„Ein tüchtiger Jäger vor dem Herrn“
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„Ein tüchtiger Jäger vor dem Herrn“
Das Thema „Jagd“ in der Bibel „Ein tüchtiger Jäger vor dem Herrn“ I n der vorbiblischen Zeit war die Lebensweise in Palästina durch Jäger und Sammler bestimmt. Erst die Sesshaftwerdung, einhergehend mit der biblischen Erzählung von der Volkswerdung Israels, änderte die Lebensart der Menschen um 1.000 vor Christus. Die Stellen der Bibel, die metaphorisch auf die Jagd Bezug nehmen, setzen meist die Erfahrung des Gejagten und weniger die des Jägers voraus: „…entreiß dich seiner Hand wie eine Gazelle, wie ein Vogel der Hand des Jägers!“ (Spr 5,5) Dennoch finden sich in der Heiligen Schrift einige Stellen, die direkt mit Jagd und Jäger zusammenhängen Beachtenswert ist, dass die Jagd in der Bibel nahezu dieselben Aufgaben und Schwerpunkte behandelt, wie sie dies auch im heutigen Leben tut. Sie dient in erster Linie der Fleischbeschaffung und bietet dem Jäger auf verschiedenste Weise die Möglichkeit, seinen Mut und seine Geschicklichkeit zu beweisen. Die Jagd ist darüber hinaus notwendig, um das Wild zu reduzieren, welches immer wieder in das Kulturland vordringt, die Saaten verwüstet und Menschen und Herden gefährlich werden kann. So heißt es im Hohelied Salomons: „Fangt uns die Füchse, die kleinen Füchse! Sie verwüsten die Weinberge, unsere blühenden Reben.“ (Hl 2,15) Raubwildjagd war Kampf und Verteidigung Jagd auf Raubtiere stellt sich in der Bibel als Kampf und Selbstverteidigung dar. Besondere Erfolge verzeichnen hier Simson und Benaja: „Simson ging weg und fing dreihundert Füchse“ (Ri 15,4), und „Benaja aus Kabzeel, der Sohn Jojadas, war ein tapferer Mann, der große Taten vollbrachte... Als einmal Schnee gefallen war, kam er zu einer Zisterne und erlegte darin einen Löwen.“ (2 Sm 23,20) Und David sagt zu Saul: „Wenn ein Löwe oder Bär kam und ein Lamm aus der Herde wegschleppte, lief ich ihm hinterher, schlug auf ihn ein und riß das Tier aus seinem Maul. Und wenn er sich dann gegen mich aufrichtete, packte ich ihn an der Mähne und schlug ihn tot.“ (1 Sm 17,34) Dass man dem göttlichen Gericht nicht entrinnen kann, macht der Prophet Jeremia (16,16) daran deutlich, dass 20 11/2008 alle Verstecke und Schlupflöcher durch erfahrene Jäger aufgespürt werden. Die Jagd wird mit Pfeil und Bogen (1 Mo, 27, 3) oder Lanzen (Hi 41, 17 – 20) betrieben. Das Wurfholz im dritten Kapitel des Buches Amos und die Schleuder finden bei der Vogeljagd sowie als Waffe gegen Raubtiere Verwendung (1 Sm 17, 40). Als Jagdgeräte fungieren ferner verschiedene Arten von Netzen für Wild und Vögel oder Fallgruben für Großwild, das durch Steinwürfe getötet wurde, sobald es in der Grube gefangen war. Exemplarisch hierfür ist Jesaja 51,20: „An allen Straßenecken lagen deine Söhne hilflos da, wie Wildschafe im Netz…“ Oder im Buch des Propheten Ezechiel (19,8): „Sie warfen ihr Netz über ihn, in ihrer Grube fingen sie ihn…“ Die Siedlungsgebiete der israelitischen Stämme waren reich an Wildtieren. Steinbock, Hirsch, Damwild, Gazelle, Wisent und Wildziege galten als rein und durften gegessen, aber nicht geopfert werden (5 Mo 12,15;14,5). An jagdbaren Vögeln wird sogar einmal ein uns bestens bekanntes Niederwild genannt: „So möge nun mein Blut nicht auf die Erde fließen fern von dem Angesicht des Herrn. Denn der König von Israel ist ausgezogen, einen einzelnen Floh zu su- Bild: Faksimile Verlag Luzern Die Bibel ist das am weitesten verbreitete und meistgelesene Buch der Welt und wurde in 1.500 Sprachen und Dialekte übersetzt. Bislang wenig beachtet ist allerdings die Tatsache, dass Jagd, Jäger und Wild selbstverständlicher Bestandteil vor allem des Alten Testaments sind, wie Franz Zwingmann für uns herausgearbeitet hat. chen, wie man einem Rebhuhn nachjagt auf den Bergen“ (1 Sm 26,20). Ebenfalls werden mehrfach Wildtauben (Hos 7,13) und Wachteln (2 Mo 16,13) erwähnt. Wildbret wurde sehr geschätzt und gehörte zum Beispiel in großen Mengen zur Verpflegung des Salomonischen Hofes. So steht im ersten Buch der Könige im Kapitel 5: „Der tägliche Unterhalt Salomons belief sich auf dreißig Kor Feinmehl, sechzig Kor gewöhnliches Mehl, zehn Mastrinder, zwanzig Weiderinder, hundert Schafe, nicht gerechnet die Hirsche, Gazellen, Rehe und das gemästete Geflügel.“ Vermeintliche Tierschützer argumentieren gegen uns Jäger, dass es in der Schöpfungsgeschichte heißt: „Hiermit übergebe ich Euch alle Pflanzen auf der ganzen Erde, die Samen tragen, und alle Bäume mit samenhaltigen Früchten. Euch sollen sie zur Nahrung dienen.“ Daraus leiten Jagdgegner eine von Gott gewollte Fleischlosigkeit des Menschen ab. Dass diese isolierte Betrachtungsweise fehlleitet, beweist die Bibel bereits drei Kapitel später. Das Tieropfer von Abel wird von Gott angenommen, das Pflanzenopfer des Kain nicht. Als Rache erschlägt Kain Abel. Und im Buch Numeri steht geschrieben: „Darauf brach ein Wind los, den der Herr geschickt hatte, und trieb Wachteln vom Meer heran. Er warf sie auf das Lager, einen Tagesmarsch weit in der einen Richtung und einen Tagesmarsch weit in die andere Richtung rings um das Lager; zwei Ellen hoch lagen sie auf dem Erdboden.“ Nicht zu vergessen die Gesetze Gottes zum Paschafest und den Auszug der Israeliten aus Ägypten, wo das Verzehren eines einjährigen Lamms im Zentrum des Mahl steht. (2 Mo 12,1 – 11) Obwohl der Jäger als eigener Berufsstand in Israel nicht bestätigt ist, gibt es im Alten Testament zwei berühmte Jäger, Nimrod und Esau. Im ersten Buch Mose, der Genesis, steht: „Kusch zeugte Nimrod; dieser wurde der erste Held auf der Erde. Er war ein tüchtiger Jäger vor dem Herrn. Deshalb pflegt man zu sagen: Ein tüchtiger Jäger vor dem Herrn wie Nimrod.“ Nimrod und Esau waren Jäger Nimrod, der Urenkel Noas, ist der erste biblische Herrscher, der erste Fürst mit weltlicher Macht. Dem biblischen Text zufolge soll er unter anderem Herrscher über Babel, Erech, Akkad und Kalach (Nimrud) und Gründer von Ninive gewesen sein. Nimrod wird auch in Kapitel 11 der Genesis mit dem Turmbau zu Babel in Verbindung gebracht, da der Ort „Schinar“, gleichzusetzen mit „Sumer“ (dem alten Babylonien), auch das Reich von Nimrod, dem Jäger, darstellt. Auch heute noch wird der Name Nimrod für Firmen und Vereine genutzt, die mit Jagd oder dem Jagen zu tun haben. Ganz im Zeichen der Jagd und auch des Wildbrets steht die alttestamentarische Geschichte um den Jäger Esau, seinen Zwillingsbruder Jakob und deren Eltern Isaak und Rebekka. Esau wird als erster Sohn vor Jakob geboren. Als der Vater Isaak alt geworden ist und weiß, dass er bald sterben wird, ruft er seinen Sohn Esau mit den Worten: „Nimm jetzt dein Jagdgerät, deinen Köcher und deinen Bogen, geh aufs Feld und jag mir ein Wild! Bereite mir dann ein Mahl, wie ich es gern mag, und bringe es mir zum Essen, damit ich dich segne, bevor ich sterbe.“ Als Esau auf die Jagd zieht, um für den Vater das gewünschte Wildbret zu erlegen, ruft die Mutter den jüngeren Bruder Jakob, denn sie hörte, was Isaak dem Älteren geheißen hat. Um Jakob den Segen zu verschaffen, sagt sie zu ihm: „Hol zwei kleine Ziegen“. Sie brät das Ziegenfleisch. Dann bindet sie Jakob die Ziegenfelle um die Arme und den Hals, denn Esau war „über und über mit Haaren bedeckt wie mit einem Fell“. So schickt sie ihn zu Isaak. Der im Sterben liegende Vater hört den Schritt. Er fragt: „Wer bist du?“ „Ich bin Esau“, sagt Jakob. „Ich bringe dir den Braten. Iss zuerst, dann gib mir den Segen, wie du es versprochen hast.“ Isaak greift nach den Armen seines Sohnes. Er fühlt das Fell. Er lässt sich täuschen und segnet Jakob. Kurz darauf kommt Esau von der Jagd zurück und bringt dem Vater gebratenes Fleisch. Er bittet ihn um den Segen. Da erkennt Isaak, dass sein Sohn Jakob ihn getäuscht hat. Doch den Segen, den er ihm weitergegeben hat, kann er nicht zurücknehmen. Die Ottheinrich-Bibel Die edle Prachthandschrift aus der Bayerischen Staatsbibliothek gibt es als originalgetreue Faksimile-Edition. FAKSIMILE VERLAG LUZERN, E-mail: [email protected], Tel: 0041-41-4290820, Internet: www.faksimile.ch 11/2008 21