Stationen arbeiten

Transcription

Stationen arbeiten
Stationsarbeit

Klassenstufe: 9- 10

Unterrichtsphase: Wiederholung,
Festigung

Dauer: ca. 4- 5 Std. (1 Station etwa
20- 30 min.)
Ziele

Sicherung/ Festigung

Übung im Umgang mit Lyrik
(Zugang schaffen, Alltagsbezug
erkennen)

Arbeitsweisen trainieren

Sozialkompetenzen stärken
Aufbau

4 Stationen:
1. Was es ist!
2. Phantasie, Idee, Vision
3.Vergleiche!
4. Unter die Lupe nehmen
5. Stammtisch
Station 1: Was es ist !
1. Seht euch die Bilder an und
besprecht, was ihr seht. Hört euch
dazu auch die angegebenen Lieder an!
2. Lies den Text und markiere Schlüsselwörter.
Exzerpiere im Anschluss die wesentlichen
Informationen. (Versuche eigene Formulierungen zu
finden!)
Die Gattung Lyrik
Die Bezeichnung Lyrik leitet sich vom griechischen Wort lýra für Leier
ab. Damit wird schon auf die ursprünglich durch Musik begeleitete
Vortragsweise verwiesen und das Liedhafte der Texte angedeutet.
Die Lyrik zählt neben der Epik und der Dramatik zu den drei großen
Gattungen der Literatur. Im Gegensatz zu diesen wurde die Lyrik erst
im 18./19. Jahrhundert zunehmend als eigenständige Gattung
betrachtet. Dazu bedurfte es einer theoretischen Beleuchtung des
Gegenstandes und einer Abgrenzung gegen epische bzw.
dramatische Texte. In Deutschland verfassten unter anderem Herder,
Schlegel oder Hegel Schriften zum Thema. So betonte Herder 1765
in seinem Fragment einer Abhandlung über die Ode den Ausdruck
von Gefühlen und Empfindungen in lyrischen Texten. Hegel
bestimmte in seinen Vorlesungen über die Ästhetik 1817 die
Subjektivität als zentrale Eigenschaft: "Denn in der Lyrik ist es eben
nicht die objektive Gesamtheit und individuelle Handlung [wie im
Epos], sondern das Subjekt als Subjekt, was die Form und den Inhalt
abgibt.“
Heute dienen die Versform und die Einzelrede (d.h. die Rede erfolgt
als Monolog, ist situationsunabhängig und weniger komplex) als
Abgrenzungskriterien. Allerdings gelten auch Merkmale, wie Metrum,
Reim, Strophenform bzw. die Bildlichkeit der Sprache, das
Vorkommen von Stilfiguren oder die relative Kürze als typisch.
Wahlpflicht
3.Bestimmt ein Gruppenmitglied, das
den Text des Liedes Freude schöner
Götterfunken laut vorließt.
Analysiert anschließend das
Metrum der Ode.
4.Hört euch die Lieder MfG und Kein
Weg zurück an. Diskutiert
anschließend die Verwandtschaft
von Liedern und Gedichten.
(Seht ihr Gemeinsamkeiten? Gehören Gedichte
in der verwandten Form des Liedes zu unserem
Alltag?)
Liedtexte
Fanta 4 - MfG
Nun da sich der Vorhang der Nacht von der Bühne hebt,
Kann das Spiel beginnen, das uns vom Drama einer Kultur berichtet.
ARD, ZDF, C&A
BRD, DDR und USA
BSE, HIV und DRK
GbR, GmbH - ihr könnt mich mal
THX, VHS und FSK
RAF, LSD und FKK
DVU, AKW und KKK
RHP, USW, LMAA
PLZ, UPS und DPD
BMX, BPM und XTC
EMI, CBS und BMG
ADAC, DLRG - ojemine
EKZ, RTL und DFB
ABS, TÜV und BMW
KMH, ICE und Eschede
PVC, FCKW - is nich o.k.
MfG - mit freundlichen Grüßen
die Welt liegt uns zu Füßen, denn wir stehn drauf
Wir gehn drauf für ein Leben voller Schall und Rauch
Bevor wir fallen, fallen wir lieber auf
MfG - mit freundlichen Grüßen
die Welt liegt uns zu Füßen, denn wir stehn drauf
Wir gehn drauf für ein Leben voller Schall und Rauch
Bevor wir fallen, fallen wir lieber auf
HNO, EKG und AOK
LBS, WKD und IHK
UKW, NDW und Hubert Kah
BTM, BKA, hahahaha
LTU, TNT und IRA
NTV, THW und DPA
H&M, BSB und FDH
SOS, 110 - tatütata
SED, FDJ und KDW
FAZ, BWL und FDP
EDV, IBM und www
HSV, VfB, olé olé
ABC, DAF und OMD
TM3, A&O und AEG
TUI, UVA und UVB
THC in OCB is was ich dreh
MfG - mit freundlichen Grüßen
die Welt liegt uns zu Füßen, denn wir stehn drauf
Wir gehn drauf für ein Leben voller Schall und Rauch
Bevor wir fallen, fallen wir lieber auf
MfG - mit freundlichen Grüßen
die Welt liegt uns zu Füßen, denn wir stehn drauf
Wir gehn drauf für ein Leben voller Schall und Rauch
Bevor wir fallen, fallen wir lieber auf
MfG - mit freundlichen Grüßen
die Welt liegt uns zu Füßen, denn wir stehn drauf
Wir gehn drauf für ein Leben voller Schall und Rauch
Bevor wir fallen, fallen wir lieber auf
MfG - mit freundlichen Grüßen
die Welt liegt uns zu Füßen, denn wir stehn drauf
Wir gehn drauf für ein Leben voller Schall und Rauch
Bevor wir fallen, fallen wir lieber auf
Wolfsheim: Kein zurück
Weißt du noch, wie's war
Kinderzeit... wunderbar...
Die Welt ist bunt und schön.
Bis du irgendwann begreifst,
Dass nicht jeder Abschied heißt,
Es gibt auch ein Wiedersehen
Immer vorwärts, Schritt um Schritt ... Es geht kein Weg zurück!
Und Was jetzt ist, wird nie mehr ungeschehen.
Die Zeit läuft uns davon, Was getan ist, ist getan.
Was jetzt ist, wird nie mehr so geschehen.
Ein Wort zuviel im Zorn gesagt,
Ein Schritt zu weit nach vorn gewagt.
Schon ist es vorbei.
Was auch immer jetzt getan,
Was ich gesagt hab´, ist gesagt,
Und was wie ewig schien ist schon Vergangenheit.
Immer vorwärts, Schritt um Schritt ... Es geht kein Weg zurück!
Und Was jetzt ist, wird nie mehr ungeschehen.
Die Zeit läuft uns davon, Was getan ist, ist getan.
Was jetzt ist, wird nie mehr so geschehen.
Ach, und könnt' ich doch nur ein einz'ges Mal Die Uhren rückwärts
drehen,
Denn wieviel von dem, was ich heute weiß, Hätt' ich lieber nie
gesehen.
Dein Leben dreht sich nur im Kreis,
So voll von weggeworfener Zeit,
und Deine Träume schiebst Du endlos vor Dir her.
Du willst noch leben irgendwann,
Doch wenn nicht heute, wann denn dann...?
Denn irgendwann ist auch ein Traum zu lange her.
Immer vorwärts, Schritt um Schritt ... Es geht kein Weg zurück!
Und Was jetzt ist, wird nie mehr ungeschehen.
Die Zeit läuft uns davon, Was getan ist, ist getan.
Was jetzt ist, wird nie mehr so geschehen.
Station 2: Sei kreativ!
Aufgabe: Wähle aus den folgenden Bereichen (Bild-Gedicht, Gedicht-Bild,
Musik Gedicht, Gedicht-Prosa) einen aus und bearbeite die
dazugehörige Aufgabe.

Bereich Bild-Gedicht
Wähle eines der folgenden Bilder aus und verfasse ein Gedicht passend
dazu. (Tipp: Versuche, vor allem die Stimmung des Bildes mit deinem
Gedicht zu erfassen.)
Casper David Friedrich: Mann und Frau
den Mond betrachtend, um 1824
Edvard Munch, Der Schrei, 1895
Ludwig Meidner: Potsdamer Platz, Berlin, 1913
Bereich Gedicht-Bild
Wähle eines der folgenden Gedichte aus und zeichne dazu ein Bild. (Tipp:
Versuche, mit deinem Bild vor allem die Stimmung der Gedichte zu
erfassen.)
Mondnacht
Es war, als hätt' der Himmel
Die Erde still geküsst,
Dass sie im Blütenschimmer
Von ihm nun träumen müsst.
Die Luft ging durch die Felder,
Die Ähren wogten sacht,
Es rauschten leis' die Wälder,
So sternklar war die Nacht.
Und meine Seele spannte
Weit ihre Flügel aus,
Flog durch die stillen Lande,
Als flöge sie nach Haus.
Joseph von Eichendorff
Die Dämmerung
Ein dicker Junge spielt mit einem Teich.
Der Wind hat sich in einem Baum gefangen.
Der Himmel sieht verbummelt aus und bleich,
Als wäre ihm die Schminke ausgegangen.
Auf lange Krücken schief herabgebückt
Und schwatzend kriechen auf dem Feld zwei Lahme.
Ein blonder Dichter wird vielleicht verrückt.
Ein Pferdchen stolpert über eine Dame.
An einem Fenster klebt ein fetter Mann.
Ein Jüngling will ein weiches Weib besuchen.
Ein grauer Clown zieht sich die Stiefel an.
Ein Kinderwagen schreit und Hunde fluchen.
Alfred Lichtenstein
Bereich Musik-Gedicht
Hör dir folgenden Musikausschnitt an und verfasse dazu ein Gedicht. (Tipp:
Versuche, vor allem die Stimmung des Liedes mit deinem Gedicht zu
erfassen.)
Bereich Gedicht-Prosa
Schreibe folgendes Gedicht in einen Prosatext um und/oder den Prosatext
in ein Gedicht!
Die Stachelschweine
Eine Gesellschaft Stachelschweine drängte sich,
an einem kalten Wintertage, recht nahe zusammen, um durch die
gegenseitige Wärme sich
vor dem Erfrieren zu schützen. Jedoch bald empfanden sie die
gegenseitigen Stacheln; welches
sie dann wieder voneinander entfernte. Wenn nun das Bedürfnis der
Erwärmung sie wieder
näher zusammenbrachte, wiederholte sich jenes zweite Übel; sodass sie
zwischen beiden
Leiden hin- und hergeworfen wurden, bis sie eine mäßige Entfernung
voneinander
herausgefunden hatten, in der sie es am besten aushalten konnten. So
treibt das Bedürfnis der Gesellschaft, aus der Leere und Monotonie des
eigenen Inneren
entsprungen, die Menschen zueinander; aber ihre vielen widerwärtigen
Eigenschaften und
unerträglichen Fehler stoßen sie wieder voneinander ab. Die mittlere
Entfernung, die sie endlich
herausfinden, und bei welcher ein Beisammensein bestehen kann, ist die
Höflichkeit und feine
Sitte. Dem, der sich nicht in dieser Entfernung hält, ruft man in England zu:
keep your distance! Vermöge derselben wird zwar das Bedürfnis
gegenseitiger Erwärmung
nur unvollkommen befriedigt, dafür aber der Stich der Stacheln nicht
empfunden.Wer jedoch viel eigene, innere Wärme hat, bleibt lieber aus
der Gesellschaft weg,
um keine Beschwerde zu geben, noch zu empfangen.
Arthur Schopenhauer
Der Knabe im Moor
O schaurig ist's übers Moor zu gehn,
Wenn es wimmelt vom Heiderauche,
Sich wie Phantome die Dünste drehn
Und die Ranke häkelt am Strauche,
Unter jedem Tritte ein Quellchen springt,
Wenn aus der Spalte es zischt und singt,
O schaurig ist's übers Moor zu gehn,
Wenn das Röhricht knistert im Hauche!
Fest hält die Fibel das zitternde Kind
Und rennt, als ob man es jage;
Hohl über die Fläche sauset der Wind Was raschelt drüben am Hage?
Das ist der gespenstische Gräberknecht,
Der dem Meister die besten Torfe verzecht;
Hu, hu, es bricht wie ein irres Rind!
Hinducket das Knäblein zage.
Vom Ufer starret Gestumpf hervor,
Unheimlich nicket die Föhre,
Der Knabe rennt, gespannt das Ohr,
Durch Riesenhalme wie Speere;
Und wie es rieselt und knittert darin!
Das ist die unselige Spinnerin,
Das ist die gebannte Spinnlenor',
Die den Haspel dreht im Geröhre!
Voran, voran! nur immer im Lauf,
Voran, als woll' es ihn holen;
Vor seinem Fuße brodelt es auf,
Es pfeift ihm unter den Sohlen
Wie eine gespenstige Melodei;
Das ist der Geigemann ungetreu,
Das ist der diebische Fiedler Knauf,
Der den Hochzeitheller gestohlen!
Da birst das Moor, ein Seufzer geht
Hervor aus der klaffenden Höhle;
Weh, weh, da ruft die verdammte Margret:
»Ho, ho, meine arme Seele!«
Der Knabe springt wie ein wundes Reh;
Wär' nicht Schutzengel in seiner Näh',
Seine bleichenden Knöchelchen fände spät
Ein Gräber im Moorgeschwehle.
Da mählich gründet der Boden sich,
Und drüben, neben der Weide,
Die Lampe flimmert so heimatlich,
Der Knabe steht an der Scheide.
Tief atmet er auf, zum Moor zurück
Noch immer wirft er den scheuen Blick:
Ja, im Geröhre war's fürchterlich,
O schaurig war's in der Heide!
A. v. Droste-Hülshoff
Station 3:Vergleiche!
1.)
Wähle aus den Aufgaben 1- 3 eine aus. Lies die
zugehörigen Texte gewissenhaft und notiere
Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede. Fertige eine
Tabelle an, in der du die Ergebnisse festhältst.
(Tipp: Orientiere dich beim Vergleichen an den
Kategorien: Inhalt, Thema, Sprecher/lyr. Ich, Form,
Sprache, histor. Hintergrund )
Primaner in Uniform
Der Rektor trat, zum Abendbrot,
bekümmert in den Saal.
Der Klassenbruder Kern sei tot.
Das war das erste Mal.
Wir saßen oft im Park am Zaun.
Nie wurde mehr gespaßt.
Inzwischen fiel der kleine Braun.
Und Koßmann wurde vergast.
Wir saßen bis zur Nacht im Park
und dachten lange nach.
Kurt Kern, gefallen bei Langemarck,
saß zwischen uns und sprach.
Der Rektor dankte Gott pro Sieg.
Die Lehrer trieben Latein.
Wir hatten Angst vor diesem Krieg.
Und dann zog man uns ein.
Dann lasen wir wieder Daudet und
Vergil
und wurden zu Ostern versetzt.
Dann sagte man uns, daß Heimbold fiel.
Und Rochlitz sei schwer verletzt.
Wir hatten Angst. Und hofften gar,
es spräche einer Halt!
Wir waren damals achtzehn Jahr,
und das ist nicht sehr alt.
Herr Rektor Jobst war Theolog
für Gott und Vaterland.
Und jedem, der in den Weltkrieg zog,
gab er zuvor die Hand.
Wir dachten an Rochlitz, Braun und
Kern.
Der Rektor wünschte uns Glück
Und blieb mit Gott und den andern
Herrn
gefaßt in der Heimat zurück
Kerns Mutter machte ihm Besuch.
Sie ging vor Kummer krumm.
Und weinte in ihr Taschentuch
vorm Lehrerkollegium.
Der Rochlitz starb im Lazarett.
Und wir begruben ihn dann.
Im Klassenzimmer hing ein Brett
mit den Namen der Toten daran.
(Erich Kästner)
Krieg dem Kriege
Sie lagen vier Jahre im Schützengraben.
Zeit, große Zeit!
Sie froren und waren verlaust und haben
daheim eine Frau und zwei kleine Knaben,
weit, weit -!
Und keiner, der ihnen die Wahrheit sagt.
Und keiner, der aufzubegehren wagt.
Monat um Monat, Jahr um Jahr...
Und wenn mal einer auf Urlaub war,
sah er zu Hause die dicken Bäuche.
Und es fraßen dort um sich wie eine Seuche
der Tanz, die Gier, das Schiebergeschäft.
Und die Horde alldeutscher Skribenten kläfft:
"Krieg! Krieg!
Großer Sieg!
Sieg in Albanien und Sieg in Flandern!"
Und es starben die andern, die andern, die
andern...
Sie sahen die Kameraden fallen.
Das war das Schicksal bei fast allen:
Verwundung, Qual wie ein Tier, und Tod.
Ein kleiner Fleck, schmutzigrotund man trug sie fort und scharrte sie ein.
Wer wird wohl der nächste sein?
Brüder! Brüder! Schließt die Reihn!
Brüder! das darf nicht wieder sein!
Geben sie uns den Vernichtungsfrieden,
ist das gleiche Losbeschieden
unsern Söhnen und euern Enkeln.
Sollen die wieder blutrot besprenkeln
die Ackergräben, das grüne Gras?
Brüder! Pfeift den Burschen was!
Es darf und soll so nicht weitergehen.
Wir haben alle,alle gesehen,
wohin ein solcher Wahnsinn führtDas Feuer brannte, das sie geschürt.
Löscht es aus! Die Imperialisten,
die da drüben bei jenen nisten,
schenken uns wieder Nationalisten.
Und nach abermals zwanzig Jahren
kommen neue Kanonen gefahren.Das wäre kein Friede.
Das wäre Wahn.
Der alte Tanz auf dem alten Vulkan.
Du sollst nicht töten! hat einer gesagt.
Und die Menschheit hörts, und die Menschheit klagt.
Will das niemals anders werden?
Krieg dem Kriege!
Und Friede auf Erden.
(Kurt Tucholsky)
Und ein Schrei von Millionen stieg auf zu den
Sternen.
Werden die Menschen es niemals lernen?
Gibt es ein Ding, um das es sich lohnt?
Wer ist das, der da oben thront,
von oben bis unten bespickt mit Orden,
und nur immer befiehlt: Morden! Morden! Blut und zermalmte Knochen und Dreck...
Und dann hieß es plötzlich, das Schiff sei leck.
Der Kapitän hat den Abschied genommen
und ist etwas plötzlich von dannen geschwommen.
Ratlos stehen die Feldgrauen da.
Für wen das alles? Pro patria?
2.)
An Anna Blume
Oh Du, Geliebte meiner 27 Sinne, ich liebe Dir!
Du, Deiner, Dich Dir, ich Dir, Du mir, ---- wir?
Das gehört beiläufig nicht hierher!
Wer bist Du, ungezähltes Frauenzimmer, Du bist, bist Du?
Die Leute sagen, Du wärest.
Laß sie sagen, sie wissen nicht, wie der Kirchturm steht.
Du trägst den Hut auf Deinen Füßen und wanderst auf die Hände,
Auf den Händen wanderst Du.
Halloh, Deine roten Kleider, in weiße Falten zersägt,
Rot liebe ich Anna Blume, rot liebe ich Dir.
Du, Deiner, Dich Dir, ich Dir, Du mir, ----- wir?
Das gehört beiläufig in die kalte Glut!
Anna Blume, rote Anna Blume, wie sagen die Leute?
Preisfrage:
1. Anna Blume hat ein Vogel,
2. Anna Blume ist rot.
3. Welche Farbe hat der Vogel?
Blau ist die Farbe Deines gelben Haares,
Rot ist die Farbe Deines grünen Vogels.
Du schlichtes Mädchen im Alltagskleid,
Du liebes grünes Tier, ich liebe Dir!
Du Deiner Dich Dir, ich Dir, Du mir, ---- wir!
Das gehört beiläufig in die ---- Glutenkiste.
Anna Blume, Anna, A----N----N----A!
Ich träufle Deinen Namen.
Dein Name tropft wie weiches Rindertalg.
Weißt Du es Anna, weißt Du es schon,
Man kann Dich auch von hinten lesen.
Und Du, Du Herrlichste von allen,
Du bist von hinten, wie von vorne:
A------N------N------A.
Rindertalg träufelt STREICHELN über meinen Rücken.
Anna Blume,
Du tropfes Tier,
Ich-------liebe-------Dir!
Kurt Schwitters
Dich
Dich nicht näher denken
und dich nicht weiter denken
dich denken wo du bist
weil du dort wirklich bist
Dich nicht älter denken
und dich nicht jünger denken
nicht größer nicht kleiner
nicht hitziger und nicht kälter
Dich denken und mich nach dir sehnen
dich sehen wollen
und dich liebhaben
so wie du wirklich bist
(Erich Fried)
3.)
Frühling
Frühling läßt sein blaues Band
Wieder flattern durch die Lüfte
Süße, wohlbekannte Düfte
Streifen ahnungsvoll das Land
Veilchen träumen schon,
Wollen balde kommen
Horch, von fern ein leiser Harfenton!
Frühling, ja du bist's!
Dich hab ich vernommen!
(Eduard Mörike)
Frühlingsklage
Ach, was frommt das Wehen,
Sprossen
in der schönen Frühlingszeit:
Ist des Liebes Born verschlossen
und der Seele Freudigkeit,
die erst Blüten bringt den
Sprossen
und den Frühling in die Zeit.
Gib den alten Frieden wieder,
in der Brust den Sonnenschein,
gib die Laute mir und Lieder,
dann laß blühen oder schnein,
selbst weck ich den Lenz mir
wieder,
sollt es auch der letzte sein!
(Joseph Freiherr von Eichendorff )
Der Frühling ist die schönste Zeit
Der Frühling ist die schönste Zeit!
Was kann wohl schöner sein?
Da grünt und blüht es weit und breit
Im goldnen Sonnenschein.
Am Berghang schmilzt der letzte Schnee,
Das Bächlein rauscht zu Tal,
Es grünt die Saat, es blinkt der See
Im Frühlingssonnenstrahl.
Die Lerchen singen überall,
Die Amsel schlägt im Wald!
Nun kommt die liebe Nachtigall
Und auch der Kuckuck bald.
Nun jauchzet alles weit und breit,
Da stimmen froh wir ein:
Der Frühling ist die schönste Zeit!
Was kann wohl schöner sein?
(A. von Droste- Hülshoff)
Station 4: Unter die Lupe nehmen
1. „Stilmittel-Terzett“:
Lege die drei passenden Karten zusammen. Dabei müssen immer der Begriff (in
den Wolken), seine Erklärung (Kasten) und das passende Beispiel beieinander
liegen. Wenn du fertig bist, fertige dir eine Tabelle mit drei Spalten (Begriff,
Erklärung, Beispiel) an und übertrage deine Lösung. Nun hast du einen guten
Überblick über die wichtigsten Stilmittel, auf die du bei deiner
Gedichtinterpretation zurückgreifen kannst.
Klimax
(Steigleiter)
Akkumulation (lat.
Anhäufung)
Synästhesie
(Zugleichempfinden)
Antithese
(Gegensatz)
Wiederholung
Hyperbel
(Übermaß)
Personifikation
Rhetorische
Frage
Alliteration
Chiasmus
(Überkreuzstellung)
Anakoluth (gr.
anakoluthos=Folge,
Satzbruch)
Anapher
(Rückbeziehung,
Wiederaufnahme)
Ellipse (Auslassung,
Mangel)
Oxymoron
Metapher
Onomatopoetika
Die grammatische Bauform von
Anfang bis Ende eines Satzes
stimmt nicht überein.
Laut- und Klangmalerei
Beschönigende Umschreibung
einer unangenehmen, anstößigen
und Unheil bringenden Sache.
Auslassung eines Satzteils, der zum
Verständnis nicht unbedingt
notwendig ist.
Übertreibung des Ausdrucks in
vergrößernden oder
verkleinernden Sinn.
Steigerung vom Schwächeren zum
Stärkeren (Gegenteil: Antiklimax)
Verbindung zweier sich logisch
ausschließender Begriffe
Bildhafter Ausdruck, bei der ein
Wort nicht in seiner wörtlichen,
sondern in einer übertragenen
Bedeutung gebraucht wird, und
zwar so, dass zwischen der
wörtlich bezeichneten Sache
und der übertragen gemeinten
eine Beziehung der Ähnlichkeit
besteht.
Grammatisch selbstständiger
Einschub in einem Satz, der dessen
Zusammenhang unterbricht ohne
die syntaktische Ordnung zu
verändern.
Vermenschlichung abstrakter
Begriffe und lebloser Dinge, indem
sie als sprechende und handelnde
Personen auftreten.
Verschmelzung verschiedener
Sinnesbereiche.
Scheinbare Frage, weil keine
Antwort erwartet wird.
Mehrfache Nennung zur
Steigerung der Eindringlichkeit.
Es geschieht oft, je
freundlicher man
ist, nur Undank
wird einem Zuteil.
Wer nie sein Brot
mit Tränen
aß,/Wer nie die
kummervolle
Nacht…
Der Wahn ist
kurz, die Reu ist
lang.
Die Kunst ist lang
und kurz ist unser
Leben.
Nun ruhen alle
Wälder, Vieh,
Menschen, Städte
und Felder…
Je schneller,
desto besser.
Ich kam, ich sah,
ich siegte.
„Freund Hein“ für
Tod oder „das
Zeitliche segnen“
für sterben
Dunkler
Ehrenmann, alter
Knabe, bittere
Süße, traurigfroh,
helldunkel
blitzschnell,
schneckentempo,
Brauset, sauset,
knistern und
knastern,
ächzen,…
Wer sein Leben
gewinnen will, der wird
es verlieren. Das Leben
ist der Tod, der Tod ist
das Leben.
O Mutter! Nein!
Oh Mutter!
Ich bitte dich – ein
Versehen war es
ja- um Verzeihung.
Willi will`s wissen.
„Jenes höhere
Wesen, dass wir
verehren.„ für
Gott
Frau Welt;
Gevatter Tod,;
die Sonne lacht…
Wer glaubt das
schon?
Die Nadel im
Heuhaufen suchen.;
„Wüstenschiff„ für
Kamel,
2.) Gedichtanalyse
a.) Lies den Titel des unten stehenden Gedichts. Welche ersten Gedanken hast du
dabei? Notiere sie in Form eines Mind-maps!
b.) Analysiere das Gedicht mithilfe der unten stehenden „sechs Schlüssel“ (siehe
unten) und deinem „Stilmittel-Terzett“! Auch hier reichen Notizen.
Publikum
Das Publikum ist eine einfache Frau,
Bourgeoishaft, eitel und wichtig,
Und folgt man, wenn sie spricht, genau,
So spricht sie nicht mal richtig.
Eine einfache Frau, doch rosig und frisch,
Und ihre Juwelen blitzen,
Und sie lacht und führt einen guten Tisch,
Und es möchte sie jeder besitzen.
Theodor Fontane
Die Sechs Schlüssel zur Gedichtinterpretation
Station 5: Stammtisch
Aufgabe:
Tausch dich hier mit deinen Mitschülern über die
Inhalte der anderen Stationen aus! Stellt
Gemeinsamkeiten bzw. Unterschiede eurer Ergebnisse
fest und besprecht diese!
Schaut euch auch die Lösungsvorschläge im Karton an
und diskutiert diese.