Newsletter vom September 2011 - Herzlich Willkommen bei Back to

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Newsletter vom September 2011 - Herzlich Willkommen bei Back to
Neues von Back to Life e.V.
Liebe Paten, Förderer und Freunde von Back to Life,
wir freuen uns, Ihnen heute den Newsletter senden zu dürfen mit den neuesten
Geschehnissen und Entwicklungen, sowohl in Nepal als auch in Indien. Wir hoffen, Sie
haben ebensolche Freude am Lesen und Miterleben unserer Arbeit, wie wir sie
tagtäglich durch unsere sichtbaren Fortschritte verspüren.
Nepal
100 neue Patenschaften für Schulmädchen in Chitwan zu vergeben
Für das neue Schuljahr 2011/12 haben wir neben den 103 Mädchen, die wir bereits seit
einem Jahr unterstützen, weitere 100 in unser Programm aufgenommen. Für diese
Mädchen vergeben wir wieder Patenschaften und hoffen auf Ihre Unterstützung, sowie
die Ihrer Freunde und Bekannten.
Jamuna
Ayusha
Purnima
Ajeeta
Das Leben dieser Mädchen hat sich durch den Schulbesuch sehr verändert. Sie sind
alle dankbar für ihre Chance und gehen regelmäßig in die Schule. Jedes Jahr
veranstalten wir eine Schulfeier, während der die jeweiligen Klassenbesten (oder die
Wallstr. 29
61348 Bad Homburg
Tel.: 06172 – 662 69 97
Fax.: 06172 – 681 65 05
[email protected]
www.back-to-life.org
sich sonstwie positiv hervorgetan haben) sowie auch die engagiertesten Lehrer
ausgezeichnet werden und ein kleines Geschenk erhalten.
In den vier Schulen, die ‘unsere’ Mädchen unterrichten, haben wir Büchereien
eingerichtet, Lernmaterialien zur Verfügung gestellt und die gesamte Schulausstattung
verbessert. Ferner werden wir an jede Schule eine Kindertagesstätte anschließen, in der
die noch nicht schulfähigen Kinder betreut werden, so dass die Älteren in die Schule
gehen können (vorher mussten sie auf die kleinen Geschwister aufpassen).
In einem Projektdorf haben wir dafür bereits ein Gebäude errichtet, die anderen Schulen
bzw. Dörfer können dafür einen Raum zur Verfügung stellen. Zwei Kindertagesstätten
laufen schon, die anderen zwei werden jetzt in Kürze (sobald wir qualifizierte
Sozialarbeiter gefunden und eingestellt haben) gestartet. Neben sozialer Betreuung
erhalten auch diese Kinder täglich eine Mahlzeit. Oft ist das ihre einzige komplette und
warme Mahlzeit am Tag.
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In den gleichen Räumlichkeiten treffen sich die Schulkinder nachmittags in von uns
organisierten „Kids-Clubs“, um in Zusammenarbeit mit unseren Sozialarbeitern
Kinderprojekte, wie z.B. zu den Themen Umweltschutz, Hygiene, Trinkwasser,
Kinderrechte, vorzubereiten und umzusetzen.
Hilfe zur Selbsthilfe in Chitwan
Unsere Projektarbeit für verarmte Dörfer in Chitwan hat dieselben Schwerpunkte wie in
Mugu – Spargruppen, Mikrokredite und Trainings zur Einkommensförderung. Im Dorf
Dhamili unterstützen wir 875 Menschen in 126 Haushalten.
Die Dorfbewohner gehören zu einer ethnischen Minderheit und gelten als
„Unberührbare“ (Dalits). Das ehemalige Naturvolk lebte bis vor Kurzem in den Wäldern
vom Jagen, fern jeder Zivilisation. Als die Wälder aber zum Naturschutzgebiet erklärt
wurden, mussten sie diese verlassen und sich abseits ihres gewohnten Lebensraumes
ansiedeln. In der Landwirtschaft hatten sie kaum Erfahrung, ebenso haben sie nie eine
anderweitige Ausbildung gemacht. Sie konnten auch nicht Lesen oder Schreiben, so
blieb ihnen nur, sich als Tagelöhner ihren Lebensunterhalt zu verdienen, meist reichte
das gerade so zum Überleben. Die Dorfgemeinschaft lebte ohne Strom und Licht, ohne
Verdienstmöglichkeiten, ohne Hoffnung. Die Kinder gingen nicht in die Schule.
Doch Vieles konnten wir bereits verändern. In den vergangenen zwei Monaten haben
die 126 Familien Solarlicht erhalten und die Kinder besuchen die Schule. In ein paar
Wochen werden wir die ersten Ziegenpärchen (insgesamt 65 Ziegen) an die
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Dorfgemeinschaft überreichen. Nach jedem Wurf werden die Zicklein an die Haushalte
verteilt, bis letztlich jeder davon profitiert hat. Die Dorfbewohner haben sich in Gruppen
zusammengeschlossen und entscheiden selbstständig über ihre Kreditvergaben sowie
über die Verteilung der Ziegen und der von uns zur Verfügung gestellten Ingwersamen.
Die Dorfbewohner haben große Hoffnung durch unsere Programme geschöpft und
nehmen engagiert an den Trainings teil. Ein älterer Mann berichtete uns, wie glücklich er
über die Hilfe sei, die Kinder blickten nun in eine lebenswerte Zukunft. Auf die Frage,
wann er geboren sei, antwortete er: ‘An dem Tag als das Flugzeug hier über den
Himmel flog’ und zeichnete mit großer Geste die Flugbahn nach!
Healthcamp für Chitwans Frauen
Am 23.5.2011 führten wir ein speziell für Frauen ausgerichtes Healthcamp in Chitwan
durch, an dem vier Ärzte (ein Gynäkologe und drei Allgemeinmediziner) und sechs
Krankenschwestern teilnahmen. Back to Life kam für die Medikamente, den Transport
und die nötigen Weiterbehandlungen in örtlichen Krankenhäusern auf.
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Insgesamt besuchten 299 Frauen das Healthcamp, davon wurden 30 in Krankenhäuser
eingewiesen, 22 für Operationen. Für viele Frauen war es wegen ihrer bitteren Armut
und Unwissenheit das erste Mal, dass sie von einem Arzt untersucht wurden.
Die am häufigsten diagnostizierten Krankheiten waren: Harnwegsinfektionen,
Gebärmuttervorfälle, Unfruchtbarkeit, Gebärmutterhalsentzündungen, Eierstockskrebs,
Pilzinfektionen,
Vaginalentzündungen,
Ausbleiben
der
Regelblutung
durch
Unterernährung sowie Ruhr (Durchfallerkrankung), Kopfschmerzen, Rückenschmerzen,
Magenschleimhautentzündungen etc..
Back to Life in Mugu
In Mugu geht die Arbeit wie gewohnt weiter, wir haben neun Projektdörfer
hinzugenommen, d.h. wir bieten nun weiteren 4957 Menschen Hilfe zur Selbsthilfe an
(702 Haushalte im Verwaltungsbezirk Ruwa). Die Spargruppen in diesen Dörfern sind
bereits gegründet und aktiv.
Ferner haben wir mit den Einheimischen mit der Planung des Geburtshauses für die
Frauen von Loharbada und Dhuma begonnen und hoffen, dieses bis Ende des Jahres
realisiert zu haben, momentan können wir mit dem Bau wegen des Monsoons noch
nicht starten, voraussichtlich beginnen die Baumaßnahmen erst im September. Zur Zeit
gibt es keine Flugverbindung nach Mugu durch die starken Regenfälle. Für den Bau hat
die Dorfgemeinschaft bereits ein Stück Land zur Verfügung gestellt.
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Khushi – so einfach kann man ein Leben zum Guten verändern
Doch trotz aller erfolgreichen Projektarbeit ist die Geschichte meines Herzens die der
kleinen Khushi.
Khushi ist ein mittlerweile 6-jähriges Mädchen aus Mugu, das als Kleinkind einer
schweren Verbrennung zum Opfer fiel. Ihre Mutter, ich nenne sie ‘Amma’, berichtete mir,
dass viele Kinder um sie herum spielten, während sie auf offenem Feuer in einer
halbrunden Schale Öl zum Frittieren erhitzt hatte. Ein Kind muss Khushi beim Spielen
geschubst haben, die Kleine fiel und stieß an den Topf, der dann literweise siedendes Öl
über sie ergoss.
Von der Unterlippe an sind ihr Hals, ihre Arme und ihr gesamter Oberkörper stark
verbrannt. Da es für sie in Mugu keinerlei ärztliche Behandlung gab, verwuchsen die
Brandwunden zu hässlichen und bewegungsbehindernden großflächigen Narben und
Wulsten. Stets bedeckte Khushi ihren Hals mit einem Schal, doch da sie auch den Mund
nicht schließen konnte, weil die Unterlippe nach unten verwachsen war, sah man die
Verbrennungen stets.
Als wir Khushi in ihrer hoffnungslosen Situation kennenlernten, beschlossen wir, sie
nach Kathmandu in ein auf Verbrennungen spezialisiertes Krankenhaus mitzunehmen.
Ende Oktober 2010 war es dann soweit.
Khushi stammt aus einer bitterarmen Familie, die bereits viele Schicksalsschläge
hinnehmen musste. Erst Khushis Unfall und ein Jahr darauf verstarb auch noch ihr
Vater, weil er ebenso keinerlei ärztliche Hilfe in Mugu fand. Amma stand nun alleine mit
vier Kindern da. Während der Krankheit des Vaters verkauften sie bereits all ihr Land,
weil sie hofften, ihn mit dem Erwerb von dubioser Medizin durchzubringen, verschrieben
von selbsternannten ‘Ärzten’.
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Amma arbeitet als Tagelöhnerin, Lastenträgerin, im Hausbau, auf den Feldern der
Landbesitzer. Ihr ältester Sohn ist mittlerweile 19 Jahre alt, er arbeitet ebenso als
Tagelöhner, ist verheiratet und wohnt mit seiner Frau bei Amma, alle zusammen in
einem winzigen Zimmer. Amma ist erst 40 Jahre alt, sieht aber aus wie 60, die Sorgen
des Lebens haben sie gezeichnet.
Wir schlossen dann unter Beobachtung der gesamten Dorfgemeinschaft mit Amma
einen Vertrag, der besagt, dass wir für alle Kosten, die sich während Khushis Aufenthalt
und der Behandlung in Kathmandu ergäben, aufkämen. In dem Moment fielen Steine
von Ammas Herzen, ich konnte es genau fühlen. Da Amma nicht Schreiben oder Lesen
kann, wurde ihr alles vom Dorfbürgermeister vorgelesen und geprüft, erst dann setzte
sie ihren Fingerabruck unter das Dokument. Ein großer Moment.
In Nepal braucht man im Krankenhaus stets einen Angehörigen an der Seite, der sich
für den Patienten ums Essen, Aufstehen, Toilette etc. kümmert. Amma beschloss, selbst
mit Khushi mitzukommen und die Verantwortung für die Geschwister dem ältesten Sohn
zu übertragen. Sie bat, Chutki, ihre Kleinste, mitnehmen zu dürfen, was wir ihr
erlaubten.
Als wir dann nach allen Verabschiedungen Richtung Flugpiste aufbrachen, sah ich, wie
mulmig Amma zumute war. Ich versuchte ihr Mut zu machen und wir liefen los.
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Es war eine aufregende Reise nach Kathmandu. Erst nahmen wir das gefährliche
Kleinflugzeug, Amma und die Kinder blickten erstaunt auf ihre Berge aus der
Vogelperspektive, Khushi hatte Angst (ich ehrlich gesagt auch), sie ließ den ganzen
Flug über meine Hand nicht los.
Dann fuhren wir circa 5-6 Stunden mit einem Kleinbus nach Nepalganj. Während der
Fahrt musste sich die kleine Familie reihum übergeben, Autofahren war völlig neu für
sie. Als wir in den letzten Flieger stiegen, war es bereits dunkel und wir kamen nachts in
Kathmandu an, es war gerade einmal kein Stromausfall und die Lichter der Stadt
strahlten. Khushi kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus.
Ich nahm sie mit zu mir nach Hause, da ich ihnen die Fremde eines Hotelzimmers nicht
zumuten wollte. Es wurde recht lustig, da sie in Mugu ganz anders leben und z. B.
Wasserhähne oder westliche Toiletten in der Wohnung nicht kennen. Als ich sie bat,
sich vor dem Krankenhaus zu duschen, wuschen sie mit dem Waschpulver gleich alles,
sich selbst, die Haare, die Kleidung, mitten im Badezimmer sitzend mit Eimer und
Karaffe.
Bereits am 02. November 2010 fuhren wir ins Krankenhaus, das circa eine
Dreiviertelstunde außerhalb von Kathmandu im Grünen liegt. Dieses Krankenhaus
wurde von der deutschen Interplast gegründet und bietet exzellente medizinische Hilfe.
Oft sind deutsche Chirurgen anwesend, die hier ihre Ferien spenden, um Notleidende zu
operieren.
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Nachdem er Khushi untersucht hatte, gab uns der Chirurg eine Prognose und sagte, sie
müsse sich erst einmal auf drei größere Operationen einstellen, circa 6-9 Monate. Den
ersten Operationstermin setzte er gleich für den nächsten Tag an.
Amma und ich verbrachten die Zeit während der Operation gemeinsam, innerlich waren
wir beide sehr aufgeregt, doch in Asien zeigt man Ruhe nach außen Ruhe in solchen
Momenten. So saßen wir meist schweigend beieinander.
Dann wurden wir zu Khushi in den Aufwachraum gerufen. Wir standen um ihr Bett und
versuchten sie zu beruhigen, wenn sie stöhnte oder versuchte sich aufzubäumen, immer
noch unter den Auswirkungen der Narkose. Amma war zutiefst geschockt, als sie ihre
Kleine im Halbschlaf weinen und aufschreien hörte. Sie sagte immer wieder hilflos zu
Khushi, sie solle doch ruhig sein und fragte mich schließlich, ob Khushi nun immer so
bleiben würde… Ich versuchte, ihr die Wirkung einer Narkose zu erklären und dass
Khushi etwas später wieder völlig normal sein würde. Erleichtert nahm Amma diese
Information auf.
Nach ein paar Stunden konnten wir Khushi in ihr Zimmer rollen. Amma telefonierte dann
nach Mugu und teilte dem gesamten Dorf mit, dass die erste OP gut verlaufen sei.
Ich sprach mit dem Chirurgen und er sagte, er hätte mit dem Schwierigsten, ihrem Hals
angefangen und die OP sei erfolgreich gewesen. Um die Verwachsungen am Hals zu
lösen, hätte es Hautverpflanzungen bedurft, die Haut wurde von Khushis Bein
entnommen.
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Khushi erholte sich sehr schnell. Ich schenkte ihr einen Teddybär, den sie von da ab nie
wieder losließ. Mit einer Halskrause bedeckt, stand sie sogar für die Mahlzeiten wieder
auf und begann, mit den anderen Kindern in der Grünfläche des Krankenhauses zu
spielen.
Sie sieht nun schon ganz verändert aus. Da die Verwachsungen an ihrem Hals gelöst
wurden, kann sie nun den Mund wieder schließen. Ihr Lächeln ist bezaubernd. Sie sieht
sich gerne im Spiegel an und ist ganz stolz auf ihre Veränderung. Auch ihre Stimme ist
dadurch lauter und deutlicher vernehmbar, sie ist selbstbewusster geworden.
In den kommenden Wochen integrierten sich Amma und ihre Töchter immer mehr,
machten Bekanntschaften, blieben aber stets die Exoten, weil sie aus dem abgelegenen
Mugu kamen. Ich besuchte Khushi regelmäßig und führte über ihren
Krankenhausaufenthalt auch Tagebuch, welches sowohl auf unserer Homepage als
auch auf unserer Facebook-Seite zu lesen ist. Jedes Mal brachte ich Früchte, Säfte,
Kekse... mit, eben all die Sachen, die im Krankenhaus nicht zu erhalten sind. Für die
Mahlzeiten ist durch die Kantine gesorgt, wir bezahlen sie dann.
Auch die beiden nächsten größeren Eingriffe, welche am 15.12.2010 und am
05.01.2011 stattfanden (an den Schultern, einer Achsel und den Armen, erneut mit
Transplantationen), verliefen komplikationslos. Neben den Operationen hatte Khushi
auch noch die Verbandswechsel zu überstehen. Jeweils direkt nach den Operationen
und Hauttransplantationen konnten die Verbände aufgrund der Schmerzen nur unter
Narkose gewechselt werden.
Khushi ist ein sehr tapferes kleines Mädchen. Nie hat sie sich beschwert oder geklagt.
Sie ist so froh, dass sie Hilfe bekommt. Auch Amma kann man ansehen, dass sich viele
Sorgen ihres Herzens gelöst haben, sie sieht 10 Jahre jünger aus, hat stets ein Lachen
im Gesicht.
Natürlich lernten wir während dieser Monate auch
andere Schicksale im Krankenhaus kennen. So z. B.
den 15-jährigen Anil, der noch schlimmere
Verbrennungen als Khushi davontrug, als er Tee auf
einem kleinen Kerosinkocher zubereiten wollte und
der Kocher explodierte. Anil kommt aus einer armen
Familie, sie sind Inder, sein Vater arbeitet als
Zimmermann in Kathmandu, sie leben in einem
kleinen bescheidenen Zimmer. Anil hat noch 2 jüngere
Geschwister.
Seine Eltern machen ihm schwere Vorwürfe für den
Unfall und sagen ihm ins Gesicht, er hätte dadurch die
ganze Familie finanziell ruiniert. Oft können sie sich
die Mahlzeiten im Krankenhaus nicht leisten und Anil
liegt tagelang da ohne Essen. Meist wird er auch für
Tage alleine gelassen, da seine Mutter sich auch um
die Geschwister kümmern muss. Er war ein Häufchen
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Elend, als ich ihn näher kennenlernte...und hungrig. So nahmen wir ihn mit auf und
bezahlen seine Mahlzeiten und Kleidung und andere Notwendigkeiten, solange er im
Krankenhaus ist.
Am 24. Januar 2011 wurde Khushi dann aus dem Krankenhaus entlassen. Sie sollte
zwei Monate später zur Nachuntersuchung erscheinen, währenddessen ihre
physiotherapeutischen Übungen weitermachen und die operierten Stellen bedecken und
eincremen.
Wir brachten die kleine Familie in einem Hotel unter, da ich unbedingt wollte, dass alle
sowohl zum Zahnarzt als auch Amma zum Frauenarzt zur Untersuchung gingen.
Zwischendurch zeigten wir Khushi Kathmandu und gingen mit ihr sogar in den FunPark,
dort konnte sie Karussell fahren. Sie hat diesen Ausflug geliebt.
Amma sprach mich an, dass sie unbedingt wünsche, dass Khushi hier in Kathmandu
bliebe, für weitere Operationen und für eine gute Schulausbildung. Ich war komplett
geschockt, denn das hatte ich nicht erwartet, waren doch alle so glücklich, bald nach
Mugu zurückzukehren. Es brach mir fast das Herz, mir vorzustellen, als Mutter mein
eigenes Kind abzugeben, damit es eine Chance und eine Ausbildung erhalten könne.
Aus Armut, aus purer Not!
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Nach einer Woche starteten sie dann ihre Rückreise nach Mugu. Wir umarmten uns
noch einmal fest zum Abschied und verabredeten, dass wir Khushi nach eineinhalb
Monaten in Mugu abholen würden.
Meine Teammitglieder berichteten mir von Khushis glücklicher Rückkehr. Die
Dorfbewohner staunten über ihr schönes Gesicht und ihr neugewonnenes Lächeln. Es
war für alle sehr aufregend. Khushi spielte sogleich fröhlich mit ihren Freundinnen. Sie
hatte ja auch Unglaubliches quasi von einem anderen Planeten - aus dem fernen
Kathmandu - zu berichten.
Als sie dann im März wieder in Kathmandu ankam, freute ich mich sehr, sie
wiederzusehen, ist sie mir doch sehr ans Herz gewachsen. Wir haben für Khushi ein
schönes Kinderheim mit einer angeschlossenen Schule gefunden, in der sie eine gute
Ausbildung genießen wird, gefördert wird und kindgerecht untergebracht ist. Also
meldeten wir die Kleine für die erste Klasse an, die sie nun eifrig besucht. Sie ist ein
intelligentes Mädchen und findet sich schnell zurecht. In ihrem Zimmer im Kinderheim ist
sie direkt zum Leader geworden.
Sie geht gerne zum Unterricht und lernt erfolgreich. Manchmal besucht sie mich und
bleibt über das Wochenende bei mir, so kann ich ihre Fortschritte genau mitverfolgen.
Neulich haben wir gemeinsam das Spiel ‘Memory’ gespielt und sie hat mich überrascht,
als sie auf einmal Sonnenblume, Ziege, Kuh und Fisch in Englisch benannte. Auch
konnte sie ganz stolz in Englisch meinen, ihren und den Namen meines Sohnes
schreiben.
Sie ist glücklich hier und wird einen guten Weg im Leben gehen.
Es ist manchmal ganz einfach, ein Schicksal ins Positive zu
verändern.
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Auch Anil besucht mittlerweile dieselbe Schule, Klasse 8, genau wo er durch seinen
Unfall aufgehören musste. Zur Zeit ist er wieder im Krankenhaus für eine weitere
Operation und wenn er dort entlassen wird, nimmt ihn Khushis Kinderheim auf, damit er
in einem liebevollen Umfeld aufwachsen kann. Seine Eltern üben großen
psychologischen Druck auf den Jungen aus, trotz der Hilfe, die sie durch uns erfahren.
Das ist so schädlich für Anil, er steckt mitten in der Pubertät und hat einen völlig
zerstörten und bewegungseingeschränkten Körper sowie ein schrecklich entstelltes
Gesicht. Hart genug, damit zurechtzukommen, da braucht er viel Liebe, Verständnis und
Fürsorge. Dies wird er im Kinderheim erhalten und wir unterstützen ihn durch
psychologische Hilfe.
Da wir Anil voraussichtlich für viele Jahre begleiten werden, hoffen wir, Paten für ihn zu
finden.
Shanku Hospital
Da wir miterlebten, dass sich manche verarmten Patienten im Shanku Hospital ihre
Mahlzeiten nicht leisten können und deshalb vielleicht das Krankenhaus hätten
verlassen müssen, haben wir ein Budget freigestellt, das 20 Patienten/Angehörigen
ermöglicht, drei Mahlzeiten am Tag im Krankenhaus zu sich zu nehmen.
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Indien - Nepal
Rahuls neues Leben
Am 27. Mai 2011 war es dann soweit. Nach erfolgreichem
Abschluss seines dreijährigen Deutsch- und EDV-Studiums
an der Benares Hindu University (BHU) und mit gepacktem
Rucksack auf dem Sprung nach Nepal, feierte Rahul (22)
einen rauschenden Abschied von den Kindern in unserem
indischen Kinderheim.
Für drei Stunden wandelte sich das Foyer des Kinderheims in
eine brodelnde Tanzfläche. Die großen Jungs durften DJ
spielen und heizten die Stimmung mit den neuesten Hits aus
Bollywood an. Vier Torten wurden unter allen Kindern
aufgeteilt. Üblicherweise landet die eine Hälfte der
zuckersüßen Crèmetorte dabei zumeist im Mund und die
andere im Gesicht.
So schön der Abend jedoch war, so sehr werden seine sogenannten „Brüder und
Schwestern“ Rahul im Kinderheim vermissen. Jahrelang half er den Jungen als Ältester
mit Rat und Tat. Er kümmerte sich stets, insbesondere um die Kleinen und stiftete wenn nötig - Ruhe und Frieden zwischen den Jugendlichen. Während seines Studiums
in Benares gab er unseren Kindern Nachhilfe, betreute gemeinsame Ausflüge und half
regelmäßig im Büro aus.
Rahuls schulische Erfolge sind eine große Motivationshilfe für unsere Kinder – sie
sehen, dass es möglich ist, entgegen ihrem ursprünglich vorbestimmten Schicksal als
Straßenkinder - im Rahmen der Obhut unserer Kinderheime mit viel Ehrgeiz, Fleiß und
Zielstrebigkeit, ein selbstgewähltes, erfolgreiches und freies Leben zu führen.
Der kleine Rahul
Stella, Rahul (2.v.r) und die Strassenkinder von Dasaswamed
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Rahul ist unser Erster, der nicht nur durch Back to Life die Schule vollständig
abgeschlossen hat, sondern auch einen Universitäts-Abschluss besitzt. Jetzt setzt er
sogar seine Ausbildung im Ausland fort. Für ein ehemaliges Kind, das einst in den
Straßen von Benares bettelnd um sein tägliches Überleben kämpfte, ist diese Leistung
herausragend. Wir sind unglaublich stolz auf ihn und freuen uns, ihn bei seiner weiteren
Ausbildung zu unterstützen.
Er hat nun ein halbjähriges Studium am Goethe-Institut in Kathmandu, Nepal,
begonnen, um seine Deutschkenntnisse zu perfektionieren.
Als Rahul hier ankam, sagte er zu mir: ‚Tara, heute beginnt mein neues Leben!’
Der Kurs im Goethe-Institut gefällt ihm sehr und nach einem Test konnte er gleich in die
2. Stufe wechseln. Eifrig macht er jeden Tag seine Hausaufgaben und übt Deutsch mit
wem er kann. Varanasi vermisst er zur Zeit gar nicht, er hat viel zu viele neue Eindrücke
und ist völlig positiv geladen von seiner Chance im Leben. Kathmandu mag er sehr, er
erobert es per Fahrrad und kennt sich immer besser aus. Auch Nepali versteht er
mittlerweile einigermaßen, es ist dem Hindi sehr ähnlich. Ich bin stolz auf ihn, dass er
sich so gut eingelebt hat und aus seinem Leben etwas machen will. Er hat meine völlige
Unterstützung dabei.
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Indien
1. Neuigkeiten aus den beiden Kinderheimen
Ein Wunder wird wahr für Shyam und Khusbhoo
Bereits des Öfteren berichteten wir über das
taubstumme Geschwisterpaar, Shyam (9) und
Khusboo
(14),
das
eine
spezielle
Gehörlosenschule besucht.
Nun, wir haben nie aufgegeben und nach
langjährigen Ärztekonsultationen und dem
Einholen von Informationen aus Fachkreisen
haben wir den beiden nun Hörgeräte
ermöglicht, die sie tatsächlich hören lassen!
Die Freude und das Erstaunen beider Kinder waren riesengroß, Shyam fiel begeistert
unseren Angestellten in die Arme und küsste sie. Die Hörgeräte wurden über Wochen
angepasst, beide kommen gut damit zurecht. Unsere anderen Kinder scharen sich
immer noch neugierig und ehrfurchtsvoll um Khushboo und Shyam, gerade so, als sei
ein Wunder geschehen.
Kleine Taekwondo-Tiger
In den vergangenen Jahren haben wir in den Kinderheimen das Taekwondo-Training
ausgeweitet, weil sich immer mehr Mädchen und auch Jüngere dafür anmeldeten. Im
Frühjahr hatten unsere Kinder dann auch die Möglichkeit, ihr Können in ihrem ersten
Turnier außerhalb des Kinderheimes unter Beweis zu stellen. Neun Kinder unserer
Taekwondo-Klasse nahmen an den Bezirksmeisterschaften in Benares teil - mit
durschlagendem Erfolg. In ihren Altersklassen gewannen Afrin (8), Monicka (12) und
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Sonu Paswan (15) die Goldmedaille. Rani (7), Niti (8) und Guddu (16) erkämpften Silber
und Ashok (11), Mohit (12) und Aditya (9) gingen stolz mit Bronze nach Hause.
Aditya, Rani, Sonu Paswan, Ashok, Afrin, Guddu, Niti, Monicka (v.l.n.r)
Die Teilnahme an diesem Turnier war nach Aussage unserer Taekwondo-Lehrers
Rajkumar besonders wichtig dafür, dass die Kinder fernab der Übungsstunden im
Kinderheim lernen, ihre Fähigkeiten im direkten Vergleich mit fremden Gegnern zu
messen und spielerisch ein Gefühl von Wettkampfgeist zu gewinnen.
Sonu und Guddu
Afrin und Rani
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Die Bittschrift
Sneha ist die Kleinste in unseren Heimen, fast zwei
Jahre alt. Sie ist aber nur tagsüber bei uns, weil sie
von ihrer Mutter Mampta zur Arbeit mitgenommen
wird. Mampta ist unsere Handarbeitslehrerin und
Näherin, sie ist durch Polio stark körperbehindert
(genauso wie ihr Ehemann) und wir erlauben ihr, die
Kleine mitzubringen. Unsere Mädchen haben Sneha
fest ins Herz geschlossen, tragen sie herum und
spielen mit ihr.
Eines Nachmittages, während die Kinder ihre
Coaching-Klassen besuchten, wurde Sneha plötzlich
ohnmächtig, fiel reglos auf den Boden und hörte auf
zu atmen. Zum Glück war unsere Krankenschwester
Vineeta sofort zur Stelle und es gelang ihr, mit ErsteHilfe-Maßnahmen, die kleine Sneha wieder zum Leben zu erwecken. Die
darauffolgenden Untersuchungen im Krankenhaus wurden so kostspielig, dass die
Familie nicht wusste, wie sie das alles bezahlen sollte. So wandten sich unsere Kinder
mit einer herzzereißenden selbstverfassten Bittschrift ganz offiziell an Christian Eyl,
unseren Projektleiter vor Ort, und baten ihn um Hilfe.
„Lieber Chris Bhaiya (großer Bruder), unsere kleine Schwester Sneha ist sehr krank.
Aber keiner weiß warum. Mampta kann die Arztrechnung nicht alleine bezahlen. Wir
hoffen, dass es Sneha schnell wieder besser geht. Bitte, Bitte kannst Du ihr helfen. Sie
ist unsere Schwester und wir lieben sie so sehr.“
Diese grobe Übersetzung der Bittschrift wurde von allen Kindern unterzeichnet und
selbstverständlich mit ganz vielen Herzen versehen.
Sneha
Sangita Sneha, Lakshmi (v.l.n.r)
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Die nachfolgenden Untersuchungen in den Spezialklinik der Benares Hindu University
brachten zutage, dass Sneha unter epiletischen Anfällen leidet. Doch wir sind sehr
glücklich berichten zu dürfen, dass es Sneha nach adäquater Behandlung inzwischen
besser geht und sie infolge täglicher Einnahme ihrer Medizin bislang keine weiteren
Rückfälle erlitten hat.
Medizinische Hilfe
Wie bereits im letzten Patenbrief angekündigt, standen im Januar die Ohroperationen für
Rachena (14) und Jyoti (14) bevor. Die monatelangen Vorbereitungen und Vergleiche
der Diagnosen und Behandlungsweisen mehrerer Doktoren in Benares mit denen eines
Facharztes aus Deutschland haben sich ausgezahlt. Wir sind sehr froh zu berichten,
dass beide Kinder die kritischen Eingriffe problemlos überstanden haben und bereits
nach drei Tagen wieder in die Schule gehen konnten.
Jyoti
Rachena und ihre Mutter
Guddu
Die Operation für Guddu Hazra (14) musste jedoch leider verschoben werden. Der
Junge leidet noch immer unter den Spätfolgen einer in früher Kindheit erfahrenen
Gelbsucht-Erkrankung, so dass der behandelnde Arzt den Eingriff ablehnte, bis sich
sein Immunsystem erhole und er den Eingriff verantworten könne.
Am 27.2. erhielten alle Kinder und die Angestellten (sofern notwendig) eine Auffrischung
der Hepatitis-B Schutzimpfung.
Daycare-Center
Den Kindern unseres Daycare-Centers geht es rundum gut. Sie freuen sich auf den
täglichen Schulbesuch und das anschließende abwechslungsreiche Lern- und
Unterhaltungsprogramm unserer Tagesstätte. Alle Kinder haben erfolgreich ihr erstes
Schuljahr abgeschlossen und können mit Stolz über ihre Fortschritte berichten.
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Dennoch gab es auch eine traurige Nachricht, die uns spontan zum Handeln
veranlasste. Im Rahmen des Daycare-Programms nehmen ausschließlich Kinder von
Eltern teil, die aufgrund kastenbedingter Diskriminierung oder aus finanzieller Not ihren
Kindern keine Schulausbildung in Aussicht stellen können. Dennoch muss entgegen der
offenkundigen Armut der Eltern ein liebvolles familiäres Umfeld oder zumindest ein
sicherer Schlafplatz außerhalb des Daycare-Besuchs gewährleistet sein.
Im Fall von Virendra Yadav (12) stellte sich leider heraus,
dass dies nicht der Fall war.
Virendra stammt aus einer verarmten Bauernfamilie aus
Uttar Pradesh. Da sein Vater das Überleben des Kindes
nicht sicherstellen konnte, bat er seinen Bruder in Benares
neben den eigenen Kindern auch die Obhut über Virendre
zu übernehmen. Bei den vorhergehenden Kontakten mit
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unseren Teammitgliedern stellten sich Onkel und Tante als fürsorgende Verwandte dar.
Doch wie so oft in Benares trog der Schein.
Rakesh, Leiter und Lehrer des Daycare-Centers, fiel zunächst auf, dass Virendra die
neue Kleidung, die wir ihm schenkten, nie trug. Es dauerte Monate behutsamen
Hinterfragens bis Virendra seine Scham und Schüchternheit ablegte, über die
häuslichen Verhältnisse seiner Stiefeltern zu berichten. Kleidung, Schreibutensilien und
Spielzeug, das jedes Daycare-Kind in regelmäßigen Abständen von Back to Life erhielt,
musste er sofort zu Hause an seine Stiefgeschwister abgeben. Auf verbalen
Missbrauch folgte oftmals physischer. Rakesh entdeckte Spuren regelmäßiger
körperlicher Gewalt am Körper des armen Jungen.
Nach Bekanntwerden dieser traurigen Umstände leitete das Back-to-Life-Team sofort
alle notwendigen Schritte ein, um das Schicksal Virendras zu ändern. Seit April wohnt
Virendra in unserem Kinderheim für Jungs und ist glücklicher als je zuvor.
2. Kinderrechte
Stellvertretend für die vielseitigen und weitreichenden Initiativen unseres Kinderrechte Programms in den Slums und Dörfern von Benares möchten wir wieder ein Beispiel
hervorheben, das die Fortschritte aufzeigt:
Bal Mela
In unseren früheren Patenbriefen berichteten wir bereits ausführlich über unsere non21
formalen Schulen für die Müllsammler-Kinder in den Slums von Benares. Am 24. März
organisierten wir eine ganz besondere Veranstaltung für diese Kinder, eine sogenannte
Bal Mela.
Unter Bal Mela versteht man ein Fest, in dem die unterprivilegierten Slumkinder in
einem spielerisch ungezwungenem Rahmen die Möglichkeit haben, ihre eigene
Kreativität zu zeigen sowie Freundschaften zu Kindern aus entfernten
Gemeinschaften aufzubauen, um ihre Probleme und Fortschritte zu besprechen.
Auch wenn es anfänglich etwas Überzeugungsarbeit bedurfte, die Eltern zu überreden,
ihre Kinder für einen ganzen Tag aus dem Arbeits- und Verdienstalltag zu entbinden,
kamen schließlich ein paar Kinder aus den weit entfernten Slumgebieten und aus den
nahegelegen Gemeinschaften nahezu alle. Als Ort der Veranstaltung wählte unser
Team das am Ganges gelegene Gobordhon Ashram, am Khirkiya-Ghat im Norden von
Benares, das hinreichend Platz für die mehr als 150 Kinder bot. Es war eine besondere
Freude zu sehen, wie sehr sich die Kleinen auf diesen besonderen Tag vorbereiteten:
Auf mehreren Tischen richteten die Lehrerinnen der Ausbildungszentren die besten und
farbenfrohesten Bastelarbeiten zur Präsentation an, die die Kinder in den Wochen zuvor
mit viel Liebe und Originalität aus Lehm, Papier, Stein, Blumen oder den Überresten aus
Müll anfertigten.
Für die herzergreifende Darbietung der einzelnen Gesangs- und Tanzeinlagen, indem
auf spielerische Weise die kinderrechtsverwandten Themen verarbeitet werden, liehen
sich die Kids die schönsten Kleider und Schmuckstücke der ganzen Gemeinschaft aus.
Zur Auflockerung zwischen den einzelnen Programmabschnitten veranstaltete unser
Team mit den Kindern nicht nur sportliche Aktivitäten und Wettbewerbe, wie das auch in
Indien sehr beliebte „Eierlaufen“ oder die „Reise nach Jerusalem“ („Musical Chair“),
sondern organisierte sogar ein kleines Karussell und einen Clown.
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Um die Gemeinschaften der nahegelegen Slums so stark wie möglich einzubinden,
baten unsere Sozialarbeiter die Mütter der Kinder, das Essen für die Veranstaltung
vorzubereiten. Die Zubereitung des Mittagessens, kleiner Snacks, Süßigkeiten und
Bereitstellung sauberen Trinkwassers wurde unter den verschiedenen SlumGemeinschaften aufgeteilt. So hatten die Eltern der Slumkinder nicht nur die
Möglichkeit, durch die Zubereitung ein kleines Entgelt zu verdienen, sondern auch am
Erfolg des Programmes einen wesentlichen Beitrag zu leisten.
Zum Abschluss des freudvollen Tages galt es, die besten Bastel-Arbeiten, Tänze und
Gesänge auszuzeichnen. Da jedoch das Gremium von dem Einsatz, Fleiß und der
liebevollen Hingabe der einzelnen Beiträge so beeindruckt war, gab es am Ende weder
Sieger noch Verlierer und so nahm jedes Kind auf der mit stolzgeschwellter Brust eine
kleine Medaille mit nach Hause. Der große Erfolg der Veranstaltung , in der es gelang,
in einer von Spaß und Lachen erfüllten Umgebung die Kreativität und Phantasie der
Kleinsten zu fördern, einen bedeutenden Beitrag zur Entwicklung des
Selbstbewusstseins zu leisten und vor allem die soziale Interaktion zwischen Kindern,
Lehrern und Gemeinschaftsmitgliedern spielerisch zu erleichtern, sieht eine baldige
Wiederholung vor.
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3. Lepra und Sozialhilfe
Neue Verdienstmöglichkeiten für die Leprakolonie Bahdohi
Im Rahmen unseres Programmes zur Stärkung der Gemeinschaft der Leprakolonie in
Bahdohi sind wir gemeinsam einen weiteren wichtigen Schritt gegangen.
Mit dem Ziel, den Lebenserwerb der Gemeinschaft und somit auch die
Lebensbedingungen (für die Kinder) im Allgemeinen zu fördern, fand am 19. Februar
2011 die feierliche Übergabe von drei Rikschas, acht Ziegen und zehn Paar Hühnern an
Mitglieder der Gemeinschaft statt.
Um den feierlichen Charakter der Veranstaltung zu unterstreichen und seine
Anerkennung gegenüber den Fortschritten unseres Projektes in der Leprakolonie zu
zeigen, beehrte der Chief Development Officer, Hr. Tripathy, die Leprakolonie. Der
höchste Regierungsbeamte des Verwaltungsdistriktes hielt zunächst eine kurze, aber
inspirierende
Rede
über
die
Eigenverantwortung
des
Einzelnen,
die
Lebensbedingungen für sich und seine Kinder zu verbessern und lobte die bereits
erzielten Fortschritte, wie zum Beispiel die non-formale Schuldbildung, die seit letztem
Jahr mit großem Erfolg in der Kolonie stattfindet. In einer anschließenden Diskussion
hatten die Gemeinschaftsmitglieder die Möglichkeit, ihre dringendsten infrastrukturellen
Probleme vorzutragen.
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Herr Tripathy übernahm die Ehre der offiziellen Übergabe an den ersten Begünstigten
und versprach bei seiner Abreise, die Elektrizitätsversorgung der Kolonie in naher
Zukunft zu verbessern. Bislang leiteten die Gemeinschaftsmitglieder den Strom
„halblegal“ aus einer nahe gelegenen Teppichfabrik ab.
Herr Tripathy, Rajesh Rai (Leiter des Kinderheim) und die glücklichen Rikscha-Empfänger
Es ist wichtig hervorzuheben, dass Back to Life die Finanzierung der ersten Rikschas,
Ziegen und Hühner nicht als einseitige Schenkung, sondern als Initiative zur Förderung
des gemeinschaftsverantwortlichen Handelns versteht. Gemeinsam mit Umesh,
unserem Sozialarbeiter vor Ort, erarbeiteten die Mitglieder einen langfristigen Plan, der
eine optimale Verwendung der Rikschas und Nutztiere zum Wohl der gesamten
Gemeinschaft vorsieht.
Die Mitglieder beschlossen, dass die ersten Rikscha-Begünstigten täglich 20 Rupies (30
Cent) in die Gemeinschaftskasse der Leprakolonie einzuzahlen haben, um damit den
Kauf von drei weiteren Rikschas im Laufe des kommenden Jahres zu finanzieren. Nach
Anschaffung der sechsten Rikscha werden die ersten drei Rikscha-Begünstigen ihrer
Zahlungspflichten entbunden. Die Rikscha geht nun in ihren Besitz über, während die
letzten drei Rikscha-Fahrer die Finanzierung der nächsten Käufe tragen.
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Ein ähnliches Rotationssystem der wechselseitigen Nutzung ist auch bei den Ziegen
und Hühnern vorgesehen. Beim Kauf der Ziegen wurde darauf Wert gelegt, dass sie
bereits schwanger waren, so dass sich in drei Monaten bereits die nächsten Mitglieder
über Zuwachs freuen können. Über den Verkauf von Eiern wird die Anschaffung der
nächsten Generation der Hühner finanziert.
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Savitris Leid
Bereits im letzten Patenbrief berichteten wir über das traurige
Schicksal von Savitri, einer nur vierundzwanzig Jahre jungen
Frau, deren ganzer Körper mutwillig von Ehemann und
Schwiegermutter mit Batteriesäure verätzt wurde. Ihr
sanftmütiges und zugleich stolzes Wesen, außer der
notwendigen medizinischen Hilfe zur Wundversorgung keine
weitere Unterstützung entgegen nehmen zu wollen,
beeindruckte uns sehr. Savitrtri versucht, den täglichen
Lebensunterhalt durch den Verkauf von Postkarten zu sichern.
Seit ihrer Ankunft in Benares schläft sie auf den Treppenstufen
des Dasaswamedh-Ghat.
Umso trauriger ist, dass Savirtis Leid und Unglück nicht abzunehmen schien. Als unser
Projektleiter, Christian Eyl, Savitri eines Nachts im Februar am Ghat traf, brach sie in
Tränen aus. Bereits das zweite Mal in diesem Monat hätten sie Unbekannte nachts
schlafend niedergerungen, Hände auf den Mund gedrückt, so dass sie nicht schreien
konnte und gleichzeitig alles Hab und Gut abgenommen; Geld, Postkarten, einfach
alles. Fortan ist sie als „leichtes Opfer“ gebrandmarkt und würde dasselbe Schicksal
immer und immer wieder erfahren. Um sie vor weiteren Tätlichkeiten zu schützen,
finanzieren wir nun ein kleines Zimmer für Savitri und unterstützen sie beim Kauf der
wichtigsten Einrichtungsgegenstände, wie zum Beispiel Gaskocher, Geschirr, Besteck
und Matratze.
Existenzhilfe für Leprakranke
Mit dem Ziel, die Lebensgrundlagen unserer langzeitig betreuten Leprapatienten
dauerhaft zu verbessern, setzten wir auch in diesem Jahr unsere Maßnahmen der „Hilfe
zur Selbsthilfe“ für diejenigen fort, die sich wieder in ihren Heimatdörfern ansiedeln
konnten.
Rajesh Boy fuhr erneut in die weit entlegenen und für Fremde nicht ungefährlichen
ländlichen Gebiete im Nachbarstaat Bihar, um die Notwendigkeiten in den
Heimatdörfern vor Ort zu besichtigen und entsprechende Maßnahmen einzuleiten:
Laksmah Thakur bekam eine Wasserpumpe, die Brüder Hiralal und Siraram sowie
Laksham Mahato und Bhumeswhar erhielten die notwendige finanzielle Unterstützung,
um ihre halbaufgebauten Hütten fertigzustellen oder die durch Überschwemmungen im
Monsoon halbzerstörten Steinhäuser wieder zu reparieren.
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Facebook und neue Homepage
Sind
Sie
bereits
Freund
unserer
Facebookseite?
Unter
https://www.facebook.com/BackToLifeOrg stellen wir des Öfteren kleine Berichte und
Fotos hinein und würden uns freuen, wenn Sie daran teilhaben.
Wir möchten Sie außerdem noch darauf hinweisen, dass Sie weitere Informationen zu
unseren Projekten in Nepal und Indien auf unserer neuen und aktualisierten
Homepage – www.back-to-life.org – finden können.
Wir bedanken uns in Namen all dieser Menschen, die Schutz und Bildung erfahren
sowie Medizin oder eine neue Lebensperspektive erhalten haben, für Ihre
Unterstützung.
Alles Liebe und Gute und ein herzliches „Namaste“ aus Nepal,
Ihre
Back to Life e.V.
Wallstraße 29
61348 Bad Homburg v.d.H.
Tel: 0049 (0) 6172 662 69 97
www.back-to-life.org
[email protected]
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