- AHK Korea

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- AHK Korea
Nr. 43 I Februar 2013
KORUM
Korea I Unternehmen I Märkte
www.kgcci.com I www.osec.ch
Firmengründung
Kompakt
Nationale
Investitionsförderung
Recht
Kartellverfahrensrecht
Konjunktur
Großunternehmen
in Korea
Kommentar
Firmengründung
Trotz anhaltender Weltwirtschaftskriese war 2012 ein gutes Jahr für die deutsche Wirtschaft in Korea. Die koreanischen Importe aus
Deutschland konnten im Vergleich zu 2011 um 4% zulegen und lagen damit bei 17,6 Milliarden USD. Vor allem Elektronikprodukte, chemische Erzeugnisse sowie Fahrzeuge und Fahrzeugteile konnten bis zu zweistellige Zuwachsraten verzeichnen. Den größten Anteil deutscher Exporte nach Korea macht nach wie vor der Maschinenbau aus. Dieser büßte jedoch in 2012 rund 7% im Vergleich zum Vorjahr ein.
Die koreanischen Exporte fielen 2012 nicht ganz so positiv aus. Die schwierige Konjunktur in Europa hat den Export nach Deutschland und
in andere europäische Länder zurückgehen lassen. Besonders stark spürte die koreanische Schiffbaubranche aber auch die Elektronik- und
Stahlindustrie die Auswirkungen der schwächelnden Weltwirtschaft. Hier ging der Export bis zu 30% zurück. Aktuelle Prognosen für 2013
geben aber Grund zur Hoffnung auf eine Erholung der Märkte und des Außenhandels.
Nach Einschätzungen von Germany Trade & Invest bestehen 2013 vor allem in der Automobil-, Medizintechnik- und Lebensmittelbranchen
sowie bei Anlagen für die Energieerzeugung große Potentiale für deutsche Unternehmen in Korea. Es gibt also überzeugende Gründe, auch
für Neueinsteiger, 2013 nach Korea zu kommen. Wir haben deshalb die erste KORUM Ausgabe in diesem Jahr dem Thema „Firmengründung
in Korea“ gewidmet. Wir freuen uns auf ein erfolgreiches Jahr 2013 zusammen mit unseren Mitgliedern und Kunden.
AHK Korea
Company establishment
Despite the ongoing world economic crisis, 2012 was a good year for German companies in Korea. Korean imports from Germany sum up
to 17.6 billion USD and could thereby increase by 4% compared to 2011. Especially electronic products, chemicals as well as cars and cars
parts have seen up to double-digit growth rates. The biggest proportion of German exports to Korea is still held by mechanical engineering.
Nevertheless, it decreased by 7% in 2012 compared to the previous year.
Korean exports did not develop so positively in 2012. Difficult business conditions in Europe affected the exports to Germany and other
European countries. Particularly the Korean shipbuilding industry but also the electronic and steel industry felt the impact on the weakening global economy. Exports went down by up to 30%. Nonetheless, forecasts for 2013 encourage hopes for a recovery of the markets and
the external trade balance.
According to forecast by Germany Trade & Invest for 2013 especially the automobile, electronic, medical equipment and the food industry
offer great potentials for Germany companies in Korea. Accordingly, there are reasonable and convincing grounds, also for newcomers, to
enter the Korean market. That is why we dedicated the first issue of KORUM in 2013 to the topic “Company establishment in Korea“. We are
looking forward to a successful 2013 together with our member and clients.
KGCCI Team
KORUM Nr. 43 | Februar 2013 3
KGCCI Exhibition and
Business Delegation Support
Local expertise and support is the key to success for international exhibitors at trade fairs and
business delegations. KGCCI provides that expertise to its clients:
Exhibition Support for German and Korean Companies
• Organization of booth set-up and promotion activities
• Local support for a professional presentation at trade fairs in Korea and Germany
Business Delegations
• Arrangement of complete business trips to Germany and Korea
• Organization of events, seminars, business matchmaking and other networking
opportunities
With over 30 years of experience, KGCCI is your first partner in international trade fair and business
delegation consulting.
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Trade Service Division
Tel.: +82-2-37804-600
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www.kgcci.com
KORUM
Firmengründung
Korea I Unternehmen I Märkte
6 Kompakt
Kommentar
Firmengründung
3
Kompakt Nationale Investitionsförderung
6
Investitionsklima und -risiken
8
Das koreanische Mietsystem
11
Sirona Dental Korea - eine rasante Eroberung
14
Looking back at the first year in Korea
15
Erfahrungen zum volatilen koreanischen Markt
16
17 Konjunktur
Konjunktur Große Unternehmensgruppen dominieren koreas Wirtschaft Die koreanische Regierung setzt seit einigen Jahren verstärkt auf ausländische Direktinvestitionen zur Stärkung der nationalen Wirtschaft.
Ausländische Firmen profitieren dabei von Subventionen, Steuererleichterungen und speziellen Sonderwirtschaftszonen.
17
Kontrakte Rechtsverfolgung von Kartellen
20
Korea webt Netz an Freihandelsabkommen
immer engmaschiger
22
Der rapide wirtschaftliche Aufstieg Südkoreas ist zu großen Teilen der
starken Unternehmenskonzentration zu verdanken. Die Marktmacht der
Großkonzerne führt aber immer mehr auch zu unfairen Wettbewerbsbedingungen. KORUM – Schweizer Seiten Joya Schuhe AG setzt auf Produktions-
standort Korea
24
20 Kontrakte
Kontakte News and People
26
New Members
27
Contacts
28
Upcoming
28
Korea Life
Spieglein, Spieglein an der Wand
29
Kartellbehörden sind heute weltweit vernetzt. Rechtsverstöße werden
so nicht nur im Heimatland sondern in allen betroffenen Ländern verfolgt.
KORUM Nr. 43 | Februar 2013 5
Kompakt
Nationale Investitionsförderung
Vielzahl von Sonderwirtschaftszonen
Frank Robaschik
Korea is an industrialized country with solid economic growth. The government tries
to attract foreign direct investments especially in areas that support the development
of the national economy. To reach these goals it uses instruments like the creation of
special economic zones, the granting of tax advantages, rent subsidies as well as direct
grants.
Allgemeine Fördermaßnahmen
In Korea gibt es zahlreiche regionale Programme, die mit einer Vielzahl steuerlicher
und anderer Erleichterungen ausländische
Investoren anlocken, gleichzeitig aber auch
einen Beitrag zur Entwicklung bestimmter
Gebiete leisten sollen. Korea fördert bereits
seit den 70er-Jahren ausländische Direktinvestitionen (FDI) im eigenen Land. In den 15
Jahren seit der Finanzkrise Ende der 90erJahre haben sich diese Bemühungen noch
verstärkt.
Steuervergünstigungen für ausländische
Investoren konzentrieren sich auf die Sonderwirtschaftzonen. Darüber hinaus können
die Investoren Subventionen bei der Miete von bis zu 100% erhalten (Details siehe
Abschnitt Sonderwirtschaftszonen).
Als ausländische Investition eingebrachte
Kapitalgüter können unter bestimmten
Bedingungen innerhalb von fünf Jahren ab
der Anmeldung der Investition aus dem Aus-
6
KORUM Nr. 43 | Februar 2013
land zollfrei eingeführt werden. In seltenen
Ausnahmefällen wie etwa die Verzögerung
der Baugenehmigung einer Fabrik kann die
Frist um ein Jahr verlängert werden. Konkret
kann die Zollfreiheit für Kapitalgüter für
Projekte von Anbietern industrieller Dienstleistungen, die die Wettbewerbsfähigkeit der
koreanischen Wirtschaft steigern, und für
Unternehmen im Hochtechnologiebereich
gewährt werden. Gleiches gilt für Firmen in
den verschiedenen Sonderwirtschaftszonen.
Darüber hinaus können für ausländische
Engagements Zuschüsse ("Cash Grants")
bereitgestellt werden. Dies gilt für Investitionen im Bereich der industriellen
Dienstleistungen, in der Hochtechnologie,
bei bestimmten nach Industriesparten definierten Teilen und Werkstoffen - sofern diese einen hohen Mehrwert des Endproduktes
stellen oder für eine Branche wichtig sind
- sowie bei Investitionen in Forschungs- und
Entwicklungszentren mit mindestens fünf
angestellten Vollzeitforschern mit mindestens einem Master-Abschluss (oder einem
Bachelor-Abschluss und mindestens drei
Jahren Forschungserfahrung).
Auch die Schaffung einer hohen Zahl von
Arbeitsplätzen (beispielsweise mehr als 300
im verarbeitenden Gewerbe oder mehr als
200 im Handel), die Errichtung eines regionalen Headquarters (für mindestens zwei
weitere Länder) und das Engagement eines
Unternehmens in einer in der betroffenen
Region geförderten Branche kann derartige
Subventionen ermöglichen.
Die Cash Grants werden jeweils im Einzelfall verhandelt; zum Teil können auch die
oben genannten Voraussetzungen verletzt
sein. Bei der Entscheidungsfindung werden Spillover-Effekte, die Entstehung von
Arbeitsplätzen und das Technologieniveau
zugrunde gelegt. Die Höhe dieser Subventionen beträgt - sofern sie bewilligt wird mindesten 5% der Investitionssumme.
Daneben können ausländischen Firmen
innerhalb der ersten fünf Jahre ab der Registrierung Fördermittel zur Einstellung und
Ausbildung von Mitarbeitern gewährt werden:
1. Bei Neueinstellung von mehr als 20
Arbeitskräften kann ab dem 21. Mitarbeiter
für bis zu sechs Monate eine sogenannte
"Employment Subsidy" in Höhe von bis zu
1 Mio. Won (circa 650 Euro; 1 Euro = 1.541
Won - Jahresdurchschnitt 2011) pro Mitarbeiter, bereitgestellt werden.
2. Bei Ausbildung von mindestens 20
Arbeitskräften kann für bis zu sechs Monate
eine sogenannte "Training Subsidy" in Höhe
von monatlich bis zu 1 Mio. Won pro Mitarbeiter gewährt werden.
Organisatorische Unterstützung in der Vielfalt der Fördermaßnahmen bietet die staatlichen Förderstelle Invest Korea (http://www.
investkorea.org), die selbst Teil der Korea
Trade-Investment Agency (KOTRA) ist.
Kompakt
Steuerbegünstigungen
Ausländische Investoren in den Bereichen
Hochtechnologie und industrienahe Dienstleistungen, die die internationale Wettbewerbsfähigkeit der koreanischen Wirtschaft
steigern, können fünf Jahre von der Körperschafts- und der Einkommensteuer befreit
werden und danach zwei weitere Jahre von
einer Reduzierung der beiden Steuern um
50% profitieren. Hierbei muss jedoch vorher ein ernst zu nehmender Antragsprozess
durchlaufen werden.
Weitere Steuerbegünstigungen gibt es vor
allem in den zahlreichen Formen von Sonderwirtschaftszonen (siehe unten). Die steuerliche Begünstigung ausländischer Arbeitnehmer in Korea über die Gewährung eines
pauschalen Einkommensteuersatzes von
15% läuft 2012 aus. Ende 2012 wurde eine
Regelung für 2013 und 2014 angenommen,
die einen pauschalen Satz von 17% (18,7%
einschließlich lokaler Steuer) erlaubt.
Überblick über Steuervergünstigungen in Sonderwirtschaftszonen in Korea
Art der Zone
Unabhängig von
Sonderzonen
Individuelle FIZ; Jeju
Hightech & Science Park
FTZ/FIZ als
Industriekomplexe
FEZ
Voraussetzung (Branche,
Mindestinvestition in Mio. USD)
Hochtechnologie; Industrielle
Dienstleistungen
verarb. Gewerbe (30); Tourismus (20);
Logistik, Infrastruktur (10); FuE (2) 2)
verarb. Gewerbe (10); Logistik (5)
verarb. Gewerbe (10); Tourismus (10);
Logistik (5); Krankenhäuser (5); FuE
(1) 2)
triekomplexe (18 im Juni 2011 plus vier
Zonen als Industriekomplexe für Komponenten und Werkstoffe)
3. Free Trade Zones (FTZ, 23 Ende 2011)
4. Free Economic Zones (FEZ, sechs im Oktober 2012).
Das Territorium einiger dieser Zonen ist
überlappend.
Es existieren vier Arten von Sonderzonen zur
Förderung von FDI:
1. Individuelle Foreign Investment Zones
(FIZ), die sich überall im Lande befinden können (27 im Juni 2011, unter anderem genutzt
von Linde und von Hyundai-Avancis)
2. Foreign Investment Zones (FIZ) als Indus-
Die Anreize zielen vor allem auf wissensintensive Branchen und solche mit hoher
Wertschöpfung, die die Innovation fördern.
Die Förderung von Auslandsinvestitionen
konzentriert sich auf das verarbeitende
Gewerbe. Im Dienstleistungssektor werden
vor allem der Tourismus, die Logistik sowie
Mietsubventionen bei nationalem Eigentum *)
100
100
75
75
50
100% für 5 Jahre; 50% für
2 Jahre
100% für 5 Jahre; 50% für
2 Jahre
100% für 3 Jahre; 50% für
2 Jahre
100% für 3 Jahre; 50% für
2 Jahre
1) Steuerbefreiung bei nationaler Körperschafts- und Einkommensteuer und regionaler Vermögen-, Registrierungs- und Kaufsteuer;
kann bei regionalen Steuern auf bis zu 15 Jahre verlängert werden,
2) bei FuE an die Anstellung von mindestens zehn Vollzeitforschern mit mindestens einem Master-Abschluss gebunden
Quellen: Invest Korea; National Tax Service
Regionale Förderung,
Sonderwirtschaftszonen
Höhe in %
100
Steuervergünstigungen 1)
Voraussetzungen
In individuellen FIZ
In FIZ als Industriekomplex bei Investitionen in Hochtechnologie von mehr als 1 Mio.
USD
In FIZ als Industriekomplex bei Investitionen von mehr als 5 Mio. USD in die
Produktion von Komponenten und Werkstoffen gemäß dem Act on Special Measures
of the Promotion of Specialized Enterprises
In FIZ als Industriekomplex bei Investitionen im verarbeitenden Gewerbe von mehr
als 5 Mio. USD
Landesweit bei Unternehmen, die zur Erweiterung der Infrastruktur, der
Anpassung der Industriestruktur und der finanziellen Unabhängigkeit regionaler
Gebietskörperschaften beitragen
In nationalen und regionalen Industrie-, städtischen Hochtechnologie- sowie
Agroindustriekomplexen
*) jeweils für bis zu 50 Jahre mit einer Verlängerungsmöglichkeit nochmals um bis zu 50 Jahren
Quelle: Invest Korea
Forschung und Entwicklung (FuE) besonders
gefördert.
Die Vielzahl verschiedener Sonderzonen ist
auf den ersten Blick verwirrend. Der Grund
dafür ist, dass neue Sonderwirtschaftszonen
geschaffen und gleichzeitig die alten beibehalten wurden. Beispielsweise führte Korea
1999 individuelle FIZ ein, die geografische
Flexibilität in der Ansiedlung erlauben. Diese
sollten das Problem der fehlenden Attraktivität der bereits zuvor ausgewiesenen FIZ
in der Form von Industriekomplexen überwinden.
Am prominentesten sind die derzeit sechs
freien Wirtschaftszonen (FEZ). Korea führte
diese 2003 ein, um der Nachfrage der Investoren nach verbesserten Geschäfts- und
Lebensbedingungen entgegenzukommen. Die
FEZ in Incheon, Busan-Jinhae und Gwangyang gibt es seit 2003; drei weitere - Yellow Sea (in Pyeongtaek und Dangjin in den
Provinzen Gyeongi und Southern Chungcheong), Daegu - Northern Gyeongsang und
Saemangeum-Gunsan (Provinz Southern
Jeolla) - kamen 2008 hinzu. Im Februar
2013 beschloss die Regierung die die Einrichtung zweier weiterer FEZ in Gangneung
und Donghae in der Provinz Gangwon (East
Sea FEZ) und nordöstlich von Sejong City in
der Provinz North Chungcheong.
Die FEZ werben unter anderem mit einer
mehrjährigen Befreiung von der Einkommenund Körperschaftsteuer, zollfreien Importen von Rohmaterialien, dem Bau spezieller
KORUM Nr. 43 | Februar 2013 7
Kompakt
Schulen und Krankenhäuser um die Gunst
der ausländischen Unternehmen. Dennoch
gibt es immer wieder Diskussionen um die
FEZ, weil sie weniger ausländische Investitionen anziehen als ursprünglich erhofft. Nach
Angaben des MKE erhielten die FEZ von
2004 bis 2011 lediglich 4,3% der landesweit
als Direktinvestitionen angemeldeten Summen; 2011 lag der Anteil immerhin bei 7,6%.
Unter den FEZ entfielen laut dem Ministry
of Knowledge Economy von 2004 bis 2011
Free Economic Zones in Korea
Name
Busan-Jinhae FEZ
Gwangyang FEZ
Incheon FEZ
Daegu/Gyeongbuk FEZ
Saemangeum/Gunsan FEZ
Yellow Sea FEZ
Internetadresse
http://eng.bjfez.go.kr/main/
http://www.gfez.go.kr/02en
http://www.ifez.go.kr/jsp/eng/front.jsp
http://www.dgfez.go.kr/eng/
http://www.sgfez.com
http://www.yesfez.go.kr/html/eng/
die meisten FDI-Anmeldungen auf Incheon
(1,93 Mrd. USD), Busan (0,96 Mrd. USD),
Gwangyang (0,73 Mrd. USD) und Saemangeum-Gunsan (0,48 Mrd. USD). Die Zonen
Daegu-Gyeongbuk und Yellow Sea kamen
demnach zusammen auf lediglich rund 50
Mio. USD. Die tatsächlichen geflossenen
Beträge sind noch geringer. Landesweit
lagen sie von 2009 bis 2011 bei knapp der
Hälfte der angemeldeten Summen. Im Falle
von Gwangyang betrug der von 2004 bis
2011 tatsächlich investierte Betrag beispielsweise 211 Mio. USD.
Frank Robaschik ist Korrespondent von
Germany Trade & Invest in Korea.
Investitionsklima und -risiken
Hervorragende Infrastruktur / Unstete Regulierung
Frank Robaschik
Korea is one of the most competitive economies worldwide. It therefore offers a lot of
potential for foreign companies, which is amplified by Korea's rapidly expanding network
of free trade agreements. Nevertheless, the stock of foreign direct investment in Korea
is relatively low when compared to its GDP. Reasons for that are, among others, intense
competition and not always clear regulation.
Investitionsklima
Die Wirtschaftsentwicklung in Korea ist eine
der Erfolgsgeschichten der letzten fünfzig
Jahre. Das Land stieg von einem der ärmsten
Staaten der Welt zu einem der wichtigsten
Industrieländer auf. Grundlage dafür sind
unter anderem der Fleiß und die Leistungsbereitschaft der Menschen, der hohe Stellenwert, den Bildung genießt und in den letzten
Jahren hohe Investitionen in die Forschung
und Entwicklung. Das Gesundheitswesen ist
sehr gut, die öffentliche Sicherheit hervorragend und Diebstahl auf den Straßen selten.
Die Wirtschaftsentwicklung basiert auf
einem exportorientierten Modell, in dem die
Firmen des Landes versuchen, aggressiv und
schnell auf den Weltmärkten Marktanteile
8
KORUM Nr. 43 | Februar 2013
zu erobern. Da sie, vor allem wenn es um
die Herstellung hochwertiger Exportgüter
geht, nicht die gesamte Wertschöpfungskette selbst abdecken können, wird auf oft auf
Importe zurückgegriffen. Korea ist die achtgrößte Handelsnation mit Waren weltweit.
Im Land dominieren große Unternehmensgruppen (auf Koreanisch jaebol oder chaebol), die untereinander in heftigem Wettbewerb stehen. In vielen Branchen verfügen sie
über hohe Marktmacht, die sie auch nutzen.
Der Staat, der lange die wirtschaftliche
Entwicklung über eine starke Industriepolitik geprägt hat, spielt heute nicht mehr
eine so große Rolle wie früher, bleibt aber
- auch über subtile Regulierung - ein sehr
wichtiger Faktor. Zuletzt hat er der wirtschaftlichen Entwicklung unter anderem
durch ein immer weiter gespanntes Netz an
Freihandelsabkommen (FHA) Impulse gegeben. Seit Juli 2011 findet auch ein FHA mit
der EU Anwendung. Am 25.2.13 tritt die
neu gewählte Präsidentin Park Geun-hye ihr
Amt an. Ihr Vater Park Chung-hee prägte als
Präsident zu Zeiten der Militärdiktatur die
Industrialisierung des Landes über eine starke Industriepolitik.
In Korea tätige ausländische Unternehmen beklagen eine unstete und in vielen
Bereichen unklare Regulierung. Das staatliche Handeln sei häufig undurchsichtig,
die Umsetzung von Regelungen inkonsistent und Standards würden nicht einheitlich angewendet. Zulassungsverfahren zur
Markteinführung von Produkten seien kompliziert, beispielsweise in der pharmazeutischen Industrie und in der Medizintechnik.
Beide Branchen waren 2012 von massiven
Preissenkungen im Rahmen von Kostensenkungsinitiativen im Gesundheitswesen
betroffen. Daneben gibt es Branchen, die
weniger unter der Regulierung leiden.
Kompakt
Die aus europäischer Sicht bestehenden
Marktzugangsbarrieren beschrieb bisher
für die einzelnen Branchen die Europäische
Handelskammer in Korea einmal jährlich in
einem Positionspapier. Die EU-Kommission
ermuntert europäische Firmen, ihre Probleme
bei der Einfuhr nach Korea unter der Mailadresse [email protected] zu
melden. Spezifisch deutscher Probleme nehmen sich die Deutsch-Koreanische Industrie- und Handelskammer und die Deutsche Botschaft in Seoul an. Firmen, die vor
Ort investiert haben, kann in Problemfällen
unter Umständen auch das Büro des Investment Ombudsman helfen.
Sehr schwierig ist der richtige Umgang mit
den teilweise militanten Gewerkschaften,
auch wenn Landeskenner in gewissem Maße
ein konjunkturbewusstes Verhalten beobachten. Da es bisher keine Berufsausbildung
im deutschen Sinne gibt, ist es oft schwer,
adäquat ausgebildete Mitarbeiter zu finden. Dafür zeigen die Mitarbeiter eine hohe
Bereitschaft Neues aufzunehmen. Korruption ist immer noch ein Thema. Nach dem von
der Organisation Transparency International
erhobenen Korruptionswahrnehmungsindex
2012, der Einschätzungen zum Korruptionsgrad eines Landes widerspiegelt, lag Korea
auf Rang 45 von 176 Ländern. Deutschland
nahm Platz 13 ein.
Laut dem Global Competitiveness Report
2012-2013 des World Economic Forum
(WEF) zählt Korea zu den 20 wettbewerbsfähigsten Volkswirtschaften weltweit. Das
WEF bewertet das Land dabei als eine innovationsgetriebene Volkswirtschaft. Mit weltweit Rang 19 ist es vergleichbar mit Australien (Rang 20) und Frankreich (Rang 21)
und steht in Asien an fünfter Stelle nach
Singapur, Hongkong, Japan und Taiwan.
Die detailliertere Einschätzung zeigt jedoch
Licht und Schatten. Sehr gut schneidet Korea
in Bereichen wie Infrastruktur (Rang 9 weltweit), Gesundheit und Grundschule (Rang
11), Marktgröße (ebenfalls Rang 11), höhere
Schulbildung und Ausbildung (Rang 17),
Innovation (Rang 16) und technologische
Reife (Rang 18) ab.
Zu den positivsten Bewertungen zählen
unter anderem Rang 1 beim Anteil derer
eines Jahrgangs, die eine tertiäre Bildungseinrichtung besuchen, Rang 2 bei der Verbreitung des mobilen Breitbandzugangs,
Rang 11 bei den Ausgaben der Unternehmen
für Forschung und Entwicklung, Rang 14 bei
der Qualität der Grundschulausbildung und
Rang 15 bei der Lebenserwartung.
Ländern bei der Einschätzung der Transparenz des staatlichen Handelns, Rang 117
beim Vertrauen in Politiker und Rang 114 bei
Belastungen durch staatliche Regulierung.
Im privaten Sektor ist die Einschätzung nicht
viel besser: Rang 121 bei der Effizienz der
Unternehmens-Boards und Rang 109 beim
Schutz der Rechte von Minderheitsaktionären.
Zu den Schattenseiten zählen die Effizienz
des Arbeitsmarktes (Rang 73), die Entwicklung des Finanzmarktes (Rang 71) und Institutionen (Rang 62). Als mit Abstand größtes
Problem für Geschäfte im Land nennt die
WEF-Studie die Inkonsistenz der staatlichen Politik. Korea belegt Rang 133 von 144
Ebenfalls im Bereich der Institutionen befindet sich Korea laut WEF auf Rang 80 bei der
Effizienz des Rechtswegs zur Lösung von
Streitigkeiten, Rang 74 bei der Unabhängigkeit der Justiz, Rang 52 beim Schutz von
Eigentumsrechten und Rang 40 beim Schutz
geistigen Eigentums.
WEF-Länderrating 2011-2012, Korea (wirtschaftlicher Rang von insgesamt 142 Ländern)
Kriterien
Korea VR China Japan Deutschland
Gesamtrang
19
29
10
6
1 Institutionen (bewertet unter anderem Eigentumsrechte,
62
50
22
16
Unabhängigkeit der Justiz, Intensität der Auditierung)
2 Infrastruktur
9
48
11
3
3 Makroökonomisches Umfeld
10
11
124
30
4 Gesundheit und Grundschule
11
35
10
22
5 Höhere Schulbildung und Ausbildung
17
62
21
5
6 Effizienz der Gütermärkte (bewertet unter anderem
benötigte Zeit für die Unternehmensgründung,
29
59
20
21
Wettbewerbsintensität, Besteuerung, Zollvorschriften)
7 Effizienz des Arbeitsmarktes
73
41
20
53
8 Entwicklung des Finanzmarktes (bewertet unter
71
54
36
32
anderem Beschränkungen der Kapitalströme)
9 Technologische Reife
18
88
16
15
10 Marktgröße
11
2
4
5
11 Qualität des Geschäftsumfeld
22
45
1
3
12 Innovation
16
33
5
7
Quelle: World Economic Forum, Global Competitiveness Report 2012-2013
www.weforum.org/issues/global-competitiveness
Entwicklung ausländischer Direktinvestitionen in Korea
Kumulierter Bestand
Zufluss
in Mrd. USD
2010
134,2
5,4
2011
133,7
6,6
2012
139,8 *)
10,4
*) Stand September 2012
Quellen: Bank of Korea (BOK), MKE
Deutsche Direktinvestitionen in Korea
Kumulierter Bestand
Nettotransfers nach Korea
in Mio. Euro
2009
5.269
395
2010
6.589
680
2011
k.A.
756
Quelle: Deutsche Bundesbank
KORUM Nr. 43 | Februar 2013 9
Kompakt
Heraeus (Bonddrähte) und Osram (Leuchtmittel). Die Allianz zählt zu den größeren
Lebensversicherern des Landes. DHL ist mit
etwa 1.500 Mitarbeitern einer der wichtigsten Kurierdienste in Korea.
Während Korea insgesamt bei der Effizienz
der Gütermärkte Rang 29 belegt, gibt es
auch hier enorme Unterschiede im Detail.
Rang 9 bei der Kundenorientierung und
Rang 11 bei der Intensität des lokalen Wettbewerbs stehen im Kontrast zu Rang 99
bei der Marktkonzentration (zum Vergleich:
Deutschland Rang 2), Rang 92 bei Marktzugangsproblemen und Rang 91 bei der Präsenz ausländischen Eigentums.
Auf dem Arbeitsmarkt gibt es zwar mehr
Flexibilität bei der Lohnbestimmung (Rang
63) als in Deutschland (Rang 139), dafür gibt
es enormen Zündstoff in den ArbeitgeberArbeitnehmer-Beziehungen (Korea: Rang
129 bei der Kooperation zwischen beiden
Seiten, Deutschland: Rang 20).
Stand und Perspektiven für ausländische
Direktinvestitionen
Der wichtigste ausländische Investor in
Korea ist die EU mit einem Bestand von
50,8 Mrd. USD per Ende 2011 gefolgt von
Japan mit 34,1 Mrd. USD und den USA mit
29,8 Mrd. USD. Die wichtigsten Sektoren des
ausländischen Engagements sind das verarbeitende Gewerbe, der Finanzsektor (unter
anderem Standard Chartered Bank, Citibank,
Allianz) und der Einzelhandel (beispielsweise
die britische Tesco und die US-amerikanische
Costco). Innerhalb des verarbeiten Gewerbes zählen die Elektrotechnik/Elektronik, die
chemische Industrie und der Fahrzeugbau zu
den wichtigsten Branchen des ausländischen
Engagements in Korea.
Die höchsten Zuflüsse ausländischer Direktinvestitionen kamen 2012 nach Angaben
des Ministry of Knowledge Economy (MKE)
aus Japan (3,7 Mrd. USD), der EU (2,9 Mrd.
USD) und den USA (1,2 Mrd. USD). Zwei
Drittel der Zuflüsse entfielen auf GreenfieldInvestitionen und ein Drittel auf Fusionen
und Beteiligungen.
Ende 2010 hatten deutsche Firmen in Korea
nach Angaben der Deutschen Bundesbank
6,6 Mrd. Euro oberhalb der Meldefreigrenze
von 3 Mio. Euro bezüglich der Bilanzsumme
der Investitionsobjekte investiert. Damit war
Korea das fünftwichtigste Zielland deut-
10
KORUM Nr. 43 | Februar 2013
scher Investitionen in Asien. 2010 beschäftigten laut Bundesbank 223 deutsche Firmen insgesamt 33.000 Mitarbeiter in Korea
und erzielten zusammen einen Umsatz von
17,9 Mrd. Euro. Hinzu kommen zahlreiche
kleinere Firmen. Auf einer Liste des MKE
von Firmen mit ausländischen Direktinvestitionen von Anfang 2013 finden sich etwa
470, wobei die wichtigsten Investoren aus
Deutschland stammen.
Zu den in Korea produzierenden deutschen
Firmen zählen beispielsweise Siemens (unter
anderem Ultraschallgeräte), Bosch, Continental, Hella, Mahle, Mann + Hummel,
Schaeffler, ZF (alle Kfz-Teile), BASF (unter
anderem Polyurethane), Merck (Flüssigkristalle für Flachbildfernseher), Bayer (Pharmazeutika, Düngemittel), Evonik (Wasserstoffperoxid), Thyssen Krupp (Fahrstühle),
Große deutsche Investoren in Korea
Unternehmen
Allianz
BASF
Umsatz
2,3
1,7
Bosch
1,6
Siemens 1)
1,0
Continental 2)
1,1
"Lokale Fertigung erhöht die Akzeptanz
ausländischer Zulieferer, mehr als in vielen anderen Ländern", sagt Hermann Kaess,
CEO von Robert Bosch Korea. Diese Aussage
bezieht sich sowohl auf den Staat als auch
auf die großen Unternehmensgruppen. Auch
ein Einstieg in den koreanischem Markt über
Joint Ventures kann sehr sinnvoll sein, so
Kaess. Zum einen spielt Korea nach seiner
Einschätzung in einigen Gebieten ganz vorne mit, zum anderen werde mit einem koreanischen Partner ein viel besserer Zugang
zum Markt erreicht. Auch der Erwerb von
Firmen kann interessant sein. Diese Möglichkeit genutzt haben beispielsweise die Allianz
und Thyssen-Krupp.
Aufgrund der großen kulturellen Unterschiede ist es für deutsche Unternehmen
enorm wichtig, ein gutes Gefühl für Korea,
die koreanischen Mitarbeiter und Partner zu
entwickeln. Gute persönliche Beziehungen
sind sehr wichtig und der Schlüssel zum
langfristigen Erfolg. Deutschen Investoren
kommt zugute, dass Deutschland in Korea
einen hervorragenden Ruf genießt und als
zuverlässiger Partner gilt.
Die zahlreichen Freihandelsabkommen Koreas dürften das Land auch in den kommenden
Jahren interessant für ausländische Direktinvestitionen machen. Wichtig für die Attraktivität als Investitionsstandort wird unter
anderem sein, inwieweit es das Land schafft,
Umsatz in Mrd. Euro und Anzahl der Mitarbeiter im Jahr 2011
Mitarbeiter Branchenschwerpunkte
1.700 Lebensversicherung
1.160 Chemische Industrie: Fertigung von Polyurethanen
Fertigung von Kfz-Teilen, Industrietechnik,
3.600
Elektrohausgeräte
Elektrotechnik, Elektronik: Fertigung von
2.000
Ultraschallgeräten
1.600 Kfz-Teile
1) Oktober 2010 bis September 2011 ohne internationale Projekte mit koreanischen Firmen außerhalb Koreas
2) Summe von Continental Automotive Systems und Continental Automotive Electronics
Quellen: Unternehmensangaben
Kompakt
mehr Planungssicherheit für Investoren
durch eine stetere Regulierung und eine
stetere Durchsetzung derselben zu schaffen. Die Wahl der Präsidentin Park von der
gleichen Partei wie der derzeit noch amtierende Präsident Lee dürfte zumindest in den
großen Leitlinien der Wirtschaftspolitik für
Stabilität sorgen.
In der derzeit schwierigeren Wirtschaftslage
könnten die großen Unternehmensgruppen aufgrund von Liquiditätsengpässen das
eine oder andere Unternehmen der Gruppe
zum Verkauf stellen. So will die STX-Gruppe
Anteile an der Schifffahrtsgesellschaft STX
Pan Ocean und die Tongyang-Gruppe unter
anderem Teile ihres Baustoffgeschäfts verkaufen. Woongjin hat bereits Anteile an seinem Wasserfiltergeschäft abgestoßen und
könnte sich auch von Woongjin Chemical
trennen. Auch kleine Firmen können attraktiv für Investoren sein.
Dass ein Engagement in Korea nicht einfach
ist, zeigen Rückzüge bekannter Firmen vom
Markt. Beispiele sind die deutschen Versicherungen ERGO (Verkauf der Ergo Daum
Direkt im Jahr 2012) und DKV, bei Banken
am prominentesten Goldman Sachs, in der
Elektronik Motorola und HTC, im Einzelhandel Walmart, Carrefour und der OttoVersand. Vor allem in der Elektronikindustrie
gibt es Patentstreitigkeiten zwischen koreanischen und ausländischen Firmen.
Manchmal kann es schwer sein, beim Verlassen des Landes, seine Unternehmen im Land
zu verkaufen. Beispiele dafür sind der extrem
langwierige Prozess des Verkaufs der Korea
Exchange Bank durch die US-amerikanische
Lone Star, der erfolglose Verkaufsanlauf der
Filialen der HSBC-Bank und der immer noch
andauernde Versuch der niederländischen
Versicherung ING sich aus Korea zurückzuziehen
Auch Joint Ventures können sich als schwierig erweisen. So zog sich Philips 2008 aus
LG Philips (heute LG Display) zurück. Sony
stieg 2012 aus S-LCD aus, das heute Teil
von Samsung Display ist. Bosch verkaufte
2012 zwei Beteiligungen: eine am noch sehr
jungen Batterie-Joint Venture SB LiMotive
an Samsung SDI und die andere an Kefico in
der Kfz-Elektronik an Hyundai Motor. Bosch
und Hyundai waren zuvor 24 Jahre lang
Partner bei Kefico.
Das koreanische Mietsystem
Suche, Anmietung und Ausstattung von Büro- und Gewerbeflächen in Korea
Elias Peterle, Jin-Hyuk Chung
As a pragmatic overview of the Korean Property Rental System, this article might guide
European companies entering the Korean market. The Korean rental system differs in
several ways from that which is common in Europe. Not only more financial liquidity is
required but also a proper sequence of actions in order to comply with the regulations
and a clear understanding of the Jeonse and Wolse systems and their implications in
Korea. The monthly rental system well-known from Europe is used only for special property types and for that not given further consideration in this article. Instead, we will
present the Jeonse
Bevor die ersten konkreten Schritte zur
Gründung einer Niederlassung in Korea
unternommen werden, sollte man sich mit
der Auswahl eines geeigneten Standorts
und ganz besonders mit dem koreanischen
Mietsystem befassen. Der Abschluss eines
Mietvertrags ist außerdem Voraussetzung
für die Gründung einer Niederlassung in
Korea, da ohne ihn weder die Eintragung ins
Handelsregister noch die Anmeldung beim
zuständigen Finanzamt möglich sind. Mutet
der letzte Punkt für deutschsprachige Kaufleute auch nicht auf Anhieb logisch an, so
soll dieses System die Gründung von Brief-
kastenfirmen verhindern oder zumindest
erschweren.
Das koreanische Mietsystem unterscheidet
sich in vielen Punkten von dem heimischen
Mietsystem. Dies beginnt bereits damit, dass
im Vergleich zu Deutschland, Österreich oder
der Schweiz ein deutlich höherer Liquiditätsbedarf im Finanzplan zu berücksichtigen
ist. Es kann hautsächlich in zwei Gruppen,
Jeonse und Wolse, unterteilt werden. Das
aus dem deutschsprachigen Raum bekannte Monatsmietsystem wird in Korea in der
Regel nur für eine spezielle Immobilienart
(Einzelzimmer und Studentenwohnungen)
angewandt und in diesem Bericht nicht weiter berücksichtigt.
Jeonse
Jeonse ist ein Mietsystem, welches es in
dieser Art nur in Korea gibt. Jeonse ist ein
Betrag, der als Kaution hinterlegt wird und
üblicherweise zwischen 40% bis 60% des
Verkehrswertes der Immobilie liegt. Im Privatbereich ist Anfang 2013 aufgrund der
besonderen Marktsituation sogar mit bis
zu 80% des aktuellen Verkehrswertes einer
Immobilie als Jeonse zu rechnen. Dies ist
vor allem sinkender Zinsen für Spareinlagen
geschuldet und der derzeitigen, stagnierenden Marktsituation, in welcher viele Marktteilnehmer mit sinkenden Immobilienpreisen
rechnen und lieber eine Wohnung per Jeonse
mieten als Wohnungseigentum zu erwerben.
Verständlicher wird dieses Mietsystem für
KORUM Nr. 43 | Februar 2013 11
Kompakt
den Privatbereich vor dem Hintergrund, dass
es in Korea für Privatpersonen lange Zeit
keine Bankdarlehen zum Erwerb von Immobilieneigentum gab. Diese wurden von der
koreanischen Regierung erst in den letzten
beiden Jahrzehnten langsam erlaubt. In der
Vergangenheit war akzeptabler Wohnraum
äußerst knapp und so konnten und mussten die wenigen Wohnraumeigentümer die
Mieter zur Finanzierung durch „Jeonse“ in
Anspruch nehmen.
Anders als in Deutschland wird der Zinsertrag der Kaution nicht an den Mieter ausbezahlt, sondern der Vermieter behält diesen
als Mietzins ein. Nach Ablauf der Vertragszeit wird nur die Kaution in der ursprünglichen Höhe zurückbezahlt.
sind 3.3058m². Viele Immobilien werden
oft mit der Bruttofläche, im koreanischen
Gong-geeub Myoun-joek genannt, angeboten, welche aufgrund verschiedenster
Berechnungsmöglichkeiten des Baurechts,
insbesondere für deutschsprachige Kaufleute, unerwartet stark von der Nutzfläche
(Nettofläche) - im koreanischen Joen-yong
Myoun-jeok genannt - abweichen. Diese
Nettofläche wird auch oft umgangssprachlich als Sil-Pyong bezeichnet. Beide Angaben
sind gleichermaßen wichtig, da die Nebenkostenabrechnung anhand der Bruttofläche
berechnet wird. Im späteren Vertragswerk
wird ausschließlich das metrische System
verwendet, da die Benutzung der alten Maßeinheit Pyong im Vertrag oder Schriftverkehr
inzwischen eine Geldbuße nach sich ziehen
kann.
Wolse
Standortauswahl
Wolse ist ein geteiltes System, bei welchem üblicherweise 1 bis 3 „Jahresmieten“
als Kaution hinterlegt werden und weitere
monatliche Mietzahlungen anfallen. Auch
bei Wolse wird der Zinsertrag der Kaution einbehalten. Im gewerblichen Bereich
wird hauptsächlich das Wolse-System angewandt.
Pyong
In Korea gilt per Gesetz das metrische System. Dennoch verwenden die Koreaner im
Alltag noch immer gerne die alte koreanische Flächenmaßeinheit Pyong. Ein Pyong
Die Standortsuche und Auswahl sollte
vor allem unter betriebswirtschaftlichen
Aspekten erfolgen, wobei die Mietkosten
nur ein Aspekt unter vielen sind. Wichtig
ist ein guter Anschluss an die Infrastruktur
(U-Bahnanschluss, Busverbindungen, Autobahn- und ggf. Flughafennähe), die Nähe
zum Kunden und der Zugang zu qualifiziertem Personal. In vielen, aber nicht in allen
Branchen ist ein repräsentatives Büro (und
die Adresse) wichtig. Mitunter achten sogar
potentielle Angestellte aus Prestigegründen
auf die Telefonvorwahl der Firma und lehnen
Firmen ab, welche außerhalb des Vorwahl-
Maklergebühren in 2013 (Seoul)
Rate Maklerprovision Limit
Kalkulation Kalkulation Basis
(KRW)
Jeonse
Wolse
Maklerkalkulation
(KRW)
K + (M x
bis
K x M =B
bis 50 Millionen
0,50% B x R = MK
70) = B
200,000
K + (M x
über 50 bis 100
bis
K x M =B
0,40% B x R = MK
100) = B
Millionen
300,000
Wohnfläche
K + (M x
über 100 bis 300
kein
K x M =B
0,30% B x R = MK
100) = B
Millionen
Limit
K + (M x
kein
K x M =B
über 300 Millionen 0,8%* B x R = MK
100) = B
Limit
K + (M x
kein
Bürofläche kein Limit
0,9%* B x R = MK
100) = B
Limit
K= Kaution, M= Monatsmiete, B = Basis für Makler Kalkulation, R = Rate, *Rate ist Verhandlungssache
Kategorie
EX: 1EUR = 1400 KRW, Stand 2013-1
12
KORUM Nr. 43 | Februar 2013
gebiets von Seoul (02) liegen. Für Firmen,
welche Personal aus dem deutschsprachigen
Raum anstellen, und die Familie nach Korea
mitkommt, empfiehlt es sich, eine Wohnung
und gegebenenfalls ein Büro in der Nähe der
jeweiligen Schule zu suchen.
Für Industriebetriebe und das produzierende
Gewerbe kann auch eine der vielen freien Wirtschaftszonen (Free Economic Zone
oder FEZ) interessant sein. Allerdings können die meisten ausländischen Investoren,
unabhängig vom Standort, ohnehin Steuervergünstigungen in Anspruch nehmen.
Wegen des hohen Bauflächenmangels ist
das Hauptargument für eine Ansiedlung in
einer freien Wirtschaftszone die Verfügbarkeit von Bauland und gegebenenfalls auch
von geeignetem Personal. Freie Wirtschaftszonen können daher eine gute Alternative
für den Bau neuer Fertigungsstätten und
Lagerhallen sein.
Als erste Orientierungshilfe können für die
Suche nach nicht gewerblichen Immobilien
verschiedene koreanische Internetseiten dienen. Gewerbliche Immobilien sind über das
Internet schwer ausfindig zu machen, oft
sind die Angebote im Internet veraltet und
ohne Bilder. In diesem Fall hilft nur die Eingrenzung des Suchgebiets und die Zusammenarbeit mit mehreren lokalen Maklern, so
wie die Besichtigung der Objekte vor Ort, um
aus mehreren Mietobjekten eine adäquate
Auswahl treffen zu können.
Anmietung
Die Anmietung erfolgt in Korea in der Regel
über Makler (sog. Budongsan). Dies ist nicht
zwingend vorgeschrieben, aber gängige
Praxis und ratsam. Die Makler sind speziell ausgebildet, haben eine Lizenz und sind
bei der Bezirksverwaltung registriert. Ein
Makler kann immer nur für einen Bezirk
registriert sein und nicht selbst bezirksübergreifend agieren. Es ist sehr ratsam, sich die
Registrierung eines Maklers anzuschauen
und gegebenenfalls durch die Bezirksverwaltung anhand der Registrierungsnummer und
Namen prüfen zu lassen. Ferner sollte jeder
Makler eine Versicherungspolice von mindestens 100 Millionen koreanischen Won
(ca. 70.000 EUR) vorweisen und später dem
Kompakt
Vertrag beilegen. Die Maklergebühren werden durch die Bezirksverwaltung festgelegt
und variieren zwischen gewerblichen und
privaten Immobilien.
Die Vertragsdauer ist Verhandlungssache,
wobei ein Zeitraum von unter 6 Monaten
und über 3 Jahren eher unüblich ist. Üblich
sind Zwei-Jahresverträge. Die Mietverträge
sind in der Regel sehr einfach gestaltet, eine
kurze Prüfung durch einen koreanischen
Anwalt ist dennoch zu empfehlen, um eventuelle Missverständnisse auszuschließen,
aber auch um sich gegenüber dem heimischen Management abzusichern. Bei der
Vertragsschließung ist zu beachten, dass von
allen (koreanischen) Parteien die Siegelabdruckzertifikate vorhanden sind. Bitte lesen
Sie hierzu auch den Artikel „Gebrauch von
Siegeln“ in Korum Nr. 6, 2007 ab Seite 20.
Bei einer Firmengründung muss noch vor
der tatsächlichen Gründung ein Mietvertrag
abgeschlossen werden. Der ausländische
Investor hat zu diesem Zeitpunkt kein Siegel.
Er kann aber durch einfache Unterschrift den
Vertrag ausfertigen. Der Vertrag sollte dabei
so formuliert werden, dass er automatisch
vom Investor auf die zu gründende Gesellschaft übergeht, sobald die Gründungsaktivitäten für dieselbe vollständig durchgeführt
sind.
Mietschutz
Für Privatpersonen gilt ein umfangreicher
Mietschutz. Dennoch sollte darauf geachtet
werden, dass bei privater und gewerblicher
Anmietung keine, bzw. keine die Sicherheit
an sich beeinträchtigende, Hypothek oder
Baulasten im Grundbuch eingetragen sind.
Sollte dies dennoch der Fall sein, sollte das
wirtschaftliche Risiko genau abgewogen
werden. Bei der Anmietung von Gewerbeflächen gibt es je nach Region Unterschiede im
Schutzumfang, welche bei der Bezirksverwaltung angefragt werden können. In Seoul
gilt aktuell, dass wenn der Betrag aus Kaution + Monatsmiete x 100 ≤ 300.000.000
koreanische Won sind, besteht ein gesetzlicher Schutz von 30.000.000 koreanische
Won (derzeit ca. EUR 21.000) auf die Kaution. Da die Grenze von 300.000.000 koreanischen Won oft überschritten wird, ist
rechtzeitig mit dem Vermieter besprochen
werden sollte. Sofern der Vermieter die Frist
versäumt, verlängert sich der Vertrag um
ein Jahr, wobei der Mieter nun mit einer
Frist von drei Monaten kündigen kann. In
Korea gibt es faktisch keine Mietpreisbindung, da die Mietverträge nach Ablauf in
der Regel neu aufgesetzt werden. Nur sehr
selten kommt es vor, dass ein bestehender
Vertrag ohne Änderungen (insbesondere bei
den Mietkosten) verlängert wird.
Kündigung und Registrierung bei Umzug
der Rat eines Rechtsanwalts (nicht Steuerberaters) zum Thema Sicherheiten in der
Regel sinnvoll und anzuraten. Außerdem
kann der Rechtsanwalt bei der Eintragung
einer Hypothek behilflich sein. Wird eine
Expatriatewohnung über die Firma angemietet (was steuerlich sinnvoll ist, um Miet- und
Nebenkosten als Ausgaben zu verbuchen),
sollte die Kaution entsprechend im Grundbuch eintragen werden, da kein besonderer
Mietschutz für private Wohnflächen besteht,
welche von einer Firma angemietet werden.
Übergabe und Renovierung
In Korea findet oft keine ordentliche Bürobzw. Wohnungsübergabe statt. Der Begriff
"besenrein" ist unbekannt und es kommt
nicht selten vor, dass man alte Büromöbel
oder den alten Teppichboden des Vormieters selbst entsorgen muss. In vielen Fällen
kann es auch sein, dass frühere Mieter an
der Elektrik nicht fachgerechte Modifikationen vorgenommen haben und man diese
zusammen mit der Netzwerkverkabelung
und Klimaanlage entsprechend nachbessern
muss. Oft sind die Büros mit einer individuellen Inneneinrichtung versehen worden, welche nach ein paar Jahren erhebliche
Abnutzungserscheinungen aufweisen. Dies
ist auch der niedrigen Qualität vieler verbauter Materialien geschuldet. Daher sollte
ein angemessener Etat für die Reinigung
und Renovierung vorgesehen werden.
Sollte eine Kündigung durch den Mieter
innerhalb der Vertragslaufzeit notwendig
sein, ist dies eigentlich immer mit erhöhten
Kosten für den Mieter verbunden. In der
Regel übernimmt der Mieter die Kosten für
den Makler und gegebenenfalls den Mietausfall. Eine frühzeitige Abstimmung mit
dem Vermieter und Makler ist ratsam, um
diese Kosten gering zu halten. Besonders zu
erwähnen ist, dass beim Umzug einer Firma
alle Firmendokumente (z.B. der Handelsregistereintrag und das Steuernummer-Zertifikat)
innerhalb von 14 Tagen auf die neue Adresse
umgeschrieben werden müssen. Zieht ein
ausländischer Geschäftsführer privat um,
muss dessen Adressänderung ebenfalls binnen 14 Tagen dem Handelsregister mitgeteilt werden, die neue Adresse bei der lokalen Bezirksverwaltung eingetragen und der
Ausländerausweis (Alien Registration Card)
bei der Ausländerbehörde sowie der koreanische Führerschein bei der zuständigen Führerscheinbehörde oder der jeweiligen Polizeihauptdirektion zur Adressänderung auf
dem jeweiligen Lichtbilddokument vorgelegt
werden. Zu beachten ist, dass dies einzelne
Behördengänge erfordert. Es existiert zwar
eine digitale Vernetzung der koreanischen
Behörden, sofern sich solche Änderungen bei
koreanischen Staatsbürgern ergeben. Diese
greift aber nicht bei Ausländern. Sofern meldepflichtige Tatsachen nicht oder zu spät zu
den koreanischen Behörden gelangen, kann
dies außerdem Bußgelder nach sich ziehen.
Vertragsverlängerung
Sechs bis zu einem Monat vor Ablauf der
Vertragslaufzeit kommt in der Regel die
Vertragsverlängerung, welche entsprechend
Elias Peterle ist Geschäftsführer von
Nowak & Partner
Jin-Hyuk Chung ist koreanischer
Rechtsanwalt bei Hwang Mok Park.
KORUM Nr. 43 | Februar 2013 13
Kompakt
Sirona Dental Korea - eine rasante Eroberung
Interview mit Petra Röhrig, Managing Director von Sirona Dental Systems Korea, Ltd.
KORUM: Frau Röhrig, Sie waren 2010 an
der Gründung der koreanischen Niederlassung von Sirona in Seoul maßgeblich
beteiligt. Wie ist diese Ansiedlung gelungen?
Röhrig: In der Gründungsphase haben wir
eng mit der Deutsch-Koreanischen Industrie
und Handelskammer (KGCCI) kooperiert. Die
Kammer hat effizient und professionell bei
der Marktanalyse, beim Recruitingprozess,
bei der Wahl des geeigneten Standorts und
der Organisation der Umbaumaßnahmen für
den neuen Showroom geholfen. Diese Starthilfe hat uns enorm dabei unterstützt, die
Niederlassung in einer Rekordzeit von nur
sechs Monaten aufzubauen zu können und
von Anfang an viele koreanische Kunden
in unserem über 400 Quadratmeter großen
Showroom in Hannam-dong begrüßen zu
können.
KORUM: Seit 2011 leiten Sie Sirona Dental Korea. Wie haben Sie es geschafft, ein
Unternehmen europäischer Herkunft mit
Börsennotierung in den USA im Hightechland Korea zu etablieren und auf Wachstumskurs zu bringen?
Röhrig: Es ist richtig: koreanische Zahnärzte sind Hightech-affin und greifen gerne
auf Geräte aus dem eigenen Land zurück.
Genau aus diesem Grund haben wir auch
14
KORUM Nr. 43 | Februar 2013
umgehend nach der Gründung damit begonnen, in Korea eine kundennahe Infrastruktur aufzubauen, die über die weitläufige
Stadtgrenze von Seoul hinausgeht. Kundennähe ist der Schlüssel zum Erfolg. Wir
wollen wissen, wie der koreanische Zahnarzt
arbeitet, was er dazu braucht und was er
sich wünscht. Bevor wir die Niederlassung
in Seoul gegründet haben, wurden unsere
Produkte fast 20 Jahre lang über den Dentalhandel vertrieben. In dieser Konstellation
waren die koreanischen Anwender unserer
Produkte wie eine Blackbox für uns. Wir
wussten zu wenig über sie, um sie wirklich
gut zu betreuen. Wer in Korea Erfolg haben
will, muss seine Kunden persönlich kennen.
Heute können wir unsere koreanischen Kunden bestens unterstützen, weil wir wissen,
wie sie denken, handeln und arbeiten.
einer entspannten Atmosphäre bei. Mit einer
spektakulären Lasershow inszenierten wir
den Launch eines neuen 3D Röntgengeräts.
Anschließend diskutierten zwei bekannte
koreanische Zahnärzte die neuen Möglichkeiten, die durch die dreidimensionale Bildgebung in der Zahnheilkunde entstanden
sind. Der Clou war, dass sich die Gäste per
Fernbedienung in die Diskussion einschalten konnten. Wir hatten also auf eine Art
Überraschungseffekt gesetzt und sind damit
sehr gut angekommen. Wenn wir jetzt einladen, sind die Gäste schon neugierig, was
wir uns wohl wieder haben einfallen lassen.
Es ist also trotz Einhaltung der Regeln noch
genug Raum für die Gestaltung lebendiger
Kundenbeziehungen. Diesen Raum schöpfen
wir gerne aus, um den koreanischen Markt
zu erobern.
KORUM: Wie haben Sie als neues Unternehmen in Korea auf sich aufmerksam
gemacht?
KORUM: Südkorea umfasst eine Fläche
von fast 100.000 Quadratkilometer. Wie
präsent können Sie in sechs selbständigen
Großstädten und neun Provinzen sein?
Röhrig: Selbstverständlich nutzen wir Werbung sowie PR und sind auf Messen und
Kongressen präsent. Darüber hinaus haben
wir 2011 eine Dental Academy eingerichtet
und bieten koreanischen Zahnärzten einen
echten Mehrwert mit Beiträgen von renommierten Referenten, erstklassigen Weiterbildungsmöglichkeiten und einem Schuss
Entertainment. Genau diese für Koreas Kultur eher ungewöhnliche Mischung kommt
gut an. Allerdings muss man bei Kundeneinladungen in Korea sehr genau die überaus
strengen Compliance-Regeln kennen und
befolgen. Das beschränkt zuweilen unsere Kreativität, ist aber ungemein wichtig.
Deshalb sind wir bei der Planung unserer
Aktivitäten sehr sensibel. Anlässlich unseres
ersten Standortgeburtstags im September
2011 veranstalteten wir für rund 150 VIPGäste im bekannten „Kring“ eine Geburtstagsshow, bei der wir auf „Infotainment“
setzten und spannende klinische Diskussionen mit Comedy und Entertainment verbanden. Ein populärer koreanischer Comedian moderierte die Veranstaltung und trug zu
Röhrig: Für Sirona war es im „Land der
Morgenstille“ niemals still. Wir haben unermüdlich daran gearbeitet, unsere Präsenz in
diesem Land auszubauen. Nur ein Jahr nach
der Gründung hatten wir unser koreanisches
Team bereits auf rund 30 Mitarbeiter verdoppelt. Einige davon waren im ganzen Land
unterwegs, um Kunden vor Ort zu betreuen.
Ganz aktuell haben wir eine weitere Niederlassung in Busan eröffnet und sind auf insgesamt rund 45 Mitarbeiter angewachsen.
Wieder haben wir viel Wert auf repräsentative Räumlichkeiten gelegt. So genießen
unsere Gäste und Kunden vom repräsentativen Showroom im 21. Stock einen atemberaubenden Ausblick auf die berühmte
Gwangan Brücke und den Sooyoung Fluss.
Die Präsenz im Südosten des Landes ist für
uns strategisch sehr wichtig und bringt uns
noch näher zu den Kunden. Die umliegenden
Provinzen Gyeongsangnam-do, Ulsan und
Daegu repräsentieren schließlich rund 25%
des Marktes. Im Vertriebsgebiet Busan haben
wir bereits zwei Referenzkliniken und insge-
Kompakt
samt sieben Dentalcenter, die einige unserer
innovativsten Systeme nutzen.
KORUM: Was ist aus Ihrer Sicht die größte Herausforderung, wenn man ein Unternehmen in Südkorea ansiedelt?
Röhrig: Als ausländisches Unternehmen
braucht man unbedingt Unterstützung
bei den Gründungsaktivitäten und -formalitäten. Im koreanischen Geschäftsumgang gibt es einige Gebräuche, Regeln und
Umgangsformen, die für Europäer nicht
leicht zu durchschauen sind. Beratung und
Information helfen ungemein. Die größte
Herausforderung ist aus meiner Sicht aber,
die richtigen Menschen an Bord zu bekommen. Auch diese Menschen kennen den neuen Arbeitgeber ja nicht und müssen erst
einmal von ihm überzeugt werden. Uns ist
das gelungen. Ich bin stolz auf mein Team –
gemeinsam knacken wir die härtesten Nüsse. Meine Mitarbeiter sind fast alle Koreaner.
Das halte ich für äußerst vorteilhaft, denn sie
beherrschen ihre Kultur natürlicherweise am
besten. Darüber hinaus müssen sie jedoch
ganz unterschiedliche Fähigkeiten vereinen.
Idealerweise sollten sie sich im Dentalmarkt
auskennen, technisch gut ausgebildet sein
und im besten Fall außer Koreanisch auch
Englisch und Deutsch sprechen. Das hilft bei
der internen Kommunikation mit unseren
Standorten in Österreich, Deutschland und
den USA. Viele unserer koreanischen Mitarbeiter sind wahre Multitalente, und ich setze
viel Energie ein, um auch in Zukunft die
Besten der Besten zu bekommen.
KORUM: Was würden Sie als Ihren bislang
größten Erfolg in Korea bezeichnen?
Röhrig: Wir konnten im letzten Jahr das
Vertrauen einer der renommiertesten Dentalkliniken des Landes gewinnen und sie mit
unseren Innovationen ausstatten. Das Inha
Internatioal Medical Center (IIMC) liegt in
der Nähe des Internationalen Flughafen in
Seoul Incheon. Dadurch wird die Klinik von
vielen internationalen Patienten in Anspruch
genommen und hat sich unter anderem auf
Medizintourismus spezialisiert. Die Ärzteteams sind alle mehrsprachig bzw. verfügen
über entsprechende Dolmetscher an ihrer
Seite. In diesem Zusammenhang legt die
Klinik besonderen Wert auf einen international anerkannten sehr hohen Standard und
eine erstklassige Ausrüstung. Die zahnklinische Abteilung hat sowohl den Bereich
der Zahnerhaltung als auch der Parodontologie ausschließlich mit Premium-Behandlungsplätzen von Sirona ausgestattet. Ganz
besonders freut uns, dass wir auch die CAD/
CAM Systeme zur computergestützten Versorgung mit Zahnersatz und die Röntgengeräte liefern durften. Bei dieser Entscheidung
hat unsere Präsenz vor Ort, unser guter Service auch nach der Installation der Geräte
und das Gütesigel „made in Germany“ eine
große Rolle gespielt. „Think global, act local“,
das ist die Devise, mit der wir erfolgreich
sind.
Looking back at the first year in Korea
Interview with Dr. Martin Tonko, Partner, Roland Berger Strategy Consultants Ltd.
KORUM: How did you come up with the
idea of entering the Korean market?
Tonko: South Korea is among the leading
Asian economies in terms of growth and
innovation. Not only the domestic economy, also its export strength, and connectivity to China, Japan and South-East Asia
is of increasing importance to multinationals. There are well established sectors
like Automotive or Electronics and South
Korea's government-led Growth Strategy
will add more. Given our global footprint of
51 offices in 36 countries, thereof 10 offices
in Asia, it was only natural to extend our
coverage to South Korea. By adding our new
practice in South Korea, we will certainly be
able to serve our firms' multinational clients
in a wider range of industries, with more
comprehensive services.
had been in the market for several years,
thus there was already a good understanding
of its usances and potentials. What clearly
caught us by surprise in the first months
after incorporation, was the increased positive response of local incumbents towards
us as a European management consultancy.
Explicit commitment to the market, experience in country reunion projects, as well
as strength in European and Asian market
coverage across all major industry sectors
seem to be the driving factors behind it.
KORUM: During the market entry process
what were the greatest surprises you have
encountered?
Tonko: Looking back at our development
since the setup of the Seoul Office, one can
only concede that we should have incorporated earlier. After on-boarding a Korean
Managing Partner and several other key
Tonko: On a project-by-project basis, we
KORUM: If you were entering Korean market again, what would you do differently?
KORUM Nr. 43 | Februar 2013 15
Kompakt
staff, we have been able to grow business
with domestic accounts significantly. In fact,
our office has already become too small for
our current staff level of 25 consultants and
support staff. We will thus move to a larger
location in the coming months.
on process, which allowed us to soon focus
our attention back on growing our business.
We are very grateful for that!
KORUM: There are various initiatives provided by Korean government designed to
help foreign companies establish office in
Korea. Did you benefit from any of those?
What support by the Korean government
you found to be the most valuable?
Tonko: All of our staff is Korean with many
of them having broad international expertise. So our office boasts the entrepreneurial
Korean culture, which has made the country
so strong in the last decades. For us, culture
is not a separate, but an integral element
of business in any market of the world. We
thus pay great attention to it; in general and
in particular in respect to the relation with
our business partners in Korea.
Tonko: The Korean government is putting a
lot of effort into the swift and sound accommodation of foreign subsidiaries in the market. Also in our case, we have experienced a
very speedy incorporation and tax registrati-
KORUM: How Korean business culture
influences your daily business activities?
ding you have discovered upon establishing Roland Berger in Korea?
Tonko: It is the level of appreciation of our
consulting approach by corporations in
Korea. As management consultancy of European origin, we are driven by different value
sets and beliefs than our mostly U.S. American competitors. Despite Korea's strong
ties with the United States at political and
at economical level, local incumbents have
come to highly value our pragmatic, hands
on consulting approach. Korean companies
are not only looking for concepts, but for a
tangible return on consulting. Our approach
of combining strategy with its implementation seems to fit the expectation of these
companies well.
KORUM: What is the most positive fin-
Erfahrungen zum volatilen koreanischen Markt
Wege zum erfolgreichen Marketing
Dieter K. Schneidewind
The key to success in the highly competitive Korean market is certainly intensive market research. This is likewise because of the different traditions and sentiments of the
Koreans as well as of the enormous speed with which market changes take place. The
Korean society has to be entered with an open mind and a sense for deeper human
relations and a preparedness to offer service at a standard unknown of in most western
countries.
Alte Vorurteile über Korea sind zu begraben. Vertriebsstrukturen, Kaufkraft und die
Ansprüche der Nachfrager veränderten sich
in den letzten Jahrzenten grundlegend. Zwischen den drei Kategorien Investitionsgüter,
Gebrauchsartikel und Verbrauchswaren gilt
es zu differenzieren; für alle drei gibt es gute
Absatzchancen im Land. Die koreanische
Volkwirtschaft funktioniert prinzipiell wie
andere entwickelte Märkte auch, jedoch sind
einige Charakteristika zu beachten.
Den drei Absatzmärkten ist gemeinsam, dass
sie auf ein hohes Image der angebotenen
Produkte großen Wert legen. Die Käufer
identifizieren sich mit dem, was sie erwer-
16
KORUM Nr. 43 | Februar 2013
ben und dann einsetzen, anwenden oder
verbrauchen wollen. Sowohl ihr eigenes
Wertegefühl als auch das vermittelte Ansehen in der Gesellschaft spielen hierbei eine
Rolle. In Mitteleuropa gilt das in wesentlich
geringerem Umfang, da dort sachliche Vorteile dominieren.
Im Investitionsgütermarkt handelt es sich
zwar überwiegend um technischen und ökonomischen Nutzen, jedoch bleibt der Schatz
erworbenen Vertrauens sowie von Sympathien kostbar und ist durch intensive humane Kontakte abzusichern. Hier bestehen für
deutsche Unternehmen Handicaps, da sie
generell von notorischem Personalmangel
geplagt werden.
Im Gebrauchsgütermarkt, wo die Funktionsfähigkeit der Artikel eine elementare Rolle spielt, ist das Einfühlungsvermögen der
Produktmanager sowie des Vertriebspersonals auf hohem sensiblem Niveau anzusiedeln, das stets auf lokale Befindlichkeiten
einzugehen hat. Sätze wie „das haben wir
immer schon gemacht“ oder „das ist doch
überall gleich“ wirken lähmend auf koreanische Kunden. Novitäten sind hingegen ideale
Marktöffner!
Im Konsumgütermarkt gilt es vor allem auf
die Psyche der Verbraucher – die von der
deutschen recht verschieden ist – einzugehen und Werbebotschaften darauf abzustimmen. Nur intensive Marktforschung bewahrt
hier vor Fehleinschätzungen. Gemeinsamkeiten gibt es jedoch und sie können mit
den nationalen Charakteristika abgeglichen
werden.
Konjunktur
Neben der hohen Personenbezogenheit der
geschäftlichen Verbindungen müssen sich
deutsche Anbieter auf einen ihnen ungewohnt hohen Servicestandard in Korea einrichten. Sowohl im Investitions- als auch
im Gebrauchsgütermarkt entscheidet die
Qualität des „After Service“ im Wettbewerb.
Kunden tolerieren es nicht, wenn es tagelang dauert, bevor ein Wartungsingenieur
aus Europa einfliegt oder Ersatzteile länger
als drei Tage auf sich warten lassen.
Bei gängigen Konsumgütern ist es schwer
über den Preis zu konkurrieren. Daher sind
Produkte etwa im Textil- oder Lebensmittelsektor möglichst hoch im Anmutungsbereich zu positionieren. Es gilt, nicht an der
Verpackung zu sparen und viel Sorgfalt auf
Texte in der Landessprache zu verwenden.
Rückrufaktionen sind kulant und einfach zu
handhaben. Ein Lächeln auf dem Lippen darf
nie fehlen und Rechthaberei gegenüber den
Kunden – berechtigt oder nicht – ist verpönt. Rückzug auf juristische Positionen ist
unüblich und befremdlich.
Wir möchten Sie auf das Buch „Wirtschaftswunderland Südkorea" von Prof. Dr. Dieter Schneidewind
aufmerksam machen.
Über dieses Buch
- Der erste Business-Reiseführer über Südkorea
- Kenntnisreicher Guide der historischen, kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklung des Landes
- Das Buch zeigt die Chancen auf, die sich deutschen Unternehmen in Südkorea bieten
Der Autor
Prof. Dr. Dieter Schneidewind ist ausgewiesener Asien-Experte. In über zwanzig Jahren als Vorstands- und später Aufsichtsratsmitglied der vormaligen Wella AG gewann er profunde internationale
Management-Erfahrungen.
Große Unternehmensgruppen dominieren Koreas
Wirtschaft
Starke Stellung in Industrie und Handel
Nur schwacher Mittelstand
Frank Robaschik
Large enterprise groups play an important role in the economy of Korea. Most young
people want to work for them. At the same time the groups are criticized to inhibit the
development of small and medium sized companies. German companies doing business
in Korea should take the market power of their partners into account. Samsung has a
higher turnover than Volkswagen and generates one fourth of the country’s exports.
Die Wirtschaftsentwicklung in Korea in den
letzten 60 Jahren ist eine Erfolgsgeschichte
ohnegleichen. Das Land stieg von einem
der ärmsten zu einer der fünfzehn größten Volkswirtschaften weltweit auf. Auch in
den letzten Jahren hat sich die koreanische
Wirtschaft besser entwickelt als die vieler
anderer Staaten.
Dennoch fühlen sich viele nicht genügend
am Erfolg der Wirtschaft insbesondere der
großen Unternehmensgruppen beteiligt.
Der Arbeitsmarkt bleibt geteilt in regulär
Beschäftigte großer Firmen mit gutem Einkommen auf der einen und nicht-regulär
Beschäftigte beziehungsweise Mitarbeiter
kleiner Firmen auf der anderen Seite. Altersarmut und die Finanzierung der kostspieligen Ausbildung der Kinder sind weitere
Megathemen.
In der koreanischen Presse führte im Sommer 2012 die Mitteilung, dass der Umsatz
der zehn größten Unternehmensgruppen (oft
auch als jaebol oder in der alten Umschrift
als chaebol bezeichnet) rund 80% des BIP
entspricht, zu großen Diskussionen. Viele
setzten dies mit dem Anteil der Wirtschaftsleistung gleich. Kurz darauf veröffentlichte die Federation of Korean Industries eine
Zeitreihe, wie hoch nach ihren Berechnungen der Anteil der zehn größten Firmengruppen an den Umsätzen der Wirtschaft ist und
kam für 2010 auf ein Ergebnis von 27,4%.
Nicht nur der Wert für die Gesamtwirtschaft
ist hoch, sondern auch in einzelnen Bran-
KORUM Nr. 43 | Februar 2013 17
Konjunktur
50 größte Unternehmensgruppen in Korea1)
Gruppe
Samsung
Hyundai Motor
SK
LG
Posco
KEPCO
GS
Hyundai Heavy Industries
Lotte
Hanwha
S-Oil
LS
Korea Telecom
Korea Gas
Hanjin
Dongbu
Doosan
STX
Kumho Asiana
Korea Land & Housing Corp.
CJ
GM Korea
DSME
Kyobo Life Insurance
Daelim
Shinsegae
Hyosung
Taekwang
Hyundai Group
Dongyang
Dongkuk Steel
Young Poong
Homeplus
Kolon
OCI
Daewoo E&C
NH
Seah
K-Water
Woongjin
Korea Expressway Corp
Halla
Mirae Asset
Daesung
Eugene
Hyundai Department Store
KCC
Hankook Tire
Korail
Hyundai Development Co.
Anzahl der Firmen und Mitarbeiter, Umsatz und Vermögen in Bill. Won, Aktienkapitalanteile in %
Firmen Umsatz Vermögen Mitarbeiter Anteil der Familie am
2011
2011
2011
2011
Kapital 2012 2)
81
56
94
63
70
17
73
24
79
53
2
50
50
2
45
56
24
26
25
4
84
3
19
13
17
19
45
44
20
34
16
23
3
40
19
15
42
24
2
29
3
23
30
85
28
35
9
15
10
15
273,0
156,2
155,3
111,8
79,7
77,4
67,2
61,4
55,2
35,1
32,2
29,2
28,8
28,4
24,0
20,7
20,6
20,2
18,6
15,3
15,2
15,1
15,0
14,5
13,6
12,4
12,4
11,2
11,1
9,5
8,8
8,5
8,4
8,2
7,8
7,3
7,3
6,5
6,3
6,0
5,7
5,7
5,4
4,9
4,9
4,7
4,7
4,7
4,6
4,3
255,7
154,7
136,5
100,8
80,6
165,8
51,4
55,8
83,3
34,3
13,3
19,3
32,2
34,4
37,5
15,7
29,9
24,3
19,1
158,7
22,9
10,2
16,7
5,7
14,8
17,5
11,7
6,6
13,9
7,8
10,8
8,7
7,6
9,4
11,8
10,9
8,6
6,9
23,4
9,3
49,3
5,8
8,4
6,9
5,1
10,5
9,1
5,2
22,3
7,5
258.719
141.171
69.726
135.211
37.700
50.970
30.913
40.259
74.249
31.338
2.811
13.132
60.470
4.099
29.733
20.353
24.987
11.962
24.341
9.681
46.135
16.943
14.883
8.822
7.580
27.982
17.645
8.165
8.002
8.068
5.467
4.236
26.505
10.152
7.048
6.697
25.184
4.429
5.007
11.580
6.857
6.953
4.277
7.501
5.093
8.166
6.645
2.211
34.656
6.956
0,95
3,68
0,60
3,91
k.A.
k.A.
13,70
1,22
2,21
1,96
k.A.
4,25
k.A.
k.A.
5,14
14,82
3,69
2,68
1,18
k.A.
5,95
k.A.
k.A.
9,90
4,96
13,08
9,44
13,02
1,93
1,44
15,08
5,63
k.A.
5,26
17,86
k.A.
k.A.
8,67
k.A.
10,94
k.A.
17,16
2,46
17,71
3,02
9,75
12,80
34,85
k.A.
9,05
Anteil der Firmen der Kontrollierter Anteil
am Kapital
Gruppe am Kapital
2012 3)
2012
58,75
62,21
45,79
50,43
48,80
50,18
33,25
42,91
k.A.
k.A.
k.A.
k.A.
50,25
64,39
69,42
73,38
58,08
60,60
53,97
58,48
k.A.
k.A.
64,71
73,37
k.A.
k.A.
k.A.
k.A.
38,60
48,60
42,23
61,75
50,35
59,37
58,17
61,59
29,32
31,51
k.A.
k.A.
62,81
73,67
k.A.
k.A.
k.A.
k.A.
38,33
49,95
43,92
49,83
46,99
60,12
12,08
60,33
64,77
78,98
30,74
37,36
42,80
47,03
40,54
57,46
56,33
76,96
k.A.
k.A.
55,39
65,13
45,51
64,66
k.A.
k.A.
k.A.
k.A.
70,30
79,29
k.A.
k.A.
59,02
71,03
k.A.
k.A.
32,09
50,81
47,91
50,65
61,65
82,98
24,99
29,27
49,53
62,13
39,92
53,58
14,44
54,03
k.A.
k.A.
39,85
50,06
1) Stand April 2012
2) Anteil des Geschäftsführers und seiner Verwandten am Eigenkapital der Gruppe;
3) Anteil der mit dem kontrollierenden Anteilsbesitzer im Zusammenhang stehenden physischen und juristischen Personen, einschließlich Vorstände, nicht-gewinnorientierte Organisationen etc.
Quellen: FTC, Zusammenstellung von Germany Trade & Invest
18
KORUM Nr. 43 | Februar 2013
Konjunktur
chen gibt es eine sehr hohe Konzentration
an Wirtschaftsmacht. Einige wenige Konzerne stehen dort für den Großteil des geschaffenen Mehrwerts. Im Einzelhandel stellten
nach Daten der Statistics Korea 2009 weniger als 0,1% der Firmen bei knapp 6% der
Beschäftigung fast ein Viertel des gesamten
Umsatzes. Rund 1% der Firmen vereinten
41% des Branchenumsatzes auf sich.
Im verarbeitenden Gewerbe, das für mehr
als ein Viertel der gesamten Wirtschaftsleistung Koreas steht, erwirtschaften 2009
demnach 203 Unternehmen (oder 0,35%
der Firmen) zusammen 46,3% der gesamten
Bruttowertschöpfung und stellten 17,7% der
Arbeitsplätze in diesem Bereich. Gut 6,2%
der Firmen standen für mehr als 40% der
Beschäftigung und knapp 74% der Wert-
schöpfung.
Deutlich höher ist die Konzentration in der
Halbleiterindustrie und in der Mineralölindustrie (fünf Firmen erbringen jeweils
mehr als drei Viertel der Wertschöpfung),
im Schiffbau, in der Displaybranche, in der
Stahlindustrie, bei Elektrohausgeräten sowie
- bei deutlich geringeren Umsätzen - im
Schienenfahrzeug- und im Luftfahrzeugbau.
Im Automobilbau dominieren die Firmen der
Hyundai Motor Group.
Vier Firmengruppen sind besonders groß.
Die Samsung Group verzeichnete laut der
koreanischen Fair Trade Commission (FTC)
2011 einen Umsatz von 273 Bill. Won (circa
177 Mrd. Euro; 1 Euro = 1.541 Won - Jahresdurchschnitt 2011). Das ist mehr als beim
gesamten Volkswagen Konzern (2011: 159,3
Mrd. Euro), dem größten deutschen Unternehmen. Darauf folgen in Korea die Hyundai
Motor Group (154,7 Bill. Won), die SK Group
(136,5 Bill. Won) und die LG Group (111,8
Bill. Won). Nach Schätzungen von Samsung
im November 2012 soll der Anteil des Kon-
Anteil der zehn größten Unternehmensgruppen an den Umsätzen aller Branchen in Korea
in %
2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010
Zehn größten
Unternehmensgruppen
33,9
30,8
26,3
28,0
27,5
27,3
27,1
25,3
24,9
27,4
Quelle: Federation of Korean Industries, August 2012
Wichtigste Firmen ausgewählter Unternehmensgruppen in Korea (Stand April 2012)
Gruppe
Samsung
Hyundai Motor
LG
SK
Umsatz in Bill. Won
Branche
Wichtigste Firmen
Samsung Electronics (120,8), S-LCD (9,3), Samsung Mobile Display (6,6), Samsung SDI (4,5),
Elektronik
Samsung Electro-Mechanics (4,1), Samsung SDS (4,0), Samsung Techwin (2,8)
Handel
Samsung C&T (15,7)
Schiffbau
Samsung Heavy Industries (13,4)
Bauwirtschaft
Samsung Engineering (8,1)
Samsung Total (6,8), Cheil Industries (5,4), Samsung Corning (4,5), Samsung Petrochemical (2,6),
Chemie, Petrochemie
Samsung Fine Chemicals (1,3)
Vergnügungsparks, Hotels Samsung Everland (2,7), Hotel Shilla (1,8)
Samsung Life Insurance (26,2), Samsung Fire & Marine Insurance (15,9), Samsung Card (3,1),
Finanzen
Samsung Securities (2,5)
Kfz
Hyundai Motor (42,8), Kia Motors (27,7)
Kfz-Teile
Hyundai Mobis (15,9), Hyundai Wia (5,6), Hyundai Powertech (2,8)
Stahl
Hyundai Steel (15,3), Hyundai Hysco (6,9)
Bauwirtschaft
Hyundai E&C (10,1), Hyundai Amco (1,8), Hyundai Engineering (1,7)
Logistik
Hyundai Glovis (7,5)
Schienenfahrzeuge
Hyundai Rotem (2,7)
Finanzen
Hyundai Capital (3,3), Hyundai Card (2,4)
Elektronik
LG Electronics (28,1), LG Display (23,5), LG Innotek (4,3), LG CNS (2,3), LG Siltron (1,2)
Chemie, Petrochemie
LG Chem (19,8), LG Hausys (2,1), LG Household & Healthcare (2,0)
Telekommunikation
LG UPlus (9,3)
Handel
LG Corp. (7,4)
Immobilien
Serveone (4,2)
Energie
SK Energy (50,2), SK E&S (1,4)
Handel
SK Networks (26,2), SK Gas (5,5)
Chemie, Petrochemie
SK Global Chemical (17,2), SK Lubricants (2,7), SKC (1,7), SK Chemicals (1,5), SK Innovation (1,5)
Telekommunikation
SK Telecom (12,6), SK Broadband (2,3)
Elektronik
SK Hynix (10,2), SK C&C (1,6)
Bauwirtschaft
SK Construction (6,4)
Schifffahrt
SK Shipping (2,2)
Quellen: FTC, Zusammenstellung von Germany Trade & Invest
KORUM Nr. 43 | Februar 2013 19
Kontrakte
zerns an den koreanischen Exporten im Jahr
2012 bei 28,2% liegen.
Die meisten der großen Unternehmensgruppen werden von einer starken Führungspersönlichkeit geleitet, die die Richtung
der Entwicklung der Gruppe vorgibt. Die
FTC untersuchte 63 dieser großen Gruppen, mit dem Ergebnis, dass 43 davon einen
Geschäftsführer haben, der selbst am Unternehmen beteiligt ist. Die restlichen sind in
der Regel Firmen in Staatsbesitz (solche,
die sich früher in Staatshand befanden oder
Firmen mit einer Beteiligung ausländischer
Unternehmen). Beim Samsung-Konzern wird
Lee Jae-yong, der Sohn von Lee Kun-hee,
künftig die Leitung in dritter Generation
übernehmen. Er ist bereits Chief Operating
Officer bei Samsung Electronics und wurde
kürzlich zum Vice Chairman befördert.
Laut FTC betrug der Anteil der Geschäftsführer am Aktienkapital der 43 Firmengruppen
Mitte April 2012 im Durchschnitt zwar nur
2,13% (inklusive Anteile Verwandter 4,17%).
Die Kontrolle ermöglicht aber das System
der Überkreuzbeteiligungen. Einschließlich
der Gruppenunternehmen und sonstiger
der Führungspersönlichkeit nahe stehenden Personen und Institutionen (Vorstände,
nicht-gewinnorientierte Organisationen etc.)
kontrollierten sie im Schnitt 56,11% des
Aktienkapitals der Gruppen.
Deshalb treffen deutsche Firmen in Korea
oft auf Kunden oder Wettbewerber mit großer Marktmacht. Dennoch bieten sich auch
deutschen Mittelständlern gute Chancen in
Korea vor allem dann, wenn sie über Knowhow verfügen, das den Koreanern fehlt.
In der politischen Diskussion in Korea wird
immer wieder Kritik an großen Firmen laut,
dass sie gegenüber kleinen und mittelgroßen
Zulieferern unfaire Handelspraktiken anwenden. Dazu zählt unter anderem der Vorwurf,
dass sie Zahlungen erst spät vornehmen und
Zulieferer unter starken Druck setzen, ihre
Produkte zu günstigen Preisen anzubieten.
Die Regierung geht das Thema des Missbrauches von Marktmacht seit einiger Zeit
stärker an, auch weil sie den Preisauftrieb
dämpfen will. Dies zeigt sich unter anderem darin, dass nach Meldungen der koreanischen Presse die Fair Trade Commission in den ersten elf Monaten 2012 bereits
deutlich mehr Strafgelder einnahm als in
den Vorjahren. Es ist neben der Sozialpolitik, der Schaffung von Arbeitsplätzen und
dem Umgang mit Korea (Dem. VR), eines der
wichtigsten Themen des koreanischen Präsidentenwahlkampfs im Dezember 2012.
Rechtsverfolgung von Kartellen
Wettbewerbsbeschränkungen, Kronzeugenregelung, Compliance
Baek-Lim Whang
The Korean antitrust law and that of many other jurisdictions provide for severe sanctions against cartels, including high penalties and imprisonment of responsible persons.
In this regard, the Korea Fair Trade Commission and other cartel authorities worldwide
more and more cooperate in their investigations. Leniency policies provide the possibility
of penalty exemptions and deductions for cooperating companies. Companies should
have in place preventive measures, e.g. employee trainings and risk assessments, as part
of their compliance program.
In den Nachrichten liest man fast wöchentlich von Kartellverfahren wegen wettbwerbsbeschränkender Absprachen zwischen Wettbewerbern. Jüngere Beispiele sind das Schie-
20
KORUM Nr. 43 | Februar 2013
nenkartell in Deutschland oder in Korea das
Stahlkartell um POSCO. Der Veröffentlichung
solcher Kartellverfahren gehen teilweise jahrelange Untersuchungen voraus, in vielen
Fällen grenzüberschreitend in Zusammenarbeit zwischen den Kartellbehörden verschiedener Länder sowie unter Mitwirkung
von Unternehmen, die sich um Verschonung
durch Kronzeugenprogramme bemühen.
Die koreanische Kartellbehörde (Korea Fair
Trade Commission – KFTC) kann bei Verstößen bis zu 10% des Umsatzes, den ein
Unternehmen mit den betroffenen Produkten während der Dauer des Kartells erzielt
hat, als Geldbuße verhängen. Strafrechtlich
Kontrakte
werden Verstöße durch die Staatsanwaltschaft verfolgt, bei denen dem Unternehmen
zusätzlich eine Geldstrafe bis zu 200 Mio.
KRW droht, sowie verantwortlichen Einzelnenpersonen ebenso bis zu 200 Mio. KRW
bzw. Gefängnisstrafe bis zu 3 Jahren. Hinzukommen können Schadensersatzansprüche
durch geschädigte Kunden, Ausschluss von
öffentlichen Aufträgen und nicht zuletzt ein
Reputationsschaden für das Unternehmen.
Bei Kartellen ist nach den meisten Rechtsordnungen nicht Ort der Handlung oder das
„vereinbarte Recht“ maßgeblich; Verstöße
können vielmehr im Prinzip in allen Ländern verfolgt werden, auf deren Märkten
die wettbewerbsbeschränkenden Aktivitäten
eines Kartells Auswirkungen für die Kunden
haben, so dass in jedem dieser Länder entsprechende Sanktionen verhängt werden
können.
Im Falle des weltweiten Luftfrachtkartells
von 2010, bei dem Dutzende Luftfrachtunternehmen im Zeitraum von 2001 bis 2006
an Preisabsprachen beteiligt waren, wurden in den USA und der EU 1,7 Mrd. USD
bzw. 799,4 Mio. EUR an Geldbußen verhängt, außerdem 124,3 Mrd. KRW (etwa
90 Mio. EUR) in Korea sowie weitere Millionenstrafen in Australien und Kanada. Der
Informationsaustausch und die Kooperation unter Kartellbehörden weltweit werden
stetig ausgebaut. Sieht eine Kartellbehörde Zusammenhänge zu anderen Ländern,
informiert sie deren Behörden entsprechend.
Zur Aufklärung des Luftfrachtkartells wurden am 14.2.2006 in den USA, Europa und
Korea zeitgleich zahlreiche Durchsuchungen
durchgeführt und umfangreiches Beweismaterial sichergestellt.
Produktionskapazitäten, Gebietsabsprachen
und Aufteilung von Kunden sowie Submissionskartelle (d.h. Absprachen bei Ausschreibungen).
Aber auch im Prinzip rechtlich erlaubte
Kooperationsformen können wettbewerbsbeschränkende Handlungen darstellen.
Zur Veranschaulichung einige Beispiele:
Konsortien unter Wettbewerbern sind bei
Ausschreibungen nicht erlaubt, wenn sie
eigentlich eigene Angebote abgeben könnten. Standardisierung von Industrienormen
können kundenfreundlich und wettbewerbsförderlich sein, aber auch schädlich, wenn
sie den Markteintritt für neue Unternehmen
erschweren. Der Austausch von Marktinformationen kann ebenfalls wettbewerbsschädlich wirken, z.B. kann der Austausch
von Informationen von Verkaufsumsätzen
zur Berechnung von Marktanteilen dazu
führen, dass der Wettbewerbsdruck nachlässt. Es könnte manche Marktteilnehmer
dazu verführen, sich auf ihren Lorbeeren
auszuruhen, wenn sie feststellen, dass sie
einen gefestigten Marktanteil mit komfortablem Abstand zu den über und unter sich
plazierten Wettbewerbern haben.
Im Detail sind viele Problemstellungen
sicherlich Fragen für Experten. Der im Ver-
trieb oder Marketing tätige, rechtliche Laie
kann sich jedoch als grobe Richtschnur mit
der einfachen Testfrage behelfen, ob seine
Handlung zu einer geringeren Auswahl an
Anbietern für den Kunden führt und dadurch
möglicherweise auch zu höheren Preisen,
und im Zweifelsfall fachkundige Beratung
hinzuziehen.
Ermittlungen durch die Behörden
Für ihre Ermittlungen sind die Kartellbehörden befugt, unter anderem Auskunft und
Herausgabe von Unterlagen zu verlangen
sowie Durchsuchungen durchzuführen. Hier
unterscheiden sich die Befugnisse in den
verschiedenen Ländern in den Details; jedoch
ist es wichtig zu wissen, welche Duldungsund Kooperationspflichten ein Unternehmen
hat, denn Verweigerungen von Kooperationspflichten oder gar Behinderungen von
Untersuchungen können Zwangsgelder und
Geldbußen nach sich ziehen. Vor allem für
den Fall einer Durchsuchung der Geschäftsräume („Dawn Raid“) sollten die Mitarbeiter
in groben Zügen auf ihre Verhaltenspflichten
vorbereitet sein, z.B. im Rahmen der allgemeinen Compliance-Schulungen. Zuallererst
sollte das Management benachrichtigt und
die Rechtsabteilung bzw. eine Rechtsanwaltskanzlei eingeschaltet werden. Für die
Formen von
Wettbewerbsbeschränkungen
Wettbewerbsbeschränkende Absprachen
unter Wettbewerbern können verschiedene
Ausformungen haben. Das koreanische Recht
ist hier anderen Ländern wie auch dem deutschen bzw. EU-Recht sehr ähnlich; demnach
sind vor allem verboten: Preisabsprachen,
Absprachen zu Vertragsbedinungen sowie
zu Pruduktionsmengen, Beschränkung von
KORUM Nr. 43 | Februar 2013 21
Kontrakte
Durchführung der Dursuchung sollte den
Beamten eigenes Personal zur Seite gestellt
werden. Die Durchsuchung sollte in Protokollen dokumentiert werden. Und Kopien der
beschlagnahmten Unterlagen anagefertigt
werden. Auf keinen Fall sollten Unterlagen
vernichtet, E-Mails gelöscht oder Untersuchungen anderweitig behindert werden.
Es ist oft erstaunlich, welche vermeintlich
vernichteten Informationen mit forensischen
Methoden wiedererlangt werden könnnen.
Amnestie durch Kronzeugenprogramm
Die Kartellbehörden beginnen ihre Ermittlungen, wenn hinreichende Anhaltspunkte für einen Kartellverstoß bestehen. Dies
geschieht oft aufgrund von Selbstanzeigen von Kartellbeteiligten, die sich dadurch
Amnestie oder zumindest Strafminderung im
Rahmen von Kronzeugenregelungen (auch
Bonusregelung oder „Leniency“-Programm
genannt) erhoffen. Bonusregelungen sind ein
relativ neues, aber überaus wichtiges Instrument für die Kartellbehörden zur Rechtsverfolgung von Kartellen, die in der EU und
einzelnen EU-Mitgliedsstaaten, den USA
und Korea in den 1990er bzw. 2000er Jahren
eingeführt wurden.
Entdeckt ein Unternehmen, dass es Teil eines
Kartells ist, ist Schnelligkeit ein entscheidender Faktor. Der Kronzeugenstatus hängt
davon ab, wer seinen substantiierten Antrag
bei der KFTC zuerst einreicht. In Korea wird
dem ersten Antragsteller volle Straffreiheit
gewährt. Besteht das Kartell aus mehr als
zwei Teilnehmern, erhält der zweite Antragsteller immerhin noch 50% Nachlass auf
das zu verhängende Bußgeld. Der Kronzeugenstatus in der anfänglichen Reihenfolge
der Anträge ist jedoch noch nicht gesichert.
Die KFTC erlässt letztlich nur demjenigen
die Geldbuße, der durch seine Kooperation
wesentliche Beiträge zur Aufklärung des
Kartells geleistet hat. Ansonsten kann der
Kronzeugenstatus noch verloren gehen.
Vorbeugung durch Compliance-Programm
Die Gefahr von Kartellverstößen lässt sich
mit verschiedenen Maßnahmen im Rahmen eines Compliance-Programms mindern. Eine Risikoanalyse kann helfen, die
besonders gefährdeten Märkte, Produkte
und Unternehmensteile zu identifizieren (z.B.
mit Fragestellungen wie „Sind die verkauften
Produkte Rohstoffe/Massenware?“, „Ist der
Markt konzentriert?“, „Sind die Zugangshürden für neue Unternehmen zum Markt
hoch?“). Zu den dann darauf angepassten
Maßnahmen zählen regelmäßige Schulungen für Mitarbeiter in besonders sensiblen
Funktionen (z.B. Mitarbeiter mit Kontakt
zu Wettbewerbern durch Mitgliedschaft in
Industrieverbänden), das Aufstellen eines für
alle Mitarbeiter verbindlichen Verhaltenskodex, das Bereitstellen von Informationen in
Form von Broschüren und im Internet bzw.
Unternehmens-Intranet. Ein nicht zu unterschätzender Faktor ist die von „oben“ vorgelebte Unternehmenskultur, bei der auch im
Unternehmensalltag vom Management eine
Zero-Tolerance-Haltung vorgelebt wird.
Ein weiterer Zweck eines Compliance-Programm ist es, trotz solcher vorbeugender
Maßnahmen begangene Kartellverstöße mit
höherer Wahrscheinlichkeit und schneller zu
entdecken. Dazu kann auch die Einrichtung
einer Whistleblower-Hotline und das Benennen einer externen Person als Ombudsmann
hilfreich sein, um Mitarbeitern und Externen eine Anlaufstelle für anonyme Meldungen zu bieten. Nicht zuletzt kann solch
ein Compliance-Programm den Unterschied
ausmachen, um im Eventualfall mit dem
Leniency-Antrag den Wettlauf zur KFTC zu
gewinnen.
Baek-Lim Whang ist deutscher
Rechtsanwalt und Foreign Attorney bei
Shin & Kim, einer Wirtschaftskanzlei in
Seoul.
Korea webt Netz an Freihandelsabkommen immer
engmaschiger
Links erleichtern Suche nach Zollsätzen
Willkommene Hilfe im "Spaghetti bowl" der Freihandelsabkommen
Frank Robaschik
In the last ten years Korea has very actively been pursuing free trade agreements (FTA)
and the number of countries and regions with which it is now connected through such
has been rising rapidly. After agreements with ASEAN, India, the EU and the USA, Korea
started negotiations with China in Mai 2012. In addition, there are agreements and
negotiations with further partners. The disadvantage is that it became more difficult to
get an overview over which tariff rates are to pay and which rules of origin apply. Most
welcome therefore, are websites that inform very well about these regulations.
22
KORUM Nr. 43 | Februar 2013
Es ist noch nicht einmal zehn Jahre her, dass
das erste Freihandelsabkommen (FHA) von
Korea in Kraft trat. Seit das Thema jedoch
auf der Tagesordnung steht, geht es rasch
und mit Nachdruck voran. Von 2004 bis
2006 traten Vereinbarungen mit Chile, Singapur und der EFTA in Kraft. Danach konzentrierte sich das Land auf größere Partner. Zu
Kontrakte
den großen Erfolgen zählen Vereinbarungen
mit ASEAN (in Kraft seit 2007), Indien (seit
2010), der EU (angewendet seit 1.7.11) und
den USA (in Kraft seit 15.3.12). Seit August
2011 ist daneben ein FHA mit Peru in Kraft.
Am 22.11.12 billigte das koreanische Parlament ein Freihandelsabkommen mit der Türkei. Auf türkischer Seite steht die Annahme
noch aus. Ende August 2012 initialisierten
Korea und Kolumbien ein FHA. Wenn die
Annahme in beiden Ländern schnell von
statten geht, könnten die Abkommen im 1.
Halbjahr 2013 in Kraft treten.
Im Mai 2012 begannen die Verhandlungen
mit China, dem mittlerweile mit Abstand
wichtigsten Handelspartner Koreas. Im
September 2012 fand die erste offizielle
Gesprächsrunde für ein FHA mit Vietnam
statt. Schon länger verhandelt Korea FHA
mit Kanada und Indonesien.
Am 20.11.12 vereinbarten im kambodschanischen Phnom Penh China, Japan und
Korea den Beginn von Verhandlungen über
ein FHA. Die ersten Gespräche könnten
nach Meldungen der koreanischen Presse
im Frühjahr 2013 stattfinden. Ebenfalls in
Phnom Penh begannen FHA-Verhandlungen
für ein Regional Comprehensive Economic
Partnership (RCEP). Beteiligt sind die zehn
ASEAN-Länder sowie Australien, China, Indien, Japan, Korea und Neuseeland. Auch die
Wiederaufnahme der Verhandlungen mit
Japan ist im Gespräch.
Über die Abkommen verflechtet sich Koreas
Wirtschaft noch enger mit der Weltwirtschaft. Seit der Vereinbarung mit den USA
verfügt Korea nach Angaben des Ministry of
Foreign Affairs and Trade über Abkommen
Freihandelsabkommen Korea (Stand Ende November 2012)
Stand
In Kraft
Verhandlungen abgeschlossen
In Verhandlung
Schaffung der Basis für die
Wiederaufnahme der Verhandlungen
Vorgespräche, vorbereitende Studien
Länder
Chile, Singapur, EFTA, ASEAN, Indien, EU, Peru, USA
Türkei, Kolumbien
Kanada, Indonesien, China, Vietnam, trilateral mit China
und Japan, RCEP
Japan, Mexiko, Golf-Kooperationsrat (GCC), Australien,
Neuseeland
Mercosur, Israel, Zentralamerika, Malaysia
Quelle: Ministry of Foreign Affairs and Trade
Außenhandel von Korea in den ersten zehn Monaten 2012
in Mrd. USD, Veränderung gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum in %
Produktgruppe/Branche
Gesamt
VR China
Naher Osten
ASEAN
USA
Japan
EU
.Deutschland
Volumen
888,4
177,4
136,2
107,6
86,0
85,9
83,5
20,8
Ausfuhr
455,4
110,0
30,6
64,1
48,9
32,2
42,1
6,5
Veränd.
-1,3
-1,2
15,2
8,1
5,8
-1,0
-11,5
-15,4
Einfuhr
433,1
67,4
105,6
43,6
37,1
53,8
41,4
14,4
Veränd.
-0,7
-6,5
7,1
-1,8
-0,4
-5,8
6,4
1,9
Saldo
22,3
42,5
-75,0
20,5
11,7
-21,6
0,7
-8,0
Quelle: Koreanische Außenhandelsstatistik, Kotis
mit Ländern, die für rund 60% der weltweiten Wirtschaftsleistung stehen. Der Anteil
am Handel des eigenen Landes ist geringer,
würde aber vor allem mit einer Vereinbarung
mit China nochmals deutlich steigen.
Mit der zunehmenden Anzahl bilateraler
FHA ist es schwieriger geworden, den Überblick darüber zu behalten, welche Zollsätze
zu zahlen sind und welche Ursprungsregeln
gelten. Für Korea gibt es eine willkommene
Hilfe in Form von Internetseiten, die sehr
übersichtlich darstellen, wie der Zollabbau
erfolgt. Hervorzuheben sind dabei der FTA
Portal Information Service des koreanischen
Zolls unter http://www.customs.go.kr/kcshome/site/index.do?layoutSiteId=engportal.
Die Seiten erleichtern für im Außenhandel
aktive Unternehmen das Zurechtfinden im
"Spaghetti bowl" der FHA Koreas wesentlich.
Da dort unter anderem auch die Zollsätze
für koreanische Einfuhren aus der EU und
EU-Einfuhren aus Korea leicht zu finden
sind, sollten sie - weil einfach zu nutzen für viele Firmen interessant sein, die Waren
aus Deutschland nach Korea exportieren
oder Waren aus Korea nach Deutschland
importieren wollen.
Im unteren Bereich der Hauptseite befinden sich vier Schaltflächen mit den direkten
Links zu den Abkommenstexten, den Zollsätzen für die Wareneinfuhr nach Korea,
den Zollsätzen für koreanische Waren in den
Partnerländern sowie die entsprechenden
Ursprungsregeln.
KORUM Nr. 43 | Februar 2013 23
Schweizer Seiten
Joya Schuhe AG setzt auf Produktionsstandort Korea
Junges & innovatives Schweizer KMU revolutioniert den Schuhmarkt
Michael Zoller
Founded in 2008, Joya Shoes Switzerland looks back on a tremendously successful
corporate development. Headquartered in a small municipality in eastern Switzerland,
the company and its two young entrepreneurs have defined a clear & ambitious vision;
develop, manufacture and market the world’s softest shoes. In order to keep up with a
soaring demand, the company recently invested in its own production facilities in Busan.
Die ersten fünf Jahre der Firmengeschichte
von Joya waren geprägt von Wachstum,
Internationalisierung und technologischen
Weiterentwicklungen. Mit der Vision ein
neues Schuhsegment (Wohlfühlschuhe zur
Förderung von Spass an der Bewegung) zu
schaffen, haben sich zwei Jungunternehmer
entschlossen, den Weltmarkt zu erobern.
Im Jahr 2009 wurde die erste Schuhserie
lanciert um diese in den Märkten Schweiz
und Deutschland zu vertreiben. Mittlerweile
Joya Mustang Speed mit neuer Senso Sohle
sind die Schuhe in insgesamt 17 Ländern
erhältlich. Allein in Deutschland verfügt das
Unternehmen über mehr als 600 Verkaufsstellen. Vertrieben werden die „WellnessSchuhe“ im Schuh- und Sportfachhandel
sowie eigens etablierten Joya Monobrand
Läden. Ebenfalls eindrücklich ist die sprunghafte Entwicklung der Anzahl Mitarbeitenden welche von 12 in 2009, auf 43 per Ende
2012 angestiegen ist. Insgesamt wurden seit
der Firmengründung vor knapp fünf Jahren
weltweit über 800.000 Paar abgesetzt. Der
Jahresumsatz belief sich letztes Jahr auf
beachtliche CHF 19 Millionen und befindet
24
KORUM Nr. 43 | Februar 2013
sich weiter auf Wachstumskurs.
Slogan „der weichste Schuh der Welt“
Die Schuhe sind mit einer einzigartigen und
patentierten Sohlentechnologie ausgestattet
welche den natürlichen Bewegungsablauf
fördert. Sie unterstützt eine aktive Abrollbewegung des Fußes und gewährleistet somit
einen gesunden und aufrechten Gang. Das
ausgeklügelte System von Luftkanälen in
der Sohle pumpt zudem große Ströme Luft
Quelle: Joya Schuhe AG
in den Innenraum. Dank einer einzigartigen
Technologie ist die Joya-Sohle hoch elastisch
und ermüdet kaum.
Weltweit gibt es keinen vergleichbaren
Schuh, der bei jedem Schritt so viel frische
Luft in den Fuß-Innenraum pumpt: Nämlich
so viel, dass nach jedem 10ten Schritt die
alte Luft praktisch vollständig erneuert ist.
Da die Sohle mehrheitlich aus Luft besteht,
fühlt sich der Schuh federleicht an.
Seit Sommer 2012 verfügt das junge Unternehmen über eigene Produktionsstätten in
Busan, von wo aus die Produkte nach Fertigstellung in alle Welt verschifft werden. Der
Swiss Business Hub Korea hat sich mit den
beiden Gründern von Joya unterhalten und
Sie zu Ihren Erfahrungen in Korea befragt:
Können Sie uns kurz einen Überblick
über die Geschichte, die Aktivitäten
und die Zukunftspläne von Joya Korea
geben?
Die kreative Werkstätte von Joya befindet
sich in Roggwil am Bodensee. Hinter der
Joya Idee stehen zwei junge und innovative
Unternehmer: Karl Müller stammt aus einer
Familie, die bereits mit der Masai Barfuss
Technologie den Schuhmarkt revolutionierte. Claudio Minder machte sich als Moderator und Medienexperte einen Namen in
der Schweizer Medienlandschaft. Wir beide haben eine klare Vision “Unser Ziel ist
es, unseren Kunden einen Schuh zu bieten,
der vom Gehgefühl und gesundheitlichem
Nutzen neue Massstäbe im Komfortschuhbereich setzt.” Heute betreibt unsere Firma
ein Entwicklungszentrum und eine eigene
Produktionsstätte für Schuhsohlen in Busan.
Gefertigt wird der gesamte Schuh ebenfalls
in Korea. In Zukunft wollen wir die Kapazität
unserer eigenen Produktionsstätte erhöhen
um auch für Drittanbieter Schuhteile zu
produzieren. Zudem bauen wir aktuell in
Busan ein Warenlager von dem wir unsere
internationalen Partner schnell und effektiv
bedienen können.
Westliche Firmen investieren mehrheitlich in asiatischen Billiglohnländern.
Was waren für Sie die ausschlaggebenden Punkte für die Investitionen bzw.
Ihr Engagement in einem relativ teuren
Standort wie Korea?
Korea war in den 80er Jahren ein bedeutender Schuhhersteller, als aber die großen Hersteller in Billiglohnländer abgezogen sind,
Schweizer Seiten
sind viel Knowhow und gute Mitarbeiter
zurück geblieben. Wir haben uns dies Zunutze gemacht und das Knowhow und die Spezialisten übernommen. Für die Herstellung
der Joya Schuhe braucht es als Rohstoff
PU, dieses Material ist hoch komplex in der
Verarbeitung, hier in Korea können wir diese
Ansprüche erfüllen und exzellente Qualität
erreichen.
Wie verlief aus Ihrer Sicht die Zusammenarbeit mit lokalen Behörden & der
Regierung während der Investionsphase
respektive Firmengründung?
Ohne kompetente und zuverlässige Mitarbeiter wäre die Firmengründung für uns nicht
so einfach möglich gewesen. Wir haben
stets den Kontakt zu den Behörden gesucht
und gepflegt, dies war schlussendlich sehr
wertvoll. Die Behörden vor Ort haben wir als
sehr kooperativ und offen erlebt, ich denke,
dass diese auch geschätzt haben, dass wir
eine schweizer Firma sind.
Wo liegen Ihres Erachtens die komparativen Vorteile für ein Investment in
Korea gegenüber anderen Ländern in der
Region?
Für uns waren diverse Punkte maßgebend.
Die sichere Lage, der hohe Ausbaustand in
der Industrie, das profunde Knowhow der
Mitarbeiter, der attraktive Lebensstandard
und schlussendlich für uns auch enorm
wichtig das Freihandelsabkommen zwischen
dem EFTA-Verbund (Schweiz, Norwegen,
Island, Liechtenstein) CH und Korea bzw.
zwischen der EU und Korea. Dank diesem
können wir unsere Güter zollfrei importieren. Würden wir z.B. in China unsere Schuhe
herstellen, dann würden Strafzölle anfallen
und dies würde dann auch wieder die Marge
erodieren.
Joya Mono-Brand Shop Barcelona. Eröffnung erster Mono-Brand Shop Korea Mitte 2013
Was für Ratschläge können Sie Schweizer
Firmen, welche Investitionen in Korea in
Betracht ziehen, auf den Weg geben?
Es ist wichtig, dass man in Korea gut vernetzt ist. Somit sind längere Besuche vor
Ort eine Pflicht. Es empfiehlt sich die Business-Gegebenheiten bzw. die koreanische
Kultur zu studieren und sich bedingungslos
anzupassen. Dies zeugt von großer Wertschätzung gegenüber den lokalen Geschäftspartnern und führt zu partnerschaftlichen
Geschäftsbeziehungen die von Respekt und
Ehrlichkeit geprägt sind. Auf dieser Basis
können langfristige Partnerschaften aufgebaut werden, die von Erfolg gekrönt sind.
Karl Müller & Claudio Minder,
Geschäftsführer, Joya Schuhe AG
Michael Zoller, Commercial Officer, Swiss
Business Hub Korea
Quelle: Joya Schuhe AG
KORUM Nr. 43 | Februar 2013 25
Kontakte
News and People
By mutual cooperation between TÜV NORD Korea and KERI,
domestic heavy electronic equipment manufacturers can now use
KERI’s general testing for CE mark certificate. After the testing is
done by KERI, the testing result is accepted by TÜV NORD and the
certificate can be issued according to the internal procedure of
TÜV NORD. Until now, Korean domestic heavy electronic equipment
manufacturers had to get test and product certification only in
Europe. However, with this cooperation, certificates of conformance
and CE can be obtained through TÜV NORD Korea and KERI. TÜV
NORD Korea and KERI plan to expand the scope of the recognition
certification to satisfy both institutes and domestic heavy electronic
equipment manufacturers.
█
█ Mr. Johannes Thammer was
appointed to new managing director of Audi Volkswagen Korea as of
December 1, 2012. He is the representative of Volkswagen Group in Korea
and responsible for all brands within
Audi Volkswagen Korea including
Audi, Volkswagen and Bentley. At the
same time he is the managing director of Audi Korea, succeeding Trevor
Hill who moved to Audi Volkswagen
Middle East. He is an automobile
expert with more than 30 years extensive experiences from productcontrolling to product-marketing, brand management, A/S services
and sales since 1982 in various countries as well as headquarter in
Germany. Born in Germany in 1955, he studied machine-engineering
at Technical University Regensburg and vehicle engineering at Technical University Cologne.
German attorney Mr. Baek-Lim Whang joined the Korean law
firm Shin & Kim on November 1, 2012. He is a member of the
firm’s Corporate practice group, focusing on German and other
European clients. His areas of work include corporate general (incl.
commercial law), M&A, cross-border investment, antitrust and
competition, and pharma/medical/healthcare. Prior to joining Shin
█
26
KORUM Nr. 43 | Februar 2013
& Kim, Mr. Whang was an in-house
counsel at Siemens in Germany and
Korea, in his most recent position
responsible for the healthcare and
energy business of Siemens Korea.
Mr. Whang is a native of Berlin where
he also studied law at Humboldt University, and he was trained as a trainee lawyer at the Frankfurt Higher
Regional Court. He speaks German,
English and Korean. Shin & Kim is
a full-service law firm with around
330 Korean and foreign attorneys, patent attorneys, certified public
accountants and other professionals with offices in Seoul, Beijing,
Shanghai and Munich.
Mr. Lukas Beech (35) joins Nowak
& Partner Co., Ltd., where he leads
the Executive Search and Recruitment business with a focus on
German speaking clients. Mr. Beech has over 7 years of professional
experience in the industry and has
worked with clients from a range of
industries, placing bi-lingual Korean
executives in the branch offices of
international companies in Korea. Mr.
Beech was raised in Germany and
New Zealand, where he graduated from the University of Victoria as
well as the University of Hamburg, Germany, with a "Diplom".
█
Mr. Esteban Perez (40) was
appointed President for Hapag-Lloyd Korea Ltd. as of January 1, 2013.
He is taking over from Mr. Thomas
Engel, who recently assumed as Senior Vice President of Area Gulf Pacific
in Hapag-Lloyd America. Mr. Perez
has joined Hapag-Lloyd in 2006 from
former shipping Line CP Ships. Before
his assignment as president of HapagLloyd Korea, he has served various
management positions in South America, particularly in the trade management, marketing, customer service and country general management fields. He achieved a MBA in
Universidad del Desarrollo, Chile and attended an Entrepreneurship
Program in Babson College, Wellesley, Massachusetts among various
executive development programs.
█
Please send news for this column to [email protected]
Kontakte
New Members
AGS Four Winds Korea
Mr. Arnold Hwang
Country Manager
E-Mail: [email protected]
Branche: Transportation, Logistics, Relocation
AIMS Korea
Mr. Kwang-Soo Kim
Managing Partner
E-Mail: [email protected]
Branche: Automotive and Supply; Banking,
Financial Services; Chemistry, Pharmaceuticals;
Cosmetics; Machinery
European Commission
Executive Training Programme
Ms. Julia Scheidl
Cluster Coordinator
E-Mail: [email protected]
Branche: Consulting (Business); Culture;
Education; Import, Export
Staedtler Korea Co., Ltd.
Mr. Kwan-Ju Lee
Repr. Director
E-Mail: [email protected]
Branche: Import, Export; Office Supplies;
Wholesale
SDV KOREA Co., Ltd.
Mr. Thibault Janssens
Managing Director
E-Mail: [email protected]
Branche: Transportation, Logistics, Relocation
Wuerth Korea Co., Ltd.
Mr. Tai Yoen Choi
Managing Director
E-Mail: [email protected]
Branche: Automotive and Supply;
Building Materials and Supply;
Consulting (Technical); Steel,
Metal Products and Processing; Tools
KORUM Nr. 43 | Februar 2013 27
Kontakte
Contacts
KGCCI Goose Dinner 2012
On December 7th, the traditional KGCCI Goose Dinner was held at the Millennium Seoul Hilton Hotel with H.E. German Ambassador Rolf Mafael. In his speech
Mr. Mafael was looking back on the Korean-German relationship in 2012.
Around 120 KGCCI members and partners enjoyed the delicious course menu
and the festive Christmas atmosphere.
KGCCI Economic Outlook 2013
The KGCCI Economic Outlook 2013 was held on January 28th at Conrad Hotel. Several German
companies from various industries in Korea were gathered together and delivered a direct assessment of their respective markets. More than 130 members joined this event which was followed
by a buffet-get-together. The event was kindly sponsored by Ulsan Metropolitan City. The presentations of the KGCCI Economic Outlook 2013 can also be found at the members section of our
homepage.
Upcoming
February 18-21
February 25
Country Consulting Korea
AKM
Green Cabbage Dinner 2012
OSEC Zurich
6:00 pm
Deutsche Schule Seoul
7:00 pm
Restaurant Baerlin
Contact: Mr. Marcel Germann
[email protected] / www.osec.ch
April TBC
March 11
Sundowner #1
Annual General Meeting (AGM) & Reception
6:30 pm
KGCCI Veranda
TBC
Registration: www.kgcci.com/events | Contact: Ms. Sun-Hi Kim | [email protected]
28
February 28
KORUM Nr. 43 | Februar 2013
Korea Life
Spieglein, Spieglein an der Wand
Gayeon Ross
Today, ‘before and after’ advertisements dominating the walls at many Seoul stations
show that plastic surgeries have become an inherent part of Korean society. Since the
Ministry of Health first granted local clinics official permission to receive foreign patients this is a common practice not only for Koreans but also for people from all over
the world. This article reviews the current state of aesthetic plastic surgery and beauty
trends in Korea.
ben oder bei der Partnerwahl erfolgreich zu
sein. Daher ist auch die Hemmschwelle für
Schönheitsoperationen trotz großer Nebenwirkungen und manch lebensbedrohlicher
Risiken deutlich gesunken. Der Schönheitsmarkt boomt wie nie zuvor. Inzwischen gibt
es mehr als 4.000 Schönheitspraxen allein in
der Hauptstadt Seoul.
Heller Teint, große Augen, spitze Nase,
schmale Gesichtsform hat man diese nicht,
würde man sich in Korea mindestens einmal Gedanken darüber machen, sich beim
Schönheitschirurgen beraten zu lassen. Es
stehen die verschiedensten Möglichkeiten
offen, diesem Schönheitsideal, das eher dem
westlichen Typus entspricht, nahezukommen.
Immer häufiger suchen Koreaner plastische
Chirurgen oder ästhetische Dermatologen
auf. Südkorea steht vor der Bundesrepublik
auf Platz 7 der Rangliste der Länder mit den
meisten Schönheitsoperationen. Auch ist der
Pro-Kopf-Wert an Schönheitsoperationen
laut UN-Statistik von 2012 nirgendwo in der
Welt so hoch wie in Korea.
Heutzutage ist Schönheit eines der am heißest diskutierten Alltagsthemen sowohl bei
Frauen als auch bei Männern und ästhetische Eingriffe sind kein großes Geheimnis
mehr. Auch Fernsehstars, die für Koreaner
als Schönheitsidole gelten, bekennen sich
mittlerweile in der Öffentlichkeit zu Schönheitsoperationen. Stars und Medien unterstreichen wie wichtig das Erscheinungsbild
ist und schaffen so eine breite gesellschaftliche Akzeptanz für plastische Operationen.
Oft wird sogar erwartet, dass man sich nicht
nur deshalb unters Messer legt, um ein Star
zu sein, sondern um allgemein im Berufsle-
Die Hauptsaison für Schönheitschirurgie
liegt in den Winterferien, weil viele Eltern
ihrem Kind für bestandene Aufnahmeprüfungen eine Augenlidkorrektur schenken.
Bringt man sein Abschlusszeugnis mit, gibt
es bei manchen Schönheitspraxen zusätzlich
Rabatt auf kleinere Operationen. Die Lidplastik steht auf Platz eins der beliebtesten
Korrekturen und gehört zum Routineneingriff - weit vor Fettabsaugung, Brustvergrößerung oder Botox-Behandlung. Beliebt
sind nicht nur Lid - oder Nasenkorrekturen,
sondern auch der sehr riskante und sehr
teure Eingriff am Kiefer, bei dem die Knochen abgeschabt werden, um eine möglichst
schmale V-Form des Gesichts zu formen.
Neben Schönheitschirurgen bieten auch
kosmetische Dermatologen zahlreiche Möglichkeiten zur Verschönerung an. So gibt es
unter anderem Peelings, Laserbehandlungen,
Akneentfernungen und Kopfhaareverpflanzungen.
Der Schönheitsmarkt hat nicht nur Kunden
in Korea, sondern auch viele aus dem Ausland. Vor allem aus China, den USA, Japan,
Russland und der Mongolei. Vorletztes Jahr
kamen ca. 122.000 Touristen zur medizinischen Behandlung nach Korea. 20% davon
waren Kunden, die sich bei kosmetischen
Dermatologen oder Schönheitschirurgen
behandeln ließen. Seit dem 11. Mai 2009
gibt es das sogenannte „Medical Visa“, das
es ausländischen Reisenden erleichtert, für
medizinische Behandlungen eine längere
Aufenthaltsgenehmigung zu erhalten. Je
nach Dauer der Behandlung kann man das
C-3-M (Aufenthalt max. 90 Tage) oder das
G-1-M Visum (Aufenthalt max. 180 Tage)
beantragen, das innerhalb von wenigen
Tagen ausgestellt wird.
Es gibt aber auch Patienten, die nach Korea
kommen, weil die gewünschten medizinischen Behandlungen für die heimischen
Ärzte zu kompliziert, in Korea aber möglich
sind. Dazu gehörte unter anderem ein 18
jähriges Mädchen aus China, das an einer
sogenannten Glycogenspeicherkrankheit litt.
Einer sehr seltenen Krankheit, bei der der
Nasenrücken nicht vollständig wächst und
sich nur die Nasenlöcher ausbilden. Als auch
die Ärzte in China nichts tun konnten, hat
das Mädchen in Korea Hilfe gesucht und sie
dank hoch spezialisierter Ärzte auch gefunden.
Korea strebt danach, den medizinischen Tourismus auch künftig auszubauen und rechnet
im Jahr 2020 mit ca. 1 Mio. Patienten. Um
dies zu erreichen, wurden mehrere Initiativen ins Leben gerufen. Um günstige Wege
für den Gesundheitstourismus zu eröffnen,
werden Gesetze überarbeitet, Guidelines für
einfache Zahlungsmöglichkeiten erarbeitet
und Medical-Visa ausgestellt.
Die Regierung arbeitet daran, das Vertrauen in den koreanischen Gesundheitsservice
sowie in die Verschönerungsprozeduren zu
stärken, indem sie strengere Regeln aufstellt
und eng mit den medizinischen Institutionen
und Organisationen zusammen arbeitet. Die
vielfältigen Möglichkeiten, die weit verbreitete gesellschaftliche Akzeptanz und die
hohe Kompetenz der Schönheitschirurgen
ermöglichen es, dass auch in Zukunft die
Nachfrage nach plastischen Schönheitsoperationen in Korea weiter wachsen wird.
Gayeon Ross ist Junior Economist bei der
AHK Korea.
KORUM Nr. 43 | Februar 2013 29
KORUM
Media Data
Korea I Unternehmen I Märkte
KORUM, the bimonthly magazine of KGCCI publishes articles on Korea's economy,
markets, companies, technologies as well as on tax, legal or intercultural issues. The
journal also contains information on the activities of KGCCI and its member companies.
A special section is contributed by the Swiss Business Hub Korea c/o Embassy of Switzerland in Seoul.
Nr. 43 l Februar 2013
KORUM target group consists of KGCCI members and Swiss businesses in Korea and
abroad, decision makers of companies doing business with Korea, business associations and relevant public sector institutions.
Herausgeber:
Circulation: Language: Pages: Frequency: 1,500 copies
German
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bimonthly (February, April, June, August, October, December)
Deutsch-Koreanische
Industrie- und Handelskammer
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Redaktion KORUM:
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2.2
2.1
2.0
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1.4
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420 x 297
210 x 297
210 x 297
210 x 297
210 x 149
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426 x 303
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216 x 303
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Okjeong Monica Baik
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