicht und Zurückhaltung angemessen. Was charakterisiert eine
„gute“ Hilfe oder „sinnvolles“ Geben? Die
Einhaltung des Mittleren Weges, d.h. nicht zu
viel und auch nicht zu wenig. Als ich unsere
Meisterin vor meinem ersten Besuch im Kloster fragte, wie viel ich bei einem Aufenthalt
von etwa zwei Wochen zu zahlen habe, sagte
sie: Geben Sie keinesfalls zu viel, aber auch
nicht zu wenig. Passen sie es Ihrer Situation
an, befolgen Sie den Mittleren Weg. Folgen
wir also bei jeglichem Handeln Buddhas
Mittleren Weg.
majjhimâ - patipadâ 1 - 2015
Treffen der Theravada AG
von Michael Funk
Das Herbsttreffen der Theravada Arbeitsgemeinschaft vom 5.-7. September 2014
stand ganz unter dem Thema Bodhisatta/ Bodhisattva. Franz-Johannes Litsch berichtete
uns von den Forschungsergebnissen, die er
und Hans-Günter Wagner zu diesem Thema
inzwischen gewonnen haben.
Ausgehend von einer Analyse der gesellschaftlich-kulturellen Entwicklungen im
Mittleren und Fernen Osten, bei der schon
ab 3000 v.Chr. recht enge Handels- und Kulturbeziehungen zwischen Ägypten, Mesopotamien, Persien und China bestanden, legte
er die Entwicklung im indischen Raum dar.
Nachdem im Hindukusch erstmals Bronze
hergestellt wurde, d.h. der Übergang von der
Steinzeit zur Bronzezeit erfolgte, wanderten
Stämme wie die Dorer, Hethiter, Perser, Indoarier in neue südlich gelegene Siedlungsgebiete und unterwarfen die dortigen Einheimischen. Dabei brachten sie ihre eigene Kastenordnung und Religion mit, die sie etablierten.
In Indien waren das die mündlich übertragenen Veden mit ihrer Atman-Vorstellung. Die
alten drawidischen Traditionen verschwanden
aber nicht vollkommen, sondern wurden allmählich in die neue indische Kultur integriert.
Mit dem Aufkommen von Geld um 600
v.Chr. in Lydien/ Griechenland und dessen
Verbreitung über Persien in Indien fand ein
gesellschaftlicher Umbruch statt, denn bald
verfügten einige Mitglieder unterer Kasten
über mehr Geld und Macht als die übergeordneten Krieger und Brahmanen, was von
erheblichen Spannungen begleitet war. In den
Lehrreden erfahren wir von etlichen reichen
Händlern, die dem Buddha und seinem Orden
majjhimâ - patipadâ 1 - 2015
vorzügliche Ländereien (Haine zum Übernachten) schenkten und die Versorgung und
medizinische Betreuung sicherstellten.
Durch den Eroberungsfeldzug Alexanders I. entstanden in Westindien Satrapenreiche, die ganz Indien kulturell und politisch
hellenistisch beeinflussten. Überliefert sind
die Gespräche des Griechenkönigs Menandros mit dem buddhistischen Mönch Nagasena, die belegen, dass die östlichen Gebiete
der Satrapenreiche nach 200 v.Chr. schon
buddhistisch waren. Parallel dazu bildeten
sich unter den Mönchen verschiedene Schulrichtungen aus, die zu einzelnen Lehraspekten bzw. Ordensregeln andere Meinungen
vertraten.
Bereits in den Lehrreden ist im Zusammenhang mit dem Erwachen Gotamas vom
Bodhisatta die Rede. Er selbst sprach über
sich rückblickend „…als ich noch ein Bodhisatta war…“ und meinte damit seine Zeit des
Suchens und Studierens. Sinngemäß war mit
dem Begriff also ein Buddha vor dem Erwachen gemeint.
Ab Christi Geburt kamen zunehmend
Einflüsse aus dem Hinduismus in den Buddhismus. So wurde nun der Erwachte als
schon immer erleuchtet betrachtet, nur zum
Schein geboren, nur zum Schein erwacht und
zum Schein erloschen. Man sprach nun von
transzendenten Buddhas.
Durch griechische, persische und römische Einflüsse wurden der Erwachte und die
Bodhisattvas immer mehr zu Erlösern umstilisiert, da alle anderen Religionen postulierten, dass der Mensch allein nicht fähig wäre,
sich selbst zu erlösen. Infolgedessen gingen
mehr und mehr gebildete Laien den Bodhisattva-Weg unter Beibehaltung ihrer Berufe.
Insbesondere viele Landesfürsten, Könige
und Kaiser (in China) sahen sich nun als Bodhisattvas.
Durch die Erhebung des Buddhismus zur
Staatsreligion im Kuschanreich und in China
gelangten umgekehrt auch zahlreiche Mönche in Staatsämter.
Im 2.-5. Jh., in der Zeit des klassischen
Mahayana, entstand dann die Idee, dass jeder
Buddhanatur habe und darum jeder den Bodhisattva-Weg zur Buddhaschaft gehen solle
und könne. Padmasambhava steht mit einem
Mal über dem Buddha und seinen Anhängern
und der Bodhisattva wird zur „Mutter aller
Buddhas“. Auch wurde jetzt aus politischen
Gründen Gewalt als sog. „geschicktes Mittel“
(unter dem grotesken Deckmantel des Mitgefühls) legitimiert. Dies führte später (im Mittelalter bis zur Neuzeit) zu Mönchsarmeen in
China und Japan und zu politischen Morden
und Selbstmorden insbesondere in Japan.
Ansonsten: Wir freuen uns, dass nun das
Visuddhimagga eingescannt ist und ab Anfang
Oktober in Buchform vorliegen wird. Derzeit
ist es bereits auf der Theravada-Webseite
als Download verfügbar. Leider gingen die
Buchverkäufe und damit Einnahmen dadurch
zurück, dass diese nicht mehr über die Geschäftsstelle der DBU abgewickelt werden
können. Weiterhin suchen wir noch einen geeigneten, längerfristigen Stellplatz für unsere
Bücher (derzeit auf zwei Paletten).
Das nächste Treffen findet vom 27.-29.03.2015 im Wat Dhammavihara, Am Ahlemer Turm 3,
in 30453 Hannover statt.
Hinsichtlich des Erwachens lehrte der
Frühbuddhismus drei Typen des Heilsweges –
den vollkommen, selbst Erwachten, der vielen
Wesen als Lehrer dient, den Einzelerwachten,
der aus sich selbst erwacht, aber kaum lehrt
und den Arhat, der durch Hören der Lehre
erwacht, so dass es einen kurzen und einen
langen Weg zum Erwachen gibt. Dies findet
seinen Niederschlag in den Jatakas (Wiedergeburtsgeschichten), die von früheren Leben
des Boddhisatta berichten.
28
29
majjhimâ - patipadâ 1 - 2015
Programm und Einladung - Fortsetzung von Seite 3
Auch das noch...
Nachrichten aus den Religionen und ihrem Umfeld
Christen – weltweit am meisten verfolgt
Weltweit werden etwa 100 Millionen Christen wegen ihres Glaubens verfolgt. Christen sind
nach Einschätzung der renommierten Menschenrechtsorganisation „Open Doors“ die am meisten unterdrückte Glaubensgruppe. Zu den härtesten Verfolgerstaaten zählen Nordkorea, Somalia, Syrien, der Irak, Afghanistan, Saudi-Arabien, Pakistan und der Iran. Zu den 50 Ländern, die
Christen unterdrücken, gehören fast alle Staaten, in denen der Islam Mehrheitsreligion ist. Aber
auch ostasiatische Länder, die vom Buddhismus geprägt sind – etwa Vietnam, Laos oder China
- unterdrücken die christliche Glaubenskonkurrenz. Das gleiche gilt für Indien, das mehrheitlich
dem Hinduismus folgt.
29.03.
Sonntag
10 - 16 h
Unsere Handlungen und ihre Folgen. Die buddhistische Lehre vom
Karma - Seminar mit Oliver Petersen - Veranstalter: Buddhistische Gemeinschaft Chöling e.V. (Örtlichkeit wie am 16.01.) -Teilnehmergebühr: €
20 Anmeldung: [email protected]
29.03. So 15 h
Tee-Nachmittag wie am 25.01.
03. - 06. 04.
Karfreitag Ostermontag
09 - 19 h
Mo bis 15 h
Einführung in die Praxis des Einsichtsdialogs mit Bhante Sukhacitto
Der Einsichtsdialog ist eine zwischenmenschliche Meditationspraxis auf
der Grundlage von Vipassana. Durch den Dialog wird die Achtsamkeit
und Geistesruhe der traditionellen stillen Meditationsübung in die Interaktion mit anderen eingebracht. Ort: Lister Meile 35 a (Hinterhaus) bei Haberstroh - Teilnahme nur am gesamten Kurs möglich, auf Spendenbasis.
Infos: 0511-33653999 und das Buch www.metta.org (auf Englisch)
Anmeldung per Email: [email protected]
13. - 19.04.
Mo - So
Weiterführender Kurs - Einsichtsdialog/Dhammakontemplation Retreat
mit Bhante Sukhacitto vom 13.-19. April im Amitayus Klausurkloster bei
Dresden. Infos unter www.amitayus.net/de/?p=731
18.04.
Sa 10 - 17 h
Gemeinsam einen Tag im achtsamen Verweilen verbringen
Meditative Übungen in Stille und Bewegung mit Johannes - wie am 10.01
24. - 26.04.
Fr 18 h bis
So 15 h
Die Grüne Tara – Entspannte Weite - Seminar mit Lily Besilly
Veranstalter: Buddhistische Gemeinschaft Chöling e.V.(Örtlichkeit wie am
16.01.); Teilnehmergebühr: € 50; Anmeldung: [email protected]
26.04. So 15 h
Tee-Nachmittag wie am 25.01.
08.05.
19:30 - 21:30 h
09.05. 10-16:30
Vorankündigung: Sensibilisierung des Bewusstseinsprozesses in
Bezug auf Gleichmut (einer der vier unermesslichen Geisteszustände)
Vortrag von Michael Harbecke
Vipassana Meditation mit Michael Harbecke
06.06. Sa 15 h
Vorankündigung: BBH-Mitgliederversammlung
(HAZ 20.08.2014)
Die Shwedagon-Pagode wird restauriert
Sie gilt als eines der Wahrzeichen des Landes: die goldglänzende Shwedagon-Pagode in Rangun.
Jetzt wird der gesamte Komplex einschließlich des 98 Meter hohen Hauptstupas wieder einmal
mit neuem Gold belegt. Die Restaurierungsarbeiten werden noch bis Februar oder März 2015
andauern. Dafür wird ein Heer freiwilliger Helfer tätig, das die Dächer, Türme und Spitzen mit
hauchdünnen Goldplättchen belegt
(HAZ 29.05.2014)
EKD-Chef rügt muslimische Verbände
Der scheidende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus
Schneider, hat die deutschen Islamverbände aufgefordert, sich klarer von gewaltsamen Traditionen im Islam zu distanzieren. „Was von den Verbänden an Auseinandersetzung mit Ansatzpunkten für die Legitimierung von Gewalt im Koran und in der islamischen Tradition bisher kommt,
ist mir zu wenig“, sagte Schneider der „Welt“.
Zwar gehe er davon aus, dass sich die Verbände „vorbehaltlos für ein friedliches Zusammenleben
von Menschen unterschiedlicher Religionen einsetzen und nichts mit dem „IS“ zu tun haben“,
sagte Schneider. Es sei aber auch eine Tatsache, dass sich die Terrormiliz „Islamischer Staat“ auf
den Islam berufe. Eine Tradition der Gewalt im Islam sieht Schneider seit dessen Anfängen im 7.
Jahrhundert. „Im Islam hing seine rasche Verbreitung ´mit Feuer und Schwert´ von Anfang an mit
Kriegen zusammen. Das hat offenbar Ansatzpunkte im Koran – wie auch die Bibel für Begründungen von Gewaltanwendung nicht frei ist.“
(HAZ 7.11.2014)
Allen Wesen Glück und Frieden im neuen Jahr!
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30
Soweit nichts anders angegeben finden alle Veranstaltungen im Buddhistischen Zentrum, Drostestr. 8, 30161 Hannover statt. Zur Kostendeckung wird um einen Spendenbeitrag gebeten. Gäste
sind willkommen. Außerdem wird dort auf andere Veranstaltungen hingewiesen, die unser Interesse verdienen. Haftungsausschluss: Der Verein übernimmt keine Haftung für eventuell auftretende psychische und/oder physische Schädigungen, die bei der Teilnahme an den Veranstaltungen
auftreten können.
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Regelmäßige BBH-Veranstaltungstermine in der Drostestr. 8
Gesprächskreis Buddha-Lehre
jeden Dienstag 19.15 - ca. 22.00 Uhr
Offener Kreis, auch für Interessierte ohne Vorkenntnisse
Meditation (19.25 - 20.00 Uhr), anschließend, ab 20.00 Uhr: Lesung buddhistischerTexte; Gespräche und Diskussion zur buddhistischen Praxis; Buddhismus in der
Gegenwart.
Meditation und Yoga
jeden Donnerstag 19.45 - ca. 22.00 Uhr.
Hatha-Yoga; Asanas, Atmung, entspannte Sammlung, Stille und Haltung des Yoga
und der Meditation. Bitte entsprechende Kleidung und Übungsdecke mitbringen.
(Einführung nach telefon. Absprache: Sabine Reinsberg - 0511 - 400 86 36)
Vipassana Meditation
jeden Donnerstag 18.00 - 19:30 Uhr.
Sitzen in Stille, Atembetrachtung, Gehmeditation, Erfahrungsaustausch.
Anfängerlinnen sind willkommen, eine Einführung ist möglich.
In diesem Fall bitte vorher anmelden unter: 0511 - 348 07 76 (Franz).
www.vipassana-hannover.jimdo.com
Zen Dôjô Shôbôgendô
Spirituelle Leitung: Zen-Meisterin Dagmar Dôkô Waskönig,
Info: www.shobogendo.de
Zazen: Montag:
20.00 Uhr
Mittwoch:
20.00 Uhr Jeden 1. Mittwoch im Monat, 19.00 Uhr: Einführung für Neue
Freitag:
19.00 Uhr (unregelmäßig, nach Absprache)
Tee - Nachmittag Buddhismus
jeden letzten Sonntag im Monat, um 15.00 Uhr
buddhistische Orientierungshilfe, Dialog und Videos;
Info / Anfragen unter Tel. (0511) 47 14 09 (Bernd Weber)
Ansprechpartner/lnnen:
Axel Rodeck Tel. 0511 - 67 37 48
Rother Baumert Tel. 0511 - 40 66 88 Email: [email protected]
Michael Schmidt Tel. 05722 - 8 17 25 Email: [email protected]
Rajah Wirasekara Tel. 05722 - 8 11 52 Email: [email protected]
Dagmar Doko
Waskönig (Zen) Tel. 0511 - 86 48 71 Email: [email protected]
Dieter Stöhr Tel. 05532 - 1692
Email: [email protected]
Internet:
www.buddha-hannover.de
: www.facebook.com/BuddhistischerBundHannover
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