Transparente, schallabsorbierende Lärmschutzwände

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Transparente, schallabsorbierende Lärmschutzwände
Forschungsbericht FZKA-BWPLUS
Transparente, schallabsorbierende Lärmschutzwände
von
Philip Leistner, Xiaoru Zhou
Fraunhofer-Institut für Bauphysik, Stuttgart
Förderkennzeichen: BWI 26001
Die Arbeiten des Programms Lebensgrundlage Umwelt und ihre Sicherung werden mit Mitteln des
Landes Baden-Württemberg gefördert
Juni 2009
Inhalt
Kurzzusammenfassung
4
1
Einleitung
4
2
Übersicht Grundlagen und Kenngrößen für
transparente Lärmschutzwände
Grundlagen
Schalltechnische Kenngrößen
Lichttechnische Kenngrößen
5
5
5
6
2.1
2.2
2.3
3
3.1
3.2
Lärmschutzwände – Stand der Technik
Transparente Lärmschutzwände
Transparente Lärmschutzwände mit schallabsorbierenden
Eigenschaften – bestehende Lösungen
4
4.1
4.2
Transparente Schallabsorber – Wirkprinzipien und
Möglichkeiten
Poröse Absorber
Resonanzabsorber
10
10
12
5
Ansätze zur akustischen Optimierung
14
6
6.1
6.2
6.3
6.4
6.5
6.6
6.7
6.8
Beurteilungsmethoden und -werkzeuge
Rechnerische Parametervariation
Absorptionsgrad
Poröse Absorber
Plattenresonatoren
Lochplattenresonatoren
Mehrschichtige Resonanzabsorber
Nebeneinander liegende Absorberflächen
Rechenbeispiele und theoretische Optimierungen
16
16
16
17
18
20
21
23
23
7
7.1
7.1.1
7.1.2
7.2
7.2.1
7.2.2
7.2.2.1
7.2.2.2
7.2.2.3
7.3
7.3.1
7.3.2
Experimentelle Untersuchung
Senkrechter Schalleinfall
Messprinzip und -einrichtung
Vergleich Messung – Rechnung
Diffuser Schalleinfall
Messprinzip und -einrichtung
Messergebnisse
Einlagige Konstruktionen
Zweilagige Konstruktionen
Dreilagige Konstruktion
Untersuchung der Wirkung der Absorberauskleidung
Messprinzip und -einrichtung
Ergebnisse
27
28
28
28
30
30
30
32
32
33
33
33
35
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Transparente schallabsorbierende Lärmschutzwände
7
7
8
2
8
8.1
8.2
Analyse und Beurteilung der gewählten Ansätze
Akustische Qualität
Beurteilung hinsichtlich realer Verkehrssituationen
37
37
38
9
Zusammenfassung und Ausblick
39
10
Literatur
41
11
11.1
11.1.1
11.1.2
11.1.3
11.1.4
11.2
Anlagen
74
Transparente Materialen für den Außeneinsatz
74
Acrylglas
74
ETFE
74
Polycarbonat
75
PET
76
Veränderung des Absorptionsgrad bei Modifikation eines
Eingangsparameters
77
Makro mit ETFE-Folie:
77
Gitter mit PC-Folie
82
Wabenplatte mit vergrößertem Wabendurchmesser
87
Veränderung der Absorptionswirkung unter dem Einfluss von
Wasser, Schlamm und Schnee
88
Maßnahmen zum Schutz gegen Vogeltod
91
11.2.1
11.2.2
11.3
11.4
11.5
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Transparente schallabsorbierende Lärmschutzwände
3
Kurzzusammenfassung
Bisher sind keine transparenten Lärmschutzwände auf dem Markt, die eine
substantielle akustische Absorption aufweisen. Hier werden die Grundlagen
und die akustischen und optischen Kenngrößen und Anforderungen von Lärmschutzwänden aufgezeigt. Die wesentlichen akustischen Wirkprinzipien samt
ihrer Vor- und Nachteile werden erörtert. Aus diesen werden unter Berücksichtigung praktischer und auch optischer Aspekte die mikroperforierten Absorber
(MPA) als Kernelement transparenter Lärmschutzwände identifiziert. Auf dieser
Basis sind fünf mikroperforierte und drei kombinierte Konstruktionen entworfen worden. Für diese wurde eine Parametervariation hinsichtlich Schallabsorption durchgeführt. Die erzielten Ergebnisse bestätigen den Ansatz, dass die
Mikroperforation von Flächengebilden als Wirkprinzip für transparente Lärmschutzwände geeignet sind. Die notwendige Schalldämmung der Gesamtkonstruktion wird von der Tragglasplatte und nicht von den MPA gewährleistet.
At present there are no noise barriers available which are optically transparent
and acoustically absorbent. The basic principles as well as the acoustic and optical requirements and parameters have been stated. Also the major acoustic
absorbing principles including their advantages and disadvantages have been
discussed. On this basis and with respect to the practical requirements for noise
barriers the micro perforated absorbing principle has been chosen as suitable
one. Five simple and three combined constructions based on this principle have
been developed. For these a parameter variation has been performed regarding
sound absorption. The results of this variation confirm the MPA approach as
sound absorbing principle in transparent noise barriers. But the required sound
insulation is not being realised by means of MPA. It is given instead by the
backing glass partition.
1
Einleitung
Dieser Abschlussbericht beinhaltet Teile der Arbeitspakete 1, 2, 3, 4 und 5, ohne Anwendungsbeispiele, siehe Vorhabensbeschreibung und Datenblatt zum
Antrag [1]. Die Recherche stützt sich auf veröffentlichte Fachartikel, Schutzrechte und in einigen Fällen Produktinformationen, die gesondert gekennzeichnet
sind. Mit dem Stand der Technik als Ausgangspunkt werden mögliche Ausführungsbeispiele transparenter, schallabsorbierender Lärmschutzwände sowohl
konstruktiv dargestellt als auch durch ihre zu erwartenden technischen Kenngrößen charakterisiert. Soweit vorhanden und sinnvoll, ergänzen Hinweise auf
Auslegungs- und Bemessungsregeln bzw. physikalische Wirkprinzipien die Beschreibung insbesondere der Einzelkomponenten der Lärmschutzwände.
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4
2
Übersicht Grundlagen und Kenngrößen für transparente Lärmschutzwände
2.1
Grundlagen
Um sowohl im Schienen- als auch im Kfz-Verkehr eingesetzt werden zu können, müssen transparente Lärmschutzwände akustischen Anforderungen (siehe [2] und [3]) entsprechen. Die akustischen Ansprüche bestehen in Mindestwerten hinsichtlich der Schalldämmung und der Schallabsorption zumindest auf
einer Seite der Lärmschutzwand. Der Begriff Transparenz ist etwas weiter zu
fassen, da er zwischen Lichtdurchlässigkeit und Durchsichtigkeit eine Vielzahl
von Zwischenstufen einschließt. Darüber hinaus kann die Transparenz sehr
stark von Umgebungsbedingungen (z.B. Verschmutzung) abhängen.
2.2
Schalltechnische Kenngrößen
Die Schalldämmung R des Wandaufbaus, definiert nach [4], stellt eine Mindestanforderung dar, siehe Tabelle 1. Sie gilt in jedem Fall als erfüllt, wenn Betonwände die übliche Tragbetonschicht von mindestens 8 cm Dicke aufweisen. Die
zugrunde liegende Relation von flächenbezogener Masse und Schalldämmung
trifft hauptsächlich auf einschalige, sozusagen monolithische Wände zu. Prinzipiell ließe sich daher auch eine materialbezogene Mindestdicke für andere, z.B.
transparente Elemente, aufstellen.
Tabelle 1:
Nachzuweisende Luftschalldämmung, nach [2]
Frequenz f [Hz]
Schalldämmmaß R [dB]
125
12
250
18
500
24
1000
30
2000
35
4000
35
Der Schallabsorptionsgrad αs der schallabsorbierenden Wandseite, definiert
nach [5] durch Messungen im Hallraum, darf nach [2] die Werte nicht unterschreiten.
Tabelle 2:
Mindestwerte der Schallabsorption
Frequenz f [Hz]
Schallabsorptionsgrad
125
0,3
250
0,5
500
0,8
1000
0,9
2000
0,9
4000
0,8
Der Gültigkeitsbereich dieser Messgröße betrifft nahezu ebene und gleichmäßig absorbierende Oberflächen. Bei nur teilflächig absorbierend verkleideten
Wänden oder stark strukturierten Oberflächen mit z.B. vorspringenden Einzelabsorbern verunsichert die Festlegung der Bezugsfläche die Bestimmung des
Absorptionsgrades aus der äquivalenten Absorptionsfläche. Nach [3] wird aus
den im Labor nach [4] ermittelten frequenzabhängigen Schalldämmmaßen die
maßgebende Luftschalldämmung für Lärmschutzwände an Straßen (ΔLA,R,Str)
ermittelt. Ähnlich wird mit der Berechnung der Schallabsorption von Lärmschutzwänden verfahren. Die Größe DLa wird aus den, im Hallraum nach [5]
gemessenen, Schallabsorptionsgraden berechnet. Sie muss mindestens 4 dB be-
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5
tragen, um als absorbierend bezeichnet zu werden und um hoch absorbierend
bezeichnet zu werden, muss sie 8 dB betragen Tabelle 3. Bei den Absorptionseigenschaften von LSW werden folgende Absorptionsgruppen unterschieden,
die nach DIN EN 1793-1 für ebene Oberflächen zu prüfen sind:
Tabelle 3:
Absorptionsgruppen nach ZTV-Lsw 06
Gruppe
A1
A2
A3
A4
Absorption DLa
<4
4-7
8 -11
> 11
nicht absorbierend
absorbierend
hoch absorbierend
Die Berechnung ergibt sich an Hand der gemessenen Einzelwerte αj für die
Terzbereiche mit den Terzmittenfrequenzen 100 Hz bis 5 kHz mittels der Formel
18
⎡
0.1L j
⎢ ∑ α j ⋅ 10
DLa = −10 ⋅ lg ⎢1 − j =118
0.1L
⎢
10 j
∑
⎢
j =1
⎣
⎤
⎥
⎥ in dB,
⎥
⎥
⎦
(1)
um die Effektivität der Absorptionsschicht in Bezug auf Straßenverkehrsgeräusche zu beurteilen. Bei Werten, die größer als 1 sind, werden diese zwar im Diagramm mit dem Absorptionsgrad angezeigt, jedoch bei der Berechnung von
DLa gemäß der DIN EN 1793 auf 0.99 begrenzt. Die Faktoren Lj ergeben sich
aus der Frequenzzusammensetzung eines mittleren Straßenverkehrsgeräusches
unter Berücksichtigung der A-Bewertung Der für die jeweilige Terz einzusetzende Wert Lj ist in Tabelle 4 bzw. Bild 27 dargestellt.
Tabelle 4:
Lj-Werte in dB nach DIN EN 1793 für die Bestimmung der Absorbergruppen
Frequenz f [Hz]
Lj - Wert [dB]
Frequenz f [Hz]
Lj - Wert [dB]
2.3
100
-20
800
-9
125
-20
1k
-8
160 200
-18
-16
1.25k 1.6k
-9
-10
250
-15
2k
-11
315
-14
2.5k
-13
400
-13
3.15k
-15
500
-12
4k
-16
630
-11
5k
-18
Lichttechnische Kenngrößen
Die Lichtdurchlässigkeit oder -transmission τ, definiert nach [7], beschreibt den
direkt durchgelassenen Strahlungsanteil im Bereich der Wellenlänge des sichtbaren Lichts bezogen auf die Hellempfindlichkeit des menschlichen Auges.
Farblose Verglasungen erreichen im sauberen Zustand Werte bis 95 %. Dies gilt
in etwas geringerem Maße z.B. auch für Gussglasbauteile, deren Durchsichtigkeit jedoch deutlich verringert ist.
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6
Tabelle 5:
Vereinfachte Stufeneinteilung für die Lichttransparenz
Beschreibung
A durchsichtig, lichtdurchlässig
B eingeschränkt durchsichtig, lichtdurchlässig
C lichtdurchlässig (τ > 75 %)
D teilweise lichtdurchlässig (τ < 75 %)
flächenbezogene Kombinationen aus A bis D und
E
lichtundurchlässigen Materialien
Beispiel
Klarglas
Gussglas
A,B mit Weiß-Trübung
Reflexionsglas
A-D teilflächig
Die Bild-Verzerrung erschwert oder verhindert eine Erkennung von Konturen
und Objekten. Dieser Unterschied begründet die in dieser Studie vorgenommene Klassifizierung der Transparenz als Merkmal entsprechender Lärmschutzwände. Im folgenden orientiert sich die Unterteilung an den Stufen
nach Tabelle 5. Angesichts nur weniger geprüfter Daten in diesem Sinne beruht die Zuordnung an mehreren Stellen auf Erfahrungswerten. Dies gilt ebenfalls für Übergangs- und Grenzfälle.
3
Lärmschutzwände – Stand der Technik
Der praktizierte Stand der Technik zeigt, dass transparente Lärmschutzwände
mit vernachlässigbaren bzw. ohne Absorbereigenschaften in vielfachen Ausführungsvarianten bereits bestehen. Mit unterschiedlichen Materialien und Bauteilen können diese Lärmschutzwände sowohl die Anforderungen nach Tabelle 1
erfüllen als auch anderen bautechnischen Ansprüchen genügen. Die zusätzliche
Forderung nach absorbierenden Eigenschaften verringert die verfügbare Auswahl bereits praktizierter Lösungen jedoch erheblich.
3.1
Transparente Lärmschutzwände
Abgesehen von Sonderfällen lassen sich schalldämmende Bauteile für transparente Lärmschutzwände technisch wie folgt unterscheiden:
einschalige Wand
zweischalige Wand
(ohne bzw. teilweise mit Dämmschicht)
Profilglaswand
Glassteinwand
Abb. 1:
Beispiele für transparente schalldämmende Wandkonstruktionen (schematische
Darstellung).
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7
− Einschalige Wände,
− mehrschalige Wände (mit oder ohne Hohlraumfüllung / Sicherheitsverbund-
glas),
− Wände aus Profilglas-Elementen (i.d.R. mehrschalig),
− Wände aus Glassteinen.
Als Materialien kommen dabei Glas oder Kunstglas (Acrylglas etc.) aus unterschiedlichen stofflichen Bestandteilen sowie mit diversen Herstellungs- und
Montageverfahren in Frage. Die Schalldämmung dieser Bauteile und -systeme
kann problemlos an die Forderungen nach Tabelle 1 angepasst werden. Bei
einschaligen Wänden, d.h. mit nahezu monolithischem Aufbau, ist die Auswahl
bzw. Bemessung vergleichsweise einfach. Neben den Randbedingungen in Gestalt der Einfassung (z.B. Undichtheiten mit geringer Schalldämmung) usw. bestimmen insbesondere die flächenbezogene Masse und die Biegesteife das typische Schalldämmungsspektrum. In Bild 1 ist die nach [8] berechnete Schalldämmung einer 25 mm dicken, einschaligen Acrylglas-Wand im beispielhaften
Vergleich mit der berechneten Schalldämmung von Sicherheitsverbundglas und
der gemessenen von Isolierverglasung dargestellt. Die Forderungen nach Tabelle 1 werden weitgehend erfüllt. Zur Sicherstellung der Schalldämmung mit
transparenten Wandbauteilen und -systemen besteht also Spielraum, der sich
auch auf die lichttechnischen Eigenschaften ausdehnen lässt. Für nahezu alle
Varianten können die Transparenzstufen A bis D nach Tabelle 5 fast beliebig
gewählt werden.
3.2
Transparente Lärmschutzwände mit schallabsorbierenden Eigenschaften – bestehende Lösungen
Der bislang vorherrschende technische Ansatz für transparente Lärmschutzwände, bei denen ausdrücklich Wert auf schallabsorbierende Eigenschaften gelegt wird, besteht in der teilflächigen Belegung der transparenten Wand mit
nichttransparenten porösen Schallabsorbern (Mineralwolle, offenzelliger
Schaum, poriger Glasschaum [9]). Konkrete Vorschläge [10] sind in Abb. 2 dargestellt, wobei entweder absorbierende Vorsprünge vor einer ebenen Wand
oder absorbierende Teilflächen auf einer (z.B. sägezahnförmig) profilierten
Wand verwendet werden.
Glaswand
Glaswand
d
poröser Absorber
Lochblech
d
α
poröser Absorber
Lochblech
b
a
Abb. 2:
Bestehende Lösungsvorschläge für transparente Lärmschutzwände mit schallabsorbierenden Eigenschaften (schematische Darstellung).
Die schalltechnischen Daten zum Vergleich mit den Anforderungen nach Tabelle 2 liegen nicht vor. Anhand von Analogiebetrachtungen und Erfahrungen mit
strukturierten Absorbern lässt sich jedoch feststellen, dass bei entsprechender
geometrischer Gestaltung und geeigneten Materialien diese Werte erreichbar
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8
sind. In [11] wird z.B. eine Anordnung keilförmiger Absorberpakete vor einer
schallharten Rückwand vorgestellt. Aus diesen Ergebnissen können einige vorläufige Hinweise für die Auslegung bzw. Belegung von transparenten schallharten Wänden mit nichttransparenten porösen Absorbern abgeleitet werden:
− Absorberdicke ≥ 100 mm,
− Flächenbelegung ≥ 50 %
− Absorberteilflächen ≥ 0,1 m² (z.B. streifenförmig).
Zusätzlich sind in Abb. 3 und Bild 2 der Aufbau und die Wirksamkeit ebener
Schichten bzw. Flächen aus porösen Absorbern gegenübergestellt.
schallharte (Glas-) Wand
Wand
Lochblech
d
d
Lochblech
b
a
poröser Absorber
poröser
Absorber
Abb. 3:
Absorberkeile (offenzelliger Schaum, mit Rieselschutz und perforierter Kunststofffolie abgedeckt) nach und ebene Absorberflächen vor schallharter Wand
(a = 570 mm; b = 330 mm; d = 290 mm).
Eine z.B. keil-, wellen- oder säulenförmige Strukturierung der
Absorberoberflächen trägt zur Erhöhung der Absorptionswirkung bei [12] [13].
Als Materialien kommen Mineralwolle, offenzellige (PU- oder Melaminharz-)
Schäume aber auch haufwerksporige Materialien in Frage, die einen Strömungswiderstand von ca. 10 bis 20 kPa s/m² aufweisen. Die mechanische Empfindlichkeit dieser Materialien erfordert in der Regel eine entsprechende
Schutzabdeckung (Lochblech, Rieselschutz). Die schützende gelochte oder geschlitzte Abdeckung kann auch aus Glas- oder transparentem Kunstglas bestehen und einen ebenen Abschluss der teilflächig porösen Absorberschicht bilden, Abb. 4.
Glaswand
d
Loch- oder Schlitzplatte
(Glas oder Kunstglas)
poröser
Absorber
Abb. 4:
Ebener transparenter Abschluss auf verteilten porösen Absorberabschnitten vor
schallharter Wand (schematische Darstellung).
Die erreichbare Transparenz der resultierenden Lärmschutzwand würde unter
die Stufe E nach Tabelle 5 fallen. Die Lichtdurchlässigkeit hängt von der Flächenbelegung mit Absorbern sowie von deren Dicke und Struktur ab.
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9
Eine zumindest konzeptionell untersuchte Lösung für transparente Lärmschutzwände bezieht so genannte aktive oder Antischall-Systeme ein [11], [7].
Mit Hilfe meist zahlreicher elektroakustischer Komponenten, wie Mikrofonen,
Lautsprechern und elektronischen Regelungseinrichtungen, wird der einfallenden Schallwelle auf beiden Seiten der Wand eine gegenphasige Schallwelle
gleicher Amplitude sozusagen destruktiv überlagert. Im Ergebnis soll eine gegenseitige Auslöschung der einfallenden und künstlich erzeugten Schallwellen
stattfinden, Abb. 5. Diese und ähnliche Versuche erfordern bislang jedoch einen erheblichen technischen Aufwand und erreichen mit zunehmender Frequenz auch physikalische Grenzen. Belastbare Daten zur akustischen Wirksamkeit liegen nicht vor.
C
Aktive Schalldämmung
Glaswand
C
Aktive Schallabsorption
Schall
Abb. 5:
Prinzipdarstellung für Lärmschutzwände mit aktiv erhöhter Schalldämmung und
-absorption.
4
Transparente Schallabsorber – Wirkprinzipien und Möglichkeiten
Die anwendungsreife Palette transparenter Absorberbauteile ist durchaus
reichhaltig und kann in der Raumakustik mittlerweile als Standard betrachtet
werden. Je nach Anspruch an die Lichtdurchlässigkeit bzw.
Durchsichtigkeit Tabelle 5 lassen sich unter Nutzung der entsprechenden
Wirkprinzipien unterschiedlich transparente schallabsorbierende
Vorsatzkonstruktionen für schalldämmende Wände entwerfen und umsetzen.
4.1
Poröse Absorber
Die dissipative Wirkung der Mehrheit poröser Absorber [14], [15] beruht in erster Linie auf Materialeigenschaften wie Strömungswiderstand, Dichte, Porosität
und Strukturfaktor.
Die akustische Wirkung wird zusätzlich durch die Dicke des Materials sowie gegebenenfalls durch einen rückseitigen Wandabstand und eine vorderseitige
Abdeckung bestimmt. Während Mineralwolle, Stahlwolle, geflockte bzw. verwobene Naturfasern oder offenzellige Schäume lichtundurchlässig sind, gibt es
auch poröse Stoffe mit einer gewissen Lichtdurchlässigkeit:
− haufwerksporige Materialien, z.B. gebundene oder ungebundene Schüttun-
gen aus Glasgranulaten mit einer geeigneten Korngrößenverteilung,
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10
− dünne Gewebe (ein- oder mehrlagig) insbesondere aus transparenten Kunst-
stofffasern mit geeignetem Strömungswiderstand und rückseitigem Wandabstand,
− vielfach gefaltete oder regelrecht gestopfte perforierte Folie aus transparentem Kunststoff.
Glaswand
Glaswand
Glaswand
d
d
Loch- oder Schlitzplatte
(Glas, Kunstglas, Gewebe)
Haufwerk bzw. t
Schüttung
Luftschicht
Gewebe
d
Loch- oder Schlitzplatte
(Glas oder Kunstglas)
gefaltete Folie
(ggf. perforiert)
Abb. 6:
Schematische Darstellung lichtdurchlässiger poröser Schallabsorber (-systeme).
In Abb. 6 ist der jeweilige Aufbau dieser Beispiele schematisch dargestellt. Als
Anhaltspunkt für die Schallabsorption eines Glaskugel-Haufwerks sind in Bild 3
Messwerte mit einem gesinterten Granulat (REAPOR) aus Recycling-Glas dargestellt, das in dieser Form lichtundurchlässig ist. Die Absorption der 50 mm dicken Schicht verfehlt zwar bei tiefen Frequenzen die geforderten Werte, mit
steigender Schichtdicke ließe sich diese Unterschreitung jedoch verhindern. Die
angegebenen Materialeigenschaften können als Richtwerte für Schüttungen
aus transparenten Glaskugeln betrachtet werden. Die erreichbare Lichtdurchlässigkeit sinkt natürlich mit steigender Schichtdicke. Als maximale Transparenz
ist die Stufe D nach Tabelle 5 zu betrachten, konkrete Angaben zum Lichttransmissionsgrad liegen hierzu jedoch nicht vor.
Auch bei der Verwendung dünner Gewebelagen, die z.B. aus transparenten
Kunststofffasern als Strömungswiderstand vor einem Luftvolumen, sind akustische Vorteile und lichttechnische Nachteile eng miteinander verbunden. In Bild
4 ist die Schallabsorption eines Gewebes mit zwei unterschiedlichen Wandabständen gezeigt. Aus diesen Ergebnissen lassen sich hinsichtlich der Anforderungen nach Tabelle 2 folgende Konsequenzen ableiten:
− Wandabstand > 100 mm,
− spezifischer Strömungswiderstand > 250 Pa s/m, d.h. bei einer Dicke von
1 mm einen längenbezogenen Strömungswiderstand von 250 kPa s/m²
− kassettiertes Rückvolumen,
− mindestens zweilagig.
Durch den hohen Strömungswiderstand und mehrere Gewebelagen wird bei
den bekannten Materialien die Lichtdurchlässigkeit allerdings stark eingeschränkt. Auch hier gilt bestenfalls Stufe D nach Tabelle 5 als erreichbare
Transparenz.
Zu den ebenfalls wie poröse Absorber wirkenden gefalteten und perforierten
Folien liegen bislang weder Mess- noch Rechenwerte zur Absorption bei diffusem Schalleinfall vor. Einige Versuche mit diesen Materialien bei senkrechtem
Schalleinfall deuten jedoch eine etwa mit Mineralwolle vergleichbare Wirksamkeit an. Auch hierbei ist jedoch zu berücksichtigen, dass unter Umständen die
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akustisch notwendige Vielzahl von Stoffübergängen die Lichtdurchlässigkeit
zunehmend einschränkt.
4.2
Resonanzabsorber
Während die zugrunde liegenden Wirkprinzipien akustischer Resonanzsysteme
bekannt sind, gilt dies angesichts der Gestaltungsvielfalt für die tatsächlichen
Ausführungsvarianten nicht ohne weiteres. Eine praktische Verbreitung und
Ausführbarkeit mit transparenten Materialien gilt für folgende Resonanzabsorber:
Glaswand
Glaswand
d
Luftschicht
d
Luftschicht
t
t
gelochte oder geschlitzte Platte
gelochte Folie
Abb. 7:
Schematische Darstellung des Aufbaus von Helmholtz-Resonatoren (z.B. Mikroperforierte Platte oder Folie mit Wandabstand).
− Helmholtz-Resonatoren [14] [15] [16], Beispiele in Abb. 7,
− Loch- oder Schlitzplatten mit Wandabstand; Funktionsmodell: Luftmasse mit
Mündungskorrektur und Luftfeder,
− Loch- oder Schlitzplatten einschließlich Strömungswiderstand (Gewebe etc.)
mit Wandabstand; Funktionsmodell: Luftmasse mit Mündungskorrektur, poröse Reibung und Luftfeder [17],
− Mikroperforierte Loch- oder Schlitzplatten mit Wandabstand; Funktionsmodell: Luftmasse mit Mündungskorrektur, viskose Lochreibung und Luftfeder [18] [19] [20] [21],
− Mikroperforierte Folien mit Wandabstand; Funktionsmodell: Luftmasse mit
Mündungskorrektur, viskose Lochreibung und Luftfeder [21].
Eine charakteristische Eigenschaft von Einzelresonatoren ist deren zwar hohe
aber schmalbandige Absorption im Bereich der Resonanzfrequenz(en). Obgleich
die Bandbreite mit zusätzlich integrierter Reibung erweitert werden kann, bleiben z.B. die Anforderungen nach Tabelle 2 unerreichbar. Dies veranschaulicht
die Schallabsorption mikroperforierter Blechplatten (einlagig) mit 200 mm
Wandabstand, die als Helmholtz-Resonator mit inhärenter Reibungsdämpfung
wirken. Messung und Rechnung zeigen gleichermaßen den Abfall der Absorption beiderseits des Resonanzmaximums. Eine breitbandigere Wirkung ist mit
weiteren, vorgeschalteten Lochplatten oder -folien und entsprechenden Luftschichten möglich. Zugleich können mit mikroperforierten Absorbern sowohl
ebene als auch in hohem Maße transparente Bauteile (bis Stufe A) realisiert
werden.
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Glaswand
L1
d
L2
Kassettierung
t
Gewebe
Abb. 8:
Schematische Darstellung des Aufbaus von Wellenleitern bzw. λ/4-Resonatoren
(z.B. Kombination zweier Hohlkammerlängen L1 und L2 und poröse Abdeckung
der Mündungen).
− Wellenleiter (bzw. λ/4-Resonatoren) [14], Beispiel in Abb. 8,
− Langgestreckte einseitig geschlossene Hohlkammern; Funktionsmodell:
Hohlraumeigenschwingungen mit Mündungskorrektur,
− Langgestreckte einseitig geschlossene Hohlkammern einschließlich mündungsseitigem Strömungswiderstand; Funktionsmodell: Hohlraumeigenschwingungen mit Mündungskorrektur und poröser Reibung.
Der Übergang von dieser Art Helmholtz-Resonatoren zu Wellenleitern bzw. λ/4Resonatoren ergibt sich, wenn die ebene(n) Luftschicht(en) hinter den mikroperforierten Platten oder Folien so kassettiert wird, dass Hohlkammern mit unterschiedlicher Länge entstehen. Um auch hierbei nicht bei der
Schmalbandigkeit eines Einzelresonators stehen zu bleiben, können mehrere
Hohlkammern unterschiedlicher Länge nebeneinander angeordnet werden.
Diese Verteilung der Absorption in der Absorberebene funktionierte bereits bei
den teilflächig ausgelegten porösen Absorbern. Die Transparenz denkbarer
Bauteile sollte ohne Probleme selbst hohen Ansprüchen genügen.
Glaswand
d
Luftschicht
Kassettierung
t
gelagerte biegesteife Platte
Abb. 9:
Schematische Darstellung des Aufbaus von Plattenschwingern.
− Plattenschwinger [14] [17], Beispiel in Abb. 9,
− Biegesteife Platten mit Wandabstand; Funktionsmodell: modale Plattenim-
pedanz (Biegeeigenschwingungen) und Luftfeder,
− Biegesteife Platten mit Wandabstand und teilweise Absorberfüllung; Funktionsmodell: modale Plattenimpedanz (Biegeeigenschwingungen) und Luftfeder mit poröser Reibung.
Plattenschwinger eignen sich funktionsbedingt nur zur tieffrequenten Ergänzung von bereits mittel- und hochfrequent wirksamen Absorbern. Da Frequenzen der entscheidenden Biegeeigenschwingungen im wesentlichen von den
seitlichen Abmessungen, der Randeinspannung und den elastischen Materialparametern abhängen, benötigen sie dafür vergleichsweise wenig Bautiefe.
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Hinsichtlich ihrer Transparenz bestehen nahezu keine Einschränkungen, da eine
Reihe von Kunststoffen verwendet werden können.
Glaswand
d1
Luftschicht(en)
Kassettierung
d2
glatte oder geprägte Folie(n)
Abb. 10: Schematische Darstellung des Aufbaus von Masse-Feder-Systemen
(z.B. mehrlagig Kunststofffolien mit zwischen liegenden Luftfedern und Wandabstand).
− Masse-Feder-Systeme [14] [15] [22], Beispiel in Abb. 10,
− Biegeweiche Platten oder Folien mit Wandabstand (Platten- oder Folienmas-
se und Luftfeder),
− Biegeweiche Platten oder Folien mit Wandabstand und teilweise
Absorberfüllung (Platten- oder Folienmasse und Luftfeder mit poröser Reibung).
Dass Masse-Feder-Systeme wiederum deutlich höhere Anforderungen an die
Absorption erfüllen können, zeigt die breitbandige Schallabsorption in Bild 5.
Trotz der erkennbar guten Abstimmung der Einzelresonatoren (Folienmasse
und Luftschicht) bleiben allerdings schmalbandige Einbrüche zwischen den resonanzbedingten Maxima. Die Transparenz dieses Absorbertyps ist analog zu
den mikroperforierten Absorbern relativ hoch zu bewerten.
Für die Mehrheit der vorgestellten Wirkprinzipien gilt im übrigen, dass mit einer
Erhöhung der Schalldämmung der Schallschutzwand nur in sehr eingeschränktem Maße zu rechnen ist. Sowohl poröse Materialien, Lochbleche aber auch
mikroperforierte Platten können lediglich bei sehr hohen Frequenzen die
Schalldämmung geringfügig verbessern [23].
5
Ansätze zur akustischen Optimierung
Unter Berücksichtigung einsatzbedingter Randbedingungen und einer möglichst hohen optischen Transparenz wird aus den oben genannten Wirkprinzipien der Fokus auf mikroperforierte Absorberkonstruktionen gelegt. Es wurden
fünf rein perforierte Varianten und drei kombinierte Varianten entworfen. Die
ersten sind:
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14
A
B
C
D
E
Abb. 11:
Ansätze zur akustischen Optimierung (A bis E)
A und B sind ein- bzw. mehrlagige transparente MPA vor einer transparenten
Wand. Hier könnten die MPA aus Kunstglas hergestellt werden. In C könnte die
MPA Schicht aus einer dünneren Folie hergestellt werden; sie wird durch eine
Makroperforation geschützt. Die Variante D besteht aus verschiedenen MPA
Lagen in einer Ebene. Und E ist durch versetzte MPA-Lagen gekennzeichnet.
Übliche Lärmschutzwandkonstruktionen weisen aus statischen Gründen Pfosten und Streben aus. Diese sind in der Regel nicht transparent, bieten sich aber
als akustische Ergänzung an. So können die in 4.2 angedeuteten Schwächen
der MPA teilweise kompensiert werden. Die kombinierten Varianten sind:
F
G
H
Abb. 12:
Ansätze zur akustischen Optimierung (F bis H)
F ist die Kombination einer MPA-Lage mit einem Plattenschwinger. In G werden
die Stützen als Helmholtz-, λ/4-Resonator, oder als poröser Absorber gebildet
und in H werden Stützen und Streben als poröser Absorber gestaltet. In den
Varianten G und H wird das Streufeld durch die periodisch angeordneten Absorber ausgenutzt. Dadurch entsteht eine vergleichsweise höhere Absorption
als ein Flächenmittel vermuten lässt.
Die Funktion der Schalldämmung wird durch die Ebene übernommen, die auch
die statischen Lasten abträgt, siehe Abb. 7. Für übliche Kunstglas- oder Glasscheiben sind bewertete Schalldämm-Maße größer 30 dB zu erwarten.
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15
Die Schalldämmung der Basis-Wand kann nach 3.1 z.B. mit einer 25 mm Acrylglas-Platte leicht erfüllt werden. Die nachfolgende Arbeit konzentriert sich deshalb darauf, wie die transparente und absorbierende Vorsatzschale ein hohes
Absorptionsvermögen, z. B. Gruppe A3 in Tabelle 3, erreichen kann.
6
Beurteilungsmethoden und -werkzeuge
6.1
Rechnerische Parametervariation
Am Fraunhofer IBP sind Verfahren entwickelt und optimiert worden, um den
Schallabsorptionsgrad α0 der unter Kap. 5 gezeigten, Konstruktionen abzuschätzen. Aus der Vielzahl der durchgeführten Variationen werden hier die gezeigt, die die Möglichkeiten der Konstruktionen aufzeigen. Das Rechenmodell
beschränkt sich hierbei auf den Fall des senkrechten Schalleinfalls.
6.2
Absorptionsgrad
Als Schallabsorption wird die Umwandlung von Schallenergie in Wärme bezeichnet. Der Schallabsorptionsgrad α kann aus dem Reflexionsfaktor r wie
folgt berechnet werden:
α =1− r
2
(2)
Der Reflexionsfaktor r kann auch aus der komplexen Wandimpedanz Z abgeleitet werden, da diese das Hindernis (z.B. Lärmschutzwand) akustisch gänzlich
beschreibt. Für senkrechten Schalleinfall gilt:
ρ0C0
Z
D
Abb. 13:
Schema einer Absorptionsstruktur mit Eingangsimpedanz Z.
r=
Z − ρ 0c0 Z − Z 0
=
Z + ρ 0c0 Z + Z 0
mit Z 0 = ρ 0c0 = 1,2 kg m −3 ⋅ 343 m s −1 = 413 Pa s m −1
Die Absorption wird am größten, wenn die Wandimpedanz optimal an die
Schallkennimpedanz der Luft angepasst ist: Z = ρ0c0 , somit r = 0.
Für diffusen Schalleinfall kann der Schallabsorptionsgrad nach
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16
π /2
α s = 2 ∫ α (Θ ) ⋅ cos Θ ⋅ sin Θ ⋅ dΘ
(3)
0
ermittelt werden, wobei Θ den Schalleinfallswinkel in Bezug auf die Wandnormale darstellt.
6.3
Poröse Absorber
An den aus statischen Gründen vorhanden Pfosten können eventuell poröse
Materialen angebracht werden. Deshalb wird in diesem Zusammenhang ein
Rechenmodell für poröse Absorber berücksichtigt.
Die Faserbauteile bestehen hauptsächlich aus Luft und einem mehr oder weniger beweglichen Skelett. In der Luftschicht breiten sich Luftschallwellen aus, die
während ihrer Ausbreitung gedämpft (absorbiert) werden. Auch das Skelett
schwingt (je nach Steifigkeit und Trägheit) mit und trägt damit zur Schalldämpfung bei. Als Ausgangspunkt wird in diesem Vorhaben ein bewährtes Modell,
welches zusätzlich zur Dämpfung in den Luftporen auch das mitschwingende
Skelett berücksichtigt, verwendet. Es ist bereits für künstliche Faser- und
Schaumbauteile erfolgreich angewendet worden [14].
ρ0C0
ZA, ΓA
Z
D
Abb. 14:
Schema eines porösen Absorbers.
Um die Schallabsorption einer homogenen Schicht zu berechnen, müssen die
Ausbreitungskonstante ΓA und der Wellenwiderstand ZA der Schicht, aus den
bekannten Parametern, berechnet werden.
Die Ausbreitungskonstante ΓA in einer homogenen Faserschicht kann wie folgt
berechnet werden:
ΓA = j ⋅ k 0
κ + jEeff / E0
σv
(χ − j
)
1 + jEeff / E0
2πEeff
(4)
und der Wellenwiderstand ZA in einer homogenen Faserschicht folgendermaßen
berechnet werden:
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17
ZA =
Z0
σv
1+ jEeff / E0
σv
(χ − j
)
κ + jEeff / E0
2πEeff
(5)
mit:
E eff =
ρ0 f
ρ
−j 0 .
Ξ
2πρa
(6)
Die Wandimpedanz (Widerstand an der Oberfläche des porösen Materials, den
die Schallwelle „sieht“) des Faserbauteils wird nach
Z = Z A coth(ΓA D )
(7)
berechnet.
6.4
D
Dicke der Absorber Schicht
κ:
Adiabatenexponent für Luft ( = 1.4);
χ:
Strukturfaktor;
σv:
Volumen-Porosität des Absorbermaterials
ρ0:
Dichte der Luft;
ρa:
f:
Dichte des Absorberskeletts;
Frequenz;
k0= 2 π f / c0
Wellenzahl
Z0 = ρ0 c0 :
c0
Schallkennimpedanz der Luft
Schallgeschwindigkeit in Luft
Ξ:
längenbezogener Strömungswiderstand des Absorbermaterials
Plattenresonatoren
Plattenresonatoren sind physikalisch gesehen Feder-Masse-Systeme, wobei die
schwingende Platte (Folie oder Membran verstehen sich als eine Masse ohne
eigene Innenspannung bzw. biegesteife) als Masse und der eingeschlossene
Luftraum hinter der Platte als Feder fungiert. Als einschichtiger Plattenresonator
versteht man eine biegesteife Platte mit einem dahinter liegenden, schallhart
abgeschlossen Luftvolumen der Dicke D.
Im Folgenden werden quadratische Platten betrachtet. Die Impedanz Z ergibt
sich entsprechend der „Additionsregel für Impedanzen“ [24] additiv aus einem
Anteil Zp, welcher sich aus den Impedanzen der Eigenschwingung der Platte
zusammensetzt und einer Transferimpedanz ZT, welche die Wirkung des schallhart abgeschlossenen Luftvolumens berücksichtigt. Die Gesamtimpedanz Z für
senkrechten Schalleinfall ergibt sich zu:
Z = Z P + ZT ,
(8)
wobei nach [42]
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18
ZP =
1
m, n = 1,3,5, …
1
∑∑
m n Z mn
(9)
und nach [42] für die Transferimpedanz (= Impedanz der am Ende schallhart
abgeschlossenen Luftschicht der Dicke D am Ort der schwingenden Platte)
⎛ω D ⎞
⎟⎟
ZT = − jρ 0c ⋅ cot ⎜⎜
c
⎝ 0 ⎠
(10)
einzusetzen ist.
ZP
ρ0C0
ρ0C0
Z
a
ZT
D
Abb. 15:
Schema eines Plattenabsorbers.
Die einzelnen Impedanzen Zmn der Platteneigenschwingungen sind parallel geschaltet und ermitteln sich wie folgt:
Z mn =
B ′B mn g mn
mit B′ =
ω ⋅a
4
B ′B mn ⎤
⎡
+ j ⎢ω ⋅ m ′′Amn −
ω ⋅ a 4 ⎥⎦
⎣
(11)
E ⋅ t3
.
12(1 − μ P2 )
und Amn = m 2 n 2π 4
(12)
(
)
2
1
, Bmn = m 2 + n 2 π 4 Amn
64
(13)
Hierin bedeuten:
B’
Amn, Bmn
gmn
ω = 2π f
m“
E
t
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Biegesteife der Platte
Konstanten, von der Platteneinspannung abhängig
Verlustfaktor der Moden (m,n)
Kreisfrequenz
Flächenbezogene Masse der Platte
Elastizitätsmodul des Plattenmaterials
Dicke der Platte
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19
a
μP
6.5
Seitenlänge
Poissonsche Querkontraktionszahl
Lochplattenresonatoren
Die Impedanz eines Lochplattenresonators lässt sich wie beim Plattenresonator,
aus zwei verschiedenen Anteilen zusammensetzen. Zum einen die Impedanz ZL
der Lochplatte und zum anderen der Transferimpedanz ZT der dahinterliegenden, schallhart abgeschlossenen Luftschicht. Die Impedanz der Gesamtkonstruktion ergibt sich zu:
Z = Z L + ZT .
(14)
ZP ZL
ρ0C0
ρ0C0
Z
a
ZT
D
Abb. 16:
Schema eines Lochplattenabsorbers.
Die Transferimpedanz ZT ist entsprechend Glg. (10) zu berechnen. Für die Berechnung der Impedanz der schwingungsfähigen Lochplatte muss vorab die
Impedanz Zh der Luftpfropfen in den Löchern (nach [18], wie folgt ermittelt
werden:
⎡
⎛
⎞⎤
⎜
⎟⎥
⎢
2
ωt ⎜
32 μ t ⎛⎜
1
x
x 2 d ⎞⎟
d ⎟⎥
⎢
+j
+ 0,85 ⎟
1+
Z h = ρ0c
+
⎜1 +
2
⎟
⎢ ε d2 ⎜
ε
32
8
t
c
t ⎥
x
0
⎠
⎝
⎜⎜
⎟⎟⎥
⎢
9+
2
⎝
⎠⎦⎥
⎣⎢
(15)
wobei sich der dimensionslose (auf die Grenzschichtdicke bezogene) Lochradius
x durch
x=
ωd
π 2
(16)
bestimmen lässt. Darin bedeuten:
d
b
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Lochdurchmesser
Lochabstand
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20
ε=
π d2
4 b2
Lochflächenanteil
Kinematische Zähigkeit der Luft (μ = 1,56 x 10-5 m2 s-1)
μ
Wenn es sich um ein gut wärmeleitendes Plattenmaterial handelt, treten zusätzliche Verluste auf, die durch eine Erhöhung der kinematischen Zähigkeit in
Glg. (17) berücksichtigt werden.
μ Æ μ + Δμ mit Δμ ≈ 3.4 x 10-5 m2 s-1 (bei Metall)
(18)
Unter der Voraussetzung, dass sich die Biegesteife der Platte durch das Einbringen der Löcher nicht verändert, kann die Impedanz ZL der schwingungsfähigen
Lochplatte aus der akustischen Parallelschaltung der Teilimpedanzen ZP
(schwingungsfähige Platte) und Zh (Luft in den Löchern) folgendermaßen berechnet werden:
ZL =
ZPZh
,
ZP + Zh
(19)
wobei für ZP die Glg. (9) und für Zh die Glg. (15) zu verwenden sind. Die Gesamtimpedanz der Konstruktion ergibt sich durch Einsetzen der Glg. (10) und
Glg. (18) in Glg. (14).
Die Absorptionsgrade dieser einschichtigen Resonatoren weisen neben relativ
schmal ausgeprägten Absorptionsmaxima auch starke Einbrüche zwischen den
einzelnen Resonanzspitzen auf. Durch eine raffiniert gewählte, mehrschichtige
Konstruktion schwingungsfähiger Lochplatten kann die Tiefe der Einbrüche reduzieren werden. Zu beachten ist dabei, dass die verschiedenen geometrischen
und stofflichen Parameter mit Hinblick auf ein möglichst breitbandiges Absorptionsvermögen ausgelegt sind, d.h. dass alle Resonanzen eine hohe Absorption
erzeugen und jeweils nicht zu weit auseinander liegen. Bei den erzeugten Absorptionsmaxima ist darauf zu achten, dass die höchsten Frequenzanteile vor allem in der (vom Raum her gesehen) ersten und die tiefsten Anteile insbesondere in der letzten Schicht absorbiert werden.
6.6
Mehrschichtige Resonanzabsorber
Bei mehrfach geschichteten Resonanzabsorbern werden die einzelnen Schichten für die Berechnung der Impedanz zerlegt, so dass jeweils ein einschichtiger
Resonator entsteht. Der Abschluss der Luftvolumina dieser einzelnen Teilsysteme werden nicht mehr prinzipiell schallhart, sondern zur Generalisation durch
eine Impedanz Z1 einer begrenzenden Ebene abgeschlossen. Diese beschreibt
das akustische Verhalten der hinter der begrenzenden Ebene liegenden anknüpfenden Absorptionsschicht. Die Berechnung der Gesamtimpedanz Z erfolgt
analog zu der in den vorigen Abschnitten angewendeten Berechnungsweise. Es
ist lediglich eine modifizierte Transferimpedanz anstelle von der angegebenen
Transferimpedanz in Glg. (10) einzusetzen, welche die Wirkung der begrenzenden Ebene, des mit der Impedanz Z1 abgeschlossenen Luftvolumens, am Ort
unmittelbar hinter der schwingenden Platte bzw. Lochplatte beschreibt. Die
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21
modifizierte Transferimpedanz (ebenfalls mit ZT bezeichnet) ist nach [42] wie
folgt definiert:
⎛ ωD ⎞
⎟ Z 1 + ρ 0 c0
− j cot⎜⎜
c0 ⎟⎠
⎝
ZT = ρ0c
⎛ ωD ⎞
⎟⎟ + Z1
− jρ 0 c0 cot⎜⎜
⎝ c0 ⎠
(20)
Besteht der Resonanzabsorber aus mehreren Schichten (Abb. 17), dann ist die
Transferimpedanz rekursiv zu ermitteln.
Z'1
Z'2
Z1
Z2
Z3
ZT0
ZT1
ZT2
Z'0
Z
D0
D1
D2
Abb. 17:
Schema einer mehrschichtigen MPA-Anordnung.
Unter der Voraussetzung, dass die einzelnen Platten bzw. Lochplatten die
Trennimpedanzen Z’0, Z’1, Z’2 … aufweisen, die sich bei Platten entsprechend
Glg. (9), bei „starren Lochplatten“ mittels Glg. (15) und bei „schwingungsfähigen Lochplatten“ nach Glg. (18) bestimmen lassen, dann lautet die Rekursionsformel für die Impedanz einer mehrschichtigen Resonanzabsorber-Anordnung
allgemein:
Z m = Z m′ + Z Tm
(21)
mit
Z Tm
⎛ ωDm ⎞
⎟ Z m+1 + ρ 0 c0
− j cot ⎜⎜
c0 ⎟⎠
⎝
, m = 0 bis mges-1.
= ρ0c
⎛ ωDm ⎞
⎟⎟ + Z m+1
− jρ 0 c0 cot⎜⎜
c
⎝ 0 ⎠
(22)
Dabei bezeichnet mges die Anzahl der Schichten der Gesamtanordnung und Zm
die Eingangsimpedanz, mit der die (m-1)te Schicht abgeschlossen ist, Zm,ges die
Eingangsimpedanz des schallharten Abschlusses und Dm die Luftschichtdicke
der (m-1)ten Schicht.
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22
6.7
Nebeneinander liegende Absorberflächen
Die Berechnung der nebeneinander liegenden Absorberflächen erfolgt in Analogie zur Elektrotechnik. Zunächst wurde die Impedanz der jeweiligen
Absorberfläche einzeln ermittelt (Z1, Z2 mit entsprechenden Flächen von S1 und
S2). Die Gesamtimpedanz Z ergibt sich aus der akustischen Parallelschaltung
dieser beiden flächenbewerteten (σ1:σ2) Impedanzen gemäß Glg. (22).
Z1
S1
Z2
S2
Abb. 18:
Aufsicht eines nebeneinander liegenden Absorbers.
Z=
Z1 ⋅ Z 2
(1 − σ 1 ) Z 1 + σ 1Z 2
(23)
Mit σ1 = S1/(S1+S2), und σ2 = S2/(S1+S2) und σ1 + σ2 = 1
Durch Ausnutzung der nebeneinander liegenden Absorptionsflächen, wie Pforten oder Sockelstellen können die Absorptionsvermögen einer Lärmschutzwand
optimiert werden.
6.8
Rechenbeispiele und theoretische Optimierungen
Im nun folgenden Teil wird auf Grundlage der vorher beschrieben Theorie der
Schallabsorptionsgrad von den im Kapitel 6 dargestellten Ansätzen (Abb. 11
und Abb. 12) modelliert. Diese Modellierung wird anschließend im experimentellen Teil noch mit messtechnisch ermittelten Absorptionswerten bei senkrechtem Schalleinfall verglichen, weshalb bei der Modellierung nur solche Elemente
herangezogen wurden, die tatsächlich auf dem Markt zu haben sind.
Tabelle 6:
Materialparameter für die theoretische Modellierung
Bezeichnung
Material
LochLochLochE-Modul Dichte
Dicke
abstand durchmesser anteil
t [mm]
[MPa]
[kg/m³]
b [mm]
d [mm]
[%]
Gitter
Stahl
2
30 x 30
25
69.5
210000
7800
Makro
Acrylglas
5
10 x 10
8
50.2
3000
1150
ETFE
0.14
2x2
0.17
0.57
1200
1700
PC-Folie
PC
0.44
6x6
0.4
0.35
5500
1400
Folie (ungelocht)
PET
0.19
--
--
--
3800
1400
Wabenplatte
PET
1
1.8 x 1.8
0.25
1.5
3300
1300
ETFE-Folie
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23
PET1-Folie
PET
1.5
5x5
0.4
0.64
3300
1300
PET2-Folie
PET
0.65
1.8 x 1.8
0.4
3.88
3300
1300
Die gewählten Absorber sind in Tabelle 6
mit ihren wichtigsten Parametern für die Modellierung charakterisiert und
in Abb. 19 bildlich dargestellt:
Gitter
Makro
ETFE-Folie
PC-Folie
Folie (ungelocht)
Wabenplatte
PET1-Folie
PET2-Folie
Abb. 19:
Absorber für die Modellierung.
Die Bestimmung der Parameter erfolgte auf unterschiedliche Art und Weise. Die
Foliendicke wurde mittels Messschieber bestimmt und ist sehr genau definierbar. Bei den Lochabständen konnten die Herstellerangaben übernommen werden, da diese mit den messtechnisch ermittelten Werten exakt übereinstimmten. Die Lochdurchmesser wurden unter dem Mikroskop (Abb. 20) ermittelt
und weichen von den Herstellerangaben teils deutlich ab, sie sind im Allgemeinen kleiner als angegeben.
Bei der Betrachtung der mikroperforierten Folien unter dem Mikroskop fiel zudem auf, dass die Lochdurchmesser einer teils starken Streuung unterliegen,
speziell bei Folien die über mit heißen Nadeln bestückte Walzen mikroperforiert
werden. So wurden bei der ETFE-Folie Lochdurchmesser von 0.12 bis 0.19 mm
gemessen (für die Berechnung wurde unterm Mikroskop ein mittlerer Lochdurchmesser von 0.17 mm bestimmt).
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24
Abb. 20:
Mikroskopische Aufnahme der Löcher einer mikroperforierten Folie.
Zu erklären ist dies damit, dass sich der geschmolzene Kunststoff nach entfernen der heißen Nadel undefinierbar zusammen zieht und dabei nicht kreisförmige Lochgeometrien ausbildet. Diese Art des Einbringens der Löcher in die Folie verändert aber nicht nur den sich ausbildeten Lochdurchmesser, sondern
auch die Foliendicke im Bereich der Löcher, weil die Nadeln beim Durchdringen
und Schmelzen der Folie Kunststoff mitreißen, der nach Entfernung einen Grat
in Eindringrichtung entstehen lässt. Bei der ETFE-Folie, welche an den
ungelochten Stellen 0.1 mm stark ist, ergibt sich bei den Löchern eine Foliendicke (inkl. Grat) von 0.17 mm (Berechnung erfolgt mit t = 0.14 mm). Ähnlich
Probleme, jedoch nicht so stark ausgeprägt, sind auch bei der PET2-Folie anzutreffen. Für die Modellierung musste die Mündungskorrektur in Glg. 15 angepasst werden.
Im Fall der Folien (z.B. PC- oder PET1-Folie), die mittels Stanzung perforiert sind,
wiesen die geometrisch runden Lochdurchmesser Schwankungen in einer Größenordnung von 0.02 mm auf, bei jedoch deutlich größeren Lochdurchmessern. Ein Grat im Lochbereich bildet sich bei dieser Methode nicht aus.
Für die Modellierung wurden die allgemeinen Parameter (E-Modul, Dichte) der
Stoffe aus Kap. 11.1 gewählt. Gesondert wird hier auch, soweit es möglich
war, die Eigenschaften und das Verhalten des jeweiligen Materials für den
Außeneinsatz beleuchtet.
Eine typische Eigenschaft von Einzelresonatoren ist deren zwar hohe aber relativ
schmalbandige Absorption im Bereich der Resonanzfrequenz, insofern sind die
Anforderungen nach Tabelle 2 bzw. Tabelle 3 unerreichbar. Dies verdeutlicht
die Schallabsorption einer mikroperforierten PET-Folie (einlagig) mit 100 mm
(
) und 50 mm (
) Wandabstand (Bild 6), die als Helmholtz-Resonator
mit inhärenter Reibungsdämpfung wirkt. Die berechneten Kurven zeigen den
Abfall der Absorption beiderseits des Resonanzmaximums. Da in einem solchen
„Flächengebilde“ mit einem Perforationsgrad von > 1% die Hohlraumresonanzen offenbar gut angeregt werden, kann das Maximum der Absorption des
MPA mit wachsendem Wandabstand D zu tiefen Frequenzen verschoben werden.
Die in Bild 7 demonstrierten Absorptionsgrade von zwei weiteren mikroperforierten Folien, mit jeweils 10 cm Wandabstand, zeigen indes zwei völlig ver-
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25
schiedene Verläufe. Die PC-Folie mit ihrem Resonanzmaximum zwischen 300
und 400 Hz, ist hinsichtlich ihrer in Tabelle 6 definierten Folienparameter optimal ausgelegt. Im Gegensatz dazu, ist die PET2-Folie aufgrund ihres relativ großen Lochanteils von 3.9% unterdämpft. Der Realteil von Z/Z0 ist in diesem Fall
kleiner als 1. Eine Optimierung der Wirkung der PET2-Folie könnte erreicht
werden, wenn der Lochabstand auf 5 x 5 cm vergrößert würde (resultierender
Lochanteil 0.5%). Das dadurch entstandene Resonanzmaximum würde laut
Rechnung einen ähnlich Verlauf wie bei der PC-Folie aufweisen.
Durch ein weitmaschiges Stützgerüst können auch dünnere Folie in Form gehalten und so am Mitschwingen bei Frequenzen unterhalb des Resonanzmaximums gehindert werden. Das Mitschwingen der Folie bzw. Platte kann in Folge
des so genannten „Kurzschluss durch Schwingung des Luftpfropfens“ das Absorptionsverhalten des mikroperforierte Elementes verschlechtern. Ein Beispiel
hierfür ist in Bild 8 mittels einer 0.14 mm starken ETFE-Folie aufgezeigt. Es ist
erkennbar, dass die Fixierung der Folie auf das Gitter (
) im Gegensatz zur
unfixierten Folie (
) keinen entscheidenden Vorteil bringt. Die Abmessung
der einzelnen fixierten Folienelemente ist höchstwahrscheinlich noch zu groß.
Bei der Berechnung wurde eine Größe der durch die Verklebung resultierenden
Folienelemente von 25 x 25 mm zugrunde gelegt, welche der Lochgröße der
Abdeckung gleichkommt.
Erst beim Einsatz der Makro-Struktur als Stützgerüst (
) wird bei Frequenzen, welche unterhalb des Maximums liegen, eine deutlich Verbesserung (bei
250 Hz Absorptionsgraderhöhung von 0.4 Punkten) erreicht, ohne dabei jedoch
im Frequenzbereich oberhalb der Resonanzfrequenz Absorption einzubüßen.
Der MPA-Folienabsorber hat durch die Verklebung auf die Makro-Struktur erheblich an Breitbandigkeit gewonnen. Als Rechengrundlage wurde die Versteifung der Folie mit 6 x 6 mm angesetzt.
Eine breitbandigere Wirkung als mit einlagigen, durch ein Stützgerüst fixierten
mikroperforierten Folien ist mit weiteren, vor- bzw. nachgeschalteten Lochplatten oder -folien und entsprechenden ausgelegten Luftschichten möglich (Bild
9).
Hierbei ergänzen sich die jeweiligen Maxima der nacheinander geschalteten
MPA-Elemente. Dabei ist zu beachten, dass die Resonanzmaxima der Folien
nicht zu weit auseinander liegen, um eine breitbandige Wirkung zu erlangen.
Bei der zweilagigen Konstruktion aus Gitter mit ETFE-Folie und PC-Folie (
)
ist dies gut gelungen, das Resonanzmaximum der ETFE-Folie bei 1 kHz und das
der PC-Folie bei ca. 360 Hz sind deutlich zu erkennen. Bei der Wabenplatte
(
) wird zum einen das Maximum bei 1 800 Hz deutlich, was auf Grund der
geringen Luftschicht (1.8 cm) zwischen den beiden Folien bei sehr hohen Frequenzen anzutreffen ist und das der zweiten Folien bei etwa 360 Hz. Die sehr
breitbandige Form des Resonanzmaximums (auch im tiefen Frequenzbereich)
rührt daher, dass die Waben zwischen den Folien diese wie ein Stützgerüst fixieren und so am Mitschwingen hindern. Die Kassettierung der Folien wurde in
der Berechnung mit 0.6 x 0.6 mm bei quadratischer Geometrie angesetzt, die
tatsächliche Kassettierung weist eine runde Form mit einem Durchmesser von
0.7 mm auf.
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26
Bei der dreilagigen Konstruktion (
) wird der Einbruch zwischen den beiden
Absorptionsgradspitzen der Wabenplatte durch die vorgeschaltete ETFE-Folie
mit 3 cm Wandabstand kompensiert. Zu tiefen Frequenzen fällt sie minimal
schlechter aus, da die erste Schicht einen geringen Teil der auftreffenden
Schallenergie abschirmt (reflektiert).
Die Berechnungsergebnisse für die Ansätze mit verschiedenen MPA-Lagen in
einer Ebene, sowie für den Aufbau mit versetzten MPA-Lagen sind in Bild
10, Bild 11 dargestellt. In Bild 10 wurde das Flächenverhältnis der jeweiligen
MPA-Konstruktion mit 0,5 : 0,5 (σ1 : σ2) angesetzt, im Fall aus Bild 11 (
)
betrug es 0,83 : 0,17 (das verstehe ich nicht). Somit konnte die Impedanz mittels Glg. (23) bestimmt werden und der Absorptionsgrad anschließend über
Glg. (2) bestimmt werden.
In den Fällen laut Bild 10 ergänzen sich die beiden MPA-Lagen, insofern ihr Resonanzmaximum bei unterschiedlichen Frequenzen liegt, und erzielen dadurch
eine breitbandigere Wirkung als es der Fall ist, wären sie einzeln aufgebaut.
Die Kombination mit porösen Absorbern (Bild 11) führt zu einer Anhebung des
Absorptionsgrades durch die periodisch angeordneten Absorber. Somit entsteht
eine höhere Absorption, als das Flächenmittel vermuten lässt. Dieser Effekt ist
sowohl im kleinen Maßstab bei Impedanzrohrmessungen als auch bei großen
Proben im Hallraum nachweisbar.
Plattenschwinger eignen sich funktionsbedingt nur zur tieffrequenten Ergänzung von bereits mittel- und hochfrequent wirksamen Absorbern. Da die Frequenz der Biegeeigenschwingungen hauptsächlich von den seitlichen Abmessungen, der Randeinspannung und den elastischen Materialparametern abhängt (s. Glg. 11), reichen hierfür relativ geringe Bautiefen aus (Bild 12).
Im Kap. 11.2 sind für die Kombinationen Makro mit ETFE-Folie und Gitter mit
PC-Folie die berechneten Absorptionsverläufe in Abhängigkeit eines veränderten Parameters dargestellt. Dies soll den Einfluss der jeweiligen Parameter auf
den resultierenden Absorptionsgrad deutlich machen. In Kap. 11.3 ist die Wabenplatte mit unterschiedlich großen Wabendurchmessern abgebildet, um zu
zeigen, ob und wie sich eine Vergrößerung der Versteifungselemente auf die
sich ausbildende Folienschwingung auswirkt.
7
Experimentelle Untersuchung
Wie unter 2.2 erläutert, werden Lärmschutzwände durch das Schalldämm-Maß
und den Schallabsorptionsgrad gekennzeichnet. Die Anforderung an die Schalldämmung einer absorbierenden transparenten Lärmschutzwand ist leicht (z.B.
mit 25 mm dicken Acrylglas) umzusetzen. Deshalb lag die Konzentration darauf, eine transparente Struktur mit hohem Absorptionsvermögen zu realisieren. Messungen wurden im Impedanzrohr durchgeführt, um optimierte Strukturen zu selektieren. Ein Prototyp aus Kostengründen nicht transparent ausgeführt, der transparenten Absorberkonstruktion für die Lärmschutzwand wurde
aufgebaut, um den Absorptionsgrad im Hallraum für das diffuse Schallfeld, zu
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27
ermitteln. Die Einfügungsdämmung und zusätzliche Wirkung durch die absorptive Vorsatzschale der Wand wurde auch im Halbfreifeldraum getestet.
7.1
Senkrechter Schalleinfall
7.1.1
Messprinzip und -einrichtung
Der Reflexionsgrad bzw. die Wandimpedanz für senkrechten Schalleinfall wurde
im Kundt`schen Rohr, auch Impedanzrohr genannt, nach DIN EN ISO 10534
Akustik-Bestimmung des Schallabsorptionsgrades und der Impedanz in
Impedanzrohren mittels der „1-Mikrofon-FFT-Methode“ ermittelt. Abb. 21 veranschaulicht den Aufbau.
breitbandige Anregung
Mikrofon
ΔL
Lautsprecher
Mikrofon
schallharter
FFT
Abschluss
L
Absorberprobe
Abb. 21:
Aufbau und Messprinzip im Impedanzrohr.
Der Rohrquerschnitt des Impedanzrohres beträgt 0,2 x 0,2 m². Da der Messaufbau aus einem Set von vier Mikrofonen besteht, welche parallel zur Probenoberfläche angeordnet sind, ist es möglich, die ersten beiden Quermoden des
Messkanals auszublenden. Der daraus resultierende Messbereich liegt somit
zwischen 50 und 2 800 Hz, wobei unter 125 Hz die Messung hauptsächlich
durch die „Restabsorption“ des Rohres bestimmt ist.
7.1.2
Vergleich Messung – Rechnung
Die Messergebnisse sind nachfolgend in den Diagrammen als gepunktete Kurven dargestellt und zeigen den Schallabsorptionsgrad α0 im Frequenzbereich
zwischen 100 Hz und 2.5 kHz. In den Diagrammen ist weiterhin der berechnete
Absorptionsgrad (aus den Probenparametern resultierend, s. Kapitel 6) zum
Vergleich als Linie ausgewiesen.
Der Vergleich zwischen Messung und Rechnung bei senkrechtem Schalleinfall
zeigt im Allgemeinen eine gute Übereinstimmung. Trends sind eindeutig festzustellen, Resonanzmaxima können eindeutig ausgemacht werden. Die Messergebnisse der einlagigen MPA aus Bild 13 und Bild 14 lassen sich mittels theoretisch nahezu identisch nachbilden, selbst die Platteneigenschwingungen werden
wiedergegeben.
In Bild 14 wird zum Einen die optimale Abstimmung der PC-Folie (
, ),
hinsichtlich ihrer Folienparameter, deutlich ersichtlich, zum Anderen ist im Fall
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28
der PET2-Folie (
, ) die Überdämpfung des Absorbers mit ein paar kleinen
Abstrichen gut skizziert.
Auch im Fall der einlagigen Folie mit Stützgerüst (s. Bild 15) ist eine hervorragende Übereinstimmung vorhanden. Die Rechnung spiegelt im Fall des Gitters
als Fixierung (
, ) die daraus resultierende Folienschwingung bei ca.
860 Hz wieder. Bei der Wahl der Makro-Lochplatte als Stützgerüst (
, ) ist
keinerlei Folienschwingung mehr auszumachen, was auch die Messung wiedergibt.
Der Einbruch zwischen der Absorption der Lochplatte und dem schallharten,
abgeschlossen Luftvolumen bei ca. 1 750 Hz wird exakt abgebildet, ebenso
dass sich anschließend durch das rückwärtige Luftvolumen ausbildende Maximum bei etwa 2 kHz.
Bei der Nachbildung der zweilagigen mikroperforierten Folienkonstruktionen
(
, und
, ) in Bild 16 werden die sich ausbildenden Resonanzmaxima
gut widergespiegelt, der Einbruch zwischen ihnen wird jedoch etwas geringer
dargestellt, als es die Wirklichkeit zeigt. Wenn der Einbruch jedoch mittels einer
dritten MPA-Schicht kompensiert wird (
, ), so liefert die Rechnung eine
beachtbare Genauigkeit des Absorptionsgrades bis ca. 1.4 kHz.
Die Resultate bei den unterschiedlichen Folien in einer Ebene, sowie bei der versetzten Variante, sind ebenfalls überzeugend, wobei zu beachten ist, dass die
Sprünge des Absorptionsgrades zwischen 160 Hz und dem Resonanzmaximum
im Fall der unterschiedlichen Folie in einer Ebene (
, in Bild 17) daher
rühren, dass die Folien in der Mitte, beim Übergang von der einen auf die andere Folie, unzureichend auf dem Gitter zu fixieren waren und somit kleine Zwischenräume entstanden sein könnten. Die berechnete Darstellung gibt jedoch
auch in diesem Fall die Realität gut wieder. Der Absorptionsgrad für den Ansatz
mit der versetzten Folie (
, ) ist mittels Rechnung, bis auf das etwas geringer ausfallende Absorptionsmaximum, fast übereinstimmend möglich.
Bei der Variante mit porösen Zwischenelementen (Bild 18) (
, ) ist eine
Modellierung oberhalb von 500 Hz exakt möglich. Der Einbruch zwischen dem
Resonanzmaximum der ETFE-Folie und dem dahinter befindlich Absorptionsmaximum des schallhart abgeschlossenen Luftraumes (bei etwas unter 2 kHz) wird
durch das poröse Material (im Gegensatz zur Variante ohne in Bild 15
, )
deutlich abgemindert, was sowohl Rechnung also auch Messung belegen. Unterhalb von 500 Hz ist eine Modellierung unzureichend.
Der Ansatz mit der ungelochten Folie als zweiter Schicht hinter einer mikroperforierten Folie in Bild 19 (
, ) ist mit einer gewissen Vorsicht zu betrachten. Die nicht angepasste Struktur bringt einen großen Einbruch im Absorptionsspektrum mit sich, was Messung und Rechung gleichermaßen wiederspiegeln.
In diesem Zusammenhang sollte auch noch auf die große Abweichung unterhalb von 250 Hz hingewiesen werden – die teilweise bei vorangegangen Untersuchungen ebenfalls aufgetreten sind – welche aller Wahrscheinlichkeit nach
aus einer Unzulänglichkeit der Messbedingungen hervorgeht.
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29
7.2
Diffuser Schalleinfall
7.2.1
Messprinzip und -einrichtung
Zur Messung der Absorptionsgrade der verschiedenen Aufbauten bei diffusem
Schalleinfall wurden diese in Anlehnung an die DIN EN ISO 354 im Hallraum des
IBP positioniert. Die Raumbreite ist ca. 7,05 bis 7,75 m, Länge ca. 7,86 bis
8,46 m und Höhe ca. 5,92 bis 7,08 m. Das Raumvolumen beträgt 392 m³, siehe Abb. 22.
Abb. 22:
Hallraum am IBP.
7.2.2
Messergebnisse
In den anschließenden Untersuchungen hinsichtlich einer Erfüllung des
in Tabelle 2 aufgeführten Absorptionsgrades, als auch nach der Klassifikation
gemäß Tabelle 3, wurden verschiedene ein- und mehrlagige Konstruktionen im
Hallraum aufgebaut und untersucht. Der Aufbau der Proben erfolgte wie
in Abb. 23.
1.15 m
0.20 m
1.15 m
0.20 m
1.15 m
2.20 m
0.20 m
4.05 m
1. MPA-Absorber verklebt auf Stützgerüst
2. MPA-Absorber
0.10 m
28 mm starke MDF-Platte
4.05 m
Streifen aus porösem Absorber
(Pfostenanteil ca. 11%)
Abb. 23:
Probenaufbau im Hallraum.
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Die Rahmenhöhe betrug in allen gemessenen Konfigurationen 10 cm, so dass
bei geringeren Einbautenhöhen (z.B. einlagig 5 cm Wandabstand) vergleichbare
Effekte auftraten. Zwischen den einzelnen, kassettierten MPA-Elementen
(1.15 x 2.20 m) sind jeweils poröse Absorberstreifen angebracht (s. Abb. 24),
welche die aus statischen Gründen vorhandenen Pfosten einer Lärmschutzwand
simuliert, die generell nicht transparent ausgeführt werden können und somit
eine geeignete Fläche bilden, um mit porösen Absorbermaterial das Schallabsorptionsvermögen der Aufbauten zu optimieren. Bei der Messung mit freien
Pfosten wurden die MPA-Elemente nicht zusammengeschoben, sondern der frei
werdende Bereich zwischen ihnen blieb schallhart (s. Abb. 25), so dass auch in
diesem Fall ein Impedanzsprung zwischen den jeweiligen Elementen vorhanden
ist. Die Kassettierung der einzelnen MPA-Abschnitte bestand jedoch, wie im Fall
mit den ausgelegten Pfosten, weiterhin.
Abb. 24:
Hallraumaufbau mit Pfosten aus porösem Material.
Unter diesen Voraussetzungen wurden verschiedene ein-, zwei- und dreilagige
Strukturen im Hallraum samt Unterkonstruktion positioniert und geprüft. In jedem der folgenden fünf Aufbauten wurden mindestens zwei Ansätze miteinander kombiniert, wobei bei allen Proben der Ansatz H (s. Abb. 12), mit den
porös ausgelegten oder freien Pfosten zum Einsatz kam. Des Weiteren kommen
die Ansätze A, B und C (s. Abb. 11) in unterschiedlichen Kombinationen miteinander zur Anwendung. Die im Aufbau genutzten Ansätze sind jeweils in einem kleinen Bild rechts neben dem Diagramm mit dem Absorptionsgrad dargestellt. Der Aufbau des MPA-Elementes ist in einem Bildchen links oberhalb des
Diagramms dargestellt, die resultierende Draufsicht als Foto rechts daneben.
Abb. 25:
Hallraumaufbau mit freien (nicht ausgelegten) Pfosten.
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31
Des Weiteren ist in den Diagrammen als Orientierung die Anforderung der DBRichtlinie 800.2001 aus Tabelle 2 als gestrichelte Linie (
) dargestellt. Wird
diese Kurve als Absorptionsgrad in der Wirkungsbewertung nach DIN EN 1793
zugrunde gelegt, wäre der Einzahlwert DLa mit 7 dB als „absorbierend“ einzustufen, wobei zu beachten ist, dass für die Einstufung als „hoch absorbierend“,
d.h. DLa > 8 dB, nur noch geringfügig etwas mehr Absorption nötig ist. Dies
bedeutet, dass die MPA-Konstruktion annähernd an diese Forderung heranreichen muss, um in die Absorbergruppe A3 nach Tabelle 3 eingeordnet zu werden.
7.2.2.1 Einlagige Konstruktionen
Bei diffusem Schalleinfall verschiebt sich das Maximum der Absorption der Gitter ETFE-Folienkonstruktion im Gegensatz zur Impedanzrohrmessung (s. Bild
20, vgl. Bild 15) von 500 Hz auf 800 bis 1.25 kHz. Es erreicht nun zwar nicht
mehr den bestmöglichen Wert von 1, dafür fällt das Absorptionsspektrum insgesamt etwas breiter aus. Die Anforderung nach Tabelle 2 sind nur im Bereich
zwischen 250 und 1 000 Hz erfüllt, ab 1.25 kHz wird diese signifikant unterschritten. Der resultierende Einzahlwert ist mit 6 dB jedoch schon recht beachtlich für eine einlagige MPA-Struktur. Der Unterschied zwischen den mit porösem Absorber ausgelegten Pfosten und der freien, schallharten Variante ist signifikant, nahezu eine durchgängige Erhöhung des Absorptionsgrad um mehr
als 10% ist festzustellen. Die Rechnung bei diffusen Schalleinfall in Bild 21
spiegelt die Wirklichkeit, d.h. den Aufbau ETFE-Folie mit freien Pfosten zwischen den MPA-Elementen, gut wieder.
Der Absorptionsgrad des „Gitter PC-Folien“ - Aufbaues zeigt ähnliche Merkmale, hinsichtlich des Vergleiches Messung Impedanzrohr (s. Bild 14) und Hallraum
(Bild 22), wie die vorhergehenden einlagige Konstruktion. Die Forderung der
DB Richtlinie ( ) ist nicht erreichbar, der Einzahlwert DLa fällt mit 5 dB etwas
schwächer aus als im obigen Fall. Dies ist hauptsächlich auf die fehlende Absorption zurückzuführen (oberhalb von 2 kHz ca. 20% geringer als im vorigen
Fall). Die Effektivität des Absorberstreifens zwischen den mikroperforierten Absorberstreifen ist identisch.
7.2.2.2 Zweilagige Konstruktionen
Der Aufbau aus Bild 23 stellt eine Kombination der beiden vorangegangen einlagigen Konstruktionen dar. Das Maximum der ersten MPA-Lage befindet sich
zw. 1.2 und 1.6 kHz. Der Absorptionsmaximum der inneren MPA-Ebene wird
etwas zu tieferen Frequenzen angehoben (vgl. mit Bild 22). Das Ergebnis ist ein
sehr breitbandiger Absorber im Frequenzbereich zwischen 315 bis 2 500 Hz,
der bei ausgefüllten Pfosten die Anforderung nach Tabelle 2 fast gänzlich erfüllen kann und nach DIN EN 1793 mit DLa = 9 dB als „hoch absorbierend“ einzustufen ist. Auch im Fall einer zweilagigen MPA-Konstruktion bildet die Rechnung die Wirklichkeit, wie in Bild 24 dargestellt, gut wieder. Tendenzen, sind
ebenso wie in der Modellierung eines einlagigen MPA-Konstruktion (s. Bild 21),
eindeutig auszumachen.
Im Diffusschallfeld gleichen sich die Maxima und Einbrüche im Absorptionsspektrum durch den winkelabhängigen Schalleinfall im Vergleich zum senkrechten Schalleinfall (s. Bild 9) aus. Die beiden „Resonanzspitzen“ der ersten (mit
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32
1.8 cm Luftvolumen) und der zweiten Folie (mit 5 cm Wandabstand) gehen
förmlich ineinander über, d.h. der Einbruch zwischen ihnen ist annähernd verschwunden (s. Bild 25). Die daraus resultierende Breitbandigkeit zwischen 315
und 3 150 Hz ist exzellent, selbst die Anforderung nach der DB Richtlinie
800.2001 (s. Tabelle 2) stellt keine große Hürde dar (mit Ausnahme von 100 bis
160 Hz). Ohne porös ausgelegte Pfosten ist der Aufbau mit DLa = 8 dB als
„hoch absorbierend“ zu bewerten, wobei die Variante mit ausgefüllten Pfosten
zu bevorzugen ist.
7.2.2.3 Dreilagige Konstruktion
Der Absorptionsgrad dieses dreilagigen MPA-Absorbers, aus Bild 26, erfüllt
selbst höchste Ansprüche. Der bei der Wabenplatte noch vorhandene Einbruch
der Absorption bei 4 kHz (Vgl. Bild 25) ist durch die ETFE-Folie als Eingangsschicht kompensiert worden, es bildet sich, mit einer 10 cm Strukturtiefe, ein
Absorptionsmaximum über fast 4 Oktaven aus (315 bis 4 000 Hz). Der resultierende Einzahlenwert von DLa > 11 dB reicht an Konstruktionen aus porösem
Absorbermaterial gleicher Bautiefe heran. Die Forderung bezüglich Tabelle 2
werden durchgängig überschritten.
7.3
Untersuchung der Wirkung der Absorberauskleidung
7.3.1
Messprinzip und -einrichtung
In der VDI-Richtlinie 2720 "Schallschutz durch Abschirmung im Freien" [27]
wird bezüglich der Blockierung der Schallausbreitung das Abschirmmaß Dz definiert. Das bestimmte Abschirmmaß ist bei Einfachbeugung in der Regel nicht
größer als 20 dB. Des Weiteren wird bei der Berechnung angenommen, dass
nur ein pegelbestimmender Ausbreitungsweg von der Schallquelle zum Immissionsort vorhanden ist. Auch gilt die Berechnung nur, wenn das Luftschalldämmmaß des Schallschirmes groß gegenüber dem Abschirmmaß ist. Dies ist
jedoch bei Schallschirmen mit flächenbezogenen Massen von größer 10 kg/m2
(28 mm MDF-Platte oder 15 mm Acrylglas in etwa 16 kg/m2) erfüllt.
Abb. 26:
Grundriss und Foto des Halbfreifeldraumes am IBP.
Da es bereits zahlreiche Untersuchungen über die Abschirmungsmaß DZ gibt,
wurde in den anschließenden Untersuchungen ausschließlich auf die Wirkung
der absorbierenden Auskleidung Bezug genommen. Zur Untersuchung der Wirkung der Auskleidung der Lärmschutzwand wurde diese im Halbfreifeldraum
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(Modellraum) des IBP positioniert. Die Raumabmessungen innerhalb der Raumauskleidung sind 19,43 m x 5,25 m x 6,17 m, Das Raumvolumen beträgt 629
m³. Die Tiefe der absorbierenden Auskleidung ist 650 mm und die Grenzfrequenz für α ≥ 0,99 liegt bei 125 Hz, s. Abb. 26.
0.20 m
1.15 m
0.20 m
1.15 m
0.20 m
1.15 m
2.20 m
1.15 m
5.20 m
Streifen aus porösem Absorber
(Pfostenanteil ca. 11%)
Abb. 27:
Wandaufbau im Modellraum.
back
d
100 m
1 =wall
source
M7
d2 =test
50wall
mm
M1 M2
0.6 m 1 m 1 m 2 m
M3
M6
M4
4m
M5
4m
1.2 m 2.4 m
3.6 m
Zur Messung der Wirkung der Auskleidung der LSW wurde im Modellraum eine
Konstruktion von 5.20 m Breite und 2.20 m Höhe aufgebaut (s. Abb. 27). Die
Positionierung der Mess- und Quellenpositionen ist in Abb. 28 dargestellt. Der
Dodekaeder-Lautsprecher (Quelle) wurde einmal im Abstand von 3 m aufgestellt, was in etwa der Fahrbahnmitte einer einspurigen Straße entspricht, sowie
in 6 m Entfernung positioniert, dies kommt annähernd dem Mittelstreifen einer
Autobahn (zweispurig, ohne Standstreifen) gleich. Als Quellenhöhe wurde
0.6 m gewählt, welches ca. dem Emissionspunkt eines Kfz entspricht (RLS 90
nimmt 0.5 m an). Die Lärmschutzwand befindet sich zwischen der Quelle und
dem betrachten Immissionsbereich. Eine weitere Wandstruktur (Gegenwand)
simuliert eine gegenüberliegende Wand, die Anordnung stellt sozusagen einen
Straßenzug zwischen einem Lärmschutzwandaufbau dar. Der Messpunkt M1
diente als Referenzpunkt zur Beurteilung der Wirkung des Aufbaus, M2 zur Betrachtung der Wirkungsweise der Konstruktion zur Fahrbahnseite hin. Die
Messpositionen M3 bis M5 befanden sich in einer Höhe von 1.2 m, die Position
M6 in 2.4 m und M7 in 3.6 m, was in etwa dem ersten Stock eines Hauses
gleichkommt.
Abb. 28:
Messsituation im Modellraum.
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34
7.3.2
Ergebnisse
Um zu vergleichen, wie sich eine nichtabsorbierende Konstruktion im Gegensatz zu der MPA-Konstruktion (Abb. 29) verhält, wurde die LSW einmal mit der
MPA-Konstruktion ausgekleidet und die Schalldruckpegel an den 7 Messpunkten ermittelt. In der anderen Situation wurden jegliche Absorber von der Wand
entfernt und, wie in Abb. 28 zu erkennen ist, die schallharte Gegenwand parallel dazu positioniert. Dies soll einen Straßenzug darstellen, der auf beiden Seiten
von einer schallharten LSW „eingekapselt“ ist. Im Fall mit der MPAKonstruktion wurde angenommen, dass zwei absorbierende Wände aufgebaut
wurden, wobei die Gegenwand in diesem Fall durch die Absorberkeile (ohne
die Gegenwand in Abb. 28) des Modellraums ausgedrückt wird. Da die Absorptionsgrade einer MPA-Konstruktion nicht so gut (insbesondere im tiefen Frequenzbereich) wie die Keile sind, sind die Messungen bzw. die Aussage etwas
überschätzt. Wenn aber die Frequenzzusammensetzung eines mittleren Verkehrsgeräusches (A-bewertet) nach DIN EN 1793, aus welchen die Lj-Werte
in Bild 27 resultieren, berücksichtigt wird, ist es zu erkennen, dass tiefe Frequenzen eine relativ geringe Wichtung erfahren. Dieser Effekt kann ebenfall in
den geforderten Absorptionsgrad nach Tabelle 2 wiedererkannt werden. Unter
diesen Voraussetzungen können die Ergebnisse allemal als Orientierungswerte
benutzt werden.
Abb. 29:
Lärmschutzwand ohne (links) und mit MPA-Absorber (rechts).
Tabelle 7:
Wirkung verschiedener Auskleidungen von Lärmschutzwänden.
gemessene SPL [dB(A)]
Aufbau
A: schallharte Lärmschutzwand
und Gegenwand
B: Lärmschutzwand mit MPA Konstruktion, ohne Gegenwand
C: Lärmschutzwand mit MPA –
Konstruktion und Gegenwand
D: schallharte Lärmschutzwand;
ohne Gegenwand
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M1
94.7
M2
M3
93
M4
M5
M6
M7
72.1 68.2 66.8
69.8
71.8
93.9 91.3 69.8 65.3 62.5
62.3
63.9
94.3 91.5 71.7 67.6 66.1
68.5
70.5
93.9 92.1 70.0 65.4 62.8
62.6
64.6
Transparente schallabsorbierende Lärmschutzwände
35
Differenz zwischen: A – B
0.8
1.7
2.3
2.9
4.3
7.5
7.9
Differenz zwischen: A – C
0.4
1.5
0.4
0.6
0.7
1.3
1.3
Differenz zwischen: A – D
0.8
0.9
2.1
2.8
4.0
7.2
7.2
Differenz zwischen: C – B
0.4
0.2
1.9
2.3
3.6
6.2
6.6
Differenz zwischen: D – B
0.0
0.8
0.2
0.1
0.3
0.3
0.7
Gegenwand
A
LSW
Gegenwand
Quelle
Gegenwand
C
B
LSW
Quelle
LSW
Quelle
Gegenwand
D
LSW
Quelle
Abb. 30:
Aufbauten im Halbfreifeldraum.
Bei Betrachtung der ermittelten Pegeldifferenz zwischen A und B in Tabelle 7
ist erkennbar, dass sich die Wirkung des Absorbers vor der Lärmschutzwand
(M1 und M2) nur als sehr gering herausstellt (Pegeldifferenz um 2 dB(A)), bei
einer Berechnung der Grenzwerte für eine bestimmte Situation, wo Grenzwerte
einzuhalten sind, wäre eine derartige Minderung dennoch vorteilhaft. Es ist
zum Teil auf die Überlagerungen der Reflexionen (von der harten Wand und
Boden) zurückzuführen. Auch hinter der LSW (M3 und M4) ist eine kleine Verbesserung bezüglich der Wandkonstruktion ohne Absorber zu erkennen. Erst
ab Messpunkt M5 wird die Wirkung signifikant, nun werden Differenzen > 4
dB(A) erreicht. Dies ist damit zu erklären, dass in der Situation A die schallharte
Gegenwand den Schall reflektiert und ihn auf die Immissionsseite weiterleitet.
Dass dies erst ab Messpunkt M5 einen beträchtlichen Einfluss hat, ist damit zu
begründen, dass bei den beiden vorhergehenden Messpunkten die Abschattung durch die Wand noch zu groß ist. Die nochmalige Erhöhung des Pegels
von > 3 dB (von M5 zu M6/M7) resultiert daher, dass zwischen Messpunkt und
schallharter Rückwand nun teilweise eine direkte Sichtverbindung besteht,
demzufolge kann der reflektierte Schall ungehindert zum Messpunkt gelangen.
Aus den Aufbauten B und C wird ersichtlich, dass die Schirmwirkung durch die
schallreflektierende Gegenwand signifikant beeinflusst wird, d.h. durch sie
wird, infolge der Reflexionen, die erzielte Schirmung zu Nichte gemacht. Die
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36
Wirkung der LSW lässt in diesen Fall (Differenz C – B) um 2 bis 6 dB(A) auf der
Immissionsseite (M3 bis M7) nach. Daraus lässt sich schlussfolgern, dass die
LSW die zwischen Emissions- und Immissionspunkt steht nicht unbedingt
schallabsorbierend ausgekleidet sein muss, in dieser Situation ist es entscheidend, dass die gegenüberliegend LSW mit absorbierenden Material ausgekleidet ist um Reflexion über die LSW zu unterbinden (s. Differenz zwischen C – D
aus Tabelle 7).
8
Analyse und Beurteilung der gewählten Ansätze
8.1
Akustische Qualität
Mit den in Abb. 11 und Abb. 12 dargestellten Ansätzen kann eine absorbierende, transparente Struktur für Lärmschutzwände in unterschiedlichen Absorptionsstufen, nach Tabelle 3, erreicht werden:
Tabelle 8: Absorptionsgruppen nach ZTV-Lsw 06
Gruppe
A1
A2
A3
A4
Absorption DLa
nicht absorbierend
absorbierend
hoch absorbierend
MPA-Strukturen
existiert (ohne Absorber)
einlagige MPA-Struktur
zwei-lagige MPA-Struktur
drei-lagige MPA-Struktur
Ansätze in Abschnitt 5
A bzw. C
B, bzw. C
A+B+H, bzw. D
Der Ansatz C ist in allen Strukturen notwendig, um ein Mitschwingen der Folie
als Ganzes zu verhindern.
Die theoretische Modellierung kommt, wie in Abschnitt 6 dargestellt, mit ein
paar Abstrichen, gut an die messtechnisch bestimmten Absorptionsgrade für
senkrechten Schalleinfall heran. Die Genauigkeit der Modellierung ist dabei im
Wesentlichen nur von der Exaktheit der bestimmten Eingangsparameter (Lochdurchmesser, Foliendicke, etc.) der jeweiligen Folie, den Randbedingungen der
Befestigung und der Justierung im Impedanzrohr abhängig.
Die Anforderung der ZTV-Lsw 06 bzw. DIN EN 1793 als „hoch absorbierend“ ist
mittels verschiedener MPA-Konstruktionen möglich. Notwendig ist hierfür ein
zweilagiger MPA-Aufbau (Ansatz B aus Abb. 11), wobei die Folien mittels einer
Makroperforation (Ansatz C aus Abb. 11) in Form gehalten werden. Des Weiteren ist eine Belegung der LSW-Pfosten mit nicht transparentem, porösem
Absorbermaterial sinnvoll (Ansatz H aus Abb. 12), um eine Verbesserung hinsichtlich Breitbandigkeit und Absorptionsmaximum zu erreichen. Die möglichen
Konfigurationen, die in Frage kommen, sind in den Bild 23 bis Bild 26 ausgewiesen. Mittels einlagiger Konstruktion, wie in den Bild 20 und Bild 22 dargestellt, ist nur ein Einzahlwert von maximal 6 dB möglich; das ist „absorbierend“
nach Tabelle 3.
Die aus integraler Sicht bevorzugte Konstruktion ist die Wabenplatte (Bild 25);
auch wenn die Kombination von Gitter mit ETFE-Folie samt Wabenplatte (Bild
26) eine noch effektivere Lösung darstellt. Denn die dünne ETFE-Folie ist sehr
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37
anfällig für Schmutz und Vandalismus, auch wenn sie durch das Makrostützgerüst geschützt wird.
Um den Gesamtaufbau noch beständiger gegen Verwitterung zu gestalten und
auch dem Aspekt der Nachhaltigkeit Rechnung zu tragen, könnte anstelle des
porösen Schaumstoffes Basotect® als Pfostenmaterial der aus Altglas hergestellte Blähglas-Absorber Reapor® (entweder 10 cm stark oder 5 cm mit 5cm
Wandabstand) eingesetzt werden. Damit werden ähnlich gute Ergebnisse realisiert. Dies sollte allerdings mittels einer Messung noch verifiziert werden. Neben
dem ökologischen Aspekt weist Reapor® wegen seiner stabilen Struktur noch
den Vorteil einer bessern Haltbarkeit gegen jegliche Umwelteinflüsse auf. Bei
Eindringen von Wasser in den Blähglas-Absorber wird seine Wirkung zwar beeinträchtigt, wie bei anderen porösen Absorbern auch, wenn die Feuchtigkeit
jedoch verdunstet ist, nimmt das Absorptionsvermögen, im Gegensatz zu herkömmlichen porösen Absorber, wieder seinen ursprünglichen Wert an.
8.2
Beurteilung hinsichtlich realer Verkehrssituationen
Die von einem Kfz abgestrahlte Schallleistung hängt von seiner Art und Konstruktion, der Motordrehzahl und der Fahrgeschwindigkeit sowie der Beschaffenheit von Bereifung und Fahrbahnoberfläche ab. Die Schallemission wird
durch die Antriebsgeräusche, das Reifenrollgeräusch und aerodynamische
Luftverwirbelungen verursacht.
Die Antriebsgeräusche, hierunter fallen alle Geräusche die von Motor, Hilfsaggregaten, Kraftübertragung, Auspuff und Ansaugung ausgehen, überwiegen
hauptsächlich bei schweren Nutzfahrzeugen. Bei Pkw bestimmen sie die erzeugte Schallleistung nur beim Anfahren und Beschleunigen, sowie beim Fahren mit niedrigen Geschwindigkeiten. Schon bei unbeschleunigter und niedertouriger Fahrweise innerorts überwiegt das Rollgeräusch. Strömungs- oder
Windgeräusche tragen erst oberhalb von Geschwindigkeiten größer 120 km/h
merklich zum Pegel bei. Die entstehenden Wirbelablösungen weisen jedoch ein
eher breitbandiges Spektrum (ähnlich einem Rauschen) auf.
Um nun eine Aussage darüber zu treffen, wie sich das zu erwartende Verkehrslärmspektrum darstellt, muss zwischen zwei Situationen differenziert werden:
Fahrt mit geringer Geschwindigkeit (v <= 50 km/h) und vielen Beschleunigungsphasen im innerstädtischen Verkehr und Fahrt auf Bundesstraßen und
Autobahnen mit hohen Geschwindigkeiten. Im innerstädtischen Bereich treten
vor allem die Antriebsgeräusche in den Vordergrund, welche sich im tiefen Frequenzbereich zwischen 80 und 200 Hz bei Pkw`s und bei Lkw`s zwischen 31.5
und 400 Hz bewegen. Bei Lastkraftwagen kommt noch ein viel höherer Gesamtpegel als bei Personenkraftwagen hinzu (s. Bild 29, Bild 30, ΔL > 9 dB(A);
bedeutet, dass 1 Lkw soviel Lärm wie 8 Pkw`s „produziert“). Auf Autobahnen
ist das Reifenrollgeräusch dominant (s. Bild 31). Pkws weisen ein Maximum
zwischen 800 und 1 600 Hz und Lkw zwischen 500 und 2 000 Hz auf. Der Gesamtpegel liegt jetzt, beim Vergleich Pkw und Lkw auf der Autobahn, jedoch
nicht mehr soweit auseinander wie im vorhergehenden Sachverhalt (s. Bild
29, Bild 30 ΔL > 3.5 dB (A)). Auch bei Betrachtung der Spektren ist ersichtlich,
dass die Pegeldifferenz ΔL je Terz nicht mehr so groß ist wie im niedrigen Geschwindigkeitsbereich. Ferner ist erkennbar, dass sich auf der Autobahn eine
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38
Überlappung von Pkw- und Lkw-Spektrum ab 1.25 kHz ergibt, weil das ReifenFahrbahn-Spektrum in beiden Fällen fast identisch ist (s. Bild 31) und in dieser
Situation, wie oben bemerkt, überwiegt.
Auf Grundlage dieser beiden Betrachtungsfälle (es sollten allerdings weitere
Spektren herangezogen werden), ist es eventuell zweckmäßig, den Absorptionsgrad von Lärmschutzwänden im Frequenzbereich 400 bis 800 Hz etwas anzuheben, um die oben genannten Einflüsse (hinsichtlich Spektrum Stadtstraße
bzw. Autobahn) besser im Einzahlwert zu berücksichtigen. Die untersuchten
Absorberstrukturen für absorbierende, transparente LSW in Bild 23, Bild 25
und Bild 26 besitzen im Frequenzbereich von 250 Hz bis 2 000 Hz ein höheres
Absorptionsvermögen, als es nach Tabelle 2 nötig wäre, sie passen so zum
„Lärmspektrum“. Eine Anpassung der Absorberkonstruktion für den innerstädtischen Verkehr im tieffrequenten Bereich < 315 Hz ist nur durch größere Einbautiefen oder Einbringen von Plattenschwingern möglich.
9
Zusammenfassung und Ausblick
Die theoretische Modellierung funktioniert für alle hier untersuchten Konfigurationen ausreichend gut. Die Qualität der Rechenergebnisse ist hautsächlich von
der Güte der Eingangsparameter abhängig. Trends können eindeutig identifiziert werden. Somit kann eine Beurteilung der Wirkung für den Aufbau als
Absorberschicht vor einer transparenten Lärmschutzwand berechnet werden.
Absorbierende nicht transparente Pfosten können den Schallabsorptionsgrad
der transparenten Lärmschutzwände deutlich verbessern. Um auch diesen Fall
zu simulieren, sollten noch weitere Untersuchungen durchgeführt werden.
Die experimentellen Untersuchungen der geeigneten transparenten Ansätze im
Hallraum – für den praktischen Einsatz sind dies die maßgeblichen Ergebnisse –
ergab, dass die Anforderungen nach ZTV-Lsw 06 bzw. DIN EN 1793 erfüllt werden. Auch für den Einsatz an Eisenbahntrassen sind die gezeigten Konstruktion
einsatzfähig. Sie erfüllen größtenteils die Forderungen der DB Richtlinie
800.2001. Die erzielte Wirkung der ausgewählten Konstruktionen reicht beinahe an die vollflächig poröser Absorber gleicher Bautiefe heran. Jedoch müssen
die Folien dabei mittels einer engmaschigen Versteifung ausgesteift werden, um
ein Mitschwingen zu verhindern.
Hinsichtlich der Haltbarkeit für den Außeneinsatz müssten noch genauere Untersuchungen in Angriff genommen werden. Hierbei muss vor allem die Verwitterung, Verschmutzung mit Partikeln (Staub, Gummiabrieb, Salz) und Chemikalien (Öle, Kraftstoff, etc.) untersucht werden. Auch die Standfestigkeit einer
MPA-Konstruktion (z.B. unter Windlast) bedarf noch einer genauern Betrachtung. Zu diesem Zwecke sollte ein Gesamtaufbau als Prototyp konzipiert werden, der die notwendige Bedingung hinsichtlich Absorption und Transparenz
erfüllt. Dieser könnte an einer Teststrecke und/oder unter Laborbedingungen
diesen Tests unterzogen werden. Erste einfache Versuche bei Einwirkung von
Wasser, Schlamm und Schnee sind Kap. 11.4 dokumentiert.
Als wirksame Schutzmaßnahme gegen den „Vogeltod“ haben sich engmaschige Muster auf Scheiben herausgestellt, welche die transparenten Elemente für
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Transparente schallabsorbierende Lärmschutzwände
39
Vögel sichtbar machen, siehe auch 11.5. Im Fall der mit einer MPAKonstruktion versehenen transparenten LSW, könnte man gegebenenfalls auf
eine derartige Lösung verzichten. Denn die transparenten Wabenplatten habe
eine periodisch sichtbare Struktur. Diese Vermutung muss aber erst experimentell mit Vögeln bestätigt werden.
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40
10
Literatur
[1]
Antrag auf Zuwendung „Transparente schallabsorbierende Lärmschutzwände“, BW-Plus Programm.
[2]
Netzinfrastruktur Technik entwerfen; Lärmschutzanlagen an Eisenbahnstrecken. Richtlinie Nr. 800.2001 der Deutsche Bahn AG, 2000.
[3]
Zusätzliche Technische Vorschriften und Richtlinien für die Ausführung
von Lärmschutzwänden an Straßen Ausgabe 2006 (ZTV-Lsw 06).
[4]
DIN EN ISO 140 - Messung der Schalldämmung in Gebäuden und von
Bauteilen.
[5]
DIN EN 20354 - Messung der Schallabsorption im Hallraum.
[6]
ISO CD 10534 - Determination of sound absorption coefficient and impedance in impedance tubes.
[7]
DIN 67507 - Lichttransmissionsgrade, Strahlungstransmissionsgrade und
Gesamtenergiedurchlassgrade von Verglasungen.
[8]
Maysenhölder, W.: LAYERS - ein Werkzeug zur Untersuchung der Schalldämmung von Platten aus homogenen anisotropen Schichten. IBPMitteilung 26 (1999), Nr. 347.
[9]
Gödeke, H.; Fuchs, H.V.: Reapor - Sintered open-pore glass as a highstrength sound absorber. Glastechnische Berichte 71 (1998), H. 9, S. 282284.
[10] R. Kohlhauer GmbH, Gaggenau.
[11] Guo, J.; Pan, J.; Bao, L.: Actively Created Quiet Zones by Multiple Control
Sources in Free Space. Journal of the Acoustical Society of America 101
(1997) 3, 1492-1502.
[12] US 3819010 - Sound-absorbing wedge.
[13] US 4477505 - Stucture for absorbing acoustic and other wave energy.
[14] Mechel, F.P.: Schallabsorber, Bd. I,II. S. Hirzel Verlag Stuttgart, 1989,
1995.
[15] Schmidt, H.: Schalltechnisches Taschenbuch. VDI-Verlag Düsseldorf,
1976.
[16] CH 612237 - Schallabsorber.
[17] Leistner, P; Fuchs, H.V.: Schlitzförmige Schallabsorber. Erscheint in Bauphysik 23 (2001), H. 6.
[18] Maa, D.-Y.: Microperforated panel wideband absorbers. Noise Control
Engineering Journal 29 (1987), H. 3, S. 77-84.
[19] DE 4315759 - Schallabsorbierendes Glas- oder transparentes Kunstglasbauteil.
[20] DE 4437196 - Schallabsorbierendes Glas- oder transparentes Kunstglasbauteil.
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Transparente schallabsorbierende Lärmschutzwände
41
[21] EP 1146178 - Wide spectrum sound absorption building element for
walls, floors and ceilings.
[22] DE 4408782 - Folien-Schallabsorber.
[23] Hunecke, J.: Akustische Eigenschaften einer transparenten mikroperforierten Vorsatzschale zur Verbesserung der Schalldämpfung, -dämmung und
-streuung von Außenbauteilen aus Glas. Interner Bericht des FraunhoferInstituts für Bauphysik B-TA 4/1996
[24] Zhou, X., Heinz, R.: Vereinfachte Rechenverfahren für einfache und geschichtete Resonanzabsorber. Interner Bericht des Fraunhofer Instituts
[25] Ford, R. D.; McCormick, M. A.: Panel Sound Absorbers. J. Sound Vib.10
(1969), S. 411423.
[26] Heckl, M.; Müller, H. A.: Taschenbuch der technischen Akustik, Berlin:
Springer, 1994.
[27] VDI-Richtlinie 2720 "Schallschutz durch Abschirmung im Freien"
[28] Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft: Handbuch Umgebungslärm Minderung und Ruhevorsorge,
Wien (2007).
[29] Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V.: Vogeltod an Glasflächen.
[30] Biber, Jean-Pierre (Bureau NATCONS): Transparente Schallschutzwände
an Strassen und
Vogelschlag. Basel.
[31] Buer, F.; Regner, M.: Mit „Spinnennetz-Effekt“ und UV-Absorbern gegen
den Vogeltod
an transparenten und spiegelnden Scheiben Zeitschrift für Vogelkunde und Naturschutz in Hessen. Vogel und
Umwelt 13: S. 31 – 41 (2002)
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70
Schalldämm-Maß R [dB]
60
50
40
30
Forderung
20
Acrylglas (Bsp.)
Verbundglas (Bsp.)
10
Isolierglas (Bsp.)
0
125
250
1000
500
2000
Frequenz [Hz]
4000
Bild 1 :
Berechnete und gemessene Schalldämmung transparenter, schalldämmender
Wandkonstruktionen in Abhängigkeit von der Frequenz (Acrylglas 25 mm dick,
28 kg/m²; Verbundglas 80 mm dick, 19 kg/m²; Isolierglas zweischalig, 2 x 4 mm
dick, 12 mm Abstand).
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43
1,2
Schallabsorptionsgrad αs
1,0
0,8
0,6
Forderung
0,4
Absorberkeile
0,2
0,0
d1 = 100 mm
Absorberfläche 1
d2 = 50 mm
Absorberfläche 2
125
250
1000 2000
500
Frequenz [Hz]
4000
Bild 2 :
Gemessene Schallabsorption der Absorberkeile sowie von ebenen
Absorberflächen (offenzelliger Schaum mit der Bautiefe d1 = 100 mm, und d2 =
50 mm) nach Abb. 3 in Abhängigkeit von der Frequenz.
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1,2
Schallabsorptionsgrad αs
1,0
0,8
0,6
0,4
Forderung
0,2
0,0
Haufwerk (REAPOR)
125
250
1000 2000
500
Frequenz [Hz]
4000
Bild 3 :
Gemessene Schallabsorption einer 50 mm dicken Schicht aus REAPOR
nach Abb. 6 (gesintertes Glasgranulat) in Abhängigkeit von der Frequenz;
Strömungswiderstand 11 kPa s/m², Dichte 275 Kg/m³.
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1,2
Forderung
Gewebeabsorber 1
Gewebeabsorber 2
Schallabsorptionsgrad αs
1,0
0,8
0,6
0,4
0,2
0,0
125
250
1000 2000
500
Frequenz [Hz]
4000
Bild 4 :
Berechnete Schallabsorption einer einzelnen Gewebelage mit 50 mm (1) und
100 mm (2) dicker, kassettierter rückseitiger Luftschicht in Abhängigkeit von
der Frequenz; Strömungswiderstand 280 kPa s/m².
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46
1.2
Schallabsorptionsgrad
s
1.0
0.8
0.6
0.4
Forderung
0.2
Folienabsorber, mehrlagig
0.0
125
250
1000 2000
500
Frequenz [Hz]
4000
Bild 5
Gemessene Schallabsorption eines mehrlagigen Folienabsorbers nach Abb. 10
mit dazwischen liegenden Luftfedern und Wandabstand in Abhängigkeit von
der Frequenz.
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Schallabsorptionsgrad α0
1.0
0.8
0.6
0.4
0.2
0
125
250
500
1000
2000
4000
Frequenz [Hz]
PET1-Folie 5 cm Wandabstand (rech)
PET1-Folie 10 cm Wandabstand (rech)
Bild 6 :
Berechneter Absorptionsgrad der PET1-Folie mit unterschiedlichem Wandabstand.
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48
Schallabsorptionsgrad α0
1.0
0.8
0.6
0.4
0.2
0
125
250
500
1000
2000
4000
Frequenz [Hz]
PC-Folie mit 10 cm Wandabstand (rech)
PET2-Folie 10 cm Wandabstand (rech)
Bild 7 :
Berechneter Absorptionsgrad von einlagigen MPA-Konstruktionen.
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Schallabsorptionsgrad α0
1.0
0.8
0.6
0.4
0.2
0
125
250
500
1000
2000
4000
Frequenz [Hz]
ETFE-Folie 10 cm Wandabstand (rech)
Gitter mit ETFE-Folie verklebt 10 cm Wandabstand (rech)
Makro mit ETFE-Folie verklebt 10 cm Wandabstand (rech)
Bild 8 :
Berechneter Absorptionsgrad bei Konfigurationen ohne und mit zwei verschiedenen Abdeckungen.
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50
Schallabsorptionsgrad α0
1.0
0.8
0.6
0.4
0.2
0
125
250
500
1000
2000
4000
Frequenz [Hz]
Gitter mit ETFE-Folie 5 cm Luft, PC-Folie 5 cm Wandabstand (rech)
Wabenplatte (ca. 2 cm dick) 8 cm Wandabstand (rech)
Makro mit ETFE-Folie 3 cm Luft, Wabenplatte 5 cm Wandabstand (rech)
Bild 9 :
Berechneter Absorptionsgrad mehrlagiger MPA-Konstruktionen.
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Schallabsorptionsgrad α0
1.0
0.8
0.6
0.4
0.2
0
125
250
500
1000
2000
4000
Frequenz [Hz]
Gitter ETFE-Folie und PC-Folie in einer Ebene mit 10 cm Wandabstand (rech)
Makro ETFE-Folie mit 5 und 10 cm Wandabstand versetzt (rech)
Bild 10 :
Berechneter Absorptionsgrad von zwei verschiedenen MPA-Folien in einer
Ebene (D,
)oder versetzt (E,
).
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Schallabsorptionsgrad α0
1.0
0.8
0.6
0.4
0.2
0
125
250
500
1000
2000
4000
Frequenz [Hz]
Gitter ETFE-Folie 10 cm Wandabstand mit Streifen porösem Material (ca. 17 %)
Bild 11 :
Berechneter Absorptionsgrad von einer MPA-Folie mit Streifen aus porösem
Material.
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Schallabsorptionsgrad α0
1.0
0.8
0.6
0.4
0.2
0
125
250
500
1000
2000
4000
Frequenz [Hz]
Gitter mit ETFE-Folie 5 cm Luft, Folie (ungelocht) 5cm Wandabstand (rech)
Bild 12 :
Berechneter Absorptionsgrad einer MPA-Folie mit nachgeschalteten Plattenschwinger.
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Schallabsorptionsgrad α0
1.0
0.8
0.6
0.4
0.2
0
125
250
500
1000
2000
4000
Frequenz [Hz]
PET1-Folie 5 cm Wandabstand (rech)
PET1-Folie 10 cm Wandabstand (rech)
PET1-Folie 5 cm Wandabstand
PET1-Folie 10 cm Wandabstand
Bild 13 :
Vergleich Messung - Rechnung: Einlagiger MPA-Absorber mit 5 und 10 cm
Wandabstand.
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Schallabsorptionsgrad α0
1.0
0.8
0.6
0.4
0.2
0
125
250
500
1000
2000
4000
Frequenz [Hz]
PC-Folie mit 10 cm Wandabstand (rech)
MPA-Folie 10 cm Wandabstand (rech)
PC-Folie 10 cm Wandabstand
MPA-Folie 10 cm Wandabstand
Bild 14 :
Vergleich Messung – Rechnung: Einlagige MPA-Absorber (angepasst und überdämpft).
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Schallabsorptionsgrad α0
1.0
0.8
0.6
0.4
0.2
0
125
250
500
1000
2000
4000
Frequenz [Hz]
ETFE-Folie 10 cm Wandabstand (rech)
Gitter mit ETFE-Folie verklebt 10 cm Wandabstand (rech)
Makro mit ETFE-Folie verklebt 10 cm Wandabstand (rech)
ETFE-Folie 10 cm Wandabstand
Gitter mit ETFE-Folie 10 cm Wandabstand
Makro mit ETFE-Folie 10 cm Wandabstand
Bild 15 :
Vergleich Messung – Rechnung: Dünne ETFE-Folie ohne und mit zwei verschiedenen Stützgerüsten.
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Schallabsorptionsgrad α0
1.0
0.8
0.6
0.4
0.2
0
125
250
500
1000
2000
4000
Frequenz [Hz]
Gitter mit ETFE-Folie 5 cm Luft, PC-Folie 5 cm Wandabstand (rech)
Wabenplatte (ca. 2 cm dick) 8 cm Wandabstand (rech)
Makro mit ETFE-Folie 3 cm Luft, Wabenplatte 5 cm Wandabstand (rech)
Gitter mit ETFE-Folie 5 cm Luft, PC-Folie 5 cm Wandabstand
Wabenplatte (ca. 2 cm dick) 8 cm Wandabstand
Makro mit ETFE-Folie 3 cm Luft, Wabenplatte 5 cm Wandabstand
Bild 16 :
Vergleich Messung – Rechnung: Mehrschichtige MPA-Konstruktionen.
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Transparente schallabsorbierende Lärmschutzwände
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Schallabsorptionsgrad α0
1.0
0.8
0.6
0.4
0.2
0
125
250
500
1000
2000
4000
Frequenz [Hz]
Gitter ETFE-Folie und PC-Folie in einer Ebene mit 10 cm Wandabstand (rech)
Makro ETFE-Folie mit 5 und 10 cm Wandabstand versetzt (rech)
Gitter ETFE-Folie und PC-Folie in einer Ebene mit 10 cm Wandabstand
Makro ETFE-Folie mit 5 und 10 cm Wandabstand versetzt
Bild 17 :
Vergleich Messung – Rechnung: Nebeneinander liegende Flächen aus
einschichtigen, mikroperforierten Folien.
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Transparente schallabsorbierende Lärmschutzwände
59
Schallabsorptionsgrad α0
1.0
0.8
0.6
0.4
0.2
0
125
250
500
1000
2000
4000
Frequenz [Hz]
Gitter ETFE-Folie 10 cm mit Streifen porösem Material (ca. 17 %) (rech)
Gitter ETFE-Folie 10 cm Wandabstand mit Streifen porösem Material (ca. 17 %)
Bild 18 :
Vergleich Messung – Rechnung: MPA-Folie mit Streifen aus porösem Material.
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Transparente schallabsorbierende Lärmschutzwände
60
Schallabsorptionsgrad α0
1.0
0.8
0.6
0.4
0.2
0
125
250
500
1000
2000
4000
Frequenz [Hz]
Gitter mit ETFE-Folie 5 cm Luft, Folie (ungelocht) 5cm Wandabstand (rech)
Gitter mit ETFE-Folie 5 cm Luft, Folie (ungelocht) 5cm Wandabstand
Bild 19 :
Vergleich Messung – Rechnung: Zweischichtige Struktur aus MPA-Folie mit Plattenschwinger.
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61
Gitter mit ETFE-Folie verklebt
10 cm Luft
schallharter Abschluss
1.2
Absorptionsgrad αs
1.0
0.8
0.6
0.4
0.2
0
125
250
500
1k
Frequenz [Hz]
2k
4k
Gitter-mit EFTE-Folie 10cm Wandabstand (Pfosten frei) [DLa=4dB]
Gitter mit ETFE-Folie 10cm Wandabstand plus poröse Pfosten [DLa=6dB]
Forderung DB Richtlinie 800.2001
Bild 20 :
Absorptionsgrad einer dünnen mikroperforierten Folie mit Stützgerüst.
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Transparente schallabsorbierende Lärmschutzwände
62
1.2
Absorptionsgrad αs
1.0
0.8
0.6
0.4
0.2
0
125
250
500
1k
Frequenz [Hz]
2k
4k
Gitter mit ETFE-Folie10cm Wandabstand [DLa=4dB]
Rechnung ETFE-Folie diffus
Bild 21 :
Vergleich Messung – Rechnung eines einlagigen MPA-Aufbaus in Bild 20.
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Transparente schallabsorbierende Lärmschutzwände
63
Gitter mit PC-Folie verklebt
5 cm Luft
schallharter Abschluss
1.2
Absorptionsgrad αs
1.0
0.8
0.6
0.4
0.2
0
125
250
500
1k
Frequenz [Hz]
2k
4k
Gitter mit PC-Folie 5 cm Wandabstand (Pfosten frei) [DLa=3dB]
Gitter mit PC-Folie 5 cm Wandabstand plus poröse Pfosten [DLa=5dB]
Forderung DB Richtlinie 800.2001
Bild 22 :
Absorptionsgrad einer 0.44 mm starken PC-Folie mit Stützgerüst.
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Transparente schallabsorbierende Lärmschutzwände
64
Gitter mit ETFE-Folie verklebt
5 cm Luft
Gitter mit PC-Folie verklebt
5 cm Luft
schallharter Abschluss
1.2
Absorptionsgrad αs
1.0
0.8
0.6
0.4
0.2
0
125
250
500
1k
Frequenz [Hz]
2k
4k
Gitter ETFE-Folie 5cm Luft, Gitter mit PC-Folie 5cm Wandabstand (Pfosten frei) [DLa=6dB]
Gitter ETFE-Folie 5cm Luft, Gitter mit PC-Folie 5cm Wandabstand plus poröse Pfosten [DLa=9dB]
Forderung DB Richtlinie 800.2001
Bild 23 :
Absorptionsgrad einer zweilagigen MPA-Konstruktion.
Fraunhofer-Institut für Bauphysik
Transparente schallabsorbierende Lärmschutzwände
65
1.2
Absorptionsgrad αs
1.0
0.8
0.6
0.4
0.2
0
125
250
500
1k
Frequenz [Hz]
2k
4k
Gitter mit ETFE-Folie 5cm Luft, PC-Folie 5cm Wandabstand [DLa=6dB]
Rechnung ETFE- und PC-Folie diffus (mit Folienschwingung)
Bild 24 :
Vergleich Messung – Rechnung eines zweilagigen MPA-Aufbaus in Bild 23.
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Transparente schallabsorbierende Lärmschutzwände
66
Wabenplatte (1.8 cm dick)
5 cm Luft
schallharter Abschluss
1.2
Absorptionsgrad α s
1.0
0.8
0.6
0.4
0.2
0
125
250
500
1k
Frequenz [Hz]
2k
4k
1.8 cm dicke Wabenplatte mit 5 cm Wandabstand (Pfosten frei) [DLa=8dB]
1.8 cm dicke Wabenplatte mit 5 cm Wandabstand plus poröse Pfosten [DLa=11dB]
Forderung DB Richtlinie 800.2001
Bild 25 :
Absorptionsgrad der Wabenplatte.
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Transparente schallabsorbierende Lärmschutzwände
67
Gitter mit ETFE-Folie verklebt
3 cm Luft
Wabenplatte (1.8 cm dick)
5 cm Luft
schallharter Abschluss
1.2
Absorptionsgrad αs
1.0
0.8
0.6
0.4
0.2
0
125
250
500
1k
Frequenz [Hz]
2k
4k
Gitter ETFE-Folie 3 cm Luft, Wabenplatte 5 cm Wandabstand (Pfosten frei) [DLa=9dB]
Gitter ETFE-Folie 3 cm Luft, Wabenplatte 5 cm Wandabstand plus poröse Pfosten [DLa= >11dB]
Forderung DB Richtlinie 800.2001
Bild 26 :
Absorptionsgrad einer dreilagigen MPA-Konstruktion.
Fraunhofer-Institut für Bauphysik
Transparente schallabsorbierende Lärmschutzwände
68
-25
Lj-Wert [dB]
-20
-15
-10
-5
0
125
250
500
1k
Frequenz [Hz]
2k
4k
Lj-Werte nach DIN EN 1793
Bild 27 :
Lj-Werte-Kurve, resultierend aus der Frequenzzusammensetzung eines mittleren
Verkehrsgeräusches (A-bewertet) nach IN EN 1793.
Fraunhofer-Institut für Bauphysik
Transparente schallabsorbierende Lärmschutzwände
69
Schallabsorptionsgrad α0
1.0
0.8
0.6
0.4
0.2
0
125
250
500
1000
Frequenz [Hz]
2000
4000
rechnerischer Absorptionsgrad für einen dreilagigen MPA
(t1=2mm, b1=2x2mm, d1=0.45mm, D1=25mm;
t2=2mm, b2=2.5x2.5mm, d2=0.45mm, D2=30mm;
t3=2mm, b3=4x4mm, d3=0.45mm, D3=45mm)
Wabenplatte (rech)
Bild 28 :
Beispiel für eine mögliche dreilagige MPA-Konstruktion (rechnerisch).
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Transparente schallabsorbierende Lärmschutzwände
70
90
85
L in dB
80
75
70
65
60
55
50
125
250
500
1k
Frequenz [Hz]
2k
4k
Spektrum Pkw-vorbeifahrt auf Stadtstraße in Ingolstadt (v=53.3 km/h, L= 70.7 dB(A))
Spektrum Lkw-vorbeifahrt auf Stadtstraße in Ingolstadt (v=49.6 km/h, L= 80 dB(A))
Quelle: Bayrisches Landesamt für Umwelt, Schallpegelmessungen in Ingolstadt (2006)
Bild 29 :
Spektrum einer Pkw- und Lkw-Vorbeifahrt auf Stadtstraße.
Fraunhofer-Institut für Bauphysik
Transparente schallabsorbierende Lärmschutzwände
71
90
85
L in dB
80
75
70
65
60
55
50
125
250
500
1k
Frequenz [Hz]
2k
4k
Spektrum Pkw-vorbeifahrt auf Autobahn bei Echingen (v=122.3 km/h, L= 83.5 dB(A))
Spektrum Lkw-vorbeifahrt auf Autobahn bei Echingen (v=86.7 km/h, L= 87.1 dB(A))
Quelle: Bayrisches Landesamt für Umwelt, Schalltechnische Untersuchungen an der A9 (2006)
Bild 30 :
Spektrum einer Pkw- und Lkw-Vorbeifahrt auf Autobahn.
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72
85
80
L in dB (A)
75
70
65
60
55
50
45
125
250
500
1k
Frequenz [Hz]
2k
4k
Spektrum Reifen-Fahrbahn Pkw auf Autobahn
Spektrum Reifen-Fahrbahn LKW auf Autobahn
Quelle: Steven, TÜV Nord 2005
Bild 31 :
Spektrale Zusammensetzung des Reifen-Fahrbahn-Geräusch bei fahrt auf einer
Autobahn, in Abhängigkeit von der Fahrzeugklasse.
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73
11
Anlagen
11.1
Transparente Materialen für den Außeneinsatz
11.1.1 Acrylglas
Strukturformel:
[- CH2 – C(CH3)(COOCH3) -]n
Name:
Polymethylmethacrylat
Andere Namen:
PMMA, Acrylglas, Plexiglas
CAS-Nummer:
9011-14-7
Monomer:
Methylmethacrylat ( C5H8O2 [100,117 g/mol] )
Eigenschaften:
Aggregatzustand:
fest
Dichte:
1190 kg/m3
E-Modul:
2700–3200 MPa
Zugfestigkeit:
73 MPa
Wärmeleitfähigkeit:
0,19 W/(m K)
Brechzahl:
1,492 (Mineralglas: 1,45–1,9)
PMMA ist hart und steif, weist gute Zug-, Druck- und Biegefestigkeit auf. Günstig ist die für einen Kunststoff geringe Kratzempfindlichkeit. Es ist absolut farblos und von hoher Lichtdurchlässigkeit (transmittiert Licht besser als Glas). Beim
Außeneinsatz ist es bestens licht-, alterungs- und witterungsbeständig - kein
Vergilben! Des Weiteren ist es beständig gegen Säuren und Laugen mittlerer
Konzentration, sowie gegen Benzin und Öl. Brennt nach dem Anzünden weiter, nach DIN 4102 ist es meist (wenn eine Prüfung durchgeführt wurde) als
normal entflammbar (Baustoffklasse B2) eingestuft. Die Verbindung einzelner
Elemente ist mittels Kleben oder Schweißen möglich.
11.1.2 ETFE
Im dauerhaften Außeneinsatz werden nur Folien auf Fluorkunststoffbasis erfolgreich verwendet. Diese hochwertigen Folien, beispielsweise aus ETFE, werden extrudiert, um eine hohe Qualität und eine gleichmäßige Materialdicke zu
erreichen. Auch eine höchstmögliche Transparenz wird durch dieses Verfahren
sichergestellt.
Strukturformel:
[- CH2 – CH2 – CF2 – CF2 -]n
Name:
Ethylen-Tetrafluorethylen
Art des Polymers:
Copolymer
Monomer:
Ethen ( C2H4 [28,05 g/mol] )
Tetrafluorethylen ( C2F4 [100,02 g/mol] )
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74
Eigenschaften:
Aggregatzustand:
fest
Dichte:
1700 kg/m3
E-Modul:
1170-1380 MPa
Zugfestigkeit:
37,9-48,3 MPa
Dehnung:
250-350 %
Wärmeleitfähigkeit:
0,24 W/(m K)
ETFE hat exzellente mechanische Eigenschaften, Härte und Reißfestigkeit kombiniert mit der chemischen Beständigkeit und den elektrischen und thermalen
Eigenschaften anderer Fluorkunststoffe. Es ist besonders beständig gegen Angriffe aller aggressiven Chemikalien und Säuren, erlaubt somit den Einsatz in
einem aggressiven Umweltmilieu. Über die mechanischen Eigenschaften hinaus
bietet ETFE eine hervorragende Abriebfestigkeit und Steifheit. Durch seine glatte, antiadhäsive (nichthaftende) Oberfläche ist die Folie selbstreinigend. Im Gegensatz zu Glas und anderen transparenten Folien- und Plattenmaterialien ist
ETFE auch durchlässig für UV-Licht (UV-A bis UV-C). Nach heutigen Erkenntnissen hat ETFE eine Lebensdauer von über 25 Jahren, ohne irgendwelche Änderungen der optischen und mechanischen Eigenschaften.
11.1.3 Polycarbonat
Strukturformel:
[- C(CH3)2 – C6H4 – O – CO – O – C6H4 -]n
Eigenschaften:
Dichte:
1200 bis 1240 kg/m³
E-Modul:
2200 bis 2400 MPa
Zugfestigkeit:
60 MPa
Dehnung:
80 %
Wärmeleitfähigkeit:
0,21 W/K m
Brechzahl n:
1,58 - 1,6
Lichtdurchlässigkeit:
Unterhalb 400 nm Wellenlänge hohe Absorption (UV-undurchlässig aufgrund
der aromatischer C-Ringe)
Transparenz im sichtbaren Bereich:
80-90%
Oberhalb 1400 nm Abfall der IR-Durchlässigkeit (auf ca. 30% bei 2400nm).
PC ist glasklar mit stark glänzender, extrem schlagfester Oberfläche. Es ist beständig gegen Witterungseinflüsse und energiereiche Strahlung (UV) und eignet sich deshalb auch für Außenanwendungen. Nachteilig an PC ist seine begrenzte Beständigkeit gegen Chemikalien, sowie Lösungsmittel, starke Säuren
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75
und Laugen und viele Kohlenwasserstoffe (Aceton, Benzol, Toluol, Methanol).
Der Kunststoff ist schwer entflammbar, d.h. bei Entzündung brennt er rußend
unter Bläschenbildung, nach Entfernen der Zündquelle verlöscht Polycarbonat
sofort.
11.1.4 PET
Strukturformel:
[-O – CO – C6H4 – CO – O – CH2 – CH2 -]n
Name:
Polyethylenterephthalat
CAS-Nummer:
25038-59-9
Monomer:
Ethylenterephthalat ( C5H8O2 [100,117 g/mol] )
Eigenschaften:
Dichte:
1300 bis 1400 kg/m³
E-Modul:
2800 bis 3800 MPa
Dehnung:
70 %
Wärmeleitfähigkeit:
0,15 – 0,4 W/K m
Brechzahl n:
1,58 - 1,64
PET ist ein teilkristalliner thermoplastischer Polyester mit äußerst geringer
Feuchtigkeitsaufnahme und hervorragenden Zeitstandverhalten. Er zeichnet
sich durch hohe Härte, Zugfestigkeit und Steifigkeit aus. Hinsichtlich der Verwendung und der Haltbarkeit von PET im Außenbereich liegen keinerlei Erfahrungswerte vor, da PET hauptsächlich als Verpackungsmaterial in der Lebensmittelindustrie Anwendung findet. Es wird auch als Präzisionselement im Maschinenbau (z.B. als Lager, Zahnrad, Dichtring) verwendet, da es mechanisch,
thermisch und chemisch sehr beständig ist, was bei einem Außeneinsatz von
Nutzen wäre. Nur bezüglich der UV-Beständigkeit sind Abstriche zu machen.
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76
11.2
Veränderung des Absorptionsgrad bei Modifikation eines Eingangsparameters
Als Beispiel ist der berechnete Absorptionsgrad bei senkrechtem Schalleinfall
für die Konfigurationen Makro mit ETFE-Folie und Gitter mit PC-Folie angeführt, die hier für benötigten Modellierungsparameter sind am jeweiligen Diagramm ausgewiesen. Die ursprüngliche Variante (aus den Parametern in Tabelle
6 resultierend) ist für beide Fällen im Diagramm jeweils als grüne, durchgezogene Kurve (
) abgebildet. Die Veränderung des Parameters geschah durch
Verdoppelung bzw. Halbierung des ursprünglichen Wertes, um den Einfluss des
jeweiligen Parameters auf das sich aufbildende Resonanzmaximum darzulegen.
11.2.1 Makro mit ETFE-Folie:
Schallabsorptionsgrad α0
1.0
0.8
0.6
0.4
0.2
0
125
250
500
1000
2000
4000
Frequenz [Hz]
Wandabstand 40cm (rech)
Wandabstand 20 cm (rech)
Wandabstand 10 cm (rech)
Wandabstand 5 cm (rech)
Wandabstand 2.5 cm (rech)
Rechenparameter:
t = 0.14 mm; b = 2 x 2 mm; d = 0.17 mm; D = s. Legende Diagramm
Bild 32 :
Variation des Wandabstandes der Makro mit ETFE-Folie – Konstruktion.
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77
Schallabsorptionsgrad α0
1.0
0.8
0.6
0.4
0.2
0
125
250
500
1000
2000
4000
Frequenz [Hz]
Foliendicke
Foliendicke
Foliendicke
Foliendicke
Foliendicke
0.56 mm
0.28 mm
0.14 mm
0.07 mm
0.035 mm
Rechenparameter:
t = s. Legende Diagramm; b = 2 x 2 mm; d = 0.17 mm; D = 100 mm
Bild 33 :
Variation Foliedicke der Makro mit ETFE-Folie – Konstruktion.
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78
Schallabsorptionsgrad α0
1.0
0.8
0.6
0.4
0.2
0
125
250
500
1000
2000
4000
Frequenz [Hz]
Lochabstand 8x8 mm
Lochabstand 4x4 mm
Lochabstand 2x2 mm
Lochabstand 1x1 mm
Lochabstand 0.5x0.5 mm
Rechenparameter:
t = 0.14 mm; b = s. Legende Diagramm; d = 0.17 mm; D = 100 mm
Bild 34 :
Variation des Lochabstandes der Makro mit ETFE-Folie – Konstruktion.
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79
Schallabsorptionsgrad α0
1.0
0.8
0.6
0.4
0.2
0
125
250
500
1000
2000
4000
Frequenz [Hz]
Lochdurchmesser 0.7mm
Lochdurchmesser 0.34 mm
Lochdurchmesser 0.17 mm
Lochdurchmesser 0.09 mm
Lochdurchmesser 0.05 mm
Rechenparameter:
t = 0.14 mm; b = 2 x 2 mm; d = s. Legende Diagramm; D = 100 mm
Bild 35 :
Variation des Lochdurchmessers der Makro mit ETFE-Folie – Konstruktion.
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Schallabsorptionsgrad α0
1.0
0.8
0.6
0.4
0.2
0
125
250
500
1000
2000
4000
Frequenz [Hz]
Kassettierung 24 mm
Kassettierung 12 mm
Kassettierung 6 mm
Kassettierung 3 mm
Kassettierung 1.5 mm
Rechenparameter:
t = 0.14 mm; b = 2 x 2 mm; d = 0.17 mm; D = 100 mm
Bild 36 :
Variation Kassettierung der Makro mit ETFE-Folie – Konstruktion.
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11.2.2 Gitter mit PC-Folie
Schallabsorptionsgrad α0
1.0
0.8
0.6
0.4
0.2
0
125
250
500
1000
2000
4000
Frequenz [Hz]
Wandabstand 40 cm
Wandabstand 20 cm
Wandabstand 10 cm
Wandabstand 5 cm
Wandabstand 2.5 cm
Rechenparameter:
t = 0.44 mm; b = 6 x 6 mm; d = 0.4 mm; D = s. Legende Diagramm
Bild 37 :
Variation des Wandabstandes der Gitter mit PC-Folie – Konstruktion.
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Schallabsorptionsgrad α0
1.0
0.8
0.6
0.4
0.2
0
125
250
500
1000
2000
4000
Frequenz [Hz]
Foliendicke 1.8 mm
Foliendicke 0.9 mm
Foliendicke 0.44 mm
Foliendicke 0.2 mm
Foliendicke 0.1 mm
Rechenparameter:
t = s. Legende Diagramm; b = 6 x 6 mm; d = 0.4 mm; D = 100 mm
Bild 38 :
Variation Foliendicke der Gitter mit PC-Folie – Konstruktion.
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Schallabsorptionsgrad α0
1.0
0.8
0.6
0.4
0.2
0
125
250
500
1000
2000
4000
Frequenz [Hz]
Lochabstand 24x24 mm
Lochabstand 12x12 mm
Lochabstand 6x6 mm
Lochabstand 3x3 mm
Lochabstand 1.5x1.5 mm
Rechenparameter:
t = 0.44 mm; b = s. Legende Diagramm; d = 0.4 mm; D = 100 mm
Bild 39 :
Variation des Lochabstandes der Gitter mit PC-Folie – Konstruktion.
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Schallabsorptionsgrad α0
1.0
0.8
0.6
0.4
0.2
0
125
250
500
1000
2000
4000
Frequenz [Hz]
Lochdurchmesser 1.6 mm
Lochdurchmesser 0.8 mm
Lochdurchmesser 0.4 mm
Lochdurchmesser 0.2 mm
Lochdurchmesser 0.1 mm
Rechenparameter:
t = 0.44 mm; b = 6 x 6 mm; d = s. Legende Diagramm; D = 100 mm
Bild 40 :
Variation des Lochdurchmessers der Gitter mit PC-Folie – Konstruktion.
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85
Schallabsorptionsgrad α0
1.0
0.8
0.6
0.4
0.2
0
125
250
500
1000
2000
4000
Frequenz [Hz]
Kassettierung 100 mm
Kassettierung 50mm
Kassettierung 25 mm
Kassettierung 12.5 mm
Kassettierung 6 mm
Rechenparameter:
t = 0.44 mm; b = 6 x 6 mm; d = 0.4 mm; D = 100 mm
Bild 41 :
Variation Kassettierung der Gitter mit PC-Folie – Konstruktion.
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86
11.3
Wabenplatte mit vergrößertem Wabendurchmesser
Schallabsorptionsgrad α0
1.0
0.8
0.6
0.4
0.2
0
125
250
500
1000
2000
4000
Frequenz [Hz]
Wabenplatte mit 6x6 mm Kassettierung
Wabenplatte mit 12x12 mm Kassettierung
Wabenplatte mit 24x24 mm Kassettierung
Wabenplatte mit 48x48 mm Kassettierung
Wabenplatte mit 96x96 mm Kassettierung
Rechenparameter:
t1,2 = 1 mm; b1,2 = 1.8 x 1.8 mm; d1,2 = 0,25 mm; D1 = 18 mm; D2 = 80 mm
Bild 42 :
Einfluss der Wabengröße auf den Absorptionsgrad bei der Wabenplatte.
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11.4
Veränderung der Absorptionswirkung unter dem Einfluss von Wasser, Schlamm
und Schnee
Um den Einfluss von Umwelteinwirkungen auf des Absorptionsvermögen von
MPA-Elementen zu verdeutlichen, wurden einfache Laboruntersuchungen
durchgeführt. In diesem Zusammenhang wurden ausgewählte MPA-Proben mit
Wasser oder Schlamm versehen und um im Impedanzrohr die Auswirkung auf
den Absorptionsgrad bei senkrechten Schalleinfall zu untersuchen.
Es ist fest zustellen, dass das Absorptionsvermögen durch das einwirken von
Wasser etwas abnimmt, bei Verschmutzung der Probe mit Schlamm ist signifikanter Rückgang ersichtlich (s. Bild 43, Bild 44). Dies ist darauf zurückzuführen, dass sich die Löcher der MPA-Elemente zusetzen und in folge dessen der
Perforationsgrad abnimmt, was eine Verschiebung des Resonanzmaximums zu
tieferen Frequenzen zufolge hat. Durch Schlamm setzen sich die Löcher, auf
Grund der Schmutzpartikel, stärker zu, was eine stärker Verschiebung zur Folge
hat.
Schallabsorptionsgrad α0
1.0
0.8
0.6
0.4
0.2
0
125
250
500
1000
2000
4000
Frequenz [Hz]
Probe ETFE-Folie mit Makro, 10 cm Wandabstand
Probe ETFE-Folie mit Makro, mit Wasser, 10 cm Wandabstand
Probe ETFE-Folie mit Makro, mit Schlamm, 10 cm Wandabstand
Bild 43 :
Veränderung des Absorptionsvermögens der ETFE-Folie auf Makro fixiert unter
Einwirkung von Wasser und Schlamm.
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Schallabsorptionsgrad α0
1.0
0.8
0.6
0.4
0.2
0
125
250
500
1000
2000
4000
Frequenz [Hz]
Probe PET1, 10 cm Wandabstand
Probe PET1mit Wasser, 10 cm Wandabstand
Probe PET1mit Schlamm, 10 cm Wandabstand
Bild 44 :
Veränderung des Absorptionsvermögens bei der PET1-Folie unter Einwirkung
von Wasser und Schlamm.
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89
Durch eine Schneeschicht vor einer MPA-Probe, wird wie in Bild 45 dargestellt,
das Absorptionsvermögen positiv beeinflusst, indem der Schnee als poröser Absorber bei hohen, und die mikroperforierte Konstruktion bei tiefen Frequenz
wirkt.
Schallabsorptionsgrad α0
1.0
0.8
0.6
0.4
0.2
0
125
250
500
1000
2000
4000
Frequenz [Hz]
Probe mit 10 cm Wandabstand
5 cm Schnee, Probe mit 10 cm Wandabstand
Bild 45 :
Einfluss einer Schneeschicht (5 cm) vor einer MPA-Probe auf das Absorptionsvermögen.
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11.5
Maßnahmen zum Schutz gegen Vogeltod
Gefahr Nr. 1: Durchsicht
Vögel können Glas nicht als Hindernis erkennen, sie nehmen lediglich die Landschaft dahinter wahr und versuchen, diese durch die Scheibe hindurch zu erreichen.
Gefahr Nr. 2: Spiegelung
Himmel und Bäume die sich in Scheiben spiegeln, täuschen Vögeln die Illusion
einer Landschaft vor. Beim Anflug dieser „Landschaft“ prallen sie dann gegen
das Glas.
Glas/Kunststoff und Vogelschutz sind kein Widerspruch
Die Verwendung von Glas und Vogelschutz sind vereinbar. Es gibt experimentell
belegte Methoden, wie Glasflächen für Vögel entschärft werden können, s. [28]
bis [31]:
1. Beschränkung der transparenten Flächen auf das notwendige Maß.
2. Der Einsatz von verspiegeltem Glas ist zu vermeiden. Man sollte überlegen,
ob in Teilbereichen Milchglas, mattes oder farbiges Glas verbaut werden
kann.
3. Muster auf Scheiben machen diese für Vögel sichtbar. Die besten Ergebnisse
liefern hierbei senkrechte/waagerechte weiße oder reflektierende Streifen
(20 mm breit, 100 mm Abstand oder 10 mm breit, 50 mm Abstand). Auch
Karos, Punktreihen oder Spinnenmuster helfen – wichtig ist hierbei, dass die
Abstände der Markierungen unter 100 mm bleiben.
Bild 46 :
Wirksame Vogelschutzdekore (Farbe Schwarz nur zur Darstellung)
Von Links nach Rechts:
Streifen 10 mm breit, 50 mm Abstand;
Quadrate 20 x 20 mm groß, 20 mm Abstand;
Punkte Ø 40 mm, Abstand zwischen den Mittelpunkten 100 mm
4. Greifvogelsilhouetten werden von Vögeln nicht als Feindbild wahrgenommen, weil sie sich nicht bewegen. Vögel sehen somit nur das Hindernis und
prallen daneben an die Scheibe. Maßgeblich sind auch hierbei allein die Abstände der Aufkleber untereinander (< 100 mm).
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91
5. Vermeidung von schwarzen Motiven, weil sich die Glasscheibe unterschiedlich erwärmt und somit reißen kann. Des Weiteren sind schwarze Motive in
der Dämmerung für Vögel schwer erkennbar, weshalb Aufkleber in weißer
oder roter Reflexionsfolie zu verwenden sind.
6. Vögel haben die Fähigkeit, im Gegensatz zu uns Menschen, UV-Licht zu sehen (Spinnennetz-Effekt). Diese Fähigkeit kann genutzt werden, indem man
neu entwickeltes Isolierglas verwendet, welches mittels einer Beschichtung
UV-Licht auf der Scheibe für Vögel sichtbar macht (bei weitestgehender
Transparenz für das menschliche Auge).Des Weiteren könnten Vogelschutz Folien, -Lotionen, UV-Einlagen in Kunststoffscheiben integrieren werden, um
dieses Problem auch hier in Angriff zu nehmen.
7. Nach außen geneigte Flächen sind eine wirkungsvolle Maßnahme, um zu
verhindern, dass Vögel in eine Glasfront fliegen. Allerdings muss der Winkel
mind. 20° betragen. Noch wirkungsvoller sind nach außen geneigte Flächen,
die einen Winkel bis 40° aufweisen.
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