Olympia im Kalten Krieg

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Olympia im Kalten Krieg
Anton Umundum, Matr .Nr. 0923684
Lehrerinnenfortbildung Sportkunde WS 2014
Olympia im Kalten Krieg
1. FUER-Modell der Geschichtsdidaktik
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2. Lehrer-/Lehrerinnenteil
Dieser
Teil
dient
als
Vorbereitung
für
die
Lehrer/Lehrerinnen
auf
die
Unterrichtseinheiten. Es wird hier in aller Kürze ein Überblick über das Thema
gegeben
und
so
ein
ausreichender
Wissensvorsprung
gegenüber
den
Schülern/Schülerinnen erarbeitet, der es den Lehrern/Lehrerinnen ermöglicht, bei
etwaigen Fragen sattelfest zu sein. Er liegt hier in einer Aufsatzform vor, der es den
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Körber, Andreas/Schreiber, Waltraud/Schöner, Alexander (Hrsg.): Historisches
Denken. Ein Kompetenz-Strukturmodell. Neuried 2007.
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Lehrern/Lehrerinnen ermöglichen soll, die Fakten schneller zu erfassen. Auch soll die
Lesbarkeit dadurch verbessert werden.
2.1
Hintergrundwissen zum Thema
Rocky Balboa gegen Ivan Drago
Oder wie Ostmächte gegen die Westmächte im olympischen Sport kämpften
Es ist Frühling im Jahr 1980. Die Sowjetunion ist gerade in Afghanistan einmarschiert
und die USA hat ihr ein Ultimatum gestellt, welches aber von der UDSSR ignoriert
wird. Daraufhin steht die Welt am Rande eines atomaren „Overkills“, doch die
Politiker denken scheinbar nur an Sport. Anstatt wirtschaftlichen oder militärischen
Konsequenzen werden sportliche gezogen. Die Olympischen Spiele 1980 in Moskau
und 1984 in Los Angeles wurden zum Spielball der Weltpolitik. Doch im Gegensatz
zu den beiden „Helden“, Rocky Balboa und Ivan Drago, im Film Rocky IV, die sich für
ihre Systeme prügelten, durften die hochgelobten olympischen Sportler aufgrund von
politischen Entscheidungen ihre Künste nicht zeigen und halfen so weder sich noch
ihren Ländern. Die Spiele werden von den Westmächten boykottiert. Auf den
kommenden Seiten wird versucht die Entwicklungen zu rekonstruieren, die zu den
Boykotts in Moskau und Los Angeles geführt haben, und aufzuzeigen, warum der
Sport unter diesen Spannungen leiden musste und ihm doch auf lange Sicht
geholfen wurde.
Die olympische Sportpolitik und ihre Auswüchse.
Nicht immer wirkten sich außenpolitische Krisen auf die Olympischen Spiele aus.
Doch in Moskau und auch in Los Angeles schlugen sie das erste Mal richtig hohe
Wellen. So hatte etwa der Ungarnaufstand 1956, der zur gleichen Zeit wie die Spiele
von Melbourne stattfand, keine gravierenden politischen Auswirkungen. Ebenso wie
die beiden deutschen Staaten, nahmen auch die Russen und die Amerikaner an den
Spielen Teil. Nur Spanien, die Schweiz und die Niederlande protestierten gegen den
Einmarsch der Sowjetunion. Und auch die Niederschlagung des Prager Frühlings
konnte keine Nation daran hindern, bei den Spielen in Mexico City, auf Medaillenjagt
zu gehen. Als einzige Reaktion auf die Krise in Tschechien wurde die tschechische
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Equipe bei der Eröffnungsfeier mit tosendem Applaus begrüßt. Der Sport folgte bis
zu den Spielen in Moskau noch seinen eigenen Regeln. Auch bei den Spielen in
Montreal 1976 nahmen 441 Athleten aus 29 vorwiegend afrikanischen und
arabischen Staaten aus Protest an den Kontakten von Neuseeland zum
Apartheidregime von Südafrika nicht teil.
Auch die beiden deutschen Staaten, die BRD und die DDR, hatten bis 1972 eine
gesamtdeutsche Mannschaft, in der es immer wieder zu Streitigkeiten kam. Sie
mussten von 1956 bis 1964 auf Beschluss des Olympischen Komitees in einer
vereinten Mannschaft auftreten. Für diesen Zweck wurde extra eine Flagge und eine
Hymne kreiert. Die Fahne bestand aus den gemeinsamen Farben Schwarz, Rot,
Gold und hatte des Weiteren fünf weiße olympische Ringe. Als Hymne stand
Beethovens Ode an die Freude Pate. 1968 gab es bereits zwei deutsche
Mannschaften, aber man hielt noch an den künstlich nur für Olympia geschaffenen
Symbolen fest.
Als eine Zeitzeugin möchte ich hier die Zeitung DIE ZEIT mit ihrem Artikel „Kalter
Krieg um Olympia“ von 4. 9. 1964 – wenige Tage vor Beginn der Olympischen Spiele
in Tokio –zitieren: „,Der Sport hatte Erfolg, wo die Politik versagte’“, verkündete
Avery Brundage stolz geschwellt, als er die künstlich am Leben gehaltene
gesamtdeutsche Mannschaft aus der Taufe hob. Er sah nicht, daß sie zum Scheitern
verurteilt war... Genausowenig wie Baillet-Latour, Coubertins Nachfolger 1936,
Hitlers Rassenwahn heilen konnte, genausowenig konnte Avery Brundage Ulbricht
auf die Dauer zwingen, seine und Chruschtschows Deutschland-Politik hier außer
Kurs zu setzen... In Tokio werden zum erstenmal nach gnadenlosen, mit allen Tricks
geführten
Qualifikationskämpfen,
mehr
DDR-Vertreter
als
Vertreter
des
bundesdeutschen Sportbundes stehen. Das vorläufige Endergebnis lautet: 170 :
201.“
Des Weiteren schreibt DIE ZEIT über das Ausscheidungsverfahren und der ihrer
Meinung nach ungleichen Bedingungen der Sportler aus Ost und West. Über die
Überlegenheit der Ostsportler und die sportliche Entwicklung ebendieser schreibt sie:
„...eine systematisch herbeigeführte Entwicklung mit einem politischen Ziel. Dies wird
deutlich, wenn man die Teilnehmerzahl von Melbourne 1956, Rom 1960 und Tokio
1964 miteinander vergleicht.
1956 141 : 36 für die Bundesrepublik
1960 194 : 133 für die Bundesrepublik
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1964 170 : 201 für die DDR“
Nach diesen Zahlen schreibt sie weiters: „,Durch das Auftreten der Russen’“, so
schrieb der amerikanische Soziologe Morton, „,wurde der Charakter der olympischen
Spiele entscheidend verändert. Aus einem Wettstreit begabter Athleten wurde ein
Drama des kalten Krieges, dem die Welt mit größter Spannung zusah.’“ Hier erkennt
man schon ganz klar den in den darauffolgenden Jahrzehnten in Deutschland
vorherrschenden Ost-West-Konflikt. Erst 1972 in München durften die BRD und die
DDR mit ihren eigenen Staatsflaggen einmarschieren und ihre eigene Hymne bei
einem Sieg hören. Nach vielen Unterstellungen auf beiden Seiten wie etwa der USGeheimdienst würde Sexspioninnen zur Ablenkung und Erschöpfung sowjetischer
Topstars aussenden und anderen Kleinkriegen, zum Beispiel bei der Visavergabe,
erreichte der Kalte Krieg nach dem Einmarsch der sowjetischen Truppen in
Afghanistan seinen olympischen Höhepunkt.
Steigerung des Ost-West-Konflikts bis zum Höhepunkt zu den Spielen 1980 in
Moskau.
Am 1. Jänner 1980 kamen in Brüssel die Vertreter der Nato-Staaten zu einer
Dringlichkeitssitzung zusammen, die sich der Verlegung von Sowjettruppen in den
Norden Afghanistans widmete. Wenige Tage zuvor hatte die „AfghanistanKommission“ des Politikbüros unter der Leitung von Leonid Breschnew den
Marschbefehl erteilt. Als Grund gab man schon damals die Angst vor einer
Radikalisierung der Islamisten an. Man bemerke hier die Parallelen zum AfghanistanFeldzug der USA einige Jahrzehnte später. Bei diesem Treffen sprach der deutsche
Nato-Botschafter Rolf Pauls einen möglichen Boykott der Olympischen Spiele in
Moskau erstmals an. Während die Bundesrepublik sich zunächst zurückhaltend zu
dieser Idee äußerte, fand sie beim US-Präsidenten Jimmy Carter große Zustimmung.
Jimmy Carter, der den Boykott nicht etwa aus einem Reflex auf antidemokratische
Zustände in der Sowjetunion, sondern auf das Operieren der Sowjet-Truppen in
Afghanistan erwog, ging in zwei Schritten vor: Am 15. Jänner 1980 erfolgte eine
Boykottdrohung, die mit einem Ultimatum zu einem Rückzug der sowjetischen
Streitkräfte bis zum 20. Februar verknüpft war. Hier die Originalrede Jimmy Carters:
„Weder ich noch das amerikanische Volk sind dafür, ein US-Team nach Russland zu
schicken, so lange sowjetische Invasionstruppen in Afghanistan sind. Ich habe heute
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unserem Nationalen Olympischen Komitee geschrieben, dass die Olympischen
Spiele in einen oder mehrere andere Orte verlegt, verschoben oder ganz abgesagt
werden sollen, wenn die sowjetischen Truppen sich nicht innerhalb eines Monats aus
Afghanistan zurückziehen.“ Dieses Ultimatum war aber wie man sich durchaus klar
war, nicht sehr erfolgversprechend und die sowjetische Regierung ließ das
Ultimatum verstreichen. Darauf verkündete US-Außenminister Cyrus Vance den
Boykott: „Für meine Regierung würde es eine Verletzung der grundsätzlichen
olympischen Prinzipien bedeuten, wenn man an Olympischen Spielen in einem Land
teilnehmen würde, das im Moment einen Angriffskrieg führt und das sich geweigert
hat, dieser Aggression Einhalt zu gebieten und seine Streitkräfte zurückzuziehen, wie
dies von der Welt gefordert worden ist.“ Diese Boykottdiplomatie war aber durchaus
von erheblichen Rückschlägen begleitet. Die Drohung von US-Außenminister Cyrus
Vance an den IOC stieß nicht nur dem damaligen Präsidenten schwer auf, es sorgte
überdies für diplomatische Spannungen mit nationalen Regierungen. Auch in den
europäischen Hauptstädten war man sich über das weitere Vorgehen keineswegs –
wie ursprünglich von Washington erwartet – einig. Bei einem außerordentlichen
Treffen von elf westeuropäischen Staaten am 1. Februar 1980 in Frankfurt erklärten
acht NOKs, darunter Frankreich, Italien und Großbritannien, unabhängig von den
Positionen ihrer Regierungen, ihre Sportler nach Moskau zu entsenden. Die
Strategie der USA, mindestens 100 Staaten zu einem Boykott zu bewegen,
scheiterte. Es nahmen nur 62 nicht an den Spielen teil. Linientreu zeigten sich vor
allem zahlreiche süd- und lateinamerikanische Staaten. Aus Europa schlossen sich
lediglich Albanien, Lichtenstein, Monaco, Norwegen, Israel und die Bundesrepublik
dem Boykottaufruf an. In Asien war vor allem China, das erst im Dezember 1979
nach
zwei
Jahrzehnten
des
Ausschlusses
in
die
Olympische
Bewegung
zurückgekehrt war, ein Befürworter des Boykotts. Nur 80 Nationen nahmen an
diesen Spielen teil. Das war die niedrigste Teilnehmerzahl seit 1956. In manchen
Sportarten wie zum Beispiel Feldhockey schafften es die sowjetischen Veranstalter
erst im letzten Moment, noch einen Gegner für ihre Auswahl zu finden. So luden sie
erst fünf Wochen vor der Eröffnungsfeier das Frauenfeldhockeyteam aus Zimbabwe
ein, das es gerade noch schaffte ihr Team aufzustellen. Zur großen Überraschung
aller schafften die Damen aus dem afrikanischen Kontinent den Sieg über das
Gastgeberland.
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Hier noch einige Zahlen zu den Moskauer Spielen vom IOC:
NOKs: 80
Athleten: 5.179 (1.115 Frauen, 4.064 Männer)
Wettkämpfe: 203
Freiwillige: k. A.
Medien: 5.615 Medienvertreter (2.865 Printmedien, 2.930 TV-Anstalten)
Am genauesten untersucht wurde der Boykott unseres Nachbarlandes der
Bundesrepublik Deutschland. Dieser Prozess soll hier genauer dargestellt werden.
Der deutsche Präsident Willy Brandt, der keine wirkliche Entscheidungsgewalt, aber
hohen Symbolcharakter hat, war gegen den Boykott-Vorschlag des US-Präsidenten.
Kanzler Schmidt stand vor einer schweren Entscheidung. Entweder er setzte seine
gerade gut verlaufende „Ostpolitik“ oder aber die gute Beziehung zu Washington
aufs Spiel. Er entschied sich seinem Bündnispartner USA die Treue zu halten.
Anders als der US-Präsident, der seinen Sportlern den Passentzug und die
Streichung von Geldmitteln androhte, sprach die Bundesregierung aber nur eine
Boykottempfehlung aus.
In der entscheidenden Sitzung des deutschen NOKs stimmten am 15. Mai 40 von 59
Mitgliedern
für den
Boykott.
Die
Bundesrepublik
war
das
einzige
große
westeuropäische Land, das den Spielen fernblieb. Viele europäische Staaten wie
Frankreich, Großbritannien, Italien, die Benelux-Staaten, Portugal, Spanien und die
Schweiz entsandten ihre Delegationen, ließen diese aber nur unter der olympischen
Flagge antreten. Frankreich, Italien und England überließen die Entscheidung ihren
Athleten. Andere Länder nahmen zwar teil, blieben aber der pompösen
Eröffnungsfeier im Luschniki-Park demonstrativ fern. Diese Eröffnungsfeier wurde in
den deutschen Medien sehr unterschiedlich dargestellt. So versuchte der ARDKorrespondent Gerd Ruge Politik und Sport zu trennen. Er kommentierte die
Eröffnungsfeierlichkeiten wie folgt: „...Man muss, glaube ich, die Olympiade so
nehmen wie sie immer gewesen ist, eben auch Gelegenheit zur Selbstdarstellung
eines Landes, das sich natürlich von seiner besten Seite zeigen will, und schließlich
als ein Sportereignis mit weltweiter Bedeutung...“ Der Sportchef der Frankfurter
Allgemeinen
Zeitung,
Steffen
Haffner,
sprach
von
einem
gigantischen
Marionettenspiel lebender Bilder im Lenin-Stadion und war in dieser Frage nicht so
diplomatisch.
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Das Moskauer Organisationskomitee startete erfolglos eine Kampagne unter dem
Motto „Sport und Politik haben nichts miteinander zu tun“. Hier wurde auch die DDR
eingeschaltet um eventuelle Kontakte spielen zu lassen. Der stellvertretende
Präsident des Organisationskomitees, Vitaly Smirnow, erklärte nachdem die
Entscheidung der Deutschen gefallen war: „Ich bin enttäuscht über die Düsseldorfer
Entscheidung. Für mich ist jedoch absolut klar, diese Entscheidung ist unter Bonner
Regierungsdruck zustande gekommen. Die westdeutsche Regierung hat unter
Einwirkung der amerikanischen Administration gestanden.“
Der Gegenboykott in Los Angeles.
Vier Jahre später bei den Spielen in Los Angeles stellte sich die Frage, ob die
UdSSR ihre Chance auf eine Retourkutsche nutzen würden, oder aber auf die
Chance auf sportliche Triumphe im Land des Erzfeindes nicht verzichten könnten.
Der
Kalte
Krieg
hatte
sich
durch
den
Abschuss
eines südkoreanischen
Passagierflugzeugs, auf dem ursprünglich sogar der US-Präsident mitreisen sollte,
den Nato-Doppelbeschluss, und weiteren Pershing II Raketen, die in Europa
stationiert werden sollten, noch weiter verschärft. Durch diese und weitere Vorfälle
stieg
in
den
USA
die
antisowjetische
Stimmung.
Sogar
der
oberste
Sicherheitsbeauftragte in Los Angeles warnte, dass aus Kostengründen nicht
ausreichend Schutz für die sowjetischen Sportler vorhanden sei. Er wurde zwar
daraufhin prompt entlassen, aber dieser Vorfall spiegelt die damalige Stimmung im
Land sehr gut wider. Der Kalifornische Kongress verabschiedete zwischenzeitlich
sogar eine Resolution, die Sportlern aus der UdSSR die Einreise in die USA
untersagte. In der Los Angeles Times war zu lesen: „Seht die schöne Seite der
Sache: Wenn die Sowjets nicht kommen, werden die USA leicht gewinnen. Wir
werden im Kajak gewinnen, im Fechten und im Handball, was immer das alles sein
mag. Wir werden so viele Medaillen gewinnen, dass es ein Spaß ist. Ich weiß, ich
weiß, es ist nicht das gleiche, ob wir Costa Rica im Basketball-Finale 120:10
schlagen. Es würde mehr bedeuten, wenn wir die Russen schlagen. Es ist nicht
dasselbe, wenn unsere Schwimmerinnen die Türken im Schmetterling schlagen, als
wenn sie die Ostdeutschen schlagen. Und die Mannschaft des Tschad im Wasserball
zu schlagen, ist sicher nicht das gleiche, als wenn wir die Ungarn bezwingen. Aber
solange Medaillen vergeben werden, soll es uns egal sein. Das Leben ist zu kurz, als
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dass wir noch große Anstrengungen machen sollten zu erklären, wen wir auf der
Radrennbahn geschlagen haben."
Am 8. Mai 1984, nur 25 Tage vor Anmeldeschluss, entschied sich die UdSSR, nicht
an den Spielen teilzunehmen. Ihr folgte der gesamte Ostblock mit Ausnahme
Rumäniens. Die DDR ließ im Fernsehen folgende Erklärung verbreiten: „Das
Nationale Olympische Komitee der DDR hat in Wahrnehmung der Verantwortung für
den Schutz, die Ehre, der Würde und des Lebens der Sportler und unter Beachtung
der Tatsache, dass somit keine regulären Bedingungen für die Teilnahme der DDRSportler gegeben sind, entschieden, nicht an den Spielen der 23. Olympiade 1984 in
Los
Angeles
teilzunehmen.“
Ein
anderer
vorgeschobener
Grund
war
die
Kommerzialisierung der Spiele. Denn die Olympischen Spiele in Los Angeles waren
die ersten, die von einem privaten Komitee organisiert wurden, und zu einem
Millionengewinn
für die
Veranstalter führten.
Das Paradoxon
zur
völligen
Pervertierung der olympischen Idee lieferte Nicaragua. Sie boykottierten die Spiele in
Moskau als US-Verbündete und nach Los Angeles reiste man aus Solidarität zur
UdSSR nicht an.
Hier noch einige Zahlen zu den Spielen in Los Angeles vom IOC:
NOKs: 140
Athleten: 6.829 (1.566 Frauen, 5.263 Männer)
Wettkämpfe: 221
Freiwillige: 28.742
Medien: 9.190 Medienvertreter (4.327 Printmedien, 4.863 TV-Anstalten)
Vom unpolitischen Sport zum Politikum.
In den 1950er Jahren war immer die Rede vom „unpolitischen Sport“. Er sollte ein
Spiel sein, das frei von politischem Zugriff existiert. Erst in den 60er Jahren kam es
verstärkt wieder dazu, die sportliche Leistungsfähigkeit mit der staatlichen
Repräsentation zu verknüpfen. Diese Chance nütze vor allem das politisch isolierte
DDR-Regime. Es steckte erhebliche Ressourcen in die Sportförderung und es
stellten sich schnell jene Erfolge ein, die sich die Machthaber als Repräsentation
ihrer überlegenen Staatsform wünschten. Daraufhin kam es auch in der
Bundesrepublik zur Gründung von Sportgymnasien oder ähnlichen strukturellen
Anpassungen nach dem Vorbild der DDR. Ein weiterer Punkt ist die Technisierung
des Sports der im Kalten Krieg in Deutschland der ehemaligen Sowjetunion und in
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den USA vorangetrieben wurde. Man steckte beträchtliche Ressourcen in die
Sportwissenschaft und die Sportmedizin und legte damit den Grundstein für den
heutigen High-Tech-Leistungssport. Heute profitieren nicht mehr politische Regime
und ihre strahlenden Politiker von diesen Veränderungen, sondern unsere
Großkonzerne wie Nike oder Adidas um hier nur zwei zu nennen.
Der
Sport
bot
den
Supermächten
die
Möglichkeit,
in
olympischen
Stellvertreterkriegen, ohne politische Nachteile oder Risiken,– man denke an den
atomaren „Overkill“ – ihren Kampf hemmungslos auszuleben.
Doch obgleich die Kontakte auf sportlicher Ebene zwischen der Bundesrepublik und
der Sowjetunion abgebrochen wurden, war dies auf der diplomatischen nicht der Fall.
Die erfolgreiche diplomatische Mission vom Juli 1980 war ein entscheidender Beitrag
für die Wiederaufnahme der Abrüstungsverhandlungen zwischen den USA und der
UdSSR.
Diese beiden Spiele waren der sportliche Höhepunkt des Kalten Krieges. Wie Rainer
Lindner, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Stiftung Wissenschaft und Politik in
Berlin, in der Süddeutschen Zeitung schreibt, war das Zeitalter des Boykotts, das in
Montreal begann, mit den Spielen 1988 fast zeitgleich zu Ende des Kalten Krieges
beendet. Weiters schreibt er: „An individuellen Gesten und Symbolen politischer
Willensbekundungen, die von Sportlern oder Nationen in die Symbolordnung
Olympias eingebaut worden sind, fehlt es bei späteren olympischen Spielen nie.“
All diese Boykotts halfen sicherlich den Sportlern aus den beteiligten Nationen nicht
im Geringesten und brachten einige um die Früchte ihres jahrelangen Trainings. Ob
es der Politik geholfen hat sei dahingestellt.
2.2 Quellen
Internetquellen:
Balbier, Uta/Gollnick, Ines: Kalter Krieg auf der Aschenbahn. Goethe.de. Aufgerufen
am 29.3.2013 auf http://www.goethe.de/ges/pok/ddg/de3125360.htm
Filzmaier, Peter: Der Kalte Krieg der Supermächte 1948-1992. Aufgerufen am
23.3.2013 unter http://sciencev1.orf.at/filzmaier/121577.html
IOC: Los Angeles 1984. Aufgerufen am 29.3.2013 auf http://www.olympic.org/losangeles-1984-summer-olympics
IOC: Moskau 1980. Aufgerufen am 29.3.2013 auf http://www.olympic.org/moscow1980-summer-olympics
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Kreuzer, Heinz Peter: Olympia in Zeiten des kalten Krieges. Dradio.de. Aufgerufen
am 29.3.2013 auf http://www.dradio.de/dlf/sendungen/hintergrundpolitik/397936/
Lindner, Rainer: Hüpfen und Laufen im Kalten Krieg. Aufgerufen am 29.3.2013 unter
http://www.sueddeutsche.de/politik/olympia-boykott-huepfen-und-laufen-im-kaltenkrieg-1.199440
Metzner, Adolf: Kalter Krieg um Olympia – Was hat der Sport mit der Politik zu tun?.
Zeit Online. Aufgerufen am 29.3.2013 auf http://www.zeit.de/1964/36/kalter-krieg-umolympia
Zeit.de: Olympiaboykott: „Sie haben geweint wie Kinder“. Aufgerufen am 19.11.2013
auf http://www.zeit.de/online/2008/13/interview-judotrainer-olympia
Zeitschriften:
Malz, Stefan/Rohdewald, Stefan: Sport zwischen Ost und West-Beiträge zur
Sportgeschichte Osteuropas im 19. Und 20. Jahrhundert. Stadion 33- Internationale
Zeitschrift für Geschichte des Sports. Academia-Verlag 2007. S.297-305
Mertin, Evelyn: West Berlin: A bone of contention in the Soviet-West-German Sport
Relations. Stadion 36- Internationale Zeitschrift für Geschichte des Sports.
Academia-Verlag 2010. S.199-214
Teichler, Hans Joachim: Die Schwierigen Anfänge des Sports unter dem SEDRegime 1945-1957. Stadion 34- Internationale Zeitschrift für Geschichte des Sports.
Academia-Verlag 2008. S.243-260
Feststehende Quellen:
Balbier, Uta: Kalter Krieg auf der Aschenbahn. Der deutsch-deutsche Sport 19501972. Eine politische Geschichte. Paderborn 2007
Niese, Lars Holger: Sport im Wandel. Frankfurt am Main 1997
Wagg St./Andrews D.L. (Hrsg.): East Plays West. Sport and the cold war. London
2007
3. Schüler-/Schülerinnenteil
Auf den folgenden Seiten werden die Stundenbeispiele zum Thema vorgestellt. Sie
wurden nach dem Struktur-Kompetenzmodell geplant und ein großer Wert auf eine
multimediale Aufbereitung gelegt.
3.1
Stundenbeispiele
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3.1.1 Sachkompetenz - Über historische Begriffe und Kategorien
verfügen
Zu Beginn sollen die Schüler/Schülerinnen über die Fakten und Begriffe aufgeklärt
werden. Zur Auswahl stehen hier drei verschiedene Informationsquellen. Sie sind für
die Lehrperson individuell einsetzbar. Je nach Ausstattung des Klassenraumes oder
auch Vorliebe der Schüler/Schülerinnen.
Als Text und Ton unter,
http://www.kalenderblatt.de/index.php?what=thmanu&lang=de&manu_id=1777&sdt=
20130719.
Als Zusammenfassung mit Videos unter,
http://www.20min.ch/sport/dossier/olympiamomente/story/Der-Sport-als-Spielballder-Supermaechte-24330327.
Oder als kurze Zusammenfassung des Boykotts unter,
http://www.olympia-lexikon.de/Olympia-Boykott#Boykotts_des_Kalten_Krieges.
Hier eine von mir zusammengefasste Version des oben genannten Links.
Moskau und Los Angeles
In Moskau hoffte das IOC auf glanzvolle Spiele zum ersten Mal in einem OstblockLand. Doch am sportpolitischen Himmel zog zur Jahreswende 1979/80 ein
gewaltiges Gewitter auf. Truppen der Sowjetunion waren in das benachbarte
Afghanistan einmarschiert, um das dortige Regime im Bürgerkrieg zu stützen.
US-Präsident Carter forderte einen Boykott der Moskauer Spiele, falls sich die
Sowjets nicht bis zum 20. Februar zurückzögen. Als die UdSSR "stur" blieb, baute
sich im Westen unter Führung der USA-Regierung eine Boykott-Front auf, die aber
von Anfang an nicht fest gefügt war. Selbst US-Sportler sprachen sich heftig gegen
Boykott aus, aber die Carter-Administration blieb hart, drohte mit Pass-Entzug und
dem Ausland mit wirtschaftlichen Sanktionen. Sie verhinderte erstmals die OlympiaTeilnahme ihrer Mannschaft.
Auch in anderen Ländern wurde kontrovers diskutiert. Das bundesdeutsche NOK,
nach außen hin frei in seiner Entscheidung, sprach sich mehrheitlich für einen
Boykott aus, wohl auch unter dem Eindruck einer entsprechenden "Empfehlung" des
Deutschen Bundestages. In Großbritannien war die Regierung für den Boykott, die
Teilnahme wurde aber letztlich den Sportlern freigestellt. Die meisten Athleten fuhren
nach Moskau, wo auch die US-Verbündeten Frankreich, Finnland, Irland, Italien,
Neuseeland, Spanien und Schweden starteten.
65 NOKs von damals 148 vom IOC anerkannten boykottierten schließlich die Spiele
in Moskau, darunter die leistungsstarken Mannschaften USA, Bundesrepublik
Deutschland, Kanada, Japan, China, Kenia und Norwegen. 80 Mannschaften
starteten, das waren nur zwölf weniger als in Montreal 1976 beim Boykott der
Afrikaner.
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Anton Umundum, Matr .Nr. 0923684
Lehrerinnenfortbildung Sportkunde WS 2014
Auch der Boykott in Los Angeles 1984 blieb nicht aus. Im Mai 1984 kündigte die
UdSSR an, sie würde die Einladung nach Los Angeles ablehnen, "aus Furcht um die
Sicherheit ihrer Athleten angesichts der antisowjetischen und antikommunistischen
Aktivitäten in den USA".
Den Fachleuten aber war klar, dass dies eine Revanche für den Moskauer Boykott
der USA und einiger ihrer westlichen Verbündeten war. Die Sowjets machten die
Drohung wahr, Kuba, Afghanistan, Bulgarien, die CSSR, Äthiopien, die DDR,
Ungarn, Laos, Mongolei, Nordkorea, Polen, der Süd-Jemen und Vietnam schlossen
sich an. Als einziges Ostblockland startete Rumänien in Los Angeles.
Klärung der eventuell unklaren Begriffe:
 IOC: Internationales Olympisches Komitee
 Ostblock-Land: Alle Staaten die während dem Kalten Krieg im Bündnis mit der
Sowjetunion standen
 Carter-Administration: Regierung des Präsidenten Jimmy Carter, der von 1977
bis 1981 Präsident der USA war
 NOK: Nationales Olympisches Komitee
 Deutscher Bundestag: Das deutsche Gegenstück zum Österreichischen
Nationalrat
 Montreal 1976: Olympische Sommerspiele in Kanada
 Los Angeles 1984: Olympische Sommerspiele in den USA
 CSSR: Der kommunistische Vorgängerstaat der Tschechischen Republik
3.1.2 De-Konstruktionskompetenz - Fertige Geschichten analysieren
Zu Beginn dieser Einheit soll hier das unkommentierte Video der Eröffnungsfeier der
Olympischen
Spiele
in
Moskau
gezeigt
werden
(http://www.youtube.com/watch?v=xuopw84Ozok). Hier muss von der Lehrperson
darauf aufmerksam gemacht werden, dass auch dieses Bildmaterial, obwohl
unkommentiert,
natürlich
mit
einer
gewissen
Intention
gefilmt
und
zusammengeschnitten wurde.
Dann werden den Schülern/Schülerinnen drei verschiedene mediale Darstellungen
der Eröffnungsfeier aus dem Jahr 1980 vorgelegt.
Es werden jeweils die Texte ohne den Namen und die Herkunft der Reporter
angeben und die S/S sollen analysieren, ob eine politische Meinung vertreten wird,
aus welchem politischen System der Reporter ihrer Meinung nach kommt und
welche Stilmittel der Reporter verwendet, um seiner Meinung Ausdruck zu verleihen.
Zuerst sollen diese Fragen alleine ausgearbeitet und später im Plenum diskutiert
werden.
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Hier die drei verschiedenen medialen Darstellungen aus dem Jahr 1980
(http://www.deutschlandfunk.de/olympia-in-zeiten-des-kaltenkrieges.724.de.html?dram:article_id=98226).
ARD-Korrespondent
Gerd
Ruge
trennt
Politik
und
Sport.
„Als
die
22
Friedenstauben im Stechschritt ins Stadion getragen wurden, sah eigentlich niemand
auf den Tribünen so aus, als wolle er deshalb kommunistischer werden als vorher.
Man muss, glaube ich, Olympiade so nehmen wie sie immer gewesen ist, eben auch
Gelegenheit zur Selbstdarstellung eines Landes, das sich natürlich von seiner besten
Seite zeigen will, und schließlich als ein Sportereignis mit weltweiter Bedeutung. Und
dann wird man sagen müssen, dass die sowjetischen Organisatoren ihre Sache gut
gemacht haben. So ein nüchterner Blick auf das, was hier vorgeht, ist gesünder und
wichtiger, als eine krampfhafte Abwehrhaltung, die unbedingt normale Fehlleistungen
zu politisch beweisträchtigen Ereignissen hochspielen will."2 Der Sportchef der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Steffen Haffner, wählt das
politische Protestszenario.
“Ein gigantisches Marionettenspiel lebender Bilder im
Lenin-Stadion soll bei der Eröffnungsfeier von den Lücken ablenken. Die Gesten des
Protests beim Defilee der Nationen gegen den Überfall auf Afghanistan sprechen
eine andere Sprache und bleiben jedoch hilflos. Die Bildregie enthält sie den
Zuschauern vor. Statt hinter den gewohnten Nationalfarben ziehen vierzehn Teams
hinter dem IOC-Tuch mit den Ringen und zwei hinter ihren NOK-Fahnen ein. Sieben
Länder, darunter Frankreich, Italien und die Schweiz schicken nur ein Namensschild
in die Arena. Großbritannien entsendet einzig einen Fahnenträger. Die NOK-Fahne
Neuseelands mit weißen Ringen auf schwarzem Grund legt den Schluss nahe:
Trauer muss Olympia tragen."
Ohne einen Großteil der Top-Stars war der
sportliche Wert dieser Olympischen Spiele zweifelhaft, darüber konnten auch 36
Welt-
und
39
Europarekorde
nicht
hinwegtäuschen.
Der
frischgebackene
Zehnkampf-Weltrekordler Guido Kratschmer musste auf dem Höhepunkt seiner
Karriere zuschauen, wie der Brite Daley Thompson Gold gewann. Und für den
2
Kreuzer, Heinz Peter: Olympia in Zeiten des Kalten Krieges. Aufgerufen am
10.2.2014 unter http://www.deutschlandfunk.de/olympia-in-zeiten-des-kaltenkrieges.724.de.html?dram:article_id=98226
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Lehrerinnenfortbildung Sportkunde WS 2014
finnischen Ruderer Pertti Karppinen hätte sein Olympiasieg einen größeren Wert,
wenn er ihn gegen Peter-Michael Kolbe errungen hätte. Die sozialistischen Staaten
jubilierten, sie teilten das Edelmetall unter sich auf. Die Nationenwertung gewann
erwartungsgemäß Gastgeber Sowjetunion, vor der DDR.
Der DDR-Starreporter Heinz Florian Oertel feierte seine Helden mit
überschwänglichen Reportagen.
"Ganz klar in Führung Rica Reinisch, die einer
neuen Goldmedaille entgegenstrebt und anschlägt in diesem Augenblick, 1:00,86 –
neuer Weltrekord. Väter und angehende vielleicht, haben Sie Mut, nennen Sie Ihre
Neuankömmlinge des heutigen Tages Waldemar, Waldemar ist da. Cierpinski heißt
der Sieger. "3
3.1.3 Fragekompetenz - Fragen an die Vergangenheit stellen
Im nächsten Schritt werden zwei Videos mit Interviews von Sportlern/Sportlerinnen
aus dem Osten und aus dem Westen gezeigt. Es soll hier deutlich gemacht werden,
dass es aus Sportler-/Sportlerinnensicht egal war, aus welchem Teil der Welt man
stammte. Dieser Boykott von 1980 in Moskau und der darauf folgende in 1984 in Los
Angeles waren für beide Seiten eine verlorene Chance ihre Fähigkeiten zu
vergleichen. Weiters soll im Anschluss noch ein Bericht des US-Senders ABC über
die Entscheidung des Nationalen Olympischen Komitees der USA nicht an den
Spielen 1980 teilzunehmen gezeigt werden, um noch eine zusätzliche Meinung zu
diesem Thema zu erhalten.
Interviews mit einer Sportlerin aus dem Osten
(http://www.mdr.de/damals/video55080.html) und einem Sportler aus dem Westen
(http://www.mdr.de/damals/video55078.html).
Der Bericht des US-Senders ABC über die Entscheidung des Nationalen
Olympischen Komitees der USA, nicht an den Spielen 1980 teilzunehmen
(https://www.youtube.com/watch?v=b7bEdc5uivI).
Wie hättest du als Politiker, als Sportfunktionär oder als Sportler im Westen
gehandelt? Diese Frage wird zunächst den Schülern/Schülerinnen gestellt. Aber
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bevor sich hier eine Diskussion entwickelt, werden drei Gruppen gebildet, von denen
jede Gruppe einen dieser drei Parteien repräsentiert. In der Vorbereitungsphase
versorgt die Gruppe ihren Sprecher mit ausreichend Argumenten, um in der
Diskussion mit den anderen Gruppensprechern die Oberhand zu gewinnen
beziehungsweise ihre Argumente glaubhaft und stichhaltig darzubringen. Des
Weiteren soll versucht werden sich auf die Argumentationsweise der anderen
Parteien einzustellen um Gegenargumente zu finden.
Nach diesen Einheiten, in der sich die Schüler/Schülerinnen in eine vergangene Zeit
und in fremde Personen hineinversetzen mussten, sollen sie nun versuchen die
Geschichte
auf
das
eigene
Leben
zu
beziehen.
Da
den
meisten
Schülern/Schülerinnen einer Sportschule mit Sportkunde als Maturafach eine
Karriere als Profisportler sicherlich nicht fremd ist, wurde das folgende – hoch
aktuelle – Beispiel gewählt.
3.1.4 Orientierungskompetenz - Geschichte auf das eigene Leben
beziehen
Stellt euch vor ihr seid erfolgreiche Sportler eures Landes und habt die Chance zu
den Olympischen Spielen in Sotschi zu fahren. Ihr habt dort gute Chancen um die
Medaillen mitzukämpfen. Doch aufgrund von politischen Differenzen eures Landes
mit Russland beschließt eure Regierung die Spiele zu boykottieren. Doch ihr habt
Glück und euer NOK stellt es euch frei zu fahren.
Wie würdet ihr handeln? Glaub ihr ein Boykott hilft, die Missstände in Russland zu
beseitigen beziehungsweise aufzuzeigen? Erklärt ihr euch solidarisch mit eurer
Regierung oder findet ihr, dass ein Sportler ohnehin nichts ausrichten kann, eine
Reaktion vor allem politischer Natur sein sollte und ihr sicher nicht vier Jahre
umsonst trainiert haben wollt?
Die Schüler/Schülerinnen sollen einen kurzen Text schreiben, der in weiterer Folge
als Evaluierung herangezogen werden kann und soll.
Für diese Einheiten sind etwa drei Schulstunden geplant. Das Lerntempo und/oder
auch die jeweilige Zeit für die Präsentationen und Diskussionen sind von der
jeweiligen Gruppe und auch vom Lernfortschritt der Schüler/Schülerinnen abhängig.
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