Harzhauser, M., Wanzenböck, G., Zuschin, M. 2006. 12

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Harzhauser, M., Wanzenböck, G., Zuschin, M. 2006. 12
Harzhauser, M., Wanzenböck, G. & Zuschin, M. 2006. 12. Jahrestagung der Österreichischen Paläontologischen
Gesellschaft, Tagungsprogramm, Abstracts, Exkursionen. Eigenverlag, Naturhistorisches Museum Wien.
2
12. JAHRESTAGUNG
DER
ÖSTERREICHISCHEN PALÄONTOLOGISCHEN GESELLSCHAFT
Tagungsort
Bad Vöslau, Niederösterreich
Kursalon Bad Vöslau, Waldwiese, Josefsplatz, 2540 Bad Vöslau, Restaurant Kursalon
Tagungsgebühr
Mitglieder: € 18,Studenten: € 12,-
zusammengestellt von:
Mathias Harzhauser (Naturhistorisches Museum Wien)
Gerhard Wanzenböck (Bad Vöslau)
Martin Zuschin (Department für Paläontologie, Universität Wien)
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PROGRAMM
Freitag, 19. 5. 2006
Vorexkursion
Die Paratethys im Großraum Baden
Treffpunkt: 9.00, Kursalon Bad Vöslau
Ausrüstung: Bergschuhe, Rucksack, Taschenlampe
1. Rauchstallbrunngraben
Badener Konglomerat und Bryozoenmergel
2. Schelmenloch und Bohrmuschellöcher
Gainfarner Brekzie und Bohrmuschellöcher in triadischen Kalken
3. Begehung von Teilen des Geolehrpfades Bad Vöslau
Mesozoische und neogene Ablagerungen
4. Begehung der Felder von Gainfarn
Gainfarner Sande und Mergel mit reicher Molluskenfauna
5. im Anschluss gemeinsames Abendessen im Kursalon Bad Vöslau
Jahreshauptversammlung der ÖPG im Kursalon Bad Vöslau, 20.00
Samstag, 20. 5. 2006
Vorträge und Posterpräsentation im Seminarraum des Kursalons Bad Vöslau
9.00
Begrüßung
9.10
Einführungsfilm über Bad Vöslau
Vorträge
9.20
Wessely, G.: Zur Geologie von Bad Vöslau. – S. 47
10.00
Wagreich, M., Selge, A., Hohenegger, J., Stingl, K, Scholger, R., Pervesler, P.,
Rupp, Ch., Rögl, F., Coric, S., Khatun, M.: Ergebnisse der Forschungsbohrung
Sooß (Miozän, Unteres Badenium). – S. 37
10.20
Göhlich, U. und Chiappe, L.: Federloses Federvieh: Juravenator starki, der neue
Raubdinosaurier aus dem Oberjura von Schamhaupten (Bayern). – S. 11
10.40
Kaffeepause
11.00
Meller, B.: Pellendorf - eine niederösterreichische obermiozäne Fundstelle mit
bemerkenswerten Pflanzenfossilien. – S. 28
11.20
Nagel, D., Ferguson, D.: Neuseeland – Aotearoa: Maori „Land der langen weißen
Wolke“. – S. 32
4
11.40
Minati, K.: Spätmiozäne Ostracoden aus dem Wiener Becken. – S. 29
12.00
Möglichkeit zum gemeinsamen Mittagessen im Restaurant des Kursalon
13.40
Dockner, M.: Schädelmorphologische Unterschiede zwischen rezenten und
fossilen Hyänen mittels Computertomographie. – S. 8
14.00
Wanzenböck, G.: Fraß- und Lebensspuren an Mollusken aus der Lokalität
Gainfarn NÖ. – S. 38
14.20
Mandic, O., Harzhauser, M.: Evolution in isolierten Ökosystemen: Die neogenen
Dinariden-Seen. Welchen Einfluss hatten die Dinariden-Mollusken auf den
Pannonischen See? – S. 27
15.00
Gross, M.: Malen ohne Zahlen. Geologische Neogen-Kartierung auf Blatt ÖK
164 Graz. – S. 12
15.20
Kaffeepause
15.40
Vávra, N.: Hofrat Carl August Bobies (1898 – 1958): Geologe, Bryozoologe und
Sammler im Bezirk Baden. – S. 35
16.00
Doguzhaeva, L. A., Summesberger, H., Mutvei, H. & Brandstätter, F.: A Late
Triassic coleoid cephalopod from the Northern Calcareous Alps of Lunz (Lower
Austria; Lunz Formation), with non-mineralized organic remains. – S. 9
16.20
Kroh, A., Harzhauser, M., Piller, W., Reuter, M., Mandic, O. und Berning, B.: Von
Acroporen-Teppichen und Elefantenmuscheln. Oberoligozäne Karbonate der
Arabischen Platte und ihre Bedeutung für die Entstehung der Indopazifischen
Faunenprovinz. – S. 23
16.40
Harzhauser, M., Zuschin, M., Mandic, O., Sovis, W. und Schmid, B. : Das
Korneuburger Becken - von der Grabung zur Erlebniswelt. – S. 14
17.00
Steininger, F. F.: Ein Pompej der Paläontologie: Das UNESCO Weltnaturerbe
Fossilfundstelle Grube Messel. Ein Zeitfenster im Gedächtnis unseres Planeten
Erde“. – S. 33
Poster
Draxler, I.:
Pollendaten als Blitzlichter der Florengeschichte aus dem
Ortszentrum von Bad Vöslau. – S. 10
Hubmann, B., Gaetani, M.: Devonian green-algae, tabulate corals and
bioclaustrations from the Karakorum Mountains (Northern Pakistan). – S. 18
Hubmann, B., Gross, M., Schultz, O.: Die Österreichische Paläontologische
Gesellschaft: 40 Jahre alt! – S. 7
Kollmann, H. A.: Die Nerineen: Taxonomische Verwirrungen und neue
Systematik einer altbekannten Gastropodengruppe. – S. 20
5
Kroh A.: Hemipatagus & Maretia – ähnlich, aber doch nicht gleich. Eine
(Seeigel-) Geschichte voll Verwechslungen. – S. 21
Lukeneder, A.: Hosting corals – ammonoids as island for epibionts.
Autecological implications from different Early Cretaceous fossil groups
(Dolomites, Southern Alps, Italy). – S. 25
Lukeneder, A.: A new Early Cretaceous ammonoid fauna from the Dolomites
(Valanginian – Aptian, Southern Alps, Italy). – S. 26
Moser, B., Hubmann, B.: „Biedermeierliche“ Rekonstruktionen geologischer
Ökosysteme durch Joseph Kuwasseg. – S. 30
Wessely,
G.,
Ćorić,
S.,
Rögl,
F.,
Zorn,
I.:
Das
Badenium
in
Thermalwasserbohrungen und Großaufschlüssen von Bad Vöslau. – S. 44
Texte zu den Exkursionen
Mandic, O.: Stop Müllendorf – S. 63
Nagel, D.: Stop Merkensteinhöhle (Niederösterreich). – S. 60
Wessely, G.: Zur Geologie von Bad Vöslau. – S. 47
Wessely, G.: Stop Aussichtspunkt Jubiläumswarte am Harzberg. – S. 54
Wessely, G.: Stop Sooß, Schelmenloch. – S. 56
Zuschin, M., Harzhauser, M., Mandic, O.: Stop Gainfarn. – S. 56
Sonntag, 21. 5. 2006
Nachexkursion
Treffpunkt: 9.00, Stadtmuseum Bad Vöslau
Ausrüstung: Bergschuhe, Rucksack, Taschenlampe
1. Besuch des Stadtmuseums Bad Vöslau
2. Besuch der Bärenhöhle von Merkenstein. Kurzbesichtigung der Burgruine
3. Mittagspause
4. Steinbruch Müllendorf „Fauna des Leithakalkes“
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Die Österreichische Paläontologische Gesellschaft: 40 Jahre alt!
[Poster]
Bernhard Hubmann 1 , Martin Gross 2 und Ortwin Schultz 3
1 Institut für Geologie und Paläontologie, Universität Graz, Heinrichstrasse 24-26, Graz, Austria.
2 Landesmuseum Joanneum, Abteilung für Geologie & Paläontologie, Raubergasse 10, A-8010 Graz
3 Museum Wien, Geologisch-Paläontologische Abteilung, Burgring 7, 1010 Wien.
Seit dem 29. Juni 1966 existiert die Österreichische Paläontologische Gesellschaft (ÖPG) als
wissenschaftliche Vereinigung, die sich die Förderung der Paläontologie in Österreich zur
Aufgabe gestellt hat. In den letzten Jahren kristallisierte sich zusätzlich zur Kontaktplattform für
arrivierte und angehende Paläontologen, Erdwissenschaftler und interessierte Laien als
weiteres wesentliches Ziel heraus, die Paläontologie der Öffentlichkeit besser verständlich zu
machen.
Zusätzlich zu Fachvorträgen, die vor allem am Institut für Paläontologie in Wien und Graz
seitens der ÖPG durchgeführt wurden finden bereits seit zwei Jahren in Kooperation ÖPG und
Joanneum-Verein „populärwissenschaftliche“ Vortragsreihen am Landesmuseum Joanneum in
Graz statt.
Integratives Element der Gesellschaft ist die Jahrestagung. Seit 1994, als zum ersten Mal eine
Tagung in Dornbirn ausgerichtet wurde, fanden 11 weitere derartige Veranstaltungen statt
(Graz, 1995; Bad Aussee, 1996; Kötschach-Mauthern 1997; Lunz am See, 1998; Hallein, 1999,
Gams bei Hieflau, 2000; Mannersdorf, 2001; Nassfeld in Kärnten, 2002; Zistersdorf, 2003; St.
Cassian/Südtirol, 2005; Bad Vöslau, 2006). Zusätzlich zu den Vorträgen werden Exkursionen
angeboten, die speziell dem Tagungsgebiet gerecht werden.
Die Österreichische Paläontologische Gesellschaft gibt zwar keine eigene Zeitschrift heraus,
händigt aber allen Mitgliedern ein aktuelles, i.a. auf die paläontologische Erforschung
Österreichs fokussiertes Druckwerk als „Jahresgabe“ aus. Zum Teil werden auch Publikationen
und studentische Mitglieder finanziell unterstützt.
Derzeit gehören dem Verein der ÖPG 183 Mitglieder an. Der Vorstand besteht neben dem
Präsidenten, Vizepräsidenten, Schriftführer, Kassier, Webmaster und zwei Rechnungsprüfern
aus 13 Beiratsmitgliedern, die aus sich aus VertreterInnen der Universitätsinstitute (4), Museen
(2), der Geologischen Bundesanstalt (1), der Wirtschaft (1) und Privatsammlern (5)
zusammensetzen.
7
Schädelmorphologische Unterschiede zwischen rezenten und
fossilen Hyänen mittels Computertomographie [Vortrag]
Dockner Martin
Institut für Paläontologie – Universität Wien
Althanstraße 14, A-1090 Wien
Die Computertomographie bietet als Messmethode auch der Paläontologie neue Ansätze,
wobei
auch Serienuntersuchungen möglich sind. Die Stärken dieser zerstörungsfreien
Abbildungsmethode liegen in exakten dreidimensionalen Röntgenbildern die mittels
entsprechender Computersoftware (Amira, Osirix) weiterbearbeitet werden können. Durch den
Aufbau des Bildes in Voxel (= dreidimensionale Pixel) deren Maße und Volumen bekannt sind,
ist es möglich genaue Messungen von Strecken, Flächen oder Volumina abstrakter Körper
durchzuführen. Das kommt vor allem in der Schädelanatomie verstärkt zum Einsatz, wo
Hohlraumvolumina, wie beispielsweise das Endocranium, ohne Beschädigung des Fossils
abgebildet und genau berechnet werden können.
Bei sehr gut erhaltenem Fossilmaterial war es bisher möglich, mittels Endocranialausgüssen
Informationen über die Gehirnanatomie zu bekommen. Anders liegt der Fall bei deformiertem
oder nicht vollständigem Material und bei Schädelmerkmalen wie den Sinusbildungen. Bei
Letzteren konnte man nur durch Schädelquerschnitte ungefähre Details erkennen, aber keine
Aussagen über Größe und Form machen. Dieses Merkmal ist besonders bei Hyaeniden,
Ursiden und teilweise bei Viverriden ausgebildet und stellt einen wichtigen Faktor bei der
Schädelmechanik dar (Aufbau des Sagittalkamms etc).
Die neuen Möglichkeiten der Computertomographie wurden genutzt, um einen Vergleich
rezenter Tüpfelhyänen aus Afrika mit fossilen Höhlenhyänen aus Europa und den
Veränderungen in deren Schädelmorphologie anhand Ausbildung der Nasennebenhöhlen und
des Endocraniums zu erarbeiten. Es wurden hierfür insgesamt 22 Stücke mit einem
Computertomographen gescannt und bearbeitet, wobei es sich um 15 Schädel der
afrikanischen Tüpfelhyäne, 5 fossile Fundstücke der Höhlenhyäne und (zu Vergleichszwecken)
2 Schädel der rezenten gestreiften Hyäne handelt. Die vorläufigen Ergebnisse entkräften die
bislang akzeptierte Theorie verhältnismässig größerer Nebenhöhlen bei den fossilen Hyänen
gegenüber ihrer rezenten Verwandten.
Die Arbeit wurde in enger Zusammenarbeit mit dem Institut für Anthrophologie der Universität
Wien sowie der radiologischen Abteilung der veterinärmedizinischen Universität Wien
durchgeführt.
8
A Late Triassic coleoid cephalopod from the Northern Calcareous
Alps of Lunz (Lower Austria; Lunz Formation), with non-mineralized
organic remains [Vortrag]
Larisa A. Doguzhaeva 1 , Herbert Summesberger 2 , Harry Mutvei 3 , Franz
Brandstätter 4
1. Palaeont. Inst., RAS, Moscow, Russia,[email protected], 2. Geol.-Paläont. Abt., Mus. Nat. Hist., Vienna,
Austria, [email protected], 3. Dept. Palaeozool., Swedish Mus. Nat. Hist., Stockholm,
Sweden, [email protected], 4. Mineral. Dept., Mus. Nat. Hist., Vienna, Austria, [email protected]
The Late Triassic coleoid Phragmoteuthis MOJSISOVICS,1888 from the Northern Calcareous
Alps (Carnian, Lunz and Raibl) has been found together with the arm-hooks and mandibles
near their shells (SUESS, 1865; MOJSISOVICS, 1882). MOJSISOVICS (1882) noted (expl. pl. 94, fig.
7, p. 305), that one of the largest specimens studied by him, had a black, glossy layer on the
anterior, pro-ostracal part of the shell (pro-ostracum). It is therefore reasonable to expect that
remnants of soft tissues might be preserved together with the shell.. About 100 specimens of
Phragmoteuthis from Lunz collected in the early 20th century (coll. Vienna Mus. Nat. Hist.) from
the Raingraben Member (Lunz Formation, Carnian) of Lunz (Schindelberggraben; Lower
Austria; NCA) were to our disposal. We examined about 20 shells with shiny, black, bituminous
material attached to the outer surface of the pro-ostracum by scanning electron microscopy
(SEM) and energy dispersive spectrometry (EDS) in the Swedish Museum of Natural History
(Stockholm) and in the Museum of Natural History in Vienna.
SEM observations. The black material has a thin lamination fractured into pieces of sheet-like,
“elastic” laminae with fibrous ultrastructure. During fossilization, each fibre was replaced by a
chain of granulae less than 1µm in diameter. The ink from the ink sac shows agglomerates of
globular granules each consisting of smaller particles, similar to the ink in other extinct and in
living coleoids (DOGUZHAEVA & al. 2004b). The arm-hooks have a black, “glassy” appearance
like the chitinous hooks and mandibles of recent and fossil coleoids (DOGUZHAEVA et al. 2005).
Their structure is finely laminated, each lamina being composed of a single layer of globules, ca
0.05 µm in diameter, with parallel orientation.
EDS observations. The black sheet-like material, as well as the ink consists mainly of O, C,
and Ca with C as the dominant element (ca 65%). Spectra of the “ink” additionally show S.
Conclusions. The globular ultrastructure with globules less than 1µm in diameter, and
predominant C, suggests that the black material was originally organic, reworked by C-reducing
bacteria during rapid decay. The sheet-like material attached to the shell is interpreted as the
remains of soft tissues of the mantle, covering the pro-ostracum. The ink in Phragmoteuthis has
the typical globular ultrastructure of coleoids. C-replacement of the non-mineralized structures
is the pathway of the preservation at the locality of Lunz.
9
Pollendaten als Blitzlichter der Florengeschichte aus dem
Ortszentrum von Bad Vöslau. [Poster]
Ilse Draxler
Geologische Bundesanstalt, Neulinggasse 38, A-1030 Wien
In neogenen Sedimenten aus dem Ortskern von Bad Vöslau wurden punktuell pollenanalytische
Untersuchungen durchgeführt, die einen begrenzten Einblick in den Florenwandel vom
Mittelmiozän bis zur Gegenwart ermöglichen.
Die fossilführenden mittelmiozänen „Zwischenmergel“, die in den Baugruben des neuen
Kurzentrums aufgeschlossen waren, enthalten Dinoflagellaten, die typisch für den marinen
Ablagerungsraum sind, aber auch Pollen aus dem Hinterland. Es sind vor allem die gut
flugfähigen bisaccaten Pollenkörner von Coniferen (Pinusarten, Cathaya) dominant, aber auch
Laumischwaldelemente vertreten. Das Vorkommen von Mastixiaceae, Sapotaceae,
Oreomunnea weisen auf ein subtropisches bis warmtemperiertes Klima.
In demselben Bauaufschluß waren in den mehrere Meter mächtigen pleistozänen Sedimenten
Linsen von Seggen-Braunmoostorf eingeschlossen, die eine Pollenflora aus einem sehr kalten
und trockenen Klimaabschnitt mit geringer Vegetationsbedeckung aus Kräutern und nur
einzelnen Baumgruppen (Föhren, Zirbe, Birke) enthalten.
Im Badebereich mit Ursprungs- und Saunaquelle wurde ein Profil im anmoorigen Boden
pollenanalytisch ausgewertet, das die durch den Menschen verursachte Umwandlung von
einem noch geschlossenen naturnahen Tannen-Buchenwaldbestand in einen reinen
Föhrenwald zeigt. Die hohen Nichtbaumpollenwerte sind auf lokale menschliche Eingriffe
zurückzuführen und dürften mit dem Badebetrieb zusammenhängen.
10
Federloses Federvieh: Juravenator starki, der neue Raubdinosaurier
aus dem Oberjura von Schamhaupten (Bayern) [Vortrag]
Ursula B. Göhlich 1 und Luis M. Chiappe 2
1 derzeit: Naturhistorisches Museum Wien, Geologisch-Paläontologische Abteilung, Burgring 7, 1010 Wien.
Heimatinstitut: Department für Geo- und Umweltwissenschaften, Sektion Paläontologie der Universität München,
Richard-Wagner Str. 10, 80333 München.
2 The Dinosaur Institute, Natural History Museum of Los Angeles County, 900 Exposition Boulevard, Los Angeles,
CA 90007, USA
Das fast vollständige Skelett des neuen Raubdinosauriers wurde 1998 im Zuge einer
wissenschaftlichen, paläontologischen Grabung des Jura-Museum Eichstätt in Plattenkalken bei
Schamhaupten (Naturpark Altmühltal, Landkreis Eichstätt, Bayern) gefunden. Juravenator starki
– der Jurajäger – ist der best erhaltene Theropode (non-avian theropod), der jemals in Europa
gefunden wurde. Das Skelett mit einer Länge von nur ca. 75 cm repräsentiert ein Jungtier, wie
einige ontogentisch bedingte Skelettmerkmale erkennen lassen.
Die oberjurassischen Solnhofener Plattenkalke des Altmühltals (Tithon, Malm zeta) erlangten
Weltruhm durch ihre berühmten Wirbeltier-Fossilen des ältesten Urvogels der Welt,
Archaeopteryx, sowie des bisher einzigen Theropoden aus Süddeutschland, Compsognathus.
Obwohl zeitlich, geographisch und ökologisch sehr ähnlich, stammt Juravenator nicht aus der
Fazies der Solhofener Plattenkalken, sondern aus geringfügig älteren, stark verkieselten
Plattenkalken (Kieselkalke) des obersten Kimmeridge (Malm epsilon), deren Alter etwa 151 Mio
Jahre beträgt.
Wie die aktuelle Untersuchung ergab, handelt es sich bei dem neuen, kleinen Raubdinosaurier
nicht um einen weiteren Vertreter des vor etwa 150 Jahren gefundenen Compsognathus,
sondern um ein neues, eigenständiges Taxon. Dennoch sprechen Skelett-morphologischen
Merkmale für eine nahe Verwandtschaft von Juravenator und Compsognathus und weisen sie
beide als Mitglieder der Compsognathiden aus, einer Theropoden-Familie innerhalb der
Coelurosaurier (Hohlschwanzechsen).
Unerwartet und außergewöhnlich an dem neuen Fossil ist die Erhaltung von Weichteilen, die
vor allem im Schwanz-Bereich überliefert sind. Neben Hautabdrücken, die eine schuppige,
pustelige Hautstruktur zeigen, sind unter langwelligem UV-Licht zusätzlich mineralisierte
Weichteilrückstande zu sehen. Das Außergewöhnliche daran: die Weichteilerhaltungen lassen
keine Spuren von Feder-artigen Strukturen erkennen. Dies aber wäre für einen Vertreter der
Coelurosaurier, nach dem aktuellen Kenntnisstand eigentlich zu erwarten gewesen. Denn im
Verlauf der letzten 10 Jahre untermauerten mehr und mehr Fossil-Funde v.a. aus Asien die
Theorie, dass die Vertreter der unterschiedlichsten Coelurosaurier-Gruppen "befiedert" waren;
deren befiederte Körperbedeckung reicht von federartigen Integumenten ("Protofedern") bis hin
zu Konturfedern. Befiederung ist auch bei Compsognathiden (z.B. Sinosauropteryx) belegt. Das
Fehlen von federartigen Strukturen bei Juravenator wirft nun neue Fragen auf und spricht dafür,
dass der Ursprung und die Entwicklung der Federn innerhalb der Theropoden komplexer
verliefen, als bisher angenommen.
11
Malen ohne Zahlen
Geologische Neogen-Kartierung auf Blatt ÖK 164 Graz [Vortrag]
Martin Gross
Landesmuseum Joanneum, Abteilung für Geologie & Paläontologie, Raubergasse 10, A-8010 Graz
Graz ist die zweitgrößte Stadt Österreichs und Landeshauptstadt der Steiermark. Trotz langer
erdwissenschaftlicher Tradition - sowohl musealer als auch universitärer Art - fehlt bis heute das
geologische Kartenblatt Graz. Die detaillierteste Darstellung eines großen Teiles der ÖK 164
bietet die Naturraumpotentialkarte „Mittleres Murtal“ (1:50.000) von Ebner (1983), die in den
südlichen und östlichen Anteilen weitgehend auf Kartierungen der Rohöl-Aufsuchungs AG
(Kollmann 1965) fußt. Während Generationen von Geologen/Biostratigraphen sich dem
„interessanten“ und berühmten Grazer Paläozoikum widmeten, blieb das Neogen um Graz stets
ungeliebtes Stiefkind. Frühe Beobachtungen von z.B. Hilber (1893, cum Lit.), einige
Dissertationen (z.B. Riepler 1984, Moser 1986), mehrere Arbeiten von Clar (z.B. 1927, 1933,
1938) und nicht zuletzt von Flügel (z.B. 1975a, b, cum Lit., 1997) liefern wichtige Daten zur
Lithologie und Stratigraphie.
Die vom Joanneum-Research erstellten und laufend aktualisierten „Baugrundkarten“ der Stadt
Graz integrieren eine Unmenge (einige Tausend!) von Bohr- und Aufschlussdaten.
Zweckgebunden (v.a. Baugruben) handelt es sich dabei meist um kurzlebige Aufschlüsse in
quartären Sedimenten. Das Neogen wird größtenteils rein deskriptiv behandelt und
stratigraphische Zuordnungen basieren auf den oben zitierten Arbeiten.
Die schlechte Aufschlusssituation (Wald und Wiese oder dichtest verbautes Gebiet) erschwert
in Verbindung kaum/nicht differenzier- bzw. korrelierbaren Lithologien eine Parallelisierung von
Schichtverbänden. Nur wenige Aufschlüsse geben zumindest Anhaltpunkte zur Korrelation mit
den verhältnismäßig gut biostratigraphisch eingestuften Ablagerungen im Süden und Südosten
von Graz (z.B. Bohrungen Puntigam, Spielerhof bei Raaba).
Geologische Neuaufnahmen in Kombination mit einer biostratigraphischen Bearbeitung
bestätigten abermals das Mirakel der mittel- bis obermiozänen Sedimente um die
Landeshauptstadt. Ein Großteil der untersuchten Proben war bis auf nicht näher verwertbare
Pflanzenreste (Blattreste, Characeen) steril. Teilweise enthaltene Süßwasserostracoden und
Gastropoden sind für eine detaillierte Biostratigraphie kaum aussagekräftig. Beprobungen
bezüglich Nannoplankton verliefen negativ. Die spärlichen Fundpunkte mit Foraminiferen
lieferten nahezu monospezifische, stratigraphisch z.T. mehrdeutige Faunen, ebenso wie die
vereinzelten Vorkommen von Bivalven. Auch bereits bekannte und neue Funde von Vertebraten
räumen Spielraum für Interpretationen ein.
Die Beckenrandlage des Neogens um Graz lässt ausgeprägte erosive Phasen/Schichtlücken
erwarten, wenn man bedenkt, dass z.B. im zentralen Steirischen Becken an der Grenze Mittel/Ober-Miozän bis zu 60 m tiefe Erosionsrinnen dokumentiert sind (Kosi et al. 2003). Zusätzlich
belegen neue Aufschlussbeobachtungen erstmals deutlich die intensive tektonische Aktivität im
Mittel-/Ober-Miozän.
Damit heißt es vorerst weiterhin: Malen ohne Zahlen bzw. lithostratigraphische Einheiten zu
definieren, ohne ihre genaue zeitliche Korrelation zu kennen.
12
Literatur
Clar, E. (1927): Zur Kenntnis des Tertiärs im Untergrund von Graz. - Verhandlungen der Geologischen
Bundesanstalt, 1927: 184-191.
Clar, E. (1933): Der Bau des Gebietes der Hohen Rannach. - Mitteilungen des naturwissenschaftlichen
Vereines für Steiermark, 70: 24-47.
Clar, E. (1938): Sarmat in der Kaiserwaldterrasse bei Graz (nebst Bemerkungen über die Gliederung des
Grazer Pannons). - Verhandlungen der Geologischen Bundesanstalt, 1938/7-8: 154-162.
Ebner, F. (1983): Erläuterungen zur geologischen Basiskarte 1:50.000 der Naturraumpotentialkarte
„Mittleres Murtal“. - Mitteilungen der Gesellschaft der Geologie- und Bergbaustudenten in
Österreich, 29: 99-131.
Flügel, F. (1975a): Erläuterungen zur Geologischen Wanderkarte des Grazer Berglandes 1:100.000. Mitteilungen der Abteilung für Geologie, Paläontologie und Bergbau am Landesmuseum
Joanneum, Sonderheft 1: 1-288.
Flügel, F. (1975b): Das Neogen der Grazer Buch. - Mitteilungen des naturwissenschaftlichen Vereines für
Steiermark, 105: 71-77.
Flügel, F. (1997): Bericht 1996 über die lithostratigraphische Gliederung des Miozäns auf Blatt 164 Graz.
- Jahrbuch der Geologischen Bundesanstalt, 140/3: 383-386.
Hilber, V. (1893): Das Tertiärgebiet um Graz, Köflach und Gleisdorf. - Jahrbuch der k. k. Geologischen
Reichsanstalt, 43/2: 281-365.
Kollmann, K. (1965): Jungtertiär im Steirischen Becken. - Mitteilungen der Geologischen Gesellschaft in
Wien, 57/2: 479-632.
Kosi, W., Sachsenhofer, R.F. & Schreilechner, M. (2003): High Resolution Sequence Stratigraphy of
Upper Sarmatian and Pannonian Units in the Styrian Basin, Austria. - Österreichische
Akademie der Wissenschaften, Schriftenreihe der Erdwissenschaftlichen Kommissionen, 16:
63-86.
Moser, E. (1986): Das kohleführende Miozän zwischen Graz und Weiz. - 302 S., unveröffentlichte
Dissertation, Karl-Franzens-Universität Graz.
Riepler, F. (1988): Das Tertiär des Thaler Beckens (Raum Thal - Mantscha - Tobelbad). - 148 S.,
unveröffentlichte Dissertation, Karl-Franzens-Universität Graz.
13
Das Korneuburger Becken von der Grabung zur Erlebniswelt [Vortrag]
Mathias Harzhauser 1 , Martin Zuschin 2 , Oleg Mandic 1 , Wolfgang Sovis 3 ,
Brigitta Schmid 1
1 Naturhistorisches Museum Wien, Geologisch Paläontologische Abteilung, 2 Department für Paläontologie,
Universität Wien, 3 Stockerau, Am Damm 11
Großes Medienecho rief 2005 eine Grabungskampagne des NHMW hervor, die in Kooperation
mit der Universität Wien, der Gemeinde Stetten und mit zahlreichen freiwilligen Helfern
durchgeführt wurde. Ziel der Forscher war das Korneuburger Becken, das sich scheinbar
unspektakulär nordwestlich von Wien erstreckt, das aber jede Menge erdgeschichtlicher
Superlative birgt: die größte fossile Perle – das größte fossile Austernriff – die längste
Riesenauster – den ältesten Gangesdelphin – die letzten europäischen Alligatoren…
Seit mehr als 150 Jahren sind die sandigen und tonigen Ablagerungen rund um Korneuburg für
ihren Fossilreichtum bekannt. Doch erst in den letzten beiden Jahrzehnten war das
Korneuburger Becken Ziel einer konzentrierten wissenschaftlichen Bearbeitung. Durch die
jahrelangen Bemühungen eines unermüdlichen Kreises von Amateuren und Fossiliensammlern
waren die Fachleute schließlich mit einer ungeahnten Fülle an Fossilien konfrontiert. Eine
internationale Gruppe von 33 Wissenschaftern konnte so mehr als 650 verschiedene Tier- und
Pflanzenarten nachweisen. Das Spektrum reicht dabei von winzigen Algen bis zu
ausgewachsenen Elefanten. Daher ist das Korneuburger Becken heute das am besten
wissenschaftlich bearbeitete und dokumentierte Becken der Welt. Die gewaltige Vielfalt erlaubt
eine äußerst detaillierte Rekonstruktion des Lebensraumes:
Vor 16,5 Millionen Jahren, im frühen Miozän, war das Korneuburger Becken Teil einer lang
gestreckten Flussmündung, in die ein tropisches Meer weit hineinreichte. Sümpfe,
Insellandschaften, Altarme und schlammige Küstenstreifen kennzeichneten den Lebensraum.
Zwei Hügelketten aus Flyschsandstein, die mit dichtem Tropenwald bedeckt waren, bildeten die
Begrenzung. Während Nashörner, Elefanten, Flughunde und Hirschferkel die Regenwälder
durchstreiften, lagen an den Ufern Alligatoren auf der Lauer. Delphine und Haie machten Jagd
auf die zahlreichen Fische; träge Seekühe weideten in den Seegraswiesen des seichten
Meeres.
Ästuare sind die Schnittstellen zwischen Meer und Fluss und reich an Nährstoffen. Besonders
in den Regenzeiten schwemmen die Flüsse Unmengen an organischem Material ins Meer.
Diesen Nahrungsüberfluss machten sich die Korneuburger Riesenaustern zunutze. Im
Gezeitenbereich bildeten sie dichte Riffe, die sich bis zu einem Quadratkilometer weit
erstrecken konnten. Austernriffe sind bis heute wichtige Wasserfilter, die verhindern, dass die
Ökosysteme der anschließenden Meeresbereiche durch Überdüngung kollabieren. Die
Korneuburger Austernriffe sind nicht nur durch ihre Dichte einzigartig, sondern auch durch
Größe und Alter der einzelnen Muscheln: Die Methusalems unter den Weichtieren lebten 30
und mehr Jahre und hatten oft Schalen mit über 80 cm Länge. Da die Tiere ihre Schalen in
Jahresrhythmen bauen, sind diese ein Archiv ehemaliger Umweltbedingungen. Geochemische
Untersuchungen der Austernschalen erlauben Rückschlüsse auf jahreszeitliche Schwankungen
des Niederschlages und geben Hinweise auf die Temperatur des Meerwassers. Im fossilen
Tropenparadies fiel die Meerestemperatur selbst im Winter nie unter 16°C. In den schwülen,
heißen Sommern kletterte sie im seichten Meer bis über 30°C – dann stoppten die Austern ihr
Wachstum und warteten auf die kühlere Jahreszeit.
14
Die hohen Temperaturen erklären sich unter anderem dadurch, dass dieser Teil Österreichs vor
16-18 Millionen Jahren noch auf der geografischen Breite von Alexandria lag. Zusätzlich war
das frühe Miozän die bisher letzte „Treibhaus-Phase“ der Erdgeschichte. Kurz darauf setzten
erste Vereisungen des Südpols ein und das Klima wurde kälter. Zu diesem Zeitpunkt war die
Meeresbucht von Korneuburg jedoch schon längst Festland.
Grabungssituation
Mehr als 16 Millionen Jahre hatte die Erosion Zeit, um die Reste der miozänen Lebensräume
nahezu völlig verschwinden zu lassen. Auch die Austernriffe wurden weitgehend zerstört. Nur
dem geologischen Zufall ist es zu verdanken, dass bei Korneuburg ein Teil der miozänen
Sedimente zwischen den Flyschketten geschützt überdauert hat. Lediglich an einer Stelle, in
der Umgebung der Gemeinde Stetten, vermuteten die Wissenschafter ein letztes
15
zusammenhängendes Riff. Immer wieder tauchten nämlich einzelne Schalen entlang der
Geländekante der ehemaligen Ziegelei Stetten auf. Die ursprünglich horizontalen Ablagerungen
wurden durch gebirgsbildende Kräfte um 20° verkippt. Fossilführende Schichten, die in den
Ziegelgruben und auf den Feldern anwittern, fallen daher steil in die Tiefe ab und lassen sich
bei Grabungen nur schwer verfolgen.
Daher brachten erste Probegrabungen im Frühjahr 2005 keine eindeutigen Erkenntnisse. Der
relativ kleine Bagger musste in einer Prospektionstiefe von vier Metern aufgeben, ohne
überhaupt in die Nähe der Austern gekommen zu sein. Erst im Sommer gelang es mit
schwerem Gerät, eine Fläche von über 300 m2 abzugraben. Mit größter Vorsicht arbeitete sich
der Bagger bis auf etwa 40-60 cm über die Austernlage vor – danach wäre das Risiko, die
Fossilien zu zerstören, zu groß gewesen. Die schräg nach Westen geneigte Fläche musste
dabei bis zu sechs Meter tief abgegraben werden. Der anfallende Aushub türmte sich bald zu
einem Berg, der schon von der Autobahn sichtbar war. Nun begann die eigentliche Arbeit. Doch
bevor Pinsel und Spatel zum Einsatz kommen konnten, musste das Team noch einige Tage
lang im strömenden Regen Tonnen von Sand – den Sicherheitsabstand des Baggers –
händisch abtragen.
Wie bei archäologischen Grabungen wurde die riesige Fläche in Quadranten eingeteilt und
vermessen.
Erst in der zweiten Grabungswoche bekamen die Forscher die ersten Austern zu Gesicht. 20
Erdwissenschafter begannen, Reihe um Reihe von 7 x 2 Meter großen Quadranten zu
präparieren. Anschließend wurde Quadrant für Quadrant dokumentiert und fotografiert. Mehr
als 15.000 Riesenaustern bedeckten schließlich die freigelegte Fläche. Dazwischen fanden sich
über 40 verschiedene Muschel- und Schneckenarten. Einige, wie die Purpurschnecken, waren
auf junge Austern spezialisiert; andere, wie die Schlammschnecken, weideten die Algen von
den Schalen der Muscheln. Besonders spannend war die „Jagd“ nach Perlen von
Miesmuscheln und Austern, denn die größte fossile Perle der Welt mit stolzen vier Zentimetern
Durchmesser stammt aus einer Miesmuschel von Stetten.
Alle Fossilien wurden dokumentiert, Lage und Ausrichtung wurden untersucht. Von der
Auswertung dieser Daten erhofften sich die Wissenschafter Aufschluss über
Strömungsrichtungen, Wassertiefe, Faunenzusammensetzung und Ablagerungsgeschichte.
Schon bald war klar, dass die gewaltige Ansammlung von Austernschalen eine
Herausforderung für phantasiebegabte Paläontologen sein würde. Erst die nahezu
kriminalistischen Methoden der paläontologischen „Spurensicherung“ konnten das AusternGeheimnis lüften:
Keine der Austern war in Lebensstellung und doppelklappig erhalten – ein Hinweis, dass die
Schalen nach dem Tod der Tiere bewegt worden waren. Wären die Schalen aber lange frei
herumgelegen, wären sie intensiv von festsitzenden Tieren besiedelt worden. Schwämme,
kleine Austern, Seepocken und Bohrmuscheln brauchen nur wenige Jahre, um eine Schale
völlig zu zerbohren oder zu verkrusten. Dieser widersprüchliche Befund wurde noch dadurch
verkompliziert, dass eines der häufigsten Begleitelemente die Schalen von Venusmuscheln
waren. Diese Tiere leben im Sand vergraben und hätten im Austernriff kaum existieren können.
Die Möglichkeit, dass alle Schalen aus verschiedenen Lebensräumen zusammengeschwemmt
worden sind, lässt sich leicht ausschließen. Dann müssten nämlich die länglichen
Austernschalen durch die Strömungen eine bevorzugte Ausrichtung zeigen. Tatsächlich liegen
die Schalen aber völlig wirr.
Ein Blick auf die Schichten über und unter der Austernlage brachte einen ersten Hinweis. Die
wenige Zentimeter mächtige Schalenlage wird von typischem Lidosand überlagert, wie man ihn
heute am Strand der Adria finden kann. Darüber folgen feine Tone, die schon in etwas tieferem
Wasser abgelagert wurden.
Derartige Abfolgen entstehen nur, wenn der Meeresspiegel ansteigt. Das Austernriff ist also
anscheinend allmählich „ertrunken“. Die Austern wurden – vielleicht sogar noch in ihrer
ehemaligen Lebensposition – eingebettet und von Sediment bedeckt. Als sich bereits ein
16
seichtes Meer über den Austern erstreckte, besiedelten Venusmuscheln den Sand und gruben
sich tief ins Sediment, bis sie an den harten Austernschalen anlangten.
Erst jetzt ereignete sich die Katastrophe: Ein gewaltiger Sturm erzeugte mächtige Flutwellen,
die den Meeresboden aufwühlten. Der Wasser gesättigte Schlamm wurde mit den Austern
hochgerissen und in unmittelbarer Nähe wieder abgelagert. Dabei wurden Austern und
Venusmuscheln durchmischt, linke und rechte Schalenklappen getrennt. Nach diesem Ereignis
folgten Scheidenmuscheln, die erneut tief in das Sediment graben konnten. Auch für sie stellten
die Austernschalen eine undurchdringliche Barriere im weichen Sand dar. Da sie den
Lebensraum aber erst nach der Sturmkatastrophe eroberten, finden sich ihre Schalen
doppelklappig und in Lebensstellung: sie stecken vertikal im Sand.
Fossilienwelt Stetten – Begegnung mit einem dramatischen Stück Erdgeschichte
Weltweit ist diese Fossillagerstätte einzigartig. Daher ist auch geplant, sie interessierten
Besuchern dauerhaft zugänglich zu machen. Ein völlig neues, ambitioniertes
Ausstellungskonzept soll die Begegnung mit einem dramatischen Stück Erdgeschichte zum
unvergesslichen Erlebnis werden lassen. Dazu werden die interessantesten Fundstellen am
Teiritzberg nach modernen didaktischen Grundsätzen als markante touristische Attraktion vor
den Toren Wiens gestaltet. Fossilfunde, fossile Böden und Landschaftselemente sollen Teil
einer Inszenierung werden, die alle Sinne anspricht und besonders auf jene Aspekte Wert legt,
die in herkömmlichen Museumsprojekten nicht umsetzbar sind:
-
Authentizität
Fossilien in Originallage in der Fundstelle
Einbettung in den Naturraum
Großes Platz- und Bewegungsangebot
Gleichgewicht von Indoor- und Outdoor-Elementen
Suchen, Aufsammeln und Präparieren vor Ort
Umfassendes Natur-Bildungserlebnis für die ganze Familie
Eine Machbarkeitsstudie ist erstellt worden, die ersten Architektenplanungen liegen vor, eine
strategische Kooperation mit dem Naturhistorischen Museum Wien ist vorgesehen. Das Land
NÖ unterstützt das Projekt finanziell. Die Planungsarbeiten werden Mitte 2006 abgeschlossen,
die Fertigstellung der Fossilienwelt ist für Anfang 2008 geplant.
17
Devonian green-algae, tabulate corals and
bioclaustrations from the Karakorum Mountains (Northern Pakistan)
[Poster]
Bernhard Hubmann 1 and Maurizio Gaetani 2
1
2
Institut für Geologie und Paläontologie, Universität Graz, Heinrichstrasse 24-26, Graz, Austria.
Dipartimento di Scienze della Terra, Università di Milano, Via Mangiagalli 34, 20133 Milano, Italy
During several field work campaigns to the Karakorum Mountains samples containing Devonian
macrofossils were collected by M. Gaetani in the uppermost Yarkhun Valley (Northern
Pakistan). Generally, Devonian rocks are outcropping rather extensively in several thrust sheets
of the Northern Karakorum Terrain, namely in the Chillinji, Baroghil/Lashkargaz, and the
Karambar Unit. The dolostones of the Tash Kupruk Zone, similar to the Chilmarabad Fm. of the
previous units are also Devonian in age. Fossils mentioned below originate from measured logs
(Yarkhun River, Chillinji, Ribat), others from isolated localities.
Index map of the Western Karakorum and Eastern Hindu Kush.
Acronyms: KK = Khan Kun; Ba-P = Baroghil Pass; Re-F = Reshun Fault; Ka-P = Karambar Pass; Ch-P = Chillinji
Pass; dotted line = Pakistan-Afghanistan border
Identification of most of the fossils on species, or even genus-level is difficult due to their
moderate to poor state of preservation. Recrystallisation phenomena that had affected
particularly porous skeletons, especially those with small-sized intra-skeletal cavities (i.e. intratabular spaces of small-sized tabulate corallites, and inter-laminar spaces of stromatoporoid
skeletons) often preclude reliable determination. Nevertheless, from the following formations
algae and tabulates could be determined:
18
Chilmarabad Fm.: Lashkargaz/Baroghil Unit, dolomitic plateau to the east of the Darvaz An, at
an altitude of about 4300 m (Collection P. Le Fort, 1992): Pseudopalaeoporella ? sp.,
Thamnopora cf. longdongshuiensis Deng, 1979, Pachycanalicula ? sp., “Caunopora” sp.
Shogram Fm.: Yarkhun River section: Heliolites ? sp., Thamnopora cf. reticulata (Blainville,
1830), Alveolites (Alveolites) hudlestoni Reed, 1922, Pachyfavosites polymorphus
(Goldfuss, 1829), Helicosalpix asturiana Oekentorp, 1969
Chillinji section: Thamnopora grandis Dubatolov, 1959,
Margach Fm.: Ribat section: Receptaculites cf. chardini Nitecki & Lapparent, 1976
These taxa are not particularly age diagnostic. However, as in the case of the Tash Kupruk
Zone, they are precious to substantiate and support the lithological correlation of the dolostones
to the Chilmarabad Fm. According to the corals both units seems to be allocated within the
middle Devonian (Givetian).
19
Die Nerineen: Taxonomische Verwirrungen und neue Systematik
einer altbekannten Gastropodengruppe [Poster]
Heinz A. Kollmann
Naturhistorisches Museum Wien
Die Taxonomie der Nerineoidea steckt voller Tücken. Die Verwirrung beginnt damit, daß der
bekannte französische Gastropodenforscher Alfred Cossmann eine von Defrance, 1824, unter
einem beschreibenden Trivialnamen angeführte Gruppe verschiedener Steinkerne als Typusart
bestimmte. Da die Beschreibung durch Defrance den Nomenklaturregeln nicht entspricht, ist
auch die Bestimmung der Typusart durch Cossmann ungültig. Dennoch wird in der Folge von
nahezu allen Bearbeitern die Gattung Nerinea im Sinne von Cossmann verstanden.
In Wirklichkeit erfolgte die erste wissenschaftlich korrekte Beschreibung von Nerinea durch
Deshayes, 1827, also drei Jahre später. Die von Deshayes zu dieser Gattung gestellte Form,
Nerinea mosae, gehört nach heutigen Gesichtspunkten einer völlig anderen Familie der
Nerineoidea an. Cox, 1949, der diesen Tatbestand zuerst erkannte, hat daher Nerinea im Sinn
von Cossmann und in der Folge fast aller anderen Autoren, zu Eunerinea umbenannt. Nerinea
mosae Deshayes, die bis dahin zur Gattung Phaneroptyxis Cossmann gestellt worden war,
bestimmte er dagegen als Typusart von Nerinea. Nach den Regeln der Nomenklatur fällt daher
der Name Nerinea einer völlig anderen Gruppe zu als es bisher der Fall war. Das Ergebnis ist
die totale taxonomische Verwirrung.
In der 2005 erschienenen Publikation „Classification and Nomenclator of gastropod families“
musste eine taxonomisch korrekte Nomenklatur verwendet werden Kollmann in Bouchet &
Recroi, 2005). Um die Verwirrung allerdings zu lösen ist zurzeit ist ein Antrag an die
Internationale Kommission für Zoologische Nomenklatur in Ausarbeitung, den Namen Nerinea
durch Phaneroptyxis zu ersetzen (Kollmann & Bouchet, in Vorbereitung).
Zusätzlich zu dieser grundlegenden taxonomischen Verwirrung kommt eine wahre Flut von
Taxa aller Hierarchien, die in den letzten Jahrzehnten von V.E. der russischen Gruppe um V.E.
Pcelintsev aufgestellt wurden. Die meisten dieser Taxa sind in systematischer Hinsicht
inkonsistent und daher nicht vertretbar. In der bereits erwähnten Publikation (Kollmann in
Bouchet & Recroi) wurde ein einfaches System vorgestellt. Danach reduziert sich die
Überfamilie Nerineoidea aufgrund der Mündungsmorphologie auf drei Familien, Ceritellidae,
„Diptyxidae“ und „Nerineidae“ (bezüglich der Nomenklatur der unter Anführungszeichen
gestellten Familien ist durch die ICZN zu entscheiden). Gattungen unterscheiden sich durch
ihre Gehäuseform und die Internfalten des Gehäuses und Arten durch ihre Skulptur.
Literatur: Bouchet, Ph. & J.-P. Rocroi, 2005. Classification and Nomenclator of Gastropod
Families.- Malacologie 47(1-2), 397 Seiten.
20
Hemipatagus & Maretia – ähnlich, aber doch nicht gleich.
Eine (Seeigel-) Geschichte voll Verwechslungen. [Poster]
Andreas Kroh
Naturhistorisches Museum Wien, Geologisch-Paläontologische Abteilung, Burgring 7, A-1010 Wien, [email protected]
Während des Eozäns tauchte im Mittelmeerraum eine Gruppe von Spantangoida (Herzseeigel)
auf, die durch große, aborale Primärstachel gekennzeichnet sind. Diese Stacheln, die oftmals
länger als der eigentliche Körper des Tieres sein können, sitzen auf Stachelwarzen mit stark
vergrößerten und oft vertieften Alveolen.
Letztere dienen zur Aufnahme der stark
ausgeprägten Muskeln welche weit massiver
entwickelt sind als bei den restlichen Stacheln
der Oberseite. Fossil können diese Seeigel
auch leicht an den derart vergrößerten
Stachelwarzen erkannt werden. Bei lebenden
Vertretern dieser Gruppe dienen die stark
verlängerten
Stacheln
als
Schutzmechanismus. Werden die Tiere aus
dem Sand ausgegraben, stellen sie diese
Stacheln zur Abwehr von Feinden auf und
den Tieren zeit verschaffen sich wieder ein zu
graben. Von einigen Formen wird vermutet,
dass die Stachel Toxine enthalten.
Ursprünglich wurden diese charakteristischen
Seeigel der Gattung Spatangus zugeordnet,
welche
ebenfalls
leicht
vergrößerte
Primärwarzen auf der Oberseite zeigt. DESOR
(1855-1858) erkannte, dass es sich hier um
eine eigenständige Gruppe handelte und führte hierfür die Gattung Hemipatagus ein. AGASSIZ
(1873) jedoch stellte diese Gattung in die Synonymie von Maretia, worauf eine langjährige
Debatte unter der Beteiligung vieler namhafter Echiniden-Experten folgte. MORTENSEN
schließlich beendete die Diskussion und übernahm AGASSIZ’ Ansicht in seiner bekannten
Monographie („Monograph of the Echinoidea”), die bis heute eines der bedeutendsten Werke
über Seeigel darstellte. Der „Treatise on Invertebrate
Paleontology“ folgte MORTENSEN’s Entscheidung, worauf
die Diskussion weitgehend erstarb.
Im Zuge der Arbeiten für den „Catalogus Fossilium
Austriae, Band Echinoidea neogenica“ kam diese
Fragestellung erneut ans Licht, wobei besonders die
starken Unterschiede zwischen den fossilen und rezenten
Formen von Maretia Fragen aufwarfen. Eine Analyse der
Typusarten von Hemipatagus, Maretia, Lovenia und einer
Reihe ähnlicher Formen brachte interessante neu
Ergebnisse zu Tage. Anhand von hervorragend
erhaltenem Material konnte gezeigt werden, dass
Hemipatagus im Gegensatz zu allen früheren Annahmen,
21
ein Loveniide ist und sogar eng verwandt mit Lovenia ist. Mit Maretia, einem Vertreter der
Spatangidae, allerdings besteht nur eine entfernte Verwandtschaft. Gestützt werden diese
Ergebnisse unter anderem von einer kladistischen Analyse der Merkmale, die hier sehr klare
Aussagen erlaubt.
Diese Ergebnisse lieferten auch die Erklärung für die disjuncte zeitliche und räumliche
Verbreitung von der untersuchten Echiniden. Hemipatagus erschien gemeinsam mit Lovenia
bereits im Eozän und verschwand am Ende des Mittel-Miozäns und erreichte nach heutigem
Wissensstand niemals den Indopazifischen Raum. Maretia, im Gegensatz, trat erstmals im
Pliozän des Roten Meeres und Ostafrikas auf und ist heute im gesamten Indopazifischen Raum
weit verbreitet.
22
Von Acroporen-Teppichen und Elefantenmuscheln.
Oberoligozäne Karbonate der Arabischen Platte und ihre Bedeutung
für die Entstehung der Indopazifischen Faunenprovinz. [Vortrag]
Andreas Kroh 1 , Mathias Harzhauser 1 , Werner E. Piller 2 , Markus Reuter 2 ,
Oleg Mandic 1 & Björn Berning 2
1 - Naturhistorisches Museum Wien, Geologisch-Paläontologische Abteilung, Burgring 7, A-1010 Wien
[email protected]; [email protected]; [email protected]
2 - Institut für Erdwissenschaften, Karl-Franzens-Universität Graz, Heinrichstrasse 26, A-8010 Graz
[email protected]; [email protected]; [email protected]
Im Rahmen des FWF-Projektes 18189-N10 „Biogeographie und biotische Gradienten im späten
Oligozän und frühen Miozän des westlichen Indopazifik“ beschäftigen sich Wissenschaftler der
Karl-Franzens-Universität Graz und des Naturhistorischen Museums in Wien mit
Faunenveränderungen an der Wende von Palaeogen zu Neogen des Nahen Ostens. Während
dieser Zeit (etwa 28 bis 16 Mio. Jahre vor heute) wurde der zirkumtropische Tethys-Ozean
durch die Kollision von Afrika und Eurasien geschlossen. Diese Schließung verursachte starke
Änderungen in der Verbreitung und Entwicklung mariner und terrestrischer Organismen.
Besonders im marinen Bereich änderten sich die Meeresströmungen und die Verteilung der
Flachwasserareale drastisch. Die Fauna des westlichen Indopazifik, welche bis dahin starke
Beziehungen zum Mediterran aufwies, wurde isoliert und eine eigenständige Entwicklung
begann.
23
Im Frühjahr 2006 fand die erste Feldkampagne im
Rahmen dieses Projekts statt. Das Zielgebiet dieser
Geländearbeit war der östliche Zentral-Oman,
genauer gesagt die Region um Duqm und
Madrakah. In dieser Felswüste sind großflächig
Sedimente des Eozäns, Oligozäns und Miozäns
aufgeschlossen, deren Fauna bislang weitgehend
unbearbeitet ist.
Am Südrand des Duqm-Beckens sowie nördlich und
nord-östlich von Madrakah konnten anhand von
Satellitenbilden lang gestreckte Steilkanten und
Klippen identifiziert werden, die laut der verfügbaren
geologischen Karte von den Shuwayr, Warak und
Ghubbarah Formationen gebildet werden. Die
Profilaufnahme an diesen Schlüsselpositionen war
Ziel der ersten Geländesaison.
Bei einem ersten Lokalaugenschein im Gelände und Begehung der Klippen zeigte sich die,
dass die ausgewählten Gebiete gut für die Profilaufnahme geeignet waren, es aber gleichzeitig
starke Abweichungen von der offiziellen geologischen Karte gab. Dies wurde auch durch die
vorläufige Auswertung der Geländebefunde am Ende der Feldkampagne bestätigt. Die
untersuchten Profile wiesen durchwegs oligozänes Alter (Rupelium bis Chattium) auf. Hinweise
auf ein ausgedehntes Vorkommen von mittel-miozänen Sedimenten, die nach der geologischen
Karte viele tausend Quadratkilometer bedecken konnten keine gefunden werden. Es
dominierten Kalke und dolomitsche Kalke die an der Küste zum Indischen Ozean bis zu 200 m
mächtige Klippen bilden und teils auf eozänen Sedimenten, teils aber auf den Masirah Ophiolit
liegen. Der Grenzbereich von Shuwayr und Warak Formation wird von einer Abfolge von
Dolomitbänken gebildet, die eine weitläufige Verebnungsfläche bilden und möglicherweise eine
längere Auftauchphase darstellen. Zusammen mit anderen Fakten weist dies auf die Existenz
von zwei Ablagerungszyklen hin. Die überlagernde
Ghubbarah Formation bestehend aus massiven, teils
dolomitisierten Kalken bildet den Abschluss der
sedimentären Schichtfolge der Region und das riesige
Plateau der Jiddat al Harasis Wüste.
Die bisher gewonnenen Ergebnisse belegen die Existenz
einer
mehr
als
100
km
breiten
oligozänen
Karbonatplatform, die ein sehr geringes Relief aufwies. Die
Wassertiefen erreichte ein Maximum zwischen 10 und 30
m, größtenteils jedoch oszillierte sie im Bereich zw. 0 und
5 Meter. Synsedimentäre Dolomitisierung und die
Hinweise auf Mangroven kennzeichnen die Phasen mit
seichter Wasserbedeckung. In kurzen Überflutungsphasen
kam es zur Besiedelung durch Elefantenmuscheln
(Kuphus, siehe Bild rechts) und der Bildung von
ausgedehnten
Acroporen-Rasen,
mit
belegbaren
Ausdehnungen bis zu 60 km.
24
Hosting corals – ammonoids as island for epibionts
Autecological implications from different Early Cretaceous fossil
groups (Dolomites, Southern Alps, Italy) [Poster]
Alexander Lukeneder
Natural History Museum, Geological-Palaeontological Department, Burgring 7, A-1010 Wien, Austria
[email protected]
Early Cretaceous ammonoids (424) represent almost the totality of the macrofauna (85 %) at
the Puez locality in the Dolomites of Southern Tyrol. The cephalopod fauna from the marly
limestones to marls here indicates Late Valanginian to Early Aptian age. The ammonoids are
well preserved (mostly in concretions) and appear as steinkerns without shell. The very
abundant and generally well-preserved assemblage consists of 27 genera: from phylloceratids
Phylloceras, Phyllopachyceras, from lytoceratids Lytoceras, Eulytoceras, Protetragonites,
Leptotetragonites; from ammonitids Neolissoceras, Barremites, Melchiorites, Abrytusites,
Neocomites, Criosarasinella, Kilianella, Olcostephanus, Silesites, Jeanthieuloyites, Heinzia,
Discoidellia, Acanthodiscus and from the ancyloceratids Pseudothurmannia, Macroscaphites,
Dissimilites, Acrioceras, Crioceratites, Anahamulina, Hamulina, Ancyloceras. The ammonoid
fauna contains only descendants of the Mediterranean Province (Tethyan Realm).
The extraordinarily rich invertebrate fauna consists of ammonoids, ammonoid jaws (aptychi),
coleoids, bivalves, brachiopods, serpulids, sea urchins, ophiurids, corals, benthic/planktonic
foraminifera and radiolarians. The benthic macrofossils observed in the ammonoid beds
comprise bivalves, brachiopods and, surprisingly, corals. Huge number of encrusting species
like serpulids and corals were examined.
The most exciting feature of the fauna is the fact that solitary corals of Cycloseris sp. lived on
ammonoid shells during the Early Cretaceous of the Dolomites. This is not known from other
sediments and localities through time and space. The relation between the latter fossil groups is
reported for the first time from the Early Cretaceous. In most cases only the round bottom plate
of the corals is visible attached to the steinkerns of the ammonoids. Only rare specimens (2)
show three-dimensional preservation of the coral body with its septa. All kinds of ammonoids
are attached with relics of solitary corals: lytoceratids, phylloceratids, ammonitids and
ancyloceratids, ribbed species as well as smooth species. Therefore a secondary hard ground
is needed for settling. The hard substrate must have been available for the epibionts over a
quite long time so that they had enough time to settle and grow.
The morphology is similar to that of Upper Cretaceous solitary corals like Connolites or
Micrabacia. Bottom discs are from 2 mm up to 4 cm in diameter. Internal structures, septa and
composition, are comparable with the latter species. Despite these similar features it is not
known from corals like Connolites or Micrabacia that they could have lived on ammonoid shells
or even ‘normal’ hardgrounds. Serial thin sections were made and show remarkable differences
from other known solitary corals. The described solitary corals needed some time to grow up to
a maximal size of 4 cm in diameter. This shows that corals and other encrusters had enough
time to overgrow the different shells. The number of about 20 corals attached on ammonoid
shells shows that this is common at the Puez locality. A single ammonoid shell could be
attached by up to 6 corals on it.
The main focus of future studies of the Puez area will be on the palaeoecology and synecology
of the cephalopod fauna of the Puez section.
25
A new Early Cretaceous ammonoid fauna from the Dolomites
(Valanginian – Aptian, Southern Alps, Italy) [Poster]
Alexander Lukeneder
Natural History Museum, Geological-Palaeontological Department, Burgring 7, A-1010 Wien, Austria
[email protected]
Early Cretaceous ammonoids (n = 424) were collected at the Puez locality in the Dolomites of
Southern Tyrol. The cephalopod fauna from the marly limestones to marls here indicates Late
Valanginian to Early Aptian age. The underlying Biancone Formation (Maiolica Formation) is
Lower Valanginian, whereas the lowermost Rosso Ammonitico is of Jurassic to Berriasian age.
The deposition of the marly limestones and marls in this interval occurred during depositionally
unstable conditions. The ammonoid fauna comprises 27 different genera, each apparently
represented by 1-2 species. The complete occurrence at the Puez section is dominated by the
Phylloceratina (30%) and the Ammonitina (34%). Phyllopachyceras (17%) and Phylloceras
(13%) from the Phylloceratina are the most frequent components, followed by Lytoceras (12%)
from the Lytoceratina, and Barremites (10%) and Melchiorites (8%) from the Ammonitina.
Phylloceatidae and Desmoceratidae are dominating the cephalopod-fauna.
Some ammonoid zones defined by Hoedemaeker et al. (2003) can be recognized. The following
index fossils were examined within the collections of the NHMW (Austria) and the NMB (Italy):
for the uppermost Valanginan Criosarasinella furcillata (C. furcillate Zone and Subzone), for the
middle Lower Hauterivian Olcostephanus (Jeannoticeras) jeannoti (O.(J.) jeannoti Subzone)
and for the middle Lower Hauterivian Olcostephanus (Jeannoticeras) jeannoti (O. (J.) jeannoti
Subzone) and Heinzia sayni for the lowermost Upper Barremian (H. sayni Subzone; Reboulet
and Hoedemaeker (reporters) et al., submitted).
The ammonoid fauna contains only descendants of the Mediterranean Province (Tethyan
Realm). Most affinities of the cephalopod fauna are observed with faunas from the adjacent
areas of Italy (Lessini Mountains, Belluno, southern Trento Plateau), the Northern Calcareous
Alps and the Bakony, Geresce and Mecsek Mountains of Hungary. This is explained by the
neighbouring position of the latter areas during the Early Cretaceous on the Apulian/Adria block
and the Alpine-Carpathian microplate.
The frequency of the ammonoids and the richness of the fauna make this section especially
suited to accurately study the vertical ammonite distribution. The main focus in the future will be
to investigate in detail the stratigraphic framework of the Puez section. Bed-by-bed collecting is
required to obtain crucial data on the ammonoid distribution and occurrence (range). A
cooperative project with this aim is being planned by the South Tyrol Museum of Natural
Sciences Bozen and the Natural History Museum Vienna.
A further study on the palaeoecology and synecology of the cephalopod fauna of the Puez
section is currently under preparation by Lukeneder (in prep). It focuses on the autecological
features exhibited by different fossil groups (annelids, bryozoans, foraminifera, corals) on
ammonoid shells, which act as cryptic habitats for different encrusters in the Early Cretaceous
of the Puez locality.
26
Evolution in isolierten Ökosystemen:
Die neogenen Dinariden-Seen. Welchen Einfluss hatten die
Dinariden-Mollusken auf den Pannonischen See? [Vortrag]
Oleg Mandic und Mathias Harzhauser
Geologisch-Paläontologische Abteilung, Naturhistorisches Museum Wien, Burgring 7, 1010 Wien, Österreich.
([email protected]; [email protected])
Geologisch alte Seen sind Laboratorien der Evolutionsforschung. Sie sind langlebige isolierte
Ökosysteme, die häufig durch endemische Faunen charakterisiert sind. Diese Faunen sind
meist Nachkommen von opportunistischen Pioniertaxa. Evolutive Anpassungen erlauben
schließlich die Eroberung von ökologischen
Nischen,
die
für
die
Ursprungsarten
unerreichbar waren. Neue Methoden der
integrierten Stratigraphie bieten die einmalige
Chance die Evolutionsparameter innerhalb
eines geochronologischen Bezugsrahmens zu
evaluieren.
(Bild: Vergleich zwischen Taxa der Dinariden Seen und
des Pannonischen Sees)
Anfang
des
Jahres
konnten
die
Detailuntersuchungen zu diesem Thema in
Rahmen eines FWF-Projektes (P-18519)
begonnen werden. Das Ziel des Projektes ist
die
faunistische
und
stratigraphische
Untersuchung der langlebigen neogenen
Dinariden-Seen. Diese repräsentierten über
mehr als 20 Millionen Jahre ein endemischlakustrines Umfeld, innerhalb einer sich
allmählich
hebenden
Gebirgslandschaft
zwischen Zentraler Paratethys und dem frühen
Mittelmeer. Das Seen-System war Schauplatz
einer ungewöhnlichen Radiation innerhalb der
Molluskenfaunen – eine Radiation, die trotz
zahlreicher Parallelen mit der berühmten
endemischen Evolution des Pannonischen
Sees, mindestens 10 Millionen Jahre früher stattfand. Mächtige, innerhalb NW-SE streichender
Becken aufgeschlossene Sedimentabfolgen bieten einen exzellenten Einblick in die zeitliche
Abfolge dieser Faunen. Beschreibung und Interpretation der Radiationen werden sich auf die
Erfassung des taxonomischen Inventars (Sammlungen und Neuaufsammlungen) stützen.
Zusätzliche Daten aus der Biostratigraphie, Paläoökologie, Sedimentologie und der
Sauerstoff/Kohlenstoff-Isotopie werden integriert. Eine detaillierte Bearbeitung von
repräsentativen Profilen aus sechs Becken in Kroatien und Bosnien und Herzegowina ist
geplant. Zusätzlich zur Kooperation mit lokalen Partnern sind Erdwissenschaftler aus sieben
Staaten beteiligt. In der Endphase des Projektes sollen die Parallelen zwischen der DinaridenRadiation und der späteren pannonischen Entwicklung herausgearbeitet werden.
27
Pellendorf - eine niederösterreichische obermiozäne Fundstelle mit
bemerkenswerten Pflanzenfossilien [Vortrag]
Barbara Meller
Geologische Bundesanstalt, Neulinggasse 38, A-1030 Wien
Institut für Paläontologie der Universität Wien, Althanstr.14, A-1090 Wien
[email protected]
Während der Bergung von Sedimentblöcken für paläokarpologische Untersuchungen an der
Fundstelle Pellendorf (ehemalige Sandgrube Max, Niederösterreich, Obermiozän;
Exkursionspunkt der ÖPG Tagung 2003 in Zistersdorf) fanden sich häufig auch Abdrücke von
Blättern. Zwei Blattabdrücke fielen dabei besonders auf, da sie neu für diese Fundstelle und
außerdem nicht aus anderen obermiozänen Floren in Österreich bekannt waren.
Nach dem Studium von ca. 100 rezenten Arten in verschiedenen Herbarien konnten die 2
Blattabdrücke der Gattung Aristolochia zugeordnet werden. Es wurden aber nicht nur Arten der
Aristolochiaceae, sondern auch verschiedene Gattungen und Arten der Convolvulaceae,
Menispermaceae und Smilacaceae verglichen. In Österreich ist die Gattung Aristolochia heute
mit einer Art vertreten: A. clematitis, einer krautigen Pflanze, die z.B. auch in der Lobau
vorkommt. Die rezenten Aristolochiaceae beinhalten weltweit 4-12 Gattungen und 400-600
Arten. Es sind überwiegend Kräuter, Lianen und Sträucher, nur sehr selten kleine Bäume. Das
Diversitätszentrum liegt in tropisch-subtropischen Regionen.
Systematisch gehören die Aristolochiaceae zu den basalen Angiospermen und in den
Verwandtschaftskreis der Piperales. Sichere Fossilnachweise können einen wertvollen Beitrag
zur phylogentischen Rekonstruktion der basalen Angiospermen darstellen.
Die Fossilnachweise dieser Familie sind in Europa jedoch äußerst spärlich und konnten bei
näherem Vergleich meist nicht bestätigt werden. Der einzige bekannte Fossilnachweis von
Aristolochia aus Österreich, der 1888 von Ettingshausen aus untermiozänen Sedimenten bei
Leoben beschrieben worden war, gehört sicher nicht zu dieser Gattung. Es könnte sich dabei
eher um ein Blatt einer Convolvulaceae handeln. Leider ist dieses Blatt verschollen. Die
einzelnen publizierten Nachweise aus dem Oligozän Deutschlands und Italiens, dem Miozän
der Schweiz und Ungarns oder dem Pliozän Deutschlands gehören sicher nicht zur Gattung
Aristolochia. Schimper & Schenk (1890) bilden aus dem Miozän Kroatiens ein als Aristolochia
venusta bestimmtes Blatt ab, welches größere Ähnlichkeit zur Aristolochiaceen-Gattung
Asarum aufweist.
Die Aristolochia-Blätter sind aber nicht die einzigen bemerkenswerten Pflanzenfossilien aus
Pellendorf. Von größerer wissenschaftlicher Bedeutung sind z.B. auch die Reste der Trapaceae
(Trapa, Hemitrapa, Mikia), Lythraceae (Decodon, Microdiptera) und Alismataceae.
28
Spätmiozäne Ostracoden aus dem Wiener Becken [Vortrag]
Klaus Minati
Institute for Limnology of the Austrian Academy of Sciences, Mondsee
[email protected]
Ostracoden (Muschelkrebse) sind aufgrund ihrer unterschiedlichen ökologischen
Anforderungen, sowie wegen ihres guten Erhaltungszustandes über Jahrmillionen hinweg ein
gutes Hilfsmittel zur Beantwortung paläoökologischer und phyllogenetischer Fragestellungen.
Im Rahmen des FWF
Projektes P17738 werden
Ostracodenproben
von
ausgewählten Standorten im
Wiener
Becken
(Hennersdorf,
Richardhof
und Götzendorf) und aus
dem Steirischen Becken
(Mataschen)
gesammelt.
Nach der Auswertung der
Proben
werden
die
gewonnenen Daten mit jenen
von rezenten Ostracoden
verglichen,
um
dadurch
Rückschlüsse
auf
die
paläoökologischen
Verhältnisse zu erlangen.
Die
Ostracoden
aus
Hennersdorf
(auf
diese
Lokalität wird hier näher
eingegangen), wurden nicht
nur
mit
herkömmlichen
Methoden
gesammelt,
sondern auch mit Hilfe eines
Stech-Bohrers.
Bild: Probennahme in Hennersdorf
Durch das Schneiden der
gewonnenen Bohrkerne in
geringen Abständen (5mm)
kann eine sehr feine, zeitliche Auflösung des im Bohrkern enthaltenen Materials erreicht
werden. Dadurch können z.B. kurzzeitige Veränderungen der ökologische Bedingungen erkannt
werden, welche sich wiederum in der Struktur der Ostracodenpopulationen niederschlagen.
Die ersten Ergebnisse dieser Untersuchungen werden hier präsentiert.
29
„Biedermeierliche“ Rekonstruktionen geologischer
Ökosysteme durch Joseph Kuwasseg [Poster]
Bernd Moser 1 und Bernhard Hubmann 2
1 Department Natur, Abteilung Mineralogie, Landesmuseum Joanneum, Raubergasse 10, 8010 Graz,
[email protected]
2 Institut für Erdwissenschaften (Bereich Geologie und Paläontologie) Karl-Franzens-Universität Graz, Heinrichstraße
26, 8010 Graz, [email protected]
Der Grazer Künstler Joseph Kuwasseg (* 1799 Triest, † 1859 Graz) hat vor allem als Aquarellist
und Lithograph die steirische Kunst des 19. Jahrhunderts wesentlich mitbestimmt. Zu seinem
Werk gehören neben einer Reihe von Graz-Ansichten, die von Postkartengröße bis Großbildern
in Meterdimensionen reichen, topographische Ansichten, Architekturaquarelle und ideale
Landschaften.
Mit dem Lithographiezyklus „Die Urwelt in ihren verschiedenen Bildungsperioden“, die in
Zusammenarbeit mit dem damals am Joanneum in Graz tätigen (Paläo)Botaniker Franz Unger
(* 1800 Leutschach, † 1870 Graz, von 1835 bis 1849 am Joanneum) entstanden sind, schuf
Kuwasseg ein für die Biedermeierzeit äußerst ungewöhnliches und über die Dezennien hinaus
vielbeachtetes Werk.
Die Mappe mit Textband erschien in 2 Auflagen. Die erste Auflage weist ein Vorwort Ungers
aus dem Jahr 1847 auf, wurde aber erst 1851 herausgegeben und enthielt 14 Lithographien (je
44,5 x 30,5 cm Bildformat). Die zweite Auflage erschien 1858 und war um 2 Darstellungen
erweitert. Franz Unger schreibt dazu, dass der Wissensfortschritt vor allem über die „frühen“
Perioden – das sind in seinem Fall Silur und Devon – es ermögliche, den 14 Darstellungen von
1847/51 zwei weitere hinzuzufügen.
Im vergangenen Jahr 2005 konnte die Neue Galerie am Joanneum in Graz eine
Originalkassette mit 18 großformatigen Aquarellen (je 66 x 48 cm Bildformat) von Josef
Kuwasseg mit Motiven des Zyklus „Die Urwelt in ihren verschiedenen Bildungsperioden“
ankaufen. Diese Kassette ist damit die zweite ihrer Art. Das andere - bis vor kurzem einzig
bekannte - Exemplar mit großformatigen Aquarellen befindet sich an der Bibliothek des
Institutes für Botanik der Universität Wien. Interessant ist, dass bei der Grazer Kassette einige
Texte, die als Beschreibungen zu den einzelnen Perioden dienen als lose lithographierte
großformatige Blätter beiliegen, also offenbar extra für das große Format angefertigt wurden.
Ansonsten liegt der Textband bei, der eigentlich zur Lithographie-Mappe gehört.
Der Lithographie-Zyklus war das eigentliche Ziel der Zusammenarbeit zwischen Unger und
Kuwasseg, das damit eine Verbreitung des Werkes an einen größeren Publikumskreis möglich
war. Eine bereits der ersten Auflage beigefügte Subskribentenliste zeigt eine im damaligen Sinn
„weltweite“ Verbreitung. Die Interessentenschar reichte von St. Petersburg bis Boston und von
Padua bis Edinburgh.
Aus sekundärer Quelle ist auch bekannt, dass Unger am Anfang seiner Wiener Zeit (ab 1849)
offenbar sehr starke Kritik aus kirchlichen Kreisen für die Visualisierung seiner
Entstehungsgeschichte und damit einer damals zeitgemäßen Schöpfungsgeschichte erntete.
Das künstlerische, wie wohl auch „wissenschaftliche“ Ringen um möglichst seriöse
Detailgetreue der Rekonstruktionen lässt sich insofern gut nachvollziehen, als in der Sammlung
der Neuen Galerie sehr viele Sepia- und Tuschvorzeichnungen von Joseph Kuwasseg zum
30
„Urwelt-Zyklus“ existieren und Unger in seinem Vorwort von 1847 hervorhebt, dass Kuwasseg
nicht müde wurde immer wieder neue Entwurfsvarianten zu zeichnen.
Die Motive sind durchwegs von Pflanzendarstellungen beherrscht, aber auch bei den
Tierdarstellungen sind immer wieder Änderungen zwischen Vorzeichnung, Lithographie und
Aquarell zu sehen (z.B. Morphologie eines Echsenrückens, Umrisse von Trilobiten etc.).
Da derzeit über die Herkunftsgeschichte und den seinerzeitigen Zweck sowohl der Wiener als
auch der Grazer Aquarellkassette noch nichts Näheres bekannt ist, befinden sich die Autoren
dieses Abstracts diesbezüglich derzeit in einer intensiven Recherchephase.
Interessant ist auch die Frage in welcher zeitlichen Beziehung die Aquarellzyklen zu den
Lithographie-Editionen stehen. Waren es gut ausgeführte Vorzeichnungen für die Lithographien
oder waren es nachgereichte Prunkversionen für ganz wenige Adressaten. Der englische
Wissenschaftshistoriker Rudwick ist jedenfalls der Meinung, dass schon die LithographieMappen mit Text für die damalige Zeit als äußerst exklusives Transportmittel von Wissen
anzusehen sind und nur einem finanziell potenten Abnehmerkreis zugänglich waren.
Der 18-teilige Zyklus von Kuwassegs Aquarellen kann noch bis 19.11.2006 im Rahmen der
Sonderausstellung „Die Urwelt – Fossile Reste und ihre gemalte Interpretation. Mit Bildern von
Joseph Kuwasseg, Wilhelmine König und Fritz Messner“ in den Sonderausstellungsräumen im
2. Stock des Joanneums-Stammhauses in der Raubergasse 10, 8010 Graz besichtigt werden.
Speziell zu den Bildern von Joseph Kuwasseg werden Pflanzenfossilien aus der
Studiensammlung Franz Ungers präsentiert.
31
Neuseeland – Aotearoa
Maori „Land der langen weißen Wolke“ [Vortrag]
Doris Nagel & David Ferguson
Department für Paläontologie, Universität Wien
Eine gemeinsame Auslandsexkursion der Paläobotanik und der Wirbeltiergruppe, Institut für
Paläontologie Wien, ging im Februar 2006 nach Neuseeland. Der Schwerpunkt lag natürlich auf
Fossilfundstellen, aber es wurde auch nicht der geologische und rezent-biologische Aspekt aus
den Augen gelassen (Abel-Tasman Park, Kaihu Agathis Wald).
Vom Paläozoikum bis in die Kreide
hatte Neuseeland, als Teil von
Gondwana, dieselbe geologische
Geschichte wie Australien. So ist
das Paläozoikum z. B. von einer
kambrischen
Trilobitenfundstelle
(Cobbs
Reservoir)
bis
zu
permischen
fossilen
Farnen
(Southland) vertreten. Durch die
beginnende Trennung zwischen
Antarktica und Australien (ca 120
Mill. J.) entstand ein Trog, der sich
rasch mit Sedimenten auffüllte. Die
vollständige Abtrennung erfolgte ca.
vor 80 Millionen Jahren und
Neuseeland ist heute der südlichste
Zipfel des polynesischen Dreieckes.
Im Mesozoikum sind neben einer
Vielzahl mariner Evertebraten (Oamaru) auch einige wenige marine Vertebraten vertreten
(Shag point, Oaru). Die terrestrischen Funde sind extrem selten. Zwischen 38 und 21 Mill. J.
wurde die tasmanische Platte inaktiv und eine neue Plattengrenze entstand, die so genannte
Maquarie ridge. Im Nordteil sinkt die pazifische Platte unter Neuseeland (auf der Höhe Hawkes
Bay). Auf der Südinsel ist diese Grenze als Alpine Fault sichtbar. Die Verfrachtung der Gesteine
dort spricht für 450 km Lateralverschiebung.
Aus dem Eozän sind zahlreiche Kohlelagen bekannt (Huntly, Rangihaeta). Im Oligozän waren
nur ca. 18% der Landmasse über dem Meeresspiegel. Neben einigen fossilen
Pflanzenfundstellen, die neben den typischen Gondwanafloren auch viele unerwartete
exotische Elemente noch beinhalten (Murchinson), sind noch bezahnte Vertreter der
Bartenwale aus Neuseeland bekannt (Duntroon). Vor dem Miozän gab es keine nennenswerte
Auffaltung und die Landmasse von Neuseeland erodierte (Peneplain). Im Miozän setzte die
alpine Gebirgsbildung ein, gemeinsam mit starkem aktivem Vulkanismus der die Halbinseln
Coromandel, Banks und Otago bildete. Es bildeten sich im Pliozän kleine Fjorde und Becken
mit Meerwasser und die ersten Vertreter der charakteristische Moa erscheinen im Fossilbefund.
Die Nord- und Südinsel waren bis zum Mittelpleistozän (Marton) noch verbunden und erst ab
450 ka sind die beiden Teile getrennt, wobei jede Eiszeit und damit jeder
Meeresspiegeltiefstand sie wieder verband (Tongariro, Nguaru Höhle).
32
Ein Pompej der Paläontologie:
Das UNESCO Weltnaturerbe Fossilfundstelle Grube Messel
Ein Zeitfenster im Gedächtnis unseres Planeten Erde. [Vortrag]
Fritz F. Steininger
Krahuletz Museum
Krahuletz Platz 1 – 3730 Eggenburg, N.Ö.
[email protected]
Die Welterbeliste der UNESCO umfaßt neben den zahlreichen vom Menschen geschaffenen
Kulturdenkmälern auch eine Reihe von geologischen Denkmälern und Landschaften, die
Geosites und Geoparks, unwiederbringliche Ökosysteme, Biotope und paläontologische
Fundstellen (wie Messel oder die Fundstelle des „Peking“-Menschen). Diese erlauben uns in
verschiedenen Zeitfenstern einen Einblick in die biologische Entwicklung des Lebens bis hin
zum Menschen und ebenso in die Entwicklung der Erdkruste unseres Planeten. Sie vermitteln
und dokumentieren über 4,5 Milliarden Jahre das Gedächtnis unseres Planeten.
In den ca. 45 Millionen Jahre alten Ölschiefer der Fossilfundstelle Grube Messel bei Darmstadt
sind uns Pflanzen und Tiere der geologischen Zeitepoche des älteren Eozäns in einem
einzigartigen Erhaltungszustand überliefert und sind ein eindrucksvolles Beispiel für dieses
„Gedächtnis“ unseres Planeten in einem bestimmten Zeitfenster. Die Erhaltung im weitgehend
sauerstofflosem Milieu, am Boden des fossilen Messelsees, überliefert uns weitgehend die
33
gesamten Organismen. Die einzigartige Erhaltung erlaubt uns weiterführende Aussagen zu
Details der Blatt- und Blütenanatomie der überlieferten fossilen Pflanzen, den Haaren, der
Hautstruktur, der Muskelanatomie und dem Innenbau von Organen verschiedener fossiler
Tiere, sowie zu ihrer Ernährung durch oft den weitestgehend überlieferten Magen- und Darminhalt.
Mit Hilfe dieser Kenntnisse gelingt uns eine glaubhafte Rekonstruktion der Pflanzen- und
Tierwelt, des Ökosystems und des Klimas des Planeten in diesem Zeitfenster. Die in den
letzten beiden Jahren abgeteuften Bohrungen helfen uns, die Entstehungsgeschichte des (oder
der) Messelsees(en) und ihrer Ablagerungen zu verstehen. Die weltweite Einmaligkeit dieser
Fossillagerstätte hinsichtlich der Erhaltung der Fossilien und der Bedeutung für die Entstehung
der modernen Säugetiere, hat die UNESCO 1995 veranlasst, die Grube Messel als erstes
europäisches und deutsches Weltnaturerbe dieser Art in die Welterbe-Liste aufzunehmen.
34
Hofrat Carl August Bobies (1898 – 1958):
Geologe, Bryozoologe und Sammler im Bezirk Baden. [Vortrag]
Norbert Vávra
Institut für Paläontologie, Universität Wien
Eine Tagung der Österreichischen Paläontologischen Gesellschaft in Bad Vöslau bietet wohl
den geeigneten Rahmen, an einen verdienstvollen Erforscher der Geologie und Paläontologie
des österreichischen Neogens zu erinnern, an Carl August Bobies, dessen wissenschaftliche
Tätigkeit überwiegend dem Westrand des Wiener Beckens, speziell dem Großraum Baden
gewidmet war.
Spärlich sind die Resultate, die eine „Spurensuche“ bezüglich seiner Biographie bisher
erbrachte: sein Großvater (Franz Bobies, 1826 – 1891) findet sich allerdings mit einer eigenen
Eintragung sogar in CZEIKEs Wien-Lexikon. Dem seinerzeit sehr bekannten Pädagogen wurde
in seinem Geburtsort Moosbrunn am Haus Nr. 42/43 auch eine Gedenktafel gewidmet. Er war
nicht nur Bürgerschuldirektor in Wien, sondern auch Bezirksschulinspektor und Mitglied des
Bezirksschulrates und gehörte als Vertreter der Liberalen von 1888-1891 auch dem Wiener
Gemeinderat an. Seine musischen Neigungen machten ihm zum Vorstand des Schubertbundes
sowie zum Obmann des Festausschusses des 4. Deutschen Sängerbundfestes. Sein Sohn, der
Vater von Carl August Bobies, studierte an der juridischen Fakultät und war als Staatsanwalt
tätig. Ob verwandtschaftliche Beziehungen zu Carl Bobies (1865 – 1897), einem
Landschaftsmaler des 19. Jahrhunderts, bestehen, müsste noch abgeklärt werden.
Carl August Bobies wurde am 16.12.1898 in Wien geboren, sein Leben war geprägt von zwei
Weltkriegen. Als 16-jähriger „trug er bereits des Kaisers Rock“ – um den damaligen
Sprachgebrauch wiederzugeben. Zum Fähnrich avanciert heiratete er im Februar 1918 Frau
Grete Bajer und war wenige Tage darauf bereits wieder im Einsatz; im gleichen Jahr legte er
auch die Reifeprüfung am Wiener Schottengymnasium ab. Nach Kriegsende inskribierte er an
der juridischen Fakultät, etwas später jedoch auch an der philosophischen Fakultät, wo er von
1923 – 1930 bei F. E. Sueß und C. Diener studierte. Er führte zwar umfangreiche Studien für
eine Doktorarbeit über das Gaadener Tertiär durch, promovierte allerdings nicht. Seit 1924 war
er berufstätig: zunächst am Handelsmuseum, ab 1930 am Wirtschaftsförderungsinstitut. Nach
dem 2. Weltkrieg finden wir ihn bereits 1946 als Direktor des Österreichischen
Warenverkehrsbüros. In dieser Funktion nahm er an den Sitzungen des Alliierten Rates teil
sowie an zahlreichen Handelsvertragsverhandlungen „in fast allen Metropolen zwischen
Beograd und London“ – wie es in seinem Nachruf heißt. 1949 wird er schließlich leitender
Direktor der Außenhandelskommission und übernimmt 1952 die Leitung der Zentralstelle für
Aus- und Einfuhr am Bundesministerium für Handel und Wiederaufbau. Nachdem er noch im
gleichen Jahr – aus gesundheitlichen Gründen – vorzeitig in den Ruhestand tritt, versucht er die
folgenden Jahre nunmehr ganz seinen erdwissenschaftlichen Neigungen und Interessen zu
widmen. In erstaunlich schneller Zeit macht er sich mit der modernen Fachliteratur über tertiäre
Bryozoen vertraut und beginnt mit einer umfangreichen Neubearbeitung der entsprechenden
Faunen des österreichischen Neogens. Er tritt in Kontakt mit ausländischen Fachkollegen, führt
noch im Frühsommer 1957 eine Exkursion der Geologist’s Association zu den
Terebratelsanden des Hartl in Eisenstadt und denkt auch daran, seine Promotion demnächst
nachzuholen. Sein Gesundheitszustand verschlechtert sich gegen Ende 1957 allerdings derart,
daß er 1958 die Korrekturen seiner letzten Publikation nur noch Spitalsbett vornehmen kann.
Sein Tod am 21. Juni 1958 macht allen seinen weiteren Plänen ein jähes Ende.
Mit insgesamt nur 18 Publikationen könnte man nur allzu leichtfertig ein vorschnelles Urteil
fällen; doch das wäre mehr als ungerecht. Die Arbeitskräfte seiner „besten Jahre“ hat er seiner
35
Heimat an einflussreicher Stelle nicht nur in der schwierigen Zwischenkriegszeit sondern in der
Aufbauphase nach Ende des Zweiten Weltkrieges als hervorragender Wirtschaftsexperte
gewidmet. Da musste notgedrungen seine persönliche Neigung zu den Erdwissenschaften
zurückstehen. Umso mehr verdient es Anerkennung, dass er aber daneben immer noch Zeit
fand, den Kontakt zur Geologie und Paläontologie aufrechtzuhalten.
In der Geologie sind es vor allem seine Kartierungsarbeiten in der Gaadener Bucht, des
Anningers sowie im Bereich des Triesting- und Piestingtales, die Erwähnung verdienen. Er war
auch Mitautor einer Geologischen Karte der Umgebung Wiens, hat daneben aber bereits seit
mindestens 1924 seine Interessen für fossile Bryozoenfaunen verfolgt. Neben seinen
Publikationen verbleiben uns auch noch seine überaus wertvollen Sammlungen fossiler
Bryozoen, wobei umfangreiche, sorgfältigst bestimmte Funde aus dem Bereich der
Terebratelsande des Hartl (Eisenstadt) einen Schwerpunkt darstellen. Dazu kommt noch
Material aus dem Badenium von Steinebrunn und Forchtenstein – „klassische“ Fundpunkte, die
heute längst nicht mehr zugängig sind, so dass diesem Material ganz besonderer
wissenschaftlicher Wert zukommt. Kaum bekannt dürfte hingegen die Tatsache sein, dass er
durch seine Auslandskontakte Material von einem der „Altmeister“ der Bryozoenforschung, Ray
S. Bassler (Washington), für seine Sammlungen erhalten hatte. Dieses Material ist nur durch
eine Verknüpfung glücklicher Umstände erhalten geblieben und befindet sich dzt. am Institut für
Paläontologie der Universität Wien. Diese von Bobies vielfach gut sortierten und zum Teil auch
taxonomisch bearbeiteten Funde umfassen vor allem Faunen aus den St. Barbara Marls
(Pleistozän, Kalifornien), von Rich Hill, Knoxville, (Middle Jacksonian, Oberes Eozän, Georgia)
und Lenuds Ferry (gleichfalls Middle Jacksonian, Oberes Eozän, South Carolina) – zum Teil
Fundorte, die heute nicht mehr zugängig sind, deren Material aber in dem Standardwerk von
Canu & Bassler (1920) bearbeitet wurde und dem alleine aus diesem Grund schon große
Wichtigkeit zukommt.
Als ein bescheidenes „Denkmal“ für Carl August Bobies finden sich in der Bryozoenliteratur
zwei Taxa, die seinen Namen tragen: das Genus Bobiesipora sowie „Membranipora bobiesi“.
Von ihm selbst wurden einige Erstbeschreibungen publiziert, von denen hier das Genus
Saevitella sowie Costazzia kalksburgensis (beides Cheilostomata, Locus typicus: Kalksburg) als
zwei Beispiele erwähnt seien. Als Zeichen der Anerkennung seiner wissenschaftlichen
Leistungen sei schließlich auch noch die Ernennung zum Korrespondenten der Geologischen
Bundesanstalt erwähnt.
Literaturhinweise:
BOBIES, C. A. (1928): Das Gaadener Becken. Ein Beitrag zur jüngsten Geschichte des Kalkalpenrandes bei Wien. –
Mitt. Geol. Ges. Wien: 19: 41 – 78.
BOBIES, C. A. & WALDMANN, L. (1928): Geologische Karte der Umgebung von Wien 1 : 75.000. – Geol. Inst. Univ.
Wien, Wien.
BOBIES,C.A. (1956): Bryozoenstudien I. Die Bryozoenfauna der tortonen Strandbildungen von Kalksburg bei Wien. –
Jb. Geol. Bundesanst., 99 (2): 225 – 258.
BOBIES,C.A. (1957): Bryozoenstudien II. Die Bryozoen des österreichischen Sarmats – Jb. Geol. Bundesanst., 100
(1): 81 - 114.
BOBIES,C.A. (1958): Bryozoenstudien III, 1. Die Crisiidae (Bryozoa) des Tortons im Wiener Becken. – Jb. Geol.
Bundesanst., 101: 147 - 165.
BOBIES,C.A. (1958): Bryozoenstudien III, 2. Die Horneridae (Bryozoa) des Tortons im Wiener und Eisenstädter
Becken. – Sitzg.ber. Österr. Akad. Wiss. Math.-naturwiss. Kl., Abt. 1, 167 (3,4): 119 – 137.
CANU, F. & BASSLER, R. S. (1920): North American Early Tertiary Bryozoa. – Smithsonian Instn., U. S. Nat. Mus. Bull.,
106: XX + 859 S.
KÜPPER, H. (1959): Carl August Bobies. – Verh. Geol. Bundesanst. 1959 (1): 1 – 3.
36
Ergebnisse der Forschungsbohrung Sooß
(Miozän, Unteres Badenium) [Vortrag]
Michael Wagreich1, Anna Selge2, Johann Hohenegger3, Karl Stingl2, R. Scholger2, Peter
4
Pervesler3, Christian Rupp4, Fred Rögl5, Stjepan Ćorić und Maksuda Khatun1
1 Department für Geodynamik und Sedimentologie, Erdwissenschaftliches Zentrum, Universität Wien, 2 Institut für
Geophysik, MU Leoben, 3 Department für Paläontologie, Universität Wien, 4 Geologische Bundesanstalt, Wien, 5
Naturhistorisches Museum, Wien
Im Gebiet der Typuslokalität des Badeniums, der ehemaligen Ziegelei Sooß bei Baden, wurde
eine Forschungsbohrung zur Untersuchung der Sedimente des Badeniums abgeteuft. Die bis
102 m tiefe Bohrung wurde vollständig gekernt. Am Kernmaterial wurden biostratigraphische,
paläökologische, paläoichnologische, sedimentologische, geochemische und paläomagnetische
Untersuchungen durchgeführt. Stratigraphisch ist die Abfolge zum Großteil in die Obere
Lagenidenzone (Unteres Badenium) einzuordnen; nur der tiefste Teil fällt in die Untere
Lagenidenzone. Die Nannofossilzone NN5 ist nachgewiesen.
Die Abfolge setzt sich aus 95% Tonmergel („Badener Tegel“, Baden-Gruppe) zusammen, wobei
der hangende Teil der Bohrung eine stärkere tektonische Deformation zeigt. Der dominierende
Sedimenttyp sind bioturbate, mittel- bis dunkelgraue Mergel mit Karbonatgehalten zwischen 11
und 25%. Die Gehalte an organischem Kohlenstoff schwanken zwischen 0.35 und 0.65% und
zeigen einen leichten Anstieg mit der Tiefe. Selten sind bis zu 20cm dicke Sandlagen und eine
einzelne konglomeratische Lage eingeschaltet. Eine wenige cm dünne smectitreiche Tufflage
ist bei 72,4 m erkennbar. Zwischen 80 und 86m treten hell-dunkel laminierte Bereiche mit
fehlender Bioturbation auf. Auf Grund von Konrgrößenanalysen lassen sich die Tegel als siltige
Tone klassifizieren (Medianwerte 2 - 4µm). Die Sortierung ist mäßig bis schlecht.
Die im Bohrkern dominante fossile Lebensspur Phycosiphon tritt in zwei Größenklassen auf. Sie
wird als Freßspur eines Deposit-Fressers interpretiert, der die im Sediment verteilte partikuläre
organische Materie beweidet. Phycosiphon tritt bisweilen gemeinsam mit Thalassinoides auf;
beide Spurentypen sind höheren Stockwerken zuzuordnen. In einigen seltenen Fällen können
auch Vertreter der Zoophycos- Chondrites Ichnogilde aus den tiefsten Stockwerken in
Erscheinung treten. Solche Weichboden-Vergesellschaftungen siedeln typischer Weise in
schlammigen, unter ruhigen Umweltbedingungen abgelagerten, nahrungsreichen Sedimenten;
einem meist dysaeroben Milieu mit niedriger Sauerstoffkonzentration auf Meeresboden-Niveau.
Karbonatgehalte, Gehalte an organischem Kohlenstoff und die magnetische Suszeptibiltät
zeigen eine markante Zyklik über die gesamte Bohrkernlänge. Die Spektralanalyse der
magnetischen Suszeptibiltät weist signifikante Perioden bei 40,3m, 23,2m, 11,1m und 8,3m auf
sowie einen zusätzlichen Peak bei 1,6m. Die Karbonatgehalte und die Gehalte an organischem
Kohlenstoff im unteren Teil des Kerns weisen sehr ähnliche Peaks auf und zeigen eine
signifikante positive Korrelation. Die Korrelation dieser Daten mit astronomischen Zyklen lässt
eine Interpretation der beiden Zyklen erster Periode (40 – 45m) entweder mit dem 41.000er
(Obliquität) oder dem 100.000er (Exzentrizität) Milankovitch-Zyklen zu. Auf Grund dieser
Korrelationen errechnen sich Sedimentationsraten von 1,14mm/a (41.000er Zyklus) oder
0,5mm/a (100.000er Zykus). Bei einer Interpretation der laminierten Bereiche des Kerns als
jahreszeitliche warvenartige Schichtung errechnet sich eine Sedimentationsrate von etwa
1,1mm/a, womit ein weiterer Hinweis auf Obliquitätszyklen gegeben ist. Auf dieser Grundlage
ist sehr wahrscheinlich, dass der 102 m lange Bohrkern nur eine Zeitspanne von 100.000 bis
maximal 200.000 Jahre repräsentiert.
37
„Bitte nicht wegwerfen!!“ - Fraß- und Lebensspuren an Mollusken
aus der Lokalität Gainfarn NÖ [Vortrag]
Gerhard Wanzenböck
Breitegasse 7, 2541 Bad Vöslau
Sammler von Fossilien aber auch Wissenschaftler sind oft nur an möglichst großen, gut und
komplett erhaltenen Fundstücken interessiert. Je attraktiver umso besser!
Aber meist sind es die an – oder aufgebrochenen, angebissenen oder bewachsenen, oft gar
nicht so ansehnlichen Funde, die viel interessanter sind. Durch diese Fossilien ist es oft
möglich, wie durch ein Zeitfenster, auf Lebenssituationen und Lebensgemeinschaften zu
blicken, die schon längst vergangen sind.
Selbstverständlich ist es vor allem für Laien nicht immer leicht auseinander zu halten, ob es sich
bei seinem Fund um ein Fossil mit interessanten Lebensspuren handelt, oder ob nur ein
unvollständig oder schlecht erhaltenes Exemplar vorliegt.
Um dies zu erkennen bedarf es Fachwissen, gezielten Informationen und einer Menge
Erfahrung. Aber sich dafür zu interessieren zahlt sich aus! So kann es schon mal vorkommen,
dass man sich über ein Fundstück freut, das andere weggeworfen oder erst gar nicht beachtet
hätten. Gerade so ein Stück, das man dann in seinen Händen hält, ist nicht eines von
Tausenden, die vermutlich schon in dieser Lokalität gefunden wurden, sondern es hat eine
„persönliche Geschichte“, die es über Millionen von Jahren bewahrt hat.
Solche „persönlichen Geschichten“ möchte ich ihnen zeigen an Hand von Mollusken, die in den
miozänen Ablagerungen von Gainfarn gefunden wurden.
Das Ziel dieses Vortrages ist es, interessierten Laien Beispiele für Fraß- und Lebensspuren
aufzuzeigen, so dass ein selbstständiges Erkennen dieser später möglich ist.
Im Miozän, einer Zeitstufe des Neogens, genauer gesagt im Badenium (16,4 bis 13 Mio.), war
das ganze Wiener Becken überflutet. Dieses Meer, das sowohl zum Indopazifik aber auch zum
Mittelmeer Verbindung hatte, wird Paratethys genannt. Gainfarn liegt in der so genannten
„Gainfarner Bucht“. Sie stellt eine kleine Ausbuchtung des Wr. Beckens in die Ausläufer der
Kalkalpen dar. Die Wassertiefe betrug hier ca. 10 bis 30 m und bot einer Vielzahl von Tieren
und Pflanzen einen idealen Lebensraum. Es handelte sich vermutlich um Seegraswiesen, die
von Sand- und Geröllflächen unterbrochen wurden. Schon seit langem zählt Gainfarn zu den
bedeutendsten Fundstellen von fossilen Mollusken. Diese werden in wunderbarem
38
Erhaltungszustand auf den Feldern und Weingärten von Gainfarn, in den Gainfarner Mergeln
und Sanden gefunden. Tausende von Muschel- und Schneckenschalen wurden hier schon
gesammelt. Manche jedoch erlauben direkte Rückschlüsse auf damalige Lebenssituationen.
Einige Beispiele dafür möchte ich ihnen präsentieren.
„Nicht gerade die Schönsten aber sehr interessant !“
Schalendeformationen nach Bissen, Verletzungen oder Wachstumsstörungen
Immer wieder findet man vor allem Schnecken, die ein unnatürliches Wachstum aufweisen.
Einerseits fallen sie dadurch auf, dass sie von der normalen „Wachstumsrichtung
(Gewindeachse)“ abweichen, andererseits durch deutlich sichtbare „Narben“ auf ihren Schalen.
Die Abweichungen sind zu begründen durch genetisch bedingte Wachstumsstörungen, oder
durch Schalenbeschädigungen nach Verletzungen, wie etwa nach Bissen, die ihnen von
Fressfeinden zugefügt wurden. Zu ihren Feinden zählten z.B. Fische, Seesterne, Krebse,
Krabben, andere Schnecken. Überlebte eine Schnecke solch einen Angriff, versuchte sie ihre
Schale zu reparieren. Das solche Reparaturen durchaus erfolgreich waren, sieht man daran,
dass die Schnecke weiter gewachsen ist. Da sie jedoch nach diesen Schalenverletzungen von
ihrem vorgegebenen Bauplan vorübergehend abweichen musste, blieben „Narben“ zurück.
„Auf´s richtige Fundament kommt´s an!“
Leere Schalen als Hartgrundersatz
Viele planktonisch, freischwimmende Larven von später sessilen (festsitzenden) Tieren, wie
z.B. Austern, Zwiebelmuscheln, Wurmschnecken, Moostierchen (Bryozoen), Korallen, etc.,
benötigen einen festen Untergrund um sich festzusetzen. Da jedoch in Seegraswiesen, Sandund Schlammflächen diese ausgesprochene Mangelware sind, werden leere Schalen von
Mollusken gerne als Ersatz für Steine angenommen.
„Ungeliebte Zweitbesitzer oder Umbau wird doch noch erlaubt sein !?“
Leere Schalen als Lebensraum
Auch Larven von Schwämmen (Porifera) und Bohrmuscheln (Lithophaginae) sind auf der Suche
nach einem geeigneten Lebensraum. Manche marine Schwämme aber auch einige bohrende
Moostierchen (Bryozoen) sind wie die Bohrmuscheln in der Lage, den kalkigen Untergrund
aufzulösen und anzubohren. Als Untergrund eignet sich alles, was aus Kalk besteht. Somit
neben Kalkgestein, Korallen auch Schalen von Mollusken. Vor Fressfeinden in einem kalkigen
„Panzer“ geschützt, ernähren sie sich filtrierend. Wegen zunehmender Körpergröße sind sie
aber gezwungen immer weiterzuätzen und zu bohren. Anders als Kalkgestein sind Korallen und
Mollusken davon nicht gerade begeistert und versuchen ein Festsetzen von Larven zu
verhindern. Oder einmal festgesetzt, diese ungeliebten Mitbewohner zu umwachsen, um ihnen
den Zugang zum Frischwasser zu nehmen und sie dadurch abzutöten. Leere Schalen jedoch
sind ein idealer Lebensraum für diese Tiergruppen. Auch heute noch stellen sie für
Austernzuchten oder Mauern von Hafenanlagen eine ernste Bedrohung dar.
„My home is my castle!“
Leere Schalen als neuer Wohnraum I
Viele Tiere, die selbst nicht in der Lage sind ein hartes, schützendes Außenskelett zu bilden,
nützen gerne leere Molluskenschalen als Wohnraum. Manche wie etwa kleine Fische, Krabben
(ausgenommen Einsiedlerkrebse), etc., suchen oft nur für kurze Zeit Unterschlupf. Andere
wiederum bleiben dort einmal eingezogen, ihr ganzes Leben. Zu diesen Tieren gehört etwa
auch die Pantoffelschnecke (Calyptraeidae). Als Larve setzt sie sich in einer geeigneten leeren
Schale fest und ernährt sich dort filtrierend. Ihre Körperform passt sich im Laufe ihres
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Größenwachstums der gewählten Schneckenschale an. Wichtig für sie ist ein ungehinderter
Zugang zum Frischwasser. Somit ist sie immer im einstigen Mündungsbereich ihrer
„Behausung“ zu finden, außer es sind andere Öffnungen vorhanden.
„Tarnen und Täuschen oder Recycling gab´s schon damals!“
Leere Schalen als neuer Wohnraum II
Einsiedlerkrebse (Decapoda, Zehnfüßer; Infraordnung: Anomura, Unechte Krabben, Familie:
Diogenidae und Paguridae). Wie die erwähnte Pantoffelschnecke ist auch der Einsiedlerkrebs
auf leere Schneckenschalen angewiesen um zu überleben. Im Kopf- und Rumpfbereich ist er
stark gepanzert. Sein Hinterleib jedoch nicht. Anders als die Pantoffelschnecke, kann er jedoch
die Schale verlassen. Dies ist durch sein zunehmendes Größenwachstum auch nötig, da er sich
immer größere Schneckenschalen suchen muss. Fossil werden oft nur seine starken Scheren
überliefert und somit ist die Wahrscheinlichkeit Einsiedlerkrebse, trotz ihres häufigen
Vorkommens, fossil nachzuweisen sehr gering. Jedoch ist dies manchmal indirekt möglich.
Einsiedlerkrebse trachten danach ihre Behausung zu tarnen. Dies geschieht dadurch, dass sie
Seeanemonen, Moostierchen, Hydrozoen (Nesseltiere), Pflanzen, etc. auf ihren Schalen aktiv
festsetzen. Die Mitreisenden profitieren davon, in dem ihnen durch das Herumwandern des
Krebses immer neue Gebiete zur Nahrungsaufnahme erschlossen werden. Der Einsiedlerkrebs
hat seine Vorteile durch den Tarneffekt. Andererseits aber auch von der Wehrhaftigkeit seiner
Mitreisenden. Oft werden diese Begleiter wenn möglich sogar beim Schalenwechsel vorsichtig
abgelöst und auf der neuen Behausung wieder festgesetzt. Selbstverständlich trachtet der
Krebs jedoch immer danach den Mündungsbereich frei zu halten, so dass seine
Bewegungsfreiheit nicht eingeschränkt wird. Er „kultiviert“ sozusagen seine Begleiter nach
seinen Bedürfnissen. Lebende Schnecken tarnen sich auch manchmal, haben es aber im
Normalfall nicht gerne, wenn sich andere Tiere oder Pflanzen auf ihrer Schale festsetzten. Der
Einsiedlerkrebs fördert dies aber sogar. Ist also z.B. ein starker Bewuchs von Hydrozoen oder
Bryozoen feststellbar, der Mündungsbereich jedoch peinlichst frei davon gehalten, ist die
Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass diese Schale von einem Einsiedlerkrebs bewohnt war. Oft
kann man in diesen Fällen beobachten, dass die Endwindung der Schneckenschale scheinbar
weiter gewachsen ist. Bricht man aber ein Stück davon ab, ist zu erkennen, dass dieser Teil nur
mehr aus den Kalkabscheidungen der Hydrozoen oder Bryozoen besteht.
„Wer bohrt den da?“
Fraßspuren von Raubschnecken I
Wir haben bisher etliche Beispiele gesehen, wie leere Schalen genützt werden. Aber wie kommt
es dazu, dass es so viele leere Schalen gibt? - Dafür sorgen viele Fressfeinde wie Anfangs
schon erwähnt. Sehr gefräßige Räuber von Mollusken sind Raubschnecken. Eine davon ist die
Mond- od. Nabelschnecke (Familie der Naticidae). Diese Schneckenfamilie kommt in Gainfarn
in etlichen Gattungen (wie etwa Natica, Polinices, Neveritia, Sinum) sehr häufig vor. Auch ihre
Verschlussdeckeln (Operculum) sind zu finden. Sie haben kleine- bis mittelgroße Schalen,
meist von kugeliger Gestalt mit einem auffallenden „Nabel“. Heute noch sind sie in vielen Arten
weltweit anzutreffen. Diese Raubschnecke ist in der Lage mit einem Bohrorgan und ihrer
bezahnten Zunge (Radula), Löcher in andere Molluskenschalen zu bohren. Anschließend wird
das Opfer ausgefressen. Da die Nabelschnecke selbst in der Lage ist zu graben können auch
im Sand verborgene Mollusken aufgefunden und gefressen werden. Ihre Fraßspuren sind sehr
häufig zu finden und leicht durch ihre charakteristische Form zu erkennen. Die Löcher sind
kreisrund und trichterförmig.
„Wer nagt den da?
Fraßspuren von Raubschnecken II
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Ein weiterer gefräßiger Räuber ist die Familie der Stachel- oder Purpurschnecken (Muricidae).
Zu dieser in Gainfarn zu findenden Schneckenfamilie gehören die schönsten - und von
Sammlern begehrtesten Schnecken. Sie haben oft reich mit Stacheln skulpturierte Schalen.
Gesucht wurden sie in der Antike aber nicht nur wegen ihrer schönen Schalen sondern viel
mehr wegen eines Sekretes, das aus ihrer Manteldrüse gewonnen wurde > nämlich dem
Purpurfarbstoff. Die Schnecke ist eine eifrige Räuberin. Viele Arten sind in der Lage Löcher in
Schalen von anderen Mollusken zu bohren, da sie ebenfalls über eine Raspelzunge (Radula)
und oft über ein Bohrorgan verfügen. Zusätzlich sind einige Arten in der Lage Säuren und Gifte
zu bilden, die sie bei der Jagd einsetzen. Ihre Bohrlöcher sind aber nicht so gleichmäßig wie die
der Nabelschnecke und nicht trichterförmig. Manche Arten dieser Familie besitzen weiters auf
der Schale einen keilartigen Zahn, mit dem sie in der Lage sind Muscheln „aufzukeilen“. Dieser
Vorgang ist jedoch fossil an ihrer Beute nicht nachweisbar.
„Essen aus der Dose!“
Fraßspuren von Schamkrabben
Schamkrabben (Decapoda, Zehnfüßer; Infraordnung: Brachyura, Echte Krabben; Familie:
Calappidae). Diese weltweit vorkommende Krabbenfamilie, die zu den „echten Krabben“ zählt,
lebt vorwiegend auf Sandflächen, wo sie sich gerne zum Schutz eingräbt. Zu ihrer
Lieblingsbeute zählen Schnecken aber auch Einsiedlerkrebse. Für die Jagd auf diese Tiere,
sind sie mit Spezialwerkzeug ausgestattet. Ihre linke Scherenhand ist mit spitzen Fingern
versehen, die ihr erlauben pinzettenartig zuzugreifen. Die rechte Scherenhand ist ein perfekter
„Dosenöffner“. Durch einen gebogenen Fortsatz an ihrem beweglichen Finger (Dactylus) ist sie
in der Lage Schneckenschalen mühelos aufzubrechen. Die Spuren dieser Jagdtechnik sind an
vielen Schneckengehäusen aus Gainfarn zu beobachten.
Typisch dabei ist die unregelmäßige, kantige Bruchlinie an der Schneckenschale, die beim
Stückweisen Aufbrechen entsteht Begonnen wird dabei immer am Mündungsrand. Es ist ein
gleichbleibendes Schema zu beobachten, das sich dadurch ergibt, dass die Krabbe die Beute
immer mit der linken Schere hält und mit der Rechten versucht aufzubrechen. Weiters wird eine
gewisse Größe und Schalenform der Beute besonders bevorzugt. Die Größenwahl ist
vorgebeben einerseits durch die Dicke der aufzubrechenden Schale, andererseits von der
Möglichkeit die Beute beim Aufbrechen festhalten zu können (z.B. hindernde Stacheln). Auch
bot ein starker Verschlussdeckel (Operculum) effektiven Schutz gegen solche Angriffe. Ideale
Form und Größe dürften die Vertreter der Oliven- als auch Schlitzhornschnecken aufgewiesen
haben, da bei deren Schalen am häufigsten das Verletzungsmuster beobachtet werden kann.
Die Schneckenschalen werden bei der Jagd in vielen Fällen sogar über die Endwindung hinaus
aufgebrochen.
Doch nicht immer war bei dieser Jagdtechnik Schneckenfleisch das Ziel. Als Beweis für die
Jagd auf Einsiedlerkrebse könnte gewertet werden, dass sich die Krebse viel weiter als
Schnecken zurückziehen können und somit ein weiteres Aufbrechen erforderlich ist, um an die
Beute zu kommen. Eindeutig wird es jedoch dann, wenn Schneckenschalen mit Hydrozoen
(Nesseltiere)- oder Moostierchen (Bryozoen) Bewuchs aufgebrochen worden sind und dabei
der Bewuchs ebenfalls mit entfernt wurde. Da dieser Bewuchs erst sicher nach dem Tod der
Schnecke entstanden sein kann, muss das Jagdziel in diesen Fällen nicht Schneckenfleisch
sondern der Zweitbesitzer gewesen sein. Selten findet man auch von Nabelschnecken
gefressene Schnecken (Bohrloch !), die aufgebrochen worden sind. Da nicht anzunehmen ist,
dass die Schnecke von einer Raubschnecke und einer Krabbe gleichzeitig gefressen wurde,
muss auch hier der Einsiedlerkrebs die Beute gewesen sein. Es sei aber erwähnt, dass
Schneckengehäuse mit Löchern nicht gerne von Einsiedlerkrebsen angenommen werden.
Doch nicht nur die Schamkrabbe jagte Schnecken. Es wurden von anderen
schneckenfressenden Krabben die Schalen aber oft zerquetscht oder ganz zertrümmert.
Ähnliche Spuren wie die Schamkrabbe hinterließen aber auch Einsiedlerkrebse, die wie man
weiß auch Artgenossen nicht verschmähen. Ebenfalls ein sehr eigentümlicher Räuber, der dazu
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in der Lage war, ist ein Vertreter der Höheren Krebse (Malacostraca), dem das nächste Kapitel
gewidmet ist. Fossil nachgewiesen sind im Badenium des Wiener – u. Grazer Beckens die
Schamkrabben Calappa praelata (LÖRENTHEY), Calappa heberti (BROCCHI) und Calappa
granulata (LINNAEUS).
„Wer klopft den da?“
Fraßspuren von Fangschreckenkrebsen
Fangschreckenkrebse (Stomatopoda; unterteilt in Schmetterer und Speerer). Diese Tiere sind
wie viele Vertreter der Krebse schon sehr alt. Leider sind sie aufgrund ihres Außenskelettes
nicht häufig fossil überliefert und sind daher oft nur auf Grund ihrer charakteristischen
Fraßspuren nachweisbar.
Die meisten Vertreter dieser Tiergruppe leben heute in seichten tropischen- bis subtropischen
Gewässern, aber auch im Mittelmeer sind sie anzutreffen. Sie führen ein verborgenes Dasein
und verlassen ihre Wohnhöhlen und gegrabenen Bauten nur zum Beutefang. Als Beute dienen
ihnen andere Krebse und Krabben. Aber auch Fische, verschiedene Kopffüßer, Muscheln und
Schnecken werden gerne genommen. Die größten Exemplare werden bis zu 40cm groß. Es
sind vermutlich sehr intelligente Tiere, die sich mit Farbsignalen ihrer paddelförmigen Fühler
verständigen können. Es ist nachgewiesen, dass sie sehr lernfähig sind und über ein sehr gutes
Erinnerungsvermögen verfügen.
In ihrer Form ähneln sie Gottesanbeterinnen - daher auch ihr deutscher Name. Im unterschied
zu Ihr, haben sie aber bewegliche Augen und ihre Fangbeine schlagen von unten zu. Grob
unterteilen lassen sie sich in Schmetterer und Speerer, wobei die ältere Form vermutlich die
Speerer waren. Die Vorfahren der Stomatopoden gab es schon seit 400 Mio Jahren. Seit der
Kreide (ca. 100 Mio Jahre) sind aber Tiere mit stark vergrößerten 2. Beinpaaren zu beobachten.
Dies waren die ersten echten Fangschreckenkrebse. Während jedoch die Speerer ihre Scheren
zu einer Jagdwaffe weiterentwickelten, die je mit einem stachelbesetzen Finger (Dactylus)
versehen ist, um weitgehend weiche Beute wie etwa Fische oder Kopffüßer zu jagen, formten
sich bei den Schmetterern die Scheren zu einem Schlagwerkzeug um. Der Dactylus wurde
dabei stark verdickt und verkalkte. Diese Jagdwaffen können wirklich als Hightech-Waffen
bezeichnet werden. Die Fangschreckenkrebse sind damit in der Lage eine der schnellsten
Bewegung im Tierreich auszuführen. Das vollständige Ausstrecken des Fangbeines dauert
gerade mal 3 Millisekunden. Diese Geschwindigkeit wird möglich, indem sie ihr Fangbein
einhaken, ihre Muskeln anspannen und ähnlich wie bei einer Armbrust nach Betätigung des
Abzuges ihre Fangbeine explosionsartig vorschleudern lassen. Es wurde schon mehrmals
beobachtet, dass Fangschreckenkrebse mit dieser Technik Glasscheiben von Aquarien zum
bersten brachten. Wie soll da ein Krabbenpanzer, eine Muschel- oder Schneckenschale dieser
Wucht standhalten.
Ebenfalls wird vermutet, dass durch diese enorm schnelle Bewegung im Wasser, ähnlich wie
bei Turbinen, Schiffsschrauben oder Pumpen, der physikalische Effekt der Kavitation auftritt.
Das heißt, durch die extrem rasche Bewegung, entsteht ein weit niedrigerer Druck als in der
Umgebung. Dadurch wird der Siedepunkt von Wasser so weit herabgesetzt, dass es in den
gasförmigen Zustand übergeht. Es entstehen kurzzeitig Gasblasen, die jedoch weit mehr als
das 1000-fache an Platz benötigen. Steigt der Druck nach der Bewegung aber wieder an,
implodieren diese Blasen sofort wieder. Dabei entstehen durch das nachströmende Wasser
kurzzeitig Drücke von mehreren 1000 bar. Befindet sich die Gasblase dabei aber in
unmittelbarer Nähe eines festen Körpers, wird dieser enormen Druckwellen ausgesetzt. Durch
diesen natürlichen Effekt der Kavitation, entstehen erhebliche Materialschäden an metallenen
Turbinen oder Pumpenrädern. Im Fall der Fangschreckenkrebse, könnte dadurch das Beutetier
gelähmt oder getötet werden und zusätzlich die Schale beschädigt werden.
Um diese Bewegung aber zielgenau durchführen zu können, sind extrem leistungsfähige Augen
notwendig. So ist ein Schmetterer in der Lage auch nur mit einem Auge 3- dimensional sehen
zu können um sein Ziel genau anzuvisieren.
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Fangschreckenkrebse können verschiedene Jagdtechniken anwenden. Entweder wird die
Beute gänzlich zertrümmert (fossil schwer nachzuweisen), vom Mündungsrand her
aufgebrochen (vergleiche Verletzungsmuster wie bei Schamkrabben) oder es wird ein Loch in
die Schale geschlagen. Dieses Loch entsteht eigentlich durch zwei Einschlagslöcher, die
allmählich miteinander verbunden werden. Normal befindet sich diese Öffnung im Bereich der
Anfangswindung der Schnecke. An der Innenschale solcher Beutetiere ist eine Abplatzung
feststellbar, was auf einen starken Schlag von außen hinweist. Durch Beobachtungen an heute
lebenden Fangschreckenkrebsen wurde festgestellt, dass auch Speerer in der Lage sind
dünnschalige Tiere aufzubrechen. Es wird daher vermutet, dass sie die Produzenten von
kleineren Löchern in verschiedenen Schneckenschalen sind. Sogar auch hier bei den
Fangschreckenkrebsen ist nachweisbar, dass sie Einsiedlerkrebse gejagt haben. Als Beispiel
dient hier eine von mir gefundene Schale der Purpurschnecke Thais (Stromonita) exilis. Diese
wurde von einer Nabelschnecke gefressen (Bohrloch) und nachträglich sicher von einem
Einsiedlerkrebs bezogen. Da die Schale aber von einem Fangschreckenkrebs aufgebrochen
worden ist, muss in diesem Fall der Zweitbesitzer das Ziel gewesen sein. Solche
charakteristischen Löcher von Schmetterern und Speerern stellen deutliche Beweise dar, für die
einstige Präsenz dieser Tiere in der Gainfarner Bucht, ohne sie wirklich durch fossile Belege
nachweisen zu können.
Dies waren nur einige Anregungen dafür, wie spannend es sein kann sich mit solchen
scheinbar schlecht erhaltenen Fundstücken zu beschäftigen. Wie in einem Krimi lässt sich oft
der „Mörder“ oder die Todesursache nachweisen. Ich hoffe, dass ich durch diese Beispiele, die
ohne Probleme auch von interessierten Laien erkannt werden können, dazu beigetragen habe,
dass auch nach „nicht ganz so perfekten Fundstücken“ Ausschau gehalten wird und diese
vermehrt in privaten - aber auch staatlichen Sammlungen ihren Platz finden.
43
Das Badenium in Thermalwasserbohrungen und Großaufschlüssen
von Bad Vöslau [Poster]
Godfrid Wessely 1 , Stjepan Ćorić 2 , Fred Rögl 3 , und Irene Zorn 2
1
Siebenbrunnengasse 29, A-1050 Wien,
Geologische Bundesanstalt, Neulinggasse 38, A-1030 Wien
3
Naturhistorisches Museum Wien, Burgring 7, A-1010 Wien
2
Die paläontologischen Untersuchungen betreffen das Neogen des Wiener Beckens, eines
Zerrungsbeckens im Miozän zwischen Alpen und Karpaten Das Becken besteht aus tief
abgesenkten Strukturen mit großen Sedimentmächtigkeiten begleitet von synsedimentären
Brüchen (großer Leopoldsdorfer Bruch) und Randschollen mit geringeren Sedimentmächtigkeiten bei gleichem stratigraphischen Umfang (Mödlinger Scholle, begleitet von
Randbrüchen geringerer Sprunghöhe). Dies bietet günstige, räumlich konzentrierte
stratigraphisch- fazielle Untersuchungsmöglichkeiten. Der Raum Bad Vöslau liegt am Westrand
des südlichen Wiener Beckens, wo Aufschlüsse und Bohrungen für Balneologie und
Mineralwassergewinnung Einblick in die Beziehung zwischen Rand- und Beckenfazies des
tieferen und mittleren Badenium gewähren.
Großaufschlüsse beim Bau des Kurzentrums Vöslau
In den Jahren 2002 – 2005 wurden beim Bau des Kurzentrums Bad Vöslau umfangreichere
Aufschlüsse freigelegt. Unter der 3,5-4 m tief liegenden Quartärunterkante wurde zunächst im
Südteil des Kurzentrums typisches, gebanktes Vöslauer Konglomerat („Konglomerat-1“)
erschlossen, gegen Norden zu mit einer mehrere dm dicken, grünlich–oliven Mergeleinlagerung
(Proben 2a-c). Mit kalkigem Nannoplankton (Helicosphaera ampliaperta und Sphenolithus
heteromorphus) konnte hier die Zone NN4 nachgewiesen werden. Die Foraminiferenfauna mit
Praeorbulina glomerosa circularis weist auf Untere Lagenidenzone hin.
Im Hangenden von „Konglomerat-1“ wurde ein etwa 8-10 m mächtiger Mergel („Zwischenmergel“) mit reicher Mikro- und Makrofauna ausgehoben. Das kalkige Nannoplankton ist
artenreich und typisch für NN5. Die benthische Foraminiferenfauna mit Pyramidulina
raphanistrum, Planularia cassis, Lingulina costata und häufig Uvigerina pygmoides ist
charakteristisch für die Untere Lagenidenzone. Hier tritt neben Praeorbulina bereits Orbulina
suturalis auf. Die Ostracodenfauna beinhaltet zahlreiche Faunenelemente des Infraneritikums
(>50 m) wie Acanthocythereis, Buntonia, Cytherella, Henryhowella, Cytheropteron und
Bosquetina. Es tritt auch der Pteropode Vaginella austriaca auf.
Über dem Zwischenmergel folgt wieder Vöslauer Konglomerat („Konglomerat-2“) derselben
Zusammensetzung wie unter dem Mergel nur lagenweise loser gebunden und reicher an
sandiger Matrix.
Bohrungen Vöslauer 6/1, 6/2 und Vöslauer 7
In der Zeit von 1993 bis 2001 wurden die Bohrungen 6/1 und 6/2 sowie die Bohrung die
Bohrung 7 abgeteuft. Die Bohrungen wurden durch Spülproben und aussagekräftigen Bohrlochmessungen dokumentiert.
Während im Neogen die Tiefen der Schichtgrenzen in Vö 6/1 und 6/2 ident sind, zeigen die
Unterschiede in den Oberkanten der Basis stärkeres morphologisch-?tektonisches Relief des
Untergrundes an. Im Badenium ist lithologisch eine Zweigliederung des Profils in einen tieferen
Mergelbereich und ab 272 m einen höheren, Sand-Schotter dominierten Abschnitt festzustellen.
44
Basal liegt polymiktes Konglomerat mit einem Mitteltrias-Olistolithen. Die Mikrofauna der
Bohrung Vö 6/1 wurde von O. SCHREIBER (OMV) untersucht (Internbericht G. WESSELY 1994
für die Vöslauer Mineralwasser AG). Er konnte die Untere und Obere Lagenidenzone sowie die
Sandschalerzone nachweisen.
Bei der Bohrung Vö 7 (Endtiefe 465 m) enthält das Badenium über Gainfarner Brekzie ab 240
m eine mergelreiche Strecke mit etlichen, vom Rand herreichenden Schotterfächern. Nur die
unterste, bräunliche Mergelprobe konnte in die NN4 eingestuft werden. Die darüber folgende
Untere und Obere Lagenidenzone gehört in die Zone NN5 und enthält eine reiche
Lagenidenfauna, sowie die planktonische Foraminifere Orbulina suturalis. Der Nachweis der
Sandschalerzone im obersten Profilbereich ist unklar, weist aber eine deutliche ökologische
Änderung auf (ĆORIĆ & RÖGL 2002). Unter der Sandschalerzone muß demnach der Durchgang
des Harzbergbruches erfolgen, da nach Vö 6 die Obergrenze der Oberen Lagenidenzone viel
höher liegen müßte.
Bohrung Bahngasse
Die Bohrung wurde 1971 im Lager der Vöslauer Mineralwasser AG durchgeführt und von W.
FUCHS 1974 lithologisch aufgenommen und daraus die Nannoflora bearbeitet (NN5 in FUCHS &
STRADNER 1977). Die Einstufung der Mikrofauna in die Obere Lagenidenzone nahm M.E.
SCHMID (Geol. Bundesanstalt) vor. Das lithologische Profil fügt sich faziell in den Abschnitt
„Sand-Schottergruppe“ der Bohrung Vö 6. Eine Kalklage weist auf ausgeprägte Seichtwasserablagerung. Die Unterschiedlichkeit der nur 130 m von einander entfernten Bohrungen Vö 7
und Bahngasse bestätigt den Schluß, dass der W-E- streichende, gegen Süden einfallende
Harzbergbruch hier durchzieht, auf dessen Hochscholle Vö 7 steht und auf dessen Tiefscholle
die Bohrung Bahngasse liegt. Die Sprunghöhe müsste mindestens 200 m betragen.
Bohrung Bahnhof
Die Bohrung Bahnhof geht auf das Jahr 1863 zurück und erreichte eine Endtiefe von 161, 6 m
im Badener Tegel mit einigen Sand- und Schotterlagen (KARRER 1877, FUCHS 1974).
Bohrungen S1 und S3
Aus den 1980 durchgeführten Bohrungen S 1 (Endtiefe 40,3 m) und S3 (Endtiefe 130,3m) sind
nur Angaben über lithologische Abfolgen mit einigen Mergellagen überliefert. Gemäß ihrer Lage
im „Konglomerat-1“ des Bauaufschlusses des Kurzentrums muß ihre stratigraphische Position
unterhalb der des „Zwischenmergels“ liegen, der als Untere Lagenidenzone, NN5 eingestuft ist.
Damit ergibt sich auch ein Anhaltspunkt über die zeitliche Gegenüberstellung von Rand- und
Beckenfazies.
Literaturverzeichnis
ĆORIĆ, S. & RÖGL, F. 2002: Wasserbohrung Vöslauer VII. Biostratigraphie und Paläoökologie. –
Internbericht Vöslauer Mineralwasser AG. - Bad Vöslau.
FUCHS R. 1974: Die Nannoflora aus dem Badenien der Paratethys und geologische
Beobachtungen im Raume Vöslau (NÖ). – Dissertation Paläont. Inst. Univ. Wien.
FUCHS, R. & STRADNER, H. 1977: Über Nannofossilien im Badenien (Mittelmiozän) der
Zentralen Paratethys. – Beiträge Paläont. Österreich, 2: 1-58. – Wien.
KARRER, F. 1877: Geologie der Kaiser-Franz-Josef-Hochquellenwasserleitung. – Abhandlungen
Geol. Reichsanst., 9: 420 S. – Wien.
WESSELY, G. 1994: Geologie und Hydrologie im Raume Vöslau auf Grund von Kartierungen
und Bohrergebnisse, insbesondere der Bohrung Vöslauer 1. – Internbericht Vöslauer
Mineralwasser AG. – Bad Vöslau.
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Exkursionsführer
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Zur Geologie von Bad Vöslau [Vortrag]
Godfrid Wessely
Siebenbrunnengasse 29, A-1050 Wien
Die Erforschung der Geologie und Paläontologie im Raum Bad Vöslau hat lange
zurückreichende Tradition. Die größten Kenntniszuwächse stehen im Zusammenhang mit der
Erschließung und mit zusätzlicher Gewinnung von Thermalwasser. Bereits Boue 1872 befasste
sich mit dem Rätsel Thermalwasser, gefolgt von Karrer 1877 in Verbindung mit bestens
verwertbarer lithologisch -paläontologischer Beschreibung der Geologie des Stollens der 1.
Wiener Hochquellwasserleitung. Am Beginn des vorigen Jahrhunderts befasste sich Knett 1929
ausführlich mit dem Thermalquellbereich. Charbusky 1964 verfasste eine Geschichte des
Vöslauer Thermalbades. Sehr viele wichtige Daten und Folgerungen sind von Küpper 1964,
1977, 1981, Klein und Küpper 1985 erhalten. Wertvolle paläontologische Ergebnisse
erarbeiteten Fuchs und Stradner 1977. Pavuza und Treindl 1985 lieferten eine Annäherung zur
Erklärung über die Herkunft des Thermalwassers. Bohrungen, geologische Kartierungen der
Oberfläche, Aufnahme von Stollen und Kelleranlagen und Großbaustellen, zuletzt der des
neuen Kurzentrums Vöslau trugen wesentlich zur geologischen Kenntnis des Stadtgebietes bei.
Aktuelle stratigraphische Zuordnungen der neogenen Schichtfolgen erfolgten durch
paläontologische Erarbeitungen von Coric, Draxler, Rögl und Zorn, die in getrennten
Darstellungen dieses Bandes ihre Ergebnisse präsentieren. Seismische Profile, gemessen im
Zusammenhang mit der Thermalwassererschließung lieferten die Institutionen Geoseis und
Joanneum Research, geoelektrische Messungen erfolgten durch die Universität Wien.
Durch die Anlegung eines Geopfades sollen an markanten Punkten die Geologie und
Paläontologie einem größeren Interessenskreis nahe gebracht werden.
Die Schichtfolgen und ihre Verbreitung
Kalkalpin: Der Rand und Untergrund des Wiener Beckens wird von Gesteinen des Kalkalpin
gebildet. Die stratigraphisch tiefsten derselben sind Wettersteinkalke und –dolomite. Sie wurden
im Beckenuntergrund erbohrt und sind auch auf dem Harzberg einzusehen ( Abb. 1, 2). Am
Fuss desselben liegen in der tektonischen Unterlagerung auch Hauptdolomit, Kössener
Schichten und Plattformkarbonate des Rhät in Form von Oolithen oder Korallenriffkalken vor.
Neogen: Der neogene Sedimentumfang umfasst die Lagenidenzone und Sandschalerzone des
Badenium. Im Osten grenzt bruchbedingt Sarmatium daran. Diskordant lagert Quartär darüber.
Im Raum Bad Vöslau vollzieht sich der Wechsel von Randfazies mit fluviatilem Eintrag und
Beckenfazies.
Randfazies: Randlich liegt zuunterst die Gainfarner Brekzie bestehend aus kantigen
Komponenten aus Dolomit (überwiegend Wettersteindolomit). Mit Entfernung vom Ufer belegt
einsetzende Fossilführung marine Ablagerungsfazies. Die Gainfarner Brekzie ist als Untere
Lagenidenzone einzustufen, da in der Bohrung Vöslauer 7 unmittelbar darüber Mergel der
Unteren Lagenidenzone liegen (Coric & Rögl 2001). Die Gainfarner Brekzie hat obertags ihre
Hauptverbreitung an der Südflanke des Harzberges in einem ausgedehnten Areal. Sie ist in
mehreren ehemaligen Gesteinsabbauen und Höhlenanlagen ersichtlich und wurde infolge ihrer
oft mürben Beschaffenheit als Schotter und Reibsand verwendet. Im großen Steinbruch der
Gemeinde Bad Vöslau (ehem.Straußsteinbruch) grenzt sie entlang des Harzbergbruches an
Mitteltrias. Groß aufgeschlossen ist sie u. a. in der Höhlenanlage „Wilder Ofen“, in der
„Marschgrube“ oder in den „Nebellöchern“.
Höher folgt das Vöslauer Konglomerat mit gerundeten Komponenten von Kalkalpin und Flysch.
Faunenelemente, wie (selten) auf Geröllen aufgewachsene Austern oder eine Mikrofauna aus
Asterigerinen, Ammonien etc. in feiner sandigen Lagen sprechen für bereits marine Vertragung
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des fluviatil eingebrachten Geröll- und Sandmaterials. Eine Mergelzwischenlage im Vöslauer
Konglomerat der Baugrube des Kurzentrums ist nach Mikro- und Nannofossilien in die Obere
Lagenidenzone zu stellen (Coric et al., dieser Band). Das Vöslauer Konglomerat dehnt sich an
der Ostflanke des Harzberges aus. Über den oberen Stadteil von Bad Vöslau erstreckt es sich
südwärts bis zum Gainfarner Bruch, an dem es abgeschnitten ist. Der Bruch ist wahrscheinlich
auch der Grund, dass es an der Gainfarner Seite des Gebirges nicht mehr aufscheint. Die
größten Aufschlüsse liegen and den Nord- und Westböschungen der Großnische des
Thermalbades, die wohl natürlich entstanden ist, aber sicher später erweitert wurde. Im SW
schließt unmittelbar der “Mailtalkeller“ („Schlumbergerkeller“) an. Eine topographischgeologische Skizzierung der verzweigten Kelleranlage erfolgte bereits durch Knett 1926 und
Küpper 1964. Es ist darinnen typisches Vöslauer Konglomerat mit etwa 20-25° einfallenden
Bänken von Grob- bis Feinkonglomeraten mit lagenweise verschieden starker Zementation
aufgeschlossen. Die überwiegend runden Komponenten entstammen dem Kalkalpin, zu einem
geringeren Teil der Flyschzone (Sandsteine, z.T. grünlich, oft aber bräunlich verfärbt). Sandigen
Lagen konnte eine Mikrofauna aus mariner Seichtwasserfazies (Asterigerinen, Amonien, etc.)
entnommen werden. Das Gestein wird von vier Klüften (1-4) mit jeweils unterschiedlicher
Öffnungsweite durchzogen.
Mit seinem schräg gegenüber dem Saunastüberl liegenden Eingang und dem unter dem
Kirchenberg verlaufenden Stollensystem enthält der „Luftschutzkeller“ das analoge Vöslauer
Konglomerat wie der Maitalkeller mit etwa 20° gegen E bis NE einfallender Schichtung.
Die seinerzeit offene Baugrube für die „Seniorenresidenz“ mit großflächigen, mehrere Meter
tiefen Aufschlusswänden legte massives Vöslauer Konglomerat frei. Die häufig intensive
Braunfärbung ließ auf einen eher basalen Abschnitt desselben schließen. Die Bankung zeigt
auch hier NE-ENE – Einfallen mit 20° und NE-streichende Kluftverläufe an. Wichtigen Einblick
in die Gesteinsbeschaffenheiten und ihre stratigraphische Einstufung boten die in den Jahren
2002 bis 2005 freigelegten Aufschlüsse beim Bau des Kurzentrums Bad Vöslau. Die
Grundaushübe zweier Gebäudekomplexe mit Verbindungsgang legte unter 3,5 bis 4 m tiefem
Quartär das 15-25° gegen ENE fallende Vöslauer Konglomerat mit einer 8-10m mächtigen
Zwischenlage aus dunklem Badener Tegel (lokal als „Zwischenmergel“ bezeichnet) frei, der
eine reiche Mikro- und Nannoflora enthielt ( s. Coric et al., dieser Band). Spiegelanstiege oder
Eintragspausen von Grobklastika führten zu den Mergeleinschaltungen, die die Randfazies
begleiten, aber großdimensional gegen das Becken in den Bohrungen und seismischen Profilen
zum Ausdruck kommen. Die Bohrprofile „S 3“ ( Endtiefe 131.3m) und „S1“ (Endtiefe 40,3m)
enthalten noch die randnahen Vöslauer Konglomerate, aber bereits mit feinerkörnigen
Einschaltungen. Diese dominieren nach Seismik und Bohrungen immer mehr und schließlich
bauen sich nur mehr Lagen und Schnüre grobklastischer Ablagerungen weit in das Becken vor,
die in der Seismik auch markante Reflexionen liefern.
Beckenfazies: Für die Kenntnis der Beckenfazies bilden die Seismik und die Bohrungen
Vöslauer (= Vö) 6/1 (Endtiefe 666 m) und 6/2 ( Endtiefe 705 m), Vöslauer (= Vö) 7 ( Endtiefe
465 m), Bahngasse (Endtiefe 150,5,m) und Bahnhof (Endtiefe 161,6m) das Gerüst. Dazu
kommen (meist nur temporäre) Oberflächenaufschlüsse im abgesenkten Bereich südlich des
Gainfarner Bruches. Im wesentlichen lässt sich ein mergelreicherer tiefere Abschnitt von einem
sand- und schotterreicherem höheren Abschnitt unterscheiden. Dies hängt offensichtlich mit
abnehmender Meerestiefe innerhalb der oberen Lagenidenzone zusammen. Die stratigraphisch
tiefsten Anteile wurden in den Bohrungen Vö 6 und Vö 7 angetroffen.
48
Die vom Beckenrand entfernteste und tiefste Bohrung ist die Bohrung Vö 6/1 mit der technisch
abgetieften Ersatzbohrung Vö 6/2 in etwa 5 m Distanz und überwiegend identem Bohrprofil.
Über polymiktem Basalkonglomerat mit einem Olistholiten aus Wettersteinkalk am Top liegt ein
mergelreicher Abschnitt mit Schotterlagen.( lokale Bezeichnung „Mergelgruppe“) . Sie wurde
durch Schreiber 1994 nach Foraminiferen in die Untere und Obere Lagenidenzone eingestuft.
Ihr entspricht in der Bohrung Vö 7 die Strecke über der Gainfarner Brekzie. Auch diese
mergelige Ausbildung enthält mehrere, allerdings schon etwas dickere Schotterlagen. Nach
Coric & Rögl 2001 gehört sie nach Mikro- und Nannofossilien zuunterst (letzte Probe) der
tieferen Unteren Lagenidenzone (NN4) an, unmittelbar gefolgt vom höheren Teil der unteren
Lagenidenzone (NN 5), von der Oberen Lagenidenzone (NN5) und von der Sandschalerzone.
Über der Mergelgruppe in der Bohrung Vö 6 folgt ein Schichtabschnitt mit viel Sand und
Schotter. Die Mergel sind oft sandig/schluffig (lokale Bezeichnung „Sand-Schottergruppe“).
Häufig sind darinnen Molluskenschalen enthalten. Einen Marker bildet eine sandige Kalklage.
Nach Schreiber 1994 reicht die obere Lagenidenzone noch weit in diese Sand-Schottergruppe
hinauf, bevor die Sandschalerzone einsetzt.
Ein abwechslungsreiches Profil mit mergeligen Schluffen, Sanden und Schottern enthielt auch
die Bohrung Bahngasse (Fuchs 1974), deren Foraminiferen nach Schmied in die Obere
Lagenidenzone eingestuft wurden. Die Bearbeitung der Nannofossilien erfolgte durch Fuchs &
Stradner 1976. Eine ähnliche Einstufung gilt für die Bohrung Bahnhof aus dem Jahr 1863.
Fuchs stellt ein Geringerwerden der grobklastischen Lagen von der Bohrung Bahngasse
Richtung Bohrung Bahnhof fest.
Einem absenkungsbedingt weit höheren stratigraphischen Niveau gehören die flach ESE
einfallenden kalkigen Sandsteinbänke hinter dem Parkplatz an der Wiener Neustädterstraße an.
Eine reiche, oft nur in Fragmenten erhaltene Makrofauna und Geröllführung in den kalkigen
Sandsteinen gehören einem marinen Seichtwasserbereich an. Mergelige Lagen führen eine
Mikrofauna der Seichtwasserfazies.
Seichtbohrungen im Ostteil des Geländes um die Bohrung Vö 6 wiesen Mergel des Sarmatiums
nach, die bereits östlich des Badener Bruches auf dessen Tiefscholle liegen.
Quartär: Das Quartär bedeckt vor allem die Niederungen von Vöslau mit bis zu mehreren
Meter dicken Sedimenten. Bei flacher Lagerung liegt es diskordant über Neogen. Näher
49
konnten diese auf einer großen Fläche im Bereich des Großaufschlusses für das neue
Kurzentrum Vöslau studiert werden. Sie bestehen aus Schluff, Schutt- und Geröllmaterial,
letzteres als Aufarbeitungsprodukt runder Komponenten aus dem Vöslauer Konglomerat,
Lehmen und in unbeständiger Mächtigkeit einem Niveau von Kohlen, Tonen und Kohle
innerhalb der Quartärfolge. Pollenanalysen aus diesem Horizont und eine absolute
Altersdatierung wurde vorgenommen und sind bei Draxler 2006 (dieser Band) festgehalten.
Tektonik
Alpintektonik
Der kalkalpine Bau des Randes und Untergrundes enthält zwei Stockwerke (Abb.2). Der
Hauptkörper der Göller Decke bildet die Unterlage und besteht aus einer Muldenzone mit
Hauptdolomit, Rhät ( Kössen-Formation, Oolith und Riffkalk) sowie Jura, im Untergrund
möglicherweise auch Gosau (Oberkreide). Die Mulde öffnet sich bei steiler Lagerung gegen
Süden. Tektonisch diskordant liegt darüber die „Harzberg- Deckscholle“, von SE
herausgeschoben entweder aus dem Verband des Tirolikums, weniger wahrscheinlich von
weiter südlich aus dem Juvavikum stammend. Sie wurde in den Bohrungen Vö 6 und 7
angetroffen, hebt gegen den Rand aus und setzt wieder am Rand ein, um die Deckscholle des
Harzberges zu bilden.
50
Neogentektonik
Morphotektonische Struktur
Bad Vöslau liegt an einem Sporn der Kalkalpen, der sich aus dem leicht vorspringendem
Beckenrand und der tektonisch angelegten Einsenkung der Gainfarner Bucht ergibt (Abb.1). Die
Aufwölbung spiegelt sich in der Lagerung des Vöslauer Konglomerates wieder, das im
Hauptverbreitungsgebiet mit 20-25° relative steil gegen ENE bis NE geneigt ist, wodurch sich
ein Anstieg offensichtlich bis zum Ganifarner Abbruch ergibt. (vergl. Karrrer 1877). Der Sporn
setzt sich auch im Untergrund fort, wodurch auch dieser eine Aufwölbung bildet (als bevorzugte
strukturelle Aufstiegszone warmer Wässer).
Brüche: Die Gainfarner Bucht erstreckt sich konform mit dem W-E- streichenden Merkensteiner
Störungssystem, das wahrscheinlich nicht nur Bedeutung bei der westwärts gerichteten
Bewegung der Lindkogelmasse hatte, sondern auch von späteren Abschiebungen, wie dem
Harzbergbruch, genutzt wurde. Dieser ist von der Südflanke des Harzberges über die Südseite
des Kurzentrums bis zur Bohrung Vö 7 zu verfolgen. Er ist großflächig im Steinbruch der
Gemeinde Bad Vöslau (ehemals Straußsteinbruch) aufgeschlossen. An einer W-Estreichenden Wand ist ein mit 60° gegen Süden einfallender Riesenharnisch mit abwärts
gerichteter Striemung ersichtlich. Die Hochscholle des Bruches besteht hier aus Mitteltriaskalk,
die abgesenkte Scholle aus neogener Gainfarner Brekzie, die durch die Tektonik sehr zerrüttet
und wasserwegsam ist. In seiner östlichen Erstreckung zielt der Bruch in Richtung südlich des
Kurzentrums. Hier wird er markiert durch die Quellaustritte der Stefanie- und Gärtnereiquelle,
durch episodische Wasseraustritte bei Bauarbeiten im Areal südlich davon, weiters durch die
unterschiedlichen Profile der Bohrungen Vö 7 und Bahngasse und schließlich durch die
Seismik, gemessen durch Joanneum Research im Zuge der Lozierung der Bohrung Vö 7. Im
Bauareal des Kurzentrums kommt er durch die Geoelektrik deutlich zum Ausdruck.
Ein weiterer W-E- streichender Parallelbruch ist der Gainfarner Bruch, der von nördlich Gainfarn
kommend zunächst das Vöslauer Konglomerat gegen die jüngeren Sandsteine und Mergel
südlich von ihm versetzt und gegen den Südteil der Stadt weiterstreicht. Zur Zeit Karrers war er
markiert durch große Wasseraustritte, als ihn die erste Wiener Hochquellwasserleitung bei
ihrem Bau querte.
Das Störungssystem Merkensteiner Störung, Harzbergbruch und Gainfarner Bruch etc. konnte
im Wiener Becken bis zum Leithagebirge in Fragmenten weiterverfolgt werden und dürfte im
tieferen Unterbau begründet sein.
Klüfte: Das Kluftmuster ist auf Zerrung im Zuge der Bildung des Wiener Beckens
zurückzuführen. Bei weitem herrscht die NNE-SSW-Richtung vor. Das Kluftmuster ist jünger als
das System der E-W- streichenden Brüche inklusive Harzbergbruch. Spätere tektonische
Interaktivitäten sind nicht ausgeschlossen. An der Oberfläche sind diese Klüfte im großen
Steinbruch der Gemeinde Vöslau zu sehen, wo sie in Form von ehemals klaffenden, später z.T.
gefüllten Spalten die Fläche des Harzbergbruches durchsetzen. Die Klüftung ist in analoger
Richtung allenthalben im Vöslauer Konglomerat festzustellen. Sie ist weiters erschlossen im
Maitalkeller, wo vier Klüfte das Gestein durchziehen. eine davon ist die Kluft, die etwas tiefer die
Ursprungsquelle hochbringt. Einen weiteren Beleg für dieses Kluftsystem erbrachte die
Geoelektrik, die im Baugelände des Kurzentrums neben der Harzbergstörung Klüfte anzeigt.
Die Richtung der Klüfte wurde durch Videoaufnahmen in der Bohrung Vö 7 vielfach bestätigt.
Hier durchziehen sie sehr steil gegen WNW einfallend den Wettersteinkalk des Untergrundes,
reichen also bis in große Tiefe, aus der das Warmwasser hochsteigt.
Seismik: Von den im Gebiet Bad Vöslau gemessenen seismischen Profilen ist zunächst ein
beachtenswertes Profil zu nennen, das von der Bohrung Vö 6 ostwärts verläuft und durch
51
Geoseis gemessen wurde. Zwanglos konnte später das Bohrprofil Vö 6 eingehängt werden.
Von Interesse ist die Neogenabfolge mit einem höheren, an Reflexionen reicheren Teil und
einem tieferen reflexionsarmen Abschnitt, was die Gliederung in einem Sand- Schotterkomplex
und einen Mergelkomplex wiedergibt. Wo die Kalklage zu erwarten ist, tritt auch ein starker
Reflektor auf. Über dem Beckenuntergrund zeigen starke Reflexionen mit Rinnenbildung das
(polymikte ) Basalkonglomerat an. Darüber erfolgt ein deutliches onlapping, das auch von
einem mächtigen Reflexionspaket mitgebildet wird, welches möglicherweise das Rothneusiedler
Konglomerat repräsentiert. Es erreicht nicht mehr die Bohrung Vö 6. Das in dieser Bohrung
angetroffene Basiskonglomerat könnte dem Karpatium angehören. Deutlich wird der ESEfallende Badener Bruch sichtbar ( von dem auch möglicherweise ein Belieferung einiger
Neogenhorizonte mit Schwefelwasser erfolgt). Aus einer Messkampagne 2000, durchgeführt
von Joanneum Research liegen zwei Profile vor. Ausgehend vom Bohrpunkt Vö 7 reicht das
Profil VO 0001 Richtung WSW, dem Schwimmbad zu, das Profil VO 0002 verläuft gegen
Süden. Beide Profile erfassten den Verlauf des Harzbergbruches, VO 0001 in einem flachen
Winkel, VO 000 2 fast senkrecht darauf. Vö 7 liegt auf der Hochscholle desselben. Die
Reflexionen der Schotterlagen sind deutlich erkennbar. Weit intensiver gestaltet sich das
Reflexionsverhalten auf der Tiefscholle, vor allem in VO 0002 ersichtlich, wobei Schüttungen
lange anhalten, aber auch lateral aussetzen können. Einige flache Rinnenbildungen sind
angedeutet. Reflexionsarme Zonen sind durchgehenderen Mergelkomplexen oder basalen
Brekzienkörpern (Gainfarner Brekzie) zuzuordnen.
Geoelektrik: Um das Kluftmuster im Bereich der Heilquellen geophysikalisch zu ermitteln,
wurde 1999 von der Universität Wien, Institut für Meteorologie und Geophysik geoelektrische
Messungen durchgeführt. Neben kurzen Linien ( W 1-6) in unmittelbaren Wiesenareal des
Schwimmbades wurde das spätere Baugelände des Vöslauer Kurzentrums durch fünf Linien
(S1- S5) vermessen. Dabei wurden mehrere Kluftverläufe herausgearbeitet, von denen die
„Kluft 2“ als stark wasserführend verifiziert wurde. Im Profil S 5 konnte zudem deutlich der
Harzbergbruch geortet werden.
Das Thermalwasser von Bad Vöslau im Überblick
Das Thermalwasser kommt in der Ursprungsquelle (Austritte 1 und 2) und in der Vollbadquelle
(Austritte 3 – 5) natürlich zutage (Hacker 1993, Wessely 1993, 1994). Hier wird es für den
Badebetrieb genutzt, wurde früher aber auch als Vöslauer Mineralwasser abgefüllt. Im
Quellbereich besteht eine Mischung aus Warmwasser aus dem Untergrund und von
Kaltwasser, das aus den Bergen des Hinterlandes entlang von Störungen und Klüften
herangeführt wird. Seit Abteufung der Bohrungen Vö 6 und 7 werden diese für die Abfüllung
des Mineralwassers durch die Vöslauer Mineralwasser AG herangezogen. Aus der Bohrung Vö
7 wird ein Anteil für den Betrieb des neuen Kurzentrums verwendet. Die Schüttung der
natürlichen Quellen liegt insgesamt bei etwa 43 l/sek., die Temperatur bei ca. 23° C. Aus den
Bohrungen können wechselweise ähnliche Mengen gefördert werden. Das Wasser ist in beiden
Bohrungen identisch, ist bei 32° C Temperatur frei von jungem Oberflächenwasser und kann als
akratisches Ca-Mg-HCO3-SO4- Mineralwasser bezeichnet werden. Als Aquifer ist im
Beckenuntergrund verkarsteter Wettersteinkalk und -dolomit der Harzbergschuppe anzusehen.
Das Wasser stammt aus Niederschlägen von vor 23.000 Jahren, vermutlich aus den höheren
Kalkalpendecken (vor allem Schneebergdecke), von wo es in die Tiefen des Untergrundes des
Wiener Beckens gelangte und erwärmt und mineralisiert wieder zurück an den Beckenrand
migrierte (Wessely 1983). Als Migrationshilfe sind WNW-ESE -streichende Störungen
anzunehmen, die zum Beckenrand hinstreichen und dort von den NW-SE –streichenden Klüften
gequert werden. Aus letzteren erfolgt über die Gainfarner Brekzie und das Vöslauer
52
Konglomerat der Aufstieg zu den Quellen. Das Schwefelwasser von Baden und Oberlaa
entstammt dem hydrologischen System der mittleren kalkalpinen Decken, getrennt vom
Vöslauer System.
Literatur
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Bad Vöslau
53
Stop: Aussichtspunkt Jubiläumswarte am Harzberg
Godfrid Wessely
Siebenbrunnengasse 29, A-1050 Wien
Die Warte bietet durch ihre externe Lage am Kalkalpenrand einen günstigen Ausblick auf das
südliche Wiener Becken, deren kalkalpinen Westrand den Zentralalpinen Süd – und Ostrand
mit dem Wechselgebiet und dem Rosalien- und Leithagebirge. Nördlich der Brucker Pforte
reicht die Sicht zu den Kleinen Karpaten, vertreten durch die Hainburger Berge. Den
Schwerpunkt stellt aber der Anblick der Kalkalpen dar. Von Süden nach Norden sind die
Kalkhochalpen vertreten durch die Hohe Wand und den Schneeberg, die Göller Decke durch
die Hohe Mandling, die Ötscher Decke durch den Unterberg und die Reisalpendecke durch das
Hocheck. Den Norden nimmt wiederum die Göller Decke mit dem Lindkogel ein.
Beschreibung des dargestellten geologischen Profils:
Nur 10 km südwestlich von dieser Warte wurde von der ÖMV – Aktiengesellschaft die
Tiefbohrung Berndorf 1 bis über 6 km tief gebohrt. Es wurden zwar keine gewinnbaren
Kohlenwasserstoffe gefunden, aber die Bohrung hat einen großartigen Einblick in den Tiefbau
der Alpen und den Bewegungsablauf gegeben, dem sie unterworfen waren. Über stabilem
Untergrund aus einem Hunderte Millionen Jahre alten Gestein, wie es auch das Waldviertel
aufbaut, liegt eine schmale, nur 23 Millionen Jahre alte Auflagerung von Molasse, wie sie das
Alpenvorland bildet. Darüber glitten ab dieser Zeit mit flacher Überschiebungsbahn die
Flyschzone, wie sie den Sandsteinwienerwald mit seinen 110 bis 36 Millionen Jahre alten
Sedimenten aufbaut und schließlich das mächtige Deckenpaket der Kalkalpen mit einem
Entstehungszeitraum von 250 bis 60 Millionen Jahren. Es schoben sich also über eine sehr alte
Basis mit junger, bodenständiger Sedimenthaut ältere und dann noch ältere Gesteinseinheiten.
Letztere kommen als Kalkalpen Hunderte Kilometer weit aus dem Süden. Ihre Wanderung
erfolgte über das Zentralalpin drüber, von wo sie abglitten und den Flysch zum Teil überfuhren,
zum Großteil aber vor sich herschoben. Innerhalb der Kalkalpen stapelten sich untere und
mittlere Deckenpakete wie Dachziegel übereinander. Als oberste Einheit hat sich die
Schneebergdecke flach über diesen steilen, bis zu 7 Kilometer unter Seehöhe tiefgreifenden
Bau geschoben und bildet die höchsten Berge Niederösterreichs. Nach diesen
Fernüberschiebungen kam es durch großräumiges, schräg angelegtes Auseinanderzerren von
Krustenteilen zur Einsenkung des Wiener Beckens ab etwa 17 Millionen Jahren, begleitet von
z.T. großen Brüchen Das Meer, das in das Becken eindrang und den alpinen tektonischen Bau
bedeckte, füllte mit seinen Sedimenten die entstehenden Senken gleichzeitig auf. So
entstanden trotz der Absenkung des Untergrundes bis über 5 Kilometer Tiefe zwar große
Mächtigkeiten, aber keine großen Wassertiefen. Gegen Süden wird das Becken seichter. Eine
junge Grabenstruktur innerhalb des Beckens zieht hier durch (Wiener Neustädter Graben). Sie
beruht auf einer tiefgreifenden Seitenverschiebung, entlang der Krustenteile heute noch
aneinander vorbeifahren. Die Entlastung eingetretener Verklemmungen dabei im Untergrund
sind die Ursache episodischer Erdbeben. Kehren wir zum näheren Umfeld des Standortes
zurück: unter uns liegt die Thermenstadt Bad Vöslau mit ihrem stratigrafisch und tektonisch
bemerkenswerten, nun durch einige Bohrungen und Großaufschlüsse besser erkennbaren Bau.
Der Harzberg selbst bildet eine Deckscholle aus Steinalmkalk, Wettersteinkalk und –dolomit,
der Harzbergschuppe. Diese ruht auf einem aus Hauptdolomit des Hauptkörpers der Göller
Decke bestehenden Sockel. Die Harzbergdeckscholle setzt gegen das Becken zu unter dessen
Füllung wieder ein und bildet den eigentlichen Aquifer des Vöslauer Mineralwassers, der nun
durch zwei Bohrungen direkt erschlossen wurde. Um den mesozoischen Sporn des Harzberges
54
legt sich die Randfazies des Badeniums mit Lagenidenzone: im Süden die ältere Gainfarner
Brekzie, im Osten das Vöslauer Konglomerat, durch dessen Klüfte das Thermalwasser
hochsteigt und im Quellbereich von Vöslau überläuft. Gegen das Becken zu setzen Mergel und
Sande ein und Schotterfächer laufen aus .Die Schichtfolge reicht bis in die Sandschalerzone.
Ab der Ebene legt sich Quartär darüber .Die Bruchtektonik wird durch das W-E-streichende
Merkensteiner System dominiert, dem die Merkensteiner Blattverschiebung, der Harzbergbruch
und der Gainfarner Bruch angehören. Sie bringen Kaltwasser aus den Bergen. Diese Störungen
kommen auch morphologisch zum Ausdruck, auch die Gainfarner Bucht ist nach ihnen
ausgerichtet. Im Osten versetzt der Badener Bruch mit seiner Wiener Beckenrichtung (NE-SW)
Badenium gegen Sarmatium. Ähnliche Richtung haben die Zerrklüfte, die das Gebiet
durchziehen und das Warmwasser an die Oberfläche bringen.
Aussicht vom Harzbergschutzhaus gegen Norden
Den kalkalpinen Beckenrand bildet der Anninger, der Pfaffstättener Kogel, der Badener
Kurpark, die Anhöhe mit Rauheneck und das Lindkogelmassiv.
Der kalkalpine Bau stellt eine westwärts drängende Schuppung kalkalpiner Einheiten dar. Die
tiefste Schuppe ist die Lindkogelschuppe, die höchste ist die Rauheneckschuppe mit der
weithin sichtbaren Ruine Rauheneck an der Schuppenstirn. Diese Schuppe hat große
Bedeutung beim Aufstieg des schwefeligen Thermalwassers von Baden: in einem Bäderfeld
dringen durch geringmächtiges Neogen flächig verteilt mehrere Quellen mit einer
Gesamtschüttung von mindestens 50 Liter/sek. und 34°C. In dieser Schuppe wurde 1993 eine
bestehende Bohrung Josephsplatz 1 bis in die tiefere Mitteltrias bis 450 Meter vertieft. Das
Ergebnis waren weitere 40 Liter/sek. Thermalwasser aus einer Karstöffnung bei 271 Meter
Tiefe mit einer Temperatur von 34°C und einem eiszeitlichen Entstehungsalter von 12.000
Jahren.
Von dieser Stelle aus ist auch die randliche Anlagerung des Neogen des Wiener Beckens
verfolgbar, mit grobblockigen
Transgressionssedimenten, z.T. begleitet von
Bohrmuschellöchern
und
mit
dem
Badener
(=Vöslauer)
Konglomerat
im
Rauchstallbrunngraben. Die mergelige Beckenausbildung des „ Badener Tegels“ schließt sich
in der Ebene an mit der Typlokalität des „Badenium“ in der Tegelgrube von Sooß, in der aktuell
eine Kernbohrung bis 70m Tiefe für ein stratigrafisches Projekt durchgeführt wurde. Vom
östlichen Fuß des Anninger breitet sich die im Unterpannon geformte Richardshofterrasse bei
etwa 360 Meter Seehöhe aus, z.T. bedeckt mit Oberpannon, Zone F. Eine Grabung erbrachte
dafür mittels Kleinsäugern eine Einstufung in die Mammaliazone MM9. Die Süßwasserplatte
des östlich anschließenden Hügels des Eikogels (467m) ist dem Oberpannon H, MM11
zuzuordnen. Der Eichkogel ist an einem ostwärts fallenden Bruch abgesenkt.
Großaufschluss „Steinbruch Strauss“ der Gemeinde Bad Vöslau
Überblick vom südlichen Steinbruchrand: Der Steinbruch bietet den größten Aufschluss einer
Abschiebung (Bruches) landesweit (Länge 200m, Höhe 25m). Die Abschiebung, genannt „
Harzbergbruch“, streicht etwa W-E. Die Hochscholle im Norden (an der nördlichen Wand)
besteht aus Mitteltrias der Harzbergdeckscholle mit grauen Kalken (typische Mikrofazies),
Dolomiten,(z.T. laminiert) und Rauwacken der Steinalm –Reichenhall-Formation. Die Tiefscholle
besteht aus fossilleerer Gainfarner Brekzie mit fast ausschließlich Komponenten des
Wettersteindolomites. In der Störungszone ist die Brekzie zerrüttet und z.T. versintert.
Ersichtlich ist der Kontakt am Bruch am Ost- und Westende des Steinbruches und durh zwei
Reste von heller Brekzie über dunklerer Bruchfläche im Mittelteil. Der Bruch fällt mit
durchschnittlich 60° gegen Süden. Am großflächigen Harnisch sind Striemungen mit nur leicht
aus der Fall-Linie ostwärts geneigtem Einfallen zu erkennen. Es scheinen jedoch noch weitere
Richtungen aufgeprägt zu sein. Die Bruchfläche wird durch Zerrklüfte mit NE-SW-Richtung
55
(Wiener Beckenrichtung) geschnitten. Sie sind z.T. mit detritischem Material gefüllt. Die
Sprunghöhe beträgt hier vermutlich 100m oder mehr.
Im Steinbruch selbst sind Blöcke von der Hochscholle, der Tiefscholle und dem Harnisch für
nähere Betrachtung aufgestellt, um den nicht ratsamen Zugang zur Wand zu erübrigen.
Stop Sooß, Schelmenloch
Godfrid Wessely
Siebenbrunnengasse 29, A-1050 Wien
Über dem anstehenden Hauptdolomit der Göller Decke transgrediert Badenium mit Blockschutt
(z.T. große, gerundete Blöcke des Küstengesteins). Für die marine Entstehung dieses
Sediments sprechen allenthalben im ehemaligen Küstenbereich anzutreffende Löcher von
Bohrmuscheln, welche mit Sediment gefüllt sein können. Dieser einstens gute Aufschluss ist
heute vielfach abgeklopft. Eine alte Tafel gibt einen Hinweis auf die Lokation.
Stop Gainfarn
Martin Zuschin 1 , Mathias Harzhauser 2 , Oleg Mandic 2
1 Department für Paläontologie, Universität Wien
2 Naturhistorisches Museum Wien
Die
Fossillagerstätte
Gainfarn (Abb. 1) ist bekannt
für die exzellente Erhaltung
ihrer benthischen Faunenassoziationen.
Spätestens
seit der monographischen
Erfassung
der
Weichtierfauna
(Hörnes
1856, Hörnes und Auinger
1879-81)
gehört
diese
Lokalität des Badeniums zu
den wichtigsten neogenen
Molluskenfundpunkten
Europas. Neben Mollusken
findet man in Gainfarn aber
auch die Fossilien oder
Lebensspuren
von
Foraminiferen,
Poriferen,
Korallen,
Polychaeten,
Decapoden,
Bryozoen,
Echiniden und Vertebraten
(Seekuhreste und Otolithen)
(Steininger et al 1978,
Brzobohaty 1994, Zuschin et
al. im Druck).
Abb. 1: Geographische Situation
56
Zur Klärung der stratigraphischen und faziellen Zusammenhänge wurden vor allem in den
letzten Jahrzehnten immer wieder kleinere Grabungen, insbesondere des Institutes für
Paläontologie der Universität Wien und des Naturhistorischen Museums Wien, durchgeführt.
Auf Basis dieser Grabungen wurde die Lokalität Gainfarn mittels Foraminiferen-BioÖkozonierung in die obere Lagenidenzone (Unteres Badenium) gestellt (Steininger et al., 1978,
Brzobohaty 1994) (Abb. 2).
Abb. 2: Stratigraphische Position der Fundstelle
Ebenfalls auf Basis solcher Grabungen waren manche auffällige Biofazies (zum Beispiel der
Austern-Vermetiden Horizont oder fossilreiche Konglomeratlagen) schon lange bekannt. Eine
genaue stratigraphische Abfolge und paläoökologische Untersuchung der sedimentären Fazies
und Biofazies der Lokalität Gainfarn wurde schließlich durch eine große gemeinsame Grabung
des Institutes für Paläontologie der Universität Wien und des Naturhistorischen Museums Wien
im Sommer des Jahres 2000 möglich.
57
Im Zuge dieser Grabung wurden mit einem Bagger in den Weinbergen von Gainfarn sieben
grosse Gruben ausgehoben, durch die ein Gasamtprofil von ca. 16m Mächtigkeit freigelegt
wurde (Abb. 3). Die Abfolge besteht aus siliziklasitschen, vorwiegend pelitischen und sandigen,
aber auch kiesigen Flachwassersedimenten. Aus sequenzstratigraphischer Sicht können diese
sliziklastischen Flachwassersedimente in 2 basale „coarsening- and shallowing upward“
Parasequenzen und eine „fining and deepening upward succession“ gegliedert werden (Abb. 3)
(Zuschin et al. im Druck).
Die Schichtfolge gehört zur
Gänze
zur
Nannoplanktonzone
NN5,
wobei in der obersten Abfolge
bereits Elemente von NN6
auftreten
(persönliche
Mitteilung Stjepan Coric am 4.
Mai 2006). Die beiden unteren
Parasequenzen
sind
als
„Gainfarner Sande“ in der
lokalen Literatur bekannt (Brix
und Blöchinger 1988). Sie sind
vermutlich als küstennahe
Fazies der Lanžhot Formation
anzusehen und werden als
Teil eines „highstand systems
tract“
(HST)
interpretiert
(Zuschin et al. im Druck). Die
überlagernde
„deepening
upward
succession“
ist
höchstwahrscheinlich
ein
laterales
Äquivalent
der
Jakubov Formation und wird
als Teil eines „transgressive
systems tract“ interpretiert
(Zuschin et al. im Druck). Die
entsprechenden
systems
tracts
wurden
von
Weissenbäck (1996) auf der
Basis
seismischer
Logs
definiert.
Abb. 3: Lithologisches Profil von
Gainfarn
58
Die benthischen Faunen belegen
vollmarine Bedingungen am inneren
Schelf eines warmen Meeres und sind
als autochthone und sturmbeeinflusste
Taphozönosen überliefert. In den
sandigen Sedimenten der untersten
Parasequenz findet sich
Panopea
menardi in Lebensstellung (Bild rechts)).
Vertreter dieser Bivalvengattung kennt
man rezent typischerweise aus dem
flachen Subtidal, wo sie sich mehrere
Dezimeter tief in mobilen Sedimenten
eingraben (Zuschin et al. im Druck).
Ansonsten
deutet
die
Faunenzusammensetzung (insbesondere die
Gastropoden Tricolia, Gibbula und Smaragdia und Seekuhreste) in den sandigen Sedimenten
auf die Präsenz von Seegraswiesen hin. Die
konglomeratführenden
Schille
der
mittleren
Parasequenz beinhalten den Großteil jener prächtigen
Fossilien, für die Gainfarn so berühmt ist (z.B.
Megacardita jouanneti, Codakia leonina, Glycymeris
deshayesi, Strombus bonelli) und werden als
Sturmlagen interpretiert (Zuschin et al. im Druck),
deren Geröllkomponenten nachträglich von der
Koralle Siderastrea besiedelt wurden (Bild links). Das
Austern-Vermetiden Biostrom, das an der Basis der
„fining
and
deepening
upward
succession“
ausgebildet ist, wird hauptsächlich von Ostrea
digitalina und Vermetus arenarius aufgebaut (Bild
unten). Aktualistische Vergleiche legen nahe, dass
auch diese Biofazies im sehr seichten Subtidal
ausgebildet wurde (Zuschin et al. im Druck). In den
Peliten über dem Austern-Vermetiden Horizont findet
sich vor allem die Bivalve Corbula gibba, deren
Dominanz andeutet, dass in diesem Lebensraum
gelegentlich Sauerstoffkrisen aufgetreten sind.
Es treten im gesamten Profil keine
planktonischen Foraminiferen auf und die
Benthosforaminiferen sind indikativ für
das obere Sublittoral bzw. für das
Infralittoral
(=Starklichtzone).
Es
dominieren Ammonien (vor allem in der
pelitischen
obersten
Abfolge)
und
Elphidien (vor allem in den beiden unteren
sandigen
Parasequenzen).
Typische
Elemente sind A. viennensis, E. rugosum
und E. macellum. Lobatula lobatula gilt als
verlässlicher
Anzeiger
für
die
Anwesenheit von Seegräsern. In den
obersten pelitischen Lagen finden sich mit Nonion commune und Reusella spinulosa auch
59
Foraminiferen, die auf eine leichte Abtiefung des Environments hinweisen (persönliche
Mitteilung Johann Hohenegger am 4. Mai 2006).
Literatur
Brzobohaty, R. 1994, Die Fischotolithen des Badenien von Gainfarn, Niederösterreich (Mittelmiozän, Wiener
Becken). Ann. Naturhist. Mus. Wien 96A, 67-93.
HÖRNES, M. 1856, Die fossilen Mollusken des Tertiär Beckens von Wien, 1, Gastropoden. - Abh. Geol. Reichsanst. ,
3: 1-404, Wien, 1870.
HÖRNES, R. & AUINGER, M. 1879-91, Die Gastropoden der Meeresablagerungen der ersten und zweiten Miozänen
Mediterranstufe in der österreichischen- ungarischen Monarchie. - Abh. K. K. geol. Reichsanst. , 12: 1-382, Wien.
Steininger, F., Rögl, F., and Müller, C., 1978, Geodynamik und paleogeographische Entwicklung des Badenien: in
Papp, A., Cicha, I., Senes, J., and Steininger, F.F., eds., Chronostratigraphie und Neostratotypen. Miozän der
Zentralen Paratethys 6: Slowakische Akademie der Wissenschaften, Bratislava, p. 110-116.
Weissenbäck, M., 1996, Lower to Middle Miocene sedimentation model of the central Vienna Basin: in Wessely, G. &
Liebl, W., eds, Oil and gas in alpidic thrustbelts and basins of Central and Eastern Europe: European Association
of geoscientists and engineers special publication, v.5, 355-364.
Zuschin, M., Harzhauser, M. & Mandic, O. im Druck, The stratigraphic and sedimentologic framework of fine-scale
faunal replacements in the Middle Miocene of the Vienna Basin (Austria). Palaios 21.
Stop – Merkensteinhöhle (Niederösterreich)
Doris Nagel
Department für Paläontologie, Universität Wien
(nach Döppes & Rabeder 1997, ergänzt)
Lage
Die Höhle liegt im südlichen Wienerwald, ca. 8 km WNW von der Bahnstation Bad Vöslau
entfernt. Sie befindet sich in einem isolierten Kalkfelsen am Südteil des Lindkogels (847m) auf
dem auch die Ruine Merkenstein steht. Von der Straße zwischen Gainfarn und Rohrbach
kommt man zu Fuß auf einer Forststraße zur Ruine, die in privater Hand und mit einer Eisentür
versperrt ist (DÖPPES & RABEDER 1997).
Abb.1: Lageskizze und Plan der Merkensteinhöhle
60
Forschungsgeschichte
Entdeckt wurde die Höhle 1921 von Major F. Mühlhofer. 1922 wurde ein Höhlenplan erstellt und
man prüfte die Sedimente auf Phosphatgehalt für das Bundesministerium für Land- und
Forstwirtschaft. Im August 1922 und im September 1923 folgten Grabungen und das so
gewonnene Fossilmaterial übernahm O. Abel 1926. Weitere Bearbeitungen fanden statt und
wurden erst 1937 eingestellt (MAIS & RABEDER 1985). Man konnte die Höhle sonntags
besuchen und im 2. Weltkrieg diente sie als Zufluchtsort (HARTMANN 1982). Die Sedimente
reichen von jungpleistozänen Schichten in denen u.a. der Höhlenbär, der Höhlenlöwe und die
Höhlenhyäne gefunden wurden, zu eine späteiszeitlichen/ frühholozänen Nagerschicht mit
Lemmingen bis zu rezenten Ablagerungen mit Resten der Linearbandkeramik und den
Türkenkriegen.
Fauna
Die meisten Reste von Großsäugern stammen vom Höhlenbär. Untersuchungen seines
Evolutionsniveaus stuften ihn in das jüngere Mittelwürm. Er ist durch die neuen Studien an
fossiler DNA wieder neu untersucht worden, vor allem auf seine artliche Zuordnung. Die DNA
Analyse ergab eine Einstufung in Ursus ingressus. Diese modernste Form des Höhlenbären ist
vor ca 48.000 Jahren aus Kroatien nach Österreich eingewandert und verdrängte den
„klassischen“ Ursus spelaeus.
Zwei Großkatzen sind aus der Merkensteinhöhle bekannt. Panthera pardus, der Leopard, der
wie so oft mit nur wenigen Stücken belegt ist und Panthera leo spelaea, der Höhlenlöwe. Beide
sind typische jungpleistozäne Elemente in Europa, allerdings ist es einer der letzten Belege des
Leoparden im europäischen Raum (NAGEL 1997a, KOENIGSWALD et al. in Druck).
Auffällig ist die hohe Diversität der Vögel, die aber fastt alle aus dem Präglazial oder Holozän
stammen dürften. Die Vielzahl der Nagetier-Reste ist sicher durch Raubvögel, wie die
Schneeeule oder die Sumpfohreule in die Höhle gebracht worden. Die Nagerschicht ist durch
Wald- aber auch Steppenelemente geprägt. So findet man sowohl Citellus citellus (Ziesel)und
Microtus gregalis (Erdmaus), wie auch Sicista betulina (Waldmaus), Castor fiber (Biber) und
sogar den kaltzeitlichen Halsbandlemming (Dicrostonyx gulielmi). Die Auswertung des
Evolutionsniveaus von Dicrostonyx ergab ein ungefähres Alter zw. 10.500 und 13.000 Jahren
vor heute (NAGEL 1997b).
Osteichtyes
Perca fluviatilis (Barsch)
Silurus glanis (Wels)
Amphibia
Pelobates fuscus (Knoblauchkröte)
Rana mehelyi
Reptilia
Anguis fragilis (Blindschleiche)
Aves
Lagopus lagopus (Moorschneehuhn)
Lagopus mutus (Alpenschneehuhn)
Tetrao tetrix (Birkenhuhn)
Tetrao urogallus (Auerhahn)
Perdix perdix (Rebhuhn)
Coturnix coturnix (Wachtel)
Corvus monedula (Dohle)
Nucifraga caryocatactes (Tannenhäher)
Coccothraustes coccothraustes ( Kernbeißer)
Carduelis flammea (Birkenzeisig)
Pyrrhula pyrrhula (Gimpel)
Pyrrhocorax graculus (Alpendohle)
Pinicola enucleator (Hakengimpel)
Mammalia
Talpa europea (Maulwurf)
Sorex macrognathus (fossile Spitzmaus)
Sorex araneus (Waldspitzmaus)
Sorex cf. coronatus (fossile Spitzmaus)
Sorex alpinus (Alpenspitzmaus)
Neomys fodiens (Wasserspitzmaus)
Myotis blythi (kleines Mausohr)
Citellus citellus (Ziesel)
Cricetulus sp. (Zwerghamster)
Arvicola terrestris (Schermaus)
Microtus arvalis (Feldmaus)
Microtus gregalis (Schilfwühlmaus)
Microtus oeconomus (Sumpfmaus)
Microtus nivalis (Schneemaus)
Dicrostonyx gulielmi (foss. Halsbandlemming
Clethrionomys glareolus (Rötelmaus)
Sicista betulina (Birkenmaus)
Castor fiber (Biber)
Lepus timidus (Feldhase)
Ochotona pusilla (Kaninchen)
Canis lupus (Wolf)
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Loxia sp. (Kreuzschnabel)
Emberiza schoeniculus (Rohrammer)
Plectrophenax nivalis (Schneeammer)
Parus major? (Kohlmeise)
Lanius collurio (Dorndreher)
Turdus viscivorus (Misteldrossel)
Turdus philomelos (Singdrossel)
Cinclus cinclus (Wasseramsel)
Dendrocopos major (Gr. Buntspecht)
Cuculus canorus (Kuckuck)
Nyctea scandiaca (Schneeeule)
Asia flammeus? (Sumpfohreule)
Falco tinnunculus (Turmfalke)
Haliaeetus albicilla (Seeadler)
Anser albifrons (Blässgans)
Anas platyrhynchos (Stockente)
Pluvialis squatarola (Kiebitzregenpfeifer)
Calidirs ferruginea (Strandläufer)
Larus ridibundus (Lachmöwe)
Rallus aquaticus (Wasserralle)
Alopex lagopus (Eisfuchs)
Vulpes vulpes (Fuchs)
Ursus ingressus (Höhlenbär)
Meles meles (Dachs)
Lutra lutra (Otter)
Martes fiona (Marder)
Mustela erminea (Hermelin)
Mustela nivalis (Mauswiesel)
Mustela putorius (Iltis)
Panthera leo spelaea (Höhlenlöwe)
Panthera pardus (Leopard)
Lynx lynx (Luchs)
Crocuta crocuta spelaea (Höhlenhyäne)
Sus scrofa (Schwein)
Alces alces (Elch)
Rangifer tarandus (Rentier)
Capra ibex (Steinbock)
Equus ferus (Pferd)
Literatur
DÖPPES, D. & RABEDER, G. 1997. Pliozäne und pleistozäne Faunen Österreichs. Mitt. Komm.
Quartärforsch. Österr. Akad. Wiss. Bd.10, pp 411.
HARTMANN, W. & H. 1982. Die Höhlen Niederösterreichs 2. – Die Höhle, wiss. Beih., 29: 214216.
KOENIGSWALD, v. W., NAGEL, D., MENGER, F. (im Druck). Ein jungpleitozäner Leopardenkiefer
von Geinsheim (nördliche Oberrheinebene) und die stratigraphische und ökologische
Verbreitung von Panthera pardus. Neues Jahrbuch für Geologie und Paläontologie.
Mitteilungen.
MAIS, K. & RABEDER, G. 1985. Das Jungpleistozän der Merkensteinhöhle, wenig Bekanntes zu
den Grabungen und neuen Ergebnissen zur Chronologie. In: Mais, K. & Schaudy, R. Höhlen in
Baden und Umgebung aus naturkundlicher und kulturgeschichtlicher Sicht. – Die Höhle, wiss.
Beih. 34: 107-122.
NAGEL, D. 1997a. Panthera pardus und Panthera spelaea (Felidae) aus den Höhle von
Merkenstein (Niederösterreich). – Wiss. Mitt. Niederösterr. Landesmus. 10: 215-224.
NAGEL, D. 1997b. Dicrostonyx gulielmi (Rodentia, Mammalia) aus den Höhle von Merkenstein
(Niederösterreich). – Wiss. Mitt. Niederösterr. Landesmus. 10: 225-230.
62
Stop – Müllendorf
Oleg Mandic
Naturhistorisches Museum Wien
Topic: Paleoenvironment of an Early Middle Miocene shallow water carbonate platform and its
mollusc inhabitants. Characteristic are large sized, thick shelled scallops and oysters, and
conspicuous dense date mussel settlements from colonial host corals.
Geology: The outcrop area is a large-scaled quarry complex, a property of the Müllendorfer
Kreide A.G.”. Limestones overlay directly the crystalline rocks of the southern Leitha hills. The
maximal thickness of the outcropped section is 54 m. Due to heavy post-depositional diagenetic
leaching the limestone has a peculiar white colour and chalky consistence. Indeed, the
sediment is mechanically exploited and manufactured to drawing chalk. It consists mainly of
coralline algae detritus with minor fraction of lithoclasts, mainly quartz and mica grains and
pebbles of crystalline origin, pointing to the vicinity of the rocky shore. The aragonitic skeletal
components (e.g., majority of bivalves and all gastropods) are completely leached.
Differentiation into upper and lower sequence is given according to topographic position of
single outcrops and based on some minor differences in facies.
Fig. 1. Section in the upper sequence of the Müllendorf outcrop
area. Distribution of bivalves and corals is indicated (after
KLEEMANN, 1982).
The lower sequence shows cross-stratification and in its basal
parts bears large venerid bivalves and some scattered coral
colonies in life position. The upper sequence is unstratified and
contains common, up to 1 m broad and 30 cm high colonies of
Tarbellastraea reussiana with extremely dense population of
boring bivalves. The bivalves are dominated by Lithophaga
laevigata but also other species of Lithophaga and
Gastrochaena are represented. Coral bodies are completely
leached so only casts of bivalve burrows can be observed.
Additionally, scattered large sized bivalves – the oyster Hyotissa
hyotis and a characteristic node-sculptured scallop,
Macrochlamis nodosiformis, - are present. They occur partly
accumulated into up to 4 m thick layers attaining wide lateral
distribution. Steinkerns of large sized and frequently still
articulated bivalves - Isognomon maxillatum, Panopea menardi,
Pholadomya alpina and Periglypta miocaenica can also be
found. Remains of boring cirripedians (Pyrgoma multicostata), regular (Psammechinus) and
irregular echinoids (Clypeaster, Echinolampas, Scutella, Plagiobrissus) and marine vertebrates
(fish and shark teeth, dolphin and sea cow bones) are typically preserved. The series ranges
stratigraphically from Middle to Upper Badenian (Spiroplectammina to Bulimina-Bolivina Zone).
Paleoecology: The outcrop documents the typical paleoenvironment of a shallow carbonate
platform exposed in a narrow offshore zone, rimming the topographic high of the ancient Leitha
Island. The carbonate production was maintained mainly through coralline algae. Such a
substrate (dominated by still living coralline algae fragments) is termed as “maerl” and in Recent
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Eastern Atlantic and Mediterranean regions it typically occurs in shallow water areas down to 40
m water depth. It prefers sheltered areas like offshore bays, disturbed only occasionally by
storm events. The faunal composition and distribution at Müllendorf witnesses the presence of
a scattered hard ground presence in the area, implying a strong competition for larvae
settlement. The initiation of bioherms was confined to the scattered small-scale hard-ground
areas provided for example by large sediment reclining bivalves, oysters and scallops. Once the
coral larvae settled, they grew to conspicuously large tabular shaped colonies, a shape that
prevents from sinking into the loose substrate. These colonies formed the hard substratum for
Lithophaga laevigata, a bivalve specialist for living and growing substrates (Fig. 7). This bivalve
had the ability to shorten the burrow when overgrow by corals became life-threatening. This
happened by production of secondary floors at their bottoms (KLEEMANN 1982). Additional
burrows in living coral portions are provided by Pyrgoma, whereas the dead coral colonies and
shells of epibiontic bivalves become attacked by other burrowers (e.g., Gastrochaena). The
sandy areas between corals were settled by epifaunal and infaunal bivalves. The extinct thick
valved Macrochlamis is a typical shallow water indicator, specialised for reclining the siliciclastic
and carbonate sandy substrates (BONGRAIN 1988). The cementing Hyotissa hyotis and byssate
Isognomon maxillatum were other typical large recliners. Among infaunal molluscs a shallow
burrowing Periglypta miocaenica is typically present adjacent to coral colonies; the deep
burrowers are represented by up to 10 cm long articulated shells of Panopea menardi and
Pholadomya alpina. Typically the bivalves are present in life position, pointing to the prevalent
low energetic environment. The masses of Lithophaga laevigata indicate a high productivity;
nutrient supply was probably provided by a fluvial system, which is recorded several kilometers
south at the border of the Eisenstadt-Sopron basin.
Kleemann, K.H., 1982: Ätzmuscheln im Ghetto? Lithophaga (Bivalvia) aus dem Leithakalk (Mittel-Miozän: Badenien)
von Müllendorf im Wiener Becken, Österreich. – Beitr. Paläont. Österreich, 9: 211-231, Wien.
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