Flyer - Kulturnetz Kassel

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Flyer - Kulturnetz Kassel
IDENTITÄT
SUSANNA HORN – LIBERAR
Impressum
Zum Abschluss des diesjährigen Programms präsentiert
387 die dritte Ausstellung der Reihe „LINEARITÄT – MATERIALITÄT – IDENTITÄT“ im Südflügel des Kulturbahnhofs.
Eingeladen sind neun Künstlerinnen und Künstler, die sich
dem Phänomen IDENTITÄT mit unterschiedlichen Medien
und Strategien künstlerisch nähern.
Die Vorstellungen vom unverrückbaren ICH oder von eindimensionalen Rollenzuschreibungen und Gruppenzugehörigkeiten sind passé. Der Mensch ist zum Designer seines
Lebens geworden. Wie wirkt sich die Notwendigkeit zur
Selbsterfindung auf das Selbstverständnis des Subjekts
aus und wie erfolgversprechend sind Konzepte wie Individualität oder kulturelle Identität? Welche Rolle spielt der
Körper im digitalen Zeitalter im Prozess der Identitätsbildung?
Welche aktuellen Antworten artikulieren KünstlerInnen auf
die Frage nach dem Selbstverständnis als Individuum und
was drängt sie dazu, sich damit zu beschäftigen?
Die visuellen Beiträge sind mit Fotografie, Video, Installation, Objekt, Skulptur und Tanz medial vielfältig angelegt
und ermöglichen einen facettenreichen Blick auf das Themenfeld. In der Zusammenstellung eher assoziativ als argumentativ stringent, werden die Arbeiten in der Schwebe
gehalten und verorten sich durch die Betrachter fortlaufend neu. Gezeigt werden sowohl Beispiele biografisch
rekonstruierter Identität als auch fiktionale Konstruktionen
des Selbst. Lebensphasen des Übergangs werden ebenso
betrachtet wie der bewusste Lebensentwurf als Künstler
mit hybrider Identität.
Ob poetisch formuliert wie bei Rimbaud, „Ich ist ein Anderer“ – oder in der populärwissenschaftlichen Version
eines TV-Philosophen „Wer bin ich – und wenn ja wie
viele?“: in beidem klingt der schöpferische Akt des Identitätsbildungsprozesses und seine Unabgeschlossenheit an.
Die Ausstellung lädt Sie herzlich zu einer Selbst-Betrachtung mit unbekanntem Ausgang ein.
Die Choreografin Susanna Horn hat eine Tanzperformance
für zwei Tänzer entwickelt und sich mit dem Thema Identität beschäftigt. Dabei ging es ihr vor allem um die Frage
nach der interpersonellen Dimension. Sie fordert die PerformerInnen dazu auf, sich radikal und existenziell auf das
Gegenüber einzulassen und durch die eigene Präsenz die
Form der Beziehung zu offenbaren. Obwohl mit der Choreografie schließlich eine Form entstand, zwingt sie den Individuen kein Bewegungsrepertoire auf, sondern räumt
dem prozessorientierten Arbeiten viel Raum ein. Einflüsse
finden sich in der Contactimprovisation, im Tango und dem
Zeitgenössischen Tanz. Der sehr individuelle, instinktive
und physische Stil erzeugt Bewegungen voller Fluss und
Dynamik.
Tanz: Martha Isabel León Castano und Timothée Uehlinger
IDENTITÄT
Kulturbahnhof-Südflügel, Kassel, 21. 11. – 13. 12. 2015
Öffnungszeiten: täglich 14 –18 Uhr, Eintritt frei
Veranstalter 387:
BBK Kassel e.V., Kulturamt der Stadt Kassel, KulturNetz Kassel e.V.,
Kunsttempel e.V., Kunstbalkon e.V., Kasseler, Atelierrundgang,
Galerie Coucou
IDENTITÄT
Kontakt
BBK Kassel, Oberste Gasse 24, 34117 Kassel,
Tel. 0561-773175, [email protected]
Organisation
Dr. Harald Kimpel, Milen Krastev, Dr. Vera Lasch, Wladimir
Olenburg, Carola Ruf, Norbert Städele, Sabine Stange, Karin Thielecke
FRANK HELLWIG
ANJA KÖHNE/MELANIE VOGEL
CATRINE VAL
ERHARD SCHERPF
JENS M. NEDOWLATSCHIL
DARIUS AM WASSER
JANUSZ C. SIEWIERSKI
Redaktion, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Karin Thielecke, Wladimir Olenburg
Gestaltung
Norbert Städele
Programm
Eröffnung
Freitag, 20. 11. 2015, um 18 Uhr
Begrüßung: Stadträtin Dr. Marlis Wilde-Stockmeyer
Einführung: Karin Thielecke, 387
Tanzperformance „Liberar", Choreografie Susanna Horn
Rundgang mit Künstlergespräch
So. 29. 11. 2015, 14.30 Uhr
So. 13. 12. 2015, 14.30 Uhr mit Tanzperformance „Liberar"
be licht en
Am Freitag, 27. 11. 2015 lädt das raumlabor um 17 Uhr zum kreativen
Beforschen der Ausstellung ein und öffnet in der WELL being Stiftung
eine (Licht)Werkstatt: Ästhetisches Forschen und Experimentieren für
Erwachsene, Jugendliche und Kinder ab 10 Jahren – mit und ohne künstlerische Vorerfahrung.
GERHARD- FIESELER-STIFTUNG
raumlabor der WELL being Stiftung
[email protected]
Tel. 0561-76668858 (Anrufbeantworter, bitte Name und Telefonnummer
hinterlassen)
www.wellbeingstiftung.de
Titelbild: Erhard Scherpf
Anmeldung bis 23.11.2015, die Gruppengröße ist begrenzt!
21. 11. – 13. 12. 2015
Kulturbahnhof-Südflügel,Kassel
FRANK HELLWIG
CATRINE VAL
JENS MICHAEL NEDOWLATSCHIL
DARIUS AM WASSER
wurde 1950 in Dortmund geboren und studierte an der HBK (heute Kunsthochschule Kassel) bis 1984. Seit 1979 lebt und arbeitet er in Kassel.
lebt und arbeitet seit 2005 in Kassel. Von 1994 – 2001 studierte sie an der
Kunsthochschule Kassel und absolvierte danach ein postgraduales Studium an
der Kunsthochschule für Medien in Köln. Sie war künstlerisch-wissenschaftliche
Mitarbeiterin von Prof. Bjørn Melhus in Kassel.
wurde 1970 in Kassel geboren und studierte von 1994 – 2003 Bildende Kunst
an der Kunsthochschule Kassel, wo er 2003 Meisterschüler von Prof. Urs Lüthi
war und später als künstlerisch-wissenschaftlicher Mitarbeiter arbeitete. Er lebt
und arbeitet in Kassel.
lebt und arbeitet als konzeptueller Künstler.
Kontakt: www.fotostudio-kassel.de
Die Frage nach der eigenen Identität und Herkunft führt den Fotografen zur Auseinandersetzung
mit seinen Vorfahren. Als Medium dienen ihm historische Fotografien aus dem Familienalbum,
die er mit Hilfe eines alten, seit
1868 bekannten, fotografischen
Verfahrens, des so genannten
„Gummidrucks“, vergrößert und
bearbeitet. Dieses Edeldruckverfahren lässt seine Bilder wie
schemenhafte Erinnerungen an
längst vergangene Zeiten wirken.
Kontakt: www.dariusamwasser.net
Ein ungewöhnlicher Dag wie jeder andere
Kontakt: www.catrineval.de
Kontakt: www.blindtext.de
„FEMINIST ist keineswegs nur eine post-feministische Selbstbespiegelung in eigenem Mikrokosmos, sondern funktioniert ganz nach Jean-Paul Sartres These,
der Mensch sei zur Freiheit verurteilt und müsse sein Menschsein täglich neu
erfinden. (…) Die Vervielfältigung der Frau und ihr verkrampftes Spiel mit der
täglich neuen Selbstinszenierung entlarven das Kräftemessen zwischen Authentizität und
Inszenierung. Es bleibt offen,
wer die Frau eigentlich ist. Sie
bewegt sich im Reich der Utopie, aber manchmal greift sie
nach den Sternen. Phänomenistinnen – so sind wir.“
(Catrine Val)
„Am Schneemann“, 2007, Gummidruck, 70 x 100 cm
Aus der Serie „FEMINIST“, 2012, C-Print, Acryl,
Alu-Dibond, 110 x 110 cm
In den Arbeiten aus der Serie „Arkadische Rekonstruktionen“ spürt der Künstler
Momenten idealen Lebens nach und entwickelt eine Lebensform zwischen autobiografischer Verortung und fiktiver Dimension. Im Kontext der Ausstellung widmet er sich dem zwischenmenschlichen Aspekt bei der Konstituierung des Selbst.
Er beschwört Tugenden
und Lebensmodelle aus
einer nie gewesenen
Vergangenheit und irritiert die Betrachter mit
seinem uneingeschränkten Bekenntnis zur
Schönheit und einer fast
tugendhaften Selbstinszenierung.
Aus der Serie „Arkadische Rekonstruktion“, 2015, Fotografie,
Montage, 120 x 100 cm
ANJA KÖHNE / MELANIE VOGEL
ERHARD SCHERPF
JANUSZ CESARY SIEWIERSKI
Anja Köhne, geboren 1985 in Stendal, studierte Bildende Kunst/Experimentelle
Fotografie an der Kunsthochschule Kassel. Melanie Vogel wurde 1976 in Kassel
geboren, wo sie nach dem Studium der Fotografie und Neue Medien in Bielefeld
und London, Meisterschülerin von Prof. Bernhard Prinz an der Kunsthochschule
war. Beide leben und arbeiten in Kassel
1954 bei Frankfurt/Main geboren, studierte Visuelle Kommunikation an der
Kunsthochschule Kassel bei Gunther Rambow und Floris Neusüss. Im Kasseler
Osten betrieb er viele Jahre parallel zu seinem Fotostudio die Eastside Gallery. Heute
lebt und arbeitet er im Schwalm-Eder-Kreis.
geboren 1957 in Lowiz, Polen. 1983 –1988 Studium der Freien Kunst mit
Schwerpunkt Bildhauerei an der Akademie für Bildende Künste in Warschau.
Er lebt und arbeitet seit 1988 in Kassel.
Kontakt: anjakoehne.blogspot.de / www.melanievogel.com
Kontakt: www.eastside-gallery.de
Das Projekt „Schwestern“ ist eine künstlerische Kollaboration auf der Suche nach
dem Selbst im Anderen. Alles ist relativ. Den eigenen Standpunkt ohne ein Gegenüber zu finden, ist fast unmöglich. Um herauszufinden, wie weit die Verzweigungen und Parallelen ihrer Biografien in diesem gemeinsamen Leben reichen,
mussten sie zunächst ihre
Identitäten verwischen
und zu „Verwandten“ werden. Doch das Gleiche ist
nicht das Selbe. Je mehr
Gemeinsamkeiten es gibt,
desto deutlicher werden
auch die Unterschiede.
Die großformatigen Fotografien sind
Selbstbildnisse des Künstlers aus einer
Phase biografisch und physisch einschneidender Erfahrung. In ihnen manifestiert
sich sowohl die Sehnsucht, das verlorene –
plötzlich „unverkörperte“ – Selbstbild wiederzufinden als auch die imaginierte Identifikation mit dem fremdgewordenen
Körper.
Schwestern, teils, teils (Das Gleiche ist nicht dasselbe), 2015,
Fotografie, je 70 x 100 cm
„Polytrauma“, aus der Serie „Körperbilder 1“,
2003/2015, Fotografie, ca. 100 x 200 cm
Kontakt: www.januszsiewierski.de
Die in Bronze gegossenen oder in Holz gearbeiteten Porträts verschiedener
Jugendlicher zeigen einen flüchtigen Moment und offenbaren die Ambivalenz
dieser einerseits vielleicht brüchigen oder in Veränderung begriffenen, aber andererseits auch
sehr ausgeprägten
Persönlichkeiten.
Der Moment, in
dem man häufig
einfach jemand anderes sein möchte,
als der, der man
vor kurzem noch
war.
„Teenager“, 2013, Bronze, ca. 75 cm
Ich möchte im Traum mein Spiegelbild sehen
und mich nicht erkennen
Meine Glieder werden zersprengt und
fliegen von mir
Trotzdem renne ich
Mit einem Fuß auf dem Moos
der andere auf dem Asphalt hinke ich
meine Glieder hinterher
Der Wind pfeift einen Gesang durch die Lunge
Um mich herum das tägliche Licht
Ein Käfer zerschlägt sich an meiner Brust
Er nennt mich beim Namen
sein Tod