Kohima Region of the Society of Jesus

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Kohima Region of the Society of Jesus
Kohima Region of the Society of Jesus
Jesuit House, 5 Chief Secretary Lane, Jahaj Ghat, Uzan Bazar,
Post Box 200, Guwahati 781 001, Assam
Advent und Weihnachten 2015
Meine lieben Freunde,
es ist Abend während ich in einer entspannten, andächtigen Stimmung hier sitze. Heiter und
dankbar zurückblickend auf das Jahr, welches sich, wie auch der Tag, sanft seinem Ende zu neigt.
Es war ein Jahr voll verschiedenartiger und gemischter Erfahrungen, voller Reisen, geographisch
wie auch geistlich; voller Unternehmungen, Anstrengungen und Erfolge. Ein Jahr gefüllt mit
Freude und Schmerz, aber vor Allem mit einem Reichtum an empfangener und erwiderter Liebe.
Ein gesegnetes Jahr in und durch all diese Erfahrungen. Gewiss zählt auch ihr zu diesen Segen von
denen ich spreche.
Eine glückliche Erfahrung, die ich noch frisch in Erinnerung habe, ist ein neues Kinderheim,
welches wir am 2. Oktober in Dawagre eröffnet haben und in welchem zurzeit 20 Mädchen aus
dem Garo- Stamm untergekommen sind. Familien aus dem Garo- Stamm leben unter einfachsten
Bedingungen in winzigen Dörfern, verstreut über die Berge und Täler des nordöstlichen indischen
Bundesstaates Meghalaya, nördlich von Indiens Grenze zu Bangladesh. Die Dörfer dieses
Stammes sind zu weit von jeder Schule entfernt und es gibt keine
Straßen und
Transportmöglichkeiten. Mit dem großherzigen Traum, den Mädchen dieses Stammes, die
ansonsten unausgebildet blieben, eine Möglichkeit zu geben, eine gute Bildung zu erhalten, haben
meine Cousine Olivia und ihre Familie aus Houston, USA, großzügig die Finanzmittel für den Bau
dieses Hauses gespendet. “Olive Garden” wurde nach Olivia benannt. Überglücklich zu sehen,
dass ihr Traum Wirklichkeit wurde, waren Olivia und ihr Ehemann Alan bei der Einweihung und
Segnung des Hauses anwesend. Wenn das Projekt in etwa zwei Jahren beendet sein wird, wird
das Haus 100 Mädchen des Garo-Stammes aufnehmen können.
Olive Garden ist der von Jesuiten
geführten
Loyola-High
School
angeschlossen und befindet sich direkt auf
deren Campus. Ordensschwestern helfen
uns dabei, die Mädchen zu betreuen. Die
Eltern, kleine Bauern, haben kein Geld, um
für die Verpflegung und die Schulkosten
ihrer Kinder aufzukommen, sind aber
willens, beizusteuern, was sie können. Sie
waren so glücklich über die bereitgestellten
Einrichtungen,
dass
sie
spontan
entschieden, einen Arbeitstag pro Monat
zu verwenden, um auf dem Campus zu
arbeiten, welcher sich immer noch im
Aufbau befindet.
Dankbar teile ich euch diese guten Neuigkeiten mit, weil auch ein Teil eurer Spenden für die
laufenden Kosten dieses Hauses verwendet werden sollen. So habt also auch ihr einen Anteil an
unserer Freude.
Dank eurer Großzügigkeit bekommen weiterhin 34 Schulkinder und Jugendliche, die an
professionellen Kursen teilnehmen, fast alle von ihnen aus den Stämmen unserer nordöstlichen
Regionen, jährliche Stipendien im Umfang von 100 € - 350 €. Es war mir möglich, diese Hilfe auf
einige weitere bedürftige Studenten auszuweiten.
Der talentierte 20jährige Naga-Junge Louno Bartholomew
hat sein Abitur bestanden und ist nun gewillt, sich für ein
Medizinstudium zu bewerben. Er muss einen schwierigen
Eingangstest bestehen, auf welchen er sich in einem
8monatigen Kurs in Guwahati vorbereitet; die Kosten für
den Kurs übersteigen sogar seine finanziellen Mittel,
welche ihm sein Vater gegeben hat, nachdem dieser zwei
Kühe verkaufte. Also habe ich ihm geholfen. Wenn er den
Test besteht, ist ihm ein staatliches Stipendium für die
komplette Dauer des teuren Medizinstudiums sicher.
Dieses Stipendium ist für Stammes Studenten reserviert.
Als Sohn eines armen Bauern konnte er seine
Schulausbildung in unserer Jesuiten Schule in Nagaland
absolvieren und erhielt Ermutigung für seinen Traum, ein
Arzt zu werden. Auf dem Photo könnt ihr das dankbare
Lächeln auf seinem Gesicht sehen...
Zwei
Naga-Krankenschwestern,
Marina Veitsü und Jennifer Myamai
möchten ihre Qualifikationen in der
Krankenpflege erweitern und sind
dankbar für die Hilfe, die sie gerade
erhalten haben. Ihr werdet euch
vielleicht erinnern, dass vor 4 Jahren
die gesamten Kosten für Marinas
dreijährige Grundausbildung von
euren Spenden bezahlt wurden.
Neben diesen haben drei weitere Personen Hilfe für
dringende medizinische Behandlungen erhalten: Veronica,
ein 4 jähriges Kind aus dem Bodo Stamm aus Assam, die
unter einer angeborenen Schilddrüsenunterfunktion leidet;
Elizabeth Adela, ein 20jähriges Waisenkind aus dem NagaStamm, die einen Krebstumor in ihrem Bauch drei Jahre
lang auf die Größe eines Fußballs wachsen ließ, weil sie es
sich nicht leisten konnte, für die Operation und eine
Chemotherapie ins Krankenhaus zu gehen; Tala, eine
60jährige Naga-Frau aus einem Dorf im Landesinneren,
welche sich einer Notoperation wegen eines Geschwürs in
ihrem Hals unterziehen musste.
Um nun zu meiner persönlichen Geschichte zu kommen. Am Anfang dieses Briefes habe ich viele
geografische und geistliche Reisen erwähnt. Eingebunden in die Bemühungen, die Mittel für
unsere Projekte und Bedürfnisse in unserer Provinz zu suchen, rechne ich damit, auch 2016
wieder nach Europa und in die USA zu reisen. Im vergangenen Jahr reiste ich regelmäßig in
verschiedene Regionen Indiens, um in meinem Priesterdienst Exerzitien zu leiten. Geistlich musste
ich auf Reisen für die verschiedenen Aufgaben, die mir anvertraut wurden, einstellen. Eine dieser
Aufgaben hielt mich seit Anfang 2015 auf Reisen. Es ist ein Projekt, welches den kompletten Süden
Asiens betrifft: die Umstrukturierung der Jesuiten-Organisation/Verwaltung in diesem indischen
Teilkontinent, wo es über 4000 Jesuiten gibt, die in 20 Provinzen verteilt sind. Es bedarf einer
Koordination und Umstrukturierung der Apostolate in den Provinzen zu einer gemeinsamen
Vision, gestützt auf die Jesuiteneigenschaft der “ Universalität”. Aufgrund meiner Erfahrung und
trotz meines Alters, fanden Vorgesetzte, dass ich diese Verantwortung übernehmen sollte. Um
herauszufinden, welches der best-geeignetste Ort ist, um dieses Projekt zu leiten und zu
koordinieren, wurde ich zuerst von Guwahati (im Bundesstaat Assam) nach Shillong (im
Bundesstaat Meghalaya) versetzt, dann nach Lonavla zwischen Mumbai und Pune in Westindien
und nun möglicherweise nach Delhi bzw. wo anders in Nordindien.
Der Advent und die Weihnachtszeit erinnern uns jedes Jahr daran, dass in unser tägliches,
menschliches Leben/Sein, wie auch in das Leben der Menschen von vor 2000 Jahren
Er kommt, kommt, immer kommt
in jeden Augenblick und in jedem Zeitalter, jede Nacht und jeden Tag,
(in jede Freude und in jeden Schmerz)
er kommt, er kommt, immer kommt er.
Hast du nicht seine stillen Schritte gehört? (Rabindranath Tagore)
auch wenn wir uns, in unseren Geschichten und Erzählungen, nicht immer darüber bewusst sind,
dass er tatsächlich in unser Leben kommt.
Da wir nichts mit uns nehmen, wenn wir sterben, sind wir aufgefordert, mit dem, was der Herr
uns gegeben hat, bedeutungsvoll und sorgfältig umzugehen - unsere Zeit, unsere Kraft, unser
Leben selbst. Der feste Glaube an seine Anwesenheit mitten unter uns ist die Quelle der Kraft, aus
der wir schöpfen, wenn wir versuchen das zu tun, was wir für die Notleidenden tun können. Als
eine Antwort auf die Einladung, welche der Heilige Geist leise in unsere Herzen flüstert.
In dieser gesegneten Zeit, in Momenten des stillen Gebets, liebe Freunde, könnt ihr sicherlich auch
das Flüstern des Herrn hören:
Als ich hungrig war, gabt ihr mir zu essen.
Als ich nackt war, gabt ihr mir Kleidung.
Als ich ein Fremder war, habt ihr mich willkommen geheißen.
Als ich ungebildet und ohne Hoffnung war, nahmt ihr meine Hand und gabt mir Hoffnung auf
eine bessere Zukunft.
Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.
Möge sein Kommen an diesem Weihnachtsfest euch viel Segen bringen und die Freude, ihn in
denjenigen zu erkennen, denen ihr die Hand gereicht habt.
Ich wünsche euch und euren Familien fröhliche Weihnachten und ein gesegnetes neues Jahr.
Für immer im Bunde der Freundschaft
Euer
Julian Fernandes SJ