Stoff von Glarus bis fast zum Äquator

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Stoff von Glarus bis fast zum Äquator
Region
Die SüDoStSchweiz | FREITAG, 25. JulI 2014
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Stoff von Glarus bis fast zum Äquator
Das Garn einer einzigen Spule
reicht von Glarus bis Bern. Die
Firma Jenny in Niederurnen,
bei der 120 Mitarbeitende auf
94Webmaschinen jährlich
5 000 000 Meter Stoff produzieren, lädt zur Spionage.
gleiten die Stoffe über grosse Leuchttafeln. An jeder sitzt eine Person. Entdeckt sie etwas, hält sie die Maschine
an, zieht einen Faden heraus, bläst
Staub weg oder markiert die Stelle.
Eine kleine Fehlertoleranz liegt laut
Itzek drin; sie ist aber enorm winzig.
Umso grösser ist das Ausmass der Produktion. Über 5000 Kilometer lang
ist der jährliche Output in Niederurnen – das würde via Luftlinie von Glarus bis fast zum Äquator reichen.
Von Gabi He ssi (Text nd Bi der)
Niederurnen. – Riesig ist der Webereisaal, laut sind die Maschinen, die Luft
riecht nach frisch gewobener Baumwolle und Leinen. Die Angestellten
tragen Schaumstoffstöpsel in den Ohren. «Es wäre viel zu laut hier ohne
Gehörschutz», erklärt Ralf Itzek,
Chief Executive Officer (CEO) bei der
Jenny Fabrics AG bei der Führung.
Gute Luft
beim Arbeiten
G räus
v ll: Im Webereisaa a fen 94 Maschinen in drei Schichten.
Industriespionage
Weitere Infos: www.suedostschweiz.ch/dossier
Rasend schnell bewegen sich die
Schäfte der hochmodernen Webstühle auf und ab. Wo einst Schiffchen hin
und her jagten, wird der Schuss heute
mit Greifern oder Luftdruck eingetragen. Das geht so schnell, dass die Besucher den einzelnen Faden nicht erkennen, dafür das Wachsen des gewobenen Stoffes mitverfolgen können.
Wird ein Stoff mit Muster gewoben,
ist dieses Wachsen noch einfacher zu
sehen. Streifen um Streifen entsteht,
und Meter um Meter Stoff wird auf
die Rolle gewickelt. Reisst einer der
hauchdünnen Fäden, schaltet die Maschine automatisch ab, eine Leuchte
blinkt und der Mitarbeiter zieht den
Faden frisch ein. «Feinste Handarbeit
und ein gutes Auge sind Voraussetzung für diesen Job», erklärt Itzek.
Stoffe für
Bubu in Afrika
Bis der Stoff für Herrenhemden, Damen- und Herrenoberbekleidung,
Vorhänge und auch für Abnehmer in
Afrika entsteht, ist es ein langer Weg.
«Pro Jahr verarbeitet Jenny Fabrics
rund 1200 Tonnen Garn zu Stoffen
der unterschiedlichsten Art», so Itzek.
40 Prozent der Produktion wird
feinster Hemdenstoff und geht an
Spann nd: CEO Ra f Itzek erk ärt Bes chern der Ind striespionage, dass Jenny
Fabrics r nd 1500 Tonnen Garn pro Jahr verarbeitet.
Sp k akulär: A f einer Ro e sind r nd
130 000 Meter Garn.
Hemdenhersteller wie zum Beispiel
die Firma Eterna. Dank dem Label
Oeko-Tex, das Jenny Fabrics erreicht
hat, dürfen diese Hemden dann mit
«Oeko-Tex 100 plus» bezeichnet werden. Jedes Detail bis zur Garnspule
kann zurückverfolgt werden.
Seit Februar werden 30 Prozent der
Produktion für eine österreichische
Firma zu Afrika-Damast verarbeitet.
«Afrika-Damast nennen wir diesen
hochwertigen Stoff, weil er für Bubu
in Afrika verwendet wird», sagt Itzek.
Bubu sind die langen, weiten Kleider
der Männer in Westafrika.
Das Weben dieser mit unterschiedlichen Mustern versehenen Stoffe unterliegt strengen Vorschriften. Besucher dürfen die Stoffe beim Rundgang
aus Amerika», so Itzek. Zwar stamme
sehr viel Baumwolle aus dem indischen Raum, aber die Qualität sei
nicht die gleiche.
In Handarbeit wird zuerst Spule für
Spule eingesetzt, jeder der bis zu
832 Fäden eingefädelt und auf einen
mächtigen Zylinder aufgerollt – eine
Geduldsprobe. Über alte, geschichtsträchtige Gänge gelangen diese Rollen in den nächsten Raum zur
Schlichtmaschine, wo sie für das Weben vorbereitet werden. Bis zu
14 000 Fäden laufen dort zusammen.
«Von diesen Schlichtmaschinen gibt
es nur noch drei Stück in der
Schweiz», weiss Itzek.
Sind die Stoffe gewoben, wird jeder
Meter von Hand kontrolliert. Dazu
zwar bestaunen und anfassen, sie zu
fotografieren ist aber nicht erlaubt.
Die Vorstellung, dass diese Stoffe von
wichtigen Amtsträgern in Afrika getragen werden, bringt die Besucher
zum Staunen.
Feinstes Garn
aus Amerika
Der grösste Teil der Garne, die in Niederurnen verarbeitet werden, liefert
das Schweizer Unternehmen Hermann Bühler aus Sennhof (ZH) an. Es
bezieht den Rohstoff dafür aus den
USA. «Die reinste Baumwolle kommt
Damit im Websaal ein gutes Arbeitsklima herrscht, wird die Luft jede
Stunde 32 Mal ausgewechselt. Dazu
gleiten von der Decke hängende Rohre in den Maschinengängen hin und
zurück, blasen Staub und Luft in dafür vorgesehene Schächte am Boden.
Von oben wird gereinigte Luft wieder
zugeführt. Itzek erklärt: «So haben
wir ein konstantes Raumklima und
der Staub, der beim Weben entsteht,
bleibt nicht im Saal hängen.»
Die vielen Maschinen benötigen jedes Jahr rund sechs Millionen Kilowattstunden Strom. Dank der eigenen
Energieversorgung stellt Jenny drei
bis 3,5 Millionen selber her. Zudem
wird mit der Abwärme das Brauchund Heizungswasser aufgeheizt.
Vieles hat sich in der über 175-jährigen Firmengeschichte verändert.
Der einstige Fabrikherr ist zum Mitarbeiter geworden, und der gewöhnliche Arbeiter geniesst heute die gleichen Rechte wie der Chef.
Jenny Fabrics in Zahlen
Die Jenny Fabrics AG hat 120 Mitarbeitende und bildet regelmässig
auch Lernende aus. Seit 1997 ist
das Unternehmen selbständig, gehört aber nach wie vor zum Familienunternehmen Jenny in Ziegelbrücke. Zusätzlich zu den jährlich
rund fünf Millionen Metern Stoff
in Niederurnen produziert der
Tochterbetrieb in Tschechien noch
rund 2,7 Millionen Meter pro Jahr.
Jenny Fabrics hat ein jährlichesVerkaufsvolumen von rund acht Millionen Metern Stoff. (gh)
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