Händler mit Fanclub

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Händler mit Fanclub
Praxis & Wissen
Händler mit Fanclub
Service Award Landessieger Bayern | Familienbetriebe haben oft den Ruf, klein
und wenig modern zu sein. Anders ist es bei Nicklas Landtechnik: Das Gebiet ist
riesig und der Service top. Um den Familiensinn zu erhalten, wird großer Wert
auf die Kundenkommunikation gelegt, wofür es auch einen eigenen Fanclub gibt.
Weites Einzugsgebiet
Heute verkauft Nicklas rund 150 Trakto-
Agrartechnik August 2013
Fotos: Masur (7), Werkbild
J
ohn Deere,
Kuhn, Lely,
Bogballe,
Brantner, Dalbo,
Posch und viele
andere konnten
Die Ausschilderung
der Nicklas Landzum Betrieb ist vortechnik als Gebildlich.
schäftspartner
gratulieren, als
der Familienbetrieb im Rahmen der
LTU mit dem Titel „AGRARTECHNIK
Service Award Landessieger Bayern“
ausgezeichnet wurde. Diese Ehrung ist
aber nicht die Einzige, auf die Nicklas
stolz sein kann. Denn bereits beim Service Award 2010 ging der Landessieg
für Bayern an die Firma und 2008
konnte sich das Team über den zweiten
Platz in Bayern freuen. Der Service aus
Schirradorf in Nordbayern wird auch
von Seiten der Hersteller anerkannt. So
zählte der Familienbetrieb sowohl 2011
als auch 2012 zu den besten John
­Deere-Händlern.
Um die Reparatur von Landmaschinen
kümmert man sich bei Nicklas schon
seit 1888. Damals wurde der Betrieb als
Schmiede und Hufbeschlag gegründet.
Den ersten Traktor verkaufte der
Vater des heutigen Firmeninhabers. Das war 1954.
„Starke Typen“ gibt es auch in der Familie Nicklas: (v.l.) Juniorchef Markus Nicklas mit seiner Ehefrau Nora, die sich um die Disposition kümmert sowie Gabi Nicklas, die ihren Mann Edwin Nicklas
in der Geschäftsleitung unterstützt.
ren pro Jahr und hat damit einen
Marktanteil von gut 21 Prozent. „Wir
haben ein großes Gebiet, das sich in
Nordbayern über weite Teile Oberfrankens, den größten Teil Unterfrankens,
Südthüringen und teilweise Hessen erstreckt“, beschreibt Geschäftsführer
und Inhaber Edwin Nicklas sein Einzugsgebiet. „Neben unserem Hauptsitz
in Schirradorf im südlichen Landkreis
Kulmbach haben wir eine weiter Filiale
im unterfränkischen Hofheim, wo wir
gerade eine neue Betriebsstätte bauen.“
Außerdem arbeitet die Firma mit fünf
B-Händlern zusammen, so dass das Gebiet gut abgedeckt ist. Hinzu kommt
noch der Service für Melktechnik von
Lely. Hierfür gibt es einen weiteren, eigenen Standort, die LelyCenterFranken
Nicklas GmbH in Grüb bei Ansbach.
„Das Interessante an unserem Verkaufsgebiet ist die Vielseitigkeit“, ergänzt Juniorchef Markus Nicklas. „Von
Milchviehbetrieben in Oberfranken,
über die Ackerbauregion Unterfranken
bis zu den Agrargenossenschaften in
Thüringen haben wir ein breites Spektrum an Betriebsstrukturen.“ Außer-
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dem profitiert Nicklas von einer leichten Verschiebung der Saison, was
besonders im Werkstattalltag und bei
der Vergabe von Vorführmaschinen
von Vorteil ist.
Großes Einzugsgebiet
1993 baute Edwin Nicklas eine neue
Werkstatt, da die alte Betriebsstätte im
Dorf den gestiegenen Anforderungen
nicht mehr standhalten konnte. Die
Gesamtfläche beträgt jetzt 1,6 Hektar.
Etwa 15 Prozent davon sind überdacht.
Nachteilig wirkt sich die Hanglage aus.
Denn dadurch ist es nicht möglich die
Durchfahrt in den Gebäuden zu ermöglichen.
Neben der Werkstatt mit den Büro-,
Schulungs- und Verkaufsräumen gibt es
seit 2002 noch eine große Maschinenhalle. Diese dient vor allem zur Maschinenpräsentation. Aufgrund der Größe
und dank der Ausstattung mit Krananlage nutzen sie die Monteure aber auch
gerne, um Neumaschinen zu komplettieren.
Eine Änderung in der Service-Annahme
gab es 2009 mit dem Anbau eines Büros
vor die Werkstatt. Jetzt müssen die
Landwirte nicht mehr in die Werkstatt,
sondern gelangen vom Hof aus direkt
zum Meisterbüro. Aufgrund des großen
Einzugsgebietes von etwa 220 Kilometer in Ost-West-Richtung und gut 100
Kilometer in Nord-Süd-Richtung werden aber auch viele Reparatur- und
Wartungsarbeiten bei den Kunden vor
Ort erledigt. Dafür verfügt Nicklas über
sieben Servicefahrzeuge. „Zwar übernehmen unsere Partnerhändler einen
großen Teil der Serviceaufgaben, wenn
es aber zu komplex wird und Spezialis­
tenwissen gefragt ist, müssen unsere
Monteure auch größere Entfernungen
zurücklegen“, erklärt Johannes Precht,
der den Kundendienst leitet.
Bis zu 80 Prozent der Gebrauchtmaschinen vermarktet Nicklas regional. Da die Traktoren oft relativ wenig Betriebsstunden haben, können gute Preise erzielt werden.
Um technische Belange kümmern sich: (v.l.)
Kundendienstleiter Johannes Precht, Peter
­Otto als Leiter des Ersatzteilwesens und Werkstattleiter Michael Hügerich.
Aus- und Weiterbildung ist wichtig
Um beim Spezialwissen ständig auf
dem Laufenden zu sein, ist jeder Werkstattmitarbeiter im Schnitt acht Tage
auf Schulungen bei den Lieferanten.
„Dank der Onlineschulungen von John
Deere kann diese Zeit etwas reduziert
werden, da die langen Anfahrtswege
wegfallen“, sagt Johannes Precht. Dabei
betont er, dass die Qualität der Onlineschulungen gut ist. Denn nach jedem
Modul muss der Mitarbeiter eine Prüfung erfolgreich ablegen. Diese ist Voraussetzung für die Teilnahme der
Die große Maschinenhalle dient zur Unterbringung von Neu- und
­Gebrauchtgeräten. Außerdem werden hier Maschinen komplettiert.
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Schulung beim Hersteller. Auch die
Ausbildung hat bei Nicklas einen besonderen Stellenwert. Als Obermeister
der Landmaschinenmechaniker-Innung Oberfranken kennt Edwin Nicklas die Schwierigkeit gute Mitarbeiter
zu finden. „Eine solide Ausbildung ist
von größter Bedeutung für die Zukunft
unserer Branche“, sagt er. Deshalb
nimmt er viel an Jobmessen der Schulen teil und stellt den Beruf und seinen
Betrieb vor. Dass er damit erfolgreich
ist, zeigt schon die Tatsache, dass er
trotz geburtenschwacher Jahrgänge
2012 vier neue Auszubildende eingestellt hat. „Ich bin stolz darauf, dass aus
unserem Betrieb schon Bundes- und
Landessieger beim Berufswettbewerb
ausgezeichnet wurden“, sagt der Seniorchef. Neben der Ausbildung bietet
Nicklas in Zusammenarbeit mit der
Fachhochschule in Triesdorf die Möglichkeit eines dualen Studiums an.
Verein zur Kundenbindung
„Der Mechaniker für Land- und Baumaschinen ist einer der krisensichersten und umfassendsten technischen
Serviceberufe“, ist Edwin Nicklas überzeugt. Dabei spricht er von
­unglaublicher High Tech, wie zum Beispiel das bis auf zwei Zentimeter ­genaue
Arbeiten mit Satellitenunterstützung.
Etwa 400 Quadratmeter Werkstattfläche stehen bei Nicklas in Schirradorf
zur Verfügung.
www.agrartechnikonline.de
An den Büroräumen der Verkäufer sind Fotos von Maschinenübergaben ausgestellt. Aber auch
Impressionen von Veranstaltungen des „John Deere-Fan Club“ finden sich hier.
Da diese Technik nicht nur auf den
großen Agrargenossenschaften stark
boomt, baut Nicklas Landtechnik gerade ein eigenes RTK-Netz auf. Bis Ende
diesen Jahres soll es flächendeckend
verfügbar sein.
„Zur Kundenbindung gehört nicht nur
die passende Technik“, ist Juniorchef
Markus Nicklas überzeugt. „Als Familienbetrieb pflegen wir einen engen Kontakt zu unseren Kunden. Außerdem
denken wir langfristig an das Wohl des
Betriebes und der Kunden, nicht an
schnelle Gewinnoptimierung.“ Einen
außergewöhnlichen Weg geht Nicklas
mit dem „John Deere Fan Club“. Seit
1997 besteht dieser, als Verein geführte
Zusammenschluss, von Kunden der
Firma Nicklas. Die 180 Mitglieder
­treffen sich in diesem Rahmen zu regelmäßigen Clubabenden mit Diskussionsrunden, Fachvorträgen oder Produkt­
vorstellungen. Außerdem gibt es
Fach­
exkursionen und Werksbesuche
sowie ein Schafkopfturnier und eine
jährliche Weihnachtsfeier. Einer der Höhepunkte ist der Bauerntag, bei dem oft
prominente Politiker zu Gast sind. Zu
ihnen zählt Edwin Nicklas zum Beispiel
die Bundesministerin für Landwirtschaft Ilse Aigner oder die Europaabgeordnete Monika Hohlmeier. In diesem
Jahr stand außerdem ein Oldtimertreffen auf dem Vereinsprogramm. „Gerade
diese Mischung aus Fach- und Begleitprogramm sorgt für intensive Kommunikation, die wiederum auch eine gute
Plattform für neue Ideen und Konzepte
darstellt“, sagt Edwin Nicklas. (fm)