Niederbayerische Schule

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Niederbayerische Schule
B 3647 F September 2006
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Niederbayerische Schule
Zeitschrift des Bezirksverbandes Niederbayern im BAYERISCHEN LEHRER- UND LEHRERINNENVERBAND e.V.
Sprach- und Leseförderung in Kindergarten und Grundschule
Kids und ihr Handy
BLLV Personalräte in Niederbayern
Ganztagsschule – Die neue Lust am Lernen
Editorial/Inhalt
Editorial
Inhalt
Liebe Kolleginnen,
liebe Kollegen,
mit dieser Ausgabe erhalten Sie die „Niederbayerische Schule“ in veränderter Aufmachung. Das neue
Layout soll dazu dienen,
ein Corporate design der
einzelnen BLLV-Broschüren und Zeitungen herzustellen. Nach der Veränderung der „Bayerischen
Schule“ erhalten nun auch
viele Bezirkszeitungen ein neues Layout.
Kleine Schulen zu erhalten, das fordert der Präsident des
Bayerischen Städte- und Gemeindetages Dr. Uwe Brandl aus
Abensberg in einem Interview in dieser Zeitschrift. Er verweist
dabei auf das positive Beispiel Österreich. Es ist zu hoffen,
dass die Bayerische Staatsregierung diesem Beispiel folgt.
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Editorial/Inhalt
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Kommentar
Behandle deine Mitarbeiter so, wie du behandelt werden willst
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Im Juli hat der Landtag ein Handyverbot für Schulen ab diesem Schuljahr beschlossen. Viele Lehrer und Schulleiter
begrüßen dieses Verbot. Neben der Störung des Unterrichts
gehen vom Handy noch weitere Gefahren aus. Neben dem
Verbot kann es sinnvoll sein, mit den Schülern über diese
Gefahren zu diskutieren. Unterschiedliche Beiträge beschäftigen sich mit diesen zusätzlichen Gefahren.
Das Kultusministerium weist in einem Schreiben die Gymnasien auf die Möglichkeit hin, auch Grundschullehrer in ihrem
„vertieft“ studierten Fach am Gymnasium einzusetzen. Kultusminister Schneider setzt damit ein positives Zeichen, um die
Barrieren zwischen den Schularten abzubauen.
Ich wünsche Ihnen ein gutes Schuljahr
Toni Gschrei
Schriftleiter
[email protected]
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Niederbayerische Schule Ausgabe 7 September/2006
Ganztagsschule
Hier macht das Lernen Spaß – Die neue Lust an der Schule
Ganztagsschule St. Nikola in Passau
Mädchenvolksschule Heiligenstatt
Ganztagsschule wird weiter ausgebaut
46 offene und 7 gebundene Ganztagsschulen in Niederbayern
Mittagsbetreuung an Grundschulen in Niederbayern
Ganztagsschulen contra Familien?
Triale Schülerhilfe
Ganztagsbetreuung in Abensberg
Leseerziehung
Sprach- und Leseförderung in Kindergarten und Grundschule
Schriftspracherwerb – Entwicklung, Diagnose und Förderung
PISA und die Folgen – Lesekompetenz mangelhaft
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Kindergarten
Kinder brauchen Wurzeln
Kindergartenkinder erleben im Wald ganzheitliche Erfahrungen.
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Handy
Kids und ihr Handy
Handyverbot an Bayerns Schulen
Kinder über Mobilfunk aufklären
Löst Mobilfunk Krebs aus?
Handy hindert Jugendliche am Erwachsenwerden
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Schulpolitik
Grundschullehrer an Gymnasien
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Der Kindergarten-Grundschultag, den wir zusammen mit der
Fachakademie in Seligenthal veranstaltet haben, hatte das
Schwerpunktthema „Leseerziehung“. Bereits in der JuniAusgabe haben wir darüber berichtet. Professorin Gisela
Kammermeyer zeigte in ihrem Vortrag auf, wie Schriftspracherwerb erfolgreich stattfinden kann. Manfred Schreiner weist
auf die Lesekompetenz als Schlüsselqualifikation hin.
Interview
Kleine Schulen erhalten.
Dr. Uwe Brandl fordert Stärkung des ländlichen Raumes
und Erhalt kleiner Schulen
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Niederbayern aktuell
Wer glaubt ist nie allein
Kreativ-Wettbewerb zum Papstbesuch
Kurt Neudert jetzt „Abteilungsdirektor“
Lehrernachwuchs für die niederbayerischen Grund- und Hauptschulen
Personalrat
BLLV-Personalräte bei den Schulämtern in Niederbayern
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Beamtenbund
Beamte erhalten 250 Euro Einmalzahlung
Abgeordnete erhöhen sich ihre Diäten um 1668 Euro
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Kreisverbände
KV Deggendorf: Zu Besuch in der „Ewigen Stadt“
KV Griesbach: „Bio-Unterricht“ auf Natur-Lehrpfad
KV Vilsbiburg: Grillfest in Kirchberg
KV Landshut: Fördermaßnahmen an Schulen
müssen erweitert werden
KV Wolfstein: Wie lange darf er noch?
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Schule damals
Tote in der Schule
Mangelhafte Schul- und Klassenräume
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Termine/Buchtipps
Gute Gespräche mit Eltern und Mitarbeiter/innen führen
Theaterwerkstatt
Kreative Theatermethoden
Bühne frei und Vorhang auf!
Ideen für das Theaterspielen mit Kindern
Wie Eltern Schule mitgestalten können
Tatort St. Klara
Krimi für Kinder von 7 bis 11 Jahren
Einführung in die Beratungspsychologie
Lesen – das Tor zur Welt
Lehrertag am Samstag, 14. Oktober in Essenbach
Meditation
Wer glaubt ist nie allein
Im Nebel
IMPRESSUM
Herausgeber: Bezirksverband Niederbayern des Bayerischen Lehrerund Lehrerinnenverbandes BLLV, www.bllv.de/niederbayern
Bezirksvorsitzende: Judith Wenzl, Eisvogelweg 18, 84051 Oberahrain;
Tel.: 0 87 03/85 79, Fax: 0 87 03/71 01, E-Mail: [email protected]
Redaktion: Toni Gschrei, Alte Bahnhofstr. 3, 84556 Kastl;
Tel.: 0 86 71/13 22 6, Fax: 13 23 6, E-Mail: [email protected]
Druck: Erdl Druck Medien GmbH & Co. KG,
Gabelsbergerstr. 4-6, 83308 Trostberg/Obb., Tel: 0 86 21/808-0
Layout: Profil, medien & design, Stadtgartl 1, 84529 Tittmoning
Tel.: 0 86 83/8 97 48-10, e-mail: [email protected]
Adressänderungen an: Hans Poost,
Stephanusstraße 3, 84180 Loiching; Tel.: 0 87 32/ 93 06 71
Der Bezugspreis ist für Verbandsmitglieder im Mitgliedsbeitrag enthalten.
Für Nichtmitglieder beträgt der Bezugspreis jährlich € 10,50.
Nichtmitglieder können die „niederbayerische schule“ bestellen bei:
Hans Poost, Stephanusstraße 3, 84180 Loiching
Namentlich gekennzeichnete Beiträge stellen die Meinung der Verfasser dar.
Die Zeitschrift erscheint jährlich zehnmal. ISSN 0350-9953, 26. Jahrgang
Kommentar
Behandle deine Mitarbeiter so,
wie du behandelt werden willst
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
nach WM- und Papst-Euphorie, Sommerhitze und Ferienlaune versuchen wir
nun wieder Tritt zu fassen im schulischen Alltag. Den einen fällt es diesmal
vielleicht schwerer als sonst, weil sie
den Dienstort wechseln mussten oder
sich als mobile Reserven etwas heimatlos fühlen. Die anderen haben sich
schon lange vor Ferienende auf den
Weg ins neue Schuljahr gemacht- die
Mitarbeiter an den Regierungen, Schulämtern und in den Schulleitungen. Sie
alle haben auch während der Ferien
geplant ,verteilt, getüftelt. Und viel, viel
Zeit und Nerven investiert, um die
äußeren Voraussetzungen für dieses
Schuljahr in Form von Klassenbildung,
Lehrerversorgung und Stundenplan
sicher zu stellen. Dennoch gibt es da
oder dort Unzufriedenheit - über die
persönliche schulische Situation, den
eigenen Stundenplan oder die Art und
Weise, wie mit einem umgegangen wird.
Letzteres ist dabei der sensibelste
Faktor im alljährlichen Planungschaos,
nicht selten noch durch enormen Zeitdruck potenziert.
Denn obwohl bereits im März Planungsdaten für das neue Schuljahr von unten
nach oben, also von den Schulen ans
KM laufen, dauerte es in diesem Jahr
zum Teil bis Mitte August, bis die Schulen endgültige und verlässliche Daten
zurück bekamen.
Gespräche und ein gemeinsames Bemühen um einvernehmliche Lösungen
gerade bei Versetzungen oder mobiler
Reserve sind da kaum noch möglich,
schließlich sitzt die Zeit im Nacken. Oft
sind geplante Maßnahmen für die Betroffenen auch zu wenig transparent. Da
wundert es nicht, wenn ein Gefühl der
Hilflosigkeit und des Ausgeliefertseins
aufkommt.
So kann und darf Personalplanung und
Personalführung nicht laufen. Da wird
viel an Vertrauen, Engagement und
Motivation beschädigt.
Unser Dienstherr zieht ja oft und gerne
den Vergleich mit „der Wirtschaft“
heran. Das tu ich jetzt auch und zitiere
aus einem Zeitungsinterview mit Hans
Glas, Werksleiter bei BMW.
Mein Leitspruch, der mich ein Leben
lang begleitet hat: Behandle deine
Mitarbeiter so, wie du behandelt werden
willst und sprich mit ihnen darüber.
Meine Führungsmannschaft handelt
auch so. Das trägt sehr zu diesem
Mannschaftsgeist bei, weil jeder Mitarbeiter weiß, er kann sich darauf verlassen, was die da droben machen. Und
die reden auch mit mir und hören mich
an.(...) Das ist ja für eine Führungskraft
das Wichtigste, motivieren zu können
und den Mitarbeitern das Gefühl zu
geben, dass man hinter ihnen steht.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein
gutes Schuljahr
Ihre Judith Wenzl
Bezirksvorsitzende
[email protected]
Niederbayerische Schule Ausgabe 7 September/2006
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Interview
Kleine Schulen erhalten.
Dr. Uwe Brandl, Präsident des Bayerischen Gemeindetages fordert eine Stärkung
des ländlichen Raumes und die Erhaltung von kleinen Schulen
Herr Brandl, immer mehr Menschen
verlassen den ostbayerischen Raum und
ziehen in die Ballungsräume. Welche
Konsequenzen hat das für den ländlichen Raum?
Uwe Brandl: Wir haben im oberfränkischen und oberpfälzerischen Bereich
und in manchen Regionen des Bayerischen Waldes starke Bevölkerungsrückgänge. Teilweise haben wir eine
Situation wie in den 60er Jahren mit
einem Bevölkerungsrückgang von bis zu
30 Prozent. Das ist ein volkswirtschaftlicher Schaden, der da entsteht. Es ist
eine Spirale nach unten, die nicht mehr
zu bremsen ist. In dem Augenblick, wo
die Jüngeren gehen, ist die Infrastruktur
gefährdet. Es gehen Arbeitsplätze
verloren. Und wo es zu wenig Arbeitsplätze gibt, gehen noch mehr weg. Und
gleichzeitig führt das zu einer Überalterung der Bevölkerung und damit zu
enormen sozialen Problemen.
Wie kann die Kommunalpolitik darauf
reagieren?
Uwe Brandl: Die Kommunalpolitik kann
das nicht alleine leisten. Das Landesentwicklungsprogramm wird beweisen,
wie ernst es der Politik mit der Förderung
des ländlichen Raumes ist. Wir brauchen
attraktivere Lebens- und Arbeitsbedingungen. Wenn wir das nicht schaffen,
werden wir eine noch größere Landflucht
erleben. Wir müssen Arbeitsplätze schaffen und konkurrenzfähig sein und die
Leute zum Bleiben motivieren. Wichtig ist
der Ausbau der Infrastruktur. Dazu gehört
der öffentliche Personennahverkehr.
Dazu gehört der Ausbau der Datenstruktur, also die flächendeckende Versorgung
mit moderner Telekommunikation . Es
kann nicht sein, dass die Telekom nur
Gegenden versorgt, wo sie ein gutes
Geschäft machen kann. Das ist eine
gesamtpolitische Verantwortung. Auch
die Wirtschaft kann sich dieser Verantwortung nicht entziehen. Notfalls muss
der Staat lenkend eingreifen. Neben der
Schaffung von Arbeitsplätzen müssen wir
Bildungsangebote vor Ort erhalten.
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Sie sagen, Bildungsangebote müssen
erhalten werden. Die Teilhauptschulen
wurden geschlossen. Aber auch Grundschulstandorte sind gefährdet. Kann ein
weiterer bildungspolitischer Rückschritt
im ländlichen Raum überhaupt aufgehalten werden?
Uwe Brandl: Der Rückgang der Schülerzahlen macht uns Sorgen. Zur Sicherung des ländlichen Raumes gehören
vernünftige Bildungsinfrastrukturen, bei
denen die Kinder an Ort und Stelle
abgeholt werden und nicht erst weit
fahren müssen. Österreich hat uns da
einiges voraus. Kleinere Schulen werden
dort auch in kleineren Ortschaften
erhalten. Probleme der Integration und
Migration sind dort geringer.
Was also muss gemacht werden?.
Uwe Brandl: Es kann zum Beispiel
sinnvoll sein, dass sich zwei Kleinstandorte zusammenschließen. Die Schulen
würden zwar zentral verwaltet, um
Verwaltungskosten zu sparen. Die
Kinder können aber weiterhin in ihre
Schule am Ort gehen. Fahrtkosten
könnten eingespart werden. Zusätzlich
würden sich die Kinder mehr mit ihrem
Ort und ihrer Gemeinde identifizieren.
Wo es über 1000 Schüler gibt, gibt es
einfach Verwerfungen und größere
Probleme. Mit kleineren Einheiten arbeitet es sich wesentlich schlagkräftiger.
Wäre es nicht ein vernünftiger Weg,
Haupt- und Realschule zusammenzulegen, um Schulstandorte zu erhalten?
Auch der Auslesedruck könnte damit
verringert werden.
Uwe Brandl: Ich glaube nicht, dass eine
Zusammenlegung realistisch ist. Ich
kann mir aber auch nicht vorstellen, wie
man nach der 4. Klasse sicher sagen
kann, was die richtige Schule ist. Ich bin
ein Verfechter der Hauptschule, wir
müssen aber aufpassen, dass sie uns
nicht wegstirbt. Vorstellbar wäre, dass
der M-Zug an der Hauptschule bereits
mit der 5. Klasse beginnt.
Niederbayerische Schule Ausgabe 7 September/2006
Dr. Uwe Brandl, Präsident des Bayerischen
Gemeindetages und Erster Bürgermeister der
Stadt Abensberg
Disziplinprobleme und Gewalt in den
Schulen erregen immer wieder das
öffentliche Interesse. Ministerpräsident
Stoiber hat gesagt: „Störer müssen
raus!“ Aber wohin mit den Kindern? Was
werden die Kommunen mit den Kindern
anfangen?
Uwe Brandl: Es muss natürlich Konsequenzen geben für die, die integrationsunfähig und integrationsunwillig sind.
Andererseits muss versucht werden, die
Jugendlichen einer vernünftigen Ausbildung zuzuführen oder irgendwie zu
therapieren. Wenn einer aber nicht mag,
tut man sich mit Zwang natürlich auch
sehr hart.
Ganztagsschulen und Schulsozialarbeit
wir oft als Lösungsweg empfohlen.
Uwe Brandl: Der Einsatz von Sozialpädagogen in der Hauptschule ist eine
wichtige Zukunftsaufgabe. Auch Ganztagsschulen können hier intensivere
Ganztagsschule
Arbeit leisten. Wir machen hier in
Abensberg sehr positive Erfahrungen
mit der Nachmittagsbetreuung. Allerdings finanzieren wir das als Kommune
zusammen mit Partnern. Aber das kann
nicht jede Gemeinde leisten. Die Ganztagsbetreuungsangebote haben natürlich monetäre Hintergründe. Ganztagsschulen müssten vom Staat bezahlt
werden. Der Staat müsste seiner Verantwortung mehr gerecht werden und nicht
alles auf die Kommunen abwälzen.
Der Kindergarten soll stärker auf die
Schule vorbereiten. Bei der Integrationsdebatte wird gefordert, dass Kinder
bereits im Kindergarten Deutsch lernen.
Welche Aufgaben kommen hier auf die
Kommunen zu?
Uwe Brandl: Die Sprachausbildung im
Kindergarten ist sehr wichtig. Das ist
eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.
Prinzipiell ist es aber Aufgabe des
Staates dafür zu sorgen, dass die
Kinder Deutsch lernen. Als Träger sind
natürlich auch die Kommunen in der
Verantwortung. Wir müssen aber fragen,
ob sich hier nicht grundsätzlich etwas
ändern müsste. Wir könnten hier auch
lernen von anderen europäischen
Ländern mit ihren schulvorbereitenden
Einrichtungen. Andere Länder haben
Vorschulen, die auch Vorschulen sind.
Ganztagsschule St. Nikola in Passau
Hier macht das Lernen Spaß
– Die neue Lust an der Schule
Wer die 6c der Hauptschule St. Nikola in
Passau besucht, dürfte überrascht sein:
Keine Schulverweigerung, kein Meckern
und Jammern über die Schule. Auf die
Frage, ob ihnen die Schule Spaß mache, hört man ein überraschendes „JA“.
Das war nicht immer so. Ganz offen
sagen viele Schülerinnen und Schüler,
dass sie früher nicht gerne zur Schule
gingen. Manche seien sogar richtige
Schulverweigerer gewesen. Während in
der 4. Klasse kaum eine der Schülerinnen oder Schüler in Deutsch oder Mathe
eine bessere Note als eine 4 hatte,
werden nun mehrere der Kinder die MKlasse der Hauptschule und drei die
Wirtschaftsschule besuchen. Für die
Lehrer Adelheid Hergesell und Franz
Benzinger auch ein Verdienst der Ganztagsschule.
Die Konzeption
der Ganztagesklasse
Mit dem Schuljahr 2004/05 startete an
der Volksschule St. Nikola in Passau mit
der 5c erstmals eine Ganztagesklasse.
Von Montag bis Donnerstag sind die
Schülerinnen und Schüler von 8.00 Uhr
bis 16.15 Uhr in der Schule und werden
von ihren Lehrkräften unterrichtet,
beraten, gefördert und betreut. Der
Unterricht am Freitag ist wie in den
anderen Klassen um 13.00 Uhr zu Ende.
Im Gegensatz zu Regelklassen haben
die Kinder einen „rhythmisierenden
Unterricht“, d.h. Kernfächer wie Deutsch
und Mathe werden durch sportliche und
künstlerische Elemente zwischendurch
aufgelockert. Hinzu kommen besondere
Arbeitsgemeinschaften und Projekte.
Interview: Toni Gschrei
Biografie
Uwe Brandl, geboren 1959 in
Abensberg ist niederbayerischer
Politiker, Mitglied der CSU, seit
1993 Erster Bürgermeister der
Stadt Abensberg (Lkr. Kelheim)
sowie seit 2003 Präsident des
Bayerischen Gemeindetages und
Vizepräsident des Deutschen
Städte- und Gemeindebundes.
1990-1993 Tätigkeit als Rechtsanwalt. Uwe Brandl ist seit 1987
verheiratet und hat eine Tochter.
www.uwe-brandl.de
http://www.bay-gemeindetag.de
Lehrkräfte und Schulleiter von St. Nikola in Passau sind sich einig, dass die Ganztagsschule
zur Leistungssteigerung der Schüler geführt hat.
V.li: Johann Stegmaier, Schulleiter; Adelheid Hergesell, Franz Benzinger.
Niederbayerische Schule Ausgabe 7 September/2006
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Ganztagsschule
Die Schüler können einen „Computerführerschein“ machen, Gitarre spielen,
an der Schulhausgestaltung oder bei
der Schülerzeitung mitarbeiten. Während alle Schüler am Bläserunterricht
teilnehmen, gibt es noch ein Angebot im
Trommeln und bei einzelnen Freizeitsportarten. In einem Projekt drehten die
Schüler in der 5. Klasse einen eigenen
Film und schrieben ein Buch. In der 6.
Klasse freuten sich die Kinder darauf,
ein Theater einzustudieren und es
aufzuführen. Diese Form der Ganztagsschule wird auch als „Gebundene
Ganztagsschule“ bezeichnet.
Gute Noten für die Lehrer
Auch die Lehrkräfte Franz Benzinger
und Adelheid Hergesell, die sich die
Klasse als Tandem sozusagen teilen,
bekommen von den Schülern hervorragende Noten. Maxi: „Die Lehrer sind
nett und kümmern sich um uns. Wenn
wir etwas nicht kapieren, dann erklären
es uns die Lehrer am Nachmittag nochmals“. Patricia findet die Schule gut,
„weil wir hier mehr Zeit haben und ich
hier besser lernen kann als zu Hause“.
Kristina findet die Arbeitsgemeinschaften super und dass wir selbst kochen
dürfen. Natanael: „Mir macht Sport
Spaß und das haben wir mehr als an der
früheren Schule. Sabrina „Ich verstehe
jetzt alles besser. In der Grundschule
ging immer alles sehr schnell und wir
hatten keine Zeit zum Wiederholen“.
„Wir haben hier gelernt, ‚Fehler sind
keine Blamage’ und Irren ist menschlich’“, sagt Michael.
anfangs auch die Lehrkräfte Benzinger
und Hergesell. Die Kinder hätten sich
nichts mehr zugetraut. „Das kann ich
nicht!“, war eine häufige Aussage.
Bereits nach wenigen Monaten habe
sich eine deutliche Leistungssteigerung
feststellen lassen. Mit der Leistungssteigerung sei auch das Selbstbewusstein
gewachsen. „Sobald die Kinder merken,
dass sie etwas können, steigt auch die
Lust am Lernen“, stellt Hergesell fest.
19 Lehrerstunden standen der Ganztagesklasse mehr zur Verfügung, so Franz
Benzinger. „Somit hatten wir mehr Zeit
mit den Kindern zu lernen und den Stoff
zu vertiefen“. „Dadurch, dass wir auch
beim Essen mit den Kindern zusammen
sind, entwickelt sich eine persönlichere
und vertrautere Beziehung der Kinder zu
uns Lehrern“, ergänzt Adelheid Hergesell. Einmal in der Woche werde sogar
gemeinsam gekocht. Das mache besonders Spaß, erzählen die Schüler.
Um das Leistungsvermögen und die
Lernkompetenz zu steigern, finde gerade in den Kernfächern Deutsch, Mathe
und Englisch eine gezielte und verstärkte Förderung statt. Durch Förderunterrichtsstunden könnten Lernstrategien
und Arbeitstechniken vermittelt werden.
Durch ein Mehr an Zeit würden die
Kinder individueller gefördert, so Benzinger.
Leistung und Selbstbewusstsein ist gewachsen
Über die neue Lust an der Schule und
über die Leistungssteigerung staunten
Gute Noten für die Lehrer: „Die Lehrer sind nett und kümmern sich um uns.
Wenn wir etwas nicht kapieren, dann erklären sie es uns am Nachmittag nochmals“
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Niederbayerische Schule Ausgabe 7 September/2006
Zum pädagogischen Konzept der Ganztagesklasse gehöre auch die Steigerung
der Sozialkompetenz. Durch Helfersysteme, Tutoren, Projekte mit sozialen
Einrichtungen, Klassenrat, Streitschlichtung, Benimm-Kurse und Anbahnen von
eigenverantwortlichem Handeln wie
Die neue Lust an der Schule. Die Schülerinnen und
Schüler haben wieder Spaß am Lernen
Ganztagsschule
Kochen für Mitschüler soll dies erreicht
werden. Um die Persönlichkeitsentwicklung zu unterstützen werden verschiedene Arbeitsgemeinschaften wie PCFührerschein, Gitarre, Freizeitsportarten,
Schülerzeitung, Kreatives Gestalten, etc.
angeboten.
Entlastung der Familien
Nach Ansicht von Franz Benzinger biete
die Ganztagesklasse auch eine Entlastung für die Eltern. „Bei uns entfällt das
leidige Problem der Hausaufgaben, was
ein häufiger Anlass für Streitigkeiten und
damit Stress in der Familie ist. Bei uns
üben und wiederholen die Kinder bereits
in der Schule unter Anleitung der Lehrer,
wobei die Kinder ihre Arbeiten immer
selbstständiger planen und durchführen
sollen.“
Ganztagesklassen seien auch deshalb
notwendig, sagt Benzinger, weil sich
die familiären Verhältnisse geändert
haben. Von den 25 Sechstklässern
kämen 16 aus allein erziehenden Haushalten. Jedes Kind habe eine entsprechende Geschichte und viele schlechte
Erfahrungen mit Schule und Familie.
Viele Kinder seien mittlerweile Nachmittags Straßenkinder oder verbrächten ihre Freizeit vor dem Fernseher
oder mit bedenklichen Computerspielen. Die Kinder hätten aber durchaus
ein großes Potenzial. Das könne durch
die Ganztagesklasse wieder freigelegt
werden.
Wenn die Eltern ihr Kind für die Ganztagesklasse anmeldeten, müssten sie
einen Vertrag unterschreiben. Das Kind
sei dann verpflichtet, das ganze Programm mitzumachen. Die Ganztagsschule in der „gebundenen Form“ ist für
die Eltern kostenlos. Sie müssen nur für
das Mittagessen ihrer Kinder bezahlen.
Interview:
Herr Benzinger, Sie unterrichten gemeinsam mit Ihrer Kollegin Adelheid Hergesell in einer Ganztagesklasse. Wie sieht
individuelle Förderung bei Ihnen aus?
Franz Benzinger: Individuelle Förderung sieht bei uns so aus: Wir machen
eine Fehleranalyse und erstellen daraufhin ein Trainingsprogramm. Entscheidend ist nicht, wie viele Fehler
das Kind macht, sondern wie es auf
diese falschen Lösungen kommt. Mit
anderen Worten: Was hat das Kind
dabei gedacht? Oft sind es nur Kleinigkeiten, die das Kind am Weiterkommen
hindern. Diese Kleinigkeiten führen
dann aber zu gehäuften Fehlern. Kleine
Ursachen können eben eine große
Wirkung haben. Durch die Methode
des „lauten Denkens“ werden Fehler
beim Anwenden von Lösungsstrategien
erfasst.
Immer häufiger hört man die Klage,
dass Kinder gar nicht wissen, wie man
lernt. Ist die Ganztagesklasse eine
Chance, das Lernen zu lernen?
Franz Benzinger: Ja, das Vermitteln
von Lernstrategien ist ein Schwerpunkt.
Oft üben Kinder zu Hause sogar sehr
fleißig, ohne dass sich allerdings Erfolg
einstellt. Sie berücksichtigen wichtige
Gesichtpunkte des Lernens nicht. Sie
können die Lernzeit nicht einteilen, sie
nehmen sich zu viel vor. Wichtig sind
kleine Lernportionen, bewusste Einhaltung von Pausen, der Lernstoff muss
strukturiert werden, Zusammenhänge
durch Zeichnungen veranschaulicht
werden, aber auch sauber und übersichtlich geschrieben werden. Wir
verbringen hier keine Wunder. Wir sind
den Kindern nur dabei behilflich, ihr
Leistungspotential so gut wie möglich
auszuschöpfen, bzw. ihr Leistungspotenzial näher an ihre Leistungsgrenze zu
bringen.
Die Kinder haben im Gespräch gesagt,
dass sie gerne in die Klasse gehen und
ihnen das Lernen wieder Spaß mache.
Früher dagegen sei das ganz anders
gewesen. Wie kommt das?
Franz Benzinger: Mit dem Erfolg
kommt das Selbstvertrauen. Wenn ich
mir etwas zutraue, steigt die Lernaktivität. Mit dem Tun kommt die Freude und
der Erfolg. Den Kindern ist es gelungen,
aus einem Teufelkreis, bestehend aus
Misserfolg, mangelndem Selbstvertrauen unwilligem Lernen und daraus resul-
tierendem weiteren Misserfolg einen
positiven „Engelskreislauf zu machen.
19 Lehrstunden zusätzlich für die Ganztagesklasse wurde von manchen als zu
viel angesehen. Die CSU-Staatsregierung hat nun sieben Stunden einspart
und damit auf 12 reduziert. Geht das
ohne Abstriche an der Qualität?
Franz Benzinger: Sicher nicht! Diese 19
zusätzlichen Lehrerstunden sind unter
pädagogischen und sozialen Gesichtpunkten extrem wichtig. Der Erfolg
dieser Ganztagesklasse liegt ja gerade
auch darin, dass die Lehrer, die unterrichten, sich auch Zeit zum Üben,
Wiederholen und zur individuellen
Förderung nehmen können. Sie wissen,
wo die Stärken und Schwächen der
einzelnen Schüler sind. Ein Grundprinzip
der Ganztagsklasse ist ja gerade „möglichst wenig Lehrer für viele Stunden in
der Klasse“.
Aber andererseits erhalten Sie
6000 Euro, um externe Kräfte
zu beschäftigen.
Franz Benzinger: Natürlich kann auch
die Hausaufgabenbetreuung durch
andere außerschulische Kräfte etwas
bringen. Aber das ist nicht vergleichbar
mit der fachlichen Förderung durch die
Lehrer. Wenn Nachhilfe nicht qualifiziert
passiert, kann es sogar wieder zu
Misserfolgen und Frustrationen führen.
Eine andere Erfahrung ist, dass außerschulische Kräfte verstärkt Disziplinprobleme haben. Ein zusätzliches Problem
wird sein, qualifizierte Leute zu finden,
die ins pädagogische Konzept passen.
Für 6000 Euro Jahresgehalt jemanden
zu finden, der über den Tag flexibel
einsetzbar ist, dürfte schwierig sein.
Setzt man die externen Kräfte nur
nachmittags ein, dann besteht genau
die Gefahr, dass dieses pädagogische
Konzept der „Gebundenen Ganztagsschule“, das sich durch einen „rhythmisierenden Unterricht“ auszeichnet,
scheitert. Dann sind wir wieder bei der
Hausaufgabenbetreuung. Hinzu kommt
auf die Schulleiter ein hoher Verwaltungsaufwand. Bürokratieabbau ist das
Toni Gschrei
nicht.
Niederbayerische Schule Ausgabe 7 September/2006
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Ganztagsschule
Musische Bildung und individuelle Förderung
an der Mädchenvolksschule Heiligenstatt
Erfolgserlebnisse am ganzen Tag will die
Mädchenvolksschule Heiligenstatt
jungen Mädchen von der 3. bis zur 6.
Klasse vermitteln. Die Schule ist eine
Ganztageseinrichtung, bei der Schule
und Tagesstätte eng zusammenarbeiten. Die Schule hat zur Zeit 5 Klassen
mit insgesamt 100 Schülerinnen, davon
70 in der Tagesstätte und 30 im Internat.
Die Internatsschülerinnen kommen am
Sonntagabend und fahren am Freitagmittag nach Hause. Die Schülerinnen
kommen überwiegend aus den Landkreisen Altötting und Mühldorf, aber
auch aus Niederbayern.
Unterricht
nach staatlichem Lehrplan
Die Schülerinnen werden nach dem
staatlichen Lehrplan der Grund- und
Hauptschule unterrichtet. Von 8 bis 18
Uhr werden die Mädchen unterrichtet
und pädagogisch betreut. Eine Stärke
der Mädchenvolksschule liege in der
Konstellation, dass Schule, Tagesstätte
und Internat unter einer pädagogischen
Konzeption stünden. Dazu gehörten
geregelte Lernzeiten mit intensiver
Hausaufgabenbetreuung und Anleitung
zum richtigen Lernen. Lehrer und pädagogisches Personal würden ihre Entscheidungen im Interesse des Kindes
zusammen treffen, so Schulleiter Konrad Heuwieser. Die Zusammenarbeit von
Lehrkräften, Eltern, Erzieherinnen und
Schülern sei ein wichtiger Bestandteil
der pädagogischen Arbeit. Heuwieser:
„Eltern sagen mir immer wieder, wie
positiv sich innerhalb weniger Wochen
das Familienleben entwickelt habe, weil
der dauernde Druck mit den Hausaufgaben genommen sei.“
Welche Kinder
besuchen Heiligenstatt?
Es sind Mädchen von der 3. bis zur 6.
Klasse. Für Sr. Esther Schreiner ist es
wichtig, dass Eltern, die ihre Kinder an
Lernen für den schulischem Erfolg, aber auch das Gefühl von „Beheimatung“ und sozialer Geborgenheit
sind Kennzeichen der Mädchenvolksschule Heiligenstatt.
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Niederbayerische Schule Ausgabe 7 September/2006
die Schule Heiligenstatt schicken, die
klaren Wertmaßstäbe akzeptierten.
Religiöse Erziehung gehört zum Konzept
der Schule. Aktiv praktiziert werde das
gemeinsame Erleben und Gestalten von
Festen und Feiern. Allerdings ist es
keineswegs Voraussetzung, dass nur
Mädchen christlichen Glauben an die
Schule kommen könnten. Konfessionslose Mädchen würden genauso in der
Schule aufgenommen wie Mädchen
muslimischen Glaubens.
Warum besuchen Mädchen
die Ganztagsschule Heiligenstatt?
Die Gründe, warum die Mädchen die
Ganztageseinrichtung in Heiligenstatt
besuchen sind vielfältig. Viele Eltern
wollen, dass ihre Mädchen eine weiterführende Schule besuchen. Sie erwarten
sich eine Vorbereitung auf das Gymnasium oder die Realschule oder nach der
6. Klasse auf die Wirtschaftsschule. Die
Schule versucht die Schülerinnen durch
Anleitung zu sinnvollen Lerntechniken
zu fördern. Andere Mädchen leiden
unter Schwierigkeiten an der bisherigen
Schule und brauchen schulische und
soziale Förderung. Schulleiter Konrad
Heuwieser: „Ein wesentlicher Punkt
scheint mir aber zu sein, dass auch
Mütter oft arbeiten müssen, um eine
Familie mit Kindern über Wasser zu
halten. Dazu kommen viele Alleinerziehende, Scheidungssituationen, die
Überforderung bei Hausaufgaben etc.
Wenn Eltern ihre Töchter nach Heiligenstatt bringen, so auch deshalb, weil sie
wissen, dass ihre Kinder in einer sehr
familiären Schule leben, wo Eltern und
Erzieher mehr Zeit für die Probleme,
Sorgen und Nöte aufbringen können als
in vielen Regelschulen. Eine Sozialpädagogin sagte uns einmal: ‚Ihr seid eine
Insel der Normalität.’ Wir versuchen,
Kinder, die etwas ängstlicher und unselbstständiger sind, zu selbstbewussten Mädchen zu erziehen und ihnen ihre
Stärken und Werte bewusst zu machen.
Ganztagsschule
Einige Mädchen können sich auch
dadurch besser entwickeln, dass keine
Buben in der Klasse und wir eine sehr
kleine Schule sind.“
Erzieherische Effekte
durch Ganztagesbetreuung
Konrad Heuwieser erzählt: „Als ich
noch nicht Schulleiter dieser Schule
war, unterrichtete ich vier Wochenstunden in Heiligenstatt. Da fiel mir immer
wieder auf, wie positiv sich Schülerinnen oft innerhalb eines einzigen Schuljahres veränderten. Jetzt ist mir auch
klar, warum wir von Jugendämtern,
vom Sozialpädiatrischen Zentrum
Altötting und vielen anderen Einrichtungen empfohlen werden, wenn durch
Tod eines Elternteils, durch Scheidung
u.ä. die Verhältnisse zu Hause proble-
matisch werden könnten. Wir versuchen aber immer eine gesunde Mischung von Mädchen aus den genannten Familien und solchen aus ganz
normalen Familien zusammenzustellen.“
heit. Für Schulleiter Konrad Heuwieser
ist es wichtig, dass die Kinder Strukturen bekommen. Sie sehen, dass die
Mitschülerinnen auch lernen. Dazu
würden sie zu selbstständigem Anfertigen der Hausaufgaben „erzogen“.
Viele sogenannte wichtige Alltagsgüter
verlieren nach Ansicht von Sr. Esther in
einer Ganztageseinrichtung und vor
allem im Internat an Bedeutung. Fernsehen und Telefonieren mit dem Handy
gibt es in der Regel nicht. Für die
Internatsschülerinnen gibt es feste
Telefonzeiten. Auch die teuere Markenkleidung ist für viele nach einiger Zeit
nicht mehr so wichtig. Die Eltern
schätzten das.
Nach dem Mittagessen steht bis auf
eine Lernzeit von maximal eineinhalb
Stunden und der einen oder anderen
Sport- oder Musikstunde der ganze
Nachmittag unter Anleitung von Erzieherinnen für Sport, Basteln, Spiele und
Spaziergänge im eigenen Wald zur
Verfügung. In den Gruppenzimmern ist
auch noch genügend Zeit für GespräToni Gschrei
che untereinander.
Wichtiger noch als schulischer Erfolg
ist für viele Mädchen die Erfahrung von
“Beheimatung“ und sozialer Geborgen-
Weitere Infos:
www.hvs-heiligenstatt.de
Ganztagsschule wird weiter ausgebaut
– künftig 46 offene und 7 gebundene Ganztagsschulen in Niederbayern
Offene Ganztagsschule
Das Konzept der offenen Ganztagsschule wird auf 46 Schulstandorte in
Niederbayern erweitert. Darunter sind
voraussichtlich fünf neue: Volksschule
Mengkofen-Aitrachtal (Landkreis Dingolfing), Volksschule Aidenbach (Landkreis
Passau), Volksschule Osterhofen (Landkreis Deggendorf), Volksschule Waldkirchen (Landkreis Freyung-Grafenau) und
die Alfons-Lindner-Schule Tiefenbach
(Landkreis Passau).
Das Angebot der offenen Ganztagsschule wird seit dem Schuljahr 2002/03
für Schüler der Jahrgangsstufen 5 bis 10
bedarfsorientiert eingerichtet. Der
Unterricht findet wie gewohnt überwiegend am Vormittag statt. Das Konzept
sieht an mindestens vier Tagen in der
Woche Mittagsverpflegung vor, außerdem Hausaufgabenbetreuung sowie
Gebundene Ganztagsschule
Die Regierung von Niederbayern sieht
daneben eine wichtige pädagogische
Unterstützung bei schulischen Problemen, Freizeitmöglichkeiten im musischen, sportlichen und kulturellen
Bereich und eventuell ein zusätzliches
Förderangebot. Die offenen Ganztagsangebote werden von pädagogischen
Fachkräften (z. B. Erzieher/innen oder
Sozialpädagogen/innen) geleitet und
durch Kommune, Staat und Elternbeiträge finanziert.
Schulen mit Ganztagsangeboten sollen
eine verlässliche, auf den jeweiligen
Bedarf ausgerichtete Förderung und
Betreuung an mindestens vier der fünf
Wochentage ab Unterrichtsende bieten.
Die Eltern sollen auch die Möglichkeit
erhalten, ihre Kinder nur für bestimmte
Tage anmelden zu können. Um die
Planbarkeit zu erleichtern, soll die
Anmeldung für ein ganzes Schuljahr
erfolgen.
Von den Erziehungsberechtigten wird
durch den Träger des Tagesangebots
ein angemessener, finanzieller Beitrag
erhoben, der sozial gestaffelt sein soll.
Der Freistaat Bayern bezuschusst die
Ganztagsangebote an Schulen mit
753,80 ? pro Schüler und Schuljahr bei
einer wöchentlichen Betreuungszeit von
15 oder mehr Stunden und mit 565,30 ?
bei einer Betreuungszeit von 10 bis 15
Stunden.
Quellen:
Regierung von Niederbayern und
http://www.km.bayern.de/km/schule/betreuung/ganztagsangebote/index.shtml
Stand: 28.08.2006
Aufgabe in der Einrichtung von gebundenen Ganztagsschulen. Sie richten
sich an Schülerinnen und Schüler mit
einem spezifischen zusätzlichen Förder-
bedarf, der nicht ohne auf den Nachmittag ausgedehnten Unterricht abgedeckt
werden kann.
Niederbayerische Schule Ausgabe 7 September/2006
9
Ganztagsschule
Das bisherige Angebot umfasst fünf
Schulen in Niederbayern: Hauptschule
St. Nikola in Landshut, Hauptschule
Zwiesel, Volksschule St. Stephan in
Straubing-Alburg, Volksschule St. Nikola
in Passau, Hauptschule St. Georg in
Vilshofen. Zwei neue kommen im Schuljahr 2006/07 dazu: die WirthensohnHauptschule in Hauzenberg mit einer
Ganztagsklasse und – als erste Grundschule dieser Art – die Grundschule St.
Nikola in Landshut.
Untergebundener Ganztagsschule wird
verstanden,
dass ein durchgehend strukturierter
Aufenthalt in der Schule an mindestens vier Wochentagen von täglich
mindestens 7 Zeitstunden für alle
Schülerinnen und Schüler verpflichtend ist und
dass die vormittäglichen und nachmittäglichen Aktivitäten der Schülerinnen und Schüler in einem konzeptionellen Zusammenhang stehen.
Der Pflichtunterricht wird auf Vormittag
und Nachmittag verteilt. Über den
ganzen Tag hinweg wechseln Unterrichtsstunden mit Übungs- und Studierzeiten und sportlichen, musischen oder
künstlerisch orientierten Fördermaßnahmen. Ganztagsschulen unterbreiten
zusätzliche unterrichtliche Angebote
und Fördermaßnahmen:
mehr Unterrichtsstunden z. B. in
Deutsch, Mathematik, Englisch
Unterrichtsstunden für interkulturelles
Lernen
spezielles Sozial- und Kommunikationstraining
mehr Lernzeit für vernachlässigte
Schülerinnen und Schüler mit hohen
Lerndefiziten
Hausaufgabenhilfen
eingesetzt. Der gesamte Tagesablauf
wird von der Schule gestaltet.
Die Finanzierung wird ab dem Schuljahr
2006/2007 umgestellt. Der Freistaat
stellt pro Klasse 12 Lehrerstunden und
6.000 Euro für Honorarkräfte zur Verfügung, die das schulische Angebot über
den normalen Unterricht hinaus z.B. im
sportlichen oder künstlerischen Bereich
abrunden. Die Honorarkräfte werden
nach Auswahl durch die Schulleitung
von der Regierung eingestellt. Für
Ganztagsklassen an Grundschulen
werden je 10 zusätzliche Lehrerwochenstunden und jährlich 3.000 Euro pro
Klasse für Honorarkräfte bereitgestellt.
Die Eltern müssen lediglich für die
Mittagsverpflegung aufkommen.
In der Ganztagsschule werden überwiegend Lehrkräfte und Förderlehrkräfte
Quellen:
http://www.km.bayern.de/km/schule/betreuung/ganztagsschule/index.shtml
Stand: 28.08.2006 und Regierung von Niederbayern
Mittagsbetreuung an Grundschulen in Niederbayern
10
Insgesamt rund 200 Gruppen zur Mittagsbetreuung werden im kommenden
Schuljahr an den Grundschulen in Niederbayern eingerichtet. Das Angebot
stellt eine Betreuung der Kinder nach
dem Unterricht bis mindestens 13.00 Uhr
sicher. Die Regierung von Niederbayern
sieht in dem seit der Einführung 1993
neu erreichten Höchststand einen erfolgreichen Beitrag zum Ausbau der außerunterrichtlichen Betreuungs- und Förderangebote. Damit sei veränderten Strukturen in Gesellschaft und Arbeitswelt und
wachsenden Anforderungen an Eltern
wie Schulen Rechnung getragen worden.
Vor zehn Jahren, im Schuljahr 1996/97,
lag die Zahl der Gruppen zur Mittagsbetreuung in Niederbayern noch bei 33.
Unterricht wird aber nicht fortgeführt
oder aufgearbeitet. Die Kinder haben
Gelegenheit, sich auszuleben, zu entspannen, aber auch aufgestaute Emotionen abzubauen. Die Art der Beschäftigung und den Wechsel zwischen
Aktivität und Ruhephase kann jedes
Kind selbst wählen. Regeln für ein
geordnetes Zusammenleben geben den
Kindern Orientierung, fördern das soziale Miteinander und sollen faire Konfliktlösungen ermöglichen. Ganz besonders
geht es um Gruppenzusammengehörigkeit, Selbstständigkeit und Eigenverantwortung der Kinder. Raum erhält aber
auch der natürlichen Bewegungsdrang
und die eigene Aktivität in Spiel und
Sport.
Mittagsbetreuung bietet als vorwiegend
freizeitpädagogisches Angebot ein
großes Maß an fachgemäßer Betreuung,
in dem vorrangig soziale Erfahrungen
gesammelt werden können. Hausaufgaben können auf freiwilliger Basis gemacht werden, der lehrplanmäßige
Die anfallenden Kosten sollen in etwa zu
je einem Drittel auf die Partner Staat,
Kommune und Eltern verteilt sein. Jede
Gruppe, die die Betreuung der Kinder
an jedem Schultag vom Unterrichtsende
bis mindestens 13.00 Uhr gewährleistet,
während des ganzen Schuljahres besteht und aus mindestens 12 Schülern
besteht (Ausnahme im ersten Jahr des
Bestehens)
erhält - auf Antrag - staatliche Fördermittel. Aufgrund der großen Unterschiede in den Betreuungszeiten, Qualifikationen der Betreuungskräfte (und damit
verbunden der Arbeitsentgelte), Gruppengrößen und ggf. kommunalen Zuschüsse ist die Höhe der Elternbeiträge
nicht einheitlich festzulegen. Der Träger
berechnet die entsprechende Gebühr
und teilt diese den Eltern mit. Unter
Umständen ist für sozial schwache
Familien eine Unterstützung durch die
Jugendämter möglich.
Quellen:
Regierung von Niederbayern
http://www.km.bayern.de/km/schule/betreuung/mittagsbetreuung/index.shtml
Niederbayerische Schule Ausgabe 7 September/2006
Ganztagsschule
Ganztagsschulen contra Familien?
Wir haben in diesem Heft verschiedene Formen von Ganztagsangeboten
vorgestellt. Die Konzepte sind unterschiedlich. Alle werden sie von den
Betroffenen als erfolgreich betrachtet.
Im Durchschnitt verbessert sich die
Leistung der meisten Schüler in einer
Ganztagsklasse. Allerdings sind es vor
allem die leistungsmäßig schlechteren
Schüler, die Ganztagesklassen besuchen. Auch das Verhalten werde
sozialer, so die übereinstimmende
Aussage von Betroffenen. „Wir brauchen eine ganztägige Betreuung der
Schüler, denn wir haben auch in
Bayern keine heile Welt mehr“, sagt
Konrad Heuwieser, Schulleiter der
Mädchenvolksschule Heiligenstatt.
Auch Wolfgang Brey, Rektor der
Hauptschule in Abensberg stimmt
dem zu und ergänzt: „sonst fahren
viele Jugendliche zu den Dorfbuden
und besaufen sich, weil sie mit ihrer
Freizeit nicht umgehen können.“
Während vor Jahren die Ganztagsschule in Bayern noch „verteufelt“
wurde, begrüßt nun auch die CSU den
flächendeckenden Ausbau von Ganztagsangeboten. In der Tat hat Bayern
hier in den letzten Jahren aufgeholt.
Die Zeit der ideologischen Auseinandersetzungen scheint auch hier vorbei
zu sein. Der alte ideologische Zugang
– uns ist es lieber, das Kind ist bei den
Eltern und nicht in staatlicher Obhut –
stellt sich nicht mehr. Die Alternative
ist heute nämlich vielfach die, ob das
Kind nach der Schule überhaupt noch
eine Obhut hat. Für Kinder aus Familien mit erziehungsunfähigen und
erziehungsunwilligen Eltern, aber auch
für Eltern, die aus wirtschaftlichen
Gründen ganztags arbeiten müssen,
sollten Ganztageseinrichtungen
selbstverständlich sein. Daher werden
sich die Ganztagsangebote weiter
erhöhen müssen. Leider sind wieder
einmal Gymnasien, deren Schüler dies
unter sozialen Gesichtpunkten gar
nicht bräuchten, bei der Verteilung der
Mittel bevorzugt worden. Hauptschulen dagegen anscheinend bewusst
benachteiligt worden. Der bildungspolitische Sprecher der CSU-Landtagsfraktion Gerhard Waschler habe dies
nach Angaben der Passauer Neuen
Presse bestätigt. Hinzu kommt, dass
sich Eltern überfordert sehen, die
Lernaufgaben mit ihren Kindern zu
erfüllen. Die hohen Ausgaben für
Nachhilfe deuten darauf hin, dass
nicht nur die Schulstruktur falsch ist,
sondern auch die Betreuung nicht
funktioniert.
Es sollte aber nicht darum gehen, die
Ganztagsschule gegen die Halbtagsschule oder die unterschiedlichen
Ganztagsangebote untereinander
auszuspielen. Wichtig ist, dass der
Bedarf geklärt wird und dass die
Freiwilligkeit gewahrt bleibt. Wo es
familiäre Betreuung gibt, muss das
Kind in der Familie bleiben dürfen.
Auch wenn Lernpsychologen sagen,
dass die Verschränkung von Lernphasen mit Sport- und Erholungs- sowie
Übungsphasen wie sie vor allem in
gebundenen Ganztagsklassen angeboten werden, für das Lernen besser
sei, würde ich mich als Vater vehement dagegen wehren, die Kinder
noch mehr der Familie zu entziehen.
Familien dürfen nicht zu Geburtsfabriken degradiert werden, die ihre Kinder
möglichst gleich nach der Abstillphase
an fremde Einrichtungen übergeben.
Eltern und Schüler müssen die freie
Wahl des Lebensstils haben Es gibt
unterschiedliche Kinder – die einen
profitieren von einem Ganztagsangebot – die anderen leiden unter der
ständigen Gemeinschaft mit geringen
Rückzugsmöglichkeiten.
Auch unter Leistungsgesichtspunkten
muss man fragen, ob sich die deutschen Versäumnisse nicht auch durch
eine qualitative Verbesserung der
Halbtagsschule beheben lassen? Es
fehlen pädagogische Kräfte für die
individuelle Förderung der besonders
leistungsstarken, aber auch der besonders leistungsschwachen Schüler.
Es fehlen sozialpädagogische Fachkräfte für den Umgang mit verhaltensauffälligen Schülern. Es fehlen Beratungslehrer und Schulpsychologen. Es
gibt zu wenig kleine Klassen und zu
wenig musische Projekte.
Manche Probleme lassen sich sicher
durch qualitative Verbesserungen der
Schulstrukturen beheben. Viele Probleme haben ihre Ursachen aber auf
einer anderen Ebene. Wir brauchen
mehr Arbeitsplätze und gerechte
Löhne und vor allem eine Stärkung der
Familien. Wir brauchen mehr Erziehungsberatung und Elternkurse. Der
Staat muss in der Finanz-, Arbeitsmarkt- und Familienpolitik Rahmenbedingungen schaffen, die Eltern unterstützen. Wir brauchen ein Erziehungsgehalt, das die Erziehungsleistung der
Eltern würdigt. Das neu eingeführte
Elterngeld dagegen ist eine reine
Subventionierung der reichen Kinder.
Eine wohlhabende Ministerin und
wohlhabende Abgeordnete fördern
ihresgleichen. Der Abstand zu den
Kindern ärmerer Eltern wird verschärft.
Diese Politik ist unsozial.
Toni Gschrei
Niederbayerische Schule Ausgabe 7 September/2006
11
Ganztagsschule/Leseerziehung
Triale Schülerhilfe
Ganztagsbetreuung in Abensberg
Uwe Brandl, Bürgermeister von Abensberg hat sich rechtzeitig Gedanken
darüber gemacht, wie man Geld sinnvoll
einsetzen kann. Abensberg bietet für
seine Schulkinder eine integrierte Ganztagsbetreuung an. Für den Bau der
Einrichtungen hatte Uwe Brandl rechtzeitig Fördergelder des Bundes beantragt und erhalten. Die Kosten von rund
1,6 Millionen Euro wurden zu 90 Prozent
bezuschusst. Damit konnte ein ideales
Raumangebot von Cafeteria, Computerraum, Turn- und Differenzierungshalle
für Verpflegung, Freizeitangeboten und
Aufenthaltsmöglichkeiten geschaffen
werden.
Die pädagogischen Schwerpunkte der
Ganztagesbetreuung umfassen Sozialerziehung, Hausaufgabenbetreuung,
sinnvolle Freizeitgestaltung sowie regelmäßigen Informationsaustausch mit
Eltern und Lehrern. Das Konzept, das
von Kai e.V. entwickelt wurde, nennt
sich „Triale Schülerhilfe“, so Schulleiter
Wolfgang Brey von der Hauptschule
Abensberg. Trial bedeute, dass das KaiTeam gemeinsam mit den Eltern und
Lehrern zielgerichtete Fördermaßnahmen für das Kind erarbeite und unterstützend begleite.
Das verbindliche Betreuungsangebot in
Abensberg beinhaltet Mittagsverpflegung,
Hausaufgabenbetreuung und Freizeitangebote, die Kreativität und Bewegung
fördern. Die Triale Schülerhilfe in Abensberg gibt es seit Anfang des Schuljahres
2002/03. Im vergangenen Schuljahr
besuchten 26 Kinder und Jugendliche der
1. bis 9. Klasse das Projekt von Montag
bis Freitag von 13 Uhr bis 16 Uhr. Die
Kinder und Jugendlichen werden von 3
Pädagogischen. Fachkräften betreut, die
in Absprache mit Eltern und den Lehrern
versuchen, die bestmögliche Förderung
für jedes einzelne Kind zu erreichen.
Neben der Förderung des Sozialverhaltens und der Verantwortungsbereitschaft
kommt der Zusammenarbeit mit Förderschulen, Beratungsstellen, Sozialarbeitern
und Schulpsychologen eine wichtige
Bedeutung zu.
Aktionen helfen
Vorurteile abbauen
Für bestimmte Aktionen kommen alle
Kinder und Jugendliche der Gruppe
gemeinsam zusammen. Am Dienstag
zum Beispiel treffen sich alle Interessierten bei der Freizeit in der Tanzgruppe,
welche von den Kindern selbst organisiert und unter Beaufsichtigung geleitet
wird. Am Mittwoch trainiert die Fußballmannschaft der Trialen Schülerhilfe. Die
Fußballer haben im letzten Jahr bereits
einige Turniere bestritten, z. B. gegen
die Tagesstätte des Capriniheims in
Offenstetten. Dadurch konnten auch die
einen oder anderen Vorurteile gegen
Behinderte abgebaut werden.
Sprach- und Leseförderung
in Kindergarten und Grundschule
Schriftspracherwerb – Entwicklung, Diagnose und Förderung
in Kindergarten und Anfangsunterricht
Der Erwerb der Schriftsprache ist ein
Prozess, der nicht erst in der Schule
beginnt. Bereits in der Vorschulzeit
machten Kinder wichtige Erfahrungen mit
Schriftsprache, betonte die Schulpädagogin Professorin Gisela Kammermeyer
beim Kindergarten-Grundschultag des
BLLV und der Fachakademie Seligenthal
in Landshut. Viele Kinder könnten ihren
Namen und einfache Wörter wie „MAMA“
und „OMA“ schreiben, bevor sie in die
12
Schule kommen. Sie kennen eine unterschiedliche Anzahl von Buchstaben und
können einzelne Wörter lesen, beispielsweise „EIS“, „POST“ oder „COLA“.
Einige wenige Kinder, so genannte
Frühleser, könnten sogar schon sinnerfassend lesen. Sie hätten dies von selbst,
ohne systematische Anleitung gelernt,
hatten jedoch meistens eine anregende
Umwelt und das Vorbild von lesenden
und schreibenden Eltern und Geschwis-
Niederbayerische Schule Ausgabe 7 September/2006
Kosten
Kai e.V. als Träger einer Ganztagesbetreuungseinrichtung berechnet Kosten in Höhe von 180 Euro pro Kind und
Monat. Da Ganztagsbetreuung als eine
gemeinsame Aufgabe von Eltern, Kommune und Staat zu sehen ist, wird
folgende Mischfinanzierung vorgeschlagen:
der Freistaat Bayern 720 € pro Kind
& Schuljahr
die Kommunen 720 € pro Kind &
Schuljahr
die Eltern 720 € pro Kind & Schuljahr
Somit wird für die Eltern ein monatlicher
Unkostenbeitrag von 60 Euro für 12
Monate erhoben. Zusätzlich kommen
falls gewünscht die Kosten für das
Mittagessen hinzu die sich ca. auf 2,50
Toni Gschrei
€ belaufen.
Für Bürgermeister und Schulverbandsvorsitzenden
Dr. Uwe Brandl (li.) und Schulleiter Wolfgang Brey
ist die „Triale Schülerhilfe“ ein „zukunftsweisendes
Projekt.“
Nähere Infos:
www.kai-ev.de
tern. Aus diesem Grund werde die Anschlussfähigkeit von Bildungsprozessen
an der Nahtstelle zwischen Kindertagesstätte und Grundschule immer bedeutsamer, stellte Prof. Gisela Kammermeyer
von der Universität Koblenz-Landau vor
den über 130 Erzieherinnen und Grundschullehrerinnen fest.
Im ersten Teil des Vortrags begründete
Kammermeyer die Bedeutung schriftsprachlicher Vorläuferfähigkeiten aufgrund neuerer empirischer Forschungsergebnisse. Neben der phonologischen
Bewusstheit, deren Wichtigkeit in Kindertagesstätten und Grundschule bereits
Leseerziehung
brauchen jedoch genügend Zeit, Raum,
Anerkennung und auch Anregungen, um
zur nächsten Entwicklungsstufe zu
gelangen
Spiele zum Heraushören von
Lauten und Silbenspiele
Gisela Kammermeyer ist seit 2002 Professorin für
Pädagogik der frühen Kindheit an der Universität
Koblenz-Landau. Ihre Forschungsschwerpunkte
sind Bildungsprozesse im Kindergarten, Spielen
und Lernen, Schulfähigkeit und Schuleingangsdiagnostik, Anfangsunterricht und empirische
Bildungsforschung
weitgehend erkannt werde, betonte sie
das Wissen über die Schrift.
Konsequenzen für die
Arbeit in vorschulischen
Einrichtungen
Im zweiten Teil stellte die Schulpädagogin die Entwicklung des Schriftspracherwerbs dar. Dabei legte sie den Schwerpunkt auf der bisher weitgehend vernachlässigten Entwicklung vor der Schule, durch die die Grundlagen für weitergehende Lernprozesse in der Schule gelegt
werden. Erzieherinnen sollten Gelegenheiten nutzen und versuchen, das Interesse der Kinder an der Schriftsprache zu
wecken und zu fördern.
Dies sei vor allem für die Kinder von sehr
großer Bedeutung, die im Elternhaus
keine entsprechenden Erfahrungen
machen könnten. Deshalb sollten Die
meisten vier- bis fünfjährigen Kinder
wollen in Vorfreude auf die Schule immer
wieder lesen und schreiben, auf ihre Art.
Die einen interessieren sich in erster Linie
für das Lesen, sie lassen sich sehr gerne
Bilderbücher vorlesen und versuchen,
Wörter auf Verpackungen und in der
Werbung zu entziffern. Andere Kinder
beschäftigen sich mehr mit dem Schreiben: Sie schreiben Kritzelbriefe oder
malen Buchstaben nach. Alle Kinder
Bei der Diagnose schriftsprachlicher
Fähigkeiten nannte Kammermeyer
sowohl die mittlerweile bekannten Verfahren für den Einsatz in der Kindertagesstätte als auch im Anfangsunterricht. Sie
stellte auch zwei neuere vor, das Heraushören von Lauten und Reime finden,
Silben klatschen.
Kammermeyer: „Das bekannte „Ich sehe
was, was du nicht siehst, das fängt mit O
an“ macht auf den ersten Laut eines
Wortes aufmerksam. Es kann ausgeweitet werden durch „… das hört mit M auf“
oder „… da ist ein L drin“.
„Mein rechter, rechter Platz ist leer, ich
wünsche mir … her“, kann in verschiedensten Varianten gespielt werden. Die
Kinder können sich zum Beispiel ein Kind
wünschen, dessen Name mit M oder A
oder O anfängt. Spiele mit dem eigenen
Namen stellen eine höchst motivierende
Begegnung mit der Schrift dar. Dieses
Spiel kann aber auch auf Tier- oder
Pflanzennamen o.ä. ausgeweitet werden.
Bei „Feuer-Wasser-Blitz“ bewegen sich
die Kinder frei im Raum und hören Musik.
Wenn die Musik aufhört, nennt die Erzieherin einen Laut und die Kinder laufen zu
einem Ort, der vorher diesem Laut zugeordnet wurde, beispielsweise bei M zu
einer Mauer, bei F zum Fenster oder bei
B setzen sie sich auf den Boden. Auch
bei „Koffer packen“ können Gegenstände genannt werden, die einen bestimmten Laut enthalten. Die Erzieherin gibt im
Kreis einen kleinen Koffer weiter und
sagt: „Ich packe in meinen Koffer Dinge,
die mit K beginnen. Ich packe einen
Kamm ein.“ Die nächsten Kinder packen
ein Kleid, eine Kerze etc. ein.“
Für Silbengeschichten nannte Kammermeyer u.a. folgende Beispiele: „Bei
„Mutter, Mutter - wie weit darf ich reisen?“ lernen die Kinder, dass sich Wörter
in Silben gliedern lassen. Dadurch wird
das Verständnis der Kinder auf die
formalen Einheiten der Sprache gelenkt.
Die „Mutter“ steht an einer Wand und
hält die Augen verdeckt. Die Mitspielerinnen fragen nacheinander, wie viele
Schritte sie gehen dürfen. Die „Mutter“
antwortet mit einer Zahl, zum Beispiel
drei. Dann muss das Kind ein Wort mit
drei Silben nennen und darf bei jeder
Silbe einen Schritt machen, zum Beispiel
Au-to-bahn. Die anderen Kinder dürfen
dabei helfen. Wer zuerst an der Wand ist,
darf die „Mutter“ spielen.
Im letzten Teil des Vortrags befasste sich
Professorin Gisela Kammermeyer ausführlich mit der Förderung früher schriftsprachlicher Erfahrungen. Hier wurden
zwei Ansätze besonders angesprochen,
die Förderung im Rollenspiel und das
dialogische Lesen.
Viele Kinder, so Kammermeyer, beziehen
von sich aus schriftsprachliche Tätigkeiten in ihr Rollenspiel ein. „In der Rolle der
Eltern schreiben sie Einkaufslisten und
Briefe, in der des Polizisten stellen sie
Strafzettel aus, in der des Arztes ein
Rezept. Ihren Puppen lesen sie vor,
indem sie sich eigene Geschichten zu
Bildern ausdenken oder aber auswendig
gelernte vortragen. Hierbei entdecken sie
die kommunikative Funktion der Schriftsprache und entwickeln Interesse für
Lesen und Schreiben. (Vgl. Christie 1995)
Gespielte Lese- und Schreibaktivitäten
ermöglichen den Kindern in alltäglichen
Situationen das Lesen und Schreiben
auszuprobieren und zu verfeinern.“
Diese Aktivitäten könnten unterstützt
werden, indem Kindern sowohl allgemeines Material wie Stifte, Papiere, Notizzettel, Briefpapier etc., als auch themenorientiertes Material angeboten werde.
Hilfreich für den Schriftspracherwerb sei
es, wenn die Erzieherin in der Anwesenheit des Kindes langsam und in Blockbuchstaben seinen Namen unter das
von ihm gemalte Bild schreibe oder wenn
sie sich bewusst als Modell einer Schreiberin zeige, zum Beispiel indem sie dem
Kind anbiete, eine vereinfachte Beschreibung seines Bildes als Titel dazuzuschreiben. Wenn die Erzieherin beim
Schreiben langsam mitspreche, erlebe
Niederbayerische Schule Ausgabe 7 September/2006
13
Leseerziehung
das Kind, wie Sprache zur Schrift werde.
Gisela Kammermeyer: „Die Erzieherin
kann den Kindern, wenn sie ein grundsätzliches Interesse entdeckt, vorsichtige
Spielanregungen geben. Wenn sie zum
Beispiel beobachtet, dass Kinder in der
Puppenecke Einkaufen spielen wollen,
kann sie beispielsweise vorschlagen
doch vorher eine Einkaufsliste zu schreiben. Auch die Kennzeichnung von Bereichen durch Schilder, zum Beispiel die
Bücherecke mit einem Schild in Form
eines Bücherstapels, auf dem „Bücherei“
steht, bietet Anlässe zur Auseinandersetzung mit Buchstaben. „
Frühkindliches Lernen unter
erschwerten Bedingungen –
Das Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom
Die Heilpädagogin Johanna Stockner
stellte in ihrem Workshop über das
Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom Hilfen
für die betroffenen Kinder und deren
Familien vor. Als Kardinalsymptome des
hyperkinetischen Syndromes nannte
Stockner Unaufmerksamkeit, impulsives
Verhalten, körperliche (motorische)
Unruhe (Hyperaktivität). Diese treten
nicht nur in einem Lebensbereich auf,
sondern übergreifend und sie sind in ihrer
Ausprägung situationsabhängig.
Häufige Begleiterscheinungen seien
aggressive und oppositionelle Verhaltensauffälligkeiten, Entwicklungsverzögerungen und Leistungsschwächen und
mangelndes Selbstvertrauen und erhöhte
Leistungsunsicherheit. Kinder im Kindergarten- und Grundschulalter, die davon
betroffen sind, zeigten allgemeine Anzeichen von motorischer Unruhe und extremer Umtriebigkeit, kommen kaum zu
einem ruhigen und ausdauernden Spiel,
fielen durch Wutausbrüche auf, beachteten Grenzen und Anweisungen nicht,
hätten Rückstände in der Entwicklung
der Sprache, des körperlichen Bewegungsablaufes oder des freien Zeichnens. Aufgrund der entwicklungsbedingten geringeren Autonomie des jüngeren
Kindes und der höheren Abhängigkeit
seines Verhaltens vom unmittelbaren
14
Umfeld, komme familien- und kindergarten- und grundschulzentrierten Interventionsformen eine bedeutende Rolle zu, so
Stockner.
Heilpädagogische Interventionen im
Rahmen einer multimodalen Therapie
könnten nicht das problemlose Kind in
einer problemlosen Familie zum Ziel
haben, sondern eine Aktivierung der
Ressourcen des Kindes, der Familie und
des sozialen Umfeldes, um zu einer
Milderung der Problematik beizutragen!
Bei der heilpädagogische Spiel- und
Übungsbehandlung werden unter Anwendung von verhaltenstherapeutischen
Techniken stark strukturierte und in unterschiedlichem Grade fremdbestimmte
Spiele und Beschäftigungen mit dem Kind
durchgeführt. Ziel ist die Verbesserung der
Spielfähigkeit, der Beschäftigungsintensität und die Ausdauer.
Die Zusammenarbeit mit Kindergarten/Schule ist von sehr hoher Bedeutung. Sie beginne zeitgleich mit der
Diagnose- und Kennlernphase und
betrifft bestimmte Interventionsmöglichkeiten. Zu beachten seien dabei: Organisatorische Aspekte (Gruppenraum,
Gruppenzusammensetzung, Tagesstruktur), Förderung positiver Erzieher-KindBeziehungen, Unterstützung bei Pädagogisch-Therapeutischen Interventionen
(Übertragung des familiären Teufelskreises, Einzelspiel- und Lernstunden, Spaßund Spielzeit...). Hilfen beim Einsatz von
speziellen Methoden (Verstärker-Systeme
bzw.Entzugssysteme, Punkte-Plan mit
Sonderbelohnungen für bestimmte
Situationen), Anleitung bei der Fortsetzung der Übungs- Spiel- und Lernstunde
in Kindergarten/Schule. Ziel ist es, die
von Kindergarten/Schule konkret definierten Probleme zu vermindern.
Entscheidende Voraussetzungen für eine
erfolgreiche Therapie seien der Aufbau
einer tragfähigen therapeutischen Beziehung (Umgang mit verschlossenen,
ängstlichen Eltern), Klare Definition von
Therapiezielen, Entwicklung eines gemeinsamen Störungs- und Interventionskonzeptes, ein in die Zukunft gerichteter
therapeutischer Prozess, Aufklärung und
Wecken von Verständnis für den Zusam-
Niederbayerische Schule Ausgabe 7 September/2006
Johanna Stockner ist Heilpädagogin und leitet eine
Heilpädagogische Praxis in Landshut
menhang von Problemen der Bezugspersonen und Abläufen in der Familie mit
den Schwierigkeiten des Kindes (Depressionen, Probleme bei der Selbststrukturierung, finanzielle Not), Durchführung
einer Eigen-/Paartherapie der Bezugspersonen, Empfehlung einer teil- bzw.
vollstationären Behandlung bei sehr
großen Belastungen. Die Eltern brauchen, wie das Kind, kontinuierliche
Verstärkung und Bestätigung, damit sie
ihr Verhalten konsistent ändern können,
damit sie der enormen Herausforderung
durch ihr hyperaktives Kind gewachsen
sind!
Große Kisten
für kleine Kinder
Wie Kindergärten und Schulen mit
Büchereien zusammenarbeiten
können
„Die Beschäftigung mit Büchern durch
Anschauen, Vorlesen und Erzählen muss
in den Mittelpunkt der Kindergartenzeit
gestellt werden.“ Mit diesem Plädoyer für
eine intensivere Einbeziehung von Büchern in den Kindergartenalltag warb
Diplombibliothekar Georg Braun von der
Stadtbücherei Landshut für eine systematischere Zusammenarbeit von Kindergarten und öffentlichen Bibliotheken.
Durch den frühen Umgang mit Büchern
werde die aktive und passive Sprachentwicklung der Kinder gefördert. Bereits
der Umgang mit Bilderbüchern fördere
Leseerziehung
das Vorlesen als selbstverständliches,
freudiges Erlebnis zu vermitteln. Das
gemeinsame Betrachten von Bilderbüchern in der Gruppe sollte dazu führen,
dass die Kinder das Buch als wichtiges
Medium erleben, zum Eigenständigen
Anschauen verlockt und zum Erzählen
angeregt werden. Außerdem war beabsichtigt, die Kindergärtnerinnen beim
Einsatz von Büchern zu unterstützen und
den Eltern Anregungen zu geben, wie sie
das Leseverhalten ihrer Kinder positiv
beeinflussen können.
Georg Braun ist Diplombibliothekar in der Stadtbücherei Landshut und Mitglied beim Arbeitskreis
Jugendliteratur e.V. und ist Jurymitglied beim
Deutschen Jugendliteraturpreis.
die intellektuelle Entwicklung, die Entwicklung der Wahrnehmung, der Fantasie und die Kreativität von Kindern.
Aufgrund dieser Ergebnisse der Leseforschung habe die Stadtbücherei Landshut
ein Konzept zur engeren Zusammenarbeit zwischen Kindergärten und öffentlichen Büchereien entwickelt. Ein Projektziel sei es, die Kindergartenkinder mit
Büchern vertraut zu machen und ihnen
Die Stadtbücherei Landshut organisiert
für Kindergärten Führungen und regelmäßige Büchereibesuche für Kindergartengruppen. Es werden Bilderbuchkinos
angeboten. In Ausstellungen werden
Originalillustrationen von Bilderbuchkünstlern gezeigt, Animationen und
Kindertheaterveranstaltungen durchgeführt. Die Bibliothekare beraten die
Kindergärten bei Projekten, unterstützen
sie bei der Medienarbeit und sind Ansprechpartner in Sachen Leseförderung
und Medienauskünften. Darüber hinaus
beraten und unterstützen die Fachleute
der Bücherei die Erzieherinnen bei einem
gemeinsamen Elternabend zum Thema
„Leseförderung im Kindergarten und zu
Hause“. Sie stehen zur Verfügung bei der
Planung und Durchführung von regelmäßigen Vorlese- und Erzählstunden durch
ehrenamtliche „Vorlesepaten“. Seit
einigen Jahren, so Bibliothekar Georg
Braun, stellt die Stadtbücherei Landshut
Bücherkisten zu unterschiedlichen Themen und für alles Altersgruppen zusammen. Diese Kisten enthalten jeweils 20
bis 40 aktuelle und attraktive Medien,
auch Videos und Tonträger zu einem
besonderen Thema. Themen der Medienkisten seien u.a.: Berufe, Dritte Welt,
Gesundheit, Körper, Indianer, Natur,
Zähne, Burgen, Ritter, Bauernhof, Schulanfang, Weltraum, Märchen, Angst,
Dschungel, Sprachförderung, etc.
Die gleiche intensive Zusammenarbeit
werde auch mit den Schulen durchgeführt. Auch die Schulen könnten sich
Themenkisten und Klassensätze für 4
Wochen ausleihen.
Als wichtiges Ziel für eine nachhaltige
Wirkung nannte Braun die kontinuierliche
Fortführung der Leseförderung im familiären Bereich. Gerade auf die Familienarbeit müsse noch mehr Wert gelegt
werden, da Eltern die geistige Entwicklung ihrer Kinder noch stärker beeinflussen als Kindergärten und Schulen.
Zusammenstellung und Bearbeitung: Toni Gschrei
PISA und die Folgen – Lesekompetenz mangelhaft
Alle reden von PISA (Programme for
International Student Assessment) und
von den schlechten Leistungen der
deutschen Schülerinnen und Schüler
insbesondere von den erschreckenden
Ergebnissen bei der Lesekompetenz im
Vergleich zu anderen Ländern.
Manfred Schreiner ist Leiter des Amtes für
Volksschulen und Förderschulen der Stadt
Nürnberg und Vorsitzender der BLLV-Kinderhilfe e.V.
Schon nach einer Studie der OECD vom
Dezember 1995 müssen 14,4 % der
deutschen Bevölkerung als funktionale
Analphabeten bezeichnet werden, d.h.
diese Staatsbürger unterschreiten die
gesellschaftlichen Mindestanforderungen an die Beherrschung der Schriftsprache. Die im Dezember 2001 bekannt gewordenen Ergebnisse der
PISA-Studie bringen für Deutschland
keine positiven Ergebnisse. Im Bereich
der Lesekompetenz lässt besonders der
Anteil der schlechten Leser aufhorchen,
denn mit etwa 20 % des Altersjahrgangs
ist der Anteil schwacher und schwächster Leser in Deutschland ungewöhnlich
groß.
Dass Lesekompetenz die Schlüsselqualifikation schlechthin für alle Lernbereiche ist, war eigentlich immer bekannt.
Dass „schlechte Leser“ auch Schwierigkeiten in anderen Fächern haben, gehört
zu den pädagogischen Binsenweisheiten. Lesekompetenz auf anspruchsvollem Niveau ist eine Basisqualifikation für
alle Lebensbereiche, jedes eigenständige und systematische Lernen ist
sprachbasiert, ernsthafte Defizite in der
Sprachbeherrschung können durch
Leistungsstärken in anderen Bereichen
nicht kompensiert werden. So hat PISA,
Niederbayerische Schule Ausgabe 7 September/2006
15
Leseerziehung
Phonologische Bewusstheit
Lesekompetenz hat zur Voraussetzung
die Lesefertigkeit, d.h. die Fähigkeit zum
Entziffern von schriftlichem Material
(decodieren), diese Decodierfähigkeit
benötigt als zentrale Vorläuferkompetenz die phonologische Bewusstheit.
Unter phonologischer Bewusstheit
versteht man die Fähigkeit schon des
Vierjährigen zwischen Form und Inhalt
zu unterscheiden. Wenn das Kind begreift, Zug ist ein kleineres Wort als
Lokomotive aber der Zug ist in Wirklichkeit länger als die Lokomotive dann hat
es ein Stück phonologischer Bewusstheit erworben. Wenn das Kind in der
Grundschule von der eigentlichen
Bedeutung (Ich habe eine Katze) absehen und über die Sprache nachdenken
kann, kann es zum Beispiel feststellen,
dass der Satz „Ich habe eine Katze“ aus
vier Wörtern besteht, dass „Katze“ zwei
Silben hat, dass „ich“ mit dem gleichen
Laut beginnt wie „Igel“ oder dass sich
„Katze“ auf „Tatze“ reimt. Diese Fähigkeiten sind Voraussetzungen für das
Lesen- und Schreiben lernen (Schriftspracherwerb) und werden mit dem
Begriff der phonologischen Bewusstheit
bezeichnet. Phonologische Bewusstheit
ist die Fähigkeit, die Lautstruktur der
gesprochenen Sprache korrekt zu
erfassen, z. B. Wörter in Sätzen, Silben
in Wörtern und Buchstaben in Silben zu
erkennen und zu unterscheiden. Mehrere nationale und internationale Studien
haben unabhängig voneinander bewiesen, dass Grundschulkinder mit ausgeprägter phonologischer Bewusstheit die
besseren Leser sind und dass Kinder
ohne diese Fähigkeit ein Leben lang
schlechte Leser und deshalb auch
schlechte Schüler sind. Die Grundlagen
für phonologische Bewusstheit können
schon im Vorschulalter gefördert werden, insbesondere durch Sprach- und
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Reimspiele (Hoppe, hoppe Reiter ...),
Vorlesen, gemeinsames Betrachten
eines Bilderbuches, durch entsprechende Eltern-Kind-Interaktion und Kommunikation mit Gleichaltrigen.
Kognitive Grundfähigkeit
Kognitive Grundfähigkeit
Lernstrategien
Bilderbuch schlägt
Bildschirm
Bilderbuch schlägt Bildschirm könnte
hier das Motto sein, da nachgewiesen
wurde, dass die Sprache, die die Eltern
beim gemeinsamen Betrachten eines
Bilderbuches wählen, weitaus elaborierter ist als in sonstigen Gesprächssituationen. Überhaupt, wer die PISA-Studie
genau liest und dies sollte in der Tat
jede Lehrkraft tun, kommt zu der Erkenntnis, dass wir ohne eine Renaissance des Lesens unsere nationalen
Bildungsdefizite kaum ausgleichen
werden können. Wer über phonologische Bewusstheit und Decodierfähigkeit
zur Lesefertigkeit kommt, kann dann
Lesekompetenz entwickeln. Hier wurde
bewiesen, je schneller einer Lesen kann,
umso mehr Kapazität kann er für das
Verstehen des Textes einsetzen. Der
schnellere Leser ist somit der bessere
Leser, deshalb muss in der Grundschule
viel Wert auf Lesefertigkeit und auf die
unabdingbare Voraussetzung, phonologische Bewusstheit gelegt werden.
Was versteht man unter Lesekompetenz?
Unter Lesekompetenz versteht man den
Prozess des Textverstehens als Konstruktionsleistung des Individuums.
Lesen ist keine passive Rezeption
dessen, was im jeweiligen Text an
Informationen enthalten ist, sondern
aktive (Re-) Konstruktion der Textbedeutung. Die PISA-Studie spricht hier
bewusst vom „guten Informationsverarbeiter“. Dieser Informationsverarbeiter
soll entstehen durch die Förderung von
Informationsverarbeitungskompetenz,
die durch die Vermittlung von Textverarbeitungsstrategien entstehen soll.
Lesekompetenz und die dazu nötigen
Voraussetzungen kann man so darstellen:
Niederbayerische Schule Ausgabe 7 September/2006
Leseinteresse
Lesekompetenz
was bisher Pädagogen nur in sogenannten Alltagstheorien bekannt war, nachgewiesen, dass die mathematische
Grundbildung eng mit der Lesekompetenz zusammenhängt „dies unterstreicht
die zentrale Rolle, die das Lesen beim
Wissenserwerb einnimmt.“
Inhaltliches Interesse
Was kann nun Schule tun,
um diese Lesekompetenz zu
fördern?
Sie muss versuchen, die in der Grafik
aufgeführten Voraussetzungen der
Lesekompetenz zu fördern. Das kann
sie allerdings nachgewiesenermaßen
nicht allein schaffen.
Die Verbesserung der Lesefähigkeit,
das Vermitteln von Lernstrategien und
die Förderung der kognitiven Grundfähigkeiten müssen also laufend gepflegt
werden. Die Motivation zum Lesen, die
Entwicklung von Leseinteresse kann
Schule nur anbahnen. Hier haben alle
Forschungen bewiesen, dass das
Elternvorbild, die Leseumwelt und
insbesondere die gesellschaftliche
Akzeptanz des Lesens eine entscheidende Rolle spielen. Was notwendig
ist, ist eine Lesekultur, d.h. nicht nur
literarische Lesekultur, sondern eine
positive Einstellung aller zum Lesen
insgesamt. Auf die Schule bezogen
heißt dies, Leseförderung als Unterrichtsprinzip in allen Fächern! Motivation ist zwar nicht alles, aber ohne
Motivation ist alles nichts, d.h. wenn
kein Leseinteresse vorhanden ist, wird
die Schule nicht intervenieren können.
Wer nicht lesen will, wird kein Informationsverarbeiter. Schule, Gesellschaft
und Elternhaus müssen laufend zum
Lesen verlocken.
Alle Maßnahmen zur Förderung der
Lesekompetenz in der Schule bauen auf
Sand, wenn eine Gesellschaft nur noch
auf Event und Spaß fixiert ist und sich
zu Tode amüsieren will.
Manfred Schreiner
Kindergarten
Kinder brauchen Wurzeln
Kindergartenkinder erleben einmal in der Woche im Wald
ganzheitliche Erfahrungen.
Ein Junge versucht sich im Schnitzen
Kinder brauchen Wurzeln. Kindergartenleiterin Beate Hanny und ihr Team vom
Kindergarten St. Martin in Kastl nehmen
das wörtlich. Wenn möglich, gehen sie
mit ihren Kindern einmal in der Woche in
den Wald. Ob Schnee oder Sonne, Kälte
oder Hitze - die Kinder verbringen einen
Teil des Kindergartenlebens zwischen
Wurzeln, Bäumen, Sträuchern und
Büschen.
Die Drei- bis Sechsjährigen lernen, dass
Spaß nicht von der Anzahl der Spielsachen abhängt und dass es kein schlechtes Wetter gibt, sondern nur unpassende Kleidung. Die Befürchtung, die
Kinder seien öfters krank bestätigten
sich nicht. Im Gegenteil. Durch den
Aufenthalt in der frischen Luft und die
Bewegung würden die Kinder robuster
und abgehärteter, erklären die Erzieherinnen. Durch Zecken schützen sich die
Kinder durch ihre Kleidung. Auch im
Sommer tragen die Kinder langärmelige
Shirts und Hosen sowie Mützen.
Nach dem Morgenkreis im Kindergarten
gehen die Kinder los. Gemeinsam
wandern die Kinder mit ihren Erzieherinnen über Schluchten und Hänge zu
ihren Spielorten im Wald. Dabei gibt es
viel zu entdecken: Käfer, Regenwürmer,
Pilze, Äste, Pflanzen und vieles andere,
was sich als Spielzeug eignet. Die
Kinder üben spielerisch ihre motori-
schen Fertigkeiten. Allein das Gehen
und Klettern an Hängen und über
Baumwurzeln erfordert eine anspruchsvollere Bewegung als in künstlich angelegten Räumen oder auf Straßen. Durch
die vielen unterschiedlichen Bewegungsanreize, die der Wald biete, seien
die Kinder motorisch geübter, stellt
Hanny fest. Natürlich würden die Kinder
über die Gefahren im Wald aufgeklärt
und sie kennen die Regeln zur Unfallvermeidung. Durch die Naturmaterialien
suchten sich die Kinder kreative Beschäftigungen. Spiele würden hier nicht
konsumiert sondern von den Kindern
selbst erfunden und gestaltet. Auch
Schnitzmesser seien für kreative Tätigkeiten verfügbar. Dabei werden die
Kinder auf Sicherheitsregeln hingewiesen und sie lernten mit Unfallgefahren
umzugehen.
Viele Eltern schätzten vor allem die
sozialen Kompetenzen, die im Wald
aufgebaut und erweitert werden. Soziale
Kompetenzen wie zum Beispiel Regeln
zu akzeptieren und einzuhalten, auf
andere Rücksicht zu nehmen, sich
gegenseitig zu helfen, Konflikte selbstständig zu lösen, Zutrauen zu sich
selbst zu haben, seien gerade im Wald
wichtige Ziele.
Durch Waldtage werde ganzheitliche
Erziehung möglich, sagt die Kindergartenpädagogin Beate Hanny. In der freien
Natur spürten die Kinder den Rhythmus
des Tages und die Jahreszeiten. Durch
Tasten, Riechen, Hören und durch die
ständig wechselnde Umgebung – Temperatur, Licht, Untergrund, Geräusche,
Wind und Gerüche - würden die Sinne
geschult.
Mit „Instrumenten aus dem Wald“ machen die Kinder und ihre Erzieherin Musik
Auf einem Abhang schleppen die Jungen Baumstämme, um sich ein Lager zu bauen
Niederbayerische Schule Ausgabe 7 September/2006
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Kindergarten/Handy
Für Beate Hanny erwerben die Kinder
durch das Projekt „Wald“ auch Kompetenzen, die in der Schule benötigt
werden. So werde die Konzentrationsfähigkeit gefördert, wenn Käfer, Raupen
und andere Tiere beobachtet werden.
Die Kinder könnten die Merkfähigkeit
steigern, indem sie entsprechende
Lieder oder Fingerspiele lernen. Die
Sprechfertigkeit werde trainiert. Da den
Kindern im Wald keine herkömmlichen
Spielsachen zur Verfügung stünden,
seien sie viel öfters gezwungen, sich zu
unterhalten. Es müsse regelmäßig
ausgehandelt werden, was und wie
gespielt werden soll.
Kids und ihr Handy
summiert sich für Jugendliche oft zu
Beträgen, die zu einem richtigen Schuldenberg führen können. Wenn die
Kinder schon unbedingt ein Handy
haben müssen, empfiehlt sich ein PrePaid-Handy als Alternative.
Mobile Taschengeldkiller
Kaum ein Medium ist unter Kindern und
Jugendlichen so verbreitet wie das
Handy. Derzeit besitzen 90 Prozent aller
12- bis 19-Jährigen ein Handy. Das
Verschicken von SMS ist dabei die
wichtigste Funktion, aber auch das
Fotografieren gewinnt an Bedeutung.
Für viele Kinder und Jugendliche ist das
Handy aber auch eine Kostenfalle. Bei
Verträgen wächst ganz unsichtbar die
Rechung. Dabei ist es nicht nur das
Telefonieren, das Geld kostet: SMS,
MMS, Klingeltöne, Spiele, Chats – das
Durch die Auseinandersetzung mit
Pflanzen, Tieren und Natur werde naturwissenschaftlich gelernt. Damit werde
Brauchen Kinder ein Handy?
Zweifellos ist das Handy für Jugendliche ein wichtiges Prestigeobjekt und
Kommunikationsmedium. Unter zwölf
Jahren scheint es mir aber noch wenig
sinnvoll. Ab der Pubertät sind die Kinder allerdings immer häufiger mit Freunden oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs. Hier kann es dann ganz
nützlich sein, wenn sich die Kinder
sowohl der neue Bildungsplan im Kindergarten erfüllt als auch eine Basis für
den Sachunterricht in der Schule gelegt.
Vor allem aber werden durch die regelmäßigen Walderlebnisse die Liebe zur
Natur, die Achtung vor der Schöpfung
und die Freude an der Mitwelt gefördert.
Kinder finden damit Wurzeln, nicht nur
im wörtlichen Sinn.
dann bei ihren Eltern melden können.
Die Erreichbarkeit ist ein Argument,
damit sich Eltern weniger Sorgen um
ihren Nachwuchs machen müssen.
Allerdings wird dies häufig zur Ausrede
für die Kinder, wenn sie trödeln, bewusst den Bus verpassen, um sich
dann von ihren Eltern abholen zu lassen.
Wenn Jugendliche das Handy verantwortungsvoll gebrauchen, spricht sicher
nichts dagegen. Gibt es aber Zweifel
oder hält sich der Jugendliche nicht an
Vereinbarungen, sollte mit dem Kauf
abgewartet werden oder das Handy
auch wieder eingezogen werden
Handyverbot an Bayerns Schulen
Bei einer Razzia im März dieses Jahres
hatte die Polizei an der Hauptschule in
Immenstadt 200 Handys beschlag-
nahmt, auf 16 Mobiltelefonen fanden
die Beamten gewaltverherrlichende
Videos. Kurz darauf wurden auch an
einer Schule in Kaufbeuren drei Handys mit Porno-, Gewalt- und Sodomievideos entdeckt. Auch an weiteren
Schulen hat es derartige Fälle gegeben. Einige Schüler hatten ausgesagt,
sie hätten unter dem Gruppenzwang
gelitten, sich die brutalen Pornos
anschauen zu müssen.
Handy-Verbot
ab Schuljahr 2006/07
Nach Ansicht des niederbayerischen CSULandtagsabgeordneten Martin Neumeyer haben
Mobiltelefone im Unterricht und auf dem Schulhof
nichts verloren
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Bayern hat nun im Juli ein halbherziges
Nutzungsverbot für Handys an Schulen
durchgesetzt. Kinder und Jugendliche
dürfen ab diesem Herbst innerhalb der
Schule keine Mobiltelefone mehr benutzen. Damit dürfen Schüler ihre Handys
zwar mitnehmen, müssen sie aber
während der Schulzeit und in den Pausen ausschalten. Trotz heftigen Wider-
Niederbayerische Schule Ausgabe 7 September/2006
standes seitens SPD und Grünen beschloss die CSU Landesregierung die
Änderung des Bayerischen Erziehungsund Unterrichtsgesetzes.
Nach Ansicht des niederbayerischen
CSU-Landtagsabgeordneten Martin
Neumeyer haben Mobiltelefone im
Unterricht und auf dem Schulhof nichts
verloren. Neumeyer verteidigte das nun
zum neuen Schuljahr in Kraft tretende
Handyverbot. Vor allem die Möglichkeit,
Gewalt- oder Pornodarstellungen via
Handy weiter zu reichen, sei extrem
angestiegen. Dies könne nicht mehr
toleriert werden und müsse mit Sanktionen belegt werden.
Schutz vor Gewalt
und Pornografie
Minister Schneider erklärte: „Die Schule
ist zum Lernen, auch zur Begegnung
Handy
zwischen Schülerinnen und Schülern
sowie Lehrkräften da.“ Um die Kinder
und Jugendlichen vor gewaltverherrlichenden und pornographischen Inhalten
auf Mobiltelefonen aber auch drohenden Gewaltaktionen im Rahmen des
vermeintlichen „happy slapping“ zu
schützen, habe das Kabinett ein Nutzungsverbot von Mobiltelefonen in
Schulen beschlossen. „Wir müssen die
Gefahren für Schülerinnen und Schüler
durch Inhalte, die ihre Entwicklung
schädigen, im schulischen Umfeld
reduzieren und möglichst ausschließen,
wir müssen sie vor diesen Gefahren
schützen.“
Siegfried Schneider unterstrich, es gehe
bei dem Kabinettsbeschluss nicht um
ein generelles Handyverbot. Schülerinnen und Schülern müsse auf dem
Schulweg wie auch bei Notfällen eine
Möglichkeit offen stehen, sich mit ihren
Eltern in Verbindung zu setzen. Auch
werde die Ausgestaltung der Rechtslage
die konkrete Situation vor Ort berücksichtigen. Lehrer sollten Schüler nicht
systematisch durchsuchen und überprüfen, so die Meinung des Ministers. Aber
sollten sie sehen oder hören, dass ein
Schüler in der Pause telefoniert, könnten sie eingreifen und das Handy vorübergehend in Verwahrung nehmen.
Toni Gschrei
Kinder über Mobilfunk aufklären
Löst Mobilfunk Krebs aus? Die von der Europäischen Union (EU) geförderte REFLEX-Studie deutet
auf weitreichende Zellschäden hin.
Seit August 2003 muss das Forschungsprojekt REFLEX den Mobilfunkern wie ein Stein im Magen liegen. Mit
Recht, hat das Projekt doch anhand
lebender Zellkulturen gezeigt, dass die
Mobilfunkfelder handelsüblicher Handys
stark genug sind, um gravierende Zellschäden auszulösen. Noch ist unklar, ob
sich die Resultate auf den Menschen
übertragen lassen. Doch sollte dies
gelingen, würde die verheerende Botschaft lauten: Mobilfunk kann Krebs
verursachen.
Vorsorgeprinzip anerkennen
Auslöser des REFLEX-Projektes war im
Jahr 1999 die ernüchternde Erkenntnis,
dass es die epidemiologische und
tierexperimentelle Forschung trotz
jahrzehntelanger Bemühungen nicht
geschafft hat, die fundamentale Frage
klar zu beantworten, ob hochfrequente
(HF) elektromagnetische Felder (EMF)
ein Risiko für die Gesundheit des Menschen darstellen. Das Projekt wurde
daher im Februar 2000 mit dem Ziel
gestartet herauszufinden, ob für eine
mögliche Schädigung überhaupt die
Voraussetzungen auf zellulärer oder
molekularer Ebene erfüllt sind. Wie Prof.
Dr. Franz Adlkofer, wissenschaftlicher
Leiter des Projekts, in seinen Vorträgen
immer wieder anklingen lässt, waren die
Wissenschaftler ursprünglich mit der
Erwartung an die Arbeit gegangen, dass
es trotz modernster Untersuchungstechniken nicht gelingen würde, den
Nachweis für eine gentoxische Wirkung
(Schädigung der Erbsubstanz) von EMF
unterhalb geltender Grenzwerte zu
führen. Doch es kam anders: Dieser
Nachweis gelang! Adlkofer: „Durch das
Aufdecken von Mechanismen, die bei
der Entstehung zum Beispiel von Krebs
und anderen chronischen Erkrankungen
eine maßgebliche Rolle spielen, ist zwar
nicht bewiesen, dass HF-EMF das
Krankheitsrisiko erhöht, die Plausibilität
für eine solche Annahme, für die die
Ergebnisse mehrerer epidemiologischer
Studien sprechen, wird jedoch verstärkt.
Deshalb wäre es an der Zeit, dass die
Entscheidungsträger in Politik und
Industrie das Vorsorgeprinzip zum
Schutz der Bevölkerung im Umgang mit
HF-EMF anerkennen, bis die Erkenntnislage eine einigermaßen zuverlässige
Beurteilung erlaubt“.
Infos:
Kostenlose Broschüre „Mobilfunk: Wie funktioniert das eigentlich?“
Zu bestellen bei:
Bundesamt für Strahlenschutz, Postfach 100149, 38201 Salzgitter.
Tel.: 01888/333-0. Internet: www.bfs.de
Weitere Infos über die Gefahren des Mobilfunks: www.izgmf.de
Warnung aus Großbritannien:
Keine Handys für Kinder
unter acht Jahren!
Die britische Strahlenschutzkommission
hat am 11. Januar 2005 eine Warnung
für Eltern veröffentlicht, der zufolge
Kinder unter acht Jahren keine Handys
benutzen sollten. ‚Begründet wird die
Warnung mit dem weithin unterschätzten Risiko, dass die Kinder Hirn- und
Hörnervtumoren bekommen könnten.
Weiter heißt es, Prof. Sir William Stewart, Vorsitzender der NRPB, habe
darauf hingewiesen, dass sich in den
vergangenen fünf Jahren die Verdachtsmomente für potenziell schädliche
Effekte des Mobilfunks weiter verdichtet
hätten. Unsere Kinder werden die erste
Generation repräsentieren, die dauerhaft
der Strahlung ausgesetzt ist. Nur wer
um die Gefahren weiß, kann sich daher
auch schützen.
Aktion Aufklärung
Tipps und Informationen rund um das
Handy können die Schülerinnen und
Schüler über die Infobroschüre „Mobilfunk: Wie funktioniert das eigentlich?“
des Bundesamts für Strahlenschutz
(Bfs) erfahren. Lehrerinnen und Lehrer
können diese unter Schulkindern verteilen. Diese Broschüre kann kostenlos
bestellt werden beim Bundesamt für
Heidrun Schall
Strahlenschutz.
Niederbayerische Schule Ausgabe 7 September/2006
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Handy/Schulpolitik
Handy hindert Jugendliche am Erwachsenwerden
Das Handy ist nach Auffassung des
Diplompsychologen und Gemeindepfarrers Peter Hennig für viele Jugendliche
eine „telefonische Nabelschnur“, die sie
am Erwachsenwerden hindert. Bei
Konfirmanden-Freizeiten etwa nehme
der tägliche Austausch den Kindern die
Erfahrung, längere Zeit fern von zu
Hause auf sich allein gestellt überleben
zu können, sagte Hennig in einem epdGespräch.
In den 80er Jahren hätten die Eltern
zentral im Ferienhaus anrufen müssen
und die Konfirmanden seien ans Telefon
gerufen worden, fügte Hennig hinzu.
Wenn dies häufiger vorgekommen sei,
habe die ganze Gruppe gelästert: „Deine Mama ruft wieder an!“ Dank des
Handys könnten die Jugendlichen ihren
Frust heute zwar schneller „abtelefonieren“, andererseits gingen ihnen erste
Erfahrungen von Selbstständigkeit
verloren: „Auch die Eltern müssen sich
fragen: Kann ich mein Kind loslassen?
Brauche ich die Beziehung zu meinem
Kind für einen ausgeglichenen Gefühlshaushalt?“ Die „mediale Hochrüstung“
der Jugendlichen sei stark fortgeschritten, sagte der 59-jährige Psychologe.
Quelle: (epd)
Grundschullehrer an Gymnasien
Bayerische Grundschullehrer können
ab dem Schuljahr 2006/07 mit befristeten Verträgen an Gymnasien unterrichten. Das hat das Kultusministerium in
einem Brief an die Gymnasien mitgeteilt.
„Sehr verehrte Frau Kollegin,
sehr geehrter Herr Kollege,
für Gymnasien in Bayern besteht im
Schuljahr 2005/06 die Möglichkeit,
Grundschullehrkräfte, die kein Anstellungsangebot erhalten konnten, im
Unterstufenunterricht zu beschäftigen.
Der Einsatz erfolgt in der Regel im nicht
vertieft studierten Fach. Die Organisation möglicher Einsätze wird wie folgt
geregelt:
1. Der Leiter eines Gymnasiums mit
entsprechendem Stundenbedarf kann
sich an den Leiter des Bereichs
Schule bei den Regierungen wenden.
Die Regierungen wurden gebeten, in
der Schulabteilung einen Ansprechpartner zu benennen. Es wird dafür
Sorge getragen, dass auch während
der Urlaubszeit die Regierung immer
ansprechbar ist.
2. Die Regierungen führen eine Liste der
Lehrkräfte ohne Beschäftigung. Diese
Liste enthält neben den üblichen
Daten die Fächerverbindung sowie
Wohnort und Telefonnummer. Diese
Daten sind auf Anfrage einem Gymnasium zur Verfügung gestellt. Da ein
Teil der Lehrkräfte im VS- und Förder-
20
schulbereich als Nachrücker Aushilfsverträge erhalten wird, ist die Liste
stets zu aktualisieren.
3. Nähere Einzelheiten über den Stundenumfang und die vorgesehenen
Jahrgangsstufen und Fächer klärt das
jeweilige Gymnasium mit den betreffenden Lehrkräften unmittelbar ab.“
Auszüge aus der
Passauer Neuen Presse
vom 17. August 2006
„Sie können lesen und schreiben und
haben gerade nichts zu tun? Werden Sie
doch Gymnasiallehrer. Das kann jeder:
Eltern und Förster, Leute, die vor 20
Jahren mal unterrichtet haben, und
solche, die eigentlich Grundschullehrer
werden wollten. ...“ (Petra Grond)
„... Man gewinnt den Eindruck, dass
sich das Kultusministerium um die
Bildungsqualität nicht mehr sonderlich
schert“ Max Schmidt, Vorsitzender der
Bayerischen Philologen
Leserbrief von
Bernhard Gemander an die
Passauer Neue Presse
Beim Lesen des „Standpunkt“ vom
17.08.2006 in der Passauer Neuen
Presse sträubten sich meine Nackenhaare. In höchst ignoranter Weise wird
Niederbayerische Schule Ausgabe 7 September/2006
hier ein wesentlicher Grundpfeiler unseres Bildungssystems, nämlich die
Grundschullehrerinnen und -lehrer,
beleidigt.
Liebe Frau Grond, ich lade Sie herzlich
dazu ein, in einer 28-köpfigen 1. Klasse
Unterricht so zu gestalten, dass
a) das Lesen,
b) das Schreiben,
c) das Rechnen,
d) vielfältigstes sachkundliches Wissen
vermittelt wird
e) und die Freude am Lernen erhalten
bleibt.
Stellen Sie Lernbedingungen her, unter
denen eine leistungsheterogene Gruppe
individuell gefördert und gefordert wird?
Vermitteln Sie unter diesen Bedingungen die vier Grundrechenarten, den
gesamten Rechtschreiblehrgang und die
Grundstrukturen der deutschen Grammatik, auf denen die weiterführenden
Schulen aufbauen können? Gestalten
Sie den Unterricht so, das „Kopf, Herz
und Hand“ miteinbezogen werden?
Gehen die Kinder bei Ihnen gerne in die
Schule?
Wenn Sie nun der Meinung sind, dazu
reiche es, „lesen und schreiben“ zu
können, sind Sie für die Zeilen auf der
ersten Seite – noch dazu zu einem
Bildungsthema - absolut inkompetent.
Sie verunglimpfen mit Ihrer Ignoranz
einen ganzen Berufsstand, dessen
Niederbayern aktuell
Arbeit für die Gesellschaft von gewaltiger Bedeutung ist.
Interessant ist, wie der Sprecher der
Gymnasiallehrer seine brüchige Argumentation auch noch mit frechen Lügen
absichern will. So dauert z.B. die Ausbildung eines Grundschullehrers nicht 4,
sondern 6 Jahre: 8 Semester Studium
(ist gleich 4 Jahre – vielleicht lag da
beim Pressesprecher eine Verwechslung
vor) und zwei Jahre Referendariat, wo
fachliches, pädagogisch-psychologi-
sches und didaktisch-methodisches
Wissen sehr praxisnah vertieft und
ausgebaut wird.
Was die halbwahren Äußerungen des
Gymnasialvertreters Kicker angeht, freut
es mich zu sehen, dass es trotzdem
immer mehr Kolleginnen und Kollegen
an Realschulen und Gymnasien gibt, die
darauf achten, dass Kinder nicht zu
„Lernbulimisten“ erzogen werden. Das
ist der Weg, der schon seit ehedem in
Bayerns Grundschulen Grundprinzip ist,
und von dem man auch lernen kann ... !
Es geht in der Standespolitik immer um
die Bewahrung des Status Quo, vor
allem, wenn Neuerungen ins Haus
stehen. Warum sehen die Standesvertreter der Gymnasien nicht auch die
positiven Seiten dieser Maßnahme. Wir
können voneinander lernen. Jetzt ist
eine neue Möglichkeit dazu !
Bernhard Gemander
Vorsitzender des BLLV-Kreisverbandes
Simbach am Inn
Wer glaubt ist nie allein
Kreativ-Wettbewerb zum Papstbesuch
Schüler setzten in Bildern das Leitwort
„Wer glaubt ist nie allein“ um - 2368
Arbeiten eingegangen - Drei Schüler
überreichen dem Papst ihr Kunstwerk
Passau (iop). Der Kreativ-Wettbewerb im
Bistum Passau für Schüler zum Leitwort
des Papstbesuches „Wer glaubt ist nie
allein“ ist auf große Resonanz gestoßen.
Aus allen Schularten gingen genau 2368
Arbeiten - Zeichnungen, Bilder, Collagen, Drucke oder Kalligraphie-Arbeiten beim Religionspädagogischen Seminar
ein. Jakob Gößwald, Anna Unterbuchberger und Verena Dorn dürfen Papst
Benedikt XVI. beim Gottesdienst in
Altötting ihr Bild bei der Gabenprozession persönlich überreichen. Am Donnerstag, 13. Juli, hat der Schulreferent der
Diözese, Ordinariatsrat Konrad Bürgermeister, dem Passauer Bischof Wilhelm
Schraml die ausgewählten Künstlerinnen und Künstler mit ihren Arbeiten
vorgestellt. Verena Dorn hat in ihrem
Bild eine Hand mit verschiedenartigen
Fingern dargestellt. Sie stehen für die
Gläubigen dieser Welt.
Die Bilder wurden ausgewertet nach drei
Altersgruppen. Folgende Schüler/innen
errangen in ihrer Altersgruppe den 1.
Preis: Jahrgangsstufe 1 – 3: Jakob
Gößwald, Grundschule Reischach;
Jahrgangsstufe 4 – 6: Anna Unterbuchberger, Grundschule Haiming; Jahrgangsstufe 7 – 13: Verena Dorn, GiselaGymnasium Passau-Niedernburg.
Jahrgangsstufe 1 – 3: Tanja Hofbauer,
Reischach; Lena Petrinic, Grundschule
Peterskirchen; Josefine Baisl, Grundschule Reischach; Stephan Stummer,
Grundschule Reischach; Corinna Lenz,
Grundschule Waldkirchen.
Jahrgangsstufe 4 – 6: Manuela Deak,
Maria-Ward-Realschule Altötting; Elisa
Grum, Grundschule Oberpöring; Carina
Vorderobermeier, Grundschule Haiming;
Lisa Dorschner, Grundschule Grubweg;
Jessika Wolferseder, Maria-WardRealschule Altötting.
Jahrgangsstufe 7 – 13: Katharina
Holzner, Aventinus-Gymnasium Burghausen; Nicole Hutterer, Schule am
Weinberg Regen; Victoria Celik, Johannes-Gutenberg-Gymnasium Waldkirchen; Linda Haidn, Johannes-Gutenberg-Gymnasium Waldkirchen; Ines
Kniszka, Johannes-Gutenberg-Gymnasium Waldkirchen.
Bischof Wilhelm Schraml, Schulrätin Therisa Glück und Schulreferent Konrad Bürgermeister mit den
jungen Künstlern
Niederbayerische Schule Ausgabe 7 September/2006
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Niederbayern aktuell
Kurt Neudert, Leiter des Bereichs „Schulen“
der Regierung, jetzt „Abteilungsdirektor“
Nicht nur um schulische Probleme bei
der Klassenbildung und Lehrerverteilung
im kommenden Schuljahr ging es bei
einem Gespräch der Sachgebietsleiter
des Bereichs „Schulen“ der Regierung
mit Regierungspräsident Dr. Walter
Zitzelsberger. Mit der Ernennung des
Bereichsleiters Kurt Neudert zum Abteilungsdirektor stand ein besonders
erfreulicher Anlass auf der Tagesordnung. Regierungspräsident Dr. Zitzelsberger würdigte bei der Aushändigung
der Ernennungsurkunde die sachorientierte und engagierte Arbeit Neuderts,
der bereits im Oktober letzten Jahres mit
der Leitung der Schulabteilung betraut
wurde und gratulierte zur Ernennung.
Kurt Neudert stammt aus Straubing und
lebt in Mirskofen. Nach Tätigkeiten als
Lehrer an verschiedenen Volksschulen
und als Leiter von Seminaren zur Lehrerausbildung war er ab 1986 als Schulrat bei den Schulämtern in der Stadt
und im Landkreis Straubing-Bogen
eingesetzt, ab 1993 im Landkreis Dingolfing-Landau. 1997 wurde er Sachgebietsleiter für Volksschulen an der
Regierung von Niederbayern. Seit
Jahren engagiert sich Neudert ehrenamtlich auch im berufsständischen
Bereich, insbesondere als langjähriger
Landesvorsitzender der katholischen
Erziehergemeinschaft (KEG) in Bayern.
Quelle: Regierung von Niederbayern
Schulleute unter sich: Kurt Neudert mit Regierungspräsident Dr. Zitzelsberger im Kreis der Sachgebietsleiter des Bereichs „Schule“ der Regierung von Niederbayern. Von links: Anton Tafelmeier und Franz Thurner (Berufliche Schulen), Thomas Schorr und Theresia Sonnabend (Schulrecht bzw. Schulpersonal), Bereichsleiter
Kurt Neudert, Regierungspräsident Dr. Walter Zitzelsberger, Anton Kreuz (Volksschulen) und Hans Gamringer (Förderschulen)
Lehrernachwuchs für die niederbayerischen
Grund- und Hauptschulen
Mit dem neuen Schuljahr 2006/2007
beginnen an den niederbayerischen
Grund-, Haupt- und Volksschulen 114
Lehramtsanwärterinnen und Lehramtsanwärter (LAA), 26
Fachlehreranwärter/innen (FLA) und 6
Förderlehreranwärter/innen (FöLA) ihren
zweijährigen Vorbereitungsdienst. Die
Zahl für das Lehramt an Grundschulen
(86) ist im Vergleich zum Vorjahr (94
LAA) zurückgegangen. Auch im Hauptschulbereich ist die Zahl der Berufsanfänger leicht rückläufig (29 LAA – im
Vorjahr 34 LAA).
Insgesamt befinden sich in Niederbayern derzeit 242 Lehramtsanwärter/innen,
22
53 Fachlehreranwärter/innen und 9
Förderlehreranwärter/innen in 21 Grundund Hauptschul-, sowie vier Fachlehrerseminaren und einem Förderlehrerseminar im Vorbereitungsdienst.
Die angehenden Lehrer/innen werden
von insgesamt 26 Seminarrektor/innen
bzw. Seminarleiterinnen und Seminarleitern pädagogisch, fachdidaktisch und
schulrechtlich ausgebildet.
Im ersten Jahr ihrer Ausbildung erteilen
die jungen Grund- und Hauptschullehrer/innen acht Stunden, im Fachlehrerbereich zehn Stunden, eigenverantwortlichen Unterricht. Gleichzeitig werden
Niederbayerische Schule Ausgabe 7 September/2006
sie pädagogisch und fachlich im Praktikum an den Einsatzschulen und an den
zweimal (im Fachlehrer- und Förderlehrerbereich einmal) wöchentlich stattfindenden Seminartagen von den Seminarrektorinnen und Seminarrektoren professionell beraten und begleitet und auf
ihren Beruf vorbereitet. Kernstück des
Seminartages ist jeweils eine Unterrichtsmitschau mit anschließender
Analyse der gezeigten Unterrichtsstunde. Im zweiten Jahr des Vorbereitungsdienstes halten die Junglehrer/innen 15
bzw. 16 Wochenstunden eigenverantwortlichen Unterricht.
Quelle: Regierung von Niederbayern
Personalrat/Beamtenbund
BLLV-Personalräte bei den
Schulämtern in Niederbayern
Beamte erhalten 250
Euro Einmalzahlung.
Wiederum sehr erfolgreich schnitt der BLLV bei den Wahlen der Personalräte für die
Gesamtheit der Volksschulen bei den Staatl. Schulämtern (örtlicher Personalrat) ab.
Abgeordnete erhöhten sich
ihre Diäten um 1668 Euro
Der Zusammenstellung können Sie „Ihre“ Personalräte entnehmen.
Schulamt
BLLV-Personalräte
Deggendorf
Georg Gammel, Vorsitzender
Irmgard Hötzinger
Manuela Seider*
Gabriele Löffelmann
Horst Foraita
Diethmar Braunsteffer
Mark Bauer-Oprée
Dingolfing-
Helmut Schauer, Vorsitzender
Marlene Lex
Landau
Erwin Kerscher
Birgit Ehrenreich
Hans Fischer
Freyung-
Ludwig Müller, Vorsitzender
Karl Wiesmeier
Grafenau
Maria Graf
Reinhold Hartl
Georg Kölbl
Johann Pretzer
Brigitte Ederer
Elfriede Reichenberger*
Josef Huber, Vorsitzender
Kirsten Kirmeier
Anton Liegert
Cornelia Saller
Heinz Wagner
Georg Wühr
Kelheim
Helga Wittmann
LandshutStadt
Fritz Rampfmoser, Vorsitzender
Christina Meindl
Monika Bauer
Gabriele Jahn
Renate Bay-Stimmelmayr
Julia Aigner*
Landshut-
Fritz Wenzl, Vorsitzender
Kurt Fischbacher
Land
Waltraud Ableitner*
Sebastian Hutzenthaler
Waltraud Hartl
Anton Heckner
Anette Lainer
Stefan Waitl
Gertrud Strasser
Rosmarie Barth*
Erich Kopp, Vorsitzender
Susanne Bulicek*
PassauStadt
Adelheid Hergesell
Eva Maria Dellefant
Hedwig Frankenberger
Otto Müller
Hans Stegmaier
Passau-
Martin Krenner, Vorsitzender
Land
Christine Barth*
Barbara Friedl
Helmut Lallinger
Richard Detter
Wolfgang Gaidas
Sigrid Stöckl
Gabriele Lellbauer*
Bernd Reischl
Peter Hartl
Christoph Sosnowski
Maxi Springinklee
Erich Geiling
Regen
Hans Hagl, Vorsitzender
Günther Berchtold*
Josef Wellisch
Franz Grötzner
Hans Weiß
Waltraud Koppera
Ingeborg Ebnet
„Unsere Kolleginnen und Kollegen werden
sich über das wohl verdiente Lob des
Ministerpräsidenten und seines Finanzministers freuen“, kommentierte Rolf Habermann, Vorsitzender des Bayerischen
Beamtenbundes (BBB) die Bekanntmachungen der Staatsregierung im Anschluss
an die Kabinettssitzung. „Noch mehr
hätten Sie sich aber gefreut, wenn ein
tatsächlicher Ausgleich ihrer seit Jahren
erbrachten Mehrarbeit gegenüber dem
Tarifbereich und anderen Bundesländern
erfolgt wäre. Die Zusage nicht weiter zu
kürzen, werden viele Beschäftigte nicht
unbedingt als Anerkennung verstehen.“
Das Kabinett hat sich über die Weiterzahlung der jährlichen Sonderzahlung in bisheriger Höhe bis 2009 und die Leistung einer
Einmalzahlung in den Jahren 2006 und
2007 in Höhe von jeweils 250 Euro geeinigt.
„Damit erhält jeder Beamte im Ergebnis 250
Euro mehr als im letzten Jahr“ stellt Habermann fest. „Mit Blick auf die Erhöhung der
Diäten, die den Abgeordneten des Bayerischen Landtags in diesem Jahr in Höhe von
139 Euro monatlich zugute kam, kann ich
darin keinen rechten Ausgleich sehen!“
Bayerische Beamte arbeiten seit September
2004 jede Woche 42 Stunden. Trotz der
zwischenzeitlichen Arbeitszeiterhöhungen
auch in anderen Ländern und im Tarifbereich ist das deutschlandweit immer noch
die längste Arbeitszeit.
Der BBB hatte bereits früher darauf hingewiesen, dass allein die höhere Arbeitszeit
der Beamten gegenüber dem Tarifbereich
einer Besoldungseinbuße von 3 % – bei
Schichtdienst leistenden Beamten sogar
von 6 % – entspricht, wobei die Teuerungsrate gänzlich vernachlässigt wird. Die
letzte Besoldungsanpassung in Höhe von
1% fand bereits vor der Erhöhung der
Arbeitszeit im Jahr 2004 statt.
„Wir erkennen die Maßnahmen der Staatsregierung als ersten Schritt in die richtige
Richtung an, sind aber der Meinung, dass
weitere Schritte unbedingt folgen müssen!“, fasst der Vorsitzende die Position
des BBB zusammen.
Quelle: Bayerischer Beamtenbund
Niederbayerische Schule Ausgabe 7 September/2006
23
Personalrat/Kreisverbände
Meldung
Schulamt
BLLV-Personalräte
Rottal-Inn
Edwin Neuhofer,Vorsitzender
Bernhard Gemander
Irmgard Rutzinger*
Johann Rottbauer
Franz Eckl
Jürgen Blüml
Otto Paintner
Rosemarie Nickolmann
StraubingStadt
Hans Ruppert, Vorsitzender
Ralf Bachmann
Erich Gruber
Johann Weiser
Christl Randak
Christa Baumgartner*
Bernd Vogel
StraubingBogen
Jakob Zellner, Vorsitzender
Elisabeth Bauer
Christine Höcherl
Sonja Buchner*
Heribert Ketterl
Wolfgang Folger
Wolfgang Wende
Fußball führt zu
Hörschäden
Bei einer Fußball-WM verwandeln sich
die Stadien in brodelnde Hexenkessel.
Dabei kommt es zu Lärmspitzen, vergleichbar denen von Presslufthämmern
und startenden Düsenjets. Bereits eine
Dauerlärmkulisse von 85 Dezibel kann
Hörschäden verursachen. Druckluftbetriebene Power-Fanfaren bringen es auf
höllische 130 Dezibel.
Die mit * gekennzeichneten Personen sind die Vertreter der Arbeitnehmer.
Zusammenstellung: Kurt Fischbacher, Bezirkspersonalratsvorsitzender
KV Deggendorf
Zu Besuch in der „Ewigen Stadt“
In den Pfingstferien unternahm der KV
Deggendorf seine nunmehr schon
traditionell gewordene Jahresreise. Ziel
war in diesem Jahr die „Ewige Stadt“.
Auf der Hinfahrt wurde in Assisi Zwischenstation eingelegt und das wunderschöne, auf einer Anhöhe herrlich gelegene Städtchen erkundet. Besucht
wurde u.a. auch die gotische Kirche
„San Francesco“, in deren Krypta das
Grab des hl. Franziskus zu sehen ist.
Diese Kirche, beim letzten Erdbeben
arg zerstört, konnte zwischenzeitlich
wieder aufgebaut und vollkommen
restauriert werden.
Am nächsten Tag wurde Rom am späten Nachmittag erreicht. Hier erwartete
uns ein volles Programm. Nach der
Papstauadienz am Mittwoch Vormittag
auf dem Petersplatz, auf der auch der
BLLV-Deggendorf als Pilgergruppe
begrüßt wurde, wurden die Hauptkirchen Roms, „St Paul vor den Mauern“,
„Santa Maria Maggiore“ und die „Laternakirche“ besucht. Großen Besucherandrang ( 1 1/2 Std. Wartezeit!) gab es
vor dem „Vaticanischen Museum“.
Trotzdem beeindruckten die vielen gut
sortierten Austellungsräume, besonders
24
aber die „Sixtinische Kapelle“ und
anschließend der „Petersdom“. Einen
Ausflug nach „Castell Gandolfo“, der
Sommerresidenz des Papstes, ließen
die Teilnehmer in Frascati mit einem
Weinabend angenehm ausklingen. Der
Besuch der wichtigsten antiken Stätten
(Colosseum, Konstantinbogen, Titusbogen, Forum Romanum), fand auf dem
Kapitol seinen Abschluss. Sowohl bei
Nacht mit dem Bus, als auch bei Tag
konnten die wichtigsten Orte des modernen Roms, wie die „Spanische
Treppe“, der „Trevibrunnen“ das „Pantheon“, die „Piazza Navona“ und andere
Plätze und Gebaude mehr erkundet
werden. Auf den Spuren benediktinisch
und abendländisch christlicher Tradition
Das Bild zeigt die Gruppe in
Frascati.
Niederbayerische Schule Ausgabe 7 September/2006
wandelten die Teilnehmer auf einem
Ausflug in das erste Benediktinerkloster
„Monte Cassino“ und „Subiaco“, wo der
hl. Benedikt lange als Einsiedler in den
Bergen lebte.
Auf der Heimfahrt wurde noch das
malerisch gelegene Städtchen Orvieto
mit seinem herrlichen Dom besucht. In
Florenz, dem Übernachtungsort auf der
Rückfahrt, wurde allen auf einem sehr
informativen Stadtrundgang das Flair,
die Schönheit und Bedeutung dieser
Kunstmetropole bewusst. Von der
achttägigen Busreise konnten viele, teils
unvergessliche Eindrücke und Erlebnisse mit nach Hause genommen werden.
Kreisverbände
KV Griesbach
„Bio-Unterricht“ auf Natur-Lehrpfad
„Natur pur“: Auch ohne eigens ausgewiesenen Lehrpfad oder erklärende
Hinweisschilder avancierte der „Frühsommer-Wandertag“ des BLLV-Kreis-
Hindernis-Parcours auf dem „Via-Nova-Pilgerweg“: Unter Regie von Rektor Martin Krenner (4.v.l.) mussten
die BLLV-Marschierer eine ganze Reihe querliegender Fichtenstämme überwinden. Lehrer Josef Koch (M.)
überbrückte diese Pausen mit „Naturkunde-Unterricht“ direkt vor Ort. (Foto: Nöbauer)
verbandes Griesbach unter Regie des
stellvertretenden Kreisvorsitzenden
Rektor Martin Krenner (Hauptschule
Rotthalmünster) auf dem „Via-NovaPilgerweg“ zum äußerst interessierten
„Biologie-Unterricht“ direkt vor Ort.
Immer wieder mit fachkundigen Kommentaren von Lehrer Josef Koch (Vorsitzender des Bundes Naturschutz/Ortsgruppe Kößlarn) aufgelockert, entdeckten die BLLV-Wanderer im WeiherBiotop des Kößlarner Grafenwaldes
selten gewordene Schmetterlinge wie
etwa den auffälligen Aurora-Falter mit
seinen orange-weißen Flügeln. Kreuz
und quer liegende Fichtenstämme einer
Holzschlag-Aktion verlangten den BLLVMitgliedern und –Gästen noch zusätzliche Kondition ab, bis die Wasserscheide der „Freinberger Höhe“ mit seinem
70-Meter-Richtfunkmast erreicht war.
Ein traumhaft schönes Gebirgspanorama vom Dachstein bis zur Kampenwand
bildete am Münchhamer „Sonnenhang“
quasi die Belohnung für zwei ebenso
anspruchsvolle wie unterhaltsame und
vor allem lehrreiche Wanderstunden.
Hans Nöbauer
KV Vilsbiburg
Grillfest in Kirchberg
So gut wie geschafft war das Schuljahr
in der vorletzten Schulwoche. Also lud
der KV Vilsbiburg seine Mitglieder mit
Kind und Kegel zum traditionellen
Grillfest in den idyllischen Garten der
Schule Kirchberg ein. Der Kreisvorsitzende Kurt Fischbacher hatte wie immer
Speisen und Getränke organisiert. Dank
des unermüdlichen Einsatzes des
Grillmeisters Stefan Waitl rollte beständig der Nachschub an Fleisch und
Würsteln.
Fachgespräche und Ratsch in gemütlicher Runde
Niederbayerische Schule Ausgabe 7 September/2006
25
Kreisverbände
KV Landshut
Fördermaßnahmen an Schulen müssen erweitert werden
Die Vorstandschaft des BLLV- Kreisverbandes Landshut traf sich zu einem
Meinungsaustausch mit den beiden
Landtagsabgeordneten Ingeborg Pongratz und Gertraud Goderbauer. Dabei
wurden verschiedene Problembereiche
der Schulpolitik diskutiert. Die mangelnden Fördermöglichkeiten wegen knapper Stundenzuweisung war der Hauptkritikpunkt der Lehrervertreter.
Vorsitzender Fritz Wenzl dankte den
beiden Abgeordneten in einer kurzen
Begrüßung für die stets gezeigte Gesprächsbereitschaft: „Wir Lehrerinnenund Lehrer haben nicht immer das
Gefühl, dass unsere Anliegen bei den
verantwortlichen Politikern ernst genommen werden, umso besser, dass sie
uns heute zuhören.“ Auf Seite des BLLV
nahmen neben Vorsitzendem Wenzl
noch Günter Neoral, Ulli Winterl, Christina Meindl, Fritz Rampfmoser, Kurt
Fischbacher für den Kreisverband
Vilsbiburg sowie Sebastian Hutzenthaler
am Gespräch teil.
Christina Meindl, stellvertretende Vorsitzende und selbst Grundschullehrerin
kritisierte erneut die Form der neuen
Grundschulzeugnisse, vor allem die
26
Einstufung des Schülerverhaltens in vier
Kategorien. Erfreulicherweise stimmte
MDL Goderbauer der Kritik voll zu und
äußerte die Hoffnung, dass es bald zu
einer Reform der Grundschulzeugnisse
kommen werde.
Ein zentraler Kritikpunkt der BLLVVerantwortlichen war die zu erwartende
viel zu knappe Zuweisung an Lehrerstunden im Grund- und Hauptschulbereich. So sei es meist schon äußerst
schwierig, überhaupt einen geregelten
Unterrichtsablauf sicherzustellen und
Unterrichtsausfälle zu begrenzen. Es
blieben aber kaum Personalreserven,
um dringend benötigte zusätzliche
Fördermaßnahmen für Kinder mit Defiziten im Schulleistungsbereich oder im
Sozialverhalten aufzubringen. „Genau
das müssten die Bayerische Staatsregierung von den PISA- Siegerländern
lernen: Dort wird frühzeitig gefördert,
wenn es nötig ist, vor allem in der
Grundschule. Das ist echte Prävention.
Jeder Euro, den sie in die Grundschule
stecken, kommt später allen Schularten
und der ganzen Gesellschaft zu Gute,“
so der Appell des stellvertretenden
Vorsitzenden Hutzenthaler an die beiden
Abgeordneten.
Niederbayerische Schule Ausgabe 7 September/2006
Günter Neoral wies auf die sich massiv
zuspitzende Problematik im Hauptschulbereich hin. Die Lehrstellensituation für
Hauptschüler sei vor allem an den
städtischen Hauptschulen katastrophal.
Teilweise haben gerade mal zehn Prozent der Schüler einen Lehrvertrag in
Händen.
Neoral kritisierte massiv, dass man aus
Kostengründen immer mehr Hauptschulstandorte schließe und große
„Schuleinheiten“ bilde: „Sie werden
sehen, welche Problematik sich dort
aufbaut und wie viel Geld es kosten
wird, die Probleme wieder in den Griff zu
bekommen.“
Die zu befürchtenden Veränderungen
der Schullandschaft in Stadt- und
Landkreis Landshut sollen in einem
weiteren Gespräch im Oktober erörtert
werden. „Viele Gemeinden ahnen noch
gar nicht, wie gefährdet ihre Hauptschule ist, wenn die Staatsregierung an
dieser Schulpolitik festhält. Wenn man
die Hauptschule weiter haben will, dann
muss man sie vor Ort erhalten“, so BLLV
Kreisvorsitzender Fritz Wenzl in seinem
Schlusswort.
Kreisverbände
KV Wolfstein
Wie lange darf er noch?
Die Rede ist hier von Josef Übelacker
und seinem Grillverhalten am Ende
eines Schuljahres zur Erbauung eines
Kreisverbandes nach einem wie immer
anstrengenden Schuljahr. Die Überraschung war groß, als er sich in Positur
hinter seinem Grill brachte. Sein Outfit
war gewöhnungsbedürftig und auch
gewagt. In einem Sambahöschen in
einem undefinierbaren Blau steckte ein
Teil seines Bodys. Eine Grillschürze mit
einem weiß-blauen Karomuster bedeckte den größeren Teil. Sandalen schützten die schlaksigen Beine und schließlich war der Kopf gegen die Witterungsunbill eines heißen Grillabends mit einer
Harvard-Mütze bedeckt. Scheinheilige
Bewunderer des umstrittenen Designs
ließen ihn noch größer erscheinen.
Wohlwollende Förderer seines künstlerischen Geschmacks erkannten auch bei
der Verwendung des Konjunktivs, dass
sich der Ehrenvorsitzende doch recht
beratungsresistent zeigte und sich nicht
von seiner Mission abhalten ließ künstlerisch wertvoll unterwegs zu sein.
Kreisvorsitzender Karl Wiesmeier kniff
die Augen zusammen und zeigte sich
amüsiert über seinen Grillmeister, der
zudem die längst fällige Entscheidung
noch nicht getroffen hatte, nämlich
seine Schürze oberhalb oder unterhalb
seiner Bauchrundung zu binden.
Ob über oder unter dem Nabel gebunden, die Geschäfte liefen gut, die Ware
war in Ordnung, die Menge reichlich, die
Getränke ausreichend, kurzum sein
Handeln war trotz eines Migrationshintergrundes pädagogisch wertvoll. So
hätte es ein erfolgreicher Abend werden
können, wenn Josef nicht immer dem
alten Frauen-Strickmuster verfallen
würde. Ein ältere verdienstvolle Kollegin
des Kreisverbandes verscheuchte er mit
barschen Worten, einer jüngeren wohlproportionierten Junglehrerin lief er in
seiner vorauseilenden Dienstbarkeit mit
einem Steak an der Zange entgegen.
Josef bedachte in seinem Eifer nicht,
dass ein ebener Boden auch uneben
sein kann. Er stolperte und klatschte
das Fleischstück gegen die naturgegebene Unebenheit eines weiblichen
Oberkörpers. Ein Wischen und Säubern
vergrößerte nur noch die Schadensfläche, wenn sich auch diese Tätigkeit
teilweise unter Ausschluss der Öffentlichkeit vollzog. Ein Jacke legte den
Mantel des Schweigens über diese
Panne. Josef grillte munter und verschmitzt weiter und lächelte still vor sich
hin, da er nur noch sieben Tage anzutreten hatte, um dann in die Kurve der
übelackerischen Endspiele an der HS
Freyung einzubiegen. Die Verlierer sind
die dortigen Frauen. Wer wird sie aufmuntern, trösten oder in seine Arme
nehmen, wo doch die Hauptschule
seinen Lehrern viel abverlangt und auch
noch vernünftige Ergebnisse in Form
des Quali oder des M-Abschlusses
einfordert.
Für den KV-Vorsitzenden Wiesmeier gab
es noch die angenehme Pflicht weitere
Sitzgelegenheiten aufzustellen ob des
Andranges, der sich den Frust der
Schule in einer Vierziger-Gemeinschaft
von der Seele reden wollte mit der
Aussicht auf die Evaluation, bei der sich
wieder bestätigen wird, dass sich die
„Deutschen zu Tode prüfen“ auf einem
Tummelfeld, auf dem die Akteure schon
immer liebend gern geprüft und sortiert
Georg Kölbl
werden.
KV Eggenfelden
Jahresabschluss
Zum Jahresabschluss trafen sich die
Mitglieder der BLLV Kreisverbände
Eggenfelden und Pfarrkirchen im herrlichen Biergarten des Schlossbräustüberls in Mariakirchen, wobei man die
herrliche Wasserschlossanlage bewundern konnte. Der Vorsitzende des Kreisverbandes Eggenfelden, Jürgen Blüml,
hatte dazu eingeladen. Eine deftigen
Brotzeit und das gute Schlossbräubier
ließen sich die Besucher, darunter viele
Pensionisten, gut schmecken. Bei
angenehmer Unterhaltung in geselliger
Runde, wobei einmal nicht schwierige
schulische oder verbandspolitische
Themen gewälzt wurden, verging der
Nachmittag recht schnell. Sogar ein
kleiner Regenschauer machte den
Besuchern nichts aus. Denn durch das
Die BLLVler im Biergarten des Schlossbräustüberls
dichte Laub der uralten Kastanienbäume des Gartens ging kaum ein Tropfen
durch. Viele waren der Meinung, dass
diese Veranstaltung wiederholt werden
soll und zum Abschluss des Schuljahres
Maier Alois
zur Tradition wird.
Niederbayerische Schule Ausgabe 7 September/2006
27
Schule damals
Tote in der Schule
Mangelhafte Schul- und Klassenräume
Nach Ostern 1945 wimmelt es in Zwiesel von Flüchtlingen aus dem Sudetenland. Auch in der Umgebung war kein
Bett mehr frei. Jeden Tag kommen
mehr. In unserem Mädchenschulhaus
wird das Erdgeschoss von den Insassen
eines Altenheims aus Schlesien belegt.
Die alten Leute sind sehr schwach.
Zuhause in Schlesien haben sie ein sehr
schönes Heim – mit Landwirtschaft –
gehabt. Und jetzt müssen sie auf einer
Schütte Stroh, auf harten Schulzimmerböden liegen. Nicht einmal Strohsäcke
sind vorhanden. Einmal will ich in einem
Schulzimmer im Erdgeschoss etwas von
meinen Schulsachen holen – da liegen
zwei Tote auf etwas Stroh. Tags darauf
liegen vier Tote in dieser „Leichenkammer“. Zehn Tage ist das Heim hier, und
zwölf alte Leute sind in diesen zehn
Tagen gestorben.
Im Schulhaus fehlte es an allem. Das
haus war ein alter, primitiver Bau. Für
Mkädchen und Buben getrennt gab es
je ein Plumsklo. Von Wasserspülung und
Wasserleitung keine Spur. Als die Amerikaner das Land besetzten, war auch das
Schulhaus von Soldaten besetzt. Alles,
was nicht niet- und nagelfest war, wurde
entfernt, Bücher, Landkarten und Anschauungsmaterialien waren zum Großteil vernichtet.
Quelle: Elisabeth Waas, in: Albin Dannhäuser
(Hrsg.): Erlebte Schulgeschichte 1939 bis 1955.
Walter Wilhelm, in: Albin Dannhäuser (Hrsg.):
Erlebte Schulgeschichte 1939 bis 1955.
Eine Vorbereitung verlangt zunächst
eine gründliche Auseinandersetzung mit
dem Lehrstoff. Es gab keinerlei Unterlagen. Besonders schwierig und zeitraubend waren die Vorbereitungen für den
Sachkundeunterricht. Wie sollte ich
beispielsweise ein erdkundliches Thema
(etwa „Das Rheinische Schiefergebirge“)
stofflich so weit ausweiten, dass eine
LEGO, das LEGO Logo, die Konfiguration des Steines und LEGOLAND sind Marken der LEGO Gruppe. ©2006 The LEGO Group. Stand 08/06. Änderungen vorbehalten.
Galileo Wissenswelten
– Am eigenen
Körper, mit vielen Experimenten und Lerntipps
erleben Schüler hier physikalische Phänomene
wie Magnetismus, Energie und Schwerkraft.
Betreute Computer-Workshops im
Mindstorms Center. Schüler der 4. – 10. Klassen
bauen und programmieren unter Anleitung eigene
kleine Roboter, um anschließend ihr Abenteuer
zu bestehen.
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Die LEGOLAND Fahrschule – macht 1. – 6.
Klassen fit für den Straßenverkehr. Die ideale
Ergänzung zum Verkehrsunterricht, mit theoretischer
Einweisung, praktischer Prüfung und anschließender
Verleihung des ersten eigenen Führerscheins!
Europa entdecken im Miniland – die schönsten
Gebäude und Landschaften, nachgebaut aus
über 25 Mio. LEGO® Steinen im Maßstab 1:20.
LEGO® Fabrik – komplexe Herstellungsprozesse
entdecken und verstehen. Hier kann man live
miterleben, wie das beliebteste
Spielzeug der Welt hergestellt wird.
Schulgruppenpreis *
(inkl. Galileo Wissenswelten und Workshop)
1-Tageskarte nur
pro Schüler
Buchungsbedingungen unter
www.LEGOLAND.de
7,50 €
* Preise Saison 2006. Änderungen vorbehalten
Unterrichtsstunde damit gefüllt werden
konnte, wenn in dem genannten Realienbuch das zu behandelnde Thema
vom Verfasser auf sechs bis acht Zeilen
zusammengedrängt war! Dazu fehlten
auch alle erforderlichen Unterrichtsmittel, wie Atlas, Wandkarten, Arbeitsbücher oder Anleitungen zur Erstellung von
Tafelskizzen. Von Dias, Unterrichtsfilmen
oder Tageslichtprojektoren konnte man
nicht einmal träumen. Hier fühlte ich
mich völlig überfordert. Wenn ich das
mühsam zusammengesuchte Kartenbild
an die Tafel zeichnete, begannen die
Schüler zu stören, weil ich für sie keine
Stillarbeit bereitstellen konnte.
Quelle: Ludwig Stich, in: Albin Dannhäuser
(Hrsg.): Erlebte Schulgeschichte 1939 bis 1955.
bringt’s!
Am FLOH-Lesefitness-Training haben
in Niederbayern im Schuljahr 2005/06
9745 Schüler mitgemacht.
Termine
Termine
Datum
Veranstaltung
Zeit
Ort
jeden letzten Mittwoch im
Monat
KV Landshut:
Pensionisten-Stammtisch
15 Uhr
Gasthaus zur Insel
14. Oktober
Niederbayerischer Lehrertag
8.00 - 16.00 Uhr
ESKARA in Essenbach
Gute Gespräche mit Eltern
und Mitarbeiter/innen führen
Das Gespräch mit Eltern und oftmals
auch Kollegen/innen oder Vorgesetzten
ist ein zentraler Bestandteil der pädagogischen Arbeit von Lehrer/innen und
Erzieher/innen. Schwierige Situationen,
die es zu meistern gilt, tauchen im Alltag
immer wieder auf. Diese Gespräche
dienen dazu, unerwünschtes Verhalten
von Kindern, aber auch Erwachsenen
deutlich zu machen und Veränderungen
einzufordern oder Zielsetzungen zu
vereinbaren und Arbeitsergebnisse zu
besprechen.
In diesem Seminar erfahren Sie die
Grundlagen erfolgreicher Gesprächsführung. Sie lernen in Übungen und Rollenspielen, sich auf Gespräche vorzubereiten und Erwartungen, Ziele und Verantwortlichkeiten im Gespräch eindeutig
festzulegen. Sie erhalten Strategien und
Hilfestellungen für den Umgang mit
schwierigen Gesprächssituationen und
lernen, wie Sie Arbeitsbeziehungen nach
schwierigen Gesprächen gestalten
können.
Durch das Training in der Gesprächsführung lernen die Teilnehmer, Gespräche
aktiv zu steuern und überzogene Erwartungen, Vorwürfe und Angriffe nicht
persönlich zu nehmen. Sie lernen, auch
bei schwierigen Gesprächspartnern, mit
Einwänden souverän und entspannt
umzugehen und eine professionelle
Distanz einzuhalten.
Termin:
Freitag bis Sonntag,
07. Oktober 2006;
Beginn 9:15 - 16.30 Uhr
Tagungsort:
Landvolkshochschule Niederalteich
Kosten:
€ 64,- / Mitglieder € 54,- (inkl. Mittagessen und Nachmittagskaffee)
Die Veranstaltung ist als eine die staatliche Fortbildung ergänzende Maßnahme
anerkannt
Anmeldung und nähere Infos:
Bildungswerk und Akademie
des BLLV e.V.,
Bavariaring 37
80336 München,
Tel.: 089 721001-46;
Fax: 089 721001-99;
e-Mail: [email protected]
Internet: http://www.biwak.bllv.de
Referentin: Hedi Pruy-Lange
Kreative Theatermethoden
Theaterwerkstatt
In diesem Seminar werden wir uns mit
den Theatermethoden von Augusto Boal
auseinandersetzen. Für Augusto Boal
stellt sich die Frage: Wie kann durch das
Theater draußen auf der Straße, in der
Schule, in der Universität, auf der Arbeitsstelle, im Alltag etwas verändert
werden?
Wir üben in diesem Seminar u.a., Zeitung gegen den Strich und zwischen
den Zeilen zu lesen und szenisch darzustellen. Weitere Formen werden das
Statuentheater, das „Forumtheater“ und
das „Unsichtbare Theater“ sein. Alle
diese Methoden können in der Kinderund Jugendarbeit und auch in der
Erwachsenenbildung eingesetzt werden.
30
Darüber hinaus werden Körper- und
Stimmübungen, Atemtechniken und
kreatives Spiel wichtige Bestandteile
des Seminars sein.
Bitte bequeme Kleidung, Spielfreude
und Bereitschaft zum aktiven Mitmachen mitbringen.
Termin:
Freitag bis Sonntag,
13.10. - 15.10.2006;
Beginn 17:00 Uhr / Ende ca. 13:00 Uhr
Referent:
Gerhard Sexl
Tagungsort:
Kardinal-Döpfner-Haus in Freising
Niederbayerische Schule Ausgabe 7 September/2006
Kosten:
€ 195,- / Mitglieder € 185,(inkl. Übernachtung/Verpflegung)
Die Veranstaltung ist als eine die staatliche Fortbildung ergänzende Maßnahme
anerkannt
Anmeldung und nähere Infos:
Bildungswerk und Akademie
des BLLV e.V.,
Bavariaring 37
80336 München,
Tel.: 089 721001-46;
Fax: 089 721001-99;
e-Mail: [email protected]
Internet: http://www.biwak.bllv.de
Termine/Buchtipps
Lesen –
das Tor zur Welt
Lehrertag am Samstag,
14. Oktober in Essenbach
Durchgehende Verlagsausstellung von
8 - 16 Uhr
Nähere Hinweise finden Sie auf der
Homepage des BLLV:
www.niederbayern.bllv.de
Anmeldungen über die Homepage
oder an:
Siegfried Hermann
Grundschule am Nationalpark
Am Goldenen Steig 42
94151 Mauth
Redaktionsschluss
„Niederbayerische Schule“
Heft
Redaktionsschluss
Oktober
20. September
November/
Dezember
2. November
Tatort St. Klara
Krimi für Kinder
von 7 bis 11 Jahren
Klärchen, Agnes, Tommi und die restlichen Kirchensheriffs fühlen sich verantwortlich für ihre Kirche St. Klara. Und
nun ist die Statue der hl. Klara verschwunden! Mit diesem mysteriösen
Verschwinden beginnt der spannende
Kinderkrimi „Schatten über St. Klara“.
Für die kleinen Spürnasen beginnt ein
großes Abenteuer. Sie schnüffeln Kirchenhistorikern und Antiquitätenhändlern nach und geraten in Klemmer nach
der anderen. Doch die Statue bleibt
verschwunden und scheint aus unerklärlichen Gründen außer von den
Kindern von niemandem vermisst zu
werden. Aber die Kirchensheriffs kommen am Ende einer Fälscherbande auf
die Schliche und sind die gefeierten
Helden.
Maria Anna Leenen: Schatten über St.
Klara. Don Bosco Verlag, München
2006. Preis: 9,90 Euro.
Bühne frei und Vorhang auf!
Ideen für das Theaterspielen mit Kindern
Jede Menge Tipps und Tricks für die
Inszenierung von Theaterstücken mit
Kindern verrät die erfahrene Sozialpädagogin Angelika Albrecht-Schaffer in der
„Theaterwerkstatt für Kinder“.
Neben der Freude, in andere Rollen zu
schlüpfen, sich gedanklich und emotional in sie hineinzuversetzen, erlernen die
Kinder wie von selbst pädagogisch
bedeutsame Verhaltensweisen wie
soziales Miteinander in der Gruppe.
Der erfahrenen Theaterpädagogin geht
es nicht um das strikte Einüben vorgegebener Stücke, vielmehr stehen Spaß
und die eigene Kreativität im Vordergrund. Alle Theaterstücke und Anregun-
gen hat sie bereits in dem von ihr geleiteten Figurentheater erprobt.
Die „Theaterwerkstatt für Kinder“ ist
eine Fundgrube für alle, die mit Kindern
im Alter von 5 bis 14 erste Schritte
wagen möchten. Das Spektrum erstreckt sich von Pantomime und Zirkuskünsten über Masken- und Schattenspiel bis hin zu Clownerie und Schwarzlichttheater.
Angelika Albrecht-Schaffer: Theaterwerkstatt für Kinder. 100 und eine Idee
rund ums Theaterspielen. Don Bosco
Verlag München, 2006. Preis: 18,90
Euro.
Wie Eltern Schule mitgestalten können
Die vor ein paar Jahren in vielen Schulen
noch vorherrschende Meinung „Eltern
stören nur!“ ist endgültig passe´. Das
Motto heutzutage hingegen lautet:
Lehrer/innen sollten das Potenzial der
Eltern nutzen – und Eltern ihre Gestaltungsmöglichkeiten ausschöpfen.
Praktische Tipps für das erste Kennenlernen, für Elternabende, Gremienarbeit,
Elternsprechtage, Beratungs- und
Konfliktgespräche ermöglichen es,
Eltern zu aktiven Elfern zu machen. Die
Autorin Petra Frie zeigt, wie ein gegenseitiges Geben und Nehmen zwischen
Eltern und Lehrern aussehen kann.
Petra Frie: Wie Eltern Schule mitgestalten können. Ein Handbuch für Lehrer
und Eltern. Verlag an der Ruhr. Preis:
12,80 Euro.
Einführung
in die Beratungspsychologie
Dieses Buch vermittelt psychologischen
Grundwissen über Beratungskonzepte
und –techniken und führt mit praxisnahen Beispielen in die Anwendungsfelder
psychosozialer Beratung ein:
Beratung in der Praxis: Phasen, Settings, Interventionsformen, Beziehungsgestaltung (Burn-out), Qualitätssicherung
Ideal für die Prüfungsvorbereitung: die
didaktische Aufbereitung mit Marginalienspalte, Glossar und Übungsfragen.
Beratungsrelevante Grundlagen der
Kommunikationspsychologie
Beratungsansätze psychologischer
Schulen (Psychoanalyse, Humanistische
Psychologie, Verhaltenspsychologie,
Systemische Ansätze)
Susanne Nußbeck: Einführung in die
Beratungspsychologie. ReinhardtVerlag, 2006. Preis: 19,90 Euro
Niederbayerische Schule Ausgabe 7 September/2006
31
Meditation
Wer glaubt
ist nie allein
Dieser Satz von Benedikt XVI. nimmt
einen Unwunsch des Menschen auf.
Keiner möchte allein sein. Ohne die
Öffnung zu Gott bleibt der Mensch
allein, auch im dicksten Menschengetümmel. Wer vom Glauben an Gott
lebt, den können die Mitmenschen
nicht stressen oder Angst machen. Er
ist nicht mehr allein. Jesus öffnete in
seinem Tod die Gräber der Toten und
in seiner Auferstehung öffnete er den
Tod für das ewige Leben.
Worte von Benedikt XVI.:
Ich bin nicht allein. Ich brauche nicht
allein zu tragen, was ich wahrhaftig
allein nicht tragen könnte. Die Schar der
Heiligen Gottes schützt und stützt und
trägt mich. Die Gemeinschaft der Heiligen sind wir alle, die wir auf den Namen
von Vater, Sohn und Heiligen Geist
getauft sind und die wir von der Gabe
des Fleisches und Blutes Christi leben.
Wir Menschen leben entfremdet, in
einem Meer des Dunkels ohne Licht.
Das Netz des Evangeliums zieht uns aus
den Wassern des Todes heraus und
bringt uns ans helle Licht Gottes, zum
wirklichen Leben. Jeder von uns ist
Frucht eines Gedankens Gottes. Jeder
ist gewollt, jeder ist geliebt, jeder ist
gebraucht.
Habt keine Angst vor Christus!
Er nimmt nichts, und er gibt alles.
Das Leben ist nicht der Warteraum zum
Nichts, sondern der Anfang der Ewigkeit.
Es ist gut, zu leben, auch wenn ich es
nicht immer merke. Ich bin gewollt; nicht
ein Kind des Zufalls und der Notwendig-
keit, sondern des Willens und der Freiheit. Daher werde ich auch gebraucht,
es gibt einen Sinn für mich, eine Aufgabe, die nur mir zugedacht ist; es gibt
eine Idee von mir, die ich suchen und
finden und erfüllen kann.
Glaube bildet ein Netz gegenseitiger
Abhängigkeit, das zugleich ein Netz
gegenseitiger Verbundenheit, des sich
Tragens und Getragenwerdens ist.
Wenn es Gott gibt und wenn dieser Gott
den Menschen gewollt hat und will,
dann ist es klar, dass seine Liebe das
kann, was die unsere vergeblich will:
den Geliebten über den Tod hinaus am
Leben halten.
Je mehr wir Jesus lieben, je mehr wir ihn
kennen, um so mehr wächst unsere
wahre Freiheit, wächst die Freude
darüber, erlöst zu sein.
Im Nebel
(von Hermann Hesse)
32
Seltsam, im Nebel zu wandern!
Einsam ist jeder Busch und Stein.
Kein Baum sieht den andern,
Jeder ist allein.
Wahrlich, keiner ist weise,
Der nicht das Dunkel kennt,
Das unentrinnbar und leise
Von allen ihn trennt.
Voll von Freunden war mir die Welt,
Als noch mein Leben licht war;
Nun, da der Nebel fällt,
Ist keiner mehr sichtbar.
Seltsam, im Nebel zu wandern!
Leben ist einsam sein.
Kein Mensch kennt den andern,
Jeder ist allein.
Niederbayerische Schule Ausgabe 7 September/2006