Download_Kooperation von Selbsthilfe und Krankenhäuser

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Download_Kooperation von Selbsthilfe und Krankenhäuser
Selbsthilfe und Krankenhäuser - Beispiele gelungener Zusammenarbeit in Berlin
Selbsthilfe und
Krankenhäuser
Beispiele gelungener
Zusammenarbeit
in Berlin
Ein Projekt von SEKIS als Agentur Selbsthilfefreundlichkeit
in Zusammenarbeit mit dem BKK Bundesverband und gefördert durch den BKK Landesverband Mitte
Selbsthilfe und
Krankenhäuser
Beispiele gelungener
Zusammenarbeit
in Berlin
Ein Projekt von SEKIS als Agentur Selbsthilfefreundlichkeit
in Zusammenarbeit mit dem BKK Bundesverband und gefördert durch den BKK Landesverband Mitte
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
4
Die Idee
5
Das Konzept „Selbsthilfefreundlichkeit“ im Gesundheitswesen
6
Sekis als Träger der Agentur Selbsthilfefreundlichkeit Berlin 7
Gesundheitsversorgung und Selbsthilfe - eine erfolgreiche Partnerschaft
8
Qualitätskriterien selbsthilfefreundliches Krankenhaus
Beispiele für die Umsetzung der Qualitätskriterien Selbsthilfebeauftragte der mit Vertrag kooperierenden Kliniken
Möglichkeiten der Zusammenarbeit in Berlin
14
16 - 25
26
32 - 47
Kooperationspartner Selbsthilfe - Kontaktstellen in Berlin
48
Wie kann - wie muss es weitergehen? 52
Kooperation braucht die Unterstützung der Selbsthilfe
54
Material und weiterführende Literatur 55
Impressum
56
3
Vorwort
Die Idee
Selbsthilfefreundliches Gesundheitswesen
Burkhard Spahn
BKK Landesverband Mitte
Die Selbsthilfe hat sich als ergänzender Bereich der gesundheitlichen Versorgung – neben Leistungsanbietern und dem privaten Bereich familiärer Gesundheitssorge – inzwischen etabliert und ist als
solche anerkannt. Fachleute im Gesundheitswesen wissen – nach anfänglicher Skepsis – die Leistungen
der engagierten Betroffenen immer mehr zu schätzen. Sie haben die Erfahrung gemacht, dass eine
Zusammenarbeit mit der Selbsthilfe zu verbesserter Passgenauigkeit medizinischer oder rehabilitativer Leistungen führen kann.
Die Bedeutung der Zusammenarbeit mit Selbsthilfegruppen wird in den letzten Jahren auch von
immer mehr Krankenhäusern und Reha-Kliniken erkannt und als komplementäre Unterstützung im
Prozess der Gesundung gefördert. Je mehr die Orientierung für eine sektorenübergreifende Versorgung in den Blick gerät, umso mehr wird auch die Einbindung informeller Hilfeformen wie der Selbsthilfe in die Versorgungskette mitgedacht. Selbsthilfegruppen und Organisationen suchen ihrerseits
den Kontakt zu medizinischen Experten, um ihre Arbeit durch deren Wissen zu verbessern.
Erfahrungen der Zusammenarbeit gibt es in den letzten Jahren zahlreiche. Sie sind in der Regel getragen und geprägt vom
Engagement Einzelner. Damit die Selbsthilfe Teil einer übergreifenden Kooperation werden kann, unterstützen die Betriebskrankenkassen seit mehreren Jahren ein Konzept, mit dem die Zusammenarbeit verbindlicher geregelt werden kann.
Mit Unterstützung vor allem des Bundesverbandes der Betriebskrankenkassen entstand das Netzwerk „Selbsthilfefreundlichkeit
im Gesundheitswesen – Gemeinsam für Selbsthilfe- und Patientenorientierung“. Mit finanzieller Unterstützung der BKK Landesverbände wurden in vier Bundesländern regionale „Agenturen Selbsthilfefreundlichkeit“ eingerichtet, die das Konzept „Selbsthilfefreundlichkeit“ bundesweit etablieren sollen.
Das Konzept beruht auf Qualitätskriterien, deren Umsetzung zur Verbesserung der Selbsthilfefreundlichkeit einer Gesundheitseinrichtung führt. Die im Verfahren praktizierte strukturierte und methodische Vorgehensweise bietet Orientierung beim Aufbau
stabiler Kooperationsbeziehungen.
Die Berliner Agentur „Selbsthilfefreundlichkeit“ bei SEKIS wird vom BKK Landesverband Mitte gefördert und ist Teil dieses
Netzes.
Berlin mit seinen zahlreichen Selbsthilfeorganisationen und einem gut funktionierenden Netz von Selbsthilfekontaktstellen kann
auf eine beachtliche Zahl an Gesundheitseinrichtungen verweisen, die verbindlich mit Selbsthilfe zusammenarbeiten. Die Leistungen von SEKIS haben daran sicher einen beachtlichen Anteil. In seiner Rolle als Agentur für selbsthilfefreundliche Krankenhäuser hat SEKIS modellhaft die neuen Wege des Miteinanders beschreiten können. Mit den vorliegenden Beispielen macht
die Berliner Agentur sichtbar, wie sich eine Idee in eine lebendige Vielfalt von Projekten verwandeln kann.
Spätestens seit der Vorgabe des Gesetzgebers, professionelle Versorgungssysteme durch Aktivitäten der Selbsthilfe zu ergänzen
(SGB V §20), gelten Selbsthilfe-Initiativen als wichtige Partner für Einrichtungen des Gesundheitswesens und „Selbsthilfefreundlichkeit“ als ein bedeutendes Qualitätsmerkmal auf dem Weg zu mehr Patientenorientierung.
Selbsthilfe als komplementäre Unterstützungsform im Prozess der Behandlung und Gesundung ist ein mittlerweile anerkanntes
Vorgehen und kaum noch wegzudenken aus der deutschen Versorgungslandschaft.
Das große Potential an Expertenwissen aus eigener Erfahrung, wechselseitiger Unterstützung und Information aus alltäglichen
Bewältigungsstrategien als auch eine erhöhte Sensibilität für die eigene Gesundheit lässt Selbsthilfe für das System der Gesundheitsversorgung unter verschiedenen Gesichtspunkten interessant werden.
Das Zusammenwirken von Expertenwissen und Laienkompetenz hat auch das Hamburger Modellprojekt „Qualitätssiegel Selbsthilfefreundliches Krankenhaus“ aufgegriffen und in einer zweijährigen Projektphase (2004-2006) „Selbsthilfefreundlichkeit“ als
Qualitätsmerkmal beispielhaft an zwei Hamburger Krankenhäusern etabliert. Grundlage hierfür bildeten acht Qualitätskriterien,
die von einem fachübergreifenden Team als Orientierungshilfe entwickelt wurden (vgl. Seite 14-15).
Fakt ist, dass das Interesse an einer strukturierten Zusammenarbeit zwischen Krankenhaus und Selbsthilfe in der Fachwelt wie
auch in der Selbsthilfe enorm gestiegen ist. So erklärt sich auch der Erfolg eines weiteren Pilotprojekts, der Erprobung einer „Agentur Selbsthilfefreundlichkeit in Nordrhein-Westfalen“ (02/2008), welches auf den Erfahrungen des Hamburger Modellprojekts
aufbaut, sowie die Errichtung des Netzwerkes „Selbsthilfefreundlichkeit im Gesundheitswesen - Gemeinsam für Selbsthilfe und
Patientenorientierung“ (2009). Gemeinsames Ziel ist es, „Selbsthilfefreundlichkeit“ bundesweit zu etablieren. Mit der Errichtung
dreier weiterer regionaler Agenturen in Baden-Württemberg, Berlin-Brandenburg sowie Niedersachsen (04/2010) sollen die bisherigen Ansätze in der Zusammenarbeit nachhaltig gestaltet, d.h. durch eine strukturierte sowie systematische Herangehensweise
untermauert werden.
Die „Agentur Selbsthilfefreundlichkeit Berlin-Brandenburg“ ist angesiedelt bei SEKIS und hat sich zum Ziel gesetzt, neue oder
bereits bestehende Formen der Zusammenarbeiten von Krankenhäusern und der Selbsthilfe nachhaltig zu etablieren.
Inhaltlich und finanziell wird das Projekt gefördert durch den BKK Bundesverband GbR und den BKK Landesverband Mitte. Die in dieser Broschüre aufgeführten Beispiele erfolgreicher Kooperationen im Raum Berlin sollen als Ermunterung für interessierte
Einrichtungen und Selbsthilfe-Initiativen dienen, über die bisherigen Schritte hinaus eine Koordination gezielt anzusteuern. Burkhard Spahn BKK Landesverband Mitte – Landesvertretung Berlin und Brandenburg
4
5
Das Konzept „Selbsthilfefreundlichkeit" im Gesundheitswesen
Sekis als träger der Agentur Selbsthilfefreundlichkeit Berlin
Hintergrund
Die Agenturen Selbsthilfefreundlichkeit sind speziell für das
Arbeitskonzept des Netzwerks qualifizierte Einrichtungen, die
an Selbsthilfekontaktstellen angegliedert sind.
Der Konzeptansatz beruht auf den Erfahrungen des Hamburger
Modellprojekts „Qualitätssiegel Selbsthilfefreundliches Krankenhaus“, das unter der Projektleitung der KISS und der wissenschaftlichen Begleitung von Prof. Dr. Alf Trojan von 2004 bis
2006 durchgeführt und in zwei Hamburger Krankenhäusern
praktisch erprobt wurde. Gemeinsam mit Vertretern aus dem
Qualitätsmanagement und der Selbsthilfe wurden acht Qualitätskriterien (s. S. 14) sowie ein standardisiertes Verfahren zur
Vergabe eines Qualitätssiegels entwickelt und erprobt.
In einem Folgeprojekt, das die Gesellschaft für soziale Projekte
mbH 2008 in NRW durchführte, wurde exemplarisch in Krankenhäusern ein spezielles Verfahren entwickelt und erprobt, um
die Kooperation zwischen Krankenhäusern und Selbsthilfe auf
Basis der Qualitätskriterien zu fördern.
Ebenso wurde erprobt, inwieweit Selbsthilfekontaktstellen als
sog. „Agenturen Selbsthilfefreundlichkeit“ geeignet sind.
Konzeptansatz
Kernelement des Konzepts ist die Gestaltung einer strukturierten
und systematischen Zusammenarbeit zwischen Gesundheitseinrichtungen, Selbsthilfegruppen und Selbsthilfekontaktstellen
entlang von Qualitätskriterien zur Selbsthilfefreundlichkeit. Die
Agentur Selbsthilfefreundlichkeit nutzt ihre Kernkompetenz und
initiierte den Brückenschlag zwischen den Akteuren und unterstützt diese sowohl inhaltlich wie methodisch.
Die Agentur Selbsthilfefreundlichkeit unterstützt Gesundheitseinrichtungen bei der Implementierung der Selbsthilfekriterien
in ihren Einrichtungen. Auf welche Weise die Qualitätskriterien
von der Gesundheitseinrichtung vor Ort umgesetzt werden,
hängt ab von der Expertise und den zur Verfügung stehenden
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Möglichkeiten der relevanten Akteure, die von Beginn an einbezogen werden. Die Agentur achtet dabei auf die Entwicklung
einer strukturierten und systematischen Kooperation:
Strukturiert ist eine Kooperation dann, wenn sich die Gesundheitseinrichtung wie auch die Selbsthilfe an den jeweiligen
Qualitätskriterien orientiert.
Systematisch ist eine Kooperation dann, wenn die Ergebnisse
der vereinbarten Zusammenarbeit methodisch überprüfbar und
nachvollziehbar sind.
Regionaler Aufbau einer strukturierten und systematischen
Zusammenarbeit
Sobald Interesse am Konzept seitens einer Gesundheitseinrichtung, einer Selbsthilfekontaktstelle oder Selbsthilfegruppen
signalisiert wird, bzw. von der Agentur angeregt werden konnte,
nimmt die Agentur ihre Arbeit zur Implementierung des Ansatzes Selbsthilfefreundlichkeit auf.
Wesentlich ist es, die von der Agentur gesetzten Impulse für alle
beteiligten Partner von Beginn an transparent zu gestalten und
die Kooperationsbeziehung weiterzuentwickeln. Dazu werden am
jeweiligen Standort der Gesundheitseinrichtung alle drei Partner
zur Zusammenarbeit angesprochen, so dass ein „Beziehungsdreieck“ entsteht.
Arbeitsprinzip: Zusammenarbeit der Akteure vor Ort
Informationen zum Konzept und das Arbeiten an den damit
verbundenen Aufgaben gehen einher mit dem Bewusstmachen
der bedeutsamen Rolle, die jeder Partner für das Gelingen einer
nachhaltigen Kooperation einnimmt.
Aufgabe der Agentur ist der Aufbau einer direkten Kommunikationsstruktur mit allen Beteiligten im Hinblick auf den Arbeitszusammenhang.
In Berlin wurde die Agentur Selbsthilfefreundlichkeit an die
Selbsthilfekontaktstelle SEKIS angebunden und wurde durch
den BKK Landesverband Mitte finanziell gefördert. Die Wahl
des Agenturstandortes war naheliegend, da SEKIS schon seit
vielen Jahren Selbsthilfegruppen und -organisationen bei deren
Aktivitäten und Anliegen unterstützt. Die Zusammenarbeit mit
Professionellen im Gesundheitswesen ist dabei fester Bestandteil
der Arbeit von SEKIS.
SEKIS ist die zentrale Vermittlungsstelle für Menschen, die an
Selbsthilfe interessiert sind, für Gruppen und Organisationen
sowie für Fachkräfte im Sozial- und Gesundheitswesen.
Zu dieser Mittlerrolle gehört auch die Zusammenarbeit mit den
Selbsthilfeunterstützungsstellen der Bezirke. Insofern war es nahe
liegend, auch für die Zusammenarbeit im Bereich Selbsthilfe und
Krankenhäuser ein Angebot aufzubauen. Dabei konnte angeknüpft werden an erfolgreiche Kooperationsprojekte wie:
· Arbeitskreis Patienteninformation – für mehr Transparenz der Leistungen von Ärzten
· Wissenschaftliche Studie zur Kooperation von Selbsthilfe- gruppen mit Professionellen im Gesundheitswesen im Rahmen des Forschungsverbundes Public Health
· Zusammenarbeit beim Berliner Klinikführer mit dem
TAGESSPIEGEL
Das Konzept Selbsthilfefreundlichkeit will auf der Basis definierter
Kriterien Verbindlichkeit in Zusammenarbeit bringen.
In diesem Rahmen bietet SEKIS:
· Interessierten aus Gesundheitseinrichtungen Vermittlung von Informationen über Selbsthilfe, Beratung zur methodischen Gestaltung der Kooperation und Unterstützung bei der Umsetzung der Qualitätskriterien,
· Selbsthilfegruppen und Selbsthilfeorganisationen Unterstüt- zung bei der Entwicklung von Partnerschaften mit Gesund- heitseinrichtungen,
· Selbsthilfekontaktstellen Unterstützung bei der strukturierten
Weiterentwicklung bestehender Kooperationen und eine
Stärkung der Brückenfunktion .
Das Netzwerk Selbsthilfefreundlichkeit
im Gesundheitswesen – Gemeinsam für Selbsthilfeund Patientenorientierung
Seit 2009 besteht das bundesweite Netzwerk „Selbsthilfefreundlichkeit im Gesundheitswesen – Gemeinsam für Selbsthilfe- und
Patientenorientierung“, mit seiner Koordinierungsstelle in Berlin.
Das Netzwerk sichert das Konzept, befördert den Innovationsprozess und die bundesweite Platzierung des Ansatzes in der gesundheitlichen Versorgung.
Bei dem Netzwerk handelt es sich um einen Zusammenschluss
der Gesellschaft für soziale Projekte mbH (GSP), der Nationalen
Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung
und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS), dem
Institut für Medizinische Soziologie, Sozialmedizin und Gesundheitsökonomie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf
(UKE),
dem BKK Bundesverband und dem BKK Landesverband
Nordrhein-Westfalen (seit 2010 NORDWEST)
http://www.selbsthilfefreundlichkeit.de
7
Gesundheitsversorgung und Selbsthilfe
eine erfolgreiche Partnerschaft
Gründe für die Zusammenarbeit von Krankenhäusern und Selbsthilfegruppen
Kooperationserfahrene Fachleute im Gesundheitswesen und
Selbsthilfe-Initiativen sind sich einig, dass eine Zusammenarbeit
zahlreiche Vorteile für die jeweils eigene Arbeit, sowie für das
gesundheitliche Versorgungssystem insgesamt birgt. Allgemein
wird von einer Humanisierung und Qualitätsverbesserung der
gesundheitlichen Versorgung gesprochen.
Selbsthilfeinitiativen sind wichtige Partner für Patienten
Leistungen und Kompetenzen der Partner ergänzen sich wechselseitig und schaffen durch Information und Erfahrungsaustausch
Entlastung auf beiden Seiten. Zahlreiche Studien und Befragungen nennen außerdem seit Jahren als weiteren Grund für die Zusammenarbeit die Hoffnungen auf eine Stärkung der Beziehung
zwischen Profis und Laien und somit eine Orientierung an einem
umfassenden, nicht nur medizinisch definierten Krankheitsbild,
das ein ganzheitliches Behandlungskonzept möglich macht.
Eine repräsentative Studie, die das Forsa-Institut im Auftrag der
DAK durchgeführt hat (06/2010), bestätigt die Bedeutung von
Selbsthilfeinitiativen. Bei schweren und seltenen Erkrankungen
ist für die meisten Patienten der Erfahrungsaustausch mit anderen Betroffenen besonders sinnvoll. 56% der Deutschen finden
sogar, dass Selbsthilfegruppen manchmal wichtiger sind als Ärzte
und Psychologen. In der Untersuchung gaben fast 90 % der Befragten an, dass Selbsthilfegruppen eine sinnvolle Ergänzung zur
ärztlichen Behandlung seien. Dies gelte vor allem bei psychischen
Problemen wie zum Beispiel Depressionen oder bei lebensbedrohlichen Erkrankungen wie Krebs. Bei chronischen Leiden wie
Diabetes finden 65% den Austausch nützlich, bei Beziehungsproblemen in der Familie 58%.
In einer selbsthilfefreundlichen Einrichtung arbeiten Professionelle und Pflegekräfte mit Selbsthilfegruppen und Kontaktstellen
verbindlich zusammen. Von einer solchen Kooperation profitieren alle Seiten – die Einrichtung, die Selbsthilfe und vor allem
die Patientinnen und Patienten sowie deren Angehörige. Kontakte
zwischen Patientinnen und Patienten und Selbsthilfegruppen
werden gefördert, Ärzte und Pflegekräfte können ihr Handeln
durch das Erfahrungswissen der Selbsthilfe erweitern und kooperationsbereite Selbsthilfegruppen werden aktiv unterstützt.
Das Gespräch mit anderen Betroffenen wird vor allem in der
Altersgruppe der 30- bis 60- jährigen gesucht. Jüngere Patienten
holen sich vermehrt Rat bei Familie und Freunden oder gehen
ins Internet. Laut Umfrage haben die meisten Befragten ihre
Informationen zum Thema Selbsthilfe aus den Medien (63%)
oder von Freunden (45%). Vom Arzt oder einer Krankenkasse
wurden 22 bzw. 15% informiert. 8% der Befragten gaben an,
dass sie selbst in einer Gruppe sind oder waren. 17% hatten keine
genaue Vorstellung.
Viele Fachleute im Gesundheitsbereich kooperieren oder würden
kooperieren, weil:
· Qualitätskonzepte und Zertifizierungsverfahren dies vorsehen
· damit eine lebendige Patientenorientierung belegt wird
· zufriedene Patienten wichtige Multiplikatoren sind
· Konzepte für eine gemeinsame Entscheidungsfindung den
faktischen Dialog mit Patienten erfordern
Soziale Kontakte verlängern das Leben
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Laut einer Studie ist Einsamkeit genauso ungesund wie Rauchen.
Soziale Beziehungen haben demnach einen positiven Einfluss
auf die Gesundheit. Wer intensive Kontakte zu Verwandten,
Freunden und Bekannten pflegt, lebt länger. Das bestätigt eine
Metastudie, die Resultate zahlreicher Einzelstudien neu bewertet.
Danach sind mangelnde soziale Bindungen genauso ungesund
wie das Rauchen von 15 Zigaretten am Tag und doppelt so
schädlich wie Fettleibigkeit. Ein weit gespanntes soziales Netz
dagegen verringerte die Sterberate im jeweiligen Untersuchungszeitraum um die Hälfte, schreiben die Forscher im OnlineJournal „PLoS Medicine“. Im Gegensatz zu anderen gesundheitlichen Risikofaktoren sei dieser Zusammenhang aber der breiten
Öffentlichkeit kaum bewusst. „Wer mit einer Gruppe verbunden
ist und sich für andere Menschen verantwortlich fühlt, der achtet
auch mehr auf sich selbst und geht weniger Risiken ein“, sagt
Julianne Holt-Lunstad von der Brigham Young Universität in
Provo, eine leitende Forscherin der Studie. Holt-Lunstadt und
Kollegen werteten Daten von 148 bereits veröffentlichten Studien
aus, die insgesamt mehr als 300 000 Menschen umfassten.
In einem Zeitraum von durchschnittlich 7,5 Jahren sank das
Sterberisiko der sozial eingebundenen Probanden gegenüber den
mehr isoliert lebenden um 50 Prozent. Dieses Ergebnis erwies
sich als unabhängig von Alter, Geschlecht und Todesursache. In
der Studie wurde nicht berücksichtigt, dass es in einem sozialen
Netzwerk auch negative Beziehungen gibt. Daher sei der gesundheitliche Nutzen von positiven Beziehungen wahrscheinlich noch
deutlicher ausgeprägt, schreiben die Forscher.
(Quelle: Tagesspiegel Berlin, 28. Juli 2010)
Verbesserte Betreuung und Nachsorge von Patienten
Ein verändertes Krankheitsspektrum, d.h. mehr chronisch erkrankte, seelisch Kranke, ältere und multimorbide Menschen und
eine höhere medizinische Leistungsfähigkeit der Krankenhäuser,
führen zu einer veränderten medizinischen und fallbezogenen
Verantwortung der Krankenhäuser bei der Entlassung von Patientinnen und Patienten. Mit der Verpflichtung für ein geregeltes
Entlassungsmanagement (§ 11 Abs. 4 SGB V) ist das Krankenhaus gehalten, an den Schnittstellen von stationärer und ambulanter Versorgung den Übergang zu regeln. Zu einer umfassenden
„Nachsorge“ gehört auch die Vermittlung in informelle sorgende
Netze.
Dabei kann die Selbsthilfe nützlich sein.
Im Suchtbereich wird außerdem seit Jahrzehnten belegt, dass
diejenigen, die sich einer Gruppe angeschlossen haben, länger
„trocken“ bleiben. Das ist ein Grund für die kontinuierliche
Zusammenarbeit von Suchtkliniken mit Abstinenzverbänden.
Die intensive Zusammenarbeit zum Beispiel im Suchtbereich
oder in der Krebsversorgung trägt deutlich zur Verbesserung der
Lebensqualität der Patientinnen und Patienten bei.
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Was wünschen sich Selbsthilfegruppen
Erwartungen an den Kooperationspartner Krankenhaus
Hindernisse für die Zusammenarbeit
Was erwarten Selbsthilfe-Initiativen von einem Arzt/einer
Ärztin oder einem Krankenhaus?
Nach den Zeiten der Ablehnung der Selbsthilfe in den Gründungsjahren vieler Gruppen (1970 – und 1980er Jahre) ist jedoch
allein diese positive Haltung für viele Profis schon ein Indiz für
Zusammenarbeit. Für die Akteure im Feld hingegen ist dies nicht
der Fall, weil kein persönlicher Kontakt zu den Professionellen
entstanden ist.
Hindernisse für die Zusammenarbeit
In einem Workshop im Sommer 2010 hat SEKIS Selbsthilfegruppen danach befragt, was sie sich unter einer erfolgreichen
Zusammenarbeit mit Fachleuten und Gesundheitseinrichtungen
vorstellen. Ziel der Veranstaltung war es, Erfahrungen und Erwartungen an den Kooperationspartner zusammen zu tragen.
Es stellte sich heraus, dass neben der Gewinnung neuer Mitglieder und der Teilhabe an Expertenwissen, insbesondere ein Motiv
ausschlaggebend ist: Selbsthilfegruppen wollen in ihrem Engagement und in ihrer spezifischen Kompetenz anerkannt werden.
Das heißt, Gruppen wollen durch Kooperation auch Wertschätzung der eigenen Arbeit erfahren. Deswegen hoffen Gruppenmitglieder auf Partner zu treffen, die sich vor allem durch zwischenmenschliche Kompetenzen auszeichnen, eine gleichberechtigte
Zusammenarbeit unterstützen bzw. das subjektive Erfahrungswissen der Betroffenen mit einbeziehen. Die Erwartungen und
Wünsche, die von Mitgliedern von Selbsthilfe-Initiativen in
Bezug auf Zusammenarbeit mit Fachleuten geäußert werden,
beziehen sich also in erster Linie auf die Beziehung zu den
Experten. Sie wünschen sich eine neue Ebene der Partnerschaft.
Sie formulieren es so:
„Wir wünschen uns, dass das Rollenverhältnis gleichberechtigt ist
und die medizinischen und helfenden Berufe nicht nur Dankbarkeit und Demut erwarten – sich die Ebene des Gesprächs mit
der Zeit verändert, und nicht nur die Bedingungen der medizinischen Versorgung als knallhartes Geschäft gelten. Wir wünschen
uns, dass nicht immer nur das Geld oder der Zeitdruck im Vordergrund stehen, sondern dass beide Seiten die Kompetenzen und
das Wissen des anderen schätzen “(Selbsthilfeprojekt pflegender
Angehöriger).“
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Auch wenn die Forderung nach einem neuen Rollenverständnis
schon alt ist, sie ist nach wie vor gültig (Brendan-SchmittmannStiftung in ihren Veröffentlichungen zur Zusammenarbeit zwischen Selbsthilfe und Ärzten: ‚Kooperationsbereite Ärzte stärken
die Aktivitätspotentiale ihrer Patientinnen und Patienten’).
Dies setzt allerdings voraus, dass beide Seiten bereit sind, die gewohnten Rollenverteilungen des aktiven Arztes und des passiven
Patienten zu durchbrechen.
Unterschiede in der Zusammenarbeit
von Professsionellen und Laien
Eine Studie, die SEKIS zur Zusammenarbeit von Selbsthilfe und
Professionellen im Gesundheitswesen durchgeführt hat, verweist
auf bereits bestehende gute Bedingungen für die Zusammenarbeit.
Fast 90% der befragten Fachkräfte, die bereits mit der Selbsthilfe
kooperieren, weisen ihre Patient/innen auf die Existenz von
Selbsthilfegruppen hin.
Gut 80% vermitteln darüber hinaus an konkrete, ihnen bekannten
Selbsthilfegruppen oder -kontaktstellen.
Beim genaueren Hinsehen zeigt sich jedoch, dass die aktive
Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit der Selbsthilfe an diesem
Punkt endet. Über die Hälfte der befragten Ärzte (54 %) weist
darauf hin, dass ihr Verständnis von Zusammenarbeit auf einer
reinen Vermittlungs- und Informationstätigkeit beruht.
Eine reelle Kooperation bestehe nur zwischen Patient/innen und
der Selbsthilfe.
Selbsthilfegruppen wollen beraten und suchen dafür die Zusammenarbeit in direkter Kooperation. Sie wollen mehr. Sie wollen
nicht 'Objekt' der Verweisung sein: Hauptgrund für die Kooperation mit Fachleuten ist der Wunsch, ihr Wissen zu medizinischen, sozialen und rechtlichen Fragen zu erweitern, sowie
die – über Jahre erworbenen Kompetenzen und Erfahrung – an
Fachleute weiterzugeben. Dieser Austausch kann nur im Dialog
stattfinden.
Behindert wird ein produktiver Dialog bzw. die Kontinuität
verbindlicher Formen der Zusammenarbeit nicht selten durch
unterschiedliche Handlungslogiken beider Seiten, z.B.
Rhythmen in der Arbeit und Geschwindigkeiten in der Entscheidungsfindung (hierarchische Entscheidungsstrukturen der
Fachleute vs. basisdemokratischen Verfahren der Selbsthilfe ).
Bei den Fachleuten und Institutionen führt eine klare Arbeitsteilung zu festgelegten Zuständigkeiten, bei den Selbsthilfe-Initiativen finden wir Allroundkräfte und wechselnde Ansprechpartner.
Die Arbeit der Fachleute wird durch Anweisungen und Vorschriften bestimmt, während Selbsthilfe-Initiativen selbstbestimmt und weitgehend frei von institutionellen Zwängen agieren
können.
Fachleute verfügen über eine definierte Erreichbarkeit (Öffnungszeiten, Sprechstunden), Selbsthilfe-Initiativen sind dagegen
meist auf eine informelle Kontaktaufnahme angewiesen (z.B.
durch Austausch privater Telefonnummern).
Einer einheitlichen Außendarstellung mit einer Corporate
Identity (z.B. eines Krankenhauses) stehen wechselnde, situationsbedingte Präsentationen (durch die einzelnen Mitglieder
von Selbsthilfe-Initiativen) und meist alltagssprachlich und
persönlich gehalten formulierte Selbstdarstellungen (z.B. durch
Faltblätter) gegenüber.
Diese unterschiedlichen Handlungslogiken führen zu verschiedenen, oft nicht erfüllbaren Erwartungen auf beiden Seiten.
Professionelle Standards und Arbeitsweisen treffen auf freiwilliges
Engagement, d.h.: wechselnde Ansprechpartner, eingeschränkte
Sprechzeiten etc..
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Bedingungen für gelingende Kooperation
Überwunden werden können solche Differenzen vor allem durch
direkten zwischenmenschlichen Kontakt.
„Man muss sich kennen“.
Dieser Kontakt ist jedoch nicht immer ganz leicht zu knüpfen
bzw. zu halten. Einer der Gründe dafür ist das, was mit doppelt
ungleichgewichtiger Beziehung umschrieben wird:
Die Beziehung zwischen Arzt und Patient, Krankenhaus und Selbsthilfegruppe ist an sich ein hierarchisches, einerseits
zwischen:
· Experte und Laie,
· wissender und hilfesuchender Person,
· gesundem und krankem Menschen
aber andererseits auch geprägt durch die unterschiedliche
Bedeutung der Partner füreinander.
Die Zusammenarbeit mit Selbsthilfe stellt für die meisten
Fachleute kein zentrales Anliegen oder Bedürfnis dar. Für viele
Selbsthilfe-Initiativen ist der Austausch mit Fachleuten hingegen
ein ganz zentraler Punkt.
Das bedeutet, die Professionellen sind für die Selbsthilfegruppen
wichtiger als die Selbsthilfe für die Fachleute.
Dieses ‚doppelte Ungleichgewicht‘ macht sich in den Kooperationsbeziehungen bemerkbar: Professionelle sind oftmals nicht
ausreichend über Selbsthilfe informiert und erwarten den ersten
Schritt zu einer Zusammenarbeit von der Selbsthilfe (so das
Ergebnis der Befragung).
Mitglieder von Selbsthilfe-Initiativen fühlen sich nicht gleichrangig in einer Partnerschaft und mit ihren Erfahrungen und
Kompetenzen nicht genügend anerkannt.
Damit sich eine Zusammenarbeit zwischen Fachleuten und
Selbsthilfe positiv entwickelt, müssen ganz bestimmte Anforderungen berücksichtigt werden.
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Der Weg zur Zusammenarbeit
Bedingungen für gelingende Kooperation
Personale Anforderungen
·
·
·
·
Kooperation lebt von persönlichen Kontakten
Kooperation benötigt gegenseitige Anerkennung, Akzep- tanz und Vertrautheit
Kooperation verlangt Transparenz über den erwarteten
Nutzen, die eigenen Zielvorstellungen und das gemeinsame Vorgehen
Kooperation verlangt bestimmte Kompetenzen, die weiter entwickelt werden müssen
Strukturelle Anforderungen
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Kooperation benötigt umfassende, gezielte und aktuelle Informationen
Kooperation braucht zeitliche und personelle Ressourcen
Kooperation braucht angemessene Rahmenbedingungen, Zeit, Infrastruktur und Finanzen
Kooperation muss freiwillig sein
Kooperation benötigt Vorbilder und Verbindlichkeit
Kooperation braucht eine entfaltete Kultur
Kooperation ist angewiesen auf professionelle Unterstützung
Berliner Selbsthilfe Kongress April 2010
Der Weg zur Zusammenarbeit
Kooperationen können sehr verschiedene Formen annehmen.
Vielfach beruhen sie auf den Engagement einzelner Personen und
dem Krankenhaus bzw. einer Fachabteilung.
Auch Selbsthilfegruppen und Versorgungszentren kooperieren.
Welche Schritte kann man gehen, um eine Kooperation aufzubauen?
1. Anliegen in der Gruppe klären, Wünsche für eine Zusammen arbeit zusammentragen. Kooperation ist ein „Geschäft“,
das wechselseitige Verpflichtungen mit sich bringt
2. Was braucht die Gruppe? Leistungen und Verpflichtungen müssen auch erfüllt werden, z.B. durch Bereitstellung von aktuellem Info-Material und dem Engagement von Aktiven, die die Beratung übernehmen
3. Andere Gruppen nach ihren Erfahrungen befragen
4. Ansprechpartner im Krankenhaus recherchieren
5. Kontakte zu den Verantwortlichen aufnehmen
6. Auftaktveranstaltung planen (Kick-off-Veranstaltung)
7. Verbindlichkeit herstellen – Bedingungen der konkreten Zusammenarbeit festlegen (Qualitätszirkel)
8. Unterstützung sichern: welchen Beitrag können die
regionalen Selbsthilfekontaktstellen leisten?
9. Material für die Zusammenarbeit: Kooperationskoffer der NAKOS.
Neben den vielfältigen allgemeinen Formen der Kooperation
nimmt inzwischen auch die Anzahl der Krankenhäuser zu, die
nach dem Konzept des Netzwerks Selbsthilfefreundlichkeit arbeiten, um ihre Kooperationen mit der Selbsthilfe systematisch und
strukturiert zu gestalten und dies nach außen zu dokumentieren.
Krankenhäuser, die die Qualitätskriterien ‚Selbsthilfefreundliches Krankenhaus“ umgesetzt haben, können die Auszeichnung
„Selbsthilfefreundliches Krankenhaus erwerben.
Das Netzwerk „Selbsthilfefreundlichkeit“ will hierzu einen
Beitrag leisten.
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Qualitätskriterien
selbsthilfefreundliches Krankenhaus
Die im Folgenden aufgeführten Qualitätskriterien geben eine
Orientierung für die Ausgestaltung einer Kooperation zwischen
Selbsthilfe und Krankenhaus. Sie wurden im Rahmen des Netzwerks Selbsthilfefreundlichkeit entwickelt und abgestimmt.
Wie ein Krankenhaus die Qualitätskriterien umsetzt, ist abhängig von den örtlichen Gegebenheiten und wird von Vertreterinnen und Vertretern der Selbsthilfe und der/dem Selbsthilfebeauftragten des Krankenhauses gemeinsam beschlossen.
Qualitätskriterium 1
Infrastruktur und Ressourcen für die Selbsthilfe
Um sich über Selbsthilfe zu informieren, werden Räume, Infrastruktur und Präsentationsmöglichkeiten zur Verfügung gestellt,
deren Gestaltung sich an den Bedürfnissen der Patientinnen und
Patienten, bzw. deren Angehörige sowie der Selbsthilfegruppen
orientiert.
Die Umsetzung dieses Kriteriums kann eingelöst werden
z.B. durch:
· Material von Selbsthilfegruppen liegt an zentralen Stellen im Eingangsbereich
und auf den Stationen aus (z.B. über Informationstafeln, Pylone, Ständer);
· Die Sprechzeiten der Selbsthilfegruppen sind geregelt und hängen für die Betroffenen an zentraler Stelle gut sichtbar aus;
· In einer Nutzungsvereinbarung ist geregelt, wer für die Nutzung der Räumlichkeiten im Krankenhaus Ansprech-
partner ist und unter welchen Bedingungen Selbsthilfe-
gruppen Räumlichkeiten und technische Ausstattung nutzen können.
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Qualitätskriterium 2
Informationsvermittlung
Patientinnen und Patienten bzw. deren Angehörige werden
regelhaft und persönlich über die Möglichkeit zur Teilnahme an
einer Selbsthilfegruppe informiert. Sie erhalten Informationsmaterial und werden ggf. auf Besuchsdienst oder Sprechzeiten im
Krankenhaus aufmerksam gemacht.
Selbsthilfe ist heute als ein wichtiger Teil der Nachsorge nach
einem Klinikaufenthalt und zur Bewältigung einer Krankheit
anerkannt. Dennoch muss für jede Patientin und jeden Patienten neu geklärt werden, ob sie die Möglichkeit der Selbsthilfe
kennen.
Viele Kooperationspartner benennen genau, wer die Informationen weitergeben soll, z.B. Ärzte oder Sozialdienste.
Eine zentrale Rolle bei der Information über Selbsthilfe fällt deswegen dem Entlassungsmanagement und der Betreuung durch
die Krankenhaussozialdienste zu.
Qualitätskriterium 3
Gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit
Selbsthilfegruppen werden in ihrer Öffentlichkeitsarbeit unterstützt und treten gegenüber der Fachöffentlichkeit als Kooperationspartner auf.
Dies kann umgesetzt werden z.B. durch Maßnahmen wie:
· Auf der Homepage des Krankenhauses ist der Menüpunkt Selbsthilfe eingepflegt.
· Auf den Seiten der Stationen/Fachkliniken ist der Hinweis auf die kooperierende Selbsthilfegruppe eingestellt.
· In Fachvorträgen weisen Ärzte, wo dies angebracht ist, auf die Zusammenarbeit mit der Selbsthilfe hin.
· Selbsthilfegruppen treten mit einem eigenen Beitrag an Veranstaltungen und in Krankenhaus-Publikationen auf.
Qualitätskriterium 4
Regelmäßiger Erfahrungsaustausch
Zwischen Selbsthilfegruppen/Selbsthilfeunterstützungsstelle und Krankenhaus findet ein regelmäßiger Informations- und
Erfahrungsaustausch statt.
Um die Kooperation nachhaltig zu verankern, werden regelmäßige Treffen vereinbart, zu denen Vertreter des Krankenhauses
und der Selbsthilfe eingeladen sind. Dabei sollte das Krankenhaus die verschiedenen Berufsgruppen mit einbeziehen, d.h.
Ärzteschaft, Klinikleitung, Qualitätsmanagement, Sozialdienst,
Seelsorge. Die Selbsthilfe sollte durch die örtlichen SelbsthilfeKontaktstelle(n), sowie durch relevante Selbsthilfegruppen
repräsentiert sein.
Qualitätskriterium 5
Gemeinsame Fortbildung
In die Fort- und Weiterbildung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu Selbsthilfe sind Selbsthilfegruppen bzw. die Selbsthilfeunterstützungsstelle einbezogen.
· Selbsthilfegruppen bieten Veranstaltungen im Rahmen der
jährlichen innerbetrieblichen Fortbildung an.
· Selbsthilfegruppen stellen sich im Rahmen der Stations gespräche vor.
· Mitarbeiter/innen aus Krankenhäusern stehen für Fort bildungsangebote der Selbsthilfe zur Verfügung.
Qualitätskriterium 6
Mitwirkung in Gremien
Das Krankenhaus ermöglicht Selbsthilfegruppen die Mitwirkung
in relevanten Gremien.
· Die Teilnahme von Selbsthilfegruppen an der Sitzung der
Ethikkommission ist möglich.
· Das Krankenhaus ermöglicht Selbsthilfegruppen die Mitwir kung zum Beispiel an Qualitätszirkeln, internen Arbeitsbe sprechungen wo dies erforderlich ist, an Ethik-Kommission u.ä..
Qualitätskriterium 7
Kooperation verbindlich vereinbaren
Die Kooperation mit einer Selbsthilfegruppe und/oder Selbsthilfeunterstützungsstelle ist formal beschlossen und dokumentiert.
Die Zusammenarbeit wird abschließend verbindlich mit der
Festschreibung dieser Kriterien in einem Vertrag zusammengefasst, der die Grundlage bildet für die Vereinbarung weiterer
notwendiger Formen der Absprache und Regelung.
Die Verträge sind regelmäßig zu überprüfen und bei Änderungen
(z.B. Ansprechpartnern) anzupassen.
Qualitätskriterium 8
Selbsthilfebeauftragte
Das Krankenhaus hat eine/einen Selbsthilfebeauftragte/n benannt.
Selbsthilfegruppen und –organisationen haben oft schon über
Jahre Kontakte zu Ärzten und „ihren Spezialisten“, die sie zu
Vorträgen über ihre Krankheit oder neue Behandlungsmethoden in ihre Gruppen einladen. Das sind nicht selten gewachsene
Netze zu einer Vielzahl von Personen. Diese Kontakte sind dann
je nach Krankheitsbild sehr unterschiedlich. Dennoch macht es
Sinn, für die Zusammenarbeit von Selbsthilfe und Krankenhaus
auch eine zentrale Ansprechperson zu haben, die themenübergreifend angesprochen werden kann und mit der die formalen
Absprachen und Regelungen vereinbart werden. Erfolgt die Kooperation im Rahmen des Netzwerks Selbsthilfefreundlichkeit,
so arbeiten diese nach Vorgaben wie sie im Selbsthilfegruppenjahrbuch 2007 (S. 54-61) dargestellt sind.“
15
Beispiele für die Umsetzung
der qualitätskriterien
Infrastruktur und Ressourcen für die Selbsthilfe
Qualitätskriterium 1
Infrastruktur und Ressourcen für die Selbsthilfe
Das Konzept „Selbsthilfefreundliches Krankenhaus“ geht
davon aus, dass sich beide Seiten durch die Bereitstellung
von Ressourcen wechselseitig unterstützen.
Für die Selbsthilfe ist dies in erster Linie die Bereitstellung von Informationsmaterialien wie Flyer und
Broschüren, die die Patienten über die Themen und
Anliegen der Selbsthilfegruppen informieren sollen.
Dafür ist auf der Seite der Krankenhäuser die Bereitstellung von Informationsfläche Voraussetzung. In der Regel
stellen die Kliniken Stellwände oder Prospektständer zur
Verfügung.
Eine Umfrage bei Gruppen hat ergeben, dass außerdem
folgende Ressourcen durch Krankenhäuser zur Verfügung gestellt werden (in der Reihenfolge der Häufigkeit
ihrer Nennung):
· Stellwände für Flyer
· Räume für Gruppentreffen
· Räume für Gruppenberatungen
16
·
·
·
·
Informationsvermittlung
Stellung von Referenten für Fachvorträge in den
Gruppen
Versand von Material der Gruppen durch das Krankenhaus
Beteiligung an Veranstaltungen der Klinik
Bereitstellung von Ständen auf Infomärkten
Infowände der
Selbsthilfe in Kliniken
Anne Müller
Selbsthilfegruppe
Angst und Depression
Siemensstadt
Informationsabende der Selbsthilfegruppe Depression
für Patienten im Krankenhaus
Infoabend der
Selbsthilfegruppe
Eine wichtige Voraussetzung für gute Zusammenarbeit
im Bereich Infrastruktur und Ressourcen ist die gemeinsame Organisation der Verteilung von Informationsmaterial. Um sicherzustellen, dass immer genügend
Material vor Ort verfügbar ist, sind insbesondere Selbsthilfegruppen gehalten, ausreichend Informationsflyer zu
drucken und an die vereinbarten Plätze zu bringen. Ressourcen werden also vor allem auf der Seite der Gruppen
gebraucht. Kooperation von Selbsthilfe und Einrichtungen im Gesundheitswesen ist also an die Voraussetzung
gebunden, dass Gruppen in ihrer eigenen Arbeit die
angemessene Förderung erhalten. Da die Informationsund Beratungsleistung meist ehrenamtlich erbracht
wird, sind die Gruppen – so ihre klare Forderung – auf
Unterstützung angewiesen (z.B. die Förderung nach §
20c SGB V durch die Gesetzlichen Krankenkassen).
Qualtätskriterium 2
Informationsvermittlung
Anne Müller - Mitglied der Selbsthilfegruppe „Angst
und Depression“ in Siemensstadt informiert regelmäßig
Patienten im Vivantes-Klinikum Spandau.
Seit mehr als zehn Jahren schon schlägt sich Anne Müller mit ihrer Depression herum. Es gab Jahre, in denen
sie sogar ihre Arbeit als Verwaltungsangestellte aufgeben
musste. Zum Glückt, sagt sie heute, ist sie auf die Informationen der Selbsthilfekontaktstelle gestoßen. Diese
Informationen hatte sie schon öfters z.B. in Apotheken
liegen sehen. Seit 2005 ist sie in der Selbsthilfegruppe
aktiv und hat dort die Hilfe gefunden, die sie „zum
Überleben“ gebraucht hat.
Sie kommt, um über ihre Erfahrungen mit den Informationsveranstaltungen im Krankenhaus zu berichten.
Dabei hat sie eine Vielzahl von Zetteln mit Notizen,
Zitaten oder Regeln vor sich. Sie sortiert sie und hält
sich symbolisch an ihnen fest. „Die nehme ich auch immer mit ins Krankenhaus“. Auf den Zetteln hat sie sich
das aufgeschrieben, was ihr in den Jahren mit und in
der Gruppe wichtig geworden ist. Die Erfahrungen der
anderen Mitglieder haben sie bereichert und ihr viele
ganz persönliche Lichtblicke für einen anderen Umgang
mit Depression gegeben. Sie kann heute auf einen regelrechten „Erfahrungsschatz“ zurückgreifen, im wahrsten
Sinne des Wortes. „Manchmal ist es eine einfache Frage
von Nachbarn, die einen aus dem Konzept und aus der
Fassung bringt“.
Wenn man selber gerade in einem tiefen schwarzen
Loch steckt und wird fröhlich gefragt „Na, wie geht’s?
dann möchte man am liebsten im Erdboden verschwinden“. In der Gruppe habe sie dann gelernt, wie man
antworten und seine Selbstachtung behalten kann.
Ein Mitglied hat z.B. dazu geraten, doch einfach zu
sagen: „Am liebsten gut“. Man muss nicht sagen, dass
es einem schlecht geht und doch nicht lügen. So lernt
man Schritt für Schritt, den Alltag und all die vielen
Fallstricke zu bewältigen.
Viele solcher Beispiele stehen auf den Zetteln und man
kann sich gut vorstellen, wie Anne Müller in ihrer
offenen und klaren Art redet und anderen Mut machen
kann, auch in eine Gruppe wie die ihre zu gehen.
Die Angst, in ihrem Umfeld mit ihrer Erkrankung nicht
ernst genommen zu werden, kommt immer mal wieder
hoch. Aber heute, sagt sie, wisse sie, dass sie damit
nicht alleine ist und wie sie durch die Hilfe der anderen
immer einen Weg wieder in die „Bewegung der Seele“
finden kann. Das will sie gerne an die weitergeben, die
es aktuell besonders brauchen und dazu gehören Patienten im Krankenhaus.
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Beispiele für die Umsetzung
der qualitätskriterien
Gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit
Die Besuche in der Klinik finden alle sechs Wochen
statt. Meist gehen sie zu zweit; jemand aus der Selbsthilfekontaktstelle und eine Person aus der Gruppe. Das Angebot kam auf Anregung der Ärztin in der
Tagesklinik für Depression zustande. Ärztin und
Gruppenmitglieder sind sich einig, dass die Möglichkeit
für Patienten in einer Klinik mit Betroffen reden zu
können, die für das Leben mit ihrer Krankheit schon
einen Weg gefunden haben, eine große Chance für
das Überwinden von Angst sein kann. Angst vor dem
Absturz nach dem Klinikaufenthalt oder die Angst,
plötzlich alleine zu sein.
Anne Müller lobt das freundliche Klima in der Zusammenarbeit mit dem Krankenhaus. Sie hat das Gefühl,
mit ihrem Engagement unterstützt zu werden, das ihr
wiederum selbst eine Stärkung ist. Diese Unterstützung
besteht vor allem darin, dass die Ärztin den Rahmen für
die Gespräche zwischen Patienten und Selbsthilfegruppe
herstellt, Informationen beschafft und auslegt oder sie
zu Veranstaltungen einlädt. „An den Sitzungen selbst
nimmt die Ärztin nicht teil. Da kann man ungezwungener reden.“
gleicher Augenhöhe sehr wichtig sind. „Den
Eindruck von der Kraft einer Selbsthilfegruppe als ge­schütztem Raum, in dem man
alles sagen kann und dann langsam eine
Gemeinschaft entsteht, die über Jahre hält,
das kann man schon vermitteln.“
(Sekis)
Selbsthilfebeauftragte
St. Hedwig
Krankenkenhaus
Mechthild NiemannMirmehdi,
Alle sechs Wochen führt ein Mitglied der
Selbsthilfegruppe Depressionen gemeinsam
mit einem hauptamtlichen Mitarbeiter des
Selbsthilfetreffpunkts Siemensstadt einen
Infoabend für die Patienten der Abteilung für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des VivantesKlinikums durch.
Jede dieser Veranstaltungen verläuft anders – je nachdem wie viele Interessenten sich finden und was genau
sie über die Wirkung von Selbsthilfe wissen wollen.
Manchmal sind über 20 neugierige Gesprächspartner
da, ein anderes Mal kommen „nur“ drei, die dafür aber
einen Gesprächsbedarf mitbringen, der für 3 Abende
reichen würde. Dann wieder wird der Infoabend zu
einem Gespräch unter „Experten“ – wenn Patienten
kommen, die bereits langjährige Erfahrungen in Selbsthilfegruppen haben.
„Wichtig ist“, sagt Anne Müller, „dass man das Angebot
immer wieder neu bekannt macht. Man muss Aushänge
machen und Informationszettel verteilen. Es ist schon
ein bisschen Arbeit damit verbunden, aber dafür weiß
ich, dass man anderen ein wenig Licht am Ende des
Tunnel zeigen kann“.
Ansprechpartner für das Projekt von Seiten der
Klinik ist die leitende Oberärztin Frau
Dr. Pless-Steinkamp, Vivantes Klinikum Spandau, Neue Bergstr. 6, 13585 Berlin, Tel: 130 – 133 075
Auch wenn doch nicht so viele Patienten nach diesen
Treffen in die Gruppe kommen, ist sich Anne Müller
sicher, dass diese Information und das Reden auf
Ansprechpartner im Selbsthilfetreffpunkt Siemensstadt ist Götz Liefert, Selbsthilfetreffpunkt Siemensstadt, Hefnersteig 1, 13629 Berlin, Tel: 381 70 57
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Maike Neuhaus
Sibylle Kraus
Götz Liefert
Selbsthilfetreffpunkt
Siemensstadt
Qualitätskriterium 3 + 4
Gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit und
regelmäßiger Erfahrungsaustausch
St. Hedwig Krankenhaus mit der Selbsthilfe-Kontaktstelle Mitte der Stadtrand GmbH und der Kontaktstelle
KIS in Pankow.
Wie die Zusammenarbeit verbindlich geregelt werden
kann, haben die Partner der Selbsthilfe-Kontaktstelle
für den Bezirk Berlin-Mitte der StadtRand GmbH, der
Kontaktstelle KIS in Pankow und die Selbsthilfebeauftragten des St. Hedwigs Krankenhauses exemplarisch
beschrieben:
Klar benannte Partner
Nach dem Abschluss des Kooperationsvertrages mit
dem Krankenhaus St. Hedwig im Jahr 2007 wurde
vereinbart, dass sich die Partner mindestens viermal im
Jahr treffen. Diese Treffen finden in der Regel im Krankenhaus, gelegentlich auch in der Kontaktstelle statt.
Da der Einzugsbereich des in Mitte ansässigen Krankenhauses auch Teile des Bezirkes Pankow umfasst, sind
in diese regelmäßige Form der Zusammenarbeit zwei
Selbsthilfe-Kontaktstellen eingebunden.
An diesen Sitzungen nehmen die Sozialarbeiterinnen
der Kontaktstelle und die als Selbsthilfebeauftragte
benannten Zuständigen für die Sozialdienste der beiden
wichtigsten Versorgungsbereiche des Krankenhauses
teil: Für den Bereich der somatischen Versorgung
Frau Kraus und für den Bereich der Psychiatrie Frau
Niemann-Mirmehdi.
Gemeinsame Jahresplanung
Gegenstand der Arbeit ist eine gemeinsame Jahresplanung von Angeboten, die darauf bezogene Organisation
einer abgestimmten Öffentlichkeitsarbeit, sowie prinzipielle Überlegungen zur Optimierung der Verknüpfung
von Selbsthilfe- und Klinikalltag. Besprochen werden Themen und Form von Informationsveranstaltungen für bestimmte Patientengruppen
19
Beispiele für die Umsetzung
der qualitätskriterien
Regelmäßiger Erfahrungsaustausch
und zu bestimmten Krankheitsbildern. Im Mittelpunkt
der letzten Jahre stand dabei der Schwerpunkt psychischer Probleme wie Depression oder Angststörungen.
So entstand im letzten Jahr ein gemeinsames Angebot
innerhalb der Woche der seelischen Gesundheit, in
welcher die Versorgungsangebote für seelisch erkrankte
Menschen mit zahlreichen Fachveranstaltungen vorgestellt wurden. Ein im Innenhof der Klinik ausgerichteter
kleiner Selbsthilfemarkt stellte insbesondere Gruppen
aus dem psychosozialen Themenfeld vor.
Weitere Informationsveranstaltungen richten sich
einerseits an Fachpersonal und Patient/innen im
Krankenhaus (sowohl stationäre, als auch Patienten/innen der Tageseinrichtungen). Plakate werben auf
den einzelnen Stationen im Vorfeld für die Teilnahme. Darüber hinaus laden Hinweise im Rahmen der
Öffentlichkeitsarbeit der Kontaktstellen aber auch über
den Klinikzusammenhang hinaus Interessent/innen
des Umfeldes zur Teilnahme ein. Schließlich finden auf
einzelnen Stationen zielgerichtete Informationsangebote
für bestimmte Patientengruppen statt. Dies betraf bisher
insbesondere den Bereich der Tagesklinik/des Kriseninterventionszentrums.
In allen Veranstaltungsformen (Themenveranstaltung,
Selbsthilfemarkt oder SH-Information) ist neben dem
Einsatz der Mitarbeiterinnen aus den Kontaktstellen die
Begegnung mit Menschen direkt aus den betreffenden
Selbsthilfegruppen von großem Interesse. Sie sind und
bleiben in der Selbsthilfe die Fachkräfte.
20
Kompetente Dienstleistung in Sachen Selbsthilfe.
Team der Selbsthilfekontaktstelle Mitte
Neben den Veranstaltungen im Krankenhaus profitieren
auf der Gegenseite die Gruppen und Veranstaltungen
der Selbsthilfe Kontakt- und Beratungsstellen von der
Kooperation mit der Klinik. Für Informationsveranstaltungen der Kontaktstelle oder konkrete Anfragen aus
den Gruppen stehen Fachleute der Klinik als Referenten
zur Verfügung.
Aus der bereits mehrjährigen Kooperationserfahrung
heraus entsteht 2011 ein neues gemeinsames Angebot.
Innerhalb der Klinik wird es eine regelmäßige Beratungszeit zu den Möglichkeiten der Selbsthilfearbeit in
Berlin geben. Hier können Fragen geklärt, Informationen weitergegeben und konkrete Vermittlungen in
Selbsthilfegruppen genutzt werden. Beide an der Kooperation beteiligten Kontaktstellen werden dieses Angebot
im Wechsel verantworten und so dem Dienstleistungsangebot sowohl der Klinik, als auch der Kontaktstellen
ein starkes Element hinzufügen.
Einbindung der Selbsthilfe in die Klinik.
Das St. Hedwig-Krankenhaus kooperiert darüber
hinaus mit einer Vielzahl von gesundheitsbezogenen
Selbsthilfeorganisationen und unterstützt diese bei ihren
Anliegen. Dazu gehören z.B. gemeinsame Angebote
mit der Alzheimer Gesellschaft Berlin e.V. die Aktion
Psychisch Kranke e.V. und mehreren Selbsthilfegruppen
für Abhängigkeitserkrankungen sowie das Netzwerk
Stimmenhörer e.V. .
Im Café Oase, das der psychiatrischen Klinik angegliedert ist, können Selbsthilfegruppen tagen.
Beteiligung am
Tag der offenen Tür
im St. Hedwig Krankenhaus
Die Einbeziehung von Selbsthilfegruppen im somatischen Bereich im St. Hedwig-Krankenhaus gestaltet
sich im Hinblick auf die Vielzahl der verschiedenen
Krankheitsbilder und der kürzeren Liegedauer schwieriger. Umso bedeutsamer ist die seit Jahren praktizierte
Zusammenarbeit in einzelnen Spezialbereichen des
Krankenhauses: Erwähnt sei hier die Kooperation
mit dem Deutschen Diabetiker Bund, Landesverband
Berlin, die insbesondere beim jährlich stattfindenden
Diabetikertag im St. Hedwig-Krankenhaus erlebbar
wird.
Als effektiv erweist sich auch die seit Jahren bestehende
Zusammenarbeit der Kontinenz Selbsthilfegruppe Berlin der Deutschen Kontinenzgesellschaft e.V. mit dem
Prostata-Zentrum Berlin in der Klinik für Urologie. Die alle 14 Tage stattfindenden Treffen von Inkontinenzbetroffenen – unter Teilnahme einer erfahrenen Physiotherapeutin – werden von den Patienten als besonderes
Angebot gerne angenommen.
Zur weiteren Intensivierung der Zusammenarbeit und
zur Sensibilisierung über den Nutzen von Selbsthilfe bei
der Bewältigung von Krisen fand z.B. im Mai 2009 eine
Informationsveranstaltung zum Thema „Bruchstellen –
Weitergehen nach kritischen Lebensereignissen“ statt.
Ansprechpartner/Innen:
Selbsthilfe Kontakt- und Beratungsstelle
Mitte - StadtRand GmbH
Perleberger Straße 44, 10559 Berlin (Moabit)
Angelika Vahnenbruck, Birgit Sowade
Tel: 394 63 64
[email protected]
Internet www.stadtrand-berlin.de
Gemeinsam mit
KIS Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfe
in Prenzlauer Berg
Fehrbelliner Str. 92, 10119 Berlin (Prenzlauer Berg)
Gertraude Wagner, Robina Baum
Tel: 44 34 3 17
[email protected]
Internet www.KISBerlin.de
Selbsthilfebeauftragte St. Hedwig Krankenkenhaus
Sibylle Kraus, Mechthild Niemann-Mirmehdi
Große Hamburger Straße 5 – 11, 10115 Berlin
Tel: 030 - 23 11 – 0
[email protected]
21
Beispiele für die Umsetzung
der qualitätskriterien
Zusammenarbeit in der Fortbildung
Mitwirkung in Gremien
Qualitätskriterium 5
Zusammenarbeit in der Fortbildung
„Arbeitskreis Krankenhäuser“ der Berliner
Sucht-Selbsthilfeorganisationen
Den Arbeitskreis Krankenhäuser (AkK) in der Landesstelle Berlin für Suchtfragen e.V. gibt es seit 1978.
Der Arbeitskreis Krankenhäuser wurde in der Landesstelle eingerichtet, um den Sucht-Selbsthilfeverbänden und
den Kliniken, in denen Abhängigkeitserkrankte behandelt werden, ein Forum zu geben, ihre Konzepte vorzustellen, Vorurteile abzubauen und neue Möglichkeiten
der Zusammenarbeit zu entwickeln.
Aufgabe fortführte. Und schließlich leitet seit 2007
Jürgen Fiedler von der Anonymen Alkoholkrankenhilfe
Berlin e.V. den Arbeitskreis Krankenhäuser.
Arbeitskreis
Krankenhäuser
Die Leitung des Kreises ist ein Gemeinschaftsprojekt der
wichtigsten Sucht-Selbsthilfeverbände in Berlin: Bei der
Gründung 1978 übernahm die Leitung des Arbeitskreises
Otto Dürre von den Anonymen Alkoholikern.
Heinz Schacht vom Blauen Kreuz führte diese Aufgabe
dann 1985 weiter und brachte den Arbeitskreis über
die große Umbruchzeit durch die Wende. Von 1995 an
leitete Dr. jur. Hartmut Aschenborn von der Anonymen
Alkoholkrankenhilfe Berlin e.V. das Gremium, bis im
Jahr 2006 Ernst Mahnke von den Guttemplern diese
22
Der Arbeitskreis tagt 9 x im Jahr, zu dem ein Referent
aus einer „Sucht“ - Einrichtung oder eines Sucht-Selbsthilfeverbandes aus Berlin oder Brandenburg eingeladen
wird, der über neue Therapiemöglichkeiten bzw. über die
Arbeit seines Hauses bzw. seines Verbandes, referiert.
Die Zusammenarbeit beschränkt sich nicht nur auf
Kliniken mit der Sucht-Selbsthilfe, sondern ist auch auf
Beratungsstellen, Wohnprojekte, Eingliederungshilfen,
sowie auf Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen erweitert. Somit haben alle Bereiche der Hilfe im Suchtbereich
ein Forum, auf dem sie Erfahrungen, neue Möglichkeiten kennen lernen und austauschen können.
Die nächsten Termine und deren Themen, finden sie im
Internet unter http://www.landesstelle-berlin.de.
Ansprechpartner für den AkK ist Jürgen Fiedler
c/o Landesstelle Berlin für Suchtfragen e.V.
Gierkezeile 39, 10585 Berlin,
Tel: 030 - 34 38 91 60, Mail: [email protected]
Diplom-Psychologe
und Psychoonkologe
Jürgen Fiedler
Nach wie vor betrachtet sich der Arbeitskreis Krankenhäuser als ein Bindeglied zwischen den hauptamtlich
Tätigen in Kliniken und den Ehrenamtlichen in den
Sucht-Selbsthilfeverbänden. Vertreter der Sucht-Selbsthilfeverbände und Vertreter der Berliner- und Brandenburger - Kliniken bilden und tragen den „Arbeitskreis
Krankenhäuser“. Die Regelmäßigkeit und Kontinuität
dieses Kreises macht ihn zu einem wichtigen Forum der
wechselseitigen Fortbildung als Kooperationsprojekt.
Günter Tessmer,
Leiter des
Arbeitskreises
Krankenhäuser
der Evangelischen
Qualitätskriterium 6
Mitwirkung in Gremien
Mitarbeit im klinischen Ethik-Komitee
Evangelische Lungenklinik Berlin - Buch
Lungenklinik
Berlin-Buch
Die Evangelische Lungenklinik in Berlin-Buch fördert
verbindlich Selbsthilfegruppen wie z.B. die Initiative
Lungenkrebs und die Selbsthilfegruppe COPD/Lungenemphysem. Vor allem werden Räumlichkeiten für die
monatlichen Treffen zur Verfügung gestellt. Verschiedene
Dienste des Krankenhauses wie der medizinische Dienst,
der Sozialdienst, der seelsorgerische und der psychoonkologische Dienst bieten darüber hinaus bedürfnisgerechte
fachliche Unterstützungsleistungen an. Damit sind vor
allem Vorträge zu brennenden Themen rund um Lungenerkrankungen und deren Behandlung, Gruppen- aber
auch Einzelberatungen von Patienten und ihren Angehörigen gemeint.
Es geht vorrangig um das Bereitstellen von Informationen, Wahrnehmungs- und Einschätzungsunterstützung
zu bestimmten Fragestellungen. Die Informationen
dienen aber auch der Entscheidungsfindung in komplexen Krankheits- und Behandlungssituationen. Nicht
selten kann aber auch den Mitgliedern von Gruppen
eine problemnahe psychosoziale Bewältigungsberatung
angeboten werden. Diese Unterstützung hat sich in der
Vergangenheit sowohl für die Patienten und Angehörigen, als auch für die klinischen Mitarbeiter als hilfreich
erwiesen. Beide Seiten haben ein nachhaltigeres Verständnis für die Gedanken und auch die Gefühle des
Gesprächsgegenübers entwickelt. Das Erfahrungswissen
der Patienten und Angehörigen und das Fachwissen der
klinischen Mitarbeiter verschränkten sich auf diesem
Wege zu einem solideren Wissen um die gemeinsam zu
tragende Sache.
Über den Kooperationsvertrag mit SEKIS haben die
Selbsthilfegruppen zudem die Möglichkeit kritische Einwände in Richtung auf die Inhalte und Methoden
der klinischen Arbeit dem Ethikkomitee der Evangelischen Lungenklinik schriftlich zu unterbreiten.
Das Ethikkomitee verpflichtet sich seinerseits, den Selbsthilfegruppen über den Bearbeitungsstand ihrer Eingaben Bericht zu erstatten. Die Zusammenarbeit mit den
Selbsthilfegruppen Lungenkrebs und Lungenemphysem/
COPD zum Beispiel besteht nunmehr erfolgreich seit
2006.
Ansprechpartner für die Selbsthilfegruppen in der
Evangelischen Lungenklinik ist der Selbsthilfebeauftragte Herr Günter Tessmer
Diplom-Psychologe und Psychoonkologe der Evangelischen Lungenklinik,
Lindenberger Weg 27, 13125 Berlin, Haus 205,
Zimmer 245
Tel: 030 94802951
Mail: [email protected].
23
Beispiele für die Umsetzung der
qualitätskriterien
Beispiel für einen Vertrag nach dem Konzept der Selbsthilfefreundlichkeit
Qualitätskriterium 7
Kooperationsvereinbarung
Die Absprachen zwischen der Selbsthilfe und Krankenhaus können in einer Kooperationsvereinbarung dokumentiert werden.
Diese unterstützt und sichert die Verbindlichkeit der Zusammenarbeit. Es gibt Kooperationsvereinbarungen, die allgemein
zwischen der Selbsthilfe und Krankenhäusern geschlossen werden (wie das folgende Beispiel) und andere, die konkret mit dem
Netzwerk bzw. den Agenturen Selbsthilfefreundlich und dem
Krankenhaus geschlossen werden sowie Kooperationsvereinbarungen, die die Selbsthilfekontaktstelle im Rahmen der Beratung der
Agentur betreffen.
Koperationsvereinbarung für die Zusammenarbeit von
Krankenhaus ..........., und Selbsthilfe Kontakt- und
Informationsstelle (Agentur Selbsthilfefreundlichkeit).
1 Die Partner verständigen sich darauf,
–
–
–
–
–
24
dass Selbsthilfegruppen und Selbsthilfeorganisationen ein wichtiger ergänzender Teil der gesundheitlichen Versorgung sind;
dass sich in Selbsthilfegruppen Betroffene organisieren um
eigene Hilfenetze aufbauen, die bei der Bewältigung einer Krankheit oder einer schwierigen Lebenslage hilfreich sein können;
dass Selbsthilfezusammenschlüsse wichtige Partner von Ein-
richtungen im Gesundheitswesen sein können;
dass das Spektrum der Gruppen und ihre Arbeitsweisen ent sprechend der verschiedenen Themen der Selbsthilfe vielfältig sein können, deren Autonomie es zu wahren und zu stützen gilt;
dass eine Information von Patienten über die Möglichkeit der Selbsthilfe schon während des Krankenhausaufenthalts
–
sinnvoller Bestandteil der Patienteninformation eines Kran-
kenhauses sein kann;
die Kooperation zwischen Selbsthilfegruppen und Kranken-
haus auf eine verbindliche Grundlage zu stellen.
Das Krankenhaus versteht sich als Selbsthilfefreundliches
Krankenhaus und erfüllt dafür in der Zusammenarbeit mit der
Selbsthilfe Kontakt- und Informationsstelle als Agentur Selbsthilfefreundliches Gesundheitswesen folgende Vereinbarungen:
2 Das Krankenhaus verpflichtet sich, dafür Sorge zu tragen,
2.1 ... dass die Zusammenarbeit mit Selbsthilfegruppen und der örtlichen Selbsthilfekontaktstelle auf der Grundlage einer
hausinternen Konzeption erfolgt, die verbindlich mit den
relevanten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern kommuniziert und ggf. durch Schulung vertieft wird;
2.2 ... Patientinnen und Patienten, bzw. deren Angehörige regel-
haft und persönlich z.B. im Rahmen des Entlassungsmange-
ments oder in der Arbeit des Sozialdienstes über dieMöglich-
keit zur Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe zu informieren;
2.3 ... dass Patientinnen und Patienten auf das Angebot der Selbsthilfekontaktstelle aufmerksam gemacht werden
2.4 ... wirksam auf Besuchsdienste von Selbsthilfeorganisa-
tionen bzw. deren Sprechzeiten im Krankenhaus aufmerksam zu machen (sofern solche Angebote existieren);
2.5 ... dass bei Bedarf
– Präsentationsmöglichkeiten (Infowände, Auslage von Flyern und Gruppeninformationen)
– Räume (für Gespräche zwischen Patient/innen und Selbst-
hilfegruppe, für Besuchsdienste oder Informationsveranstal-
tungen) und – Infrastruktur (z.B. Kopiermöglichkeiten) im Krankenhaus zur Verfügung zu stellen, damit Patient/innen sich über Selbsthilfe informieren können;
2.6 ... in relevanten Patientenveranstaltungen, Fort- und Weiter-
bildungsangeboten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Krankenhauses auf die Bedeutung der Selbsthilfe zu verwiesen und in diese Angebote ggf. Selbsthilfegruppen bzw. die Unterstützungsstelle mit einzubeziehen;
2.7 ... Mitgliedern aus Selbsthilfegruppen die Mitwirkung an relevanten Gremien wie Qualitätszirkeln oder Ethik-Kommis-
sionen (sofern dies sinnvoll und gewünscht wird) zu ermögli-
chen und diese dabei zu unterstützen.
3.6 ... die örtliche Kontaktstelle des Bezirks in die Zusammen- arbeit mit dem Krankenhaus mit einzubinden:
Selbsthilfetreffpunkt ...
4 Die Kooperationspartner verwiesen in ihrer eigenen Öffent lichkeitsarbeit jeweils auf die Zusammenarbeit und nennen die Ansprechpartner und ihre Erreichbarkeit.
5 Die Kooperationspartner verständigen sich darauf, die Zu- sammenarbeit in regelmäßigen Abständen auszuwerten und 2.8 ... dass eine Ansprechperson (Selbsthilfebeauftragte/er) für die die Vereinbarung ggf. weiterzuentwickeln.
Zusammenarbeit mit Gruppen und für die Kontaktstelle benannt wird.
6 Die Vertragsparteien verpflichten sich, keine Patientendaten Als Kontaktperson für das Krankenhaus wird benannt: ...
auszutauschen; insoweit wird auf die ärztliche Schweigepflicht verwiesen. Die einschlägigen Bestimmungen des Daten-
3 Die Selbsthilfe Kontakt- und Informationsstelle X
schutzes werden von den Vertragsparteien eingehalten.
verpflichtet sich:
7 Die Kooperationspartner verständigen sich darauf, dass not3.1 ... eine Kontaktperson für die Zusammenarbeit mit dem wendige Dokumentationen zu dieser Vereinbarung im Krankenhaus zu benennen.
Rahmen von Zertifizierungsprozessen entsprechend der Als Kontaktperson werden benannt: ...
internen Vorgaben des Qualitätsmanagements möglich sind 3.2 ... dem Krankenhaus Informationen über Selbsthilfegruppen und ggf. auch erfolgen.
und Selbsthilfekontaktstellen zur Verfügung zu stellen und es über bestehende und in Gründung befindliche Gruppen
8 Diese Vereinbarung gilt ab dem Zeitpunkt der Unterzeich- zu informieren;
nung für vorerst ein Jahr. Sie verlängert sich automatisch 3.3 ... nur solche Gruppen für die Zusammenarbeit vorzuschla- um je ein weiteres Jahr, wenn sie nicht bis zum entsprechen-
gen und einzubinden, die sich regelmäßig treffen und für den Datum durch eine neue Vereinbarung ersetzt wird.
neue Patientinnen und Patienten offen sind;
3.4 die Selbsthilfegruppen und -organisationen auf die Zusam- menarbeit mit dem Krankenhaus hinzuweisen und diese bei Berlin, den Datum ...
ihrem Engagement zu unterstützen;
Geschäftsführer des Krankenhauses ...
3.5 ... für eine Information und Beratung von Mitarbeiterinnen Leitung Selbsthilfe Kontakt- und Informationsstelle ...
und Mitarbeitern zu den Möglichkeiten und Grenzen der (Agentur Selbsthilfefreundlichkeit).
Selbsthilfe zur Verfügung zu stehen;
25
Selbsthilfebeauftragte der Mit Vertrag
kooperierenden Kliniken
Vivantes - Netzwerk für Gesundheit GmbH
Qualitätskriterium 8
Selbsthilfebeauftragte in Berliner Kliniken
Selbsthilfegruppen und –organisationen haben oft schon
über Jahre Kontakte zu Ärzten und „ihren Spezialisten“,
die sie zu Vorträgen über ihre Krankheit oder neue
Behandlungsmethoden in ihre Gruppen einladen. Das
sind nicht selten gewachsene Netze zu einer Vielzahl von
Personen. Diese Kontakte sind dann je nach Krankheitsbild sehr unterschiedlich. Dennoch macht es Sinn,
für die Zusammenarbeit von Selbsthilfe und Krankenhaus auch eine zentrale Ansprechperson zu haben, die
themenübergreifend angesprochen werden kann und mit
der die formalen Absprachen und Regelungen vereinbart
werden.
Vivantes Klinikum Prenzlauer Berg
In Berlin haben zur Zeit 17 Krankenhäuser einen förmlichen Kooperationsvertrag mit der zentralen Selbsthilfe
Kontaktstelle SEKIS abgeschlossen.
Alle Verträge basieren auf den vorgegebenen Qualitätskriterien. (Weitere Kliniken sollen folgen).
Gabriele Vogt
Fröbelstr. 15, 10405 Berlin
Tel: 030-130-16-1208
[email protected]
Wir stellen Sie Ihnen mit den jeweiligen Ansprechpartnern – den Selbsthilfebeauftragten – vor.
Wenkebach Klinik
Roswitha Schröter
Wenckebachstrasse 23, 12099 Berlin
Tel: 030-130-19-2452
roswitha.schrö[email protected]
Auguste Victoria KRankenhaus
26
Vivantes Klinikum Spandau
Roswitha Schröter
Rubensstrasse 125, 12157 Berlin Tel: 030-130-20-2291 roswitha.schrö[email protected]
Christine Wolter-Paulik
Neue Bergstraße 6, 13585 Berlin
Tel: 030-130-13-1052
[email protected]
Vivantes Klinikum Hellersdorf
Vivantes Humboldt Klinikum
Gabriele Vogt
Myslowitzer Straße 45, 12621 Berlin,
Tel: 030-130-17-2352 [email protected]
Christine Wolter-Paulik
Am Nordgraben 2, 13509 Berlin
Tel: 030-130-12-2094
[email protected]
27
Selbsthilfebeauftragte der Mit Vertrag
kooperierenden Kliniken
Selbsthilfebeauftragte der kooperierenden
K atholischen Kliniken
Vivantes - Netzwerk für Gesundheit GmbH
Kliniken der Ordensgemeinschaft der Alexianer Brüder in Berlin
Vivantes Klinikum Friedrichshain
Beate Zschocke
Landsberger Allee 49, 10249 Berlin Tel: 030-130-23-1941
[email protected]
Vivantes Klinikum Neukölln
Brigitte Laaser
Rudower Str. 48, 12351 Berlin Tel: 030-130-14-2483 [email protected]
Vivantes Klinikum Am urban
Beate Zschocke
Dieffenbachstraße 1, 10967 Berlin Tel: 030-130-22-0210 [email protected]
28
St. Hedwig-Krankenhaus
Sibylle Kraus & Mechthild Niemann-Mirmehdi
Große Hamburger Straße 5, 10115 Berlin
Tel: 030 - 23 11 22 85
[email protected]
Krankenhaus Hedwigshöhe
Sibylle Kraus & Ina Piotrowski
Höhensteig 1, 12526 Berlin
Tel: 030 - 23 11 22 85
[email protected]
St. Joseph-Krankenhaus
Berlin - WeiSSensee
Zentrum für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie
Matthias Walter
Gartenstraße 1, 13088 Berlin
Tel: 030 – 92 79 04 57
[email protected]
29
Selbsthilfebeauftragte der
kooperierenden Evangelischen Kliniken
Evangelische Kliniken der Paul Gerhardt Diakonie in Berlin
Evangelisches Waldkrankenhaus Spandau
Frau Wergen
Stadtrandstraße 555
13589 Berlin
Tel: 030 37 02 15 49
[email protected]
Martin Luther Krankenhaus
Frau Riedel
Caspar-Theyß-Straße 27 - 31
14193 Berlin-Grunewald
Tel: 030 8955 3853
[email protected]
Evangelisches Krankenhaus Hubertus
Gila Matyschok
Spanische Allee 10 – 14
14129 Berlin
Tel: 030 8100 8331
[email protected]
Evangelische Lungenklinik Berlin
Günther Tessmer
Lindenberger Weg 27
13125 Berlin
Tel: 030 948 02 951
[email protected]
Evangelische Elisabeth Klinik
Elke Hinze
Lützowstraße 24-26
10785 Berlin
Tel: 030 2506 703
[email protected]
30
31
Möglichkeiten der Zusammenarbeit in Berlin
Beispiel 1
Ehrenamtlicher Besuchsdienst
Ansprechpartner: Yvonne Vedder,
Tilmann Gens
Selbsthilfe Kontakt- und Beratungsstelle
Marzahn- Hellersdorf
Alt-Marzahn 59a, 12685 Berlin
Tel: 030 54 25 103
Mail: [email protected]
Internet: www.wuhletal.de
Besuchsdienst:
Helga Müller,
Karin Holst
und Patientin
Frau Helmdack
und Stationsleiterin
Sabine Hoffmann
Ansprechpartner:
Unfallkrankenhaus Berlin
Warener Str. 7, 12683 Berlin
Besuchsdienst
Helga Müller, Patient
Ehrenamtlicher Patientenbesuchsdienst
Selbsthilfekontaktstelle Mahrzahn-Hellersdorf
und Unfallkrankenhaus
Wechselseitige Ermutigung, Rat und Erfahrungsaustausch sind wesentliche Elemente der Arbeit von Selbsthilfegruppen. Kranke Menschen suchen diese Hilfe
auch dann, wenn sie sich im Krankenhaus befinden und
nicht selbst zu den Gruppentreffen kommen können.
Nicht immer kann aber die Gruppe ins Krankenhaus
kommen. Wer kümmert sich dann um die Patienten,
die nur wenig oder gar keinen Besuch bekommen?
Wer nimmt sich Zeit für Gespräche, zum Zuhören, für
Erledigungen und Besorgungen?
Diese Fragen waren der Anlass für die Selbsthilfe
Kontakt- und Beratungsstelle Marzahn – Hellersdorf in
Kooperation mit dem Unfallkrankenhaus Berlin 2001
einen Patientenbesuchsdienst ins Leben zu rufen.
32
Engagierte Frauen und Männer kümmern sich regelmäßig um die Patienten, die sonst allein wären aber das
Gespräch suchen. Sie geben den Kranken das Gefühl,
in der besonderen Situation Krankenhaus nicht alleine
zu sein. Die Aktiven des Besuchsdienstes können damit
Bedürfnisse auffangen, die das Pflegepersonal durch
zunehmende Arbeitsverdichtung nicht erfüllen kann.
Die Ehrenamtlichen verstehen sich als „echte“ Laienhelfer/innen.
Wichtig für den Erfolg des Projektes ist die gute Zusammenarbeit zwischen der Selbsthilfe-Kontaktstelle und
dem Unfallkrankenhaus Berlin. Oft ist es das Pflegepersonal auf den Stationen, das sich mit einer Besuchsanfrage für bestimmte Patienten an die Kontaktstelle
wendet. Die Anfragen werden über die Selbsthilfekontaktstelle koordiniert und weitergeleitet.
Yvonne Vedder
Selbsthilfe Kontaktund Beratungsstelle
Marzahn - Hellersdorf
Unfallkrankenhaus
Berlin
Die ehrenamtlichen Helfer wenden sich dann direkt an
das Pflegepersonal auf den Stationen.
Hier bekommen sie – unter Wahrung der gebotenen Vertraulichkeit – alle wichtigen Informationen für ihr Engagement. Nur so ist eine gute Betreuung am Patientenbett
möglich. Mit der Zeit entsteht ein Vertrauensverhältnis
zwischen dem Patienten und den Besucherinnen.
Verantwortlicher Sozialarbeiter
Jörg Giesecke
Tel: 5681-1222
Mail: [email protected]
Internet: www.ukb.de
Im Mittelpunkt stehen Gespräche, aber – wenn dies
notwendig ist – auch Ablenkungen von den Sorgen durch
Krankheit und Klinikalltag durch Spiele oder Spaziergänge.
Die Besuchsdienste sind – so die Berichte der Betroffenen
– hilfreich für beide Seiten: Patienten fühlen sich betreut
und die Aktiven berichten, dass diese Arbeit ihnen das
Gefühl gibt, etwas Sinnvolles zu tun.
Das Pflegepersonal nimmt die Arbeit der Besuchsdienste
als wichtige Ergänzung des Pflegebetriebes wahr und
das Engagement wird auch als positive Erfahrung und
Bereicherung erlebt.
33
Möglichkeiten der Zusammenarbeit in Berlin
Beispiel 2
Beratung durch Betroffene am Krankenbett
Beratung durch Betroffene am Krankenbett
Landesverband der Deutschen ILCO
Darmzentrum Oberhavel in Henningsdorf
Von links nach rechts:
Cornelia Bärbig,
(Sozialarbeiterin)
Was macht die Zusammenarbeit aus Sicht der Selbsthilfe bedeutsam/wichtig?
Diana Lange
(Assistenz Ärztin)
Yvonne Philipp
An Darmkrebs erkrankte Menschen benötigen bereits
nach der Diagnosestellung psychosoziale Unterstützung,
um die mit der Erkrankung und der Operation verbundenen psychischen und sozialen Belastungen verarbeiten und überwinden zu können. Diese Unterstützung
umfasst sachgerechte, verständliche Informationen,
Gesprächsangebote und ggf. psychotherapeutische
Behandlung.
Neben der professionellen Hilfestellung durch Psychologen und Sozialarbeiter im Krankenhaus hat sich der
Beistand durch gleich betroffene Mitarbeiter der Selbsthilfeorganisation Deutsche ILCO e.V. bewährt.
Diese können schon in der Zeit zwischen Diagnosestellung und Operation, spätestens nach der Operation bei
Besuchen am Krankenbett (im Rahmen der DarmkrebsVisite jeden Mittwoch) am eigenen Beispiel überzeugend beweisen, dass das Leben mit der Krankheit oder
der Behinderung mit dem Stoma lebenswert ist.
Sie vermitteln so neuen Lebensmut.
Außerdem können sie vor dem breiten Erfahrungshintergrund der Deutschen ILCO kompetent mündliche
Auskünfte zu Fragen des Lebens mit der Krankheit oder
dem Stoma geben, auf die Möglichkeit der Teilnahme
an ILCO-Informations- und Erfahrungsaustausch34
(Krankenschwester)
Heike Westphal
(Stomatherapeutin)
Dr. Walter Rau
treffen verweisen, sowie entsprechende Schriften der
Deutschen ILCO und anderer Organisationen bereitstellen oder über diese informieren.
Günter Vierkötter
Deutsche ILCO
Günter Vierkötter
Landesverband
(Besucherdienst ILCO)
Berlin Brandenburg e.V.
Die Kooperationsvereinbarung dient dazu, dieses ehrenamtliche Unterstützungsangebot der Deutschen ILCO
in die Versorgung von Menschen mit Darmkrebs – ob
mit oder ohne Stoma – im Krankenhaus zu integrieren
und dabei durch klare Absprachen die Zusammenarbeit zwischen den beiden Kooperationspartnern zum
gegenseitigen Vorteil und zum Nutzen der erkrankten
Menschen zu fördern.
(Chefarzt)
Birgit Quante
(Psychoonkologin)
Dr. Stefan Grunwald
(Onkologie)
Die schriftliche Kooperationsvereinbarung mit dem
Darmzentrum Oberhavel und der Deutschen ILCO
sieht folgende Verpflichtungen für die Partner vor:
Für die Deutsche ILCO Landesverband Berlin Brandenburg e.V.:
· Bereitstellung von Informationsschriften
der Deutschen ILCO
· Information über Schriften anderer Organisationen
· Besuche von Mitarbeitern des ILCO-Besucher-
dienstes am Krankenbett
· Dokumentation dieser Besuche
· Gespräche am Telefon und Angebot der Teilnahme an ILCO-Gruppentreffen
·
·
·
Empfehlung zur Kontaktaufnahme und Vermitt- lung eines Besuchers möglichst schon vor der Operation
Bei Bedarf Bereitstellung von Räumlichkeiten für Patientengespräche
Benennung eines festen Ansprechpartners in der Klinik für die ILCO-Mitarbeiter
Von Seiten des Darmkrebszentrum Oberhavel:
· Auslage und Weitergabe von Informationsmaterial der Deutschen ILCO
· Information der Patienten mit Darmkrebs und
der Patienten mit Stoma über das Angebot des ILCO-Besucherdienstes, bei den wöchentlichen Darmkrebs-Visiten
Ansprechpartner:
Günter Vierkötter
Deutsche ILCO Landesverband Berlin Brandenburg e.V.
Hartlebenstr. 11, 12587 Berlin
Tel: 030-645 24 47, Handy: 0160-388 60 37
Fax: 030-64 09 11 35
www.ilco.de
Beide Kooperationspartner unterstützen sich gegenseitig
bei der Durchführung von Veranstaltungen und der
dazu nötigen Öffentlichkeitsarbeit.
35
Möglichkeiten der Zusammenarbeit in Berlin
Beispiel 3
Selbsthilfe im Berliner Klinikführer
Zusammenarbeit von SEKIS und Der Tagesspiegel
Der Umgang mit einer schweren Krankheit, den Folgen
einer Operation oder die Bewältigung einer chronischen
Erkrankung kann Patienten vor besondere Herausforderung stellen. Sie begeben sich dann nicht selten auf
die Suche nach Hilfe, Unterstützung oder Beratung.
Für viele von Ihnen kann das Erfahrungswissen von
Betroffenen mit der gleichen Erkrankung eine wichtige
Ergänzung zur ärztlichen oder sonstigen fachlichen
Behandlung sein. Selbsthilfegruppen leisten genau
diese Art der Unterstützung. Sie tragen Wissen und
Erfahrung auf gleicher Augenhöhe zusammen und ihre
Mitglieder stärken sich wechselseitig im Gespräch oder
mit alltäglicher Hilfe. In Berlin gibt es mehr als 2000
Selbsthilfegruppen und Selbsthilfeorganisationen. Viele
von ihnen sind offen für neue Mitglieder oder beraten
zu ihrem jeweiligen Thema. Sie sind zu finden in einer
Datenbank, die die Selbsthilfe Kontakt- und Informationsstelle SEKIS für Berlin zusammenstellt und pflegt.
Wer einen Krankenhausaufenthalt vor sich bzw. hinter
sich hat, braucht oder sucht unter Umständen eine
Beratung zur eigenen Erkrankung und zur nachgehenden Unterstützung. Berlin verfügt als Ergänzung zur
ärztlichen Behandlung über ein umfangreiches Netz
an Beratungsstellen, für die wir hier eine Auswahl zur
Verfügung stellen.
Um Patienten, die in Berlin nach einer für sie passenden Klinik suchen, auch auf die Angebote der Berliner
Selbsthilfegruppen aufmerksam zu machen, kooperiert
SEKIS – die zentrale Selbsthilfe Kontakt- und Informationsstelle mit dem Berliner TAGESSPIEGEL bei
36
Beispiel 4
Ärzte nutzen gewachsene Kontakte zu
Selbsthilfegruppen, um Patienten die Angst
zu nehmen.
der Veröffentlichung von
Qualitätsinformationen
über Kliniken.
Auf der Internetseite
„Kliniksuche“ von gesundheitsberater.de wird neben
den Daten der Berliner
Krankenhäuser auch auf die
Selbsthilfe verwiesen.
Neu ist, dass zu den wichtigsten Krankheitsbildern,
zu denen man Klinikleistungen suchen kann,
ein direkter Link in die SEKIS-Datenbank zu diesen
Themen besteht. Der Vorteil der direkten Verlinkung
besteht in der Tatsache, dass auf der Internetseite der
Kliniksuche keine gesonderten Daten gepflegt werden
müssen, da diese direkt aus der zentralen Datenbank
gezogen werden.
Damit wird einem wichtigen Wunsch der Berliner
Selbsthilfegruppen entsprochen, dass auf ihre Angebote
auch an den Schnittstellen im Gesundheitswesen angemessen hingewiesen wird.
Kontakt:
SEKIS – Selbsthilfe Kontakt- und Informationsstelle
Bismarckstr. 101, 10625 Berlin
Tel: 890 285 37
[email protected]
DER TAGESSPIEGEL: Ingo Bach
[email protected]
Selbsthilfegruppe Eierstockkrebs
Rosemarie Mittermair
Selbsthilfegruppe
Eierstock- und
Gebärmutterkrebs
http://www.gesundheitsberater-berlin.de//
kliniken_beratung-ampselbsthilfe/kontakt-undberatungsstelle-sekis
Ärzte und das Pflegepersonal wissen, dass Selbsthilfegruppen von und für Betroffene hilfreich
für die Therapie sein können. So erfreut sich
auch unsere Selbsthilfegruppe für Frauen mit
gynäkologischen Tumoren im Bauchbereich
(Bauchfell-, Eierstock-, Eileiter-, Gebärmutter-, Gebärmutterhals- und Vulvakrebs) zunehmender Aufmerksamkeit, und wir werden von gynäkologischen Kliniken
und Abteilungen in Berlin zur Mitarbeit eingeladen.
Im Moment sind dies vor allem die Frauenklinik der
Charité - Campus Virchow-Klinikum, das Europäische
Kompetenzzentrum für Eierstockkrebs, die Gynäkologie des Martin-Luther–Krankenhauses und die Klinik
für Gynäkologie im Vivantes-Klinikum Neukölln.
Eine gute Zusammenarbeit besteht auch mit Ärzten
anderer Krankenhäuser wie dem Auguste-ViktoriaKrankenhaus usw..
Für Frauen in stationärer Behandlung, die unter dem
Trauma der Diagnose Krebs und der Operation leiden,
ist es oft eine große Erleichterung, wenn sie zu gleichermaßen Betroffenen sprechen und von deren Erfahrungen profitieren können.
Es hat viele Jahre kontinuierlicher Kontaktpflege bedurft, bis die Gruppe zum Partner in der Behandlung
von Krebspatienten geworden ist. Es ist mit hohem
Aufwand verbunden, die Verbindung zu Fachleuten in
Kliniken aufrecht zu erhalten. Sie muss immer wieder
neu hergestellt werden. So funktioniert die Zusammenarbeit dort am besten, wo sich die Partner über mehrere
Jahre gut kennen, ein Indiz dafür, dass die persönlichen
Kontakte eine der wichtigsten Grundlagen für die Zusammenarbeit sind.
Die Begegnung mit Patienten/innen, die Gleiches
durchgemacht und sichtlich gut überstanden haben,
wirkt ermutigend auf Patienten, die wir sowohl am
Krankenbett aufsuchen, als auch im weiteren losen
telefonischen Kontakt begleiten. Einige kommen auch
zu den Gruppentreffen, aber nicht alle. Die Information
über die Gruppe erfolgt durch Ärzte und Schwestern,
die von der Gruppe wissen, entweder auf der Station
oder im Rahmen des Entlassungsmanagements. Das
setzt voraus, dass diese immer aktuell über die Ansprechpersonen unserer Gruppe informiert sind. Oft
wird auch nur der Flyer oder die Rufnummer weitergegeben. Zur Zusammenarbeit gehört auch, dass
leitende Ärzte die Gelegenheit nutzen, an Workshops
und Informationsveranstaltungen der Gruppe aktiv
teilzunehmen. Und umgekehrt wird die Gruppe zu
Veranstaltungen in der Klinik oder zur Vorstellung der
Gruppe eingeladen.
Im Sinne einer umfassenden Behandlung der Patientinnen ist die Leistung der Selbsthilfe zur Relativierung
von Ängsten und Unsicherheiten sowie zum Abbau von
Informationsdefiziten ganz allgemein nicht hoch genug
einzuschätzen. Daher sind wir sehr dankbar für die
Bereitwilligkeit wichtiger Persönlichkeiten im gynäkologisch-medizinischen Bereich, mit „ihrer“ – also unserer
– Selbsthilfegruppe (–der vermutlich einzigen deutschlandweit–) vertrauensvoll zusammenzuarbeiten.
Kontakt: Rosemarie Mittermair
Selbsthilfegruppe Eierstock- und Gebärmutterkrebs
[email protected]
www.eierstockkrebs-selbsthilfegruppe.de
37
Möglichkeiten der Zusammenarbeit in Berlin
Beispiel 5
Unterstützung von Angehörigengruppen
Beispiel 6
Zusammenarbeit mit dem Martin-Luther-Krankenhaus
Unterstützung von Angehörigengruppen
Selbsthilfezentrum Eigeninitiative und
Krankenhaus Hedwigshöhe arbeiten zusammen
Maike Neuhaus
(Selbsthilfefreundliches
Im Jahr 2007 entschieden sich das Krankenhaus
Hedwigshöhe und die Selbsthilfekontaktstelle Eigeninitiative in Köpenick auf Anregung von SEKIS zu einer
förmlichen Kooperation.
Seitdem besteht diese erfolgreiche Zusammenarbeit und
hat sich insbesondere in den Fachgebieten Psychiatrie,
Gerontopsychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik
als hilfreich für Betroffene erwiesen. Drei Schwerpunkt-
themen haben sich herauskristallisiert, die besondere Angebote im Leistungsspektrum der Klinik mit Nach-
von Selbsthilfegruppen verbinden:
· Alzheimer-Erkrankung
· Psychische Erkrankungen und seelische Probleme
· Sucht
Patienten und Patientinnen aus dem stationären Bereich
und der Tagesklinik werden systematisch und regelmäßig auf Selbsthilfe hingewiesen und so konnten
zahlreiche Gruppen neu gegründet werden. Mittlerweile
existieren im Selbsthilfezentrum fünf Selbsthilfegruppen zum Thema Ängste und Depressionen, von denen
sich zwei ausschließlich aus ehemaligen Besucherinnen
und Besuchern der Tagesklinik des Krankenhauses
Hedwigshöhe gebildet haben.
Seit mehr als 5 Jahren besteht die Angehörigengruppe
von Menschen mit einer Demenzerkrankung im Selbsthilfezentrum. Diese Gruppe wird von einer Mitarbeiterin des Krankenhauses Hedwigshöhe moderiert.
Andererseits bestehen auch Gruppen in der Klinik
Hedwigshöhe, auf die in Beratungsgesprächen des Zentrums hingewiesen wird:
38
Selbsthilfefreundlichkeit in der Zertifizierung
Krankenhaus)
Susanne Riedel
(Selbsthilfebeauftragte)
Dr. Florian Müller
(leitender OA Gynäkolo-
· Gruppe von Suchtkranken und suchtgefährdeten Menschen
· Gesprächsgruppe für Angehörige psychisch
kranker Menschen
Das Selbsthilfezentrum nimmt regelmäßig mit einem
Informationsstand am Tag der offenen Tür im Krankenhaus teil. Hier kann die Chance genutzt werden,
Patientinnen und Patienten direkt über Selbsthilfe und
deren unterschiedliche Angebote zu informieren und zu
ermutigen, sich für die Teilnahme an weiteren Angeboten des Selbsthilfezentrums zu entscheiden.
Ein weiteres Element der Zusammenarbeit ist der
„Arbeitskreises Gesundheit“ auf bezirklicher Ebene, in
dem aktuelle Themen der Gesundheitsversorgung besprochen werden. Verbindungen bestehen auch zur neu
entstandenen „Kontaktstelle für PflegeEngagement“. Im
Bereich der Öffentlichkeitsarbeit (Flyer, Selbsthilfewegweiser, Programme, Plakate, Verlinkung) unterstützen
sich beide Institutionen wechselseitig. Als Beispiel für
diese Form der Zusammenarbeit kann genannt werden,
dass im Rahmen der „Woche der Stadtteilzentren“ eine
Informationsveranstaltung zum Thema „Unterstützung
von Angehörigen in Selbsthilfe“ in Kooperation von
Kontaktstelle und Klinik angeboten wurde.
Ricarda Raab
Selbsthilfebeauftragte
gie/Geburtshilfe)
Martina Ziegert
Krankenhaus
(Leiterin QM)
Hedwigshöhe
Karin Stötzner (Sekis)
Claudia Birnstiel (QM)
Krankenhaus
Hedwigshöhe
Berlin-Treptow
Seit Dezember 2010 ist das Martin-Luther-Krankenhaus
als Gynäkologisches Krebszentrum zertifiziert. Dies
erfordert eine interdisziplinäre Zusammenarbeit der
verschiedenen Fachexpertisen zur Gewährleistung einer
optimalen onkologischen Patientenversorgung. Ergänzt
wird dieses interdisziplinäre Netzwerk durch die Zusammenarbeit mit den umliegenden Selbsthilfegruppen.
Im Verlauf des Zertifizierungsverfahrens haben mehrere
Abstimmungstreffen und ein Qualitätszirkel stattgefunden, bei denen die Formen der Zusammenarbeit verbindlich abgestimmt wurden.
Das Martin-Luther-Krankenhaus erweitert sein ärztliches
und pflegerisches Handeln durch das Erfahrungswissen
der Selbsthilfe und fördert den Kontakt zwischen Patientinnen und Selbsthilfegruppen. Ziel der Selbsthilfetätigkeiten ist die Unterstützung von Betroffenen durch Betroffene. Im Rahmen der stationären Behandlung stellt
die Klinik den Patienten Informationen, Erreichbarkeit
und Angebote von Selbsthilfegruppen zur Verfügung.
Durch die vertraglich geregelte Kooperation mit SEKIS
und der Psychosozialen Kontakt- und Beratungsstelle für
Krebskranke und deren Angehörige ist die schon über
Jahre gewachsene Zusammenarbeit gefestigt.
Die Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen haben
ferner die Möglichkeit kritische Einwände bezüglich
der Inhalte und Methoden der klinischen Arbeit dem
Ethikforum des Hauses und gegenüber der Selbsthilfebeauftragten zu unterbreiten. Das Ethikforum des MartinLuther-Krankenhauses verpflichtet sich, die Selbsthilfegruppen über den Bearbeitungsstand der Eingaben
zeitnah zu informieren.
Auch zukünftig möchte das Martin-Luther-Krankenhaus die aktive Zusammenarbeit mit den Selbsthilfegruppen intensivieren. Es werden Veranstaltungen für
Patienten und Angehörige geplant, bei denen sich die
Selbsthilfegruppen vorstellen können und vor Ort stehen
Räumlichkeiten für regelmäßige Treffen der Gruppen
zur Verfügung. Auf den Internetseiten werden wechselseitig Verlinkungen hergestellt.
Ansprechpartnerin für die Selbsthilfegruppen im
Martin-Luther-Krankenhaus ist die Selbsthilfebeauftragte Frau Susanne Riedel
Martin-Luther-Krankenhaus, Raum 089
Caspar-Theyß-Strasse 27-31, 14193 Berlin
Tel: 030 – 8955 (8)3853
[email protected]
Selbsthilfekontaktstelle Charlottenburg-Wilmersdorf
im Nachbarschaftshaus am Lietzensee e.V.
Herbartstr. 25, 14057 Berlin Tel: 30 30 65 12
Fax: 30 30 65 13
[email protected]
www.nbh-lietzensee.de
39
Möglichkeiten der Zusammenarbeit in Berlin
Beispiel 7
Versorgung dementiell erkrankter Menschen
Versorgung dementiell erkrankter Menschen
in Akutkrankenhäusern
Selbsthilfe-Organisationen im Bereich von Demenzerkrankungen haben im Rahmen der Berliner Landesgesundheitskonferenzen 2009 und 2010 auf Probleme
aufmerksam gemacht, die Familien haben, deren
dementiell erkrankte Angehörige in einem Akutkrankenhaus versorgt werden müssen. Hier besteht faktisch
doppelter Versorgungsbedarf: für die Demenz und für
die Akutkrankheit. Der Mangel an Zeit und Personal
führt sehr häufig dazu, dass den kranken Patienten
nicht die notwendige Aufmerksamkeit und Betreuung
zuteil werden kann. Angehörige sind in einer solchen
Situation dann besonders gefordert und oft überfordert.
Gemeinsam mit Fachleuten aus verschiedenen Bereichen der Patientenversorgung hat man sich in den
Konferenzen darauf verständigt, dass ein Bündel von
Maßnahmen notwendig ist, um allen Beteiligten
gerecht werden zu können. Notwendige Maßnahmen
sind z.B.:
· Eine Aufstockung und bessere Schulung des klinischen Personals
· Konzepte für eine systematische Kooperation mit Angehörigen
· Unterstützung und Förderung von Betreuungs- und Begleitdiensten von Angehörigen und Ehrenamtlichen
· Initiierung und Unterstützung von Modell-
projekten in ausgewählten Akutkrankenhäusern zur Zusammenarbeit von medizinischen Fach-
kräften, Pflegepersonal und Angehörigen.
· Notwendig sind Unterstützungskonzepte, die die Einbindung von Besuchsdiensten und 40
·
·
Selbsthilfeorganisationen von Angehörigen voranbringen
Vernetzung der Berliner Initiativen z.B. demenz- freundliche Kommune in den Bezirken mit Aktivitäten für eine demenzfreundliche Versorgung in Krankenhäuser.
Als besondere Schnittstelle wird von Angehörigen-Organisationen wie der Alzheimer-Gesellschaft Berlin e.V.
die Einbindung von Laienhelfern in die Betreuung und
Begleitung von Betroffenen und Angehörigen angesehen. Gerade deshalb ist eine verstärkte Kooperation der
Kliniken mit Angehörigen, Selbsthilfeorganisationen
von Angehörigen und Ehrenamtlichen wichtig.
Christa Matter
Alzheimer Gesellschaft
Berlin e.V.
Berlin hat schon eine Fülle an Initiativen zur demenzfreundlichen Versorgung. Um die genannten Probleme
aufzugreifen ist z.B. in Selbsthilfegruppen der Alzheimer Gesellschaft Berlin e.V. ein Konzept für einen
Besuchsdienst erarbeitet worden, das den spezifischen
Belangen von Demenzkranken in Akutkrankenhäusern
Rechnung tragen soll. Mit Qualifizierungsangeboten
für Ehrenamtliche im Rahmen des Freiwilligendienstes
aller Generationen haben SEKIS und die Alzheimer
Gesellschaft Berlin e.V. dafür die Voraussetzungen
geschaffen.
Klinikum Neukölln
Im Weiteren gilt es insbesondere Vorschläge zu erarbeiten, wie Angehörige und Pflegepersonal in Krankenhäusern durch Freiwillige in Besuchsdiensten unterstützt und entlastet werden können.
Das Projekt versteht sich als Modell, für das ausgewählte Krankenhäuser angesprochen wurden.
Kontakt: Christa Matter
Alzheimer Gesellschaft Berlin e.V.
Friedrichstr. 236, 10969 Berlin Kreuzberg
Tel: 89 09 43 57, Fax: 25 79 66 96
[email protected]
www.alzheimer-berlin.de
Um auf diese Probleme reagieren zu können, haben
andererseits z.B. die Kliniken im Vivantes-Konzern
eine multiprofessionelle und sektorenübergreifende
Arbeitsgruppe mit dem Thema Geriatrie und Demenz
eingesetzt. Ziel dieser AG ist es, Verbesserungspotentiale in den Behandlungsverläufen zu identifizieren und
die Implementierung spezifischer modularer Schulungen für Ärzte und nicht-ärztliches Personal zum
Umgang mit geriatrischen und dementen Patienten.
Die Schulungen richten sich an alle Fachabteilungen
und Funktionsbereiche. Das Schulungskonzept deckt
sich im Wesentlichen mit den Forderungen von Angehörigen und den Diskussionen der Arbeitsgruppe der
Berliner Landesgesundheitskonferenz.
Prof. Dr. Ernst Späth-Schwalbe
Chefarzt der Klinik für Innere Medizin
Vivantes Klinikum Spandau
Neue Bergstraße 6, 13585 Berlin
Tel: 130-13 2600
[email protected]
Klinikum Spandau
41
Möglichkeiten der Zusammenarbeit in Berlin
Möglichkeiten der Zusammenarbeit in Berlin
Beispiel 8
Beispiel 9
Zusammenarbeit mit dem Waldkrankenhaus Spandau
Zusammenarbeit mit dem Evangelischen Krankenhaus Hubertus
Selbsthilfe als Partner
eines modernen
Krankenhauses
Selbsthilfe als Partner der Krebsnachsorge
Die Selbsthilfe ist in unserer langjährigen Erfahrung in
der Versorgung von Krebspatienten ein fester Bestandteil. Seit mehr als 6 Jahren bestehen erfolgreiche Kooperationen mit Selbsthilfegruppen in Spandau. Besonders
für Menschen mit Brustkrebs, Darmkrebs und gynäkologischen Tumoren tauschen unsere Experten sich
regelmäßig mit Ansprechpartnern der Selbsthilfe aus,
z.B. im Rahmen gemeinsamer Qualitätszirkel und
Fortbildungen.
Unser Ziel ist es, allen onkologischen Patienten den
Zugang zu Selbsthilfegruppen in allen Phasen der Therapie zu ermöglichen und ihnen Kontakte zu vermitteln.
Das bisherige Netzwerk im Bereich der Selbsthilfe soll
gefestigt werden. Darüber hinaus sollen zusätzliche
Strukturen in der Versorgung von onkologischen Patienten entstehen. Die Kooperation mit der SEKIS und
die engere Zusammenarbeit mit den regionalen Selbsthilfekontaktstellen ist für uns ein weiterer wichtiger
Schritt zur Etablierung eines Versorgungsnetzwerkes für
onkologische Patienten.
42
Ein Beispiel gelungener Zusammenarbeit:
Eine Gesprächsgruppe für Frauen mit Brustkrebs und
gynäkologischen Tumorerkrankungen, geleitet von einer
Ärztin und einer Psychoonkologin im EWK, in der die
betroffenen Frauen im Anschluss an ihre Operation bei
der Krankheitsbewältigung unterstützt werden, stieß auf
außerordentlich positive Resonanz. Die Teilnehmerinnen wünschten sich auch weiterhin Kontakt und gegenseitige Unterstützung. Dank der Kooperationen mit den
lokalen Selbsthilfezentren in Spandau konnten wir die
Patientinnen an die ambulant tätigen Kolleg/innen weiterleiten, die ihnen Begleitung und Räume anboten und
ihnen damit den Einstieg in eine eigenständige Gruppe
ermöglichten, in der sie sich weiterhin aktiv bei ihrer
Krankheitsverarbeitung unterstützen können.
Aktuell werden wir im EWK einen zentralen Ort
einrichten, an dem Patienten und ihre Angehörigen alle
Informationen rund um das Thema Selbsthilfe (z.B.
Termine, Angebote, Kontaktstellen) erhalten können.
Als Kooperationspartner der SEKIS möchten wir dazu
beitragen, allen Patienten einen schnellen Zugang zur
Selbsthilfe zu ermöglichen.
Waldkrankenhaus
Spandau
Evangelisches
Krankenhaus
Hubertus
Qualitätszirkel im Waldkrankenhaus
unter Mitwirkung von
Ärzten, Selbsthilfegruppen und der
Selbsthilfebeauftragten.
Die Zusammenarbeit mit
verschiedenen Selbsthilfegruppen ist seit Jahren
selbstverständliche Routine
in unserem Krankenhaus und
hilft uns unsere Patienten
optimal zu versorgen. Das evangelische Krankenhaus
Hubertus verfügt über die Fachabteilungen Allgemeinchirurgie, Unfallchirurgie/Orthopädie, Gefäßchirurgie,
Innere Medizin und Angiologie, Geriatrie, sowie die
diagnostische und interventionelle Radiologie. Besondere
Schwerpunkte liegen in der Gefäßmedizin (Gefäßzentrum Berlin-Brandenburg), sowie in der orthopädischen
Chirurgie und der Chirurgie beim älteren Menschen.
Auftrag und Ziel unseres Krankenhauses ist es, eine hohe
Qualität in der medizinischen und pflegerischen Betreuung sicherzustellen. Qualitätsarbeit ist dabei ein wesentlicher Bestandteil unserer Unternehmensphilosophie.
Im Mittelpunkt unserer Bemühungen steht der Mensch,
seine Zufriedenheit mit den von uns erbrachten Leistungen zum Erhalt bzw. zur Steigerung seiner Lebensqualität. Und gerade hier hilft uns die enge Kooperation mit
Selbsthilfegruppen unseren Auftrag zu erfüllen.
So arbeiten wir beispielsweise auf dem Gebiet derGefäßerkrankungen seit Jahren hervorragend mit der
Amputierten-Initiative e.V. zusammen. Durch gemeinsame Schulungen und Informationsveranstaltungen, aber
auch durch die konkrete Zusammenarbeit bei einzelnen
Patienten, konnten so schon einige Amputationen
verhindert werden.
Durch die enge Zusammenarbeit mit dieser engagierten
Selbsthilfegruppe gelingt es den oft sehr schwer erkrankten Gefäßpatienten Halt und Perspektive zu geben.
Über die Selbsthilfebeauftragte Frau Matyschok und ihre
Kolleginnen vom Sozialdienst werden Informationen
über Selbsthilfegruppen an Patienten verteilt und bei
Bedarf auch der direkte Kontakt hergestellt. Dafür sind
mit der zentralen Selbsthilfekontaktstelle SEKIS und den
regionalen Selbsthilfekontaktstellen der Bezirke formale
Absprachen zur Kooperation getroffen worden. SEKIS
hat sich verpflichtet, Krankenhäuser mit einem Kooperationsvertrag regelmäßig mit Material zu Gruppen zu
versorgen (z.B. mit dem Selbsthilfe-Rundbrief ) und
einem online-Zugang zur Selbsthilfe-Datenbank.
Einer Reihe von Selbsthilfegruppen bieten wir darüber
hinaus die Möglichkeit sich in unseren Räumen zu treffen und unterstützen damit das oft rein ehrenamtliche
Engagement dieser Gruppen.
Kontakt: Amputierten-Initiative e.V. –
Bundesverband für Arm- und Beinamputierte /
Gefäßkranke und deren Angehörige.
Spanische Allee 140, 14129 Berlin Zehlendorf.
Tel: 803 26 75
[email protected]
Evangelisches Krankenhaus Hubertus
Selbsthilfebeauftragte Gila Matyschok
Spanische Allee 10 – 14, 14129 Berlin
Tel: 030 8100 8331
[email protected]
43
Möglichkeiten der Zusammenarbeit in Berlin
Beispiel 10 Selbsthilfegruppe Herzkranke und Herzoperierte Berlin Weißensee
Hilfreiches Miteinander im Ringen mit der Krankheit
„Niemanden zu haben auf der Welt, zu dem man sich flüchtet,
auf den man in der Not bauen kann, das ist ein Weh, an dem
manches Herz verblutet.“ (Jeremias Gotthelf)
Seit 2001 gibt es die Gruppe Herzkranke in Berlin
Weißensee. Von anfänglich sechs Personen ist unsere
Gruppe auf nunmehr 21 Mitglieder angewachsen. Im
Jahr 2006 hatten wir das Glück, im St. Joseph-Krankenhaus geeignete Räumlichkeiten für unsere monatlichen
Treffen zu finden.
Nach einem Herzinfarkt, jedem operativen Eingriff am
Herzen oder an den Gefäßen, nach der Implantation
eines Schrittmachers stellt der Alltag Herzkranke vor
bisher nicht gekannte Erschwernisse und Sorgen. Sie damit nicht allein zu lassen, ist Anliegen unserer
Selbsthilfegruppe, die wir 2001 gebildet haben.
Am Ende der langen Suche nach einem beständigen
Domizil, beherbergt und umsorgt das St. Joseph-Krankenhaus seit 2006 unsere monatlichen Begegnungen,
wofür wir der Chefärztin der Klinik für Psychiatrie,
Psychotherapie und Psychosomatik, Frau Dr. Iris
Hauth, sehr dankbar sind. Im Raum St. Hildegard wird
uns alles zur Verfügung gestellt, was wir für unsere
monatlichen Begegnungen, Vorträge und Diskussionen
sowie auch für die Patientenbibliothek unserer Gruppe
benötigen. Ärzte, Psychologen, Apothekern, Vertretern
von Krankenkassen und des Deutschen Roten Kreuzes
haben unserer Gruppe bereits ihr Fachwissen vermittelt.
Mit Interesse hörten wir den Vortrag des Psychiaters des
Krankenhauses, Oberarzt Dr. Godemann, zum Thema
„Angstbewältigung bei Herzkrankheiten“. Regelmäßig
werden wir auch zu den Veranstaltungen im St. Joseph44
Krankenhaus eingeladen, so auch zur Filmvorführung
„Allein“ und Ausstellung zur Borderline-Erkrankung.
Regelmäßig nehmen unsere Gruppenmitglieder Vorträge der Deutschen Herzstiftung im Virchow-Klinikum,
der Charité Campus Mitte oder in der Parkklinik
Weißensee wahr. Auch traten einige aus unserer Gruppe
schon vor Medizinstudenten auf, um unsere Erfahrungen als Patient an die späteren Ärzte weiterzugeben. Wir
hoffen und wünschen, dass diese exzellente Praxis Schule machen möge in vielen Institutionen und die Selbsthilfegruppen und ihre Anstrengungen mit Achtsamkeit
wahrgenommen werden.
Das liegt uns am Herzen:
Isolation und Einsamkeit durch unsere Treffen und weitergehende Kontakte abbauen, damit durch den offenen
Umgang mit der Krankheit Gleichbetroffene seelisch
entlastet werden.
Durch den Austausch von Erfahrungen zu einem besseren Verständnis der eigenen Situation zu kommen und
damit einhergehend zu ermutigen, neue Wege in der
eigenen Lebensbewältigung zu gehen.
Die Solidarität untereinander stärken und damit echtes
Verständnis, Trost und neuen Lebensmut hervorbringen.
Wichtige Informationen unsere Krankheit betreffend
austauschen und dabei die Angebote beruflicher Helfer
(Fachärzte, Homöopathen, Apotheker u.a.) gezielt, sachkundig und kritisch nutzen.
Kontakt: Gerhard Zàzworka und Martina Seifert,
Selbsthilfegruppe für Herzkranke und Herzoperierte in
Berlin-Weißensee. Gruppentreffen: 4. Di im Monat,
14 Uhr im St. Joseph-Krankenhaus, Raum St. Hildegard, Gartenstr.1 erreichbar über: Selbsthilfekontaktstelle Lichtenberg, Tel: 962 10 33
Selbsthilfegruppe
Herzkranke und
Wie arbeiten das St. Joseph-Krankenhaus BerlinWeißensee GmbH mit der Selbsthilfe zusammen?
Herzoperierte
Berlin Weißensee
St. Joseph
Krankenhaus
Oberärztin
Uta Fürstenberg
Das St. Joseph-Krankenhaus ist ein Zentrum für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie in Trägerschaft
des katholischen Ordens der Brüder vom heiligen Alexius,
der Ordensgemeinschaft der Alexianerbrüder.
Auf der Basis des Kooperationsvertrages mit SEKIS
lebt die Zusammenarbeit des Krankenhauses mit der
Selbsthilfe ganz wesentlich durch die persönlichen Kontakte. Gegenseitige Treffen zum Kennenlernen und zum
Austausch über die Kooperation, die Vorstellung neuer
Angebote des Krankenhauses besonders für Gruppen
und Patienten sollen hier nur beispielhaft genannt
werden.
Patienten und Patientinnen werden Informationen,
Broschüren und Flyer entsprechend der Indikationen
möglichst immer dann zur Verfügung durch die Mitarbeiter/innen gestellt, wenn dies für Betroffene sinnnvoll
erscheint. Treffen und Termine werden in Abstimmung
vereinbart und auf Wunsch begleiten ggf. Krankenhausmitarbeiter Patienten zur Gruppe.
In der Sozialarbeiter-runde wird
das Informationsmaterial ausgetauscht und neue Initiativen der
Selbsthilfe vorgestellt.
Bedeutsam in der Zusammenarbeit mit der Selbsthilfe aus
Sicht der Klinik ist das vielfältige
bezirksübergreifende Angebot an
Einrichtungen, Projekten und
Gruppen, die den Übergang von der stationären oder
teilstationären Behandlung in die ambulante Nachsorge
erleichtern. Die Selbsthilfe ist fester Bestandteil dieser
Nachsorge. Die Erfahrung zeigt, dass insbesondere die
Regelmäßigkeit der Angebote erheblich zur Genesung
der Patienten beiträgt.
Dazu kommt, dass die Selbsthilfe immer in öffentliche
Veranstaltungen, wie „Tag der offenen Tür“, eingebunden wird, bei denen sich vielfältige Gelegenheiten zur
vertieften Kooperation über den persönlichen Austausch
ergeben.
Zu den Gruppen, mit denen verbindliche Wege der
Zusammenarbeit bestehen, gehören z.B.:
Bora, Vista, Alzheimer Gesellschaft Berlin e.V., Selbsthilfegruppe „Schatten-und-Licht“ oder Stimmenhörer .
Kontakt: Oberärztin Uta Fürstenberg
St. Joseph-Krankenhaus Berlin-Weißensee GmbH
Gartenstr. 1, 13088 Berlin
Tel: 92790-271
www.alexius.de/St_Joseph-Krank.1025.0.html
45
Möglichkeiten der Zusammenarbeit in Berlin
Beispiel 11 Selbsthilfeunterstützung als Teil des Entlassungsmanagements
Beispiel 12 Selbsthilfe als Brücke in die alltägliche Lebenswelt der Patienten
Selbsthilfeunterstützung als Teil des
Entlassungsmanagements durch den Sozialdienst
eines Krankenhauses
Uwe Klein
Durch einen Krankenhausaufenthalt können sich
Probleme und Fragen ergeben, die Betroffene und
Angehörige zunächst überfordern. Gleichzeitig sind oft
Entscheidungen zu treffen, die sich auf das weitere Leben
von Betroffenen und Angehörigen erheblich auswirken können. Gerade in solchen Situationen kann der
Sozialdienst unterstützen, mit den krankheitsbedingten
Auswirkungen und Veränderungen zurechtzukommen,
die erforderlichen Hilfen organisieren und deren Finanzierung klären.
Der Sozialdienst wird im Auftrag der Patienten tätig und
veranlasst – nach Zustimmung des Patienten; ggf. auch
mit seinem sozialen Umfeld – die abgestimmten Maßnahmen. Der Sozialdienst arbeitet eng mit den anderen
Berufsgruppen innerhalb des Krankenhauses und mit
relevanten Einrichtungen und Diensten außerhalb des
Krankenhauses, wie z. B. den Selbsthilfe-Kontaktstellen,
zusammen.
Krankenhäuser sind gem. § 11 Abs. 4 SGB V verpflichtet, die individuell sachgerechte Anschlussversorgung in
die verschiedenen Versorgungsbereiche sicherzustellen.
Dies beinhaltet die Sicherstellung der medizinischen,
ambulanten und (teil-) stationären pflegerischen Versorgung, aber auch die Vermittlung in Rehabilitation, zu
Selbsthilfe- und spezifischen Beratungsangeboten, sowie
sonstigen erforderlichen Unterstützungsleistungen.
Die Weiterführung der Behandlung und die Versorgung
der Patienten nach dem Krankenhausaufenthalt kann
46
nur sichergestellt werden, wenn die Patienten in ihrer individuellen Lebenswelt, ihre
Selbsthilfepotenziale und die des sozialen
Umfeldes wahr- und ernst genommen werden. Durch Krankheit kann es zu tiefen Einbrüchen im Leben kommen, die die Patienten in tiefe Unsicherheiten stürzen können.
Wichtig ist jeweils individuell zu beachten,
wann, wie und mit wem sich der Patient
mit der Krisensituation auseinandersetzt und ihm die
entsprechend geeigneten Unterstützungsangebote, wie
z. B. der Selbsthilfe aufzuzeigen und ggf. zu vermitteln.
Hier kann der Kontakt zu gleichfalls Betroffenen bereits
während des Krankenhausaufenthaltes unterstützend
wirken. Oft sind Patienten aber während des sehr kurzen
stationären Aufenthalts im Krankenhaus und unter der
Schocksituation der Diagnosestellung überfordert.
Hier ist es besonders wichtig, auf die Möglichkeiten der
Selbsthilfe hinzuweisen, damit diese nach dem Krankenhausaufenthalt genutzt werden können.
St. Hedwig-Krankenhaus
Sibylle Kraus
Große Hamburger Straße 5 – 11
10115 Berlin
Tel: 030 - 23 11 22 85
Mail: [email protected]
(Referent für
Selbsthilfe als Brücke in die alltägliche Lebenswelt
der Patienten - Krankenhaus Hedwigshöhe
Strategie- und Projektentwicklung)
Sascha Kirchner
(Sozialdienst
Psychiatrie und
Psychotherapie)
Sybille Kraus
Selbsthilfebeauftragte St. HedwigKrankenhaus
Im Krankenhaus Hedwigshöhe arbeiten die Behandlungsteams eng mit Selbsthilfeorganisationen
zusammen. Ziel ist es, die Selbsthilfegruppen so in
die Behandlung der Patienten zu integrieren, dass die
Potenziale dieser Zusammenarbeit für Patienten, Bezugsgruppen und Angehörige möglichst effektiv genutzt
werden. Dabei zeigen die Erfahrungen, dass Selbsthilfegruppen hilfreich sind, um Krankheit, psychosoziale
und sonstige Probleme zu bewältigen. Die Diagnose
einer schweren Erkrankung zwingt viele Patienten
ihr Leben zu ändern. Die damit verbundenen Bewältigungsprozesse können in der Klinik nur beginnen.
Selbsthilfegruppen sind dann oft ein wichtiger Teil des
Übergangs in die Nachsorge und bilden eine Brücke
von der Krankenhausbehandlung in die alltägliche
Lebenswelt der Patienten.
In der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie mit
den Abteilungen Gerontopsychiatrie, Allgemeinpsychiatrie und Suchterkrankungen, werden Betroffene und
Angehörige seit vielen Jahren innerhalb und außerhalb
des Krankenhauses beraten und begleitet. Das krankenhausübergreifende Zentrum für Familiengesundheit
bündelt und koordiniert die verschiedenen internen und
externen Beratungsangebote, sodass sowohl Patienten
als auch Angehörige jeweils die zu ihrer Lebenssituation
passende Unterstützung erhalten. Enge Kooperationen
bestehen zum Beispiel mit der Alzheimer-Gesellschaft
Berlin und der örtlichen Selbsthilfe-Kontaktstelle.
Die Zusammenarbeit wird kontinuierlich vertieft und
weiterentwickelt.
Die Vielzahl
verschiedener Erkrankungen und
kurze stationäre
Aufenthalte im
somatischen, d.h.
nicht psychiatrischen Bereich,
erschweren es,
Selbsthilfegruppen bereits während des Krankenhausaufenthaltes einzubeziehen.
Umso bedeutsamer ist die enge Zusammenarbeit mit
dem Landesverband Berlin-Brandenburg der Deutschen
ILCO - Selbsthilfevereinigung für Stomaträger und
Menschen mit Darmkrebs - im Rahmen des Darmzentrums am Krankenhaus Hedwigshöhe.
Gemeinsam mit der Selbsthilfe-Kontaktstelle Treptow &
Köpenick entwickelt das Krankenhaus Hedwigshöhe
weitere Angebote, sodass Patienten, Mitarbeiter und
Besucher die Potenziale der Selbsthilfe noch besser
ausschöpfen können.
Selbsthilfebeauftragte Krankenhaus Hedwigshöhe:
Ina Piotrowski
Höhensteig 1
12526 Berlin
Tel.: 0 30 - 67 41 - 0
Mail: [email protected]
47
Kooperationspartner
Selbsthilfe - Kontaktstellen in Berlin
Es gehört zu den Aufgaben der Berliner Selbsthilfe-Kontaktstellen, Gruppen bei der Umsetzung ihrer Anliegen zu unterstützen. Die Kontaktstellen in den Bezirken dokumentieren
die regionalen Gruppen, kennen die Ansprechpartner und
helfen bei der Erstellung von Materialien für die Öffentlichkeitsarbeit.
Kooperationsverträge mit Berliner Krankenhäusern werden
daher immer dreiseitig abgeschlossen.
SEKIS übernimmt, je nach Art der Kooperation in ihrer Rolle
als Agentur oder als Kontaktstelle, die zentrale Vermittlung
für das jeweilige Krankenhaus, regionale Kontaktstellen
jedoch stellen die Verbindung zu den Gruppen im Stadtteil
her. Die regionalen Kontaktstellen sind daher immer in die
Gremien zur Umsetzung der Kooperation (z.B. Qualitätszirkel) eingebunden.
Berlin zentral
SEKIS-Selbsthilfe Kontakt- und Informationsstelle
Bismarck-Str. 101
10625 Berlin
Tel: 892 66 02
Fax: 89 02 85 40
[email protected]
www.sekis-berlin.de
Lichtenberg -Hohenschönhausen
Selbsthilfe Kontakt- und Beratungsstelle
Lichtenberg, Ahrenshooper Str. 5
13051 Berlin (Hohenschönhausen)
Tel: 962 10 33
Fax: 36 46 27 36
[email protected]
www.selbsthilfe-lichtenberg.de
Hellersdorf
Selbsthilfe im Stadtteilzentrum
Pestalozzi-Treff
Pestalozzistraße 1a
12623 Berlin (Mahlsdorf )
Tel: 56 58 69 20
[email protected]
www.mut-gesundheit.de
Charlottenburg–Wilmersdorf
Selbsthilfekontaktstelle
Charl.-Wilmersd. im Nachbarschaftshaus am Lietzensee e.V.
Herbartstr.25
14057 Berlin (Charlottenburg)
Tel: 30 30 65 12
Fax: 30 30 65 13
[email protected]
www.nbh-lietzensee.de
Lichtenberg
Selbsthilfetreff Synapse
Schulze-Boysen-Str. 38
10365 Berlin (Lichtenberg)
Tel: 513 88 88 oder 55 49 18 92
Fax: 51066005
[email protected]
www.kiezspinne.de
Mitte - Tiergarten
Selbsthilfe- Kontakt- und Beratungsstelle Mitte - StadtRand
GmbH
Perleberger Straße 44
10559 Berlin (Moabit)
Tel: 394 63 64
Fax: 394 64 85
[email protected]
www.stadtrand-berlin.de
Friedrichshain - Kreuzberg
Selbsthilfekontaktstelle Friedrichshain
Boxhagener Str. 89
10245 Berlin (Friedrichshain)
Tel: 291 83 48
Fax: 29 04 96 62
[email protected]
www.selbsthilfe-treffpunkt.de
48
Marzahn
Selbsthilfe- Kontakt- und Beratungsstelle
Marzahn - Hellersdorf
Alt-Marzahn 59 A
12685 Berlin (Marzahn)
Tel: 54 25 103
Fax: 540 68 85
[email protected]
www.wuheletal.de
Neukölln
Selbsthilfezentrum Neukölln
Hertzbergstr. 22
12055 Berlin (Rixdorf )
Tel: 681 60 64
Fax: 681 60 68
[email protected]
www.selbsthilfe-neukoelln.de
49
Die Partner in Berlin
Selbsthilfe Kontaktstellen
Neukölln Gropiusstadt
Lipschitzallee 80
12353 Berlin (Gropiusstadt)
Tel: 605 66 00
Fax: 605 68 99
[email protected]
www.selbsthilfe-neukoelln.de
Pankow – Prenzlauer Berg
KIS Kontakt- und Informationsstelle
für Selbsthilfe in Prenzlauer Berg
Fehrbelliner Str. 92
10119 Berlin (Prenzlauer Berg)
Tel: 44 34 3 17
Fax: 44 34 04 78
[email protected]
www.KISBerlin.de
Pankow
KIS Kontakt- und Informationsstelle
für Selbsthilfe in Pankow im Stadtteilzentrum Pankow
Schönholzer Str. 10
13187 Berlin (Pankow)
Tel: 499 870 910
Fax: 499 870 919
[email protected]
www.stz-pankow.de
50
Pankow – Buch
Selbsthilfe- und Stadtteilzentrum
Gesindehaus Buch
Alt-Buch 51
13125 Berlin (Buch)
Tel: 44 34 317 / 941 54 26/-27
Reinickendorf
Selbsthilfe- und Stadtteilzentrum Reinickendorf
Eichhorster Weg 32, 13435 Berlin
Märkisches Viertel
Tel: 416 48 42
Fax: 41 74 57 53
selbsthilfezentrum@
unionhilfswerk.de
www.unionhilfswerk.de/
beratung/selbsthilfe/index.php
Spandau
Selbsthilfetreffpunkt Mauerritze
im Kulturhaus Spandau
Mauerstr. 6
13597 Berlin Altstadt Spandau
Tel: 333 50 26
Fax: 333 60 43 [email protected]
www.SpandauerSelbsthilfetreffpunkte.de
Spandau Siemensstadt
Selbsthilfetreffpunkt Siemensstadt
Hefnersteig 1, 13629
Berlin - Siemensstadt
Tel: 381 70 57 und 382 40 30
Fax: 38307400
[email protected]
www.SpandauerSelbsthilfetreffpunkte.de
Treptow - Köpenick
Selbsthilfezentrum Eigeninitiative
Genossenschaftsstraße 70
12489 Berlin
Tel: 631 09 85
Fax 631 09 85
[email protected]
www.eigeninitiative-berlin.de
Steglitz - Zehlendorf
Selbsthilfetreffpunkt im
Nachbarschaftsheim Mittelhof
Königstr. 42
14163 Berlin (Zehlendorf )
Tel: 80 19 75 14
Fax: 80 19 75 46
[email protected]
www.nachbarschaftsheimmittelhof.de
Tempelhof - Schöneberg
Selbsthilfetreffpunkt im
Nachbarschaftsheim Schöneberg
Holsteinische Str. 30
12161 Berlin (Friedenau)
Tel: 85 99 51 - 30/- 33
Fax: 85 99 51 11
[email protected]
www.nbhs.de/selbsthilfe
51
Wie kann - wie muss es weitergehen?
Kooperation mit niedergelassenen Ärzten und Ärztinnen
Neue Formen der Zusammenarbeit
für eine bessere
Patientenversorgung
Will man die Kooperation der
Selbsthilfe mit Krankenhäusern
weiterentwickeln, gilt es auch die
Themen aufzugreifen, die für das
Engagement vieler Selbsthilfegruppen bestimmend sind, um zu
einer besseren Patientenversorgung
Karin Stötzner
beizutragen. Es gilt also auch den
Blick auf die Erfahrungen von Patienten und ihre Forderungen
hinsichtlich der medizinischen Behandlung zu richten, um die
Kooperation auch inhaltlich zu füllen.
Schaut man sich Forderungen von Patienten in Selbsthilfe an,
dann geht es um folgendes:
Patienten suchen – wenn sie eine schwere Krankheit behandeln lassen müssen –„gute“ Ärzte/innen und erwarten von der
Gesundheitspolitik, dass sie für die Suche danach die Voraussetzungen schafft. Es herrscht offensichtlich Einigkeit darüber,
dass die Stärkung der Rolle von Patienten als Nachfragende im
Gesundheits“markt“ dabei eine besondere Rolle spielen muss.
Der Rahmen für den Diskurs scheint klar zu sein:
Notwendig ist die Bereitstellung von differenzierter Information
und die Schaffung von Transparenz zur medizinischen Versorgung für ein Mehr an souveräner Entscheidung und Wahlmöglichkeit. Das gilt auch für eine Ausweitung der Patientenberatung
und bessere Beteiligungsmöglichkeiten im System. Gefordert
wird auch eine Kodifizierung der Patientenrechte sowie die
Ausweitung integrierter Versorgungskonzepte und strukturierter
Behandlungsprogramme, auch unter Einbindung von Betroffenen und Selbsthilfeorganisationen. Endlich werden Patienten
52
und Patientinnen – so die Versprechen der Politik – im Mittelpunkt stehen.
Befragt man Patienten in Selbsthilfeorganisationen dazu, dann
ist die erste Reaktion ein klares Votum für diese Absichten und
Forderungen, deren Realisierung sie energisch einklagen. Aber
es gibt eine zweite Reaktion. Es ist der Zweifel daran, ob sich
tatsächlich etwas am faktischen strukturellen Ungleichgewicht
zwischen Patienten auf der einen Seite und Leistungserbringern
und Kostenträgern auf der anderen Seite ändern wird. Der
Zweifel wird genährt durch die langjährige Erfahrung, dass die
Anliegen von Patienten zwar immer oben auf der Vorhabenliste
stehen, sie aber im Alltag nur bedingt Gehör finden.
So haben z.B. vor Jahren Berliner Selbsthilfeorganisationen in
der so genannten „Berliner Mängelliste“ ihre Kritikpunkte und
„Qualitätsanforderungen an gesundheitliche Versorgung aus Patientensicht“ mit dem Ziel zusammengetragen, ihre Erfahrungen mit Behandlung und Versorgung für eine Veränderung
nutzbar zu machen. In dieser Liste werden Mängel benannt und
daraus fachpolitische Forderungen abgeleitet.
Es sind sowohl alltägliche Aspekte als auch weit reichende
politische Ziele. An erster Stelle steht – wie aus vielen Patientenbefragungen bekannt ist – der Wunsch nach mehr Zeit in der
Behandlungssituation, für umfassende Beratung und Aufklärung.
Versorgung soll ohne Zeitdruck stattfinden. Patienten wollen
mit ihren Sorgen wichtiger sein als Ablauforganisationen und
suchen empathische und kompetente Unterstützung bei der Entscheidungsfindung. Aufklärung und Beratung soll nicht über
Vordrucke erfolgen. Sie verweisen dabei darauf, dass der Wunsch
nach souveräner Entscheidung und die dringende Bitte nach
Unterstützung im Sinne einer ganzheitlichen und am individuellen Menschen orientierten Behandlung, kein Widerspruch
sind. Es ist ein klares Votum für mehr „sprechende Medizin“.
Die Sorge ist jedoch groß, dass die ökonomischen Zwänge und
immer weniger Personal in Kliniken oder die Logik der Fallpauschalen dafür kontraproduktiv sind.
Die Debatten um Leitlinien, Evidenzbasierung oder strukturierte
Behandlungsprogramme und sektorenübergreifende Behandlung werden – bei denjenigen, die überhaupt wissen, was damit
gemeint ist – immer auf diesem Hintergrund, dem Wunsch, als
Mensch und nicht als Fall gesehen zu werden, diskutiert.
Forderungen aus der „Mängelliste“ (Auszüge):
Notwendig ist mehr Transparenz zur Qualifikation, Kompetenz
und Erfahrung der Ärzte. Es müssen Formen gefunden werden,
wie die (auch in Fortbildungen erworbene) Kompetenz des Arztes
für Patienten sichtbar gemacht werden kann. Es muss nachvollziehbare Qualitätskontrollen und Qualitätsstandards für Ärzte geben und die Ergebnisse von Qualitätsentwicklung und -kontrolle müssen soweit öffentlich gemacht werden wie sie für Patientenbelange von Bedeutung sind.
Das hat nichts mit einem ‚Pranger‘ zu tun, sondern mit der
Schaffung von Anreizen zur Qualitätsverbesserung. Zu den
Kriterien, die Patienten unter „gut“ verstehen, gehört z.B. die
Bereitschaft zur Kooperation. So sollten Allgemeinärzte Patienten rechtzeitig an Fachärzte überweisen und / oder gezielter und
systematischer mit diesen oder auch mit Kliniken zusammenarbeiten. Es wird vorgeschlagen, dass Ärzte, die regelmäßig
Patienten zu einer bestimmten Krankheit behandeln, gemeinsam
mit Patienten Qualitätszirkel besuchen sollten, um Behandlungserfahrungen auszutauschen und vorhandenes Wissen zu bündeln.
Das gilt auch und gerade für verbreitete Krankheiten wie z.B.
Parkinson, Demenz, Schlaganfall, Anfallserkrankungen, für
die oft erschreckend lange Diagnosezeiten zu verzeichnen seien.
Auch die Zusammenarbeit mit Selbsthilfe-Initiativen ist für
Patienten ein Indikator für die „Güte“ eines Arztes.
Vor allem aber wird von Patienten die ärztliche Bereitschaft
gewünscht, eigene Grenzen einzugestehen oder auch Fehler
zuzugeben. Vielleicht könnte man viel schneller zu einer anderen
Kultur der Fehlervermeidung in der medizinischen Versorgung
kommen, wenn nicht (gedeckt durch das Haftungsrecht) der
Mythos von der umfassenden Kompetenz und der Unfehlbarkeit
aufrechterhalten werden müsste. Ein Schritt in Richtung zu mehr
Transparenz des Behandlungsgeschehens könnten z.B. auch Patientenquittungen sein (die in der Mängelliste auch gefordert
werden). Die Nachvollziehbarkeit des Behandlungsgeschehens
wird dabei weniger aus Gründen der finanziellen Kontrolle
gewünscht – ein Motiv, das eher für die Kostenträger gilt – ,
sondern mehr als Beleg für einen partnerschaftlichen Umgang
von Arzt und Patient. Dazu gehört auch, dass das Recht auf
Einsicht in Behandlungsergebnisse und –unterlagen konsequent
umgesetzt werden, was offensichtlich noch immer nicht selbstverständlich ist.
Betrachtet man die unterschiedlichsten Patientenbefragungen
der letzten Jahre, so zeigen sie, dass sich der Tenor der prioritären
Anliegen nicht wesentlich geändert hat. Die Patientenanliegen
sind bekannt. Solange Standesorganisationen (Kassenärztliche
Vereinigungen, Arztverbände und Ärztekammern) eher schützend den Status quo verteidigen, statt sich selbst zum offensiven
Akteur für mehr Zeit in der Behandlung, ganzheitlicher Zuwendung und Qualitätstransparenz zu machen, bleibt der Zweifel der
Patienten an wirksamen Veränderungen bestehen. Das gilt insbesondere dann, wenn immer mehr Kosten den Patienten direkt
aufgebürdet werden sollen und sie das Gefühl haben müssen, die
Zahlmeister zu sein.
53
Kooperation braucht die Unterstützung der Selbsthilfe
Material und weiterführende Literatur
Kooperation braucht die Unterstützung der Selbsthilfe
1998 Anforderungen an die Kooperation zwischen dem System der professionellen Gesundheitsversorgung und der Selbsthilfe
Berliner Zentrum Public Health, Selbsthilfe Kontakt- und Informationsstelle in der (SEKIS)
K. Stötzner; Prof. E. v. Kardorff; C. Leisenheimer; A. Buchholtz-Gorke
Das Konzept „Selbsthilfefreundlichkeit“ im Rahmen einer
Agentur schwerpunktmäßig verfolgen zu können, hat sich sehr
bewährt. Die zusätzlichen Ressourcen der BKK haben zu einer
Vielzahl an Aktivitäten geführt, die das Miteinander der verschiedenen Akteure verstetigen konnte.
Das Buch hat die Breite des Engagements und der Verknüpfungen anschaulich sichtbar gemacht.
Dieses umfassende sehr ausformulierte Qualitätskonzept zur
Selbsthilfefreundlichkeit gilt es lebendig weiter zu entfalten.
Die Implementierung einer vertraglichen Kooperation als Qualitätskonzept hat jedoch eine sehr aufwändige Begleitung des
Prozesses durch die Agentur Selbsthilfefreundlichkeit oder die
örtliche Selbsthilfekontaktstelle zur Voraussetzung. Die Vorgaben durch Terminabstimmung, Beteiligung relevanter Akteure,
die Dokumentation jedes einzelnen Schrittes, die Durchführung
und Dokumentation von Qualitätszirkeln usw. brauchen Zeit
und Verbindlichkeit. Das Konzept der BKK, diesen Aufwand finanziell zu unterstützen ist daher modellhaft. Vermutlich
können die Selbsthilfekontaktstellen ohne diese Förderung den
Weg als Nebenaufgabe nicht so ohne weiteres bewältigen. Es ist
zu hoffen, dass eine Lösung im Anschluss an die Modellphase
gefunden werden kann, die eine Kontinuität des bisher Erreichten ermöglicht.
Es gibt darüber hinaus einen weiteren Punkt,
der in Zukunft zu bedenken ist.
Da das Konzept „Selbsthilfefreundlichkeit“ auf Nachhaltigkeit
durch Qualitätskriterien setzt, ist damit ein hoher Aufwand
an Formalien verbunden. Wenn Krankenhäuser sich diesem
Aufwand stellen, sie selber Verpflichtungen eingehen und sich in
Konventionen einbinden lassen, dann haben sie auch erhebliche
Erwartungen an die Selbsthilfe. Zu beobachten ist, dass hier eine
Dienstleistungserwartung an die Selbsthilfe gerichtet wird, die
diese mit ihren ehrenamtlichen und freiwilligen Strukturen nicht
immer auffangen kann. Das Konzept der Verbindlichkeit und Nachhaltigkeit verspricht
der Selbsthilfe Anerkennung und Respekt, diese muss aber andererseits auch in der Lage sein, all die Anforderungen, die damit
verbunden sind, zu erfüllen:
· regelmäßige Beratungstermine
· kontinuierliches Bereitstellen von Material
· dauerhafte Gewährleistung der Ansprechbarkeit usw.
Das Konzept Selbsthilfefreundlichkeit kann also nicht nur dafür
Sorge tragen, dass Krankenhäuser sich verbindlich in eine Struktur einbinden lassen, sondern muss immer auch die Ressourcenfrage der Selbsthilfe mit bedenken. Die positiven Erfahrungen
der Modellphase in Berlin zeigen, dass dafür bei allen Partnern
die Breitschaft groß ist.
Karin Stötzner
Berlin Dezember 2010
54
2003 Selbsthilfe-Initiativen als Instanzen der Patienten- und Versicherteninformation
Dokumentation von Leistungs- und Qualitätsaspekten für Informationssysteme
Monika Hey und Karin Stötzner, SEKIS, Berlin 2003
2004 Kooperationshandbuch - ein Leitfaden für Ärzte, Psycho-
therapeuten und Selbsthilfe
Wissenschaftliche Reihe des Zentralinstituts für die Kas- senärztliche Versorgung in der BRD
Deutscher Ärzte-Verlag 2004, 180 Seiten , ISBN 3-7691- 8058-5
2005 Kooperation von Ärzten und Selbsthilfegruppen – für alle ein Gewinn
Prof. Dr. Wolfgang Slesina, Astrid Knerr, BKK Bundesver-
band, Essen 2005;
Die Zusammenarbeit zwischen Selbsthilfe und Kranken- häusern verbessern. (M. Bobzien, NAKOS INFO 82);
Kooperation von Ärzten und Selbsthilfegruppen – für alle ein Gewinn (W. Slesina, A. Knerr, BKK Praxishilfe)
2007 Ein selbsthilfefreundliches Krankenhaus – was soll das sein? Qualitätskriterien als Orientierung für gelingende Zusammenarbeit (M. Bobzien, Selbsthilfegruppenjahr- buch)
2008 Selbsthilfefreundliches Krankenhaus in Nordrhein-West- falen (C. Steinhoff-Kemper, NAKOS INFO 95);
Selbsthilfefreundlichkeit als Qualitätsmerkmal patienten-
orientierter Versorgung (M. Bobzien, Impulse – Newsletter zur Gesundheitsförderung, Nr. 64);
Selbsthilfefreundliches Krankenhaus – auf dem Weg zu
mehr Patientenorientierung (BKK Praxishilfe)
2009 Integration von Selbsthilfezusammenschlüssen in das Qua-
litätsmanagement im ambulanten und stationären Versorgungsbereich (A. Trojan, S. Werner, M. Bobzien, S. Nickel Bundesgesundheitsblatt);
Modellprojekt Selbsthilfefreundliche Arztpraxis (I. Tezak, NAKOS INFO 98);
Selbsthilfefreundlichkeit fördern. Das Netzwerk Selbst- hilfefreundliches Gesundheitswesen – gemeinsam für Selbsthilfe- und Patientenorientierung (K. Bremen, D. Siewerts, NAKOS INFO 99);
Das Netzwerk Selbsthilfefreundlichkeit im Gesundheits- wesen – Gemeinsam für Selbsthilfe- und Patientenorientie-
rung (D. Siewerts, Kontakt – Patienten Newsletter der KBV).
2006 Qualitätskriterien als Grundlage der Selbstbewertung in den Krankenhäusern (M. Bobzien, NAKOS INFO 86)
55
Impressum
Agentur Selbsthilfefreundlichkeit Berlin
c/o SEKIS - Selbsthilfe Kontakt- und Informationsstelle
Bismarckstr. 101, 10625 Berlin Tel: 030-892 66 02
Fax: 030-89 02 85 40
[email protected]
www.sekis-berlin.de
Redaktion
Karin Stötzner
Maike Neuhaus
Gefördert durch den BKK Landesverband Mitte;
auf der Basis eines Konzeptes für das der BKK Bundesverband in
Zusammenarbeit mit dem Netzwerk „„Selbsthilfefreundlichkeit
im Gesundheitswesen – gemeinsam für Selbsthilfe und Patientenorientierung“ verantwortlich zeichnet.
Bildnachweis:
Alexander Beck:
Seiten 13 / 19 / 22 / 23 / 26 / 27 / 28 / 29
30 - 35 / 39 / 41 mitte u. rechts / 42 links / 46 / 47 / 52
SEKIS:
Seiten 4 / 16 / 18 / 21 / 36 - 38 / 41 links / 42 mitte u. rechts /
43 / 46 / 48 - 51
Berlin 2011
© Agentur Selbsthilfefreundlichkeit Berlin-Brandenburg
c/o SEKIS – Selbsthilfe Kontakt- und Informationsstelle
und BKK Landesverband Mitte
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