Es gilt das gesprochene Wort!

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Es gilt das gesprochene Wort!
Es gilt das gesprochene Wort!
Rede des Oberbürgermeisters Fritz Schramma zur Aushändigung von Verdienstorden am 31.08.2006 um 11.00 Uhr im Hansasaal
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Gäste,
der französische Theologe und Philosoph
Abälard (1079-1142) hat uns gelehrt:
„Reichtum und Macht sind nur Gaben des blinden Glücks, das Gutsein entspringt
dem eigenen Verdienst“
Als Oberbürgermeister freue ich mich immer wieder darüber, dass wir in Köln gute
Menschen haben, deren Verdienste so hoch sind, dass der Bundespräsident sie mit
dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland auszeichnet.
Denn aus der Güte dieser Menschen entspringen stets gute Taten, die unser Gemeinwesen stützen und das Zusammenleben erleichtern und verbessern.
So hat Frau Gerlinde Jordan als eine der ersten Frauen mehr als 25 Jahre lang ehrenamtliche Arbeit in der Straffälligenhilfe des Sozialdienstes Katholischer Frauen
geleistet.
Regelmäßig und intensiv betreute sie die weiblichen Häftlinge der Justizvollzugsanstalt Köln, die oft außer ihr kaum Kontakte zur Außenwelt hatten.
Dabei kam sie mit Frauen zusammen, die wegen versuchten Mordes und anderer
schwerer Delikte im Gefängnis saßen, und schaffte es, zu ihnen ein Vertrauensverhältnis aufzubauen und mit ihnen neue Perspektiven zu erarbeiten.
Wer einmal mit Menschen zu tun hatte, die eine so schwierige Vergangenheit haben
und im Gefängnis sind, kann erahnen, welch große Leistung hier vollbracht wurde
und wie viel Zuversicht und auch Hartnäckigkeit dahinter steht. Sicher hat Frau Jordan hierbei auch ihre Berufserfahrung als ehemalige Erzieherin geholfen.
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Viele der Häftlinge, die das Glück hatten, von Frau Jordan betreut zu werden, ließen
sich motivieren, in der Haft eine Ausbildung zu machen.
So bereitete Frau Jordan sie erfolgreich auf die Haftentlassung vor und unterstützte
sie auch anschließend bei der Suche nach einer Wohnung und einer Arbeit.
Frau Jordan hat den Begriff „Resozialisierung“ in vorbildlicher Weise mit Leben gefüllt. Davon profitierten nicht nur die Häftlinge, um die sie sich kümmerte, davon profitierte unsere gesamte Gesellschaft.
Darüber hinaus vertrat Frau Jordan den Sozialdienst Katholischer Frauen und seine
Arbeit auf vielen Veranstaltungen.
Sie informierte das Publikum über die Lebenssituation straffällig gewordener Frauen
und vermittelte vielen Menschen den Wert und die Faszination des ehrenamtlichen
Engagements in der Straffälligenhilfe.
Damit rückte sie nicht nur die Schicksale der betroffenen Häftlinge ins Licht der Öffentlichkeit, die ja all zu gerne verdrängt werden, damit schaffte sie es auch, neue
ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Straffälligenhilfe zu motivieren.
Neben der Resozialisierung ist auch die Integration ein wichtiges Anliegen von Frau
Jordan.
Seit 1999 setzt sie sich für die Spätaussiedler ein, die im Stadtteil Porz-Finkenberg
leben, hauptsächlich sind dies Russland-Deutsche.
Dabei legt sie größten Wert auf die Einrichtung von Deutsch-Kursen, denn ausreichende Kenntnisse der deutschen Sprache sind ja die Grundvoraussetzung für eine
Integration.
Sehr geehrte Frau Jordan,
Sie setzen sich seit langem gerade für diejenigen Menschen unter uns ein, die nicht
auf der Sonnenseite des Lebens stehen.
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Es ist sicher nicht einfach, und daher ein umso größeres Verdienst, sich stets mit den
problematischen und schwierigen Seiten des Lebens auseinander zu setzen.
Aufgrund Ihres vorbildlichen Einsatzes hat Ihnen der Bundespräsident die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen.
Die Auszeichnung wurde angeregt von Ingrid Heineking aus Pulheim und unterstützt
vom Bürgeramt Porz sowie von Frau Ute Saher und Frau Elisabeth Neuhaus ebenso
wie vom Sozialdienst Katholischer Frauen Köln.
Ich freue mich, Ihnen die Glückwünsche des Ministerpräsidenten und des Regierungspräsidenten zu übermitteln und schließe mich diesen Glückwünschen gerne an.
(Überreichung des Ordens, der Urkunde und des Blumenstraußes)
Meine Damen und Herren, ich gehe in alphabetischer Reihenfolge weiter und komme
nun zu Frau Hildegard Lehna.
Ihnen, Frau Lehna, hat der Bundespräsident aufgrund Ihres nahezu 60 Jahre währenden Engagements im kirchlichen und sozial-karitativen Bereich die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen.
Die Anregung dazu ging aus von Elisabeth Sattelmaier und wurde u.a. unterstützt
von Wolfgang Pohl, Inge Schütz, Roswitha Berger, Renate Allescher und Margret
Bernau.
Frau Hildegard Lehna war bis 1990 beruflich als Sonderschullehrerin tätig.
Daneben musste sie – nach dem frühen Tod ihres Mannes - ihre zwei Kinder alleine
groß ziehen. In ihrer Freizeit engagierte sich Frau Lehna in besonderer Art und Weise in der Kirchengemeinde St. Joseph in Köln-Nippes.
Kein Wunder, dass sie hier längst „die gute Seele“ der Gemeinde ist. Schließlich waren und sind die Aufgaben, die Frau Lehna erfüllte und nach wie vor noch erfüllt, sehr
vielfältig.
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Ob als Vorsitzende des Pfarrgemeinderates, als Mitglied im Kirchenvorstand oder als
Vorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands der Pfarrei St. Joseph und Leiterin des Dekanats Köln-Nippes – stets setzte sie sich mit großem persönlichen wie zeitlichem Engagement für die Belange ihrer Mitmenschen ein.
Zahlreiche Aktionen und Veranstaltungen wurden von Frau Lehna maßgeblich mit
organisiert und durchgeführt, darunter Seniorennachmittage mit Messe und gemütlichem Beisammensein, Wanderungen, Pfarrfeste, Heilfastenaktionen und Krankensalbungsgottesdienste.
Jahrzehntelang erteilte sie darüber hinaus Kommunionunterricht und bereitete viele
Kinder und Jugendliche auf ihre Firmung vor.
Und auch bis zum heutigen Tag ist Frau Lehna immer noch sehr aktiv.
Neben der Betreuung der Kindertageseinrichtung der Pfarrei und der Verwaltung des
Pfarrheims besucht sie betagte Gemeindemitglieder zu ihren Geburtstagen, ist als
Lektorin sowie als Kommunionhelferin tätig und gehört dem Sachausschuss „Liturgiekreis“ sowie dem Arbeitskreis „Ehe und Familie“ an.
Aber auch für die Sorgen und Nöte der Pfarrmitglieder sowie von Alleinstehenden
und Bedürftigen des Stadtteils hat Frau Lehna stets ein offenes Ohr.
Hilfsbereit und geschickt sucht sie nach Lösungen und unterstützt, wo immer sie nur
kann.
Liebe Frau Lehna, Nächstenliebe und Solidarität sind für Sie nicht nur Worte, sondern große Werte, die es zu bewahren gilt.
Unsere Zeit, die das eigene „Ich“, die Sorge um den eigenen Wohlstand und die persönliche Selbsterfüllung so wichtig nimmt, braucht solche Menschen wie Sie.
Menschen, die nicht nur an sich selbst, sondern auch an andere denken, die nicht
nur das eigene Wohl, sondern auch das des Nächsten und der Allgemeinheit vor Augen haben.
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Angesichts dieses vorbildlichen Engagements verwundert es nicht, dass Sie, Frau
Lehna, nunmehr vom Bundespräsidenten die Verdienstmedaille des Verdienstordens
der Bundesrepublik Deutschland erhalten.
Zu der verdienten Auszeichnung möchte ich Ihnen die Glückwünsche des Ministerpräsidenten und des Regierungspräsidenten
übermitteln.
Auch ich schließe mich natürlich gerne diesen Glückwünschen an.
Meine Damen und Herren, nun wende ich mich an Herrn Adolf Paolucci.
Ihnen, Herr Paolucci, hat der Bundespräsident aufgrund Ihres jahrzehntelangen berufsständischen Engagements das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens
der Bundesrepublik Deutschland verliehen.
Die Anregung dazu ging aus vom Obermeister der Raumausstatter-Innung, Jürgen
Hermsen, sowie dem Geschäftsführer Fritz Hibben und wurde unterstützt von der
Kreishandwerkerschaft Köln, der Handwerkskammer zu Köln und der Koelnmesse.
Die Arbeitnehmerinteressen und die Interessen der Auszubildenden im Bereich der
Raumausstattung lagen Herrn Paolucci stets am Herzen.
So vertrat er 10 Jahre lang die Arbeitnehmer in den Ausschüssen für Ausbildung und
Prüfung der Raumausstatter-Innung Köln.
Als er später Obermeister dieser Innung war, setzte er sich besonders dafür ein,
dass sie eine eigene Aus- und Fortbildungsstätte in Köln-Bocklemünd erhielt.
Um die Finanzierung dieser Einrichtung sicherzustellen, gründete er 1993 zusammen
mit Berufskollegen sowie Händlern und Herstellern von Raumausstatterprodukten
den „Förderverein zur Aus- und Weiterbildung im Raumausstatter-Handwerk“.
Den Vorsitz in diesem Förderverein hat er übrigens bis heute inne.
Neben seinen Ämtern in der Innung übernahm Herr Paolucci Unterrichtseinheiten in
den Fächern Freihanddekorationen und Zuschnitte.
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Er war außerdem Mitglied im Meisterprüfungsausschuss für das Raumausstatterhandwerk bei der Handwerkskammer zu Köln.
Seinen fachkundigen Beiträgen ist es zu verdanken, dass das Ausbildungs- und Prüfungsniveau stetig verbessert werden konnte.
Zusätzlich drängte er mit Erfolg auf einen jährlichen Lehrlingsaustausch mit Frankreich.
Mehr als 500 deutsche und französische Jugendliche haben in Lehrlingspraktika, auf
deren Inhalt Herr Paolucci maßgeblichen Einfluss hatte, das Berufs- und Arbeitsleben in dem jeweils anderen Land kennen gelernt.
Als Oberbürgermeister begrüße ich solche Programme sehr, denn sie fördern die
Weltoffenheit und Toleranz unserer jungen Menschen und bringen unsere Völker
einander näher.
Auch auf Landesebene hat Herr Paolucci sich für die Belange des Raumausstatterhandwerks eingesetzt.
Als stellvertretender Landesinnungsmeister im Vorstand des Innungsverbandes
Nordrhein begleitete er viel beachtete Sonderschauen auf Veranstaltungen der
Koelnmesse.
Der große Erfolg der Handwerksmesse NRW beispielsweise ist mit auf die Beiträge
von Herrn Paolucci zu Konzept, Planung und Durchführung zurückzuführen.
Von 1999 bis 2001 war er außerdem Fachbeisitzer im Prüfungsausschuss Raumausstatter des Euro-Regio-Projektes.
Der mit Deutschen, Niederländern und
Belgiern besetzte Ausschuss eröffnete die Möglichkeit, mit nur einer Prüfung einen
Meistertitel zu erlangen, der in allen drei Ländern gültig ist.
Ich denke, solche Möglichkeiten sind genau das, was wir angesichts von Internationalisierung und Globalisierung brauchen.
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Neben dem Raumausstattungshandwerk setzt sich Herr Paolucci auch für das
Brauchtum in Köln ein.
Bereits 1965 gründete er zusammen mit anderen den „Veedelsverein zur Förderung
des Straßenkarnevals und der Kölschen Sprache Neppeser Lappejunge“.
Seitdem bestimmt er die Geschicke des Vereins in leitender Funktion mit.
Seine speziellen Talente kommen ihm hier sehr zugute, denn er gestaltet hier auch
Saaldekorationen und Orden.
Besonders freue ich mich darüber, dass Herr Paolucci sich verstärkt dafür einsetzt,
die Jugend für den volkstümlichen Veedelskarneval zu begeistern.
Sehr geehrter Herr Paolucci,
Sie haben in Ihrem Berufsleben deutlich mehr getan, als die Kunden zufrieden zu
stellen.
Darüber hinaus haben Sie sich in Ihrer Freizeit überdurchschnittlich ehrenamtlich
engagiert. Von solchen Menschen lebt die Entwicklung unseres Gemeinwesens.
Zu der Auszeichnung, die ich Ihnen heute überreichen kann, darf ich Ihnen die
Glückwünsche des Ministerpräsidenten und des Regierungspräsidenten ausrichten.
Und ich schließe mich diesen Glückwünschen natürlich gerne an.
Ich wende mich nun an Sie, liebe Frau Annemarie Rave.
Krankheit, Behinderung, Pflegebedürftigkeit, Alter, das alles sind Zustände, die jeden
von uns treffen können und die wir doch alle so gerne verdrängen.
Das birgt die Gefahr, dass nicht nur die eigene Gefährdung aus der öffentlichen
Wahrnehmung verdrängt wird, sondern auch die Betroffenen.
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Wer selbst behindert ist oder ein schwer behindertes oder pflegebedürftiges Familienmitglied hat, der weiß, wie wichtig nicht nur die Zuwendung zu diesem Menschen
und seine Betreuung sind, sondern auch seine soziale und politische Vertretung.
Und folgerichtig setzt sich Frau Rave seit mehr als 15 Jahren im VdK Deutschland
mit viel Energie für die Betreuung und Beratung sowie für die politische Vertretung
von chronisch-kranken, behinderten und alten Menschen ein.
Als Vorsitzende des Ortsverbandes Köln-Flittard-Stammheim übernimmt sie zahlreiche Behördengänge und die Organisation von Informationsveranstaltungen für die
Mitglieder zu Fragen der Alters- und Krankenversicherung.
Zudem hält sie Sprechstunden ab, um in konkreten Fällen die Nöte und Sorgen kennen zu lernen und Hilfe anzubieten, wo immer es möglich ist.
Seit 1996 ist Frau Rave auch auf Kreisebene im VdK tätig, zunächst als Kassenprüferin und seit einigen Jahren als stellvertretende Vorsitzende.
Obwohl in den Gremien des VdK von Anfang an immer auch Frauen vertreten waren,
ist sie die einzige Frau im geschäftsführenden Vorstand in Köln.
Ihre fachkundige und engagierte Arbeit wird von den Mitgliedern sehr geschätzt und
kommt dem Kreisverband sehr zugute.
Nicht nur auf Kreisebene, sondern auch auf Landesebene, als Beisitzerin im VdkLandesverband Nordrhein-Westfalen, kümmerte sich Frau Rave besonders auch um
die frauenspezifischen Probleme der Mitglieder.
Der Landesverband würdigte ihr außergewöhnliches Engagement bereits 1998 mit
seiner Landesverbandsverdienstnadel.
Frau Rave beließ es nicht bei ihren Aktivitäten im VdK.
Sie engagierte sich außerdem über 10 Jahre lang in der Krankenhaushilfe des St.
Josef-Krankenhauses Leverkusen und ging hier mit großer Geduld und viel Einfühlungsvermögen auf die Patienten ein.
Allein die Zeit, die sie hier investierte, war enorm.
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Seit 1998 ist Frau Rave außerdem als ehrenamtliche Sozialrichterin beim Sozialgericht Köln tätig und zwar in einer Kammer, die mit den Angelegenheiten des sozialen
Entschädigungsrechts und des Schwerbehindertenrechts befasst ist.
Und ich glaube, dass sich all diese Ehrenämter auf das Beste ergänzen.
Meine Damen und Herren,
verehrte Frau Rave,
wir dürfen nicht zulassen, dass Krankheit und Behinderung zu Ausgrenzung führen.
Wir dürfen nicht zulassen, dass kranke, behinderte und alte Menschen und deren
Interessen aus dem öffentlichen Bewusstsein verdrängt werden.
Denn das wäre nicht nur schlimm für die Betroffenen selbst und ihre Angehörigen,
das wäre auch fatal für unser Gemeinwesen.
Darum danke ich Ihnen, Frau Rave, sehr herzlich für Ihr großes Engagement, für das
Ihnen der Bundespräsident das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der
Bundesrepublik Deutschland verliehen hat.
Die Auszeichnung wurde vorgeschlagen von Klaus Arand vom Bürgerverein KölnFlittard und unterstützt von Elisabeth Born, dem Sozialgericht Köln, der Krankenhaushilfe St. Josef-Krankenhaus Leverkusen und dem Kreisverband Köln des VdK
Nordrhein-Westfalen.
Gerne übermittle ich Ihnen die Glückwünsche des Ministerpräsidenten und des Regierungspräsidenten.
Und auch ich gratuliere sehr herzlich.
Abschließend wende ich mich nun an Herrn Georg Roth.
Ihnen, Herr Roth, hat der Bundespräsident für Ihr langjähriges und beispielhaftes
Engagement im sozialen Bereich das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens
der Bundesrepublik Deutschland verliehen.
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Der Landesvorsitzende der AIDS Hilfe Nordrhein-Westfalen, Michael Jähme, sowie
der Landesgeschäftsführer Dirk Meyer haben diese Auszeichnung angeregt.
Sie wurden dabei von einer Vielzahl von Personen unterstützt.
Stellvertretend möchte ich hier Frau Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes,
die Direktorin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Frau Dr. Elisabeth
Pott, Herrn Dr. Jürgen Rockstroh vom Universitätsklinikum Bonn, sowie Reinhard
Klenke, Steve Nobles, Georg Uecker, Helmut Sohnle, Hella von Sinnen, Cornelia
Scheel und Alexandra Kassen nennen.
Aids gehört nach wie vor zu den am meisten unterschätzen Infektionskrankheiten
unserer Zeit.
Trotz wesentlich verbesserten Therapiemöglichkeiten und damit längeren Überlebenszeiten für die Betroffenen ist Aids immer noch eine unheilbare Erkrankung, an
deren Folgen jährlich auch in Deutschland viele Menschen sterben.
Hinzu kommt die Angst der Erkrankten vor
Zurückweisung und Ablehnung - gerade auch im Kollegen-, Freundes- und Familienkreis.
Betroffenen in dieser Situation beistehen, sie beraten und unterstützen, wo Hilfe gebraucht wird, zugleich aber auch aktiv Präventionsarbeit leisten – all dies sind Aufgaben, die Herr Roth nunmehr schon seit über 20 Jahren wahrnimmt.
Als Gründungsmitglied der AIDS-Hilfe Köln entwickelte er zahlreiche Beratungs- und
Betreuungsangebote, begleitete die Selbsthilfeförderung sowie die Freiwilligenarbeit
des Trägers und erarbeitete unterschiedlichste Maßnahmen im Bereich der Presseund Öffentlichkeitsarbeit.
Nach seinem Ausscheiden aus der hauptamtlichen Mitarbeit engagierte Herr Roth
sich aber auch weiterhin äußerst intensiv in der Kölner AIDS-Hilfe.
Nach wie vor arbeitet er bei zahlreichen Projekten ehrenamtlich mit und gehört mittlerweile sogar dem Beirat an.
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Nicht zuletzt geht die traditionelle Kölner AIDS-Benefiz-Gala auf seine Initiative zurück.
Diese Gala unter dem Motto „Lass die Sonne in dein Herz“ wird alljährlich am Vorabend des „Christopher Street Day“ veranstaltet.
Als Organisator und Ideengeber war Herr Roth von 1991 bis 1994 für die organisatorische Umsetzung der Gala mitverantwortlich.
Ihm haben wir es mit zu verdanken, dass
dieser Event schnell über die Grenzen Kölns hinaus bekannt wurde und mittlerweile
auch von vielen Prominenten aus den Bereichen Politik, Kultur und Wirtschaft besucht und unterstützt wird.
Auch gehört Herr Roth zu den Gründungsmitgliedern des ersten schwulen Männerchores in Deutschland „Triviatas“ und entwickelte darüber hinaus 1986 die Bühnenfigur der Oberschwester „Sister George“.
In dieser Rolle vermittelt er – so bei Auftritten im Rahmen des Kölner Christopher
Street Day - Präventionsbotschaften in humorvoller und unkonventioneller Weise.
Doch auch über die Kölner Grenzen hinaus ist Herr Roth in besonderer Weise aktiv.
Als Vorstandsvorsitzender des Landesverbandes der AIDS-Hilfe Nordrhein Westfalen und damit des Dachverbandes von über 40 nordrhein-westfälischen Aids-Hilfen,
Zielgruppenvereinen und Pflegediensten war er u.a. für den Arbeitsbereich „AIDSAufklärung“ zuständig.
Herr Roth setzte sich hier insbesondere in politischen Verhandlungen mit Vertretern
der Landesregierung für eine zielgruppenorientierte Präventionsarbeit ein.
Sie beinhaltete vor allem, dass an AIDS erkrankte Menschen mit ihren Lebensstilen
akzeptiert und in die Gesundheitspolitik des Landes einbezogen wurden.
Wie hervorragend und wichtig seine Arbeit war, zeigt sich daran, dass die damals
entwickelten Grundsätze noch heute die Basis für eine erfolgreiche AIDSPräventionsarbeit bilden.
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Als prominenter „Präventionsbotschafter“ für das landesweite AIDSPräventionsprojekt „Herzenslust“ der AIDS-Hilfe NRW hat Herr Roth sich daneben
einen hervorragenden Namen erworben.
Nicht unerwähnt möchte ich zudem sein außergewöhnliches Engagement bei Projekten des Schwulen Netzwerks NRW, des Landesverbands schwuler und schwullesbisch-integrierter Organisationen, Vereine und Initiativen in Nordrhein-Westfalen,
lassen.
So setzte er sich hier insbesondere für das Projekt „Ehrenamtler des Monats“ ein.
In diesem Zusammenhang nahm er Kontakt zu verschiedenen Selbsthilfegruppen in
Nordrhein-Westfalen auf und besuchte sie vor Ort.
Dort diskutierte er mit ihnen den Stand schwul-lesbischer Emanzipation und erarbeitete eine Reportage ihrer Arbeit, die er dann für die Medien in einer Kolumne darstellte.
Auf diesem Wege erfuhren die dort vorgestellten ehrenamtlich Tätigen nicht nur eine
besondere Würdigung ihres Engagements, sondern zugleich wurde dieses für unsere Gesellschaft so wichtige ehrenamtliche Engagement einer breiteren Öffentlichkeit
zugänglich gemacht.
Lieber Herr Roth, die Liste Ihrer zahlreichen Aktivitäten ließe sich problemlos weiter
fortsetzen.
Alle von Ihnen initiierten Projekte haben eines gemeinsam: Sie haben das Themas
Aids nicht totgeschwiegen und Erkrankten das Gefühl gegeben, nicht allein zu sein.
Zugleich haben sie zur Akzeptanz und Anerkennung schwuler Männer in der Gesellschaft beigetragen.
Für all diese vielfältigen Verdienste hat der Bundespräsident Ihnen, lieber Herr Roth,
das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
verliehen.
Ich übermittle Ihnen hierzu die Glückwünsche des Ministerpräsidenten ebenso wie
die des Regierungspräsidenten und gratuliere Ihnen sehr herzlich zu dieser Auszeichnung.
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Sehr geehrte Frau Jordan,
sehr geehrte Frau Lehna
sehr geehrte Frau Rave,
sehr geehrter Herr Paolucci,
sehr geehrter Herr Roth,
meine sehr verehrten Damen und Herren.
der große französische Dramatiker Moliere hat gefordert: „Der Ruhm muss dem Verdienst entsprechen.“
Wir haben heute allen Anlass, verdiente Menschen zu rühmen und uns über Ihre
Auszeichnung zu freuen.
Aber wir sollten auch nicht vergessen, dass sie in den meisten Fällen unterstützt
werden von ihren Partnern, Verwandten und Freunden.
Und ich bin sicher, die nahen Angehörigen und Unterstützer der Ausgezeichneten
dürfen sich heute als mit ausgezeichnet betrachten.
Lassen Sie uns diesen Freuden- und Ehrentag mit einem kleinen Empfang begehen,
an den Sie sich gerne zurück erinnern mögen.
Mögen Sie noch lange viel Freude und Energie für Ihren ehrenamtlichen Einsatzhaben und mögen viele Menschen Ihrem Beispiel folgen.