Komplikationen im Umgang mit enteralen Ernährungssonden

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Komplikationen im Umgang mit enteralen Ernährungssonden
Intensivpflege | Intensivmedizin
wie postoperative Schmerzen, Gabe von
F o to : T h ie m e A r c h i v / Ma r ku s N ie t h a m m e r
204
Sedativa oder sedierende Schmerzmitteln
gehemmt, kann es durch Aspirationen zur
Pneumonie kommen (Abb. 1).
In der retrospektiven Studie von Bullock
und Mitarbeitern aus der chirurgischen Abteilung der Universitätsklinik von Louisville, Kentucky/USA [1] wurden unter dieser
Fragestellung die Akten von 1.669 Patienten ausgewertet, bei denen in einem Untersuchungszeitraum von sechs Monaten eine
abdominal-, kardio- oder thoraxchirurgische Operation durchgeführt wurde. Die
Diagnose einer Pneumonie wurde anhand
der Aktenlage gestellt, wenn mindestens
.. Fieber > 38,3 ° C über mindestens 24
Stunden
.. Leukozytose > 12.000/mm
.. Infiltrate auf dem Thoraxröntgenbild
.. positive Sputumkultur oder purulentes
Neue Studien definieren klinische Standards
Komplikationen im Umgang
mit enteralen Ernährungssonden
Hardy-Thorsten Panknin
3
Sputum mit mehr als 25 Leukozyten
.. PaO /FiO (Verhältnis zwischen artepro Gesichtsfeld
2
2
riellem Sauerstoff-Partialdruck und
zugeführtem Sauerstoffanteil im Beat-
Aufgrund von wissenschaftlichen Studien der letzten Jahre ist bekannt, dass
mungsgas): < 250 mmHg
Intensivpatienten von einer frühzeitigen enteralen Ernährung profitieren.
Bei Anwendung dieser Kriterien wurde
Während noch vor zehn Jahren nach größeren Operationen oder nach
bei 77 der 1.669 Patienten (4,6 %) eine
Myokardinfarkt über mehrere Wochen eine parenterale Ernährung appliziert
Pneumonie diagnostiziert. Nach korona-
wurde, ist heute allgemein anerkannt, dass hierdurch die Rate infektiöser
Komplikationen eher ansteigt.
Durch die Zufuhr hochkalorischer Infusi-
potenziell pathogener Erreger im Magen-
onen über einen zentralen Venenkatheter
Darm-Kanal. Die Applikation von Sonden-
steigt beispielsweise das Risiko einer ge-
kost soll entleerungsadaptiert erfolgen,
fäßkatheterassoziierten Infektion mit kon-
d. h. vor jeder Sondenmahlzeit ist der Fül-
sekutiver Sepsis. Auch die Rate von Pneu-
lungszustand des Magens durch Aspiration
monien infolge einer maschinellen Venti-
zu prüfen. Gleichartige Aussagen finden
lation korreliert signifikant mit der Dauer
sich auch in der aktuellen US-amerikani-
einer parenteralen Ernährung. In der neu-
schen Leitlinie zur Prävention nosokomia-
eren Literatur wird überwiegend zu einer
ler Pneumonien.
gelegt werden muss. Vermutlich verringert
Nasogastrale Magensonde
und Pneumonieentstehung
die enterale Ernährung das Pneumonieri-
Aufgrund theoretischer Überlegungen ist
siko dadurch, dass sie die physiologische
es allerdings auch durchaus denkbar, dass
Magen-Darm-Motorik in Gang bringt und
eine
hierdurch einen Reflux von ungepuffertem
Aspirationen begünstigt. Immerhin wird
Magensekret in den Rachenraum verhin-
durch die Sonde der obere Ösophagus-
dert. Die regelmäßige Entleerung des Ma-
mund ständig offen gehalten. Wird zu-
gens und die Sekretion von Verdauungsen-
sätzlich der Hustenreflex durch Faktoren
nasogastrische
Q ue l l l e : A u t o r
abdominalchirurgischen Eingriffen 2 %. Bei
zymen verhindern auch ein Überwuchern
auch wenn hierfür eine Ernährungssonde
Patienten eine Pneumonie, nach anderen
thoraxchirurgischen Eingriffen 3 %, nach
Einführung
frühzeitigen enteralen Ernährung geraten,
rer Bypasschirurgie entwickelten 5 % der
Nasogatrische
Ernährungssonde
Offenhaltung des oberen
Ösophagussphinkters
„Hochsteigen“ von Nahrung/
Magensekret in den
Rachenraum
Mikro-/Makroaspiration
Unterdrückung
des Hustenreflexes
durch
• Nachwirkung
der Narkose
• Sedativa
• Schmerzmittel
Ernährungssonde
PNEUMONIE
Wacher Patient,
normaler
Hustenreflex
KEINE
PNEUMONIE
Abb. 1 Modell zum Einfluss einer nasogastrischen
Ernährungssonde auf die Entstehung einer postoperativen Pneumonie
Heruntergeladen von: Thieme Verlagsgruppe. Urheberrechtlich geschützt.
drei der folgenden Faktoren vorlagen:
Intensivpflege | Intensivmedizin
Nichtradiologische ­Methoden
zur Lagekontrolle einer
­Magensonde
33 der 77 Patienten (42,8 %) erfolgte die Ernährung enteral über eine Sonde.
In 31 Fällen handelte es sich um eine
..
nasogastrische Sonde, in einem Fall um
Auskultation über dem Xiphoidfortsatz
eine Gastrostomiesonde, in einem weite-
des Brustbeins während des Einsprit-
ren Fall um eine Jejunostomiesonde. Die
zens von 30–50 ml Luft in die Sonde
Autoren stellen fest, dass Patienten mit
..
mittels einer Blasenspritze (Abb. 2)
nasogastrischer Sonde bei Vorliegen ei-
pH-Messung mittels Indikatorpapier-
ner Pneumonie eine fast doppelt so hohe
streifen mit semiquantitativer pH-
Letalität hatten wie Patienten ohne Sonspekulieren. Beispielsweise könnte es zu
vermehrten Aspirationen in der „Sondengruppe“ gekommen sein. Diese Aspiratio-
Abb. 2 Die korrekte Lage der Magensonde wird durch
Auskultation mittels Stethoskop über den Magen – während mit einer 20–50-ml-Spritze bei Erwachsenen Luft
in die Sonde insuffliert wird – überprüft. Bei korrekter
intragastraler Lage ist ein charakteristisches „Blubbern“
über den Magen auskultierbar
nen können allerdings kaum während der
Wert-Angabe
optische pH-Abschätzung mittels Lackmuspapier
optische Überprüfung des Aspirats (Farbe, Konsistenz)
Messung der Länge der Magensonde im
Applikation von Sondennahrung erfolgt
sein, da die Autoren mehrfach betonen,
risch gewachsenes Vorgehen praktiziert.
dass die Zufuhr von Sondennahrung stets
In zwei aktuellen internationalen Studien
in Oberkörperhochlagerung des Patienten
wurden daher literaturbasierte Pflegestan-
und erst nach sorgfältiger Kontrolle des
dards zum Umgang mit den Sonden entwi-
Füllungszustands des Magens erfolgte.
ckelt und in Kliniken in Australien und den
Wann diese hypothetischen Aspirationen
USA in Kraft gesetzt.
konkret stattgefunden haben sollen, bleibt
..
..
..
Körper ab Nasenöffnung, in Relation zur
..
Körpergröße des Patienten
Überprüfung respiratorischer Zeichen
(Röcheln, Husten), die bei Fehllage in
..
den Bronchien auftreten können
Kapnografie (Messung des CO2-Gehalts
in der Sonde, positiv bei Fehllage in den
Bronchien)
Lagekontrolle nach dem Legen der
Sonde: Einführung von pH-Indikatorstreifen
Die korrekte Lage der Magensonde wird
Die Pflegedienstleitungen Sue Peter und
durch Auskultation mittels Stethoskop
Je früher ein Patient heute enteral ernährt
Fenella Gill aus dem Prinzessin-Margaret-
über den Magen –
wird, desto größer sind seine Chancen, den
Kinderkrankenhaus in Perth/Australien be-
20–50-ml-Spritze bei Erwachsenen Luft in
Intensivaufenthalt ohne die oben genann-
schäftigten sich in ihrer Studie ausschließ-
die Sonde insuffliert wird – überprüft. Bei
ten unerwünschten Komplikationen zu
lich mit der Frage, wie die richtige Sonden-
korrekter intragastraler Lage ist ein cha-
erleiden. Intensivpatienten erhalten daher
lage im Magen am besten überprüft werden
rakteristisches „Blubbern“ über den Ma-
heute im Allgemeinen frühzeitig eine Ma-
kann [2]. Sie fanden hierzu fünf Arbeiten, in
gen auskultierbar (Abb. 2).
gensonde.
denen beschrieben wurde, dass die Rönt-
Unter den genannten Methoden wurde
Während das Anlegen einer solchen
gen-Lagekontrolle die einzige absolut si-
in der Literatur lediglich die semiquantita-
Sonde auf den meisten Intensivstationen
chere Methode zur Verifizierung einer Lage
tive pH-Messung mittels Indikatorpapier
von einem Arzt vorgenommen wird, ob-
der Sondenspitze im Magen ist. Die Durch-
als nahezu gleich gut wie die röntgenolo-
liegt die Verabreichung der Ernährungs-
führung einer Röntgenaufnahme als Rou-
gische Lagekontrolle angesehen. Alle ande-
lösungen, die Spülung der Sonde und die
tinemethode verursacht aber in der Praxis
ren Methoden, besonders das Einspritzen
Zerkleinerung und Verabreichung von Ta-
meist Probleme. Der Patient muss um-
von Luft und die Auskultation über dem
bletten oder Kapseln über die Sonde übli-
ständlich in die Röntgenabteilung des Kran-
Magen (sog. Blubbertest), gelten als un-
cherweise dem Pflegepersonal. Auf man-
kenhauses transportiert werden, wodurch
zuverlässig. Exakt vergleichende Arbeiten
chen Stationen ist es aber auch durchaus
die frisch gelegte Sonde wieder dislozieren
im Sinne einer randomisierten Studie zu
gängige Praxis, dass der Pflegedienst die
kann. Die zusätzlichen Kosten, die Strah-
den Vorgehensweisen konnten die Auto-
Sonde eigenverantwortlich legt und hier-
lenbelastung und die Notwendigkeit, einen
ren allerdings nicht auffinden. Sie favo-
bei auch die Lagekontrolle vornimmt.
Röntgenarzt herbeizurufen, sind weitere
risierten dennoch die Einführung einer
letztlich offen.
Nasogastrale Ernährungssonden
in der Intensivmedizin
während mit einer
Die pflegerischen Standards zum Le-
Hemmnisse. Nicht radiologisch geschulte
pH-basierten Lagekontrolle in ihrer Klinik.
gen und zur Lagekontrolle von enteralen
Ärzte sollten nach Auffassung der Autoren
Des Weiteren entwickelten sie einen Pfle-
Ernährungssonden differieren allerdings
die Lage von Magensonden im Röntgenbild
gestandard, in dem vorgeschrieben wurde,
ebenso wie die Pflegestandards zum Um-
nicht beurteilen, da Fehlinterpretationen in
dass nach Erreichen der gewünschten Son-
gang mit der Sonde, beispielsweise zum
der Literatur beschrieben wurden. Alterna-
dentiefe der Patient auf die linke Seite ge-
Nachspülen nach Gabe von Nährlösungen
tiv zur Röntgenmethode wurden folgende
legt und mindestens 0,5–1 ml Mageninhalt
oder zur Auflösung von Verstopfungen der
Testmethoden von den Autoren in Litera-
aspiriert werden soll. Die abgezogene Flüs-
Sonde. In vielen Kliniken wird ein histo-
turarbeiten identifiziert (Kasten).
sigkeit wurde mit einem Indikatorstreifen,
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de! Über die Ursachen können sie nur
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Intensivpflege | Intensivmedizin
der den pH-Bereich von 4–7 umfasste, ge-
Die Einführung dieser Maßnahmen in
testet. Bei pH < 5,5 galt eine korrekte Son-
ihrer Klinik wurde durch Schulungen be-
Deutschsprachiger Übersichtsartikel
aus ärztlicher Sicht
denlage im Magen als bewiesen. Wurde pH
gleitet und führte vor allem zu einer deutli-
Eine aktuelle deutsche Übersichtsarbeit
> 5,5 gemessen oder wurde kein Aspirat
chen Verbesserung der Dokumentation der
zum Umgang mit Ernährungssonden wur-
korrekten Vorgehensweise.
de kürzlich in der Zeitschrift „Der Anästhe-
So stieg beispielsweise die
sist“ veröffentlicht [4]. Die Autoren setzen
dokumentierte
gewonnen, wurde der
Vorgang nach Umla-
In vielen Kliniken
der
bereits bei der Auswahl von Magen-und
korrekten Oberkörperhoch-
Duodenalsonden an. Aus ihrer Sicht soll-
lagerungen von 60 % vor der
ten die älteren, weichmacherhaltigen Ma-
Einführung des neuen Stan-
gensonden aus PVC (Polyvinylchlorid) nur
dards auf 100 % nach der
noch für kurze Zeiträume zum „Ablaufen-
oder gar kein Sekret erbrachte, musste die
Einführung. Die Akzeptanz beim Pflege-
lassen“ von Mageninhalt eingesetzt wer-
Sondenlage
personal war sehr gut. Auch diese Autoren
den. Die Weichmacher lösen sich inner-
stellten allerdings keine Ergebnisparameter
halb kurzer Zeit aus dem Sondenmaterial.
dar (z. B. Prozentsatz definitiv verstopfter
Das verbleibende, relativ harte PVC kann
Sonden, die gezogen werden mussten).
Schleimhautschäden hervorrufen. Die in
gerung und Vorspitzen von Luft wiederholt. Nur wenn auch
der
zweite
Versuch
kein Ergebnis < 5,5
wird ein historisch
gewachsenes Vorgehen
praktiziert.
röntgenologisch
überprüft
werden.
Die Autoren führten mit dieser Methode an ihrer Kinderklinik 1.527 Überprü-
Rate
fungen der Sondenlage durch. In 84 % der
Interessant war die Auffassung der Au-
den Körper aufgenommenen Weichma-
Fälle lag der gemessene pH-Wert unter
toren zur korrekten Lagekontrolle der Son-
chersubstanzen können darüber hinaus
5,5, sodass sich weitere Tests erübrigten
de nach dem Legen. Sie kamen nach ihrer
kanzerogene Effekte entfalten. Empfohlen
und die Sondenlage als korrekt angesehen
Literaturanalyse zu der Auffassung, dass
werden heute für die länger dauernde in-
wurde. Bei den restlichen Kindern wurde
nur die radiologische Methode akzeptiert
tensivmedizinische Anwendung weiche
eine zweite Testung vorgenommen, die in
werden könne und ließen daher 100 %
Sonden aus Polyurethan oder Silikon. Die
25 % der Fälle ein Ergebnis pH < 5,5 brach-
der frisch gelegten Magensonden radiolo-
von den Autoren empfohlene Liegedauer
te. In nur sieben Fällen war es letztlich er-
gisch überprüfen. Ergebnisse hierzu (z. B.
von verschiedenen Sondentypen ist in Ta-
forderlich, die Sondenlage radiologisch zu
Prozentsatz der Fehllagen) wurden leider
belle 2 dargestellt.
überprüfen. Die Akzeptanz des Vorgehens
nicht mitgeteilt.
beim Pflegepersonal war gut. Die Autoren
gaben leider nicht an, ob alle Sonden sich
im weiteren Verlauf als korrekt positioniert erwiesen, d. h. wie hoch die Fehlerrate beim pH-Test lag.
Durchführung der Ernährung
und ­Spülung bzw. Umgang
mit Verstopfungen
Die zweite Arbeit wurde von Pflegekräften
in einem Militärkrankenhaus in Bethesda,
Tab. 1 Empfohlene Maßnahmen zum Umgang mit Ernährungssonden
Maßnahme
Empfohlenes Vorgehen
Nicht empfohlen
Verabreichung von­
Sondennahrung
Oberkörperhochlagerung 30–45 °
während der Gabe und für 30–60
Minuten nach der Gabe
Verwendung von blauem Farbzusatz zur Sondennahrung (zur Sichtbarmachung von Aspirationen)
Spülung bei Verstopfung
Ausschließlich mit Wasser spülen
Saft, Mineralwasser, Weichmacherzusätze für Fleisch
Gabe von Medikamenten
Auflistung der mörserbaren und in
Wasser auflösbaren oralen Medikamente in einer Positiv-Liste
Vor-und Nachspülen mit Wasser bei
jeder einzelnen Medikamentengabe
Separate Gabe der Medikamente,
dazwischen Spülung
Zusammenmischen von verschiedenen Medikamenten in einer
Magenspritze
Maryland/USA durchgeführt [3]. Auch die
US-amerikanischen Autoren führten eine
Literaturanalyse durch. Insgesamt konnten sie aus der Pflegeliteratur acht aktuelle Arbeiten zur Anlage von Magensonden,
acht zum Umgang mit Sonden, sechs zur
enteralen Ernährung, 13 zu Komplikationen bei der Sondenernährung, drei zur
Gabe von Medikamenten mittels Mörser sowie zwölf Artikel zu verschiedenen
Tab. 2 Liegedauer von Ernährungssonden (nach [4])
Sondentyp
Material
Liegedauer
Naso-/oroenterale
­Ernährungssonde
Polyvinylchlorid
(PVC)
3–7 Tage Ernährungssonde
Polyurethan
42 Tage
Silikon
56 Tage
Naso-/oroenterale ­Jejunalsonde
Polyurethan
42 Tage
Perkutane Sonde
(PEG, PEJ)
Polyurethan
Keine maximale Liegedauer, sehr lange Liegedauer bei sorgfältiger Pflege der Eintrittsstelle und täglicher Inspektion möglich
Themen der Sondenernährung finden. Die
Artikel waren sämtlich beschreibend und
enthielten keine randomisierten Studiendaten. Die Autoren kamen als Ergebnis
ihrer Analyse zu den in Tabelle 1 dargestellten, in der Literatur als am sichersten
beschriebenen Vorgehensweisen.
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Intensivpflege | Intensivmedizin
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Die Autoren gehen ebenso wie die aus-
Sondierungstiefe von 50–65 cm (je nach
keinesfalls zum Vor- und Nachspülen von
tralischen Autoren auf die Lagekontrolle
Körpergröße des Patienten) vorgeschoben
Ernährungssonden oder zum Auflösen von
nach dem Legen der Sonde ein. Sie sehen
werden. Ein guter Praxistipp ist die korrek-
Medikamenten verwendet werden. Stilles
die traditionelle Insufflation von 30–50 ml
te Abschätzung, welche Sondierungstiefe
Mineralwasser hat kürzlich ebenfalls einen
Luft in die Sonde und das Auskultieren
benötigt wird: Die Autoren empfehlen, den
Ausbruch von Pseudomonas-Infektionen
über dem Xiphoid keineswegs als überholt
Abstand Ohr –Nase – Xiphoid vorab mittels
verursacht [6]. Es sollte daher nur frisch
an. Sofern hiermit keine klare Aussage ge-
Bandmaß abzumessen. Die gemessene Di-
abgekochtes Wasser aus einem elektri-
troffen werden kann, ob die Sonde richtig
stanz ergibt die benötigte Sondentiefe bis
schen Wasserkocher (keinesfalls Tee, der in
im Magen liegt, empfehlen sie die Durch-
zur Magenmitte.
Thermoskannen über Stunden aufbewahrt
wird) verwendet werden! Mörser zum Zer-
der Fälle lässt sich nach ihrer Erfahrung
Fazit
hiermit die Sondenspitze im Magen dar-
Die drei hier aktuell beschriebenen Ar-
gleichen Patienten innerhalb von 24 Stun-
stellen. Mobile Ultraschallgeräte stehen
beiten zur Lagekontrolle von naosogas-
den mehrmals verwendet werden. Nach je-
auf Intensivstationen meist zur Verfügung.
tralen Magensonden basieren zwar alle
der Benutzung sind sie mit einem alkoho-
Gelingt die sonografische Darstellung nicht
auf Literaturanalysen, kommen jedoch zu
lischen Desinfektionsmittel auszuwischen.
sofort, kann Flüssigkeit oder Luft in den
unterschiedlichen Rückschlüssen, wie die
Alle 24 Stunden muss eine Aufbereitung in
Magen gespritzt und gleichzeitig die Tur-
korrekte Lage einer Magensonde überprüft
der Stationsspülmaschine erfolgen, hierbei
bulenz im Magen mit der Ultraschallsonde
werden sollte. Die Testung mit pH-Indika-
ist ein Programm mit einer Temperatur >
beobachtet werden. In aller Regel wird so-
torstreifen wurde in Australien, die Rönt-
65 ° C zu wählen (kein Eco-Programm).
mit auf eine Röntgenaufnahme verzichtet
genkontrolle in den USA, die Luftinsuf-
werden können.
flation mit Auskultation, gegebenenfalls
Fehllagen von Magensonden
kommen in 3,2 % der Fälle vor
kleinern von Medikamenten dürfen beim
gefolgt von einer Ultraschalluntersuchung,
in Deutschland empfohlen. Wird die Anlage so sorgfältig durchgeführt, wie von
Die Autoren stellen allerdings auch er-
den deutschen Autoren beschrieben, kann
schreckende Beispiele dar, was passiert,
durchaus zur Beibehaltung des traditio-
wenn die Lagekontrolle unterlassen wur-
nellen „Blubbertests“ geraten werden. Bei
de. Insgesamt werden Fehllagen in 3,2 %
beatmeten Patienten kann zusätzlich, wie
der Fälle beobachtet. Am häufigsten ist die
von den Autoren empfohlen, bei Zweifeln
rechte Lunge betroffen (64–84 % aller Fehl-
an der korrekten Lage der Sonde der Öso-
lagen).
phaguseingang mittels Laryngoskop darge-
In Einzelfällen drangen Magensonden
stellt und der Eintritt der Sonde in die rich-
in innere Organe, in einem Fall sogar in das
tige Öffnung (Ösophagusmund) verifiziert
Gehirn ein (bei einem Patienten mit Schädel-HirnTrauma, dessen Schädelbasis frakturiert war). Derartige Zwischenfälle kamen
In Einzelfällen drangen
Magensonden in
werden.
Ein Punkt, der von
allen
drei
Autoren-
gruppen nicht ange-
innere Organe ein.
sprochen wurde, ist die
Literatur
1 Bullock TK et al. A retrospective study of nosocomial
pneumonia in postoperative patients shows a higher mortality rate in patients receiving nasogastric tube feeding.
The American Surgeon 2004; 70: 822–826
2 Peter S, Gill F. Development of a clinical practice guideline for testing nasogastric tube placement. Journal for
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3 Kenny DJ, Goodman P. Care of the patient with enteral
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2000; 4: 9
vor allem bei sedierten, komatösen oder aus
Qualität des Wassers, welches zur Spülung
anderen Gründen nicht kooperationsfähi-
von Magensonden und zum Auflösen von
gen Patienten vor, die maschinell beatmet
gemörserten Medikamenten verwendet
waren. Bei beatmeten Patienten empfehlen
wird. Alle drei Autoren empfehlen ganz
Hardy-Thorsten Panknin
die Autoren daher, die gut mit Gleitmittel
einfach „Wasser“. Dass Leitungswasser an
Korrespondenzadresse:
versehene Sonde unter Vorbeugung des Pa-
den Auslässen im Krankenhaus, besonders
tientenkopfes langsam über ein Nasenloch
auf Intensivstationen, vielfach Krankheits-
vorzuschieben und nach Erreichen einer
erreger enthält, ist leider vielen Anästhe-
Badensche Straße 49
10715 Berlin
[email protected]
Sondierungstiefe von 20–25 cm den Vor-
siologen
gang zunächst zu unterbrechen. Wird beim
noch nicht geläufig. Neuere Studien zeig-
Heranführen des Ohrs an den Konus der
ten, dass bis zu 92 % der Wasserauslässe
Sonde Ausatemluft wahrgenommen, muss
auf Intensivstationen mit Pseudomonas
die Sonde bis in den Oropharynx zurückge-
aeruginosa besiedelt sind [5]. Weitere Kon-
Bibliografie
zogen und der Vorgang wiederholt werden.
taminationskeime sind Acinetobacter spp.
Erst wenn dieser „Atemtest“ negativ ver-
und Legionellen. Unbehandeltes Leitungs-
läuft, sollte die Sonde weiter bis zu einer
wasser sollte daher auf Intensivstationen
DOI 10.1055/s-0031-1280889
intensiv 2011; 19: 204–207
© Georg Thieme Verlag KG
Stuttgart . New York . ISSN 0942-6035
und
Intensivfachpflegekräften
Heruntergeladen von: Thieme Verlagsgruppe. Urheberrechtlich geschützt.
führung einer Ultraschallkontrolle. In 72 %