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U-Bahnstation Toledo in Neapel
Oscar Tusquets Blanca and M.N. Metropolitana di Napoli
Das Leitmotiv des Projekts kristallisierte sich kurz nach Beginn der
Bauarbeiten heraus, als erhebliche konstruktive Veränderungen
möglich waren. Die über 40 m tiefe Baugrube, aus der ein Kran
tonnenweise vulkanisches Gestein aushob, glich in ihrer
Monumentalität einem Werk von Piranesi. Nach Abschluss der
Aushubarbeiten sollte die Kaverne wieder abgedeckt werden, jedoch
nicht vollständig. Man benötigte Platz für technische Anlagen und
Versorgungsleitungen, konnte aber auch einen Krater erhalten, durch
den die Passagiere nach oben in die Sonne blicken und ein Gefühl
für die Tiefe, in der sie sich befinden, entwickeln können. Von oben
haben Passanten die Möglichkeit, über eine Brüstung auf die
Menschen zu schauen, die sich 37 m tiefer tummeln - ein
überraschendes und schwindelerregendes Erlebnis.
Die andere treibende Idee entstand infolge der Tatsache, dass sich
die Station unter dem Meeresspiegel befindet. Die Bereiche oberhalb
des Meeresspiegels wirken wie in den Felsen gehauen, während die
unteren Teile im Meer zu versinken scheinen. Wände und Böden des
oberen Bereichs sind mit Naturstein verblendet und eine aragonische
Mauer in der Schalterhalle, die während des Baus entdeckt wurde,
verstärkt noch den Eindruck, man befinde sich hier an einer
Ausgrabungsstätte. Die ‚Unterwasserzonen‘ sind komplett mit einem
blauen Glasmosaik verkleidet. Darüber ist alles erdig und matt.
Diese Unterteilung wird durch die Werke zweier Künstlern betont. In
den ‚felsigen‘ Bereichen findet man zwei Wandbilder aus Steinmosaik
mit rauem, antikem Charakter. In den ‚Wasserbereichen‘ liegen sich
in einem der Gänge zwei enorm lange Kunstinstallationen
gegenüber, auf denen man im Vorbeigehen das sanfte Spiel der
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Wellen an der Meeresküste beobachten kann. Für die Beleuchtung
des Kraters wurde ein Programm entwickelt, dass Farbe und
Intensität der eingebauten LEDs steuert.
Tageslicht dringt jedoch nicht nur durch den großen Krater nach
unten. Das Zwischengeschoss wird zusätzlich durch drei Oberlichter
erhellt, die den Passanten zugleich einen Blick auf die aragonische
Mauer und das Steinmosaik gewähren.
Neben den Bauarbeiten im Untergrund wurde auch ein Teil der Via
Diaz zu einer Fußgängerzone umgestaltet, die entlang der stets
überfüllten Via Toledo einen Platz zum Innehalten bietet. Im
schmalen, nicht unterhöhlten Bereich wurden Bäume gepflanzt und
am südlichen Ende Sonnenschirme für die Verkaufsstände
aufgebaut, die sich früher kreuz und quer über den Gehweg
verteilten.
Fertigstellung: 2012
Standort: Neapel, Italien
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