Zaubersprüche verstehen lernen - GAMS - Karl
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Zaubersprüche verstehen lernen - GAMS - Karl
Zaubersprüche verstehen lernen Silvia Madl Online-Portfolio über mittelalterliche Zaubersprüche zum praktischen Einsatz im Deutschunterricht für die 3. und 4. Schulstufe der Sekundarstufe I und die 1. und 2. Schulstufe der Sekundarstufe II Mappe für Lehrpersonen 0 Inhalt Informationsmaterial: Allgemein S. 2 Thema 1: Grundlagen Informationsmaterial Lösungen Sekundarstufe I Vertiefende Anregungen Sekundarstufe I Lösungen Sekundarstufe II S. 5 S. 9 S. 17 S. 19 Thema 2: Löse- und Beinverrenkungszauber Informationsmaterial Lösungen Sekundarstufe I Lösungen Sekundarstufe II Vertiefende Anregungen S. 25 S. 28 S. 32 S. 36 Thema 3: Der Teufel und das Böse Informationsmaterial Lösungen Sekundarstufe I Lösungen Sekundarstufe II Vertiefende Anregungen S. 37 S. 40 S. 43 S. 47 Thema 4: Liebe und Weiße vs. Schwarze Magie Informationsmaterial Lösungen Sekundarstufe I Lösungen Sekundarstufe II S. 48 S. 51 S. 56 Thema 5: Name und Identität Informationsmaterial Artikel Kirche aus England verbannt „Teufel“ aus Taufritus Lösungen Sekundarstufe I Lösungen Sekundarstufe II Vertiefende Anregungen S. 59 S. 62 S. 63 S. 68 S. 73 Thema 6: Wetter Informationsmaterial Lösungen Sekundarstufe I Lösungen Sekundarstufe II Vertiefende Anregungen S. 74 S. 77 S. 81 S. 85 Quellenverzeichnis S. 86 Ausdrückliche Distanzierung von Inhalten verlinkter Websites: Die nachfolgenden Inhalte wurden nach bestem Wissen und Gewissen zusammengetragen. Hiermit distanziere ich mich ausdrücklich von allen Inhalten aller verlinkten Seiten in diesem Portfolio. Ich möchte betonen, dass ich keine Einflussnahme auf die Inhalte (bzw. deren Veränderung) der gebotenen Seiten habe, weshalb ich keinerlei Verantwortung oder Haftung für die dort dargebotenen Inhalte übernehme. 1 Informationsmaterial: Allgemein Dieses Online-Portfolio zu mittelalterlichen Zaubersprüchen dient dem tieferen Verständnis von Magie und Zaubersprüchen im Mittelalter sowie in der Gegenwart. Es soll die Schülerinnen und Schüler nicht dazu bringen, sich Okkultem oder Esoterischem zuzuwenden, es soll im Gegenteil für diese Thematik sensibilisieren. Wir werden beinahe täglich mit Magie konfrontiert. Das kann in eher ungefährlichen fiktiven Welten stattfinden (Bücher, Filme, OnlineSpiele) oder auch ganz real (diverse Ratgeber bzw. Scharlatane im Internet oder Fernsehen). Durch die vertiefende Arbeit an diesem Thema lernen die Schülerinnen und Schüler über die ihnen begegnende Magie und Zauberei zu reflektieren und diese kritischer und differenzierter zu beurteilen. In diesem Online-PDF werden sechs unterschiedliche Themen behandelt, die in etwa ein bis zwei Schulstunden abgehandelt werden können. Zu jedem Thema findet sich ein Zauberspruch (außer bei den Merseburger Zaubersprüchen, hier werden beide behandelt), der mithilfe von Arbeitsblättern aufgearbeitet werden soll. Das erste Modul, die Grundlagen, sollte dabei zuerst behandelt werden, da die Schülerinnen und Schüler nur hier wichtige Analyseinstrumente kennenlernen, die sie für die weitere Arbeit mit dieser Mappe benötigen. Die übrigen Themen können dann in beliebiger Reihenfolge und Intensität bearbeitet werden. Zu jedem Thema liegen zwei Konzepte bereit: eines für die dritte und vierte Schulstufe der Sekundarstufe I sowie eines für die erste und zweite Schulstufe der Sekundarstufe II. Für die Schülerinnen und Schüler sind ausschließlich die Arbeitsblätter zur Bearbeitung vorgesehen (Mappe für Schülerinnen und Schüler), alle Lösungen sowie nähere Informationen zum Thema, vertiefende Anregungen und Quellenangaben gibt es ausschließlich in den Unterlagen für die Lehrperson. Somit ist es nicht vorgesehen, die Schülerinnen und Schüler mit den Aufgaben ´alleine´ zu lassen, da sehr viele davon nur mit Hinweisen der Lehrperson sowie deren Lösungen zu bearbeiten sind. Zu Beginn jedes Themas findet sich ein eigenes Informationsblatt für die Lehrperson, worauf sich die wichtigsten Hintergrundinformationen zum behandelten Zauberspruch sowie zum thematischen Schwerpunkt finden. Anschließend folgen die Arbeitsblätter mit den entsprechenden Lösungen sowie zahlreichen Anmerkungen und Hinweisen zum Einsatz im Unterricht. Die Angaben sind dabei – wie auch bei den Materialien für die Schülerinnen und Schüler – in grau gehalten, die Lösungen und Anmerkungen dazu in Hellbraun. Bei zahlreichen Themen findet sich sowohl in den Materialien für Schülerinnen und Schüler als auch für die Lehrperson dieses Symbol: . Das bedeutet, dass sich im jeweiligen Bereich ein Link befindet, der zu einem Faksimile oder Nachschlagewerk führt, die für die 2 Bearbeitung herangezogen werden können bzw. sollten. Somit ist es möglich, die Schülerinnen und Schüler sowohl am Bildschirm bzw. über ihr Smartphone oder Tablet als auch mit ausgedruckten Materialien arbeiten zu lassen. Bei den meisten Aufgaben ist auf dem Arbeitsblatt genügend Platz vorhanden, um sie direkt dort zu bearbeiten, sollte dieses ausgedruckt vorliegen. Bei manchen Aufgaben – v.a. bei der Recherche oder längeren Schreibarbeiten – sollten ein Heft oder eigene Blätter verwendet werden. In den Unterlagen für die Lehrperson finden sich noch zusätzliche Medientipps und Vorschläge zur erweiterten und vertiefenden Beschäftigung sowie Anregungen dazu, wie diese Hinweise sinnvoll in den Unterricht einzubauen sind und sich dafür direkte Verlinkungen zu den jeweiligen Seiten herstellen lassen. Den Abschluss bildet ein thematisch gegliedertes Quellenverzeichnis, das ebenso nur in der Lehrpersonenversion vorhanden ist. Die einzelnen Aufgaben innerhalb der Themenbereiche sind so gegliedert, dass zu Beginn Grundsätzliches behandelt wird und erst anschließend vertiefende und Erweiterungsaufgaben stattfinden. Diese sind mit einem gekennzeichnet und beinhalten in erster Linie praktische Schreib- oder Rechercheaufgaben (Schreibaufgaben sind mit einer Schreibfeder gekennzeichnet, Rechercheaufgaben mit einer Lupe ). Sie die- nen der intensiveren Beschäftigung mit der Thematik und eignen sich speziell für Schülerinnen und Schüler, die bei den vorigen Aufgaben sehr schnell sind oder sich an der Thematik sehr interessiert zeigen. Der Wert von mittelalterlichen Zaubersprüchen für den Deutschunterricht Zaubersprüche eignen sich besonders gut für den Einsatz im Unterricht, da sie aufgrund ihrer Kürze und Prägnanz als Ganzes verwendet werden können und nicht nur als Textausschnitt. Somit können sie relativ schnell und dennoch ausführlich abgehandelt werden, und via Harry Potter oder Der Herr der Ringe sowie aktuelle Zauberbücher lassen sich leicht Bezüge zur Gegenwart der Schülerinnen und Schüler herstellen. Außerdem liegen Zaubersprüche zu den unterschiedlichsten Themenbereichen vor, weisen sprachlich zahlreiche Besonderheiten wie etwa Geheimschriften auf und sind aufgrund ihrer relativ klaren Bauweise sehr gut zu analysieren und ´nachzubauen´. Zum Verständnis mittelalterlicher Texte benötigt man besonders viel Hintergrundwissen über die damalige Zeit. Da diese eine Zeit der Religion und des Aberglaubens sowie der Mündlichkeit war, nahmen Zaubersprüche eine zentrale Rolle im alltäglichen Leben der Bevölkerung ein. Durch die Beschäftigung mit diesen Texten lernen die Schülerinnen und Schüler also viel über die Mentalität und die Welt kennen, in der der 3 mittelalterliche Mensch gelebt hat, und entfernen sich dabei immer weiter von den üblichen Klischeebildern. Durch die Konfrontation mit mittelalterlichen Texten erleben die Schülerinnen und Schüler sowohl durch die Thematik als auch durch die Sprache eine intensive Fremdheitsbzw. Alteritätserfahrung. Diese Alteritätserfahrung wirkt sich besonders auf die eigene Identitätsbildung sowie das Toleranzempfinden aus, wie es im Lehrplan besonders betont wird. Durch die unterschiedlichen Thematiken, die Zaubersprüche bieten, erlangen die Schülerinnen und Schüler ferner literarhistorisches Wissen, wodurch sie aktuelle Mittelalterdarstellungen in Büchern, Filmen oder Videospielen kritischer bewerten können. Besonders für den Bereich der Sprachreflexion eignet sich die Beschäftigung mit dieser Literatur, da man durch Hinweise auf Sprachunterschiede auf heutige sprachliche Phänomene aufmerksam machen und dafür sensibilisieren kann. Ebenso kann man durch den medialen Paradigmenwechsel von mündlicher zu schriftlicher Kultur im Mittelalter eine Brücke zum sich heute vollziehenden Paradigmenwechsel schlagen, der einen Übergang von schriftlicher zu reiner Onlinekommunikation beobachten lässt, die multimedial stattfindet und stark von schriftlosen Piktogrammen geprägt ist. Durch die fremde Sprache, die nur dann und wann auch bekannt erscheinen mag, ist es für Schülerinnen und Schüler nicht möglich, Texte nur zu überfliegen. Sie müssen diese besonders genau bearbeiten und sich intensiv damit beschäftigen, wodurch allgemein textnahes Verstehen gefördert wird sowie ästhetischer Genuss, den Schülerinnen und Schüler durchaus empfinden können, wenn sie sich mit mittelalterlichen Zaubersprüchen beschäftigen. Somit kann man zahlreiche Aspekte des Lehrplanes abdecken, indem man sich mit mittelalterlichen Zaubersprüchen beschäftigt. 4 Thema 1: Grundlagen Informationsmaterial Menschen haben ein gewisses Grundbedürfnis nach Ordnung, Regeln und Bedeutung. Wir leben aber in einer Welt, in der man sich nicht alles erklären kann. Besonders der mittelalterliche Mensch, der noch nichts von modernen Wissenschaften wusste, die uns heute erläutern können, warum gewisse Dinge passieren, war diversen Kräften ausgesetzt, die man sich eben nicht erklären bzw. denen man nicht sofort Herr werden konnte. Man hatte weder das medizinische noch das naturwissenschaftliche Wissen, um sich Krankheiten, das Wetter oder sonstige Ereignisse begreifbar machen zu können. Dennoch waren die Menschen der Überzeugung, dass es Mittel und Wege geben müsste, um diese Kräfte dem menschlichen Willen zu unterwerfen bzw. sie zumindest beeinflussen zu können. Magie war ein solcher Weg, um Einfluss auf die Umwelt zu erlangen, und wurde in allen nur erdenklichen Situationen für Tiere und Menschen eingesetzt: Krankheit, Reise, Wetter, als prophylaktischer Schutz vor einem Unglück oder vor gefährlichen Tieren, um Diebe zu fassen, etc. In diesem Grundlagenmodul sollen die Schülerinnen und Schüler zu Beginn darauf aufmerksam gemacht werden, wie aktuell Magie heute noch ist (siehe Harry Potter und Co, Aberglaube, Esoterik, etc.). Sie sollen anschließend erkennen, dass Magie und Zauberei bestimmten Regeln folgen und Zaubersprüche aus Bausteinen (s. Arbeitsblatt) bestehen, die man relativ klar analysieren kann. Dies stellt die Grundlage für die gesamte Weiterarbeit am Thema dar, denn diese Bausteine werden in den meisten folgenden Modulen eingesetzt, um die historischen Zaubersprüche zu analysieren bzw. selbst neue zu verfassen. Sekundarstufe I Der erste Zugang zum Thema erfolgt durch einen kurzen Input über Magie im Mittelalter und der Frage, wo uns Magie und Zauberei heute noch begegnen. Daran schließt die intensive Beschäftigung mit den bereits erwähnten Bausteinen an. In der Sekundarstufe I sollen die Schülerinnen und Schüler verschiedene Ausschnitte aus altdeutschen Zaubersprüchen den jeweiligen Bausteinen zuordnen. Dies stellt die erste praktische Anwendung dieser Analysetechnik dar sowie die erste Begegnung mit dieser Textsorte. Die einzelnen Ausschnitte sind dabei ins Neuhochdeutsche übertragen und innerhalb eines Kontextes situiert; deren Verständnis dürfte also kein großes Problem darstellen. Danach geht es allerdings wieder in die Gegenwart: Die Schülerinnen und Schüler werden mit Zaubersprüchen aus der Fernsehserie Charmed – Zauberhafte Hexen sowie aus den Filmen um Harry Potter konfrontiert und sollen versuchen, diese zu analysieren, um dabei zu erkennen, wie unterschiedlich Zaubersprüche 5 gebaut sein können und dass diese Bausteine auch auf ´moderne´ Zaubersprüche anwendbar sind, bevor ihnen dann der erste althochdeutsche magische Text präsentiert wird: Pro nessia. Hierbei handelt es sich um eine Wurmbeschwörung, die in zwei Fassungen vorliegt: Pro nessia (Für die Wurmkrankheit) ist in Althochdeutsch verfasst, die jüngere niederdeutsche Fassung trägt den Titel Contra vermes (Gegen Würmer). Die Überlieferung geht bis ins 9. Jahrhundert v. Chr. zurück, die Entstehungszeit wird allerdings noch weit früher angenommen. Somit handelt es sich hier um einen der ältesten überlieferten deutschen Zaubersprüche, der uns bekannt ist. Der Originaltext sowie die Übersetzung dazu stehen auf dem Lösungsblatt an geeigneter Stelle. Der Hintergrund, auf den die Schülerinnen und Schüler hier unbedingt aufmerksam gemacht werden sollten, ist die Tatsache, dass Würmer im Mittelalter häufig als Dämonen und Krankheitserreger gesehen wurde. Die Menschen machten nämlich die Erfahrung, dass sich diese Tiere in Wunden und Eingeweiden oder Ausscheidungen von Mensch und Tier oder in verfaulendem Obst und Holz befanden. Da man davon ausging, dass Krankheiten keine innerlichen, sondern äußere Ursachen wie Dämonen hatten, lag der Schluss nahe, dass diese Wurmdämonen die Krankheitsauslöser darstellten. Somit gab es zahlreiche Zaubersprüche, um diese zu bannen (s. Bausteine) und unschädlich zu machen. Auch Zahnschmerzen oder Gicht wurden mit Würmern in Verbindung gebracht; ferner gab es einen sog. Ohrwurm (hier könnte man auf die heutige Bedeutung des Ohrwurms anspielen), den man für Ohrenschmerzen und Ohrenkrankheiten verantwortlich machte. In Pro nessia geht es nun um solch einen Wurm, der gemeinsam mit seinen neun Abkömmlingen den Körper Schicht für Schicht verlassen soll. Für das Wort tulli gibt es hierbei zwei Übersetzungsvarianten: Es kann entweder eine Pfeilspitze gemeint sein, die man direkt an die Haut des Erkrankten hält, um den Wurm darin zu bannen und dann entfernen zu können, indem man den Pfeil weit in den Walt hineinschoss. Oder man geht davon aus – was sehr wahrscheinlich ist – dass es sich bei dem erkrankten Wesen um ein Pferd handelt. Dann würde man tulli mit ´Hufstrahl´ übersetzen, der verhornten Stelle des Pferdehufes, die anschließend abgetragen wurde. Sehr viele Zaubersprüche des Mittelalters beziehen sich auf Pferde, was nicht überrascht, denn sie waren besonders wertvolle und nützliche Tiere, die sich nur wenige Menschen leisten konnten. Wichtige Punkte, auf die man die Schülerinnen und Schüler aufmerksam machen sollte, da sie auch in den meisten anderen Zaubersprüchen vorkommen, sind die Langzeile und der Stabreim, der hier besonders häufig anzutreffen ist; Bsp.: Nesso, mit niun nessinchilinon. Besonders in den althochdeutschen germanischen Sprüchen war die 6 Wortmagie von großer Bedeutung und der Stabreim bzw. die ihm zugrunde liegende Alliteration ein beliebtes Mittel, das die Schülerinnen und Schüler leicht in ihre eigenen Sprüche miteinfließen lassen können. Die einzelnen Bausteine dieser Beschwörung sind direkt im Lösungsblatt angegeben. Für die Schülerinnen und Schüler könnte die besondere Bedeutung der Zahl drei in diesem Spruch interessant sein, denn nicht nur Wort-, sondern auch Zahlenmagie spielt häufig eine besondere Rolle: So weist der Spruch insgesamt dreißig Wörter auf, abgesehen von der letzten Zeile, die allerdings nicht mehr zur direkten Beschwörung gehört und wiederum aus drei Wörtern besteht sowie dazu auffordert, drei Vaterunser zu sprechen. Zudem stellen die neun Wurmabkömmlinge eine Multiplikation von drei dar. Die abschließende Erweiterungsaufgabe dieses Moduls besteht im Verfassen eines eigenen Zauberspruchs. Die Schülerinnen und Schüler starten einen ersten eigenen Versuch, indem sie eines der vorgegebenen Themen auswählen und mindestens drei der kennengelernten Bausteine in ihren eigenen Zauberspruch einbauen. Sekundarstufe II In der Sekundarstufe II werden wie in der Sekundarstufe I die Bausteine vertiefend behandelt. Allerdings werden diese Schülerinnen und Schüler direkt mit einem konkreten Zauberspruch konfrontiert, nämlich Eine gute Stellung gegen die Diebe, wo sie die Bausteine analysieren sollen. Die einzelnen Bausteine finden sich direkt auf dem Lösungsblatt. Dieser Spruch stammt aus der Sammlung Pramberger, die vom Benediktinerabt Romuald Pramberger in den Jahren 1916-1925 zusammengetragen wurde und insgesamt 13 solcher Zaubersprüche enthält. Die Schülerinnen und Schüler sollten den Sinn dieses Textes relativ leicht verstehen können. Dennoch finden sich gleich anschließend an die Baustein-Analyse folgende Fragen, um das richtige Verständnis bei allen Schülerinnen und Schülern zu gewährleisten: Worum geht es? Was ist zuvor geschehen? Was möchte man mit diesem Spruch bewirken? In Zaubersprüchen finden sich sehr häufig auch lateinische Formulierungen sowie Symbole. Am Ende dieses Spruches stehen vor dem Amen drei Kreuze: + + +. Die Schülerinnen und Schüler kommen wahrscheinlich selbst relativ schnell darauf, dass es sich hierbei um das Kreuzzeichen (je ein + für Gott Vater, Sohn und den Heiligen Geist) handelt, das gemeinsam mit dem Amen die magische Beschwörung beendet. Mit diesen Aufgaben wäre das Grundlagenwissen, das dieses Modul bei den Schülerinnen und Schülern erzeugen soll, bereits abgeschlossen. Die weiteren Aufgabenstellungen dienen dem tieferen Verständnis. So sollen die Schülerinnen und Schüler 7 beim nächsten Arbeitsauftrag recherchieren, welche Strafen im Mittelalter auf Diebstahl standen, und diese mit den heutigen vergleichen. Dadurch erhalten sie nicht nur einen tieferen Einblick in das Rechtssystem des Mittelalters, sondern reflektieren durch den Vergleich mit der Gegenwart darüber. In der darauffolgenden Aufgabe entfernt man sich wieder von der Diebsthematik und befindet sich allgemein im Bereich der Magie und Zauberei. Hier sollen sich die Schülerinnen und Schüler Gedanken darüber machen, warum der Glaube an Magie im Mittelalter so stark war bzw. ob es auch heute noch Menschen gibt, die sich mit Magie beschäftigen bzw. damit Geld verdienen. Diese Fragestellung ist der allerersten sehr ähnlich; somit dient diese Aufgabe der Überprüfung, ob sich die Antworten der Schülerinnen und Schüler im Laufe dieses Moduls verändern: Anfangs fand nur ein allgemeines Brainstorming statt, nun verfügen sie über mehr Wissen und Hintergrundinformationen zum Thema und können diese Frage vielleicht differenzierter beantworten. Als Abschluss erfolgt auch hier ein kreativer Akt: Wie in der Sekundarstufe I sollen die Schülerinnen und Schüler sich in der Sekundarstufe II ein Thema wählen und versuchen, einen eigenen Zauberspruch zu verfassen, indem sie mindestens vier der präsentierten Bausteine einsetzen. 8 Thema 1: Grundlagen Lösungen Sekundarstufe I 1) Die Menschen im Mittelalter wussten noch nicht so viel über die Welt und die natürlichen Vorgänge darin wie wir heute. Der Glaube an Übersinnliches war daher noch viel stärker und die Menschen waren davon überzeugt, dass es auch noch etwas außerhalb der unmittelbar erfahrbaren Welt geben muss. Religion und Magie stellten somit fixe Bestandteile des Lebens dar und wurden in vielen Situationen angewandt. Wenn also beispielsweise jemand krank wurde, versuchte man ihn mit Zaubersprüchen und Ritualen wieder gesund zu pflegen. Glauben Menschen heute noch an Magie und Zauberei? Nenne Beispiele, wo dir heute noch Magie begegnet. Nenne Zaubersprüche, solltest du welche kennen, und mach dir dazu Notizen (denke dabei auch an Literatur, Filme, Serien oder Aberglaube)! Hier sollen sich die SuS erste Gedanken über Magie und Zauberei machen. Sie sollen dabei u.a. auch an Dinge wie Harry Potter, Herr der Ringe, diverse Fernsehserien, abergläubische Rituale, Bücher und Websites, etc. denken und dadurch erkennen, wie aktuell Magie heute noch ist und wie häufig sie ihnen begegnet. Als Lehrperson sollte man versuchen, eine Brücke vom Mittelalter in die Gegenwart zu schlagen, etwa durch Fragen wie: Warum war Magie im Mittelalter noch bedeutender als heute? Was unterscheidet unsere Magie von der damaligen? Etc. 2) Magie unterliegt bestimmten Regeln. So reicht es beispielsweise nicht aus, einen Zauberspruch nur still zu lesen, man muss ihn unbedingt LAUT AUSSPRECHEN, damit er seine Wirkung entfalten kann. Ebenso werden Zaubersprüche meist in Verbindung mit bestimmten Ritualen verwendet. RITUALE sind Handlungen, die einen religiösen oder magischen Prozess begleiten und vervollständigen. Auch das Verfassen von Zaubersprüchen folgt gewissen Regeln. So besteht jeder Zauberspruch aus bestimmten BAUSTEINEN. Lies dir die Beschreibungen dieser Bausteine auf den folgenden Seiten genau durch und überlege dir Beispiele dazu. Adressierung (Ad) Die Adressierung stellt häufig den Texteinstieg dar. Es geht dabei darum, einen Zauberspruch zu beginnen und sich selbst für das Magische zu öffnen. Meistens wird dabei eine übersinnliche Macht oder Gottheit angerufen bzw. kontaktiert, die man um Hilfe bittet. Dabei kann es sich um Gott handeln, um Heilige oder etwaige Mächte des Himmels. Meistens ist dieser Hintergrund kein heidnischer. 9 Analogie-Erzählung (AE) Die Analogie-Erzählung wird auch als HISTORIOLA bezeichnet. Dabei wird eine Art Geschichte erzählt. Diese Geschichte kann zeigen, dass der Heilige oder die Gottheit, die in der Adressierung angesprochen wird, bereits etwas getan hat, das diesem Fall ähnlich ist. Man setzt den Zauberspruch also in einen Kontext, der der Sprecherin/dem Sprecher die Hoffnung gibt, dass der Spruch funktionieren wird. Manchmal beschreibt man damit auch nur eine Situation, ohne direkt eine Geschichte zu erzählen. Dies können beispielsweise Bibelstellen sein, Legenden über Heilige oder germanische Gottheiten, die Beschreibung eines bestimmten Bildes oder Motives, etc. Rezepturen (Re) Die Rezeptur ist wie ein Kochrezept, in dem eine Handlungsanweisung gegeben wird. Es wird also erklärt, was man zusätzlich zum Sprechen der richtigen Worte tun bzw. welches Ritual durchgeführt werden muss, um den Zauberspruch wirksam zu machen. Diese Rezeptur steht bereits außerhalb des eigentlichen Zauberspruchs und gibt dem Sprecher beispielsweise die Anweisung, den Spruch drei Mal aufzusagen. Bsp.: Eine bestimmte Pflanze auf eine Wunde legen, um diese zu heilen; Namen von Verdächtigen eines Diebstahls auf Steine schreiben und diese bei Vollmond vergraben; etc. Bannung (Ba) Etwas zu bannen, bedeutet über ein Wesen durch das Ansprechen Macht zu gewinnen, um so seinen Willen zu brechen und es bewegungs- und handlungsunfähig zu machen. Will man beispielsweise den Teufel bannen, so ´kettet´ man ihn mit Worten fest, damit dieser sich nicht mehr wehren und der Spruch wirksam werden kann. Eine Bannung erfolgt also nur dann, wenn man den Namen dessen nennt, den man bannen will oder die Bezeichnung der Wesenheit. So reicht es aus, wenn man den Teufel als „Teufel“ anspricht, da man diesen nicht konkret benennen kann. Bei Dieben war dies jedoch anders: Hier musste man konkrete Namen nennen. So gibt es beispielsweise die Anweisung in einem Zauberspruch, alle Namen möglicher Diebe auf Steine zu schreiben und diese bei Vollmond zu vergraben. Bei dämonischen Würmern, die Menschen und Tiere krank machten, konnte man sich nicht sicher sein, um welchen Wurm es sich nun genau handelte. Aus diesem Grund wurden so viele wie möglich aufgezählt und beschrieben, um durch diese Pluralität die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, den richtigen Wurm zu erwischen. Beschwörungsformel (Be) Die Beschwörungsformel ist der Kern des Zauberspruchs, eine sprachliche Formel, meist in Befehlsform, die in deutscher sowie in lateinischer Sprache gesprochen wer- 10 den kann oder mit Worten, die für uns scheinbar keinen Sinn ergeben. Beispiele: „Hokuspokus“, „Simsalabim“, „Ich beschwöre dich…“. Häufig eingeleitet mit „Ich beschwöre dich…“ und meist in Befehlsform – man befiehlt einem Gewitter wegzuziehen oder einem Wurm, den Körper zu verlassen. Opferanweisung (Op) Viele Zaubersprüche verlangen auch Opfer, meist für die höhere Macht, die in der Adressierung angerufen wird und durch das Opfer hilfsbereit gestimmt werden soll. Die Opferleistung kann beispielsweise durch das Aufsagen eines Vaterunsers oder Ave Marias erfolgen. In der Opferanweisung werden alle Handlungen geschildert, die notwendig sind, um ein Opfer darzubringen. Wenn drei Gebete verlangt werden, sind dies normalerweise das Vaterunser, das Glaubensbekenntnis sowie das Ave Maria. Textschluss (TS) Der Textschluss stellt den Magie-Ausstieg dar. Man beendet den Spruch häufig mit einem Kreuzzeichen oder anderen Gesten und Worten, die den magischen Moment und somit auch den Spruch abschließen sollen. Damit verabschiedet man sich gleichsam wieder von der hilfsbereiten Macht, die man bei der Adressierung angerufen hat. Am Ende wird oft ein „Amen“ gesprochen und ein Kreuzzeichen ausgeführt. Wirkbestätigung (Wi) Die Wirkbestätigung gehört nicht mehr zum Zauberspruch selbst. Sie kann schriftlich daran angefügt sein bzw. diesem vorausgehen, als Bestätigung dafür, dass der Spruch wirken wird oder die Erfahrung einer Person enthalten, die den Spruch bereits ausprobiert hat und für dessen Erfolg bürgt. Die Tatsache, dass Zaubersprüche laut ausgesprochen und meist von Ritualen begleitet werden, ist hier essentiell und muss von der Lehrperson unbedingt betont werden! Die Darstellung der Bausteine als tatsächliche ´Bausteine´ sollte hervorgehoben werden; so müssen nicht immer alle vorhanden sein, vorhandene Bausteine können sich aber wiederholen. Bannung und Beschwörung folgen meist in dieser Reihenfolge aufeinander und gehören quasi zum ´Fundament´. 3) Hier findest du Ausschnitte aus alten deutschen Zaubersprüchen, die diesen Bausteinen entsprechen. Die einzelnen Ausschnitte sind ins Neuhochdeutsche übersetzt und mit einer kurzen Beschreibung versehen, damit du weißt, in welchem Zusammenhang sie verwendet werden. Einige Beispiele beinhalten mehr als nur einen Baustein. Finde heraus, welche das sind und notiere deine Lösung im Feld daneben! 11 a) Das ist ein Ausschnitt aus einer Diebsbeschwörung. Jemand wurde bestohlen und versucht nun durch Magie, den Dieb zu fassen: So schreibe alle Namen derjenigen auf, die du verdächtigst, und gehe zu einem fließenden Wasser und nimm so viele Steine aus dem Wasser, wie es Namen gibt, und lege sie in ein Feuer, dass sie glühend werden, und vergrabe sie des Nachts, wenn die Sonne untergeht, unter einer Schwelle, über welche die meisten Leute aus und ein gehen und lass sie dort drei Tage und Nächte lang liegen. Re: Es wird ähnlich wie in einem Kochrezept genau beschrieben was zu tun ist! b) Dieser Teil stammt aus einem Zauberspruch, der ein Geschwür am Körper daran hindern soll, noch weiter zu wachsen (Weiter unten findest du noch einen weiteren Spruch, der sich damit beschäftigt): Ich beschwöre dich beim Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geiste, daß du nicht weiter wachsest, sondern vertrocknest. Be: „Ich beschwöre dich…“ Ad: Vater, Sohn und Heiliger Geist werden direkt angesprochen und auf diese Art und Weise um Hilfe gebeten: „BEIM Vater …“ c) Hier ist der Hintergrund ebenfalls eine Diebsbeschwörung, die einen Dieb daran hindern soll, sich zu verstecken und ungestraft davon zu kommen: Es stehen 3 Lilien auf unsers Herrn Grab; die erste ist Gottes Mut, die andere ist Gottes Blut und die dritte ist Gottes Wille. AE: Es wird zwar keine Geschichte erzählt, aber eine Situation dargestellt. Hier kann man den SuS nahelegen, einfach nach dem Ausschließungsverfahren vorzugehen, denn gerade bei diesem Beispiel bleibt eindeutig nur die AE übrig. Es geht dabei um das sog. Dreiblumenmotiv, dabei werden meist drei Rosen oder Lilien mit Gottes Eigenschaften in Verbindung gebracht. d) Auch dieser Ausschnitt stammt aus einer Diebsbeschwörung, die den Sinn hat, einen Dieb zu beschwören, sodass er nicht noch weiter fortlaufen kann: Das gebiete ich dir bei den vier Evangelisten und Elementen des Himmels; So beschwöre ich dich beim jüngsten Gericht. Ad: „bei den vier Evangelisten und Elementen des Himmels (…) beim Jüngsten Gericht“ Be: „So beschwör ich dich …“ 12 e) Diese Stelle kommt in sehr vielen Zaubersprüchen vor. In diesem Fall ist ein Gewitter gemeint, das man durch Magie weit fortjagen möchte, wo es keinen Schaden anrichten kann: Das gebiete ich dir im Namen Gottes + + +. Amen. Ad: „im Namen Gottes“ TS: „+ + +. Amen.“ – Amen signalisiert wie in einem Gebet den Textschluss, ebenso die drei Kreuze, die ein Kreuzzeichen symbolisieren, das vom Sprecher ausgeführt werden muss. f) Dieser Ausschnitt stellt die Überschrift einer Diebsbeschwörung dar. Doch auch eine Überschrift kann bereits ein wichtiger Baustein sein: Eine gute Stellung gegen die Diebe. Wi: Diese Zeile steht noch außerhalb (am Beginn) des Textes, stellt allerdings keine Überschrift im klassischen Sinn dar, sondern soll in erster Linie die Zweckbestimmtheit des Textes aufzeigen. Gleichzeitig findet sich hier auch die Wirkbestätigung, denn es wird als Tatsache dargestellt, dass dieser Spruch gut gegen Diebe funktioniere. g) Phol, Wotan, Balder, Sinthgunt, Sunna (Sonne), Frija und Volla sind germanische Gottheiten. Die kurze Geschichte, die hier erzählt wird, stammt aus einem der beiden Merseburger Zaubersprüche, die zu den ältesten uns bekannten Zaubersprüchen zählen. Hier geht es darum, das verletzte Bein eines Pferdes wieder zu heilen: Voll und Wotan ritten in den Walt. Damals verrenkte sich Balders Roß den Fuß. Da besprach ihn Sinthgunt, der Sonne Schwester, da besprach ihn Frija, der Volla Schwester, da besprach ihn Wotan, wie gut er [allein] es vermochte. AE: Dies ist der erste Teil des Zweiten Merseburger Zauberspruchs und stellt eindeutig eine AE dar, da die Geschichte von Balders Pferd erzählt wird, das sich den Knöchel verrenkte und durch das magische Besprechen der Gottheiten geheilt wurde. h) Dieser Ausschnitt kommt in besonders vielen Zaubersprüchen vor und bedarf keiner genaueren Beschreibung. Du kannst ihn sicher ganz leicht einem der Bausteine zuordnen: Sprich ein Pater Noster, ein Ave Maria und ein Glaubensbekenntnis. 13 Op: Sollten die SuS hier eine Re vermuten, ist dies prinzipiell nicht falsch! Gebetstexte, die man im Laufe einer magischen Handlung sprechen soll, werden allerdings allgemein als Op bewertet! i) Auch widerliche Geschwüre am menschlichen Körper wurden mit Magie behandelt (siehe b)). Diese zählen zur Kategorie der heilenden oder medizinischen Zaubersprüche: Ich beschwöre dich, Geschwür, bei Gott und bei Christus. Be: „Ich beschwöre dich…“ Ad: “bei Gott und bei Christus“ Ba: Das „Geschwür“ wird direkt genannt und somit gebannt. 4) Nicht alle Bausteine müssen immer vorhanden sein! Häufig findest du nur ganz wenige, besonders wenn es sich um kurze Zaubersprüche handelt! In der Fernsehserie Charmed – Zauberhafte Hexen geht es um drei Hexenschwestern, die durch Zauberei die Welt vor bösen Dämonen bewahren so wie in diesem Spruch, der den Titel trägt: Um den Nexus zu verbannen (Der Nexus ist ein spiritueller Ort, der sowohl gute als auch böse Magie anzieht und vermehrt.). Lies ihn genau durch und finde heraus, welche der genannten Bausteine vorhanden sind und welche fehlen! Ich bin das Licht Dein teuflischer Schatten bezwingt mich nicht Kehre zurück in die Dunkelheit Und verweile dort bis in alle Ewigkeit! Du finstere Macht seist nun verbannt Dafür ist dies Licht dir der Garant! AE Be Ba, Be TS, Wi Die SuS sollten hier bemerken, dass der Texteinstieg, also die Adressierung, die Opferleistung und die Rezeptur fehlen. Dies ist hier der Fall, da es sich um einen sehr kurzen Zauberspruch handelt (Mittelalterliche Zaubersprüche wurden häufig nicht vollständig aufgezeichnet, weshalb sie ebenso recht kurz sind). Diese drei Hexen berufen sich nur selten auf eine höhere Macht; so betonen sie in den Versen „Ich bin das Licht, dein teuflischer Schatten bezwingt mich nicht“ ihre eigene Macht, auf die sie sich verlassen können. Aus diesem Grund kann diese Stelle als Analogie-Erzählung angesehen werden, da ein Kontext vorausgesetzt wird: Sie wissen, dass der teuflische Schatten sie nicht bezwingen kann, da es – offensichtlich – immer schon so war. „Kehre zurück in die … seist nun verbannt“ stellt die eigentliche Beschwörungsformel dar, durch die Nennung der „finsteren Macht“ gibt es auch eine 14 Bannung. Durch „Dafür ist dies Licht dir der Garant“ erfolgt nicht nur der Textschluss, sondern eine Art Wirkbestätigung. Bei den mittelalterlichen Zaubersprüchen werden die SuS einige Veränderungen sowie Ähnlichkeiten bemerken. V.a. sollen sie aber erkennen, dass diese Bausteine auch auf ´moderne´ Zaubersprüche anwendbar sind. Auch bei Harry Potter dreht sich alles um Magie und Zauberei. Die hier vorhandenen Zaubersprüche sind allerdings sehr verschieden im Vergleich zu dem Spruch aus Charmed sowie zu den Sprüchen, die du noch kennenlernen wirst. Kennst du einige davon? Weißt du, wofür sie eingesetzt werden? Was fällt dir dabei auf? 1) Protego! 2) Avada Kedavra! 3) Expecto Patronum! (erzeugt einen Schutzschild, der viele Zauber abwehren kann) (Todesfluch, unverzeihlich, abgeleitet von „Abra Kadabra“) (beschwört einen Patronus hervor) In der Welt von Harry Potter bestehen die Zaubersprüche meist nur aus einem oder zwei Wörtern, die in den meisten Fällen die direkte Beschwörungsformel darstellen. In der Regel sind sie an die lateinische Sprache angelehnt (Protego, Expecto Patronum) oder stellen reine Fantasiewörter dar (Avada Kedavra – hier kann man eindeutig die Nähe zu „Abra Kadabra“ erkennen). Vielleicht wissen die SuS bereits, welcher Spruch was bewirken soll, man kann sie aber durch Hinweise (Latein, Abra Kadabra) dahin führen bzw. sie auch selbst recherchieren lassen. Als erstes sollte ihnen dabei natürlich auffallen, dass die Sprüche aus nur einem bis zwei Wörtern bestehen und man somit eigentlich keine Bausteine bestimmen kann. Hier wäre es noch wichtig darauf hinzuweisen, wie unterschiedlich Zaubersprüche gestaltet werden können, dass sich diese Bausteine prinzipiell auch auf moderne Magie anwenden lassen bzw. dass sich besonders hier die Aktualität des Themas zeigt. 5) Zaubersprüche haben unterschiedliche Funktionen: Man kann sich beispielsweise vor etwas Bestimmtem schützen bzw. etwas Schlimmes verhindern, man kann aber auch etwas herbeisehnen, wie die Liebe eines Menschen. Viele Sprüche versuchen, das Wetter zu beeinflussen, Krankheiten zu heilen oder bitten um Glück und Segen. Hier siehst du nun einen der ältesten deutschen Zaubersprüche, die uns bekannt sind, in Originalsprache. Lass ihn dir von deiner Lehrperson vorlesen und bearbeite anschließend die Fragen dazu. Pro nessia Gang uz, Nesso, mit niun nessinchilinon, zu fonna marge in deo adra, vonna den adrun in daz fleisk, fonna demu fleiske in daz fel, fonna deno vello in diz tulli. Ter pater noster. Ba,Be Op 15 Gibt es Wörter, die euch bekannt vorkommen? Woran erinnert euch beispielsweise das Wort Nessia oder das Wort Fleisk? Findet gemeinsam mit eurer Lehrperson heraus, worum es in dem Zauberspruch geht, und schreibt euch die Übersetzung auf. Ihr könnt auch das althochdeutsche Wörterbuch von Gerhard Köbler dazu verwenden. Welche Bausteine könnt ihr darin finden? Schreibt sie direkt neben den Text! Übersetzung: Gegen die Wurmkrankheit Wurm, kriech heraus, (nimm) neun Würmchen mit, aus dem Mark in die Adern, aus den Adern in das Fleisch, aus dem Fleisch in die Haut, aus der Haut auf diesen (Huf-)Strahl! Dreimal Vaterunser. Als Lehrperson sollte man den Text laut und mit möglichst intensiver Intonation vorlesen. Wenn man den Text nämlich richtig ausspricht, können die SuS durch das Hören der Wörter schon einige davon identifizieren. Gemeinsam mit der Lehrperson soll nun der Text Wort für Wort erarbeitet werden. So kommen die SuS beispielsweise auch über Nessi, das Monster von Loch Ness, darauf, dass es sich bei nessia um einen Wurm handeln könnte, insbesondere wenn man ihnen erklärt, dass im Mittelalter auch ein Drache als Wurm bezeichnet wurde. Dies dient in erster Linie dem ersten Herantasten an die Sprache und an mittelalterliche Zaubersprüche. Die vorhandenen Bausteine sind die Bannung (durch die direkte Benennung des Wurmdämons und seiner neun Abkömmlinge in Zeile 1), die Beschwörung (durch den direkten Befehl, den Körper zu verlassen in den ersten 3 Zeilen) sowie eine Opferanweisung (durch die Aufforderung, drei Vaterunser zu sprechen, in Zeile 4). Hier kann man bereits auf den Stabreim hinweisen und diesen erklären, wie beispielsweise in: Nesso, mit niun nessinchilinon. Für weitere Informationen zum Zauberspruch: s. Informationsblatt. Als Hilfeleistung kann das im Link (s.o.) angegebene Online-Wörterbuch dienen. E1) Du weißt nun, wie ein Zauberspruch in etwa aufgebaut ist. Suche dir aus den untenstehenden Themen eines aus und schreibe einen eigenen Zauberspruch, der mindestens drei der oben beschriebenen Bausteine enthält. Die Themen: Liebe, Tod, gebrochenes Bein, unfallfreie Reise, Geld, krankes Haustier Hier geht es um einen ersten kreativen Akt, der diesen Themenbereich abschließen soll. Die SuS haben die einzelnen Bausteine bereits kennengelernt und sollen nun den Versuch starten, selbst einen Zauberspruch zu verfassen. Wenn man zuvor schon auf den Stabreim und die damit verbundene Reimtechnik der Alliteration hingewiesen hat, kann man auch hier dazu anregen, diesen in den eigenen Text einzubauen. (Bsp.: Für meinen kranken Kater Karlo) 16 Thema 1: Grundlagen Vertiefende Anregungen Sekundarstufe I Bei der Wurmbeschwörung Pro nessia besteht die Möglichkeit der intensiveren Beschäftigung, wenn man auch die zweite Fassung des Spruches, Contra vermes, hinzuzieht. Form, Aufbau und Inhalt sind nahezu identisch, Contra vermes ist allerdings jünger (ca. 10. Jh. n. Chr.) als Pro nessia (ca. 9. Jh. v. Chr.) und in altsächsischem Dialekt verfasst, während Pro nessia althochdeutsch und in bairischem Dialekt überliefert ist. Hier kann man direkt auf sprachliche Unterschiede sowie auf die offensichtlichen Gemeinsamkeiten der beiden Sprüche eingehen. Original Contra vermes Gang ût, nesso, mid nigun nessíklinon, ût fana themo marge an that ben, fan themo bene an that flesg, ut fan themo flsegke an thia hud, ût fan thera hud an thesa strala. Drohtin, uuerthe so. Übersetzung Gegen Würmer Wurm, kriech heraus, (nimm) neun Würmchen mit, aus dem Mark in den Knochen, aus dem Knochen in das Fleisch, aus dem Fleisch in die Haut, aus der Haut auf diesen (Huf-)Strahl! Herr, so geschehe es! Besonders interessant ist hier auch die Tatsache, dass die beiden Sprüche trotz ihres Alters einen christlichen Hintergrund aufweisen. Das liegt in erster Linie daran, dass solche Texte meist christianisiert wurden, um die Verschriftlichung überhaupt rechtfertigen zu können, da die meisten dieser Handschriften in klösterlichen Schreibstuben abgefasst wurden. So wurden aus ursprünglich heidnischen Gottheiten schnell Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist. Hier gibt es auch, wie bei den anderen Sprüchen das Faksimile von Pro nessia. Dieses ist zwar nicht direkt in die Arbeitsaufträge eingeflochten, es besteht aber durchaus die Möglichkeit, die Schülerinnen und Schüler damit zu konfrontieren und arbeiten zu lassen, indem sie beispielsweise versuchen, den Text zu entziffern oder aus dem Faksimile laut vorlesen. Sie können auch schätzen, wie alt der Text ist, etc. Eine für die SuS sicher lustige Herangehensweise an Pro nessia ist eine bairische Übersetzung aus der bayerischen Wikipedia. Hier zeigen sich deutliche Ähnlichkeiten zur althochdeutschen Originalversion, v.a. wenn der Text laut gelesen wird. 17 Übersetzung Ge aussi, Wuam, mid nain Wiamal, aussi fum Mark in de Ǻdan, fu de Ǻdan in dés Flaisch, fu dem Flaisch in des Fel, fu dem Fel in de Tüln. Drai Pater Noster. 18 Thema 1: Grundlagen Lösungen Sekundarstufe II 1) Die Menschen im Mittelalter wussten noch kaum etwas über die Welt, in der sie sich befanden. Ihr Leben war daher geprägt vom Glauben an Religion und Übersinnliches, denn die Menschen waren davon überzeugt, dass es auch noch etwas außerhalb der unmittelbar erfahrbaren Welt geben muss. Somit stellte Magie einen fixen Bestandteil ihres Lebens dar, mit dem sie versuchten, in Bereiche wie Wetter, Krankheit oder Liebe einzugreifen und diese zu beeinflussen. Wenn also z.B. jemand krank wurde, versuchte man ihn mit Zaubersprüchen und Ritualen wieder gesund zu pflegen. Heute sind wir nicht mehr auf Magie angewiesen, dennoch fasziniert sie die Menschen nach wie vor. Nenne einige Beispiele, wo dir Magie und Zauberei heute noch begegnen (denke dabei auch an Literatur, Filme, Serien, Aberglaube, etc.). Hier sollen sich die SuS erste Gedanken über Magie und Zauberei machen. Sie sollen dabei u.a. auch an Dinge wie Harry Potter, Herr der Ringe, diverse Fernsehserien, abergläubische Rituale, Esoterik, etc. denken und dadurch erkennen, wie aktuell Magie heute noch ist und wie häufig sie ihnen begegnet. Als Lehrperson sollte man versuchen, eine Brücke vom Mittelalter in die Gegenwart zu schlagen, etwa durch Fragen wie: Warum war Magie im Mittelalter noch bedeutender als heute? Was unterscheidet unsere Magie von der damaligen? Etc. 2) Magie untersteht bestimmten Regeln. So reicht es nicht aus, einen Zauberspruch nur still zu lesen, man muss ihn unbedingt LAUT AUSSPRECHEN, damit er seine Wirkung entfalten kann. Ebenso werden Zaubersprüche meist in Verbindung mit bestimmten Ritualen verwendet. RITUALE sind regelgeleitete Handlungen, die einen religiösen oder magischen Prozess begleiten und vervollständigen. Auch das Verfassen von Zaubersprüchen folgt gewissen Regeln. So kann man bestimmte BAUSTEINE erkennen, in die sich Zaubersprüche aufteilen lassen und die auf den folgenden zwei Seiten beschrieben werden: Adressierung (Ad) Die Adressierung stellt häufig den Texteinstieg dar. Es geht dabei darum, einen Zauberspruch zu beginnen und sich selbst für das Magische zu öffnen. Meistens wird dabei eine übersinnliche Macht oder Gottheit angerufen bzw. kontaktiert, die man um Hilfe bittet. Dabei kann es sich um Gott handeln, um Heilige oder etwaige Mächte des Himmels. Meistens ist dieser Hintergrund kein heidnischer. 19 Analogie-Erzählung (AE) Die Analogie-Erzählung wird auch als HISTORIOLA bezeichnet. Dabei wird eine Art Geschichte erzählt. Diese Geschichte kann zeigen, dass der Heilige oder die Gottheit, die in der Adressierung angesprochen wird, bereits etwas getan hat, das diesem Fall ähnlich ist. Man setzt den Zauberspruch also in einen Kontext, der der Sprecherin/dem Sprecher die Hoffnung gibt, dass der Spruch funktionieren wird. Manchmal beschreibt man damit auch nur eine Situation, ohne direkt eine Geschichte zu erzählen. Dies können beispielsweise Bibelstellen sein, Legenden über Heilige oder germanische Gottheiten, die Beschreibung eines bestimmten Bildes oder Motives, etc. Rezepturen (Re) Die Rezeptur ist wie ein Kochrezept, in dem eine Handlungsanweisung gegeben wird. Es wird also erklärt, was man zusätzlich zum Sprechen der richtigen Worte tun muss bzw. welches Ritual durchgeführt werden muss, um den Zauberspruch wirksam zu machen. Diese Rezeptur steht bereits außerhalb des eigentlichen Zauberspruchs und gibt dem Sprecher beispielsweise die Anweisung, den Spruch drei Mal aufzusagen. Bsp.: Eine bestimmte Pflanze auf eine Wunde legen, um diese zu heilen; Namen von Verdächtigen eines Diebstahls auf Steine schreiben und diese bei Vollmond vergraben; etc. Bannung (Ba) Etwas zu bannen, bedeutet über ein Wesen durch das Ansprechen Macht zu gewinnen, um so seinen Willen zu brechen und es bewegungs- und handlungsunfähig zu machen. Will man beispielsweise den Teufel bannen, so ´kettet´ man ihn mit Worten fest, damit dieser sich nicht mehr wehren und der Spruch wirksam werden kann. Eine Bannung erfolgt also nur dann, wenn man den Namen dessen nennt, den man bannen will oder die Bezeichnung der Wesenheit. So reicht es aus, wenn man den Teufel als „Teufel“ anspricht, da man diesen nicht konkret benennen kann. Bei Dieben war dies jedoch anders: Hier musste man konkrete Namen nennen. So gibt es beispielsweise die Anweisung in einem Zauberspruch, alle Namen möglicher Diebe auf Steine zu schreiben und diese bei Vollmond zu vergraben. Bei dämonischen Würmern, die Menschen und Tiere krank machten, konnte man sich nicht sicher sein, um welchen Wurm es sich nun genau handelte. Aus diesem Grund wurden so viele wie möglich aufgezählt und beschrieben, um durch diese Pluralität die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, den richtigen Wurm zu erwischen. Beschwörungsformel (Be) Die Beschwörungsformel ist der Kern des Zauberspruchs, eine sprachliche Formel, meist in Befehlsform, die in deutscher sowie in lateinischer Sprache gesprochen wer- 20 den kann oder mit Worten, die für uns scheinbar keinen Sinn ergeben. Beispiele: „Hokuspokus“, „Simsalabim“, „Ich beschwöre dich…“. Häufig eingeleitet mit „Ich beschwöre dich…“ und meist in Befehlsform – man befiehlt einem Gewitter wegzuziehen oder einem Wurm, den Körper zu verlassen. Opferanweisung (Op) Viele Zaubersprüche verlangen auch Opfer, meist für die höhere Macht, die in der Adressierung angerufen wird und durch das Opfer hilfsbereit gestimmt werden soll. Die Opferleistung kann beispielsweise durch das Aufsagen eines Vaterunsers oder Ave Marias erfolgen. In der Opferanweisung werden alle Handlungen geschildert, die notwendig sind, um ein Opfer darzubringen. Wenn drei Gebete verlangt werden, sind dies normalerweise das Vaterunser, das Glaubensbekenntnis sowie das Ave Maria. Textschluss (TS) Der Textschluss stellt den Magie-Ausstieg dar. Man beendet den Spruch häufig mit einem Kreuzzeichen oder anderen Gesten und Worten, die den magischen Moment und somit auch den Spruch abschließen sollen. Damit verabschiedet man sich gleichsam wieder von der hilfsbereiten Macht, die man bei der Adressierung angerufen hat. Am Ende wird oft ein „Amen“ gesprochen. Das Kreuzzeichen kann durch drei einfache Kreuze dargestellt werden: + + + Wirkbestätigung (Wi) Die Wirkbestätigung gehört nicht mehr zum Zauberspruch selbst. Sie kann schriftlich daran angefügt sein bzw. diesem vorausgehen, als Bestätigung dafür, dass der Spruch wirken wird oder die Erfahrung einer Person enthalten, die den Spruch bereits ausprobiert hat und für dessen Erfolg bürgt. Die Tatsache, dass Zaubersprüche laut ausgesprochen und meist von Ritualen begleitet werden, ist hier essentiell und muss von der Lehrperson unbedingt betont werden! Die Darstellung der Bausteine als tatsächliche ´Bausteine´ sollte hervorgehoben werden; so müssen nicht immer alle vorhanden sein, vorhandene Bausteine können sich aber wiederholen. Bannung und Beschwörung folgen meist in dieser Reihenfolge aufeinander und gehören quasi zum ´Fundament´. 21 3) Untenstehend findest du die Diebsbeschwörung XIII. Versuche, einige Bausteine zu finden, die du oben kennengelernt hast. Bedenke: In einem Zauberspruch müssen nicht immer alle Bausteine enthalten sein. Die einzelnen Teile können auch unterschiedlich lang und sehr frei aneinandergereiht sein, wiederholt oder weggelassen werden! 5 10 Eine gute Stellung gegen die Diebe Es stehen 3 Lilien auf unsers Herrn Grab; die erste ist Gottes Muth, die andere ist Gottes Blut und die dritte ist Gottes Wille. Steh still, Dieb, und nicht sollst du von der Stelle gehen! Das gebiete ich dir bei den Vier Evangelisten und Elementen des Himmels; So beschwöre ich dich beim jüngsten Gericht, daß du still stehest und ja nicht weiter gehst, bis du die Sterne am Himmel gezählet; und die Sonne gibt ihren Schein, also stell ich dir dein Laufen und Springen ein. Das gebiete ich dir im Namen Gottes + + +. Amen. Dieses muß 3mal gesprochen werden. Textstelle Eine gute Stellung gegen Diebe Es stehen 3 Lilien … Gottes Wille Steh still, Dieb, … von der Stelle gehen Das gebiete ich dir bei den 4 Evangelisten So beschwöre ich dich … und Springen ein daß du still stehest Das gebiete ich dir im Namen Gottes Wi AE Be,Ba Ad Be Ba Ad, TS Re Baustein Wi – Dies ist keine Überschrift, sondern eine Wirkbestätigung, die sich noch außerhalb des Textes befindet und darauf hinweisen soll, wozu dieser Zauberspruch dient. AE – In einer Analogieerzählung muss nicht unbedingt eine Geschichte erzählt werden, es reicht auch, dass man den Spruch in einen bestimmten Kontext setzt, indem eine Situation geschildert wird. Hier handelt es sich um das sog. Dreiblumenmotiv, wobei drei Rosen oder Lilien mit Eigenschaften Gottes in Verbindung gebracht werden. Ba – Durch die direkte Nennung des Diebes wird dieser gebannt, damit man ihn durch diese Beschwörung beeinflussen und fassen kann. Be – Durch diese direkte Anweisung in Befehlsform erfolgt bereits eine erste Beschwörung. Ad – Man beruft sich auf die vier Evangelisten und die Elemente des Himmels. Durch deren Hilfe will man den Dieb fassen. Be – Beschwörung Ba – Bannung Ad – Man beruft sich hier nicht mehr auf die vier 22 + + + Amen Dieses muß 3mal gesprochen werden Evangelisten, sondern direkt auf Gott, dass er einem beistehe und helfe. TS – Wie ein Gebet werden auch zahlreiche Zaubersprüche mit Kreuzzeichen (+ + + als häufiges Symbol dafür) und Amen geschlossen. Re – Am Ende, bereits außerhalb des eigentlich magischen Texts, findet sich noch eine Rezeptur: Man muss die gesamte Beschwörung 3 Mal sprechen, um sie wirksam zu machen. 4) Worum geht es in diesem Spruch? Was ist zuvor geschehen und was möchte man damit bewirken? Was bedeuten die drei Kreuze am Ende des Spruches? Mach dir Notizen dazu! Dieser Zauberspruch sollte nicht allzu schwer zu verstehen sein. Durch diese Fragen soll allerdings genau abgeklärt werden, worum es geht, was zuvor geschehen ist und was man mit dem Spruch nun eigentlich bewirken möchte. In Zaubersprüchen finden sich sehr häufig auch lateinische Formulierungen sowie Symbole. Am Ende dieses Spruches stehen vor dem Amen drei Kreuze: + + +. Die SuS kommen wahrscheinlich selbst relativ schnell darauf, dass es sich hierbei um das Kreuzzeichen handelt, das gemeinsam mit dem Amen die magische Beschwörung abschließt. E1) Was geschah im Mittelalter mit einem Dieb, der gefasst wurde? Recherchiere im Internet und vergleiche die Strafen, die einen Dieb damals erwarteten, mit den Konsequenzen, mit denen man heute rechnen muss, wenn man etwas stiehlt. Finde auch heraus, ob es in verschiedenen Staaten heute noch unterschiedliche Strafen für Diebstahl gibt und mit welchen kriminaltechnologischen Methoden man Diebe heute aufspüren kann. Mache dir entsprechende Notizen! Dieser Punkt dient bereits dem tieferen Verständnis: Die SuS sollen selbst recherchieren, was die im Mittelalter üblichen Strafen für Diebstahl waren, und diese mit den heute gängigen vergleichen. Auch sollen sie sich die Frage stellen, weshalb man damals gestohlen hat und weshalb man heute stiehlt. Inwiefern unterschied sich das Leben im Mittelalter von unserem, wenn man bedenkt, dass es noch keinen Sozialstaat gab, wie wir ihn heute kennen, und – zumindest in Österreich – für selbstverständlich halten? Was wurde am wahrscheinlichsten und aus welchen Gründen gestohlen? Wieso stellten Diebe eine große Gefahr dar? Hier soll in erster Linie auf die große Armut verwiesen werden, in der die Menschen damals lebten. Somit wurden häufig landwirtschaftliche Produkte gestohlen. Auch wenn Diebstahl etwas ist, das wir heute noch fürchten, haben wir dennoch den Vorteil kriminaltechnologischer Methoden (Fingerabdrücke, Gentests, etc.), mit denen ein Dieb gefasst werden konnte. Im Mittelalter versuchte man sich mit Zauberei zu helfen. 23 E2) Warum war der Glaube der Menschen an Magie im Mittelalter so stark? Gibt es heute noch Situationen, in denen sich Menschen der Magie bedienen? Nenne Beispiele! Hier entfernt man sich bereits wieder von der Diebsthematik und stellt den SuS, nachdem sie sich in der vorigen Fragestellung bereits mit dem mittelalterlichen Leben befasst haben, die Aufgabe, sich über die Gründe Gedanken zu machen, weshalb der Glaube an Magie im Mittelalter so stark war. Hier sollen in erster Linie folgende Punkte genannt werden: Menschen waren besonders – auch durch den Einfluss der Kirche – im Glauben verhaftet, sie wussten noch nichts über Meteorologie oder sonstige Wissenschaften und versuchten sich so die Welt zu erklären. Sie hatten ein gewisses Grundbedürfnis nach Ordnung, und Magie stellte eine Möglichkeit dar, auf diese chaotische Welt Einfluss zu nehmen. Durch die Frage zur heutigen Verwendung von Magie soll eine Brücke in die Gegenwart sowie zur allerersten Frage geschlagen werden: Sie haben sich nun intensiv mit diesem Thema befasst – verändern sich ihre Antworten im Vergleich zum anfänglichen Brainstorming? E3) Zaubersprüche können zu unterschiedlichsten Zwecken verwendet werden: Man benutzt sie, um Schlimmes zu verhindern, um Menschen oder Tiere zu heilen, um die Liebe zu finden oder um Einfluss auf das Wetter und die Zukunft zu nehmen. Wähle dir eines der folgenden Themen aus und verfasse einen eigenen Zauberspruch, indem du mindestens vier der oben beschriebenen Bausteine verwendest: Die Themen: Liebe, Tod, Krankheit, verletztes Haustier, gute Noten, unfallfreier Urlaub. Hier geht es um einen ersten kreativen Akt, der diesen Themenbereich abschließen soll. Die SuS haben die einzelnen Bausteine bereits kennengelernt und sollen nun den Versuch starten, selbst einen Zauberspruch zu verfassen. Wenn man zuvor schon auf den Stabreim und die damit verbundene Reimtechnik der Alliteration hingewiesen hat, kann man auch hier dazu anregen, diesen in den eigenen Text einzubauen. (Bsp.: Für meinen kranken Kater Karlo) 24 Thema 2: Löse- und Beinverrenkungszauber Informationsmaterial Die Merseburger Zaubersprüche stammen aus heidnisch-germanischer Zeit und sind in einer christlichen Sammelhandschrift in der Merseburger Domstiftsbibliothek überliefert. Im Ersten Merseburger Zauberspruch geht es um einen Gefangenen, dessen Fesseln gelöst werden sollen, damit er vor seinen Feinden fliehen kann. Im Zweiten geht es um ein verletztes Pferd, das wieder geheilt werden soll. Sie gelten als die ältesten erhaltenen Texte deutscher Sprache, obwohl sich ihr genaues Alter nicht datieren lässt. Die Niederschrift stammt aus dem 10. Jahrhundert, die Entstehungszeit wird mindestens bis in die erste Hälfte des 8. Jahrhunderts geschätzt. Die Tatsache, dass zwei heidnische Texte in einer christlichen Sammelhandschrift überliefert sind, wirft nach wie vor Rätsel auf. Solche Zaubersprüche wurden in der Regel christianisiert, um ihre Niederschrift zu rechtfertigen. Die Merseburger Zaubersprüche zählen nicht nur zu den ältesten, sondern auch zu den umstrittensten Texten der althochdeutschen Literatur. In den Arbeits- und Lösungsblättern finden sich daher mehrere Übersetzungsvarianten, mit denen sich die Schülerinnen und Schüler auseinandersetzen sollen. Bei beiden Zaubersprüchen handelt es sich um sogenannte zweigliedrige Zaubersprüche, da sie aus nur zwei Bausteinen bestehen, der Analogieerzählung und der Beschwörung. Genauere Angaben dazu finden sich direkt in den Lösungsblättern. Beide Zaubersprüche beinhalten auch die für althochdeutsche Dichtungen übliche Langzeile sowie Stabreime. Die beiden Zaubersprüche sind ohne Melodien überliefert, dennoch gibt es zahlreiche Vertonungen und Anknüpfungspunkte in der Literatur (Bsp.: Thomas Mann: Doktor Faustus), die gute Zugänge für Schülerinnen und Schüler darstellen können (siehe Vertiefende Anregungen). Der Erste Merseburger Zauberspruch Beim Ersten Merseburger Zauberspruch handelt es sich um einen Lösezauber. Ein Gefangener soll von seinen Fesseln befreit werden und fliehen. Dafür wird eine Gruppe von Idisen angesprochen, deren Herkunft allerdings unklar ist. Es gibt verschiedene Theorien dazu, manche halten sie schlichtweg für heilkundige Frauen. 25 Auch ist nicht geklärt, ob der Gefangene selbst oder doch Angehörige aus der Ferne den Zauberspruch sprechen sollen. Da die Vorstellung einer solchen Fremdeinwirkung bei altnordischen Lösezaubern existiert, ist diese Vorstellung hier durchaus plausibel. Eine Auffälligkeit ist die Kriegsthematik, denn bei anderen überlieferten althochdeutschen Zaubersprüchen ist eher ein medizinisch-heilender Kontext üblich. Aus diesem Grund wurde der Erste Merseburger Zauberspruch ferner als Spruch zur Geburtshilfe interpretiert, die Kriegsthematik ist allerdings wahrscheinlicher. Besonders rätselhaft ist das .H. in der letzten Zeile, denn auch hierzu gibt es zahlreiche Theorien, aber keine Gewissheit. Es könnte ein Kürzel für den Dichternamen sein, ein magisches Zeichen oder eine Hagal-Rune, die als überirdisch wirksames Mittel verstanden wird. Mit den Schülerinnen und Schülern bietet es sich hier an, darüber zu diskutieren und eigene Theorien zu entwickeln. Der Zweite Merseburger Zauberspruch In diesem Zauberspruch wird die Geschichte von Phol und Wotan erzählt, die in einen Wald gehen und dort Balder begegnen, dessen Pferd sich das Bein verrenkt hat. Sinthgunt, Sunna, Frija und Volla versuchen zwar dieses zu besprechen, aber erst Wotan erzielt mit seinen Worten (der eigentlichen Beschwörungsformel) die erhoffte Wirkung. Bei den beteiligten Personen handelt es sich um germanische Gottheiten, die uns auch in anderen Texten begegnen. Nur Phol und Sinthgunt scheinen ausschließlich hier auf. Was die Schülerinnen und Schüler von diesem Modul mitnehmen sollen, ist – neben der Kenntnis der beiden Merseburger Zaubersprüche – ein tieferes Verständnis für die althochdeutsche Sprache. Durch die Konfrontation mit dem Faksimile erfahren sie einen unmittelbaren Zugang zur historischen Überlieferung, der über die Transliteration allein in dieser Intensität nicht möglich wäre. Somit ist der Zugang in beiden Sekundarstufen derselbe. Ebenso wird in beiden Konzepten auf die besondere Schwierigkeit der Übersetzung dieser Texte hingewiesen, die die Schülerinnen und Schüler durch das aktive Arbeiten am Text unmittelbar erfahren sollen. Die Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe I beschäftigen sich letzten Endes genauer mit den Hintergründen der beiden Texte, indem sie die Analogieerzählung näher analysieren und ihre eigenen Ideen dazu in Form einer Geschichte zu Papier bringen. 26 In der Sekundarstufe II soll in den Erweiterungsaufgaben genauer auf die germanischen Gottheiten eingegangen werden sowie auf die Frage verwiesen wird, warum heidnische Texte in einer christlichen Sammelhandschrift überliefert sind. 27 Thema 2: Löse- und Beinverrenkungszauber Lösungen Sekundarstufe I 1) Vor dir siehst du das Faksimile des Ersten Merseburger Zauberspruchs. Als FAKSIMILE bezeichnet man die Kopie eines Textes, die haargenau so aussieht, wie das Original, auf dem der Text zu finden ist. Alles, was du bisher über den vorliegenden Text weißt, ist, dass es sich dabei um zwei Zaubersprüche handelt. Kannst du einige Buchstaben oder sogar Wörter lesen? Um welche Sprache könnte es sich hierbei handeln, und wie alt sind diese Zaubersprüche? Mach dir dazu Notizen! Hier erfolgt eine erste Konfrontation mit dem Original des Textes. Die SuS sollen versuchen, einige Wörter zu entziffern und Schätzversuche starten. Bei der Sprache handelt es sich um Althochdeutsch, beide Sprüche stammen aus heidnisch-germanischer Zeit. Die Niederschrift des Textes stammt etwa aus dem 10. Jahrhundert, die Texte selbst gehen aber bis in die erste Hälfte des 8. Jahrhunderts zurück. Ob sie die beiden Zaubersprüche auf dem Faksimile finden können, ist fraglich! Sie sollen sich aber mit der Schrift und der Sprache auseinandersetzen, die sie erstmals vor sich sehen. 2) Der Erste Merseburger Zauberspruch ist ein Lösezauber, worin es darum geht, die Fesseln eines Gefangenen zu lösen, damit dieser vor seinen Feinden fliehen kann. Vor dir siehst du nun den ganzen Zauberspruch. Fällt es dir jetzt leichter, ihn im Faksimile zu erkennen? Kannst du einige Wörter vielleicht übersetzen? Lösespruch – Erster Merseburger Zauberspruch Eiris sazun idisi sazun hera duo der suma hapt heptidun suma heri lezidun suma clubodun umbi cuoniouuidi insprinc hapt bandun inuar uigandun .H. Durch die Transliteration des Textes sollte es für die SuS möglich sein, diesen auf dem Faksimile zu identifizieren und eine textnähere Bearbeitung des Faksimiles zu beginnen. Aufgrund der großen Sprachstufe dürfte es allerdings nach wie vor ein Problem für die SuS sein, Wörter zu übersetzen, auch wenn sie den Kontext kennen. Auf diese Schwierigkeit sollten sie hier unbedingt aufmerksam gemacht werden, um für die folgende Aufgabe sensibilisiert zu werden. 28 3) Der Erste Merseburger Zauberspruch ist sehr schwer zu übersetzen, auch die Forscher sind sich darüber nicht ganz einig. Lies dir diese Übersetzungsmöglichkeit durch. Bist du damit einverstanden? Ist dir etwas unklar an dieser Übersetzung? Fällt dir eine bessere Version ein, die vielleicht näher am Original ist? Einst saßen Idisi, saßen auf den Kriegerscharen. Einige fesselten einen Gefangenen, einige hemmten die Heere, Einige zertrennten ringsherum die scharfen Fesseln. Entspringe den Fesseln, entfahre den Feinden! Die SuS haben in der vorigen Aufgabe am eigenen Leib erfahren, wie schwierig es ist, diesen Text zu übersetzen. Nun sollen sie diese Variante kritisch beurteilen, miteinander diskutieren und eigene Vorschläge einbringen, wie eine Übersetzung noch aussehen könnte. Somit erfolgt eine noch intensivere Arbeit am Text, durch die man auch auf die darin behandelte Kriegsthematik eingehen kann: Was hat es im Mittelalter bedeutet, ein Kriegsgefangener zu sein? 4) Es gibt zwei Merseburger Zaubersprüche. Sie zählen zu den ältesten Texten in deutscher Sprache. Hier findest du nun den Zweiten Merseburger Zauberspruch. Kannst du ihn auf dem Faksimile entdecken? Baldrs Pferd – Zweiter Merseburger Zauberspruch Phol ende uuodan uuoran zi holza du uuart demo balderes uolon sin uuoz birenkit thu biguol en sinthgunt. sunna era suister thu biguol en friia uolla era suister thu biguol en uuodan so he uuola conda sose benrenki sose bluotrenki sose lidirenki: ben zi bena bluot zi bluoda lid zi geliden sose gelimida sin. Dieser Spruch befindet sich direkt unter dem ersten und dürfte nicht schwer zu finden sein. Auch hier sollten sich die SuS Gedanken über die Übersetzungsschwierigkeiten machen, wie schon beim ersten Zauberspruch. 29 5) Hier siehst du eine Variante, wie man diesen Text übersetzen kann. Tauscht euch in der Klasse darüber aus, worum es in dem Zauberspruch geht, welche Namen darin vorkommen und findet auch heraus, aus welchen Bausteinen dieser Spruch besteht. Stellt euch danach die Frage, warum es gerade für Pferde viele Zaubersprüche gab. Mach dir dazu Notizen und schreib die Bausteine zur jeweiligen Stelle dazu! Voll und Wotan ritten in den Wald. Damals verrenkte sich Balders Ross den Fuß. Da besprach ihn Sinthgunt, der Sonne Schwester, da besprach ihn Frija, der Volla Schwester, da besprach ihn Wotan, wie gut er (allein) es vermochte: Knochenverrenkung ist gleich Blutverrenkung, ist gleich Gliedverrenkung, Knochen zum Knochen, Blut zum Blut, Glied zum Gliede. So seien sie fest zusammengefügt. AE Be Hier wird reine Analyse- und Interpretationsarbeit von den SuS verlangt. Der Inhalt sollte nicht allzu schwer zu verstehen sein: Die Götter Phol (in der Übersetzung Voll) und Wotan reiten in den Wald, wo sie auf Balder treffen, dessen Pferd sich am Bein verletzt hat. Zuerst versuchen die weiblichen Gottheiten das Bein durch Sprüche zu heilen, es gelingt allerdings erst Wotan selbst, dem mächtigsten aller germanischen Götter, mit dessen Beschwörung der Zauberspruch endet. Auf die Frage, warum es gerade für Pferde so viele Zaubersprüche gibt, sollte man auf die Bedeutung dieser Tiere im Mittelalter verweisen: Sie waren sehr nützlich und wertvoll, nur die wenigsten Leute konnten sie sich leisten. Die genannten Personen sind durchwegs Götter, die Bausteine sind die Folgenden: AE: Der erste Teil, in dem die Geschichte der Götter erzählt wird, ist eindeutig eine Analogie-Erzählung. Be: Der zweite Teil beinhaltet die Beschwörung, die von Wotan gesprochen wird und auch das Pferd des Sprechers heilen soll, das sich das Bein verrenkt hat. E1) Ein Zauberspruch muss immer laut ausgesprochen werden, um wirken zu können! Höre dir nun genau an, wie deine Lehrerin/dein Lehrer den Zweiten Merseburger Zauberspruch in Originalsprache vorliest, und versuche es anschließend selbst! Achte dabei auf deinen Tonfall: Deine Sprache sollte magisch und geheimnisvoll klingen. Du kannst sie auch mit Gestik und Mimik begleiten! 30 Wie bereits bei der Wurmbeschwörung im Grundlagenmodul sollte man als Lehrperson hier besonders auf die Aussprache und Intonation achten, damit die SuS ihre Hemmungen verlieren, die sie vielleicht vor dem lauten Lesen dieses Textes haben. Hier bietet es sich an, die SuS einfach zu zweit arbeiten oder auch einzelne Mutige vor die Klasse treten zu lassen. E2) Du weißt nun, worum es in den beiden Merseburger Zaubersprüchen geht. Suche dir einen der beiden Sprüche aus und schreibe eine kurze Geschichte über das, was darin passiert. Achte dabei auf den Aufbau deiner Geschichte (Einleitung, Hauptteil, Schluss) sowie auf den roten Faden, der sich durchziehen soll. Du kannst dabei auch alle Textgestaltungsmittel verwenden, die dir bekannt sind (direkte Rede, …). Die Merseburger Zaubersprüche enden jeweils mit der Beschwörungsformel. Was danach geschieht und ob der Zauberspruch tatsächlich funktioniert hat, weiß man nicht. Denke dir deshalb einen eigenen Schluss aus! Du kannst dabei richtig kreativ sein, immerhin befinden wir uns in der Welt des Magischen! Hier geht es darum, dass die SuS selbst aktiv werden und eine Geschichte zu den beiden Zaubersprüchen verfassen. Dabei ist es ihnen freigestellt, welche Vorgeschichte bzw. welches Ende sie sich einfallen lassen. Sie müssen darauf achten, dass sowohl die Namen als auch die Beschwörungsformel, die als magisches Mittel im Zentrum der Geschichte stehen sollte, originalgetreu übernommen werden. 31 Thema 2: Merseburger Zaubersprüche Lösungen Sekundarstufe II 1) Die beiden Merseburger Zaubersprüche gelten als die ältesten bekannten Textzeugnisse deutscher Sprache. Es handelt sich dabei um einen Lösespruch, der Gefangene von ihren Fesseln befreien soll (Erster Merseburger Zauberspruch), und um einen Beinverrenkungsspruch, dessen Zweck es ist, das Bein eines verletzten Pferdes wieder zu heilen (Zweiter Merseburger Zauberspruch). Hier siehst du beide Zaubersprüche in Originalsprache. Lies sie dir aufmerksam durch und versuche einige Wörter oder Sätze zu erkennen. Vergleiche die beiden Texte anschließend mit dem Faksimile. Als FAKSIMILE bezeichnet man die Kopie eines Textes, die haargenau so aussieht, wie das Original, das den Text enthält. Kannst du die beiden Sprüche darauf entdecken? Wie alt sind diese Zaubersprüche tatsächlich? Mach dir dazu Notizen! Lösespruch – Erster Merseburger Zauberspruch Eiris sazun idisi sazun hera duo der suma hapt heptidun suma heri lezidun suma clubodun umbi cuoniouuidi insprinc hapt bandun inuar uigandun .H. Baldrs Pferd – Zweiter Merseburger Zauberspruch Phol ende uuodan uuoran zi holza du uuart demo balderes uolon sin uuoz birenkit thu biguol en sinthgunt. sunna era suister thu biguol en friia uolla era suister thu biguol en uuodan so he uuola conda sose benrenki sose bluotrenki sose lidirenki: ben zi bena bluot zi bluoda lid zi geliden sose gelimida sin. Hier erfolgt die Hinführung direkt über den Text und das Faksimile. Die SuS wissen bereits, worum es sich handelt, und sollen sich nun der Sprache nähern, indem sie versuchen, diese teilweise zu übersetzen. Dabei sollen sie besonders mit der Schwierigkeit der Übersetzung sowie der Deutungsoffenheit konfrontiert werden. 32 2) Wie du siehst, ist es sehr schwierig, so einen Text zu übersetzen. Selbst die Forscher sind sich darüber nicht einig, somit handelt es sich bei diesen Texten wohl um die umstrittensten der gesamten althochdeutschen Literatur! Hier findest du nun drei verschiedene Möglichkeiten, den Ersten Merseburger Zauberspruch zu übersetzen. Welche findest du am besten? Gibt es Passagen, die du selbst anders übersetzen würdest? Analysiere dabei auch die einzelnen Bausteine des Zauberspruchs! a) Einst saßen Idise, saßen hierhin und dorthin. Einige hefteten einen Haft, einige hemmten die Heere, einige klaubten rings um die Fesseln: entspring den Haftbanden, entfahr den Feinden. b) Einstmals setzten sich Frauen, setzten sich hierhin und dorthin. Einige hefteten Hafte, andere hemmten das Heer, andere nestelten an festen Fesseln: Entspring den Banden, entweich den Feinden! c) Einst saßen Idisi, saßen auf den Kriegerscharen. Einige fesselten einen Gefangenen, einige hemmten die Heere, Einige zertrennten ringsherum die scharfen Fesseln. Entspringe den Fesseln, entfahre den Feinden! AE Be Hier sollen die SuS selbst bewerten, welche Übersetzung sie am besten finden bzw. auch eigene Versuche und Verbesserungsvorschläge machen. Die Bausteine: Die ersten 3 Zeilen entsprechen einer Analogie-Erzählung von den sog. idisi (man weiß bis heute nicht, wer das sein soll), die Fesseln heften, Heere in Bann halten und Fesseln lösen. Die anschließende Beschwörungsformel findet sich in der 4. Zeile. Ob dieser Zauberspruch vom Gefangenen selbst oder doch von seinen Hinterbliebenen aus der Ferne gesprochen wurde, ist unklar. Hier kann auf die darin behandelte Kriegsthematik verwiesen werden, indem man mit den SuS darüber spricht, was es im Mittelalter bedeutet hat, ein Kriegsgefangener zu sein, etwa im Gegensatz zum Zweiten Weltkrieg oder der heutigen Zeit. 3) Bringe nun mithilfe des Originaltextes sowie der drei unterschiedlichen Übersetzungsvarianten deine eigene Version zu Papier! Hier sollen sie ihre Vorschläge in die Tat umsetzen und eine eigene Version erstellen. Diese kann dann auch laut vorgetragen oder mit der Sitznachbarin/dem Sitznachbarn verglichen werden. 33 4) Obwohl zu den Merseburger Zaubersprüchen keine Melodien überliefert sind, gibt es zahlreiche Versuche, sie zu vertonen. Recherchiere im Internet, was du dazu finden kannst! Lies dir anschließend die Übersetzung durch und analysiere die Bausteine. Schreibe sie neben die jeweilige Textstelle. Voll und Wotan ritten in den Wald. Damals verrenkte sich Balders Ross den Fuß. Da besprach ihn Sinthgunt, der Sonne Schwester, da besprach ihn Frija, der Volla Schwester, da besprach ihn Wotan, wie gut er (allein) es vermochte: Knochenverrenkung ist gleich Blutverrenkung, ist gleich Gliedverrenkung, Knochen zum Knochen, Blut zum Blut, Glied zum Gliede. So seien sie fest zusammengefügt. AE Be Hier würde es sich anbieten, ein Hörbeispiel einzuspielen (vielleicht lässt sich dazu auch im Internet etwas finden) und die SuS auf dem Faksimile mitlesen zu lassen (siehe Vertiefende Anregungen). Die SuS üben dadurch ihr eigenes Hörverstehen und erlangen ein besseres Gefühl für die ihnen noch fremde Sprache. Die Bausteine sind ähnlich wie beim ersten Zauberspruch: Die erzählte Geschichte über die Götter, die durch Besprechungen Balders Pferd heilen wollen, stellt eine Analogieerzählung dar. Die eigentliche Beschwörung findet sich als Wotans Spruch. Hier ist es auch wichtig, darauf zu verweisen, dass es nicht grundlos Zaubersprüche gibt, um Pferde zu heilen, da diese sehr nützliche und v.a. wertvolle Tiere waren, die sich nur wenige leisten konnten. E1) Ein großes Problem bei der Übersetzung dieser Zaubersprüche stellt die Tatsache dar, dass man nicht von allen Wörtern die richtige Bedeutung kennt. So weiß man zum Beispiel nicht sicher, wer die „idisi“ aus dem Ersten Merseburger Zauberspruch sind (z.B. heilkundige Frauen). Beim Zweiten Merseburger Zauberspruch weiß man hingegen, dass es sich bei den genannten Namen um germanische Gottheiten handelt. Diese befinden sich in einem Wald und versuchen durch Zaubersprüche das Bein von Balders Pferd wieder einzurenken. Recherchiere im Internet, wer diese germanischen Gottheiten sind und welche Bedeutung sie in der germanischen Götterwelt hatten. Schreibe deine Ergebnisse unter die Übersetzung! 34 Dies ist bereits eine Erweiterungsaufgabe, die dem tieferen Verständnis der Zaubersprüche dient. Um die germanischen Sprüche verstehen zu können, sollte man auch über das Leben und die Kultur der Germanen Bescheid wissen. Die SuS werden zu allen Gottheiten Informationen finden, außer zu Phol und Sinthgunt, die ausschließlich in diesem Zauberspruch überliefert sind. E2) Die Merseburger Zaubersprüche sind in einer christlichen Sammelhandschrift der Merseburger Domstiftsbibliothek überliefert. Kannst du dir vorstellen, dass es Probleme bei der Aufzeichnung und späteren Aufbewahrung gab, hinsichtlich der Tatsache, dass es sich bei diesen Zaubersprüchen um heidnische Texte handelt? Macht euch über diese Frage einige Gedanken und diskutiert sie in der Klasse. Dies ist eine Frage, die sich auch die Forscher nach wie vor stellen: Wie kann es sein, dass ein heidnischer Text inmitten christlicher Texte überliefert wird? Normalerweise wurden diese christianisiert, um deren Niederschrift zu legitimieren. Die Aufzeichnung dürfte also aus einer Art von musealem Interesse an diesem 10. Jahrhundert bzw. den schon sehr alt und fern wirkenden Sprüchen erfolgt sein. 35 Thema 2: Löse- und Beinverrenkungszauber Vertiefende Anregungen Beide Sekundarstufen Da es bei den Merseburger Zaubersprüchen eine Unmenge an Vertonungen gibt, bietet es sich hier besonders an, mit diesen zu arbeiten (Bsp.: Die Vertonung der Merseburger Zaubersprüche der Band In Extremo). Ein Beispiel für einen alternativen Einstieg ins Thema wäre der folgende: Hör dir die Vertonung des Ersten Merseburger Zauberspruchs der Band In Extremo an und versuche die Lücken mit den richtigen Wörtern zu füllen. Du hast dafür zwei Versuche. Dazwischen kannst du dir noch einmal das Faksimile ansehen. Vielleicht hilft es dir bei der Lösung dieser Aufgabe. Kennst du die Band In Extremo? Trifft diese Vertonung den magischen Charakter eines Zauberspruchs? Eiris sazun idisi sazun ___________ duo der ________ hapt heptidun suma _______________ suma heri _____________ umbi cuoniouuidi insprinc hapt _______________ iunar uigandun .H Eine weitere Alternative für den Einstieg wäre das schlichte Abspielen eines Tonbeispiels, verknüpft mit dem Stellen folgender Fragen: Worum handelt es sich bei dieser Vertonung? Was ist das für eine Stilrichtung? Kennst du vielleicht die Band, die das Lied spielt? Kannst du einige Wörter verstehen? Hört es sich für dich magisch oder mystisch an? Etc. 36 Thema 3: Der Teufel und das Böse Informationsmaterial In der Bibel lehnt sich der Teufel gegen Gott auf, wird aber besiegt und in die Hölle gestürzt, die er fortan beherrscht und von wo er als ewiger Versucher und Verführer, der nicht einmal vor Gottes Sohn Halt macht, Menschen und Tiere heimsucht, um sie vom rechten Weg abzubringen. Der Teufel als gefallener Engel und Herrscher in der Unterwelt stellte im Mittelalter eine besonders große Gefahr für die Menschen dar, die die Bibel nicht nur als stark symbolhafte Glaubensgrundlage ansahen, sondern als gesichertes Wissen. Da noch kaum jemand die Bibel selbst lesen konnte (Stichworte: Analphabetismus und lateinische Sprache), wussten die Obersten der Kirche ihre Macht bezüglich der Bibelauslegung gut einzusetzen und sowohl ihre Mitbrüder als auch die Bevölkerung eher klein zu halten. Der Trierer Teufelsspruch stellt einen der Zaubersprüche dar, die vor dem Bösen und dem Teufel schützen sollen. Er ist in einer Handschrift der Trierer Stadtbibliothek als Nachtrag am unteren Rand eines Blattes überliefert, die aus dem 9. Jahrhundert stammt. Der Nachtrag ist wahrscheinlich auf das 10. oder 11. Jahrhundert zu datieren. Das Besondere am Teufelsspruch ist, dass er in einer Geheimschrift verfasst wurde, wobei es sich um die sogenannte notae bonifatii handelt, die auf den hl. Bonifatius zurückgehen und aus einer einfachen Vokalersetzung bestehen, somit auch als „bfk-Vokalersetzung“ bezeichnet werden: b für a; f für e; k für i; p für o; x für u. Dieser Schlüssel wird allerdings nicht konsequent durchgeführt. Zusätzlich dazu gibt es Abweichungen in der Wortabgrenzung, die einerseits bewusst gesetzt worden sein könnten, um den Text noch unlesbarer zu machen, andererseits aber auf einen des Textinhaltes nicht mehr mächtigen Schreiber hinweisen können. Der Grund für die Verwendung einer Geheimschrift kann einerseits die Blickbannung der Leserschaft sein, da es dem Text etwas Mythisches und Geheimnisvolles verleiht, was die Neugier weckt. Andererseits reduziert man dadurch die Zugänglichkeit, da der Text ohne Schlüssel nicht lesbar ist. Man wollte hier also entweder verhindern, dass jedermann den Zauberspruch lesen kann, oder man hatte gewisse Skrupel, ihn klar aufzuschreiben, da schon die Schrift an sich im Mittelalter bereits magischer Sinnträger sein konnte. Vergleicht man die Schrift des Zauberspruchs mit der Schrift des Textes darüber, ergeben sich einige Unterschiede, die deutlich zeigen, dass es sich bei dem Nachtrag um das Werk eines ungeübten Laien handeln muss. 37 Inhaltlich geht es darum, sich vor dem Teufel zu schützen. Man beruft sich auf Christus, der durch seinen Kreuzestod den Teufel besiegt und in der Hölle festgekettet hat. Ihm will man es gleich tun und den Teufel ebenfalls bannen und mit Kolben schlagen. Häufig wurde dieser Spruch als Exorzismus interpretiert, ihm liegt aber eindeutig kein Akutfall zugrunde, wie es bei Teufelsaustreibungen üblich ist. Es handelt sich vielmehr um einen Spruch, der ganz allgemein vor dem Teufel schützen soll und in gewisser Weise auch etwas schelmisch und neckisch klingt. Somit hatte er also eher den Sinn, das Böse zu ärgern. Die Bausteine des Zauberspruchs werden direkt in den Arbeitsblättern erläutert. Sekundarstufe I In den beiden Sekundarstufen erfolgt der Zugang unterschiedlich: In der Sekundarstufe I sollen die Schülerinnen und Schüler als erstes versuchen, die Geheimschrift zu lösen, um dann durch die Arbeit mit Übersetzungshilfen eine eigene Übersetzung anzufertigen, anhand der die Bausteine analysiert werden können. Dabei sollen auch Fragen geklärt werden wie: Warum hat man hier eine Geheimschrift verwendet? Warum stellte der Teufel gerade aus Sicht mittelalterlicher Menschen eine große Gefahr dar? Als Lehrperson sollte man den Fokus hier auf die Besonderheiten des Spruches legen: Die Verwendung der Geheimschrift und die Funktion, die eher allgemein und schelmisch zu denken ist und keinen akuten Fall beschwören möchte, wie es bei anderen Zaubersprüchen üblich ist. Als kreativen Abschluss sollen die Schülerinnen und Schüler einen eigenen Zauberspruch verfassen, der sie auch prophylaktisch vor etwas schützen soll. Daran anschließend wird dieser in eine geheime Fassung übertragen, die sie dann gegenseitig lösen sollen. Es finden sich noch weitere Anregungen zu den unterschiedlichsten Arten von Geheimschriften (Verlinkung), die von den Schülerinnen und Schülern ausprobiert werden können. Sekundarstufe II In der Sekundarstufe II erfolgt der Zugang nicht über die Geheimschrift, sondern über die Auflösung. Mithilfe eines Online-Wörterbuchs sollen sie versuchen, einige Wörter zu erkennen und den Sinn des Textes herauszufinden. Erst dann erhalten sie die Geheimschrift, deren Auflösung sie bereits kennen. Sie müssen dann den umgekehrten Weg gehen und nicht die Geheimschrift lösen, sondern den Lösungsschlüssel herausarbeiten. Anschließend erhalten sie die Übersetzung, anhand der sie die Bausteine analysieren und auf die Funktion des Spruches eingehen sollen. Wie bereits in der Sekundarstufe I ist es 38 ratsam, hier die Besonderheiten zu betonen: Die spezielle Funktion, die sich ferner in den Bausteinen äußert (grundlegende Bausteine fehlen) sowie die Geheimschrift. Der Abschluss erfolgt auch hier über das Verfassen eines eigenen Zauberspruchs und seiner Verschlüsselung. Dabei sollen die Schülerinnen und Schüler allerdings nicht ihren eigenen, sondern den Spruch einer Kollegin/eines Kollegen verschlüsseln. Danach werden die Sprüche wieder ausgetauscht, sodass die Texte wieder bei den jeweiligen VerfasserInnen liegen und von diesen aufgelöst werden können. In beiden Sekundarstufen gibt es die Möglichkeit, sich im Internet (Verlinkung) über verschiedene Geheimschriften zu informieren bzw. sich auch selbst welche auszudenken. 39 Thema 3: Der Teufel und das Böse Sekundarstufe I 1) Vor dir siehst du einen Zauberspruch, der in einer Geheimschrift verfasst wurde. Einige Buchstaben wurden dabei durch andere ersetzt! Versuche, sie mit diesem Schlüssel aufzulösen: b = a; f = e; k = i; p = o; x = u. Aber sei vorsichtig! Nicht alle Buchstaben sind vertauscht und auch nicht alle Wörter sind so voneinander getrennt, wie es richtig wäre! Schreibe deine Lösung erst mit Bleistift neben den Spruch, um eventuelle Fehler korrigieren zu können! Du kannst dir dazu das Faksimile ansehen, wenn du den Spruch darauf entdecken kannst! Überlege dir anschließend, warum man diesen Zauberspruch in einer Geheimschrift verfasst hat. Was könnten die Gründe hierfür sein? nx vukl lkh . bidbn . dfnrkhchbn . crkst thfmbnnflkh chfs .chēkst . thfrdfn . dkvvfl . gk Bbnt . ísknfn nampn . xxkl lkh gbn nx vuklkh . thfn . xrfidpn . slbhbn . mkt . tfn cpl Bpn . Hier werden die SuS bewusst ins kalte Wasser geworfen und direkt mit der Geheimschrift konfrontiert. Das Faksimile hilft ihnen zwar nicht bei der Lösung, es kann ihnen aber Anregungen zur Frage liefern, warum der Spruch in einer Geheimschrift verfasst wurde. Er findet sich nämlich als Nachtrag am unteren Rand einer Sammelhandschrift, sollte also ursprünglich kein Teil dieses Codex sein. Auflösung der Geheimschrift: nu vuill ih bidan den rihchan crist the mannelihches chenist [ist] ther den divvel gibant in sinen namon uuill ih gan nu vuil ich then ureidon slahan mit ten colbon 40 2) Du hast den Zauberspruch erfolgreich aufgelöst. Ordne nun die untenstehenden Wortfolgen den Wörtern im Spruch zu. Gibt es sonst noch Wörter, die dir bekannt vorkommen? Worum könnte es in dem Spruch gehen? Diskutiert eure Vorschläge in der Klasse! Nun will ich bitten mächtigen Christus der Menschen Rettung den Teufel gebannt In seinem Namen den Abtrünnigen schlagen mit den Kolben = = = = = = = = nu vuill ih bidan rihchan crist the mannelihches chenist den divvel gibant in sinen namon then ureidon slahan mit ten colbon Hier erfolgt der erste Übersetzungsversuch, der bereits einen Großteil des Spruches umfasst. Mit einer Diskussion in der Klasse kann der Inhalt so weit besprochen werden, dass die folgende Aufgabe gelöst werden kann – Übersetzung: Jetzt will ich auf den mächtigen Christus hoffen, der jedes Menschen Rettung ist, der den Teufel in Fesseln schlug. In seinem Namen will ich gehen. Jetzt will ich den Abtrünnigen mit Knüppeln erschlagen. Ad AE Ad Ba (Be?) 3) Du weißt nun, worum es in diesem Zauberspruch geht: Derjenige, der ihn spricht, versucht sich vor dem Teufel zu schützen. Deshalb wird er als Trierer Teufelsspruch bezeichnet. Schreibe die vollständige Übersetzung des Zauberspruchs auf dieses Arbeitsblatt und überlege dir, warum man sich im Mittelalter vor dem Teufel schützen wollte. Ging es vielleicht auch darum, über ihn zu lachen? Mach dir dazu einige Notizen! Versuche anschließend gemeinsam mit deiner Sitznachbarin/deinem Sitznachbarn herauszufinden, aus welchen Bausteinen der Spruch besteht und schreibe sie neben deine Übersetzung. Beachte dabei, dass es sich hier um einen besonderen Spruch handelt, der nur sehr wenige Bausteine beinhaltet. Bausteine: Ad: In der ersten Zeile wird direkt auf Christus selbst verwiesen sowie ein weiteres Mal in der vorletzten Zeile. Man will sich Christus anschließen und es ihm gleichtun. AE: Die zweite und dritte Zeile zählten zum mittelalterlichen Allgemeinwissen: Christus hat durch seinen Kreuzestod den Teufel besiegt und ihn in Fesseln geschlagen. Darauf beruft man sich nun, wenn man diesen Spruch spricht. 41 Ba: Die Bannung erfolgt durch die zweimalige Nennung des Teufels/Abtrünnigen, der einerseits wörtlich gebannt wird (durch das in Fesseln schlagen) und andererseits im übertragenen Sinn (durch die Namensnennung). (Be?): Das Besondere an diesem Spruch ist, dass er keine wirkliche Beschwörung enthält, somit liegt ihm auch kein Akutfall zugrunde (wie etwa bei medizinischen Sprüchen); man könnte hier einen Exorzismus vermuten, das ist aber eher unwahrscheinlich. Es handelt sich vielmehr um einen allgemeinen Spruch, den man aufsagt, um sich ganz allgemein vor dem Bösen zu schützen bzw. den Teufel vielleicht zu necken, immerhin klingt der Spruch etwas schelmisch. E1) Gibt es etwas, wovor du dich schützen willst? Such dir ein Thema aus und verfasse einen eigenen Zauberspruch, der dich oder deine Freunde vor etwas beschützen soll (Beispiel: schlechte Noten, Alpträume, Krankheiten, etc.). Hier sollen die SuS wieder selbst aktiv werden und einen eigenen Zauberspruch verfassen. Dabei sollten sie wieder auf den Einsatz einiger Bausteine achten! E2) Versuche nun, deinen eigenen Zauberspruch so zu verschlüsseln wie im Trierer Teufelsspruch. Zur Erinnerung siehst du hier noch einmal den Schlüssel: b = a; f = e; k = i; p = o; x = u. Tausche deinen Spruch anschließend mit dem deiner Sitznachbarin/deines Sitznachbarn aus und versuche, dessen/deren Spruch aufzulösen. Hier besteht die Möglichkeit gleich auf E3 zu verweisen. Die SuS könnten sich somit eine andere Geheimschrift suchen (Recherche im Internet oder über den angegebenen Link) bzw. sich auch selbst eine ausdenken und ihren Zauberspruch damit verschlüsseln. E3) Im Laufe der Geschichte haben sich viele verschiedene Geheimschriften entwickelt. Hier hast du nur eine von vielen kennengelernt. Hast du Lust auf mehr bekommen? Auf dieser Website findest du noch viele weitere Arten von Geheimschriften! 42 Thema 3: Der Teufel und Das Böse Sekundarstufe II 1) Hör dir an, wie deine Lehrerin/dein Lehrer den Zauberspruch spricht, achte dabei besonders auf die Intonation und den Ausdruck. Versuche dann selbst, den Text im Original laut zu lesen und übe die Aussprache. Lies dir den Zauberspruch anschließend noch einmal genau durch. Welche Wörter kommen dir bekannt vor? Worum könnte es gehen? Mache dir Notizen dazu! Wider den Teufel nu vuill ih bidan den rihchan crist the mannelihches chenist [ist] ther den divvel gibant in sinen namon uuill ih gan nu vuil ich then ureidon slahan mit ten colbon Als Lehrperson sollte man den Text mit möglichst viel Begeisterung und magischer Intonation sprechen, um die SuS neugierig zu machen. Gewisse Wörter wie crist, divvel gibant, in sinen namon uuill ih gan, etc. dürften für die SuS nicht schwer zu erkennen sein. Dennoch sollen sie auch den Umgang mit Nachschlagewerken üben und die folgenden vier Wörter online suchen. Hier findest du den Link zum mittelhochdeutschen Wörterbuch von Matthias Lexer. Finde die folgenden vier Wörter darin! Bedenke dabei, dass es sich bei diesem Text um einen fränkischen Dialekt handelt. Deshalb musst du die Wörter vielleicht geringfügig abwandeln, um sie finden zu können. namon slahan colbon mannelihches Hier geht es besonders darum, dass die SuS sehen, wie viele Übersetzungsmöglichkeiten es für ein Wort oder einen Wortteil geben kann und wie schwierig die Suche nach solchen Wörtern und deren Bedeutung eigentlich ist! namon: Hier sollten sie direkt unter name suchen, die Bedeutung dürfte ihnen bereits aus der ersten Aufgabe klar sein. slahan: Wenn sie nur die ersten drei Buchstaben sla eingeben, schlägt ihnen das Wörterbuch automatisch slahen mit der Bedeutung schlagen vor. colbon: Hier müssen sie unter kolb suchen, um auf kolbe mit der Bedeutung Keule oder Kolben zu gelangen. 43 mannelihches: Hier brauchen sie nur manne einzugeben und es wird ihnen automatisch manne-lîch vorgeschlagen. Übersetzt wird es allerdings nur mit männlich. Man könnte hier auf die Rolle der Frau im Mittelalter eingehen sowie auf heutige Genderfragen! 2) Dieser Zauberspruch ist im Original in einer Geheimschrift verfasst. Nicht nur die einzelnen Buchstaben, auch die Wortgrenzen sind nicht ganz korrekt. Finde mithilfe der oben stehenden Auflösung den Schlüssel des Codes heraus und notiere deine Lösung unter dem Spruch! Warum wurde dieser Zauberspruch in einer Geheimschrift verfasst? Was könnten die Gründe hierfür sein? Mache dir dazu Notizen! Du kannst dir auch das Faksimile ansehen, wenn du den Spruch darauf finden kannst! nx vukl lkh . bidbn . dfnrkhchbn . crkst thfmbnnflkh chfs . chēkst . thfrdfn . dkvvfl . gk Bbnt . ísknfn nampn . xxkl lkh gbn nx vuklkh . thfn . xrfidpn . slbhbn . mkt . tfn cpl Bpn . Hier wird das Pferd quasi von hinten gesattelt: Die SuS müssen die Geheimschrift nicht auflösen, sondern anhand der Auflösung den Schlüssel herausfinden: b = a; f = e; k = i; p = o; x = u Das Faksimile dient bei der Bearbeitung der Frage, warum man eine Geheimschrift verwendet hat. Der Spruch ist nämlich ein Nachtrag am unteren Rand einer Sammelhandschrift, er war also eigentlich nicht dafür vorgesehen und wurde erst später niedergeschrieben. 3) Hier siehst du die neuhochdeutsche Übersetzung des Spruches. Lies den Zauberspruch Gegen einen Teufel und finde gemeinsam mit deiner Sitznachbarin/deinem Sitznachbarn heraus, aus welchen Bausteinen der Spruch besteht. Was fällt euch dabei auf? Was ist die Funktion dieses Spruches? Warum stellte der Teufel eine so große Bedrohung für die Menschen im Mittelalter dar? Macht euch Notizen und vergleicht eure Ergebnisse mit denen der anderen Arbeitsgruppen. Gegen einen Teufel Jetzt will ich auf den mächtigen Christus hoffen, der jedes Menschen Rettung ist, der den Teufel in Fesseln schlug. In seinem Namen will ich gehen. Jetzt will ich den Abtrünnigen mit Knüppeln erschlagen. Ad AE Ad Ba (Be?) 44 Einige Theorien sprechen diesem Zauberspruch einen neckenden, scherzhaften Ton zu. Kannst du dir vorstellen, warum? Bibelwissen stellte im Mittelalter Alltagswissen dar, das kaum in Frage gestellt wurde. Geschürt durch die Propaganda der Kirche, stellte der Teufel als ständiger Verführer, der selbst vor Christus nicht Halt machte, eine immerwährende Bedrohung für die Menschen und somit eine besonders große Gefahr dar. Zu diesem Thema wäre auch eine Internetrecherche vorstellbar! Bausteine: Ad: In der ersten Zeile wird direkt auf Christus selbst verwiesen sowie ein weiteres Mal in der vorletzten Zeile. Man will sich Christus anschließen und es ihm gleichtun. AE: Die zweite und dritte Zeile zählten zum mittelalterlichen Allgemeinwissen: Christus hat durch seinen Kreuzestod den Teufel besiegt und ihn in Fesseln geschlagen. Darauf beruft man sich nun, wenn man diesen Spruch spricht. Ba: Die Bannung erfolgt durch die zweimalige Nennung des Teufels/Abtrünnigen, der einerseits wörtlich gebannt wird (durch das in Fesseln schlagen) und andererseits im übertragenen Sinn (durch die Namensnennung). (Be?): Das Besondere an diesem Spruch ist, dass er keine wirkliche Beschwörung enthält, somit liegt ihm kein Akutfall zugrunde (wie etwa bei medizinischen Sprüchen); man könnte hier einen Exorzismus vermuten, das ist aber eher unwahrscheinlich. Es handelt sich vielmehr um einen allgemeinen Spruch, den man aufsagt, um sich ganz allgemein vor dem Bösen zu schützen bzw. den Teufel vielleicht zu necken, immerhin klingt der Spruch etwas schelmisch. E1) Du weißt nun, wie man einen Zauberspruch verfasst, um sich vor dem Teufel zu schützen. Gibt es etwas, wovor du dich schützen möchtest? Wähle ein Thema und verfasse einen eigenen Zauberspruch für etwas, wovor du dich oder deine Freunde schützen möchtest. Du kannst dabei wie im Trierer Teufelsspruch versuchen, einen scherzhaften Ton anzuschlagen. Hier sollten die SuS wieder auf die Verwendung einiger Bausteine und passender Stilmittel achten! E2) Im Laufe der Geschichte wurden viele verschiedene Arten von Geheimschriften entwickelt und angewandt. Tausche deinen eigenen Zauberspruch mit dem deiner Sitznachbarin/deines Sitznachbarn aus und denke dir eine Verschlüsselung für diesen Spruch aus, sodass man ihn nicht mehr entziffern kann. Tauscht eure Texte anschließend wieder aus und versucht, sie zu lösen. 45 Als Anregung für die Vielfalt an Geheimschriften, die es gibt, kann dir auch diese Website dienen. Hier geht es zum einen um die Arbeit an einem fremden Text, zum anderen um Kreativität. Die SuS können sich Anregungen aus dem Internet holen oder sich auch selbst eine Geheimschrift ausdenken. Im Hinterkopf sollten sie dabei aber behalten, dass der Text mit geeignetem Schlüssel noch lösbar sein muss! 46 Thema 3: Der Teufel und das Böse Vertiefende Anregungen Beide Sekundarstufen Eine besonders kreative Möglichkeit (besonders für die Sekundarstufe I) wäre die intensivere Beschäftigung mit Geheimschriften sowie das damit verbundene praktische Ausprobieren verschiedener Varianten: Eine Möglichkeit, die du zu Hause ausprobieren kannst, ist das Schreiben mit einer Geheimtinte: Presse eine Zitrone aus und gib den Saft in ein Gefäß. Nimm nun einen Pinsel, tauche diesen in den Zitronensaft und schreibe deine geheime Botschaft auf ein weißes Blatt Papier. Wenn du das Blatt anschließend trocknen lässt, ist die Schrift verschwunden und kann erst wieder sichtbar gemacht werden, wenn sie erwärmt wird – indem man das Blatt z.B. vorsichtig über eine Kerze hält. Auch wäre fächerübergreifender Unterricht mit Bildnerischer Erziehung denkbar. Hier könnten die Schülerinnen und Schüler vieles ausprobieren oder sich selbst eigene Varianten von Geheimschriften ausdenken. 47 Thema 4: Liebe und Weiße vs. Schwarze Magie Informationsmaterial Gerade in Liebesangelegenheiten läuft es nicht immer so, wie man es gerne hätte, und Gefühle, die man für eine andere Person hegt, werden oft nicht erwidert. Das war bereits im Mittelalter so, weshalb Liebeszauber angewandt wurden, um den Liebeswillen anderer zu beugen. Hierzu zählt auch der Heilberger Liebeszauber I, der in einer Sammelhandschrift der Universitätsbibliothek Heidelberg überliefert ist und vermutlich aus dem 15. Jahrhundert stammt. Bei Liebeszaubern geht es meistens darum, den Willen einer anderen Person zu lähmen; man gewinnt dadurch eine gewisse Macht über sie. Darum ist man dazu geneigt, die Liebeszauber zur Schwarzen Magie zu zählen, da in erster Linie rücksichtslos die eigenen Wünsche erfüllt werden sollen. Der Weißen Magie können sie nur dann entsprechen, wenn es beispielsweise darum geht, Eheglück für beide Partner zu ersehnen. Im Ersten Heidelberger Liebeszauber wird zu Beginn die Abendsonne angesprochen, die alles überscheint, auch den Körper der Geliebten, die bereits im Bett liegt, sowie die Herzenswunde des Sprechers. Die Abendsonne soll bewirken, dass sich die Geliebte nur noch für den Sprecher verzehrt, der durch ihren gesamten Körper ziehen möchte, was als Ausdruck seines körperlichen Verlangens gedeutet werden kann. Dazu würde zudem die Abendstimmung passen sowie seine Vorstellung, wie die Frau in ihrem Bett liegt. Auch die Anrufung der Kinder Gottes deutet in Richtung Fortpflanzung sowie die erwähnten Pflanzen: Weihrauch soll böse Geister vertreiben, Myrrhe wirkt empfängnisfördernd, Steinwurz steigert den Sexualtrieb und das Jungfernkraut überzeugt zwar nicht durch seine Wirkung, dafür aber mit seinem Namen. Sekundarstufe I In der Sekundarstufe I erfolgt der Zugang über das Faksimile und die Transliteration, da ohne diese der Text kaum lesbar wäre. Es geht hier in erster Linie um das Wissen darüber sowie den Versuch, die Schrift zu entziffern. Durch das anschließende laute Lesen wird den Schülerinnen und Schülern spielerisch die Scheu vor der Sprache genommen sowie besseres Verständnis gefördert. Die darauffolgende Suche im Online-Wörterbuch nach der Bedeutung ausgewählter Begriffe dürfte eine Herausforderung darstellen. Es erklären sich viele bereits von selbst oder aus dem Kontext heraus, es werden aber nicht alle Wörter auffindbar sein. Aus diesem Grund müssen sich die Schülerinnen und Schüler sehr intensiv mit dem Text auseinandersetzen und 48 verstehen dadurch sowie durch die folgenden Verständnisfragen bereits sehr viel vom Inhalt, was die Voraussetzung für die daran anschließende Übersetzung ist, die die Schülerinnen und Schüler selbst versuchen sollen. Anhand dieser Übersetzung werden anschließend die Bausteine des Spruches bestimmt. Um zum Thema Schwarze vs. Weiße Magie hinzuführen, sollen sich die Schülerinnen und Schüler zuvor selbst Gedanken machen, wo sie Liebeszauber einordnen würden und was sie persönlich davon halten. Erst darauf folgt der Hinweis, dass sie in erster Linie zur Schwarzen Magie zählen und nur unter besonderen Bedingungen zur Weißen. In den Erweiterungsaufgaben sollen die Schülerinnen und Schüler dann einerseits einen eigenen Liebeszauber verfassen, der eindeutig der Weißen Magie zuzuordnen ist – was durchaus Diskussionen auslösen dürfte -, andererseits sollen sie sich intensiver mit den im Ersten Heidelberger Liebeszauber vorkommenden Pflanzen auseinandersetzen, indem sie deren Wirkung recherchieren und sich auch über andere sogenannte Zauberpflanzen informieren. Als besonderen Abschluss sollen sie hernach herausfinden, aus welchen Pflanzen und anderen Zutaten der Zaubertrank des Druiden Miraculix aus den Asterix und Obelix Comics besteht, um danach ihren zuvor verfassten Zauberspruch zu überarbeiten und diesen mit Pflanzen bzw. einem Zaubertrank zu versehen. Sekundarstufe II Hier erfolgt der Zugang direkt über die Fragen: Was ist der Unterschied zwischen Weißer und Schwarzer Magie? Warum zählt man die Liebeszauber eher zur dunklen Kategorie? Danach erhalten auch diese Schülerinnen und Schüler das Faksimile mit der Transliteration und starten einen ersten Leseversuch. Ihnen werden allerdings keine Wörter vorgegeben wie in der Sekundarstufe I. Sie sollen selbst versuchen, Wörter nachzuschlagen, die sie nicht verstehen. Bevor die Schülerinnen und Schüler die Übersetzung erhalten, sollen sie sich darüber Gedanken machen, wie die Partnerwahl im Mittelalter aussah und welche Rolle die Frau damals einnahm. Mit einer Internetrecherche werden ihre Vermutungen überprüft und anschließend in der Klasse diskutiert. Mit diesem Hintergrundwissen beschäftigen sie sich dann mit der Übersetzung und stellen sich erneut die Frage, ob der hier behandelte Zauberspruch zur Weißen oder Schwarzen Magie zählt. Aufgrund dieses Vorwissens fällt die Beurteilung dieser Übersetzung seitens der Schülerinnen und Schüler wahrscheinlich anders aus, als es ohne diese Vorarbeit der Fall wäre, da sie nicht mit einer romantischen Vorstellung 49 von Liebeszaubern an das Thema herangehen, sondern bereits mit einer weitaus skeptischeren. In den anschließenden Erweiterungsaufgaben folgt eine besonders genaue Textarbeit. Die Schülerinnen und Schüler sollen sich in die riesige Landschaft der online dargebotenen Liebeszauber stürzen und sich einen konkreten Zauberspruch daraus auswählen. Diesen sollen sie dann dem Heidelberger Liebeszauber gegenüberstellen und Ähnlichkeiten bzw. Unterschiede herausarbeiten. Dadurch wird wieder auf die Aktualität und unglaubliche Menge an dargebotenen Liebeszaubern hingewiesen. Als letzte Aufgabe sollen die Schülerinnen und Schüler versuchen, den Heidelberger Liebeszauber zu modernisieren, indem sie die Sprache, die Adressierung sowie die Pflanzen bearbeiten und somit einen neuen, modernen Spruch daraus kreieren. 50 Thema 4: Liebe & Weiße vs. Schwarze Magie Sekundarstufe I 1) Vor dir siehst du das Faksimile sowie die Transliteration eines Zauberspruchs. Als TRANSLITERATION bezeichnet man die buchstabengetreue Übertragung eines Textes, in diesem Fall die Übertragung aus einem Faksimile in eine für uns leichter lesbare Schrift. Betrachte das Faksimile ganz genau: Wo befindet sich der Zauberspruch? Wenn du ihn gefunden hast, versuche ihn direkt auf dem Faksimile zu lesen. Als Hilfe dient dir dabei die Transliteration auf deinem Arbeitsblatt. Lies den Text anschließend deiner Sitznachbarin/deinem Sitznachbarn vor und tauscht danach die Rollen des Zuhörers und Lesers. Ihr könnt dabei auch eure Stimme verstellen und so tun, als würdet ihr diesen Zauberspruch wirklich in einer magischen Situation sprechen. Beantworte anschließend die folgenden Fragen und schreibe deine Antworten auf das Arbeitsblatt. Biß gotwilkum, du liebeu abentsun! du scheinst mir in meins herczen wund, du scheinst mir an ir bett und an irn arm und an iren atom warm und an ir trüb, das ich ir zum herczen ziech durch ir lungen und ir leber, durch ir flayisch und ir plut: dy sey mir fur all man gut, und fur mein lib müßestu versegnot sein! das helfen mir allu die kint, die in gottes himel sind und alle die westerparn und alle die buch, die got selber schuff, und der wyrach und der mirrach und der maidflachs und die stainwurtz und die die fraw sunn selber uberschin. Das Faksimile dieses Zauberspruchs ist besonders schwer zu entziffern. Deshalb geht es hier in erster Linie um den Versuch sowie um das Wissen darum, wie ein Faksimile aussehen kann. Durch das laute Vorlesen verlieren die SuS spielerisch die Scheu vor der Sprache und bekommen ein besseres Gefühl dafür. a) Was bedeuten die folgenden Wörter? Schreibe deine Antworten mit Bleistift direkt neben das jeweilige Wort. Verwende dazu das Online-Wörterbuch von Wilhelm Müller. Achte aber darauf, dass du die Wörter vielleicht etwas anders schreiben oder trennen musst, um sie finden zu können! 51 o o o o o o o o o gotwilkum abentsun meins herczen wund iren atom warm flayisch westerparn der wyrach und der mirrach der maidflachs und die stainwurtz die fraw sunn = Willkommen = Abendsonne = meines Herzens Wunde = ihren warmen Atem = Fleisch = Täufling = der Weihrauch und die Myrrhe = das Jungfernkraut und die Steinwurz = die Frau Sonne Für die Arbeit mit dem Wörterbuch brauchen die SuS wahrscheinlich Hilfe, da man die Wörter erst ändern oder abteilen muss, um sie finden zu können. Viele sind auch gar nicht vorhanden, dafür hat die Lehrperson die Übersetzung parat (s.u.). b) In diesem Zauberspruch werden Teile des menschlichen Körpers genannt: Welche kannst du entdecken? Arm (arm), Herz (hercze), Lunge (lunge), Leber (leber), Fleisch (flayisch), Blut (plut) Die Sonnenstrahlen sollen den Körper der Geliebten ganz durchdringen und sie dem Sprecher somit ganz und gar zugänglich machen. c) Worum geht es in diesem Zauberspruch? Wozu könnte man ihn einsetzen? Macht euch Notizen und besprecht eure Vorschläge in der Klasse. Hier sollen in erster Linie Vorschläge gebracht werden. Die Lehrperson muss diese in die richtige Richtung leiten und den Inhalt klären, damit die folgenden Aufgaben gelöst werden können. 2) Du weißt nun, dass es sich bei diesem Zauberspruch um einen Liebeszauber handelt, der Heidelberger Liebeszauber genannt wird. Ein Mann wünscht sich, dass sich eine Frau in ihn verliebt. Wen bittet er dabei um Hilfe und warum? In erster Linie wird die Abendsonne angesprochen. Diese stellt eine Verbindung zwischen den beiden her, denn trotz der räumlichen Ferne können doch beide die Abendsonne sehen und werden von ihren Strahlen berührt. Zusätzlich werden noch Gottes Kinder, Täuflinge, Bücher sowie Weihrauch, Myrrhe, Jungfernkraut und Steinwurz angerufen. 52 3) Übersetze den Zauberspruch gemeinsam mit deiner Sitznachbarin/deinem Sitznachbarn. Bitte deine Lehrperson um Hilfe, wenn du dir bei manchen Wörtern nicht sicher bist. Du kannst auch wieder das Wörterbuch verwenden. Bestimme anschließend die einzelnen Bausteine des Zauberspruchs und schreibe sie direkt neben die entsprechenden Zeilen. Übersetzung: Sei Gott willkommen, du liebe Abendsonne! Du strahlst auf meine Herzenswunde, du strahlst auf ihr Bett und auf ihren Arm und ihren warmen Atem und in ihre Trübheit, sodass ich ihr zum Herzen einziehe durch ihre Lunge und Leber, durch ihr Fleisch und Blut: Sie möge mir mehr als allen anderen Männern zugetan und mir allein geweiht sein! Dazu sollen mir alle Kinder verhelfen, die bei Gott im Himmel sind, und alle Täuflinge und alle die Bücher, die Gott selbst erschaffen hat, und der Weihrauch und die Myrrhe und das Jungferngras und die Steinwurz und alles, was Frau Sonne beschienen hat. Bausteine: Ba: Nennung der Geliebten (ir) Ad: Abendsonne, Gottes Kinder, Täuflinge, Bücher, Pflanzen Be: Sie möge mir mehr als allen anderen Männern zugetan und mir allein geweiht sein. 4) Warum verwenden Menschen Liebeszauber? Was will man damit bezwecken? Gibt es verschiedene Arten von Liebeszaubern? Bist du der Meinung, dass ein Liebeszauber etwas Gutes ist? Überlege zuerst mit deiner Sitznachbarin/deinem Sitznachbarn, wie ihr über diese Fragen denkt. Macht euch Notizen dazu und diskutiert sie anschließend in der Klasse. Hier soll bereits zur Frage hingeführt werden, ob Liebeszauber zur Schwarzen oder Weißen Magie zählen. 5) In der Welt der Zauberei unterscheidet man zwischen Weißer und Schwarzer Magie. Weiße Magie: Mit Weißer Magie will man Gutes in der Welt bewirken, indem man beispielsweise jemanden heilt oder Frieden stiftet. Schwarze Magie: Schwarze Magie wird auch als Schadenzauber bezeichnet, da man hier durch Zauberei Schaden stiften möchte und in erster Linie rücksichtslos eigennützige Ziele verfolgt. Nenne Beispiele für Weiße und Schwarze Magie. Du kannst auch im Internet recherchieren, ob du dazu etwas findest. 53 Warum werden Liebeszauber eher zur Schwarzen Magie gezählt als zur Weißen? Was darf ein Liebeszauber nicht beinhalten, damit er als Weiße Magie gelten kann? Der Unterschied zwischen den beiden Kategorien dürfte den SuS bekannt sein. Daher werden sie das eine oder andere Beispiel nennen können, was eine Internetrecherche nicht unbedingt notwendig macht. Mit dem Hinweis, dass Liebeszauber in erster Linie zur Schwarzen Magie zählen, da man nur das eigene Glück anstrebt, indem man den Willen eines anderen bricht, überdenken sie ihre Argumente der vorigen Frage noch einmal. Weiße Magie wäre es nur dann, wenn man beispielsweise Glück für eine bereits bestehende Ehe ersehnt, u.Ä. E1) Verfasse nun selbst einen Liebeszauber, der eindeutig der Weißen Magie entspricht. Dabei musst nicht du selbst die Person sein, die sich die Liebe einer anderen wünscht. Du kannst dir dabei auch für zwei andere Menschen Liebesglück herbeizaubern. Verwende dafür die einzelnen Bausteine und Stilmittel, die du bereits kennengelernt hast. Die Schwierigkeit hier besteht wahrscheinlich darin, einen Spruch zu verfassen, der wirklich der Weißen Magie zuzuordnen ist. Das ist aber ein Problem, das noch weiter diskutiert werden kann. E2) Im Heidelberger Liebeszauber werden 4 Pflanzen genannt: Weihrauch, Myrrhe, Jungfernkraut und Steinwurz. Recherchiere im Internet, was diese Pflanzen für angebliche magische Wirkkräfte besitzen und wofür sie eingesetzt wurden/werden. Versuche auch noch weitere Zauberpflanzen zu finden, die häufig für Liebeszauber verwendet wurden! Für diesen Zauberspruch relevante Wirkungen: Myrrhe ist empfängnisfördernd, Steinwurz regt den Sexualtrieb an, Weihrauch vertreibt böse Geister (hier vielleicht böse Gedanken?), Jungfernkraut hat keine spezielle Wirkung für diesen Kontext, der Name dürfte aber für sich sprechen. E3) Was wäre ein richtiger Zauber ohne passenden Zaubertrank!? Asterix und Obelix beziehen ihre Kräfte schließlich auch aus einem riesigen Topf, der mit der Zaubermixtur gefüllt ist, die der Druide Miraculix herstellt. Obwohl das Rezept geheim ist, versuche herauszufinden, welche Zutaten Miraculix für seinen Zaubertrank verwendet! 54 Da du bereits einiges über Zauberpflanzen und Zaubertränke weißt, denke dir nun ein eigenes Rezept aus, das deinen zuvor verfassten Zauberspruch ergänzt. Überarbeite diesen und baue Pflanzen sowie das Rezept für deinen eigenen Zaubertrank ein. Im Internet findet man via Google leicht spezielle Seiten, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, diese Zutaten zu sammeln. Eine vollständige Liste existiert allerdings nicht. Anschließend sollen die SuS ihre eigenen Texte noch einmal überarbeiten und mit Pflanzen und Rezepturen versehen. Dabei dürfen sie nicht auf die Bausteine vergessen! 55 Thema 4: Liebe & Weiße vs. Schwarze Magie Sekundarstufe II 1) In der Welt der Zauberei unterscheidet man zwischen Weißer und Schwarzer Magie. Weiße Magie: Mit Weißer Magie will man Gutes in der Welt bewirken, indem man beispielsweise jemanden heilt oder Frieden stiftet. Schwarze Magie: Schwarze Magie wird auch als Schadenzauber bezeichnet, da man hier durch Zauberei Schaden stiften möchte und in erster Linie rücksichtslos eigennützige Ziele verfolgt. Nenne einige Beispiele für Weiße und Schwarze Magie! Du kannst auch im Internet recherchieren, was du zu diesen beiden Themen findest. Die Internetrecherche wird hier nicht unbedingt notwendig sein, da die SuS diese Unterscheidung wahrscheinlich bereits kennen und genügend Beispiele nennen können. 2) Welcher dieser beiden Kategorien entspricht der Liebeszauber? Begründe deine Antwort und stelle dir dabei auch die Frage, wozu Liebeszauber überhaupt eingesetzt werden. Im Normalfall sind Liebeszauber zur Schwarzen Magie zu zählen, da man nur für sich selbst Gutes bewirken will, indem man den Willen eines anderen Menschen zu brechen versucht. Ausnahmen sind beispielsweise Sprüche, die Glück für eine bestehende Ehe oder Ähnliches ersehnen. 3) Vor dir siehst du das Faksimile des Ersten Heidelberger Liebeszaubers sowie die Transliteration dazu. Als TRANSLITERATION bezeichnet man die buchstabengetreue Übertragung eines Textes, in diesem Fall die Übertragung aus einem Faksimile in eine für uns leichter lesbare Schrift. Wo genau auf dem Faksimile befindet sich der Spruch? Versuche, ihn mithilfe der Transliteration zu entziffern. Schreibe dir auch Wörter heraus, deren Sinn dir nicht klar ist und recherchiere deren Bedeutung (z.B. in diesem Wörterbuch). Biß gotwilkum, du liebeu abentsun! du scheinst mir in meins herczen wund, du scheinst mir an ir bett und an irn arm und an iren atom warm und an ir trüb, das ich ir zum herczen ziech durch ir lungen und ir leber, durch ir flayisch und ir plut: dy sey mir fur all man gut, und fur mein lib müßestu versegnot sein! das helfen mir 56 allu die kint, die in gottes himel sind und alle die westserparn und alle die buch, die got selber schuff, und der wyrach und der mirrach und der maidflachs und die stainwurtz und die die fraw sunn selber uberschin. Das Faksimile dieses Zauberspruchs ist besonders schwer zu entziffern. Deshalb geht es hier in erster Linie um den Versuch sowie das Wissen, wie ein Faksimile aussehen kann. Mithilfe des Online-Wörterbuchs sollten die SuS einige Wörter übersetzen können. Gerade hier sind sie aber sicher auf die Hilfe der Lehrperson angewiesen, da man die Wörter etwas abwandeln oder abteilen muss, um sie im Wörterbuch zu entdecken. Viele Wörter werden für die SuS nicht auffindbar sein. Übersetzung: s.u. 4) Was bedeutete Liebe im Mittelalter? Wie ging die Partnerwahl vonstatten und welche Rolle spielte die Frau in der damaligen Zeit? Stelle zuerst Vermutungen an und recherchiere diese Fragen anschließend im Internet. Schreibe deine Antworten stichwortartig auf. Hier geht es besonders um die Rolle der Frau und den Vergleich zur heutigen Zeit: Für uns ist eine selbstbestimmte Partnerwahl zum Normalfall geworden. Im Mittelalter (bzw. auch heute in vielen Kulturen) ist das nicht der Fall. Diese Fragestellung bietet viel Diskussionsstoff! 5) Du siehst hier die Übersetzung des Ersten Heidelberger Liebeszaubers. Lies ihn dir durch und behalte dabei deine Antworten der vorigen Aufgabe im Hinterkopf. Sei Gott willkommen, du liebe ´Abendsonne´! Du strahlst auf meine Herzenswunde, du strahlst auf ihr Bett und auf ihren Arm und ihren warmen Atem und in ihre Trübheit, sodass ich ihr zum Herzen einziehe durch ihre Lunge und Leber, durch ihr Fleisch und Blut: Sie möge mir mehr als allen anderen Männern zugetan und mir allein geweiht sein! Dazu sollen mir alle Kinder verhelfen, die bei Gott im Himmel sind, und alle Täuflinge und alle die Bücher, die Gott selbst erschaffen hat, und der Weihrauch und die Myrrhe und das Jungferngras und die Steinwurz und alles, was Frau Sonne beschienen hat. Würdest du diesen Zauberspruch eher zur Weißen oder zur Schwarzen Magie zählen? Begründe deine Antwort. Durch die vorangehende Diskussion über Liebe und den Rang der Frau im Mittelalter lesen die SuS den Zauberspruch bereits mit einer anderen Erwartungshaltung. Die positive und romantische Stimmung weicht einer eher skeptischen und kritischen, was sich auch auf die Beantwortung dieser Frage auswirken wird. 57 E1) Die Liebe stellt besonders heute noch ein Phänomen dar, das unseren Verstand übersteigt, auf das wir aber dennoch Einfluss ausüben wollen. Aus diesem Grund finden sich zahlreiche Liebeszauber in Büchern und auf Websites, die speziell auf diese Thematik abzielen. Recherchiere nun im Internet und suche solche Websites. Wähle dir einen der darin vorhandenen Zaubersprüche aus und vergleiche ihn mit dem Ersten Heidelberger Liebeszauber. Beachte dabei auch die Pflanzen und etwaige Rezepturen oder Handlungsanweisungen, die darin vorkommen. Welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten kannst du feststellen? Ziehe dazu die Bausteine heran, die du bereits kennengelernt hast. Die SuS sollen sich hier einen konkreten Zauberspruch aussuchen und diesen dem Heidelberger Liebeszauber gegenüberstellen. Besonders achten sollen sie auf allfällige Unterschiede und Ähnlichkeiten bezüglich Aufbau, Inhalt, Rezepte, Pflanzen, Intention, Weiße oder Schwarze Magie, etc. Auch soll ihnen dadurch die Aktualität dieses Themas bewusst werden sowie die unglaubliche Fülle an Liebeszaubern im Internet. E2) Nimm nun die übersetzte Version des Ersten Heidelberger Liebeszaubers und versuche diesen zu modernisieren, indem du ihn neu schreibst. Stelle dir dabei folgende Fragen: Wen würde man heute anrufen und um Hilfe bitten? Wie wahrscheinlich ist heute ein christlicher Kontext des Zauberspruchs? Welche Pflanzen würdest du heute wählen? Wie würdest du die Sprache verändern, damit der Zauberspruch moderner wirkt? Hier sollen die SuS einen ihnen fremden Text bearbeiten, somit auch beurteilen und ihn modernisieren. Sie sollten sich dabei relativ nah an der Vorlage halten, wenn es um Länge und Aufbau geht (Bausteine: Ba durch die Nennung der Geliebten, Be bei Sie möge mir mehr als allen anderen Männern zugetan und mir allein geweiht sein, Ad durch die Nennung der Abendsonne, der Mächte des Himmels sowie die Pflanzen). 58 Thema 4: Liebe & Weiße vs. Schwarze Magie Vertiefende Anregungen Beide Sekundarstufen Aufgrund der im Zauberspruch vorkommenden Pflanzen würde sich fächerübergreifender Unterricht mit Biologie anbieten: Hier könnte genauer geklärt werden, um welche Pflanzen es sich tatsächlich handelt und welche Wirkung diese besitzen bzw. wofür sie eingesetzt wurden und wofür sie auch heute noch immer dienlich sind. 59 Thema 5: Name und Identität Informationsmaterial Die Angst vor dem Teufel und dem damit verbundenen Bösen in der Welt wird bereits im Informationsmaterial zu Thema 3: Das Böse und der Teufel genau dargestellt. Diese Angst vor dem ewigen Versucher und Verführer, der die Menschen vom rechten Weg abbringen und mit sich in den Abgrund reißen will, zeigt sich bereits im Ritual der Taufe: Im Taufritus geht es in erster Linie um die Aufnahme des Menschen in die Gemeinschaft der Kirche, aber ein weiterer bedeutender Punkt, der sich im gesprochenen Taufgelöbnis äußert, ist die Absage an den Teufel und das Bekenntnis des Glaubens an Gott: Man will dadurch verhindern, dass der Teufel vom Täufling Besitz ergreift. So gesehen ist ein Taufgelöbnis natürlich nicht zu den Zaubersprüchen zu zählen. Diese Absage an den Teufel stellt allerdings eine Art der Teufelsaustreibung dar, die der Sprecher im althochdeutschen Taufgelöbnis (mit Unterstützung eines Geistlichen) an sich selbst durchführt. Formal zeigen sich ebenso einige Ähnlichkeiten zwischen Taufgelöbnis und Zauberspruch: So muss auch ein Taufgelöbnis laut ausgesprochen werden und ist mit bestimmten Ritualen verbunden, darunter das (lateinisch überlieferte) Austreibungsritual des Aushauchens, wie es uns für das Fränkische Taufgelöbnis überliefert ist. Es lautet: Deinde exsuFFLas in Faciem eiustem & dices. Exi ab eo […]. Hierbei handelt es sich um eine zweite Überlieferung, die uns nur noch als neuzeitliche Abschrift vorliegt, da die Handschrift selbst verloren gegangen ist. Darin wird die Anweisung gegeben, dem Täufling ins Gesicht zu blasen, um den Teufel gleichsam ´wegzupusten´. Die darauffolgenden Zeilen (Exi ab eo […] – Übersetzung in den Löungsblättern) finden sich so auch in der uns vorliegenden Überlieferung des Fränkischen Taufgelöbnisses und verweisen eindeutig auf eine exorzistische Handlung: Der Teufel solle aus dem Menschen entweichen und somit Raum für Gott schaffen. Daraus lässt sich schließen, dass der Teufel bereits vom Menschen Besitz ergriffen habe und nun ´gereinigt´ werden müsse, um ein wahrer templum dei, ein Tempel Gottes werden zu können. Exorzismen sind somit als durchaus ´magische´ Rituale zu interpretieren, zumal sie sehr den Verbannungen und Beschwörungen in anderen Zaubersprüchen ähneln. Das Blasritual (s.o.) aus der verschollenen Handschrift findet sich zwar nicht in den Arbeitsunterlagen, doch die lateinischen Zeilen aus der vorliegenden Überlieferung reichen aus, um den Schülerinnen und Schülern den Exorzismus und somit das eigentlich ´Magische´ an einem Taufgelöbnis näherzubringen. Der Lehrperson steht es frei, ob sie diese mit dem aus nur einem Satz bestehenden Blasritual ergänzen möchte. 60 Das Fränkische Taufgelöbnis ist in derselben Sammelhandschrift der Merseburger Domstiftsbibliothek überliefert wie die Merseburger Zaubersprüche und wird etwa auf das 9. Jahrhundert datiert. Die Positionierung des Textes ist hierbei besonders interessant: Es findet sich inmitten einer Auslegung der Messe in lateinischer Sprache als einziger volkssprachiger Text am Beginn eines Taufrituals, das in Latein verfasst ist. Hier zeigen sich also erste Tendenzen einer beginnenden volkssprachlichen Tradierung. Zu Beginn findet sich dabei die lateinische Zeile interrogatio sacerdotis, die auf das bevorstehende Frage-Antwort-Spiel hinweist. Der Täufling muss zehn Fragen des Priesters beantworten, die ersten drei stellen dabei die Absage vom Teufel dar, die weiteren sieben das Bekenntnis des Glaubens an Gott. Auffallend ist dabei, dass zum Teufel und dem Bösen auch alles Heidnische gezählt wird, was einen missionarischen Hintergrund des Textes vermuten lässt. Dieser passt ferner zur zeitlichen Datierung, ist das Fränkische Taufgelöbnis doch im Rahmen der Christianisierung und der seit Karl dem Großen beginnenden Vereinheitlichung der römischen Liturgie zu sehen. Dieser religiöse Hintergrund (die Absage an den Teufel und die Aufnahme in die kirchliche Gemeinschaft) müssen im Unterricht unbedingt als Hauptaufgaben des Taufritus betont werden, damit der eigentlich gesetzte Fokus dieses Moduls, der auf der Namensgebung sowie der damit verbundenen Identität liegt, nicht als Kern des Taufritus verstanden wird. Besonders wichtig ist dabei die oben beschriebene Unterscheidung zwischen Taufgelöbnis und Zauberspruch, die den Schülerinnen und Schülern nähergebracht werden soll. Sekundarstufe I In beiden Sekundarstufen erfolgt der Zugang über den religiösen Hintergrund des Taufritus, damit klar ist, was sein eigentlicher Sinn und Zweck ist. Durch die Arbeit am Faksimile bzw. an der Transliteration werden die einzelnen Punkte besprochen, die auf die oben erwähnten wichtigen Kernaussagen hinweisen. Der eigentliche Fokus liegt dann auf der Namensgebung, wobei die Schülerinnen und Schüler sich mit ihrem eigenen Namen und dessen Hintergründen näher beschäftigen sollen. Durch Internetrecherche sowie Befragung der Eltern sollen sie nähere Informationen über die Bedeutung und die Herkunft ihres Namens herausfinden und darüber reflektieren. Anschließend folgen zwei kreative Aufgaben, wo die Schülerinnen und Schüler ein Akrostichon bzw. ein Anagramm zu ihrem eigenen oder dem Namen einer 61 Freundin/eines Freundes erstellen müssen. Dadurch wird nicht nur die Kreativität gefördert, es macht ihnen auch Spaß und sie beschäftigen sich dadurch intensiv mit sich selbst, indem sie sich selbst beschreiben müssen bzw. von anderen beschrieben werden. Die letzte Erweiterungsaufgabe soll den Blick noch einmal zurück auf den religiösen Hintergrund lenken. Dabei sollen die Schülerinnen und Schüler recherchieren, inwiefern in anderen Religionen die Aufnahme in die religiöse Gemeinschaft erfolgt bzw. die Namensgebung relevant sind. Sekundarstufe II In der Sekundarstufe II erfolgt der Zugang auf dieselbe Weise wie auch in der Sekundarstufe I. Auf die Recherche der Bedeutung und Herkunft des eigenen Namens folgt allerdings eine intensive Reflexionsphase über den Zusammenhang von Name und Identität, die von der Lehrperson individuell – schriftlich oder mündlich – gestaltet werden kann. (Näheres dazu auf dem Lösungsblatt sowie in den vertiefenden Anregungen.) Der Abschluss ist von spielerischer und kreativer Natur und besteht – wie in der Sekundarstufe I – aus dem Verfassen eines Akrostichons und eines Anagramms. Für diese Sekundarstufe gibt es noch eine zusätzliche Erweiterungsaufgabe. Dabei soll ein Artikel auf orf.at gelesen werden, in dem darüber berichtet wird, dass die Kirche von England den Teufel aus ihrem Taufgelöbnis verbannt hat. Die Schülerinnen und Schüler überlegen sich auf der Grundlage dieses Artikels, welche Konsequenzen diese Entscheidung für das Magische am Taufgelöbnis mit sich bringt (siehe Arbeitsblätter). Für den Fall, dass dieser Artikel aus dem Internet verschwinden bzw. unter diesem Link nicht mehr abrufbar sein sollte, findet er sich zusätzlich auf der nachfolgenden Seite. 62 Kirche von England verbannt „Teufel“ aus Taufritus Während die Entscheidung der Kirche von England für Frauen im Bischofsamt große Aufmerksamkeit erregte, blieb eine weitere Reform weitgehend unbeachtet: Der Teufel wurde aus dem Taufritus verbannt. Bei ihrer Generalsynode von 11. bis 15. Juli in York entschied die Mutterkirche der anglikanischen Weltgemeinschaft nicht nur in der lange diskutierten Frage der Bischöfinnen, sondern stimmte auch einem neu formulierten und vereinfachten Taufritus zu. Viele Priester hätten den traditionellen Ritus für unnötig komplex gehalten und befürchtet, dass er Menschen, die nicht regelmäßig Gottesdienste besuchen, verwirren könnte, berichtet das US-amerikanische „Religion News Service“ (RNS). Im bisher verwendeten Ritus mussten Taufpaten unter anderem zum Wohle der Getauften „dem Teufel und allen seinen Werken“ widersagen. Die neue Formulierung, die bereits am Sonntag von einer überwältigenden Mehrheit abgesegnet wurde, verlange von Eltern und Paten stattdessen, dass sie „sich von der Sünde abwenden“ („turn away from sin“) und „das Böse zurückweisen“ („reject evil“). Kritik von Traditionalisten Bei Traditionalisten stößt die Entscheidung laut RNS auf Kritik. Peter Stanfrod, Autor des Buches „The Devil: A Biography“, verwies beispielsweise am Dienstag gegenüber der BBC auf die zahlreichen ausgebildeten Exorzisten der Kirche und fragte sich, was die nun zu tun hätten, wenn man den Teufel nicht mehr erwähnen wolle. „Sagen wir jetzt, dass der Teufel nur ein Symbol und nicht real ist? Und wenn ja: Was ist dann mit Gott?“, so der Autor. Bischof Robert Paterson sieht in der Änderung dagegen keine Verwässerung. „Wir wissen alle, dass der Teufel für viele Menschen zu einer cartoon-artigen Figur ohne bestimmte Bösartigkeit geworden ist“, so der Bischof. Auch in der katholischen Kirche war der Teufel zuletzt Thema: Anfang Juli wurde die International Association of Exorcists (IAE) vom Vatikan kirchenrechtlich anerkannt - mehr dazu in Vatikan erkennt internationalen Exorzistenverein an. Auch Papst Franziskus spricht immer wieder direkt vom Teufel, wobei dies wohl zu einem großteil dem generell anderen Sprachgebrauch in Südamerika zuzuschreiben ist. Publiziert am 16.07.2014 religion.ORF.at. URL: http://religion.orf.at/stories/2658052/) [09.08.2014] 63 Thema 5: Name und Identität Sekundarstufe I 1) In der christlichen Glaubensgemeinschaft wird man kurz nach der Geburt getauft. Welche Gründe fallen dir dafür ein? Was ist der Hintergrund der Taufe? Hier ist es besonders wichtig, dass die Lehrperson darauf verweist, dass die Namensgebung nicht der Kern der Taufe ist. In früheren Zeiten wurde der eigene Name noch weit weniger mit der Identität verbunden, als das heute der Fall ist. Häufig wurden Namen vergeben, die in der Familie üblich waren, oder man stellte die Kinder damit unter den Schutz eines bestimmten Heiligen. Die Hauptaufgabe der Taufe besteht auch heute noch in der Aufnahme des Menschen in eine Glaubensgemeinschaft. 2) Bei der Taufe kann ein Säugling noch nicht selbst sprechen, deshalb spricht der Taufpate für ihn das Taufgelöbnis, wobei er die Fragen des Priesters beantworten muss. Bei der Firmung kann der Jugendliche bereits selbst sprechen und antworten. Um welche Fragen handelt es sich hierbei? Das Taufgelöbnis besteht aus zwei Hauptbereichen: Der Absage vom Teufel und dem Glaubensbekenntnis. Das Frage-Antwort-Spiel (im Fränkischen Taufgelöbnis sind es 10 Fragen) ist folgendermaßen aufgebaut: Widersagst du dem Teufel und allem Bösen? – Ich widersage. etc. Glaubst du an Gott, den allmächtigen Vater? – Ich glaube. etc. 3) Auf der folgenden Seite siehst du nun das Fränkische Taufgelöbnis, das aus dem 9. Jahrhundert stammt. Wie der Name schon verrät, handelt es sich hier um keinen Zauberspruch. Auf Unterschiede und Ähnlichkeiten wird aber später noch hingewiesen werden. Du weißt nun in etwa, wie die Fragen aussehen, die der Priester dem Täufling stellt, und welche Antworten von diesem erwartet werden. Lies das Fränkische Taufgelöbnis aufmerksam durch und versuche, die Fragen und Antworten zu finden! Die Antworten sind hier unterstrichen, die Übersetzung ist auf der folgenden Seite zu finden: Interrogatio sacerdotis. Forsahhistu unholdun? Ih fursahu. Forsahhistu unholdun uuerc indi uuillon? Ih fursahhu. Frosahhistu allem them bloustrum indi den gelton indi den gotum thie im heidene man zu bluostrum indi zu geldom enti zi gotum habent? Ih fursahhu. Gilaubistu in got fater almahtigan? Ih gilaubu. 64 Gilaubistu in Christ gotes sun neríenton? Ih gilaubu. Gilaubistu in heilagan geist? Ih gilaubu. Gilaubistu einan got almahtigan in thrinisse inti in einisse? Ih gilaubu. Gilaubistu heilaga gotes chirichun? Ih gilaubu. Gilaubistu thuruh taufunga sunteono forlaznessi? Ih gilaubu. Gilaubistu lib after tode? Ih gilaubu. Exorcizatur malignus spiritus ut exeat et recedat dans locum deo. Exi ab eo Spiritus iNmunde et Redde honorem deo uiuo et ureo. Accipe signum crucis christi tam in fronte quam in corde. Sume fidem caelestium preceptorum. Talis esto moribus ut templum dei Hier findest du einige Hinweise für die Übersetzung des Textes, die Wörter und ihre Übersetzungen sind allerdings auseinandergeraten. Verbinde die zusammengehörigen Paare und versuche mit diesen Hilfen den Text zu übersetzen! Sieh dir dabei auch die lateinischen Zeilen an. Du musst sie nicht Wort für Wort übersetzen, überlege dir aber, worum es dabei gehen könnte! Im Deutschunterricht ist es wahrscheinlich weniger sinnvoll, die SuS auch die lateinischen Passagen übersetzen zu lassen. In der Version für die Lehrperson (s.u.) ist diese Übersetzung aber vorhanden und sollte unbedingt in die weitere Bearbeitung einbezogen werden! In diesen Zeilen vollzieht sich nämlich das eigentlich Magische: der Exorzismus. (Für Näheres siehe Informationsblätter oder Vertiefende Anregungen) Übersetzung: Widersagst du dem Teufel? – Ich widersage. Widersagst du dem Werk und dem Willen des Teufels? – Ich widersage. Widersagst du allen Opfergaben, Opfern und Göttern, die bei den Heiden als Opfergaben, Opfer und Götter gelten? – Ich widersage. Glaubst du an Gott, den allmächtigen Vater? – Ich glaube. Glaubst du an Christus, Gottes Sohn, den Erlöser? – Ich glaube. 65 Glaubst du an den Heiligen Geist? – Ich glaube. Glaubst du an einen allmächtigen Gott in Dreiheit und Einheit? – Ich glaube. Glaubst du an die Kirche des heiligen Gottes? – Ich glaube. Glaubst du an die Vergebung der Sünden durch die Taufe? – Ich glaube. Glaubst du an ein Leben nach dem Tode? – Ich glaube. Vertreibe den bösen Geist und lasse Raum für Gott. Entfahre ihm, du unreiner Geist, und lobe Gott, den Lebendigen und einzig Wahren. Bewahre das Zeichen des Kreuzes Christi sowohl im Kopf als auch im Herzen. Habe Vertrauen in den himmlischen Lehrer. Nur so kann man zum Tempel Gottes werden. 4) Nimm nun das Faksimile des Textes zur Hand. Was fällt dir dabei auf? Natürlich handelt es sich bei einem Taufgelöbnis nicht um Zauberei. Welche Ähnlichkeiten und Unterschiede fallen dir auf, wenn du das Fränkische Taufgelöbnis mit einem Zauberspruch vergleichst? Was hier auffallen sollte ist die unglaublich gute Qualität des Faksimiles und die geregelte Schrift, die offensichtlich von einem professionellen Schreiber stammt und sehr gut lesbar ist. Da diese Abbildung schwarz-weiß ist, erkennt man die farbliche Gestaltung leider nicht. Diese würde ansonsten folgendermaßen aussehen: Die Anfangsbuchstaben, die Antworten und die lateinischen Zeilen sind in Rot verfasst, alles andere in Schwarz. Die in der Transliteration kursiv gesetzten Buchstaben sind im Faksimile ausgespart. Was aus diesem Faksimile nicht sonderlich gut hervorgeht, aber zu erahnen ist, da die Einleitung lateinisch ist sowie die Zeilen danach: Dieser Text stammt aus einer lateinischen Messe, wobei das Fränkische Taufgelöbnis der einzige nicht-lateinische Abschnitt darin ist, was für den Beginn der Volkssprache auch im liturgischen Bereich spricht! Ähnlichkeiten und Unterschiede: Ähnlichkeiten zeigen sich v.a. formal. So muss auch ein Taufgelöbnis laut gesprochen werden und ist mit Ritualen verbunden! Das ´Magische´ daran zeigt sich zum einen durch die Absage an den Teufel als einer Art Teufelsaustreibung, die der Täufling selbst an sich durchführt, zum anderen insbesondere an den lateinischen Zeilen, die eindeutig einen Exorzismus darstellen und vom Priester gesprochen werden. Exorzismen sind durchaus als magische Praktiken zu sehen, da sie etwaigen Zauberritualen sehr ähneln, allerdings theologisch und dogmatisch fundiert sind. Das Thema Exorzismus könnte hier mit den SuS thematisiert werden (siehe vertiefende Anregungen). 5) Bei dem Ritus der Taufe wird man auf einen bestimmten Namen getauft. Weißt du, warum dir deine Eltern gerade diesen Vornamen gegeben haben? Gibt es vielleicht eine Geschichte dazu? Frage nach und finde es heraus! 66 Du kannst deine Eltern auch fragen, woher dein Nachname kommt! Viele Nachnamen haben eine lange Vorgeschichte und sind z.B. mit einem Beruf oder einem bestimmten Ort verbunden. Woher kommen dein Vor- und dein Nachname? Recherchiere im Internet über deren Herkunft, Bedeutung und Verbreitung! Hilfreiche Websites könnten diese sein: Vorname, Vorname. Hier kann man den SuS den Auftrag erteilen, ihre Eltern nach diesen Informationen zu fragen, um sie in der darauffolgenden Stunde zu besprechen. Die drei angegebenen Websites können für die Recherche verwendet werden, die SuS können aber auch selbst via Google nach ihren Namen suchen. Die Wahrscheinlichkeit ist nämlich sehr groß, dass nicht alle auf diesen Websites vorhanden sind! Die SuS können sich dann überlegen, was das nun für sie bedeutet und ob sie eine Verbindung der Bedeutung ihres Namens zu ihrer Identität herstellen können. E1) Nimm nun dein Heft oder ein Blatt Papier und fertige mit deinem Namen ein AKROSTICHON an. Schreibe dazu alle Buchstaben deines Namens untereinander und bilde damit Sätze, die dich beschreiben. Hier findest du ein Beispiel für ein Akrostichon: A K R O S T I C H O N krostichon kommt aus dem Griechischen und bedeutet Vers oder Zeile. önnte auch euch Spaß machen! ichtig lustig ist es, wenn du damit eine andere Person beschreiben musst, der du nimmst deinen eigenen Namen und beschreibst dich selbst. chön sieht es auch, wenn du dich bemühst und Farben benutzt! heoretisch kannst du auch nur einzelne Wörter verwenden und keine ganzen Sätze. nteressant ool at mir schon immer viel Spaß gemacht! rdentlich sollte es schon aussehen… utze deine Kreativität! Diese Erweiterungsaufgabe soll den SuS zum einen Spaß machen, zum anderen sollen sie sich dadurch auch mit sich selbst auseinandersetzen und überlegen, wie sie sich selbst beschreiben würden. Spannend ist es hier besonders, wenn man liest, wie jemand anderes einen beschreiben würde. E2) Eine weitere Möglichkeit, mit deinem Namen zu spielen, ist ein ANAGRAMM. Dabei versuchst du, die einzelnen Buchstaben in deinem Namen zu vertauschen, sodass ein neues Wort entsteht. Hier einige Beispiele für Anagramme: 67 Chefsachen Stefan Ferien = = = Schaefchen Fasten feiern Du siehst also, dass du nicht unbedingt alle Buchstaben umstellen musst! Versuche es nun mit deinem Namen oder dem einer Klassenkameradin/eines Klassenkameraden! Auch hier ist der Zugang in erster Linie spielerisch. Wenn man etwas kreativ ist, ergeben sich sehr lustige und treffende Ergebnisse! E3) Die Namensgebung des Kindes ist nicht die Hauptaufgabe der Taufe, in erster Linie geht es dabei um die Aufnahme als neues Mitglied in eine Glaubensgemeinschaft. Wie läuft dieses Aufnahmeverfahren in anderen Religionen ab? Gibt es so etwas im Islam, Buddhismus, Hinduismus oder Judentum überhaupt? Vielleicht wissen einige aus eurer Klasse darüber Bescheid! Recherchiert dazu im Internet! Hier soll noch einmal auf den eigentlichen religiösen Hintergrund verwiesen werden. Der Fokus liegt in diesem Modul zwar auf der Namensgebung, den SuS muss aber bewusst sein, dass dies nicht die Hauptaufgabe des Taufritus darstellt! Man kann dennoch darauf verweisen, inwiefern die Namensgebung in anderen Religionen relevant ist. Will man diesen Bereich intensiver betrachten, sind durchaus auch Referate vorstellbar. 68 Thema 5: Name und Identität Sekundarstufe II 1) Beim Taufritus stellt der Priester Fragen, die vom Paten/von der Patin des Kindes stellvertretend beantwortet werden, da es selbst noch nicht sprechen kann. Bei der Firmung kann der/die Jugendliche bereits für sich selbst sprechen. Um welche Fragen handelt es sich hierbei und wie werden diese beantwortet? Ein Taufgelöbnis besteht aus zwei Hauptbereichen: Der Absage an den Teufel und dem Glaubensbekenntnis. Das Frage-Antwort-Spiel (im hier behandelten Fränkischen Taufgelöbnis sind es 10 Fragen) ist folgendermaßen aufgebaut: Widersagst du dem Teufel und allem Bösen? – Ich widersage. etc. Glaubst du an Gott, den allmächtigen Vater? – Ich glaube. etc. 2) Betrachte nun das Faksimile des Fränkischen Taufgelöbnisses. Es stammt etwa aus dem 9. Jahrhundert und ist noch sehr gut erhalten. Was kannst du darauf entziffern? Was hier auffallen sollte ist die unglaublich gute Qualität des Faksimiles und die geregelte Schrift, die offensichtlich von einem professionellen Schreiber stammt. Da diese Abbildung schwarz-weiß ist, kann man die farbliche Gestaltung leider nicht erkennen. Diese sieht folgendermaßen aus: Die Anfangsbuchstaben, die Antworten und die lateinische Einleitungszeile sind in Rot verfasst, alles andere in Schwarz. Was aus diesem Faksimile nicht sonderlich gut hervorgeht, aber zu erahnen ist, da die Einleitung lateinisch ist sowie die Zeilen danach: Dieser Text stammt aus einer lateinischen Messe, wobei das Fränkische Taufgelöbnis der einzige nicht-lateinische Abschnitt ist, was für den Beginn der Volkssprache auch im liturgischen Bereich spricht! 3) Auf der folgenden Seite siehst du nun den ganzen Text des Fränkischen Taufgelöbnisses. Kannst du das Faksimile mit diesem Hinweis leichter lesen? Vergleiche die beiden Textvarianten miteinander. Interrogatio sacerdotis. Forsahhistu unholdun? Ih fursahu. Forsahhistu unholdun uuerc indi uuillon? Ih fursahhu. Frosahhistu allem them bloustrum indi den gelton indi den gotum thie im heidene man zu bluostrum indi zu geldom enti zi gotum habent? Ih fursahhu. Gilaubistu in got fater almahtigan? Ih gilaubu. Gilaubistu in Christ gotes sun neríenton? Ih gilaubu. Gilaubistu in heilagan geist? Ih gilaubu. Gilaubistu einan got almahtigan in thrinisse inti in einisse? Ich gilaubu. 69 Gilaubistu heilaga gotes chirichun? Ih gilaubu. Gilaubistu thuruh taufunga sunteono forlaznessi? Ih gilaubu. Gilaubistu lib after tode? Ih gilaubu. Exorcizatur malignus spiritus ut exeat et recedat dans locum deo. Exi ab eo Spiritus iNmunde et Redde honorem deo uiuo et ureo. Accipe signum crucis christi tam in fronte quam in corde. Sume fidem caelestium preceptorum. Talis esto moribus ut templum dei Auffallen sollte hier besonders die farbliche Gestaltung, die in der Transliteration nicht mehr vorhanden ist, und den Text dadurch etwas unübersichtlicher macht. Ebenso sollten die SuS bemerken, dass die Zeilen ganz anders angeordnet und die Wörter teilweise nicht ganz ausgeschrieben (in der Transliteration kursiv gesetzt) sind. Versucht nun zu zweit das Taufgelöbnis zu übersetzen. Einige Wörter sind als Hilfe angegeben: Interrogatio sacerdotis = bloutstrum gelton im heidene neríenton sunteono forlaznessi = = = = = lateinische Einleitung, die bereits erklärt, dass der stellen wird, die beantwortet werden müssen Opfergaben Opfer im Heidentum Erlöser Vergebung der Sünden Im Deutschunterricht sollte man die SuS nur die volkssprachlichen Passagen übersetzen lassen. Die anschließenden lateinischen Zeilen sind aber in der Übersetzung für die Lehrperson angegeben und sollten in die weitere Bearbeitung unbedingt miteinbezogen werden. Besonders sollte man die SuS darauf hinweisen, dass es sich dabei um den eigentlich magischen Teil des Zauberspruches handelt: den Exorzismus (für Näheres siehe Informationsblatt bzw. Vertiefende Anregungen). Übersetzung: Widersagst du dem Teufel? – Ich widersage. Widersagst du dem Werk und dem Willen des Teufels? – Ich widersage. Widersagst du allen Opfergaben, Opfern und Göttern, die bei den Heiden als Opfergaben, Opfer und Götter gelten? – Ich widersage. Glaubst du an Gott, den allmächtigen Vater? – Ich glaube. Glaubst du an Christus, Gottes Sohn, den Erlöser? – Ich glaube. Glaubst du an den Heiligen Geist? – Ich glaube. Glaubst du an einen allmächtigen Gott in Dreiheit und Einheit? – Ich glaube. Glaubst du an die Kirche des heiligen Gottes? – Ich glaube. Glaubst du an die Vergebung der Sünden durch die Taufe? – Ich glaube. Glaubst du an ein Leben nach dem Tode? – Ich glaube. Vertreibe den bösen Geist und lasse Raum für Gott. Entfahre ihm, du unreiner Geist, und lobe Gott, den Lebendigen und einzig Wahren. 70 Bewahre das Zeichen des Kreuzes Christi sowohl im Kopf als auch im Herzen. Habe Vertrauen in den himmlischen Lehrer. Nur so kann man zum Tempel Gottes werden. 4) Wie ihr unschwer erkennen könnt, handelt es sich bei diesem Text um keinen Zauberspruch, sondern um einen rituellen religiösen Text. Welche Unterschiede und Ähnlichkeiten könnt ihr zu den Zaubersprüchen entdecken? Was ist die Hauptaufgabe eines Taufritus? Ähnlichkeiten zeigen sich v.a. formal: So muss auch ein Taufgelöbnis laut gesprochen werden und ist mit Ritualen verbunden! Das ´Magische´ daran findet sich v.a. in der Absage an den Teufel, da dies bereits eine Art der Teufelsaustreibung darstellt, die der Täufling selbst an sich durchführt. Den eigentlichen Zauberspruch bilden aber erst die lateinischen Zeilen, die vom Priester gesprochen werden. Dabei handelt es sich eindeutig um einen Exorzismus. Exorzismen sind durchaus als magische Praktiken zu sehen, da sie etwaigen Zauberritualen sehr ähneln, allerdings theologisch und dogmatisch fundiert sind. Hier sollte man die SuS unbedingt darauf aufmerksam machen und eventuell das Thema Exorzismus näher thematisieren (siehe vertiefende Anregungen). Hier ist es besonders wichtig, dass die Lehrperson darauf verweist, dass die Namensgebung nicht der Kern der Taufe ist. In früheren Zeiten wurde der eigene Name noch weit weniger mit der Identität verbunden, als das heute der Fall ist. Häufig wurden Namen vergeben, die in der Familie üblich waren, oder man stellte die Kinder damit unter den Schutz eines bestimmten Heiligen. Die Hauptaufgabe der Taufe besteht auch heute noch in der Aufnahme des Menschen in eine Glaubensgemeinschaft. 5) Beim Ritus der Taufe wird man auf einen bestimmten Namen getauft. Recherchiere im Internet, woher dein Vorname kommt und was seine Bedeutung ist! Frage auch deine Eltern, warum sie dir gerade diesen Namen gegeben haben. Vielleicht wissen sie auch etwas über die Herkunft eures Nachnamens, dieser ging meist mit einem bestimmten Beruf oder einem Ort einher. Hilfreiche Websites hierfür können sein: Vorname, Vorname Hier kann man den SuS den Auftrag erteilen, ihre Eltern nach diesen Informationen zu fragen, um sie in der darauffolgenden Stunde zu besprechen. Die drei angegebenen Websites können für die Recherche verwendet werden, die SuS können aber auch selbst via Google nach ihren Namen suchen. Die Wahrscheinlichkeit ist nämlich sehr groß, dass nicht alle auf diesen Websites vorhanden sind! 71 6) Unser Name bedeutet uns sehr viel. Auf die Frage „Wer bist du?“ antworten wir mit unserem Namen, und wenn wir deswegen gehänselt werden, kann das sehr verletzend sein. Auch lernen wir die Menschen in unserem Umfeld unter bestimmten Namen kennen und assoziieren diese Namen dann mit gewissen Eigenschaften. So wirst du wahrscheinlich lächeln müssen, wenn du an den Namen deiner besten Freundin/deines besten Freundes denkst, aber ganz andere Gefühle hegen, wenn du einen Namen hörst, der dich an jemanden erinnert, den du nicht so sehr magst. Zudem gibt es Studien darüber, dass Lehrpersonen die Schülerinnen und Schüler in Abhängigkeit von ihrem Namen bewerten; es soll sogar Namen geben, die oft für schlechtere Noten mitverantwortlich sind. Kannst du dir vorstellen, dass das stimmt bzw. warum könnte es so sein? Überlege dir dabei, ob du dich vielleicht anders entwickelt hättest, hätten dir deine Eltern einen anderen Namen gegeben. Wovon hängt die Entscheidung eigentlich ab, welchen Namen man seinem Kind gibt? Könntest du dir irgendeinen anderen Namen vorstellen, der zu dir oder zu deiner besten Freundin/deinem besten Freund passen würde? Diskutiert diese Fragen in der Klasse und macht euch einige Notizen dazu. Die SuS sollten sich hier intensiv mit diesen Fragen auseinandersetzen. Möglich ist es auch, ihnen mehr Zeit für diese Aufgabe zu geben, um eventuell ihre Eltern miteinbeziehen zu können und nach deren Erfahrungen zu fragen. E1) Nimm nun dein Heft oder ein Blatt Papier und fertige mit deinem Namen ein AKROSTICHON an. Schreibe dazu alle Buchstaben deines Namens untereinander und bilde damit Wörter oder Sätze, die dich beschreiben. Hier findest du ein Beispiel für ein Akrostichon: A N N A nna ist mein Name und eigentlich bin ich sehr fröhlich und aufgeschlossen, ur morgens ist mit mir nicht sonderlich gut Kirschen essen. udeln mag ich besonders gern. m Liebsten hab ich meine Freundin Sarah und meinen Hund Dexter. Diese Erweiterungsaufgabe soll den SuS zum einen Spaß machen, zum anderen sollen sie sich dadurch mit sich selbst auseinandersetzen und überlegen, wie sie sich selbst beschreiben würden. Spannend ist es hier besonders, wenn man liest, wie jemand anderes einen beschreiben würde. E2) Eine weitere Möglichkeit, mit deinem Namen zu spielen, ist ein ANAGRAMM. Dabei versuchst du, die einzelnen Buchstaben in deinem Namen so zu vertauschen, dass ein neues Wort entsteht. Hier einige Beispiele für Anagramme: 72 Stefan Ferien Chefsachen = = = Fasten feiern Schaefchen Du siehst also, dass du nicht unbedingt alle Buchstaben umstellen musst! Versuche es nun mit deinem Namen oder dem einer Klassenkameradin/eines Klassenkameraden! Auch hier ist der Zugang in erster Linie spielerisch. Wenn man etwas kreativ ist, ergeben sich sehr lustige und treffende Ergebnisse! E3) In der Kirche von England wurde der Teufel aus dem Taufgelöbnis verbannt. Ließ dir diesen Artikel darüber durch und überlege dir, welche Konsequenzen diese Entscheidung für das Magische an einem Taufgelöbnis haben kann. Mache dir dazu Notizen! Die Entscheidung der Church of England, den Teufel aus dem Taufgelöbnis zu streichen, wurde in den Medien kaum behandelt. Die genaueren Beweggründe und Reaktionen dazu finden sich im Artikel, der zusätzlich auch als Kopie in der Lehrpersonenmappe vorhanden ist. Das Taufgelöbnis verliert durch diese Entscheidung nicht nur den Exorzismus, sondern damit auch alles Magische. Durch den Verzicht auf die Nennung des Teufels erfolgt keine Bannung und somit auch keine Austreibung mehr. Mit den SuS ergeben sich hier vielleicht spannende Diskussionen. 73 Thema 5: Name und Identität Vertiefende Anregungen Sekundarstufe I In den Bereich der Namensforschung können die Eltern besonders intensiv miteinbezogen werden, wenn man die Schülerinnen und Schüler beispielsweise ein Interview erstellen lässt, das mit den Eltern oder Großeltern bzw. sonstigen Verwandten und Bekannten durchgeführt werden kann. Sekundarstufe II Die Umsetzung von Aufgabe 6 wäre noch weitaus umfangreicher möglich, indem man den Schülerinnen und Schülern mehr Zeit für die Bearbeitung gibt. Die Fragen können so in der Klasse diskutiert werden bzw. können sie Informationen von ihren Eltern einholen und anschließend – beispielsweise – eine Erörterung über dieses Thema schreiben. Auch ein Innerer Monolog werdender Eltern, die über die Namensgebung ihres ungeborenen Kindes grübeln, wäre vorstellbar. Beide Sekundarstufen Hier wäre durchaus fächerübergreifender Unterricht mit Religion denkbar: Was hat es genau mit dem Taufritus auf sich? Wie relevant ist die Namensgebung in der Kirche tatsächlich? Wie sehen Aufnahme in die Gemeinschaft und Namensgebung in anderen Religionen aus bzw. welche Relevanz wird diesen Bereichen dort zugeschrieben? Etc. Besonders spannend ist hier auch das Thema Exorzismus, das gemeinsam mit dem Religionsunterricht näher behandelt werden kann. Fächerübergreifender Unterricht mit Latein wäre für beide Sekundarstufen denkbar. Hier könnten die lateinischen Zeilen übersetzt und intensiv behandelt werden. Exorcizatur malignus spiritus ut exeat et recedat dans locum deo. Exi ab eo Spiritus iNmunde et Redde honorem deo uiuo et ureo. Accipe signum crucis christi tam in fronte quam in corde. Sume fidem caelestium preceptorum. Talis esto moribus ut templum dei 74 Thema 6: Wetter Informationsmaterial Wir Menschen sind seit jeher vom Wetter abhängig, besonders in der Landwirtschaft muss man sich auch heute noch nach dem Wetter richten. In unserer Zeit können wir uns allerdings der Meteorologie bedienen und unsere Arbeiten oder Reisen dementsprechend planen, da wir bereits in etwa wissen, ob in den nächsten Tagen die Sonne scheinen oder ob es regnen wird. Im Mittelalter hatten die Menschen diesen Vorteil noch nicht, und obwohl sie bereits Meister in der Wetterbeobachtung waren, blieben sie doch Gewittern, Hagelstürmen, Überflutungen, extremer Kälte oder Trockenheit ausgeliefert. Deshalb haben die Menschen immer schon versucht, via Magie auf das Wetter Einfluss zu nehmen. Überall auf der Welt findet man daher diverse Regentänze und andere magische Rituale, um das Wetter zu beschwören. Wie im körperlich-medizinischen Bereich glaubten die Menschen auch beim Wetter, dass es durch Dämonen, die in der Luft leben, verursacht wurde. Die Wetterbeeinflussung war sogar etwas, das von der Geistlichkeit geduldet und vielfach von Priestern durchgeführt wurde. Die hier behandelte Wetterbeschwörung Contra auram et tempestatem ist in einer Sammelhandschrift der bayerischen Staatsbibliothek in München überliefert und stammt vermutlich aus dem 15. Jahrhundert. Der Text steht direkt in der Mitte auf einem eigenen Blatt und wurde wahrscheinlich vom selben Schreiber verfasst wie der übrige Codex. Der Zauberspruch besteht aus lateinischen und volkssprachlichen Passagen. So ist die Überschrift auf Latein und bildet eine Zweckanweisung: Contra auram et tempestatem (Gegen das Gewitter und das Unwetter). Die letzten beiden Zeilen sind ebenso lateinisch verfasst und signalisieren, dass man den gesamten Spruch drei Mal sprechen soll, inklusive fünf Vaterunser, fünf Glaubensbekenntnissen und fünf Ave Maria. Die fünf Glaubensbekenntnisse sind nur eine Rekonstruktion, da im Original zwei Mal fünf Vaterunser verlangt werden. Da dies aber eher unüblich ist und in der Regel die drei Gebete Paternoster, Credo und Ave Maria angeführt sind, geht man hier von einem Fehler des Schreibers aus. In der letzten Zeile findet sich eine Wirkbestätigung, die darauf verweist, dass ein gewisser Herr Fidericus bestätigen könne, dass der Zauberspruch funktioniere. Ob es sich dabei um den Schreiber selbst, eine ihm bekannte oder vielleicht unbekannte Person handelt, konnte nie geklärt werden. Zu Beginn wird die Geschichte erzählt, als die Juden Jesus im Garten von Gethsemane verhaften wollten, um ihn zu kreuzigen. Als sie ihn aber erkannten, fielen sie vor ihm auf die 75 Knie. Dieser Ausschnitt aus dem Johannesevangelium (Joh 18, 4-6) ist sehr genau übernommen, was auf offensichtliche Bibelkundigkeit des Schreibers schließen lässt. Auf die machtvollen Worte, die Jesus damals sprach, beruft sich nun der Sprecher des Zauberspruchs und will mit der Macht der Worte, mit denen Jesus die Juden in die Knie zwang, das Gewitter bezwingen und an einen weit entfernten Ort verbannen, wo es niemandem mehr schaden kann. Text, Übersetzung und Bausteine finden sich in den Arbeitsblättern. Der Einstieg erfolgt in beiden Sekundarstufen durch eine kurze Reflexion über das Wetter damals und heute. Direkt danach werden sie mit dem Zauberspruch konfrontiert, den sie versuchen sollen, laut zu lesen, um den Inhalt besser verstehen zu können. In beiden Sekundarstufen werden dabei die Bausteine analysiert bzw. die Frage geklärt, warum im Original das Vaterunser, in der Übersetzung aber das Glaubensbekenntnis steht. Sekundarstufe I In der Sekundarstufe I sollen sich die Schülerinnen und Schüler anschließend Gedanken über die Unterschiede zwischen unserem und dem damaligen Reiseverhalten machen: Welchen Gefahren war man im Mittelalter außer dem Wetter noch ausgesetzt? Warum begab man sich auf Reisen und wer konnte sich das überhaupt leisten? Darauf folgen zwei umfangreiche Schreibaufgaben: In der ersten Erweiterungsaufgabe sollen die Schülerinnen und Schüler einen eigenen Wetterzauber mit dazu passendem Ritual verfassen (Bsp.: Ein Regentanz). In der zweiten Aufgabe sollen sie sich vorstellen, sie wären Forscherinnen und Forscher an einer Universität, denen es endlich gelungen ist herauszufinden, wer dieser Herr Fidericus war. Dazu sollen sie eine Email an ihre Forscherkolleginnen und -kollegen schreiben, worin sie von ihrer Entdeckung berichten. Sekundarstufe II In der Sekundarstufe II sehen diese Erweiterungsaufgaben etwas anders aus: In der ersten sollen sie sich vorstellen, sie wären Reporterinnen und Reporter bei einer Zeitung, die nun einen Artikel über diesen Herrn Fidericus verfassen. Dabei ist es ihnen freigestellt, ob sie über den Magier oder doch über den verrückten Scharlatan berichten wollen. Die zweite ist eine Rechercheaufgabe, wo sie sich näher mit der Frage auseinandersetzen sollen, wie sich unser heutiges Reiseverhalten von dem im Mittelalter unterscheidet. In der dritten Aufgabe erhalten sie zwei Zaubersprüche aus dem Film Der Herr der Ringe, die sie mit dem nunmehr bekannten Zauberspruch vergleichen sollen. 76 In beiden Sekundarstufen sollte darauf verwiesen werden, dass die Menschen im Mittelalter nicht vollkommen hilflos waren, sondern wahre Meister der Wetterbeobachtung. So konnten sie bereits anhand des Windes oder der Wolken vorhersagen, ob es an diesem Tag noch regnen würde oder nicht. Auch für Blitz und Donner hatte man Erklärungsversuche parat, die sich nicht so stark von unserem heutigen Wissen unterscheiden, wie man vielleicht meinen würde. Heute haben wir schlichtweg den Vorteil des Wetterberichts, der uns bereits mehrere Tage voraus Sicherheit geben kann. Vielleicht wissen einige Schülerinnen und Schüler über diverse Chemikalien Bescheid, mit denen man Gewitterwolken auflösen kann etc. 77 Thema 6: Wetter Sekundarstufe I 1) Du willst mit deinen Freundinnen/Freunden für ein Wochenende an einen See fahren und dort in Zelten übernachten. Worauf solltet ihr keinesfalls vergessen? Welche Vorkehrungen müsst ihr treffen? Worüber solltet ihr euch unbedingt schon vor der Abreise informieren? Worauf hier in erster Linie abgezielt wird, ist das Wetter: Wenn man einen Camping-Ausflug plant, sollte man den Wetterbericht beachten und die Reise dementsprechend organisieren bzw. sich passend ausrüsten. 2) Heute fällt uns das Planen für Reisen und Ähnliches relativ leicht, da wir uns im Wetterbericht informieren können, ob die Sonne scheint oder ob es doch regnen wird. Im Mittelalter waren die Menschen zwar Meister der Wetterbeobachtung, unsere heutiges Wissen und unsere wissenschaftlichen Methoden hatten sie aber noch nicht. Deshalb waren sie jedem Sturm, jedem Gewitter, Hagel oder Schneefall ausgeliefert. Allerdings glaubten sie daran, dass in der Luft Dämonen und Geister lebten, die das Wetter machten, bzw. dass Gott selbst dafür verantwortlich war. Aus diesem Grund versuchten sie auch hier mit Magie etwas zu bewirken. Solche Wetterzauber finden sich zu jeder Zeit der Menschheitsgeschichte und in allen Kulturen. Ein Beispiel dafür ist die folgende Wetterbeschwörung: Contra auram et tempestatem: ´Ste weter, ste, als dy juden stönden, da sy unßern lieben herren wolten vahenn: czu den sprach Jhesus: ´wen suecht ie?´ ´Wir suechen Jhesum Nazarenum.´Do sprach Jhesus: ´Ich pins.´ do fielen sy nider czw rügkch. Also peut och dir, beter, in der krafft dyser wardt, dy Jhesus selbert gered hat, das du zu rugk valst und dych ze sträst und cherst an dy end und stät, da du chainem menschen schaden pringen magst. Das peut ich dir in dem namen des Vaters, Sun und des heyligen geist. Amen.´ Dic trinies post hoc quinque Pater Noster et quinque Pater Noster et quinque Ave Maria. Probatum est per dominum Fridericum, quando cessit a me. Lest einander den Zauberspruch laut vor und versucht den Inhalt zu verstehen. Welche Sprachen könnt ihr darin erkennen? Worum geht es in der Geschichte, die zu Beginn erzählt wird? Macht euch dazu Notizen. Durch das laute Vorlesen wird der Sinn vieler Wörter klarer. Die Analogieerzählung im ersten Absatz erinnert an die Verhaftung Jesu durch die Juden, bevor er vor Gericht gestellt und gekreuzigt wird. Diese ist sehr wortgetreu aus der Bibel übernommen, was auf einen bibelkundigen Schreiber schließen lässt: Johannes 18,4 – 6: 78 Jesus, der alles wusste, was mit ihm geschehen sollte, ging hinaus und fragte sie: Wen sucht ihr? 5 Sie antworteten ihm: Jesus von Nazareth. Er sagte zu ihnen: Ich bin es. […] 6 Als er zu ihnen sagte: Ich bin es!, wichen sie zurück und stürzten zu Boden. Hier könnte man die SuS auch eine Bibel zur Hand nehmen lassen, um zu überprüfen, wie genau die Bibelstelle übernommen wurde. 3) Hier siehst du die Übersetzung dieses Wetterzaubers. Er ist bereits in seine Bausteine zerlegt worden, diese müssen aber erst geordnet und in die passende Reihenfolge gebracht werden, indem du die runden Felder davor nummerierst. Schreibe anschließend die passende Bezeichnung der Bausteine zu den entsprechenden Absätzen. Sag es drei Mal. Darauffolgend fünf Vater Unser, fünf [Glaubensbekenntnisse] und fünf Ave Maria. Re, Op Also befehle ich dir, Gewitter, mit der Kraft dieser Worte, die Jesus selbst gesprochen hat, dass du zurück weichst und dich zerstreust und am Ende zurückkehrst an den Ort, wo du keinem Menschen Schaden bringen kannst. Ba, Be, Ad Es wurde erprobt von Herrn Fidericus, als er von mir ging. Wi Gegen das Gewitter und das Unwetter Titel und Zweckanweisung Das befehle ich dir im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen. Ad, TS Bleib ruhig, Gewitter und bleib stehen, wie die Juden standen, als sie unseren lieben Herren gefangen nehmen wollten. Zu ihnen sagte Jesus: „Wen sucht ihr?“ „Wir suchen Jesus von Nazareth“. Darauf sagte Jesus: „Ich bin es“. Daraufhin fielen sie nieder und wichen zurück. Ba, AE Bausteine: Ad: Man beruft sich direkt auf Jesus und die Macht seiner in der AE (2) gesprochenen Worte (3) sowie auf die Dreifaltigkeit (4). AE: Im ersten Absatz wird erzählt, wie Jesus von den Juden gefangen genommen wurde und diese vor ihm auf die Knie fielen, als sie erkannten, wer er war. Ba: Durch die Nennung des Gewitters (2) gleich zu Beginn und noch einmal in der eigentlichen Be (3). Be: „Also befehl ich dir…“ (3) Re: „Sag es drei Mal“ – Man soll den gesamten Zauberspruch drei Mal sprechen. (5) Op: Das fünfmalige Beten der drei Gebete. (5) Wi: Wer dieser Fidericus ist, weiß man nicht, aber laut dieser Zeile kann er bestätigen, dass der Zauberspruch funktioniert. (6) 79 TS: Kreuzzeichen und Amen (4) Das Wort „Glaubensbekenntnisse“ ist in eckigen Klammern [ ] geschrieben: Vergleiche die Übersetzung mit dem Originaltext und erkläre, warum das so sein könnte. Wenn drei Gebete als Opferanweisung genannt werden, sind dies meist das Pater Noster, das Credo und das Ave Maria. Hier ist aber die Anweisung zu finden, fünf Pater Noster zu beten, dann noch einmal fünf Pater Noster und dann fünf Ave Maria. Es ist aber wahrscheinlicher, dass dem Schreiber ein Fehler unterlaufen ist und dass eigentlich fünf Glaubensbekenntnisse gemeint sind. 4) Im Mittelalter war das Reisen noch weitaus komplizierter und zeitaufwendiger als heute. Das Wetter war dabei aber nicht das einzige Problem! Recherchiere im Internet, mit welchen Schwierigkeiten und Gefahren man damals konfrontiert wurde, wenn man beschloss, sich auf Reisen zu begeben. Was waren im Mittelalter Gründe für eine Reise? Vergleiche deine Ergebnisse mit unserem gegenwärtigen Reiseverhalten. Hier sollen die SuS im Internet recherchieren, welche Gefahren es im Mittelalter gab, wenn man auf Reisen war: Krankheit, Raubüberfälle, Wetter, mangelnde Informationen, Reisedauer, … Daher benötigte man auch viel Geld zum Verreisen; aus der reinen Lust am Reisen heraus konnten es sich nur sehr wenige leisten. E1) Bestimmt hast auch du schon hin und wieder eine Art Stoßgebet gesprochen, das in etwa so klang: „Bitte lass morgen die Sonne scheinen“, wenn z.B. ein spannender Schulausflug geplant war, der nur bei Schönwetter begangen werden konnte, oder „Bitte lass es morgen regnen“, wenn ein langweiliger Schulausflug geplant war, der ebenfalls nur bei Schönwetter stattfinden konnte. Oder du hast dir wie der Sprecher dieses Zauberspruchs gewünscht, dass das Gewitter endlich weiterzieht. Ruf dir nun eine solche Situation in Erinnerung und verfasse einen eigenen Wetterzauberspruch. Verwende dazu einige der Bausteine, die du bereits kennengelernt hast. Vielleicht fällt dir dazu ein lustiges Ritual ein, wie ein Regentanz oder ähnliches. Dieser Schreibauftrag dient der Kreativität. Zauberei muss nicht immer mit Zaubertränken einhergehen, auch Rituale wie ein Tanz oder sonstige Handlungen können dazu gehören. 80 E2) Wer war Herr Fidericus? In der Wirkbestätigung steht, dass Herr Fidericus diesen Spruch bereits ausprobiert habe und somit bestätigen könne, dass er auch funktioniert. Die Forscher wissen allerdings bis heute noch nicht, wer dieser mysteriöse Herr Fidericus war. Stelle nun deine eigene Theorie darüber auf, wer er war und warum er diesen Zauberspruch gesprochen haben könnte, indem ihr euch folgende Situation ausmalt: Deine Sitznachbarin/dein Sitznachbar und du seid Professoren an der Universität. Ihr forscht nun schon seit Jahren an diesem Zauberspruch und endlich ist dir der Durchbruch gelungen! Du weißt nun, wer dieser Herr Fidericus war und willst es sofort deiner Kollegin/deinem Kollegen mitteilen. Verfasse eine E-Mail, in der du davon berichtest und genau erklärst, was du über ihn herausgefunden hast. Beachte dabei den Aufbau deiner E-Mail, beginne mit einer Anrede und beende ihn ähnlich wie in einem Brief. Hier sollen die SuS noch einmal richtig kreativ werden und sich eine Geschichte rund um Herrn Fidericus ausdenken. Besonders zu achten ist hier auf den Aufbau des Textes als Email! Man kann sie diese Email direkt am Computer verfassen und einander schicken lassen. 81 Thema 6: Wetter Sekundarstufe II 1) Du willst mit deinen Freundinnen und Freunden zu einem Musikfestival fahren. Worauf solltet ihr hier keinesfalls vergessen? Welche Vorkehrungen müsst ihr treffen? Worüber solltet ihr euch unbedingt informieren und was ist bei einem Festival eher nebensächlich? Worauf hier in erster Linie abgezielt wird, ist das Wetter: Den Termin eines Festivals kann man sich nicht aussuchen, gerade hier sollte man aber für jedes Wetter gerüstet sein, da man immer im Zelt schlafen muss, egal ob es regnet oder nicht. 2) Solche Festivals gab es im Mittelalter natürlich noch nicht, mittelalterliche Feste fanden eher in Form von Ritterturnieren und Ähnlichem statt. Die Menschen waren geübt darin, das Wetter zu beobachten, sie hatten aber noch keinen Wetterbericht, der ihnen Sicherheit für die kommenden Tage geben konnte, und waren Wind und Wetter somit ausgeliefert. Allerdings glaubten die Menschen daran, dass in der Luft Dämonen und Geister lebten, die das Wetter machten bzw. dass Gott selbst dafür verantwortlich war. Aus diesem Grund versuchten sie auch hier mit Magie etwas zu bewirken. Solche Wetterzauber finden sich zu jeder Zeit der gesamten Menschheitsgeschichte und in allen Kulturen. Ein Beispiel für einen mittelalterlichen Wetterzauber ist die folgende Beschwörung: Contra auram et tempestatem: ´Ste weter, ste, als dy juden stönden, da sy unßern lieben herren wolten vahenn: czu den sprach Jhesus: ´wen suecht ie?´ ´Wir suechen Jhesum Nazarenum.´Do sprach Jhesus: ´Ich pins.´ do fielen sy nider czw rügkch. Also peut och dir, beter, in der krafft dyser wardt, dy Jhesus selbert gered hat, das du zu rugk valst und dych ze sträst und cherst an dy end und stät, da du chainem menschen schaden pringen magst. Das peut ich dir in dem namen des Vaters, Sun und des heyligen geist. Amen.´ Dic trinies post hoc quinque Pater Noster et quinque Pater Noster et quinque Ave Maria. Probatum est per dominum Fridericum, quando cessit a me. Lest einander den Zauberspruch laut vor. Seht euch anschließend die Übersetzung auf der nächsten Seite an, einige Teile davon fehlen. Übersetzt diese und vervollständigt damit den Text! 82 Gegen das Gewitter und das Unwetter: Bleib ruhig, Gewitter, und bleib stehen, wie die Juden standen, als sie unseren lieben Herren gefangen nehmen wollten. Zu ihnen sagte Jesus: “Wen sucht ihr?“ „Wir suchen Jesus von Nazareth“. Darauf sagte Jesus: „Ich bin es“. Daraufhin fielen sie nieder und wichen zurück. Also befehle ich dir, Gewitter, mit der Kraft dieser Worte, die Jesus selbst gesprochen hat , dass du zurück weichst und dich zerstreust und am Ende zurückkehrst an den Ort, wo du keinem Menschen Schaden bringen kannst . Das befehle ich dir im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes . Amen. Sag es drei Mal. Darauffolgend fünf Vater Unser , fünf [Glaubensbekenntnisse] und fünf Ave Maria. Es wurde erprobt von Herrn Fidericus, als er von mir ging. Durch das laute Vorlesen wird der Inhalt des Textes klarer und die Übersetzung somit leichter möglich. Vergleiche die Übersetzung mit der Transliteration und dem Faksimile (S. 265): Warum steht das Glaubensbekenntnis am Schluss in eckigen Klammern [ ]? Auf dieser Website kann es sein, dass sich ein Fenster öffnet, womit man das gesamte Dokument downloaden kann. Dieses muss geschlossen werden, um zum Dokument zu gelangen. Die SuS müssen etwas nach unten scrollen (bis Seite 265), um einen Ausschnitt aus dem Faksimile zu sehen. Dieses ist allerdings besonders schwierig zu entziffern und dient in erster Linie als Anschauungsmaterial… Wenn drei Gebete als Opferanweisung genannt werden, sind dies meist das Pater Noster, das Credo und das Ave Maria. Hier ist aber die Anweisung zu finden, fünf Pater Noster zu beten, dann noch einmal fünf Pater Noster und dann fünf Ave Maria. Daher ist es wahrscheinlicher, dass dem Schreiber ein Fehler unterlaufen ist und eigentlich fünf Glaubensbekenntnisse gemeint sind. 3) Analysiere die Bausteine im Zauberspruch und schreibe diese direkt neben den Text. Von welcher Geschichte wird hier in der Analogieerzählung berichtet? Bausteine: Ad: Man beruft sich direkt auf Jesus und die Macht seiner in der AE gesprochenen Worte (1. u. 2. Absatz) sowie auf die Dreifaltigkeit. AE: Im ersten Absatz wird erzählt, wie Jesus von den Juden gefangen genommen wurde und diese vor ihm auf die Knie fallen, als sie erkennen, wer er ist. (Johannes 18, 4 - 6) Ba: Durch die Nennung des Gewitters gleich zu Beginn und noch einmal in der Be. Be: „Also befehl ich dir…“ Re: „Sag es drei Mal“ – Man soll den gesamten Zauberspruch drei Mal sprechen. Op: Das fünfmalige Beten der drei Gebete. 83 Wi: TS: Wer dieser Fidericus ist, weiß man nicht, aber nach diesem Text kann er bestätigen, dass der Zauberspruch funktioniert. Kreuzzeichen und Amen E1) Im Zauberspruch wird ein Herr Fidericus genannt, der bestätigen könne, dass der Zauberspruch tatsächlich funktioniere. Wer dieser Mann aber tatsächlich gewesen ist, wissen die Forscher auch heute noch nicht. Stell dir nun vor, Herr Fidericus würde in unserer Zeit leben. Du bist Reporterin/Reporter bei einer Zeitung und sollst einen Artikel über ihn verfassen, worin du über das jüngste Ereignis berichtest. Dabei hast du zwei Möglichkeiten: 1) Schreibe über die fantastischen Fähigkeiten des Herrn Fidericus, der tatsächlich das Wetter durch Magie beeinflussen kann. 2) Schreibe über Herrn Fidericus als einen Mann, der nur GLAUBT, das Wetter durch Magie beeinflussen zu können. Finde dafür eine passende Headline und achte auf den allgemeinen Aufbau und Schreibstil, der für journalistische Texte üblich ist. Die SuS können hier einen seriösen Artikel über den unglaublichen Fidericus schreiben, der tatsächlich das Wetter verzaubern kann, oder aber einen reißerischen Text über einen Mann, der tatsächlich glaubt, er könnte zaubern bzw. ein Scharlatan ist. Besonders zu achten ist hier auf den journalistischen Schreibstil sowie Textmerkmale! E2) Im Mittelalter war das Reisen noch weitaus komplizierter und zeitaufwendiger als heute. Das Wetter war dabei aber nicht das einzige Problem! Recherchiere im Internet, mit welchen Schwierigkeiten und Gefahren man damals konfrontiert wurde, wenn man beschloss, sich auf Reisen zu begeben. Was waren im Mittelalter Gründe für eine Reise? Vergleiche deine Ergebnisse mit unserem gegenwärtigen Reiseverhalten. Hier sollen die SuS im Internet darüber recherchieren, welche Gefahren es im Mittelalter gab, wenn man auf Reisen war: Krankheit, Raubüberfälle, Wetter, mangelnde Informationen, Reisedauer, … Daher benötigte man auch viel Geld zum Verreisen; aus der reinen Lust am Reisen heraus konnten es sich nur sehr wenige leisten. 84 E3) Hier siehst du Zaubersprüche aus Der Herr der Ringe: Sarumans Wetterzauber und Gandalfs Antwort. Saruman spricht ihn auf seinem Turm in Isengard und will damit bewirken, dass Unwetter so stark toben, dass sich dadurch Felsbrocken vom Caradhras-Gebirge lösen, in dem sich die Gefährten gerade befinden. Sie sollen unter diesen Gesteinsmassen begraben werden. Gandalf spricht daraufhin einen eigenen Wetterzauber, der das Gebirge wieder beruhigen soll. Vergleich die beiden Sprüche mit dem, den du gerade kennengelernt hast. Beschreibe die Unterschiede und Ähnlichkeiten! Saruman: Deutsch: Wach auf, grausamer Caradhras! Möge dein blutbeflecktes Horn auf die Köpfe der Feinde fallen! Elbisch: Cuiva nwalca Carnirassë! Nai yarvaxëa rasselya taltuva notto-carinnar! Gandalf: Deutsch Schlafe Caradhras, sei still, ruhe, halte den Zorn zurück! Elbisch: Losto Caradhras, sedho, hodo, nuitho i´ruith! Daneben siehst du auch die Originalsprache, in der die Zaubersprüche im Film gesprochen werden. Dabei handelt es sich um Elbisch, eine eigene von J.R.R. Tolkien, dem Autor des Herren der Ringe, erfundene Sprache. Wie werden diese Worte ausgesprochen? Recherchiere dazu im Internet, ob du Hinweise finden kannst! Durch das Heranziehen eines Zauberspruchs aus Der Herr der Ringe soll ein Aktualitätsbezug hergestellt werden. Durch den Textvergleich befassen sich die SuS intensiv mit beiden Texten, wobei es mehr Unterschiede als Ähnlichkeiten gibt: Der Spruch Sarumans will Schaden stiften, jener des Gandalf will den Berg wieder beruhigen; der mittelalterliche Wetterzauber will ein Gewitter verbannen, damit es keinen Schaden mehr anrichten kann. Die beiden Sprüche sind auch weitaus kürzer bzw. in einer Sprache verfasst, die es eigentlich gar nicht gibt. Es sind weitaus weniger Bausteine zu erkennen (nur Ba und Be), und die Beschwörungen werden nicht von Laien, sondern von Zauberern gesprochen. Etc. Hier bietet es sich natürlich an, einen Filmausschnitt aus dem Herren der Ringe zu zeigen, der dieser Szene entspricht (siehe Vertiefende Anregungen). 85 Thema 6: Wetter Vertiefende Anregungen Beide Sekundarstufen Gerade beim Wetter bietet sich fächerübergreifender Unterricht mit Physik oder Chemie an, da man darüber sprechen kann, wie man Wetter anhand diverser Erscheinungen deuten kann bzw. wie sich Blitz und Donner erklären lassen. Besonders interessant wäre es, sich darüber zu informieren, wie diese – nicht umstrittenen – Methoden funktionieren, um Gewitter und Stürme mittels Chemikalien zu zerstreuen. Auch kann man darüber diskutieren, inwiefern wir uns wirklich von unseren Vorfahren unterscheiden, wenn es darum geht, wie abhängig und ausgeliefert wir dem Wetter sind. Betrachtet man die immer häufiger und extremer werdenden Naturkatastrophen und das allgemein immer unvorhersehbarere Wetter, sollte man sich doch die Frage stellen, ob der Unterschied zwischen einst und heute so groß ist, wie wir glauben. Sekundarstufe II: Bei der letzten Aufgabe der Sekundarstufe II bietet es sich an, einen Filmausschnitt aus Der Herr der Ringe anzusehen, um zu versuchen, die elbische Sprache besser zu verstehen. Ferner kann man dadurch auch besser auf die Situation eingehen, in der die beiden Zauberer die Sprüche anwenden, da eindeutig sichtbar wird, dass Saruman Schaden anrichten und Gandalf seine Gefährten beschützen will. Medientipp: Der Herr der Ringe – Die Spielfilm Trilogie [3 DVDs]. Warner Homer Video 2012. 86 Quellenverzeichnis Abbildung auf der Titelseite der Arbeitsmappen mit freundlicher Genehmigung der Stiftsbibliothek St. Gallen: Sailer, Cuonrad (?): Buchmalerei aus „St. Galler Hausheilige“: Beschwörung des Drachen mit dem Gallus-Stab bei Kempten. um 1455. Stiftsbibliothek St. Gallen. Cod. Sang. 602, S. 178. URL: http://www.heiligenlexikon.de/BiographienM/Maginol d_Mang.html [27.05.2014]. Thema 1: Grundlagen Informationsmaterial Braune, Wilhelm: Althochdeutsches Lesebuch. Zusammengestellt und mit Wörterbuch versehen von Wilhelm Braune. Fortgeführt von Karl Helm. 17.Aufl. bearb. v. Ernst A. Ebbinghaus. Tübingen: de Gruyter 1994. Duby, Georges: Unseren Ängsten auf der Spur. Vom Mittelalter zum Jahr 2000. Köln: DuMont 1996. Eis, Gerhard: Altdeutsche Zaubersprüche. Berlin: de Gruyter 1964. Ernst, Wolfgang: Beschwörungen und Segen. Angewandte Psychotherapie im Mittelalter. Köln/Weimar/Wien: Böhlau 2011. Hampp, Irmgard: Beschwörung, Segen, Gebet. 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