ÖKZ 55.JG(2014) 8-9

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ÖKZ 55.JG(2014) 8-9
EMT
Primärversorgung
55. JG (2014) 08-09 | € 11,–
Gesundheitsförderung
Gender-Medizin
P.b.b. GZ 02Z033434 M
|
Verlagspostamt: A-8041 Graz, Kasernstraße 80/8/25
|
www.schaffler-verlag.com
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ISSN 0472-5530
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Editorial
::
Foto: Inge Prader
Stimmungsbilder
Jeden Morgen, knapp vor sechs Uhr, postet
Sabine Oberhauser ein Foto in ihre FacebookChronik: ein Wetterstimmungsbild, wenn sie
mit ihrem Hund Felix am Westrand Wiens Gassi
geht. Diese Runden könnten in der nächsten Zeit
etwas kürzer werden. Auf dem Schreibtisch,
den Alois Stöger seiner Nachfolgerin hinterlassen hat, stapeln sich die Akten. Obenauf der
Entwurf zur Novelle des Ärztegesetzes, in dem
die neue Ärzteausbildung geregelt wird. Die
Änderung soll Anfang kommenden Jahres, also
in knapp vier Monaten in Kraft treten und die
Krankenhausträger monieren in ihren Stellungnahmen unter anderem, dass diese Frist zu kurz
ist, um die entsprechenden Vorbereitungen zu
treffen. Die Österreichische Ärztekammer hat
sich offiziell zwar positiv zum Gesetzesentwurf geäußert, doch wie die Honorierung der
Lehrpraxis erfolgen soll, ist noch gänzlich ungeklärt, und aus verschiedenen Kammerecken
kommt Widerstand gegen die gesamte Novelle.
Ebenso wie gegen die meisten anderen Neuerungsvorhaben im Gesundheitswesen, von Primärversorgung bis ELGA.
Gerade von den Standesvertretern, die sich gern
als die Stiefkinder des Gesundheitssystems und
sämtlicher Reformvorhaben sehen, wurde die
Ärztin Oberhauser im neuen Amt begrüßt wie
die gute Fee, die jeden Bann zu lösen vermag.
Der Wiener Ärztekammerpräsident konnte nicht
umhin, seinen Jubel schon via Pressemeldung
hinauszuposaunen, während das Gremium noch
tagte und die Bestellung zur Gesundheitsminis­
terin noch nicht offiziell war. Prompt antwortete Oberhauser in ihrem ersten TV-Interview auf
die Frage, ob der Zeitplan für die elektronische
Gesundheitsakte ELGA halte: „Wichtig ist, dass
die Anwender einen Benefit darin sehen. Mir ist
lieber, es ist alles ordentlich, das ist kein Wettlauf mit der Zeit.“ Da werden im Speziellen die
Ärztevertreter einhaken, die ELGA nach wie vor
als „Klumpert“ abqualifizieren.
Bei der Primärversorgung neuen Stils, von
Oberhauser gern „Grätzelmedizin“ genannt,
kann überhaupt noch alles scheitern. Da liegt
der Ball jetzt bei den Ländern und den Sozialversicherungen – und dem Goodwill der Ärzteschaft. Die Gesundheitsministerin kann, wie sie
selbst sagt, nur moderierend eingreifen, weil
im Zielsteuerungsvertrag keinerlei Sanktionen
vorgesehen sind, sollten sich die Partner nicht
an die Wunschvorgaben halten. Und so ist völlig
offen, ob es tatsächlich zu vernünftigen Lösungen kommt, die für die Patienten ebenso positive Veränderungen bringen wie für die Gesundheitsausgaben. Dabei zeigen etliche Beispiele
aus der ganzen Welt, dass der EinzelkämpferHausarzt nicht mehr die beste Lösung ist. In der
kanadischen 4,6-Millionen-Einwohner-Provinz
British Columbia etwa wurde seit 2006 mehr
als eine Milliarde kanadische Dollar (ca. 700
Millionen Euro) investiert, um die Honorare der
Hausärzte aufzustocken. Anders als in anderen
Provinzen wurde darauf verzichtet, PrimaryHealth-Care-Netzwerke aufzubauen. Resultat:
Die Gesundheitsversorgung ist für Patienten
schwerer zugänglich und noch schlechter koordiniert als zuvor und die Ärzte sind ebenfalls
unzufrieden, weil überlastet.*
So wird die neue Gesundheitsministerin viel
von ihrem Moderationstalent brauchen, um ihre
eins­tigen Kollegen und die Systempartner von
Reformen zu überzeugen. Und viele Runden mit
Felix, um ihre Nerven zu beruhigen.
Elisabeth Tschachler
[email protected]
* Lavergne EM et al (2014): Full-Service Family Practice in
British Columbia: Policy Interventions and Trends in Practice,
1991–2010. Healthcare Policy, 9(4): 32-47.
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Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ 3
Was war und wird
06 Und was ist jetzt?
Potjomkinsche Notfallaufnahme. Ärzteausbildung neu.
Zuviel Beratung.
Morgenbesprechung mit Medizin-
Studienvertreter Jannik Stühmeier
Wo ELGA steht
Wo die Gesundheitsreform steht
08 Primärversorgung neu:
Das Ende des Einzelkämpfertums
11
Gesundheitsförderung:
Wenig Evidenz für den Nutzen
22 Patientenaktenlage: Reden Befürworter und Gegner von derselben Sache?
Wo Koordination fehlt
Sonderthema:
Hygiene
Warum Einheitlichkeit
wichtig ist
43 Nosokomiale Infektionen:
Unterschiedliche Datenerfassung
26 Demenz: Keine österreichweit Wozu es Daten braucht
14
akkordierte Vorgehensweise
in der Versorgung
Minimaler Pflegedatensatz:
Die Pflegepraxis abbilden
48 Wie gut ist die
Wo es Forschung braucht
Was Gemeinsamkeit schafft
17
Ischler Gesundheitswerkstatt:
Wie vulnerable Gruppen versorgt werden können
Der Mann als Maß aller Dinge
in Arzneimittelstudien
30 E-Health-Serie Teil 66:
Benutzerfreundlichkeit
20 Wendekraft: Wie Menschen auf
Hygieneverordnung?
47
CAS Clean-Air-Service:
Partnerschaftliches MehrAugen-Prinzip
28 Gender-Medizin:
Was E-Health bringt
Was Management kann
Wo es Feinschliff braucht
50 MAQUET Österreich:
Gesamtkonzepte aus einer Hand
51
ÖRRG: Sommerfest &
Jahrestagung 2014
52 Anbieter-Verzeichnis
Veränderungen reagieren
Am schnellsten löst
4 Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ
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Innensichten
58 Serie Innensichten Teil 22:
Der Hartnäckige
gesundheitswirtschaft
33 gsm: Neue AEMP im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried
35 la pura women’s health resort: Frauenspezifische Medizin
Was Unternehmen leisten
Rubriken
29 A1 Telekom: Online im
03 Editorial
36 nora flooring systems:
25 Leserbriefe
30 Tieto Austria:
32 International
Primärversorgungszentren
in Österreich –
ein gutes Konzept?
36 Impressum
31
ELGA GmbH: ELGA kommt Schritt für Schritt
35 Cleanroom Technology Austria:
Im Gespräch mit Roman Czech
Kautschukböden – Die Allrounder fürs Gesundheitswesen
37 JASTRINSKY: Mehr Platz für
kleine und größere Patienten
in Schwarzach
38 IIR: Die Spital 2014 –
Ein Nachbericht
38 SER Solutions: Erweiterung zum universellen Multimedia-Archiv
Krankenzimmer –
Das neue E-Care-Terminal
56 Karikatur
42 Roche Diagnostics:
Point-of-Care-Vernetzung –
höhere Versorgungsqualität
und ökonomische Vorteile
59
Menschen im
Gesundheitswesen
60 A. di Positas
61
Termine
57 Human Resources im
62
Schlusspunkt
40 wirtschaftliche lösungen:
Gesundheitswesen, Teil 2:
Unternehmenskultur und
Personalentwicklung
63 Vorteilskarte
59
GRP Consult: Checkliste Gehalt
39 Alpen-Adria-Universität
Klagenfurt:
Neuer Universitätslehrgang
Laborbetrieb kostengünstig
& effizient
man die Probleme anderer.
55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com
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Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ 5
::
Was war und wird
Potjomkinsche
Notfallaufnahme
Am 4. April dieses Jahres gab Josef Pühringer, Landeshauptmann und Gesundheitsreferent Oberösterreichs, eine seiner zahlreichen Pressekonferenzen.
Thema: „Klinikum-Standort Grieskirchen auf Dauer
gesichert und mehrfach gestärkt“. Doch in letzter
Zeit fragen sich Bevölkerung und Ärzte, ob nicht
weniger mehr wäre. Das auf drei Standorte (zwei in
Wels und einer in Grieskirchen) verteilte Klinikum
betreibt in Grieskirchen ein Standardkrankenhaus
mit 24-Stunden-Erstversorgung. Seit April sind dort
die Unfallchirurgen zwischen 19 und sieben Uhr nur
auf Rufbereitschaft, die Erstversorgung erfolgt
in dieser Zeit – wie laut Krankenanstaltengesetz
auch möglich – durch einen Anästhesisten.
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Die Realität sieht so aus, dass die Patienten zuweilen lange warten müssen, wenn der Anästhesist beispielsweise auf der Chirurgie oder
der Geburtenabteilung benötigt wird. Unfallchirurgisch zu behandelnde Patienten werden
für den nächsten Tag wiederbestellt oder ins
17 Kilometer entfernte Wels weitergeschickt
und ärgern sich darüber, den Umweg in Kauf
genommen zu haben. Als Grund für diese Lösung wird von der Ärztlichen Leitung des Klinikums der Ärztemangel angeführt, die Ärzte
selbst vermuten Einsparungen aufgrund der
Spitalsreform. Die potjomkinsche nächtliche
Notfallaufnahme in Grieskirchen – wie übri­
gens auch die in Gmunden und Schärding
– weiterhin aufrecht zu erhalten, sei jedenfalls eine politische Entscheidung, heißt es
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Augenheilkunde und Optometrie . . . . . . . . . . . . . . . mehr Stellen
Chirurgie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . mehr Bewerber
Frauenheilkunde und Geburtshilfe . . . . . . . . . . . . . mehr Stellen
Innere Medizin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . mehr Stellen
Kinder- und Jugendheilkunde . . . . . . . . . . . . . . . . . mehr Stellen
Neurologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . mehr Stellen
Orthopädie und orthopädische Chirurgie . . . . . . . mehr Bewerber
Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin . . . mehr Stellen
Entgeltliche Einschaltung
Radiologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . mehr Bewerber
Urologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . mehr Bewerber
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Zu viel Beratung
Der Stadtrechnungshof Wien stellt in seinem Bericht fest, dass
die Generaldirektion des Wiener Krankenanstaltenverbundes
(KAV) in den Jahren 2009 bis 2012 „keinen Gesamtüberblick über
die von der Unternehmung extern vergebenen Beratungsleistungen hatte“.1 Zwar sind die externen Beratungsleistungen in diesem Zeitraum von 10,7 auf 5,5 Millionen Euro zurückgegangen,
doch eine Reihe dieser Leistungen sei den Kernaufgaben des
KAV zuzurechnen gewesen, die „grundsätzlich im Eigenbereich
unter Ausnützung der Personalressourcen der Unternehmung
und des vorhandenen Fachwissens abgewickelt werden sollten“, vor allem, was Vergabeverfahren und die Dienste von
Rechtskundigen betreffe, kritisieren die Prüfer. ET
6 Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ
55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com
Was war und wird
Ärzteausbildung
neu
Noch zu Redaktionsschluss der letzten Ausgabe der ÖKZ konnte Silvia Türk, Leiterin der
Abteilung für Qualität im Gesundheitssystem
im Gesundheitsministerium, nicht sagen, bis
wann die Reform der Ärzteausbildung reif
für einen Beschluss sein würde.2 Am 25. Juli
ging die entsprechende Änderung des Ärztegesetzes dann doch in die Begutachtung
(die Frist dafür endete am 22. August).3 Die
Ärztekammer, bis auf die Vertreter in Nieder­
österreich grundsätzlich positiv zum Gesetzesentwurf eingestellt, vermisst im Entwurf
Aussagen, die eine Finanzierung der Lehrpraxis garantieren, und fürchtet, „dass die
Primärversorgung in Österreich mittelfristig
zusammenbricht, wenn in der Ausbildung
der künftigen Hausärzte eine Lehrpraxis
verpflichtend vorgesehen ist, aber diese
nicht mit öffentlichen Mitteln ausreichend
gefördert wird“.
Die Krankenanstaltenträger in Oberösterreich, Salzburg und der Steiermark – die
wortgleiche Stellungnahmen abgegeben
haben – lehnen unter anderem die vorgesehene Verbindung einer Anerkennung
als Ausbildungsstätte mit der Übertragung von Aufgaben im mitverantwortlichen Tätigkeitsbereich der Pflege ab. Und
Gesundheitsökonom Ernest Pichlbauer
kritisiert in seinem Blog die Überwachung der Ausbildungsqualität durch die
Ärztekammer und die damit verknüpfte
Anerkennung als Ausbildungsstätte als
„Blendwerk. Real wird die Zahl der notwendigen Turnusärzte weiterhin durch
einen Bettenschlüssel bestimmt und
nicht durch Ausbildungsinhalte oder gar
den Bedarf“. ET
Stadtrechnungshof Wien (2014): Unternehmung
„Wiener Krankenanstaltenverbund“, Prüfung der
externen Beratungsleistungen. KA II - KAV-5/13.
2
Pichler E (2014): Langsame Mühlen. Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ 55- Jg. (2014) 6-7,
Seite 8.
3
Bundesgesetz, mit dem das Ärztegesetz 1998
geändert wird. Text des Gesetzesentwurfs, Erläuterungen und Stellungnahmen Zugang: http://www.
parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXV/ME/ME_00053/
index.shtml. Zugriff: 28.8.2014.
1
55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com
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Morgenbesprechung
mit Jannik Stühmeier, Vorsitze
nder der
Studienver tretung Human- un
d Zahnmedizin,
Medizinische Universität Inn
sbruck
Die Medizinstudenten haben sich lange
für mehr Praxis im Studium eingesetzt.
Nun ist das Klinisch Praktische Jahr
(KPJ) an allen öffentlichen Medizin-Unis
eingeführt. Sind Sie zufrieden?
Jannik Stühmeier: Das KPJ ist eine gute
Möglichkeit der praktischen Ausbildung, das Problem sind die Umsetzung und die Arbeitsbedingungen. Es
ist von Krankenhaus zu Krankenhaus
völlig unterschiedlich, wie die Lehre
aufgebaut ist. Es gibt auch keine Kontrollen der einzelnen Abteilungen, in
denen gelehrt wird.
Studienvertreter Jannik Stühmeier: „Das
Problem
des Klinisch Praktischen Jahrs sind die
Umsetzung
und die Arbeitsbedingungen.“ Foto: privat
Derzeit läuft eine Petition der ÖH
Medizin mit dem Titel „Wir sind dann
mal weg“, Adressaten sind die Minister
für Gesundheit und
Wissenschaft. Welche Unterstützung erho
ffen Sie sich von Regierungsseite?
Stühmeier: Drei Dinge: einen transpare
nten, einheitlichen und verpflichtenden Ausbildungskatalog für alle Famulatur
en, KPJ-Stellen sowie Fachärzteausbildungsstellen in Österreich; die Einfü
hrung eines einheitlichen Grundgehalts für alle angestellten Ärzte und Ärzti
nnen zumindest auf dem Niveau
der Gehälter der Vorarlberger Landeskli
niken mit gleichzeitiger verpflichtender Einführung der 48-Stunden-Woche
für alle neuen Dienstverträge. Und
schließlich eine gesetzlich geregelte Aufw
andsentschädigung von 650 Euro
pro Monat für alle KPJ-Studierenden in Öste
rreich, um den enormen zeitlichen
Aufwand leistbar zu machen. Die Arbeitsze
iten im KPJ erlauben keine Nebenbeschäftigung. Da an den Studienorten
nicht genügend Plätze zur Verfügung
stehen, müssen manche Studierende für
das KPJ übersiedeln, zuweilen zwei
Mieten bezahlen. In einer Umfrage der Wien
er ÖH gaben zwölf Prozent an, für
dieses letzte Studienjahr einen Kredit aufn
ehmen zu müssen. Die 650 Euro
ergeben sich aus 50 Prozent der 1. Beso
ldungsstufe, die z.B. auf Turnusärzte
angewandt wird und derzeit mit 1.300 Euro
pro Monat in den ersten drei Monaten vergütet wird. Außerdem wären koste
nlose Unterbringung und Verpflegung mehr als angebracht.
Gab es schon Reaktionen?
Stühmeier: Alois Stöger sagte in einer Auss
endung, das falle nicht in seinen
Zuständigkeitsbereich. Wissenschaftsminis
ter Reinhold Mitterlehner sagte,
das sei Sache der Krankenhäuser.
Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ 7
::
Wo die Gesundheitsreform steht
Ende des Einzelkämpfertums in der Primärversorgung?
Foto: MAST - Fotolia.com
Wunschzettel
Ende Juni wurde
das Konzept zur
Primärversorgung von
den Systempartnern
unterzeichnet. Ehe
der erste Patient
in einer dieser erst
zu schaffenden
Einrichtungen betreut
werden kann, müssen
nicht nur rechtliche
Fragen beantwortet
werden.
Elisabeth Tschachler
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it Umfragen ist das so eine Sache: Meist kommt durch
geschickte Fragestellung das heraus, was der Auftraggeber hören und verlauten will. Aber manchmal
sind die Ergebnisse doch recht aufschlussreich. 50 Prozent der
österreichischen Bevölkerung haben keine Ahnung, ob sie es gut
oder schlecht finden sollen, wenn sie nicht mehr nur vom Hausarzt, sondern von einem ganzen Team aus Allgemeinmedizinern,
Pflegepersonen und Therapeuten betreut werden. Das ergab die
Bevölkerungsstudie zur Gesundheitsreform, die das Marktforschungsinstitut GfK im Auftrag des Hauptverbands der Sozialversicherungsträger im April und Mai dieses Jahres durchgeführt hat.
Erste Stufe
Dabei wurde diese Art der Primärversorgung im Team („Primary
Health Care“ PHC) bereits 1978 von der Weltgesundheitsorganisation WHO definiert: als erste Stufe eines Versorgungsprozesses, für jedermann leicht zugänglich und in die Lebens- und
Arbeitswelt der Patienten integriert. Was in Ländern wie Australien, England, Spanien, den Niederlanden, Finnland oder Dänemark seit Längerem Standard ist, das soll es demnächst auch
in Österreich geben. Ende Juni einigten sich die Mitglieder der
Bundes-Zielsteuerungskommission auf ein Konzept, das in den
vergangenen Monaten von Vertretern von Bund, Ländern, der
Sozialversicherung und der Gesundheit Österreich GmbH ausgearbeitet worden war. Das 27-Seiten-Papier sieht „die allgemeine
und direkt zugängliche erste Kontaktstelle für alle Menschen mit
gesundheitlichen Problemen im Sinne einer umfassenden Grundversorgung“ vor, ganz so, wie es in Paragraf drei des BundesZielsteuerungsvertrags festgeschrieben ist. Für Gesundheitsminister Alois Stöger „ein Brückenschlag in die Zukunft.“1
8 Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ
55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com
Wo die Gesundheitsreform steht
Zugleich sollen die einzelnen Versorgungswege transparenter werden, die Behandlung von chronischen Patienten kontinuierlicher
und nachhaltiger, der Beruf des Allgemeinmediziners attraktiver
und die Honorierung so gestaltet, dass effektive und nicht quantitative Leistungserbringung einen Anreiz darstellt. Möglich soll das
alles durch eine Vernetzung der einzelnen Akteure werden, die sich
tatsächlich oder virtuell um das Kernteam aus Hausarzt, Krankenpflegeperson und Ordinationsassistent gruppieren, eine Erreichbarkeit von 24 Stunden an sieben Tagen der Woche garantieren,
Hausbesuche machen und von einer zusätzlichen telefon- und
webbasierten medizinischen Auskunftei unterstützt werden.
Naives Papier
Foto: privat
„Das ist nicht mehr als ein Wunschzettel“, sagt der Arzt und Public-HealthExperte Franz Piribauer, Mitbegründer
des Sozialmedizinischen Zentrums
Graz-Süd Liebenau, eines bereits in
den 1980er-Jahren etablierten PHCPublic-Health-Experte
ähnlichen Projekts. Auch wenn PiriFranz Piribauer:
„Keine Referenzen auf
bauer es insgesamt löblich findet,
internationale Standards.“
dass mit 30 Jahren Verzögerung endlich auch in Österreich Schritte in Richtung organisierter Primärversorgung gesetzt werden, so vermisst
er „in dem absolut naiven Papier Referenzen auf bestehende Modelle in anderen Ländern und internationale Standards“. Ebenso
fehle die sorgfältige Analyse des Ist-Zustandes, was allerdings
nicht weiter verwunderlich sei, denn die Politik wisse aufgrund
des chronischen Datenmangels gar nicht, was sie alles nicht wisse. Jedenfalls werde „es nicht damit getan sein, dass sich ein paar
Leute zusammentun und auf ihr Türschild Primary Health Care
schreiben“, sagt Piribauer.
„Es braucht unbedingt eine entsprechende Ausbildung der Akteure“, sagt Martin Sprenger, Allgemeinmediziner und Leiter des Universitätslehrgangs Public Health an der Medizinischen Universität
Graz, „da sind wir ebenso rückständig wie in der Versorgungsforschung.“ An einer Reform der Allgemeinmediziner-Ausbildung wird
schon lange gebastelt, jetzt gibt es einen Gesetzesentwurf, der
noch dieses Jahr im Nationalrat beschlossen werden soll. Die detaillierten Ausbildungsinhalte sind Sache der Ärztekammer. Auch
die Pflegeausbildung soll entsprechend angepasst werden.
55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com
Foto: privat
Was die Finanzierung anlangt, ist
noch alles offen. Etwas verquast
heißt es im Konzept, dass ein „gemeinsames Finanzierungspaket zu
schnüren [sein wird], das dem Versorgungsangebot in den jeweiligen
Sektoren gerecht wird“. Immerhin
besteht die Möglichkeit, für den
Auf- und Ausbau der multiprofessionellen und interdisziplinären
Primärversorgung Mittel aus dem
Martin Sprenger, MedUni Graz:
EU-Förderungsprogramm ländli„Hochtechnikmedizin ist nicht
cher Entwicklung ELER zu lukriegleichbedeutend mit einer
Verbesserung der Gesundheit.“
ren. Und zwar bis 2020 rund zehn
Millionen Euro, die Gesundheitsdiensteanbietern, Städten und Gemeinden zugutekommen sollen.
Allerdings nur bei einer Kofinanzierung durch die Länder. Aus dem
Finanzministerium wiederum ist zu hören, dass das Primary-HealthCare-Konzept begrüßt werde, dass es aber wichtig sei, die Ausgabenobergrenzen einzuhalten und Doppelstrukturen zu vermeiden.
Kein Geldsack
Über die Art der Honorierung der einzelnen Berufsgruppen, allen
voran der Ärzte, muss ebenfalls erst verhandelt werden, was umso
schwieriger ist, als die Honorierungsordnungen der einzelnen
Krankenkassen schon jetzt äußerst unterschiedlich sind. Im Konzept werden mögliche Modelle – Budget, Kopfpauschale, Fallpauschale, Einzelleistungsvergütung, Pay for Performance – mit Vorund Nachteilen aufgezählt, ohne dass einem der Vorzug gegeben
wird. „Wenn der Schwerpunkt nicht mehr auf der Einzelleistung,
sondern auf der Betreuung und Begleitung der Patienten liegt,
muss das honoriert werden“, sagt Bernhard Wurzer, stellvertretender Generaldirektor im Hauptverband der Sozialversicherungsträger. Nachsatz: „Ohne dass solche Posten immer dazu addiert
werden.“ Zudem muss auch erst vereinbart werden, wie das Einkommen der anderen Teammitglieder geregelt wird. „Dass man
einen Geldsack in die Mitte stellt und der Arzt teilt den Inhalt unter
den Akteuren auf, wird es jedenfalls nicht spielen“, sagt Gabriele Jaksch, Präsidentin von MTDAustria, dem Dachverband der gehobenen medizinisch-technischen
Dienste Österreichs, zu denen
Diätologinnen ebenso gehören wie
beispielsweise Physiotherapeuten
oder Logopädinnen.
Freie Arztwahl
Laut Piribauer gibt es international „eine scharfe Hinwendung zur
Kopfpauschale“. Das bedeutet: Alle
Bernhard Wurzer, Hauptverband:
Menschen eines Einzugsgebietes
„Wenn der Schwerpunkt nicht
sind bei einem Team eingeschriemehr auf der Einzelleistung liegt,
muss das honoriert werden.“
ben. Das muss nicht für alle Zeiten
sein, in Frankreich etwa gilt die
Bindung nur ein Jahr. Mit dieser Honorierungsweise wird Überversorgung eingedämmt und sie befördert Patientenorientierung und
Wettbewerb. Bloß ist sie mit der in Österreich nach wie vor politisch
Foto: Wilke
Gleich mehrere Probleme des österreichischen Gesundheitswesens soll das Modell der Primärversorgung lösen:
:: die unzureichende Lenkung der Patienten durch das Gesundheitssystem, zumal in Ballungsgebieten auch die medizinische
Grundversorgung immer öfter in den Spitalsambulanzen stattfindet;
:: die im internationalen Vergleich immer noch zu häufigen stationären Aufnahmen;
:: die mangelnde Koordinierung der einzelnen Versorgungsstufen
sowie der Gesundheits- und Sozialdienste;
:: die aus Patientensicht wenig serviceorientierten Öffnungszeiten im ambulanten Bereich;
:: die bislang unkoordinierte und bruchstückhafte Gesundheitsförderung und Prävention.
::
Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ 9
::
Wo die Gesundheitsreform steht
gewollten freien Arztwahl nicht vereinbar. Das Festhalten an der freien Arztwahl ist überhaupt so eine Sache, die den Erfolg einer funktionierenden Primärversorgung gefährdet. „Es geht um die Stärkung
der Rolle der Allgemeinmedizin, eine klare Profilbildung gegenüber
der zweiten Versorgungsstufe (ambulante spezialisierte Versorgung
durch niedergelassene Fachärztinnen und Fachärzte, Ambulatorien
und Spitalsambulanzen), ohne damit den freien Zugang zu den einzelnen Versorgungsstufen zu beschränken“, lautet das Vorhaben im
Konzept, das ein wenig nach Quadratur des Kreises klingt.
Die GfK-Umfrage ergab, dass zwar 93 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher angeben, einen Haus- bzw. Vertrauensarzt
zu haben. Aber für rund jeden Zweiten ist der bei medizinischen
Problemen nicht die erste Anlaufstelle: Facharzt oder Spitalsambulanz werden eher angesteuert. Und rund ein Drittel der Befragten
sieht auch keinen Vorteil darin, wenn der Hausarzt alle Fäden in
der Hand hält. Wie also sollen die Menschen in die Primärversorgung neuen Zuschnitts umgelenkt werden, wenn es ihrem Gutdünken überlassen bleibt, wo sie um medizinische Behandlung einkommen? Der Zielsteuerungsvertrag sieht vor, dass bis 2016 ein
Prozent der österreichischen Bevölkerung in den PHC-Modellen
betreut wird. Bernhard Wurzer ist vom „Steuerungseffekt durch die
normative Kraft des Faktischen“ überzeugt, was wohl so viel heißt
wie: Die Ärzte und Ärztinnen engagieren sich in PHC und nehmen
ihre Patienten quasi mit.
Arzt im Mittelpunkt
Dass sich die Ärzte für die neue Primärversorgung begeistern,
stand bis zuletzt auf der Kippe und ist auch weiterhin alles andere
als gesichert. In den ersten Entwürfen kamen die Begriffe „Hausarzt“ oder „Allgemeinmediziner“ nicht ein einziges Mal vor. Vielmehr war stets von „multiprofessioneller und interdisziplinärer
Versorgung“ die Rede. Grund genug für die Ärztekammer, die Abschaffung des Hausarztes und überhaupt „der sozialen Medizin,
wie wir sie kennen“ zu wähnen und sich „gegen Schildbürgerstreiche in der Gesundheitspolitik“ in Position zu bringen. So wurde in
Foto: JAMÖ
Optimistische Jungmediziner
Sebastian Huter:
Lernen, wie man
im Team arbeitet.
Die JAMÖ, die Gruppe der jungen Allgemeinmediziner Österreichs, macht das bestehende Konzept der Primary Health Care „optimistisch, dass
wir in Zukunft bessere Arbeitsbedingungen und
mehr Teamarbeit in der Primärversorgung vorfinden werden, womit auch das Profil des Faches
Allgemeinmedizin geschärft wird“. Allerdings
findet JAMÖ-Sprecher Sebastian Huter die freie
Arztwahl „kontraproduktiv. Die PHC sollte die
ers­te Anlaufstelle sein. Dafür muss sich aber erst
eine Kultur entwickeln.“
Jedenfalls müsse laut Huter die Ausbildung angepasst werden.
Es müsse Leadership gelehrt werden, aber auch, wie man im
Team arbeitet. Auch Lehrinhalte zu Prävention und Gesundheitsförderung fehlen derzeit weitgehend im Medizinstudium
und in der Ausbildung zum Allgemeinmediziner.
der letzten Verhandlungsrunde der Hausarzt, bisher nicht gerade
Liebkind der Politiker, zur zentralen Person der Primärversorgung
à l’autrichienne, womit weder die Patientenanwaltschaft – die naturgemäß gern die Patienten im Mittelpunkt sehen würde –, noch
die anderen Berufsgruppen eine große Freude haben.
„International ist es üblich, dass abgesehen von Ärzten auch die
Vertreter von MTD-Berufsgruppen als Erstes aufgesucht werden
können, wenn sie gewisse Kriterien erfüllen“, sagt Gabriele Jaksch
und will diese Bestimmung auch in Österreich verankert sehen.
„Das ist insofern sinnvoll, als die Ärzte es allein nie schaffen werden, die Menschen auch präventiv und im Sinn der Gesundheitsförderung zu versorgen.“ Auch die Präsidentin des Gesundheitsund Krankenpflegeverbandes Ursula Frohner ist vom gelungenen
Versuch der Ärztekammer, die Vormachtstellung der Hausärzte
abzusichern, wenig begeistert.
Pseudolösungen mit Staubsaugereffekt
Als Erstes müssen nun ohnehin legistische Schritte gesetzt und
ein Rahmenregelwerk für die einzelnen Organisationsformen geschaffen werden. Dabei geht es um Berufsrechte ebenso wie um
Haftungsfragen. Bis Ende des Jahres sollen die entsprechenden Gesetze im Parlament beschlossen sein. An Pilotprojekten wird jetzt
schon getüftelt, sie dürfen in Großstädten anders aussehen als auf
dem Land. Das genaue Leistungsspektrum muss erst mit der Sozialversicherung und anderen Finanzierungsträgern vereinbart werden. Dabei ist unter anderem eins wichtig, sagt Martin Sprenger:
„Alle Beteiligten müssen verstehen, dass Hochtechnikmedizin nicht
gleichbedeutend mit einer Verbesserung der Gesundheit ist.“ Doch
dieser Gedanke sei derzeit so fest in den Köpfen verankert, dass
alles auf die Versorgung im Krankenhaus ausgerichtet sei. Deshalb
sei zu befürchten, dass etliche der Projekte, die jetzt aufgesetzt
werden, „Pseudolösungen sind, den Krankenhäusern vorgeschaltete Einrichtungen, die im Grunde nichts anderes sind als eine Triagestelle. Durch die Nähe zu dem technischen Pipapo im Spital kann
es dann zu einem Staubsaugereffekt kommen – das bedeutet: noch
mehr Ambulanzbesuche und stationäre Aufenthalte.“
Ob die Ärzteschaft und Vertreter anderer Gesundheits- und Sozialberufe überhaupt an Primary Health Care teilnehmen wollen, ist
nicht nur eine Frage der Legistik, des Honorars und der Reibereien
zwischen den einzelnen Berufsgruppen. „Dieses Konzept richtet
sich […] in erster Linie an die zukünftigen Einsteiger in die Primärversorgung“, umschreiben die Autoren das Faktum des Trägheitsmoments und Verharrens in gewohnten Strukturen. So geht auch
Bernhard Wurzer vom Hauptverband nicht davon aus, dass die
PHC-Netzwerke wie Pilze aus dem Boden schießen werden, und
setzt auf nachfolgende Generationen. „Die jüngere Generation ist
teamorientiert“, weiß Martin Sprenger aus seiner Arbeit mit Medizinstudenten und Jungärzten, „von 100 wollen 100 nicht mehr
allein in einer Praxis sitzen“. ::
Literatur:
1
Das Team rund um den Hausarzt. Konzept zur multiprofessionellen und interdisziplinären
Primärversorgung in Österreich. Zugang: http://www.bmg.gv.at/cms/home/attachments/1/2/6/CH0998/CMS1404305722379/primaerversorgung.pdf. Zugriff: 2.7.2014.
Elisabeth Tschachler
[email protected]
10 Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ
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Wo die Gesundheitsreform steht
::
Wie im Bundes-Zielsteuerungsvertrag vorgesehen,
wurde vor rund einem halben Jahr die
Gesundheitsförderungsstrategie beschlossen. Die ersten
Etappen der Umsetzung sind noch in diesem Jahr zu nehmen.
Gesundheitsförderung: Welche
Maßnahmen helfen wirklich?
Foto: ©Dionisvera - Fotolia.com
Neue Töne –
alte Ziele
Erika Pichler
S
paß“ und „Drive“ zählen nicht unbedingt zu den Begriffen,
die einem als Erstes einfallen, wenn man an Verhandlungen
im Gesundheitsbereich denkt. Und doch gebraucht Judith
delle Grazie, ministeriale Abteilungsleiterin für Gesundheitsförderung und Prävention, diese Worte, um aktuelle gesundheitspolitische Prozesse zu beschreiben. „Es hat wirklich Spaß gemacht,
gemeinsam die Rahmen-Gesundheitsziele zu entwickeln und die
Vorsorgemittel-Strategie umzusetzen“, sagt delle Grazie. „Diese
Themen haben einen ziemlichen Drive bekommen, dadurch ist
es gelungen, Gesundheitsförderung und die Orientierung an den
Rahmen-Gesundheitszielen im Bundes-Zielsteuerungsvertrag zu
verankern.“ Dies sei umso bemerkenswerter, als die bisherige Zusammenarbeit von Bund, Ländern und Sozialversicherung primär
auf den Versorgungsbereich fokussiert gewesen sei.
Neue Kultur der Kooperation
streicht er – nach „Meilensteinen“ in der Gesundheitsförderung
gefragt – nicht Einzelmaßnahmen hervor, sondern das tatsächlich
„partnerschaftliche und gemeinsame“ Vorgehen beim Entwickeln
und Umsetzen von Projekten.
Zwei Euro jährlich pro Person
Soweit die neuen Töne zum Atmosphärischen. Zum Inhaltlichen
ergeben sich dennoch einige Fragen:
:: Wie weit kommt man mit 150 Millionen Euro? Auf zehn Jahre
und achteinhalb Millionen Einwohner gerechnet, bedeutet diese Summe nicht einmal zwei Euro jährlich pro Person.
:: Wie sieht es mit dem Monitoring der gesundheitsfördernden
Maßnahmen aus, das im Bundes-Zielsteuerungsvertrag festgeschrieben ist und operativ bedeutet, eine „regelmäßige, systematische, international vergleichbare und soweit erforderlich
regionalisierte Messung der Outcomes im Gesundheitsbereich
(insbesondere der Wirkungen von Gesundheitsförderung, Prävention und Kuration) zu etablieren“.2
:: Wie evidenzbasiert werden die gesundheitsfördernden Maßnahmen wirklich sein? Immerhin sollte die Umsetzung der Gesundheitsförderungsstrategie an wissenschaftlicher Erkenntnis
und Best Practice orientiert sein.3
Die Gesundheitsförderungsstrategie1 selbst, die im März dieses
Jahres in Ergänzung zum Bundes-Zielsteuerungsvertrag beschlossen wurde, soll die Grundlage für die Ausschüttung der Gesundheitsförderungsmittel (150 Millionen Euro in den nächsten zehn
Jahren) an die Landesgesundheitsfonds und für die Ausschüttung
der zusätzlichen Vorsorgemittel (je 3,25 Millionen Euro für 2015 und
2016) an Bund, Länder und Sozialversicherung werden. Der Drive,
Zum letzten Punkt, der Forderung von Evidenzbasiertheit, ist am
den delle Grazie ortet, ist einer dem Vernehmen nach neuen Kultur
wenigsten Konkretes zu hören. Es wurde keine der bekannten
der Kooperation unter den Mitgliedern der Bundes-Zielsteuerungskommission geschuldet. „Das regelmäßiHTA-Institutionen des Landes beauftragt,
ge Vernetzen der Akteure schon seit dem
einen Überblick über Maßnahmen und
Kaum Evidenz zur
erstmaligen Beschluss der Vorsorgemittel
Projekte zu schaffen, deren Nutzen durch
ab dem Jahr 2010 trägt jetzt Früchte.“
Wirksamkeit gesundheits- wissenschaftliche Daten oder Studien
abgesichert sind. „Das liegt daran, dass
förderlicher Maßnahmen.
Einen konstruktiven Stil bestätigt auch
auch international betrachtet die Herstellung von Evidenz zur Wirksamkeit von
Stefan Spitzbart, der im Hauptverband
Gesundheitsförderungsmaßnahmen auf Bevölkerungsebene ein
der österreichischen Sozialversicherungsträger für Gesundheitsförderung und Prävention zuständig ist. So wie delle Grazie
noch wenig entwickeltes und wissenschaftlich sehr herausfordern-
55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com
Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ 11
Wo die Gesundheitsreform steht
des Unterfangen ist. Es gibt in Österreich seitens der Gesundheit
Österreich GmbH erste Ansätze, die methodischen Probleme in
diesem Bereich zu lösen, und auch der Fonds Gesundes Österreich
investiert laufend in die Schaffung von Evidenz“, sagt delle Grazie.
„Doch noch ist es nicht möglich, alle Entscheidungen hinsichtlich
der Umsetzung von Gesundheitsförderungsmaßnahmen evidenzbasiert zu treffen.“ Spitzbart verweist darauf, dass innerhalb der
Sozialversicherung im Vorfeld der Strategieerstellung ein Überblick bestehender und wirksamer Maßnahmen erstellt worden sei,
der eine gute Basis für weitere Maßnahmen darstelle.
Was das Ausmaß der Mittel betrifft, die in die Gesundheitsförderung
investiert werden, so können auch die genannten Gesprächspartner nicht umhin, von einem bescheidenen Anfang zu sprechen. „Natürlich sollte es mehr sein, vor allem im Vergleich zu den Mitteln, die
für die Versorgung aufgewendet werden“, sagt Judith delle Grazie.
Das österreichische Gesundheitssystem sei klar versorgungslastig.
Dennoch sei sie sehr stolz darauf, dass es überhaupt gelungen sei,
das Thema „Gesundheitsförderung“ als Querschnittsmaterie prominent in der Zielsteuerung zu verankern. Stefan Spitzbart ist dafür, das Glas nicht als halbleer, sondern als halbvoll zu betrachten.
„Es könnte zwar mehr sein, andererseits sind Investitionen in die
Gesundheitsförderung nicht immer zwangsläufig mit hohem Kapitaleinsatz verbunden. Man kann auch mit geringeren Mitteln durch
gezielte Intervention schon viel erreichen und in bestimmten Bereichen etwas verändern“, sagt der Vertreter des Hauptverbands.
Zudem seien die nunmehr beschlossenen Mittel für Gesundheitsförderung und Vorsorge nicht die einzigen Gelder, die in diesen
Bereich investiert würden. Es gebe dafür schließlich auch Mittel im
Fonds Gesundes Österreich und bei den Sozialversicherungsträgern sowie eigene Budgets in den Ländern. „Entscheidend ist, dass
wir die Initiativen abstimmen und eine gemeinsame Stoßrichtung,
entsprechend den Rahmengesundheitszielen, erreichen. Wir müssen eben vernetzter denken und gezielter investieren, damit das
Geld auch sinnvoll eingesetzt wird“, so Spitzbart.
Koordinationsaufgaben
Judith delle Grazie,
Gesundheitsministerium:
Spaß und Drive bei den
Verhandlungen
Foto: Schiffl
::
Bereiche sind etliche Maßnahmenpakete möglich – von Gesundheitsförderung bei Schwangeren und Kleinkindern bis zu Maßnahmen in Pflegeheimen und für Senioren.
Priorisierte Schwerpunkte
Außerdem wurden sechs Prioritäten festgelegt, denen innerhalb
der nächsten drei Jahre verstärktes Augenmerk zukommen soll
(siehe Kasten). Für diese „priorisierten Schwerpunkte“ sind mindestens 50 Prozent der Gesundheitsförderungsmittel sowie die für
die Jahre 2015 und 2016 beschlossenen Vorsorgemittel verbindlich
zu verwenden.
Prioritäten in der Gesundheitsförderung
Diesen Bereichen soll in den nächsten drei Jahren verstärktes
Augenmerk zukommen:
:: Frühe Hilfen
:: Gesunde Kinderkrippen und gesunde Kindergärten
:: Gesunde Schulen
:: Gesunde Lebenswelten und gesunde Lebensstile von
Jugendlichen und Menschen im erwerbsfähigen Alter
:: Gesundheitskompetenz von Jungendlichen, Menschen im
erwerbsfähigen Alter und älteren Menschen
:: Soziale Teilhabe und psychosoziale Gesundheit von
älteren Menschen
Der Löwenanteil der Mittel für Gesundheitsförderung, nämlich 130
von 150 Millionen, fließt dem Sozialversicherungsbereich zu (die
restlichen 20 Millionen den Ländern selbst).4 Die Rolle des Hauptverbands sei allerdings eine rein kommunikative und innerhalb der
Sozialversicherung koordinierend, sagt Spitzbart. „Unsere AufgaDie Generationen-Ausgewogenheit sei den beteiligten Verhandbe ist es, die Umsetzer zu koordinieren, zu vernetzen und zu komlungspartnern wichtig gewesen, berichtet Spitzbart. Gerade für
munizieren, welche Maßnahmen und Programme gut umsetzbar
sehr junge und für alte Menschen sollten vermehrt Maßnahmen gesetzt werden. Stolz ist er zum Beispiel auf den Punkt „Frühe Hilfen“,
wären.“ Die Sozialversicherungsträger hätten schließlich in den
also (vorwiegend niederschwellige) Unterstützungsangebote für
letzten Jahren bereits etliche Schwerpunkte gesetzt, zum Beispiel
Eltern und Kinder in der frühen Kindheit.6 Dass österreichweite gein schulischer und betrieblicher Gesundheitsförderung, zum Thema „Richtig Essen von Anfang an“ oder zur
meinsame Programme möglich seien, habe
Gesundheitsförderung von Senioren. Allein
man im Rahmen der Vorsorgemittel 2010 mit
Das österreichische
daraus sowie aus den zahlreichen Maßnahdem Programm „Richtig Essen von Anfang
men, die bereits in Ländern und Gemeinden
an“ schon einmal gezeigt. „Bei den Frühen
Gesundheitssystem ist
gesetzt oder angedacht waren, sollten nun
Hilfen wollen wir im Rahmen der nächsten
versorgungslastig.
breit angelegte und nachhaltige ProgramVorsorgemittelperiode gemeinsam mit dem
me entstehen, und zwar in den Bereichen,
Bund und Ländervertretern eine österreichweite Umsetzung unterstützen.“ Eventuell österreichweit ausrolldie in der Gesundheitsförderungsstrategie für die nächsten zehn
bar wäre auch etwa ein steirisches Kindergarten-Pilotprojekt, das
Jahre als „Interventionsfelder“ aufscheinen: Familie, Kindergarten,
derzeit vom Land und der Krankenkasse finanziert wird und unterSchule, Betrieb, Gemeinde/Stadt(viertel), Freizeit/Konsumwelten,
sucht, wo die Ressourcen und Problemlagen von GesundheitskomÖffentliche Dienstleistungen und Gesellschaft.5 In jedem dieser
12 Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ
55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com
12 – 15 Nov 2014
Düsseldorf • Germany
petenz im Kindergarten liegen – inklusive der Gesundheit auch des
pädagogischen Personals. Eine Reihe von Modellen guter Praxis,
die in ein gemeinsames Programm münden könnten, gebe es auch
für Senioren. Hier kann sich Spitzbart beispielsweise vorstellen,
künftig verstärkt Gemeinden oder regionale Vereine und Institutionen einzubeziehen, um über bestehende Strukturen die Gesundheitskompetenz älterer Menschen zu stärken und zum anderen der
sozialen Vereinsamung entgegenzuwirken.
Keine zentrale Stelle
An diesen drei Beispielen zeigt sich, worin gleichzeitig die Stärke und die mögliche Schwäche des Vorhabens „Gesundheitsförderungsstrategie“ liegen: Es gab und gibt bereits eine Fülle von
Maßnahmen, Pilotprojekten, Programmen und Modellen in vielen
Bundesländern, Gemeinden, Versicherungsanstalten, Organisationen und größeren Betrieben, aus denen man schöpfen könnte.
Manche davon sind nur intern evaluiert, manche überhaupt nicht.
Manche werden zur Gänze von der öffentlichen Hand gefördert,
andere kaum. Da es auch künftig keine zentrale Stelle gibt, die die
Verteilung der Gesundheitsfördermittel nach einheitlichen Kriterien verantwortet, sondern die Landesgesundheitsfonds dafür
zuständig sind, könnte erneut jenes punktuelle und nicht überregional koordinierte Förderunwesen fröhliche Urstände feiern, für
das Österreich auch in anderen Bereichen als dem Gesundheitswesen berühmt ist.
Genau dies sei der Grund, warum ein Monitoring etabliert werden
müsse, sagt Spitzbart. „Wir werden laufend alle ein bis zwei Jahre
darauf schauen, ob und wo der Mitteleinsatz auch Wirkung zeigt.“
Details dazu stehen derzeit allerdings noch nicht fest. Das Monitoring werde bis Ende 2014 von der Fachgruppe „Public Health/
Gesundheitsförderung“ entwickelt. Eines sei jedoch klar, sagt
Spitzbart: „Es wird auch Teil des Monitorings sein, voneinander zu
lernen. Wir müssen die Welt nicht neu erfinden, sondern das, was
funktioniert, multiplizieren und so entsprechende Betreuungsstrukturen aufbauen.“ ::
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Literatur:
1
Gesundheitsförderungsstrategie im Rahmen des Bundes-Zielsteuerungsvertrags,
beschlossen durch die Bundes-Zielsteuerungskommission am 21. März 2014. Zugang:
http://bmg.gv.at/home/Gesundheitsfoerderungsstrategie. Zugriff: 12.8.2014.
2
Bundes-Zielsteuerungsvertrag „Zielsteuerung Gesundheit“, beschlossen am 26. Juni
2013, Artikel 8 (Steuerungsbereich Ergebnisorientierung), Maßnahme 2: „Entwicklung
und Festlegung einer Methodik zur laufenden Begleitung, Dokumentation und
Berichterstattung im Sinne eines Umsetzungsmonitorings bis Ende 2014“.
Zugang: www.hauptverband.at/portal27/. Zugriff: 12.8.2014.
3
Gesundheitsförderungsstrategie, s.o., Grundsätze für die Mittelverwendung, Seite 11,
Punkt 3: „Die im Rahmen der Gesundheitsförderungsstrategie umgesetzten Maßnahmen
sollen auf Evidenz zur Wirksamkeit beruhen und auf – nationalen und/oder international
verfügbaren – Good Practice-Modellen aufbauen.“
4
Gesundheitsförderungsstrategie, s. o., Tabellarische Auflistung der Mittelverteilung nach
Ländern und Sozialversicherungen, Seite 2.
5
Gesundheitsförderungsstrategie, s. o., Tabelle 3: Gesamtrahmen für die inhaltlichen
Schwerpunkte für die Jahre 2013-2022, Seite 6.
6
Definition „Früher Hilfen“ laut Glossar der Gesundheitsförderungsstrategie, s.o., Seite
18: „Gesamtkonzept von Interventionen in der frühen Kindheit (ab Schwangerschaft bis
spätestens Schuleintritt), die die spezifischen Lebenslagen und Ressourcen von Familien
berücksichtigen und mit vielfältigen Ansätzen, Angeboten, Strukturen und Akteuren vernetzt sind. In der praktischen Umsetzung sind „Frühe Hilfen“ auf lokaler und regionaler
Ebene etablierte multiprofessionelle Unterstützungssysteme mit – von einer zentralen
Stelle - koordinierten Angeboten für Eltern und Kinder in der frühen Kindheit, wobei der
niederschwellige Zugang von großer Relevanz ist.“
Dr. Erika Pichler
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::
Wozu es Daten braucht
Die Pflegepraxis abbilden
Die Nutzung von in der täglichen Routine erhobenen
Pflegedaten birgt ein großes Potenzial für Entscheidungsträger
im Gesundheitswesen. Doch in nationalen Statistiken und
Gesundheitsberichterstattungen sind Daten der professionellen
pflegerischen Betreuung kaum zu finden.
Renate Ranegger, Werner Hackl, Elske Ammenwerth
Foto: © drubig-photo - Fotolia.com
Pflegedaten können die Grundlage für
Entscheidungen im Gesundheitswesen sein.
D
ie steigenden Kosten und der weithin bekannte prognostizierte Wandel im Pflegebereich verstärken die
Notwendigkeit, die Effektivität und Effizienz von Pflege
aufzuzeigen. Viele Länder kommen durch Faktoren wie die Zunahme an chronisch kranken sowie multimorbiden Menschen, die
fortschreitende Spezialisierung in der medizinischen Versorgung,
den Rückgang der informellen Pflege durch Familienangehörige
und die Forderung nach evidenzbasierter Pflege zunehmend unter Druck.
Die Profession Pflege nimmt im Prozess dieser Neustrukturierung
und -orientierung im Gesundheitswesen einen wesentlichen Stellenwert ein, da entsprechend den Zahlen von Statistik Austria
20121 Pflegende mit einer Beschäftigungszahl von 66.000 Personen alleine in österreichischen Krankenanstalten die größte und
damit kostenintensivste Berufsgruppe darstellen. Daneben ist zu
beachten, dass Pflegepersonen den intensivsten direkten Patientenkontakt haben und einen essenziellen Beitrag zur Patientensicherheit und Versorgungsqualität leisten.
Für die Vergütung der Leistungen für stationäre Patientinnen und
Patienten wird in Österreich das System der leistungsorientierten
Krankenanstaltenfinanzierung (LKF) eingesetzt, das den tatsächlichen Pflegeaufwand sowie erbrachte Pflegeleistungen aber nicht
berücksichtigt. Demnach besteht nicht nur aus berufspolitischer,
sondern auch aus volkswirtschaftlicher Sicht großes Interesse,
den Pflegebedarf, die Pflegeleistungen sowie die Pflegeergebnisse
sichtbar zu machen. Allerdings fehlt es an validen Instrumenten,
die vergleichbare Daten zum Pflegeaufwand, den Kosten, dem
Personalbedarf, der erbrachten Pflegequalität liefern können und
zugleich von der Pflegepraxis (klinisches Management) bis zur Gesundheitsberichterstattung (Gesundheitspolitik) verwendbar sind.
Keine Informationen über pflegerische Leistungen
In Zusammenhang mit der Sekundärnutzung von Routinedaten
haben die modernen Informationssysteme im Gesundheitswesen
erhebliche Vorteile mit sich gebracht. Viele Anwendungssysteme ermöglichen es beispielsweise, Daten ohne Zusatzaufwand
14 Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ
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Wozu es Daten braucht
::
Die LKF berücksichtigt
den tatsächlichen
Pflegeaufwand nicht.
für patientenübergreifende Fragestellungen (z.B. für Wissensmanagement,
Qualitätssicherung, Controlling, etc.)
zu nutzen. Wie die Erhebung von Ursula
Hübner et al.2 zeigte, hatten 2010 bereits 66,7 Prozent der österreichischen
Krankenanstalten IT-gestützte Pflegedokumentationssysteme im
Einsatz. Trotzdem werden die bereits vorhandenen Pflegedaten
in Österreich lediglich beschränkt, oft nur kasuistisch, für die Patientenversorgung genutzt und weder für patientenübergreifende
Auswertungen noch zu nationalen oder internationalen Datenvergleichen herangezogen.
rer minimaler Pflegedaten und stellt, je
nach Umfang, die Variabilität der pflegerischen Versorgung, die Kapazität des
Pflegeteams und die Pflegequalität dar
und kann zur Pflegeberichterstattung
und zur Forschung genutzt sowie mit
anderen patienten- bzw. gesundheitsbezogenen Daten verbunden
werden. Internationale Erfahrungen zeigen, dass ein NMDS eine
Datenbasis liefern kann, um ressourcenorientiertes Personalmanagement (Personalverteilung und Personalkosten) sowie Vergleiche von Pflegeleistungen und Pflegeergebnissen zu ermöglichen.
Es können dadurch auch Unterschiede zwischen Patientengruppen, Settings und geografischen Standorten aufgezeigt werden.
Für Österreich liegen bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine
Herausforderungen bei der Entwicklung eines NMDS
quantifizierbaren Informationen über pflegerische Leistungen, den
pflegerischen Ressourceneinsatz und die Pflegequalität vor. Das
Ein NMDS erfordert standardisierte und einheitliche Definitionen,
Problem eines fehlenden Instruments zur Abbildung der Pflegepraxis besteht aber nicht nur in Österreich, sondern ist auch in andeum einen durchgängigen Datenaustausch über Institutionsgrenren Ländern bekannt. Deshalb wird in zahlreichen Ländern, aber
zen hinweg zu ermöglichen. In der Pflege werden aber in den einzelnen Gesundheitseinrichtungen viele verschiedene Ordnungsauch international von der International Medical Informatics Association, Nursing Informatics Special Interest Group (IMIA NI-SIG)
systeme (Terminologien, Nomenklaturen und Klassifikationen)
und dem International Council of Nurses
(ICN) an der Entwicklung, Einführung,
Solide Wissensgrundlage
Nutzung und Etablierung eines minimalen Pflegedatensatzes (Nursing MiDie Einführung eines Nursing MiniPflegepraxis forciert und die Pflegefornimum Data Sets – NMDS) gearbeitet.2
mum Data Sets in Österreich würde
schung unterstützt werden. Ein minima-
Instrument zur Sammlung
einheitlicher Pflegedaten
Ein NMDS ist ein minimales Set mit einheitlichen Definitionen und Kategorien
bezogen auf die spezifischen Dimensionen der Pflege und es berücksichtigt die Informationsbedarfe multipler
Datennutzer im Gesundheitswesen. Es
ist ein Instrument zur Sammlung einheitlicher, standardisierter, vergleichba-
Leistungstransparenz gegenüber den
Kostenträgern bringen, den Beitrag der
pflegerischen Dienstleistung am Versorgungsprozess abbilden und eine
ressourcenorientierte Pflegepersonalverteilung und -berechnung erlauben.
Zudem kann auf Basis von standardisierten Pflegedaten durch Reflexion der
Pflegepraxis eine Wissensgrundlage
entwickelt, der Ausbildungsprozess der
Pflege unterstützt, eine evidenzbasierte
ler Pflegedatensatz erlaubt auch eine
Optimierung von Prozess-, Struktur- und
Ergebnisqualität und kann als Monitoringinstrument in Gesundheitseinrichtungen herangezogen werden. Ein langjähriger Einsatz eines NMDS ermöglicht
gegebenenfalls auch die Vorhersage
von Trends und die Identifizierung von
zukünftigen Pflegebedarfen. Ein NMDS
kann als solide Grundlage für gesundheitspolitische Entscheidungen dienen.
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> führendes und innovatives Wissensmanagment
(in Deutschland setzen mehr als 400 Kliniken auf K|M|S)
Besuchen Sie unseren K|M|S-Stand bei der Internationalen Controller
Gesundheitstagung Österreich in Wien am 25. September 2014.
Alois G. Steidel
Vorstandsvorsitzender (CEO)
55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com
Carsten Ohm
Geschäftsbereichsleiter Vertrieb
Seit Anfang 2012 ist K|M|S in Österreich engagiert.
Wir sind Partner der Vorarlberger Landeskrankenhäuser.
Harald Keckeis, Leiter des Zentralen Dienstes Finanzen
und Controlling der Vorarlberger KHBG sagt:
„Für mich ist es entscheidend, dass jemand unsere
Sprache im Spital versteht. Und das hat K|M|S verstanden, weil sie aus diesem Bereich kommen und sich
von dort aus weiterentwickeln.“
K|M|S Vertrieb und Services AG
Inselkammerstraße 1
D-82008 Unterhaching
Tel. +49 (0)89 66 55 09-0
Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ 15
Wozu es Daten braucht
Wege zu vergleichbaren Pflegedaten
Mit Blick auf die mögliche Nutzung eines minimalen Pflegedatensatzes für Österreich wurden im Rahmen einer systematischen
Literaturrecherche international verfügbare NMDS strukturiert
beschrieben und systematisch verglichen.3 Anhand von 22 Interviews mit Expertinnen und Experten und einer Gruppendiskussion wurde anschließend ein Vorschlag für ein österreichisches
NMDS erarbeitet. 4 Ein österreichisches NMDS sollte Daten zur
Institution, demographische Patientendaten, Pflegediagnosen,
Pflegeergebnisse sowie Pflegeinterventionen beinhalten. Vorteilhaft im Zusammenhang mit den pflegerischen Datenelementen
ist die in Österreich gesetzlich verankerte Dokumentationspflicht
Vorbild Belgien
Belgien ist bisher das einzige Land, in dem ein NMDS regelmäßig und flächendeckend zum Einsatz kommt. Grund dafür
ist die gesetzlich vorgeschriebene Erfassung und Übermittlung von Pflegedaten an das belgische Gesundheitsminis­
terium. Die Daten aus dem belgischen NMDS werden zur
Unterstützung von wissenschaftlichen Aktivitäten herangezogen beispielsweise zur Bestimmung der Faktoren, die eine
erhöhte Arbeitsbelastung auslösen. Die Pflegedaten liefern
auch eine Basis für epidemiologische Studien.
In Österreich könnte mit der Implementierung eines minimalen
Pflegedatensatzes ein „Pflegeregister“ installiert werden, das den
Leistungserbringern Vergleiche der Pflegepraxis ermöglichen und
sie bei der Verbesserung der Pflegequalität unterstützen würde.
So wäre ein NMDS ein Beitrag zu einer qualitativ hochwertigen
pflegerischen Versorgung der Bevölkerung und würde daneben
eine ressourcenorientierte Mittelverteilung ermöglichen. Daher
gibt es in Österreich bereits erste Initiativen zur Erarbeitung eines
Nursing Minimum Data Sets Austria NMDS-AT. Hier wird basierend
auf einer systematischen Analyse der NMDS-Ansätze in anderen
Ländern3 gemeinsam mit österreichischen Fachexpertinnen und
-experten ein Katalog möglicher Datenelemente für ein NMDS-AT
erarbeitet.4 Zudem werden Ansätze entwickelt, damit Krankenhäuser und andere Institutionen der Gesundheitsversorgung
möglichst einfach Daten aus der klinischen Dokumentation für ein
derartiges NMDS-AT bereitstellen können, auch wenn in den Einrichtungen unterschiedliche Ordnungssysteme verwendet werden.
Ergebnisse dazu werden in Kürze publiziert werden. ::
Literatur:
1
Statistik Austria (2012): Personal in Krankenanstalten 2012 nach Fachrichtungen, Geschlecht und Bundesländern. Zugang: http://statistik.gv.at/web_de/statistiken/gesundheit/
gesundheitsversorgung/personal_im_gesundheitswesen/index.html, Zugriff: 13. Mai 2014.
2
Hübner et al (2010): IT adoption of clinical information systems in Austrian and German
hospitals: results of a comparative survey with a focus
on nursing. BMC medical informatics and decision making, 10 (1): 8.
3
Ranegger R, Ammenwerth E (2014): Nursing Minimum Data Sets (NMDS) - eine Literaturübersicht bezüglich Zielsetzungen und Datenelemente. Pflege, Hans Huber,
in press.
4
Ranegger R , Hackl WO, Ammenwerth E (2014): A Proposal for an Austrian Nursing Minimum Data Set (NMDS):
A Delphi Study. Applied Clinical Informatics, 5 (2): 538-547.
Das belgische NMDS unterstützt sowohl das Pflegemanagement als auch die Gesundheitspolitik durch beispielsweise
eine bundesweite Vergleichbarkeit der Personalausstattung, angepasst an die Pflegeintensität. Zusätzlich gibt es
Bestrebungen auf Datenbasis des belgischen NMDS, ergänzend zu den Diagnosis Related Groups DRG ein Teilfinanzierungssystem für die Pflege zu entwickeln, welches auf dem
tatsächlichen Pflegeaufwand als wesentlichem Kriterium für
die Ressourcenzuteilung beruht.3
16 Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ
Foto: privat
Eine weitere Herausforderung stellt die Datenqualität aus der Pflegedokumentation dar. Beim Einsatz eines NMDS ist die Datenqualität als essenzielle Voraussetzung für die Interpretation der Daten
zu betrachten. Auch wenn der Einsatz einer elektronischen Patientenakte und standardisierter Pflegediagnosen und -interventionen
positive Auswirkungen in Bezug auf die Dokumentationsqualität
haben, so müssen die Reliabilität und Validität der Pflegedaten immer berücksichtigt werden.
von Pflegepersonen im Gesundheits- und Krankenpflegegesetz
GuKG 1997, welche die Grundlage für die Pflegedokumentation
bildet. Diese Pflegedaten, die im Rahmen der pflegerischen Beziehung erhoben und in Pflegedokumentationssystemen gespeichert werden, können mögliche Inhalte eines NMDS darstellen.
Langjährigen internationalen Erfahrungen und den Erkenntnissen
aus Belgien zufolge, scheint ein Nursing Minimum Data Set die
nötigen Eigenschaften zu haben, den angeführten Anforderungen
am ehesten gerecht zu werden.
Foto: privat
für die Beschreibung von Pflegeproblemen, Pflegediagnosen,
Pflegezielen, Pflegeinterventionen, Pflegeergebnissen etc. eingesetzt, deren Unterschiede den Datenaustausch und -vergleich erschweren. Eine große Herausforderung bei der Entwicklung eines
nationalen NMDS ist es daher, die semantische Interoperabilität
zwischen den dabei eingesetzten verschiedenen Begrifflichkeiten
herzustellen und einen einheitlichen Bezugsrahmen für verschiedene Bezeichnungen, die dasselbe bedeuten, zu schaffen. Dies
kann durch so­genannte Mappings geschehen. Die einzelnen Begriffe und Konzepte eines jeden eingesetzten Ordnungssystems
müssen dabei einzeln untereinander oder einem übergeordneten
Referenz-Ordnungssystem (z.B. einer Referenzterminologie) zugeordnet, d.h. auf dieses „gemappt“, werden.
Foto: privat
::
Mag. Renate Ranegger, BSc,
EDV-Pflegeentwicklung und
-controlling, Steiermärkische
Krankenanstaltengesellschaft,
KAGes-Management, OE Pflege, Graz.
Dissertantin Gesundheitsinformationssysteme an der UMIT, Hall, Tirol.
[email protected]
Diplomingenieur
Dr. Werner Hackl, B.Sc.,
Institute of Health Informatics,
UMIT, Hall, Tirol.
Universitätsprofessorin
Dr. Elske Ammenwerth,
Director Institute of
Health Informatics, UMIT, Hall, Tirol.
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Was Gemeinsamkeit schafft
::
Die Chancen angleichen
Die Ischler Gesundheitswerkstatt
setzt sich neben der Förderung
der Gesundheit von vulnerablen
Gruppen in der Kleinstadt auch
das Ziel, wissenschaftliche
Erkenntnisse zu sammeln.
Die Gesundheistzirkel treffen sich regelmäßig, um gruppenspezifische Interventionen
zur Förderung der gesundheitlichen Chancengleichheit zu erarbeiten.
G
esundheitliche Beeinträchtigung geht vielfach mit bestimmten sozioökonomischen Merkmalen einher. In der
Ischler Gesundheitswerkstatt* erkennen und verwirklichen gefährdete Menschen selbst strukturelle Verbesserungsmöglichkeiten.
Die Gesundheitswerkstatt arbeitet gemeinsam mit vulnerablen
Gruppen im Setting „Kleinstadt“ nach dem partizipativen Ansatz.
In Gesundheitszirkeln erarbeiten Betroffene jene Verhältnisse, die
für ihre Gesundheit förderlich oder hemmend sind und entwickeln
Interventionen. Zentrale Kooperationspartner sind unter anderen der Fonds Gesundes Österreich, der Verein für prophylaktische Gesundheitsarbeit (PGA), die Stadt Bad Ischl, die Volkshilfe
Ober­österreich, die Oberösterreichische Gebietskrankenkasse
(OÖGKK) und das Institut für Gesellschaftspolitik der Johannes
Kepler Universität (JKU).
Die Ausgangssituation
Der PGA gründete mit Mitgliedern der OÖGKK, der Volkshilfe Ober­
österreich und der JKU eine Steuerungsgruppe und entwickelte
das Konzept für das Projekt „Ischler Gesundheitswerkstatt“. Nach
ausführlichen Recherchen in nationalen und internationalen Datenbanken wurde festgestellt, dass für das Setting „Kleinstadt“
kaum Projekte zur gesundheitlichen Chancengleichheit existieren.
Die Ischler Gesundheitswerkstatt wurde demnach als Pilotprojekt
konzipiert. Sie setzt sich neben der Förderung der Gesundheit
von vulnerablen Gruppen im kommunalen Setting auch das Ziel,
wissenschaftliche Erkenntnisse zu sammeln. Inwieweit wird durch
einen partizipativen Ansatz in der Gesundheitsförderung die gesundheitliche Chancengleichheit für vulnerable Gruppen in einer
Kleinstadt gefördert oder gehemmt? Ein Team der JKU begleitet
das Projekt und garantiert dadurch eine objektive Beantwortung
dieser Frage. Es bedurfte verschiedener Erwägungen und ausführlicher Gespräche mit politischen Verantwortungsträgern, ehe die
Stadt Bad Ischl als geeigneter Rahmen feststand. Als vorteilhaft
wurde das dichte Netz an Institutionen, Vereinen und Initiativen
sowie Schulen und Betrieben, aber auch das erkennbare politische
Engagement der Stadt („Energiespargemeinde“, „Gesunde Gemeinde“ etc.) aufgefasst. Eine Kooperationszusage des Stadtrates,
Vorschläge von Betroffenen in den jeweiligen politischen Gremien
im Sinne einer Optimierung der gesundheitlichen Verhältnisse in
Bad Ischl zu behandeln, galt als unverzichtbar für ein Health-in-AllPolicies(HiAP)-Projekt.
Dass ein verbesserter Gesundheitsstatus nicht allein von medizinischen Möglichkeiten eines Gesundheitssystems abhängt, sondern
vor allem von lebensweltlichen Ressourcen und Rahmenbedingungen, gilt seit den Studien von McKeown und Lowe als evident1. Eine
Vielzahl an Einflussgrößen ist für Gesundheit maßgeblich und im
Sinne von HiAP bedarf es der Bereitschaft aller politischen Ressorts, die gesundheitliche Tragweite von Entscheidungen zu berücksichtigen.
Die Ischler Gesundheitswerkstatt arbeitet mit fünf vulnerablen
Gruppen (siehe Kasten): prekär Beschäftigte, Mindestsicherungund Mindestpensionsempfänger, Alleinerziehende, türkisch-stämmige Migrantinnen und Migranten sowie Jugendliche ohne Be-
Vulnerable Gruppen
Abb.1: Zusammenhang SES und Gesundheitsstatus
Quelle: Hurrelmann (2010), S. 35
hoch
Gesundheitsstatus
Der sozioökonomische Status (SES) gliedert Gesellschaften nach festgelegten Kriterien. Ein niedriger SES verweist nicht nur auf prekäre Lebensverhältnisse sowie auf Restriktionen in der Entfaltung individueller
Handlungsspielräume, er geht auch statistisch nachweisbar mit erhöhten
gesundheitlichen Risiken einher. Der Zusammenhang zwischen SES und
Gesundheitsstatus ist kurvilinear (siehe Abbildung 1). Je statusniedriger
eine Bevölkerungsgruppe ist, desto deutlicher spiegelt sich das in einem
schlechteren Gesundheitszustand wider2. Nicht ausschließlich, aber verstärkt am unteren Ende der Statusskala befinden sich vulnerable Gruppen.
55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com
Ilona Schöppl, Rudolf Adamek
niedrig
Sozioökonomischer Status (SES)
hoch
Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ 17
::
Was Gemeinsamkeit schafft
schäftigung. Die spezifische Gesundheitsgefährdung der einzelnen
Zielgruppen unterscheidet sich ebenso wie deren Zusammensetzung. Als prekär beschäftigt gelten z.B. Einpersonenunternehmer,
Saison- und Leasingarbeiter, Personen in Teilzeit- oder Geringfügigkeitsbeschäftigungsverhältnissen, die Generation Praktikum und
Working Poor. Von einer solchen Erwerbsarmut spricht man, wenn
eine Person trotz Erwerbstätigkeit arm oder von Armut bedroht ist.
Die Projektteilnehmer dieser Zielgruppe sind demnach äußerst heterogen, sowohl hinsichtlich Bildungsniveau bzw. Stellung im Beruf
als auch in Bezug auf gruppenspezifische Problem- und Lösungsansätze. Bei Migrantinnen und Migranten scheinen hingegen, je nach
Nation, die Problemfelder eher einheitlich, was auch die Entwicklung von Verbesserungsmöglichkeiten erleichtert (siehe Tabelle 1).
Gesundheitsgefährdung vulnerabler Gruppen
In gleichem Maße wie die Zusammensetzung der vulnerablen
Gruppen variieren die Art und Stärke ihrer gesundheitlichen Gefährdung. Daten der OÖGKK zeigen, dass Erwerbslosigkeit sowohl
bei Männern als auch bei Frauen mit einer hohen Anzahl an Gesundheitsproblemen verbunden ist. Bei Erkrankungen der Psyche
sowie bei Beschwerden im Bereich Muskulatur/Skelett kommt es
dabei sogar zu einer Vervielfachung der registrierten Diagnosen
(siehe Abbildung 2).3 Neueste Studien haben gezeigt, dass die
psychische Belastung bei langer Arbeitslosigkeit stärker ist, als
Tab.1: Thematische Ausrichtung der Zielgruppen
Zielgruppe
Problem- bzw. Lösungsansätze
Menschen mit
Migrationshintergrund
• Überwindung sprachlicher Barrieren
• Allgemeine Informationen zum
Gesundheitssystem
• Förderung der Integration
Alleinerziehende
• Information und Beratung
• Vernetzung innerhalb der Zielgruppe
• Kinderbetreuung
Prekäre
Beschäftigung
• Vernetzungs- und Informationsplattformen
• Anlaufstellen
• Infrastruktur und Synergieeffekte
Mindestsicherungsund Mindestpensionsempfänger
• Ressourcen zur Existenzsicherung
• Körperliche Aktivität und Mobilität
• Erlernte Hilflosigkeit
Junge
Arbeitsuchende
• Teilhabe- und Betätigungsmöglichkeiten
• Ausbildung und Erwerbstätigkeit
• Aggression und Frustration
wenn man einen nahen Angehörigen verliert. Allerdings ergeben
sich messbare Effekte bereits, wenn bestehende Erwerbstätigkeit
unter prekären Bedingungen geleistet wird. Ein Vergleich von Männern und Frauen in Fixanstellung mit Leasingarbeitern zeigt zwar
weniger dramatische Unterschiede. Trotzdem ist die Anzahl der
Arbeitsunfähigkeitstage des Leasingpersonals höher als die der
angestellten Arbeitnehmer.
Auch Migrantinnen und Migranten sind spezifischen Belastungen
ausgesetzt, die sich am Gesundheitsstatus manifestieren. Die Gegenüberstellung von Versicherten mit und ohne österreichische
Staatsbürgerschaft macht deutlich, dass ein Migrationsstatus
Erkrankungen im Bereich Atmung sowie Muskulatur/Skelett begünstigt. Der allgemeine Trend wird hier lediglich von psychischen
Beschwerden durchbrochen (siehe Abbildung 3).3 Doch lassen
sich im Kontext sprachlicher und kultureller Barrieren psychische
Erkrankungen überhaupt diagnostizieren und adäquat behandeln?
Projektphasen
Die Projektumsetzung begann mit der Akquise regionaler Gesundheitstutoren, für je eine der fünf vulnerablen Gruppen. Dabei wurde der Zugang zur Zielgruppe vorausgesetzt, indem Tutorinnen
und Tutoren entweder selbst aus der Zielgruppe stammten oder
beruflich mit der Zielgruppe arbeiteten.
Innerhalb mehrerer Schulungseinheiten wurde den Tutoren die
theoretische Ausrichtung und Zielsetzung des Projekts vermittelt,
wobei das Konzept der Salutogenese nach Antonovsky zugrunde
liegt. Dieses beruht auf einer dezidierten Abgrenzung von kurativen zu gesundheitserhaltenden Interventionen. Es ersetzt die Dichotomie zwischen einer krankheits- und einer gesundheitsorientierten Sicht durch das Modell eines Kontinuums, in welchem kein
Mensch zur Gänze gesund oder krank ist.4 Des Weiteren wurde den
Tutoren die Differenzierung von Gesundheitsdeterminanten nach
Dahlgren und Whitehead ermöglicht, wonach Gesundheit sowohl
von Verhaltens- als auch Verhältnisfaktoren beeinflusst wird. Der
Projektfokus bei der Ischler Gesundheitswerkstatt liegt jedoch
auf Verhältnisfaktoren.5 Nur so kann die politische Tragweite der
­Ischler Gesundheitswerkstatt im Sinne des HiAP fruchtbar gemacht
werden. Dann wurde je Zielgruppe ein Gesundheitszirkel gebildet,
bestehend aus fünf bis zehn Personen. Jene vulnerablen Gruppen,
die in Vereinen organisiert sind, wurden über die jeweiligen Obmänner bzw. Obfrauen rekrutiert. Solche, die keine ausreichende
Institutionalisierung aufweisen, konnten über das Instrument der
Abb.2: Arbeitsunfähigkeitstage pro 1000 Versicherte der OÖGKK
erwerbstätig – arbeitslos / Alter: 11 bis 60 Jahre / 2. Quartal 2008
1600
1400
Männer – erwerbstätig
1200
Frauen – erwerbstätig
1000
800
Männer – arbeitslos
600
Frauen – arbeitslos
400
200
0
Quelle: Bencic et al, 2009
Psychische Erkrankung
Atmung
Muskel/Skelett
18 Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ
Verletzungen
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Was Gemeinsamkeit schafft
::
Abb.3: Arbeitsunfähigkeitstage pro 1000 Versicherte (erwerbstätig) der OÖGKK
ÖsterreicherInnen – MigrantInnen / Alter: 11 bis 60 Jahre / 2. Quartal 2008
1600
1400
Österreicher
1200
Österreicherinnen
1000
800
Migranten
600
Migrantinnen
400
200
Quelle: Bencic et al, 2009
Atmung
Muskel/Skelett
Aufsuchenden Beratung in ihren Lebenswelten („hot spots“) erreicht werden, was sich bei Mindestsicherungsempfängern, prekär
Beschäftigten und Jugendarbeitslosen als erfolgreich erwies.
Alle Zirkel treffen sich regelmäßig, um gruppenspezifische Interventionen zur Förderung der gesundheitlichen Chancengleichheit
zu erarbeiten. Wo werden spezifische Chancen für verbesserte Rahmenbedingungen in Bad Ischl gesehen? Dem Setting-Ansatz in der
Gesundheitsförderung folgend, sind Partizipation und Expertisen
der Zielgruppen von entscheidender Bedeutung („bottom-up“).
Durch Interventionen soll der Aufbau von Ressourcen (Empowerment) unterstützt und wenn möglich eine selbstständige Organisation der einzelnen Gruppen realisiert werden, vielfach durch Vernetzung und Kooperation mit bereits etablierten Initiativen. Aber
die Projekterfahrung zeigt auch Grenzen auf. Zu welchem Ausmaß
an aktiver Teilhabe sind Betroffene bereit bzw. befähigt und welche Partizipationsmöglichkeiten lassen politische oder strukturelle Verhältnisse zu? „Ohne die Akzeptanz der Strukturveränderung
im Setting drohen extern angestoßene Maßnahmen wirkungslos
zu verpuffen“, sagt der Public-Health-Experte Holger Kilian6, und
das deckt sich mit unserer Projekterfahrung.
Nachhaltigkeit
Für die Interventionen strebt die Ischler Gesundheitswerkstatt
Nachhaltigkeit auf verschiedenen Ebenen an. Das Team der Begleitforschung durch die JKU wird seine Ergebnisse im „Ischler
Gesundheitsbericht“ bis 31. 12. 2015 publizieren, um diese auch
anderen Projekten zugänglich zu machen. Umgesetzte Interventionen werden nicht nur so konzipiert, dass sie alle Individuen einer
vulnerablen Gruppe unterstützen, sondern zugleich nach Möglichkeit in bestehende Initiativen integriert. Beispielsweise beschäftigt sich eine Intervention des Projektes damit, eine Art Jobbörse
Verletzungen
für Jugendliche aufzubauen, die folglich in die bestehende Homepage des Jugendzentrums aufgenommen werden soll. Gleichzeitig
gelangen alle Themen des Projekts in den Sozialausschuss der
Stadt. Bad Ischl kann folglich im Sinne des HiAP in allen Politikbereichen gesundheitsförderliche Entscheidungen treffen. Es erfolgt
ein Prozess des „capacity building“, nicht nur auf kommunaler
Ebene. Neu erworbenes Wissen gelangt auch in die Zielgruppen,
um über den Projektzeitraum hinaus fruchtbare Impulse zu setzen
und so zu mehr gesundheitlicher Chancengleichheit für vulnerable
Gruppen beizutragen. ::
* Das Projekt wurde mit dem Vorsorgepreis 2014 ausgezeichnet.
Literatur:
1
Vgl. McKeown T, Lowe C H (1974): An introduction to social medicine. 2nd ed., Oxford, S. 3-40.
2
Vgl. Hurrelmann K. (2010): Gesundheitssoziologie. Eine Einführung in sozialwissenschaftliche Theorien von Krankheitsprävention und Gesundheitsförderung. 7. Auflage Weinheim
und München, S. 25-42.
3
Bencic W. et al (2009): Inanspruchnahme von Krankenversorgung durch vulnerable Grup pen. OÖGKK, Gesundheitswissenschaften, Dokument 22.
4
Antonovsky A (1997): Salutogenese. Zur Entmystifizierung der GesundheitTübingen, S. 21-36.
5
Dahlgren G, Whitehead M (1991): Policies and strategies to promote social equity in health. Institute for Future Studies, Stockholm.
6
Kilian H et al (2004): Die Praxis der Gesundheitsförde-
rung für sozial Benachteiligte im Setting. Zitiert nach: Engelmann F, Anja H (2008): Der Setting-Ansatz in der Gesundheitsförderung. Genealogie, Konzeption, Praxis, Evidenzbasierung. Berlin, S.50.
Foto: privat
Psychische Erkrankung
Foto: privat
0
Dr. Ilona Schöppl,
Leitung F&E, Verein für
prophylaktische Gesundheitsarbeit
ilona.schö[email protected]
Mag. Rudolf Adamek,
Projektassistent F&E, Verein für
prophylaktische Gesundheitsarbeit
[email protected]
FORUM Eye Care Data Management
Mehr Zeit für das Wesentliche.
Für Informationen kontaktieren Sie bitte Herrn Stefan Nicolaus-Witke
unter [email protected] oder 0676/844 204 350
55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com
Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ 19
::
Was Management kann
Z
ielsteuerung Gesundheit, Wiener Spitalskonzept 2030 und
die Gesundheitsreform waren
unter anderem Themen des 57. Österreichischen Kongresses für Krankenhausmanagement1,2 im Mai in Wien. Alle
diese Begriffe weisen auf Veränderungen hin. Diese betreffen – neben den
Patienten und der Bevölkerung insgesamt – auch und vor allem die Health
Professionals. Aber: „Wir sind innerlich
wenig bereit, Veränderungen zu akzeptieren, wenn kein Druck da ist“, sagt
der Psychiater Michael Lehofer. „Erst
wenn der Druck groß wird und man
schon nicht mehr kann, sind wir veränderungsbereit. Aber dann haben wir oft
keine Energie und Ressourcen mehr für
diese Veränderung. Das Hinauszögern
von Veränderungen hat zur Folge, dass
es dann besonders bitter wird.“3 Ein
wichtiger Teil des Kongresses hat sich
daher mit „Zeit der Veränderung: Chancen erkennen und nutzen“ befasst.
Wendekraft
Die Zeiten ändern sich und die Arbeitswelten ändern sich,
auch im Krankenhaus. Aber wie reagieren die Menschen auf
solche Veränderungen, warum tun sie das und ist das gut für
den Betrieb?
Josef Hradsky
Erst wenn der Druck
groß genug ist, sind Menschen
zu Veränderungen bereit.
Das Kaiserin-Elisabeth-Spital in Wien
wurde 2012 nach Übersiedelung der
Spitalsmitarbeiter und Verlagerung der
medizinischen Leistungen in andere
Gemeindespitäler geschlossen.4 Christine Zoubek, ehemalige Verwaltungsdirektorin, und Waltraud Eigl, ehemalige
Pflegedirektorin, berichteten im Vortrag
„Hilfe, unser Krankenhaus wird zugesperrt“, wie es ihnen persönlich, wie
es den Mitarbeitern und ebenso, wie
es den Patienten dabei ergangen ist, nachdem die bevorstehende
Schließung und der Zeitplan bekannt gegeben worden waren.
Bei aller vorhandener und verständlicher Emotion haben die
beiden Vortragenden sachlich die Stimmungsbilder und Trauerphasen bei den Mitarbeitern dargestellt und in Details erläutert:
überwiegender Schock, Gefühlschaos, Beginn einer Neuorientierung, Neubeginn in Sicht. Ein ganz wesentlicher Faktor zur
letztlich positiven Bewältigung der Situation war die Unterstützung der Mitarbeiter. Es wurde versucht, sie durch eine lebendige Kommunikation von Betroffenen zu Beteiligten zu machen,
intensiv eingebunden wurden die Führungskräfte aller Ebenen
sowie Personalabteilung und Personalvertretung, professionelles Coaching wurde organisiert und die Stimmung durch gemeinsame Aktivitäten positiv beeinflusst.
Bei den Patienten herrschten teilweise Trauer, Verunsicherung,
Angst und Verzweiflung. Dem wurde erfolgreich begegnet mit
z.B. einer Anlaufstelle für Patienten- und Angehörigenfragen, einer kontinuierlichen und einheitlich abgestimmten Information
Foto: © tridland - Fotolia.com
Die Schließung eines
Krankenhauses
sowie mit Anfragebeantwortungen, auch als das Spital bereits
geschlossen war.
In Wien stehen im Zusammenhang mit dem Spitalskonzept 20305
und dem Wiener Geriatriekonzept6 weitere Schließungen bzw.
Übersiedlungen von Spitälern und Geriatriezentren bevor. Zoubek
und Eigl haben für die Führungskräfte dieser Einrichtungen die
Probleme zusammengefasst und vor allem die aus ihrer Erfahrung
wesentlichen Erfolgsfaktoren angeführt: „Klare Aufträge. Zusammenarbeit. Zeitnahe Kommunikation. Zusagen, die halten. Soziale
Prozesse steuern. Professionelles Coaching.“ Nicht allzu tröstlich,
aber jedenfalls erheiternd, war allerdings der abschließende Verweis auf einen alten Kalenderspruch: „Erfahrung hat man immer,
kurz nachdem man sie gebraucht hätte“!
Warum fallen Veränderungen schwer?
Jörg Zeyringer, Trainer, Coach und Buchautor, stellte in seinem
Referat zur Diskussion, warum sich Menschen gegen Veränderungen wehren und was Führungskräfte dagegen tun können. Zum
20 Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ
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Was Management kann
Einstieg ließ er die Zuhörer zu zwei Situationen abstimmen („900
Euro sicher erhalten oder eine 90prozentige Chance, 1.000 Euro
zu gewinnen“ sowie „Einen sicheren Verlust von 900 Euro oder
eine 90prozentige Wahrscheinlichkeit, 1.000 Euro zu verlieren“).
Die Entscheidungen fielen so aus, wie Zeyringer es erwartet hatte,
nämlich jeweils mehrheitlich für „900 Euro sicher“ und „90prozentige Wahrscheinlichkeit, 1.000 Euro zu verlieren“. Ausgehend von
diesen Ergebnissen entwickelte er sehr klar und verständlich die
These „Wir lieben, was wir haben“, da Verluste stärker zu Buche
schlagen als Gewinne, da wir nicht mehr hergeben wollen, was uns
„gehört“ und schließlich weil wir das, was wir gewohnt sind, sozusagen als unser Eigentum ansehen. Veränderungen verursachen
somit eine emotionale Berg-und-Tal-Fahrt. Dem kann nur eine konkrete und offene Kommunikation entgegenwirken. Es sollten daher
unbedingt zeitgerecht und transparent die Ziele der Veränderung
erläutert und eine Begründung hierfür gegeben sowie dargestellt
werden, was genau anders wird, was so bleibt, wie es ist, und welche Maßnahmen geplant sind.
Mit offenem oder verstecktem Widerstand ist dennoch immer wieder zu rechnen. Als Grundsätze, wie damit umzugehen ist – auch
wenn das oft schwer fällt –, wurden
aufgezählt: Verantwortung übernehmen und sagen, was man fühlt
und denkt; in Dialog mit Mitarbeitern treten, diese ernst nehmen und
zuhören; Widerstand ansprechen
und verdeutlichen; Veränderungen
vorleben; sowie bereit sein, mit Widerstand zu leben. Fünf Punkte sind es, auf die Führungskräfte aller Ebenen bei Veränderungsprozessen besonders achten sollten, darunter sind z.B. „ … sagen,
wofür man steht und zum Gesagten stehen; Vorbild sein und Veränderung vorleben; Mitarbeiter ernst nehmen und ihnen zuhören“.
::
gelebte Werte und Würde, Tugenden“ gebraucht werden, führte
Klein unter anderem zu den Thesen „Zählen und Messen ist gut,
Menschen sind besser. Kontrolle ist gut, Werte sind besser.“
Peter Rohner, Vizedirektor des Instituts für Wirtschaftsinformatik
der Universität St. Gallen, befasste sich mit der Gesundheitsreform, mit Veränderungen, strategischen Ansätzen, vor allem TopDown versus Bottom-Up. Immer wieder zeigte er ein Bild mit Health
Professionals und dem Text „Der ‚Schatz des Spitals‘: Das persönliche Engagement dieser Menschen ist der eigentliche ‚Schatz des
Spitals‘ – es geht darum, optimale Bedingungen für deren Wirken
zu schaffen“. Ein Blick in das Auditorium ließ vermuten, dass sich
sichtlich viele der Anwesenden als „Schatz“ fühlen.
Aber die Realität?
In den Pausen, beim Besuch der Fachausstellung und bei den gesellschaftlichen Veranstaltungen wurden viele Diskussionen weitergeführt und Meinungen ausgetauscht. Wenn auch Fragen der
Gesundheitsreform, der Finanzierbarkeit, der Compliance wichtig
waren, so wurde das Thema „Umgang mit Mitarbeitern bei Reformen und Veränderungen“ doch am
emotionalsten angesprochen. Viele
der Führungskräfte unterschiedlicher Ebenen haben die Hinweise
aus den Vorträgen positiv aufgenommen, auch festgestellt, dass
sie für sich selbst einiges Neues
mitnehmen, dass sie das Verhalten ihrer Mitarbeiter teilweise in
einem neuen Licht sehen – und dann kam oft das große „Aber“.
Erfahrung hat man
immer, kurz nachdem man
sie gebraucht hätte.
Umgang mit Mitarbeitern
Der Umgang mit Mitarbeitern – und zwar unabhängig von Veränderungen – wurde noch in weiteren Vorträgen angesprochen,
auch wenn die Titel das nicht vermuten hätten lassen. Mit dem
„Mythos des Zählbaren“ beschäftigte sich Andreas Klein, Dozent
und Universitätslektor an der Universität Wien. Von der Attraktivität von Zahlen (erklärt mit zahlreichen, teils verblüffenden Beispielen) über den Zusammenhang von Zahlen und Realität ist er
zur Frage des „Werts“ gekommen. Bei den jährlichen Rankings
der „wertvollsten“ Unternehmen werden lediglich rein ökonomische, zählbare Parameter zugrunde gelegt. Werte wie etwa
Vertrauen, Verantwortung, Freundschaft, Menschlichkeit und Zuwendung sind allerdings auf diese Weise nicht zu bewerten.
Vor allem im Gesundheitsbereich lässt sich Erfolg nicht nur an
Zahlen und ökonomischen Gesichtspunkten messen. Klein postulierte: „Gesundheitswesen hat eigene Ziele: der bedürftige, Hilfe
suchende Mensch, der ‚Würde‘ hat. Gesundheitssystem ist um
würdehafte Menschen herum gebaut. Effizient wirtschaften ist
ethisch wichtig, wichtiger sind aber bedürftige Menschen.“ Auch
die Mitarbeiter seien „anvertraute Menschen“, und wenn Menschen sich wohl fühlen, folgen gute Ergebnisse, Gesundheit und
Produktivität. Der Hinweis, dass „Wertschätzung von Arbeit, kooperative Führung, Sozialkompetenz, Mitarbeiterzufriedenheit,
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Die Wertschätzung der Mitarbeiter steht zwar häufig in Leitbildern,
wird von der Politik und den Verantwortlichen der Krankenhausträger auch in Reden betont, in der Realität jedoch nicht immer
so gelebt. Mitglieder von Kollegialen Führungen vermissen oft die
Wertschätzung von Seiten der Politik und der Krankenhausträger,
ebenso vermissen Führungskräfte der mittleren Ebene manchmal
die Wertschätzung der Krankenhausleitung, und dieses Empfinden
von mangelnder Wertschätzung zieht sich oft noch durch alle anderen Ebenen des Krankenhauses.
Anspruch, Theorie und gelebte Praxis klaffen oft noch auseinander
– umso positiver wurden und werden Beispiele für wertschätzendes Miteinander sowie für gutes Management von Veränderungen
aufgenommen. ::
Literatur:
1
Im Auftrag der Bundeskonferenz der Krankenhausmanager Österreichs (BUKO)
durchgeführt von der Arbeitsgemeinschaft der Verwalter der Kranken- und
Wohlfahrtsanstalten Wiens
2
Zugang: http://www.krankenhaus-management2014.at, Zugriff: 8.8.2014.
3
Baierl S (2014): Wir sollten uns öfter sein lassen. Interview mit Michael Lehofer.
Kurier 23.5.2014. Zugang: http://kurier.at/karrieren/weiterbildung/wir-sollten-unsoefter-sein-lassen/67.011.792, Zugriff: 8.8.2014.
4
Kaiserin-Elisabeth-Spital wird modernes Pflegewohnhaus.
Zugang: http://www.wien.gv.at/rk/msg/2012/11/30016.html, Zugriff: 8.8.2014.
5
Zugang: https://www.wien.gv.at/gesundheit-soziales/spitalskonzept.html,
Zugriff: 8.8.2014.
6
Zugang: https://www.wien.gv.at/gesundheit/pflege-betreuung/geriatriekonzept.html,
Zugriff: 8.8.2014.
Reg.Rat Josef Hradsky
[email protected]
Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ 21
::
Wo ELGA steht
Patientenaktenlage
ELGA-Kritiker orten eine Kluft zwischen behaupteten und
empirisch gezeigten Vorteilen. Für die Befürworter ist die
elektronische Gesundheitsakte alternativlos. Zuweilen
entsteht der Eindruck, die beteiligten Personen reden nicht
von derselben Sache.
I
Foto: privat
m April dieses Jahres staunten
Österreichs niedergelassene Ärzte
nicht schlecht. Über den Verteiler
der Sozialversicherung flatterte ihnen
wie jeden Monat Der Arzneimittelbrief
ins Haus. Die Broschüre, seit 1997 von
einer Gruppe Ärztinnen und Ärzten herausgegeben und betreut, informiert
evidenzbasiert über Nutzen und Risiken zumeist medikamentöser Therapien. Im April jedoch widmeten sich die
Autoren der Österreich-Ausgabe der
elektronischen Gesundheitsakte ELGA.
Und kamen gleich in der Überschrift zu
dem Schluss: „Der ELGA-Fahrplan sollte
wegen unklarer Nutzen/Risiko-Relation
ELGA lässt Hoffnungen und Ängste aufeinander prallen.
ausgesetzt werden.“1 Für die Adressaten war das umso bemerkenswerter,
als die Sozialversicherung, die diese Kritik aussandte, neben dem
im ELGA-Gesetz sei von einer Steigerung der Prozess- und Ergebnisqualität von Gesundheitsdienstleistungen durch die Nutzung
Bund und den Ländern Sys­tempartner von ELGA ist.
von ELGA die Rede, und dafür gebe es ebenso wenig einen wisSchwache Evidenz für klinischen Nutzen
senschaftlichen Nachweis wie für eine Verbesserung der Patientensicherheit und eine Kosteneffizienz, mit der häufig pro ELGA
Bereits 2011 hatte Der Arzneimittelbrief auf die „schwache und
argumentiert werde. In den vorhandenen Studien müsse wahrscheinlich auch von einem starken Publikationsbias ausgeganinkonsistente Evidenz für den klinischen Nutzen“ von E-Health
gen werden, da viele Arbeitsgruppen eng mit den Providern der
hingewiesen.2 Anlass war damals eine
Übersichtsarbeit in der Public Library of
Systeme zusammenarbeiten. „Unsere Kernkritik lautet: An ELGA
Science gewesen. Eine Londoner Grupwerden nicht die gleichen Maßstäbe angelegt wie an Arzneimitpe aus Sozialmedizinern hatte dafür die
tel oder Medizinprodukte. Auf der Grundlage der gegenwärtig
Literatur systematisch nach Belegen
schwachen Datenlage würde z.B. ein neues Medikament nicht zugelassen werden.“ Susanne Herbek, Geschäftsführerin der ELGA
für den Nutzen von E-Health-Anwendungen, unter anderem von elektroniGmbH, kann diesem Vergleich nichts abgewinnen: „Die Zulasschen Gesundheitsakten, durchsucht.
sungsprüfung von Arzneimitteln erfolgt sehr sorgfältig aufgrund
Resultat: „Es besteht eine große Kluft
von klinischen Studien. Grundlage der Einführung von ELGA ist
zwischen den behaupteten und den
ein Gesetz. Und dieses Gesetz wurde sorgfältig erstellt.“
empirisch gezeigten Vorteilen von ERisiken evaluieren
Health-Technologien.“3
Internist Jochen Schuler:
„An ELGA werden nicht die
gleichen Maßstäbe angelegt
wie an Arzneimittel oder
Medizinprodukte.“
Der Salzburger Internist Jochen Schuler, Leiter der Österreich-Redaktion des
Arzneimittelbriefs, sagt im Gespräch
mit der ÖKZ: „Generell ist es gut, wenn
möglichst umfassende Daten zu einem
Patienten zur Verfügung stehen.“ Aber
Tatsächlich gibt es wenige Studien, die sich damit auseinandersetzen, ob und in welchem Ausmaß sich beispielsweise das
Führen von elektronischen Patientenakten negativ auf die Patientensicherheit auswirkt. In den Vereinigten Staaten wurde erst vor
drei Jahren von dem zur Akademie der Wissenschaft gehörenden
Institute of Medicine eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die Risiken
22 Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ
55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com
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Elisabeth Tschachler
Wo ELGA steht
::
Foto: bk/Wustinger
im Zusammenhang mit elektronischen Patienmentenlisten das Risiko für Medikationsfehler
tenakten evaluieren soll. Zudem wird angeund unerwünschte Arzneimittelwirkungen verregt, eine Stelle zu schaffen, bei der Fehler,
ringern können. Allerdings unterscheiden sich
Beinahe-Fehler und unerwünschte Ereignisse
diese Untersuchungen erheblich in der Methodik und Qualität.5, 6 In einem nie veröffentlichgemeldet und ausgewertet werden. Allerdings
ten HTA-Bericht zum Thema Polypharmazie des
sind in den USA die meisten Systeme, die Patientenakten generieren, mit klinischen EntBundesinstituts für Qualität im Gesundheitsscheidungshilfen und anderen automatischen
wesen aus dem Jahr 2011, der der ÖKZ vorliegt,
Programmen verbunden und das Tempo, mit
heißt es: „Für eine belastbare Bewertung der
Michael Binder, Austrian Scientific dem diese Systeme eingeführt werden, sowie
Wirksamkeit von elektronischen VerordnungsSociety for Telemedicine and eHealth: „ELGA ist ein Zeigerinstrument.“
systemen zur Reduktion der Hospitalisierung
die Komplexität der Aufgaben, die sie vollführen, „können ein potenzielles Risiko für Patiund der Mortalität ist die bestehende Evidenz
enten darstellen“, sagt Hardeep Singh vom Patientensicherheits[…] unzureichend.“ Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass hochzentrum des Baylor College of Medicine im texanischen Houston. 4
qualitative Studien nicht zu einem positiven Resultat kommen
könnten. Bloß gibt es sie (noch) nicht.
Dergleichen Zusatzprogramme sind in ELGA nicht vorgesehen.
Zu viele Prüfungssysteme
ELGA bündelt die Gesundheitsdaten einer Person und stellt sie berechtigten Gesundheitsdiensteanbietern bzw. den Patienten selbst
Fest steht: Elektronische Systeme verändern die Arbeitsprozesse.
auf Anfrage zur Verfügung. Für die nächsten Jahre werden diese
Am Anfang kann das mehr Aufwand bedeuten. Und: Ärzte könnten
Gesundheitsdaten nichts anderes sein als Krankenhaus-Entlassungsbriefe, Labor- und Radiologiebefunde sowie eine Medikatisich zu sehr auf die Elektronik verlassen und quasi aufhören, selber
onsliste. „ELGA per se ist im grünen Bereich“, sagt Michael Binder,
zu denken. Elektronische Signale, die auf mögliche Wechselwirkungen von Medikamenten hinweisen, können zu einem sogenannten
Arzt und Präsident der Austrian Scientific Society for Telemedicine
„alert overkill“ führen, dazu, dass die Warnung nicht mehr wahrgeand eHealth. „ELGA ist ein sehr simples Zeigerinstrument. Die Suche gibt Hinweis auf die Quelle der Daten. Dort wird dann zugegrifnommen oder die entsprechende Funktion überhaupt ausgeschalfen – Berechtigung vorausgesetzt. Mehr tut ELGA nicht.“
tet wird3 (was dem Vernehmen nach jetzt schon in vielen Ordinationen passiert). Dieser alert overkill war es schließlich auch, warum
Grundpfeiler der Gesundheitsreform
die zentrale elektronische Wechselwirkungsprüfung aus dem urIns. ÖKZ GW Konzept
DUK 07.14_:
14.07.14 13:20
Seite
1
sprünglichen
der e-Medikation
getilgt
wurde.
Die offizielDie ungerichtete Übertragung personenbezogener Gesundheitsdaten ist einer der Grundpfeiler der Gesundheitsreform, ohne
ELGA, so wollen es die Systempartner, sei beispielsweise eine Primärversorgung der neuen Schule nicht denkbar. Allerdings heizt
schon seit Jahren kaum ein Thema der gesundheitspolitischen
Debatte die Emotionen dermaßen an wie die elektronische Patientenakte. Bereits in der ersten Diskussionsrunde anlässlich des
Beginn: 13. Oktober 2014
ELGA-Dialog-Forums Mitte Juni in Wien wurde es laut, PatientenAbschlüsse: Zertifikat, Akademische/r OP-Koordinator/in,
anwältin und Ärzte auf dem Podium und im Saal warfen einander
Master of Science (MSc), Master of Business Administration (MBA)
Unsachlichkeit vor. Dabei hatte der Veranstalter in weiser VorausTeilnahmegebühr: ab EUR 4.800,www.donau-uni.ac.at/opk | www.donau-uni.ac.at/opm
sicht „Schluss mit Polemik“ unter den Programmpunkt geschrieben und befunden: „ELGA muss endlich seriös und offen diskutiert
werden!“ Doch ELGA lässt Hoffnungen und Ängste aufeinander
prallen, und zuweilen bekommt man den Eindruck, die Beteiligten
reden nicht von derselben Sache. „ELGA in der derzeitigen Form ist
ein Klumpert“, befand der niederösterreichische ÄrztekammerpräBeginn: 23. März 2015
sident Christoph Reisner in der Diskussion. „Zu ELGA gibt es keine
Abschlüsse: Master of Science (MSc),
Alternative“, erwiderte Alexander Schanner von der IT-Abteilung
Master of Business Administration (MBA)
der Niederösterreichischen Landesklinikenholding. „Es gibt unTeilnahmegebühr: ab EUR 9.500,www.donau-uni.ac.at/technikimgw
zählige Studien von Medikamentenwechselwirkungen, eine hohe
Anzahl von Patienten wird im Spital aufgenommen, weil sie falsch
pt. 2014
medikamentiert wurden. Das ist raschest abzustellen, und dazu ist
Se
ELGA ein entsprechendes Werkzeug.“
END
OP-Koordination
OP-Management
55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com
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Die e-Medikation ist eine der vier Kernanwendungen von ELGA.
Mit ihrer Hilfe soll die Medikamentenabgabe an die Patienten sowohl bei den verordnenden als auch bei den abgebenden Stellen
(Krankenanstalten, Ärzte, Apotheker) einheitlich elektronisch in einer Medikationsdatenbank erfasst werden. Verschiedene Studien
kommen zu dem Ergebnis, dass dergleichen elektronische Medika-
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18.
Management für Technik im
Gesundheitswesen
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t/z
Donau-Universität Krems
[email protected]
Tel. +43 (0)2732 893-2818
Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ 23
::
Wo ELGA steht
Foto: Wilke
le Begründung des Gesundheitsministeriums lautet, dass es „zu viele
unterschiedliche Prüfungssoftwaresysteme in den einzelnen Ordinationen gibt und im Rahmen des Pilotprojekts oft Wechselwirkungen von
Wirkstoffen vom System angezeigt
wurden, die zu keinen tatsächlichen
Wechselwirkungen führen würden“.7
Menschen für Menschen dankt für
die Schaltung dieses Gratisinserates.
Bis 31. Dezember dieses Jahres
muss die e-Medikation jedenfalls
Susanne Herbek, ELGA GmbH:
eingerichtet sein. So will es das
„Alles, was zu regeln war,
Gesetz. Dass mit der zentralen
steht in der aktuellen ELGAWechselwirkungsprüfung eines der
Verordnung.“
Argumente, die vom Hauptverband
der Sozialversicherungsträger und vom Gesundheitsminister gern
pro e-Medikation vorgebracht wurden, wegfällt, ist Wasser auf die
Mühlen der ELGA-Kritiker. Die finden sich nach wie vor hauptsächlich unter den niedergelassenen Ärzten. Ohnehin fühlen sich die
Kassenärzte schon überbeansprucht durch Tätigkeiten, die sie als
nichtärztlich einschätzen: Dokumentation, die Berücksichtigung
der Ökonomie bei der Verschreibung von Medikamenten oder Hygieneauflagen. Sie wollen nicht auch noch Zeit für digitale Extras
aufbringen. Ihren Unmut äußern manche von ihnen mithilfe von
Juristen. So hat Ende Juni der Wiener Anwalt Johannes Hock im
Namen des Gynäkologen Alfred Pixner die Aufhebung des ELGAGesetzes beim Verfassungsgerichtshof beantragt. In dem 82-seitigen Konvolut werden unter anderem Bestimmungen des Gesetzes
angefochten, mit denen das Grundrecht auf Datenschutz verletzt
werde. Überdies wird bekämpft, dass den Ärzten zusätzlich Haftungen und die Verantwortung für die Datensicherheit zugemutet
Ihre Spende
trägt Früchte!
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entwickeln wir langfristig ganze Regionen.
Für Erfolge, die bleiben.
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würden. „Ärztinnen und Ärzten werden Aufgaben aufgebürdet, die
sie nicht erfüllen können“, sagt Hock. Susanne Herbek sieht der
Prüfung des Verfassungsgerichtshofs nach eigenem Bekunden gelassen entgegen: „Für die Sicherheit der Patientendaten sind Ärzte
jetzt schon verantwortlich, egal, ob es sich um Karteikarten oder
im Computer gespeicherte Aufzeichnungen handelt.“
Änderung im Fahrplan
Ebenfalls Ende Juni beschloss die ELGA-Generalversammlung, den
ursprünglichen Fahrplan für die Einführung der Gesundheitsakte
zu ändern. Die Krankenhäuser werden Befunde und Entlassungsbriefe erst Ende, und nicht schon Anfang 2015 mit den für ELGA
erforderlichen Dokumenten erstellen. „Das beruht auf einem Versäumnis des Gesetzgebers“, sagt Alexander Schanner von der
Niederösterreichischen Landeskliniken-Holding. Es würden detaillierte Vorgaben für die Systemhersteller fehlen, beispielsweise
was das situative Opt-out für Spitalspatienten betreffe. „Das habe
ich bereits bei der Gesetzesanhörung eingebracht. Leider wurde
es immer wieder überhört.“ Damit die Systemhersteller arbeiten
können, müssten die Details erst in Verordnungen festgeschrieben
werden. „Das ist kein Grund für die nunmehrige Konkretisierung
des neuen Zeitplans“, sagt Herbek. Der Grund sei im Wesentlichen, dass noch nicht alle zentralen Komponenten fertiggestellt
seien und auch die Krankenanstalten noch nicht alle notwendigen
Vorkehrungen getroffen hätten. „Das hat aber mit den Inhalten
einer Verordnung nichts zu tun. Auch trifft es nicht zu, dass die
Systemhersteller ‚ohne Verordnung‘ nicht ihre Arbeit tun könnten.
Unabhängig davon steht alles, was aktuell zu regeln war, in der
aktuellen ELGA-Verordnung.“
Mit der Verschiebung um ein Jahr dürfte die Redaktion des Arzneimittelbriefs erst mal zufrieden sein. Von einem Full Stopp ist sowieso keine Rede. Nicht nur, weil es „ein Gebot der Zeit ist, Akten
elektronisch zu speichern und abzurufen“, wie Jochen Schuler sagt.
Die elektronische Vernetzung im Gesundheitswesen ist nicht nur
ein Anliegen der heimischen Politik. Vielmehr hat die Europäische
Kommission bereits im Jahr 2004 einen Aktionsplan für einen europäischen Raum der elektronischen Gesundheitsdienste entworfen.
Im Vergleich zu seinen Nachbarn ist Österreich in der Umsetzung
schon recht weit fortgeschritten. In Deutschland wird die e-Card,
die es hierzulande bereits seit 2005 gibt, erst im kommenden Jahr
verpflichtend eingeführt. Von einer elektronischen Patientenakte ist
man dort noch so weit entfernt wie Österreich vom Silicon Valley. ::
Literatur:
1
Der ELGA-Fahrplan sollte wegen unklarer Nutzen/Risiko-Relation ausgesetzt werden.
Der Arzneimittelbrief, Ausgabe Österreich 2014, 48, 4.
2
E-Health: Fakten und Mythen. Der Arzneimittelbrief, Ausgabe Österreich 2011, 45, 4.
3
Black AD et al (2011): The Impact of eHealth on the Quality and Safety of Health Care: A
Systematic Overview. PLOS Medicine 8,1. Zugang: http://www.plosmedicine.org/article/
info%3Adoi%2F10.1371%2Fjournal.pmed.1000387, Zugriff: 24.7.2014.
4
Singh H et al (2011): Creating an Oversight Infrastructure for Electronic Health RecordRelated Patient Safety Hazards. J Patient Saf 7(4): 169–174.
5
Ammenwerth E (2008): The effect of electronic prescribing on medication errors and
adverse drug events: a systematic review. J Am Med Inform Assoc 15(5):585-600.
6
Ranji SR et al (2014): Computerised provider order entry combined with clinical decision support systems to improve medication safety: a narrative review. BMJ Qual Saf
doi:10.1136/bmjqs-2013-002165.
7
Auer CM et al (2014): ELGA Handbuch. Die Elektronische Gesundheitsakte. Manzsche
Verlags- und Universitätsbuchhandlung, Wien. S 26.
Elisabeth Tschachler
[email protected]
24 Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ
55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com
Leserbriefe
Leserbriefe
zum Titelbild
von Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ 6-7/2014.
Die Beiträge zum Thema Frauengesundheitsberatung sowie Ihr Intro in der letzten Ausgabe der ÖKZ finde ich durchwegs
höchst interessant und spannend zu lesen.
Ich finde es begrüßenswert, dass Sie sich
diesen wichtigen Themen entsprechend
widmen. Ziemlich „daneben“ ist aus meiner Sicht jedoch das zugeordnete Titelbild.
Das Kunstwerk an sich wäre in anderem
Rahmen durchaus positiv zu bewerten.
Kunst hin oder her: Wiewohl ästhetisch in
der Darstellung und künstlerisch ansprechend finde ich ein Titelbild mit erotischen
Frauenbeinen in Minirock und Strapsen
noch dazu im Kontext des angekündigten
Themas „Frauengesundheitsberatung“ sexistisch und unpassend.
Die Medizin wird zunehmend weiblich und
im „österreichischen Gesundheitswesen“
insbesondere in den Krankenanstalten
dominieren weibliche Mitarbeiterinnen.
„Alltäglicher Sexismus“ gegenüber Frauen – natürlich stets ohne böse Absicht – ist
an unseren Arbeitsplätzen durchaus nach
wie vor ein Thema. Die vorliegende Titel­
illustration finde ich daher unsensibel, ärgerlich und gedankenlos! Dies ist übrigens
nicht nur meine Meinung, sondern auch
die zahlreicher mit diesem Bild konfrontierter Mitarbeiterinnen.
Leserbrief zum Beitrag „Sinnvolle Nutzung“
in Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ 6-7/2014, Seite 18.
Wieso also gibt es Bedenken, Sorgen und
Emotionen wegen Big Data im medizinischen Bereich? Ein Punkt betrifft die Konstruktion der Datensammlung in der ELGA.
Aus guten Gründen gibt es ein individuelles
Widerspruchsrecht im § 16 Ziffer 3 (situativer Widerspruch), weitere Schutzbestimmungen in der Ziffer 4 (Zugriffsausschluss
für bestimmte Ärzte) und im § 19 (HIV, psychische Erkrankungen, Schwangerschaftsabbrüche dürfen nur auf Verlangen der Betroffenen gespeichert werden). Das ist alles
nachvollziehbar, hebelt jedoch den Sinn einer Datenbank aus. Wer möchte schon mit
Google arbeiten, wenn die Buchstaben M-R
ausgeblendet werden?
Die Einführung von ELGA kann durchaus
verglichen werden mit der Einführung eines
Medikaments oder eines technischen Medizinproduktes. Vergleicht man die Sicher-
Dr. Piet Auer-Grumbach, Facharzt für
Dermatologie & Venerologie, Gleisdorf
in Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ 6-7/2014, Seite 35.
Die Titelseite der ÖKZ Juni/Juli 2014, zeigt
überschlagene Frauenbeine mit hochgezogenem Rock und der Inschrift Ausbildungsreform Frauengesundheitsberatung.
Ich halte diese Darstellung für eine Geschmacklosigkeit der besonderen Art sowie
Sexismus pur. Genau das habe ich in der
Vorstandssitzung der Österreichischen Gesellschaft für Chirurgie gebracht und habe
dort nur Zustimmung bekommen. Man tut
Frauen sicher keinen guten Dienst für diese
Art der Aufmerksamkeitserregung.
Universitätsprofessor
Dr. Albert Tuchmann,
SMZ Floridsdorf, Wien
Auch wenn ein/e SachwalterIn für den
Wirkungskreis „medizinische Angelegenheiten“ bestellt ist, heißt dies nicht, dass
55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com
heitsbestimmungen bis zur
Markteinführung herkömmlicher Produkte mit den Standards der IT-Branche, kann
man nicht zufrieden sein. Die
IT-Branche hat offensichtlich ihr Waterloo
noch nicht erlebt, wie zum Beispiel die
Pharmaindustrie mit der Contergan-Katastrophe. Partizipation und nicht Negation
ist das Gebot der Stunde. Dieser Aufforderung von Prof. Binder kann man sich nur anschließen. Persönlich halte ich mich sicherheitshalber an Prof. Farkas aus dem Simpl:
„Schaun‘ Sie sich das an!“ Ich habe daher
opt out gewählt und sehe, ob mir das Angebot künftig lohnend erscheint. Ist die Zahl
der Ausgestiegenen groß, steigt die Motivation zur Verbesserung des Produkts. ::
Leserbrief zum Beitrag „Legitim handeln“
Die Ausführungen im Artikel suggerieren
eine Legitimität von Freiheitsbeschränkungen in bestimmten Situationen in der
häuslichen Pflege. Wir erlauben uns eine
Richtigstellung: Der Autor schreibt, das zuständige Pflegepersonal habe vor Setzen
einer Freiheitsbeschränkung die „Einwilligung eines gesetzlich bestellten Vertreters
oder Sachwalters einzuholen“. Dies ist
falsch: Es ist ein höchstpersönliches Recht
des/der Betroffenen, in eine Freiheitsbeschränkung einzuwilligen, auch unter
Sachwalterschaft. Willigt der/die Betroffene in eine Freiheitsbeschränkung nicht ein
oder kann er/sie mangels Einsichts- und
Urteilsfähigkeit hierzu keinen rechtserheblichen eigenen Willen äußern, so liegt
eine Freiheitsbeschränkung gegen oder
ohne seinen Willen vor, die niemals durch
die stellvertretende Zustimmung eines/r
Sachwalters/in legitimiert werden kann.
Dem extramuralen Pflegepersonal kommt
darüber hinaus keine allgemeine Kompetenz für das Setzen von Freiheitsbeschränkungen zu.
Primaria Dr. Christa Radoš,
Landeskrankenhaus Villach
::
er oder sie in Vertretung die
Zustimmung zu einer Freiheitsbeschränkung
geben
darf. Ein/e SachwalterIn wird bei sämtlichen
medizinischen Angelegenheiten nur dann
tätig, wenn in der konkreten Situation die
Einsichts- und Urteilsfähigkeit des/der Betroffenen nicht gegeben ist. Dies muss jeweils anlassbezogen überprüft werden. Eine
„mutmaßliche Einwilligung“ des/der Betroffenen in eine Freiheitsbeschränkung kommt
weder im Heimaufenthaltsgesetz noch im
Unterbringungsgesetz vor.
Bei Schaffung dieser Gesetze ging man davon aus, dass Freiheitsbeschränkungen nur
dort nötig sind und erlaubt sein sollen, wo
sich Gefährdungssituationen nicht mehr
durch zwischenmenschlichen Kontakt innerhalb familiärer oder familienähnlicher
Strukturen abfedern lassen. Auch Nothilfe
oder Notwehr legitimieren niemals eine
länger andauernde Freiheitsbeschränkung.
Mag. Susanne Jaquemar,
Fachbereichsleitung Bewohnervertretung
DSA Franziska Tuppa,
Fachbereichsleitung Sachwalterschaft
VertretungsNetz, Wien
Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ 25
::
Wo Koordination fehlt
Demenz ist kein Schicksal
In Österreich fehlt eine bundesweit akkordierte Vorgangsweise
im Umgang mit einer der größten gesundheitspolitischen
Herausforderungen unserer Zeit. An Beratungsangeboten für
Menschen, denen die Diagnose Demenz mitgeteilt wird, mangelt
es ebenso wie an der Adaptierung von Rahmenbedingungen in
Pflege- und Behandlungseinrichtungen.
Christian F. Freisleben-Teutscher
L
aut aktuellen Schätzungen sind in Österreich derzeit etwa
150.000 Menschen an Demenz erkrankt. Nach Berechnungen der Österreichischen Alzheimer Gesellschaft wird diese Zahl bis zum Jahr 2050 auf etwa 230.000 ansteigen.
Foto: TILAK
Den in diesem Zusammenhang mitunter verwendeten Begriff
„Seuche“ erlebt Josef Marksteiner, Pastpräsident der Österreichischen Alzheimer Gesellschaft und Leiter der Abteilung für
Psychiatrie und Psychotherapie A im Landeskrankenhaus Hall,
jedoch als problematisch
und unpassend. „Es stimmt
schon, dass die Zahl der
dementiellen
Erkrankungen aufgrund der höheren
Lebenserwartung steigt“,
sagt er. Wichtig sei deshalb
eine intensive Forschung
und gleichzeitig eine weitere öffentliche Auseinandersetzung mit den
gesellschafts- und sozialpolitischen Konsequenzen
des Gedächtnisschwunds.
„Auch wenn sich die AwaPsychiater Josef Marksteiner:
reness in den letzten zehn
„Der Begriff ‚Seuche‘ ist unpassend.“
Jahren deutlich verbessert
hat: Es gibt noch immer
Verharmlosung, nach dem Motto dementielle Symptome seien
eben altersgemäß und eine Übertreibung des Phänomens“, so
Marksteiner. Das Wort „Seuche“ würde Ängste, Vorbehalte und
Stigmatisierung verstärken und ebenso den Eindruck, der Krankheitsentwicklung hilflos ausgesetzt zu sein.
veröffentlichten Übersichtsarbeit zufolge die Zahl der Alzheimerpatienten weltweit halbieren.1 Ausgangspunkt für weitere Analysen ist eine Studie, die darauf hinweist, dass der Anstieg der Zahl
von Patienten mit Demenz bei später Geborenen im Abnehmen
begriffen ist.2
„Die WHO bezeichnet Demenz berechtigterweise als eine der größten Herausforderungen unserer Zeit“, sagt Stephanie Auer, Psychologin bei MAS-Alzheimerhilfe (siehe Kasten). Auch sie betont
die Wichtigkeit, zwischen „Hochbetagung“ und Demenz zu diffe-
MAS Alzheimerhilfe
Der 1997 gegründete Verein MAS Alzheimerhilfe betreibt
heute sechs, vom Land Oberösterreich geförderte, regionale
Anlaufstellen, kombiniert mit einem mobilen Angebot. Angeboten werden überdies Bildungs- und Informationsveranstaltungen für Interessierte, Betroffene und Angehörige, Urlaubs­
angebote für Menschen mit Demenz und Angehörige. MAS
setzt zudem kontinuierlich Impulse zur Demenz-Forschung.
Gemeinsam mit der oberösterreichischen Gebietskrankenkasse gibt es ein Pilotprojekt in Kirchdorf und Wels Stadt,
das im vergangenen Mai mit dem begehrten Preis „Integri
2014“ ausgezeichnet wurde. Eingebunden sind Demenzberatungsstellen sowie Tageszentren von Pflegeheimen, wo
auch psychologische Beratung und fachärztliche Betreuung
geboten wird, insgesamt ein Schwerpunkt ist die Ressourcenorientierung. Spezielle Unterstützungsmaßnahmen gibt
es auch für Angehörige. Das Projekt wird derzeit evaluiert
und soll auf ganz Oberösterreich ausgerollt werden.
Prävention ist möglich
Schließlich geht es auch um Prävention: Viele Risikofaktoren für
Demenz entsprächen, wie Marksteiner betont, jenen, die für den
Anstieg von koronaren Herzerkrankungen verantwortlich sind.
Bedeutsam sei die Lebensphase zwischen 30 und 60 Jahren. Mit
einer Reduzierung der Risikofaktoren Bewegungsmangel, Diabetes, Bluthochdruck, Übergewicht, Rauchen, geringe Ausbildung
und mangelnde geistige Aktivität bzw. durch den bewussten Umgang mit Depression ließe sich einer im Fachmagazin The Lancet
Universitätslehrgang Demenzstudien
Die fünfte Auflage dieses interdisziplinären Angebots von
MAS Alzheimer und der Donauuniversität Krems startet im
Oktober 2015. Gefördert wird u. a. die kritische Auseinandersetzung mit den speziellen Bedürfnissen von Menschen mit
Demenz sowie die interdisziplinäre Zusammenarbeit.
www.donau-uni.ac.at/de/studium/demenzstudien/index.php
26 Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ
55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com
Wo Koordination fehlt
renzieren, dementielle Symptome nicht einfach zu übergehen und
gleichzeitig Demenz als Prozess zu verstehen, der mit verschiedensten Maßnahmen beeinflussbar ist. „Einer der größten Mythen in
Bezug auf Demenz ist, dass es sich um einen schicksalhaften Verlauf handelt. Betroffene und ihre Angehörigen können, wenn sich
die Krankheit manifestiert hat, vieles tun, um Eigenständigkeit und
Lebensqualität zu fördern.“
Personal schulen
Marksteiner verweist auf viele sehr einfache Möglichkeiten, dementielle Symptome richtig einzuordnen. „Im klinischen Alltag ist
dies noch nicht überall zufriedenstellend umgesetzt, teils aus der
Haltung heraus ‚Was bringt schon so ein Test‘?“ Kontinuierliche
Weiterbildungen würden dem Gesundheitspersonal zu differenzieren helfen, welche Symptome tatsächlich altersgemäß und
welche einer krankhaften Entwicklung zuzuordnen sind. Dazu
brauche es weitere Maßnahmen zur Aus- und Fortbildung von allen Fachkräften, die intra- und extramural Menschen mit Demenz
betreuen und begleiten.
Entscheidend sei, sagt der Psychiater, dass die Testergebnisse
Einfluss auf die Planung diagnostischer, therapeutischer und pflegerischer Schritte haben. „Es sollte gerade bei fortgeschrittener
Demenz so selten wie möglich zu einem Ortswechsel kommen
bzw. die Betroffenen mit gleichbleibendem medizinischen und pflegerischen Personal zu tun
haben.“ Das sei zwar, wie Marksteiner sagt, in
Akutsituationen schwer umsetzbar. Doch dann
sollten alle Schritte gut geplant und Angehörige
miteinbezogen werden.
Spezielle Bedürfnisse
::
gesundheitspolitischer Seite zu überlegen ist, wie Angehörige und
andere nahestehende Personen intensiver als bisher einbezogen
werden können“, meint Auer. Sie weiß, dass für Menschen mit
Demenz in vielen Fällen eher Strukturen wie entsprechend ausgestattete Wohngemeinschaften oder Pflegeheime wichtig sind. Dem
Konzept der „Demenzdörfer“ begegnet die Psychologin hingegen
skeptisch: In Deutschland und Dänemark etwa werden abgeschlossene Dörfer errichtet, die Menschen mit Demenz ein „sicheres Umfeld“ bieten sollen, doch „hier gibt es große Mängel an der
wissenschaftlichen Begleitforschung, welche Effekte von dieser
Herangehensweise zu erwarten sind“, sagt Auer. „Diese ‚Dörfer‘
sind jedenfalls mit Sicherheit nicht die einzige Möglichkeit.“ Das
sieht auch Marksteiner so: „Eine künstliche Umgebung aufzubauen, mag für manche Betroffene hilfreich sein, gleichzeitig ist die
Gesellschaft gefordert, Maßnahmen zur Integration, zum miteinander Leben zu setzen. Eindimensionale Lösungen gibt es nicht.“
Fähigkeiten fördern
Generell eine Handlungsgrundlage müsste sein, „ im Umgang mit
Menschen mit Demenz deren Fähigkeiten zu fördern und ihren
Wünschen zu entsprechen“, sagt Marksteiner. Dabei steht an ers­
ter Stelle oft, in vertrauter Umgebung leben zu können. Das bedeutet auch eine Weiterentwicklung extramuraler Versorgungsmöglichkeiten, etwa mit mobilen Diensten, wobei gleichzeitig
zentrale Fragen wie etwa Selbstbehalte zu klären wären. Oft fehlen regionale Anlaufstellen,
an die Betroffene vermittelt werden können
und die Unterstützung bei der Krankheitsund Alltagsbewältigung anbieten. Ebenso
zu klären sind Fragen wie die entsprechende
Einstufung beim Pflegegeld, hier würden die
Bedürfnisse von Menschen mit Demenz und
ihren Angehörigen noch viel zu wenig berücksichtigt, sagen die Experten.
Foto: privat
„Menschen mit Demenz haben vor allem mit
fortschreitender Krankheit spezielle Bedürfnisse“, ergänzt Auer. „So kann eine Person
Gefragt sei laut Marksteiner zudem die strukturelle Unterstützung interdisziplinärer Zudie Botschaft, dass eine Untersuchung keine
sammenarbeit. Auf gesundheits- und sozialSchmerzen verursachen wird, innerhalb weniger Minuten wieder vergessen haben.“ Auer
politischer Ebene „wäre es hoch an der Zeit,
Psychologin Stefanie Auer: ist daher davon überzeugt, dass Menschen mit
wirklich alle Systempartner ins Boot zu holen
„Demenzkranke sollten nicht auf fortgeschrittenen dementiellen Symptomen
und gemeinsam an Konzepten zu arbeiten. Es
Normalstationen betreut werden.“
nicht auf Normalstationen betreut werden köngibt viele bemerkenswerte regionale Ideen und
nen. „Denkbar wäre, wie das mancherorts schon umgesetzt wird,
Ansätze. Zukünftig ist ein akkordiertes Vorgehen in diesen Fragen
die Kompetenzen von akutgeriatrischen Abteilungen auszubauen
wünschenswert.“ Auer verweist dazu auf die Vorgangsweise in
und dort auch für entsprechende Rahmenbedingung zu sorgen.“
Oberösterreich (siehe Kasten „MAS Alzheimerhilfe“), die sich in
ganz Österreich umsetzen ließe. Wesentlich wäre, darauf Rücksicht
Ein guter Umgang mit Demenz würde schon vor der stationären
zu nehmen, dass immer mehr Menschen mit dementiellen Symptomen von sich aus entsprechende Beratungsstellen aufsuchen und
Aufnahme beginnen: Einerseits bei der Planung und kontinuierlichen Evaluierung aller Prozesse, sodass die Bedürfnisse von
„nicht erst im Schlepptau der Angehörigen kommen. So braucht es
Menschen mit Demenz berücksichtigt werden. Andererseits
von der öffentlichen Hand geförderte Angebote für Menschen, die
durch standardmäßiges Einholen von Informationen von Hausdas Gefühl haben, ihr Gedächtnis würde nachlassen.“ ::
ärzten, betreuenden mobilen Diensten, Angehörigen und natürLiteratur:
lich den Patienten selber.
Ballard C et al (2011): Alzheimer‘s disease. Lancet 377(9770):1019-1031.
1
Matthews et al (2013): A two-decade comparison of prevalence of dementia in individuals
aged 65 years and older from three geographical areas of England: results of the Cognitive Function and Ageing Study I and II. Lancet 382(9902):1405-1412.
2
Demenz werde häufig mit aggressivem Verhalten gleichgesetzt –
dies ließe sich zu einem großen Teil vermeiden, indem beispielsweise die Aufnahme gut geplant und in einem angepassten Tempo
durchgeführt bzw. auf die Ausdrucksweise geachtet wird. „Von
55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com
Mag. Christian F. Freisleben-Teutscher
[email protected]
Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ 27
Foto: ©kasto - Fotolia.com
::
Wo es Forschung braucht
Ungleich besser
Über die Frage, ob Frauen in der Sprache und in Vorstands­
etagen sichtbarer sein sollen, wird argumentationsreich
gestritten. Gleichstellung ist nach wie vor ein Thema. In
der Medizin hingegen ist es wichtig, die kleinen und großen
Unterschiede der Geschlechter zu berücksichtigen.
Ob Medikamente bei Frauen und Männern anders
wirken, wird immer noch zu selten untersucht.
Elisabeth Tschachler
M
itgemeint“. Dieses Wörtchen bringt nicht nur Feminis­
tinnen auf die Palme. „Mitgemeint“, das ist das Argument, das von Gegnern des Binnen-I oder anderer
Formen der gendergerechten Sprache gern angebracht wird. „Mitgemeint“ will heißen, dass Frauen sich angesprochen fühlen sollen, wenn es um Ärzte und Patienten, Politiker und Bürger und die
großen Söhne der Heimat geht.
In der Medizin waren Frauen jahrhundertelang „mitgemeint“. Der
Mann galt auch in Gesundheitsbelangen als das Maß aller Dinge.
Erst in der 1980er-Jahren begann sich die Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit den Unterschieden zwischen Mann und Frau
abseits der Geschlechtsorgane zu beschäftigen. Etliche Studienergebnisse hatten darauf hingewiesen, dass vor allem bei HerzKreislauf-Erkrankungen sowohl hinsichtlich der Risikofaktoren als
auch was die Symptome betrifft, Abweichungen zwischen den Geschlechtern bestehen. Seither beschäftigen sich immer mehr Fachleute verschiedener Disziplinen damit, herauszufinden, wie sich
einzelne Gesundheitsprobleme bei Männern und Frauen zeigen
und wie adäquate Präventions- und Therapieformen beschaffen
sein müssen. Die Gender-Medizin hat sich etabliert, mittlerweile
gibt es zwei Lehrstühle dafür an Österreichs Medizin-Universitäten.
Mann im Mittelpunkt
Allerdings ist noch viel Forschungsarbeit nötig. Denn auch bei Arzneimittelstudien stand und steht häufig noch immer der Mann –
und hier wiederum vor allem der rund 30-jährige, weiße Mann – im
Mittelpunkt. Und das, obwohl bekannt ist, dass Frauen mehr Medikamente zu sich nehmen als Männer. Sie schlucken 2,8mal so häufig Kopfschmerztabletten und etwa doppelt so häufig Antidepressiva, Schlafmittel oder Antirheumatika.1 Abgesehen davon, dass die
Verordnungspolitik zu hinterfragen wäre, bemängelten Feminis­
tinnen schon in den 1980er-Jahren, dass Frauen aus den großen
Arzneimittelstudien ausgeschlossen waren, obwohl doch klar sein
müsste, dass aufgrund physiologischer Unterschiede Medikamente bei Frauen und Männern unterschiedlich wirken können.
Dass eine einseitige Forschung Folgen hat, zeigt sich immer wieder. So hat sich erst in der Praxis herausgestellt, dass verschiedene Antibiotika bei Frauen eher Herzrhythmusstörungen auslösen
als bei Männern; oder dass Frauen schon auf eine geringere Dosis von Beruhigungsmitteln ansprechen – unabhängig von ihrem
geringeren Körpergewicht. Es mussten sogar „Medikamente vom
Markt genommen werden, weil Nebenwirkungen und unerwünsch-
te Ereignisse bei Frauen auftraten“, sagte Mariacarla Gadebusch
Bondio, Direktorin des Instituts für Geschichte und Ethik der Medizin der Technischen Universität München, in einem Interview.2 „Es
beginnt bereits mit präklinischen Tierversuchen, die der Untersuchung an Menschen vorangehen. Hier überwiegt nach wie vor die
Zahl der männlichen Labortiere. Dies hat ökonomische und mentalitätsbezogene Ursachen. Weibliche Tiere werden traditionell für
die Reproduktion und männliche für Experimente vorgesehen.“
Langsame Veränderung
Seit rund zehn Jahren werden Frauen zwar häufiger als Probandinnen in Studien aufgenommen. Doch „Unterschiede in der Wirkung
und im Risiko unerwünschter Wirkungen bei Männern und Frauen
werden nur selten miteinander verglichen“, sagt Gerald Gartlehner,
Leiter des Departments für Evidenzbasierte Medizin und Klinische
Epidemiologie an der Donau-Universität Krems. Er hat 59 Studien
mit Daten von mehr als 250.000 Patientinnen und Patienten und
35 Medikamentengruppen unter die Lupe genommen, allerdings
nur wenig Konkretes über unterschiedliche Wirkungen gefunden.
Doch bei vielen dieser Studien ließe die wissenschaftliche Qualität
zu wünschen übrig, so Gartlehner.3 Es braucht also bessere Daten.
Freilich ist die Einbeziehung von Frauen im gebärfähigen Alter in
klinische Studien eine ethische Herausforderung und für die Arzneimittelindustrie nicht nur deshalb teurer, weil höhere Versicherungsprämien anfallen. Es müsste gleichzeitig mit den Aufzeichnungen über Verträglichkeit, Wirksamkeit und Nebenwirkungen
auch erhoben werden, in welchem Abschnitt des Zyklus sich die
weibliche Testperson befindet.
Allerdings kommt langsam eine Veränderung in Gang. Sowohl auf
EU-Ebene als auch von den Wissenschaftsministerien in Deutschland und Österreich wurden Richtlinien erarbeitet, wonach der
Gender-Aspekt in geförderten Forschungsvorhaben zu berücksichtigen ist. ::
Literatur:
1
Stockinger S et al (2010): Frauenbericht 2010. Bericht betreffend die Situation von Frauen
in Österreich im Zeitraum von 1998 bis 2008. Bundesministerin für Frauen und Öffentlichen
Dienst im Bundeskanzleramt. Wien, Seite 272.
2
Zugang: http://www.gendermed.info/Auch-eine-Frage-der-Ethik-Bestemedizinische.1236.0.2.html. Zugriff: 30.7.2014.
3
Gartlehner G et al (2010): Differences in Efficacy and Safety of Pharmaceutical Treatments
between Men and Women: An Umbrella Review. PLoS one. DOI: 10.1371/journal.
pone.0011895.
Elisabeth Tschachler
[email protected]
28 Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ
55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com
Was Unternehmen leisten
::
Online im Krankenzimmer
Das bietet das
A1 E-Care-Terminal:
Kommunikation und
Unterhaltung
:: TV, Radio, Videothek,
Hörbücher
:: Telefon
:: Internet, E-Mail, SMS
:: Mediatheken,
Tageszeitungen
:: Spiele
Information
:: Hauseigenes TV
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:: Veranstaltungen
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Patientenservice
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Entgeltliche Einschaltung
Für Klinikpersonal Unterstützung im Behandlungsund Pflegeprozess
:: Video-Dolmetsch
:: Patientenaufklärung
:: Pflege-Service-Call
:: Zugriff auf Klinische
Informationssysteme
:: Patientenakte, Fieberkurven, Medikation
55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com
Das neue A1 E-Care-Terminal bietet als
All-in-one Lösung sowohl Services für
Patienten als auch Arbeitsunterstützung
für das Krankenhauspersonal.
Seit Jahren entwickelt A1 fortschrittliche, am Anwender orientierte Lösungen für den Gesundheitsmarkt. Mit dem E-Care-Terminal bietet A1 eine
Lösung an, die den Patienten den Krankenhausaufenthalt angenehmer macht.
Die Touchscreens der A1 E-Care-Terminals sind
über die Kommunikationsinfrastruktur des Krankenhauses mit dem Internet und dem Krankenhausinformationssystem direkt verbunden. Sie
bieten einfach und intuitiv zu bedienende Kommunikationslösungen wie E-Mail, SMS, Telefon und
Internet. Weiters sorgen das Fernseh-Angebot sowie Video-on-Demand-Filme und Serien, ähnlich
wie bei A1 TV, sowie eine Auswahl an Spielen für
Zerstreuung.
Unterstützung für
Krankenhauspersonal
Der Arbeitsalltag wird mit dem E-Care-Terminal um einige Services reicher: Es bietet spitalsinterne Informationen wie Menüpläne,
Hauspläne und Leitsysteme sowie Veranstaltungshinweise und kann künftig auch im Behandlungs- und Pflegeprozess unterstützen. Dank
der erweiterbaren Architektur des Systems
ist es möglich, weitere Informationen wie Me­
dikationsanweisungen für das Pflegepersonal oder
Röntgenbilder für die nächste Visite einzubinden.
Komplettlösung aus einer Hand
Das E-Care-Terminal ist eine rein IP-basierte Lösung, die außer LAN keinerlei Infrastruktur im Krankenhaus voraussetzt. Es wird lediglich ein Router
installiert, der weitere Betrieb erfolgt über A1. Von
der Entwicklung über die Installation, den Betrieb
bis hin zu Service und Content liefert A1 mit dem
E-Care-Terminal eine absolute Komplettlösung –
flächendeckender Service rund um die Uhr, redaktionelle Inhalte und Content Filtering inklusive.
Flexible Finanzierungsmodelle
Zur finanziellen Abwicklung stehen verschiedene
Modelle wie Kauf eines Gesamtsystems, Überlassung, ein Betreibermodell mit Kostenbeteiligung
oder ein Gestattungsmodell zur Wahl.
Das multimediale Krankenbett –
zukunftssicher erweiterbar
Basierend auf den Informations- und Kommunikationsservices und den Unterhaltungsangeboten für
Patienten kann das System schrittweise erweitert
werden und trägt so zu einer kontinuierlichen Prozessunterstützung bei.
Im Musterzimmer des Wiener Krankenhauses Nord
kann man sich vor Ort vom Leistungsumfang des ECare-Terminals überzeugen. ::
Kontakt:
A1 Telekom Austria AG
DI Erich Marecek
[email protected]
Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ 29
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Durchblick schafft
Sicherheit
D
Je mehr der Alltag von digitalen Anwendungen bestimmt
wird, desto wichtiger wird die Usability einer Website,
Software oder App. Wenn es dabei um heikle Inhalte wie
Gesundheitsdaten geht, gilt das umso mehr.
ie Gebrauchstauglichkeit, also
die Usability einer Website,
Software oder App, wird immer
wichtiger, je mehr die digitale Welt in unseren Alltag eindringt. Menschen wollen
und sollen schnell an die gewünschten
Informationen kommen und sich nicht unnötig im Seitengewirr verlieren oder gar
glauben, diese Anwendung sei fehlerhaft.
„Usability beschäftigt sich mit der Anwenderorientiertheit“, so Georg Kaindl, freier
Softwareentwickler und Interaction-Designer. „Typische Dimensionen der Usability
sind Effizienz, Einprägsamkeit und Zufriedenheit. Unbenutzbare Websites werden
bestenfalls ignoriert, sodass Potenziale
brach liegen.“ Anders gesagt, wer sich
nicht zurechtfindet, der surft weg und ist
frustriert. Als Gründe, warum es mit der
Usability oft nicht weit her ist, nennt Kaindl
„knappe Budgets oder Angst der Entwick-
Michaela Endemann
ler vor unzulässiger Vereinfachung sowie
‚design by committee‘ d.h., es schalten
sich zu viele Stakeholder mit unterschiedlichem Hintergrundwissen und persönlichen Präferenzen in den Prozess ein“.
Vielfach werde auch Usability mit „Interface Design“ oder „Screen Design“
gleichgesetzt: Dann könne eine Anwendung zwar wunderbar designt sein, aber
trotzdem völlig an den Bedürfnissen der
User vorbeigehen. „Der Usability Engineer soll dann am Ende retten, was zu retten
ist, ganz nach dem Motto ‚Machen Sie uns
jetzt bitte das Interface schön!‘“
Thomas Trojer vom Institut für Informatik
der Universität Innsbruck befasst sich mit
Usability im Kontext von Sicherheit. Die
Studie „Sicherheit nahe am Bürger – Faktoren zur erfolgreichen Umsetzung des
Zugriffskontroll-Managements von Gesundheitsdaten“ wurde auf der diesjährigen HL7-Jahrestagung in Wien vorgestellt.1
Sie hatte zum Ziel herauszufinden, was
Bürger in Bezug auf digital bereitgestellte
Primärversorgungszentren in
Österreich – ein gutes Konzept?
Entgeltliche Einschaltung
Die Reformierung des Gesundheitssystems in Österreich ist beschlossene Sache. Aber wie sollen die zukünftigen Strukturen dahinter aussehen? Können wir uns ein Beispiel an Finnland nehmen, einem Land mit
ähnlichen Strukturen wie Österreich und doch weit weniger Ausgaben
für ihr Gesundheitssystem?
zeiten auf einen Arzttermin? Verbandswechsel oder das Messen des
Blutdrucks übernehmen Krankenschwestern und der Arzt kann sich auf
das konzentrieren, was das Wichtigste ist: das Gespräch und die Zeit
mit den Patienten. Das klingt doch gut, oder?
Stimmungsbarometer zeigen, dass die Menschen
in Finnland mit den angebotenen Leistungen ihres
Gesundheitssystems sehr zufrieden sind, weiß Ing.
Johannes Rössler, Healthcare Verantwortlicher Österreich bei Tieto, dem finnischen IT-Spezialisten für das
Gesundheitswesen in Skandinavien. Tieto hat in diesen Ländern große Erfahrung in der Umsetzung dieser
Strukturen aufgebaut, beginnend bei Gesundheitszentren über integrierte Versorgung bis zu medizinischen
Callcentern, Telemedizin und Lifecare-Systemen, die
den Menschen von Geburt an Medizin-IT-gestützt begleiten. ::
Gesundheitszentren tragen einen maßgeblichen Teil
zur Effizienz des finnischen Systems bei, wo Allgemeinmediziner, ausgewählte Fachärzte und Therapeuten gemeinsam für ihre Patienten verfügbar sind.
Einer der jüngsten Vorschläge des Hauptverbandes
weist sehr stark in die Richtung dieses Modells und
schlägt die Einrichtung von Primärversorgungszentren
(Primary Health Care) vor. Die Kostenvorteile für die
Ärzte und Therapeuten im Zentrum, die sich Adminis­
tration, Geräte, Warteräume, Therapieräume etc. teilen, liegen auf der Hand – wie auch das Potenzial eines
solchen Systems für Österreich.
Doch was bedeutet es für den Patienten? Längere
Öffnungszeiten? Kleine Wegstrecken? Kürzere Warte-
Johannes Rössler
Topic Owner eHealth
bei Tieto Austria
30 Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ
Weitere Informationen dazu erhalten
Sie bei: [email protected]
und unter www.tieto.at
55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com
Was E-Health bringt
Geekspeak
UX-Design: User Experience oder UX beschreibt alle
Interaktionen zwischen Menschen und Maschinen.
Das Produkt soll angenehm zu benutzen sein und
den Erwartungen der Nutzer entsprechen. Für
Software oder Websites heißt das, dass sie z.B.
einfach und sicher zu bedienen sind und nicht
gehackt werden können. Sogar eine ISO- bzw.
Ö-Norm gibt es dazu, die ISO 9241-210.2
Interface Design: Das Design bestimmt, wie die
Schnittstelle Mensch-Maschine aussehen soll.
Der Schwerpunkt liegt auf der Oberfläche und
Informationsdarstellung.
Screen Design: Unterbereich des Interface Designs,
das sich auf die grafische Gestaltung von Inhalten
auf Monitoren spezialisiert.
Gesundheitsdaten erwarten. 95,5 Prozent
der über 500 Befragten ist der Schutz ihrer Gesundheitsdaten wichtig, ebenso ein
gutes Zugriffskontroll-Management. 66,6
Prozent befürchten, nicht autorisierte Personen könnten Zugriff erhalten. Ein Sicherheitsthema – auch durch unzureichende
Usability. Trojer: „Je mehr davon auszugehen ist, dass Benutzer keine speziellen
Kenntnisse mitbringen, desto wichtiger
werden klare Überlegungen in Richtung
benutzerfreundliches Anwendungsdesign.
Ganz generell kann man sagen, dass Usability immer auch Einfluss auf die Sicherheit von Anwendungen hat.“
Dass sich auch die Spezialisten nicht immer einig über die Benutzerfreundlichkeit
sind, zeigt die Beurteilung von Kaindl und
Trojer der Seite www.gesundheit.gv.at,
dem öffentlichen Gesundheitsportal
Österreichs, auf dem derzeit der Zugang
zu ELGA beheimatet ist. Kaindl stellt fest:
„Generell visuell sehr stark überladen,
Navigationselemente sind auf der ganzen Seite verteilt und sehr komplex und
uneinheitlich, außerdem ist die Website
selbst ist nicht responsiv programmiert,
das heißt, sie passt sich nicht automatisch
an verschiedene Endgeräte wie Handys
oder Tabletts an.“ Trojer hingegen meint:
„Die Navigation der Seite ist leicht erlernbar, sie entspricht einem von mehreren
bekannten Standardmustern: Hauptnavigation oben, navigierbare Unterabschnit-
::
te seitlich. Auch die Navigationselemente
sind klar erkennbar, beispielsweise visuelles Feedback bei Mouse-Over von Verlinkungen bzw. Schaltflächen.“
Laut Stephan Sabutsch von der ELGA
GmbH, werde es für Bürger ein Webportal
geben, das „nicht nur die Abmeldung kann,
sondern auch Befunde und eMedikation
anzeigt. Dafür werden derzeit Entwürfe besprochen und sobald diese Entwürfe fertig sind, werden Usability Tests gemacht.
Soviel ich gehört habe, wird derzeit auch
www.gesundheit.gv.at überarbeitet.“ ::
Literatur:
1
Trojer T (2014): Sicherheit nahe am Bürger – Faktoren
zur erfolgreichen Umsetzung des ZugriffskontrollManagements von Gesundheitsdaten. Institut für Informatik, Universität Innsbruck Zugang: http://www.hl7.at/
das-war-die-jahrestagung-2014. Zugriff: 25.7.2014.
2
Ergonomics of human system interaction — Part
210: Human-centred design for interactive systems.
ISO, Genf, 2010, Zugang: http://www.bdb.at/Service/
NormenDetail?id=378308. Zugriff: 25.7.2014.
Dr. Michaela Endemann
[email protected]
ELGA kommt
Schritt für Schritt
Die ELGA-Gesundheitsdiensteanbieter (ELGA-GDA)
werden in einer Pionierleistung flächendeckend
miteinander vernetzt. Die Umsetzung erfolgt schrittweise – die öffentlichen Spitäler werden als Erste
mit ELGA arbeiten.
Im Spätherbst 2014 starten unterschiedliche technische Tests mit
künstlichen Daten, wobei die zukünftigen Funktionalitäten von ELGA
sorgfältig geprüft werden. Bis Mitte 2016 arbeiten alle öffentlichen
Spitäler mit ELGA, dann folgen die niedergelassenen Vertragsärztinnen
und Vertragsärzte sowie die Apotheken (e-Medikation). Private Krankenanstalten starten ab 2017.
Die Bürgerinnen und Bürger haben mit ELGA die eigenen Gesundheitsdaten wie Befunde, Entlassungsbriefe oder Medikationslisten auf einen
Blick parat und können selbst entscheiden, welcher GDA sie einsehen
kann. Zudem werden mit ELGA alle Zugriffe auf ELGA-Gesundheitsdaten lückenlos protokolliert. So kann jeder darauf vertrauen, dass mit
seinen Daten sorgsam umgegangen wird. :: www.elga.gv.at
55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com
Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ 31
Entgeltliche Einschaltung
ELGA stärkt Patientenrechte
::
International
Deutschland – EVKD:
Gegen europaweite Normung
im Gesundheitswesen
Das CEN1, ein privater Verein der nationalen Normungsorganisationen von 33 europäischen Ländern, beschäftigt sich seit einiger Zeit auch mit Normungsvorhaben im Gesundheitswesen. In
Deutschland hat die Gesundheitsministerkonferenz dazu nun einstimmig beschlossen, dass „die Entwicklung von Normen für Gesundheitsdienstleistungen durch CEN“ abgelehnt wird. Begründet wird dies mit der Gefahr, „dass innerstaatliches Recht und der
Regelungsspielraum der Selbstverwaltung ohne Einwirken der
dafür zuständigen Institutionen umgangen werden“ kann. Auch
im Deutschen Bundestag ist dieses Thema aufgrund einer Anfrage2, die sich auf Befürchtungen der Bundesärztekammer bezieht,
bereits behandelt worden.
Die Europäische Vereinigung der Krankenhausdirektoren – EVKD
hat sich dieses Themas ebenfalls bereits angenommen und weist
in ihrer Aussendung „Normen aus Brüssel sind nicht für alles sinnvoll“ darauf hin, „die EU sollte nicht vereinheitlichen wollen, was
die einzelnen Mitgliedsländer besser individuell regeln können“.
„Die Krankenhausdirektoren ... in den Mitgliedsorganisationen der
EVKD halten es für wesentlich sinnvoller, wenn die Gesundheits­
systeme auch weiterhin im Regelungsbereich des jeweiligen Landes bleiben und hier weiterentwickelt werden … Alles über einen
Kamm aus Brüssel zu scheren, ist aus unserer Sicht nicht sinnvoll.“
In Österreich beschäftigt sich Austrian Standards (früher Normungsinstitut) mit der Entwicklung von Normen, und zwar intensiv
auch im Gesundheitswesen.3 ::
Schweiz: Erfolg von
Job Coach Placement
Eine Studie der Universitären Psychiatrischen Dienste Bern (UPD)
zeigt, dass durch längere Zeit schwer und anhaltend psychisch kranke
Personen eher wieder ins Berufsleben zurückfinden, wenn sie nach
dem Motto „Erst platzieren – dann trainieren“ begleitet von einem
Coach an einer Arbeitsstelle beginnen. Gegenüber der bisher üblichen Vorgangsweise, zunächst für die Wiedereingliederung trainiert
zu werden und dann erst auf Arbeitssuche zu gehen, sind die Erfolge
wesentlich besser: Bei der über fünf Jahre laufenden Studie konnten
– gegenüber ansonsten lediglich 5 bis 30 Prozent – 65 Prozent der
von einem Job-Coach begleiteten Teilnehmer eine Anstellung finden.
Außerdem „waren der Verdienst besser, die Anstellungsverhältnisse
länger und nachhaltiger und die Inanspruchnahme stationärer und
teilstationärer psychiatrischer Diens­te geringer“. ::
HOPE – Österreich:
Austauschprogramm 2015
Seit 1981 findet das von HOPE organisierte Austauschprogramm
statt (ursprünglich nur für Health Professionals von Krankenhäusern vorgesehen, beteiligen sich nun auch ambulante Gesundheitseinrichtungen)7. Das Programm 2015 steht unter dem Generalthema „Hospitals 2020“, der Austausch wird vom 4. bis 30. Mai
2015 und die abschließende HOPE Agora vom 31. Mai bis 2. Juni
2015 in Warschau, Polen, durchgeführt. Nationaler Koordinator in
Österreich ist das Gesundheitsministerium, bei dem bis 31. Oktober 2014 Bewerbungen sowohl für einen Aufenthalt im Ausland als
auch als Gastgeber möglich sind. ::
EU – Italien:
Prioritäten zur Gesundheit
WEBT!PP
https://www.cen.eu CEN
https://www.gmkonline.de/Beschluesse.html?id=204&jahr
Beschlüsse der 87. GMK (2014), TOP: 13.1.
http://www.eahm.eu.org EVKD, siehe Pressemitteilung vom 10.6.2014
https://www.austrian-standards.at Austrian Standards
http://italia2014.eu Italienische Ratspräsidentschaft
http://italia2014.eu/en/presidency-and-eu/programme-and-priorities/
the-trio-programme Trio-Programm Italien, Lettland, Luxemburg
http://www.upd.gef.be.ch UPD, unter „Aktuell“ zu „UPD-Studie belegt Erfolg
von Job Coach Placement“
http://www.hope.be/04exchange/exchangefirstpage.html
HOPE Exchange Programm
http://www.hope-agora.eu HOPE Agora
Nach Griechenland4 hat für die zweite Jahreshälfte 2014 Italien die
Ratspräsidentschaft der EU übernommen. Allgemeine Hauptziele
sind – wie großteils bereits bei den vorhergehenden Präsidentschaften – Maßnahmen für mehr Beschäftigung und ein höheres
Wirtschaftswachstum, aber auch „Europa näher zu den Bürgern zu
bringen“ und die EU-Außenpolitik zu stärken.
Darüber hinaus sind im neuen Trio-Programm von Italien und den
kommenden Präsidentschaften von Lettland und Luxemburg die
Umsetzung des Aktionsprogramms Gesundheit 2014 – 20205 sowie eine Evaluierung der EU-Richtlinie über Patientenrechte in der
grenzüberschreitenden Gesundheitsversorgung6 geplant. ::
Literatur:
1
Comité Européen de Normalisation (Europäisches Komitee für Normung).
2
S. http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/18/016/1801684.pdf , unter Frage Nr. 56 Antwort auf eine diesbezügliche Anfrage.
3
Bei Suche nach „Gesundheitswesen“ auf der Website (Zugriff: 21.8.2014) werden
1313 Treffer angezeigt.
4
Hradsky J (2014): EU – Griechenland – Ratspräsidentschaft und Gesundheit. Das österrei-
chische Gesundheitswesen – ÖKZ 01-02, 22.
5
Hradsky J (2014): EU – Aktionsprogramm Gesundheit.
Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ 05, 26.
6
Hradsky J (2014): Viele offene Fragen. Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ 01-02, 14-16.
7
Hradsky J (2013): HOPE – Österreich – Austauschprogramm 2014. Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ 08-09, 32.
Foto: Maruschka
Im Bereich Gesundheit sollen unter anderem gesunde Lebensstile
und Prävention (unter besonderer Berücksichtigung der GenderUnterschiede, sowie speziell bei Atemwegserkrankungen und
bei Krebs) gefördert sowie noch mehr Augenmerk auf Patientensicherheit gelegt werden. Spezielle Überlegungen sollen über die
Gesundheit im Mittelmeer-Bereich angestellt, Erfahrungen von Experten dieser Länder ausgetauscht und daraus gemeinsame Ziele
und Strategien entwickelt werden.
32 Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ
Reg.Rat Josef Hradsky
[email protected]
55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com
gesundheitswirtschaft
55. JG (2014) 08-09
35 la pura women’s health resort:
Frauenspezifische Medizin
35 Cleanroom Technology Austria:
Im Gespräch mit Roman Czech
36 nora flooring systems:
Kautschukböden – Die Allrounder fürs Gesundheitswesen
37 JASTRINSKY: Mehr Platz für
kleine und größere Patienten
in Schwarzach
38 IIR: Die Spital 2014 –
Ein Nachbericht
38 SER Solutions: Erweiterung zum universellen Multimedia-Archiv
39 Alpen-Adria-Universität
Klagenfurt:
Neuer Universitätslehrgang
40 wirtschaftliche lösungen:
Laborbetrieb kostengünstig
& effizient
Neue AEMP im Krankenhaus der
Barmherzigen Schwestern Ried
Zu Beginn eines neuen Projektes
einer AufbereitungsEinheit für
MedizinProdukte (AEMP) steht
heute oft die Frage „Outsourcing
oder Eigenleistung“. Dabei sind
neben Kosten- und Personalfragen
Themen wie Versorgungs­sicherheit,
Auswahl- und Alternativenmöglichkeit der externen Partner, externe
und interne Logistik zu bearbeiten.
Im Krankenhaus Ried wurde die Entscheidung
für Eigenleistung getroffen. Somit war der
Startschuss für die Planung und Umsetzung
der AEMP im Rahmen des Projektes „Neubau
OP, Ambulanzen und Parkdecks“.
Pro Jahr werden deutlich über 10.000 Operationen durchgeführt und ca. 23.000 Sterilguteinheiten (STE) produziert.
Die technische Ausstattung besteht aus 5
Reinigungs- und Desinfektionsgeräten für
Instrumente, einem Großraum (für Trans-
55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com
portwagen und Container) und 2 Endoskopie-Reinigungs- und Desinfektionsgeräten,
3 Dampf-Sterilisatoren für je 9 STE sowie
einem Formaldehyd-Sterilisator.
Die besonderen Herausforderungen in diesem Projekt waren neben einem Wasserschaden, der die Inbetriebnahme der AEMP
um 12 Monate verzögerte, die Implementierung der neuen Logistik in Form des SteriBeschickungs-Systems, welches auch zur
Belieferung und Lagerung dient, berichtet der
Projektleiter Herr Helmut Wippel.
Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ 33
::
gesundheitswirtschaft
ten – Expertise bei der Fragestellung Outsourcing/Eigenleistung
können alle Details berücksichtigt werden, wie zB:
:: Erforderliches Personal im Krankenhaus bei Outsourcing
:: Work-Flow NEU – unabhängig vom gewählten Modell
:: Dokumentation und Übersicht „wo befindet sich was“
während des Aufbereitungsprozesses
:: Welche Leistungen können/sollen im Haus erfolgen
:: Gewährleistung und Gefahrenübergang, Versicherungsumfang
:: Anforderungen, Machbarkeit und Kosten für den Umbau der
internen und externen Logistik
:: Ausschreibung der externen Leistungen
„Mit der Beratung und Begleitung durch Herrn Wippel von der Firma
gsm waren wir sehr zufrieden. Die Konzentration der Aufbereitung
der Sterilgüter, die früher dezentral organisiert war, brachte uns eine
Qualitätssteigerung und eine gesicherte Dokumentation in diesem kritischen Bereich“, stellt DGKP Markus Bernauer (Fachlicher Leiter der
AEMP) fest.
Als unabhängiger Planer + Berater evaluiert die gsm Gesellschaft für
Sicherheit in der Medizintechnik GmbH jedes Projekt individuell und
objektiv und adaptiert das Ergebnis, sollten sich Rahmenbedingungen
im Lauf der Zeit ändern. Aufgrund der – in Österreich wohl umfassends-
Dosiertechnik und Prozess-Chemikalien,
Hygiene mit System im ganzen Haus:
Zentralsterilisation
gsm Gesellschaft für Sicherheit in der Medizintechnik GmbH
Medizintechnik-Fachplaner und Projektleiter
KHBW Helmut Wippel, [email protected]
www.gsm.at
Österreichisches Reinraum
und Hygiene Forum 2014
Küche
Endoskopie
Station
Das Spannungsfeld zwischen hohen hygienischen Anforderungen, optimalen technischen Lösungen und limitierten
wirtschaftlichen Möglichkeiten stellt in der Praxis häufig eine
große Herausforderung für die Zusammenarbeit der einzelnen
Interessensvertreter dar. In Kooperation mit der Österreichischen Reinraum Gesellschaft (ÖRRG) organisierte der Gesundheitstechnologie-Cluster im Juni 2014 das 6. Österreichische
Reinraum & Hygiene Forum, welches dieses Spannungsfeld
unter dem Gesichtspunkt der Raumluft
thematisierte. Gastgeber war das Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern
Ried Betriebsgesellschaft m.b.H. ::
Wir bringen
den besten
Mix!
Lösungen und
Planungskonzepte.
Chemische Fabrik Dr. Weigert Handelsgesellschaft m.b.H.
Wienerbergstr. 11 / 12 a · 1100 Wien · Tel.: 01-99460 6275
Aber auch für die Eigenleistung gibt es Abklärungsbedarf:
:: Tatsächlicher Bedarf an Reinigungs- und Desinfektionsgeräten und Sterilisatoren
:: Reorganisation der Instrumente bzw. Siebe; ggfs. Bestandsaufnahme und Bewertung – Einpflegen in das Dokumentations-Tool
:: Entscheidungsgrundlage Einweg-Instrumente oder Mehrweg?
:: Der ideale Standort; Anbindung an die „Kunden“ der AEMP
:: Ermittlung des Platzbedarfs der AEMP, idealer Grundriss
:: Das richtige Zeitmodell
:: Detailplanung der Arbeitsabläufe, Prozesse, der Logistik
und der Mikrologistik
:: Medizintechnik und Ausstattung der AEMP
:: Auswahl der geeigneten Hersteller, unter Berücksichtigung
des Bundesvergabegesetzes, der Versorgungssicherheit,
Dokumentationsmöglichkeiten, Service-Qualität
:: Inbetriebnahme der neuen AEMP
www.drweigert.at
[email protected]
www.gesundheitstechnologie-cluster.at
19.08.2014 13:59:18 – ÖKZ
34 Das österreichische Gesundheitswesen
Der beste Mix im ganzen Haus (88x121).indd 1
55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com
gesundheitswirtschaft
::
pura“-Konzeptes. So ist sichergestellt, dass
die Angebote des Resorts auf Basis neuester Erkenntnisse der Gendermedizin stetig
verbessert und weiterentwickelt werden.
Das Team aus Spezialisten der unterschiedlichen medizinischen Kompetenzfelder wird
außerdem von externen Beratern wie zum
Beispiel Univ.-Prof. Dr. Richard Crevenna
unterstützt.
Frauenspezifische
Medizin
Auch in Sachen Frauengesundheit erweist
sich die VAMED als kompetenter Kooperationspartner. Im Mai 2011 wurde mit dem­
„la pura women‘s health resort kamptal“
Österreichs erstes Resort mit speziellem Fokus auf Frauengesundheit eröffnet. Wie Sie
auch auf Seite 28 in dieser Ausgabe lesen
können, gilt es, die weiblichen Ansprüche
an die Medizin und medizinische Forschung
noch stärker zu berücksichtigen.
Das Konzept für das Resort wurde in Ko­
operation mit der Medizinischen Universität
Wien entwickelt. Frau Univ.-Prof. Dr. Alexandra Kautzky-Willer ist als wissenschaftliche Beraterin die Schirmherrin des „­la
Ein Kubikmeter reine Luft:
Gesamtpackage für den OP
Die Cleanroom Technology Austria
GmbH (CTA) versteht sich als Gesamtanbieter für Reinraumsysteme
von der Planung und Produktion
bis hin zur Teamschulung, Wartung und Haftungsübernahme, so
Geschäftsführer Ing. Roman Czech.
Der innovative Familienbetrieb mit
vier Jahrzehnten Know-how liefert
neben TAV-Decken auch moderne
mobile Sterilluftanlagen.
Wie lautet die Vision der CTA?
Czech: Wir liefern unseren Kunden den Kubikmeter reine Luft und sehen uns als Gesamtanbieter in puncto Reinraum. Zu schlüsselfertigen Laminarflowanlagen, Reinräumen und
Operationssälen bieten wir ein Gesamtpackage von der Planung und Produktion des optimalen Reinraumes bis hin zur Inbetriebnahme
und Abnahmemessung. Inkludiert sind Team-
55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com
Dr. Gabrielle Dienhart-Schneider, ärztliche
Leiterin des Resorts, über „la pura“ als
innovatives Modellprojekt: „Neben dem
Fokus auf frauenspezifische Gesundheitsthemen wie Stoffwechselerkrankungen und
Übergewicht, hormonelle Dysbalancen, Erschöpfungszustände und Schlafstörungen,
Hauterkrankungen, Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Schwangerschaftsdiabetes
und Gelenksbeschwerden bietet ‚la pura‘
maßgeschneiderte Programme, die unter
anderem auf post­operative Betreuung zugeschnitten sind. Wir bemühen uns zu vermitteln, dass Gesundheit und Prävention integrierender Bestandteil eines vitalen Lebens
sein müssen.“ :: www.lapura.at
Wir produzieren
reine Luft!
schulungen ebenso wie laufende Wartungen
sowie die Protokollerstellung für die Behörden. Das heißt, wir wollen unseren Kunden
eigentlich nicht den Reinraum liefern, sondern
die reine Umgebungsluft und garantieren somit während des Arbeitsbetriebes die höchstmögliche Sicherheit der Schutzzone.
Welche neuen Entwicklungen
wurden bei CTA in den letzten
Jahren realisiert?
Czech: Wir bauen u.a. weltweit Krankenhäuser und Operationssäle mit Firmen wie Vamed
und Odelga und liefern auch die in der ÖNORM
H6020 seit 1988 vorgeschriebenen TAV (Turbulenzarme Verdrängungsströmung)-Decken. Vor
fünf Jahren brachten wir eine Innovation auf
den Markt: die mobile Sterilluftanlage („SurgeonAir“ für das Wundfeld, „InstrumentAir“
für den Instrumententisch), die in gewissen
Situationen eine vorteilhafte und kostengüns­
tige Option darstellt. Derzeit ist die neue
ÖNORM H6020 in der Begutachtungsphase.
Sie erscheint im Herbst und enthält erstmals
auch eine Stellungnahme zu mobilen Sterilluftsystemen. :: www.cta.at
Lesen Sie in unserer nächsten Ausgabe die
Positionierung der ÖNORM zu mobilen
Sterilluftanlagen sowie über deren Vorteile
und Einsatzgebiete.
Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ 35
::
gesundheitswirtschaft
Kautschukböden: Die Allrounder
fürs Gesundheitswesen
Der ideale Fußboden fürs Gesundheitswesen
sollte ein Allrounder sein: widerstandsfähig,
wirtschaftlich, hygienisch, leicht zu reinigen
und schön anzusehen. Bodenbeläge aus Kautschuk von nora systems bringen alle diese
Anforderungen unter einen Hut und beweisen, dass Design und Funktionalität sowie
Wirtschaftlichkeit und Hygiene keine Gegensätze sind.
Funktion und Design gehen
Hand in Hand
Die umfangreichen nora Systemlösungen
sind speziell auf die Bedürfnisse von Gesundheitseinrichtungen zugeschnitten und ermöglichen bereichsübergreifende einheitliche
Gestaltungslösungen. So sind die Bodenbeläge mit unterschiedlichen funktionellen Eigenschaften, wie zum Beispiel elektrostatischer
Ableitfähigkeit, im selben Design erhältlich.
Hygienisch und wirtschaftlich
Durch ihre dichte, geschlossene Oberfläche
sind nora Kautschuk-Beläge äußerst verschleißfest, lassen sich leicht reinigen und
sehen trotz hoher Beanspruchung auch nach
vielen Jahren nahezu aus wie neu. Ein weiteres Plus: Im Gegensatz zu anderen elastischen Bodenbelägen benötigen die Kau-
tschukböden keine Beschichtung. Dies spart
nicht nur Zeit und Geld, sondern vermeidet
auch Betriebsstörungen – alle Bereiche bleiben rund um die Uhr einsetzbar. Zudem sind
nora Bodenbeläge beständig gegenüber Flächendesinfektionsmitteln, fleckunempfindlich und lassen sich vollständig desinfizieren.
werden entlastet, sodass der Körper nicht so
schnell ermüdet wie auf härteren Böden – ein
großer Vorteil für Ärzte und Pflegepersonal,
die auf Station oder im OP stundenlang auf
den Beinen sind. ::
Höchste Ergonomie
Darüber hinaus bieten die Kautschukböden
durch ihre dauerhafte Elastizität einen hohen
Geh- und Stehkomfort: Rücken und Gelenke
nora flooring systems GesmbH
Reinhold Mayer, Rablstraße 30/1, A-4600 Wels,
Tel.: (+43) 7242/74001 0
[email protected], www.nora.com/at
Impressum nach § 24 MedienG: Medieninhaber: Schaffler Verlag GmbH, DVR 1031911, A-8041 Graz, Kasernstraße 80/8/25, T: +43(0) 316 820565-0, F: +43(0) 316 820565-20, E:
[email protected], Web: www.schaffler-verlag.com. Druck: Dorrong, Graz. Chefredakteurin: Elisabeth Tschachler-Roth, [email protected], am Standort
Redaktion Wien: Lorenz-Bayer-Platz 16/23, A-1170 Wien. Herausgeber: Mag. Roland Schaffler, [email protected], am Standort Redaktion Graz: Kasernstraße 80/8/25,
A-8041 Graz. Weitere Informationen und Offenlegung nach § 25 MedienG: www.schaffler-verlag.com > „Impressum“
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36 Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ
55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com
gesundheitswirtschaft
::
Neues Kinder- und Jugendspital in
Schwarzach eröffnet – Mehr Platz für
kleine und größere Patienten
Das Kardinal Schwarzenberg’sche Krankenhaus ist das
zweitgrößte Spital im Bundesland Salzburg. Am 18. Juni 2014
wurde nach etwas mehr als dreijähriger Bauzeit nun auch das
neue Kinder- und Jugendspital mit 55 Betten eröffnet.
Für das Baumanagement und die örtliche Bauaufsicht war
ein Team von Jastrinsky verantwortlich.
Neubau mit vier Stockwerken
Das neue Bauwerk umfasst vier Obergeschoße. Im Erdgeschoß befinden sich die Ambulanzen, der Mitarbeiter-Speisesaal sowie
Café und Kiosk für Patienten, Besucher und
Mitarbeiter. Zusätzlich zum Bettentrakt für
Groß- und Kleinkinder wurde auf den anderen
Ebenen auch Platz für Wohn- und Therapieräume für die Kinder- und Jugendpsychosomatik
sowie für die Kinder- und Jugendpsychiatrie
geschaffen und eine pädagogische Heilstättenschule eingerichtet. Der Intensivmedizin
mit Angiographie, Intensivüberwachungspflege (IMC) und Neonatologie sind die restlichen
Flächen gewidmet.
Termin und Kosten eingehalten
Die Projektentwicklung für dieses Großprojekt
hat bereits 2007 stattgefunden, der Baubeschluss wurde Anfang 2009 gefasst. „Die
größte Herausforderung für uns Baumanager
war es, das Projekt ‚auf Schiene‘ zu halten,
damit die Kosten und Termine auch bei der
Inbetriebnahme im Jahr 2014 noch halten
und die Qualität der Ausführung stimmt. Gerade auf dem medizinischen Sektor ist die
55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com
Projektdauer:
2009 – 2015
Bauzeit: Neubau 2011 – 2014, danach
Umbauten im Bestand
Errichtungskosten:
35,5 Mio. €
Das neue Kinder- und Jugendspital in Schwarzach im Salzburger Pongau. Das Haus
öffnet sich architektonisch zur Marktgemeinde und ist künftig für die medizinische
Versorgung im Kinder- und Jugendbereich der rund 200.000 Menschen in der Region im
Süden Salzburgs bestens gerüstet.
Bauherr:
Kardinal Schwarzenberg‘sches
Krankenhaus
Foto: ©WTR
on der Architektur bis zur medizinischen
Versorgung: Bei diesem Neubau wurde
besonders darauf geachtet, dass neben der
hohen Funktionalität und der besten medizinischen Versorgung auch ein modernes,
altersgerecht gestaltetes Umfeld für die Patientinnen und Patienten von 0 bis 18 Jahren
geboten wird. So heißen z.B. die Stationen,
auf denen die Kinder und Jugendlichen betreut werden, „Regenbogen“, „Sonnenstrahl“
und „Panorama“. Es gibt Internet-Oasen und
Abreagierzonen, frische Farbakzente sorgen
für eine besonders freundliche Atmosphäre.
Foto: ©Krankenhaus Schwarzach
V
Architekt:
Wörner Traxler Richter, Dresden
Projektteam Jastrinsky:
Ing. Mag. Martina Katzenbeisser, Ing. Gerald Brandstätter,
Ing. Michael Bachofner
Projektleistung:
Baumanagement
und Örtliche Bauaufsicht
Die Hausherren Prim. Univ.-Prof. Dr. Josef Riedler, Vorstand der Kinder- und
Entwicklung rasant“, meint
Jugendheilkunde und die leitende Stationsschwester für Kinder- und Jugendheilkunde,
Karin Rieser mit der Projektleiterin von Jastrinsky, Ing. Mag. Martina Katzenbeisser
dazu der Geschäftsführer von
(links) bei der feierlichen Eröffnung am 18.6.2014.
Jastrinsky, Bmst. Ing. Johann
Jastrinsky. Rund 5.000 Kubikmeter Beton und zirka 800 Tonnen Baustahl
Bauzeit als auch die geplanten Kosten genau
wurden im neuen Gebäude verbaut, 245.000
eingehalten“, so der Krankenhaus-Geschäftsführer Karl Obermaier bei der Eröffnungsfeier.
Meter Starkstromkabel verlegt, 390 Türen
„Besonders freut uns auch der unfallfreie Vereingebaut. Der Neubau wurde bei laufendem
lauf des Großbauprojektes sowie die vielen
Krankenhausbetrieb hergestellt und hat über
Verbesserungen für Kinder, Jugendliche, Elalle Geschoße Verbindungen zum Bestand.
tern sowie Patienten der Inneren Medizin.“ ::
Besonders wichtig war daher, „die Eingriffe in
den laufenden Betrieb so gering wie möglich
halten. Deshalb haben wir z.B. eine Vielzahl an
JASTRINSKY GmbH & Co KG
Staub- und Lärmschutzmaßnahmen eingesetzt
Nußdorferstraße 2-4, A-5020 Salzburg
Tel. +43 (0)662/822757
und die Mitarbeiter über Intranet laufend über
www.jastrinsky.at
die aktuellen Maßnahmen informiert“, erklärt
die Projektleiterin Ing. Mag. Martina Katzenbeisser von Jastrinsky. Das professionelle
Baumanagement sorgte nicht nur für einen
reibungslosen Bau: „Wir haben sowohl die
Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ 37
::
gesundheitswirtschaft
Größter Gesundheitskongress Österreichs
Auf dem IIR-Jahreskongress „Die Spital
2014“ diskutierten am 25. und 26. Juni
2014 über 400 Teilnehmer mit den Key Playern der Gesundheitsbranche. Ganz nach
dem neuen Motto „Wissen, das bewegt“
hat das IIR in bewährter Weise Österreichs
Politik, Top-Experten und Opinionleader
sowie Naomi Fied, PhD, Special Guest aus
Boston, zusammengebracht.
Neue Herausforderungen
für die Pflege
Impressionen zur Veranstaltung finden Sie als Nachbericht und auch als kurzes Video unter www.diespital.at
Die eben beschlossene Neuerung in der
Primärversorgung war das zentrale Thema der Veranstaltung und wurde unter anderem in der Key Note von Gesundheitsminister Alois Stöger
beleuchtet. In der anschließenden Podiumsdiskussion waren sich alle
einig, dass die Aufwendungen für das Gesundheitswesen in Zukunft
vernünftiger eingesetzt werden müssen. Georg Ziniel, GÖG, appellierte an die Vertreter der Ärzteschaft und der Pflege, die Reformbausteine mit Inhalten zu füllen. Christian Euler, österr. Hausärzteverband,
warnte hingegen davor, funktionierende Strukturen zu zerschlagen.
Robin Rumler, P­ harmig, fordert ein Commitment der Politik zur Innovation. Julian Hadschieff, WKO, setzte sich für den „Gesundheitshunderter“ ein und Bernhard Wurzer, Hauptverband der österreichischen
Sozialversicherungsträger, betonte schlussendlich die Bedeutung der
Sozialminister Rudolf Hundstorfer sprach
über Strategien zum Ausbau der Pflege
und Ursula Frohner, Präsidentin des Österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegeverbands, betonte die Bedeutung
der Ausbildungsreform.
Vorreiter Boston Children’s Hospital
Naomi Fried, PhD, Chief Innovation Officer am Boston Children‘s Hospital betonte, dass Innovationen für Kostensenkung und Effizienzsteigerung in der sich rasch wandelnden Gesundheitsbranche unerlässlich
sind und von Führungskräften aktiv forciert werden sollten.
Schon jetzt beginnen bei IIR die Recherchen für „Die Spital 2015“ und
wir dürfen gespannt sein, welche
Themen nächstes Jahr so brisant
sind, dass sie beim Jahreskongress beleuchtet werden. ::
Foto: © SER
Primärversorgung neu
Vernetzung aller Einrichtungen und Berufsgruppen im Gesundheitswesen.
Erweiterung zum universellen
Multimedia-Archiv
Die KAGes ist auf dem Weg, bestehende Archive
für Multimedia-Inhalte auszubauen und getrennte
Archive zusammenzuführen. Ziel ist es, Daten- und
Bildbestände für den Patientenbetrieb sowie für
wissenschaftliche Zwecke bereit zu stellen.
„Die KAGes hat sich von einer Reihe von Einzelstandorten zu einer
vernetzten Spitalsorganisation entwickelt“, erklärte DI Dr. Markus
Pedevilla, MSc, Bereichsleiter für Medizininformatik und Prozesse
der Steiermärkischen Krankenanstalten GmbH (KAGes) anlässlich
des SER-Praxistages am 12. Juni 2014 in Wien. Die KAGes betreibt
seit 14 Jahren ein SER-Archiv, in dem zirka 100 Millionen Dokumente
gespeichert sind und das vollständig in das Krankenhausinformationssystem openMEDOCS (IS-H und i.s.h.med) integriert ist. Dazu kommt
ein wissenschaftliches Bildarchiv im LKH-Univ.Klinikum Graz mit rund
500.000 Bildern für Patientenbetrieb und Wissenschaft sowie das radiologische Bildarchiv (PACS).
„Das ‚alte, digitale Krankengeschichtenarchiv‘ hat ausgedient und
wird zu einem modernen, zeitgemäßen und nachhaltigen MultimediaArchiv ausgebaut“, meint Bernhard Voita, SER-Bereichsleiter Gesundheitswesen.
Vorgesehen sind Erweiterungen um z. B. folgende Funktionen:
:: KIS-Recherche patienten- und aufenthaltsorientiert,
:: Wissenschaftliche Recherchen in den Multimedia-Daten von Patienten,
:: Archiv-Recherche patienten- und aufenthaltsorientiert,
:: Fotografen-Ablage und -Recherche für Patientenbetrieb und Wissenschaft mit Patienten- und Aufenthaltsdaten-Beschlagwortung.
Die KAGes hat sich nach einem intensiven Auswahlprozess entschieden, dieses ambitionierte Erweiterungsprojekt – mit Ausnahme der
PACS-Integration – mit der DokumentenmanagementLösung Doxis4 von SER durchzuführen. „Das
Ergebnis ist somit ein multimediales NonDicom Universalarchiv anstatt getrennter
Spezialarchive“, resümierte Pedevilla. ::
www.ser.at
38 Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ
55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com
gesundheitswirtschaft
::
Entrepreneurship &
Sportmanagement
Der Universitätslehrgang „Sports, Health and
Entrepreneurship“ ist eine berufsbegleitende
Weiterbildung, die in Kooperation zwischen
dem Universitätssportinstitut Klagenfurt (USI)
und dem Institut für Innovationsmanagement
und Unternehmensgründung (IUG) der AlpenAdria-Universität (AAU) Klagenfurt angeboten
wird. Der Lehrgang dient der Aus- und Weiterbildung im Bereich des Managements innovativer Sport- und Bewegungsprojekte und der
Qualifizierung für Entrepreneurship. Im Rahmen der Outdoor-Module werden auch BasisKenntnisse gängiger Sportarten vermittelt.
Ziel dieses Lehrganges ist die Befähigung
der Teilnehmer, qualifiziert innovative gesundheitsfördernde Sport- und Bewegungsprojekte auf Basis neuer wissenschaftlicher
Erkenntnisse zu entwickeln, anzubieten und
umzusetzen. Durch fächer­
übergreifende
Lehrinhalte aus den Bereichen Sport, Be-
triebswirtschaft und Psychologie sowie
durch die Kombination von Theorie und
Praxis wird die Fähigkeit vermittelt, am Kundenbedarf orientierte, innovative Angebote
zu erstellen und Geschäftsmodelle und Business Pläne zu entwickeln.
Organisation: 4 Semester, berufsbegleitend
Im Rahmen des Ideenwettbewerbs „Bewegende Ideen für Kärnten“ wurden eingereichte Projektideen prämiert. Die Gewinner-Ideen werden in den ersten beiden
Semestern von den Lehrgangsteilnehmern in
Projektteams bearbeitet. Nach erfolgreichem
Abschluss der Projektarbeiten erhalten die
Teilnehmer eine finanzielle Unterstützung
vom Land Kärnten. ::
Lehrgangsstart: Februar 2015
Abschluss: Master of Advanced Studies
(Sports, Health and Entrepreneurship),
zusätzlich kann auch der Abschluss
zur/zum staatlich geprüften „Instruktor/
in für FIT/Erwachsene – Ausdauertraining“ erworben werden.
Dauer: 4 Semester
Bewerbungsfrist:
30. November 2014 –
Anmeldungen ab
sofort möglich!
Interessierte finden auf www.aau.at/iug/unilehrgang weitere
Informationen zum Lehrgang oder Sie kontaktieren das
Lehrgangsbüro: +43(0)463/2700-4050, [email protected].
Keine Kompromisse
bei der Hautgesundheit
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Das neue Hautmessgerät dermaMeter® professional 100
ist ein verlässlicher Begleiter in der Prävention als auch bei der
Therapie von Hauterkrankungen. Durch einfaches Messen wird
in Sekundenschnelle zuverlässig Auskunft über den aktuellen
Zustand der Hautbarriere gegeben. Erkrankungen wie atopische
Dermatitis oder Psoriasis können in einem Frühstadium erkannt
und einer entsprechenden Behandlung zugeführt werden.
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55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com
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Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ 39
::
wirtschaftliche lösungen
Zu Beginn des Jahres 2013 wurde
das strategische Projekt, alle fünf
Labors der Kliniken der Thermenregion in eine gemeinsame
Organisationseinheit zusammenzufassen und gemeinsam zu
führen, abgeschlossen. Die neue
Struktur bringt viele Vorteile.
D
ie Entwicklung des Zentrallabors ist
ein Vorzeigeprojekt der Kliniken in
der Thermenregion. Dadurch können
wir viele Synergie-Effekte nutzen, es nützt
den Patientinnen und Patienten – und bringt
auch enorme Einsparungen für die beteiligten
Standorte“, erklärt der für die Kliniken zuständige Landesrat Mag. Karl Wilfing.
Die Labors in den Klinikstandorten der
Thermenregion wurden schrittweise in das
Institut für medizinisch-chemische und molekularbiologische Labordiagnostik im Landesklinikum Wiener Neustadt integriert, das
nun als zentrales Labor fungiert. An den übrigen Klinikstandorten, also in Baden, Mödling, Neunkirchen und Hochegg, werden vor
allem akute Laborleistungen erbracht. Einige
Adaptierungen und Anschaffungen waren
Kostengünstig
& effizient:
Zentrallabor der Thermenregion
ist auf Erfolgskurs
notwendig: Eine gemeinsame Chemie-Immunologie-Plattform wurde in Betrieb genommen und die jeweilige Ausstattung an den
lokalen Bedarf angepasst. Im Zentrallabor in
Wiener Neustadt gibt es zusätzlich noch einen Probenverteilautomaten.
„Durch den Zusammenschluss der Labors
und die gemeinsame Geräte-Plattform können wir nun die Untersuchungsergebnisse
mit den ­Testergebnissen in den anderen Kliniken vergleichen. Alle Parameter können von
den anderen Labors übernommen werden;
dadurch müssen weniger Untersuchungen
durchgeführt und Analysen können einge­spart
werden. Dies führt nicht nur zu einer Kostensenkung, sondern schont natürlich auch unsere Patientinnen und Patienten, die Untersuchungen nicht mehrmals vornehmen lassen
40 Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ
müssen“, nennt Prim.a Dr.in Karin Köhrer, MSc,
MBA, Leiterin des Zentrallabors im Landesklinikum Wiener Neustadt, zwei der Vorteile.
Neben dem Optimieren der diagnostischen
Qualität ist die Wirtschaftlichkeit ein wesentlicher Vorteil. „Dieses Projekt ist ein
wichtiger Meilenstein auf unserem Weg zu
einer gut abgestimmten, regionalen Zusammenarbeit der Kliniken unter dem Dach der
NÖ Landeskliniken-Holding“, erklärt der Regionalmanager der Thermenregion, DI Alfred
Zens, MBA, die Wichtigkeit des Projektes.
20.000 Messergebnisse werden tagtäglich
im Zentrallabor der Thermenregion produziert
– eine beeindruckende Zahl. Das Zentrallabor
der Thermenregion ist mit seinen fünf Standorten das leistungsstärkste Labor der NÖ
55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com
wirtschaftliche lösungen
::
In- und Ausland routinemäßig im Arbeitsalltag einzusetzen.
Für die gesamte Thermenregion wurde außerdem eine neue IT-Software mitentwickelt, bei
der es sich um ein, erstmals in Mitteleuropa
genutztes, Lagerhaltungsprogramm handelt.
Dieses Programm gestaltet den Umgang mit
den Reagenzien deutlich rationeller.
DI Alfred Zens lobt vor allem die Effizienz des
Lagerhaltungsprogramms: „Die Lagerstände werden laufend automatisch kontrolliert.
Wenn die definierte Mindestmenge unterschritten wird, wird auch die Bestellung automatisch ausgelöst.“ Dadurch kann in diesem
Bereich der Personaleinsatz reduziert werden
und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
können sich auf ihre Kernkompetenzen – die
Labortests – konzentrieren.
v.l.n.r.: Klubobmann Mag. Klaus Schneeberger, die Leiterin des Zentrallabors Prim.a Dr.in Karin Köhrer, MSc, MBA,
Landesrat Mag. Karl Wilfing und der Regionalmanager der Thermenregion DI Alfred Zens, MBA
besichtigen die innovativen Entwicklungen im Zentrallabor.
Landeskliniken-Holding. Neben der täglichen
Arbeit investierten die Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter auch Zeit in die Entwicklung von
Hard- und Software, die den Laboralltag wesentlich effizienter gestaltet.
Im Bereich Probenverteilung haben die Ideen
der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die
Entwicklung des sogenannten Bulk Loaders
ermöglicht. Bei diesem Gerät werden die
geschlossenen Proben in eine Öffnung geleert, automatisch ausgerichtet, sortiert und
der Zentrifuge zugeführt. Damit wurde ein
großer Zeitgewinn bei der Befüllung des Probenverteilautomaten erzielt und die Sicherheit durch automatisiertes Hinführen der
Proben zum richtigen Analysegerät erhöht.
„Über mehr als ein Jahr ist der Prototyp am
Standort Wiener Neustadt weiterentwickelt
worden. Europaweit ist er derzeit sogar das
einzige Gerät seiner Art“, erzählt Frau Primaria Köhrer. Sie fügt auch hinzu, dass der Bulk
Loader schon so weit verbessert wurde, dass
bereits daran gedacht werden kann, ihn im
Kompetenz
für das Labor
„Innovationen werden nur durch das Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter außerhalb der täglichen Routine möglich.
Für das geplante Krebskompetenzzentrum im
Landesklinikum Wiener Neustadt spielt auch
das Zentrallabor eine wichtige Rolle, effiziente Arbeitsabläufe bieten für die künftigen
Anforderungen eine optimale Grundlage“, so
Klubobmann Mag. Klaus Schneeberger abschließend. ::
Kontakt:
DSA Mag.(FH) Markus Neuwirth, MSc, MBA
Landesklinikum Wiener Neustadt
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Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ 41
::
Was Unternehmen leisten
Foto: © spotmatikphoto - Fotolia.com
Point-of-Care-Vernetzung:
höhere Versorgungsqualität
und ökonomische Vorteile
Point-of-Care-Technologien (POCT) können sowohl in
der Notaufnahme als auch im Stationsbetrieb maßgebliche klinische und ökonomische Vorteile erzielen.
D
ie Implementierung und Nutzung
von POCT bedingt zusätzliche
Aufwendungen. Diesen stehen jedoch
erhebliche Nutzenpotenziale gegenüber, die sich vor allem aus der zeitnahen Verfügbarkeit der Laborergebnisse
und deren rascher therapeutischer
Umsetzung ergeben. Zwei Studien am
Centrum für Krankenhaus-Management der Westfälischen WilhelmsUniversität Münster belegen dies eindrucksvoll:
:: In der Notfallaufnahme konnten
bei Patienten mit akutem Koronarsyndrom durch das Vorliegen der
Troponin-Werte nach 18 bis 20
Minuten bei POCT (vs. 45 bis 60
Minuten bei Zentrallaborlösungen)
die medizinische Qualität erhöht
sowie Patientenrisiko, Prozess- und
Betriebskosten verringert werden.
:: Bei stationären Patienten bewirkte
ein dezentral vernetztes GlukoseMonitoring mittels POCT u.a.
Rückgänge von Hypoglykämien,
des Teststreifenverbrauches, der
therapeutischen Turnaround Time
(TAT) sowie der Kosten für „Gegentherapien“ bei Zwischenfällen und
blockierte Betten.
Entgeltliche Einschaltung
Quelle: „POCT – Patientennahe Labordiagnostik“, 2. Auflage, Prof. Dr. Peter B. Luppa, Prof.
Dr. Harald Schlebusch, ISBN: 978-3-642-20171
Diese Serie erscheint mit freundlicher
Unterstützung von Roche Diagnostics.
Ihre Fragen zu POCT richten Sie bitte
an: Dipl.-Ing. Sandra Kurz,
Point-of-Care-Vernetzung in der Praxis
Interview mit Univ.-Prof. ­
Dr. Ursula Köller, MPh, Institut für
Labor­medizin mit Serologie und
Infektionsdiagnostik, Krankenhaus
­Hietzing mit Neurologischem
Zentrum Rosenhügel
einzubinden. Dadurch sind notwendige Administrations- und Dokumentationsschritte ökonomisch sinnvoll umsetzbar. Im POCT-Netzwerk
sind Blutzuckeranalysensysteme, Blutgasanalysatoren und in einzelnen Bereichen auch eine
Basis-Gerinnungsanalytik eingebunden.
Wo liegen die größten
ökonomischen Vorteile von POCT?
Unsere Erfahrungen sind sehr gut, seit 2013
nehmen wir flächendeckend an externen Rundversuchen teil und haben 100 Prozent positiv
abgeschnitten. Damit ist auch die POCT-Diagnostik kontrolliert und in hoher Qualität umgesetzt.
POCT-Tests sind grundsätzlich teurer als konventionelle Labortests, allerdings entfallen in
den meisten Fällen präanalytische Schritte wie
z.B. eine Zentrifugation. Sie machen daher im
Spital besonders dann Sinn, wenn Einzelparameter und eine Entscheidung über das weitere
Vorgehen rasch erforderlich sind.
Im niedergelassenen Bereich liegen die Vorteile
in erster Linie in der unmittelbaren Verfügbarkeit eines Ergebnisses, d.h. dass kein weiterer
Termin notwendig ist.
Welche konkreten Erfahrungen wurden
in Ihrem Haus gemacht?
Das Krankenhaus Hietzing verfügt derzeit über
1000 Betten. Bereits vor mehreren Jahren
wurde die Entscheidung getroffen, die POCTDiagnostik soweit möglich zu standardisieren
und on-line in das Laborinformationssystem
Welche Aspekte sind vor einer
POCT-Anschaffung wichtig?
Besonders im Spitalsbereich ist es sinnvoll,
eine on-line Einbindung vorzusehen und damit
auch eine Standardisierung in Hinblick auf die
Gerätelandschaft umzusetzen. Weiters ist es
günstig, wenn Vernetzungssoftware und Endgeräte vom selben Hersteller kommen und es
sich um ein offenes System handelt, in das Einzelgeräte anderer Hersteller integrierbar sind.
Wichtig war auch die Einbindung der zukünftigen Anwender, da nur so eine reibungslose
Umsetzung gewährleistet ist. ::
Rückfragen: Univ.-Prof. Dr. Ursula Köller,
[email protected]
[email protected]
42 Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ
55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com
Warum Einheitlichkeit wichtig ist
Lösungsansatz
Nationaler Aktionsplan und Einzelinitiativen: Aktuelle
Trends im Kampf gegen nosokomiale Infektionen und
multiresistente Krankheitskeime.
Christian F. Freisleben-Teutscher
K
rankenhaushygiene ist ein vergleichsweise junges Fach –
eigentlich beginnen wir erst jetzt, so richtig in die nötige
Tiefe zu gehen“, analysiert Cornelia Lass-Flörl, Direktorin
der Sektion für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie an der Medizinischen Universität Innsbruck. Als sie vor 15 Jahren ihre Funktion aufnahm, war das Feld, abgesehen von einzelnen Projekten,
ein Neuland. Gerade in den letzten 20 Jahren war der medizinische
Fortschritt enorm. Menschen, die früher etwa an Schlaganfällen,
Krebserkrankungen oder Infektionen verstorben wären, überleben
heute oft wesentlich länger. „So erfreulich das ist – damit hat sich
die Risikogruppe in Bezug auf Probleme mit der Hygiene deutlich
vergrößert, ich verweise nur auf die immer größere Gruppe der immunsupprimierten Patienten.“
(SSI = surgical site infections) werden seit 2003 im ANISS (Austrian Nosokomial Infections Surveillance System) erfasst – derzeit
beteiligen sich ca. 60 Krankenanstalten. Weiters werden nosokomiale Infektionen auf Intensivstationen seit 2002 vom ASDI
(Österreichisches Zentrum für Dokumentation und Qualitätssicherung in der Intensivmedizin) registriert (siehe Kasten „Datenerfassung und Bewertung“).
Mehr als 50 österreichische Spitäler – darunter etwa die Medizinische Universität Innsbruck oder die Wiener Rudolfstiftung – spielen ihre Daten in die deutsche Referenzdatenbank für nosokomiale
Infektionen (Krankenhaus-Infektions-Surveillance-System – KISS
[siehe Kasten „Datenerfassung und Bewertung“]) ein. So ist ein
regelmäßiger Vergleich mit Häusern mit ähnlichen Patientenzahlen
und inhaltlichen Ausrichtungen möglich.
Zudem würden heute Operationen durchgeführt, die vor wenigen
Jahrzehnten als Science Fiction galten – beispielsweise neurochi­
rurgische Eingriffe am Gehirn. Damit haben sich die Anforderungen
Im Bundes-Zielsteuerungsvertrag ist vorgesehen, dass künftig alle
an Operationsräume in Richtung Reinraumbedingungen erhöht.
verfügbaren Daten zusammengeführt werden. Reinhild Strauss,
Und dazu käme, so Lass-Flörl, der „nach wie vor oft nicht ausreiLeiterin der Abteilung III/1 des Gesundheitsministeriums, die auch
chend reflektierte Einsatz von Antibiotika“. Die größten Probleme
zuständig ist für Antibiotikaresistenz, Krankenhaushygiene, und
in Bezug auf Hygiene ortet Lass-Flörl bei:
:: Pneumonien bei beatmeten Patienten,
:: Sepsis beim Einsatz von Kathetern,
Datenerfassung und Bewertung
:: Infektionen nach Operationen,
:: Harnweginfekten sowie
ANISS, ASDI: Im ANISS – die Abkürzung steht für Austrian Nosokomial Infec:: Infektionen bei immunsupprimierten
tions Surveillance System – werden jährlich Daten von postoperativen WundPatienten.
infektionen bei bestimmten Indikatoroperationen (z.B. Hüftendoprothesen-OP,
„Da ist überall sicher eine Optimierung in BeSectio) erhoben, die vom Europäischen Zentrum für die Prävention und Kontrolle
zug auf nosokomiale Infektionen oder das Aufvon Krankheiten (ECDC) definiert wurden. ASDI ist das Kürzel für das Österreichitreten multiresis­tenter Keime möglich; völlig
sche Zentrum für die Dokumentation und Qualitätssicherung in der Intensivmezu verhindern sind sie in der modernen Medidizin. Dort werden Daten von Intensivstationen ausgewertet. Diese beiden Über­
zin aber nicht.“
wachungssysteme entsprechen den Anforderungen des ECDC, das im Rahmen
des ARHAI Programmes (= Antimicrobial resistance and healthcare associated
Derzeitige Datenlage
infections) einen EU-weiten Datenvergleich durchführt. Österreichische Daten
fließen so in ECDC-Berichte ein.2
Laut Krankenanstaltengesetz sind Spitäler
verpflichtet, die Infektionshäufigkeit „nach
KISS: Das Krankenhaus-Infektions-Surveillance-System KISS wird vom Natioeinem anerkannten, dem Stand der Wissennalen Referenzzentrum für Surveillance von nosokomialen Infektionen betrieschaft entsprechenden Surveillance-System“
ben, das vom Robert-Koch-Institut verwaltet wird.3 Ziel ist, aus den erhobenen
zu erfassen. Daten für ganz Österreich beruDaten konkrete Maßnahmen für die Infektionsprävention in Deutschland abhen allerdings nach wie vor auf Hochrechnunzuleiten. Die Daten werden zudem an das European Centre for Prevention and
gen und Vergleichen mit anderen Ländern.
Disease Control (ECDC) übermittelt, das auch an Maßnahmen auf europäischer
Zurzeit sind vor allem folgende Systeme in
Ebene arbeitet.
Anwendung: Postoperative Wundinfektionen
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ÖKZ Sonderthema: Hygiene 43
Warum Einheitlichkeit wichtig ist
Cornelia Lass-Flörl,
Medizinische Universität Innsbruck:
„Wer übernimmt die Kosten?“
Im 2013 veröffentlichten Nationalen Aktionsplans zur Antibiotikaresistenz (NAP-AMR, siehe Kasten
„Nationaler Aktionsplan“) ist eine Umsetzung des einheitlichen
Sammelns von Daten zu nosokomialen Infektionen festgeschrieben, laut Bundes-Zielsteuerungsvertrag soll nun die Umsetzung
des NAP-AMR und damit die einheitliche Datenerfassung innerhalb
der nächsten drei Jahre erfolgen. „Die Datenerhebung stellt eine
wichtige Grundlage für die Beurteilung der epidemiologischen
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44 ÖKZ Sonderthema: Hygiene
Lage und damit der Größenordnung des Problems dar. Darauf aufbauend können dann die Ursachen untersucht und die Qualitätsverbesserung vor Ort im Sinn der Patientensicherheit durchgeführt
werden“, meint Strauss. Ob der Zeitplan des NAP halten wird, darüber will sie keine Prognose abgeben.
PROHYG: Von der Leitlinie zum Standard?
Ein wichtiges Instrument im Bereich der Krankenhaushygiene ist
aus der Sicht von Strauss PROHYG 2.0. Diese Leitlinie zur „Organisation und Strategie der Krankenhaushygiene“ wurde 2002 vom
Gesundheitsministerium veröffentlicht und 2011 grundlegend
überarbeitet.1 Darin geht es unter anderem um nosokomiale Erkrankungen und Antibiotikaresistenzen. Selbst wenn etwa in
Wien die Sanitätsaufsicht an
den Spitälern darauf achtet, ob
diese die in PROHYG 2.0 vorgesehenen Maßnahmen umsetzen,
oder, wie Strauss berichtet, sich
der Rechnungshof in Analysen
darauf bezieht, hat die Leitlinie
momentan noch keinen gesetzlich verbindlichen Charakter.
„PROHYG 2.0 hat den Status
eines anerkannten und vielfach
bewährten
Expertenpapiers“,
so Strauss. Vorgesehen ist im
Reinhild Strauss,
Bundes-Zielsteuerungsvertrag,
Gesundheitsministerium: „Große Unterschiede in der Datenerhebung.“
dass aus PROHYG 2.0 innerhalb
der nächsten zwei bis drei Jahre
ein Bundesqualitätsstandard entsprechend dem Gesundheitsqualitätsgesetz wird. „Im Herbst werden sich die zuständigen Gremien, in denen die Bundesländer, die Sozialversicherungsträger und
der Bund vertreten sind, eingehend mit diesem Thema befassen“,
berichtet Strauss. Unbedingt sollte ihrer Meinung nach in all den
Überlegungen auch das zunehmend wichtige Thema der Carbapenemasebildenden Enterobakterien (CPE) berücksichtigt werden, denn „invasive Infektionen mit solchen Erregern haben eine
deutlich höhere Morbidität und Mortalität vor allem durch eingeschränkte Therapiemöglichkeiten“.
Foto: privat
Foto: MUI
nosokomiale Infektionen, nennt dazu die zur Umsetzung dieses
Projektes erforderlichen Schritte: „Zunächst braucht es eine Einigung, welche Variablen erhoben werden und nach welchen Standards dies geschieht, damit die
Daten international vergleichbar
sind.“ Bislang gebe es teils größere
Unterschiede in den Vorgangsweisen verschiedener Krankenhäuser.
Gleichzeitig müsse es geklärt werden, was überhaupt mit der vorhandenen Infrastruktur machbar ist.
Für Lass-Flörl stellt sich zudem die
Frage, wer die dabei entstehenden
Kosten übernimmt. Auch sie verweist auf die großen Unterschiede
in der Vorgangsweise einzelner
Häuser und fehlende klare Kennzahlen.
Als „zukunftsweisend“ nimmt Strauss zudem das Projekt MRSAAlert in den Spitälern des Wiener Krankenanstaltenverbundes
wahr und sieht darin Ansatzpunkte für eine entsprechende Vorgangsweise in ganz Österreich. „Denn ein sehr wichtiges, bislang
noch zu wenig beachtetes Thema ist die Übertragung multiresis­
tenter Keime in den niedergelassenen Bereich bzw. wie betroffene
Patienten diese Keime in Spitäler einschleppen.“ (Siehe Kasten
„Projekt MRSA-Alert“.)
Die Wahrnehmung schärfen
Es ist gesetzlich geregelt, wer in einem Krankenhaus für die Belange der Hygiene zuständig ist. Was vor Ort tatsächlich (nicht) geschieht, hänge allerdings oft viel zu stark von den handelnden Personen und ihrem Engagement ab, oder vom (fehlenden) Rückhalt
etwa durch die Kollegiale Führung, Stationsleitung und Primarärzte
bzw. durch gemeinsam festgelegte und evaluierte Richtlinien, sagt
55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com
Strauss. Und verweist gleichzeitig darauf,
dass in der reformierten Ärzteausbildung
künftig auch Hygienethemen mehr Platz
hätten. Ein Teil des NAP sei zudem, die
verschiedenen Weiterbildungsmöglichkeiten zum Thema für Medizin und Pflege
auszubauen und in Hinblick auf Umfang
und verbindliche inhaltliche Bausteine
zu vereinheitlichen. Ganz zentral ist für
die Innsbrucker Medizinerin Lass-Flörl,
die institutionalisierte Wahrnehmung zu
schärfen – „das gilt für die Handelnden in
den Spitälern und ebenso für die Patienten“. Dies würde helfen, Warnsymptome
Foto: KAV
Projekt MRSA-Alert
Die hygienebeauftragte Ärztin Agnes Wechsler-Fördös
leitet das Hygieneteam an der Wiener Rudolfstiftung.
Ihre Grundidee war zunächst die eines Passes für Patienten, in dem der Nachweis von multiresistenten Erregern eingetragen worden wäre. Somit wäre der Betroffene selbst der Träger der Information gewesen. „Das
hat sich dann so nicht umsetzen lassen“, sagt sie, aber
mit den neuen EDV-Möglichkeiten sei es jetzt machbar.
Oft würden mit MRSA besiedelte, aber nicht manifest
erkrankte Patienten lange unerkannt bleiben und der
Nachweis von multiresistenten Erregern müsse dann
naturgemäß als nosokomiale Infektion dokumentiert
werden. „Dabei sind diese Keime eben schon da, wenn die Patienten ins Haus kommen. Manchmal liegen Informationen dazu zwar vor, aber auf anderen Abteilungen.“
Dazu komme das Problem, dass multiresistente Keime auch immer wieder nach außen in den extramuralen Bereich getragen werden.
Agnes Wechsler-Fördös, Rudolfstiftung: Stakeholder
aus dem extramuralen Bereich ins Boot holen.
Nach der Abstimmung des Konzeptes in der Arbeitsgruppe Krankenhaushygiene
Wien ist seit 2009 eine EDV-Lösung umgesetzt, mit der Hygieneteams oder Stationen
schon in der Phase der Aufnahme auf ein mögliches MRSA-Problem hingewiesen werden. „Viele Probleme lassen sich vermeiden, wenn solche Patienten zunächst isoliert
werden und unter anderem mit Kontrollkulturen abgeklärt wird, wie die Belastung
genau aussieht, um wenn nötig entsprechende Maßnahmen einzuleiten.“ Auf keinen Fall dürfe dies dazu führen, betont Wechsler-Fördös, dass solche Patienten nicht
die erforderliche Diagnostik und Therapie bekommen. Wichtig sei aber, dass wirklich
alle Bereiche vorinformiert werden, etwa auch die Abteilungen, wo Röntgen, andere
Diagnostik oder Therapien durchgeführt werden – „durch organisatorische und Maßnahmen der Desinfektion lässt sich eine Verbreitung der Keime sehr gut eindämmen“.
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Als Vorbild für den MRSA-Alert wurden sehr gute Erfolge mit einem ähnlichen System
am Universitätsspital Genf herangezogen. Die Maßnahmen in den letzten Jahren hätten in Spitälern des Wiener Krankenanstaltenverbundes – das AKH kann sich aufgrund einer anderen EDV hier derzeit noch nicht beteiligen – zu einer Verringerung
von Problemen geführt, die durch MRSA auftreten. Das System ist seit Anfang 2014
auch im Einsatz bei multiresistenten gramnegativen Erregern (Stäbchenbakterien,
bei denen eine zunehmende Resistenzentwicklung gegenüber verschiedenen Antibiotika vorliegt) sowie bei Vancomycin-resistenten Enterokokken.
„Momentan geht es darum, auch extramurale Stakeholder aus dem Gesundheitsbereich in dieses Boot zu holen“, so Wechsler-Fördös. Schon jetzt sind Hinweise
auf MRSA an deutlich sichtbarerer Stelle in Entlassungsbriefen zu finden. „Geklärt
werden muss dabei nicht nur die Frage des sicheren Informationsaustausches – hier
könnte auch die Entwicklung der ELGA einiges bringen. Es geht auch darum, dass
etwa niedergelassene Ärzte bzw. die Hauskrankenpflege Abrechnungsposten in der
weiteren Betreuung betroffener Patienten haben.“ Einzubeziehen sind daher unter
anderen auch Sozialversicherung und niedergelassene Labore.
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Warum Einheitlichkeit wichtig ist
rechtzeitig zu erkennen oder in Konzepten vorgeschlagene Maßnahmen tatsächlich kontinuierlich in die Praxis umzusetzen. „Es
kommt durchaus die Frage auf, warum etwas scheinbar so Banales
wie eine Händedesinfektion so eine große klinische Bedeutung haben kann“, berichtet Lass-Flörl aus ihrem Arbeitsalltag. Manchmal
würden zudem Effekte durch Hygienemaßnahmen schwer messbar
sein, umso wichtiger sei die rasche Umsetzung einer globalen Infektionserfassung, um vergleichbare Zahlen im Sinne eines Benchmarkings zu erhalten. ::
Literatur:
1
PROHYG 2.0. Zugang: http://www.bmg.gv.at/home/Schwerpunkte/Krankheiten/Uebertragbare_Krankheiten/Epidemiologie/PROHYG_2_0_Organisation_und_Strategie_der_Krankenhaushygiene. Zugriff: 19.8.2014.
2
Antimicrobial resistance and healthcare associated infections ARHAI. Zugang: http://www.
ecdc.europa.eu/en/healthtopics/Healthcare-associated_infections/HAI-net-annual-reports/
Pages/hai-net_annual_reports.aspx. Zugriff: 19.8.2014.
3
Krankenhaus-Infektions-Surveillance-System KISS. Zugang: http://www.nrz-hygiene.de.
Zugriff: 19.8.2014.
4
Nationaler Aktionsplan zur Antibiotikaresistenz. Zugang: http://www.bmg.gv.at/cms/home/
attachments/3/2/5/CH1318/CMS1361534036242/nap_amr.pdf. Zugriff: 19.8.2014.
5
Internationaler Tag der Hygiene – Dokumentation. Zugang: http://www.goeg.at/de/GOEGAktuelles/Internationaler-Tag-der-Haendehygiene193.html. Zugriff: 19.8.2014.
6
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1030 Wien. Teilnahme kostenlos. Informationen: http://www.bmg.gv.at; [email protected].
7
Hawker JI et al (2014): Trends in antibiotic prescribing in primary care for clinical syndromes
subject to national recommendations to reduce antibiotic resistance, UK 1995–2011: analysis of a large database of primary care consultations. J Antimicrob Chemother. doi:10.1093/
jac/dku291
8
Action plan against the rising threats from Antimicrobial Resistance. Zugang: http://
ec.europa.eu/dgs/health_consumer/docs/communication_amr_2011_748_en.pdf. Zugriff:
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Im NAP-AMR abgekürzten Aktionsplan sind fünf Handlungsfelder definiert, die jeweils von intersektoralen, interprofessionellen Arbeitsgruppen mit Experten aus über 30 Institutionen bearbeitet wurden:
:: Surveillance
:: Hygiene und Infektionsprävention
:: Antimicrobial Stewardship
:: Diagnostik von Infektionskrankheiten
:: Berichterstattung und Information
Neben der einheitlichen Erhebung von Daten zu nosokomialen Infektionen und dem Upgrade von PROHYG 2.0 zum Bundesqualitätsstandard ist im NAP u. a. auch die Umsetzung
einer Initiative der WHO für eine verbesserte Händehygiene
vorgesehen.4 Als Schritt zu diesem Thema nennt Reinhild
Strauss vom Gesundheitsministerium auch Veranstaltungen wie den jährlichen Tag der Händehygiene. Dazu gab
es im Mai ein vom Bundesministerium gemeinsam mit der
Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) und anderen Partnern
veranstaltetes Symposium, an dem sich über 150 Fachleute
beteiligten.5 Eine weitere Aktivität zur Bewusstseinsbildung
ist der jährlich am 18. November stattfindende European Antibiotic Awareness Day (EAAD), welcher vom ECDC lanciert
wird. Das Gesundheitsministerium veranstaltet dazu auch
dieses Jahr ein Symposium, in dem human- und veterinärmedizinische Aspekte beleuchtet werden.6
Die Dringlichkeit des NAP macht Strauss auch an Aussagen
von Großbritanniens Premierminister David Cameron fest, der
im Juli vor einem „Rückfall in die dunklen Zeiten der Medizin“
warnte, wenn nicht sehr rasch Maßnahmen gegen die zunehmende Resistenz gegen Antibiotika gesetzt würden. Cameron
brachte das Thema zuvor auch beim Treffen der G7 in Brüssel
ein. Anlass war die Veröffentlichung einer Studie des Britischen Gesundheitsministeriums und des University College
London. Die Verschreibung von Antibiotika bei Husten und
Schnupfen durch Allgemeinmediziner ist demnach in Großbritannien zwischen 1995 und 2011 um 40 Prozent gestiegen.7
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Nationaler Aktionsplan
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Cameron kündigte die Einsetzung eines unabhängigen Expertenrates an, der sich mit der übermäßigen Verordnung von
Antibiotika beschäftigen sollte sowie mit einer Fehlfunktion
des Marktes, der in den letzten 25 Jahren keine wesentlichen
Neuerungen bei den verfügbaren Antibiotika erlebt habe. Allerdings könnte auch ein Blick auf die 2011 von der Regierung
Cameron durchgesetzten starken Kürzungen des Gesundheitsetats neue Erkenntnisse bringen bzw. auf deren Folgen:
Mediziner warnten in diesem Zusammenhang landesweit vor
einer Verschlechterung der Krankenhaushygiene.
Strauss verweist zudem auf den Aktionsplan gegen Antibiotikaresistenz der EU, der auch eine wichtige Grundlage für
den österreichischen NAP-AMR ist.8 Außerdem setzt sie große Hoffnungen in den Global AMR-Action Plan der WHO, welcher bei der nächsten Weltgesundheitsversammlung (WHA)
im Mai 2015 verabschiedet werden soll.
55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com
Was Unternehmen leisten
K
inderwunschkliniken unterliegen aufgrund ihres Arbeitsbereiches den gesetzlichen Vorschriften für Reinräume. Am Beispiel
der KinderWunschKliniken Dr. Loimer in Wels
zeigt CAS, worauf es bei den vorgeschriebenen Messungen und Prüfungen ankommt.
Die Klinik ist als Gewebeentnahmeeinrichtung
und Gewebebank klassifiziert und unterliegt
den entsprechenden gesetzlichen Anforderungen. Werkbank und Raum müssen den
Reinraumklassen lt. ISO 14644-1 bzw. GMP
entsprechen, um für die Tätigkeiten zugelassen zu sein. Die AGES überprüft die Klinik im
Zwei-Jahres-Rhythmus. Laut Normvorschriften werden Partikel- und Keimmessungen
vorgenommen. Die Partikelmessungen werden „at rest“ und „in operation“ durchgeführt,
Luftkeimmessungen werden gemacht und
ausgewertet.
Zwischen Schwangerschaftsrate
und gesetzlichen Vorschriften
Der Laborleiter und Biologe Mag. Dr. Reinhard
Schwarz zeigt die Herausforderungen für die
Klinik auf: „Die Vorschriften aus den Normen
sind teilweise für das Umfeld der Embryonen
55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com
ein Spagat für uns. Beispielsweise sind Laminar Flows kein gutes Umfeld, weil Embryos
sehr temperaturempfindlich sind. Weiters sind
Inhaltsstoffe der Desinfektionsmittel embryotoxisch. Somit müssen Prozesse wie die Reinigung der Werkbank dann erfolgen, wenn die
Brutschränke geschlossen sind, um Schäden
zu vermeiden.“
Prozesse und Messtechnik
„Wir stimmen die gesetzlichen Anforderungen und die Mess-Strategie mit dem Kunden
ab. Der Fokus auf die Prozesse bzw. Abläufe
und die Abstimmung bei Fragestellungen ist
neben den gesetzlichen Vorschriften für unsere Kunden von entscheidender Bedeutung“,
so DI Holger Messner, geschäftsführender
Niederlassungsleiter Österreich von CAS,
über die Arbeitsweise des MesstechnikPartners. Die Kinderwunschklinik in Wels und
Wien wird vom Messtechnik-Spezialisten
CAS Clean-Air-Service AG betreut. „Wir konzentrieren uns auf unsere Kernkompetenzen
und wissen, dass CAS als verlässlicher Partner die Messungen übernimmt. Das MehrAugen-Prinzip ist ein großer Vorteil“, erklärt
Reinhard Schwarz. ::
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von Prim. Dr. Leonhard Loimer gegründet und hat neben dem Hauptsitz in
Wels auch einen Standort in Wien.
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Wo es Feinschliff braucht
„Ein bisserl Hygiene
gibt’s nicht“
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D
en 14. Mai 2014 wird die
In Wien regt sich der Unmut der niedergelassenen
Wiener Hautärztin Maria D.*
Ärzteschaft. Etliche Doktoren fühlen sich durch
nicht so schnell vergessen.
Hygieneauflagen schikaniert, zumal die Behörde nach
Eine Abordnung von sieben Personen
Standards prüft, von denen in der Hygieneverordnung nichts
legte für zweieinhalb Stunden ihre
Ordination lahm: Amtsbegehung von
zu finden ist.
Vertretern der Magistratsabteilungen
40 (Gesundheitsrecht) und 15 (GesundElisabeth Tschachler
heitsdienst), der Ärztekammer und der
ÖQMed. Ein Patient hatte sich anonym
bei der Behörde über den Zustand der Patiententoilette in der
Seit Kurzem ist in Wien Murren aus der niedergelassenen Ärzteschaft zu hören: Die behördlichen Kontrollen aufgrund von BePraxis beschwert. Und eine solche Beschwerde zieht, wie im Ärztegesetz vorgesehen, eine Überprüfung nach sich.
schwerden würden nicht nur häufiger, sondern auch strenger.
Geschichten von siebenstündigen Begehungen und willkürlich anmutenden Mängelrügen machen die Runde. Tenor: Man habe jahrLaut Ärztegesetz ist bekanntlich jeder Arzt verpflichtet, in seiner Ordination den hygienischen Anforderungen und den fachspezifischen
zehntelang Patienten ohne Probleme behandelt, jetzt werde von
Qualitätsstandards zu entsprechen. Seit 2004 prüft die Österreichiden Amtsärzten plötzlich so getan, als herrschten in Wiens Praxen
sche Gesellschaft für Qualitätssicherung und Qualitätsmanagement
lebensbedrohliche hygienische Zustände. Fakt ist, ob bzw. wie oft
in der Medizin GmbH (ÖQMed), eine Tochter der Österreichischen
es in der Vergangenheit zu Infektionen kam, ist schlicht nicht bekannt. Es gibt – anders als etwa in Deutschland – bisher keine geÄrztekammer, die Qualität (und damit Hygiene) heimischer Ordinationen. Allerdings, wie von verschiedener Seite immer wieder
setzlichen Vorgaben zur Infektionserfassung im niedergelassenen
kritisiert, tut sie das vorwiegend in Form von Fragebögen, die die
Bereich und deshalb auch keine verlässlichen Daten darüber.
Ordinationsstätteninhaber selbst ausfüllen; Stichprobenkontrollen
Dritte Fassung
erfolgen nur bei sieben Prozent. Im aktuellen Ärztlichen Qualitätsbericht ist nachzulesen, dass es zwischen 2006 und 2011 in den
Die Ärztekammer ist vom Gesundheitsministerium ermächtigt,
20.289 evaluierten Ordinationen nur fünf Mängel im Zusammenhang mit Hygiene gab, keinen einzigen in Wien. „Mir sind keine
Verordnungen zu erlassen, auch solche zur Hygiene. Die seit­
1. Jänner dieses Jahres gültige Hygieneverordnung ist bereits
wirklichen Qualitätsprobleme bekannt“, sagt Christian Cebulla,
die dritte Fassung und sie werde auch in Zukunft aufgrund von
seit Kurzem Geschäftsführer der
Aktualisierungen immer wieder novelliert, sagt Otto Pjeta, PräÖQMed. „Aber wir bemühen uns,
sidialreferent für Qualitätssicherung in der Österreichischen
Missstände herauszufinden.“
Ärztekammer. Denn „nicht nur der Stand der – nicht wirklich
Verschärfung der Haftung
definierbaren – Wissenschaft, auch die Tätigkeitsbereiche verändern sich“. Pjeta fand die Vorgängerversion praxisgerechter,
Aus der MA 15 heißt es hingegen,
die Paragrafenorientierung in der neuen Fassung erschwere die
die ihrerseits durchgeführten
Lesbarkeit. Festgeschrieben ist jedenfalls in Paragraf zwei: „Die
Inspektionen hätten sich in den
Anforderungen an die Hygiene in einer Ordinationsstätte sind
letzten Jahren verzehnfacht. Allein
an deren Aufgabenstellung, die Art der erbrachten Leistungen,
Christian Cebulla, ÖQMed:
von Jänner bis März 2014 wurden
die Patientenfrequenz und das Gefährdungspotenzial beson„Kommunikation kann man immer
derer Erkrankungen anzupassen. Der ordinationsführende Arzt
in
Wien
14
Ordinationen
aufgrund
verbessern.“
oder der Hygiene-Verantwortliche haben eine Abschätzung des
von Beschwerden überprüft – und
Infektionsrisikos vorzunehmen und die erforderlichen Hygieneimmer irgendwelche Mängel aufgespürt. Und in der Rechtsprechung
Anweisungen dem Leistungsspektrum der Ordinationsstätte anist eine Verschärfung hinsichtlich der Haftung bei Hygienemängeln
zupassen.“1
zu verzeichnen, denn sie zählen zu den voll beherrschbaren Risiken. Klagt ein Patient wegen eines Schadens, der möglicherweise in
Die Dermatologin D. war sicher, genau das getan zu haben. So
Zusammenhang mit einem Hygienemangel steht, kann es in einem
gab es in ihrer Praxis einen Desinfektionsplan mit den berühmGerichtsverfahren zur Beweislastumkehr kommen, wenn Verstöße
ten fünf Fragen – Was? Wann? Womit? Wie? Wer? Doch der war,
gegen Hygieneanforderungen aufgezeigt werden.
48 ÖKZ Sonderthema: Hygiene
55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com
Wo es Feinschliff braucht
Der Hautärztin, seit 2006 stolze Besitzerin eines Qualitätszertifikats der ÖQMed, wurde wenige Stunden nach der Ordinationsbegehung per Bescheid untersagt, dermato-chirurgische Eingriffe durchzuführen, solange es kein Validierungsgutachten zum
Dampfsterilisator gab, oder aber Einmalbesteck zu verwenden.
D. entschied sich für letztere Alternative und musste zum Beweis
die Rechnungen über die Instrumente der Behörde übermitteln.
Information verbessern
Was nicht nur die Dermatologin D. irritiert: Bestimmungen, wie
das Aushängen des Hygieneplans, das Anbringen von Insektenschutz oder Hygieneheizkörpern in Behandlungsräumen oder ein
verpflichtendes Validierungsgutachten zum Dampfsterilisator fin-
den sich in der Hygieneverordnung gar nicht. Sie entstammen dem
Medizinproduktegesetz bzw. den Richtlinien des Arbeitskreises für
Hygiene in Gesundheitseinrichtungen der MA 15.
Dass die Ärztekammer ihre Mitglieder nicht mit genügend Nachdruck darüber informiere, dass die Behörde in Sachen Hygienevorschriften kein Pardon kenne,
ist nicht nur von Maria D. zu hören.
„Information kann man immer verbessern“, sagt ÖQMed-Geschäftsführer Cebulla und will sich für eine
bessere Abstimmung mit der MA
15 einsetzen, denn „die Behörde in
Wien hat Standards vorgegeben, die
außerhalb der Hygieneverordnung
liegen und aus der Krankenhaushygiene stammen“. In Zeiten des Wunsches nach Evidenz und begründbaren Entscheidungen, sagt Ojan
Ojan Assadian, MedUni Wien:
Assadian, Professor an der Wiener
Situationsgerechte Bewertung.
Universitätsklinik für Krankenhaushygiene und Infektionskontrolle und
wissenschaftlicher Leiter des MA-15-Arbeitskreises für Hygiene,
„ist es verständlich, dass die Behörde sich bei Amtsbegehungen
auf Standards und Regelwerke beruft. Der Großteil bestehender Gesetze, ÖNORMen oder Leitlinien wurde jedoch vor dem
Hintergrund des Betriebes in Großkrankenanstalten formuliert,
wodurch spezielle Aspekte, die eventuell in anderen OrganisatiFoto: privat
obwohl es sich um das auf der ÖQMed-Website zum Download
zur Verfügung gestellte und ausgefüllte Formular handelte, den
Amtssachverständigen zu ungenau. Außerdem war er nicht in der
Ordination sichtbar ausgehängt. Im Behandlungsraum, in dem
die Hautärztin dermatologische Eingriffe vornimmt, entsprach
der Heizkörper nicht der ÖNORM H 6020:2007 und es fehlte ein
Fliegengitter vor den Fenstern. Zum Dampfsterilisator gab es kein
Hygieneprüfgutachten. „Meine Assistentin und ich standen da
wie zwei Schulmädchen, die etwas falsch gemacht hatten“, sagt
D., die ihre Ordination seit 26 Jahren betreibt. Dabei hatte die Assistentin erst im vergangenen Winter den Refresher-Kurs der Ärztekammer absolviert und gemeint, die dort vermittelten Informationen hinsichtlich der Hygieneverordnung umgesetzt zu haben.
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ÖKZ Sonderthema: Hygiene 49
Wo es Feinschliff braucht
Hygiene ist Hygiene ist Hygiene
Die Frage ist: Lassen sich Hygienebestimmungen aus dem Krankenhaus tatsächlich so einfach auf den niedergelassenen Bereich
übertragen? Assadian sagt: „Grundsätzlich kann nicht mit zweierlei
Maß gemessen werden, ‚ein bisserl Hygiene‘ gibt es nicht“, wenngleich er einräumt, dass der Stand des Wissens etwas schwieriger
zu fassen sei als der Stand der Technik, der in Normen beschrieben
ist. Sowohl im Krankenhaus als auch im niedergelassenen Bereich
müsse eine situationsgerechte Bewertung der erforderlichen Hygienemaßnahmen erfolgen. Den österreichischen Zahnärzten ist
das bereits gelungen. Die Zahnärztekammer hat im Vorjahr einen
38-seitigen Hygieneleitfaden für ihre Mitglieder herausgegeben.
Demnach sind in einer Ordination, in der Implantate und oral-chi­
rurgische Eingriffe angeboten werden, andere Hygienemaßnahmen erforderlich als in einer rein kieferorthopädisch tätigen Praxis.
Auch die ÖQMed will jetzt gemeinsam mit den einzelnen Fachgruppen in allen Einzelheiten ausformulieren, welche Vorschriften für
welche Fachdisziplinen gelten. Schließlich sind die notwendigen
Hygienevorkehrungen in der Praxis eines Gastroenterologen anders als in der einer Psychiaterin. Die Chirurgen, Urologen und
Fachärzte für Hals-Nasen-Ohrenkrankheiten haben laut Pjeta
solche Detailpläne bereits in Zusammenarbeit mit Mikrobiologen
und Hygienikern entworfen. Bis Ende des Jahres sollen auch die
anderen Fachgruppen soweit sein, dann brauche es noch eine
interne Abstimmung. ÖQMed-Geschäftsführer Cebulla schwebt
auch ein Handbuch vor, das die einzelnen Bestimmungen für die
jeweiligen Fachdisziplinen erläutert. Die Fachgruppe Dermatologie setzt sich dafür ein, dass die Ärztekammer ihren Mitgliedern
etwa zur Validierung der Instrumentenaufbereitung kostenlos die
Dienste eines Hygienikers zur Verfügung stellt.
„Gute Idee“, sagt die Wiener Hautärztin D. Für sie kommt sie allerdings etwas zu spät. ::
* Name von der Redaktion geändert.
Literatur:
1
Verordnung der Österreichischen Ärztekammer über die hygienischen
Anforderungen von Ordinationsstätten und Gruppenpraxen.
Zugang: www.aerztekammer.at/kundmachungen. Zugriff: 25.7.2014.
Elisabeth Tschachler
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Foto: © MAQUET
onsformen des Gesundheitswesens vorliegen, nicht ausreichend
gewürdigt werden können.“ Hinsichtlich Desinfektion und Sterilisation schreibt das Medizinprodukte-Gesetz validierte Verfahren
vor und es gelte grundsätzlich für alle, die Instrumente wiederaufbereiten. „Ein Gesetz lässt keine Ausnahmen zu und steht auch
über einer Verordnung“, wird vonseiten der MA 15 betont.
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Was Unternehmen leisten
ÖRRG: Sommerfest &
Jahrestagung 2014
Wie schon in den letzten Jahren lud die
Österreichische Reinraumgesellschaft
ÖRRG auch heuer am 27. Juni wieder
zum Sommerfest in Riegersburg in der
Steiermark. Nach Vorstandssitzung
und Generalversammlung gab es beim
Abendessen mit Schmankerln aus der
Region genug Zeit zum Netzwerken.
Im „Speakers Corner“ wurden aktuelle Produkte und
Themen aus der österreichischen Reinraumtechnikszene präsentiert: Jack Filtertechnik GmbH mit
dem neuen Produktionsgebäude für Schwebstofffilter, Niotronic GmbH mit einem innovativen GMPMonitoringsystem, HYGline GmbH mit ReinraumMaterialien und einer Datenbank, Messe Frankfurt
GmbH mit einer Vorstellung der Leistungsangebote
und Ausblick auf die Cleanzone 2014 in Frankfurt,
Reinraumakademie GmbH mit Vorstellung der
neuen Informationsplattform für ReinraumtechnikExperten.
Für das nächste Halbjahr wird verstärkt Augenmerk
auf die „OP-Schulungen im Schulungs-OP“ sowie
auf die Fortsetzung der erfolgreich im Februar 2014
gestarteten „Kamingespräche“ gelegt, die einen
wesentlichen Beitrag zum Erfahrungsaustausch der
Reinraum-Experten darstellen. :: www.oerrg.at
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• Grobreinigung
von Reinräumen
•Feinreinigung
und Operationssälen
•Desinfektion
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Monitoring nach Zwischenfällen mit
gefährlichen Substanzen im Rein raum (z.B. Zytostatika)
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Durch das Programm führte Sekretär Rupert Körber.
Nach Begrüßung der Gäste folgte der Tätigkeitsbericht des Vereins auf nationaler und internationaler
Ebene und es wurden die neuen Mitglieder und
Partner­unternehmen vorgestellt. Für den Vorstand
konnte Herr Andreas Fiebich von Niotronic als
Reinraumexperte einstimmig gewonnen werden. Er
verstärkt die ÖRRG mit seiner Erfahrung und tatkräftigen Mitarbeit.
Ihre Kontakte für den Notfall:
Mag. Herwig Reichl:
+43(0)676/343 32 98
Mag. Joachim Schutting:
+43(0)660/471 83 38
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ÖKZ Sonderthema: Hygiene 51
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Die Seminarreihe „GMP in der Praxis“ wird von Experten aus den
Bereichen Reinraumtechnik, Hygiene und Qualitätsmanagement mit
der Apothekerfortbildungsakademie (AFA) veranstaltet und richtet sich vor allem an pharmazeutische Betriebe, Krankenhaus - und
Öffentliche Apotheken, die über eine AMG § 63 Bewilligung verfügen oder erlangen wollen.
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ÖKZ Sonderthema: Hygiene 53
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der Steierm. KAGes
Stiftingtalstraße 14
A-8010 Graz
Tel.:+43 (0) 316/340-5700
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Zusätzlich zertifiziert nach EN ISO 9001:2008 und § 63 AMG
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•Überprüfung/Validierung von Reinigungs- und Desinfektionsgeräten
•Mikrobiologische Umgebungsuntersuchungen
•Überprüfung gemäß Bäderhygieneverordnung 2012
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KIEFER technic GmbH
Feldbacher Straße 77
A-8344 Bad Gleichenberg
Tel.: +43(0)3159/2404-0
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VertriebsgmbH & Co. KG
Puchstraße 85
A-8020 Graz
Tel.: +43(0)316/323 692-0
[email protected]
www.lactan.at
Lactan betreibt einen Handel mit Chemikalien und Laborbedarf und
zählt zu den größten Laborfachhändlern in Österreich. Wir betreuen das gesamte Bundesgebiet und versuchen unsere Position am
Markt weiter zu stärken. Zu unserem Kundenkreis zählen vor allem
Universitäten, Krankenanstalten, Industrie, Forschungsinstitute,
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Marchhart GesmbH
Fabriksgelände 6
A-7201 Neudörfl
Tel.: +43(0)2622/772 48-0
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Mit unserer umfassenden Produktpalette garantieren wir saubere und
partikelfreie Luft, um Ihre Sicherheit am Arbeitsplatz gewährleis­ten zu
können. Die Produktpalette: • HEPA-Filtergehäuse • Umluftkühlmodul­
einheiten • TAV- Zuluftfilterdecken • FFU-Module.
Unser Erfolgsrezept basiert neben der erstklassigen Produktqualität und
Produktflexibilität auf dem umfangreichen Leistungsspektrum. Neben
Beratung, Planung und Konstruktion erfolgt auch die Fertigung in unserem Haus. Außerdem bieten wir zusätzlich die Montage, Inbetriebnahme sowie eine Einschulung auf unsere Produkte an.
nora flooring
systems GesmbH
Rablstraße 30/1
A-4600 Wels
Tel.: +43(0)7242/740 01-0
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Kautschuk-Bodenbeläge von nora systems eignen sich mit ihren
guten hygienischen Eigenschaften optimal für Einrichtungen des
Gesundheitswesens. Sie enthalten keine Weichmacher (Phthalate) und benötigen dauerhaft keine Beschichtung. nora® Bodenbeläge sind mit dem „Blauen Engel“ – weil emissionsarm – sowie dem
Österreichischen Umweltzeichen UZ56 ausgezeichnet. Somit tragen
sie maßgeblich zu einer gesunden Innenraumluft bei.
Österreichische Reinraumgesellschaft (ÖRRG)
Neudorf 41
A-8262 Ilz
Tel.: +43(0)3385/8117
[email protected]
www.oerrg.at
Die ÖRRG ist ein 2008 gegründeter, unabhängiger Verein und gehört
der internationalen Dachorganisation ICCCS (International Confederation of Contamination Control Societies) an. Die wichtigsten
Aufgaben sind • Interessenvertretung • Informationsaustausch •
Wissenstransfer • Teilnahme an Symposien, in Arbeitsgruppen und
Ausschüssen
Stangl
Reinigungstechnik GmbH
Gewerbegebiet Süd 1
A-5204 Straßwalchen
Tel.: +43(0)6215/8900-0
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Reinigungsmittel • Seifen- und Papierspender • Sauger • Kehrmaschinen • Grundstückspflegemaschinen • Winterdiensttechnik •
unverbindliche Vorführung in ganz Österreich
Wetrok Austria GmbH
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Fortschritt in der Reinigungstechnik und Hygiene durch Systeme und
Methoden: Die Wetrok Austria bedient professionelle Kunden in
Österreich in einem ganzheitlichen, interdisziplinären Ansatz. Dahinter steht ein Team von Spezialisten des Facility Managements aus
den Bereichen Reinigung und Hygiene, Hotellerie, Bau und Handwerk. Mit dem umfassenden Sortiment von Wetrok können Kunden
alles aus einer Hand beziehen.
Weitreichende
Konsequenzen
Wissenschaftler des Helmholtz Zentrums
München haben herausgefunden, dass Antibiotika, die in der Tierhaltung eingesetzt
werden und über die Gülle in die Umwelt
gelangen, die Zusammensetzung von Bakterien in Böden beeinflussen. Die Forscher
55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com
beschreiben im Fachjournal PLoS ONE*,
dass schon nach dreimaligem Ausbringen
kontaminierter Gülle eine deutliche Abnahme nützlicher Bodenbakterien zu verzeichnen ist, während es gleichzeitig zu einer
Zunahme an potenziell humanpathogenen
Mikroorganismen kommt. „Die Zunahme
an humanpathogenen Mikroorganismen in
der Umwelt hat weitreichende Konsequenzen für die menschliche Gesundheit“, sagt
­ ichael Schloter, Leiter der Abteilung UmM
weltgenomik am Helmholtz Zentrum München. „Wir stehen in stetigem Kontakt mit
diesen Mikroorganismen und entsprechend
steigt die Wahrscheinlichkeit, an Infektionen zu erkranken.“ ET
* Schloter M et al (2014): Dynamics of Soil Bacterial
Communities in Response to Repeated Application of
Manure Containing Sulfadiazine. DOI: 10.1371/journal.
pone.0092958.
ÖKZ Sonderthema: Hygiene 55
::
Karikatur
Hygienemaßnahmen müssen
situationsgerecht erfolgen.
EMT
56 Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ
55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com
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2
Was Unternehmen leisten
::
Unternehmenskultur
und Personalentwicklung
K
ein Unternehmen ohne Kultur: In jeder
Firma gibt es Werte, Verhaltensnormen
und Praktiken, die vielleicht nicht offen
ausgesprochen, jedoch täglich gelebt werden.
Eine Unternehmenskultur entwickelt sich über
viele Jahre hinweg und wird von allen Mitarbeitern getragen. Einstellungen, die hier zum
Tragen kommen, wirken sich aber nicht nur beim
Erfolg eines Unternehmens und im Umgang der
Mitarbeiter untereinander aus. Auch der Erfolg
von Personalentwicklungsmaßnahmen hängt zu
einem Großteil davon ab, welche Kultur in einem
Unternehmen herrscht. Also eine Wechselwirkung zweier Unternehmensgrößen.
Gezielte Personalentwicklung kann ihre Vorteile
erst dann entfalten, wenn die Führungsriege
eine Unternehmenskultur unterstützt, die solche
Maßnahmen als wichtig ansieht und unterstützt.
Hinter einer solchen Unternehmenskultur steht
die Idee der lernenden Organisation, für die die
Umwelt eine Herausforderung und keine Bedro-
hung darstellt. In einer solchen Kultur geht man
davon aus, dass Mitarbeiter zum Unternehmens­
erfolg beitragen wollen und motiviert sind. Man
weiß, dass das Unternehmen davon profitiert,
wenn Mitarbeiter im Team arbeiten, anstatt als
Einzelkämpfer zu agieren. Personalentwicklung
steht in der Unternehmenshierarchie an einer
zentralen Stelle, um zukünftigen Anforderungen
rasch begegnen zu können.
Eine besondere Position in der Verbindung zwischen Unternehmenskultur und Personalentwicklung kommt Führungskräften zu. Als Maßstab
für das Handeln der Mitarbeiter können sie als
Vorbilder im positiven Sinn Unternehmenswerte
glaubwürdig verkörpern. Ist dies nicht der Fall, ist
die Personalentwicklung gefragt: Führungskräfte
müssen für kulturelle Zusammenhänge und deren
Auswirkung sensibilisiert und trainiert werden.
Vorsicht jedoch vor allzu starren Konzepten: Menschen wollen nicht gesteuert werden, sie wollen
überzeugt werden. ::
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Frater Ulrich Fischer OH
Provinzial der Österreichischen Ordensprovinz der Barmherzigen Brüder
55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com
Zur Erfüllung dieses Ordensauftrags leisten alle, die zu unserer Dienstgemeinschaft gehören,
ungeachtet ihrer verschiedenen Aufgaben und Verantwortungsbereiche, einen gleichermaßen wichtigen Beitrag. Sie lassen sich von unserer Hospitalität, unserer christlichen
Gastfreundschaft und ihren Werten Qualität, Respekt, Verantwortung und Spiritualität leiten
und vermitteln diese an unsere Patienten, Bewohner, Klienten und Gäste. Um diese Werte
leben zu können, müssen unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter diese aber auch selbst am
Arbeitsplatz und im täglichen Dienst erfahren. Darum hat unser Personalmanagement den
Auftrag, in unseren Einrichtungen die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass die Werte
unseres Ordens spürbar und erlebbar sind und bleiben.
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind unsere wertvollste „Ressource“, ohne die wir unseren
Ordensauftrag nicht erfüllen können. Personalmanagement ist für uns daher eine wichtige
Investition, von der nicht nur wir Barmherzige Brüder und die uns anvertrauten Menschen,
sondern auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter selbst profitieren sollen.
Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ 57
Entgeltliche Einschaltung
Foto: Helge Bauer
Bereits vor über 470 Jahren wurde unser Ordensgründer, der hl. Johannes von Gott, von
Mitarbeitern unterstützt. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Im Gegenteil: Heute
arbeiten allein in Österreich mehr als 6.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gemeinsam mit
den Ordensbrüdern der Barmherzigen Brüder daran, unser Motto „Gutes tun und es gut tun!“
in die Tat umzusetzen.
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Der Hartnäckige
Rudolf Elsenwenger hält in der Steiermärkischen
Krankenanstaltengesellschaft die Maschine Krankenhaus
am Laufen.
Christian F. Freisleben-Teutscher
M
it seiner Grundausbildung als
Diplomingenieur war ­Rudolf
Elsenwenger 20 Jahre im
Bauwesen tätig. Sein Schwerpunkt war
das Projektmanagement, „wobei ich dabei einige Projekte in Spitälern abgewi­
ckelt habe“. Seit einem Jahr ist er in der
Steiermärkischen Krankenanstaltengesellschaft KAGes für den Bereich „Bau,
Technik, Betrieb und Umwelt“ zuständig.
Elsenwenger betreut unter anderem die
gesamte Baubudget­erstellung, wenn in
einem der 24 KAGes-Spitäler neu- oder
umgebaut wird. Und das ist nicht selten:
130 Millionen Euro werden allein 2014 im
Baubereich investiert.
Umweltschutz am Bau
Ein gar nicht unbedeutendes Themenfeld
der Arbeit Elsenwengers ist der Umweltschutz: „Die KAGes hat 2010 ein Konzept
auf dem Weg zu einem ‚klimafreundlichen
Unternehmen‘ beschlossen – inzwischen
wurden über 160 Maßnahmen großteils
umgesetzt. So sind eine Mitarbeiterin und
ich auch für die Umweltschutzkoordinatoren der einzelnen Häuser zuständig bzw.
für die Nachschärfung der Ziele. Der Anteil
erneuerbarer Energien liegt bereits bei 47
Prozent, damit ist das eigentlich für 2020
gesetzte Ziel von 34 Prozent schon übererfüllt.“ Auch bei den Finanzplanungen würden Umweltthemen eine immer wichtige
Rolle spielen. „Etwa wenn es um den Einsatz von klimafreundlichen Baumaterialien
oder erneuerbaren bzw. alternativen Energiequellen geht.“ Elsenwenger sieht das
als logische Konsequenz des KAGes-Leitsatzes „Menschen helfen Menschen“: „Klimaschutz gehört hier fix dazu und es gibt
ein Budget für Ausgaben für diesen Zweck,
aber auch den entsprechenden Rückhalt in
der Führungsebene“, so Elsenwenger.
In der täglichen Arbeit hat der Diplom­
ingenieur am häufigsten mit dem Vor-
stand, den Betriebsdirektoren der KAGesHäuser sowie mit den technischen Leitern
zu tun. Auch im Technischen Dienstleis­
tungszentrum der KAGes, dessen Mitarbeiter für die operative Umsetzung der
verschiedenen Bauprojekte zuständig
sind, ist Elsenwenger oft anzutreffen.
Immer neue Abläufe
Ausgangspunkte für Elsenwengers Arbeit sind die Vorgaben des Regionalen
Strukturplans Gesundheit (RSG) und des
KAGes-Entwicklungskonzepts, in das auch
aktuelle funktionale Anforderungen einzelner Standorte und Abteilungen sowie
Weiterentwicklungspläne einfließen.
Bauingenieur Rudolf Elsenwenger:
„Rückhalt in der Führungsebene.“ Foto: KAGes
Wunschzettel an die Gesundheitsministerin. Was steht ganz oben?
«Das Gesundheitssystem
soll auch noch für unsere
Kinder leistbar sein.»
58 Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ
„Meine Arbeit ist sehr vielfältig und abwechslungsreich, ich komme von meiner
Position aus mit allen Bereichen, die es
in einem Krankenhaus gibt, in Berührung“, erzählt Elsenwenger. Er schätzt
die Auseinandersetzung mit komplexen
Projekten und Zahlen „und dass ich mit
meiner Arbeit dazu beitrage, dass die
hochkomplexe ‚Maschine Krankenhaus‘
am Laufen bleibt“. Er sieht einen engen
Zusammenhang zwischen baulichen Maßnahmen, Umweltschutz und der Qualität
der Patientenbetreuung bzw. des Arbeitsplatzes Spital. Positiv nimmt er zudem die
Möglichkeit zum Austausch mit Kollegen
aus anderen Spitalsträgern etwa im Zuge
von Weiterbildungen wahr – regelmäßigen
intensiveren Kontakt gibt es etwa mit ähnlichen Bereichen des Tiroler Krankenhausträgers tilak. Interne Wünsche und langfristige Planung mit den Finanzzielen auf
einen Nenner zu bringen, kann ziemlich
herausfordernd sein, ebenso wie der Umgang mit unvorhersehbaren, teils kurzfris­
tigen Planänderungen.
Auch deshalb erlebt Elsenwenger die
Fähigkeit, mit unterschiedlichen Menschen umgehen und im Team arbeiten
zu können, als eine der Voraussetzungen
für einen Job wie den seinen. „Natürlich
braucht es fachliche Kompetenz, viel Wissen über Projektmanagement und Technik
sowie die Bereitschaft, sich mit den immer
wieder neuen Abläufen in den verschiedenen Bereichen eines Krankenhauses
auseinander zu setzen.“ Gerade beim Umweltschutzthema sei zudem eine gewisse
Hartnäckigkeit von Vorteil.
Als Ausgleich erlebt Elsenwenger Zeit mit
seiner Familie, Radfahren, Bergwandern
und Schifahren. ::
Mag. Christian F. FreislebenTeutscher
[email protected]
55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com
Menschen im Gesundheitswesen
1
2
3
Aufstiege und
Umstiege
4
5
1 Die Juristin Mag. Kristina Edlinger-Ploder,
ehemalige Landesrätin für Gesundheit in
der Steiermark, wurde zur Vizerektorin
für Personal und Gleichstellung der
Medizinischen Universität Graz gewählt.
Neuer Vizerektor für Finanz- und
Organisationsmanagement ist der Jurist und
Betriebswirt MMag. Gerald Lackner 2 .
Mag. (FH) Wolfgang Hermann wurde zum
neuen Allein-Geschäftsführer der AGES, der
Österreichischen Agentur für Gesundheit und
Ernährungssicherheit, bestellt.
3
Karl Kuntner, MSc, ist seit Juni IT-Regional­
koordinator für die gesamte Thermenregion
der Niederösterreichischen LandesklinikenHolding.
4
6
Klaus Schober, MA, übernimmt das
Business Development Management für den
Healthcare-Bereich bei GS1 Austria.
5
7
6 Der Transfusionsmediziner Dr. Peter
Schlenke wurde zum Professor für das
Fachgebiet Blutgruppenserologie und
Transfusionsmedizin an der Medizinischen
Universität Graz berufen.
7 Privatdozent Dr. Raffi Topakian ist neuer
Leiter der Neurologie im Klinikum WelsGrieskirchen.
8
8 Universitätsdozentin Dr. Monika
Graninger leitet seit Kurzem die III. Medi­
zinische Abteilung für Innere Medizin
und Psychosomatik am Krankenhaus der
Barmherzigen Schwestern in Wien.
Mag. Christian Peinbauer übernahm mit
Juni die Leitung der Schule für Gesundheitsund Krankenpflege am LKH Freistadt.
9
9
Fotos: 1: Christian Jungwirth | 2: MedUni Graz | 3: AGES |
4: LKNOE | 5: GS1 Austria | 6: MedUni Graz |
7: Klinikum Wels-Grieskirchen | 8: BHS Wien | 9: gespag
55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com
::
BewerberInnen aller Berufsgruppen wie auch ärztliche KandidatInnen interessiert vor der Stellenzusage das zukünftige Einkommen; allerdings ist das bei Ärztinnen komplizierter.
Bekanntermaßen errechnet die Personalverrechnung Grundverdienst, Zulagen, Überstunden sowie Dienste etc. Die Sonderklassegebühren werden von der Buchhaltung auf Basis eines vom Primar
festgelegten Aufteilungsschlüssels überwiesen.
Quelle für Gehaltsangaben in Kliniken
• Personalabteilung, die den Bezug genau kennt, aber oftmals die Sonderklassegebühr nicht im Detail
• Abteilungsleitung (Primar/ia),
die die Sonderklassegebühr im Detail kennt, aber aufgrund der Vordienstzeitenanrechnung den Grundbezug
nur schwer abschätzen kann
• Kollege/in,
die/der hilfsbereit am Gang einen Nettobezug nennt,
dessen Grundlage unbekannt bleibt
Mit den Daten der obigen Quellen und auf Basis seines derzeitigen
Gehaltssystems versucht der Bewerber sein Einkommen zu ermitteln – Unterschiede der Gehaltssysteme zweier Länder uvm. bleiben
unberücksichtigt.
Fazit: Die Praxis zeigt, dass in mehr als 2/3 der Fälle das Interesse
des Bewerbers genau an dieser Problematik kippt. Die einen fühlen
sich mit den Daten alleingelassen; die anderen schütteln den Kopf
über den vermeintlich unpassenden Bezug und suchen weiter.
Um die richtigen Informationen zur richtigen Zeit bereitzustellen,
bedarf es interner Festlegungen – dazu folgende Checkliste.
Checkliste Gehalt
• Ist die Kommunikation des Bezugs festgelegt?
• Wurde idealerweise genau 1 Ansprechpartner für den
Bewerber zum Thema Gehalt definiert?
• Kennen alle anderen Personen den Ansprechpartner?
• Sind alle anderen Personen instruiert, keine Gehaltsangaben zu machen und Fragen zum Bezug an den
Ansprechpartner weiterzuleiten?
• Wurde dieser Ansprechpartner mit Informationen der
Personalverrechnung und der Sonderklassegebühren
ausgestattet?
• Bei mehreren Ansprechpartnern: Liegen vollständige
Musterberechnungen vor?
• Können die Musterberechnungen von allen in Frage
kommenden Personen verständlich erklärt werden?
GRPconsult MMag. Peter Grill findet die passenden Ärzte
für Kliniken – der Spezialist für die Ärzterekrutierung.
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Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ 59
::
A. di Positas
Baustellen
H
ans Jörg Schelling könne komplizierte Dinge so einfach erklären, dass der Experte nicht
lache und der Laie es verstehe, so Reinhold Mitterlehner bei der Pressekonferenz
des ÖVP-Bundesvorstands am 31. August.
HJS habe gezeigt, „dass er auch schon
sozusagen Erfahrungswerte im Verhandlungsprozess einbringen kann“ und ein
Finanzminister, so Mitterlehner, müsse,
„gerade was Finanzen anbelangt, Erfahrungswerte haben“. Das neue ÖVP-Regierungsteam sei eine „Ansage in Richtung
einer bestimmten Erneuerung“ und „eine
bestimmte Erneuerung in Richtung einer
Wissensgesellschaft“.
Sozusagen bestimmt eine gute Idee, wenn
HJS nicht wie seinerzeit in der Möbelbranche nach „internen Friktionen“ zur Konkurrenz wechselt … Mitterlehner stellte ja
selbst erstaunt vor laufender Kamera fest,
dass sowohl HJS als auch Harald Mahrer,
der neue Wirtschafts- und Wissenschaftsstaatssekretär, größer sind als er.
Dass der schon mehrmals angezählte Ablösekandidat Stöger nun das Infrastrukturministerium übernehmen darf, wird von
Medien als Aufstieg bezeichnet. Als ob es
etwas Bedeutenderes in der österreichischen Politik gäbe als die Gesundheit!
Offiziell ist die immerhin „in all policies“
zu Hause.
fast sechsjährigen Amtszeit! Diese vielen
Baustellen, die uns der scheidende Gesundheitsminister hinterlässt, gingen als
seine größten Erfolge über den Äther, die
Glasfaser und die Druckerpressen.
Die ÖKZ widmet sich auch der Aufgabe, diesen Täuschungsversuchen tapfer
entgegenzuhalten, damit vermeintliche
politische Erfolge auch während der
Nachtstunden als Baustellen für die Sys­
temteilnehmer und Gefahrenstellen für
die Patienten erkennbar bleiben:
:: Kassensanierung (z.B. A. di Positas:
Selbstverwaltung und Hochwasser,
ÖKZ 6-7/2013)
:: Beschluss der Gesundheitsreform
(E. Tschachler: Reformzielsteuerungspool, ÖKZ 11/2013)
:: Gesundheitsförderung (E. Pichler:
Neue Töne – alte Ziele, ÖKZ 8-9/2014)
:: Primärversorgungskonzept
(E. Tschachler: Wunschzettel,
ÖKZ 8-9/2014 oder
E. Pichler: Nix is fix, ÖKZ 3-4/2014)
:: ELGA (E. Tschachler: Patientenaktenlage, ÖKZ 8-9/2014)
:: Ärzteausbildung NEU (E. Pichler:
Langsame Mühlen, ÖKZ 6-7/2014)
Eine böse Zunge meinte, Stöger könne
sich nach so vielen nicht evidenzbasierten
Entscheidungen im Gesundheitswesen
nun nahtlos mit ebenso wenig kausal fundierten Infrastruktur-Baustellen, wie z.B.
dem Koralmtunnel, beschäftigen.
:: Gratis-Zahnspange und Kindergesundheitsstrategie (B. Benesch:
Kindertheater, ÖKZ 3-4/2014)
:: Impfungen (M. Sprenger: Update HPV-
:: Brustkrebsscreening (E. Tschachler:
Retro, Editorial, ÖKZ 6-7/2014)
:: Krankengeld für Selbstständige
(E. Tschachler: Geld oder Speckbauch,
ÖKZ 8-9/2011)
:: Wartezeitenmanagement
(E. Tschachler: Bitte warten,
ÖKZ 12/2013)
:: Schönheits-OP-Gesetz (E. Tschachler:
Durchgesetzt, ÖKZ 7/2012)
Mit Sabine Oberhauser haben wir eine Gesundheitsministerin, die, sicher nicht weil
sie Ärztin ist, sehr genau weiß, worum es
in ihrer neuen Funktion ginge. Sie liest;
auch die ÖKZ: „Als Gesundheitspolitikerin
ist es meine Aufgabe, an der Weiterentwicklung des österreichischen Gesundheitssystems und der Erhaltung der bes­
ten gesundheitlichen Versorgung für alle
Menschen mitzuwirken. Dabei dient mir
die Fachzeitschrift des österreichischen
Gesundheitswesens – ÖKZ seit jeher als
wertvolle Informationsquelle.“ Wir werden beobachten, wie sie die vielen offenen Baustellen schließt.
Alois Stöger ist fachlich sicherlich für sein
neues Ressort ebenso kompetent wie für
sein altes. Erfreulich ist, und das wollen
wir dem neuen Straßenminister jedenfalls
lassen, dass das österreichische Gesundheitsministerium neben einer „gesundheitsbezogenen Ernährungspolitik“ nun
endlich auch ein Gütezeichen für „tierschutzqualifizierte Hundetrainer“ und
einen Bundestierschutzpreis auf Schiene
gebracht hat. ::
Impfung, ÖKZ 1-2/2013)
Nicht schlecht für ein immer als „kompetenzlos“ apostrophiertes Ministerium:
Stöger spricht von 300 Verordnungen und
70 Gesetzen/Novellen während seiner
:: Leistungserweiterungen beim
Mutter-Kind-Pass (E. Tschachler:
„Bullshit“, ÖKZ 3/2012)
60 Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ
Ihr
noch gütezeichenloser Hundeführer
A. di Positas mit nasser Pfote
55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com
Termine
2014
30.9.-1.10., München (D)
13. Europäischer Gesundheitskongress München
www.gesundheitskongress.de
2.-4.10., St. Wolfgang (A)
31. Jahrestagung ACO-ASSO
www.aco-asso.at/
jahrestagung2014
8.-11.10., Düsseldorf (D)
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Internationale Fachmesse
und Kongress Rehabilitation – Pflege – Prävention –
Integration
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17.10., Wien (A)
Medizin&Management
2014: Gesundheitsreform
auf Österreichisch –
Aktueller Umsetzungstand
der Zielsteuerungsverträge
und ihre Auswirkungen
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21.-22.10., Frankfurt/Main (D)
Cleanzone 2014
www.cleanzone.messefrankfurt.com
21.-24.10., Zürich (CH)
IFAS Fachmesse für den
Gesundheitsmarkt
www.ifas-messe.ch
www.rehacare.de
9.-10.10., Hamburg (D)
Future OP 2014
www.management-forum.de
15.-18.10., Prag (CZ)
15th World Sterilization
Congress
23.10., Linz (A)
Linzer Forum 2014: Gesundheitskompetenz – der informierte und mündige Patient
www.jku.at/konferenzen
23.10., Karlsruhe (D)
AAL-Fachkongress
www.wfhssprague2014.com
www.aal-karlsruhe.com
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Vorteil: 15% Ermäßigung
16.10., Linz (A)
GC-Jahrestagung: Trends
und Impulse für die
Gesundheitstechnologie
23.-24.10., Wien (A)
E-Health in Österreich 2014
www.gesundheitstechnologiecluster.at
17.-18.10., Wiener Neustadt (A)
Jahrestagung 2014:
Physikalische Medizin und
Rehabilitation im Akutspital
www.oegpmr.at
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25.-26.11., Wien (A)
Bau und Betrieb von
Spitälern – Fachtagung mit
Best Practices
www.management-forum.de/
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27.-29.11., Wien (A)
17. Zentraleuropäisches
Seminar
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7. Pflege-ManagementForum
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19.-20.3., Wien (A)
11. Internationales
Symposium Qualität im
Gesundheitswesen:
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MitarbeiterInnenzufriedenheit und PatientInnenerwartung?
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Bildung: 10. Oktober 2014
ÖKZ 12/2014: 11. November 2014
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24.-25.10., Berlin (D)
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Medizinzentren planen,
errichten & betreiben
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5.-6.11., Wien (A)
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55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com
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Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ 61
::
Schlusspunkt
Das Hol-Ding
Eine weitere Verwaltungsebene bringt zwar
keinerlei Wertschöpfung, schlägt aber mit Fixkosten zu
Buche. Und die müssen irgendwo eingespart werden.
Herbert Stekel
D
er Ausblick war fantastisch: schneebedeckte Gipfel, grüne Weiden, Hochwald und vor der Almhütte eine KuhManagerin mit Erfahrung im Käs-Management, vulgo
Sennerin. Die Gedanken flogen in Assoziationsketten dahin, auch
verbaler Schabernack war dabei. Wie war das doch mit dem Käse
und der Milch? Gab es da nicht Betriebe, in denen die Kühe dicht
an dicht standen und die Milch in Kühlbehältern in die Bezirkssammelstelle und per Tankzug zur Zentralmolkerei unterwegs
war? Dann maschinelle Verarbeitung – streng kontrolliert –, Auslieferung, Supermarkt etc. Und dann
leben eben viel mehr Menschen davon, machen Werbung, verkaufen
mehr Käse …
Wie kann das sein? Ist es wirklich so einfach, wie es im Ökonomiegrundkurs dargestellt wird? Dass eine weitere Verwaltungsebene keinerlei Wertschöpfung erbringt, aber mit Fixkosten zu
Buche schlägt? Dass daher Einsparungen – koste es, was es wolle – überlebensnotwendig sind, weil ja die Einnahmenseite (Zahl
der Erkrankungsfälle, LKF-Punkte) nicht zu steigern ist, außer mit
unlauteren Mitteln. Mehr Käse kann
hier eben nicht verkauft werden. Und
die verhandelbaren Spannen im Einkauf sind auch nicht mehr das, was
sie waren, dafür haben wir mit jahrelangem Preisdruck schon gesorgt.
Und wenn wir dann noch regional
unterteilen, dann ist es noch eine unproduktive Ebene mehr. Denn lokal
ist ja keine kollegiale Führung, Einkaufsleitung, EDV-Leitung eingespart worden, geht auch schwer,
irgendjemand muss sich ja ums Kerngeschäft vor Ort kümmern.
Würde das bedeuten, dass das Denkmodell einer Holding als zusätzliche Verwaltungsebene(n) grundsätzlich in Frage gestellt
werden muss?
Ist es wirklich
so einfach, wie es im
Ökonomiegrundkurs
dargestellt wird?
Wie würde dieses System aussehen,
wenn der Absatz an Käse nicht zu
steigern wäre? Wenn jeder Mensch
eben nur eine bestimmte Menge an Käse braucht, kauft – und
kein Gramm mehr. Dann müsste doch der Gewinn der Manager,
das Zentralpersonal, die Transporteure etc. aus dem vorhandenen Umsatz bezahlt werden. Je mehr Personen das sind, desto
weniger Geld bleibt für die Produktion – schöner Käse. Wenn man
also das Produkt zentral bearbeitet und alles herausholt, wird es
ein Hol-Ding.
Und dann schlug die Assoziation unerbittlich zu.
Neue Potenziale
Bei den langen Wanderungen durch die tiefen Täler und Schluchten der Gesundheitssysteme ist mir ein Phänomen immer wieder
begegnet: „Durch den Zusammenschluss unserer renommierten
Kliniken zur Lebensglück-Holding können neue Einspar- und Kos­
tendämpfungspotenziale gehoben werden, die unsere Arbeit
noch effizienter machen“ (O-Ton des neuen Holdingchefs). „Seit
wir in der Holding sind, ist keine Beschaffung von Farbdruckerpatronen möglich, weil zu teuer, und bei den Injektionsnadeln
haben wir jetzt Billigprodukte mit mangelhaftem Schliff“ (O-Ton
Oberärztin). „Seit Eintritt (wer hat da getreten?) in die Holding
sind zwei Posten auf meiner Station nicht nachbesetzt worden,
Koordinierend
Die ersten Gewitterwolken zogen auf, in den ersten Donnerschlag
hinein rief ich ein lautes „Ja – vielleicht gibt‘s einen Leichtkäse,
ich meine Holding light! Oder zumindest einen Landeshäuptling,
der ehrlich zugesteht, dass die Holding koordinierend sein wird,
aber das Landesbudget, das soeben im Hinterdipfler Teich versenkt wurde, nicht retten kann.“ Etwas
Feuchtes, Raues holte mich aus dem Traum
heraus, Rindszunge war noch nie mein Favorit. Und in Gedanken an die Hol-Dinge
versunken stieg ich weiter talwärts. Das
Hol-Ding – schöner Käse. ::
Foto: Laresser, OÖÄK
HALT!
dafür haben wir ein neues Logo“ (O-Ton diplomierte Gesundheitsund Krankenpflegerin).
62 Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ
Primarius Dr. Herbert Stekel,
Abteilungsvorstand, Zentrallabor
AKh Allgemeines Krankenhaus, Linz
55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com
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::
Vorankündigung
19. und 20. März 2015
Jetzt anmelden!
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Das Symposium findet traditionell im Wiener Rathaus statt
und widmet sich diesmal dem Thema
Patientensicherheit Akademie
Zertifizierte Ausbildung in 6 Tagen
mit Dr. MAZAL, M. ZOTTL, MSc u. a.
von 22.10.–18.12.14, Wien (6-tägig)
Umgang mit desorientierten Patienten
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Great place to work – Spannungsfeld
zwischen MitarbeiterInnenzufriedenheit
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im Krankenhaus- und Pflegealltag
Schwerpunktthema 1. Tag:
Great place to work – und der Generationswechsel
im Gesundheitswesen
mit Dr. KLETECKA-PULKER u .a.
am 23.10.14, Wien | 22.10.15, Wien
Schwerpunktthema 2. Tag:
Qualität des Arbeitslebens und der PatientInnen-Versorgung
Krankenanstaltenrecht
mit Univ.-Prof. DDr. KOPETZKI
am 28.11.14, Wien | 14.12.15, Wien
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Arzt und Krankenpfleger/-innen
350,–
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€ 280,–
Verlag
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mit Univ.-Prof. Dr. MAZAL
Dr. HAUSREITHER
am 25.09.14, Wien
Von den Besten lernen.
Bau und Betrieb
von Spitälern
Fachtagung mit Best Practices
25. und 26. November 2014 im FH Campus Wien
Informieren Sie sich über aktuelle
Trends bei Konzeption, Neubau, Sanierung
und Betrieb von Krankenhäusern
> Moderne Gebäude und effiziente Prozesse
> Betriebsorganisation und FM-Optimierung im KH
> Ausschreibung und Vergabeverfahren
> Internationale Perspektiven
Die wegweisende Plattform für IKT
im Gesundheitswesen
Ihre Vorteile:
Praxiserfahrungen aus aktuellen Bauprojekten –
Top-Referenten – Hochkarätiges Networking
SPECIAL – BESICHTIGUNG
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Orthopädische Spital in Wien
Informationen und Anmeldung bei
> Management Forum Starnberg
> Telefon +49-(0) 8151-2719 0
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55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com
6. Jahresforum E-Health in Österreich | 23./24. Oktober 2014, Wien
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E-Health im Kontext der Gesundheitsreform
Die Realisierung der ELGA
Apps & Co. im medizinischen Umfeld
Erfahrungen aus aktuellen Projekten: Telemedizin –
Arzneimitteltherapiesicherheit – Radiologie
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Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ 63
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