Jahrestörn des Gerlinger Segelvereins vom 29.09 bis 06.10.2007

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Jahrestörn des Gerlinger Segelvereins vom 29.09 bis 06.10.2007
Jahrestörn des Gerlinger Segelvereins vom 29.09 bis 06.10.2007. Von Marmaris über Sými nach Bodrum und über Knidos, Datςa, Bozukkale zurück nach Marmaris. Samstag 29.09. Treffpunkt 05:00 Uhr Flughafen Stuttgart, Terminal 3. Heute beginnt der Jahrestörn 2007 des Gerlinger Segelvereins. 14 Personen haben sich angemeldet. Wir werden mit zwei Schiffen unterwegs sein. Kurz vor 5:00 betrete ich die Halle des Terminal 3 und schaue mich nach bekannten Gesichtern um. Bald entdecke ich Inge und Bernhard und so bilden wir das erste Grüppchen. Nach und nach treffen die Anderen ein. Einchecken und Sicherheitskontrolle, dann warten. Mit einer halben Stunde Verspätung beginnt unser Flug nach Dalaman. An Bord werden wir herzlich willkommen geheißen und mit kleinen Mängeln unseres Fluges bekannt gemacht. Die Maschine konnte kein Frischwasser übernehmen, daher ist es nicht möglich an Bord Kaffee zu kochen und es gibt nur Saft oder Mineralwasser zum Frühstück. Wegen einer Störung des Videosystems kann auch kein Film gezeigt werden. Ansonsten verläuft der Flug störungsfrei. Der von Klaus organisierte Transfer vom Flughafen Dalaman nach Marmaris klappt prima. Auf der Fahrt bekomme ich einen ersten Eindruck von der Kargheit und Trockenheit der Landschaft im Herbst. Am Hafen angekommen laden wir unser Gepäck aus. Auf die Schiffe können wir noch nicht, aber wir dürfen das Gepäck auf dem Steg vor den Schiffen ablegen. Die Schiffe, das sind zwei Sun Odyssey 45.2, die „Delight“ und die „White Cliffs“. Winne ist der Schiffsführer auf der Delight. Seine Mannschaft sind Aggi und Hans­Peter, Sylvia, Susanne, Jürgen und Uli. Der Chef auf der White Cliffs ist Klaus. Zu seiner Mannschaft gehören Inge, Sabine, Claus, Herbert und ich. Die Schiffsübernahme wird uns für 16:00 Uhr, vielleicht etwas früher zugesagt. Schiffs­ und segelkundige Augen stellen sofort fest, dass der Mast der Delight etwas höher als der der White Cliffs ist. Es ist früher Nachmittag und wir gehen in das der Netsel­Marina gegenüberliegende Restaurant Pineapple. Nach dem Essen werden Einkaufslisten erstellt. Inge, Sabine, Claus und ich gehen für unser Schiff einkaufen. Der uns empfohlene Migros Supermarkt ist ganz in der Nähe. Mit dem Mineralwasser tun wir uns schwer. Das ohne Kohlensäure ist schnell gefunden, aber welches ist nun mit Kohlensäure? Der auf unserer Einkaufsliste stehende Campari ist nicht zu haben. Mit drei vollen Einkaufswagen verlassen wir den Supermarkt und transportieren unsere Einkäufe zum Schiff. Vom Supermarkt ist uns Personal gefolgt und hilft uns beim Ausladen der Einkäufe. Sie möchten die Einkaufswagen so schnell wie möglich wieder zurück. Es ist inzwischen nach fünf und wir können an Bord. Beim Auslosen der Einzelkabine bin ich der glückliche Gewinner. Wir bringen unser Gepäck an Bord und richten uns in den Kabinen ein. Mechaniker von Suncharter arbeiten noch an der Windmessanlage. Nach eine Weile stellen sie ihre Arbeiten ein. Die Reparatur wäre zu zeitaufwendig und würde unser Auslaufen am nächsten Tag verzögern. Klaus macht es nichts aus wenn die Windrichtungsanzeige nur am Steuerbordruderstand funktioniert und so steht der Schiffsübergabe an uns nichts mehr im Wege. Diese wird von Flori Freres, einem netten älteren Herrn durchgeführt, der uns alles ausführlich und geduldig erklärt. Auch weist er uns auf eine im Schiff aufliegende Liste mit empfehlenswerten Restaurants hin. Am Abend mache ich noch einen Spaziergang durch den Hafen von Marmaris. Auffallend und mich faszinierend sind die vielen Gulets, Holzschiffe mit zwei, manche auch mit drei Masten. Viele von ihnen können für einen Tag oder für eine Woche gechartert werden. Auf die Festung reicht es mir wegen der einbrechenden Dunkelheit nicht mehr. Abends sitzen wir noch an Bord zusammen. Sonntag, 30.09. Am Morgen werden wir durch die für uns ungewöhnlichen Rufe des Muezzin geweckt. Das erste gemeinsame Frühstück an Bord schmeckt wunderbar. Um 09:00 Uhr wollen wir auslaufen. Die Mitarbeiter von Sun Charter bestehen wegen der Enge im Hafen darauf, dass wir uns bei der Ausfahrt durch einen Lotsen helfen lassen. Dieser bringt uns zügig hinaus und kaum dass wir es bemerken, nähert sich unserem Heck ein Motorboot, der Lotse springt hinüber und wir sind
unterwegs. Unser heutiges Ziel ist Sými, eine kleine Stadt auf einer gleichnamigen griechischen Insel. Klaus hat uns heute morgen auf mögliche Gefahren und eventuell notwendige Sicherheitsmaßnahmen hingewiesen. So verteilen wir nun Sicherheitsgurte und Schwimmwesten, stellen sie nach einer Einweisung durch Inge für unsere Körpergröße ein und verstauen sie dann in unseren Kabinen. Zeitweise steht der Wind günstig und wir können segeln. Wir sitzen an Deck und genießen die Fahrt. Sabine lässt sich von Klaus zu einer Partie Backgammon herausfordern. Eine kurze Strecke werden wir von einer kleinen Gruppe Delphine begleitet. Klaus erzählt danach, einer der Delphine hätte im direkt in die Augen geschaut – und wäre dann schnell verschwunden. Kurz vor Sými Bucht machen wir unseren ersten Badestop. Das Wasser ist sehr angenehm. Sými Stadt liegt in einer windgeschützten Bucht. Die Häuser verteilen sich über die steilen, die Bucht umgebenden Hänge. Im Hafen werfen wir Anker und machen mit dem Heck am Kai fest. Die Delight legt sich in die Lücke neben uns. Da wir aus einem Nicht­EU­Land einreisen müssen wir eigentlich zum Zoll und uns anmelden. In der uns von Feri überlassenen Unterlage wird empfohlen diese Prozedur von einem Agenten durchführen zulassen, da sonst unter Umständen die ganze Mannschaft mit zur Behörde muss. Wir haben uns trotz Mehrkosten für den Agenten entschieden aber wir erfahren, dass, da heute Sonntag ist, kein Agent da ist. Wir unternehmen in dieser Sache nichts nicht weiter. Zum Abendessen suchen wir uns ein Restaurant und finden es direkt am Uhrturm am Ende des Kais. An einem langen Tisch sitzen wir direkt am Wasser, können auf die Hafeneinfahrt und die beleuchteten Häuser von Sými sehen und das gute Essen und den guten Wein genießen. Wir wollen morgen früh um 03:00 Uhr auslaufen und ein Stück bei Nacht fahren. Die Mannschaft der Delight entscheidet sich dafür erst um 06:00 Uhr abzulegen. Zurück an Bord fragt Klaus wie es denn noch mit einem Absacker wäre. Es wird eine kurze Nacht. Montag 01.10.2007 Pünktlich um 03:00 Uhr machen wir die Heckleinen los und holen den Anker ein. Das geht wider Erwarten reibungslos. Klaus hat Wachen eingeteilt und so kann ich, da ich erst ab sieben Uhr dran bin, nochmals in die Koje schlüpfen. Kurz vor 07:00 Uhr gehe ich wieder an Deck und erlebe einen schönen Sonnenaufgang. Wir wollen heute bis Bodrum fahren, dem nördlichsten Punkt unserer Reise. Am Vormittag laufen wir in die Bucht von Knidos ein und ankern. Wir frühstücken gemütlich,danach wollen die Anderen baden. Im Segelhandbuch las ich, dass es hier, nur durch einen schmalen Landrücken von unserer Bucht getrennt eine zweite Bucht gibt; den alten Galeerenhafen. Diesen möchte ich mir ansehen. Zwölf Uhr mittags wollen wir weiterfahren und zu dieser Zeit muss ich zurück sein. Beim Beiboot ins Wasser bringen und den Außenbordmotor montieren werde ich unterstützt und so steht meiner Bootsfahrt an Land nichts mehr im Wege. Der Motor springt an, den Choke schließen, den Gang einlegen und eine kurze Strecke Fahrt geht alles gut. Dann geht der Motor aus. Die Tankentlüftung kontrollieren. Sie ist offen. Nochmals anlassen, er springt wieder an, aber beim Gang einlegen geht er sofort wieder aus. Der Wind hat mich in der Zwischenzeit ein gutes Stück Richtung Ufer getrieben. Zwar nicht zum Steg an dem ich eigentlich anlegen wollte, aber ich komme auch auf diese Weise ans Ufer. Für die letzten Meter schwenke ich den Motor hoch, lasse Kamera und Schuhe im Boot und steige ins Wasser um das Boot zwischen den Steinen am Ufer an Land zu ziehen. Der ehemalige Galeerenhafen ist eine beinahe kreisrunde Bucht mit einem wackelig aussehenden Steg an dem ein kleines Boot liegt. Zwei andere, sicher nicht mehr seetüchtige Boote liegen am Ufer und rotten vor sich hin. Ich steige noch zu der in der Karte eingezeichneten antiken Stadtmauer hoch um ein Foto von der Bucht in der wir ankern zu machen. Es wimmelt hier von kleinen Eidechsen die, wenn sie meine Schritte spüren rasch im Dickicht verschwinden. Der Gedanke wie ich zum Schiff zurückkomme überlagert aber langsam alles Andere und so beeile ich mich wieder zum Boot zu kommen. Aus am Wege liegenden Holz suche ich mir ein nicht allzu unhandliches und nicht zu morsches Brett aus und hoffe dass es als Paddel bis zum Schiff durchhält. Im Bug des Bootes kniend und mal rechts und mal links paddelnd
komme ich trotz des mir entgegen wehenden Windes gut voran. An Bord der White Cliffs hat man meine missliche Lage entdeckt und Claus schwimmt mir entgegen. Ich soll zum Steg paddeln man würde uns dann dort abholen. Also paddle ich zum Steg und Claus kommt schwimmend nach. Am Steg versucht auch Claus den Motor des Beibootes zu starten. Sein erster Versuch endet wie meine, aber dann hat er schnell die Ursache entdeckt und wir können doch mit Motorkraft zum Schiff fahren. In Zukunft werde auch ich den Benzinhahn öffnen. Kurz vor zwölf verlassen wir die Bucht von Knidos und fahren weiter in Richtung Bodrum. Eine Weile können wir segeln. Aus der Ferne sehen wir wieder eine größere Anzahl von Delphinen. Über Funk haben wir Kontakt zur Delight. In Bodrum haben wir über Funk Liegeplätze angefragt und diese werden uns im Lauf des Nachmittags als reserviert bestätigt. Bei der Einfahrt in den Hafen von Bodrum haben wir einen schönen Blick auf das Kastell St. Peter. Vor der Marina werden wir von einem kleinen Lotsenboot erwartet das uns zu unserem Liegeplatz leitet. Am Steg stehen Mitarbeiter der Marina bereit die unsere Heckleinen übernehmen. Wir fühlen uns sehr verwöhnt. Auch die Sänitäranlagen sind hier sehr gepflegt. Jemand sagt, der Liegeplatz wäre umsonst. Später gehen Claus, Walle, Herbert und ich einkaufen. Die Getränke und Obstvorräte müssen nachgefüllt werden und wir haben den besonderen Auftrag nach Campari und Schinkenwürfeln zu schauen. Wir finden weder Campari noch Schinkenwürfel. Am Abend essen wir gemeinsam in einem in der Nähe der Marina gelegenen Restaurant. Das in der Empfehlungsliste von Flori Feres aufgeführte Lokal finden wir nicht und ein Teil unserer Gruppe möchte nicht länger suchen. Wir essen gut aber teuer. Der vermeintlich kostenlose Liegeplatz tröstet uns über den Preis des Essens hinweg. Satt und zufrieden gehen wir zurück zu den Schiffen und (wie wäre es mit einem Absacker?) sitzen noch zusammen. Dienstag 02.10. Am Morgen lassen wir uns viel Zeit. Noch einmal nützen wir die guten sanitären Einrichtungen der Marina, denn an unserem heutigen Ziel, der Bucht von Knidos, wird es solche Einrichtungen nicht geben. Wir kaufen frisches Brot und frühstücken ausgiebig. Vor dem Auslaufen müssen Klaus und ich noch in das Büro des Hafenmeisters. Der Liegeplatz kostet doch und es gibt eine Menge Papierkram. Beim Auslaufen werden wir durch das Lotsenboot unterstützt. Kaum ist unser Bug weit genug aus dem Liegeplatz heraus, drückt es uns mit seinem speziell dafür gepolsterten Bug in Richtung Fahrrinne. Wir sind wieder unterwegs. Bei günstigen Wind können wir herrlich segeln. Am Nachmittag erreichen wir wieder die Bucht von Knidos. Wir machen am Steg fest. Ein älterer Herr in wadenlangen, bunten Shorts begrüßt uns. Besonders die Damen werden mit „Schätzli“ und Umarmung willkommen geheißen. Er wäre der „Oppa“ stellt er sich vor und informiert uns, wir könnten im Restaurant sehr guten und frischen Fisch essen. Wenn wir wollten würde er für uns einen Tisch reservieren. Es gibt hier nur dieses eine Restaurant und so stimmen wir zu. Einige von uns machen sich auf die alte Stadt Knidos zu erkunden. Knidos ist eine antike Stadt aus dem 7.Jahrhundert vor Chr. Sie war mir ihrem Handelshafen und ihrem Kriegshafen eine bedeutende Stadt. Aphrodite hatte hier ihr Heiligtum, weniger als Göttin der Liebe sondern mehr als Patronin der Seefahrer. Im Rundtempel am Hang soll die betörende Aphrodite des Bildhauers Praxiteles gestanden haben die der Sage nach mit ihren nackten Brüsten die Gemüter der alten Griechen in Wallung brachte. Eines Tage war sie verschwunden. Sie wird heute noch gesucht. Vom Restaurant wird nachgefragt wenn wir endlich kommen. An der Theke wählen wir unsere Fische aus und sitzen an einer langen Tafel beisammen. Der Fisch und der Wein schmecken sehr gut. Wir machen ein Gruppenfoto, natürlich mit „Oppa“. Als ich um die Rechnung bitte wird mir ein Kästchen überreicht ähnlich einer alten Schatztruhe. Nur das wir hier den Schatz erst in die Truhe legen müssen. Auf dem Rückweg zu den Schiffen können wir den herrlichen Sternenhimmel betrachten. Der Absacker wird heute auf der Delight getrunken. Auf dem Steg wird noch getanzt und Klaus singt ein Lied des Rundfunkfritzles. Mittwoch 03.10.
Unser heutiges Ziel ist Datςa. Dies ist nicht allzu weit entfernt und so können wir uns, obwohl wir dort früh ankommen möchten, mit dem Frühstücken Zeit lassen. Kurz vor elf verlassen wir die Bucht von Knidos und erreichen am frühen Nachmittag Datςa. Als wir mit der White Cliffs einlaufen ist noch ausreichend Platz am Kai. Aber kurz nach uns trifft eine Gruppe Flottillensegler ein und es wird langsam eng. Der Hafenmeister, den wir darauf ansprechen ob er nicht einen Platz freihalten könnte da wir noch auf ein Schiff warten, sieht dafür keine Möglichkeit. Aber als die Delight dann eintrifft legt er auf der Innenseite des Hafens zwei Schiffe näher zusammen so dass doch noch Platz für die Delight ist. Gleich bei unserem Liegeplatz ist eine kleine Bar mit Sitzgelegenheiten im Freien und so können wir in aller Ruhe einen Kaffee trinken und dem Treiben im Hafen zusehen. Auch blättern wir in der Restaurant­Vorschlagsliste von Feri und treffen für das Abendessen eine Vorentscheidung für das in der Nähe liegende Culinarium. Im Segelhandbuch haben wir von einem See gelesen, der südwestlich des Hafens liegen soll und dessen Wasser halb süß und halb salzig wäre. Auch soll man sich unter seinen Wasserfällen angenehm vom Quellwasser massieren lassen können. Herbert und ich wollen diesen See suchen und dort baden. Als wir den See gefunden haben entspricht er nicht meinen Vorstellungen. Herbert aber lässt sich nicht entmutigen, nimmt ein Bad und stellt sich unter den kleinen Wasserfall am Ausfluss des Sees. Auf dem Rückweg schauen wir uns zwei der Restaurants an, die von Flori auf seiner Liste empfohlen werden. Am Culinarium werden wir von einem Kellner angesprochen. Wir fragen ob es auch andere Gerichte als die auf der vor dem Lokal stehenden Tafel aufgeführten geben würde und ob Platz für 14 Personen wäre. Er zeigt uns die Speisekarte und eine schöne Dachterrasse auf der wir heute Abend sitzen könnten. Wir reservieren und sagen unser Kommen zu. Die Mannschaft der Delight ist mit dem Skipper des neben ihnen liegenden Schiffes ins Gespräch gekommen. Dieser empfiehlt ihnen ein in der Nähe ihres Liegeplatzes liegendes Lokal. So kommt es, dass wir heute nicht zusammen zu Abend essen. Uns schmeckt es auch heute ausgezeichnet. Danach sitzen wir noch in der kleinen Bar bei unserem Liegeplatz zusammen. Donnerstag, 04.10.07 Es ist schlechtes Wetter angesagt. Klaus überlegt ob wir nicht hier bleiben sollen entscheidet sich dann aber doch für das Fahren um Morgen nicht die ganze Strecke bis Marmaris an einem Stück zurücklegen zu müssen. Wir kaufen frisches Brot und suchen nochmals nach Campari und Schinkenwürfeln aber wir haben wieder keinen Erfolg. Inge hat frische Feigen gekauft die uns wunderbar schmecken. Nach dem Frühstück legen wir ab. Unser heutiges Ziel ist die die Bozukkale­ Bucht, an der Südwestspitze der Bozburun­Halbinsel. Dort wollen wir ankern und Walle wird abends für uns Spagetti kochen, nun eben ohne Schinkenwürfel. Das Wetter hält sich und nach einem kurzen Regen wird es sogar wieder besser. Am Mittag, kurz vor der Einfahrt zur Bozukkalebucht kommt es zu einem Wettsegeln. Auf der Delight trimmt Hans­Peter die Segel, bei uns zupft Herbert am Tuch und beide versuchen das optimale an Geschwindigkeit herauszuholen. Die größere Segelfläche der Delight macht sich bemerkbar. Sie ist schneller, kommt aber nicht an uns vorbei. Wir würden vermutlich disqualifiziert. Die Bozukkale(alte Burg)­Bucht wird beherrscht von der alten rodischen Festung Loryma. Diese Bucht war der Ausrüstungshafen der Kriegsschiffe von Rodos. Im Segelhandbuch sind mehrere Ankerplätze ausgewiesen. Der Ankerplatz direkt unterhalb der Festung wird als „gegen alle Windrichtungen geschützt“ beschrieben und wir entscheiden uns für diesen. Vom Steg des Restaurants Ali Baba wird uns gewunken anzulegen, aber wir bleiben bei unserem Entschluss zu ankern. Walle lässt auf Kommando den Anker fallen und als wir den Eindruck haben der Anker hält bringen Claus und ich mit dem Beiboot eine Heckleine an Land und machen sie dort fest. Auch legen wir einen zweiten Buganker aus. Zurück an Bord beobachten wir die Anker und die Heckleine. Herbert möchte noch eine zweite Heckleine auslegen und so fahren Herbert und ich noch einmal an Land und machen eine weitere Leine fest. Die Delight ankert ebenfalls und bringt auch zwei Heckleinen aus. Beim Auslegen der ersten Heckleine ist mir mein Taschenmesser aus der Hosentasche gerutscht
und über Bord gefallen. Beim Trinken des Ankerbiers an Bord erzähle ich von meinem Missgeschick. Das Messer hat keinen großen materiellen Wert, aber es begleitete mich seit vielen Jahren, war oft schon verschwunden, verloren geglaubt und kam doch immer wieder zu mir zurück. Hier in der Bucht gebe ich es endgültig verloren. Aber Claus, Herbert und Winne bringen das Messer wieder an die Wasseroberfläche. Ich kann es kaum fassen. Herzlichen Dank an die Drei. Am späten Nachmittag nehmen Herbert und ich das Beiboot, fahren zum Steg und steigen zur Festung hoch. Das Wetter hat sich verschlechtert und es sieht nach baldigem Regen aus. Von der Festung haben wir einen schönen Blick auf die Bucht und unseren Ankerplatz. Auf der anderen Seite der Festung können wir auf das offene Meer und an der Küste entlang sehen. Wir steigen auf die Festungsmauer und gehen ein Stück auf ihr entlang. Sie ist breit und gut erhalten. Der Wind ist stärker geworden und es beginnt zu regnen. Als wir wieder auf unseren Ankerplatz sehen können erkennen wir, dass die Delight ihren Ankerplatz verlässt. Die White Cliffs liegt dicht bei einem anderen Schiff. Wir haben den Eindruck dass wir so schnell wie möglich wieder an Bord gehen sollten, wo entweder wir oder das Beiboot benötigt werden. So eilen wir den Berg hinab und über den Steg zum Boot. Mit dem Boot beim Schiff angekommen sehen wir, dass die Heckleinen gelöst wurden und wir erfahren, dass der Anker nicht gehalten hat und wir zu einem anderen Liegeplatz fahren wollen. Wir sollen mit dem Beiboot die Heckleinen bergen und dann dem Schiff folgen. Also fahren wir zum Ufer und bergen die beiden Heckleinen. Die White Cliffs ist nicht allzu weit gekommen und so erreichen wir sie rasch. Der zweite Anker sitzt fest und lässt sich nicht bergen. Mit dem Beiboots drücken wir den Bug der White Cliffs soweit herum, dass sie günstiger zum Anker liegt. Dann gehen wir an Bord. Auf dem Steg herrscht große Aufregung und wir hören Rufe „Mooring, Mooring“. Als Klaus versucht mit Rückwärtsfahrt den Anker auszubrechen verstärken sich diese Rufe noch und auf dem Fischerboot, das am Ende des Stegs liegt, ziehen der Fischer und seine Frau verzweifelt an der Mooring ihres Bootes. Wir erkennen, dass die „Mooring, Mooring“­ Rufe kein Angebot an uns sind am Steg festzumachen, sondern dass sie befürchten wir würden mit unserem Manöver die Mooringkette aus dem Grund reißen. Der Anker muss sich in einer der Moorings oder in der Mooringkette selbst verfangen haben. Klaus bricht das Manöver ab und wir legen rückwärts am Steg an und machen an der Mooring fest. In der Zwischenzeit ist es dämmerig geworden und in Sache Anker können wir im Moment nichts weiter unternehmen. Langsam kehrt wieder Ruhe ein. Herbert und ich bergen mit dem Beiboot nun auch die Heckleinen der Delight. Auch bei ihr hatte der Anker nicht gehalten. Über Funk bekommen wir Kontakt zur Delight und erfahren, dass sie weiter innen in der Bucht an einem Steg anlegen konnte. Heute kocht Walle für uns Spagetti mit Tomatensauce. Wir essen am großen Tisch unter Deck. Die Spagetti schmecken herrlich. Walle das war „Spitze“. Danach sitzen wir noch bei Wein und Knabberzeug zusammen, spielen einige Streichholz­ und Würfelspiele und es wird ein netter und gemütlicher Abend. Freitag, 05.10.07 Am Morgen hat sich das Wetter wieder beruhigt. Claus schwimmt schon vor dem Frühstück,ausgerüstet mit der Taucherbrille zum Anker hinaus. Er kommt mit der Nachricht, der Anker würde einfach lose über der Mooringkette hängen, zurück. Wir sind der Meinung bei dieser Lage müssten wir den Anker vom Beiboot aus bergen können und so nehmen Herbert und ich das Beiboot und ziehen uns an der Ankerleine bis über den Anker. Claus schwimmt nebenher. Ein großes Stück der Ankerleine lässt sich leicht einholen, dann wird es sehr schwer, aber Claus hilft im Wasser schwimmend nach und so ist nach kurzer Zeit der Anker im Beiboot. Wir fahren zurück zum Schiff, verstauen Anker und Beiboot und sind alle erleichtert. Jetzt schmeckt das Frühstück besonders gut. Heute müssen wir zurück nach Marmaris. Es ist unser letzter Segeltag. Am Mittag legen wir, gemeinsam mit der Delight noch einmal in einer Bucht eine Pause zum Baden ein. Herbert hat die Idee einer Wasserbar. Der Heckfender wird flach auf das Wasser gelegt und auf den Heckfender kommen die Getränke. Die Wasserbar wird gut angenommen, die Besucher sind sehr zahlreich und Klaus als Wirt muss nachschenken. Am Nachmittag können wir in der Bucht von Marmaris
herrlich segeln. Wir nehmen dafür in Kauf etwas zu spät einzulaufen. Dann reihen wir uns in die Warteschlange vor der Tankstelle im Hafen von Marmaris ein. Nach dem Tanken wird das Schiff schon von einem Mitarbeiter von Suncharter übernommen und zu seinem Liegeplatz gebracht. Die Übergabe verläuft ohne Beanstandungen. Wir packen unsere Sachen zusammen, denn morgen früh müssen wir früh das Schiff verlassen. Eine Nacht können wir noch auf dem Schiff schlafen. Flori Freres hat für uns in einem Restaurant in der Marina für heute Abend Plätze reserviert und wir gehen alle gemeinsam essen. Dann bummeln wir noch durch den Basar. Einzelne tätigen noch Einkäufe und die Gruppe löst sich auf, trifft sich aber wieder auf dem Schiff. Nocheinmal trinken wir gemeinsam einen Absacker. Die Trinkvorräte sind nicht mehr allzu groß. Danach ist nur noch Cola da. Es ist schön so zu sitzen. Samstag 06.10.07 Unser Transferfahrzeug zum Flugplatz Dalaman holt uns pünktlich um 06:30 ab. Das Frühstück fiel heute morgen aus. Am Flugplatz können wir das nachholen. Das Flugzeug fliegt etwas verspätet ab. In Stuttgart werde ich von meiner Frau, meiner Tochter und einem meiner Enkel abgeholt. Es gibt einen kurze Abschied von den Anderen, dann ist der Törn eine schöne Erinnerung. Eine Erinnerung an die gemeinsamen Erlebnisse, die Landschaft, das Segeln und die Begegnungen mit anderen Menschen und eine Erinnerung an die gute Kameradschaft und die große Freundlichkeit aller Törnteilnehmer. Dafür herzlichen Dank. Herzlichen Dank auch an die beiden Schiffsführer Winne und Klaus die bereit waren die Verantwortung für ihr Schiff und ihre Mannschaft zu übernehmen. Besonderen Dank auch an Klaus für die Organisation des Törns und Dank auch an alle die sonst noch zum Gelingen dieser Fahrt beigetragen haben. Aber jetzt, wie wäre es mit einem Absacker?