www.htwk-leipzig.de 13. Jahrgang 2 | 2007

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www.htwk-leipzig.de 13. Jahrgang 2 | 2007
PODIUM.
15 Jahre! HT WK Leipzig
Mit Spatenstich, Tag der Wissenschaft und sozialem Engagement
feierte die Hochschule ihr Jubiläum
Alumni-Tag
Forum für Mitarbeiter, Studierende
und natürlich Absolventen – der
erste hochschulweite Alumni-Tag
Auslandskontakte
Wie die Hochschule mit China
und anderen Nationen kooperiert
Kluge Köpfe laufen
Neuer Halbleitermessplatz
Assisi-Basilika
Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (FH), Oktober 2007
13. Jahrgang
2 | 2007
www.htwk-leipzig.de
Titelbild
Das Fahrrad als Hauptverkehrsmittel in Nanjing: Professor Hendrik Richter
(Fachbereich Elektrotechnik und Informationstechnik, links) und
Professor Stefan Meyer-Miethke (Fachbereich Bauwesen, rechts) auf dem
»Phoenix number one«, einem in Shanghai produzierten Edel-Rad.
Foto: H. Milke
PODIUM. GEBURTSTAGE
PODIUM. TERMINE
Geburtstage im Zeitraum April bis Oktober 2007:
Termine im Studienjahr 2007/2008:
60. Geburtstag
Studienjahresablauf
Frau Hella Graviat
Fachbereich Medien
Frau Marlies Klug,
Hochschulrechenzentrum
■
■
Frau Dipl.-Ing. (FH) Brigitte Lützner
Fachbereich Elektrotechnik und Informationstechnik
IMPRESSUM
Herausgeber
Rektor der Hochschule für Technik, Wirtschaft
und Kultur Leipzig (FH )
Redaktionskommission
Prof. Dr. M. Kubessa (Vorsitzender), Dip.-Germ. M. Banusch, Prof. Dr. K. Bastian,
T. Becker, Dipl.-Chem. M. Bethin, Dr. B. Ebert, Prof. Dr. K. Hebestreit,
Prof. Dr. M. Krabbes, Prof. Dr. U. Kulisch, Prof. Dr. B. Rieger, Dipl.- Ing. P. Schnick,
R. Troks, Prof. Dr. K. Troll und Prof. Dr. R. Vor
Anschrift der Redaktionskommission
HTWK Leipzig
z. Hd. Cindy Heinkel
PF 301166
04251 Leipzig
Sitz
Karl-Liebknecht-Straße 132
04277 Leipzig
Telefon (03 41) 30 76 - 62 99
[email protected]
www.htwk-leipzig.de
Erscheinungsweise zweimal jährlich
Satz und Layout atelier eilenberger
Druck Hausdruckerei der HTWK Leipzig
Abbildungen
S. 1 C. Heinkel; S. 4/5 K. Gröschel; S. 6 oben: S. Mühl, unten: U. Ziegler;
S. 7 oben: HTWK Leipzig, unten: S. Mühl; S. 8/9 M. Salisch; S. 10 I. Escherich;
S. 11 Photocase; S. 12 M. Salisch; S. 14 S. Mühl; S. 15 links: B. Ebert;
rechts: S. Mühl; S. 16 HTWK Leipzig; S. 17 links: M. Humburg, rechts: HTWK
Leipzig; S. 18 links: K. Gröschel, rechts: HTWK Leipzig; S. 19 S. Mühl;
S. 20 C. Heinkel; S. 21 Privat; S. 22 B. Ebert; S. 23 K. Gröschel; S. 24/25 Privat;
S. 26/27 R. Ulrich; S. 28 Privat; S. 29 B. Ebert; S. 30/31 Privat; S. 32 links:
H. Stabler, rechts: HTWK Leipzig; S. 34 GOM GmbH; S. 37 HTWK Leipzig;
S. 39 S. Mühl; S. 40 Ingenium Friedrich GmbH; S. 41 Privat; S. 42 Privat;
S. 43 links: A. Ritter, rechts: HTWK Leipzig; S. 44 K. Gröschel; S. 45 J. Krobitzsch;
S. 48 A. Gründler; S. 50 C. Heinkel; S. 51 M. Bethin; S. 52 S. Mühl; S. 58/59
A. Wolf; S. 60 Privat; S. 61 K. Nägler; S. 62 oben: Photocase; S. 64 K. Eberhardt
ISSN 1438-3926
Frau Dipl.-Ing. (FH) Gisela Tümmler
Fachbereich Medien
Herr Prof. Dr.-Ing. Jürgen Wenige
Fachbereich Elektrotechnik und Informationstechnik
65. Geburtstag
■
■
Herr Dipl.-Math. Friedwald Enders
Fachbereich Informatik, Mathematik und Naturwissenschaften
Herr Dipl.-Phys. Rainer Koblo
Fachbereich Informatik, Mathematik und Naturwissenschaften
Herr Dr.-Ing. Jochen Staude
Rektorat
Herr Bernd Weißwange
Fachbereich Informatik, Mathematik und Naturwissenschaften
01. 09. 2007 – 29. 02. 2008
08. 10. 2007 – 02. 02. 2008
04. 02. 2008 – 23. 02. 2008
Sommersemester
Vorlesungszeitraum
Prüfungsperiode
01. 03. 2008 – 31. 08. 2008
10. 03. 2008 – 28. 06. 2008
30. 06. 2008 – 19. 07. 2008
Wichtige Termine
Frau Prof. Dr. rer. nat. habil. Ulrike Ebersbach
Fachbereich Informatik, Mathematik und Naturwissenschaften
Herr Prof. Dr.-Ing. Günter Heise
Fachbereich Bauwesen
Wintersemester
Vorlesungszeitraum
Prüfungsperiode
■
WS 2007/2008
Tag der offenen Hochschultür
Anmeldung Eignungsprüfung
Architektur
SS 2008
Rückmeldung
Nachfrist
Einschreibung höhere
Fachsemester
Antrag Gasthörerschaft
Informationstag
WS 2008/2009
Rückmeldung
Studienbeginn
10. 01. 2008
07. 01. – 17. 03. 2008
07. 01. – 01. 02. 2008
02. 02. – 14. 03. 2008
25. 02. – 14. 03. 2008
15. 12. 2007 – 15. 02. 2008
19. 04. 2008
05. 05. – 06. 06. 2008
06. 10. 2008
Editorial
B
rücken schlagen, Grenzen überwinden: Brücken
sind Bauwerke, die über Gewässer, Täler oder
Verkehrswege führen. Oft markieren sie Grenzen – Grenzen zwischen Regionen oder Ländern. Brücken helfen, dass Menschen diese Grenzen überschreiten können. Diese Brückenfunktionen können in der
heutigen Zeit auch moderne Verkehrs-, Informationsund Kommunikationsmittel übernehmen. Daher stehen
Menschen weltweit in Verbindung, lernen sich kennen
und verstehen. Dennoch sollte man die Möglichkeit
nutzen, die fernen Länder auch tatsächlich zu besuchen. Ein japanisches Sprichwort besagt: »Schicke das
Kind, das du liebst, auf die Reise.« Denn um Einsicht in
alle Dinge zu gewinnen, gibt es nichts, was dem Reisen
gleich käme.
Es ist gut, dass immer mehr Studierende der HTWK
Leipzig einen Auslandsaufenthalt im Rahmen eines
Teilstudiums, eines Praktikums beziehungsweise der
Projektarbeit absolvieren; oder auch einfach eine Reise
mit anderen Kommilitonen, zum Beispiel mit dem Fahrrad entlang der Via Regia nach Wrocław (dt. Breslau),
unternehmen. So lernen sie fremde Kulturen, Sprachen
kennen und gewinnen neue Erkenntnisse, die sie weitertragen. Wir sind auch froh, dass sich immer mehr
ausländische Studierende an unserer Hochschule einschreiben. Im vergangenen Semester waren es acht
Prozent aller Studierenden, die aus 54 Ländern nach
Leipzig kamen.
Professoren, Mitarbeiter und Studierende der HTWK
Leipzig übernehmen die Rolle von Botschaftern unserer
Hochschule, indem sie an Partnerhochschulen lehren
oder lernen und in Projekten arbeiten, wie beispielsweise Prof. Dipl.-Ing. Stefan Meyer-Miethke und Prof.
Dr.-Ing. Hendrik Richter (siehe Titelbild), die an der
Nanjing University of Technology in China als Gastdozenten wirkten. 18 Architekturstudenten der HTWK
Leipzig erarbeiteten dort gemeinsam mit ihren chinesischen Kommilitonen unter anderem Projekte der Stadtplanung für Nanjing. Diese wurden dann in Nanjing
im Rahmen der deutsch-chinesischen Tage im Oktober
2007 vorgestellt. Aber auch im Internet kann man das
vielseitige Engagement der Hochschule verfolgen. Ein
Beispiel ist das Kinder- und Jugendliteraturportal des
Goethe-Instituts, an dem Studierende verschiedener
Studiengänge des Fachbereichs Medien unter der Leitung von Prof. Dr. phil. Kerstin Keller-Loibl mitwirkten
und dabei interdisziplinär zusammenarbeiteten.
Brücken werden geschlagen zu Schülern und Studieninteressierten, um sie neugierig zu machen und ihnen
den Übergang vom Lernen im schulischen Bereich zu
einem Studium zu erleichtern. Sie erhalten zum Beispiel
am »Tag der Technik«, dem »Girls’ Day« oder im Rahmen
eines Frühstudiums die Möglichkeit, die Hochschule
näher kennen zu lernen. Mit Hilfe von Vorkursen im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich werden
die Erstsemester auf die Anforderungen im Studium vorbereitet.
Brücken werden aber auch geschlagen zu unseren
Alumni sowie zur Wirtschaft und den Verwaltungen, den
künftigen Einsatzbereichen unserer Absolventinnen und
Absolventen, um sie optimal auf ihre berufliche Tätigkeit vorzubereiten. Davon zeugen vielfältige Kooperationen, aber auch die Veranstaltung »Klartext aus dem
Elfenbeinturm«, die damit verbundene Jobbörse und der
erste hochschulweite Alumni-Tag.
Die Brückenfunktion kann auch im Sinne der Künstlergemeinschaft »Brücke« aufgefasst werden, die dem
damals neuen Stil des Expressionismus zum Durchbruch
verhalf. Die heutige Zeit erfordert eine ganzheitliche
komplexe Sicht, um die Fragen und Probleme unserer
Zeit zu lösen. Darauf sind die jungen Menschen auch
mit Hilfe von Studienangeboten und Lehrformen, welche die Grenzen der traditionellen Fachdisziplinen überwinden, vorzubereiten. Unsere Hochschule, in deren Namen die Buchstaben »T« für Technik, »W« für Wirtschaft
und »K« für Kultur stehen, bietet dafür beste Voraussetzungen. Ergreifen wir diese Chance und beherzigen
dabei die Worte von Franz von Assisi: »Tu erst das Notwendige, dann das Mögliche – und plötzlich schaffst
du das Unmögliche«.
Prof. Dr. oec. habil. Sibylle Seyffert
Prorektorin für Bildung
Sibylle Seyffert,
Prorektorin für Bildung
an der HT WK Leipzig
INHALT
.
INHALT
Hochschule
4
15 Jahre! Ein Fest mit vielen Facetten
7
15 Jahre! Eng verbunden mit der Welt –
Ausländische Partnerhochschulen gratulieren
8
Interview mit dem Leipziger WEGE e. V.
11
Selbsthilfegruppe HOPES kümmert sich um
psychische Probleme von Studierenden
12
Familienfreundliche Hochschule: Interview
mit dem Rektor der HTWK Leipzig
14
Weichen für das kommende Jahr gestellt:
Bilanz des Konzils
15
In Kürze: Absolventenfeier des Fachbereichs
Sozialwesen | Neuer HTWK-Preis Mechatronik
18
20
32
Wirtschaft
Fachbereich Maschinen- und Energietechnik: Reger Austausch mit Frankreich
In Kürze: Tag der Technik | Expertenwissen
über Rechtsextremismus | BetonkanuRegatta | Neues Institut LEGUT
In Kürze: Hochschulinformationstag | Girls’
Day | Lange Nacht der Computerspiele |
Brückenmodellwettbewerb
34
Veranstaltung über außergwöhnliches
Marketing im Buchhandel
46
Vom Nutzen amtlicher Statistik:
Das Statistische Landesamt Sachsen
ist Partner für die Wissenschaft
48
»Klartext aus dem Elfenbeinturm« –
Jobbörse an der HTWK Leipzig
49
Kooperationsvertrag mit Vattenfall | HTWKStudenten auf Exkursion in Dublin und
London
50
Dritte Wasserstadt-Konferenz an der
HTWK Leipzig
36
Reverse Engineering: Kolloquium
zu Anwendungsmodellen
Reverse Engineering als Hilfestellung
für das Kfz-Handwerk
38
E-Learning: Neueste Entwicklungen werden
vorgestellt
39
Neuer Halbleitermessplatz: Messungen
an lebenden Zellen
40
Erste Absolventen des Postgradualen Fernstudiengangs des Fachbereichs Bauwesen
in Salzburg geehrt
41
Citytunnel: HTWK -Absolvent dokumentiert
Baufortschritte
42
HTWK-Absolventin und Student
zu Besuch in Chile
Erster hochschulweiter Alumni-Tag
21
Alumni: HTWK-Absolvent bei DaimlerChrysler
22
Internationales Parkett: Werbung für die
HTWK Leipzig
43
Games Master Class | HTWK-Studiengruppe
verfolgt Tests am Airbus A 380
23
Erster Bachelorabsolvent am Fachbereich
Bauwesen kommt aus China
44
Leipzig Marathon: Fachbereich Bauwesen
aktivierte fast 80 Teilnehmer
24
Fernweh: HTWK -Student in Schottland
26
Fernweh: HTWK -Radtour Leipzig-Breslau
28
Fernweh: Praxiserfahrungen in Texas
29
Zu Besuch: Begegnungen mit China
30
Neue Professoren an der HTWK Leipzig
2
45
15 Jahre! Ein Tag im Zeichen der
Wissenschaft
10
16
Technik
P OD IUM
.
51
Gut gefüllter Messekalender: Hochschule mit
aktuellen Forschungsprojekten vertreten
52
Ideenwettbewerb zur Nachnutzung der
Deponie Seehausen
53
Publikationen
13. Jahrgang 2 | 2007
Kultur
58
Architektur für die Himmelsscheibe –
HTWK -Professor als Sachverständiger
am Ausstellungsort
60
Nach den HTWK -Studium in die USA –
Doreen Vogel arbeitet in NY
61
Studentisches PR -Projekt: »Kleiner Maulwurf
ganz groß – DDR -Kinderbücher damals und
heute«
62
Virtueller Auftritt für Assisi-Basilika:
HTWK -Studierende konzipierten Ausstellung
63
Perspektiven des Studiengangs Bibliotheksund Informationswissenschaft
64
Gautschfest am Fachbereich Medien:
Auch der Rektor musste ins Fass
3
.
HOCHSCHULE
.
HOCHSCHULE
und des Medienzentrums auf dem Baufeld Karl-Liebknecht-Straße/Ecke Gustav-Freytag-Straße. Auf dem bis
dahin als Parkplatz genutzten Gelände sollen bis Mai
2009 rund 2700 Quadratmeter Nutzfläche für die neue
Hochschulbibliothek und etwa 1700 Quadratmeter für
das Medienzentrum entstehen. Mit dem Neubau gelingt
der Hochschule nicht nur die Konzentration weiterer
Hochschuleinrichtungen auf dem Campus im Leipziger
Süden. Ministerialdirigent Wolf Karl Reidner vom Sächsischen Staatsministerium der Finanzen sprach in seinen Grußworten auch von einer entscheidenden Verbesserung der Forschungs- und Lehrbedingungen, die sich
durch diese beiden Neubauten für die HTWK Leipzig
ergebe. Das neue Bibliotheksgebäude wird neben einer
modernen Zeitschriften-Lounge, Rechercheplätzen und
einer Ausleihtheke zukünftig Platz für mehr als 300 000
Bände, etwa 600 Doppelregale und zirka 200 Nutzerleseplätze bieten. Im Medienzentrum, in dem Teilbereiche
des Fachbereichs Medien ansässig sein werden, entstehen moderne Kabinette mit drucktechnischen Anlagen
der klassischen Printmedien sowie A/V -Aufnahmestudios, Regie- und Schnitträume für die Vermittlung der
Gestaltung und Produktion von audiovisuellen und
elektronischen Medien. Auch die Hausdruckerei wird im
Medienzentrum untergebracht sein. Für das Bauvorhaben, welches vom Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement geleitet wird, stehen insgesamt 16 Millionen Euro (davon 75 Prozent EU -Mittel und
25 Prozent Landesmittel) zur Verfügung. Diese fließen
derzeit in die Umsetzung des Entwurfs der Berliner
Architekten und Planer des Büros Léon Wohlhage und
Wernik, welcher sich in einem Wettbewerb im Herbst
2005 durchgesetzt hatte.
15 Jahre! Ein Fest mit vielen Facetten
Mit Spatenstich, sozialem Engagement und Partnern aus dem In- und Ausland
beging die HTWK Leipzig ihr 15-jähriges Jubiläum
Der Spatenstich als
Auftakt für den Neubau
der Bibliothek und
des Medienzentrums:
(v. l. n. r.) Wolfgang
Trommer (Leiter Hochschulbau SIB ), Wolf
Karl Reidner (SMF ),
Ronald Werner (Abteilungsleiter Hochschulen
SMWK ), Hubertus Milke
(Rektor HT WK Leipzig).
I
m Juni 2007 wurde an der HTWK Leipzig gefeiert:
das 15-jährige Bestehen von Sachsens größter
Fachhochschule mit derzeit knapp 6200 Studierenden. Hervorgegangen war die HTWK Leipzig im Jahr
1992 aus verschiedenen technisch-, ingenieur- und kulturwissenschaftlichen Bildungseinrichtungen, deren
älteste Wurzeln bis ins Jahr 1764 zurückreichen. Zahlreiche Gäste aus dem In- und Ausland waren der Einladung des Rektors gefolgt und begingen im Rahmen der
Festveranstaltungen feierlich das Jubiläum. Seit ihrer
Gründung hat die Hochschule eine dynamische und in-
4
Festakt im Neuen Rathaus
Vom Baugelände im Leipziger Süden ging es für den
Großteil der Anwesenden gleich weiter zum Neuen Rathaus im Zentrum der Stadt, in dem die HTWK Leipzig
anlässlich des 15-jährigen Jubiläums mit einer Festveranstaltung zu Gast war. Nach dem feierlichen Einzug
der Rektoren und einiger Ehrengäste in den RathausFestsaal eröffnete Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard
Jung den Festakt und übermittelte der Hochschule
seine herzlichen Glückwünsche. Rektor Prof. Dr.-Ing.
Huber tus Milke begrüßte die Gäste aus Wissenschaft,
Politik, Wirtschaft und dem Ausland und stellte heraus,
dass sich in den 15 Jahren seit der Neugründung an der
HTWK Leipzig bereits sehr viel Positives getan habe,
teressante Entwicklung durchlaufen, anspruchsvolle
Ziele setzen die Maßstäbe für die Zukunft. Am 14. und
15. Juni zeigte die HTWK Leipzig die Vielfalt und Leistungsfähigkeit der Hochschule sowie ihre Verbundenheit zur Region, aber auch zu ihren ausländischen Partnern.
Spatenstich für Neubauten
Den Auftakt der Feierlichkeiten bildete am 14. Juni bei
hochsommerlichen Temperaturen und Sonnenschein der
1. Spatenstich für den Neubau der Hochschulbibliothek
P OD IUM
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13. Jahrgang 2 | 2007
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Im Festsaal des Neuen Rathauses zu Gast: (v. l. n. r.) Franz Häuser, Rektor der Universität Leipzig;
Walter Christian Steinbach, Regierungspräsident in Leipzig; Beng Zhu vom Deutsch-Chinesischen
Zentrum und der Prorektor der Nanjing University of Technology Liu Weiqing sowie der Prorektor
für Wissenschaftsentwicklung an der HT WK Leipzig, Michael Kubessa.
auch und gerade im Hinblick auf eine gewachsene
inhaltliche Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern
in der Stadt und der Region: »Wenn wir heute nach
15 Jahren unsere Festveranstaltung im Festsaal des
Neuen Rathauses begehen dürfen, der Leipziger Oberbürgermeister Mitglied im Kuratorium der HTWK Leipzig
ist, der Bürgermeister für Jugend, Soziales, Gesundheit
und Schule Professor der HTWK Leipzig, viele Absolventen der Hochschule heute Führungspositionen in Wirtschaft und Verwaltung der Region Leipzig einnehmen,
dann sind das äußere Zeichen für ein gewachsenes Miteinander«, sagte der Rektor. Noch wichtiger seien jedoch die vielfältige inhaltliche Zusammenarbeit und die
erfolgreichen Kooperationen bei Projekten und Veranstaltungen. »Regelmäßige Konsultationen und Gespräche auf allen Ebenen gehören zum Selbstverständnis,
nicht zuletzt auch im Interesse der wirtschaftlichen
Entwicklung der Region«, so Milke weiter. Trotz seines
stets gefüllten Terminkalenders, konnte Prof. Dr. KlausEwald Holst, Vorstandsvorsitzender der Verbundnetz
Gas AG, für den Festvortrag zum Thema »Die Globalisierung der Märkte – Zukunft der Gasversorgung in
Deutschland« gewonnen werden. Als Experte der Energiebranche zeigte er den Gästen die zukünftigen Herausforderungen auf dem Gebiet der Energieversorgung
weltweit auf und hob die Bedeutung von starken Partnern wie der HTWK Leipzig für eine nachhaltig gute
wirtschaftliche Entwicklung in Leipzig und der Region
hervor. Die Hochschulleitung nutzte den feierlichen
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Erhielten die JakobLeupold-Medaille:
David S. Smyth von
der Partnerhochschule
in Paisley (l.) und
Volker Messtorff-Lebius,
Referatsleiter im SMWK .
Klaus-Ewald Holst,
Vorstandsvorsitzender
der Verbundnetz Gas
AG, hielt den Festvortrag zum Jubiläum.
HOCHSCHULE
.
HOCHSCHULE
15 Jahre! Eng verbunden mit der Welt
Ausländische Partnerhochschulen gratulierten und feierten
anlässlich des HTWK-Jubiläums
Zweck gesammelt. Innerhalb kürzester Zeit hatten Studierende und Mitarbeiter mehrere hundert Pins verkauft. Mit Unterstützung der Verbundnetz Gas AG , der
Leipziger Stadtwerke, der HTWK-Alumni und des Fördervereins der HTWK Leipzig kamen insgesamt 4500 Euro
zusammen. Der Erlös ging während der Festveranstaltung in Form eines Schecks dem Projekt AURYN , einer
Kinder-, Jugend- und Familienberatungsstelle des Leipziger WEGE e. V., zu.
Spiel und Spaß beim Sommerfest
Über den Scheck freuten sich Monika Schöpe vom Leipziger WEGE e. V.
und Leipzigs Bürgermeister für Soziales Thomas Fabian (l.).
Rahmen des Festaktes auch zur Verleihung der JakobLeupold-Medaille, welche seit 1995 für besondere Verdienste um die Entwicklung der Hochschule vergeben
wird. Die begehrte Auszeichnung ging in diesem Jahr
an Dr. Volker Messtorff-Lebius, Referatsleiter im Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst,
und David S. Smyth von der Partnerhochschule im
schottischen Paisley, welcher als erster ausländischer
Preisträger die Medaille erhielt. Das Leipziger Blechbläserquintett »emBRASS ment« sorgte für das passende
musikalische Ambiente. Im Anschluss an den Festakt
lud der Rektor zu einem Empfang in die Obere Wandelhalle des Neuen Rathauses ein. Verdienstvolle Kollegen
aus der Zeit der Gründung der Hochschule erhielten dort
in Anerkennung ihrer Leistungen die ersten, druckfrischen Exemplare des Geschenkbandes »Leipziger Technikerporträts« mit kunstkritischen und technikhistorischen Betrachtungen des früheren Hochschuldozenten
Dr. Lothar Hiersemann zu den Reproduktionen von Ölgemälden des Künstlers Klaus H. Zürner, welche im Senatssaal der HTWK Leipzig ausgestellt sind.
Soziales Engagement für AURYN
Etwas ganz Besonderes zum Jubiläum hatten sich die
Studierenden und Mitarbeiter der HTWK Leipzig in Zusammenarbeit mit dem Leipziger Sozialbürgermeister
Prof. Dr. phil. Thomas Fabian ausgedacht. Die HTWK
Leipzig erwartete keine Geschenke, sondern wollte
selbst eines machen. Mit dem Verkauf von »JubiläumsPins« wurde schon im Vorfeld Geld für einen guten
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Doch auch nach dem Festakt im Neuen Rathaus ging
das Feiern weiter. Bereits um 14 Uhr hatte am Campus der HTWK Leipzig das vom Studentenrat organisierte Hochschulsommerfest begonnen. Unter dem Motto
»Zu Gast bei Freunden« erwarteten Groß und Klein im
15. Gründungsjahr besonders viele Überraschungen und
D
er Einladung des HTWK-Rektors Hubertus Milke
folgten 22 Vertreter unserer internationalen
Partnerhochschulen in der Volksrepublik China,
Finnland, Frankreich, Großbritannien, der Ukraine und
der Schweiz, um gemeinsam mit der Hochschule das
Jubiläum in Leipzig zu feiern. Um würdiger Gastgeber
zu sein, hatte sich die HTWK Leipzig einiges einfallen
lassen. Nach einer offiziellen Begrüßung im LeonardoHotel durch den Prorektor für Wissenschaftsentwicklung, Prof. Dr. Michael Kubessa, sollten die ausländischen Gäste Leipzig einmal von einer ganz anderen Perspektive, nämlich aus einer Straßenbahn heraus, kennen lernen. Die Leipziger Verkehrsbetriebe sponserten
den »Gläsernen Leipziger« – Herzlichen Dank! – für eine
Stadttour mit englischsprachiger Begleitung durch die
Stadtführerin Sylvia Rebbelmund.
Ein besonderer Höhepunkt war natürlich auch für
alle internationalen Gäste der Festakt zum 15-jährigen
Jubiläum im Neuen Rathaus. David S. Smyth, Academic
Director der schottischen University of Paisley, mit der
die HTWK Leipzig seit 1992 partnerschaftliche Beziehungen pflegt, erhielt für sein langjähriges Engagement
um die Etablierung eines regen Studenten- und Dozentenaustausches zwischen beiden Hochschulen die Jakob-Leupold-Medaille. Als Ansprechpartner der schottischen Universität für die HTWK-Fachbereiche und das
Akademische Auslandsamt war er federführend am Abschluss des Kooperationsvertrages zwischen beiden
Hochschulen und der späteren Entwicklung von gemeinsamen Masterstudiengängen beteiligt. Einige Grußworte, wie die des Vizepräsidenten der Nanjing University
of Technology, Professor Liu Weiqing, und des Rektors
der Ukrainischen Akademie des Druckes, Professor Bogdan Durnyak, wurden direkt verlesen, andere gingen auf
Bullriding beim Hochschulsommerfest
Attraktionen: zum Beispiel das Kinderland mit Hüpfburg und kreativem Kinderschminken, das WM -Kickerturnier mit Teilnehmern aus aller Welt sowie ein Wettbewerb im Bierkastenstapeln. Auch das Wiesensportfest mit Mehrkampf in Disziplinen wie Bankdrücken,
Hosenralley und Sommerski erfreute sich großer Resonanz. Auf einer Bühne in der Eichendorffstraße wurde
Theater gespielt, es gab eine Lesung mit dem Leipziger
Kriminalautor Henner Kotte, die längste Kurzfilmsession Leipzigs und natürlich viel Musik von verschiedenen Bands aus der Region. Dazu waren auch alle Leipziger Bürger herzlich willkommen. ■ Silke Mühl
P OD IUM
Der Prorektor der Nanjing University of Technology Liu Weiqing
überreicht HT WK -Rektor Hubertus Milke Geschenke aus seiner Heimat.
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Ausländische Gäste der Partnerhochschulen gratulierten zum Jubiläum.
dem Postweg bei uns ein. Am Ende des sommerlich
heißen 14. Juni ließen sich beim Hochschulsommerfest
alle das »deutsche Bierchen« gut schmecken. Die Nacht
war kurz, denn am nächsten Tag begann schon um 8 Uhr
die Werksführung im BMW -Werk Leipzig. BMW zeigte
sich auf dem knapp vier Kilometer langen Weg durch die
verschiedenen Technologie- und Produktionsbereiche
multilingual, denn es wurden Führungen in deutscher,
englischer, russischer und chinesischer Sprache angeboten – ein echtes Highlight für unsere Gäste.
Diente das Jubiläumstreffen vorrangig der Pflege
persönlicher Kontakte, von denen die internationalen
Beziehungen leben, so kam auch der fachliche Austausch nicht zu kurz. Das Akademische Auslandsamt
hatte eine Präsentation der auslandsintegrierten Studiengänge der HTWK Leipzig angeregt. Am »Tag der
Wissenschaft« stellte Prof. Dr. phil. Torsten Seela (Fachbereich Medien) den Masterstudiengang European Masters of Publishing vor. Prof. Dr.-Ing. habil. Käte Rosenberger (Fachbereich Maschinen- und Energietechnik)
und Dekanatsrätin Ulrike Quapp (Fachbereich Bauwesen) präsentierten die mit der schottischen University
of Paisley gemeinsam ausgerichteten Masterstudiengänge im Bereich Maschinenbau und Bauingenieurwesen. Die rege Diskussion, welche von Hong Zhao-Zügler
simultan ins Chinesische und von Barbara Schoder
(Hochschulsprachenzentrum) ins Englische übersetzt
wurde, zeigte das Interesse an diesen anzustrebenden
Formen der internationalen Kooperation und gab Anregungen, sich an den Studiengängen aktiv zu beteiligen. ■ Dr. Bernd Ebert
7
.
HOCHSCHULE
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HOCHSCHULE
15 Jahre!
Ein Tag im Zeichen der Wissenschaft
Zum Jubiläum zeigte die HTWK Leipzig ihre Stärken im Forschungsbereich
Neue, innovative Ideen
und Projekte der gesamten Hochschule sollten
im Vordergrund stehen.
D
em ereignisreichen ersten Jubiläumstag am
14. Juni folgte am Tag darauf gleich das nächste
Jubiläums-Highlight. Der erstmals in dieser Form
ausgerichtete Dies academicus stand ganz im Zeichen
der Wissenschaft. In einer ganztägigen Veranstaltung
wurden aktuelle Forschungsergebnisse aus den einzelnen Fachbereichen präsentiert. Den Teilnehmern, darunter Mitarbeiter und Studierende der HTWK Leipzig
sowie Vertreter der regionalen Wirtschaft, bot sich die
Gelegenheit, einen breiten Einblick in verschiedenste
Forschungsprojekte aus unterschiedlichen Blickwinkeln
zu erhalten. Der Blick war zugleich aber auch in die
Zukunft gerichtet, denn künftig wird es immer stärker
notwendig sein, den Aspekt der vorwiegend angewandten Forschung in den Hochschulalltag zu integrieren
sowie die vielgestaltigen Aspekte von Lehre und Forschung miteinander zu verzahnen. Diesem Themenkreis
widmeten sich sowohl zahlreiche Vorträge innerhalb
der Plenarveranstaltung als auch die drei Fachsessions,
die thematisch an der zum Jahresbeginn begonnenen
Forschungs- und Entwicklungsprofilierung ausgerichtet
waren.
In seinem einleitenden Vortrag ging Prof. Dr.-Ing. Michael Kubessa, Prorektor für Wissenschaftsentwicklung
der HTWK Leipzig, zunächst auf das Hauptanliegen des
»Tags der Wissenschaft« ein. »Neben einer Verstärkung
der internen und externen Kommunikation im Sinne von
8
Erfahrungsaustausch und Wissensvermittlung geht es
vor allem auch darum, bereits bestehende Kontakte zu
vertiefen, neue zu knüpfen und diese künftig in Form
von Netzwerken zu strukturieren«, so der Prorektor. Ein
weiteres zentrales Thema sei die verstärkte Herausbildung von Forschungskompetenzen. Hierbei ist die eingeleitete Profilbildung in den drei Profillinien »EnergieBauen-Umwelt«, »Life Science Engineering« sowie
»Software und Medientechnologien« eine wesentliche
Maßnahme.
Seine Glückwünsche zum 15-jährigen Bestehen der
HTWK Leipzig verband der neue Hauptgeschäftsführer
der Industrie- und Handelskammer zu Leipzig, Dr. Thomas Hofmann, zunächst mit einem Rückblick auf seine
Studienzeit an der Vorgängereinrichtung der HTWK
Leipzig, der Technischen Hochschule Leipzig. Sein anschließender Vortrag befasste sich mit der Innovationsfähigkeit der deutschen Wirtschaft, insbesondere im
mittelständischen Bereich. Kritisch setze er sich mit
der Situation im Raum Leipzig auseinander. So sei hier
besonders der Anteil forschender Klein- und Mittelunternehmen vergleichsweise schwach ausgeprägt; demzufolge flössen Technologiefördermittel nur in geringem
Maße in die Region. »Die Ursachen hierfür sind vielfältig. Neben dem sich seit Jahren vollziehenden tiefgreifenden Strukturwandel spielt vor allem das zu geringe
Potenzial ingenieurwissenschaftlicher und technischer
P OD IUM
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Bildung und Forschung im Raum Leipzig eine maßgebliche Rolle«, sagte Hofmann. Der HTWK Leipzig kommt
auf diesen Gebieten eine besondere Bedeutung zu. Geeignete Maßnahmen zur Verbesserung der Situation sind
unter anderem die Bereitstellung eines gut ausgebildeten Fachkräftepotenzials, das zunehmend auch in der
Region tätig wird. Weiterhin notwendig sind eine verstärkte Kooperation in regionalen Forschungsverbünden
sowie eine deutliche Erhöhung technologieorientierter
Unternehmensgründungen.
Dr. Joachim Wicke, Leiter des Bereichs Automation &
Drives für die Region Ostdeutschland bei der Siemens
AG , griff dieses Thema in dem sich anschließenden Vortrag erneut auf. Ausgehend von der wirtschaftlichen
Entwicklung im Osten Deutschlands vermittelte er einen umfassenden Einblick, wie sich diese auf die Kooperation zwischen Industrie und Hochschule aus der
Sicht des Unternehmens Siemens heute und in Zukunft
gestaltet. Das Leistungsangebot der Hochschule müsse
sich künftig noch stärker an der Entwicklung im industriellen Bereich orientieren, zumal sich Lehre und Forschung zunehmend als die limitierenden Größen für die
weitere Entwicklung im Bereich der Industrie herauskristallisierten. Eine besondere Herausforderung stelle
in diesem Zusammenhang der sich abzeichnende demografische Wandel dar. Wichtige Grundlagen, um Studierende und Fachkräfte nicht nur in die Region zu locken,
sondern dort als Fachkräfte auch zu halten, seien attraktive Forschungsthemen und Gehälter. »Der Begriff ›Region‹ ist hierbei deutlich weiter als bisher zu fassen
und darf auch mit Blick auf die Stadt Leipzig nicht an
Landesgrenzen enden«, so Wicke.
Es schien, als ob viele Teilnehmer, nicht nur wegen
der hochsommerlichen Temperaturen, auf den Abschlussvortrag gewartet hätten. »FKK im BIC« lautete der Vortragstitel von Ernest Freyers, seit Oktober 2006 als
Technologieberater bei der BIC Leipzig GmbH tätig. In
seinem Vortrag stellte er die wesentlichen Aspekte heraus, die das Leistungsprofil des Business & Innovation
Centre ausmachen. Entgegen landläufiger Auffassung ist
die Existenzgründung ein harter, langwieriger und zuweilen auch sehr risikoreicher Prozess. Am Ende war
den Vortragsbesuchern klar, dass sich hinter der Abkürzung »FKK« tatsächlich ein seriöses Angebot in Gestalt
von »Fläche, Kohle und Kontakten« verbirgt, gleichbedeutend mit Gewerbeflächen für Existenzgründer, finanziellen Mitteln zunehmend in Form von Venturekapital
sowie vielfältigen Kontakten innerhalb und außerhalb
13. Jahrgang 2 | 2007
Professoren im Gespräch mit Jörn Haußen (Mitte) von der
GISA GmbH Halle
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Standpräsentation
der enviaM
der Region. Rege Beteiligung und Diskussionen gab es
im Anschluss an die Plenarveranstaltung in der Begleitausstellung. Auf über 40 Postern und Exponatplätzen
wurde ein repräsentativer Querschnitt von Aktivitäten
im Bereich der Forschung und Entwicklung an der HTWK
Leipzig sowie am Forschungs- und Transferzentrum der
Hochschule gezeigt. Daneben waren auch zahlreiche
Partner aus der regionalen Wirtschaft mit Informationsständen vertreten. ■ Dirk Lippik, Forschungs- und Transferzentrum Leipzig e. V.
PODIUM.NACHGEFRAGT
Podium: Was war der Anlass, diese Veranstaltung an der HTWK Leipzig erstmalig
in dieser Form durchzuführen?
Prof. Kubessa: Natürlich stand der »Tag der Wissenschaft« in engem Zusammenhang
mit 15 Jahre! HT WK Leipzig. Bisher hatte die Hochschule jedoch keine übergreifende
wissenschaftliche Konferenz, sondern eine Vielzahl von hochkarätigen, aber eher
fachspezifischen Veranstaltungen. Mit der begonnenen Forschungsprofilierung
wollen wir die an der Hochschule vorhandene interdisziplinäre wissenschaftliche
Kompetenz stärker präsentieren.
Podium: Wie kam der thematische Fokus zustande?
Prof. Kubessa: Neue, innovative Ideen und Projekte der gesamten Hochschule sollten im Vordergrund stehen, gleichermaßen der wissenschaftliche Gedankenaustausch
über Fachbereichsgrenzen hinweg und natürlich mit unseren Partnern in der Wirtschaft.
Podium: Wie geht es weiter mit dem »Tag der Wissenschaft«?
Prof. Kubessa: Mit dem »Tag der Wissenschaft« haben wir auch beabsichtigt, das
Selbstverständnis für wissenschaftliche Kommunikation und Wissenstransfer zu stärken. Das ist uns gelungen. Trotzdem sollte in Zukunft eine thematische Eingrenzung
erfolgen, ohne den hochschulübergreifenden Charakter zu verlieren. Vorstellen können wir uns zum Beispiel etwas kleiner angelegte wissenschaftliche Kolloquien mit
interdisziplinärem Charakter.
9
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HOCHSCHULE INTERVIEW
HOCHSCHULE
»Wir versuchen, einen Ausgleich zu schaffen«
Von der Angst übermannt
Im Interview sprach »Podium.« mit Monika Schöpe, Vorstandsvorsitzende des Leipziger
WEGE e. V., und Psychologin Ines Lägel, Leiterin des Projekts AURYN über ihre Arbeit
Die Selbsthilfegruppe HOPES kümmert sich um psychische Probleme
von Studierenden
Seit zwölf Jahren unterstützt der Leipziger WEGE
e. V. Menschen in seelischer Not. Was verbirgt sich
hinter dem Projekt AURYN ?
Monika Schöpe: AURYN ist unsere Kontakt- und Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Familien. Sie
gehört zu unserem großen Projekt »Lebensräume zur
Bewältigung seelischer Krisen«. Kinder von chronisch
psychisch kranken Eltern sind sehr belastet. Oft werden
sie zu Betreuern ihrer Eltern, können nicht mehr Kind
sein. Wir versuchen hier einen Ausgleich zu schaffen,
Kraft und Stärke zu geben. Denn Kinder sind nun mal
unsere Zukunft und es lohnt sich, in sie zu investieren.
Aber auch die Familien müssen unbedingt unterstützt
werden, denn sie sind für Betroffene eine ganz wichtige
Kraftquelle.
Die HT WK Leipzig hat für das Projekt AURYN Geld
gesammelt und dem Verein anlässlich des Hochschuljubiläums als Scheck überreicht. Wie haben
Sie reagiert, als Sie davon erfahren haben?
Monika Schöpe: Wir waren total happy und ganz überrascht, dass so viele junge Leute mitgemacht haben,
das war wunderbar! Ganz besonders möchten wir dem
Leipziger Sozialbürgermeister Professor Thomas Fabian
danken, dem es ein Anliegen war, uns zu unterstützen.
Unser herzlicher Dank geht auch besonders an die
HTWK-Studenten und -Mitarbeiter, ohne deren großes
Engagement das alles nicht möglich gewesen wäre,
aber natürlich auch an alle Beteiligten: die Verbundnetz Gas AG , die Leipziger Stadtwerke, die HTWK-Alumni und den Förderverein der HTWK Leipzig.
Von dem gesammelten Geld wollen wir Computer, Zubehör und Diagnostika kaufen.
PODIUM.AKTUELL
Der WEGE e. V. ist ein Verein für Angehörige und Freunde psychisch Kranker. Seit 1995
bietet er Kontakt, Unterstützung und Hilfe für Menschen in seelischen Notsituationen. Das Betreuungsangebot erstreckt sich von der individuellen Beratung und Hilfe
über Selbsthilfegruppen und monatliche Gesprächsrunden bis hin zum ambulant
betreuten Wohnen.
Ein einzigartiges Angebot ist die Kinder-, Jugend- und Familienberatungsstelle
AURYN . Sie bietet insbesondere Kindern und Jugendlichen, deren Eltern seelisch er-
krankt sind, Lebensräume zur Bewältigung seelischer Krisen. Studierende, die mehr
praktische Erfahrung im Umgang mit psychisch Erkrankten und Angehörigenarbeit
sammeln wollen, sind bei WEGE e. V. immer herzlich willkommen.
K
Monika Schöpe (vorn) und Ines Lägel (rechts) engagieren sich unter
anderem für Kinder von psychisch erkrankten Eltern
Ines Lägel: Die Computer sind ganz wichtig. Die Kinder
hätten sonst keine Chance, den Umgang mit Computern
zu lernen, denn zuhause verfügen sie nicht über die entsprechenden Möglichkeiten. Es ist ja heute unabdingbar, mit PC s umgehen zu können. Die Kinder machen
das auch sehr gern und freuen sich schon darauf. Auch
die Diagnostika sind für unsere Arbeit besonders wichtig. Wir haben viele Kinder, die mit uns über schlimme
Probleme sprechen möchten, aber sich nicht so leicht
öffnen können. Wenn es intime Details betrifft, fällt es
ihnen leichter, wenn man mit Hilfsmitteln arbeitet,
etwa mit Therapiepuppen. Da haben wir noch großen
Bedarf, uns entsprechende Materialien anzuschaffen.
Ihr Verein ist vielseitig engagiert. Welche Aktionen
sind für die Zukunft geplant?
Monika Schöpe: Wir versuchen mit verschiedenen Mitteln auf uns aufmerksam zu machen. Zum Beispiel bereiten wir jetzt unter dem Motto »Engagement verbindet« eine Benefizveranstaltung vor: den »Lichterball
2008«, am 11. April nächsten Jahres im Renaissancehotel Leipzig. Hierzu haben wir eine besondere Aktion
gestartet. Wir möchten »Seelenwärmer« herstellen, das
heißt kleine Decken in Patchwork-Optik zu verschiedenen Themen. Diese sollen beim Lichterball versteigert
werden, damit wir weiter überleben können. Eine Decke
zum Leipziger Zoo gibt es bereits, ebenso eine zum
Thema Musik und eine mit Sportelementen. Wir freuen
uns über jeden, der eine Decke mitgestaltet und hoffen,
dass viele Leipziger zum »Lichterball 2008« kommen
werden.
www.wege-ev.de
Das Gespräch führte Silke Mühl
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P OD IUM
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laus läuft es kalt den Rücken runter. In seinem
Kopf herrscht nur noch Leere. Er hat einen
Blackout. Ausgerechnet vor der wichtigen Zwischenprüfung. Er weiß, dass er diese Prüfung nicht bestehen wird. Nicht, weil er sich nicht vorbereitet hat,
sondern weil er in solchen Momenten von der Angst
übermannt wird. Doch damit steht er nicht alleine –
Prüfungsangst und Depressionen sind unter Studenten
keine Ausnahmeerscheinung mehr.
Viele sind dem Druck einfach nicht gewachsen. Die
Selbsthilfegruppe HOPES , die sich aus Studierenden der
Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig
sowie allen anderen Leipziger Hochschulen zusammensetzt, hat es sich zur Aufgabe gemacht, Studierende mit
psychischen Problemen zu unterstützen und zu beraten.
HOPES ist die Abkürzung für Hilfe und Orientierung für
psychisch erkrankte Studierende, für ihren Einsatz wurde die Gruppe vom Deutschen Studentenwerk mit dem
bundesweiten »Studentenwerkspreis für besonderes soziales Engagement 2005/2006« ausgezeichnet. »Das
hat uns sehr gefreut, aber trotzdem sind wir kein Therapieersatz«, betonen Johannes und Christiane (Namen
wurden von der Redaktion geändert). »Wir können nicht
alles für die Betroffenen regeln, dafür aber Hinweise
geben, wo man einen kompetenten Ansprechpartner
findet. Manchmal hilft es schon, einfach darüber zu reden«, sagt Johannes, der selbst noch an der HTWK Leipzig studiert.
Die Selbsthilfegruppe ist 2004 entstanden, seitdem
kommen in der Regel vier bis zehn Leute zu den regelmäßigen Treffen. »Wir beginnen immer mit einem Blitzlicht, bei dem jeder in der Runde sagen kann, wie es
ihm gerade geht oder was ihm auf der Seele brennt«,
erklärt Christiane, die an der Uni Leipzig Physik studiert, den Ablauf eines Treffen. »Danach besprechen wir
die Probleme und Anliegen der einzelnen Gruppenmitglieder. Dabei entsteht Sicherheit, man weiß, dass es
auch andere gibt, die Probleme haben.« Die Studierenden geben sich gegenseitig Tipps, wie man mit der eigenen Familie umgehen kann oder wo man einen Therapieplatz findet. Trotzdem wird in der Gruppe nicht nur
über Probleme geredet. »Wir machen neben den vierzehntägigen Treffen gemeinsame Ausflüge, veranstalten
Grillfeste und feiern zum Beispiel gemeinsam Advent –
denn gerade in dieser Zeit fühlen sich viele Betroffene
einsam. Wir versuchen einfach, wieder in das normale
Alltagsleben zurückzukehren«, erzählt der 24-jährige
Johannes.
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Allein gelassen mit der Angst wird man an der
HT WK Leipzig nicht.
Denn was für jeden anderen als ganz einfach und normal empfunden wird, kostet Studierende, die unter
Depressionen leiden, Überwindung und Kraft. »Die Betroffenen trauen sich vielleicht nicht immer, mit jemanden darüber zu reden. Wir sind immer ansprechbar. Ich
habe damals über einen Aushang an der HTWK Leipzig
von HOPES erfahren. Heute findet man uns auch im
Internet und kann so erst einmal Kontakt aufnehmen.
Gemeinsam fällt vieles einfach leichter«, sagt Johannes.
Die Gruppe wird durch den Verein »Irrsinnig menschlich« beraten und unterstützt. Die Termine für Treffen
und weitere Infos sind unter www.hopes-leipzig.de zu
finden. ■ Katrin Gröschel
PODIUM.AKTUELL
Dieses Buch hat schon vielen Generationen von Studierenden geholfen, den Mythos Hochschule zu durchschauen. Die Neuausgabe nimmt Rücksicht auf die
reformierte Hochschullandschaft und die tief greifend
veränderten Studier- und Lehrbedingungen durch die
Verbreitung des Internets. Mit Tipps zum wissenschaftlichen Arbeiten und zum Überlebenstraining – unterhaltsame Pflichtlektüre für alle Erstsemester.
Wolf Wagner: Uni-Angst und Uni-Bluff heute –
Wie studieren und sich nicht verlieren.
Rotbuch Verlag, Berlin
ISBN 978-3-86789-019-9
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HOCHSCHULE
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HOCHSCHULE INTERVIEW
Welche Schritte will die HT WK Leipzig noch in
Sachen Familienfreundlichkeit unternehmen?
Da geht es zunächst einmal um das Grundsätzliche.
»Familienfreundlichkeit« sollte sich also unbedingt in
unserem künftigen Leitbild widerspiegeln. Gleichzeitig wollen wir auch baldmöglichst eine Arbeitsgruppe
gründen, die auf der Grundlage der Studie und zusammen mit jungen Müttern und Vätern einen Fahrplan
für kurz-, mittel- und langfristig umsetzbare Maßnahmen erarbeitet.
Wie kann das die Hochschule finanziell stemmen,
welche Kooperationspartner gibt es?
Wir wollen uns parallel zur Arbeitsgruppe auch an Projektausschreibungen beteiligen, welche die Umsetzung
von familienfreundlichen Initiativen finanziell unterstützen. Seit knapp einem Jahr sind wir auch mit zwei
Trägern beziehungsweise möglichen Trägern von künftigen Kinderbetreuungseinrichtungen in Campusnähe
im Gespräch. Darin geht es um die Zusammenarbeit,
insbesondere mit unserem Fachbereich Sozialwesen. Wo
bestehen Gemeinsamkeiten? Wo kann die Hochschule
ihr Know-how einbringen, wenn es um den Aufbau geht
und darum, mögliche Betreuungsplätze zu eruieren?
»Hochschulen altern nicht«
Warum das Thema Familienfreundlichkeit einen festen Platz an der HTWK Leipzig
einnehmen sollte – »Podium.« sprach dazu mit dem Rektor der Hochschule
Mit Feuereifer dabei:
Der Kindersport an der
H T W K Leipzig erfreut
sich wachsender Beliebtheit. Hier lernen
die Kids mit den Sportlehrern Peter Pausch
und Robert Schiffler
(Mitte) die Grundformen der Bewegung:
springen, klettern,
laufen und werfen.
Vor knapp einem Jahr hat Prof. Dr.-Ing. Hubertus Milke
das Amt als Rektor der HTWK Leipzig angetreten. Schon
damals äußerte er den Wunsch, mehr für Studierende und
Mitarbeiter mit Kindern zu tun. Studien- und Familieninteressen sollten seiner Ansicht nach besser miteinander
vereinbar sein. Es folgte zunächst eine Befragung am
Fachbereich Sozialwesen, die dem Status quo der Familienfreundlichkeit an der Hochschule sowie dem Bedarf
an familienfreundlichen Maßnahmen auf den Grund gehen sollte. Weshalb das Thema Familienfreundlichkeit
einen festen Platz an der Hochschule verdient hat, lesen
Sie hier:
Warum ist die Befragung zur Familienfreundlichkeit
an der HT WK Leipzig angestoßen worden?
Für mich war es wichtig, zunächst einmal die Sicht der
»Betroffenen« zu erfahren. Ich wollte wissen, wo ihnen
am meisten der Schuh drückt. Wir wollen ja nicht am
eigentlichen Bedarf vorbei etwas initiieren, sondern
nachhaltige Maßnahmen umsetzen.
12
Mitarbeitern bekommen sie zunächst einen Teil des Alltags mit. Später werden sie vielleicht von Absolventen
und Praktikanten unserer Hochschule im Kindergarten
betreut. In der Schulzeit bleiben wir durch unsere Kontakte zu Leipziger Schulen mit ihnen in Verbindung.
Sie kommen dann als Studenten zu uns und schließlich
im Rahmen der Weiterbildung oder innerhalb von Wirtschaftskontakten als Alumni zurück an die HTWK Leipzig. Aber selbst im Seniorenalter bleiben wir im Rahmen
von bestimmten öffentlichen Veranstaltungen für jeden
präsent. Ich würde mir wünschen, wenn aus dieser Vision einmal gelebte Wirklichkeit wird.
Das Gespräch führte Cindy Heinkel
PODIUM.HINTERGRUND
Wichtigste Ergebnisse der Befragung zur Familienfreundlichkeit
an der HT WK Leipzig:
Die Kinder der Beschäftigten sowie der Studierenden, die sich an der Befragung beteiligt haben, werden überwiegend in regulären Kinderbetreuungseinrichtungen
betreut. Ein Großteil der Eltern nutzt diese Angebote von montags bis freitags und
ganztags. Etwa ein Drittel der Antworten der Beschäftigten und mehr als die Hälfte
der Studierenden verwiesen darauf, dass die Öffnungszeiten der Kindertagesstätten
Warum sollten sich Hochschulen ein solches Thema
überhaupt auf die Fahnen schreiben?
Hochschulen altern nicht. Unsere Hochschule wird jedes
Jahr wieder über 1000 Jahre jünger. 95 Prozent unserer
Hochschulmitglieder sind unter 30 Jahre. Also im besten Alter für eine Familiengründung. Ich kann mir vorstellen, dass sich viele bei entsprechenden Randbedingungen überlegen könnten, ihre Familienplanung in die
Studienzeit zu legen. Das hätte den Vorteil, dass sie
sich nach dem Studium auf den »Karrierestart« konzentrieren können. Das würde zwar längere Studienzeiten
bedeuten, aber aus meiner Sicht würde es auch viele
Vorteile bringen, nicht nur für den Einzelnen, sondern
auch für die Gesellschaft. Eine solche Konstellation
wäre übrigens auch nicht ganz neu. Wenn man als Akademiker erst einmal im Beruf gestartet ist und dann in
der Elternzeit ausscheidet, ist es bei dem rasanten Tempo des Wissensfortschritts für viele oftmals schwierig,
wieder einzusteigen. Sicher ein Grund, warum wir auch
insbesondere so wenig »Akademikerkinder« haben.
P OD IUM
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Was verstehen Sie selbst unter familienfreundlich?
Da ist zunächst einmal ein positives Klima für Kinder.
Kinder nicht als Störung zu empfinden, sondern als Bereicherung des Alltags zu verstehen. Ich glaube, das
war und ist nicht immer so selbstverständlich, wie es
sich anhört. Daraus leiten sich schließlich die zu schaffenden Rahmenbedingungen für die Eltern ab. Einzelne
Maßnahmen vom Wickeltisch über die »elterngerechte«
Organisation von Studien-, Prüfungs- und Arbeitszeiten
bis hin zu entsprechenden Betreuungsangeboten lassen
sich dann in so eine Grundstimmung leicht einbetten.
Für eine Hochschule muss es ein Grundanliegen sein,
schon im Rahmen der frühkindlichen Bildung mit aktiv
zu werden. Schließlich sind schon die Kinder unsere
Zielgruppe für ein Studium und für den Prozess des lebenslangen Lernens. Im Idealfall könnten wir als Hochschule für die heranwachsende Generation ein lebenslanger Partner werden.
für ihren Bedarf unzureichend seien. Besonders am späten Nachmittag und abends
zeichnet sich ein deutlicher Mangel an Kinderbetreuungsmöglichkeiten ab. Auch an
den Wochenenden fehlen diese. Die Mehrheit sieht einen Bedarf an alternativen Betreuungsformen und befürwortet eine Initiative der Hochschule in diesem Bereich.
Die Familienfreundlichkeit der HT WK Leipzig wird in den Antworten der beschäftigten Mütter bzw. Väter und der Studierenden unterschiedlich eingeschätzt. Die Beschäftigten sind überwiegend zufrieden mit der Abstimmung auf die familiäre Situation bei Arbeitszeit- und Urlaubsregelungen sowie Terminabsprachen. Insgesamt
wird die Familienfreundlichkeit des Betriebsklimas an der Hochschule als gut bis sehr
gut beurteilt. Die Studierenden hingegen bemängelten insbesondere, dass die Vorlesungszeiten nur schwer mit der Kinderbetreuung zu vereinbaren seien.
Als weitere familienfreundliche Maßnahmen an der Hochschule werden Beratungsangebote zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf bzw. Familie und Studium, ebenso
wie die Vermittlung von Kinderbetreuungsmöglichkeiten sowie das Vorhandensein
von Wickel- und Stillmöglichkeiten gewünscht. Für die Beschäftigten der Hochschule
sind außerdem eine flexible Arbeitszeitgestaltung sowie Teilzeitmodelle wichtig. Für
die Studierenden haben sowohl höhere Regelstudienzeiten als auch längere Beurlaubungsmöglichkeiten neben E-Learning sowie einer Kombination von Präsenzstudium
und internetbasiertem Lernen eine hohe Relevanz. Die Alternative eines Teilzeitstu-
Wie könnte eine solche Partnerschaft oder gar
Patenschaft aussehen?
Wenn Kinder in allen Lebensabschnitten von der Hochschule begleitet werden. Als Kinder von Studenten oder
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diums wird von den Studierenden unter dem Aspekt der Familienfreundlichkeit ebenfalls als wichtig erachtet und gewünscht.
Dipl.-Soz.arb./Soz.päd.(FH) Carina Tausch
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HOCHSCHULE
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HOCHSCHULE IN KÜRZE
Weichen für das kommende Jahr gestellt
Dritte Absolventenfeier des Fachbereichs Sozialwesen mit Ehrung
der Besten
Das Konzil zog im Juni Bilanz über bisher Erreichtes
und noch zu Schaffendes
I
Konzilsmitglieder bei
der Abstimmung
m Mittelpunkt der 14. öffentlichen Sitzung des
Konzils der HTWK Leipzig am 27. Juni 2007 standen die Berichte des Rektors, der Prorektoren für
Bildung und für Wissenschaftsentwicklung sowie des
Kanzlers der Hochschule. Der Rektor Prof. Dr.-Ing. Hubertus Milke informierte über die Beteiligung der Hochschule am Hochschulpakt 2020 und die Auswirkungen
der vorgesehenen Änderungen in der Novelle des Sächsischen Hochschulgesetzes. So sollen die zentralen Gremien der Hochschulen künftig aus einem Senat, einem
Hochschulrat und dem Rektorat bestehen. Die bisherigen Gremien Konzil und Kuratorium sollen entfallen.
Mit der Gesetzesnovellierung ist auch mehr Eigenverantwortung für die Hochschulen in Sachsen vorgesehen.
»Strategische Aufgaben, die sich daraus für die HTWK
Leipzig ergeben, sind neben dem Umbau der Hochschulstruktur ein noch stärkeres Engagement im Bereich der
Qualitätsentwicklung und -sicherung«, so Professor
Milke. Die Hochschule müsse sich einem immer härteren
Wettbewerb um die besten Studierenden, Finanzmittel
und Kooperationspartner stellen. Ein umfassendes Qualitätsmanagement in Lehre und Forschung gehöre deshalb zu den wichtigsten Aufgaben für die nahe Zukunft.
Zentrale Aufgaben sind auch: die Erarbeitung eines
neuen Leitbildes, die konsequente Umsetzung des Corporate Design und ein neuer Internetauftritt.
Brücken bauen, Horizonte erweitern
In ihrem Bericht zu Lehre und Studium verdeutlichte
die Prorektorin für Bildung, Prof. Dr. oec. habil. Sibylle
Seyffert, die wachsende Bedeutung eines attraktiven
Bildungsangebots. Sachsen ist ein Land, das aufgrund
des demographischen Wandels in den nächsten Jahren
weniger Studienanfänger zu erwarten hat. Die Hochschule möchte perspektivisch noch mehr Studienbewerber aus der Region, den alten Bundesländern und dem
Ausland für ein Studium an der HTWK Leipzig gewinnen.
Vordergründigste Aufgaben seien deshalb, das Studienangebot weiter auszubauen und noch attraktiver zu gestalten; Interessierte über die Studienangebote noch
besser zu informieren und während des Studiums mit
verbesserter Beratung und gezielten Betreuungsmaßnahmen bedarfsgerechter zu begleiten. So soll der Bildungserfolg insgesamt gesteigert werden, insbesondere
im Bereich des Ausländerstudiums. »Brücken bauen«
und »Mobilität« waren weitere Schlüsselworte im Bericht der Prorektorin. Internationale Hochschulkooperationen und der damit verbundene Ausbau des Dozen-
14
ten- und Studentenaustauschs haben sich im Berichtszeitraum sehr positiv entwickelt.
Forschungsprofilierung zeigt erste Ergebnisse
Im Bereich der Drittmitteleinwerbung kann die Hochschule eine deutliche Steigerung vorweisen. Darauf verwies der Prorektor für Wissenschaftsentwicklung, Prof.
Dr.-Ing. Michael Kubessa, in seinem Bericht zur Forschung. Förderlich sei die Bildung weiterer In-Institute gewesen. Zu den bestehenden sechs Instituten kamen drei weitere hinzu: das Institut für Life Science
Engineering der HTWK Leipzig (ILSE ) am Fachbereich
Elektrotechnik und Informationstechnik sowie das Maschinenbautechnische Institut Leipzig (Mat IL) und das
Institut für Energie-, Gebäude- und Umwelttechnik der
HTWK Leipzig (LEGUT ) am Fachbereich Maschinen- und
Energietechnik. »Für die zukünftige Entwicklung ist
die Herausbildung von Forschungs- und Entwicklungsprofilen und Kompetenzfeldern von zentraler Bedeutung«, sagte Kubessa. Ziele seien dabei insbesondere:
die Erhaltung und Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit
bei der Drittmitteleinwerbung, die stärkere Verknüpfung von Forschung und Lehre sowie die Erhöhung der
Wahrnehmbarkeit des Forschungs- und Entwicklungsangebotes. Weiterhin wichtig sind die interne und
externe Vernetzung im regionalen Umfeld, die Fokussierung auf interdisziplinäre, zukunftsträchtige Themengebiete sowie die Herausbildung von Alleinstellungsmerkmalen. An der interdisziplinären Forschungsprofilierung sind bisher mehr als 30 Hochschullehrer aus
allen Fachbereichen beteiligt. Eine weitere enge Verzahnung der Profilarbeit der Hochschule mit der des
Forschungs- und Transferzentrums der HTWK Leipzig
ist vorgesehen.
Am 29. Juni 2007 war es wieder soweit: Die Absolventinnen und Absolventen des Fachbereichs Sozialwesen wurden im Auditorium maximum feierlich ins Berufsleben verabschiedet. Nach den Grußworten des Dekans
des Fachbereichs, Prof. Dr. phil. Lothar Stock, und des
Rektors der Hochschule, Prof. Dr.-Ing. Hubertus Milke,
wurden die frisch gebackenen Diplom-Sozialarbeiter/
innen/Sozialpädagogen/innen für die erbrachten Leistungen geehrt. Im Anschluss daran folgte die Auszeichnung der drei besten Absolventinnen und Absolventen:
Sandy Roy, Dorothea Kretschmer und Tobias Graupner.
In ihren Diplomarbeiten hatten sie sich so unterschiedlichen Themen wie der »Spiritualität in der Sozialen Arbeit« und der »Geriatrischen Rehabilitation von demenzerkrankten Menschen« gewidmet.
Im Festvortrag, für den in diesem Jahr Arnfried
Schlosser vom Sächsischen Ministerium für Soziales gewonnen werden konnte, wurde mit der »Frühkindlichen
Bildung« ein in den Sozialwissenschaften aktuell viel
diskutiertes Thema aufgegriffen. Nach einem Grußwort
der Fachschaft nutzte die Alumni-Gruppe des Fachbereichs die Gelegenheit, ihre Arbeit und das Anliegen
eines entstehenden Alumni-Netzwerks vorzustellen. Bei
einem Sektempfang, zu dem der Dekan die Gäste nach
der feierlichen Zeremonie einlud, blieb Zeit für Gespräche und den Austausch von Kontaktadressen. ■ mü
Haushalt und Hochschulbau
Der Kanzler der Hochschule, Prof. Dr. rer. nat. Ulrich Ziegler, informierte in seinem Bericht über das Haushaltsjahr 2006/2007 und das aktuelle Baugeschehen an der
Hochschule. So wurde im Berichtszeitraum etwa die
Sanierung von Dach und Fassade des Zuse-Baus abgeschlossen und die umfassende Sanierung der Sporthalle
begonnen. Auch auf dem Baufeld Karl-Liebknecht-Straße/Ecke Gustav-Freytag-Straße zeigt sich reges Baugeschehen. Auf dem ehemaligen Parkplatzgelände entstehen derzeit die Neubauten der Hochschulbibliothek
sowie des Medienzentrums. Im Mai 2009 sollen die Bauarbeiten abgeschlossen sein. ■ Silke Mühl
P OD IUM
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Frisch gebackene Absolventen bei der Graduierungsfeier des
Fachbereichs Sozialwesen
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Neuer HTWK-Preis Mechatronik
für hervorragende Abschluss- und
Forschungsarbeiten
Fördervereinsvorsitzender Klaus-Peter Schulze, Winfried Pinninghoff,
Vorsitzender des Kuratoriums der K ARL-KOLLE -Stiftung, und der
Rektor der HT WK Leipzig Hubertus Milke (v. l. n. r.) beim Vertragsabschluss
Der Ausbau der Förderung von Studierenden der
HTWK Leipzig ist das Ziel einer zusätzlichen Vereinbarung zwischen der Hochschule und der KARL-KOLLE Stiftung Dortmund, die im Juli 2007 von Dipl.-Ing.
Winfried Pinninghoff, Vorsitzender des Kuratoriums der
Stiftung, dem Rektor der HTWK Leipzig Prof. Dr.-Ing.
Hubertus Milke und dem Vorsitzenden des Fördervereins
der HTWK Leipzig Prof. Dr.-Ing. habil. Klaus-Peter Schulze unterzeichnet wurde.
Herausragende und innovative Forschungs- und Graduierungsabschlussarbeiten in den Fachbereichen Maschinen- und Energietechnik sowie Elektrotechnik und
Informationstechnik aus dem Fachgebiet MechatronikAutomotive können künftig mit dem HTWK-Preis Mechatronik der KARL-KOLLE -Stiftung ausgezeichnet werden.
»Dieser Anreiz soll auch dazu dienen, dass der Qualitätsanspruch der fachlichen Arbeit in den Fachbereichen zusätzlich gesteigert wird«, so Pinninghoff. Für
die jeweils fachlich beste Masterarbeit wird ein Preisgeld in Höhe von 2000 Euro ausgelobt. Bachelor- bzw.
Diplomarbeiten werden mit je 1000 Euro prämiert.
Die Preisverleihungen finden anlässlich der jährlich
stattfindenden Graduierungsfeiern der Fachbereiche
statt. Die Koordination und Abwicklung erfolgt über
den Förderverein der HTWK Leipzig. ■ mü
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HOCHSCHULE IN KÜRZE
Chancen und Perspektiven der
Energiebranche: »Tag der Technik«
soll begeistern
Professor Reinhard Müller vom Fachbereich Maschinen- und Energietechnik erläutert Schülern die Funktionsweise von Brennstoffzellen.
Um junge Menschen für die Technikbranche zu begeistern, haben die Stadtwerke Leipzig gemeinsam mit Siemens in Leipzig und der HTWK Leipzig erneut den »Tag
der Technik« ausgerichtet. Schüler von Mittelschulen,
Gymnasien und Fachoberschulen aus Leipzig und der
Region hatten Gelegenheit, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. Ingenieure der Stadtwerke und Siemens
erklärten in einem Umspannwerk, wie elektrische Energie vom Kraftwerk zum Verbraucher transportiert wird
und was hinter der ganzen Technik steht. Auszubildende
der beiden Unternehmen und Studierende der HTWK
Leipzig, die parallel zu ihrer Ausbildung zum Elektrotechniker für Automatisierungstechnik/Betriebstechnik
(IHK) den Bachelorstudiengang Elektrotechnik absolvieren, standen für Fragen und zum Erfahrungsaustausch zur Verfügung und stellten Exponate zur Automatisierungstechnik und Ausbildungsmöglichkeiten vor.
Prof. Dr.-Ing. habil. Reinhard Müller präsentierte als Beispiel für eine Zukunftstechnologie die Brennstoffzelle.
Die Veranstaltung verdeutlichte die Chancen und
Perspektiven der Energiebranche und bot die Gelegenheit, sich mit den Anforderungen an das zukünftige
Berufsleben vertraut zu machen. Aber auch für das leibliche Wohl wurde gesorgt und alle interessierten Leipziger waren ebenfalls zur Führung durch das Umspannwerk eingeladen. Anschließend konnte die Sammlung
historischer Elektrotechnik des Historischen Elektrovereins Taucha bewundert werden. Der »Tag der Technik«
ist eine bundesweite Aktion verschiedener technischwissenschaftlicher Vereine, Verbände und Institutionen. ■ de
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HOCHSCHULE IN KÜRZE
Expertenwissen über Rechtsextremismus mit neuen Impulsen
Mit »Mephisto« über den Maschsee –
HTWK-Studenten haben einen Doppelsieg bei der 11. Betonkanu-Regatta
in Hannover erkämpft
Am Fachbereich Sozialwesen beschäftigt sich bereits
seit 2005 eine Projektgruppe unter der Leitung von
Prof. Dr. phil. Lothar Stock und Prof. Dr. jur. Rainer Vor gezielt mit der Problematik des Rechtsextremismus. Das
Projekt wird durch das Sächsische Staatsministerium
für Wissenschaft und Kunst gefördert. Neben themenbezogenen Vorlesungen externer Referenten entstand
am Fachbereich eine Broschüre mit verschiedenen Initiativen in Sachsen, welche sich mit unterschiedlichen
Schwerpunkten gegen Rechtsextremismus stark machen. Die Broschüre wird nun aktualisiert. Derzeit entsteht auch ein Tagungsband in der von Professoren
des Fachbereichs Sozialwesen herausgegebenen Reihe
»Leipziger Beiträge zur Sozialen Arbeit«. Parallel dazu
wird für das Wintersemester 2007/2008 am Fachbereich
Sozialwesen eine Lehrveranstaltung zum Thema »Sozialarbeiterisches Handeln im Kontext mit rechtsorientierten Personengruppen« angeboten. An vier Seminartagen wird neben theoretischen Grundlagen zum Thema
Rechtsextremismus insbesondere praxisorientiertes
und methodisches Wissen (z. B. durch Rollenspiele)
vermittelt. Im Mittelpunkt der Seminar- und Trainingstage stehen folgende Inhalte: Rechtsextremismus
als jugendliche Subkultur; Inhaltliches und situatives
Argumentationstraining gegen Rechtsextremismus;
Demokratisches Lernen sowie Deeskalationsstrategien
(Termine siehe Infokasten). ■ Katrin Straßburger,
HTWK-Projektgruppe Rechtsextremismus
Beton schwimmt – das ist nicht neu für die Studierenden des Fachbereichs Bauwesen an der HTWK Leipzig. Bereits zum zweiten Mal stellten sie die Funktionsfähigkeit von Betonbooten im sportlichen Wettkampf unter Beweis. Bei der 11. Betonkanu-Regatta am
15./16. Juni 2007 in Hannover gelang den Mannschaften des HTWK-Teams »LE UNAK’S « ein spektakulärer
Erfolg. In den Betonkanus »Mephisto« und »Dr. Faust«
erkämpften sie sich einen Doppelsieg in den Wettkampf-Finales der Damen und der Herren. Die zweite
Leipziger Herrenmannschaft holte sich mit »Mephisto«
auch noch Platz 2. Im Sonderwettbewerb um die beste
bautechnische Konstruktion schaffte es das Kanu
»Dr. Faust« auf den dritten Platz. » ›Mephisto‹ hat uns
Das HT WK -Herren-Team mit der Besatzung Peter Gräfe und
Stefan Vetter im Betonkanu »Mephisto« beim Zieleinlauf
www.die-welt-zu-gast-bei-wem.de
sprichwörtlich verteufelt. Die Euphorie, in diesem Kanu
über den Maschsee zu düsen, war nicht mehr zu bändigen«, so Yvette Klug vom Team der Frauen, das in diesem Jahr erstmals bei der Regatta dabei war. Mit ihrem
65 Kilogramm »leichten« Boot aus gespachteltem Feinbeton mit textilem Bewehrungsgewirke waren die Studentinnen besonders schnell und wendig. Mit ihrem
Sieg qualifizierten sie sich, wie auch die Teams der Herren, für das Showprogramm der diesjährigen KanuWeltmeisterschaft vom 8.–12. August in Duisburg. Dort
präsentierten sie das Betonkanu-Projekt vor mehr als
90 Nationen. Im »Weltmeisterschaftslauf der Betonboote über 200 m« gingen die HTWK-Herrenteams erneut an den Start und erkämpften sich vor begeistertem
Publikum Platz 2 und 4 von insgesamt acht Rennkanus.
Die Betonkanu-Regatta ist eine Veranstaltung des Deutschen Verbandes der Zementindustrie und findet seit
1986 im zweijährigen Rhythmus statt. ■ mü
PODIUM.AKTUELL
In diesem Wintersemester läuft das Seminar »Sozialarbeiterisches Handeln im Kontext mit rechtsorientierten Personengruppen« mit den Professoren Lothar Stock und
Rainer Vor.
Die Veranstaltung findet als Block zu folgenden
Terminen statt:
26. 10. 07 Rechtsextremismus als jugendliche Subkultur
09. 11. 07 Inhaltliches und situatives Argumentationstraining gegen Rechtsextremismus
14. 12. 07 Demokratisches Lernen
11. 01. 08 Workshop Deeskalationsstrategien
P OD IUM
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13. Jahrgang 2 | 2007
Gemeinsam stark für mehr Forschung
und Weiterbildung
Das Gründungsteam des neuen In-Instituts am Fachbereich
Maschinen- und Energietechnik
Kompetenzen bündeln – mit diesem Ziel ist das Institut für Energie-, Gebäude- und Umwelttechnik der
HTWK Leipzig (LEGUT ) im April dieses Jahres gegründet
worden. Kompetenzbündelung innerhalb der Professoren- und Mitarbeiterschaft des Fachbereichs Maschinenund Energietechnik und Netzwerkbildung zur regionalen und überregionalen Wirtschaft und Wissenschaft
stehen im Fokus des Instituts. Besonders um die Felder
anwendungsorientierte Forschung und Entwicklung,
Mitarbeit an Verbundforschungsprojekten, Förderung
der Lehre und Weiterbildung, Förderung der fachlichen
Kommunikation durch Mitarbeit in Fachgremien, Organisation von Fachveranstaltungen und wissenschaftlichen Publikationen soll es gehen. Unmittelbar nach
der Gründungsphase organisierten die LEGUT-Mitglieder
ein fachspezifisches Kolloquium mit Dr. Jens Horn, Geschäftsführer der MITGAS Mitteldeutsche Gasversorgung GmbH, der über die Situation auf dem deutschen
Gasmarkt referierte. Über die Ergebnisse auf dem Gebiet
der Aerosol- und Wolkenforschung äußerte sich und
Prof. Dr. Jost Heintzenberg, Direktor des Leibniz-Instituts für Troposphärenforschung. Abschließend berichtete Peter Schön, VNG – Verbundnetz Gas Aktiengesellschaft Leipzig, über seine Erfahrungen als Absolvent
der HTWK Leipzig in der industriellen Praxis. ■ grö
PODIUM.TERMIN
Die nächste Veranstaltung, an der sich das Institut LEGUT
beteiligt wird die 9. Fachtagung »Erdgas Umwelt Zukunft«
sein. Sie findet am Donnerstag, 31. Januar 2008 im Congress Center Leipzig auf dem Messegelände statt.
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HOCHSCHULE IN KÜRZE
HOCHSCHULE IN KÜRZE
Auf einen Blick: Über Neuigkeiten
und Möglichkeiten an der HTWK
Leipzig informieren
Hoch aufs Dach: Der »Girls’ Day«
am Fachbereich Elektrotechnik
und Informationstechnik
Rein in die Spielewelt: Studium
generale organisiert »Lange Nacht
der Computerspiele«
Unter Spannung: Brückenmodelle
beim jährlichen Wettbewerb am
Fachbereich Bauwesen getestet
Dass die größte Fachhochschule Sachsens im Studienjahr 2007/2008 eine ganze Menge Neuigkeiten zu bieten hat, darüber konnten sich alle Schüler, Abiturienten, Lehrer, Eltern oder Unternehmen am 21. April 2007
zum Hochschulinformationstag ein Bild verschaffen.
Eröffnet wurde der Infotag von Prof. Dr.-Ing. Hubertus
Milke, Rektor der HTWK Leipzig, und Prof. Dr. oec. habil.
Sibylle Seyffert, Prorektorin für Bildung. Über Bewerbungsmodalitäten und die neuen Studienabschlüsse Bachelor und Master wurde ausführlich informiert.
Technik fasziniert – nicht nur Jungen, sondern auch
Mädchen. Insbesondere wenn sie lebensnah und anregend vermittelt wird. Der Fachbereich Elektrotechnik
und Informationstechnik der Hochschule für Technik,
Wirtschaft und Kultur Leipzig beteiligte sich deshalb
schon zum vierten Mal am »Girls’ Day« – dem MädchenZukunftstag. Mädchen der 5. bis 10. Klassen konnten
sich am 26. April 2007 über die Möglichkeiten eines
technischen Studiums oder Ausbildungsberufes informieren. Mädchen wählen von 350 möglichen Berufen in
der Regel nur zehn aus – und keiner dieser Berufe bezieht sich auf den Bereich Technik und Naturwissenschaften. Ziel dieses Tages war es deshalb, interessierte
Mädchen mit diesem Berufsfeld vertraut zu machen.
Der Fachbereich Elektrotechnik und Informationstechnik hatte ein buntes Programm zusammengestellt. Die
Teilnehmerinnen konnten die Vorlesung »Messen und
Wiegen« bei Prof. Dr.-Ing. Andreas Hebestreit besuchen,
bei einem Rundgang durch das Haus in der Wächterstraße die Labore und die Solarkollektoren auf dem
Dach besichtigen sowie zum Abschluss eine Webseite
erstellen. Hier wurde vor allem der Umgang mit HTML
und Digitalfotografie vorgestellt. ■ grö
Computer-Spiele-Fans kamen Anfang Mai an der
HTWK Leipzig voll auf ihre Kosten. Im Rahmen der Ringvorlesung »Computerspiele und E-Welt als (Experimentierfeld für) Gesellschaft« wurde »Die lange Nacht der
Computerspiele« von den Prof. Dr. rer. nat. Klaus Bastian
und Prof. Dr. phil. Dipl.-Ing. Hans-Ulrich Niemitz organisiert.
Zur langen Nacht selbst konnten gängige Computerspiele ausprobiert werden. Ein Schwerpunkt dabei waren
Onlinespiele wie beispielsweise »World of Warcraft«.
Der Abend fand auch parallel in der Virtuellen Welt
»Second Life« statt. Wer sich intensiver über den milliardenschweren Markt der Computerspiele informieren
wollte, konnte bereits am Nachmittag in der Einführungsshow »Fascination Gaming – State of the Art« des
Spieleexperten Dr. Jörg Müller-Lietzkow teilnehmen. Ab
18 Uhr hieß es dann: »Press Start!« für zwei Dutzend
Spiele-PC s. An der Retro-Strecke warteten zahlreiche
klassische Konsolen aus den vergangenen dreißig Jahren auf alte und junge Videospieler. Das Team um Prof.
Dr.-Ing. habil. Dieter Vyhnal präsentierte dreidimensional computergenerierte Bilder für Computerspiele.
Zusätzlich gab es kleine Präsentationen zum Thema
Computerspiele, Kurzvorträge von Spezialisten des Spieleprogrammierens und Spielanalysierens sowie eine kleine Ausstellung mit alten Spielkonsolen – zum Teil echte
Raritäten, die PC-Spiele-Fachmann René Meyer in den
letzten Jahren zusammengetragen hat. Die Architektin
Dörte Küttler wurde virtuell zugeschaltet: Sie gestaltet
in »Second Life« Internetauftritte für Kunden wie Mazda und hat für die lange Nacht auch die HTWK Leipzig
in die E-Welt gebracht.
Trotz aller Show war der ursprüngliche Sinn der langen Nacht ein wissenschaftlicher. Die Teilnehmer der
Ringvorlesung hatten Gelegenheit, Computerspiele während des Spiels zu analysieren. In den im Anschluss an
die lange Nacht gehaltenen Seminaren erstellten die
Teilnehmer gesellschaftliche Konzepte für Spiele. Mit
solchen Spielen scheint es möglich, in einer Art »konstruktiven Archäologie« das Entstehen und die Weiterentwicklung von Gesellschaft zu simulieren – so, dass
man sogar Experimente starten könnte, neue ethische
Regeln zu setzen. Das Erstaunliche war, dass die scheinbar abstrakte Ethik konkret diskutiert und dann auch
verstanden wurde, wenn es galt, sie spielerisch umzusetzen. Lehrreich war auch zu erkennen, wie schwierig
es ist, ein Spiel so zu konstruieren, dass es spielbar,
aber auch spannend und kurzweilig wird. ■ niem
27. Juni 2007, Versuchshalle: Es knarrt und knackt
das Holz der Modellbrücke. Gespannt schauen mehr als
zweihundert Studenten des Fachbereichs Bauwesen und
viele Gäste zu, wie sich das in einer speziellen Vorrichtung eingespannte Modell unter der großen Last langsam verbiegt. Auf der Projektionsleinwand klettert die
Kurve der Messwerte nach oben. Noch ein wenig Last
mehr, dann reißt die Stahlseilunterspannung und Holzteile fliegen durch die Luft.
110 Kilonewton, was elf Tonnen entspricht, hat das
Siegermodell von Stefan Schönichen ausgehalten. Eine
beachtliche Tragfähigkeit für ein Brückenmodell, das
gerade einmal zwei Kilogramm wiegt und nur einen Meter lang ist. Schönichen, der seit 2001 Bauingenieurwesen an der HTWK Leipzig studiert und den Wettbewerb
bereits im Vorjahr gewonnen hat, ist zufrieden. Mit
seinem neuen Modell setzte er sich gegen 23 Konkurrenten durch, die mit den unterschiedlichsten Brückenkonstruktionen aus Holz, Aluminium, Stahl, Bambus,
Pappe und sogar Granit an den Start gegangen waren.
Der zweite Platz im Wettbewerb ging an Paul-Christian
Max, ebenso Student des Bauingenieurwesens. Auf den
dritten Platz schaffte es mit Christin Michaels erstmals
eine Studentin des Studiengangs Wirtschaftsingenieurwesen Bau.
Zum 12. Mal wetteiferten die Studierenden der Studiengänge Bauingenieurwesen, Wirtschaftsingenieurwesen Bau und Architektur um die tragfähigste Modellbrückenkonstruktion. Per Ausschreibung waren sie dazu
aufgefordert, möglichst belastbare Modelle von Brückentragwerken herzustellen. Die Spannweite, die Auflagerbedingungen und die Gesamtmasse waren vorgegeben, das Material und die Konstruktionsart hingegen
frei wählbar. ■ mü
HTWK-Mitarbeiterin Renate Pötzsch beim Beratungsgespräch
In den sieben Fachbereichen fanden außerdem Informationsveranstaltungen zu allen Studiengängen statt. Wer
sich für einen Auslandsaufenthalt interessiert, konnte
wertvolle Tipps vom Informationstag mit nach Hause
nehmen: Mit welchen internationalen Partnerhochschulen kooperiert die HTWK Leipzig, welche Fördermöglichkeiten gibt es und wie organisiere ich Praktikum oder
Studienaufenthalt im Ausland?
Besichtigt werden konnte ebenso das hochmoderne
Laborgebäude mit Chemie- und Physikkabinetten, die
Modellwerkstatt der Architekten, die von Studenten betriebene Lehrbuchhandlung »BuMerang« oder am Fachbereich Maschinen- und Energietechnik das Labor Regenerative Energien, der Solarcontainer oder die Klima-,
Kältetechnik- und Heizungstechniklabore. In Gesprächen mit Professoren, Mitarbeitern und Studenten konnten Interessierte herausfinden, ob ein Studiengang für
sie geeignet ist. Die Mitarbeiter des Dezernates Studienangelegenheiten gaben Auskunft zu Bewerbung und
Zulassung. Vertreter des Studentenwerks und Berufsberater der Arbeitsagentur informierten über Ausbildungsförderung, Unterkünfte in Wohnheimen sowie über Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt. Die Mensa konnte getestet werden. Auch war alles über die Angebote des
Hochschulsports der HTWK Leipzig zu erfahren. ■ grö
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Vom Dach des Hochschulgebäudes in der Wächterstraße gab es für
die Schülerinnen nicht nur einen tollen Ausblick, sondern auch einen
Einblick in die Funktionsweise einer Solaranlage.
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13. Jahrgang 2 | 2007
Nach dem Belastungstest nahmen Studierende die Brückenmodelle
des Wettbewerbs kritisch unter die Lupe.
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HOCHSCHULE ALUMNI
HOCHSCHULE ALUMNI
Die Lust am Wiedersehen geweckt
Engagement zahlt sich aus
Erster hochschulweiter Alumni-Tag mit guter Erfolgsquote
und Glanzpunkt im Panometer Leipzig
HTWK Leipzig-Absolvent Thomas Diedrich wird in Berlin
zur Führungskraft ausgebildet
F
ast ein Jahr hat es von der Idee bis zur Umsetzung gedauert. Abende lang trafen sich ehemalige
Studenten der HTWK Leipzig, um die Organisation
und das Programm für den ersten hochschulweiten Alumni-Tag am 5. Mai dieses Jahres auf die Beine zu stellen.
Mit Erfolg: 250 Absolventen der Hochschule und ihrer
Vorgängereinrichtungen haben Kontakte geknüpft, den
alten, neuen Campus besichtigt, einen unvergesslichen
Vortrag im Panometer Leipzig gehört und in einem Fragebogen dieses erste Treffen sehr positiv bewertet.
Dass die Absolventen der Hochschule in alle Welt verstreut sind, muss nicht immer ein Nachteil sein. Gleich
im Eröffnungsvortrag von HTWK-Rektor Prof. Dr.-Ing.
Hubertus Milke wurde deutlich, wie kurz Entfernungen
im Zeitalter von Webcams und Internet sein können.
Anne Lemnitzer, eine Absolventin des Fachbereichs Bauwesen, wurde live aus Kalifornien zugeschaltet und berichtete vom Vorhaben ihrer Promotion in Los Angeles.
Anhand des neuen Absolventenfilms der HTWK Leipzig
erfuhren die Alumni außerdem davon, in welch erfolgreichen Positionen und renommierten Unternehmen ehemalige Kommilitonen mittlerweile arbeiten. Mehr als
10 000 Absolventen hat die Hochschule seit 1992 hervorgebracht, von denen sich ein Teil in den mittlerweile
neun Alumni-Vereinigungen unter dem Dach des Fördervereins zusammengefunden hat.
Mit einem blauen Besenstiel erklärte Professor Yadegar Asisi, warum
Dreidimensionalität auf einer zweidimensionalen Fläche funktioniert.
Über Fachbereichsgrenzen hinweg und vor allem über
den eigenen Tellerrand hinauszuschauen, stehe an solch
einem Tag im Mittelpunkt, erläuterte Professor Yadegar
Asisi. Der Architekt und Schöpfer des Mount-Everestund des Rom 312-Panoramas referierte in einem beeindruckenden Vortrag über das Thema »Lust am Sehen
wecken – Wie die Panoramakunst Industriedenkmäler
20
G
Ein Forum für Mitarbeiter, Studierende und natürlich Absolventen der
Hochschule sollte der erste hochschulweite Alumni-Tag bieten.
wach küssen kann«. Mit einem blauen Besenstiel
schaffte er es, den Zuhörern nahe zu bringen, warum
Dreidimensionalität auf einer zweidimensionalen Fläche möglich ist. Staunen, Raunen, Aha-Effekte und
am Ende ein nicht enden wollender Applaus waren der
Lohn für eine Stunde Kurzweil.
Im Panometer Leipzig, einem umgewandelten historischen Gasometer, fand er den optimalen Raum für
seinen Vortrag und natürlich seine Panoramen. Diese
locken Besucher aus aller Welt nach Leipzig: »Ich freue
mich, das Panometer als Plattform zur Verfügung zu
stellen und damit dem Alumni-Gedanken des Miteinanders einen Impuls zu geben«, sagte Asisi. Man müsse
es schaffen, wieder Traditionen an die Hochschulen zu
bringen. Asisi selbst lehrt an einer Berliner Hochschule.
Mit dem Begriff Alumni konnte er zunächst nicht viel
anfangen: »Ich kenne den Begriff noch nicht sehr lange und dachte, das wäre ein Gummiball oder irgend
so ein Kaugummi. Irgendwann habe ich gelesen, dass
Alumni die Erleuchteten sind, die von Wissen Genährten. Studenten, die in die Welt gehen, sind also das
Potenzial der Hochschule.«
Tatsächlich gewinnt Alumni-Arbeit an Hochschulen
mehr und mehr an Bedeutung. Auch der HTWK Leipzig
ist der Kontakt zu den Ehemaligen sehr wichtig, denn
die Hochschule kann so von ihren Erfahrungen profitieren und die Alumni weiter am Hochschulgeschehen
teilhaben lassen. »Zum Auffrischen neuer Beziehungen«, munterte auch Rektor Hubertus Milke die Teilnehmer auf. »Unser Ziel ist es, regelmäßig alle zwei
bis drei Jahre einen solchen Alumni-Tag zu veranstalten.« ■ Cindy Heinkel
P OD IUM
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ute Ideen sollen belohnt werden, heißt es. Und
gute Ideen hat Thomas Diedrich jede Menge.
Da wäre zum Beispiel eine Kurbelwelle für einen
PKW -Ottomotor, die leichter ist als bislang und daher
weniger Benzin verbraucht. Sie ist außerdem aerodynamisch gestaltet, weist beim Eintauchen in das Ölbad
einen geringen Widerstand auf und hält mindestens
6000 Umdrehungen pro Minute aus.
Eine solche Kurbelwelle hat sich Thomas Diedrich für
den iks-Konstruktionswettbewerb einfallen lassen und
wurde damit als Preisträger auf der Hannover Messe
2006 ausgezeichnet. Und dann wäre da noch seine
Diplomarbeit, die der gebürtige Magdeburger am Fachbereich Maschinen- und Energietechnik der HTWK Leipzig in Zusammenarbeit mit der DaimlerChrysler AG erstellt hat. Diese Diplomarbeit mit dem Titel »Packaging
und Optimierung eines Brennstoffzellensystems für zukünftige Fahrzeugkonzepte« wurde sowohl mit dem
Preis des Fördervereins der HTWK Leipzig als auch mit
dem 1. Platz des VDI-Förderpreis 2007 ausgezeichnet.
Auch die Plätze zwei und drei gingen an HTWK LeipzigAbsolventen. Trotzdem bleibt der 24-jährige DiplomIngenieur bescheiden. »Ich möchte natürlich etwas in
meinem Beruf erreichen«, sagt Diedrich, »und ich bin
bereit, hart dafür zu arbeiten.«
Den Sportsgeist hat er sich demnach erhalten. Denn
bis zum 6. Semester war Thomas Diedrich vor allem
sportlich erfolgreich. Er war Mitglied der Kanurennsport
Nationalmannschaft und wurde 2001 mit seinem Team
Junioren-Weltmeister in Brasilien. Nach seinem Abitur
am Sportgymnasium Magdeburg hat er sich aber doch
für die technische Richtung entschieden. »Maschinenbau hat mich schon zu Schulzeiten interessiert. Ich
Thomas Diedrich war zu Studienzeiten Mitglied in der Kanurennsport
Nationalmannschaft.
13. Jahrgang 2 | 2007
Bereit für beruflichen Erfolg hart zu arbeiten – HT WK -Absolvent
Thomas Diedrich
musste aber feststellen, dass das Maschinenbaustudium im Vergleich zum Sportstudium sehr lernintensiv ist«, erzählt Diedrich. Die Praxis hat ihn dann aber
doch überzeugt, dass es die richtige Entscheidung
war. Es folgte ein Praktikum bei der Robert Bosch GmbH
in Bamberg und die Zusammenarbeit mit der Daimler
Chrysler AG . Nach vier Jahren hatte Thomas Diedrich
sein Studium erfolgreich beendet und sich durch seine
Entwicklung bei DaimlerChrysler empfohlen: »Ich habe
mich dann für den Master of Business and Engineering
(MBE ) an der Steinbeis-Hochschule beworben. Dort ist
allerdings nicht nur fachliche Kompetenz gefragt, auch
die sogenannten Soft Skills, sehr gute Studienleistungen und Englischkenntnisse sind wichtig.« Die Steinbeis-Hochschule, eine private und staatlich anerkannte
Hochschule, bildet Hochschulabsolventen innerhalb eines Jahres zu Führungskräften mit Masterabschluss aus.
Theorie wird mit konkreter Projektarbeit bei Firmen
kombiniert und sichert so auch einen Wissenstransfer.
Im Falle von Thomas Diedrich hat Daimler Chrysler die
Kosten dieser Ausbildung für ihn übernommen – immerhin rund 30 000 Euro.
Seitdem pendelt der MBA -Anwärter zwischen Ulm,
wo er für Daimler Chrysler arbeitet, und Berlin. Dort besucht er die Seminare der Hochschule. In den nächsten
Monaten wird er sein Studium abschließen und in Amerika und Japan unterwegs sein. Für Hobbys und Privates
bleibt da wenig Zeit: »Ich versuche auf der Durchreise
immer mal zu Hause, bei Freunden oder auch bei meinen
ehemaligen Professoren an der HTWK Leipzig vorbei
zu schauen. Aber im Moment geht eben die Karriere
vor«, sagt Thomas Diedrich. Sein Ziel ist es, später bei
Daimler Chrysler zu arbeiten und dort seine Entwicklungen zu perfektionieren. Und die Chancen dafür stehen
gut. ■ Katrin Gröschel
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HOCHSCHULE
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HOCHSCHULE
Auslandskontakte wie Freundschaften pflegen
Zhongqi Wang hat es geschafft
Rektor Hubertus Milke wirbt verstärkt auf internationalem
Parkett für die HTWK Leipzig
Der erste Bachelorabsolvent des Fachbereichs Bauwesen kommt
aus dem Reich der Mitte
W
er sich zu deutsch-chinesischen Beziehungen
auf der Internetseite des Auswärtigen Amtes
informiert, liest Sätze wie: »Die deutsch-chinesischen Beziehungen entwickeln sich auf allen Ebenen
positiv. Breit angelegte Dialogforen zeigen einen deutlichen Zuwachs an der Qualität der Beziehungen in
Richtung einer für beide Seiten vorteilhaften strategischen Partnerschaft. Mit der Aufnahme des Strategischen Dialogs zwischen den beiden Außenministerien
im November 2006 wurden den Beziehungen zwischen
Deutschland und China neue Konturen verliehen.« Ein
eigenes Bild davon konnte sich der Rektor der HTWK
Leipzig, Prof. Dr.-Ing. Hubertus Milke, bei seiner Chinareise im Mai dieses Jahres machen. Kaum auf dem Bahnhof Shanghai mit dem Transrapid angekommen, begrüßten ihn das Brandenburger Tor und der Potsdamer Platz.
Ein Stück Berlin mitten in China, gebannt auf eine Leinwand. Nicht nur die Gastfreundschaft, Baufreudigkeit
und Innovativität der Chinesen haben Rektor Milke beeindruckt. Sieben Tage Aufenthalt führten ihn an die
Tongji-Universität, die TU Nanjing, die TU Zhejiang und
die Universität Suzhou und machten deutlich, wie chinesische Hochschulen funktionieren: »Einen Großteil
ihrer Mittel erwirtschaften sie selbst und sie haben
auch enormen Einfluss auf die Wirtschaft. Wir können
auch viel von ihnen lernen«, erklärt Milke. In China traf
er auch seine beiden Kollegen Prof. Dipl.-Ing. Stefan
Meyer-Mietke und Prof. Dr.-Ing. Hendrik Richter, die für
das Sommersemester 2007 als Dozenten mit 18 Architekturstudenten an die Partnerhochschule Nanjing University of Technology (NUT ) gegangen sind. Im Ergebnis
der Gespräche kommt im nächsten Jahr ein chinesischer
Gastwissenschaftler an den Fachbereich Bauwesen.
Intensive Kontakte zu ausländischen Hochschulen
können in zweierlei Hinsicht nur von Vorteil sein. Die
Attraktivität der eigenen Hochschule bei Studienbewerbern wächst und mit den Wissenschafts- entwickeln
sich auch Wirtschaftskontakte. »Ich kann jedem Studenten nur nahe legen, mindestens ein Semester im
Ausland zu verbringen. Das erweitert den Horizont und
verbessert die Chancen auf dem Arbeitsmarkt«, ist Milke
überzeugt. Nicht nur in China war er unterwegs. 26 000
Kilometer ist er in diesem Jahr schon geflogen, um auf
internationalem Parkett für die HTWK Leipzig zu werben. Besonders am Herzen liegen ihm die bereits von
Anfang an intensiv betriebenen Hochschulkontakte.
»Wenn man sich kennt und sich vertraut, schließt man
ganz andere Partnerschaften. Von solchen Beziehungen
22
Z
Nach neuestem Standard eingerichtete Labore am IUT St. Etienne bieten auch Studierenden der HTWK Leipzig beste Studienbedingungen.
kann man aber nur partizipieren, wenn man sie pflegt
wie Freunde oder Familie.«
Genau deshalb führten ihn auch zwei Auslandsreisen
an die University of Paisley in Schottland und an die
IUT in St. Etienne, einem Teil der französischen Université Jean Monnet. Zu diesen beiden Hochschulen bestehen langjährige Verbindungen. Bereits 150 HTWK-Studierende absolvierten in den letzten 15 Jahren ein
Auslandsteilstudium an der University of Paisley. Dort
schätzt man vor allem das hohe technische Denkvermögen und das fachliche Niveau der angehenden Ingenieure aus Leipzig. Neueste Fortschritte im Rahmen der
Partnerschaft sind die Einrichtung eines zweiten Double-Degree Studiengangs (nunmehr im Maschinenbau
und im Bauwesen) sowie der Start für das erste kooperative Promotionsverfahren zusammen mit dem Fachbereich Bauwesen. Seit 1996 kamen 40 Studierende aus
St. Etienne und absolvierten hier ein Teilstudium oder
ein Praktikum, um vom Know-how und den Kontakten
der Hochschule zu profitieren. Neben dem regen Austausch solle es bald auch in Sachen Forschung gemeinsame Schnittmengen geben, erklärt Milke. Stärke der
HTWK Leipzig sei ihre Interdisziplinarität, mit der im
Ausland gut geworben werden kann. Am Reiseplan für
das nächste Jahr wird schon gearbeitet. Neben einigen
spanischen Universitäten, die von unseren Studenten
gern für einen Aufenthalt gewählt werden, sollen Hochschulen in Polen und der Ukraine besucht werden.
Mit mehr als 50 Hochschulen im Ausland bestehen bereits Partnerschaften. Dass in nächster Zeit weitere
hinzukommen werden, ist laut Milke nicht ausgeschlossen: »Nicht nur über Fachbereichsgrenzen hinweg ist
Vieles möglich, sondern auch über Ländergrenzen hinaus.« ■ Cindy Heinkel
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hongqi Wang schließt den Beamer an seinen
Laptop an. Seine Hände zittern etwas. Er ordnet
seine Unterlagen und wartet dann gespannt.
Der 26-Jährige steht kurz vor der Verteidigung seiner
Bachelorarbeit – und er ist etwas nervös. Schließlich ist
er der erste Student überhaupt, der nun sein Studium
am Fachbereich Bauwesen der Hochschule für Technik,
Wirtschaft und Kultur Leipzig mit dem Bachelorgrad abschließt.
Zhongqi Wang kam vor drei Jahren von der chinesischen Partnerhochschule, der Nanjing University of
Technology, an die HTWK Leipzig, um hier Bauingenieurwesen zu studieren. Dabei war die Sprache am Anfang das größte Hindernis. »Ich versuche, so viel wie
möglich zu verstehen und zu lernen«, sagt Zhongqi
Wang. »Fachlich ist es aber nicht immer einfach.« Seine
Verteidigung zum Thema »Stählernes Behältergerüst
nach DIN EN 1993-1« hält er natürlich auch in deutscher
Sprache.
Die Aufgabenstellung der Arbeit umfasste den Entwurf und die statistisch-konstruktive Bearbeitung eines
stählernen Gerüstes für die Lagerung eines Behälters im
Freien. Und was für den Laien schon kompliziert klingt,
ist sicher für einen Nicht-Muttersprachler erst recht
eine Herausforderung.
Prof. Dr.-Ing. Kerstin Hebestreit, die die Arbeit von
Zhongqi Wang betreut hat, ist jedoch am Ende des Vortrags zufrieden. »Mir hat die Präsentation sehr gut gefallen«, lobt sie den Studenten. Kritik gab es zwar auch,
am Ende konnte sich der 26-Jährige aber über eine gute
Zwei freuen. »Die Stärken der Chinesen sind Fleiß, ausgezeichnete Kenntnisse in den Naturwissenschaften
und ihre Zielstrebigkeit«, weiß Dr. Bernd Ebert vom Akademischen Auslandsamt der HTWK Leipzig. Er kennt die
ausländischen Studierenden alle persönlich und unterstützt sie auch während des Studiums. »Die chinesischen
Studenten freunden sich schnell mit ihren Kommilitonen
an«, erklärt Ebert, »Integrationsprobleme gibt es dabei
kaum.«
Denkt schon an das nächste Studium
Wang möchte nun gleich noch ein Masterstudium anschließen und erst danach wieder nach China zurückkehren. »Wir haben dort großen Bedarf an Bauingenieuren«, erzählt er. »Und meine Ausbildung, die ich hier
bekommen habe, wird mir weiterhelfen.« Um möglichst
schnell voran zu kommen, hat Zhongqi Wang deshalb
schon während seines Bachelorstudiums Vorlesungen
13. Jahrgang 2 | 2007
für den Masterstudiengang besucht. Viel Freizeit hat er
nicht: »Ich muss schon viel lernen, auch noch sprachlich«, sagt er. Dabei unterstützen sich die chinesischen
Studenten jedoch gegenseitig. Auch für einige seiner
Freunde steht nun bald die Verteidigung der Bacheloroder die Diplomarbeit an. »Es ist ein gutes Gefühl, einen Abschluss zu haben. Aber ich denke schon wieder
an mein nächstes Studium«, sagt Wang.
Die Hochschulpartnerschaft mit Nanjing, einer Stadt
mit über drei Millionen Einwohnern in Ostchina, besteht
seit 2002. Seitdem waren 27 Studenten an der HTWK
Leipzig zu Gast, die hier zum Teil ihr komplettes Studium oder auch nur ein Austauschsemester absolvieren.
Seit Anfang des Jahres sind außerdem zwei Hochschullehrer der HTWK Leipzig in China und unterrichten dort
in den Bereichen Architektur und Elektrotechnik. Neben
dem Austausch von Dozenten und Studierenden sind vor
allem gemeinsame Forschungsprojekte Schwerpunkte
dieser Partnerschaft. ■ Katrin Gröschel
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Fachlich war es für
Zhongqi Wang zwar
nicht immer einfach –
aber nun hält er das
Kurzexposé seiner
Bachelorarbeit in der
Hand.
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HOCHSCHULE
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HOCHSCHULE FERNWEH
organisatorische Dinge geklärt wurden. Das ganze Studium in Schottland war sehr gut organisiert und perfekt
durchgeplant. Es gab einen festen Stundenplan, Anwesenheitspflicht und dies erinnerte mich sehr an meine
Schulzeit.
Die nächsten zwölf Wochen hatte ich dann Lectures
(Vorlesungen), Tutorials (Seminare) und Labs (Praktika).
Weihnachten war das Semester im Wesentlichen schon
vorbei, im Januar gab es dann noch fünf Prüfungen,
die ich als ganz human empfand. Dafür waren die zwölf
Wochen zuvor unglaublich anstrengend. Ein Tag an der
Uni dauerte in der Regel von 9 bis 17 Uhr. Die Lehreinheiten dauerten immer 60 Minuten und es gab keine
Pausen. Es mussten auch ständig Reports zu allen möglichen Sachen geschrieben werden, die natürlich in die
Endnote zählten und es gab auch regelmäßig Zwischentests. Fast wie früher in der Schule eben.
Whiskey, Haggis and the Old Man of Storr
Eindrücke aus Schottland
Ein aufregendes Jahr im schottischen Strathclyde – ein Erlebnisbericht
des HTWK-Studenten Martin Vaupel
»Die Landschaft ist
atemberaubend ...«,
Martin Vaupel würde
jedem einen Auslandsaufenthalt während des
Studiums empfehlen.
I
m Rahmen eines hochschulinternen Projekts des
Fachbereichs Elektrotechnik und Informationstechnik (EIT ) nutzte ich im vergangenen September
die Möglichkeit, ein Jahr an der Strathclyde University
in Glasgow zu studieren und den ersten akademischen
Grad Bachelor of Engineering zu erlangen. Unterstützt
wurde ich dabei durch den Fachbereich EIT, insbesondere Prof. Dr.-Ing. Matthias Sturm, durch Prof. Dr.-Ing.
habil. Klaus-Peter Schulze vom Förderverein der HTWK
Leipzig, und dem akademischen Auslandsamt (AAA), in
Person von Dr. Bernd Ebert. Ferner erhielt ich eine Förderung der KARL-KOLLE -Stiftung, mit deren Hilfe ich
einen Großteil meiner Kosten decken konnte.
Nach knapp 9-monatiger Vorbereitung ging es nun
am 20. September 2006 endlich los – von Leipzig nach
Glasgow in vier Stunden, mit Zwischenstopp in London.
Am Glasgow Airport angekommen wurden wir direkt von
einer Delegation der Strathclyde University empfangen,
die uns das weitere Vorgehen beschrieb. Überhaupt
wurde in Glasgow sehr viel für internationale Studenten
geboten. Es gab eine Institution, ähnlich dem AAA an
der HTWK Leipzig, die sich speziell für die Belange internationaler Studenten einsetzte. Jeden Mittwoch wurde beispielsweise der »International Pub« veranstaltet.
Da wurden jeweils alle internationalen Studenten ein-
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geladen und es wurde zusammen gefeiert: Jede Woche
in einem anderen Pub und oftmals mit Getränken zu
Sparpreisen. So konnte man günstig die Pubszene erkunden und leicht neue Freunde finden.
Mit dem Taxi ging es vom Flughafen zum Campus. Das
war einfacher als mit dem Bus, vor allem mit dem ganzen Gepäck, und gar nicht so viel teurer. Nach der Ankunft haben wir auch gleich unsere Schlüssel und ein
paar Informationsunterlagen bekommen. Wir konnten
direkt auf unsere Zimmer im Studentenwohnheim: ca.
acht Quadratmeter groß, in 6-Mann-Wohnungen, für
umgerechnet etwa 90 Euro pro Woche, Internet, Strom
usw. inklusive – und nette Mitbewohner. Die kamen von
überall her. Ich wohnte letztendlich mit zwei Franzosen,
zwei Amerikanern, einem Studenten aus Uruquay, einem Tschechen und Marcus aus Leipzig zusammen. Das
war allerdings Zufall, wir kannten uns vorher nicht. Genauso einfach verlief das Einschreiben. Man wurde praktisch an die Hand genommen und durch das gesamte
Prozedere geführt. Und falls es doch mal ein Problem
gab, war sofort jemand bereit zu helfen, echt nett …
Studieren an der Strathclyde University
Zwei Tage später ging dann bereits das Studium los mit
verschiedenen Einführungsveranstaltungen, in denen
P OD IUM
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Schottland selbst hat zwei Seiten, die schlechte zuerst:
In den ersten vier Monaten hat es fast ständig geregnet. Dummerweise waren wir in der regenreichen Zeit
dort, im Herbst und Winter. Ab Ostern wurde es zum
Glück etwas besser, sodass wir wenigstens am Ende ab
und zu schönes Wetter hatten. Auf der anderen Seite ist
Schottland superschön: Die Landschaft ist atemberaubend, die Menschen sind unglaublich nett und hilfsbereit und die Städte richtig cool. Gleich zu Beginn des
Studienjahres hab ich mit vier Tschechen, zwei Amerikanern, einer Französin und zwei Belgiern einen Trip
durch die Highlands gemacht. Wir haben uns einen Van
gemietet und sind einfach losgedüst, zu Loch Ness, der
Isle of Skye und natürlich Ben Nevis, dem höchsten
Berg Großbritanniens. Wir haben die schönsten Flecken
Schottlands gesehen: raue Steilküsten, alte keltische
Ruinen und surreale Felsgebilde. Übernachtet haben wir
in Jugendherbergen, die es im ganzen Land recht günstig gibt. Im Laufe des Jahres war ich noch mit Leuten
aus aller Welt in Belfast, was auch total beeindruckend
war. Die Spuren des Bürgerkrieges sind allgegenwärtig.
Politische Gemälde an den Häusern, sogenannte Murals
bestimmen teilweise das Stadtbild.
Außerdem waren wir in Edinburgh, der schottischen
Hauptstadt, zu Rugby-Spielen und Hunderennen, und
natürlich zum Fußball. Beeindruckt war ich auch von
der Pub-Szene. Ungewöhnlich war zunächst, dass überall absolutes Rauchverbot herrscht und die Pubs um
12 Uhr schließen. Dafür gibt’s schon am frühen Abend
13. Jahrgang 2 | 2007
eine super Stimmung. Es ist laut, überhaupt nicht vergleichbar mit deutschen Kneipen und alle feiern ausgelassen bei ein paar Pints Guiness oder Cidre.
Schottische Esskultur
Unbedingt erwähnen muss ich auf jeden Fall das schottische Essen. Man ernährt sich in Schottland hauptsächlich von Fast Food. Burger in allen Variationen stehen
auf der Speisekarte ganz oben. Dazu gibt es Chips, also
Pommes. Auf die Pommes werden dann je nach Laune
allerlei Sachen drauf gehauen, z. B. Essig (ich kenne
keinen Mitteleuropäer, der das nicht ekelhaft fand),
Currysauce oder Käse und Knoblauchsauce. Wobei ich
sagen muss, dass der verlaufende Käse echt lecker
schmeckt. Dann gibt es da natürlich noch Fish & Chips,
und Backwaren wie Cookies, Brownies und Muffins, die
sind in Schottland echt unschlagbar. Leider alles sehr
ungesund. Ungewöhnlich für uns Deutsche ist sicherlich das traditionell schottische Haggis: Innereien im
Schafsmagen! Hört sich furchtbar an, sieht scheußlich
aus und riecht auch so, aber es schmeckt tatsächlich
richtig gut.
Die schottischen Getränke haben es Martin Vaupel angetan.
Ich bin froh, die Chance eines Auslandsaufenthaltes genutzt zu haben und kann nur jedem empfehlen, diesen
Schritt ebenfalls zu wagen. Man sieht so viele tolle Dinge, erlebt aufregende Sachen und trifft interessante
Menschen. Mein besonderer Dank für die tatkräftige Unterstützung gilt der KARL-KOLLE -Stiftung, meiner Hochschule und meiner Familie. ■ Martin Vaupel, FbEIT
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Zu einem echten Schotten gehören selbstverständlich Dudelsack und
Schottenrock.
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HOCHSCHULE FERNWEH
HOCHSCHULE FERNWEH
Unter einem glücklichen Stern
Eine HTWK-Radtour von Leipzig nach Breslau: Via Regia – Via Sacra
E
500 Kilometer nach
Osten ging es bei
der Radtour nach
Breslau.
s war ein glücklicher Stern, unter dem das Unternehmen von Anfang an stand. Diese Tour war erst
wenige Tage alt, aber sie war bereits eine Legende. Sie war einmalig! Ich habe in 42 Jahren nichts Vergleichbares erlebt. 500 Kilometer nach Osten, nach Breslau von Leipzig mit dem Rad. Die Stimmung beim Start
war von Verhaltenheit, von Erwartung geprägt. Der
21. Juli 2007, ein wolkenverhangener Samstagmorgen,
6.30 Uhr: So früh steht nicht jeder auf! Und spätestens
als man an diesem kühlen Julimorgen den 41 Teilnehmern in die Augen blickte, war klar, hier stand nicht die
Cappuccino-Fraktion der Hochschule, sondern eine
Avantgarde der besonderen Art.
Nachdem das Gepäck in das Begleitfahrzeug verstaut
worden war, gab es noch zwei Sätze zur Motivation,
ein Foto, einen Fahrplan und dann los! Via Regia, die
jahrhundertealte Handelsstraße von Westen nach Osten,
vom Atlantik über Frankreich, Deutschland, Polen bis
nach St. Petersburg. Abenteuerlich, gleich hinter Leipzig! als nach regenreicher Nacht der Boden eines unbefestigten Waldweges merklich tiefer wurde, das Unterholz immer dichter, die meisten absteigen mussten und
einer in den Wald rief: »Wo geht’s denn hier nach Breslau?«. Am Ende verwehrte uns der Maschendraht des
Gartengrundstücks von Frau Lehmann die ungehinderte
Weiterreise. Natürlich hätte sie uns durchlassen können.
Schließlich hatte ja auch einer wirklich höflich gefragt,
ob sie mal ihre hintere Gartentür für uns öffnet, damit
wir unsere 41 Räder sachte über ihr Grundstück schieben konnten, um anderthalb Kilometer Umweg (off-road)
zu vermeiden. Na ja, wahrscheinlich waren wir nur zu
viele …
Als die Sonne heraus kam, waren wir wieder auf Kurs.
Und gegen Mittag hatten wir bei herrlichem Wetter
schon den ersten Empfang auf Schloss Dahlen. Einiges
wurde aufgeboten: Sponsoren reichten Getränke, Wasser, Dresdner Biere und Straußenbratwürste aus der
Region, die übrigens sehr gut schmeckten. Von den drei
großen Malern, die Leipzig hervorgebracht hat, arbeitete einer zeitweise auf Schloss Dahlen, Adam Friedrich
Oeser. Er selbst war mit den zwei wichtigsten Deutschen seines Jahrhunderts befreundet, dem Vorbereiter
und dem Vollender der deutschen Klassik, Winckelmann
und Goethe. Von Oeser lernte der Jurastudent Goethe in
Leipzig das Zeichnen, meist Landschaften, manchmal
Porträts, wie das von seinem Weimarer Zögling Fritz von
Stein, der von seinem Herzog nach Breslau zur Ausbildung entsandt wurde und schließlich nicht wieder zu-
26
rückkommen wollte, weil er in Preußen eine höher besoldete Stelle angeboten bekam. Der sächsische Herzog
vor 200 Jahren jedenfalls geriet darüber derart in Rage,
dass er über Goethes unseligen Egoismus und mangelnden Patriotismus wetterte. Aktuelle Probleme Mitteldeutschlands haben lange Traditionen.
Darüber und vieles mehr gab es reichlich Gelegenheit
sich auszutauschen, nicht zuletzt deshalb, weil wir täglich mindestens einmal eine Gemeinschaftsverpflegung
hatten. Am 60-Liter-Kessel über dem offenen Feuer gab
es regelrechte Rangeleien, welches Team denn kochen
durfte. Es wurde probiert, experimentiert, improvisiert.
Unvergessen bleibt der niederschlesische Kesselbrand –
gleich nach dem Aufstehen auf noch unruhigen Magen –
angebrannte Grießsuppe. Auch durch Unmengen von
Zucker, Zimt und Kirschkonserven nicht weiter zu verderben … Vgl. Davidis-Holle, Praktisches Kochbuch,
58. Auflage, Teil A. Anweisungen allgemeiner Art: Wasser vor der Milch! gerade am offenen Feuer – die Summe
der Kleinigkeiten macht die große Küche.
Unsere Übernachtungsquartiere waren sehr gut, sie
waren glänzend ausgewählt. Unterkünfte, wie das auf
dem Berg gelegene Pfarranwesen in Gröditz-Weißenberg
mit mehr als 40 Leuten nutzen zu dürfen – Schlafen im
Streuobstgarten, in der Pfarrscheune oder im Stroh über
dem Pferdestall, Kartoffeln aus dem Dorf, sternklarer
Himmel über der Lausitz, durch den Friedhof hinauf zur
Kirchenführung im Kerzenschein – keine Frage, das
bleibt! Natürlich, so viele interessierte junge Gesichter
auf einmal in einer Dorfkirche entlang der Via Sacra
(Pilgerweg), das fordert auch einen erfahrenen Pfarrer
heraus zu weiten Betrachtungen über Protestantismus
und Religion. Eine Reihe von Pilgern haben wir gesehen, da der neu eingerichtete ökumenische Pilgerweg
durch Mitteldeutschland zum Grab des Heiligen Jakobus
nach Santiago de Compostela häufig dem Verlauf der
Via Regia entspricht. Ist Pilgern heute tatsächlich ein
Tourismus, wie der Pfarrer meinte? Selbstverständlich,
zu einem bestimmten Teil schon, vor allem aber ist es
Ausdruck einer Sehnsucht, einer unerfüllten Sehnsucht
nach Tiefe.
Genau diese Sehnsucht hat schon den Schusterphilosophen Jakob Böhme angetrieben, an dessen Wohnhaus
wir im wunderschönen Görlitz, wo wir eine vorzügliche
Stadtführung hatten, vorbei geradelt sind. Und gerade
Böhme sei uns heute näher als Feuerbach, schrieb der
renommierte Religionsphilosoph Martin Buber. Nach
mehr als 250 Jahren Aufklärung, ein Schuster und seine
P OD IUM
.
Waidhaus und Peterskirche in Görlitz – einige Tourteilnehmer
hatten nach dem Radeln noch Muse zum Zeichnen.
mittelalterliche Mystik näher an der Wahrheit als der
sublime Rationalismus glanzvollster Akademiker – eine
Symbolik!
Im faszinierenden Görlitz, das an der Kreuzung der
Via Regia und der alten Salzstraße regen Handel betrieb
(u. a. mit der mittelalterlichen Färberpflanze Waid) passierten wir die Neiße. Schlesien! welcher Charme aus der
Morbidität dieser heutigen polnischen Provinz spricht,
lässt sich schwerlich ausdrücken. Herrenlose Gehöfte,
Gutshäuser, Schlösser, endlose Fluren mit satten Böden,
Wälder, Berge, »Sarmatische Ebenen«. Es sind zwei Seelen in der Brust, die man hier bei tagelangen Überlandfahrten mit dem Rad besonders fühlt, die deutsche, die
fragt, was man daraus wieder machen könnte, und die
andere, die zugeben muss, dass es ein Segen ist, dass
es hier noch nicht so aussieht wie in Baden-Württemberg.
Es gab eine Zeit, da gehörte zu einem richtigen Studium noch ein Kanon von ordentlichen Studentenliedern. Warum heute Heerscharen von Absolventen, angehende Führungskräfte der Gesellschaft, deutsche Hoch-
13. Jahrgang 2 | 2007
schulen verlassen, ohne noch ein Studentenlied zu kennen, geschweige denn zu können, hat einen einfachen
Grund. Ein Studentenlied singt man nicht zu dritt, nicht
zu fünft, man singt es in Gruppen von 10, 15 und mehr
Leuten außerhalb des Hörsaals. Folglich haben wir es
einmal versucht. Nach 23 Uhr, ein paar Liedblätter in
die Runde, noch etwas Wein, eine Gitarre, ein Feuer,
»vita nostra brevis est«. Es war schwer am Anfang, aber
es geht.
Breslau schließlich war keine Liebe auf den ersten
Blick. Die Einfahrt zwischen Plattenbauten und den
unübersehbaren Werbebotschaften deutscher Konzernriesen – Sekunden der Ungewissheit, ist das schon
Polen? »Nie dla idiotow« (»Ich bin doch nicht blöd«) –
war nicht die Augenweide. Es war also Liebe auf den
zweiten Blick. Wrocław ist eine wunderschöne Stadt an
der Oder gelegen mit vielen Brücken, Inseln, einem Dom,
Hochschulen und vor allem einer charismatischen Innenstadt, die von der Ausdehnung her deutlich Leipzig
übersteigt. Unsere 3-stündige Stadtführung mit dem
Rad konnte die Geschichte und die Sehenswürdigkeiten
allenfalls antippen, viele bedeutende Namen Breslaus
blieben ungenannt, Dietrich Bonhoeffer, Edith Stein,
Ferdinand Lassalle, Angelus Silesius.
Vielleicht bietet das Buch über die Tour, das unter
Federführung von beteiligten Studenten des Fachbereichs Medien gemeinsam erstellt werden soll, noch
Gelegenheit, hier einiges einzubinden. Was passiert eigentlich in einer Gruppe von 41 Teilnehmern auf einem
500 Kilometer langen Weg bis zum Ziel? Sie reift oder
sie zerbricht an diesem Ziel. Diese Gruppe hat sich auf
diesem Weg ganz spürbar zusammengefunden. Was
manche in endlosen Workshops zu Teamfähigkeit und
sozialer Kompetenz niemals lernen, es hat hier stattgefunden. Durch Wind und üblen Regen hindurch, der
zweite Tag war richtig nass, hat sich in sechs Tagen
über die Strecke hinweg das entwickelt, worum es im
Grunde heute geht, ein gemeinsamer Geist. Herzlichen
Dank allen, die dies ermöglicht haben. ■ Rüdiger Ulrich,
Fachbereich Wirtschaftswissenschaften
Gedankt sei vor allem den drei studentischen Organisatoren Christin Michaels, Mario Schober, Stan Reichelt, der
Firma Usum aus Laucha und ihrem Geschäftsführer Wolfram Heinisch, der Firma Hartung, Bad Bibra, dem Studentenrat und den Fachschaften sowie dem Förderverein der
HTWK Leipzig für großzügige Unterstützungen.
27
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.
HOCHSCHULE ZU BESUCH
HOCHSCHULE FERNWEH
Hat den Sprung nach
Amerika gewagt, um
mit einem Praktikum
bei Texas Instruments
Punkte zu sammeln:
Robin Kammel, Student
des Fachbereichs Elektrotechnik und Informationstechnik.
Bei Texas Instruments in die Lehre gegangen
Begegnungen mit China
HTWK Leipzig-Student Robin Kammel schildert seine Praktikumserfahrungen
im Land der unbegrenzten Möglichkeiten
Rektor der HTWK Leipzig wird Ehrenprofessor an
chinesischer Partnerhochschule
A
ngesichts der sehr begrenzten Anzahl geeigneter
Praktikumstellen in Leipzig, einem Platz in Süddeutschland vor Augen und die Forderungen
der deutschen Industrie nach Auslandserfahrungen der
Hochschulabsolventen im Hinterkopf, habe ich mich
entschlossen, einen größeren Sprung zu wagen. Und
wenn schon weg, dann gleich etwas weiter: Für mich
kam da nur ein Unternehmen in den USA in Frage.
Meine Hoffnung war, dass dort herausfordernde und
anspruchsvolle Aufgaben in internationalem Umfeld
an mich gestellt werden. Da es jedoch nicht einfach ist,
einen Praktikumsplatz in Amerika zu ergattern, habe
ich mich an Prof. Dr.-Ing. Matthias Sturm gewandt, um
auf seine guten Kontakte zur Hightech-Industrie zurückzugreifen. Aus den Vorlesungen war mir bekannt,
dass bereits ein Absolvent der HTWK Leipzig bei Texas
Instruments (TI ) tätig ist. TI ist ein amerikanisches
Unternehmen mit Hauptsitz in Dallas, Texas und 10 500
Mitarbeitern. Das Unternehmen ist einer der größten
Hersteller für Halbleiterprodukte weltweit.
Schon kurze Zeit nach meiner Bewerbung wurde ich
zu einem Vorstellungsgespräch zu Texas Instruments
nach Freising eingeladen. Nach fünf weiteren Bewerbungsgesprächen, die zum Teil in englischer Sprache
durchgeführt wurden, und einem aufwendigen Prozess
bis zum Erhalt des erforderlichen Visums, landete ich im
März 2006 auf dem Flughafen Dallas/Fort Worth. Vor
mir lagen nun 24 Wochen »American Way of Life«. Dank
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der sehr guten Organisation seitens TI standen mir eine
Unterkunft sowie ein Mietwagen zur Verfügung. Die erste Fahrt mit dem am Flughafen bereitstehenden Wagen
war ein Kampf durch die verstopften fünfspurigen Highways während der Rushhour und somit ein echtes Abenteuer. Erst nach einer längeren Irrfahrt und von den
Eindrücken überwältigt, erreichte ich erschöpft meine
Unterkunft.
Am darauf folgenden Tag wurde ich in der Abteilung
Advanced Embedded Controls (AEC )/MSP430 Applications willkommen geheißen. Die Mitarbeiter der Abteilung sind für die Anwendungsentwicklung des ultra-low
Power Mikrocontrollers MSP430 sowie für den technischen Support verantwortlich. Die praktischen Übungen des Fachs Mikrocontrollertechnik am Institut für
Nachrichtentechnik der HTWK Leipzig werden mit dem
MSP430 durchgeführt. Die Anwendungsbereiche des
MSP430 sind zum Beispiel moderne Rauchmelder, Blutdruckmessgeräte oder auch Fingerabdrucksensoren.
Dank der guten Ausbildung an der Hochschule hatte ich
keinerlei Schwierigkeiten bei der Einarbeitung sowie
der erfolgreichen Erledigung meiner Aufgaben. Neben
der selbstständigen Entwicklungsarbeit waren meine
Aufgaben unter anderem die Erarbeitung und Durchführung von Präsentationen sowie die aktive Teilnahme an
den wöchentlichen Teambesprechungen.
Als Fazit kann ich sagen, dass ich die mir zur Verfügung stehende Zeit nicht besser hätte nutzen können.
Die Zusammenarbeit mit Kollegen mit multikulturellem
Hintergrund hat mich nicht nur auf fachlicher Ebene
bereichert. Ich fühle mich nun bestens gewappnet für
einen Job in einem international ausgerichteten Unternehmen. Aufgrund meiner positiven Erfahrungen
kann ich jedem Studenten empfehlen – schon während
des Studiums – einmal seine Fühler in Richtung Ausland
auszustrecken. ■ Robin Kammel, Fachbereich Elektrotechnik und Informationstechnik
PODIUM.WISSEN
Texas ist ein Bundesstaat im zentralen Süden der Vereinigten Staaten. Texas hat den Beinamen »Lone Star State« –
Einsamer-Stern-Staat. Hintergrund des Beinamens: Texas
ist der einzige US -Staat, der vor seiner Zugehörigkeit zur
USA eine unabhängige Republik war. Texas hat von allen
US -Bundesstaaten die zweitgrößte Fläche (nach Alaska)
und die zweitgrößte Bevölkerung (nach Kalifornien). Mit
seinen 254 Countys hat Texas die meisten Countys der USA .
P OD IUM
.
D
er Rektor der HTWK Leipzig, Prof. Dr.-Ing. Hubertus Milke, wurde am 22. Mai 2007 zum Ehrenprofessor der Nanjing University of Technology
(NUT ) ernannt. Professor Milke ist nach dem Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, Wolfgang Tiefensee, dem 1999 diese Ehre zuteil wurde, der
zweite deutsche Ehrenprofessor der Partnerhochschule
in Nanjing. Die Leitung der chinesischen Hochschule
übergab die Urkunde Professor Milke vor seiner Vorlesung zum Thema »Application of Simulation Model in
Water Management«, welche er vor chinesischen Studierenden und Hochschullehrern in Nanjing hielt.
Hubertus Milke mit seiner Ernennungsurkunde zum Ehrenprofessor
der Nanjing University of Technology
Der erste Besuch des Rektors an der chinesischen Partnerhochschule bot auch die Gelegenheit, sich mit zwei
Professoren der HTWK Leipzig auszutauschen, welche
zu dieser Zeit gerade einen 3-monatigen Lehraufenthalt
in Nanjing absolvierten. Prof. Dr.-Ing. Hendrik Richter
(Fachbereich Elektrotechnik und Informationstechnik)
lehrte am Lehrstuhl für Automatisierung der NUT. Prof.
Dipl.-Ing. Stefan Meyer-Miethke (Fachbereich Bauwesen)
nahm eine Gastdozentur am dortigen Lehrstuhl für Architektur wahr. Mit dem Architekturprofessor reisten
18 Architekturstudenten der HTWK Leipzig nach Nanjing, um mit ihren chinesischen Kommilitonen Projekte
der Stadtplanung von Nanjing zu erarbeiten. Diese wurden in einer gemeinsamen Präsentation im Rahmen der
deutsch-chinesischen Tage im Oktober 2007 in Nanjing
vorgestellt. Das Interesse von chinesischen Hochschulen an der HTWK Leipzig ist ungebrochen. So wurde die
weite Reise von Professor Milke, Dr. Bernd Ebert, dem
Leiter des Akademischen Auslandsamtes, und Dr. BengYin Zhu vom Deutsch-Chinesischen Zentrum Leipzig –
13. Jahrgang 2 | 2007
Peking
Nanjing
welcher die Reise außerordentlich gut organisiert hat –
auch genutzt, um den Einladungen von zwei weiteren
chinesischen Hochschulen zu folgen. Zunächst stand
ein Besuch der Zhejiang University of Technology
www.zjut.edu.cn in Hangzhou auf dem Programm. Die
21 Fachbereiche und 28 000 Studierende zählende Universität war den Leipziger Gästen nicht unbekannt. Eine
Delegation dieser Universität, welche zu den führenden Universitäten in der Provinz Zhejiang (180 km von
Shanghai entfernt) gehört, hatte sich bereits im vergangenen Jahr in Leipzig vorgestellt. Die Gemeinsamkeiten im Lehr- und Forschungsprofil führten nun zum
Abschluss einer Kooperationsvereinbarung.
Ein Aufenthalt an der Soochow University brachte ein
Wiedersehen mit dem Chairman of University Council,
Professor Wang Zhuojun, der zuvor in gleicher Funktion
an der NUT tätig war. Wang kam direkt vom Flughafen
nach einer USA -Reise zu den Gästen aus Leipzig, um
Gedanken über eine Kooperation auszutauschen. Auch
diese Gespräche mündeten in einer entsprechenden
Vereinbarung. Die Soochow University in der Jiangsu
Provinz Chinas ist eine der 100 renommierten Universitäten des sogenannten 211-Projektes, welche eine besondere Förderung durch die chinesische Regierung
genießen. Darüber hinaus haben deren Studierende erleichterte Zulassungsbedingungen für ein Studium in
Deutschland. Dass die Vereinbarungen mit chinesischen
Hochschulen nicht nur »Papier« sind, beweisen die
sich entwickelnden Beziehungen zur Partnerhochschule
in Nanjing, von denen viele unserer Studierenden, aber
auch Professoren profitieren. Es gibt auch Pläne für
eine Gastdozentur eines Wissenschaftlers der Soochow
University, welcher ab März 2008 für sechs Monate im
Studiengang Bibliotheks- und Informationswissenschaft
des Fachbereichs Medien lehren soll. ■ Dr. Bernd Ebert
Hochschulvereinbarung mit der Zhejiang University of Technology
29
Shanghai
Hong Kong
.
.
HOCHSCHULE PORTRÄT
HOCHSCHULE PORTRÄT
Neu an der HTWK Leipzig
Verstärkung an vier Fachbereichen
Prof. Dr. rer. nat.
Axel Lehmann
Fachbereich Informatik, Mathematik und
Naturwissenschaften
Die Faszination an der Mathematik, ihrer universellen
Anwendbarkeit sowie die Exaktheit ihrer Formelsprache
hat Axel Lehmann bewogen, dieses Studienfach zu belegen. An der damals Technischen Universität Magdeburg hat er sein Diplom gemacht und anschließend als
wissenschaftlicher Assistent bis 1992 an seiner Heimathochschule gearbeitet. 1992 promovierte er auf dem
Gebiet der Stochastik. Zwischen 1992 und 1996 war er
als Mitarbeiter bzw. Leiter an zwei Drittmittelprojekten am Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle tätig.
Hierbei ging es um die statistische Auswertung von
Elbwassermessdaten. Nach einer erneuten Zeit als
Oberassistent an der Otto-von-Guericke-Universität
Magdeburg und als Softwaretester in einem Magdeburger Softwareunternehmen verschlug es den 44-Jährigen nun an die HTWK Leipzig. »Mich reizte die Möglichkeit, in meinen Fachgebieten an einer aufstrebenden Hochschule praxisorientiert und innovativ lehren
zu können.« Neben mechanischen Uhren interessieren
ihn Musik, Literatur und besonders seine zweijährige
Tochter. Er empfiehlt Studierenden seine letzte Urlaubslektüre: »Geheime Botschaften« von Simon Singh –
darin geht es über die Kunst der Verschlüsselung von
der Antike bis zur Gegenwart.
Prof. Dr. iur. Susanne
Alexandra Benner
Fachbereich Sozialwesen
Bonn, Lausanne/Genf und Potsdam – so lauten die
Stationen des Jurastudiums von Susanne Alexandra
30
Benner. Die Vielseitigkeit des Studienfachs hatte sie
nach dem Abitur überzeugt, diese Herausforderung anzunehmen.
Familienrecht ist das Spezialgebiet der Professorin,
was auch den zweitgrößten juristischen Fachverlag
dazu bewog, sie für familienrechtliche Buchprojekte zu
gewinnen. Seit Mai 2000 arbeitet sie als selbstständige Rechtsanwältin mit Schwerpunkt Familienrecht. Seit
dem Wintersemester 1999/2000 lehrt sie an der Universität Leipzig als freie Dozentin. Die Stadt hat es ihr
angetan: »Wenn ich mich heute entscheiden müsste, in
welcher Stadt ich studieren will, würde ich Leipzig in
jedem Fall zu den Favoriten zählen.« Neben dem Familienrecht ist ihr Spezialgebiet in privater Hinsicht das
Musizieren. Fagott/Kontrafagott spielt sie in professionellen Musizierzusammenhängen, darüber hinaus auch
Klavier. Daneben baut sie gern Möbel, fährt Ski, Inliner
oder Motorrad. Für Studierende findet sie ein etymologisches Lexikon sinnvoll, zum Beispiel von Duden: Das
Herkunftswörterbuch, Band 7.
Prof. Dr.-Ing.
Anke Bucher
Fachbereich
Maschinen- und
Energietechnik
Eine ausgeprägte Liebe zur Mathematik und dazu praktische Veranlagung – dies macht im Falle von Anke
Bucher ein Maschinenbau-Studium an der Technischen
Universität Dresden. Im Anschluss daran zog es die gebürtige Zschopauerin zu einem Aufbaustudium nach
Toulouse, wo sich auch ihre weitere berufliche Entwicklung mit einer Stelle als Berechnungsingenieurin
bei Matra Marconi Space (gehört heute zu EADS ) abspielte. Dort war sie für die Berechnung von Satelliten
und Bauteilen für Ariane-Raketen verantwortlich. Am
Institut für Mechanik der Technischen Universität
Chemnitz schrieb Anke Bucher ihre Dissertation und
war Mitglied im Graduiertenkolleg »Kontinuumsmechanik inelastischer Festkörper«. Nun möchte sie gern an
einer Hochschule arbeiten, weil sie Spaß an Lehre und
Forschung hat und die Freiheiten, eigene Ideen umzu-
P OD IUM
.
setzen, schätzt. »Die HTWK Leipzig ist insofern ein
Glücksfall, da ich Leipzig als Stadt sehr mag: das große
Kulturangebot, die Weltoffenheit, die Entwicklung des
Leipziger Südens zu einer Seenlandschaft … Es ist
auch ein Wunsch von mir, in meiner Heimat Sachsen zu
bleiben«, sagt Professorin Bucher, Mutter von zwei
Kindern.
Prof. Dr. rer. nat.
Torsten Klemm
Fachbereich Sozialwesen
Prof. Dr.-Ing.
Ralf Thiele
Fachbereich Bauwesen
Die Professur für Bodenmechanik, Grundbau, Fels- &
Tunnelbau hat Ralf Thiele inne. Der gebürtige Wittenberger kennt die HTWK Leipzig wie seine Westentasche, schließlich studierte er an der Vorgängereinrichtung TH Bauwesen von 1984–1989 und war zehn
Jahre lang wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Hochschule und später als Referent zu diversen Vorträgen
an der HTWK Leipzig. 1996 promovierte er zum Tragverhalten historischer Holzgründungskonstruktionen
mit Schwerpunkt des Schweriner Schlosses. »Ich habe
mich riesig gefreut, als ich den Ruf bekam – da gab es
nichts zu überlegen oder abzuwägen.«
In der Praxis beschäftigte er sich im geotechnischen
Ingenieurbüro mit Baugrunderkundung, Bewertung,
Gründungsempfehlungen und der Überwachung von
Erd- und Tiefbau. In seiner Freizeit mag es der 44-Jährige gern aktiv – zu seinen Hobbys gehören Bergwandern, Radfahren und Paddeln. Obwohl Leipzig für das
Bergwandern nicht gerade geeignet ist, mag Thiele die
Stadt: »Sie steht für Bewegung, Entwicklung, Offenheit, Innovation, große Firmen und Ansiedlungen,
spannende (Tiefbau)-Projekte, Kultur, viel Grün und
viel Wasser.«
13. Jahrgang 2 | 2007
Spezialist für Gewaltprävention, Familiendynamik sowie Therapie und Diagnostik ist Torsten Klemm. Neugier, Erkenntnisinteresse und der Wunsch, einen sozialen Beruf zu ergreifen, waren die Motive für den gebürtigen Jenaer, ein Diplom-Psychologie-Studium an
der TU Dresden aufzunehmen. Nach dem Motto »Nichts
ist praktischer als eine gute Theorie« interessiert ihn
besonders die Verbindung zwischen empirischer Praxisforschung und der Anwendung theoretischer Konzepte.
Da er sich in den letzten zehn Jahren mit den Praxisfeldern Kinderpsychatrie, Justizvollzug und Kinderschutz beschäftigte, freut er sich jetzt mit dem Ruf an
die HTWK Leipzig auf die Schnittstelle zwischen Theorie und Praxis.
Mit seiner »Leipziger Eltern-Checkliste« stellte er
ein Instrument vor, mit dessen Hilfe Risikofamilien
besser erkannt und für eine Beratung motiviert werden
können. In seiner Freizeit bewegt sich Torsten Klemm
gern, fährt Rad oder Boot als Ausgleich für die Kopfarbeit. Die Stadt mag er auch auf andere Weise: »Leipzig lebt. Obwohl es eine eher kleine Großstadt ist,
gibt es eine Vielzahl kultureller Initiativen. Damit meine ich nicht nur die Hochkultur oder kommerziell erfolgreiche Szene, sondern auch Einrichtungen wie die
Schaubühne Lindenfels, Westpaket oder die 24-Stundenausstellung.«
31
TECHNIK
.
TECHNIK
.
Über Jahre gewachsene Freundschaft
Der Fachbereich Maschinen- und Energietechnik
und sein Austausch mit Frankreich
S
eit nunmehr zehn Jahren gibt es die Kontakte der
Maschinenbauer aus Markkleeberg mit der Faculté
des Sciences Appliquées der Université d’ Artois
Béthune in Frankreich. Neben den menschlichen gibt
es auch eine Reihe weiterer Gemeinsamkeiten, die aus
der von Daniel Leverd, der inzwischen in den wohlverdienten Ruhestand getreten ist, initiierten ersten Begegnung freundschaftliche Beziehungen werden ließen.
Seine Kollegen Catherine Couturier und Martin Geiss,
der Nachfolger Leverds als Deutschlehrer, haben den
»Staffelstab« übernommen. Ging es erst darum, sich
gegenseitig kennen zu lernen und den Studenten Möglichkeiten für ein Auslandssemester zu erschließen, sind
die Kontakte zur Universität Artois, IUP Béthune heute
fester Bestandteil im Studium des Maschinenbaus.
Durch eine intensive Zusammenarbeit und die gegenseitige Anerkennung von Leistungen konnten gemeinsame Lehrveranstaltungen vorbereitet werden. Es gelang
in diesen zehn Jahren für beide Seiten eine attraktive
Lehrveranstaltung im jeweiligen Partnerland zu installieren, die fester Bestandteil des Curriculums ist. Dabei
war eine Vielzahl von Schwierigkeiten zu überwinden,
die nicht nur aus den versetzten Vorlesungszeiten und
dem Stundenplansystem resultieren. Heute werden diese Beziehungen vor allem durch die intensiven Kontakte
zwischen Professorin Couturier und Deutschlehrer Geiss
aus Béthune und den Professoren Fritz-Peter Schulze,
Winfried Hähle, Sylvio Simon und den Mitarbeiter Hartmut Stabler von der HTWK Leipzig gepflegt. Die Aktivitäten werden sowohl vom Akademischen Auslandsamt
der Hochschule als auch durch das Deutsch-Französi-
Studenten im Frühjahr in Béthune geworden. Im Umfang
von 1 SWS wird eine Einführung in das Konstruktionsprogramm CATIA vermittelt. Unterrichtssprache ist Englisch, womit gleichzeitig das Fachenglisch angewendet
und gefestigt wird. Die Anreise erfolgt in Fahrgemeinschaften und sichert die notwendige Mobilität vor Ort.
Dozentenaustausch
Von Studierenden erstellte CNC -Programme werden an der
Fräsmaschine getestet.
sche Jugendwerk gefördert. Jedes Jahr im Frühjahr
kommt eine Gruppe französischer Studenten für eine
Woche zu einem Themenseminar nach Markkleeberg.
Im fachlichen Teil geht es dabei um praktische Belange
des Computer Aided Manufacturing sprich CNC-Programmierung und Rapid Prototyping. Die zweite genau so
wichtige Seite ist das Kennenlernen des Nachbarlandes,
der Menschen und der Verhältnisse, unter denen sie
leben. Dazu wird ein vielseitiges Rahmenprogramm organisiert mit Exkursionen in Markkleeberg und Leipzig,
einer Betriebsbesichtigung und Diskussionsforen, bei
denen auch persönliche Kontakte mit unseren Studierenden geknüpft werden.
Schönes Markkleeberg
Eine große Bereicherung ergibt sich aus der Einbeziehung der Stadt Markkleeberg. Die Vorstellung der Kommune, ihrer Probleme und Perspektiven im Rahmen von
Besichtigung und Forum mit dem Bürgermeister stoßen
bei den Gästen immer auf großes Interesse. In diesem
Jahr stand auch eine Rundfahrt mit Besuch des neuen
Kanuparks auf dem Programm. Seit einigen Jahren ist
die Vorstellung des örtlichen Gymnasiums ein wichtiger
Punkt. Die Schüler stellen unter Anleitung ihres Französischlehrers, der auch als Dolmetscher zum engen
Kreis der Mitwirkenden zählt, ihre Schule und das Bildungssystem in Deutschland und Sachsen in der Sprache der Gäste vor.
Eine Gruppe von HT WK -Studenten vor dem Hauptgebäude in Béthune.
32
CATIA -Seminar in Béthune
Zu einem festen Bestandteil im Studienjahr der Maschinenbaustudenten ist die CAD -Lehrveranstaltung unserer
P OD IUM
.
Die Unterbringung im Hotel wird durch unsere französischen Partner organisiert und finanziert. Neben den
eigentlichen Lehrveranstaltungen steht ein umfangreiches Besuchs- und Kennenlernprogramm an, bei dem
sich vor allem die Deutsch lernenden französischen Studenten intensiv einbringen. Neben einem Begrüßungsabend stehen Besuche einer Motorenfabrik, eines Glaswerkes oder einer Reifenfabrik auf dem Programm. Eine
Stadtbesichtigung von Lille und ein Bowlingabend runden das einwöchige Programm ab.
Die zweite Säule dieser Beziehung ist der gegenseitige Austausch von Lehrkräften beider Hochschulen. So
gab Professor Pascal Kasperek eine Lehrveranstaltung
zur Automatisierungstechnik und Professorin Catherine
Couturier eine Vorlesungsreihe zum Thema »Industrial
Vision«. Vom Fachbereich Maschinen- und Energietechnik gibt Professor Winfried Hähle eine Vorlesung zur
Elektrotechnik und Professor Fritz-Peter Schulze, jetzt
unterstützt durch Professor Sylvio Simon eine Vorlesung
zur Hydraulik. Diese Vorlesungsunterstützung sichert
auf jeden Fall einen guten Erfolg der Lehrveranstaltung,
da die Deutschkenntnisse der französischen Studenten
doch sehr unterschiedlich sind. Auch das ist eine Erfahrung aus der gegenseitigen langjährigen Zusammenarbeit, dass eine effektive Lehrveranstaltung in einer für
die Hörer fremden Sprache nur mit einer Begleitung realisiert werden kann. Neue Herausforderungen birgt die
beiderseitige Umstellung des Studiums auf Bachelorund Masterstudiengänge. Hier ist in Béthune ein Joint
Degree Bachelorabschluss in englischer Sprache in
Vorbereitung. ■ Hartmut Stabler, Fachbereich Maschinen- und Energietechnik
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TECHNIK
.
TECHNIK
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Zahnersatz, Gussteil, Schwimmwagen –
wie kommt das unter eine Decke?
Kolloquium mit Anwendungsmodellen von Reverse Engineering
R
everse Engineering – Prototypen in der virtuellen
Welt: Nach zwei Jahren war es höchste Zeit, Prozessketten zur Produktentwicklung erneut zum
Thema einer wissenschaftlichen Veranstaltung zu machen, schließlich sind sie unverzichtbarer Bestandteil
einer modernen, praxisnahen Ingenieurausbildung. Die
Bemühungen, derartige Prozessketten möglichst durchgängig und auf aktuellem Niveau darzustellen, war ein
wesentlicher Grund für die Beantragung eines modernen
3D-Scan-Systems. Damit soll die Basis für die Realisierung des Reverse Engineering geschaffen werden, einer
Methode zur Überführung gegenständlicher Modelle wie
Designstudien, Werkzeuge oder Schädelknochen in CAD Datensätze. Dies ermöglicht die Archivierung, Modifikation und Neufertigung von Bauteilen. Die Suche nach
kompetenten Partnern, die sich in das Konzept einbringen konnten, gestaltete sich auf Grund vorhandener
Kontakte nicht schwierig. Man kennt sich aus gemeinsamen Projekten, als Anlagenlieferant, durch die Betreuung studentischer Arbeiten, vom Besuch von Fachveranstaltungen und -messen oder eben einfach, weil
man im gleichen Gebäude »wohnt«. So war es kein Problem, die Firmen gom, Materialise und etkon für die
Demonstration ihrer Systeme im Vormittagsteil der Veranstaltung zu gewinnen.
Moderne Technik kompetent vorgeführt
3D-Scan-Systeme –
Kernstück von Reverse
Engineering Prozessen
(Firma GOM GmbH)
Dr. Jan Thesing von der Gesellschaft für Optische Messtechnik gom in Braunschweig zeigte die Vorgehensweise
bei der Vermessung nach dem Streifenprojektionsverfahren am Beispiel eines Gussteiles aus dem Sortiment
der Stahl- und Hartgusswerk Bösdorf GmbH. Beeindruckend waren der scheinbar einfache und schnelle Messablauf, die Geschwindigkeit der Datenaufbereitung trotz
Betrieb am Laptop und die umfassenden Auswertungsmöglichkeiten der Daten. Scan-Systeme von gom sind
für anspruchsvolle Messaufgaben von der Handy-Schale
über die PKW -Karosserie bis zum kompletten Flugzeug
verbreitet in der Industrie anzutreffen.
Das Potenzial moderner Software zur Weiterverarbeitung der als Punktewolken vorliegenden Messdaten z. B.
für FEM , CFD oder Rapid Prototyping führte Christian
Zerle von der Materialise GmbH Oberpfaffenhofen vor.
Mit 3Matic stellt die Firma ein Produkt zur Verfügung,
dass alle gängigen CAD -Formate und Punktewolken einlesen kann und deren leichte Manipulation und Kombination realisiert. STL-Daten können mit umfangreichen
Werkzeugen weitgehend automatisiert repariert und
bearbeitet werden, was besonders bei Dr. Thomas Hierl
vom Universitätsklinikum Leipzig hinsichtlich der Konstruktion von Implantaten auf großes Interesse stieß.
Unser wenn man so will »Nachbar«, die etkon AG, war
mehrfach in die Veranstaltung eingebunden. Volker
Voigt, Leiter Produktion, Qualität, Standards schlug bei
der Vorführung des von etkon entwickelten Scanners
den Bogen von der Daten-Akquisition über die Datenverarbeitung mittels eines CAM -Systems bis hin zum
hochpräzisen, einsatzfertigen Zahnersatz. Der Theorie
folgte unmittelbar die Besichtigung des Fertigungsbereiches zwei Etagen höher, die bei allen Gästen auf großes Interesse stieß, vielleicht auch deshalb, weil jeder
ein Bisschen an seine eigene Zukunft dachte. Bereits
im Vorfeld des zweiten Teiles der Veranstaltung drängten sich die Besucher dicht im Demonstrationsraum, um
die ausgestellten Systeme in Aktion zu erleben und ihre
Fragen an die Fachleute los zu werden.
Großes Spektrum von Anwendungen
Mit neun Vorträgen war für den Nachmittag ein umfangreiches und vielseitiges Programm zusammengestellt
worden, um neben den Grundlagen vor allem die vielfältigen Anwendungsbereiche des Reverse Engineering
darzustellen. Die Resonanz sowohl beim Fachpublikum
als auch bei unseren Studenten war sehr groß, zeitweise musste man sich auf den Fensterbänken platzieren.
Nach dem einführenden Vortag zu Reverse Engineering
Prozessketten von Prof. Dr.-Ing. Fritz Peter Schulze
machte Jan Thesing Ausführungen zu Technik und Einsatzspektrum optischer 3D-Scanner. Nach einer ausführ-
34
P OD IUM
.
lichen Vorstellung der Software 3Matic durch Christian
Zerle stellte Norbert Boidol von der Firma alphacam die
Verbindung zu Rapid Prototyping her. Dabei standen
verschiedene Vorrichtungen im Mittelpunkt, die in der
PKW -Endmontage bei BMW zum Einsatz kommen. Die
Vorteile liegen insbesondere in der Realisierbarkeit ergonomisch geformter Fertigungsmittel. Außerdem können die Konstruktionen belastungsgerecht mit beliebiger Geometrie gestaltet werden. Durch die Variation
von Wandstärken oder die Anordnung von Verstärkungsrippen wird eine Anpassung an die Einsatzbedingungen
ähnlich dem menschlichen Skelett möglich.
Den Einsatz von Scan-Systemen bei der Entwicklung
individueller Implantate für die plastische Chirurgie behandelte Thomas Hierl vom Universitätsklinikum Leipzig, zu dem sehr intensive Beziehungen bestehen. Die
Potenziale, Besonderheiten und Grenzen der einzelnen
Scan-Verfahren wurden den Zuhörern anhand von Beispielen anschaulich nahe gebracht. Die gesamte CAD/
CAM -Prozesskette bei etkon zur Fertigung von Zahnersatz aus verschiedenen Materialien erläuterte Volker
Voigt in seinem Vortrag und ging außerdem auf Entwicklungstendenzen auf diesem Gebiet ein.
Einen völlig anderen Aspekt des Reverse Engineering
behandelte Markus Werner vom Fraunhofer IWU Chemnitz, nämlich die Integration der Ist-Geometrieerfassung durch Scannen in die Prozesskette zur Fertigung
und Bearbeitung von Gussteilen. Ziele dabei sind unter
anderem die Auslieferung fehlerhafter Teile zu verhindern und die Prozesssicherheit und Effizienz bei der
mechanischen Bearbeitung zu erhöhen.
Schlagwort Restaurierung
In den beiden letzten Vorträgen ging es um Restaurierung. Es gelingt nicht ohne Weiteres, eine Verbindung
zwischen dem Dresdner Rathausmann und einem VW
Schwimmwagen herzustellen. Thomas Neumann vom
gleichnamigen Autohaus in Spremberg ist als Kraftfahrzeugtechniker eher in der Werkstatt zu Hause. Auf erfrischende Art und Weise stellte er sein Unternehmen und
dessen interessante Geschichte vor, die auf eine Stellmacherei von 1870 zurückgeht. Ab 1930 vollzog sich der
allmähliche Übergang des Familienbetriebes zum Fahrzeugbau. Nach dem 2. Weltkrieg wurden verschiedene
Cabriolets und ab 1956 ein innovatives 4-sitziges Coupé
auf VW -Basis hergestellt. Ein für den Wankelmotor vorbereitetes Trabant Coupé wurde 1966 entwickelt, das
allerdings nicht in Serienproduktion ging.
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Auf der Suche nach handwerklicher Herausforderung
stieß man auf den VW Schwimmwagen, der zu den
meistgebauten Schwimmwagen weltweit gehört (Seite
37). Noch erhaltene Fahrzeuge weisen in der Regel starke Korrosionsschäden auf, sodass es eine große Nachfrage nach Karosserien gibt. Die Beschaffung von Daten
für den Werkzeugbau stellte sich als zentrales Problem
heraus. Gemeinsam mit der Universität Cottbus wurde
versucht, die Daten auf manuellem Wege oder durch
Nutzung von Vermessungstechnik aufzunehmen, was
sich als außerordentlich aufwendig herausstellte. Eine
praktikable Lösung fand man schließlich mit Hilfe moderner 3D-Scan-Systeme. Mit den gewonnenen Daten
konnten Werkzeuge für die Wannenteile des Schwimmwagens neu gebaut werden. Am Ende der langjährigen,
zähen Bemühungen stand schließlich ein fertiger VW
Typ 166 – eine Augenweide für jeden Oldtimer-Liebhaber. Einen schönen Anblick, allerdings eher für Kunstliebhaber und auch nicht auf der Straße, sondern in
luftiger Höhe von über 90 Metern, liefert nach seiner
Restaurierung auch der Dresdner Rathausmann. Für die
Vermessung der komplexen Geometrie der 4,90 Meter
hohen Herkules-Figur wurde ein 3D-Scan-System in
Kombination mit einem Photogrammetriesystem zum
Einsatz gebracht. Die aus der Punktewolke generierten
CAD -Daten wurden zur Bewertung, Archivierung, FEM Analyse und Fertigung genutzt.
Anwendungsmöglichkeiten von 3D-Scan-Systemen
als Kernstück von Reverse Engineering Prozessketten in
verschiedenen Arbeitsfeldern darzustellen, ist mit einem gleichermaßen anspruchsvollen wie interessanten
Programm offenbar gelungen. ■ Prof. Fritz Peter Schulze,
Fachbereich Maschinen- und Energietechnik
PODIUM.WISSEN
Kürzeste Zeiten, niedrigste Kosten und ein Höchstmaß an Qualität sind Merkmale
erfolgreicher Entwicklungen von Produkten, deren Anforderungen durch den Kunden
bestimmt werden. Für die Optimierung der Prozessketten werden eine Reihe von Methoden angewandt, zu denen die schnelle Generierung körperlicher Modelle – Rapid
Prototyping – genauso gehört wie die Rückführung gegenständlicher Modelle in mittels Computer verarbeitbare Formate (Punktewolken, Dreiecksnetze, CAD -Modelle) –
Reverse Engineering. Zur durchgängigen Darstellung des Entwicklungsprozesses
steht am Fachbereich Maschinen- und Energietechnik der HT WK Leipzig bereits (RP
Anlage FDM Titan) bzw. bis Jahresende (3D-Scan-System) modernste Technik zur Verfügung, deren weitere Vervollkommnung angestrebt wird.
35
TECHNIK
.
TECHNIK
Originalteile von Oldtimer waren
plötzlich kein Problem mehr
Reverse Engineering als Hilfestellung für das Kfz-Handwerk
D
1 Lewandowski, J.:
Opel. Das Unternehmen.
Die Automobile. Die
Menschen, SüdwestVerlag München, 1995
ie Nutzung neuer Technologien in Handwerksbetrieben ist stark branchen- und investitionsbedarfsabhängig. Während Handwerksbetriebe
mit firmengebundener Fahrzeuginstandsetzung oft über
moderne Systeme zur Fehlersuche verfügen, erfolgt die
eigentliche Reparatur durch rein manuelle Tätigkeiten.
Im Bereich der Karosserieinstandsetzung sind die Herstellervorgaben für moderne Fahrzeuge auch aus versicherungstechnischen Gründen oft sehr konkret, sodass
die eigentlichen handwerklichen Fähigkeiten oft auf ein
Teilewechseln beschränkt werden. Der Kostendruck im
Handwerk hat in den letzten Jahren so zugenommen,
dass Investitionen in neue Techniken und Technologien
nur zögerlich erfolgen. Für das erfolgreiche Weiterbestehen von Firmen ist das Erkennen und Erschließen
von Marktlücken oft lebensnotwendig. Gerade im Kraftfahrzeugbereich gab es in den letzten Jahren große
Verschiebungen in der Markenbindung, im Fahrzeughandel und bei der Schaffung von Service-»ketten«.
Wie alles anfing
Das Ford-Autohaus Neumann in Spremberg besitzt eine
über 130-jährige Handwerkstradition. Gegründet 1870
als Stellmacherei für die Fabrikation von Holzwaren,
Kutschen und Kähnen in Linderode in der Niederlausitz
entwickelte es sich in den 20er und 30er Jahren des
20. Jahrhunderts zu einem Fahrzeugbaubetrieb. Damals
war es durchaus üblich, nur Fahrgestelle von Fahrzeugen
von einem Automobilhersteller zu kaufen und dann vor
Ort eine Karosserie aufzusetzen. Das ist bei Nutzfahrzeugen vielfach auch heute noch so, da man ab Werk
nur Pritsche, Kipper oder Fahrgestell ordern kann. Nach
1945 wurde der Betrieb in Spremberg in der Niederlausitz neu gegründet. Neben den Reparaturen wurden
auch sehr interessante Fahrzeuge meist auf VW -KübelFahrgestellen gefertigt. Dieser Tradition blieb man auch
bis zum Ende der DDR treu und fertigte immer wieder
Sonderlösungen, zum Beispiel für den Tagebaueinsatz
oder für das Bestattungswesen. Nach der Wende wurde
man Ford-Vertragspartner, jedoch zeichneten sich Ende
der 90er Jahre bereits die Verschiebungen im Kfz-Bereich ab. Durch erste Restaurationsanfragen – unter anderem ein VW 166 – angeregt, wollte man sich wieder
auf die historischen Wurzeln der Firma besinnen.
Bei einer umfangreichen Recherche zum VW 166, die
eigentlich noch immer andauert, wurden nicht nur alle
technischen Daten und Modifikationsbeschreibungen,
sondern auch sonst alle verfügbaren Informationen ge-
36
sammelt. Dieses Fahrzeug ist bis heute der weltweit
am meisten hergestellte Schwimmwagen. Für die damalige Zeit ist das Fahrzeug eine herausragende technische und auch technologische Lösung. Zum einen ist es
die selbsttragende Stahlkarosserie die den 30er Jahren
eingeführt wurde. Der Citroen 7 A (1934) und der Opel
Olympia (1935) waren die ersten Serienfahrzeuge.1 Zum
anderen ist es die Gestaltung der Wanne mit einem einzigen Seitenteil. Dafür waren große Pressen erforderlich. Nach über 60 Jahren gibt es wahrscheinlich kein
Fahrzeug mehr mit originaler Karosserie. Die mechanischen Teile weisen jedoch oft noch einen brauchbaren
Zustand auf. Vielfach wurden Fahrzeuge nach dem Krieg
in Arbeitsmaschinen und landwirtschaftliche Schlepper
umgebaut. Diese Fahrzeuge sollten nun in ihren ehemaligen Originalzustand umgebaut werden. Man konnte
von einer Vielzahl von Interessierten ausgehen, sodass
man sich nicht auf typische Einzellösungen bei der
Karosserierekonstruktion beschränken wollte. Die Idee
einer Kleinserienfertigung von Karosserieersatzteilen war geboren, jedoch fehlten die dazu notwendigen
Zeichnungen und eventuelle Tiefziehpressen.
Mit dem Lehrstuhl Konstruktion und Fertigung an der
Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus
(BTU Cottbus), der auch über Pressen verfügt, nahm
man im Jahr 2000 Kontakt auf. Dabei wurden nicht nur
kostengünstige Werkzeugwerkstoffe diskutiert, sondern
auch die Möglichkeiten der Zeichnungserstellung. Parallel dazu erfolgte die Unterstützung durch die Technologietransferstelle der Handwerkskammer Cottbus bei
der Recherche über Methoden und Kosten der Geometrieerfassung. Dabei sprengten die Kosten der Geometrieerfassung selbst als zugekaufte Dienstleistung das
Budget eines Handwerksbetriebes im Jahre 2001 mehrfach. Mit dem Lehrstuhl Vermessungskunde wurden
daher Versuche zur geometrischen Erfassung von Kotflügeln vorgenommen. Dabei erwies sich zur damaligen
PODIUM.WISSEN
Der Volkswagen Typ 166 ist ein schwimmfähiger Geländewagen mit Allradantrieb. Er wurde auf der Grundlage des
KdF-Wagens und des Volkswagens Typ 82 ab 1942 für die
deutsche Wehrmacht und Waffen-SS produziert. 1944 wurde die Produktion aufgrund des Rohstoffmangels und der
zerstörten Produktionsstätten eingestellt. Umgangssprachlich wird der Typ 166 auch als VW -Schwimmer oder
allgemein als Schwimmwagen bezeichnet.
P OD IUM
.
oben: typischer Bodenfund unten links: Seitenwandoriginal
unten rechts: neukonstruiertes Seitenteil
Kotflügelvermessung
Zeit die Bearbeitung der Geometriedaten als das eigentliche Problem, da viele äußere Karosserieteile Ankonstruktionen im nichtsichtbaren Bereich besitzen. Die geometrisch doch recht einfachen Teile im Inneren der
Karosserie wurden auf klassische Art vermessen und dokumentiert. Dazu mussten im Autohaus ein CAD -System
eingeführt und Mitarbeiter geschult werden.
fangreiche Schweißversuche durchgeführt, um ein angepasstes Nahtaussehen zu erreichen. Vom anfänglichen
Ziel der Gesamtfahrzeugrekonstruktion im größeren
Umfang hat man sich vorerst verabschiedet, da der Bedarf an Karosserieteilen die Kapazitäten der Firma voll-
Press- und Schneidewerkzeuge für den Nachbau
Mit dem Auftauchen einer originalen, unbeschnittenen
Seitenwand einer Karosserie direkt beim damaligen Hersteller der Karosseriewerkzeuge im Jahr 2004 war nun
die Möglichkeit des Reverse Engineering gegeben. Da
solche Erstmusterteile stets so gelagert werden, dass
sie sich durch die Lagerung und eventuelle Temperaturschwankungen nicht verziehen, konnte man dieses Teil
als ein Original verwenden. Damit war es möglich, das
eigentlich wichtigste, da am meisten Gestalt bestimmende Teil der Karosserie zu vermessen und mit fachlicher Unterstützung daraus Press- und Schneidwerkzeuge für den Nachbau zu konstruieren. Da Umformteile
eine Rückfederung nach dem Umformvorgang besitzen,
weicht die Werkzeugform von der Werkstückform ab.
Die Rückfederung muss in der Werkzeuggestaltung mit
berücksichtigt werden. Nach Werkzeugbau mit Rapid
Prototyping Werkstoffen und einem Werkzeug-Tryout
(einarbeiten des Werkzeugs bis Tiefziehteile der gewünschten Qualität entstehen) konnten 2005 die ersten
Wannenteile abgepresst werden und stehen nun für die
Fahrzeugrekonstruktion zur Verfügung. Um dem früheren Original möglichst ähnlich zu sein, wurden auch um-
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Das Ergebnis – ein rekonstruierter Schwimmwagen
ständig auslastet. Fazit: Ohne die Nutzung der Methoden des Reverse Engineering wäre eine originalgetreue
Rekonstruktion der Schwimmwagenkarosse nicht möglich und eine Konstruktion von Werkzeugen zur Herstellung von Karosserieteilen nicht sinnvoll und unwirtschaftlich. Die Nutzung dieser Technologie war nur
durch die Einbindung der BTU Cottbus in das Projekt
möglich. ■ Prof. Sylvio Simon, Fachbereich Maschinenund Energietechnik
Der Autor hat das Projekt am Lehrstuhl Konstruktion und
Fertigung der BTU Cottbus von 2000–2005 geleitet.
37
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TECHNIK
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TECHNIK
Es bewegt sich was beim Thema
»E-Learning«
Messungen an lebenden Zellen
Neuer Halbleitermessplatz der HTWK Leipzig ermöglicht Grundlagenforschung
im Bereich der Biomedizin
WeL 2007 an der HTWK Leipzig stellt neueste Entwicklungen vor
D
1 Die Workshop-Publikation »Flexibel
integrierbares E-Learning – Nahe Zukunft
oder Utopie?« (Hrsg.
K. Hering, V. Dötsch,
F. Schaar) ist in der
Hochschulbibliothek
verfügbar bzw. bei den
Autoren erhältlich.
er fünfte E-Learning-Workshop am Fachbereich
Informatik, Mathematik und Naturwissenschaften begann mit einer Eröffnungsansprache des
Rektors der HTWK Leipzig, Prof. Dr.-Ing. Hubertus Milke,
und der Preisverleihung der Webcourse Awards. Vortragsautoren aus sieben Bundesländern und den Niederlanden ermöglichten ein vielseitiges Workshop-Programm 1.
Die Hauptvorträge behandelten die Themen »E-Learning
an deutschen Fachhochschulen – Rahmenbedingungen,
Organisation und Entwicklungsstand« (Dr. Klaus Wannemacher, HIS Hochschul-Informations-System GmbH,
Hannover) und »Erfahrungen mit E-Learning in verschiedenen Ausbildungsgängen eines Großunternehmens« (Dr. Klaus Preisner, Siemens AG , Siemens Professional Education (SPE ), München). Neu in diesem Jahr
war das Angebot eines Special Track zu einem ausgewählten Thema, organisiert von HTWK- Professor Johannes Waldmann (HTWK Leipzig/FbIMN ). Eröffnet wurde
das diesjährige Thema »Automatic Generation, Assessment and Administration of Execises« durch den eingeladenen Vortrag »Strategy Feedback in an E-Learning
Tool for Mathematical Exercises« (Professor Johan Jeuring, Utrecht University and Open University, NL).
Der Workshop stand im Kontext interessanter Entwicklungen in der sächsischen E-Learning-Landschaft.
Im Juli starteten 14 Projekte einer neuen Ausschreibungsrunde des SMWK , in der klar auf hochschulübergreifende Kooperation, landesweite Wirkung zu entwickelnder Methoden und Strukturen sowie feste Einbindung in strategische Schwerpunktsetzungen der Hochschulen fokussiert wird. Zwei dieser Projekte laufen an
der HTWK Leipzig: »Dynamische Projektgruppen« (Volker Dötsch) und »Integra-S« (Florian Schaar). Im März
2007 konstituierte sich in Fortführung der Initiative
Bildungsportal Sachsen der Arbeitskreis E-Learning bei
der Landeshochschulkonferenz Sachsen. Dieser Arbeitskreis, aus von ihren Hochschulen autorisierten Hochschullehrern bestehend, verfolgt als Kernziele die Bündelung und Weiterentwicklung der Potenziale sächsischer Hochschulen auf dem Gebiet des E-Learning, die
Koordination der Netzwerkbildung von E-Learning-Zentren und den effizienten Einsatz von Fördermaßnahmen.
Schließlich bietet die Bildungsportal Sachsen GmbH,
deren Gesellschafter sächsische Hochschulen sind, die
wertvolle Möglichkeit der konzentrierten Entwicklung
und Bereitstellung einer technischen Infrastruktur und
des Angebots von Dienstleistungen in deren Umfeld.
Man denke dabei insbesondere an das Lernmanagement-
38
System OPAL , das an der HTWK Leipzig von Volker
Dötsch und Florian Schaar administrativ betreut wird
und in den zurückliegenden Monaten sachsenweit einen bemerkenswerten Anstieg der Nutzerzahlen auf
inzwischen über 15 000 aufweist.
Wie aus einigen Beiträgen herauszuhören war, bewegt sich nicht nur auf Landesebene etwas, sondern
auch in den Hochschulen selbst. Das Modell, die Kräfte
zu bündeln, um auf Gebieten, die alle betreffen, effektiver voranzukommen, ist zu allererst innerhalb einer
Hochschule anzuwenden. Mit der Einrichtung des Multimediafonds läutete die Technische Universität Dresden
(TU Dresden) die Abkehr vom Gießkannenprinzip ein
und versucht durch gezielten Mitteleinsatz Projekte zu
fördern, die der gesamten Hochschule zu gute kommen
und gleichzeitig Mehrfachentwicklungen und Redundanzen vermeiden sollen. Den theoretischen Unterbau für
eine derart gezielte Förderung lieferte Helge Fischer
von der BPS GmbH mit einer detaillierten Analyse zur
Problematik der Schaffung von Anreizen für E-Learning.
Während bereits zwischen den Hochschulen die Vernetzung von E-Learning-Aktivitäten vorangetrieben
wird, existiert eine solche Vernetzung innerhalb der
Hochschule meist noch nicht in ausreichendem Maß.
Kooperationsentwicklungen nach innen und außen sind
zwei Prozesse, die sich künftig gegenseitig befruchten
können. Wie auch in den vergangenen Jahren war Diskussionen, Projektbesprechungen und der Vertiefung
wissenschaftlicher Kooperationen breiter Raum gegeben. Die Podiumsdiskussion verkörpert inzwischen einen festen Bestandteil des Workshops. Die Gewähr einer
interessanten und vielseitigen Runde bot die Besetzung
des Podiums mit Professor Hubertus Milke (Rektor der
HTWK Leipzig), Professor Hans-Gert Gräbe (Universität
Leipzig), Dr. Klaus Wannemacher (HIS GmbH, Leitung
der Diskussion), Christian Meier (TU Dresden) und Frank
Richter (BPS GmbH). Das Thema der Podiumsdiskussion
war in diesem Jahr »E-Learning im Kontext des hochschulweiten Informationsmanagements«. E-Learning als
integralen Bestandteil eines in der Realität sehr unterschiedlich ausgeprägten Informationsmanagements
zu behandeln, ist von Bedeutung für die effiziente Umsetzung und Akzeptanz von E-Learning im Hochschulalltag. Der Weg zu einer intelligenten Systemkopplung
ist sicher noch lang, unterstützen wir ihn durch eine
sich über den Workshop hinaus erstreckende Diskussion! ■ Florian Schaar und Volker Dötsch, Fachbereich
Informatik, Mathematik und Naturwissenschaften
P OD IUM
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E
in gemeinsames Innovationsforschungsfeld der
Biohybrid-Technologie von Universität Leipzig
und HTWK Leipzig wurde im Sommersemester
2007 gestartet. Mit dabei sind das Bioelektroniklabor
von Prof. Dr. Andrea A. Robitzki, Sprecherin des Biotechnologisch-Biomedizinischen Zentrums (BBZ ) der Universität Leipzig und Leiterin des Lehrstuhls für Molekularbiologisch-biochemische Prozesstechnik sowie Prof.
Dr.-Ing. Matthias Sturm vom Fachbereich Elektrotechnik
und Informationstechnik der HTWK Leipzig. Die Wissenschaftler wollen einen neuen, hochsensiblen Halbleitermessplatz im Hochtechnologiebereich des BBZ etablieren, mit dem qualitativ hochwertige Grundlagenforschungen im Bereich der Biomedizin möglich sind. Die
ersten Arbeiten laufen seit Anfang dieses Jahres.
Neue Untersuchungsverfahren
»Wir können mit diesem Gerät die elektrischen Eigenschaften lebender Zellen messen«, erklärt Professor
Sturm. Es handelt sich dabei um einen Messplatz, mit
dem Untersuchungen an lebenden biologischen Strukturen möglich werden, um deren Verhalten zu erforschen.
»So können beispielsweise zukünftig Tierversuche durch
neue Untersuchungsverfahren ersetzt werden«, sagt
Gerold Bausch, Mitarbeiter der HTWK Leipzig, der auch
An diesem Messplatz sind präzise Zelluntersuchungen möglich.
an der Hochschule studiert hat und inzwischen an seiner Promotion arbeitet. Die Messungen der HTWK-Ingenieure bilden eine ideale Ergänzung zu den Forschungen
am Biotechnologisch-Biomedizinischen Zentrum der Universität Leipzig. Die Biochemiker und Bioelektroniker
können durch die Messergebnisse auf die Eigenschaften
von Zellen schließen: Wie verhält sich die Zelle bei bestimmten optischen oder chemischen Reizungen? Welche Reaktionen zeigen Nervenzellen, wenn Substanzen
13. Jahrgang 2 | 2007
Professor Matthias Sturm erläutert das Messverfahren.
hinzu gegeben werden? Welche Schlussfolgerungen
lassen sich daraus bezüglich Diagnostik und Therapie
ziehen?
Stärkung der biotechnologischen Forschung
Die Präsenz der HTWK Leipzig am BiotechnologischBiomedizinischen Zentrum ist ein Signal für die weitere
Stärkung und Vernetzung der biotechnologischen Forschung am Standort Leipzig. »Vom Molekül zum Patienten – Neue Schlüsseltechnologien in Diagnostik, Therapie und Therapiekontrolle – so lautet die Strategie,
die das BBZ seit fünf Jahren in seiner Forschungs- und
Entwicklungsarbeit verfolgt«, sagt Professorin Robitzki.
Im Wissen um die an der HTWK Leipzig vorhandenen
technologischen Kompetenzen und Expertisen wurde
die Hochschule Ende 2006 eingeladen, an der Umsetzung dieser Strategie mitzuwirken. Inzwischen hat sich
eine intensive Zusammenarbeit zwischen den Institutionen entwickelt. Weitere Kooperationen der HTWK
Leipzig mit dem Fraunhofer Institut für Zelltherapie
und Immunologie bestehen auf dem Gebiet der dreidimensionalen Bilddarstellung nuklearmedizinischer
Patientendaten. Auch mit dem Max Planck Institut
für Kognitions- und Neurowissenschaften wird es eine
engere Zusammenarbeit geben. Die HTWK Leipzig ist
damit entscheidend daran beteiligt, das vorhandene
fachliche Potenzial in der Region gezielt zu fördern
und den Biotechnologiestandort Leipzig weiter zu stärken. ■ Silke Mühl, Dr. Bärbel Adams
39
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TECHNIK
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TECHNIK
Mit Motivation zur Ehrung im Marmorsaal
Blitzlicht unter Tage
Erste Absolventen des Postgradualen Fernstudiengangs
des Fachbereichs Bauwesen in Salzburg geehrt
HTWK-Absolvent Frank Eritt dokumentiert die Baufortschritte
des Leipziger City-Tunnels
A
m 31. Mai 2007 fand im Schloss Mirabell in Salzburg die Sponsionsfeier für die Absolventen der
berufsbegleitenden Fachhochschulstudiengänge Bauingenieurwesen (HTWK Leipzig) und Wirtschaftsingenieurwesen (Hochschule Mittweida) statt. Dort
wurden unter anderen die ersten 14 Absolventen des
postgradualen Fernstudiengangs Bauingenieurwesen,
die im zurückliegenden Jahr an unserer Hochschule den
Abschluss eines Diplom-Ingenieur (FH) erworben hatten, geehrt. Neben Hofrat Dipl.-Ing. Günther Friedrich
und weiteren Vertretern der beteiligten Partner nahm
als Repräsentant des Landes der Stellvertreter der Landeshauptfrau des Salzburger Landes teil. Seitens der
HTWK Leipzig hielt Rektor Prof. Dr.-Ing. Hubertus Milke
eine Festansprache, bevor die feierliche Übergabe der
Zeugnisse durch den Studiendekan des Fachbereichs
Bauwesen Prof. Dr.-Ing. Frank Preser erfolgte.
Im Marmorsaal des Schlosses Mirabell in Salzburg empfingen die
Absolventen ihre Diplomurkunden.
Das Angebot dieses berufsbegleitenden Fernstudiengangs richtet sich vorrangig an Bautechnik-Absolventen der Höheren Technischen Lehranstalten (HTL) in
Österreich mit mindestens einjähriger Berufspraxis.
Die Studierenden sind an der HTWK Leipzig immatrikuliert. Bildungsträger ist die Ingenium Education (Ingenium Friedrich GmbH) aus Graz mit dem strategischen
Partner Studien- und Technologie Transfer Zentrum
(TTZ Studienzentrum) Weiz. Kooperationspartner sind
der österreichische Baukonzern Alpine-Mayreder und
die österreichischen HTL . Durch die Kombination aus
Präsenzlehrveranstaltungen in Österreich, Fernlehre und
Selbststudium ist das Studium berufsbegleitend mög-
40
lich. Die beteiligten Professoren fahren für Wochenendkurse nach Österreich, bieten Blockveranstaltungen
in ihrem Lehrgebiet an. Das Fernstudium erfolgt mit zur
Verfügung gestellten Lehrunterlagen und empfohlener
Literatur. Die Prüfungen werden in Leipzig abgelegt.
Die Regelstudienzeit beträgt aufgrund der Anrechnung bereits erbrachter Vorleistungen nur vier Semester. Das erste Studienjahr absolvieren alle gemeinsam.
Die Lehrinhalte setzen sich aus einem breit gefächerten
Spektrum der wesentlichen Teilbereiche des Bauingenieurwesens zusammen, wobei an die in der HTL-Ausbildung erworbenen Kenntnisse der baufachlichen
Grundlagen und wesentlicher Fachgebiete des Bauingenieurwesens angeknüpft werden kann. Im dritten und
vierten Semester erfolgt ein Vertiefungsstudium in
einer gewählten Richtung. Angeboten werden derzeit
»Hochbau« sowie »Konstruktiver Ingenieurbau«. In Vorbereitung befindet sich eine dritte Vertiefung »Baubetrieb/Bauwirtschaft«. Die Anfertigung der Diplomarbeit
erfolgt im vierten Semester. Der postgraduale Studiengang startete zum Wintersemester 2004/2005 in Salzburg. Danach folgten weitere Matrikel zum SS 2005 in
Wiener Neustadt, zum WS 2005/2006 in Linz und zum
SS 2006 in Innsbruck. Zum WS 2007/2008 wird nun bereits die 7. Matrikel mit Studienort Linz immatrikuliert.
Damit erhöht sich die Gesamtzahl der immatrikulierten
Studierenden auf 220. Unter den bisher 23 Absolventen
konnte einmal das Gesamtprädikat »mit Auszeichnung«
vergeben werden konnte. Ein hohes Maß an Motivation,
Fleiß und Durchhaltevermögen ist der Grund für eine
geringe Abbrecherquote. Viele Arbeitgeber unterstützen die Studierenden und stehen dieser Weiterbildung
positiv gegenüber. Sie sehen darin einen Beitrag, dem
bevorstehenden Mangel an Fach- und technischem Führungspersonal entgegen zu wirken, dieses sogar aus den
eigenen Reihen rekrutieren zu können, und das ohne
Unterbrechung der beruflichen Entwicklung.
Die Ausbildung an der HTWK Leipzig findet in Österreich großes Interesse und eine positives Echo in Politik und Wirtschaft. So schreibt die Österreichische Bauzeitung vom 25. Februar 2005 »Mit der HTWK Leipzig
konnte eine der renommiertesten Technischen Hochschulen Europas gewonnen werden.« Künftig wird der
Abschluss in der Studienrichtung »Hochbau« bei der
österreichischen Baumeisterprüfung anerkannt und die
HTWK Leipzig als Ausbildungsstätte für die Baumeisterprüfung im österreichischen Bundesgesetzblatt geführt. ■ Prof. Kerstin Hebestreit, Fachbereich Bauwesen
P OD IUM
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.
F
rank Eritt arbeitet unter Tage. Jedoch nicht in
einem Kohle- oder Salzbergwerk. Der Diplomingenieur ist vielmehr auf einer der größten Baustellen in Leipzig unterwegs. Und diese befindet sich in bis
zu 25 Metern Tiefe: die Großbaustelle des City-Tunnels.
»Ich dokumentiere den Baufortschritt«, beschreibt der
25-Jährige kurz seine Aufgabe. Allerdings ist das längst
nicht alles. Frank Eritt, der an der HTWK Leipzig am
Fachbereich Bauwesen studiert hat, hat schon einige
große Bauvorhaben dokumentiert und nun für das CityTunnel-Projekt eine umfangreiche Bilddatenbank angelegt. Auch in seiner Diplomarbeit beschäftigte er sich
mit der Optimierung der digitalen Bildverwaltung auf
Großbaustellen. »Durch ein Praktikum bei der ARGE
City-Tunnel Leipzig konnte ich seit 2005 Fotos von den
Arbeiten im Tunnel machen«, erzählt Eritt, »und da kam
mir die Idee, diese in eine Datenbank einzuspeisen und
aufzuarbeiten, damit jeder Mitarbeiter und auch die
beteiligten Unternehmen die Möglichkeit haben, den
Stand der Arbeiten zu verfolgen.«
Schon mehr als 5000 Fotos
Der Nutzen der Datenbank reicht aber noch viel weiter:
Die Bilder können zur Auswertung verwendet werden
und unterstützen so das Nachtragsmanagement der Firmen. Wurden wirklich zwei Bagger eingesetzt, ist alles
Material auch angekommen? All das kann mit der Fotodatenbank von Frank Eritt nachvollzogen werden. Das
Projekt City-Tunnel wird damit vollständig dokumentiert. »Außerdem können sich die Bauleute auch nach
Monaten noch anschauen, wie dieser oder wie jener
Abschnitt ausgesehen hat und was noch gemacht werden muss«, sagt der gebürtige Thüringer. »Der Nachweis
gestörter Bauabläufe ist damit kein Problem mehr.«
Auch andere Baufirmen und Medien wie das ZDF sind
schon auf seine Bilddatenbank aufmerksam geworden,
nicht zuletzt, weil seine Homepage http://frank.soic.de
inzwischen über 5000 Fotos von Bauvorhaben wie dem
DHL Luftdrehkreuz oder der Saale-Elster-Talbrücke zugänglich macht. »Diese Bilddatenbank ist eine Innovation in der Bauinformatik«, sagt Prof. Dipl.-Ing. FritzJürgen Schwarzat vom Fachbereich Bauwesen der HTWK
Leipzig. Er hat die Diplomarbeit von Frank Eritt betreut
und schaut auch heute gerne noch bei seinem ehemaligen Studenten auf den Baustellen vorbei. »Diese
Lösung hat noch großes Potenzial.« Frank Eritt könnte
sich selbst schon vorstellen, die Datenbank weiterzuentwickeln und das System auch anderen Baufirmen
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HTWK-Absolvent Frank Eritt legte eine umfangreiche Bilddatenbank
zum Leipziger City-Tunnel an.
und Ingenieurbüros anzubieten. Aus diesem Grund wurde auf einer neuen Webseite www.bmsys.de das System
dargestellt. Nun hofft Frank Eritt auf weitere Bauvorhaben, die sein System einsetzten möchten. ■ Katrin
Gröschel
PODIUM.WISSEN
Der Citytunnel ist ein aktuelles Großbauprojekt in Leipzig. Er soll zukünftig den
Hauptbahnhof mit dem Bayerischen Bahnhof verbinden. Die Bauarbeiten haben im
Juli 2003 begonnen, im Juni 2007 hat die erste Röhre den Wilhelm-Leuschner-Platz
erreicht. 2010/11 soll das Projekt beendet und für den Zugverkehr freigegeben werden. Es entstehen zwei Tunnelröhren mit je einem Gleis je Richtung. Der Tunnel soll
später von allen Leipziger S-Bahnen befahren werden. Man erhofft sich damit im Nahverkehr eine kürzere Taktfolge und schnellere Verbindungen, wodurch öffentliche
Verkehrsmittel attraktiver für noch mehr Bürger werden und der Autoverkehr im Zentrum reduziert werden kann. Darüber hinaus ist geplant, einzelne Züge des Fernverkehrs durch den Tunnel fahren zu lassen.
41
TECHNIK
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TECHNIK
Pionierarbeit beim Aufbau eines Lehrgebietes
Games Master Class:
Neues Studienangebot im
Bereich Computerspiele
Alumna und Student der HTWK Leipzig zu Besuch an der
Universität Talca in Chile
A
uf Einladung von Maria Luisa del Campo Hitschfeld besuchten wir, die ehemalige Masterstudentin für Bauwesen Jeannette Dorow und der
Student für Bauwesen Stefan Mortag, im März dieses
Jahres den Fachbereich für Bauwesen der Universität
Talca in Chile. Maria Luisa del Campo war im Zeitraum
Oktober 2004 bis August 2006 an der HTWK Leipzig eingeschriebene Masterstudentin im Fachbereich Bauwesen. In ihrer Masterarbeit beschäftigte sie sich mit dem
Vergleich der bautechnischen Standards im Ein- und
Mehrfamilienhausbau zwischen Deutschland und Chile.
Ihr Masterstudium beendete sie mit der Note »sehr gut«
und war damit die erste ausländische Masterabsolventin
für Bauwesen der HTWK Leipzig. Nach ihrer Rückkehr
folgte Maria Luisa del Campo der Berufung an die Universität Talca in Chile.
In dieser recht jungen Einrichtung, gegründet im
Jahr 1981, vertritt sie in der Fakultät für Bauwesen den
Fachbereich für Technische Gebäudeausrüstung (TGA)
und Ausbau. Beim Aufbau dieses neuinitiierten Fachbereichs leistet sie wahre Pionierarbeit. Mit dem in Chile
abgeschlossen Studium zum Diplomingenieur für Architektur und dem in Deutschland erworbenen Master im
Bauwesen kann sie beim Aufbau ihres Lehrgebietes auf
ein umfassendes Wissen zur praktischen Lösung von
bautechnischen Fragen zurückgreifen und so die Vorzüge beider Standards kombinieren. Von der Notwendigkeit einer bestmöglichen Bauingenieurausbildung in
Chile konnten wir uns bei unserer Reise im Land über-
»Wir bedanken uns bei Maria Luisa del Campo für die schöne Zeit,
in der wir ihre Gastfreundschaft genießen durften.«
zeugen. Die Diskussion dieser Beobachtungen offenbarte die Dimensionen der anstehenden Aufgaben im Bereich der TGA und des Ausbaus für Maria Luisa del Campo. Bei der stufenweisen Bewältigung dieser Mammutaufgabe steht die Beschaffung von Fachbüchern für den
Fachbereich TGA und Ausbau mit an vorderster Stelle.
Mit Stolz konnte uns die frühere Masterstudentin den
Neubau eines Laborgebäudes für Baustoffe präsentieren. Hier werden del Campo und ihre Kollegen zukünftigen Bauingenieuren die Grundlagen der Betonherstellung und der Verarbeitung nahe bringen. Wir wissen
nach dem Besuch an der Universität Talca die Studenten
für Bauwesen in sehr kompetenten Händen. ■ Jeannette Dorow und Stefan Mortag, Fachbereich Bauwesen
Anzeige
Mit Beginn des Wintersemesters 2007/2008 startet
am Forschungsinstitut für Informationstechnologien
e.V. (FIT ) an der HTWK Leipzig die deutschlandweit erste Games Master Class. Das Studienangebot verbindet
die praxisorientierte Ausrichtung der klassischen Meisterklasse, wie sie aus der bildenden und darstellenden
Kunst bekannt ist, mit dem Profil einer akademischen
Ausbildung. Führende regionale, nationale und internationale Vertreter aus der Spieleindustrie werden eingeladen, Seminare und Workshops zu praxisrelevanten
Themen wie Game Design, Prototyping, Spieleentwicklung sowie Marketing und Verkauf zu halten.
Ermöglicht wurde das Studienangebot, welches in
einsemestrige Studienabschnitte gegliedert ist und
zunächst über einen Gesamtzeitraum von zwei Jahren
laufen soll, durch Fördergelder der Technologiestiftung
Leipzig. Prof. Dr. Klaus P. Jantke (Technische Universität I lmenau), Geschäftsführer des FIT und Direktor der
Games Master Class, stellt besonders die Interdisziplinarität des neuen Studienangebots heraus: »Computerspiele werden hier erstmals als Kunst und Wissenschaft zugleich betrachtet.« Mit der Games Master Class
soll darüber hinaus eine neue Qualität der Kooperation
zwischen Spieleindustrie und -wissenschaft erreicht
werden. »Das Ziel ist eine engere Verzahnung von wirtschaftlichen und akademischen Interessen in der Weiterentwicklung und Etablierung der noch jungen Spielewissenschaft«, so Professor Jantke weiter. Bereits sieben mitteldeutsche Unternehmen haben Interesse an
einer Kooperation angemeldet. Ein besonderes Highlight im November 2007: Microsoft Research wird einen
Workshop zur Spieleentwicklung mit XNA halten. ■ mü
Nicht nur mit der Games Master Class will die HT WK Leipzig im
Bereich Digitale Spiele punkten, auch auf der Games Convention
präsentierte sich die Hochschule mit einem Stand.
42
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Riesenvogel:
HTWK-Studiengruppe verfolgt
Tests am Airbus A 380
Blick in die geöffnete, fußballfeldgroße Testhalle mit Studierenden
der HTWK Leipzig im Vordergrund.
Der Sondergenehmigung des Flugzeugherstellers
Airbus hat eine Studentengruppe der HTWK Leipzig den
Besuch in der Testhalle am Dresdner Flughafen zu verdanken. Zwanzig Studierende des Fachbereichs Elektrotechnik und Informationstechnik und die Laboringenieurin Cornelia du Puits verfolgten unlängst Testversuche am Airbus 380, dem größten Passagierflugzeug der
Welt.
Das Großraumflugzeug wird von der IABG mbH und
der IMA GmbH seit 2006 auf einer fußballfeldgroßen
Fläche auf seine Betriebsfestigkeit untersucht. HTWKProfessor Andreas Hebestreit erklärt: »182 Hydraulikzylinder erzeugen Kräfte bis zu 400 Kilonewton, was
40 Tonnen entspricht. Messsignale von 7000 Messstellen
wie Dehnung, Kraft oder Weg am Flugzeug werden simultan erfasst, es gibt 182 Regelkreise und innerhalb von
insgesamt 26 Monaten werden 47 500 Flüge simuliert.
Das entspricht einer Einsatzdauer von rund 25 Jahren.«
Während des Fluges eines Airbus 380 ist das Flugzeug
vielen Belastungen ausgesetzt, die in der Testanlage
wirklichkeitsnah aufgebracht werden – starke Windböen
beispielsweise oder die Belastungen während Start und
Landung.
Für die Studierenden war dies Mess-, Steuerungs- und
Regelungstechnik live. Insbesondere beeindruckte die
zukünftigen Ingenieure der Automatisierungstechnik
die große Zahl der parallel arbeitenden Sensoren und
Aktoren. Sie empfanden die offene Fachdiskussion mit
Versuchsingenieuren der IMA und der IABG als sehr
motivierend. Die Tests sind ein wichtiger Baustein für
die Zulassung des modernsten Verkehrsflugzeugs weltweit. Die Erkenntnisse können in die Serienproduktion
und natürlich Wartung einfließen. ■ hei
43
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TECHNIK
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WIRTSCHAFT
Auf die Laufstrecke, fertig, los!
Guerilla gepaart mit Online und Viral
Fast 80 Teilnehmer konnte der Fachbereich Bauwesen für den
Leipzig Marathon aktivieren
Trotz Informationsflut auffallen – außergewöhnliches Marketing
im Buchhandel thematisch aufgegriffen
W
Anzeige
as alles aus einer weinseligen Idee werden
kann, hat der Fachbereich Bauwesen der HTWK
Leipzig am 22. April 2007 zum 31. Leipzig Marathon bewiesen: eine Laufveranstaltung, die mehrere
zehntausend Profi- und Hobbyläufer aus ganz Deutschland und dem Ausland nach Leipzig lockte. Da durfte
der Fachbereich Bauwesen nicht fehlen. Erklärtes Ziel
war, mit möglichst vielen Läufern teilzunehmen. Es
fand sich ein Organisationsteam zusammen, bestehend
aus Prof. Dr.-Ing. Frank Preser (Studiendekan), Ulrike
Quapp (Dekanatsrätin) und Michael Richter (Fachschaft
Bauwesen). Nun galt es, möglichst viele Professoren,
Mitarbeiter und Studierende für die Veranstaltung und
das gemeinsame Laufen zu begeistern.
Die Werbung für die Idee war anfänglich mühsam,
aber sie trug letztendlich doch Früchte. Nachdem Pro-
Die HTWK Leipzig bewegt ...
Kluge Köpfe laufen!
32. LEIPZ IG MARATHON
am 20. April 2008
Start in folgenden Distanzen möglich:
› 5 km Lauf/Walking
› 10 km
› Halbmarathon
› Halbmarathon Rollstuhlfahrer/Handbikes
› Inlineskating
› Marathon
Anmeldung ab 2. Januar 2008 unter:
http://sport.htwk-leipzig.de
44
T
Ganz schön in Bewegung setzte sich der Fachbereich Bauwesen zum
31. Leipzig Marathon.
fessor Preser und andere Professoren in ihren Lehrveranstaltungen zum Mitmachen aufgerufen hatten, strömten die Studierenden zur Anmeldung in das Dekanat.
Die Vorstellung, gemeinsam mit den Professoren und
Mitarbeitern auf unterschiedlichen Strecken an den
Start zu gehen, war ein großer Anreiz. Letztendlich bestand das Lauf-Team des Fachbereichs aus 77 Professoren, Mitarbeitern und Studierenden.
Zunächst mussten Sponsoren gesucht und gefunden
werden, denn es sollten für die Studierenden möglichst
keine Kosten entstehen. Es konnten die Unternehmen
Alpine Mayreder und Bison Palfinger, Professor Preser
und der Förderverein der HTWK Leipzig gewonnen werden. Besonderer Dank gilt auch den AWO -Pleißenburgwerkstätten Leipzig. Die großzügige finanzielle Unterstützung ermöglichte es uns, die Meldegebühren komplett zu übernehmen und ein kostenloses Team-T-Shirt
zu vergeben. Dann musste nur noch trainiert werden.
Am Vorabend des Leipzig Marathons trafen sich alle
Teilnehmer zu einer Nudelparty des Veranstalters in der
ehemaligen DHfK um sich für die Strecken Marathon,
Halbmarathon, 10 Kilometer, 5 Kilometer/Walking und
Inlineskating zu stärken. Der Lauf war ein schönes Gemeinschaftserlebnis mit großen und kleinen persönlichen Erfolgen und vor allem viel Spaß. Danach wurde
im Volkshaus kräftig angestoßen. So ein Lauf schweißt
eben zusammen …
Leider waren wir nicht das Team mit den meisten
Läufern, sonst hätten wir eine Grillausstattung mit
Würstchen und Bier gewonnen. Im nächsten Jahr werden wir hoffentlich mit einem fachbereichsübergreifenden HTWK-Team die 100-Teilnehmer-Marke durchbrechen. Helft uns dabei und meldet euch an! ■ Ulrike
Quapp, Fachbereich Bauwesen
P OD IUM
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rotz sommerlich-heißen Temperaturen folgten am
24. Mai 2007 neben Studenten auch Professoren
sowie externe Gäste der Einladung des PR-Projekts vom Studiengang Buchhandel/Verlagswirtschaft.
Der Hörsaal füllte sich, was nicht zuletzt an der eigenen
Guerilla-Aktion lag, die das Organisationsteam im Vorfeld gestartet hatte. Dabei führte das Projektteam kurze Interviews und ein »Gorilla« verteilte nebenbei mit
Post-it’s beklebte Bananen als Hinweis auf die Veranstaltung. Das gewonnene Material wurde zum Film verarbeitet und dieser bildete den Auftakt des Abends.
Nachdem Begriffe wie Guerilla-Marketing, AffiliateMarketing und Ambush-Marketing theoretisch erklärt
wurden und außerdem die Notwendigkeit verdeutlicht
wurde, sich vom branchentypischen Einheitsbrei abzuheben, um in das Bewusstsein des Kunden vorzudringen, wurde es praktischer und die zwei Gastreferenten
kamen zu Wort: zunächst Klaus Kluge, Marketingleiter
der Verlagsgruppe Droemer Knaur. Er verdeutlichte dem
Publikum die Herausforderung, sich gegen 85 000 Neuerscheinungen in Deutschland pro Jahr durchzusetzen.
Der richtige Umgang mit den »Vier P’s – product, price,
placement, promotion« bilde dabei das Gerüst. Klassische Marketingformen, z. B. Plakate oder Anzeigen in
Zeitungen/Zeitschriften, kommen bei Droemer Knaur
ebenso zum Einsatz wie außergewöhnliche. »Den Buchhändler verführen«, so Kluge, ist eine Möglichkeit. Bei
Kate Mosses »Das verlorene Labyrinth« wurde dies erfolgreich umgesetzt. Durch ein Gewinnspiel, bei dem
mithilfe eines Leselineals ein Codewort geknackt werden sollte, wurden die Buchhändler in den Bann gezogen. Deren Begeisterung steckte an – das Buch wurde
ein Bestseller. Verglichen mit den Kosten für Zeitschriftenwerbung war die Ausgabe für den Preisgewinn in
Höhe von 10 000 Euro eher gering.
Den Endkunden, so erklärt Klaus Kluge, erreiche man
am Besten dort, »wo er dir nicht entgehen kann«. So
nutzt der Verlag beispielsweise den Abdruck von Leseproben in der Zeitschrift DBmobil. Er bedient sich aber
auch der gezielten Ansprache von kleineren Kundengruppen im Internet, indem er ihnen dort die Interaktion und die Bewerbung als Vorabtestleser bietet.
ting »die gezielte Stimulation von Empfehlungen in
sozialen Netzwerken«. Anhand zahlreicher Beispiele
zeigte er, dass Virus-Kommunikation keinesfalls eine
bösartige Erscheinung ist, sondern ähnlich der LaolaWelle im Stadion positiver Art. Voraussetzung für eine
epidemieartige Ausbreitung sind neben guten Produkten auch Leute, die davon überzeugt sind. Diese
Fans – wie Zorbach sie nennt – sind von unschätzbarem
Wert, da sie aus eigener Überzeugung im Bekanntenkreis indirekt Empfehlungsmarketing betreiben.
Das Ergebnis von Viralem Marketing durch die vmpeople lässt sich beispielsweise an einer zwölfprozentigen Umsatzsteigerung beim Spiel Rummykub messen
oder an der Verbreitung des fiktiven Namens Erik Pollard im Internet. Ursprung war ein handschriftlicher
Brief an 120 Blogger mit Hinweis auf das Shuffle Shuttle. Nach zweiwöchiger Verfolgungsjagd stellte sich
T-Mobile als Auslöser heraus. Da hatte dann aber schon
ein großer Teil der deutschsprachigen Blogosphäre
über den Fall berichtet und machte die Auflösung
samt Firmennamen ebenfalls voll Begeisterung publik.
Wer das PR-Projekt und den Studiengang Buchhandel/
Verlagswirtschaft verfolgen möchte, findet unter
www.fbm.htwk-leipzig.de Informationen zu weiteren
Aktionen und bei Youtube das Video der GuerillaAktion. ■ Silvana Schumann, Fachbereich Medien
Interaktion ist auch
bei Viralem Marketing gefragt
Thomas Zorbach hat sich den Bereich des Viralen Marketings zum Beruf gemacht und 2004 die vm-people GmbH
gegründet. Seiner Definition zufolge ist Virales Marke-
13. Jahrgang 2 | 2007
Mit Klebezetteln versehene Bananen wiesen im Vorfeld auf die Veranstaltung des PR-Projekts
des Studiengangs Buchhandel/Verlagswirtschaft hin.
45
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WIRTSCHAFT
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WIRTSCHAFT
Harte Fakten, Trends und Analysen –
Vom Nutzen amtlicher Statistik
Das Statistische Landesamt Sachsen als wichtiger Partner für die Wissenschaft
M
it dem Begriff Statistik verbinden sich allerlei
Vorstellungen – positiv wie negativ gefärbte.
Einerseits mag dies darauf zurückzuführen
sein, dass uns mit Statistik etwas Alltägliches, ja fast
Vertrautes verbindet – denn zweifellos kommt heute
keine Nachrichtensendung ohne statistische Informationen aus. Andererseits haftet Statistik immer auch
etwas Geheimnisvolles, schwer Greifbares an – so etwa
mit Blick auf die verblüffende Genauigkeit von Konjunkturprognosen oder Wahlhochrechnungen.
Ob ihrer Allgegenwärtigkeit verwundert es denn auch
wenig, dass die Statistik über einen festen Platz im Reigen häufig gebrauchter Zitate verfügt. Insbesondere
solche Daten, die dem eigenen Meinungsbild zuwiderlaufen, werden gelegentlich mit dem irrtümlich Winston
Churchill zugeschriebenen Satz »Glaube keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast« kommentiert –
häufig aus Unwissenheit über zugrunde liegende Methoden oder die realen Ableitungen, die sich aus statistischen Daten ergeben. Tatsächlich aber verweist die
starke Präsenz statistischer Informationen im Alltag
auf ihren überaus bedeutenden gesellschaftspolitischen
Rang: Statistik ist nützlich, so nützlich, dass unser Gemeinwesen ohne sie kaum denkbar wäre. Angesichts der
komplexen wirtschaftlichen und sozialen Konstellation
unserer Gesellschaft sind aussagefähige und belastbare
statistische Informationen eine wesentliche Grundlage
angemessener politischer und wirtschaftlicher Entscheidungen. Sie bilden die Voraussetzung für die Bewertung sowohl aktueller Situationen als auch zukünftiger Szenarien.
Hohe Standards und thematische Breite
Dieser zentrale Aspekt trug letztlich auch wesentlich
zur amtlichen Institutionalisierung der Statistik in Form
der Statistischen Landesämter und des Statistischen
Bundesamtes bei. Eigene Gesetzesgrundlagen auf Länder- und Bundesebene schaffen hier den rechtlichen
Rahmen, um eine dem Gemeinwohl verpflichtete Statistik sowie hohe methodische Standards, Vollständigkeit als auch datenschutzrechtliche Kriterien zu gewährleisten. Dies zeigt sich auch mit Blick auf das
Statistische Landesamt des Freistaates Sachsen, das
sich, gemessen am thematischen Umfang der erfassten
Informationen, dem Neutralitätsgebot und den hohen
wissenschaftlichen Standards, die an Datenerhebung
und Datenanalyse angelegt werden, als ein bestimmender Informationsdienstleister für Politik, Wirtschaft
46
und Wissenschaft darstellt. Die Daten und Prognosen
des Statistischen Landesamtes liefern wichtige Indikatoren etwa zur Bewertung der gesamtwirtschaftlichen
Lage und der soziodemographischen Entwicklung, zum
Status der Sozialsysteme und Bildungseinrichtungen
wie auch zur Lage der Kommunen und Regionen. Im Gefüge der landesstaatlichen Einrichtungen besitzt das
Statistische Landesamt die Stellung einer oberen Landesbehörde, die sich im Geschäftsbereich des Sächsischen Innenministeriums befindet. Präsidentin des
Landesamtes mit seinen derzeit rund 450 Mitarbeitern
ist Prof. Dr. Irene Schneider-Böttcher. Sie ist zugleich
mit der Funktion der sächsischen Landeswahlleiterin
betraut. In das unmittelbare Betätigungsfeld des Statistischen Landesamtes fallen das Erstellen von Statistiken und Analysen aus den allgemeinen Bereichen
Bevölkerung und Demographie (u. a. Wanderungsbewegungen, Bevölkerungsstruktur, private Haushalte), Bildung, Soziales und Kultur (u. a. Gesundheitsstatistiken,
Hochschulstatistik), Umwelt (u. a. Umweltökonomie,
Umweltbelastungen), Wirtschaft (u. a. Konjunktur- und
Strukturdaten der Wirtschaftsbranchen), öffentliche
Verwaltung und Haushalte (u. a. Einnahmen und Ausgaben der Kommunen und Landkreise), Erwerbstätigkeit
(u. a. Einkommen) sowie Preise, Außenhandelsstatistik
und volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen (Bruttoinlandsprodukt). Insgesamt sind etwa 280 statistische
Berichte und Verzeichnisse unterschiedlicher Periodizität veröffentlicht. Zu den verfügbaren Informationen
gehören weiterhin Datenbankangebote sowie statistische Informationen, die in regelmäßig aktualisierten
Rubriken auf den Internetseiten des Landesamtes publiziert werden.
PODIUM.KONTAKT
Zentraler Auskunftsdienst/Internet
Garnisonsplatz 15, 01917 Kamenz
Telefon: (03 57 8) 33 - 19 13
E-Mail: [email protected]
Internet: www.statistik.sachsen.de
Forschungsdatenzentrum der Statistischen Landesämter
Regionalstandort Sachsen
Macherstraße 63, 01917 Kamenz
Telefon: (03 57 8) 33 - 22 00
E-Mail: [email protected]
Internet: www.forschungsdatenzentrum.de
P OD IUM
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Zielgruppe Wissenschaft und Hochschulen
Neben den Zielgruppen Politik, Verwaltung und Wirtschaft verfügen die Informationen des Statistischen
Landesamtes auch für den Bereich Wissenschaft und
Hochschulen über besondere Vorteile. So sind für die
wissenschaftliche Weiterverwertung der statistischen
Daten insbesondere die gleich bleibend hohe Datengüte, die periodische Erfassung sowie die thematische
Breite und Detailtreue von überaus hoher Bedeutung –
etwa für die Erschließung sozialer, wirtschaftlicher aber
auch technischer und politischer Phänomene oder Fragestellungen.
In diesem Zusammenhang ist auch das an das Landesamt angeschlossene Forschungsdatenzentrum der
Länder als ein fachkundiger Ansprechpartner in Sachen
Statistik hervorzuheben. Hier werden für die gängigen
Statistikprogramme aufbereitete Datensätze insbesondere zur Analyse sozial- und wirtschaftswissenschaftlicher Fragestellungen für interessierte Wissenschaftler
bereitgestellt, die sich zudem hervorragend für akademische Lehrzwecke eignen. Und in der Tat schlägt
sich diese natürliche Nähe des Statistischen Landesamtes zur Wissenschaft auch in konstruktiven und anhaltenden Partnerschaften mit Forschungsinstituten
und Hochschulen nieder.
Wichtige Kooperationen
So existieren beispielsweise Kooperationen mit der
Technischen Universität Dresden oder dem Ifo-Institut
für Wirtschaftsforschung. Im Rahmen solcher Kooperationen wurden und werden eine Reihe interessanter Projekte verwirklicht. So fließen Daten und Know-how des
Statistischen Landesamtes in wissenschaftliche Studien, Diplomarbeiten oder Dissertationen ein. Anlässlich
des kürzlich geknüpften Kontaktes zwischen dem Statistischen Landesamt und der HTWK Leipzig sei darauf
hingewiesen, dass es sowohl für Wissenschaftler wie
auch für Studenten und Diplomanden von erheblichem
Nutzen sein kann, sich mit den statistischen Informationen und Produkten des Statistischen Landesamtes
vertraut zu machen sowie Möglichkeiten der Zusammenarbeit in Betracht zu ziehen.
In diesem Sinne lädt das Statistische Landesamt ein,
einen Blick auf die Internetseiten zu werfen, auf denen
statistische Informationen und Produkte aus sehr vielen Bereichen des sächsischen Gemeinwesens kostenfrei
verfügbar sind und auch ganz individuell mit der Datenbank »Genesis Online« zusammengestellt werden kön-
13. Jahrgang 2 | 2007
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Zwei aktuelle Beispiele für die Vielfältigkeit der Statistiken des Landesamtes finden sich mit
dem Verlauf des Bruttoinlandsproduktes und der Entwicklung des Durchschnittsalters sächsischer
Studenten in den Abbildungen 1 und 2.
nen. Weiterführende Informationen erhält man zudem
über unseren Auskunftsdienst (siehe Infokasten Podium
Kontakt), der dem Datennutzer auch zu sehr speziellen
Fragestellungen entsprechende Daten und das nötige
Fachwissen vermittelt – beispielsweise um Lehre und
Forschung oder um die eigene Diplomarbeit mit statistischen Daten zu belegen. ■ Sören Enge, Statistisches
Landesamt des Freistaates Sachsen
47
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WIRTSCHAFT
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WIRTSCHAFT
Einmal mit dem zukünftigen Arbeitgeber
sprechen . . .
Zusammenarbeit in Forschung
und Lehre vertiefen – Kooperationsvertrag mit Vattenfall
Inspiration und Ideen auf der
Insel finden: Studenten auf Exkursion
nach Dublin und London
Das Kraftwerk Lippendorf bei Leipzig und die Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig wollen
ihre bestehende Zusammenarbeit in Forschung und Lehre bündeln und vertiefen. Einen entsprechenden Kooperationsvertrag haben der Dekan des Fachbereichs Maschinen- und Energietechnik der HTWK Leipzig, Prof.
Dr.-Ing. Thomas Fischer, und der Personalvorstand von
Vattenfall Europe Mining & Generation, Dr. Hermann
Borghorst, Mitte Mai in den Räumen der HTWK Leipzig
unterzeichnet.
»Um im internationalen Wettbewerb zu bestehen und
den ehrgeizigen, gesellschaftlichen Klimaschutzzielen
Rechnung zu tragen, ist die Zusammenarbeit mit Hochschulen von großer Bedeutung. Neben Innovationen für
höhere Wirkungsgrade und bessere Umwelttechnik ist
hierbei der Kontakt zu den Studierenden entscheidend.
Nur wenn wir uns weiterhin frühzeitig als attraktiver
Arbeitgeber präsentieren, können wir auch in Zukunft
die besten Hochschulabsolventen für unser Unternehmen begeistern«, sagte Vattenfall-Personalvorstand
Dr. Hermann Borghorst.
Neben der Möglichkeit, die Technik des Kraftwerks
Lippendorf bei Besuchen näher kennen zu lernen, bietet
Vattenfall Europe Mining & Generation den Studierenden
in der Kooperationsvereinbarung an, Themenstellung
und Betreuung von Diplomarbeiten abzusichern sowie
Praktika und Werkstudententätigkeiten bei Vattenfall
zu vermitteln. Auch sollen die verfügbaren Prüf- und
Laboreinrichtungen der HTWK Leipzig durch Aufträge
des Kraftwerks Lippendorf genutzt werden.
»Unsere Hochschule sieht in Vattenfall einen verlässlichen Partner, mit dem wir bereits in der Vergangenheit eng zusammengearbeitet haben. Die Kooperationsvereinbarung wird zu einer Intensivierung dieser Zusammenarbeit führen – zum Vorteil für beide Seiten.
Besonders für unsere Studierenden bieten sich zusätzliche Möglichkeiten für Praxiseinsätze in einem modernen Unternehmen der Region«, sagte Professor Fischer.
Der Fachbereich Maschinen- und Energietechnik will
seinerseits zweimal im Jahr einen Erfahrungsaustausch
zwischen Lehrkräften und Kraftwerksmitarbeitern organisieren. Darüber hinaus sollen qualifizierte und engagierte Studierende frühzeitig auf eine Tätigkeit in der
Energiewirtschaft vorbereitet werden. Außerdem sollen
Fachleute von Vattenfall Europe Mining & Generation
an Tagungen oder Symposien teilnehmen können und
gegebenenfalls selbst Vorträge vor Studierenden halten. ■ Dr. Bernd Ebert
»Does that make sense?« (Irische Redewendung)
Das fragten sich die Studenten des Projektes »infomotion« sicher mindestens einmal im Laufe der aufwendigen Vorbereitungen für ihre Exkursion. Inspiriert von
ihren Vorgängern hatte sich auch in der Matrikel 2005
und 2004 des Studiengangs Buchhandel/Verlagswirtschaft eine Gruppe von 14 Studenten gefunden, welche
dem Studienalltag für eine Woche entkommen wollten,
um einen Blick über den Tellerrand zu wagen. Doch um
eine erfolgreiche Exkursion zu planen, braucht es viel
Zeit und Geduld. Der erste Schritt – die Wahl des konkreten Reiseziels – war schnell getan: nach Dublin und
London sollte es gehen. Deshalb wurde das Projekt intern auch »Dub.Lo« getauft.
Dann galt es, Verlage und andere Unternehmen der
Buchindustrie anzuschreiben, Flüge und Unterkunft zu
buchen und die Frage der Finanzierung zu klären. Auch
in diesem Punkt war die Unterstützung der EnglischDozentin Regina Bruch vom Hochschulsprachenzentrum
unabdinglich. Dank verschiedener Sponsoren konnte das
Reisebudget der Studierenden auf einen verträglichen
Eigenanteil reduziert werden. Schneller als erwartet
kam das Abflugsdatum. Zu einer unmenschlichen Zeit
fand sich die Gruppe am Flughafen ein, um mit einem
Billigflieger auf die Insel zu kommen. Das Programm
war vielfältig: von Presse- über Schulbuch- und Reiseführerverlagen bis hin zu Bildagenturen und dem London College of Communication. Zwischendurch schaute
man sich Buchhandlungen, Bibliotheken oder Museen
an. Eine positive Überraschung war es, dass die Verleger
und Redakteure auf den Bildungshintergrund der Verlagsstudenten eingingen und nicht versuchten Grundlagenwissen zu erklären, sondern die Gruppe als fachkundige Besucher ansahen.
Beim größten britischen Verlag zum Beispiel präsentierte niemand Geringeres als der Geschäftsführer
selbst Zahlen und Fakten zum britischen Buchmarkt.
Ein besonderes Highlight und passender Abschluss für
die Exkursion war der Besuch des London College of
Communication. Dort trafen die Teilnehmer auf Studenten des Masterstudiengangs Publishing. Nachdem die
Gäste einer Vorlesung teilnahmen, wurden sie auch
selbst auf die Bühne gebeten, um die HTWK Leipzig und
ihren Studiengang vorzustellen. Der Abend endete sehr
kommunikativ im Pub. Die vielen neuen Ideen und das
Wissen, das man in nur einer Woche sammelte, waren
den ganzen Stress wert. »Does that make sense?« – Yes,
it does. ■ Lydia Schaarschmidt, Fachbereich Medien
»Klartext aus dem Elfenbeinturm« geht mit Jobbörse in die dritte Runde
wimmelte es in der dritten Etage des Geutebrück-Baus
wie in einem Bienenstock. Dicht drängten sich die Studierenden an den Ständen, führten tiefgründige Gespräche mit Personalverantwortlichen und empfahlen sich
durch Bewerbungsmappen bei den Unternehmen. Neben
dem Dialog mit kompetenten Ansprechpartnern informierten sich viele Studierende auch durch Unternehmensvorträge, die parallel zu den Standpräsentationen
stattfanden. Besonders begehrt für Praktika waren
namhafte Unternehmen wie Porsche Leipzig, Deloitte &
Touche, Deutsche Bank, euro engineering AG , Dell Halle,
Veolia Wasser, Schenker Deutschland oder das BMW
Werk Leipzig. Allerdings freuten sich die Veranstalter
auch über kleine und mittelständische Vertreter wie
zum Beispiel die Key X GmbH oder KET Energietechnik
GmbH. Denn selbsternanntes Ziel der Jobbörse war ein
gegenseitiges Kennenlernen regionaler Unternehmen
und Studierender der HTWK Leipzig.
Bei der Jobbörse trafen
namhafte Unternehmen
auf interessierte Studierende.
E
inmal mit dem zukünftigen Arbeitgeber zu sprechen – diese Chance nutzten am 18. April 2007
Hunderte Studierende der HTWK Leipzig. Im Rahmen der Veranstaltung »Klartext aus dem Elfenbeinturm« präsentierten sich bei der ersten Jobbörse an der
Hochschule über 30 mittelständische und große Unternehmen der Region. In diesem Jahr konzentrierte sich
die Gemeinschaftsveranstaltung der HTWK und Industrie- und Handelskammer zu Leipzig erstmalig nicht
ausschließlich auf die Wirtschaftswissenschaften, sondern versuchte, die Hochschule ganzheitlich zu präsentieren. Neben der obligatorischen Plenarveranstaltung
am Abend wurde erstmalig eine Jobbörse integiert.
Organisiert und betreut wurde die Veranstaltung vom
Consulteam e. V., den studentischen Unternehmensberatern an der Hochschule. Bereits seit mehreren Jahren arbeiten Studierende des Vereins eng mit der HTWK
und IHK zu Leipzig zusammen und erproben sich im
Veranstaltungsmanagement.
Vortrag über Tipps und Tricks
für die Bewerbung
Auftakt der Jobbörse bildete um 11 Uhr ein Vortrag der
DIS AG über Tipps und Tricks bei der Bewerbung. Nach
einleitenden Worten durch Prof. Dr. rer. pol. Johannes
Ditges, Dekan des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften und Mitgründer der Veranstaltung, erfuhren die Studierenden wertvolle Informationen zum Thema Bewerbung aus erster Hand. Mit Eröffnung der Veranstaltung
48
Projekte zwischen Hochschule und Wirtschaft
Im Anschluss an die Jobbörse eröffnete Rektor Prof.
Dr.-Ing. Hubertus Milke den zweiten Teil der Veranstaltung. Pünktlich ab 17 Uhr wurden in der Plenarveranstaltung einzelne Aspekte der Wirtschaft beleuchtet.
Hierbei lag der Fokus auf den Fragen: Was erwartet die
Wirtschaft von der Wissenschaft? Was leistet die Wissenschaft für die Wirtschaft? In informativen Vorträgen
aus verschiedenen Fachbereichen der Hochschule wurden den Teilnehmern Projekte zwischen Hochschule
und Wirtschaft vorgestellt, die es zukünftig zu vertiefen gilt. Interessante Fragen aus dem Plenum wurden
im Podium unter anderem von Hubertus Milke (Rektor
HTWK ), Wolfgang Topf (Präsident der IHK zu Leipzig),
Sigrid Zimmermann (Handwerkskammer zu Leipzig) und
Dr. Gerald Degen (BMW ) debattiert. Es entstand eine
angeregte Fachdiskussion, die beim abendlichen Buffet
in gemeinsamer Runde ausklang.
Die Veranstaltung »Klartext aus dem Elfenbeinturm«
2007 war nicht zuletzt durch die Jobbörse ein Anziehungspunkt für Studierende, Wissenschaftler, Unternehmer und Medienvertreter der Region. Dass dieses
Konzept für beide Seiten – Studierende und die Wirtschaft – ein Erfolg war, bezeugen viele Erstkontakte für
Praxissemester und Vorpraktika, aber auch schon erste
Anmeldungen von Seiten der Unternehmen für eine
Fortsetzung der Jobbörse im Rahmen der Veranstaltung
im Jahr 2008. ■ Andrea Gründler, Fachbereich Wirtschaftswissenschaften
P OD IUM
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13. Jahrgang 2 | 2007
49
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WIRTSCHAFT
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WIRTSCHAFT
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Messekalender wieder gut gefüllt
Auf den wichtigsten deutschen Fachmessen ist die HTWK Leipzig mit
ihren aktuellen Forschungsprojekten vertreten
D
»Wasser ist eine Riesenchance«
Am 27. September 2007 tauschten sich mehr als hundert Teilnehmer
bei der Wasserstadt-Konferenz an der HTWK Leipzig aus
Im Wasserbau-Labor
der HTWK Leipzig wurde
zur Konferenz ein
Deichbruch simuliert.
F
ür die dritte Wasserstadt Leipzig-Konferenz an
der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur
Leipzig haben sich mehr als 120 Teilnehmer interessiert. »Wasser ist nicht nur eine Riesengefahr – Wasser ist auch eine Riesenchance«, sagte Regierungspräsident Walter Christian Steinbach zur Eröffnung der Konferenz, die gemeinsam vom Förderverein Wasser-Stadt
Leipzig und dem Institut für Wasserbau und Siedlungswasserwirtschaft an der HTWK Leipzig veranstaltet wurde. Mit dem »Leipziger Neuseenland« habe die Region
nicht nur ein Alleinstellungsmerkmal, sondern es handele sich schon jetzt um die komplexeste Wasserlandschaftsbaustelle weltweit, so Steinbach.
Zu Details und derzeitigen Planungen für die WasserStadt gaben in der folgenden Podiumsdiskussion die
beiden Bürgermeister Heiko Rosenthal (Bürgermeister
für Umwelt, Ordnung und Sport) sowie Martin zur
Nedden (Bürgermeister für Stadtentwicklung und Bau)
ausführlich Auskunft. Die Vision der Politiker: ein
Stadthafen als Herzstück des Gewässerverbundes. Zur
Entwicklung des neuen Leipzig-Bootes äußerte sich Kai
Rensmann, Geschäftsführer der Leipziger Servicebetriebe. Aus Sicht der Region zeigte Herbert Ehme, Vorsitzender des Zweckverbandes Planung und Erschließung
»Neue Harth«, Finanzierungsmöglichkeiten und die zeitlichen Dimensionen für eine durchgehende Wasserver-
50
bindung bis zum Zwenkauer See auf. Schwung in die
Diskussion brachte HTWK-Rektor Prof. Dr.-Ing. Hubertus
Milke, der die landschaftsarchitektonische Einbindung
der Fließgewässer, speziell des Pleißemühlgrabens, bemängelte. »Gewässer in Leipzig sollten mehr sein als
nur Betonkanäle«, betonte er. Bei den Planungen zum
Durchstich des Karl-Heine-Kanals müsse dies berücksichtigt werden. Im Anschluss an die Podiumsdiskussion
zeigte Milke das Wasserbaulabor der Hochschule und
demonstrierte in einer Versuchsanlage einen Deichbruch
und dessen strömungstechnische Auswirkungen.
Zu »Wasserbau in urbanen Strukturen« leitete er am
Nachmittag einen Workshop, in dem die Möglichkeiten
naturnaher Gewässergestaltung unter anderem am Beispiel des Karl-Heine-Kanals aufgezeigt wurden. Zum anderen wurde über die Wasserqualität der Fließgewässer
als auch der neu entstehenden Seen referiert. Besonders problematisch deutet sich hier die Flutung des
Zwenkauer Sees an. In einem zweiten Workshop ging es
dann um »Nutzungskonkurrenzen am und auf dem Wasser«, moderiert von der Leiterin des Amtes für Umweltschutz, Angelika Freifrau von Fritzsch. Weiterhin standen Aspekte der Stadt- und Wirtschaftsentwicklung im
Zusammenhang mit dem Ausbau der Gewässerstruktur
im eigentlichen Mittelpunkt der Konferenz. ■ Cindy
Heinkel
P OD IUM
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er Messekalender der HTWK Leipzig war auch im
ersten Halbjahr 2007 wieder gut gefüllt. Engagierter Wissens- und Technologietransfer in alle
Bereiche der Gesellschaft liegt dabei der Hochschule
besonders am Herzen. Dies schaffte zum Beispiel der
Fachbereich Informatik, Mathematik und Naturwissenschaften Mitte März auf der CeBIT in Hannover. Vorgestellt wurde das »Universal Plug and Play« gepaart mit
Hochfrequenz-Transporttechnologien wie »Powerline
oder Wireless«. Dies macht ein Protokoll, eine Sprache
möglich, mit der sich Netzwerke untereinander verständigen können. Alle Geräte von der Musikanlage bis
zur Waschmaschine können so beispielsweise über PC ,
Handy oder Fernbedienung »sprechen«. Teure und komplizierte Kommunikationssysteme sind damit hinfällig.
Ebenfalls vorgestellt wurden aktuelle Distance-E-Teaching-Arbeitsmittel für die internationale Zusammenarbeit von Hochschulen.
Die Fachbereiche Maschinen- und Energietechnik sowie Elektrotechnik und Informationstechnik waren auf
der größten Industrieschau in Mitteldeutschland (intec,
rohima und Zuliefermesse) auf der Leipziger Neuen
Messe mit zwei Exponaten vertreten. Auf einem Gemeinschaftsstand der Verbundinitiative Maschinenbau in
Sachsen (VEMAS ) unter dem Titel »Forschung für die
Zukunft« stellten sie Entwurfswerkzeuge für energieeffiziente Antriebssysteme sowie das Modellfahrzeug
»eracer« der Öffentlichkeit vor, mit dem Fahrerassistenzsysteme wie ABS , ESP oder Allradlenkung in einem 1 : 5Fahrzeug nachgebildet werden können.
Im Rahmen der Leipziger Buchmesse wurde Ende
März das neue Informationsportal zum deutschsprachigen Kinder- und Jugendbuch in einem Kooperationsprojekt des Goethe-Instituts, der Hochschule für Technik,
Wirtschaft und Kultur Leipzig und der ekz.bibliotheksservice GmbH präsentiert. Federführend zeigte sich hier
der Fachbereich Medien. Mit einem eigenen Stand war
er auch Ende August auf der diesjährigen Games Convention, Europas größter Messe für interaktives Entertainment. Dort ging es primär um die Vorstellung des
Studiengangs Medientechnik, der seit dem Wintersemester eine Lehrveranstaltungsreihe »Digitale Spiele«
anbietet, die sich auf die Spezifika der Branche und
des Mediums Computerspiel konzentriert.
Auf der Hannover Messe 2007 vom 16. bis 20. April
präsentierte sich nochmals der Fachbereich Maschinenund Energietechnik. Gemeinsam mit der UGT 2000
GmbH wird dort seit längerem schon zum Thema »Innen-
13. Jahrgang 2 | 2007
Sachsens Ministerpräsident Georg Milbradt und die Staatsministerin
für Wissenschaft und Kunst Eva-Maria Stange interessieren sich für
das Exponat von Professor Detlef Riemer auf der Hannover Messe.
reinigung und Beizen von komplexen wasserführenden
Systemen aus Stahl mit organischen Reinigern« geforscht. Ziel ist es, auf umweltverträgliche Art und Weise Rohrleitungen und Bauteile von Zunder, Kalk, Rost
und Fouling zu befreien. Auf Europas größter Spezialmesse für Systemintegration in der Mikroelektronik in
Nürnberg – der SMT/HYBRID/PACKAGING 2007 – präsentierte sich im April das Forschungs- und Transferzentrum der HTWK Leipzig gemeinsam mit seinen Projektpartnern. Sie stellten dort erste anwendbare Ergebnisse für die Herstellung von Mikroinduktivitäten mit
drastisch reduziertem Bauelementevolumen und erheblich erweiterten baugrößenspezifischen Parameterfeldern vor. ■ Cindy Heinkel
PODIUM.AKTUELL
Wirtschaftlicher Handelsplatz, Plattform für den kulturpolitischen Dialog und Kulturevent: das ist die Frankfurter Buchmesse. Mitte Oktober war sie wieder für fünf Tage
Zentrum der internationalen Buchbranche. Der Fachbereich Medien der HT WK Leipzig
präsentierte sich mit dem Stand »Studium rund ums Buch«, ein Gemeinschaftsprojekt
von sieben Studiengängen sechs verschiedener deutscher Hochschulen. Neben der
HT WK Leipzig sind die Hochschule der Medien Stuttgart sowie die Buchwissenschaft-
ler aus Erlangen, Leipzig, Mainz und München vertreten. Sie wollen zeigen, dass an
den Hochschulen kompetenter Nachwuchs für die Branche ausgebildet wird.
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WIRTSCHAFT
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WIRTSCHAFT PUBLIKATION
Sport- und Naturkonzepte gewinnen
im Ideenwettbewerb
Preisverleihung zum Ideenwettbewerb Nachnutzung der Deponie Seehausen
Gute Realisierungschancen
Die Gewinnerinnen des Ideenwettbewerbs Maria Kaminski (l.) und
Susann Schmidt mit Dr. Rolf Hartmann (l.) und Dieter Schulte vom
Marketing Club Leipzig.
E
twas nervös und doch glücklich stehen die Architekturstudentinnen Maria Kaminski und Susann
Schmidt vor ihren Präsentationsplakaten. Gerade
haben die beiden erfahren, dass ihre Entwürfe im Ideenwettbewerb zur Nachnutzung der Deponie Seehausen
im Leipziger Norden jeweils den ersten Preis, der mit
500 Euro dotiert ist, gewonnen haben. Anhand der Plakate wollen sie den zahlreichen Gästen, die zur Preisverleihung am 11. Juli gekommen waren, ihre Entwürfe
»Sport, Spiel, Spaß« und »Abenteuer Natur« noch einmal erläutern. »Unsere Entwürfe sind eigentlich als ein
Gesamtkonzept zu verstehen. Aus der Standortanalyse
ist ein Konzept mit ganz unterschiedlichen Attraktivitäten entstanden. Vor allem ging es uns darum, den
Berg der Deponie in den verschiedenen Facetten erlebbar zu machen«, erläutert Maria Kaminski mit Blick auf
den Gestaltungsentwurf. So gibt es darin zum Beispiel
Sport, Spiel und Spaß in Form einer Sommerrodelbahn,
einer Mountainbike-Strecke, Volleyballspielflächen sowie Jogging- und Nordic-Walking-Strecken. Die Naturkomponente sieht Sinnespfade beispielsweise mit Lavendelduft und ein Landschaftstheater vor, welches
sich aus der Form der Berge ergibt. Eine Werbekonzeption, nach der Teile des Bergs mit pflanzlichen Werbeflächen versehen werden sollen, rundet den Entwurf ab.
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Mit ihren facettenreichen Konzeptideen haben die
Studentinnen des Fachbereichs Bauwesen eine sechsköpfige Jury überzeugt, die sich aus Vertretern der
sächsischen Abfallwirtschaft, des Marketing Clubs
Leipzig, den Deponieplanern und Hochschullehrern der
HTWK Leipzig zusammensetzte. Ein zweiter Platz wurde
nicht vergeben. Der dritte und vierte Preis, welche
ebenfalls mit einer Preissumme dotiert waren, gingen
an die Entwürfe von Katharina Funke und Susanne
Meichsner, beide ebenso Studentinnen der Architektur.
Die Preisgelder wurden vom Marketing-Club Leipzig
gestiftet.
Erste Vorstellungen zur Nachnutzung der Deponie
Seehausen wurden ursprünglich vom Zweckverband Abfallwirtschaft Westsachsen und der Westsächsischen
Entsorgungs- und Verwertungsgesellschaft mbH entwickelt. In Zusammenarbeit mit Prof. Dr.-Ing. Ingomar
Belz, zuständiger Leiter des Instituts für Stadt- und
Projektentwicklung – ISP am Fachbereich Bauwesen
der HTWK Leipzig, reifte schnell die Idee, Studierenden
der Architektur im Rahmen ihres Studienprogramms die
Gelegenheit zu geben, an entsprechenden Vertiefungsentwürfen zu arbeiten: »Die Praxisrelevanz hatte hier
einen besonderen Wert, da erfolgreiche Entwürfe weiter
verfolgt werden sollen und für die besten Konzepte
durchaus Realisierungschancen bestehen«, so Professor
Belz, der den Ideenwettbewerb initiierte und an der
Hochschule betreute. ■ Silke Mühl
Entwurfs- und Berechnungstafeln
für Bauingenieure
Klaus Holschemacher (Hrsg.)
Bauwerk-Verlag, 2007
3. aktualisierte und erweiterte Auflage
1264 Seiten, gebunden, mit Daumenregister
ISBN 978-3-89932-179-1
In den »Entwurfs- und Berechnungstafeln für Bauingenieure« sind die wichtigsten Bereiche des Bauingenieurwesens in kompakter und übersichtlicher Form
dargestellt. Der Stand der Normung bis zum Ausgabedatum Juli 2007 wurde berücksichtigt. In den einzelnen Kapiteln werden nicht nur Berechnungsgrundlagen
und -hilfsmittel, sondern auch wichtige Hilfen für den
Entwurf der Baukonstruktionen zur Verfügung gestellt.
Durch viele Zahlenbeispiele wird das Verständnis des
dargestellten Stoffes erleichtert. Somit ist das Nachschlagewerk sowohl für den in der Praxis tätigen Ingenieur als auch für den Studierenden eine wertvolle
Stütze für die alltägliche Arbeit. Auf der enthaltenen
CD befinden sich neben weiteren Zahlenbeispielen und
Textergänzungen BAUTEXT-Programm-Vorlagen, mit
denen die Berechnungen aller Zahlenbeispiele der
Kapitel Holz-, Mauerwerks-, Stahl- und Stahlbetonbau
nachvollzogen und mit eigenen Zahlenwerten durchgerechnet werden können.
Entwurfs- und Konstruktionstafeln
für Architekten
Architekturstudentinnen entwickelten Lösungsansätze für eine zukünftige alternative Nutzung des Deponiegeländes im Leipziger Norden.
P OD IUM
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Klaus Holschemacher (Hrsg.)
Bauwerk-Verlag, 2007
3. aktualisierte und erweiterte Auflage
1160 Seiten, gebunden, mit Daumenregister
ISBN 978-3-89932-180-7
13. Jahrgang 2 | 2007
Gegenüber der letzten Auflage von »Entwurfs- und
Konstruktionstafeln für Architekten« wurden die
Kapitel Baukonstruktion – Ausbau, Baubetrieb, Öffentliches Baurecht, Lastweiterleitung in Tragwerken,
Statische Systeme/Tragwerksidealisierung und Freihandzeichnen neu in das Buch aufgenommen, das
Kapitel Objektplanung deutlich erweitert. Der Stand
der Normung bis zum Ausgabedatum Juli 2007 wurde
berücksichtigt. Das Nachschlagewerk wird damit dem
Anspruch gerecht, als wichtige Hilfe für den Entwurf
von Baukonstruktionen zu dienen. Für den Berufsalltag von Architekten und den Studienalltag von angehenden Architekten ist das Buch eine unerlässliche
Hilfe.
Lastannahmen nach neuen Normen.
Grundlagen, Erläuterungen, Praxisbeispiele
Einwirkungen auf Tragwerke aus: Eigenund Nutzlasten, Wind- und Schneelasten,
Erdbebenlasten
Klaus Holschemacher / Yvette Klug
Bauwerk-Verlag, 2007
252 Seiten, kartoniert
ISBN 978-3-89932-130-2
Die rechnerische Nachweisführung von Tragkonstruktionen hat sich in den letzten Jahren deutlich verändert.
Für die Neubearbeitung der Norm DIN 1055 »Einwirkungen auf Tragwerke« hatten die neuen Rahmenbedingungen erhebliche Konsequenzen. Als wesentlicher
Vorteil der neuen Einwirkungsnormen ergibt sich, dass
für die verschiedenen in der Baupraxis vorkommenden
Beanspruchungssituationen nunmehr ein gleichmäßigeres und damit wirtschaftlicheres Sicherheitsniveau
erreicht wird.
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WIRTSCHAFT PUBLIKATION
Zwischen Mitbestimmung und Alibiteilnahme. Politische Partizipation
und Bildung im lokalen Raum
Stefan Danner / Christiane Rößiger (Hrsg.)
HTWK Leipzig, Fachbereich Sozialwesen 2007
125 Seiten, Broschur
ISBN 978-3-00-021248-2
Das Buch enthält zwei Texte. Der Schwerpunkt liegt auf
dem ersten Text. Er beschreibt Ziele, Methoden und Ergebnisse einer Untersuchung zu einem stadtbezirksorientierten Modellprojekt in der Stadt Leipzig. Im Jahr
2004 hat die Stadt Leipzig festgelegt, dass zwei ausgewählten Stadtbezirksbeiräten für die Dauer von zwei
Jahren ein Jugendgremium als beratendes Organ in Kinder- und Jugendfragen zugeordnet wird. Bei der Untersuchung des Modellprojekts waren unter anderem folgende Annahmen leitend:
■ Das Beteiligungsverfahren ist dann als praktikabel
einzuschätzen, wenn es die Akteure anerkennen.
■ Mit dem Beteiligungsmodell Jugendgremium ist eine
Einflussnahme der Jugendlichen auf Entscheidungen
des Stadtbezirksbeirates nur begrenzt möglich.
■ Die Stärken des Beteiligungsmodells liegen in der
Bereitstellung einer stetigen Mitsprachegelegenheit
für Jugendliche sowie der politischen Bildung.
Der zweite Text beschreibt, inwieweit der kompetente
Umgang mit Experten ein wichtiges Ziel politischer Bildung sein kann. Eine demokratische Gesellschaft lebt
von dem selbstständigen politischen Urteil der Bürger.
Unter den Bedingungen der modernen Informationsgesellschaft ist dieses Urteil durch die allgegenwärtige
Abhängigkeit von Experten gefährdet. Der Aufsatz erläutert, welche neuen Aufgaben damit der politischen
Bildung zuwachsen. Zwei exemplarische Themenfelder
zeigen, welche Bildungsinhalte für eine Didaktik der
Experten-Expertise nützlich sein könnten.
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WIRTSCHAFT PUBLIKATION
Evolutionäre Algorithmen
Karsten Weicker
Teubner Verlag, Wiesbaden 2007
2. erweiterte und überarbeitete Auflage
ca. 325 Seiten, Broschur
ISBN 978-3-8351-0219-4
Evolutionäre Algorithmen sind relativ neue Methoden
zur Lösung von Optimierungsproblemen in Industrie,
Wirtschaft und Forschung. Inspiriert durch die biologische Evolution imitieren sie das Wechselspiel zwischen
Variation von Individuen und Selektion.
Das nun in der zweiten Auflage erschienene Lehrbuch
führt anhand eines einfachen Beispiels in die Thematik
ein und gibt einen Überblick über die Vielzahl der Standardalgorithmen, die sich hinter der Bezeichnung »evolutionärer Algorithmus« verbergen. Das Buch hebt sich
von seiner deutschsprachigen Konkurrenz dadurch ab,
dass die Grundprinzipien bzw. Arbeitsweisen der Algorithmen sowohl durch zahlreiche Beispiele als auch
durch theoretische Resultate ausführlich diskutiert werden. Neu in der zweiten Auflage ist ein stärkerer Fokus
auf der Anwendung evolutionärer Algorithmen, der
nicht nur in drei Fallstudien, sondern auch in einem
allgemeinen Vorgehensmodell deutlich wird. Auch die
Abschnitte zu speziellen Anforderungen in Optimierungsproblemen, wie die Betrachtung mehrerer Zielfunktionen, Randbedingungen und nur ungenau bewertbare Probleme wurden auf den aktuellen Stand der Forschung gebracht.
Das Buch ist sowohl als Lehrbuch wie auch als Nachschlagewerk geeignet und soll Studierende und Anwender gleichermaßen ansprechen. Weiterführende Informationen sowie Begleitmaterial können der Webseite
www.evolutionary-algorithm.de entnommen werden.
P OD IUM
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Kleine Formelsammlung
Technische Thermodynamik
Handbuch der Internen Revision.
Grundlagen, Standards, Berufsstand
Hans-Joachim Kretzschmar / Ingo Kraft
unter Mitarbeit von I. Stöcker
Fachbuchverlag Leipzig
im Carl Hanser Verlag München, Leipzig 2007
ca. 210 Seiten
Broschur mit 4 entnehmbaren Zustandsdiagrammen
ISBN 978-3-446-22882-5
Thomas Amling / Ulrich Bantleon
Erich Schmidt Verlag, Berlin 2007
418 Seiten, gebunden
ISBN 978-3-503-10344-7
Die »Kleine Formelsammlung Technische Thermodynamik« beinhaltet die wichtigsten Formeln und Berechnungsalgorithmen der Technischen Thermodynamik,
einschließlich der Wärmeübertragung für die Studiengänge und Studienrichtungen:
■ Maschinenbau,
■ Energie-, Verfahrens- und Umwelttechnik,
■ Versorgungs- und Gebäudetechnik,
■ Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik,
■ Kälte- und Wärmepumpentechnik sowie
■ Wirtschaftsingenieurwesen.
Folgende Gebiete werden erfasst:
■ Energielehre und thermodynamische Stoffeigenschaften,
■ einfache Prozesse und Kreisprozesse sowie
■ Wärmeübertragung.
Die Formelsammlung kann auch als Grundlage für die
Berechnung von Maschinen, Apparaten und Anlagen
dienen. Zur schnellen Nutzung sind die Formelzeichen
unmittelbar unter der betreffenden Formel erläutert.
Eine ausführliche Stoffwert- und Diagrammsammlung
ermöglicht sofort die Anwendung der Bilanz- und
Berechnungsgleichungen. Ergänzende Software für
Taschenrechner, Excel® und Mathcad® stehen auf der
Website www.thermodynamik-formelsammlung.de
zum Download bereit.
13. Jahrgang 2 | 2007
Die Interne Revision als zentrales Instrument der internen Unternehmensüberwachung tritt nicht zuletzt aufgrund zahlreicher Skandale und damit einhergehend
veränderter Erwartungshaltungen zunehmend in das Interesse von Theorie und Praxis.
Als methodischer Rahmen für eine moderne Interne
Revision hat sich das Professional Practices Framework
des Institute of Internal Auditors mit den sogenannten
Standards etabliert. Diese sind seit einigen Jahren für
Mitgliedsunternehmen des Instituts für Interne Revision e. V. und Certified Internal Auditors verbindlich.
Das Berufsbild des Internen Revisors hat damit im
deutschsprachigen Raum erheblich präzisere Konturen
erhalten. Insbesondere hat eine mit anderen prüfenden
Berufen vergleichbare Professionalisierung eingesetzt.
Für Absolventinnen und Absolventen wirtschaftlicher
und technischer Studiengänge bieten sich exzellente
Perspektiven.
In der Fachliteratur fehlt bisher eine geschlossene
Abhandlung der Internen Revision, die konsequent das
Professional Practices Frameworks mit den Standards
als Fundament verwendet. Die vorliegende Monografie
schließt diese Lücke.
Ausgangspunkt der Darstellung ist die Prüfungstheorie, die aus Sicht eines Internen Revisors aufbereitet
und komprimiert dargestellt wird. Die Wissensaufnahme
wird durch eine Vielzahl von Visualisierungen unterstützt. Das Buch kann als Grundlagenwerk und über das
umfangreiche Stichwortverzeichnis auch als Nachschlagewerk genutzt werden.
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WIRTSCHAFT PUBLIKATION
WIRTSCHAFT PUBLIKATION
Organisation
Personalwirtschaft
Investition
Klaus Olfert
Friedrich Kiehl Verlag GmbH, Ludwigshafen 2006
14. Auflage, 557 Seiten
Mit 1200 Kontrollfragen und 80 Aufgaben/Fällen
ISBN 978-3-470-51374-4
Klaus Olfert
Friedrich Kiehl Verlag GmbH, Ludwigshafen 2006
12. Auflage, 684 Seiten
Mit 1200 Kontrollfragen und 80 Aufgaben/Fällen
ISBN 978-3-470-54382-6
Klaus Olfert und Christopher Reichel
Friedrich Kiehl Verlag GmbH, Ludwigshafen 2006
10. Auflage, 522 Seiten
Mit 500 Kontrollfragen und 80 Aufgaben/Fällen
ISBN 978-3-470-70470-8
Die 14. Auflage ist überarbeitet, aktualisiert und erweitert. Insbesondere sind die betriebswirtschaftlichen
Aspekte gestärkt worden, E-Health als neues Anwendungsfeld, als Organisationskonzept und die IT-Balanced Scorecard aufgenommen worden. Der Übungsteil
ist ebenfalls erweitert. Zahlreiche Abbildungen, Beispiele und Kontrollfragen mit Lösungshinweisen unterstützen den Wissenserwerb. Aufgaben und Fälle mit
Lösungen bieten zusätzlich wertvolle Lernhilfen.
Das Standardwerk führt jetzt seit über 20 Jahren in
die Grundlagen der Personalwirtschaft ein. Die aktuelle Auflage wurde in allen Kapiteln überarbeitet
und aktualisiert. Sie berücksichtigt alle relevanten
arbeitsrechtlichen Veränderungen für das Jahr 2005.
Zusätzlich haben einzelne Straffungen und satztechnische Umgestaltungen die Handlichkeit des Buches
erhöht.
Investitionsentscheidungen sind Bestandteil und
Grundlage erfolgreichen wirtschaftlichen Handelns.
Das seit 30 Jahren am Markt erfolgreich eingesetzte Standardwerk führt dem Reihenkonzept entsprechend in einfacher, aber fundierter Form in das Thema ein und ermöglicht auch eine tiefer gehende
Beschäftigung mit dem Stoff. Von der Investitionsrechnung bei Sach- und Finanzinvestitionen bis hin
zu Nutzwertrechnungen und finanzwirtschaftlichen
Analysen erhalten Sie den kompletten Einblick in
alle wichtigen Einzelbereiche der praktischen Investitionspolitik.
Kompakt-Training Projektmanagement
Kompakt-Training Unternehmensführung
Klaus Olfert und Helmut Pischulti
Friedrich Kiehl Verlag GmbH, Ludwigshafen 2007
4. Auflage, 300 Seiten
ISBN 978-3-470-49734-1
Zur Sicherung ihrer Wettbewerbsfähigkeit sind die Unternehmen heute mehr denn je gezwungen, sich den
auf dem Markt stattfindenden Veränderungen nicht nur
anzupassen, sondern den absehbaren Wandel möglichst
frühzeitig vorwegzunehmen. Der Unternehmensführung
fällt die bedeutsame Aufgabe zu, die notwendigen
Strukturen und Prozesse in geeigneter Weise zu gestalten, zu steuern und zu kontrollieren, um den Bestand
und die Weiterentwicklung der Unternehmen langfristig sicherzustellen. Der Band zeichnet sich durch eine
kompakte und praxisbezogene Darstellung sowie den
lernfreundlichen Aufbau aus.
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Klaus Olfert
Friedrich Kiehl Verlag GmbH, Ludwigshafen 2007
5. Auflage, 271 Seiten
ISBN 978-3-470-48595-9
Projektmanagement ist in der heutigen Praxis moderner Unternehmen ein fester, notwendiger Bestandteil
in der Abwicklung kurz- und langfristiger Sonderaufgaben. Der Leser erhält mit diesem Buch einen Überblick über Formen, Methoden, Ablauf und Organisation
von Projekten.
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13. Jahrgang 2 | 2007
Rechnungswesen, Band 1
Überblick und Einführung in die Buchführung
mit zahlreichen Rechenbeispielen
Dr. Andreas Hollidt und Dr. Andreas H. Piel
Wissenschaftlicher Verlag Berlin, 2007
Schriftenreihe Wirtschaftspraxis Band 4
ISBN 978-3-932986-24-6
Dieses Buch – hervorgegangen aus Skripta unserer Vorlesungen und Seminare – liegt nunmehr in der zweiten,
völlig überarbeiteten und ergänzten Auflage vor. Es soll
dem/der Studierenden der Betriebswirtschaftslehre und
ähnlichen bzw. verwandten Disziplinen bzw. anderen
interessierten Leserinnen und Lesern einen Einblick in
die Systematik des Rechnungswesens vermitteln und
den Einstieg ermöglichen. Die Darstellung des gewiss
komplexen Gebietes des Rechnungswesens ist in erster
Linie auf die zu vermittelnden Aspekte der Technik der
Buchführung ausgerichtet, d. h. neben den rechtlichen
Aspekten werden vor allem kleine Übungen und Fallbeispiele ausgeleuchtet. Neu in dieser Auflage sind insbesondere die zahlreichen Übungsaufgaben, die zudem
mit Lösungsskizzen abgedruckt sind. Dieses Buch kann
und soll nur eine Einführung respektive einen Überblick
bieten. Eine abschließende Darstellung der Thematik
findet sich letztlich kaum, da ein derart breites Spektrum wohl nicht abschließend und erschöpfend in einem
Buch behandelt werden kann. Aus diesem Grund ist es
unverzichtbar, sich mit weiterer Literatur zu befassen,
die einen detaillierteren Zugang zu speziellen Problemstellungen liefert, da sich das Generelle oftmals nicht
ohne die Kenntnisse von Details erschließt.
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KULTUR
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KULTUR
PODIUM.WISSEN
Die Himmelsscheibe von Nebra ist eine Metallplatte aus
der Bronzezeit mit Goldapplikationen, die offenbar astronomische Phänomene und Symbole religiöser Themenkreise darstellt. Sie gilt als die weltweit älteste konkrete
Himmelsdarstellung und als einer der wichtigsten archäologischen Funde aus dieser Epoche. Gefunden wurde sie
am 4. Juli 1999 von Raubgräbern in einer Steinkammer auf
dem Mittelberg nahe der Stadt Nebra (Unstrut) in Sachsen-Anhalt. Seit 2002 gehört sie zum Bestand des Landesmuseums für Vorgeschichte Sachsen-Anhalt in Halle. Am
20. Juni 2007 wurde in der Nähe des Fundortes bei Nebra
das multimediale Besucherzentrum Arche Nebra eröffnet.
Architektur für die Himmelsscheibe
HTWK-Professor fungiert als Sachverständiger und Fachpreisrichter
am Ausstellungsort des Sensationsfundes
Süd-Ost-Fassade des
Besucherzentrums
A
m 20. Juni 2007 wurde das Dokumentationszentrum nahe dem Fundort der Himmelsscheibe
von Nebra eingeweiht. Eine neue, überaus eindrückliche Landmarke, welche die traditionelle sachsenanhaltische Kulturlandschaft um ein zeitgenössisches
Monument ergänzt.
Obwohl der zukünftige Ausstellungsort der Himmelsscheibe im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle
schnell feststand und eine Präsentation des Originals
in Nebra ausgeschlossen wurde, sollte die Authentizität des Fundortes thematisiert und touristisch genutzt
werden. Folglich kam das Budget in Höhe von zehn
Millionen Euro für ein lokales Dokumentationszentrum
aus dem Investitionsfonds des sachsen-anhaltischen
Wirtschaftsministeriums und nicht etwa aus dem Kulturhaushalt. An der Vorbereitung zweier internationaler
Wettbewerbe zur Hochbau- und Landschaftsarchitektur
war Architektur-Professor Andreas Wolf vom Fachbereich
Bauwesen als Sachverständiger beteiligt und als Fachpreisrichter Mitglied der Jury.
Für die architektonische Entwicklung der Gesamtanlage stellten sich gleich mehrere konzeptionelle Her-
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ausforderungen: Da die Abwesenheit des Sensationsfundes von vornherein feststand und der zukünftigen
Architektur somit die Aufgabe eines »Platzhalters« zukam, wurde zunächst die Bezugnahme auf die Fundstelle als Standort des Neubaus als selbstverständlich
vorausgesetzt. Doch verhinderte hochrangiger Naturschutz eine intensive bauliche Entwicklung der Kuppe
des Mittelberges und führte zu einer Doppelanlage: Ein
Turm markiert den Fundort und bietet zugleich Aussicht
zu Brocken und Kyffhäuser und dem nun ortsnahen,
in Halblage zu errichtenden Besucherzentrum. Für die
zweieinhalb Kilometer Wegestrecke wurde ein ShuttleService vorgesehen.
Ein weitere Herausforderung für die Wettbewerbsteilnehmer war die schwierige typologische Zuordnung des
zu entwerfenden Bauwerks, da es sich weder um ein
Museum im klassischen Sinn noch um eine modische
Event-Inszenierung à la Disney handeln sollte. Vielmehr
sollte eine publikumsnahe, kurzweilige, aber wissenschaftlich anspruchsvolle Darstellung der Herkunfts-,
Herstellungs- und Fundgeschichte gelingen und eine
Kuppelprojektion der auf der Scheibe repräsentierten
P OD IUM
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Himmelskonstellationen erfolgen. Dem medialen Charakter der Innenfunktionen entsprachen dann auch die
Ansprüche an die äußere Formgebung, deren kommunikative und werbewirksame Qualität für diesen solitären
Anziehungspunkt im zwar landschaftlich schönen, aber
dünn besiedelten und verkehrstechnisch schlecht erschlossenen Unstrut-Gebiet im Vordergrund stand.
Das von den jungen Architekten Holzer & Kobler aus
der Schweiz entworfene Projekt führt die vorgenannten
Einzelaspekte zu einem ganzheitlichen Gestaltungsansatz und schließlich zu einer mächtigen formalen
Lösung zusammen, welche bereits ihre umgangssprachliche Benennung als »Arche von Nebra« gefunden hat.
Die Dreiteilung in Sockel (Nebenräume, Büros), gläsernes Foyer (Kasse, Shop, Café) und goldenen Kragkörper
(Ausstellungsebene) ist dabei streng funktional angelegt und erscheint fast selbstverständlich. Die Ausrichtung des Gebäudes und seiner stirnseitigen Panoramafenster zum Fundort auf dem Mittelberg macht die Bezugnahme zum Aussichtsturm zwingend und verweist
nebenbei auf die besondere Räumlichkeit und feine
Topografie des landschaftlichen Kontexts.
Den Fundort prägt eine in seiner Eleganz und Mehrfachkodierung als Sicht- und Sternenweiser, Sonnenwendnadel und -uhr überzeugender, leicht geneigter
Stahlbetonturm. Eine ruhige Platzgestaltung mit Rasenoberfläche wird von einem rekonstruierten Ringwall
umschlossen und ist von eingelassenen, schmalen Stahlbetonstreifen mit Angaben zu Sonnenständen und Himmelsrichtungen gegliedert.
Während die baulichen und gartenarchitektonischen
Setzungen am Besucherzentrum und auf dem Mittelberg
gedanklich wie materiell gelingen und insbesondere
13. Jahrgang 2 | 2007
das Café samt seinem spektakulären Terrassenraum
die weite Anfahrt lohnen lassen, kann die eigentliche
Ausstellungsinszenierung mit Ausnahme der Kuppelprojektion (noch) kaum überzeugen. Dabei ist der unfertige Zustand des jetzigen Provisoriums weniger beunruhigend als das falsch verstandene Arrangement der
bereits installierten Ausstellungsmöbel, die innerhalb
des bereits äußerst expressiven Gebäudes weitere
Sensationen in Form spiralförmiger Vitrinen und Hologramm ähnlicher Projektionen zu etablieren versuchen.
Hier wäre den Ausstellungsmachern dringend mehr
Gelassenheit und formale Zurückhaltung im Innenleben
der »Arche« anzuraten! ■ Prof. Andreas Wolf, Fachbereich Bauwesen
Blick in den Ausstellungsbereich des Besucherzentrums
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Links: Aussichtsturm
auf dem Mittelberg
Rechts: Blick in das
Innere des Aussichtsturms
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KULTUR
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KULTUR
»Ein Job in NY ist wie ein Sechser im Lotto«
Kleiner Maulwurf ganz groß
Doreen Vogel hat es mit ihrem HTWK-Studium bis nach Amerika geschafft –
und gleich noch die Liebe des Lebens gefunden
DDR-Kinderbücher beschäftigten das PR-Projekt des Studiengangs
Buchhandel/Verlagswirtschaft
W
D
olkenkratzer säumen die Straßen von Manhattan. Geschäftig eilen die Menschen über die
Straße, winken nach einem Taxi. Wer hat nicht
schon einmal davon geträumt, in New York zu leben und
zu arbeiten?
Doreen Vogel hat es geschafft – obwohl die Studentin des Studiengangs Buchhandel/Verlagswirtschaft der
HTWK Leipzig nicht immer davon geträumt hat. Sie hat
zwar ihr Studium noch nicht ganz beendet, arbeitet
aber seit Mai schon bei einem der weltgrößten Verlagssoftwarehersteller in New York. »Ich wollte eigentlich
nicht unbedingt nach Amerika und es war nicht geplant.
Auch wenn das lange Zeit sehr ›in‹ war und zum Teil ja
auch noch ist«, erklärt die 25-Jährige. Als sie im Herbst
»Ich wollte eigentlich nicht unbedingt
nach Amerika«
So wie es in Leipzig
die Leipziger Leos gibt,
sind es in Manhattan
Variationen von »Big
Apples«.
2003 ihr Studium am Fachbereich Medien bei Prof. Dipl.Kfm. Dipl.-Oec. Friedrich Figge begann, ahnte sie noch
nicht, dass sich für sie bald einiges ändern würde. »Ich
lernte dann hier in Leipzig meinen jetzigen Mann kennen. Er kommt aus Bogota in Kolumbien und hat hier
an der Uni ein Aufbaustudium absolviert«, erzählt Doreen. Als er dann einen Job in New York gefunden hat,
flog die Studentin so oft es ging in die USA . »Ich war
richtig froh, dass das durch die Semesterferien und das
Praxissemester möglich war – und natürlich ist New
York auch eine Verlagsstadt. Das passte sehr gut zu
meinen Berufsplänen.«
Doreen hat vor ihrem Studium schon eine Ausbildung
zur Mediengestalterin mit dem Schwerpunkt Beratung
gemacht. Mit dieser Ausbildung und dem Studium an
der HTWK Leipzig fiel es ihr nicht schwer, einen Praktikumsplatz in New York zu finden. In einem Kinderbuchverlag war sie dort sechs Monate lang für das Lektorat
zuständig. Trotzdem fiel es ihr nicht leicht, diese Entscheidung – für immer oder zumindest für längere Zeit –
nach Amerika zu gehen, zu treffen. »Es ist einfach ganz
anders als in Deutschland. Es ist laut, schnelllebig, die
Miet- und Lebenshaltungskosten sind viel höher. Und es
ist weit weg von zu Hause«, sagt Doreen. »Aber es gibt
auch schöne Flecken und ich wohne jetzt in Brooklyn,
dort ist es nicht ganz so hektisch. Zumindest kann man
in New York immer wieder etwas Neues erleben – jeden
Tag. Und das ist ein tolles Gefühl.«
Da Doreen inzwischen schon ihren Vollzeitjob als
Junior Consultant angetreten hat, musste sie ihre
60
Auf der Rockefeller Center Viewing Platform mit 360-Grad-Aussicht
über Manhattan
Diplomarbeit – die letzte Hürde vor dem Abschluss –
erst einmal verschieben: »Aber das Prüfungsamt war
sehr entgegenkommend und ich möchte natürlich den
Abschluss haben. Ich werde das nebenbei erledigen
müssen. Aber als Ausländer in Amerika einen Job zu
bekommen, den man auch haben will, ist wie ein Sechser im Lotto. Da konnte ich nicht Nein sagen.« In Amerika bekommen Ausländer nämlich nur einen festen Job,
wenn kein Amerikaner diese Arbeit mit einer ähnlichen
Qualifikation erledigen kann.
»Man kann in New York immer wieder
etwas Neues erleben – jeden Tag«
Nun stehen für Doreen erst einmal ein paar Geschäftsreisen innerhalb Amerikas, aber auch nach Amsterdam,
an. Als Junior Consultant unterstützt sie dann Verlage,
die eine neue Software in ihr System integrieren müssen und hält Schulungen ab. »Das wollte ich schon
immer machen und ich fliege auch gerne, es macht mir
also nichts aus, auf Achse zu sein«, sagt die Leipzigerin. Schließlich ist sie das ja schon gewohnt. ■ Katrin
Gröschel
P OD IUM
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er Kleine Maulwurf und Alfons Zitterbacke waren
die Stars der vom studentischen PR-Projekt des
Studiengangs Buchhandel/Verlagswirtschaft
organisierten Veranstaltung Anfang Mai. In den Räumen
der Lehmanns Buchhandlung in Leipzig konnten sich
Interessierte unter dem Titel »Kleiner Maulwurf ganz
groß – DDR Kinderbücher damals und heute« vom Charme der einstigen Klassiker einfangen lassen.
Ein wie gewohnt fröhlich drein blickender, etwa einen
Meter großer Plüsch-Maulwurf lächelte den gut 120 Besuchern entgegen, um sie damit in die Welt der DDRKinderbuchhelden zu entführen. Was ist aus den Bilderbuchfiguren der Kindheit geworden? Woher stammt das
wiederkehrende Interesse an den Klassikern? Wie sah
Verlagsarbeit in der DDR aus und mit welchen Herausforderungen hatten Verlage zu kämpfen? All diese Fragen motivierten das PR-Projekt zu dem Themenabend
rund um die einstigen Kinderbuchhelden. Steffen Lehmann, Verleger beim Leipziger Kinderbuchverlag Leiv,
beleuchtete als Branchenkenner Hintergründe für das
Wiederaufleben der ehemaligen DDR-Kinderbücher und
deren heutigen Erfolg, ebenso wie die Bedingungen des
Verlegens in der ehemaligen DDR .
Problematisch bei der Verlagsarbeit sei zu DDR-Zeiten
die Materialknappheit gewesen, zum Beispiel »war nur
ein gewisses Papierkontingent vorhanden, welches von
staatlicher Seite auf die Verlage verteilt wurde«, erklärt
Lehmann. Allerdings habe man sich auch viel akribischer
mit den Texten beschäftigen können. Es herrschte kein
Profitzwang, da der Markt im Sinne einer freien oder
sozialen Marktwirtschaft bekanntermaßen nicht vorhanden war.
»Mit dem Maulwurf fing es an«, erklärt der Verleger
die Bedeutung seiner wohl berühmtesten Kinderbuchfigur für den Leiv-Verlag. Auch wenn er das Wort »Kult«
nicht mag, betont er doch, es habe sich »immer gelohnt
Geschichten zu bewahren, die gute Kinderliteratur
sind«. Leiv befasste sich nach der deutschen Wiedervereinigung, als besonders im Osten das Interesse eher
anderen Dingen als russischer Literatur galt, genau damit. Es wurde verlegt, wofür noch Lizenzen zu haben
waren, und auf diese Weise erfolgreich eine Nische besetzt: Bewahren von Klassikern der DDR-Kinderbuchliteratur und damit ein Stück deutscher Identität. Das
Konzept scheint aufzugehen, denn die Geschichten, mit
denen schon die Eltern und Großeltern aufgewachsen
sind, erfreuen sich nach wie vor großer Beliebtheit bei
Jung und Alt.
13. Jahrgang 2 | 2007
Bis heute ist der Kleine Maulwurf der Star des 1991
gegründeten Leiv-Verlages. Der Trickfilmzeichner und
Schöpfer des sympathischen Waldbewohners Zdenek
Miler stolperte vor mittlerweile gut 50 Jahren bei einem
Waldspaziergang über einen Maulwurfshügel und fiel auf
die Nase. Die Idee für die Kultfigur war geboren. Eine
hübsche Anekdote und nur das i-Tüpfelchen auf dem
Gesamtbild der Kult-Trickfilmfigur. Noch heute befinden
sich im Prager Atelier des Zeichners erste Entwürfe des
Kleinen Maulwurfs. Auch wenn diese nur einigen wenigen Auserwählten zugänglich sind, sie lassen den weiten Weg erkennen, den die liebenswerte Kinderbuchfigur beschritten hat. Der mittlerweile 86-jährige Miler
zeichnet bis heute, inzwischen von seiner Tochter unterstützt. Das lässt hoffen, dass die Abenteuer des Kleinen
Maulwurfs mit der blauen Hose, der spitzen Schaufel
und dem fröhlichen Lächeln auch noch kommende Generationen begleiten werden.
Das Theatrium Großstadtkinder e. V. rundete den
Abend mit einer szenischen Lesung aus Alfons Zitterbacke ab. Nicht zuletzt der eigenen Kindheitserinnerungen wegen sprühte das Publikum vor Begeisterung. Die
Schauspieler zogen die Zuschauer auf witzige und ironische Weise in ihren Bann. Mit Staubwedel, Keyboard
und Comic-Sprechblasen-Animation gaben sie verschiedene Episoden des bekannten Klassikers zum Besten,
was den Künstlern viel Applaus und lautstarkes Gelächter einbrachte. ■ Christiane Surma, Fachbereich Medien
Steffen Lehmann, Verleger beim Leipziger Kinderbuchverlag
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KULTUR
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KULTUR
Virtueller Auftritt für Assisi-Basilika
Neu aufgestellt in die Zukunft blicken
Zwei Studierende konzipierten Ausstellung mit dem
Kunsthistorischen Institut Florenz
Perspektiven der Leipziger Bibliotheks- und Informationswissenschaft nach dem
Zusammenschluss zum Fachbereich Medien
S
ie gehört zu den berühmtesten Kirchen der Welt
und stand jetzt im Mittelpunkt einer Projektarbeit zweier HTWK-Studenten – die Basilika des
Heiligen Franz von Assisi in Italien. Gemeinsam mit dem
Kunsthistorischen Institut (KHI ) in Florenz haben die
angehenden Museologen Carolin Voigt und Oliver Rymek
ein Konzept für eine Online-Ausstellung erarbeitet. Die
Ausstellung ist seit dem 26. September 2007 im Internet zu sehen – dem Tag, an dem das umbrische Assisi
vor zehn Jahren von einem schweren Erdbebeben erschüttert wurde. Damals wurden rund 200 Quadratmeter
Fresken von unschätzbarem kunsthistorischem Wert
zerstört.
Fast ein Jahr Arbeit hat es gekostet, von ersten Recherchearbeiten, Kontaktanbahnungen und einem mehrseitigen Konzept bis zum bevorstehenden Starttag der
Ausstellung zu kommen. Gemeinsam mit der Photothek
des Kunsthistorischen Institutes Florenz wälzten die
beiden Studierenden nebst Projektleiterin Prof. M. A.
Regine Scheffel vom Fachbereich Medien bestehendes
Fotomaterial. Schon drei Praktikanten konnte die HTWK
Leipzig an das Kunsthistorische Institut in Florenz entsenden. Es ist neben der Biblioteca Hertziana in Rom
eines von zwei Max-Planck-Instituten, das sich besonders der Erforschung italienischer Kunst widmet. Dokumentarische Fotografien werden von dessen Photothek
seit mehr als 100 Jahren systematisch gesammelt und
wissenschaftlich erfasst. »Ohne Bildmaterial wie dieses – so umfassend und reich an Details – hätte eine
Auf der Startseite www.khi.fi.it findet der Internetnutzer
das Assisi-Projekt.
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Die Assisi-Basilika ist Mittelpunkt der Online-Ausstellung, welche in
Zusammenarbeit von zwei Studierenden der HT WK Leipzig und dem
Kunsthistorischen Institut Florenz entstanden ist.
aufwendige Restaurierung wie sie jetzt in der Kirche
gemacht wird, nie stattfinden können. Wir wollten das
Bewusstsein für die Wichtigkeit minutiöser fotografischer Dokumentation von Kunstgütern schärfen«, sagt
die 22-jährige Studentin Carolin Voigt. Bilder vom Beben sowie von den andauernden Restaurierungsarbeiten
konnten direkt in Assisi aufgetrieben werden. Der Hilfe
des Paters Gerhard Ruf haben die Ausstellungsmacher
Farbfotografien aus dem umfänglichen digitalen Archiv
von www.assisi.de zu verdanken. In Pater Ruf, seit fast
einem halben Jahrhundert im Franziskanerkloster, fanden die Leipziger Studenten einen Zeitzeugen, der sowohl das Beben miterlebte als auch ein kompetenter
Gesprächspartner für die Recherche war. Mit ihm gemeinsam zeichneten die beiden noch ein Video auf, was die
Online-Ausstellung ergänzte und die begleitenden Texte
mit O-Tönen aufwertete. Von einem einzigen zerstörten
Gewölbefeld seien schon 40 000 bis 60 000 Fragmente
entstanden, erzählt im Video der aus Franken stammende Pater. Hunderttausende Puzzleteile gilt es seit dem
Beben zusammenzusetzen. Deshalb gestalte sich die
Restaurierung auch zehn Jahre nach dem Unglück noch
schwierig. Das KHI bereitete die Ergebnisse der gemeinsamen Arbeit für den Webauftritt vor. In drei Sprachen
ist die Ausstellung weltweit abrufbar – Italienisch,
Englisch und Deutsch. »Es war ein tolles Miteinander.
Wir konnten jederzeit frei entscheiden, hatten aber immer den wissenschaftlichen Hintergrund«, sagt Carolin
Voigt. Viel gelernt haben die beiden Studierenden
auch in Sachen Ausdauer, Kontinuität und Teamarbeit
über Grenzen hinweg. »Und«, bemerkt Oliver Rymek,
»wir haben gelernt, dass es gar nicht so schwer ist, ein
Video zu drehen, aber eine Menge Aufwand in der Bearbeitung der Daten steckt.« ■ Cindy Heinkel
P OD IUM
.
er Studiengang Bibliotheks- und Informationswissenschaft blickt auf eine lange Tradition zurück. Bereits seit 93 Jahren werden in Leipzig
Bibliothekare ausgebildet, davon seit 15 Jahren an der
Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig.
Im vergangenen Herbst nahm der Fachbereich Medien
seinen Betrieb auf und löste damit die Fachbereiche
Buch und Museum und Polygraphische Technik ab. Zum
Fachbereich Medien gehören die Studiengänge Bibliotheks- und Informationswissenschaft, Buchhandel/
Verlagswirtschaft, Druck- und Verpackungstechnik,
Medientechnik, Museologie und Verlagsherstellung.
Die Studiengänge der beiden Fachbereiche und die
Dozenten und Mitarbeiter sind in den neuen Fachbereich eingegangen.
Durch diese Zusammenlegung sollte eine Bündelung
der Medienkompetenz an der HTWK Leipzig erreicht
werden. Nun gibt es für alle Medienstudiengänge des
Fachbereichs eine einheitliche Organisationsstruktur.
Außerdem soll eine Stärkung der Profillinie Medien
bei den aktuellen Studienreformen gefördert werden.
Das sehr umfangreiche Wissensgebiet in den künftigen
Bachelor- und Masterstudiengängen soll intensiv,
kompetent, umfassend und vor allem effektiv gegenüber den Studierenden vertreten werden. Die Schnittmengen zwischen den einzelnen Studiengängen sollen
genutzt werden. Der einzelne Lehrende soll seine Kernkompetenzen konzentriert einsetzen und moderne,
effiziente Lehrmethoden und Lehrwerkzeuge nutzen
können.
Zukünftige Bachelor- und Masterabsolventen des
Fachbereichs sollen auf hohem wissenschaftlichem Niveau und zugleich praxisnah für ihren späteren Berufseinsatz in Informationseinrichtungen und Unternehmen
der Medienbranche vorbereitet werden. Geplant ist eine
Zusammenführung der Studiengänge des Fachbereichs
Medien bis 2008 an einem gemeinsamen Standort am
Campus im Leipziger Süden. Hierfür wird momentan die
Feinplanung vorgenommen. Für das neue Medienzentrum
sind Studio-, Schnitt- und Compositing-Arbeitsplätze,
ein Drucksaal und weitere Laborräume geplant. Für den
Studiengang Bibliotheks- und Informationswissenschaft
hat sich in seiner langen Tradition ein besonderes Profil
herausgebildet. Die Praxisnähe der Studieninhalte und
auch das Absolvieren von Pflichtpraktika sind besondere Bestandteile der Studieninhalte. Ein Großteil der
Leipziger Studierenden ist wenigstens einmal während
des Studiums als Praktikant weltweit unterwegs, was
13. Jahrgang 2 | 2007
vor allem in Zeiten der globalen Vernetzung und Informationsversorgung Vorteile bietet. Schon im Jahr 2000,
als erster Schritt auf dem Weg nach Bologna1, wurden
die Studieninhalte modularisiert und für die Module
ECTS -Punkte verteilt. Die Studieninhalte setzen sich
nun aus Pflichtmodulen für alle Studierenden, sowie aus
Wahlpflicht- und Wahlmodulen zusammen. Dieses System bietet den Studierenden individuelle Profilierung
mit einer umfassenden Kernkompetenz. Im Wintersemester 2008/2009 werden erstmals Bachelorstudenten
immatrikuliert. Der bisherige Studiengang wird gestuft
in einen Bachelor- und einen Masterstudiengang.
Ein Bachelor-Studiengang soll in sieben Semestern
die Kenntnisse und Kompetenzen äquivalent zum Diplomstudiengang vermitteln. Im ersten bis dritten
Semester sollen die Pflichtmodule breite Basiskompetenzen in den Bereichen Informationserschließung
und -vermittlung, Bibliotheksinformatik und Datenbanken, Benutzung und Marketing, Buch- und Bibliotheksgeschichte, Bestandsentwicklung und Literatur vermitteln. Das vierte bis siebente Semester soll den Studierenden die Möglichkeit zur individuellen Profilierung
durch ein breites Angebot von Wahlpflichtmodulen, in
Projektarbeit und Praktika bieten. Die Studierenden
wählen einen von drei Studienschwerpunkten aus und
strukturieren mit der individuellen Wahl von Modulen
ihren weiteren Studienverlauf selbstständig. Geplante
Schwerpunkte sind Informationserschließung und -vermittlung, Literatur- und Medienvermittlung sowie Kinder- und Jugendbibliotheksarbeit. Daneben werden
noch die freie Wahl von Modulen und Themen für Projekt- und Bachelorarbeiten angeboten.
Für die Absolventen wird ein dreisemestriger konsekutiver Masterstudiengang angeboten, dieser soll
besonders für Leitungspositionen in Bibliotheken und
anderen informationsvermittelnden Einrichtungen
qualifizieren. Ein Projektpraktikum ist integriert. Mit
den Modulen soll eine Stärkung von Leitungs- und Managementkompetenzen erreicht werden. Darüber hinaus
soll auch eine fachliche Schwerpunktbildung durch freie
Modulwahl aus dem Wahlpflichtangebot erfolgen, unterstützt durch ein Projektpraktikum und Masterarbeit.
Die geplanten Profillinien sind zurzeit Musikbibliotheken, Historische Bestände sowie Bibliothekspädagogik/
Teaching Library. Die Wahl einer dieser Profillinien bedingt die Belegung von je zwei Modulen sowie die thematische Zuordnung von Praktikum und MA -Arbeit zur
Profillinie. ■ Fachbereich Medien
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1 Weiteres zum Bologna-Prozess und den
aktuellen Stand der
Dinge erhalten sie unter
anderem vom Bundesministerium für Bildung
und Forschung:
www.bmbf.de/de/3336.
php#Der_Beginn
KULTUR
.
Auch der Rektor musste ins Fass
Am 6. Juni 2007 wurde es wieder feucht-fröhlich – der Fachbereich Medien
veranstaltete sein alljährlich beliebtes Gautschfest
Der Rektor Hubertus
Milke in der Gautsch-/
Waschstraße am Gutenbergplatz.
A
m Fachbereich Medien ist das Gautschen schon
seit einigen Jahren üblich. Das Komitee, bestehend aus Mitarbeitern des Fachbereichs, ruft
die »Kornuten« (Anwärter) der Reihe nach auf. Per
Handschlag werden sie vom Gautschmeister in den Kreis
der Jünger Gutenbergs aufgenommen und anschließend
den Packern überlassen. Diese vollziehen die äußere
Reinigung, indem sie die »Kornuten« in den dafür vorgesehenen Bottich tauchen. Anschließend warten zwei
charmante Schwammhalterinnen auf sie, um ihnen einen Trank, dessen Rezept streng geheim ist, einzuflößen. Nachdem das Ritual überstanden ist, erhält man
eine Urkunde mit dem Wappen Gutenbergs und ist somit
offizieller Anwärter der »Schwarzen Kunst«, wie sich
das Druckgewerbe selbst bezeichnet.
Auch in diesem Jahr nahmen wieder viele »Kornuten«
am Ritual teil. Jedoch ließ sich niemand kampflos in
den Bottich befördern, da der Fachschaftsrat Medien
jeweils einen Preis für den tiefgründigsten, schnellsten
und den kreativsten Läufer zu vergeben hatte. Und so
mussten die Packer beispielsweise unter die Bühne
kriechen oder diverse Kandidaten vom – wahrscheinlich
lieb gewonnenen – Baum losreißen. Gegautscht wurden
Studenten der Verlagsherstellung, Medientechnik,
Druck- und Verpackungstechnik aber auch Mitarbeiter,
PODIUM.WISSEN
Das Gautschen stammt – als alter Brauch des Buchdrucks –
aus dem 17. Jahrhundert. Die Lehrlinge veranstalteten
damals diverse Feste, an denen sie bestimmte Rituale über
sich ergehen lassen mussten. Diese waren brutal und führten zum Teil zu nicht unerheblichen Verletzungen, sodass
sie von den Meistern – aus Angst um ihre Arbeitskräfte –
verboten wurden. Ende des 19. Jahrhunderts wurde der
Brauch in harmloser Form wieder belebt, in dem es darum
geht, den Lehrling von außen und innen zu reinigen.
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die nicht nachweisen konnten, dass sie das Ritual bereits absolviert haben. Voraussetzung, um am Fachbereich Medien gegautscht zu werden, ist die Teilnahme
an einem Bleisatzpraktikum, welches jedes Jahr für
die Erstsemestler angeboten wird. Diesmal traf es zwei
spezielle »Kornuten«, die ohne entsprechende Voraussetzungen an dem Ritual teilnehmen durften. So wurde der Rektor der HTWK Professor Hubertus Milke samt
Prorektorin für Bildung Professorin Sibylle Seyffert
schonungslos dem Gautschkomitee ausgesetzt.
Das klingt einfach – war es aber nicht. Denn ein Rektor lässt ein derartiges Ritual nicht kampflos über sich
ergehen. Und so floh er direkt auf die Bühne um von
dort aus zu entkommen. Doch die Packer kannten keine
Gnade und schließlich landete auch er standesgemäß
im Bottich. Eine kleine Besonderheit sei noch zu erwähnen. Um den Bottich herum befindet sich ein Bannkreis. Wer diesen betritt, wird kommentarlos hineinbefördert. In diesem Jahr traf es – neben einer überemsigen Fotografin – auch einen langjährigen Mitarbeiter des Fachbereichs, der einen Moment nicht achtsam
war. Als der zeremonielle Teil beendet war, gab es zahlreiche Möglichkeiten, die überstandenen »Qualen« zu
feiern. Die Gastronomie des Schauspielhauses Leipzig
bot diverse Getränke und Grillgut an und am Stand des
Fachschaftsrat Medien konnte man Mixgetränke, Kuchen, Buchstabensuppe und Salate erwerben.
Ein weiterer Höhepunkt der Veranstaltung war eine
Verlosung von MLP, die auch mit einem Informationsstand vertreten waren. Die Gewinner konnten sich über
eine Happy Dinner Card oder über einen iPod freuen.
Durch die musikalische Untermalung der Bands King
Fish und Walther sowie DJ Splendlor & Frequento gestaltete sich das Fest auch zum Beginn der lauen Sommernacht zu einem gelungenem Spektakel und ließ die
brutalen Qualen der ersten beiden Stunden schnell vergessen. ■ Kati Eberhardt, Fachbereich Medien
P OD IUM
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Titelbild
Das Fahrrad als Hauptverkehrsmittel in Nanjing: Professor Hendrik Richter
(Fachbereich Elektrotechnik und Informationstechnik, links) und
Professor Stefan Meyer-Miethke (Fachbereich Bauwesen, rechts) auf dem
»Phoenix number one«, einem in Shanghai produzierten Edel-Rad.
Foto: H. Milke
PODIUM. GEBURTSTAGE
PODIUM. TERMINE
Geburtstage im Zeitraum April bis Oktober 2007:
Termine im Studienjahr 2007/2008:
60. Geburtstag
Studienjahresablauf
Frau Hella Graviat
Fachbereich Medien
Frau Marlies Klug,
Hochschulrechenzentrum
■
■
Frau Dipl.-Ing. (FH) Brigitte Lützner
Fachbereich Elektrotechnik und Informationstechnik
IMPRESSUM
Herausgeber
Rektor der Hochschule für Technik, Wirtschaft
und Kultur Leipzig (FH )
Redaktionskommission
Prof. Dr. M. Kubessa (Vorsitzender), Dip.-Germ. M. Banusch, Prof. Dr. K. Bastian,
T. Becker, Dipl.-Chem. M. Bethin, Dr. B. Ebert, Prof. Dr. K. Hebestreit,
Prof. Dr. M. Krabbes, Prof. Dr. U. Kulisch, Prof. Dr. B. Rieger, Dipl.- Ing. P. Schnick,
R. Troks, Prof. Dr. K. Troll und Prof. Dr. R. Vor
Anschrift der Redaktionskommission
HTWK Leipzig
z. Hd. Cindy Heinkel
PF 301166
04251 Leipzig
Sitz
Karl-Liebknecht-Straße 132
04277 Leipzig
Telefon (03 41) 30 76 - 62 99
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www.htwk-leipzig.de
Erscheinungsweise zweimal jährlich
Satz und Layout atelier eilenberger
Druck Hausdruckerei der HTWK Leipzig
Abbildungen
S. 1 C. Heinkel; S. 4/5 K. Gröschel; S. 6 oben: S. Mühl, unten: U. Ziegler;
S. 7 oben: HTWK Leipzig, unten: S. Mühl; S. 8/9 M. Salisch; S. 10 I. Escherich;
S. 11 Photocase; S. 12 M. Salisch; S. 14 S. Mühl; S. 15 links: B. Ebert;
rechts: S. Mühl; S. 16 HTWK Leipzig; S. 17 links: M. Humburg, rechts: HTWK
Leipzig; S. 18 links: K. Gröschel, rechts: HTWK Leipzig; S. 19 S. Mühl;
S. 20 C. Heinkel; S. 21 Privat; S. 22 B. Ebert; S. 23 K. Gröschel; S. 24/25 Privat;
S. 26/27 R. Ulrich; S. 28 Privat; S. 29 B. Ebert; S. 30/31 Privat; S. 32 links:
H. Stabler, rechts: HTWK Leipzig; S. 34 GOM GmbH; S. 37 HTWK Leipzig;
S. 39 S. Mühl; S. 40 Ingenium Friedrich GmbH; S. 41 Privat; S. 42 Privat;
S. 43 links: A. Ritter, rechts: HTWK Leipzig; S. 44 K. Gröschel; S. 45 J. Krobitzsch;
S. 48 A. Gründler; S. 50 C. Heinkel; S. 51 M. Bethin; S. 52 S. Mühl; S. 58/59
A. Wolf; S. 60 Privat; S. 61 K. Nägler; S. 62 oben: Photocase; S. 64 K. Eberhardt
ISSN 1438-3926
Frau Dipl.-Ing. (FH) Gisela Tümmler
Fachbereich Medien
Herr Prof. Dr.-Ing. Jürgen Wenige
Fachbereich Elektrotechnik und Informationstechnik
65. Geburtstag
■
■
Herr Dipl.-Math. Friedwald Enders
Fachbereich Informatik, Mathematik und Naturwissenschaften
Herr Dipl.-Phys. Rainer Koblo
Fachbereich Informatik, Mathematik und Naturwissenschaften
Herr Dr.-Ing. Jochen Staude
Rektorat
Herr Bernd Weißwange
Fachbereich Informatik, Mathematik und Naturwissenschaften
01. 09. 2007 – 29. 02. 2008
08. 10. 2007 – 02. 02. 2008
04. 02. 2008 – 23. 02. 2008
Sommersemester
Vorlesungszeitraum
Prüfungsperiode
01. 03. 2008 – 31. 08. 2008
10. 03. 2008 – 28. 06. 2008
30. 06. 2008 – 19. 07. 2008
Wichtige Termine
Frau Prof. Dr. rer. nat. habil. Ulrike Ebersbach
Fachbereich Informatik, Mathematik und Naturwissenschaften
Herr Prof. Dr.-Ing. Günter Heise
Fachbereich Bauwesen
Wintersemester
Vorlesungszeitraum
Prüfungsperiode
■
WS 2007/2008
Tag der offenen Hochschultür
Anmeldung Eignungsprüfung
Architektur
SS 2008
Rückmeldung
Nachfrist
Einschreibung höhere
Fachsemester
Antrag Gasthörerschaft
Informationstag
WS 2008/2009
Rückmeldung
Studienbeginn
10. 01. 2008
07. 01. – 17. 03. 2008
07. 01. – 01. 02. 2008
02. 02. – 14. 03. 2008
25. 02. – 14. 03. 2008
15. 12. 2007 – 15. 02. 2008
19. 04. 2008
05. 05. – 06. 06. 2008
06. 10. 2008
PODIUM.
15 Jahre! HT WK Leipzig
Mit Spatenstich, Tag der Wissenschaft und sozialem Engagement
feierte die Hochschule ihr Jubiläum
Alumni-Tag
Forum für Mitarbeiter, Studierende
und natürlich Absolventen – der
erste hochschulweite Alumni-Tag
Auslandskontakte
Wie die Hochschule mit China
und anderen Nationen kooperiert
Kluge Köpfe laufen
Neuer Halbleitermessplatz
Assisi-Basilika
Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (FH), Oktober 2007
13. Jahrgang
2 | 2007
www.htwk-leipzig.de