Traumatologie Groote Schuur Hospital Cape Town

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Traumatologie Groote Schuur Hospital Cape Town
Gruhu – Einsatz in Südafrika
Traumatologie
am
Groote Schuur Hospital
Cape Town
Februar bis Mai 2008
Ein Bericht von Vincent Wettstein
Inhalt:
1.
Die soziale Situation
2.
Trauma in Südafrika
3.
Das Department of Trauma am GSH
4.
Die Aufgaben als Student
5.
ATLS
6.
Paramedics
7.
Die Stadt
8.
Unterwegs in Kapstadt
9.
Wohnen
10. Kriminalität im Alltag
11. Fazit
12. Anmeldung und Vorbereitung
13. Weitere Infos
1.
Die soziale Situation
Südafrika steckt trotz des wirtschaftlichen Aufschwungs der letzten Jahre immer noch in tiefen sozialen Schwierigkeiten. Während der Apartheid wurde die nicht-weisse Bevölkerung
aus der Stadt in ärmliche Townships zwangsausgesiedelt. Die Möglichkeiten des sozialen
Aufstiegs innerhalb dieser sehr armen Bevölkerungsschicht sind minimal. Die Folge ist hohe
Arbeitslosigkeit, Alkoholismus und soziale Verwahrlosung. Zudem ist die Gewaltbereitschaft
bzw. die Konfliktlösung durch Gewalt im Gegensatz zu anderen Ländern unverhältnismässig
hoch. Auseinandersetzungen eskalieren schnell in Tätlichkeiten, wobei man immer von der
nächst besten Waffe gebrauch macht, sei es eine zerbrochene Flasche, ein Messer oder die
Pistole. Ein Grossteil dieser
Übergriffe geschieht innerhalb der Familie und im
Bekanntenkreis oder im
Konflikt mit den noch ärmeren Einwanderern aus
den Nachbarländern (v.a.
Simbabwe). Die Polizei ist
in diesen Gebieten oft hoffnungslos überfordert, was
zu einer vermehrten Selbstjustiz der Gemeinschaft
geführt hat. Es kommt daher oft vor, dass Opfer und
Täter gleichermassen in der
Notaufnahme versorgt werTownship in den Cape Flats
den müssen. Umso schwerer fällt es einem dann, jeden Patienten gleich und gerecht zu behandeln. Mein Ziel war es, die
Geschichten der Menschen zu erfahren und ihre Motive mit der nötigen Distanz so weit es
geht zu begreifen. Ohne die Hintergründe urteilt und verurteilt man die Menschen schnell zu
Unrecht.
Die weisse Bevölkerung in den ruhigeren Gegenden der Stadt ist durch diese Art von Kriminalität jedoch eigentlich nicht betroffen. (Raub-)Überfälle sind oft ein Resultat aus Unachtsamkeit, Missachtung der gängigen Regeln und „zur falschen Zeit am falschen Ort“, weshalb
man mit etwas Anpassung im Alltag gut und relativ sicher leben kann.
2.
Trauma in Südafrika
Trauma in Südafrika ist für 12-15 % aller Todesfälle verantwortlich (Weltweit 5%), wobei
Gewalttaten 47 % ausmachen, die Hälfte davon wiederum durch Schusswaffengebrauch.
Auch die Inzidenz der Verkehrstoten ist wesentlich höher als in westlichen Ländern (RSA:
20/100'000 Einw., UK: 3,6/100'000 Einw.).
Alkoholismus spielt traurigerweise eine entscheidende Rolle: Studien zufolge sind 35% der
unfallchirurgisch behandelten Patienten alkoholisiert. Unter den erwachsenen Verkehrstoten
haben 72% einen Alkoholspiegel >0.8 ‰.
Da die meisten Trauma-Patienten arbeitslos und nicht versichert sind, verursacht Trauma dem
Staat die enormen Kosten von insgesamt 1.3 Millionen CHF pro Tag!
3.
Das Department of Trauma
Das GSH hat ein sehr grosses
Einzugsgebiet. Zum einen sind
dies die verletzten Patienten aus
den umliegenden Districts, zum
anderen praktisch alle Polytraumata und sonstigen lebensgefährlichen Verletzungen, die grösstenteils aus den Townships hertransportiert werden. Jährlich
werden etwa 1500 Schussverletzungen und etwa doppelt so viele
Stichverletzungen behandelt.
Die Trauma Unit des GSH ist in
3 Einheiten gegliedert:
-
Patientenaufnahme im Frontroom
Im Frontroom (Notaufnahme) werden die Patienten aufgenommen und primär versorgt.
Dazu gehört auch der Resuscitation Room (Schockraum), wo die Patienten mit
Polytrauma oder lebensgefährlichen Schuss- und Stichverletzungen behandelt werden.
-
Die Abteilung verfügt über einen eigenen Theatre (Operationstrakt), wo Abdomen-, Thorax-, Hals- und Gefässverletzungen chirurgisch versorgt werden.
Die orthopädischen Eingriffe am
Bewegungsapparat werden nicht von
den Traumatologen, sondern von den
Orthopäden vorgenommen. Diese
Operationen folgen oft direkt den
traumatologischen Noteingriffen.
-
Die stationären Patienten werden
dann auf die Trauma-Ward (low care
/ high care) oder auf die ICU (Intensivstation) verlegt.
Ankunft eines schwerverletzten Patienten im
Resuscitation Room
4.
Die Aufgaben als Elective Student
Im Trauma Unit arbeitet man zusammen mit den Studenten von Cape Town. Diese haben im
fünften und sechsten Jahr jeweils einige Schichten auf der Trauma zu absolvieren.
Es wird erwartet, dass immer ein Elective Student (also ein ausländischer Gaststudent) auf der
Abteilung zugegen ist. In meinem Fall waren ausser mir noch zwei Studenten aus Deutschland angestellt, so dass wir uns auf folgende Rotation geeinigt haben: Abwechslungsweise 24Stunden Schicht, danach 2 Tage frei. Dies war meiner Meinung nach eine optimale Lösung,
da man in 24 Stunden einiges zu sehen bekommt und die Schichten nach einer Eingewöhnungsphase gut zu überstehen sind. Die freien Tage kann man dann für Ausflüge ect. nutzen.
Die Zahl der Elective Students variiert jedoch stark, so dass man sich immer wieder neu absprechen muss. Generell ist man jedoch relativ frei in der Einteilung, da man sich jeweils anfangs Woche für die Schichten selbständig einträgt. Wenn man aber eingetragen ist, wird
Anwesenheit und voller Einsatz erwartet.
Besonders viel los ist üblicherweise an den Wochenenden und am Ende des Monats. Nachts
ist tendenziell mehr Betrieb als tagsüber, jedoch kann es natürlich auch an Randzeiten plötzlich eine Menge Patienten geben.
Meine Schicht begann also morgens um 08.00 Uhr mit der grossen Visite (Ward Rounds).
Alle Patienten werden hier vom gesamten Traumateam besprochen. Die Studenten erhalten
ein gutes teaching und man lernt viel über Beurteilung und Management von TraumaPatienten. Nach den Rounds und einem nicht zu kurzen Frühstück mit den Ärzten half ich
erstmal auf der Station aus. Vormittags war es meistens ruhig im Notfall, und die Stationsärzte waren froh, wenn man ihnen die Blutentnahmen, Infusionen und Katheter abnehmen konnte.
Danach widmete ich mich der Arbeit in der Notaufnahme, was die eigentliche Hauptaufgabe des
Studenten ist. Nach einer kurzen Einführung
durch einen anderen Student wurde mir klar, dass
man hier wirklich gebraucht wird und die gemütlichen Zeiten als Unterassistent ohne Verantwortung erstmal vorbei waren. Nach dem Prinzip
„learning by doing“ wird man sofort ins Team
involviert. Die Wundversorgung wird praktisch
gänzlich von den Studenten übernommen. Man
lernt das Nähen von Schnittwunden, Platzwunden und RQWs aller Art sowie Gipsen, Reposition von Dislokationen und einfachen Frakturen.
Durch die vielen Patienten mit Stich- und Schussverletzungen am Thorax ist der Hämato- und
Pneumothorax ein häufiger Befund. Als Student erhält man also immer wieder die Möglichkeit, Thoraxdrainagen zu legen (see one, do one, teach one).
Die Schockraumpflichtigen Patienten
werden im team behandelt. Die Studenten sorgen üblicherweise für eine möglichst rasche weitlumige Infusion, Blutentnahme (art. & ven., meist femoral)
und Katheter. Dank dem „lodox“, einer
Art
Ganzkörper-Röntgenmaschine,
können Schussverletzungen und Polytrauma relativ schnell beurteilt werden.
Es gibt auch ein CT, was vor allem für
Schädel-Hirn-Trauma und Wirbelsäulenverletzungen benutzt wird.
Anfangs war natürlich vieles neu und absolut schockierend, aber durch die netten und hilfsbereiten Ärzte, Studenten und Pfleger konnte ich mich glücklicherweise schnell zurechtfinden.
Obwohl man sehr selbständig arbeitet und viel von einem gefordert wird, ist man im team gut
aufgehoben und kann jederzeit um Rat fragen oder Hilfe holen.
Mit der Zeit kann man dann auch die Aufnahme und Beurteilung von Patienten selber übernehmen. Im Hochbetrieb müssen die Ärzte sich auch bei der selbständigen Behandlung von
„unkomplizierten“ Patienten auf die Studenten verlassen können. Dadurch wird man rasch
Teil eines eingespielten teams und erlangt das nötige Selbstvertrauen um im spannenden aber
aufreibenden Alltag der Trauma Unit zurechtzukommen.
Eine weitere wichtige Aufgabe des Studenten ist die Assistenz im „Theatre“ (OPS). Fast täglich gibt es Not- und Nachoperationen wo man gebraucht wird, häufig als erste Assistenz. Je
nach Interesse kann man sich mit den lokalen Studenten absprechen und so entweder im vermehrt im OPS assistieren oder eher in der Front arbeiten.
Die Prüfung
Da ich offiziell als Gaststudent an der
UCT (University of Cape Town) eingeschrieben war, musste ich zusammen mit
den Fünftjahres-Studenten die Blockprüfung in der Traumatologie ablegen. Die
täglichen Vorlesungen dazu kann man je
nach Motivation besuchen, welche sich
alle 4 Wochen als Block wiederholen.
Die Prüfung ist aber sehr praxisorientiert
und daher mit 1-2 Monaten TraumaErfahrung und einem Blick ins Buch
auch ohne Vorlesungen gut zu bestehen.
5.
Advanced Trauma Life Support®
Der ATLS-Kurs ist eine
Ausbildung für Notärzte
und
Unfallchirurgen.
Obwohl der Kurs international standardisiert ist,
hat der in Cape Town
durch die speziellen sozialen Hintergründe und die
bekannten
Ausbildner
einen besonderen Ruf, so
dass ihn auch viele Ärzte
aus Europa hier belegen.
Als Elective Student hat
man die Möglichkeit, an
diesem Kurs teilzunehmen. Zur Prüfung ist man leider nicht zugelassen,
da diese nur von Ärzten absolviert werden kann.
Elmin Steyn und ihre Schüler
Trotzdem lernte ich viel in dem Kurs und er half mir, die komplexen Entscheidungsschritte in
der Notaufnahme besser zu verstehen. Je früher man ihn also machen kann, desto mehr profitiert man davon für die dortige Arbeit. Anmelden kann man sich über das Sekretariat in der
Trauma Unit.
6.
Die Paramedics
Der Rettungsdienst hat in Kapstadt einen immensen
Stellenwert, weil zu den internistischen Patienten
noch die unvorstellbar viel höhere Zahl der Verletzungen durch Unfälle und Gewalt hinzukommt.
Da es mich sehr interessierte, woher die Patienten
des GSH eigentlich kommen und welche Umstände
zu diesem Elend und zur Gewalt führen, entschliess
ich mich, nach meinem Praktikum noch einige Einsätze mit den Paramedics mitzumachen. Die Sanitäter in Südafrika sind sehr professionell ausgebildet und können praktisch jeden Patienten exzellent primär versorgen. In Kapstadt ist das Versorgungsgebiet durch die freiwilligen Sanitäter (BLS = basic life support) auf das Zentrum und die verschiedenen Townships aufgeteilt,
während die professionellen Berufssanitäter (ALS = advanced life support) stadtübergreifend
agieren. So habe ich in den Nachtschichten mit den ALS einen enormen Einblick in diese
wichtige Arbeit am Ort des Geschehens bekommen. Man besucht die Familien in den ärmsten
Gegenden und sieht die sozialen Missstände,
mit denen sie fertig werden müssen. Durch
die vielen Verkehrsunfälle in jedem Teil der
Stadt wird einem aber auch bewusst, dass
Trauma ein sozialübergreifendes Problem ist
und es jederzeit jeden treffen kann.
Umso schöner und ergreifender ist es dann,
die Patienten nach so einem gravierenden
Ereignis wieder gesund aus dem Spital hinausgehen zu sehen.
Ein Basisspital im Township Vanguard
7.
Die Stadt
Neben der Arbeit hatte ich mit Kapstadt eine wunderschöne Umgebung, in der ich mich von
der ersten Minute an wohl fühlte. Die Stadt ist in viele kleine Districts eingeteilt, die z.T.
durch die Topographie in sich abgegrenzt sind, so dass man sofort einen guten Überblick hat
und gar nicht den Eindruck einer riesigen Grossstadt erhält.
Das GSH liegt am Fusse des Devil’s Peak, einem „Vorberg“ des Tafelberg im District Observatory. Dieses Quartier ist eines der wenigen von Schwarzen und Weissen bewohnten Areale.
Obwohl es nicht als sicheres Gebiet gilt hat das „Obs“ in den letzen Jahren einen Aufschwung
erlebt und gehört zu
den Geheimtipps der
Stadt, besonders unter
Studenten. Viele Cafes, Bars und kleine
Restaurants
prägen
das Bild, und an den
Wochenenden steigen
oft Konzerte von lokalen Bands aller Art.
Kapstadt hat durch
ihre
Vielseitigkeit
einiges zu bieten. Die
einzigartige
Lage
zwischen Tafelberg
und Atlantik ist präDie Longstreet im Zentrum Kapstadts
disponiert für spannende Klettertouren und zur Erkundung wunderschöner Strände. Die bewegte Geschichte
Südafrikas ist in das Gesicht der Stadt geschrieben, man erlebt sie Tag für Tag an jeder Ecke.
Z.B. im District Six, ein gesamtes von Schwarzen und Coloureds bewohntes Stadtviertel, niedergewalzt und zwangsausgesiedelt; oder auf Robben Island, wo Regimegegner wie Nelson
Mandela Zwangsarbeit leisten mussten. Viele Südafrikaner haben die Unterdrückung am eigenen Leibe gespürt und jeder kann Geschichten aus der Apartheidära, die ja erst seit wenigen
Jahren vorüber ist, erzählen.
Die Kapstädter empfand ich
als sehr offen und kontaktfreudig. Durch die enge Anbindung an die Uni hat man
guten Kontakt zu den lokalen
Studenten. Sie laden gerne
zum Braai (barbeque) ein und
nehmen einen sofort zur
nächsten insider-Party mit.
Die Uni hat nach amerikanischem Vorbild alle erdenklichen Sportclubs zu bieten,
denen man als Gaststudent
ohne weiteres beitreten kann.
Vom Lion’s Head hat man einen wunderschönen Blick über Kapstadt
hier Camp’s Bay
8.
Unterwegs in Kapstadt
Ich wohnte in einer Lodge direkt unterhalb des GSH, so dass ich zu Fuss zur Arbeit gehen
konnte. Ein Auto braucht man jedoch trotzdem unbedingt, da man sich (v.a. nachts) praktisch
nur mit dem Auto bewegt und viele Sehenswürdigkeiten nicht anders zu erreichen sind. Dieses kann man entweder kaufen oder mieten. Für die drei Monate habe ich zusammen mit zwei
anderen Studenten ein Auto gemietet, was ich persönlich für praktischer halte. Die alten Autos (aber oft auch die neuen) haben oft Pannen, so dass man froh ist, wenn der Vermieter sofort mit einem Ersatzauto zur Stelle ist.
Ansonsten gilt: je schäbiger es aussieht, desto weniger wird eingebrochen oder es gar geklaut.
Im Zentrum hat es jedoch überall „Parkwächter“, die für ein paar Rand nach dem Auto schauen. Das Auto ist also das sicherste und unkomplizierteste Verkehrsmittel in Kapstadt.
Daneben gibt es noch Minibusse, welche die Hauptstrassen aus dem Zentrum in die Peripherie bedienen und überwiegend von ärmeren Pendlern benutzt werden. Tagsüber kann man
ohne bedenken solche Minibusse benutzen, was nebenbei ein interessantes Erlebnis ist, den ipod und das neue Handy sollte man aber lieber in der Tasche lassen. Die grossen öffentlichen
Busse, sowie die Züge sind wegen der hohen Kriminalität nicht zu empfehlen.
9.
Wohnen
Die Lodge in Observatory
ist sicherlich eine gute
Wahl, besonders wenn
man im GSH arbeitet.
Man muss sich das Zimmer zwar mit zwei anderen Studenten teilen, jedoch gibt es einen Pool
und ein schönes Gärtchen. Die Leute sind sehr
international und neben
einigen Medizinstudenten
wohnen dort Praktikanten, Studenten und Lebenskünstler aller Art.
Nelly’s Lodge in Observatory
Dadurch findet man schnell Anschluss ans Leben in Kapstadt und hat zudem eine gute Abwechslung nach den langen Stunden im Spital. Wenn man den Rummel nicht mag, findet man
auch relativ gut eine Wohnung für sich, oder Mietet sich bei einer Gastfamilie unter. Eine
weitere schöne Lodge, das Blencathra Guest House, befindet sich am Fusse des Lion’s Head
am anderen Ende der Stadt in einem sehr schönen und sicheren Wohnquartier. Die Spitäler
erreicht man von dort aus zwar nur mit dem Auto, der traumhafte Aussicht aus den Zimmern
über die Stadt und die doch sehr zentrale Lage sind jedoch überzeugende Vorteile. Allgemein
ist das Wohnen in Kapstadt leider nicht sehr günstig. Man sollte mit ca. 300-400 CHF pro
Monat rechnen (je nach Kurs). Ansonsten ist das Leben aber merklich günstiger, so dass man
mit ca. der Hälfte des Zürcher Alltagsbudgets auskommt.
10. Kriminalität im Alltag
Die Stadt hat einen sehr schlechten Ruf bezüglich Kriminalität und der damit verbundenen Lebensqualität. Die Bedingungen sind
mit denen in der Schweiz nicht zu vergleichen. Die Realität zeigt jedoch, dass die
Gewalt vorwiegend innerhalb der armen
schwarzen Bevölkerung stattfindet. Jeder
Kapstädter kann dir zwar Schauergeschichten vom Freund eines Bekannten erzählen,
dem dieses und jenes widerfahren ist. Wenn
man jedoch gewisse Regeln beachtet, kann
man das Risiko eines Zwischenfalls weitgehend minimieren. Man sollte z.B. nie alleine
nachts zu Fuss unterwegs sein. Auf offener
Strasse telefonieren oder mit dem Portemonnaie rumhantieren kann ebenfalls
schnell im Diebstahl enden. Es kommt hierbei natürlich darauf an, in welcher Gegend
man sich bewegt. Neben dem etwas zwielichtigen Observatory gibt es auch sehr
mondäne, sichere Quartiere, in denen Übergriffe sehr selten sind. Insgesamt gewöhnt
man sich schnell an die Umstände und hat
die Spielregeln dann unterbewusst im Griff.
Daher fühlte ich mich im Alltag nie wirklich
eingeschränkt durch die Kriminalität.
Gewisse Patienten verlassen das Spital nicht auf freiem Fuss
11. Fazit
Das Praktikum in Kapstadt war eine unglaubliche Erfahrung für mich. Ich erhielt einen tiefen
Einblick in die sozialen Probleme Südafrikas und das Elend der armen Bevölkerung. Durch
die selbständige und verantwortungsvolle Arbeit in der Trauma Unit habe ich das Management von verletzten Patienten sehr gut erlernen können. Sicher werde ich in der Schweiz nirgends vergleichbare Bedingungen vorfinden, jedoch sind die Erkenntnisse meiner Meinung
nach für jede notfallmedizinische Tätigkeit sehr wertvoll.
Das Land bietet eine riesige kulturelle und geographische Vielfalt, so dass ich empfehle, sich
mindestens zwei bis drei Wochen zum Reisen freizuhalten. Da man das Praktikum auch Mitte
Monat beginnen kann, besteht also z.B. vor der Arbeitbeginn oder nach Abschluss noch Zeit
zum Reisen. Der Sommer (also ca. November bis April) ist die schönste Jahreszeit, dann ist
auch am meisten los in der Stadt. Die Wintermonate sind eher kühl und regnerisch, dementsprechend ist die Stimmung dann etwas ruhiger und „kleinstädtischer“. Herbst und Frühling
gibt es in dem Sinne nicht.
Die Zeit in Südafrika war eine immense Bereicherung und jeder, der das Abenteuer wagt,
wird mit faszinierenden Eindrücken und Erlebnissen belohnt!
12. Anmeldung und Vorbereitung
Die Anmeldung fürs GSH erfolgt über den Electives Officer. Die Stelle im Trauma Unit ist
sehr begehrt – v.a. von Deutschen und Briten – frage also früh genug an! Noten, Berufserfahrung etc. spielen keine Rolle, schicke einfach Deinen CV und das gewünschte Datum in einem kurzen Motivationsbrief (e-mail!). In anderen Abteilungen oder an anderen Spitälern
findet man auch später noch was. Es gibt viele spannende Stellen, wie z.B. die interdisziplinäre Notaufnahme am Somerset Hospital im Zentrum der Stadt, oder (wenn man sich die chaotischen Zustände zutraut) der Notfall bzw. die Chirurgie im G F Jooste Hospital in den Townships.
Wenn Du länger als 3 Monate in Südafrika bleibst, brauchst du ein Visum. Dieses organisierst
Du Dir am besten vorher über das Südafrikanische Konsulat. Man kann die Aufenthaltsbewilligung auch vor Ort verlängern, was aber meist einen bürokratischen Marathonlauf mit sich
bringt.
Die meisten Spitäler verfügen über eine HIV-Postexpositionsprophylaxe (PEP), Du fährst
jedoch nicht schlecht, wenn du deine eigenen Notfallmedikamente dabei hat. (PEP-Starterkit
über GRUHU erhältlich). Was die Malaria betrifft sind die meisten Gebiete in Südafrika niedrig bis gar nicht gefährdet, informiere Dich jedoch vorher über notwendige Prophylaxen falls
Du z.B. in den Nordosten des Landes reisen willst.
Wohnungstechnisch solltest Du zumindest für die ersten Tage ein Bett auf sicher haben. Du
wirst dann schnell sehen ob Dir die Umstände gefallen und Dich gegebenenfalls entspannt für
eine Alternative umsehen können. Es gibt viele Möglichkeiten und nicht alles findet man so
vor wie man es erwartet hatte.
Du musst keine speziellen Vorkenntnisse haben, da Du sowieso ins kalte Wasser geworfen
wirst und keine Vorbereitung für Trauma am GSH relevant ist. Das „Handbook of Trauma“
ist die Bibel aller UCT Studenten (Autoren: Andrew Nicol, Chefarzt GSH Trauma Unit und
Elmin Steyn, Kursleiterin ATLS), welches Du aber vor Ort kaufen kannst.
Einen guten Einblick bietet auch der Film „Herzblut“ von René Zellweger. Er beschreibt darin seine Arbeit als Unfallchirurg am GSH und als Notarzt in den Townships.
13. Weitere Infos
Anmeldung beim Groote Schuur Hospital:
Email:
Adresse:
Tel.:
Fax:
Links:
[email protected]
Mrs Paschaline Jacobs
The Electives Officer
Faculty of Health Sciences
University of Cape Town
Private Bag X3
Observatory
Cape Town, 7935
South Africa
0027 21 406 6478
0027 21 447 8955
www.health.uct.ac.za/ ! Applicants ! Visiting Undergraduates
www.gsh.co.za ! Contact
Bewerbe dich per e-mail am besten 1½ bis 2 Jahre vorher. Falls du an ein anderes Spital willst
kann Dir Mrs Jacobs weitere Infos geben.
Weitere öffentliche, grosse Spitäler in Cape Town: Victoria Hospital, Tygerberg, GF Jooste
(im Township Manenberg), Somerset Hospital, Red Cross Children’s Hospital und viele
mehr. (Siehe Internetlinks)
Wohnen:
-
Nelly’s Lodge (Observatory, in Gehdistanz zum GSH):
2er – 4er Zimmer
www.thelodgeobs.co.za
-
Blencathra Guest House (Tamboerskloof, Blick über Cape Town)
Einzel – 4er Zimmer
www.blencathra.co.za
Weitere Fragen?
Gerne stehe ich bei weiteren Fragen zur Verfügung.
Schreib mir einfach auf [email protected]