Ausgabe 3 2013 - DGUV Kinder, Kinder

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Ausgabe 3 2013 - DGUV Kinder, Kinder
50256
Ausgabe 3/2013
DGUV
Die Zeitschrift für Sicherheit und Gesundheit in Kindertageseinrichtungen
Kinder,Kinder
Kulturelles
Miteinander
Leserumfrage
auf Seite 5
Sicherheit
Faszination Feuer
Gesundheit
Motorik fördern
Foto: Dominik Buschardt
Inhalt
Editorial
Infos & Termine
3
kurz und knapp
Schwerpunkt Kulturelles Miteinander
Kulturen im Blick
Zuckerfest und Fastenzeit
Liebe Leserin, lieber Leser,
Gedankenreise ins „Jenseits“
das neue Kindergartenjahr hat bereits begonnen.
Eventuell haben Sie neue Kinder aufgenommen – auch
Kinder mit einem anderen kulturellen Hintergrund.
Je nach Region weisen viele Kitas – ob konfessionell
oder nicht konfessionell – einen Migrationsanteil von
70 oder mehr Prozent auf. Und Sie als Erzieherin oder
Erzieher bewegen sich in diesem multikulturellen und
interreligiösen Umfeld.
Praxis
Motorik von Kindern fördern
11
Faszination Feuer
Besondere Einrichtung
12
Die Reise eines T-Shirts
Ideenbörse
Ich wünsche Ihnen beim Lesen viel Spaß und freue mich
auf Ihre Rückmeldungen.
Vorschau DGUV Kinder, Kinder 4/2013
Diane Zachen
Redakteurin DGUV Kinder, Kinder
Impressum
DGUV Kinder, Kinder erscheint vierteljährlich
Herausgeber: Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung
(DGUV), Mittelstr. 51, 10117 Berlin, www.dguv.de
Chefredaktion: Gregor Doepke (verantw.), DGUV Berlin
Redaktionsbeirat: Andreas Kosel (Unfallkasse RheinlandPfalz), Dr. Torsten Kunz (Unfallkasse Hessen), Sabine
Margraf (Kindertagesstätte Große Lache, Wehrheim/Ts.),
Angelika Röhr (Unfallkasse NRW), Jörg Stojke (BGW),
Thorsten Vent (Unfallkasse Nord), Kirsten Wasmuth
(Unfallkasse Berlin), Dr. Christoph M. Paridon (IAG)
Redaktion: Diane Zachen (Stv. Chefredakteurin),
René de Ridder
Redaktionsassistenz: Andrea Hütten
E-Mail: [email protected]
10
Sicherheit
Jeder Mensch wird von Geburt an von seinem kulturellen
Umfeld geprägt und eignet sich kulturspezifische Verhaltensweisen und Umgangsformen an. Auch Erzieherinnen
und Erzieher prägen Kinder sowie Eltern und anders
herum. Für ein wertschätzendes Miteinander zwischen
Eltern, Kindern und pädagogischem Fachpersonal ist es
wichtig, die kulturellen Unterschiede zu thematisieren
– hörbar, sichtbar und erlebbar zu machen. Denn:
Begegnung schafft Verständnis. Schauen Sie, welche
Traditionen, Bräuche und Feiertage für Ihre Kinder von
Bedeutung sind und bauen Sie diese – wenn möglich
– in den Kitaalltag ein. In Form von Theater-, Musik- und
Malprojekten können die Kinder noch mehr über andere
Kulturen und Religionen erfahren. Lassen Sie die Kinder
dabei zu Akteuren werden. Und binden Sie auch die
Eltern aktiv ein. Vielleicht kochen sie ein traditionelles
Essen und bringen es mit in die Kita oder zeigen Fotos.
All dies fördert Toleranz und Respekt.
Ihre
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6
8
Recht
Sie fragen – wir antworten
Versicherungsschutz in der Kita
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Pädagogik
Integration durch Sprachförderung
Leserbriefe
Unser Projekt:
Ich bin ein Künstler, jeder ist ein Künstler
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Naturwissenschaften
Lavendelparfum – selbst gemacht!
20
2
Impressum
(November)
Smartphone, Tablet-PC und Co. sind aus dem Alltag kaum mehr
wegzudenken. Aktuell diskutiert die Gesellschaft sehr kontrovers,
wie digitale Medien auf Kinder wirken. Vielfach werden die negativen
Folgen beschworen. Wie Erzieherinnen und Erzieher Kita-Kinder an
Medien heranführen, sie anleiten und ihnen Orientierung geben,
zeigt das kommende Schwerpunktthema. Zudem im Heft:
Inklusion – es ist normal verschieden zu sein.
Produktion und Vertrieb: Universum Verlag GmbH,
Taunusstr. 54, 65183 Wiesbaden,
vertretungsberechtigte Geschäftsführer Siegfried Pabst
und Frank-Ivo Lube.
Die Verlagsanschrift ist zugleich auch ladungsfähige
Anschrift für die im Impressum genannten Verantwortlichen und Vertretungsberechtigten.
Tel.: (0611) 9030-0, Fax: (0611) 9030-281
Anzeigen: Anne Prautsch, Tel.: (0611) 9030-246
Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 8.
Marketing und Verkauf: Susanne Dauber, Tel.: (0611) 9030-121
Internet: www.universum.de, www.dguv-kinderkinder.de
Herstellung: Alexandra Koch
Grafische Gestaltung: Konzept fünf, Offenbach
Druck: CW Niemeyer Druck GmbH, Böcklerstraße 13,
31789 Hameln
Titelfoto: Dominik Buschardt
ISSN 2191-1525
Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion.
Für mit Namen oder Initialen gekennzeichnete Beiträge
wird lediglich die allgemeine presserechtliche Verantwortung übernommen.
Bestellungen: Annemarie Jung, Tel.: (0611) 90 30-264,
Fax: (0611) 9030-277, [email protected]
Bezugspreise:
Einzelpreis € 1,95 inkl. MwSt. zzgl. Versandkosten,
Jahresabonnement € 7,80 inkl. MwSt. zzgl. Versandkosten
Einem Teil der Auflage liegt eine Beilage einzelner
Unfallversicherungsträger bei.
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DGUV Kinder , Kinder 3/2013
Infos & Termine
… kurz und knapp …
Auf Augenhöhe
mit Kindern …
Broschüre: Außengelände
für Krippenkinder
… und gleichzeitig was für den
Rücken tun? Wir haben ein modulares Stuhlprogramm entwickelt,
Die Unfallkassen Rheinland-Pfalz und Hessen informieren Träger sowie Erzieherinnen und Erzieher
darüber, wie sie Außengelände für Krippenkinder
gesundheitsfördernd gestalten können. Die DIN
A5-Broschüre enthält Tipps zu den altersgerechten
Anforderungen und zu sicheren Spielgeräten.
das exakt auf Ihren Rücken und die
Anforderungen der Erziehungsarbeit zugeschnitten ist.
Setzen Sie auf einen ergonomisch
gestalteten Stuhl: strapazierfähig,
Sichere Kinderspielfahrzeuge
Liedertexte zum Download
Mobilität von Anfang an: Die Aktion „Das
sichere Haus“ gibt mit ihrer Broschüre „Mobile
Kinder“ Hinweise zu Laufrad, Rutschauto und
Co. – ab welchem Alter sie sich eignen, welche
Qualität die Schutzausrüstungen haben sollten
und wie sie richtig getragen werden.
Ökotopia – der Verlag für pädagogische Medien
– bietet auf seiner Website Kinderlieder zum
kostenlosen Download an. Erzieherinnen und
Erzieher haben eine Auswahl von circa 1.500
Liedtexten für Krippen- und Kitakinder.
ƪexibel und in vielen Designs und
Farben erhältlich!
www.oekotopia-verlag.de
www.das-sichere-haus.de > „Mobile Kinder“
in die Suchmaske geben
Fachtagung zum Thema
Inklusion
Miteinander statt nebeneinander: Die
Unfallkasse Nord organisiert mit der Ländervereinigung für Gesundheitsförderung die
16. Fachtagung „Gesundheitsförderung in der
Kita – Gelebte Gemeinschaft – Aspekte zur
inklusiven Arbeit“. Die Veranstaltung findet am
5. November in Bad Segeberg statt. Angesprochen sind alle Akteure aus dem Handlungsfeld
Kita. Die Teilnahmegebühr beträgt 25 Euro.
Weitere Informationen gibt es unter:
www.uk-nord.de oder www.lvgfsh.de.
Ansprechpartner Unfallkasse Nord:
Michael Taupitz
Tel.: 0431/64070
E-Mail: [email protected]
„Kindertageseinrichtungen
sicher gestalten“
Die Unfallkasse Hessen
hat eine Neuauflage
ihrer Schriftenreihe 8
mit dem Titel „Kindertageseinrichtungen
sicher gestalten“
herausgebracht. Grund
der Neuauflage sind
die veränderten Rahmenbedingungen. Viele
Kitas nehmen immer
öfter Kinder unter drei Jahren auf. Die Betreuung
von Kleinkindern bedingt andere pädagogische
und somit auch andere Sicherheitsaspekte. Das
Heft ist ein Leitfaden für Bauherren, Architekten
und Planungsämter, gibt aber auch Erzieherinnen
und Erziehern gute Tipps. Die Broschüre kann
kostenlos im Netz heruntergeladen werden.
www.kitaportal-hessen.de > Informationen >
Publikationen der UKH
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Foto: panthermedia
Das Heft kann kostenlos heruntergeladen werden
unter: www.ukrlp.de > Prävention > Kindertagesstätten oder www.kitaportal-hessen.de >
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Die Kulturen im Blick
Kinder eignen sich Verhaltensweisen und Umgangsformen von Personen aus ihrem kulturellen Umfeld an.
Neben Freunden und der Familie sind auch Erzieherinnen und Erzieher Vorbilder.
Ein vierjähriges Mädchen fragt beim Essen
ihre Erzieherin: „Ist das Schweinefleisch?“
Ihre Erzieherin antwortet: „Nein, es ist
Rindfleisch.“ Selbstbewusst und stolz
erzählt das Mädchen: „Ich esse nämlich
kein Schweinefleisch. Ich bin Muslimin.“
Jeder Mensch wird von Klein auf durch
sein kulturelles, religiöses und sozialpolitisches Umfeld geprägt. Was er als
„normal“ ansieht, wird davon beeinflusst,
wo er aufwächst, welcher sozialen Schicht
er angehört, welchen Bildungsstand er
hat und welche Normen und Werte die
Menschen um ihn herum leben. So prägen
auch Reisen, Literatur und Musik die
eigenen Sicht- und Verhaltensweisen.
Unterschiede kennen
In einer Kita treffen häufig Eltern,
Kinder sowie Erzieherinnen und Erzieher
verschiedener kultureller Hintergründe
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DGUV Kinder , Kinder 3/2013
aufeinander. Das bedeutet, dass sie
mitunter unterschiedliche ethischmoralische Sicht- und Verhaltensweisen
mitbringen; und entsprechend andere
Rituale, Bräuche und Traditionen. Eltern
haben dann meist ganz konkrete Fragen
an die Erzieherinnen und Erzieher, zum
Beispiel, ob es möglich ist, Schweinefleisch aus dem Mittagsmenü zu nehmen
oder ob beim Osterfest nur der Osterhase
thematisiert oder auch der christliche
Hintergrund vermittelt wird.
Für einen wertschätzenden Umgang
untereinander ist es wichtig, die
kulturellen Unterschiede der Eltern und
Kinder zu kennen und sich mit ihnen
auseinanderzusetzen. Dabei sind für alle
Beteiligten Offenheit, Respekt, Toleranz,
Vertrauen sowie die Fähigkeit zuhören zu
können unentbehrlich.
Kinder eignen sich Verhaltensweisen
und Umgangsformen, zum Beispiel
Tischmanieren und Höflichkeitsformen wie
„Bitte“ und „Danke“ zu sagen, im Laufe ihrer
Entwicklung erst an.
Beobachten und nachahmen
Krippen- und Kitakinder beobachten
Freunde, Eltern, Geschwister, Verwandte
und andere Erwachsene ganz genau und
ahmen sie nach. So spiegeln sich häufig
kulturell geprägte Verhaltensweisen und
Umgangsformen im Spiel der Kinder wider.
Zum Beispiel malen sie ihre Glaubensorte
oder bauen sie mit Holzklötzen nach. Vielleicht spielen sie Mutter-Vater-Kind, wobei
die „Mutter“ ein Kopftuch trägt. Wer jüdische
Kinder hat, wird eventuell beobachten,
dass sie ganz begeistert das Pessachfest
nachahmen. Gerade im Alter von drei bis
sechs Jahren lieben Kinder Rollenspiele.
Kulturelles Miteinander
Wer sich selbst reflektiert, hat auch
einen anderen Blick auf seine Mitmenschen. Fragen Sie sich:
ì Wo bin ich aufgewachsen?
ì Wer hat mich in meiner Kindheit
begleitet? Wer zum Beispiel hat mit mir
gespielt?
ì Welche Rituale, Traditionen und
Bräuche haben mich als Kind geprägt?
ì Welche Umgangsformen habe ich
angenommen und welche habe ich
abgelehnt?
ì Welche Umgangsformen sind mir
wichtig? Wie begrüße ich meine
Mitmenschen, wie verabschiede ich
sie?
ì Wie agiere ich zuhause und wie im
Kindergarten?
Foto: Fotolia /V.R. Murralinath
Kinder suchen sich Vorbilder – häufig
ältere Kinder, die schon mehr können
als sie selbst – und orientieren sich an
ihnen. Sie vergleichen und messen sich an
ihnen. Erzieherinnen und Erzieher haben
ebenfalls eine Vorbildfunktion, wenn auch
nicht immer vom Kind selbst gewählt.
Sie prägen die Kinder durch die Anreize,
die sie ihnen geben und durch ihre eigne
Person, aber auch durch Regeln, die sie
aufstellen, zum Beispiel dass alle Kinder
nach dem Essen ihr Geschirr selbst
spülen. Umgekehrt prägen aber auch die
Kinder die Erzieherinnen und Erzieher
durch Fragen und andere Äußerungen.
Zum Beispiel ruft ein vietnamesisches Kind
in seiner Muttersprache „Hundert Jahre
sollst du leben“ und zeigt seiner Erzieherin
einen kleinen Drachen. Seine Familie
feiert das vietnamesische Neujahrsfest,
das Tet-Fest. Der Drache symbolisiert für
die Vietnamesen Glück. Und so erfährt die
Erzieherin auf eine besondere – vielleicht
auf eine ganz neue Art – Wertschätzung.
Balancierende Identität
Kinder spüren bereits, dass sie sich in
verschiedenen Lebenswelten bewegen.
Zuhause gibt es mitunter andere Rituale,
Traditionen und Verhaltensregeln als in der
Kita. Das zeigt sich bei Kindern aus Familien
mit einem anderen kulturellen Hintergrund
meist noch deutlicher. Der Soziologe Lothar
Krappmann spricht hierbei von der „balancierenden Identität“, der Fähigkeit, sich in
die jeweilige Lebenswelt einzufügen und
sich kulturell „richtig“ zu verhalten. Damit
das Kind die möglichen abweichenden
Verhaltensweisen nachvollziehen und annehmen kann, ist es wichtig, wertschätzend
mit dem Kind zu kommunizieren und die
Familie als primäre Bezugsgruppe von Anfang an einzubeziehen. Ein offener Umgang
und ein Miteinander auf „Augenhöhe“ sind
Voraussetzung, damit sich alle in der Kita
wohlfühlen.
Diane Zachen, Redakteurin, Universum
Verlag, [email protected]
Leserumfrage:
Arbeiten Sie mit einer Vielzahl von
Kindern, die einen anderen kulturellen
Hintergrund haben?
Machen Sie mit bei unserer Leserumfrage
unter www.dguv-kinderkinder.de.
Die Ergebnisse präsentieren wir Ihnen
in der kommenden Ausgabe.
Mit diesem QR-Code können Sie den Link
direkt auf Ihrem Smartphone aufrufen.
Scannen Sie diesen mithilfe einer
geeigneten App.
DGUV Kinder, Kinder
Service
ì +HLGL.HOOHU+UVJInterkulturelle Praxis
in der Kita, Herder Verlag 2013, 176 Seiten,
22,95 Euro, ISBN-13: 978-3451326240
ì NOHLQJUR¡+HǷţšşŠŢ*ute Manieren,
schlechte Manieren? Umgangskulturen
beleuchten und hinterfragen,
www.oldenbourg-klick.de/zeitschriften/
kleingross > Heftthemen
ì .QXW9ROOPHUFreundlich geht's besser!
in kindergarten heute, Heft 3/2008
www.kindergarten-heute.de > Titel und Verfasser des Beitrags in die Suchmaske geben
Viele indische Familien beginnen
den TTag mit einem Gebet, der Puja.
DGUV Kinder,Kinder 3/2013
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Zuckerfest und Fastenzeit
In vielen Kindertagesstätten treffen Personen verschiedener kultureller und religiöser Hintergründe
aufeinander. Wer wichtige Traditionen und Feiertage im Kita-Alltag verankert, kann ein gutes und
wertschätzendes Miteinander fördern.
Wie Menschen handeln, denken und
fühlen ist geprägt von kulturellen und
auch von religiösen Einflüssen. Bräuche
und Traditionen wie etwa Begrüßungs-,
Essens- oder Kleidungsrituale prägen die
Persönlichkeit.
der Universität Tübingen 84 Prozent der
befragten pädagogischen Fachkräfte an,
in ihrer Gruppe mit Kindern zu arbeiten,
die einen Migrationshintergrund haben.
In diesem interkulturellen und multireligiösen Umfeld bewegen sich Erzieherinnen
und Erzieher.
Kulturelles erleben
Foto: Fotolia / ioStephy.it
Ob Kinder konfessionelle oder
kommunale Kindertageseinrichtungen
besuchen – fast immer treffen viele
verschiedene Kulturen und Religionen
aufeinander. So gaben in einer Umfrage
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DGUV Kinder , Kinder 3/2013
Welche kulturellen und religiösen
Hintergründe die Kinder mitbringen, ist
von Region zu Region verschieden. Zum
Beispiel besuchen die „Hundertwasserkita“ in Heddernheim/Frankfurt am Main
(Migrationsanteil 80 Prozent) neben Kindern
aus muslimischen Ländern auch russische,
italienische und japanische Kinder.
Begegnung schafft Verständnis
Doch nicht nur in Ballungsgebieten wie
Frankfurt, sondern auch in ländlichen
Regionen steigt die Zahl von Migrantenfamilien. Gerade weil in vielen Kitas Menschen
unterschiedlicher Nationalitäten, Kulturen
und Religionen zusammenkommen, ist es
wichtig, die Verschiedenheiten für die Kinder
hörbar, sichtbar und erlebbar zu machen.
Tipp: Schauen Sie, welche kulturellen
und religiösen Hintergründe die Kinder,
aber auch Sie, die Erzieherinnen und
Erzieher, mitbringen und erstellen
Sie einen individuellen Kalender mit
den relevanten religiösen und nicht
religiösen Bräuchen und Feiertagen. Wer
äthiopische Kinder in der Gruppe hat,
wird zum Beispiel auch das äthiopische
Neujahrsfest am 11. und 12. September
in seinen Jahreskalender aufnehmen.
In Form von alltäglichen Ritualen bis hin zu
größeren Projekten, können sprachliche,
kulturelle und religiöse Verschiedenheiten
thematisiert werden. Im Morgenkreis
zum Beispiel können alle Kinder singend
und klatschend in ihrer Sprache begrüßt
werden. Wer viele türkische Kinder in
seiner Gruppe hat, kann beispielsweise
eine kleine Teeecke einrichten. Viele
türkische Familien trinken Schwarztee
traditionell aus kleinen Gläsern ohne
Griff. Der koffeinhaltige Tee kann für die
Kinder durch eine andere Teesorte ersetzt
werden.
Interkulturelle Bildung
Neben den alltäglichen Ritualen,
können die Kinder durch weitere Projekte
verschiedene Kulturen und Religionen
noch besser kennenlernen. Durch Spaß
und Interaktion lernen sie das Anderssein
kennen. So können zum Beispiel kulturelle beziehungsweise „religiöse Ecken“
eingerichtet werden, mit Büchern, Plakaten und Gegenständen, die die jeweilige
Kultur und/oder Religion erklären. Ein
spannendes Erlebnis für Groß und Klein ist
zum Beispiel auch, die Orte des Glaubens
der anderen Kinder zu besuchen: eine
Synagoge, eine Moschee, eine katholische oder evangelische Kirche.
Aber auch Theater-, Musik- und Malprojekte tragen dazu bei, mehr über Kulturen
und Religionen zu erfahren. Nicht zu
vergessen die verschiedenen Jahresfeste.
Neben Weihnachten und Ostern als christliche Feiertage könnten beispielsweise
auch Pessach und Ramadan thematisiert
werden. Gleichzeitig gehören Ostern
und Weihnachten zu den gesetzlichen
Feiertagen. Aber auch nicht gesetzlich
festgelegte Feier- und Gedenktage wie
der Sankt Martinstag am 11. November
oder der irische St. Patricks Day am 17.
März können im Kindergarten Beachtung
finden.
Das Teetrinken
aus kleinen Gläsern ohne
Griff ist Teil der türkischen Kultur.
Parallelen entdecken
Bei aller Verschiedenheit der Kulturen
und Religionen finden sich mitunter auch
Prallelen. So gibt es im Christlichen wie im
Muslimischen Glauben eine Fastenzeit,
der ein großes Fest folgt. Viele Christen
fasten 40 Tage bis Ostern. Dieser Zeitraum
soll an die 40 Tage erinnern, die Jesus
Christus fastend und betend in der Wüste
verbrachte. An Ostern selbst wird der
Kreuzigung und Auferstehung Jesu Christi
gedacht. Ostern ist ein bewegliches
Datum und fällt auf den Sonntag nach dem
ersten Frühjahrsvollmond; im Gregorianischen Kalender frühestens auf den 22.
März und spätestens auf den 25. April.
Familien beschenken und besuchen sich.
Traditionell werden zu Ostern Eier gefärbt.
Am Morgen des Ostersonntags dürfen die
Kinder die Ostereier suchen. Sie symbolisieren Leben und Fruchtbarkeit.
Muslime fasten 30 Tage. Die Fastenzeit
endet mit dem dreitägigen Fest des
Fastenbrechens und heißt Ramadan. Das
Datum richtet sich nach dem islamischen
Mondkalender und verlagert sich jährlich
um 11 Tage zurück (2013: vom 08. bis 10.
August). Das Fasten im Monat Ramadan
ist auch bedeutungsvoll, weil es in die
Zeit fällt, in der der Koran offenbart wurde.
Außerdem ist das Ramadanfest Ausdruck
der Freude. Von Sünden gereinigt, geistig
gestärkt und körperlich entschlackt
begehen Muslime das Fest im Zeichen
von Frieden, Freundschaft und Liebe.
Familien beschenken und besuchen sich.
Die Mädchen färben sich die Hände rot
mit Henna; Männer und Jungen gehen
zum Festgebet in die Moschee. Die Frauen
beten oft zuhause. Das Fest wird auch
zum Besuch des Friedhofs genutzt. In
den Häusern werden Speisen und nicht
alkoholische Getränke gereicht. Weil die
Kinder Süßigkeiten bekommen, wird das
Fest auch „Zuckerfest“ genannt.
Christine Speckner, freie Journalistin
Diane Zachen, Redakteurin, Universum
Verlag, [email protected]
DGUV Kinder, Kinder
Service
ì +LHUǴQGHQVLFKZHLWHUH,QIRV]XP3URMHNW
Gesundheit
„Interkulturelle und interreligiöse Bildung in
Kindertagesstätten“:
www.kita-interreligioes.de/ergebnissepilotprojekt.htm
ì $QNH(GHOEURFN$OEHUW%LHVLQJHU)ULHGULFK
Schweitzer (Hrsg.): Religiöse Vielfalt, Cornelsen Scriptor 2012, 181 Seiten, ISBN: 978-3589-24666-3, 17,50 Euro
ì :HLWHUH,QIRV]XP,VODPJLEWHVEHLP=HQWUDO
rat der Muslime:
http://zentralrat.de oder http://islam.de.
ì ,QWHUNXOWXUHOOHU.DOHQGHUKHUXQWHUODGHQ
www.bamf.de > interkultureller Kalender in
die Suchmaske geben
DGUV Kinder,Kinder 3/2013
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Foto: Fotolia / ruzgarp344
Kulturelles Miteinander
Gedankenreise: Wie stellen sich KitaKinder den Tod und das Jenseits vor?
Gedankenreise ins „Jenseits“
Die Erzieherin eines katholischen Kindergartens erkundete, wie sich die Kleinen ein Leben nach dem Tod
vorstellen. An der Lerneinheit nahmen Kinder mit unterschiedlichen Religionszugehörigkeiten teil.
Ariane, Dilwen, Blend und die anderen
Kinder lagen auf den Sitzbänken, blickten
zum Himmel und schlossen ihre Augen.
Dann begaben sie sich auf eine Reise,
die hinter die grauen Wolken führte. Die
Erzieherin fragte: „Wie stellt ihr Euch das
Leben im Jenseits vor?“
Religiöse Vielfalt
Einige Eltern sorgen sich, dass ihre Kinder
in einer katholischen Einrichtung von den
islamischen Werten entfremdet werden
könnten, berichtet Chamiran Youkhanna.
In solchen Fällen kommt es gut an, dass
sie fließend Arabisch spricht. Oder die
Schahaada rezitieren kann, ein jedem
Moslem bekanntes Glaubensbekenntnis.
Die Christin ließ den Ausflug in den
Himmel szenisch mit der biblischen
Schöpfungsgeschichte beginnen. Die
Kinder bauten die Erde mit bunten
Tüchern nach und legten im Kindergarten
helle und dunkle Stoffbahnen aus, um
die Himmelsfarben nachzuempfinden.
Doch wie reagieren muslimische Eltern,
wenn ihr Nachwuchs mit christlichen
Glaubensinhalten konfrontiert wird?
Die 29-Jährige möchte einerseits den
katholischem Erziehungsauftrag erfüllen,
andererseits den Andersgläubigen
Respekt zollen. Diese Gratwanderung
gelingt oft, aber nicht immer. Ab und zu
melden muslimische Eltern ihre Kinder
ab, weil die Vorbehalte gegenüber einer
christlichen Einrichtung zu groß sind.
Bei der ungewöhnlichen Lerneinheit
über den Himmel war es daher klug, die
Vorstellungskraft der Kinder auf das Bild
des Paradiesgartens zu lenken. Diese
Vorstellung existiert im Christentum und
Islam in ähnlicher Form.
Erzieherin Chamiran Youkhanna
wuchs in Syrien auf.
Foto: Christine Breuer
„Kinder interessieren sich sehr für den Tod
und das Jenseits, egal, welcher Religion sie
angehören“, sagt Chamiran Youkhanna,
stellvertretende Leiterin des Kindergartens
Sancta Maria. Religiöse Vielfalt ist
das Markenzeichen der katholischen
Einrichtung im südbadischen Lahr. Nur
etwa die Hälfte der Kinder stammt aus
christlichen Familien, die anderen haben
die muslimische, jezidische, alawitische
oder keine Religionszugehörigkeit.Für diesen „Schmelztiegel“ ist die Erzieherin ein
Glücksfall. Allein schon aufgrund ihrer Biografie kann sie gut zwischen den Kulturen
vermitteln. Chamiran Youkhanna wuchs als
Zu viel Nähe zum Christentum?
Katholikin in Syrien auf, wanderte 2002
nach Deutschland aus und entschied sich
für den Beruf der Erzieherin.
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DGUV Kinder , Kinder 3/2013
Kulturelles Miteinander
Migration in Lahr
Knapp 45.000 Einwohner aus über 100
unterschiedlichen Nationen leben in
Lahr (Ortenaukreis), 30 Prozent der
Bürger haben einen Migrationshintergrund. Bis in die 1990er Jahre war dort
das Hauptquartier der kanadischen
NATO-Streitkräfte ansässig. Nach dem
Abzug der Soldaten wurden ganze
Wohnquartiere frei, die vor allem von
russischen Spätaussiedlern bezogen
wurden. Zunehmend siedeln sich auch
Immigranten aus dem Nahen Osten an.
Mit Stoffbahnen wurden Himmel
und Erde nachgebaut.
noch. „Ein Beispiel dafür, dass Kinder sich
die Vorstellung vom Jenseits anhand ihrer
Alltagserfahrungen konstruieren“, erklärt
Chamiran Youkhanna.
Fotos: Kita Sancta Maria
Ein Besuch auf dem Friedhof war
ein großer Wunsch der Kinder.
Nach diesem Besuch fasste sie Vertrauen,
nahm häufiger an Kindergarten-Aktionen
teil. Das Verhältnis zu der Frau, sagt
Chamiran Youkhanna, habe sich sehr
positiv entwickelt.
Verunsicherung unter Eltern
Trauer um verstorbenen Onkel
Angesichts der Lerneinheit fragten viele
Eltern verunsichert nach: Wie haben
unsere Kinder reagiert? Wie sie die Reise
in die Vorstellungswelt empfanden,
hatten die Kinder mit Buntstiften zu Papier
gebracht. Düstere Szenerien fehlten, dafür
zeichneten sie saftig grüne Wiesen, bunte
Wohnhäuser, eine wärmend strahlende
Sonne und himmlische Wesen, die den
Verstorbenen Gesellschaft leisten.
Bei der Meditation über das Gottesreich
traf ein Mädchen jezidischen Glaubens
einen verstorbenen Onkel wieder. Die
Fünfjährige berichtete den verdutzten anderen Kindern, dass der tote Verwandte im
Himmel leider nichts zu essen bekomme.
In der kindlichen Fantasie war die Person
des Onkels mit der Gestalt ihrer Mutter verschmolzen. Die immer dunkel gekleidete
Frau litt sehr unter dem Tod des Bruders,
begegnete den Erzieherinnen stets
reserviert – und aß vor Kummer kaum
Am Ende entschlossen sich alle Familien,
die Bilder bei der Sonntagsmesse zu
zeigen, was auch viele muslimische Eltern
in die Kirche lockte. Damit war es noch
nicht vorbei. Die Kinder bestanden auf
einem Ausflug zum Friedhof Lahr, wo ein
Stein aus weißem Marmor mit Halbmond
und morgenländischen Ornamenten
steht. Mitgekommen an das Grab ihres
Bruders war auch die trauernde Mutter
des fünfjährigen Mädchens.
René de Ridder, Redakteur, Universum
Verlag, [email protected]
Jezidentum, eigenständige monotheistische Religionsgemeinschaft, deren
Wurzeln in die Zeit bis 2000 Jahre vor
Christus zurückreichen. Die Jeziden siedeln im Verbreitungsgebiet der Kurden.
In dieser Religion existiert die Idee der
Seelenwanderung.
Alawiten, nahöstliche Religion, Teil der
schiitischen Gemeinschaft. Die Anhänger leben vor allem in Syrien, aber auch
im Libanon und der Türkei. Unklar ist,
ob die Alawiten dem Islam zugerechnet
werden können.
DGUV Kinder,Kinder 3/2013
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Sicherheit
Faszination Feuer
Wenn die Tage kürzer werden, wächst die Sehnsucht nach Gemütlichkeit, Wärme und Licht. Jetzt beginnt die Zeit von kleinem Kerzenschein und großen Lagerfeuern. Doch Folgendes gibt es im Umgang
mit Feuer zu beachten.
Flammen faszinieren schon die Kleinsten.
Deshalb ist es wichtig, den richtigen Umgang mit Feuer bereits im Kindergarten zu
vermitteln. „Kinder lernen: Feuer ist schön
und nützlich, aber auch gefährlich. Und
wenn sie sicher damit umgehen können,
verlieren einige auch ihre Ängste“, sagt
Adelheid Gotthold, Vorsitzende des Vereins
Paulinchen – Initiative für brandverletzte
Kinder e.V. in Norderstedt.
Neugier ist Lernmotivator
Die natürliche Neugier der Kinder ist eine
optimale Lernvoraussetzung. Auf sie baut
Kain Karawahn. Der Berliner Künstler
beschäftigt sich seit vielen Jahren mit
Feuer. Für seine pädagogischen Projekte
wurde er mehrfach ausgezeichnet, unter
anderem mit dem Weiterbildungspreis des
Brandenburger Ministeriums für Bildung,
Jugend und Sport. „Feuer machen ist wie
Schwimmen lernen. Das geht nicht in fünf
Minuten“, sagt Karawahn. Er hat beispielsweise ein Modell entwickelt, in dem eine
Gruppe von Fünfjährigen an mehreren
aufeinander folgenden Tagen lernt, mit
Streichhölzern und dann mit einem
Feuerzeug eine Kerze zu entzünden und
die Flammen auch wieder zu löschen.
„Wichtig ist, dass Feuermachen in der
alltäglichen Umgebung erlernt wird.
Der Raum sollte also nicht verändert
werden. Ohne Sicherheitsmaßnahmen
geht es jedoch nicht.“ Geschlossene
Fenster und Türen schützen vor
unvorhergesehenem Luftzug. Von der
Decke dürfen keine Papiergirlanden
oder andere brennbare Materialien
herunter hängen. Eine gute Unterlage
ist ein Blech. Die Kinder müssen anstatt
Kleidung aus Kunstfasern solche aus
schwer entzündlicher Baumwolle
tragen. Die Ärmel werden so fest über
die Ellenbogen gerollt, dass sie nicht
mehr herunterrutschen. Lange Haare
werden mit Gummis zusammengefasst
und andere Feuerfänger wie Schmuck
und Schals bei Seite gelegt. Ein großes
Glas Wasser gehört beim Anzünden von
Teelichtern und anderen Übungen mit
Streichhölzern und Feuerzeug an jeden
Platz.
Foto: Panthermedia
Ein gemeinsames Lagerfeuer ist für die Kinder ein spannendes Erlebnis.
Tipp: Achten Sie darauf, dass
Sie nicht direkt unter einem Rauchmelder Kerzen anzünden. Mitunter
reagieren die Rauchmelder auf kleinste
Rauchentwicklungen.
Zusätzlich muss jede Kita mit Rauchmeldern, Fluchtwegen und Feuerlöschern ausgestattet sein. Der bauliche Brandschutz
ist Aufgabe des Trägers und liegt in seiner
Verantwortung. Er muss sicherstellen, dass
die gesetzlichen Vorgaben eingehalten werden. Sollte ein technischer Defekt auftreten,
muss der Träger informiert werden.
Feuerwehr als Partner
Steht der Umgang mit dem Feuer auf dem
Programm, sollten auch die Eltern einbezogen werden. Mitunter gibt es Kinder, die darauf sensibel reagieren. „Ein guter Partner
nicht nur für Brandschutzübungen ist die
örtliche Feuerwehr“, rät Adelheid Gotthold.
Sie biete häufig spezielle spielerische
Programme für Kitas an. Kita-Ereignisse wie
eine Halloween-Party, ein Lagerfeuer mit
Stockbrot, der Martins-Umzug oder Singen
am Adventskranz sind gute Gelegenheiten,
die neu gewonnenen Kenntnisse rund ums
Feuer anzuwenden. Dabei sollten immer
ausreichend Helfer anwesend sein. Viele
Eltern freuen sich über eine Einladung
zum gemütlichen Treffen. „Bei nicht von
der Kita organisierten Treffen bleibt die
Aufsichtspflicht für das Kind bei den
jeweiligen Eltern. Eine Kita-Leitung ist auf
der sicheren Seite, wenn sie dies explizit
regelt“, erläutert Rechtsanwalt Ihlenfeld.
Der soziale Effekt ist nicht zu unterschätzen:
Schließlich ist Feuermachen nicht nur eine
Lernübung, sondern auch ein wunderbares
Gemeinschaftserlebnis.
Eva Neumann, freie Journalistin,
Berlin,[email protected]
DGUV Kinder, Kinder
Service
ì Broschüre: „Faszination Feuer! Kinder lernen den
verantwortungsvollen Umgang mit Feuer – ein
Spielvorschlag“ (Hrsg: Aktion Das Sichere Haus /
Unfallkasse Berlin) kann per Post und im Internet
bestellt werden: Aktion Das Sichere Haus, Stichwort „Feuer“, Holsteinischer Kamp 62, 22081 Hamburg. Bitte zwei Briefmarken im Wert von je einem
Euro beilegen.
ì www.das-sichere-haus.de/broschueren/kinder
ì www.mitfeuerspielen.de
ì Registerbroschüre: DGUV Kinder, Kinder – Erste
Hilfe bei Kindern, Universum Verlag 2011, 2,85 €,
www.universum.de > Erste Hilfe bei Kindern in die
Suchmaske eingeben
10
DGUV Kinder , Kinder 3/2013
Gesundheit
Motorik fördern
Kinder unter drei Jahren erkunden die Umwelt durch Bewegung.
Sie üben Bewegungsabläufe, automatisieren und verfeinern sie.
Folgende Spiele unterstützen sie in ihrer motorischen Entwicklung.
Der Igel hat seine Stacheln
verloren
Schneiden Sie einen Igelkörper aus einem
Karton aus und hängen Sie einen Faden
für die Kinder erreichbar auf. Verteilen
Sie Wäscheklammern im Raum oder im
Gelände. Aufgabe ist es, die Stacheln
(die Klammern) des Igels zu finden und
am Körper zu befestigen. Geben Sie den
Kindern nebenbei kleine Aufgaben, lassen
Sie die Kinder zum Beispiel auf einen
kleinen Kasten steigen. Legen Sie die
Klammer auf eine Rutsche, oder ans Ende
eines Balkens.
Was zu beachten ist:
ì Halten Sie die Hygieneregeln ein:
Achten Sie zum Beispiel darauf, dass
die Kinder nach dem Kastanienspiel
ihre Hände waschen.
ì Achten Sie auf Kleinteile. Verwenden
Sie Gegenstände, die nicht von Kleinkindern verschluckt werden können.
Kreisspiel –
Komm mit, in den Garten
Ein Kind setzt sich in die Mitte.
Es zieht Schuhe an. (pantomimisch)
Es sagt oder singt:
Wir gehen in den Garten.
(auf der Stelle laufen oder im Kreis gehen)
Es sagt oder singt:
Wer wird da auf uns warten?
(Hand an die Stirn legen und
suchend schauen)
Ah! ... (Name des Kindes)
Es sagt oder singt: Komm mit!
Und dann fängt das Spiel von vorne an.
Kastanienparcours
Verteilen Sie Kastanien im Freien. Legen
Sie quer dazu Stöcke. Der Abstand sollte
nicht zu groß und die Kastanien gut zu
sehen sein. Aufgabe ist es, über die
Kastanien einen großen Schritt zu machen
und über jeden Stock zu springen.
DGUV Kinder, Kinder
Service
ì Inga Bodenburg: Der Entwicklung Raum
geben, Cornelsen Verlag 2012, 152 Seiten,
16,95 Euro
ì Stefan Köhler-Holle und Heike Weigelt: Klettern und balancieren in der Krippe, Verlag
an der Ruhr 2012, 72 Seiten, 18,95 Euro
Foto: Fotolia/Barefoot
Kinder haben einen natürlichen Drang,
sich zu bewegen. Sie wollen sich
ausprobieren und stoßen dabei auch auf
ihre Grenzen, die sie überwinden wollen.
Erzieherinnen und Erzieher haben Einfluss
darauf, eine anregende Umgebung zu
gestalten, die sich am Entwicklungsstand
der Kleinkinder orientiert. Im angeleiteten
Spiel erproben Sie ihre Fähigkeiten.
Fußabdrücke mit Farbe
Das brauchen Sie:
eine große Schüssel, Tapetenrollen, eine
Plastikplane, Farben, Pinsel, Hocker,
Handtücher
So geht‘s
Breiten Sie die Plastikplane auf dem
Boden aus und fixieren Sie sie. Befestigen
Sie darauf die Tapetenrolle. Am Anfang
der Tapetenrolle steht ein kleiner Hocker,
auf den sich die Kinder setzen können. Am
Ende steht eine Wanne mit Wasser, und
Handtücher liegen bereit. Am Anfang der
Bahn sitzen die Kinder auf dem Hocker
und bekommen die Fußsohlen angemalt.
Ältere Kinder können sich dabei gegenseitig helfen. Mit den angemalten Füßen
gehen die Kinder über die Tapetenrolle.
Nachfolgende Kinder können neben den
schon vorhandenen Spuren oder auf
ihnen gehen und schauen, was passiert.
Am Ende treten die Kinder in die Schüssel
mit Wasser, waschen die Farbe ab und
trockenen ihre Füße.
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sicher
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Stefan Köhler-Holle, Diakon und Erzieher, Bremen, [email protected]
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DGUV Kinder,Kinder 3/2013
11
Die Reise eines
T-Shirts
Seit zwei Monaten beschäftigen sich elf Kinder einer Vorschulgruppe und ihre Erzieherinnen im norddeutschen
Stelle intensiv mit dem Thema Kleidung. Wo kommt mein
T-Shirt her, wie wurde es hergestellt? Woraus besteht es
und was passiert damit, wenn ich es nicht mehr brauche?
„Welche Art von Kleidung gibt es“, fragt
Erzieherin Christina Böer. „Hochzeitskleidung“, ruft Ryan. Julie meldet sich: „Was
die Arbeiter im Klärwerk anhaben.“ „Das
nennt man Arbeitskleidung“, erklärt die
Erzieherin. „Wie das, was die Feuerwehrleute anhaben“, weiß Nils. Den Kindern der
Tigergruppe fallen noch mehr Kategorien
ein: „Babykleidung“, „schicke Kleider“,
„Faschingskostüme“.
Christina Böer und ihre Kollegin Olga
Charkowsky unterstützen die Kinder, wo
es nötig ist und regen zu eigenständigem
Tun an. „Es geht darum, die Welt zu entdecken, Zusammenhänge zu begreifen“,
beschreibt Böer. „Wir geben die grobe
Richtung vor. Was dann genau daraus wird,
entscheiden die Kinder mit ihren Fragen,
Interessen und Gedanken.“
Klimaschutz und Nachhaltigkeit
Sie sammeln und ordnen ihre Ideen im
Sitzkreis und jedes Kind darf sich ein
Thema aussuchen. Dann sichten sie stapelweise Kataloge und kleben konzentriert
auf ihr Plakat, was sie gefunden haben.
Romy sammelt Schlafkleidung, Lara
Babykleidung und Ryan Sportsachen. Besonders schwer haben es Julie und Nils, die
nach Trachten und Bekleidungen fremder
Völker suchen. In Reisekatalogen werden
die beiden aber schließlich auch fündig.
Welchen Weg hat das T-Shirt zurückgelegt? Der Wollfaden führt zum
Produktionsort.
12
DGUV Kinder , Kinder 3/2013
Angeregt durch eine Fortbildung von Kita21
(siehe Info-Kasten) zur nachhaltigen Bildung hat sich die DRK-Kita in Stelle im Jahr
2012 auf den Weg gemacht, Klimaschutz
und Nachhaltigkeit im Alltag zu verankern.
Für ihr gelungenes Engagement wurde
sie zertifiziert und hat sich in diesem Jahr
erneut um die Auszeichnung beworben.
Bisher sind drei Erzieherinnen zum Thema
fortgebildet, nun ist eine Weiterbildung für
das gesamte Team geplant.
„Wir hatten im letzten Jahr Projekte zum
Thema Wasser, Ernährung und Müll. Das
hat sehr viel ins Rollen gebracht“, erzählt
Christina Böer. „Die Kinder trennen zum
Beispiel seitdem ihren Müll, reagieren
kritisch auf aufwendige Verpackungen.
Den gesamten Bioabfall bringen wir jeden
Tag zu einem Hausschwein hier in Stelle.
Im Außengelände haben wir mithilfe der
Eltern einen Gemüsegarten angelegt. Wir
pflanzen dort Obstbäume, Kartoffeln,
Gemüse und Erdbeeren an und haben
eine Kräuterspirale.“ Auch als Multiplikatoren sind die Kinder aktiv: Ideen zum
Wassersparen und zur Ernährung sorgen
im Elternhaus häufig für Diskussionen und
die Kinder tragen ihre Erkenntnisse in die
anderen Gruppen der Kita hinein.
Zum Thema Kleidung hat die Gruppe
bereits in einer Schneiderei für Hochzeitskleider in Lüneburg den Näherinnen über
Fotos: Eva Schmidt
Besondere Einrichtungen
Woher kommen wohl die Anziehsachen und unter welchen Bedingungen werden sie gefertigt?
die Schulter geschaut. Anschließend hat
jedes Kind einen „Nähmaschinenführerschein“ gemacht und aus Stoffresten
eine kleine Eule genäht. In einer Fühlkiste
wurden Stoffe ertastet und unterschieden.
Alle Infos dazu haben die Kinder auf
Plakaten gesammelt und im Projektraum
aufgehängt. Dort hängt auch eine Weltkarte, über die kreuz und quer Wollfäden
verspannt sind. Fotos der Kinder mit ihren
T-Shirts sind um die Weltkarte herum an
die Wand gepinnt. Jeweils ein Wollfaden
verläuft vom T-Shirt zum Produktionsort.
Die weiteste Reise hat dabei Laras T-Shirt
zurückgelegt: 11.788 Kilometer – von
El Salvador bis nach Deutschland. Die
Kinder wundern sich über diese Tatsachen
und sprechen über die Gründe.
Globales Lernen
So führt das Thema Kleidung in ferne
Länder, es geht dabei auch um Produktionsbedingungen, Kinderarbeit und Armut.
Dazu nutzen die Erzieherinnen Materialien
von unicef: Der Wunderbär Tobs ist unterwegs auf der Welt und schaut sich an, wie
Kinder in Indien oder Afrika wohnen und
essen oder wie die Wasserversorgung dort
funktioniert. Auch dass Kinder arbeiten,
beobachtet er. Probleme wie vergiftetes
Wasser werden angesprochen oder, dass
der Arbeiter bei der Baumwollernte eigentlich einen Schutzanzug bräuchte, weil er
vom Arbeiten Hautausschläge bekommt.
Die Kinder der Tigergruppe faszinieren
diese Geschichten von Menschen aus
anderen Kulturen. Sie empören sich
aber auch über soziale Ungerechtigkeit,
arbeitende Kinder und Tierquälerei. Selbst
wenn sich Seide noch so zart anfühlt;
dass die Raupen für die Herstellung des
Stoffes sterben müssen, können sie nicht
akzeptieren.
Die Kinder der Tigergruppe lernen durch
das Projekt Weltoffenheit, Toleranz und
Wertschätzung für andere Kulturen. Sie
werden sich bewusst, dass das eigene
Handeln für sie selbst und für andere
von Bedeutung ist und dass es Kindern
nicht überall auf der Welt so gut geht wie
ihnen. Der wichtigste Aspekt ist dabei die
Partizipation, die Fähigkeit, sich einzumischen und mitzubestimmen – denn das
brauchen die Kinder, um sich nachhaltig
für die Zukunft zu engagieren.
Kita 21
KITA21 ist eine Initiative der S.O.F.
(Save Our Future)-Umweltstiftung.
Sie unterstützt und zertifiziert
Bildungseinrichtungen von Krippe bis
Hort, die zukunftsbedeutsame Themen
wie Klimaschutz oder Ernährung im
Sinne einer nachhaltigen Entwicklung
umsetzen. Hintergrund der Bildung
zur nachhaltigen Entwicklung ist die
Agenda 21, ein Aktionsprogramm, das
darauf abzielt, die wirtschaftlichen und
sozialen Bedingungen in der Welt zu
verbessern und gleichzeitig Natur und
Umwelt zu schützen. Kita 21 gibt es in
Hamburg sowie in den Landkreisen
Harburg, Lüneburg und Pinneberg.
Bisher wurden mehr als 100 Kitas
ausgezeichnet.
www.kita21.de
Eva Schmidt, freie Journalistin und
Redakteurin, Mörfelden-Walldorf,
[email protected]
DGUV Kinder,Kinder 3/2013
13
H^Z[gV\ZcÄl^gVcildgiZc
KZgh^X]Zgjc\hhX]jio^cYZg@^iV
In unserer Kita wird zwei Mal im Jahr ein
Kleiderbasar durchgeführt. Veranstaltet
wird der Basar von einigen engagierten
Eltern. Die Einnahmen kommen unserem
Förderverein zugute. Die Kita stellt lediglich die Räumlichkeiten zur Verfügung.
Sind die Kinder und Eltern, die sich am
Basar beteiligen und die Besucher des
Kleiderbasars gesetzlich unfallversichert?
Nein! Für Veranstaltungen, bei denen die
Einrichtung lediglich die Räumlichkeiten
zur Verfügung stellt, sich aber ansonsten
nicht an der Organisation oder Durchführung beteiligt, besteht kein Versicherungsschutz. Demnach sind weder die Kinder
und Eltern, die den Basar organisieren,
noch Besucher gesetzlich unfallversichert.
Im Schadensfall ist die Leistungspflicht
der jeweiligen Krankenkasse gegeben.
'
Wir möchten in der Kita ein Englischangebot von einer amerikanisch sprechenden
Mutter im Zeitraum von 14 bis 14.50 Uhr
durchführen lassen. Es werden Kinder
daran teilnehmen, deren Vertrag nur bis
14 Uhr gültig ist. Wie sind die Kinder dann
versichert?
Sofern die Kita lediglich Räumlichkeiten
für ein privat organisiertes Englischangebot zur Verfügung stellt, sind die daran
teilnehmenden Kinder nicht gesetzlich
unfallversichert. Bei einem Unfall ist
die Leistungspflicht der jeweiligen
Krankenversicherung (Krankenkasse der
Eltern) gegeben. Anders verhält es sich,
wenn diese Veranstaltung als zusätzliches
Angebot für die Kinder organisiert und in
Verantwortung der Einrichtung durchführt
wird. Dann spielt es keine Rolle, ob dieses
Angebot während der üblichen Betreuungszeiten stattfindet oder erst danach.
Dass das Angebot nicht von Erzieherinnen
und Erziehern der Kita, sondern von einer
Mutter durchgeführt wird, hat auf den
Versicherungsschutz keinen Einfluss.
Schutz der gesetzlichen Unfallversicherung
Versicherungsschutz bei Veranstaltungen
Die gesetzliche Unfallversicherung übernimmt nach versicherten
Unfällen mit der Folge von Verletzungen zum einen die komplette
ärztliche Heilbehandlung – bei Bedarf auch in Spezialkliniken.
Durch die Steuerung des Heilverfahrens sorgt sie dabei für eine
optimale medizinische Behandlung. Zum anderen sorgt sie für
eine möglichst gute soziale und berufliche Wiedereingliederung
– z.B. durch Umschulungen oder durch behindertengerechte
Umbauten. Bleiben nach Unfällen schwere körperliche Einschränkungen zurück, zahlt die gesetzliche Unfallversicherung den
Verletzten oder Hinterbliebenen eine Unfallrente.
Grundsätzlich gilt: Finden in einer Einrichtung Veranstaltungen externer Anbieter statt – etwa Fremdsprachenkurse,
Malunterricht oder musikalische Früherziehung – dann ist
die entscheidende Frage, ob diese Veranstaltungen in der
organisatorischen Verantwortung der Tageseinrichtung liegen oder ob die Kita lediglich organisatorische Hilfestellung
leistet und beispielsweise ihre Räume zur Verfügung stellt.
Denn gesetzlicher Unfallversicherungsschutz besteht nur
für solche Veranstaltungen, die in der organisatorischen
Verantwortung der Einrichtung stattfinden.
14
DGUV Kinder , Kinder 3/2013
Foto: Fotolia / Bernd Rehorst
Foto: stockphoto
(
Recht
)
Während der Sommerferien veranstalten wir regelmäßig unsere „Ferienspiele“. Unsere Hortkinder bringen
manchmal ihre Freunde mit. Wie sieht es
mit dem Versicherungsschutz aus?
Die Hortkinder werden regelmäßig
aufgrund des mit den Sorgeberechtigten
geschlossenen Betreuungsvertrages
beaufsichtigt und betreut. Für diese
Kinder besteht Versicherungsschutz
auch während der Teilnahme an den
Ferienspielen. Dagegen sind die mitgebrachten Freunde nicht versichert.
*
+
Kinder sind beim Besuch einer Kindertagesstätte unfallversichert. Gilt das für
alle Einrichtungen?
Versichert sind Kinder in Tageseinrichtungen, deren Träger eine so genannte
Betriebserlaubnis haben (§ 45 Sozialgesetzbuch VII) oder eine entsprechende
andere Erlaubnis auf Grund einer
landesrechtlichen Regelung. Einrichtungen, die keine Betriebserlaubnis
haben beziehungsweise benötigen,
sind nicht durch die gesetzliche Unfallversicherung geschützt.
Als Sozialpädagogin biete ich zurzeit über
die hiesige Familienbildungsstätte Spiel- und
Bewegungsgruppen für Kinder an und überlege, mich künftig selbständig zu machen.
Wären die Kinder in einer solchen privaten
Spiel- und Bewegungsgruppe gesetzlich
unfallversichert?
Nein! Für private Spiel- und Bewegungsgruppen besteht kein gesetzlicher Unfallversicherungsschutz. Unter diesen Umständen
gelten Unfälle als Privatunfälle, für die die
Leistungspflicht der jeweiligen Krankenversicherung gegeben ist.
Foto: Fotolia / shootingankauf
Eine privat organisierte
Bewegungsgruppe ist nicht
gesetzlich unfallversichert.
Alex Pistauer, Strategische Steuerung, Unfallkasse Hessen, [email protected]
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DGUV Kinder,Kinder 3/2012
80%
SEKUNDÄR
ALUMINIUM
15
Integration durch
Sprachförderung
In der hessischen Kita St. Markus in Kelsterbach
haben 78 Prozent der Kinder einen Migrationshintergrund. Seit 2007 arbeiten die Erzieherinnen mit
der KIKUS-Methode. Sie fördert die Muttersprache der Kinder
und Deutsch als Zweitsprache.
Eda, Eren und Erzieherin Anna Lübbering
verteilen Birnen-, Apfel- und Kirschfiguren
auf dem Spielfeld. „Bak“ (türkisch: Schau
mal), ruft Eren zu Eda und zeigt ihr seine
gelbe Birnenfigur. „Armut“ (türkisch:
Birne), antwortet Edda. Sie spielen das
Obstgartenspiel. Dabei unterhalten
sie sich in ihrer Muttersprache. Beim
Aufstellen der Obstfiguren lässt Lübbering
die Kinder die Worte auf Deutsch
nachsprechen.
Die Eltern erreichen
Derzeit besuchen 90 Kinder im Alter von
drei bis zehn Jahren in vier alterserweiterten Gruppen die katholische Einrichtung. Seit 2007 wenden die Erzieherinnen
der katholischen Kindertageseinrichtung
St. Markus die KIKUS-Methode an.
16
DGUV Kinder , Kinder 3/2013
KIKUS steht für: „Kinder in Kulturen und
Sprachen“. Entwickelt wurde diese vom
Zentrum für kindliche Mehrsprachigkeit
e.V. in München. Hierbei werden Erst- und
Zweitsprache spielerisch gefördert. „Wir
haben Kinder aus vielen Nationen“,
erzählt Giovanna Schneider, Leiterin der
Kita. „Die KIKUS-Methode ermöglicht es
uns, nicht nur Deutsch als Zweitsprache,
sondern auch die Erstsprache zu fördern.“
Durch die KIKUS-Arbeitsblätter kann das
Team im Sinne der Erziehungspartnerschaft auch die Eltern in die Sprachförderung einbeziehen. Zum Beispiel nehmen
die Kinder diese Arbeitsblätter mit nach
Hause, damit die Eltern die Inhalte mit
ihren Kindern wiederholen und vertiefen
können. Ein Teil der Arbeitsblätter kann
von den Kindern eigenständig bearbeitet
werden, andere regen die Eltern dazu an,
ihre Kinder zu begleiten. Zum Beispiel ist
auf Deutsch ein Grundwortschatz vorgegeben, der gemeinsam mit den Eltern in die
jeweilige Erstsprache übersetzt wird.
Mit Bilder-Karten lernen
Neben den Arbeitsblättern arbeiten die
elf Erzieherinnen der Einrichtung sehr
häufig mit den KIKUS-Bilder-Karten.
Diesmal haben sich Aise, Peter und Haki
aus der Marienkäfergruppe das Thema
Obst und Gemüse vorgenommen. Sie
verteilen die Karten auf dem Tisch. Leiterin
Giovanna Schneider versteckt Brokkoli,
Zwiebel, Orange, Banane und Karotte
im „Zaubersäckchen“. Nun geht es los.
Ein Kind nach dem anderen greift in das
Zaubersäckchen und errät, was es fühlt.
Pädagogik
Unterstützung von Mentorinnen
Giovanna Schneider und ihr Team sind
über die Internetseite der Siemensstiftung
auf diese Methode aufmerksam
geworden. Gemeinsam mit dem Zentrum
für kindliche Mehrsprachigkeit e.V.
initiierte die Siemensstiftung das
Programm „Start-Mentoren“. Denn:
Unterstützung erhalten die Erzieherinnen
von Josra (18 Jahre), Samia (17 Jahre) und
Mariam (15 Jahre) – drei Schülerinnen,
die alle zwei Wochen für circa eine Stunde
in die Einrichtung kommen. Samia und
Mariam kommen gemeinsam. Alle drei
unterstützen die Kinder dabei, Deutsch
zu lernen. „Zu den jungen Frauen fassen
die Kinder schnell Vertrauen. Schön ist,
dass hierbei beide Seiten profitieren:
Die Kinder erweitern ihre Sprachkompetenz und die Mentorinnen lernen die
pädagogische Praxis kennen“, erzählt
Fotos: Dominik Buschardt
„Eine Orange“, sagt Haki, holt sie aus
dem Säckchen heraus und legt sie auf
die entsprechende Karte. Peter ertastet
eine Zwiebel und beugt sich weit über den
Tisch, um sie auf der passenden Karte
abzulegen. „Das Ganze kann man auch
im Stehen spielen. Dafür verteilen wir
die Karten auf dem Boden und die Kinder
fassen mit den Händen oder den Füßen
auf die Karten. So kommt mehr Bewegung
ins Spiel“, erklärt Schneider. Die KIKUSMethode bietet vielfältige Sprechanlässe,
nicht nur beim Spielen sondern auch im
Alltag, zum Beispiel beim Frühstück oder
beim An- und Umziehen.
Haki ertastet den Brokkoli, nennt ihn beim Namen und legt ihn auf die
passende Bilderkarte.
Elina Novajas vom Zentrum für kindliche
Mehrsprachigkeit e.V. „Außerdem können
sich die Mentorinnen gut in die Kinder
hineinversetzen und kennen mitunter
das Gefühl, kaum etwas zu verstehen.“
Novajas ist Ansprechpartnerin zum einen
für die Erzieherinnen und Erzieher in den
Kitas, zum anderen für die Mentorinnen
und Mentoren. „Bevor die Schülerinnen
und Schüler in die Einrichtungen gehen,
werden sie in der KIKUS-Methode
geschult“, erläutert Novajas. Derzeit sind
13 Mentoren in sieben Einrichtungen
– Kindertagesstätten und Schulen – in
Hessen und Nordrhein-Westfalen aktiv.
„START-Mentoren
für KIKUS-Kinder“
Die Start-Stiftung und die Siemensstiftung
haben mit dem Zentrum für kindliche
Mehrsprachigkeit (zkm) das MentoringProgramm „START-Mentoren für KIKUSKinder“ ins Leben gerufen: Schülerinnen
und Schüler mit Migrationshintergrund ab
der 10. Klasse übernehmen dabei Patenschaften für Vorschul- bzw. Hortkinder. In
den ausgewählten Einrichtungen lernen
die Kinder mithilfe der KIKUS-Methode
Deutsch.
www.siemens-stiftung.org/sprachfoerderung
Diane Zachen, Redakteurin, Universum
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Leserbriefe
Zum Artikel „Mit Augenmaß das
Transportmittel wählen“
aus dem Heft 2/2013
Sehr geehrter Herr Dr. Kunz,
aufmerksam haben wir den Artikel „Mit
Augenmaß das Transportmittel wählen“
gelesen. Dazu haben wir noch folgende
Fragen:
1. Wenn wir als Erzieherinnen das betreffende Kind zum Arzt fahren, mit welchem
Formular werden dann bei der Unfallkasse
die Fahrtkosten abgerechnet?
Es gibt hierfür kein bundeseinheitliches
Formular. Die Kosten können formlos mit
der zuständigen Unfallkasse abgerechnet
werden. Die Anzahl der gefahrenen
Kilometer, der Name des verunfallten
Kindes, der Unfalltag und Ihre Bankverbindung genügt dabei üblicherweise.
Die Kilometersätze orientieren sich an
den örtlichen Dienstreiseregelungen – in
Hessen z.B. 0,20 € pro Kilometer. Einige
Unfallkassen haben Taxigutscheinverfahren: Die Erzieherin kann also auch ein
Taxi bestellen und (ggf. zusammen mit
dem Kind) kostenfrei mit dem Taxi zum
Arzt und zurück fahren. Hierzu sollten Sie
bei der für Ihre Einrichtung zuständigen
Unfallkasse anfragen, ob diese solch ein
System anbietet.
3. Ist die Fahrt im Nachhinein als Dienstreise über den Arbeitgeber zu melden?
Diese Frage müssen Sie mit Ihrem
Arbeitgeber bzw. Dienstherrn klären. Die
Erzieherin oder der Erzieher ist jedenfalls
während der Fahrt ebenfalls gesetzlich
unfallversichert. Eine Ausnahme bilden
Beamte.
2. Muss die Unfallkasse vor Antritt der
Fahrt informiert werden, wenn ja wie?
Nein! Eine Info vor Fahrtantritt ist nicht
erforderlich.
Viele Grüße
Dr. Torsten Kunz, Leiter Prävention,
Unfallkasse Hessen
getroffen werden muss. Mir konnte auch
der Arzt keine Auskunft geben.
Da in Ihrem Fall keine unmittelbare Gefahr
für Leib oder Leben des Kindes bestand,
musste auch nicht unmittelbar reagiert
werden. Der Umstand, dass die Erziehungsberechtigten nicht eher erreichbar
waren, unterfällt deren Verantwortung. Die
generelle Übertragung der Berechtigung
zur Einwilligung in medizinische Eingriffe
auf die Einrichtung wäre zwar theoretisch
privatrechtlich möglich, jedoch keinesfalls
praxisgerecht oder empfehlenswert, da
sie die pädagogischen Fachkräfte über
Gebühr in die Verantwortung nehmen
würde und auch einen erheblichen
Verwaltungsaufwand mit sich brächte.
Birgit Tietz, Leiterin Kita Krümelkiste,
Stadt Doberlug-Kirchhain
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich arbeite als Kinderpflegerin in einem
gemeindlichen Kindergarten. Mit großem
Interesse habe ich Ihren Bericht über
das richtige Transportmittel bei Unfällen
gelesen und stellte fest, dass wir es bisher
richtig gemacht haben.
Nun habe ich noch eine für uns wichtige
Frage: Vor kurzem hat sich ein Kind eine
kleine Platzwunde am Kopf zugezogen. Ich
habe es dann zu Fuß zum Arzt gebracht, da
er nur zwei Straßen weiter seine Praxis hat.
Das Kind hätte genäht werden müssen.
Da ich aber nicht erziehungsberechtigt
bin, durfte ich nicht entscheiden. Der Arzt
hat zunächst ein Pflaster auf die Wunde
geklebt. Doch als die Mutter zwei Stunden
später noch einmal beim Arzt war, konnte
der Arzt die Platzwunde nicht mehr nähen.
Gibt es eine Möglichkeit, eventuell durch
ein Schreiben mit Unterschrift der Eltern,
solch eine Entscheidung doch treffen zu
dürfen, wenn man die Eltern telefonisch
nicht erreicht? Was ist, wenn ein Kind sich
ernster verletzt und eine Entscheidung
18
DGUV Kinder , Kinder 3/2013
Absender ist der Redaktion bekannt.
Als Kinderpflegerin bzw. Erzieherin sind
Sie verpflichtet, einem verunfallten Kind
Ihrer Einrichtung Erste Hilfe zu leisten.
Streng von Erster Hilfe zu unterscheiden
sind aber medizinische Maßnahmen,
die von den Erziehungsberechtigten
veranlasst und von einem Arzt vorgenommen werden müssen. Eine wirkliche
Erste-Hilfe-Maßnahme ist beispielsweise
die Versorgung einer Wunde mit Wasser,
Pflaster oder Verband. Demgegenüber
ist die Einrenkung eines Gelenkes, die
Schienung eines gebrochenen Knochens
oder eben das Nähen einer offenen
Wunde eine medizinische Maßnahme,
die ausschließlich Ärzte leisten dürfen,
die hierfür wiederum der Einwilligung
der Erziehungsberechtigten bedürfen,
sonst begehen sie eine (strafbare)
Körperverletzung.
Viele Grüße
Tanja von Langen, Rechtsanwältin,
München
Haben Sie Anmerkungen
oder Fragen?
Dann schreiben Sie uns:
[email protected].
Ideenbörse
„Unser Projekt“
Die Kinder der Kindertagesstätte „Lütke Lüe“
der Lebenshilfe Grafschaft Diepholz haben
sich über fünf Monate mit berühmten
Künstlern und ihren Werken beschäftigt.
Durch die Anfrage des Jugendamtes nach
Gemälden für ihre neuen Räumlichkeiten
kam das Kunstprojekt zustande, bei dem
es Aufgabe der Kinder war, einmal selber
Künstler zu sein und seiner Fantasie
freien Lauf zu lassen. Inspiriert von den
großen Malern wie Monet und Picasso
experimentierten die Kleinen ein halbes
Jahr mit Farben und Pinsel.
Jede Kitagruppe beschäftigte sich mit
einem Künstler und seinen Werken. Mit
diesen Anregungen entwickelten die Kinder eigene Ideen und waren motiviert, sich
selbst an einem eigenen Kunstwerk zu
Foto: Integrative Kita Lütke Lüe
„Ich bin ein
Künstler,
jeder ist ein
Künstler“
Die Kinder erhielten Tipps zu verschiedenen Maltechniken
versuchen. Bestärkt wurden sie von einer
ortsansässigen Künstlerin. Ihr Besuch war
ebenfalls Teil des Projekts. Sie gab den
Kleinen hilfreiche Tipps zu verschiedenen
Maltechniken. Stolz überreichten wir die
Bilder an das Jugendamt.
Versteigerung der Kunstwerke
Das Projekt hat den Kindern so viel
Spaß gemacht, dass wir weitere Werke
der Kinder im Tuchmacherhaus in
Diepholz ausgestellt haben. Nachdem die
Ausstellung dort beendet war, schlossen
wir das Projekt mit unserem Sommerfest.
Das sogenannte „Fest der Künste“ war
nicht nur ein tolles Ereignis für die Kinder,
die sich auf dem Gelände austoben und
an verschiedenen Mitmach-Aktionen
teilnehmen konnten, auch die Eltern
waren eingeladen, sich die Kunstwerke
ihrer Schützlinge anzusehen.
Die Gemälde wurden anschließend
sogar versteigert oder verkauft. Alles in
allem war das halbjährige Kunstprojekt
ein voller Erfolg für die Kinder und uns
Erzieherinnen.
Martina Luhr, Erzieherin, Integrative Kita
„Lütke Lüe" der Grafschaft Diepholz
DGUV
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Arbeit & Gesundheit BASICS – Rückengesundheit
Weitere Infos:
www.universum.de/basics
Das lesen Sie in der Broschüre BASICS Rückengesundheit:
t So funktioniert Ihr Rücken: Richtig Stehen, Gehen, Sitzen und Liegen
t Rückengesund arbeiten: Am Schreibtisch, bei körperlichen
Arbeiten, hinter dem Lenkrad
t Das hält Ihren Rücken fit: Ausgleichsübungen für zwischendurch,
geeignete Sportarten
t Rücken und Psyche: Entspannungstechniken gegen stressbedingte
Rückenschmerzen
Mit dem handlichen Format unserer erfolgreichen BASICS-Reihe haben Sie
und Ihre Mitarbeiter schnell und jederzeit alle Informationen zu den wichtigsten Themen rund um Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz parat.
Universum Verlag GmbH · Taunusstraße 54 · 65183 Wiesbaden · Telefon 0611 90 30-501 · Fax: 0611 90 30-379 · Internet: www.universum.de
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Naturwissenschaftliche Experimente
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Lavendel, ganz natürlich zu einem Duftwasser verarbeitet,
betört die Sinne von Groß und Klein.
Und so wird's gemacht
Materialien:
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(wachsen zur Zeit
ì Lavendelblüten
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vielen Gärten und
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Drogerien; den Re
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Antimotte
ì 1 Glasschälchen
hat:
ì 1 Teelöffel (Wer's
r mit Pistill)
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Ein Küchen
ì Leitungswasser
ì Kaffeefilter
ì Filterpapier
gen des Duftstoffs
ì 1 Glas zum Auffan
en
hraubbares Gläsch
ì 1 schönes, versc
als Parfumbehälter
Etwa drei Teelöffel Lavendelblüten in ein
Glasschälchen geben und mit dem Teelöffelrand zerkleinern; mit Küchenmörser und
Pistill gelingt es etwas einfacher. Schon
bald entfaltet sich ein intensiver Lavendelduft. Nun etwa ein Viertel einer Kaffeetasse
mit Leitungswasser zufügen und mit den
zerkleinerten Lavendelblüten mischen.
Das Kaffeefilterpapier in den Kaffeefilter
stecken und das Lavendelblütenwasser
filtrieren.
Tipp: Den Filter nicht auspressen, sonst
gelangen Schwebstoffe in das „Parfum“.
Das klare Filtrat wird in einem Glas
aufgefangen und schließlich in ein kleines
verschließbares Glas gefüllt und phantasievoll beschriftet. Die filtrierte Flüssigkeit
ist fliederfarben und duftet nach Lavendel.
Das Duftwasser hält sich circa 4-5 Tage.
Wie kommt der Duft ins Wasser?
Damit etwas riecht, muss es an die
empfindlichen Sensoren unserer Nase gelangen. Parfums bestehen aus leicht flüchtigen Substanzen, die aus der Flüssigkeit
schon bei geringer Temperatur verdunsten,
das heißt gasförmig werden. Andere Stoffe
riechen dagegen überhaupt nicht: An Salz,
Zucker oder Steine kann man seine Nase
noch so lange halten – die weißen Kristalle
riechen nicht, denn die einzelnen Teilchen
sind so fest miteinander verbunden, dass
sie bei normalen Temperaturen nicht
gasförmig werden können.
Pflanzen enthalten viele Substanzen,
die leicht flüchtig sind und einen für
uns angenehmen Geruch entwickeln.
Zusätzlich sind die Stoffe, die den
Lavendelgeruch hervorrufen, auch gut
in Wasser löslich. Wenn sie mit Wasser
in Berührung kommen, werden sie aus
den übrigen Bestandteilen der Blüte herausgespült – man sagt auch extrahiert.
Auf der Haut verdunstet Lavendelwasser
wegen der Körpertemperatur recht
schnell. Und die Lavendelteilchen
können in unsere Nase gelangen.
Text: Gisela Lück: Neue leichte Experimente für Eltern und Kinder, Herder Verlag 2005, S. 70f., Illustration: Ira Hugger
DGUV Kinder, Kinder
3/2013