FAHRZEUGE

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FAHRZEUGE
PRESSE- DOSSIER
Pressekonferenz:
Donnerstag 7. November 2013 um 11 Uhr
in der Collection de l’Art Brut, Lausanne
Anmeldung: Sophie Guyot, Medienverantwortliche
[email protected]
FAHRZEUGE
Wechselausstellung
8. November 2013 bis 27. April 2014
Avenue des Bergières 11, CH – 1004 Lausanne
www.artbrut.ch, [email protected], +41(0)21 315 25 70
08.11.2013 – 27.04.2014
Fahrzeuge
Fahrzeuge
Die Collection de l’Art Brut, deren historische Bedeutung unbestritten ist, umfasst heute
mehr als 60'000 Gemälde, Zeichnungen, Skulpturen, Textilwerke und Schriften. Um diesen
Reichtum auszuschöpfen, veranstaltet die neue Direktorin Sarah Lombardi eine Ausstellungsreihe, die ausschliesslich Werke aus dem Besitz der Lausanner Institution präsentiert.
Unter dem Titel «Biennalen der Art Brut» finden diese Ausstellungen alle zwei Jahre statt
und bieten die Möglichkeit, im Rahmen eines allgemeinen Themas Arbeiten, die noch nie
gezeigt wurden, zusammen mit bereits ausgestellten Werken vorzustellen, die so in neuer
Perspektive erscheinen.
Die erste Ausgabe ist dem Thema der Verkehrsmittel gewidmet. Sie umfasst mehr als 200
Werke von 42 Künstlern und veranschaulicht nicht nur die Besonderheiten ihrer jeweiligen
Produktion, sondern auch die Vielfalt der Techniken, Materialien, Formate und Schaffensweisen. Zur Ausstellung erscheint ein zweisprachiger Katalog in Französisch und Englisch,
der eine neue Reihe eröffnet: Art Brut, la collection, herausgegeben in Zusammenarbeit mit
5 Continents Editions (Mailand). Diese wichtige, international vertriebene Reihe lädt die
Leser zu einer virtuellen Besichtigung der Sammlung ein.
Ob sie nun dazu bestimmt sind, sich in der Luft, auf der Erde oder im Wasser fortzubewegen,
Fahrzeuge – von den einfachsten bis zu hochtechnologischen Typen – haben die Menschen seit je
fasziniert. Mit der Welt der Kindheit verbunden, der die Art-Brut-Künstler stets nahe stehen, verkörpern sie zudem eine Idee von zugleich physischer und sexueller Macht, welche die menschlichen Fähigkeiten erweitert.
Für manche Art-Brut-Künstler ist das Fahrzeug das einzige Thema; ihre gesamte Produktion ist
eine Auseinandersetzung mit ein und demselben Motiv. So erstellen sie Listen, Serien oder Verzeichnisse, in denen jedes Flugzeug, jedes Auto oder jeder Zug präzise und wohlgeordnet erfasst
sind, wie die Zeichnungen von Motooka Hidenori, David Braillon oder Gregory Blackstock zeigen.
Das fast manische Klassifizierungsbedürfnis und die Exaktheit scheinen für sie eine Notwendigkeit
zu sein und ihrem Wunsch nach Ordnung oder Weltaneignung zu entsprechen.
Andere befassen sich mit einer erweiterten Welt von Verkehrsmitteln. Das untrennbar mit dem
Begriff der Fahrt oder Reise verbundene Thema bedeutet ebenfalls Entdeckung und Erfahrung,
wie bei Willem van Genk, aber auch Gefahr. Der bedrohliche Aspekt der Fahrzeuge und das verstörende Chaos, das durch zahlreiche laufenden Maschinen erzeugt wird, werden in der Ausstellung von Lorna Hylton und Shi Yi Feng veranschaulicht.
André Robillard und Erich Zablatnik ersinnen futuristische Konstruktionen, fliegende Maschinen,
Gefährte mit Propellern oder Motoren. Von ihren Träumen getragen, verwandeln sich diese Utopisten in avantgardistische Mechaniker. Manchmal legen sie wie Fausto Badari, Serge Delaunay
und Emile Ratier eine starke Neugier für die Mechanik und eine wahre Begeisterung für Bewegung
und Fahrsysteme an den Tag.
Mittels ihrer Tätigkeit können zahlreiche Art-Brut-Künstler – vor allem die Gehbehinderten – ihrer
Zwangslage entkommen und ihr oft schwieriges Leben mehr oder weniger kontrollieren. So
symbolisiert das Fahrzeug für Clément Fraisse, Auguste Forestier und Sylvain Lecocq ganz besonders diesen Freiheitsdrang.
Auf dass diese Reise durch die Museumssammlung Ihnen Gelegenheit gebe, die gelegentlich allzu
vertrauten Gefilde der kulturellen Kunst aus einer anderen, «fremden» Perspektive zu betrachten –
eine Idee, die Jean Dubuffet gefallen hätte.
Leitung:
Kuratorium:
Sarah Lombardi
Anic Zanzi, Konservatorin der Collection de l’Art Brut
08.11.2013 – 27.04.2014
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PUBLIKATIONEN
Zur Ausstellung erscheint eine zweisprachige Publikation in Französisch und Englisch.
Sie eröffnet eine neue, international vertriebene Reihe mit dem Titel Art Brut, la collection,
herausgegeben in Zusammenarbeit mit 5 Continents Editions (Mailand).
Michel Thévoz und Anic Zanzi, Vorwort von Sarah Lombardi, Véhicules, Lausanne/Mailand,
Collection de l’Art Brut/5 Continents Editions, 2013, Reihe «Art Brut, la collection»
herausgegeben von Sarah Lombardi.
20,5 x 25,5 cm, 168 Seiten, 130 Farbabbildungen.
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Auszug aus dem Text Reisende ohne Fahrausweis von Anic Zanzi
«Die Vielfalt, Fülle und Verschiedenartigkeit der Modelle fasziniert bestimmte Art-Brut-Künstler. Um ihre
persönlichen Inventare zu erstellen, bilden sie ihre eigene Dokumentation, indem sie Zeitschriften,
Kataloge und Fachmagazine sammeln. Dies gilt insbesondere für Willem van Genk, Motooka Hidenori
und Helmut Nimczevski, die für ihr Archiv selber fotografieren; Gregory Blackstock seinerseits zeichnet
mit Hilfe seines phänomenalen Gedächtnisses, indem er sich von Lexikontafeln anregen lässt. Motooka
Hidenori und David Braillon suchen in ihren Kompositionen alle ihnen bekannten Zugstypen vollständig
zu erfassen, während Han Ploos van Amstel und Serge Delaunay von Autos besessen sind. Die einen
wie die anderen erstellen Listen, Serien, Verzeichnisse, in denen alle Flugzeugs-, Auto- oder Zugstypen
präzise und wohlgeordnet erfasst sind. Die Wiederholung, Nebeneinandersetzung und
Aneinanderreihung lassen gelegentlich feine Unterschiede zwischen den gezeichneten Modellen
hervortreten, erzeugen aber auch einen Masseneffekt, der die Unterscheidung für ein ungeschultes
Auge erschwert. Das fast manische Klassierungsbedürfnis und die Exaktheit scheinen für sie eine
Notwendigkeit zu sein und offenbaren ein Bedürfnis nach Ordnung oder Weltaneignung: für sie eine
Weise, die Welt zu erobern.»
Auszug aus dem Text Bitte weiterfahren! von Michel Thévoz
«Man wird sich bewusst, dass die unglaublich reiche und erfinderische imaginäre Welt der
Fortbewegung in der Art Brut uns zu den vergessenen Quellen dessen zurückführt, was wir unter
‘Kunst’ verstehen: Magie, Besessenheit, Anrufung, Therapie, Spiel und die Voraussetzungen der
Objektivität. Zweifellos ein regressives Vorgehen – doch man setzt die Regression mit Bedürftigkeit
gleich, was sie nicht verdient. Der kindliche Archaismus bringt uns zurück ins Stadium der
Potenzialitäten, zu verheissungsvollen Schnittpunkten, zum Reichtum der Anfänge, zu noch nicht
abgebauten Lagerstätten, zu den wuchernden Brachen der Kultur. Walter Benjamin spricht von der
«Hefe des Unfertigen»; die Fertigstellung würde tatsächlich bedeuten, die konkurrierenden
Virtualitäten aufzuheben, bei denen sich zu verspäten gelohnt hätte – was diese «Verspäteten»
nicht lassen können.
Historisch gesehen und paradoxerweise ist das Fahrzeug – verstanden als mechanisches
Verkehrsmittel gemäss dem Sinn, den wir dem Begriff heute gewöhnlich geben – mit der
Sesshaftwerdung aufgekommen. Die mit ihm verbundenen Fantasmen deuten in gewisser Weise
an, dass die neusteinzeitliche Revolution noch nicht stattgefunden hat – zumindest hat sie nicht
alle ihre Virtualitäten ausgeschöpft, sie hat abgetrieben, wurde verraten, lässt aber nicht locker. Die
imaginäre Welt der Fortbewegung bleibt in ihren ursprünglichsten Formen eine Potenzialität. Die
Art-Brut-Künstler, diese anthropologischen Dissidenten, neusteinzeitlichen Nachzügler und
anamnetischen Störenfriede, pflegen und unterhalten jedoch hartnäckig die Erinnerung an eine
Mobilität mit unzähligen Zukunftsaussichten, eine Erinnerung, die wir verdrängt haben. Sie
besteigen den Bummelzug oder den Rinderkarren und kommen nicht unbedingt an ihr Ziel, doch
sie erkunden Regionen, von denen wir im Hochgeschwindigkeitszug nur einen flüchtigen Blick
erhaschen.»
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Ein Kinderbuch im Verlag Thierry Magnier, Paris
Anic Zanzi, Véhicules d’Art Brut, Paris: Editions Thierry Magnier 2013, 16 x 21 cm, 32 Seiten.
Dieses Büchlein quillt über von ungewöhnlichen Autos, Flugzeugen, Lastwagen, Raketen und
Velos. Dieses bei Kindern beliebte Thema ist ein attraktives Mittel für eine erste Einführung in die
Art Brut. Bei jedem Werk wird der Leser aufgefordert, zu suchen, zu entziffern, zu zählen oder
wiederzuerkennen. Eine Einladung, durch Beobachtung einen spielerischen Zugang zu den
Werken zu finden und sich mit einer Kunst zu beschäftigen, die zugänglicher ist, als es scheinen
mag.
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AUSGESTELLTE KÜNSTLER
Giovanni ABRIGNANI
ALOÏSE
Benjamin ARNEVAL
Josef BACHLER
Fausto BADARI
Dominique BERTOLIATTI
Gregory BLACKSTOCK
David BRAILLON
François BURLAND
John BYAM
CARLO
Serge DELAUNAY
Curzio DI GIOVANNI
Anton DOBAY
Shi Yi FENG
Auguste FORESTIER
Clément FRAISSE
Johann HAUSER
HELMUT
Motooka HIDENORI
Lorna HYLTON
Franz KERNBEIS
Sylvain LECOCQ
Philippe LEMAIRE
Dwight M ACKINTOSH
Francis M AYOR
Gene MERRITT
Alain PAUZIÉ
Han PLOOS VAN AMSTEL
Guillaume PUJOLLE
Emile RATIER
Martial RICHOZ
André ROBILLARD
Hans SALETMEIER
Shinichi SAWADA
André STANTON
Jean TOURLONIAS
Willem VAN GENK
Pépé VIGNES
George WIDENER
Adolf WÖLFLI
Erich ZABLATNIK
Über einige Künstler werden in der Ausstellung Dokumentarfilme gezeigt.
Auguste Forestier (1887–1958) stammt aus einer
Bauernfamilie in der Lozère (Frankreich). Seit jeher von
Zügen fasziniert, unternimmt er mit ihnen unerlaubte
Fahrten. 1914 provoziert er die Entgleisung eines Zugs,
indem er Steine auf die Schienen legt. Nach diesem
Vorfall wird er in eine psychiatrische Klinik eingewiesen,
in der er bis zu seinem Tod lebt. In der Anstalt zeichnet
er mit Farbstiften, fertigt Medaillen an, die er mit Stolz
trägt, und schnitzt Knochen, die er sich in der Küche
besorgt. Später richtet er sich in einem Gang der Klinik
ein kleines Atelier ein, in dem er Personen, Tiere und
Schiffe mit einem Schustermesser aus gesammelten
Holzstücken schnitzt. Er verwendet auch Stoffe oder
Leder, Medaillen, Schnüre und verschiedene
Abfallobjekte.
Franz Kernbeis ist 1935 in Prigglitz (Österreich) als
jüngstes von sieben Kindern geboren. Er besucht acht
Jahre lang die Volksschule und arbeitet dann auf dem
elterlichen Bauernhof. 1955 wird er aufgrund
psychischer Störungen in die Klinik Maria Gugging
eingewiesen. Zu Beginn verharrt er in Schweigen, sitzt
stundenlang unbeweglich auf einem Stuhl oder geht
mit geschlossenen Augen im Kreis. Mit 44 Jahren
beginnt er im «Haus der Künstler», in dem gewisse
Insassen leben und arbeiten, grosse Kompositionen
mit Farbstiften zu schaffen, auf denen Personen, Tiere
und Fahrzeuge vorkommen. Im Laufe der Jahre
bessert sich sein Zustand. Neben der Zeit, die er mit
Zeichnen verbringt, unternimmt er lange
Spaziergänge und kümmert sich um ein Blumenbeet
vor der Institution.
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Fahrzeuge
Johann Hauser (1926–1996) ist in Pressburg – heute
Bratislava – in der Slowakei geboren. Er besucht eine
Sonderschule, bleibt jedoch Analphabet. Da man ihn
für geistig zurückgeblieben hält, wird er mit 17 Jahren
in eine Anstalt eingewiesen. Man beschreibt ihn als
verträumt, impulsiv und streitsüchtig. 1949 nimmt ihn
die Klinik Maria Gugging bei Wien auf, wo er bis zu
seinem Tod lebt. Später wird er im «Haus der
Künstler» untergebracht, einem neben der Klinik
liegenden Wohngebäude. Sein Arzt, Dr. Leo Navratil,
ermutigt ihn zu zeichnen.
Johann Hauser lässt sich von Starporträts, aktuellen
Bildern und Fotos von Kriegsgerät und Fahrzeugen in
illustrierten Zeitschriften anregen. Unter Missachtung
von Darstellungsprinzipien, Proportionen und der Perspektive erfindet er sein eigenes grafisches System.
Sein Formenrepertoire besteht aus Elementen, die
häufig männliche und weibliche Geschlechtsteile
darstellen. Die Ausdruckskraft seiner Kompositionen
schwankt zwischen der Wildheit seiner kindlichen
Triebe und einer unleugbaren zeichnerischen Meisterschaft.
Francis Mayor (1904–1995) wird in Lausanne als
Sohn einer ledigen Mutter geboren. Die ersten Jahre
verbringt er mit ihr in Algerien, bevor beide in die
Schweiz zurückkehren. Mehrmals sucht seine Mutter
ihn loszuwerden, indem sie ihn beispielsweise in den
Lac de Bret stösst. Von einem Arzt gerettet, wird er zu
Pflegeeltern gegeben und dann in ein Waisenheim
eingewiesen, aus dem er flieht, um von zwei Brüdern
aufgenommen zu werden. 1923 verlässt er die Schweiz
und tritt in die Marineschule in Les Sables-d’Olonne
ein. Als Steuermann fährt er zwischen der Frankreich
und den Pazifikinseln hin und her. Nach seiner
Rückkehr in die Schweiz in den 1930er-Jahren heiratet
er und arbeitet bei der Schifffahrtsgesellschaft des
Genfersees. Kurz darauf lässt er sich scheiden. Bis
1986 ist nichts mehr über ihn bekannt. Damals weist
man ihn in ein Altersheim ein. Als Einzelgänger verbringt er seine Tage damit, seine Werke zu schaffen
und Tiere zu ernähren, für die er in seinem Zimmer
Fleisch hortet. Francis Mayor schafft Collagen, deren
Hauptthemen das Meer, Schiffe und die Religion sind.
Er sammelt Bilder aus Magazinen und Fernsehprogrammen. Manchmal fügt er in seine Kompositionen
Pflanzenelemente, Sand oder Alltagsobjekte wie
Wattebäusche oder Trinkhalme ein. Seine
Assemblagen koloriert er mit Gouache oder Farbstiften.
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Fahrzeuge
Clyde Eugene Merritt, genannt Gene Merritt, ist 1936
in South Carolina (USA) geboren, wo er immer noch
lebt. Im Alter von etwa fünf Jahren erkrankt er an
einem starken Fieber, auf das seine geistige
Behinderung zurückzuführen ist. Seine Kindheit ist
durch die Alkoholsucht seiner Eltern, wiederholte
Aufenthalte in Pflegeheimen und den Selbstmord
seiner Mutter geprägt. Nach diesem Drama lässt er
sich mit seinem Vater in Fort Mill nieder und verfällt
seinerseits dem Alkohol. 1972, im Alter von 36 Jahren,
findet er sich allein wieder und wird von der Sozialhilfe
abhängig. Später lebt er in einem Wohnmobil in Rock
Hill. Während dieser Zeit schafft er mit Kugelschreiber
seine ersten Zeichnungen in einer ganz besonderen
grafischen Sprache: Die Gesichter von Fernseh-, Filmoder Musikstars bestehen aus zahlreichen Fragmenten
in der Art eines Puzzle und erhalten eine
Bildunterschrift, die zwischen runden oder eckigen
Klammern steht. Er stellt auch Fahrzeuge dar,
hauptsächlich Sammlungsautos. Seine Kompositionen
fertigt er meist auf Tischsets oder Linienpapier aus
dem Gedächtnis an. Gelegentlich spielt er elektrische
Gitarre und Kontrabass.
Motooka Hidenori ist 1978 in der Präfektur Hyôgo
geboren und lebt heute in Kôbe (Japan). Bereits als
Drei- oder Vierjähriger ist er von Zügen fasziniert. Er
begibt sich häufig in Bahnhöfe und fotografiert die
Fahrzeuge stets von vorne, bevor er die Bilder sorgsam
in Ordnern aufbewahrt. Sobald er von der Lancierung
eines neuen Modells hört, macht er sich auf den Weg,
um es zu fotografieren. Er arbeitet als Tellerwäscher in
der Küche eines Hotels und erfüllt diesen Job mit
grosser Aufmerksamkeit. Kurz vor 1995 beginnt
Motooka Hidenori zu zeichnen. Er stellt die von vorne
dargestellten Züge eng aneinandergedrängt auf
Kopierpapier oder auf der Rückseite von
Werbeschriften dar. So gibt er beispielsweise auf fast
obsessionelle Weise ca. 100 verschiedene Loks der
Ortslinie Hankyu wieder. Der Künstler hat den Ehrgeiz,
alle ihm bekannten Modelle auf einem einzigen Träger
zu vereinen. Er vergrössert die Fläche seiner Werke,
indem er mehrere Blätter aneinanderfügt und die
Fahrzeuge komprimiert, um möglichst viele auf einem
Blatt unterzubringen.
08.11.2013 – 27.04.2014
Fahrzeuge
Guillaume Pujolle (1893–1951) ist in Saint-Gaudens (Frankreich) geboren. Schon früh arbeitet er in der
väterlichen Kunstschreinerei. 1913 wird er zur Armee eingezogen und gerät in Gefangenschaft. Bei
Kriegsende freigelassen, wird er Zöllner in Metz und heiratet 1924. Aufgrund psychischer Probleme wird er mit
33 Jahren in die psychiatrische Klinik in Toulouse eingewiesen, wo er bis zu seinem Tod lebt. Sieben Jahre
nach seiner Einweisung beginnt er zu zeichnen. Ein Arzt ermutigt ihn zu dieser Tätigkeit und sammelt Pujolles
Arbeiten. Der Künstler lässt sich von Fotografien und Illustrationen anregen, die er nach seiner Art weiter
entwickelt. Er arbeitet mit Gouache, benützt aber auch verschiedene Arzneimittel, die er aus dem Labor seiner
Anstalt entwendet, wie Jodtinktur, Methylblau und Mercurochrom. Seine Arbeitsinstrumente bastelt er sich
selbst, insbesondere Pinsel aus eigenen Haarlocken mit einem gerollten Papier als Stiel. Daneben setzt er
auch Zirkel, Winkel und Lineal ein, von denen er sich nie trennt. Seine Kompositionen gleichen malerischen
Einlegearbeiten, in denen sich Linien und Arabesken mischen. 1947 beginnt er ungewöhnliche Skulpturen
aus Wegwerfmaterial und grob behauenen Holzstücken anzufertigen. Alltagsgegenstände werden
zweckentfremdet und erhalten eine neue Bedeutung. Nach 14-jährigem Schaffen stellt er seine künstlerische
Aktivität vollständig ein.
Willem van Genk (1927–2005) ist in Voorburg (Niederlande) geboren. An schweren Gesundheitsproblemen
und Verhaltensstörungen leidend, beginnt er in der Schule und zu Hause zu zeichnen. Dieses Ausdrucksmittel
erlaubt ihm, einer einsamen und schwierigen Kindheit zu entfliehen. Später wird er in einem Waisenhaus
untergebracht und besucht anschliessend eine christliche Kunstgewerbeschule, wo er Unterricht in
Werbegrafik erhält. Da er sich nicht anpassen kann, wird er in einer Werkstatt für geistig Behinderte in Den
Haag aufgenommen. Seine Werke entstehen in seiner Wohnung. Er malt, arbeitet aber auch mit Scherenschnitt und Collage. Die Themen sind von Reisen angeregt, die er insbesondere in die ehemalige UdSSR,
nach, Rom, Paris Madrid, Kopenhagen, Köln und Prag unternimmt, aber auch von Reiseführern oder
Fotografien aus seiner eigenen Dokumentation. 1988 hört er mit Malen auf und fertigt Busmodelle aus
Wegwerfmaterial an.
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Fahrzeuge
FÜR DIE MEDIEN VERFÜGBARE BILDER
Curzio di Giovanni
Unnaa Posc Rossa Scurra Rossa
Rossa Svossvagherrrrrrrrrrrrr, 2002
Bleistift und Farbstift auf Papier
24 x 33 cm
Foto: Atelier de numérisation –
Ville de Lausanne
© Bildnachweis
Collection de l’Art Brut, Lausanne
Fausto Badari
Ohne Titel, 2011
Fettkreide auf Papier
50 x 70 cm
Foto: Atelier de numérisation –
Ville de Lausanne
© Bildnachweis
Collection de l’Art Brut, Lausanne
Josef Bachler
Auto 1, 1972
Bleistift und Farbstift auf Papier
14,8 x 21 cm
Foto: Atelier de numérisation –
Ville de Lausanne
© Bildnachweis
Collection de l’Art Brut, Lausanne
Serge Delaunay
Paris-Moskau-Peking 1994, 1993
Filzstift auf Papier
73 x 55 cm
Foto: Atelier de numérisation –
Ville de Lausanne
© Bildnachweis
Collection de l’Art Brut,
Lausanne
David Braillon
TGV Süd-Ost, 2000
Kugelschreiber und Farbstift auf Papier
29,7 x 126,3 cm
Foto: Atelier de numérisation - Ville de Lausanne
© Bildnachweis Collection de l’Art Brut, Lausanne
Auguste Forestier
Ohne Titel, um 1935–1949
Holz und versch. Materialien
68 x 82 x 29 cm
Foto: Atelier de numérisation –
Ville de Lausanne
© Bildnachweis
Collection de l’Art Brut, Lausanne
Franz Kernbeis
Ohne Titel, 1990
Farbstift auf Papier 150 x 180 cm
Foto: Atelier de numérisation –
Ville de Lausanne
© Bildnachweis
Collection de l’Art Brut, Lausanne
Johann Hauser
Ohne Titel, um 1958–1978
Fettkreide auf Papier
31 x 45 cm
Foto: Atelier de numérisation –
Ville de Lausanne
© Bildnachweis
Collection de l’Art Brut, Lausanne
Francis Mayor
Zum Gedenken an «Major
Davel», um 1990
Malerei und Collage auf Papier
33,5 x 48 cm
Foto: Atelier de numérisation –
Ville de Lausanne
© Bildnachweis
Collection de l’Art Brut,
Lausanne
Motooka Hidenori
Züge, 1995
Bleistift und Farbstift auf Papier
36,5 x 28 cm
Foto: Atelier de numérisation –
Ville de Lausanne
© Bildnachweis
Collection de l’Art Brut, Lausanne
08.11.2013 – 27.04.2014
Fahrzeuge
Gene Merritt
Get around Car, 1998
Kugelschreiber auf Papier
27.9 x 35.3 cm
Foto: Atelier de numérisation –
Ville de Lausanne
© Bildnachweis
Collection de l’Art Brut,
Lausanne
Guillaume Pujolle
Die Provence, 1946
Aquarell, Tinte und
Laborprodukte auf Papier
48 x 63 cm
Foto: Atelier de numérisation –
Ville de Lausanne
© Bildnachweis
Collection de l’Art Brut, Lausanne
Guillaume Pujolle
Ohne Titel, ca. 1949-1950
Holz und verschiedene Materialien
13 x 27 x 18 cm
Foto: Atelier de numérisation –
Ville de Lausanne
© Bildnachweis
Collection de l’Art Brut, Lausanne
Willem van Genk
Tube station, 1970
Collage und Malerei auf Holz
75 x 124 cm
Foto: Atelier de numérisation –
Ville de Lausanne
© Bildnachweis
Collection de l’Art Brut,
Lausanne
Willem van Genk
Ohne Titel, um 1988–2005
verschiedene Materialien
28,5 x 89 x 17,5 cm
Foto: Atelier de numérisation –
Ville de Lausanne
© Bildnachweis
Collection de l’Art Brut,
Lausanne
George Widener
Weekend Cruiser, 2005
Tinte auf Papier
97 x 144 cm
Foto: Atelier de numérisation –
Ville de Lausanne
© Bildnachweis
Collection de l’Art Brut,
Lausanne
Erich Zablatnik
Ohne Titel, 1989
Filzstift, Farbstift und
Lack auf Karton
59,8 x 40 cm
Foto: Atelier de numérisation –
Ville de Lausanne
© Bildnachweis
Collection de l’Art Brut, Lausanne
08.11.2013 – 27.04.2014
Fahrzeuge
BEGLEITPROGRAMM ZUR AUSSTELLUNG
RETROBUS
Während der Vernissage:
Am Donnerstag 7. November 2013 steht dem Publikum ein Lausanner Trolleybus von 1932
zur Verfügung, um eine Fahrt von der Collection de l’Art Brut aus zu unternehmen
(von 19.30 bis 21.00 Uhr).
Pendelbusse am Sonntag:
Von 10.45 bis 18.30 Uhr: Pendeldienst mit Trolleybussen von 1964 zwischen dem Bahnhof SBB
(Haltestelle Linie 21) und der Haltestelle Beaulieu–Jomini vor der Collection de l’Art Brut. Fahrplan
auf www.artbrut.ch
24. November 2013
15. Dezember 2013
26. Januar 2014
16. Februar 2014
23. März 2014
27. April 2014
SEIFENKISTENRENNEN
Der vom Espace 44 organisierte Anlass fordert die Kreativität der Teilnehmenden heraus: Um am
Rennen teilzunehmen, muss ein originelles, fantasievolles Fahrzeug gebastelt werden.
Bei einer Besichtigung der Ausstellung Fahrzeuge können sich die potenziellen MechanikerKünstler Anregungen holen.
Daten, Anmeldung, Reglement und detaillierte Informationen
ab Januar 2014 unter: www.espace44.ch
08.11.2013 – 27.04.2014
Fahrzeuge
WICHTIGE DATEN
Pressekonferenz Donnerstag 7. November 2013, 11 Uhr,
in der Collection de l’Art Brut, Lausanne
- in Gegenwart von Sarah Lombardi, Direktorin der Collection de
l’Art Brut, und Anic Zanzi, Ausstellungskuratorin.
Anmeldung: [email protected]
Michel Thévoz steht für Telefongespräche zur Verfügung
(021 / 634 87 55).
Öffentliche Vernissage Donnerstag 7. November 2013, 18.30 Uhr,
in der Collection de l’Art Brut, Lausanne
- in Gegenwart von Michel Thévoz, dem ersten Konservator der
Collection de l’Art Brut und Ko-Autor des Bandes «Véhicules»
Retrobus-Fahrt
Während der Vernissage kann das Publikum mit einem
Lausanner Trolleybus von 1932 eine Fahrt von der Collection de
l’Art Brut aus unternehmen (von 19.30 bis 21.00 Uhr).
Kostenlose Führungen 17. November 2013 um 11 Uhr 16. Februar 2014 um 11 Uhr
25. Januar 2014 um 14 Uhr
29. März 2014 um 14 Uhr
Am 25. Januar und 29. März 2014 finden gleichzeitig mit den
öffentlichen Führungen Workshops für das junge Publikum statt.
Während die Eltern die Ausstellung besichtigen, können sich die
Kinder schöpferisch betätigen.
Kostenlose Führung Donnerstag 14. November um 17 Uhr
für Lehrpersonen Ein pädagogisches Dossier kann heruntergeladen werden unter
www.artbrut.ch > visites > groupe-classe
Kostenlose Führungen mit 24. November 2013 um 14 Uhr
Animation für 4- bis 8-Jährige 23. März 2014 um 14 Uhr
Workshops 25. Januar 2014 um 14 Uhr
für 6- bis 10-Jährige 12. Februar 2014 um 14 Uhr
Dauer: 1 Std. 45 Min.
Preis: 10.– Kind
12. März 2014 um 14 Uhr
29. März 2014 um 14 Uhr
Spielalbum für die Für Kinder von 8 bis 12 Jahren.
Ausstellung Fahrzeuge Wird gratis mit einer Schachtel Farbstifte abgegeben.
Führungen Auf Anfrage für Gruppen und Klassen:
in Französisch, Deutsch, Englisch und Italienisch.
Besichtigungen mit Klasse Anmeldung obligatorisch
Di, Mi und Fr 11–18 Uhr
Do 9–18 Uhr
Besichtigungen mit Animation Auf Anfrage
für 4- bis 12-Jährige Dauer 30 Min., Preis 4.–/Kind
Kontakt und Anmeldungen für alle auf www.artbrut.ch oder unter Tel. 021/ 315 25 70
Besichtigungen und Workshops nach Massgabe der verfügbaren Plätze
08.11.2013 – 27.04.2014
Fahrzeuge
PRAKTISCHE INFORMATIONEN
Pressematerial Abbildungen und Pressedossier zum Herunterladen auf
www.artbrut.ch unter der Rubrik:
média > dossiers de presse.
DVDs der im Rahmen der Ausstellung gezeigten Filme können
der Presse auf Anfrage geliefert werden.
Medienkontakt Sophie Guyot
Tel. +41 21 315 25 84 (Di, Mi Morgen, Do)
[email protected]
Adresse
Collection de l'Art Brut
Avenue des Bergières 11
CH – 1004 Lausanne
www.artbrut.ch
Tél. +41 21 315 25 70
Fax +41 21 315 25 71
[email protected]
Öffnungszeiten Di bis So 11–18 Uhr
Geöffnet an Feiertagen und Ostermontag
Geschlossen am 24. und 25. Dezember 2013 und 1. Januar 2014
An jedem ersten Samstag im Monat Eintritt frei
Eintrittspreis Fr. 10.–
Ermässigt: Fr. 5.–
Gruppen ab 6 Personen: Fr. 5.–
Arbeitsuchende und Kinder bis 16 Jahren: Eintritt frei
Anreise Mit dem Bus
Beaulieu
Von St-François: Linie 2, Haltestelle Beaulieu-Jomini.
Vom Bahnhof: Linien 3 et 21, Haltestelle Beaulieu-Jomini.
Beaulieu
Zu Fuss: 25 Min. vom Bahnhof; 10 Min. von der Place
P
de la Riponne
Mit dem Auto: Autobahn, Ausfahrt Lausanne-Blécherette,
Lausanne
den
Wegweisern Palais de Beaulieu folgen.. Parking Beaulieu.
Beschränkte Mobilität:
Die Ausstellung Fahrzeuge ist für gehbehinderte Personen
teilweise zugänglich.
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