Hut ab! - La Coppola Storta

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Hut ab! - La Coppola Storta
Seite 20 / Süddeutsche Zeitung Nr. 299
HMG
WIRTSCHAFT
Weihnachten, 24./25./26. Dezember 2008
Politik und Markt
Hut ab!
Bürgschaft für Windparks
Gestern Mafia, heute Glamour: Wie Sizilianerinnen den Paten die Coppola entwendeten und aus der Mütze eine Modemarke machten
Berlin – Das Bundesumweltministerium
erwägt zusätzliche Hilfen für den Bau
neuer Windparks. Um Finanzierungsengpässe zu verhindern, werde die Gewährung spezieller Bürgschaften geprüft,
sagte ein Ministeriumssprecher am
Dienstag. Damit könnten Kredite für Investitionen rund um Windparks besichert werden, von der Errichtung bis zur
Verlegung der Kabel. Das Risiko sei angesichts garantierter Vergütungen für die
Windparks gering, sagte der Sprecher.
Ähnlich hatte sich zuvor Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) geäußert.
Er war vorige Woche mit Vertretern der
Branche und Banken zusammengetroffen. Bei dem Gespräch, das sich allein um
mögliche Engpässe drehte, war auch die
Idee der Bürgschaft aufgekommen. Aus
welchem Topf die Mittel kommen sollen,
ist allerdings noch unklar.
miba
Spanien in der Rezession
Madrid – Spanien ist erstmals seit 15 Jahren in die Rezession gerutscht. Die Wirtschaftsleistung sei im Herbst zum Vorjahr um 1,5 Prozent geschrumpft, teilte
das Wirtschaftsministerium am Dienstag mit. Es stützt sich dabei auf eine Modellrechnung zum Bruttoinlandsprodukt
(BIP) im vierten Quartal. „Die Trendrechnung zeigt, dass der Konjunktureinbruch größer sein wird als im Vorquartal“, sagte eine Ministeriumssprecherin.
Damit wäre Spanien nach gängiger Definition in der Rezession, da die Wirtschaft
bereits im Sommer geschrumpft war.
Wirtschaftsminister Pedro Solbes hat bereits signalisiert, dass er eine Rezession
wegen der Immobilien- und Finanzkrise
für unausweichlich hält. Experten rechnen damit, dass das spanische Bruttoinlandsprodukt 2009 um mehr als ein Prozent sinken wird.
Reuters
Beliebter Gänsebraten
Wiesbaden – Mehr als drei Viertel der
Gänse werden in Deutschland vor Weihnachten geschlachtet. Von September
bis Dezember landeten im vergangenen
Jahr 1600 Tonnen des traditionellen
Weihnachtsbratens auf der Schlachtbank, allein im Dezember gut 700 Tonnen, wie das Statistische Bundesamt in
Wiesbaden am Dienstag mitteilte. Insgesamt kamen 2007 etwa 2100 Tonnen Gänsefleisch aus deutschen Schlachtungen
Freilandgänse auf einem Hof in Brandenburg.
Foto: ddp
auf den Markt. Im Vergleich zum Vorjahr
nahm die Erzeugung von Gänsefleisch in
Deutschland damit um gut ein Fünftel
zu. Der Gänsebraten stammte den Statistikern zufolge aber nur zu einem kleinen
Teil aus deutschen Landen: 2007 wurden
demnach 20 000 Tonnen tiefgekühltes
Gänsefleisch aus dem Ausland eingeführt. Die wichtigsten Lieferländer waren Polen und Ungarn.
AFP
US-Hilfspaket kommt voran
Washington - Der künftige US-Präsident Barack Obama steht kurz vor einer
Einigung mit dem Kongress auf ein weiteres milliardenschweres Konjunkturpaket. Bis Weihnachten werde man einer
Vereinbarung „verdammt nahe kommen“, sagte Obamas designierter Stellvertreter, Joe Biden, am Dienstag. Er
nannte aber keinen Umfang der Hilfen,
die unter anderem drei Millionen Arbeitsplätze sichern sollen. In Regierungskreisen war von 675 bis 775 Milliarden Dollar die Rede. „Wir nähern uns sehr deutlich einer Gesamtsumme und kommen
auch einer Einigung über die einzelnen
Investitionen nah“, sagte Biden. Auf die
Frage, ob das Parlament bei seiner ersten
Sitzung im neuen Jahr am 6. Januar über
die Konjunkturspritze beraten wird, antwortete der Demokrat bloß: „Wir stehen
alle auf derselben Seite, auch die republikanischen Kollegen.“
Reuters
Klinikchefs niedrig entlohnt
Gummersbach – Führungskräfte in Krankenhäusern haben nach einer Studie einen vergleichsweise schlecht bezahlten
Job. Sie verdienen im Schnitt nur halb so
viel wie in einer vergleichbaren Position
in einem Wirtschaftsunternehmen, teilte
die Managementberatung Kienbaum am
Dienstag als Ergebnis einer Vergütungsstudie mit. Demnach verdient der Geschäftsführer eines Krankenhauses jährlich im Schnitt 142 000 Euro, während
ein Geschäftsführer in einem Wirtschaftsunternehmen auf 280 000 Euro
kommt. Für die Studie seien Daten aus
157 Krankenhäusern aller Größen erhoben worden. Etwa die Hälfte der Geschäftsführer verdiene zwischen 100 000
und 175 000 im Jahr.
dpa
Von Ulrike Sauer
Palermo/San Giuseppe Jato – Ironie,
sagt Guido Agnello, ist eine scharfe Waffe. Der Unternehmer, Spross einer sizilianischen Textildynastie, setzt sie gegen
die Mafia ein. Mit beachtlichem Erfolg.
Immerhin gelang es ihm, das Markenzeichen der Ehrenmänner – die Coppola – in
ein Symbol für den wirtschaftlichen und
kulturellen Aufbruch Siziliens zu verwandeln. Die modische Neuerfindung
der schrägen Kappe hat weltweit Liebhaber gefunden: von New York bis Kobe in
Japan. 30 000 Stück werden jedes Jahr
verkauft. Auf der süditalienischen Insel
entstanden Jobs für Frauen, die ihr Leben lang von einer legalen Arbeit nur
träumen konnten. „Die Coppola ist ein
Mittel zur Befreiung von der Mafia“, sagt
Agnello.
Mehr als ein Jahrhundert lang war die
Schirmmütze Männersache. Und vor 60
Jahren nahm sie die Cosa Nostra in Beschlag. Irgendwann zeigte kein Gangsterepos aus der sizilianischen Unterwelt
den Mafioso mehr ohne – Robert De Niro
erspielte sich im Kinostreifen „Der Pate
II“ mit der schwarzen Coppola den ersten Oscar. Heute dagegen tragen auch
Frauen die traditionelle Kopfbedeckung
gern.
Dafür sorgt eine junge Sizilianerin:
Tindara Agnello, 25, entwirft Hunderte
ausgefallener Varianten der Coppola.
Mal frech, mal elegant, mal kostbar bestickt, mal klassisch schlicht, mal Einzelstück, mal Serienartikel. Mit dem Ergebnis ihrer kreativen Weiterentwicklung
ist die Tochter Agnellos zufrieden. „Das
negative Image ist weg, wir schöpfen
jetzt aus dem positiven Potential der Marke.“ Sie heißt „Coppola Storta“ (schiefe
Tindara Agnello, 25,
mit einer Schirmmütze
ihrer Firma: Ihr Vater
leitet das Textilunternehmen, sie entwirft die
Modelle. Früher war die
Coppola Storta, die
schiefe Kappe, ein Zeichen der Mafiosi. Dass
der Betrieb diesen Begriff als Markennamen
für seine Mützen gewählt hat, ist eine Provokation. Foto: oh
„Mit Anständigkeit kann
man in San Guiseppe Jato
nichts werden.“
Kappe), was einst ein Synonym für Mafioso war und somit eine Provokation ist.
Eine offene Kampfansage war es auch,
die Nähwerkstatt für die trendigen Mützen in das berüchtigte Mafia-Nest San
Giuseppe Jato zu legen. Das graue Straßendorf mit 9000 Einwohnern liegt 25 Kilometer südlich von Palermo am Hang
des schroffen Monte Jato. Die Gegend
gilt als Herzland der Cosa Nostra. Wie
das benachbarte Corleone war San Giuseppe Jato eine Hochburg der Bosse. Hier
herrschte Giovanni Brusca, der 1992 auf
den Zünder drückte und den Richter Giovanni Falcone vor Palermo zusammen
mit 50 Meter Autobahn in die Luft
sprengte. Und am Rande des Dorfes erinnert ein Garten an das grauenvollste Mafia-Verbrechen überhaupt: den Mord an
dem erst 14-jährigen Giuseppe di Matteo. Der Sohn eines Abtrünnigen war an
dieser Stelle vom Brusca-Clan 779 Tage
in einem Verlies gefangen gehalten und
gefoltert worden. 1996 erwürgte man ihn
und löste den Leichnam in Salzsäure auf.
Aus diesem San Giuseppe Jato fuhren
vier Frauen an einem Tag im November
1999 hinunter nach Palermo – das war
der Beginn der Marke Coppola Storta.
Die 31-jährige Enza war eine dieser Frauen, und sie nennt das, was nun begann,
ein „Abenteuer“. Die Frauen gingen drei
Monate beim letzten Kappenschneider
der Stadt in die Lehre. Heute arbeitet Enza mit 14 Frauen in der kleinen Fabrik an
der Piazza Giovanni Falcone e Paolo Borsellino, benannt nach den prominentesten Mafia-Opfern, an der Nähmaschine.
Sie ist auf das Finale spezialisiert, den
achten Fertigungsschritt, wenn der Außenstoff mit dem Futter und der Innenbordüre zusammengenäht wird.
In den fünfziger Jahren gab es noch 40
Betriebe, in denen die sizilianische Coppola hergestellt wurde. Guido Agnello
versucht, mit der Stiftung Palazzo Intelligente aussterbende Handwerkstraditionen neu zu beleben. Die reiche Inselkultur soll Jobs hervorbringen. Darum
prangt im Logo der Mode-Marke das geflügelte Dreibein mit dem Gorgonenhaupt aus dem sizilianischen Wappen.
Agnello hatte ursprünglich namhafte
Mailänder Designer beauftragt, die Kappe zu verändern. Die Modemacher quälten sich mit Entwürfen. „Die Linie der
Coppola ist einfach perfekt“, resignierte
der Couturier Gianfranco Ferré. Später
schmiss Tindara, die zwischen den Stoffen der väterlichen Textilfirma aufgewachsen ist, die Mailänder Modeschule
und stürzte sich in Palermo in die Arbeit.
Rasch stellte sie fest, dass die Coppola
sehr wandelbar ist, ohne dabei ihre Identität zu verlieren.
In Prato, Italiens Tuchstadt, besorgt
sich die Sizilianerin Tweed, Tüll, Spitze,
Seide, Leinen, Brokat. Stickereien, Perlen und Pailletten veredeln die klassische Coppola der Paten. Inzwischen konzentriert sich Tindara auf die Weiterentwicklung der Marke. In Palermo macht
bald ein Laden auf, in dem eine Künstlerin die Kappen vor Ort auf Wunsch personalisieren wird. Kunden können neuerdings abgetragene Lieblingsstücke einschicken und als Coppola recyceln lassen.
Wie viele junge Sizilianer setzt Tindara große Hoffnungen in das Aufbegehren
ihrer Heimat gegen die Mafia. Ethische
Werte rückt die 25-Jährige in den Vordergrund ihres Schaffens. Das NäherinnenQuartett der ersten Stunde hat inzwischen hundert Frauen angelernt, die in
Heimarbeit flexibel eingesetzt werden.
Viele ernähren mit ihrem Lohn eine Familie. „Eine hat ihren Mann im Hochsicherheitsknast. Die andere kann dem Sohn
ein Mofa kaufen und so davor bewahren, in den Fängen der Clans
hängenzubleiben“, erzählt Guido
Agnello.
Pina Ciulla ist seine Hauptstütze.
Die gelernte Schneiderin leitet die Produktion. „Arbeit war für mich eine Fata
Morgana“, erzählt sie. Ihr Mann jobbt gelegentlich auf Baustellen. „Mit Anständigkeit kann man in San Giuseppe Jato
nichts werden“, klagt Signora Pina. Sie
schneidet die Stoffe zu und bereitet die
Arbeit für die anderen vor. Acht Einzelteile fügen sich zum Modell „Pirandello“
zusammen, der palermitanischen Coppola-Version. Bei der „Meusa“ (Milz) aus
Catania besteht schon die Mützenmitte
aus acht dreieckigen Schnitzen.
Es gilt, perfekten Sitz und akkurate
Musterführung zu garantieren. „Und das
bei den verrückten Stoffen, die Tindara
aussucht“, seufzt sie. Ihr Ehrgeiz ist es,
die Abläufe zu perfektionieren. „Ich
muss unsere Techniken weiterentwickeln, um den Fertigungsprozess zu vereinfachen“, sagt die 47-Jährige. Sie
möchte die Grundlage für Wachstum
schaffen.
Tindara suchte sich in Palermo Verstärkung durch eine Marketing-Expertin und eine Juristin. Zusammen bereiten die drei Frauen jetzt die Expansion
der Coppola Storta ins Ausland vor.
„Wir brauchen Läden, damit mehr Frauen hier den Lebensunterhalt ihrer Familien verdienen können“, erklärt ihr Vater.
Vor kurzem musste er das gut laufende
Geschäft im Flughafen von Palermo räumen. Der öffentliche Airport-Betreiber
schraubte die Jahresmiete über Nacht
auf 100 000 Euro hoch. Was die Klagen
vieler mutiger Unternehmer bestätigt,
nach denen die Politik inzwischen das
ärgste Hemmnis einer legalen Wirtschaft
auf Sizilien ist.
Außerhalb der Insel verkaufen bisher
Exklusiv-Shops in Rom, im New Yorker
Soho-Viertel und im japanischen Kobe
die Originale aus San Giuseppe. Im Oktober kam ein Laden in der Wiener Neubaugasse hinzu. „Mit der Coppola Storta können wir endlich guten Gewissens sagen,
dass wir hundertprozentig hinter unserem Produkt stehen“, sagt Monica Mel, eine der beiden Geschäftsinhaberinnen,
die es aus der Autobranche in die Modewelt zog. Ihre Verkaufsmeldungen aus
Wien lösen in Palermo Entzücken aus.
Telekom und Vodafone bauen gemeinsam Datenautobahn
Die Rivalen vereinbaren Pilotprojekte in Würzburg und Heilbronn. Das soll die Kosten für die Verbreitung des schnellen Internet senken
Von Caspar Dohmen
Düsseldorf - Beim Bau einer superschnellen Datenautobahn machen die Deutsche Telekom und ihr britischer Konkurrent Vodafone nun erstmals gemeinsame
Sache. Die Konzerne wollen im kommenden Jahr die beiden Städte Würzburg
und Heilbronn mit dem VDSL-Netz ausrüsten, mit dem eine Datenübertragung
von bis zu 50 Megabit je Sekunde möglich ist. Zum Vergleich: Standard-DSLAnschlüsse kommen auf eine Geschwindigkeit von zwei bis 16 Megabit je Sekunde. Dies teilten die Unternehmen am
Dienstag mit. Die Telekom ist der führende Festnetzanbieter in Deutschland, Vodafone mit seiner Tochter Arcor der härteste Verfolger. In den beiden Städten sollen jeweils 50 000 Haushalte an das glasfaserbasierte Netz angeschlossen werden. Vodafone und die Telekom sprechen
von einem Pilotprojekt, bei dem sie gegenseitig ihre Netze nutzen werden. In
Würzburg ist die Telekom federführend,
in Heilbronn Vodafone. Bei dem Projekt
werden technische Abläufe getestet.
Weitere Kooperationen der Telekom
mit anderen Netzbetreibern könnten
bald folgen. „Die Telekom ist dafür offen“, sagte ein Sprecher. Seit einigen Wochen verhandelt der ehemalige Monopolist mit anderen Netzbetreibern – beispielsweise mit Netcologne über den gemeinsamen Bau eines Glasfasernetzes in
Aachen. Mit Vodafone habe man sich am
schnellsten einigen können, daher mache
dieses Projekt den Anfang, sagte ein Telekom-Sprecher.
„Gerade in diesen schwierigen Zeiten
sind Investitionen in Infrastruktur besonders wichtig, denn sie sind die Vorausset-
zung für das Wachstum der Zukunft“,
sagte Vodafone-Deutschland-Chef Fritz
Joussen. Der Druck der Bundesregierung dürfte die Verhandlungen beschleunigt haben. Bislang hinkt Deutschland
beim Ausbau der Glasfasertechnik, die
für die hohen Übertragungsraten nötig
ist, hinter anderen Industrieländern her.
Geht es nach dem Bundeswirtschaftsministerium, erhalten alle Haushalte bis
2018 Zugang zum superschnellen Breitband mit einer Rate von mindestens
50 Megabit pro Sekunde.
Bislang haben zwar fast alle Haushalte schon Zugang zu schnellem Internet,
allerdings nur mit Übertragungsraten
von zwei Megabit je Sekunde. Die superschnelle Variante baute die Telekom bisher nur in Ballungsräumen, bundesweit
errichtete sie in 51 Städten ihr VDSL-
Netz. Dieses Netz können Kunden für Internetfernsehen oder andere Anwendungen nutzen, bei denen schnell hohe Datenmengen aus dem Netz gesogen werden
müssen. Allerdings hatte die Telekom
den Ausbau des VDSL-Netzes zuletzt gestoppt und dies mit der Renditeunsicherheit bei den notwendigen Investitionen
begründet. Insbesondere störte sich die
Telekom daran, dass die Bundesnetzagentur auch Wettbewerbern die Nutzung der Netze ermöglichen wollte.
Durch den abgestimmten Bau der Glasfasernetze können die Firmen nun die Kosten deutlich senken. Die Straßen aufzureißen und die Rohre für die Glasfaserkabel zu verlegen, verschlingt vier Fünftel
der Kosten für diese Infrastruktur.
Telefonanschlüsse teurer
Ein Glasfaserkabel zur Datenübertragung: Dank dieser Leitungen wird das Internet deutlich schneller. Doch die Verlegung ist teuer.
Foto: STOCK4B
Noch haben Telekom und Vodafone
nicht beschlossen, unter welchen Konditionen sie Konkurrenten auf die Gemeinschaftsnetze lassen wollen. Klar sei, dass
Dritte auf die Netze gelassen würden,
sagte ein Vodafone-Sprecher. Dafür dürfte auch die Bundesnetzagentur sorgen.
„Notwendig sind für alle Anbieter offene
Netze“, sagte Jürgen Grützner, Geschäftsführer beim Verband der Telekom-Konkurrenten.
Die Telekom teilte am Dienstag außerdem mit, dass sie die Preise für Telefonanschlüsse erhöht. Vom 5. Januar an müssen Neukunden und Umzügler im Einsteigertarif Call Plus für einen analogen Anschluss knapp 16 Prozent mehr zahlen
als bisher, sagte ein Telekom-Sprecher.
Dieser koste dann 18,95 Euro statt 16,37
Euro pro Monat. Der Tarif Call Start, der
bisher 16,95 Euro kostet, wird für Neukunden und Umzügler einen Euro teurer.
Immobilienfonds
dürfen nicht zahlen
Gericht verbietet Anbietern,
Rentenpläne zu bedienen
Frankfurt – Anleger in zahlreichen Immobilienfonds in Deutschland kommen weiterhin nicht an ihr Geld. Die Anbieter
der Fonds seien nicht berechtigt, monatliche Auszahlpläne zu bedienen, solange
die Fonds in Folge mangelnder Liquidität geschlossen seien, entschied das Verwaltungsgericht Frankfurt am Dienstag
und lehnte den Antrag eines Immobilienfondsanbieters ab (Az.: 1 L 4252/08). Damit bleibt eine Entscheidung der Finanzaufsicht Bafin gültig, das Gericht lehnte
eine einstweilige Verfügung dagegen ab.
In Folge der Finanzkrise hatten zahlreiche Immobilienfonds in Deutschland
massive Mittelabflüsse zu verzeichnen.
Dadurch sanken die frei verfügbaren
Geldmittel in den Fonds unter das vom
Gesetzgeber vorgesehene Limit. Da die
Fonds ihre Immobilien in der Regel nicht
schlagartig verkaufen können, sieht das
Gesetz für diesen Fall die Schließung der
Produkte vor. Anleger können dann mindestens drei oder sechs Monate keine Anteile mehr an die Fondsgesellschaft zurückgeben.
Das Gericht stellte nun klar, dass Auszahlpläne nicht anders als normale Rückgabewünsche zu behandeln sind. In der
Fondsbranche war dagegen argumentiert worden, die Auszahlpläne beträfen
praktisch nur Kleinanleger, die etwa als
Rentner auf die regelmäßigen Zahlungen
angewiesen seien. Diese Summen könnten weiterhin aufgebracht werden, während der Abzug von Millionenbeträgen
durch Großinvestoren nicht zu verkraften sei. In Deutschland waren im Oktober etwa ein Dutzend Immobilienfonds
geschlossen worden, die mehrere Milliarden Euro verwalten. Einige Anbieter hatten nach der Schließung angekündigt,
feste Auszahlpläne weiter bedienen zu
wollen. Die Bafin hatte dies untersagt.
Unabhängig von der Schließung der Immobilienfonds können Anleger ihre Anteile allerdings weiterhin über die Börse
verkaufen, wenn es entsprechende Interessenten gibt. Dort müssen Verkäufer allerdings mit einem größeren Preisabschlag rechnen.
dpa
Schweden kassiert bei
Steuerhinterziehern
Stockholm – Die schwedischen Steuerbehörden haben von mindestens zwölf Steuersündern Nachzahlungen im Umfang
von 20 Millionen Kronen, also 1,85 Millionen Euro, verlangt. Die Verdächtigen sollen zusammen etwa 156 Millionen Kronen am Fiskus vorbei in Stiftungen in
Liechtenstein angelegt haben, wie Chefermittler Göran Haglund am Dienstag
mitteilte. Die Ermittlungen stehen offenbar im Zusammenhang mit den Daten
von der CD, die der deutsche Bundesnachrichtendienst im vergangenen Jahr
von einem ehemaligen Mitarbeiter der
Liechtensteiner Bank LGT erstanden
hat. Darauf sollen die Namen von
1400 teils prominenten Personen aufgeführt sein, die ihr Vermögen in die Steueroase Liechtenstein schafften – darunter
der ehemalige Postchef Klaus Zumwinkel, gegen den inzwischen Anklage erhoben wurde. Haglund erklärte, in Schweden werde zurzeit noch in 20 bis 30 weiteren Fällen ermittelt. Wie die Informationen gewonnen wurden, teilte der Ermittler der schwedischen Steuerbehörde
nicht mit.
AP
Wohngeld muss nicht
neu beantragt werden
Berlin – Eine Million Haushalte werden
ab dem 1. Januar mehr Wohngeld bekommen oder erstmals staatliche Zuschüsse
zur Miete erhalten. „Es ist ein großer Erfolg, dass rund 800 000 Haushalte zusätzlich 520 Millionen Euro erhalten werden
und dass etwa 200 000 Haushalte das erste Mal diesen staatlichen Zuschuss zum
Wohnen bekommen“, erklärte der Direktor des Deutschen Mieterbundes (DMB),
Lukas Siebenkotten, am Dienstag in Berlin. Wohngeldempfänger müssen sich
nicht selbst um eine Neuberechnung
kümmern, wie der DMB betont. Die Neuberechnung erfolge automatisch in den
ersten Monaten des neuen Jahres. Im
Durchschnitt bekommen Wohngeldempfänger dann laut DMB ab 2009 monatlich 140 Euro Wohngeld. „Das sind 60
Prozent mehr als bisher“, sagte Siebenkotten. Hinzu komme ein einmaliger
Heizkostenzuschuss im Frühjahr, der die
stark gestiegenen Heizkosten ausgleichen soll.
AP
Einigung im Steuerstreit
mit den Emiraten
Berlin – Deutschland und die Vereinigten Arabischen Emirate haben sich nach
monatelangem Ringen auf ein neues Abkommen zur Vermeidung von Doppelbesteuerung verständigt. Das teilte das
Bundesfinanzministerium am Dienstag
in Berlin mit. Das Abkommen ist nicht
nur für deutsche Unternehmen wichtig,
die in dem Golfstaat tätig sind. Vor allem
geht es auch um die Behandlung von Investoren aus den Vereinigten Arabischen
Emiraten in Deutschland – etwa das Engagement von Staatsfonds bei deutschen
Konzernen. Die Debatte drehte sich zuletzt vor allem um die Besteuerung von
Dividenden, die deutsche Konzerne an
den Golfstaat zahlen. Der Ölstaat hatte
gefordert, dass die Ausschüttungen überhaupt nicht vom deutschen Fiskus belangt werden. Das hatte Deutschland abgelehnt. Laut Ministerium wird es nach
dem Kompromiss weiter keine Steuerprivilegien für Staatsfonds geben.
dpa