Unfallbericht 2006 als PDF-Datei

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Unfallbericht 2006 als PDF-Datei
Wasserschutzpolizei-Zentralstelle
Bayern
Nürnberg, 07.03.2007
I - 5962 (596/02)
Sportbootunfälle
im Verlauf der Wassersportsaison des Jahres 2006 auf den bayerischen Seen, den
Bundeswasserstraßen im Raum Bayern und dem bayerischen Teil des Bodensees
1.
Unfallentwicklung auf den Gewässern im Dienstbereich der
bayerischen Wasserschutzpolizei:
Erfreulicherweise gingen die Sportbootunfälle im Jahr 2006, mit - 49 – Unfällen, im
Gegensatz zum Jahr 2005 mit – 83 – Unfällen um 41 % zurück. Somit wurde ungefähr das Niveau der Jahre 2002 – 2004 erreicht.
Sportbootunfälle
in Bayern insgesamt:
Anstieg/Rückgang
im Vergleich
zum Vorjahr:
2001:
88
2002:
46
(- ) 42
2003:
58
(+) 12
2004:
48
(- ) 10
2005:
83
(+) 35
2006:
49
(- ) 34
Die Zahl der Sportbootunfälle verteilte sich im Jahr 2006 wie folgt:
(Zahlen des Jahres 2005 in Klammern)
•
bayerische Seen
13
(24)
•
Bundeswasserstraßen
22
(34)
•
bayerischer Teil des Bodensees
14
(25)
2
2.
Unfallarten:
Hinsichtlich der Unfallarten nahmen auch im Jahr 2006 die „Sportbootunfälle ohne
Fremdbeteiligung“ mit 20 (47) Ereignissen wiederum den Spitzenplatz ein. Diese
Unfälle verteilten sich
•
auf die bayerischen Seen mit 5
•
auf die Bundeswasserstraßen mit 9
•
auf den bayerischen Teil des Bodensees mit 6
(16)
Unfällen,
(11)
Unfällen und
(20)
Unfällen.
Bei den Unfällen ohne Fremdbeteiligung war im Bereich der Seen ein Großteil auf
Kenterungen in Windböen zurückzuführen. Auf den Bundeswasserstraßen handelte
es sich um Anfahrungen von Wasserbauwerken, Ufern und Ufermauern.
Bei 5 Unfällen auf den Bundeswasserstraßen waren Fahrzeuge der gewerblichen
Schifffahrt beteiligt bzw. die Unfälle wurden durch diese verursacht.
3.
Unfallursachen:
Auf den bayerischen Seen und auf dem bayerischen Teil des Bodensees war im Jahr
2006 bei 13 Fällen wiederum das Wetter als Hauptunfallursache zu verzeichnen.
Auf den Bundeswasserstraßen führte dagegen Leichtsinn am häufigsten zu Sportbootunfällen. Landesweit war 1 Unfall auf Alkoholeinfluss zurückzuführen.
5 Unfälle wurden durch technische Mängel an Sportbooten verursacht.
4.
Unfallfolgen:
4.1
Getötete Personen:
Leider war bei den Unfällen mit tödlichem Ausgang ein unerfreulicher Anstieg im Jahr
2006 zu vermerken. Mit 6 Personen hat sich die Zahl glatt verdoppelt.
31.05.2006, Windorf, Donau-km 2237
Bei dem Versuch einen Schubverband mit einem Ruderboot zu Überholen kenterte
der Ruderzweier mit Steuermann in den Wellen des Schubverbandes. Zwei Angehörige der Bootsbesatzung konnten schwimmend das ca. 50 Meter entfernte Ufer erreichen. Der 46 jährige Steuermann wurde ca. 500 Meter unterhalb der Unfallstelle von
Fischern ans Ufer gebracht. Dort verstarb er trotz notärztlicher Reanimation.
11.06.2006, Chiemsee
Ein 63-jähriger Jollensegler ertrank bei der Kenterung seines Fahrzeuges. Die Beine
des Mannes hatten sich so im laufenden Gut der Jolle verfangen, dass er sich auch
mit Hilfe seiner mitsegelnden Ehefrau nicht mehr befreien konnte. Ostwind 4 Bf.,
Wasser 11° C., beide trugen Rettungswesten.
3
26.06.2006, Schönau am Königssee
Fünf Personen unternahmen unter der Leitung eines kundigen Bootsführer eine Raftingtour auf der Königsseer Ache. Bereits nach einer Fahrtstrecke von ca. 100 Metern kenterte das Schlauchboot. Während sich vier Insassen und der Bootsführer an
das Ufer retten konnten, wurde ein Tourteilnehmer abgetrieben. Der 48-jährige Mann
ertrank, obwohl er mit Rettungsweste, Schutzhelm und Neoprenanzug über eine gute
Ausrüstung verfügte.
28.06.2006, Kleiner Brombachsee
Bei dem Versuch, seinen vor dem Campingplatz in Langlau mit gesetzten Segeln am
Ufer liegenden Katamaran vor einem heranziehenden Unwetter in Sicherheit zu bringen, kam der 69-jährige Bootseigner zu Tode. Nachdem sein unbemannt auf dem
See treibendes Boot gesichtet worden war, wurde der Mann, der bereits vier Herzinfarkte erlitten hatte, vermisst gemeldet.
Eine sofort eingeleitete umfangreiche Suchaktion blieb zunächst erfolglos. Der Verunglückte wurde erst am folgenden Tag leblos im Wasser aufgefunden.
05.07.2006, Ammersee
Ein 52 jähriger amerikanischer Staatsbürger fuhr mit einem Schlauchboot mit ElektroAußenbordmotor auf dem Ammersee. Beim Versuch vor einem aufziehenden Gewitter eine Insel anzulaufen wurde er vom Blitz getroffen und fiel bewusstlos ins Wasser. Trotz sofortiger Bergung durch seine unverletzt gebliebene Begleiterin und mehrerer Badegäste verstarb er einige Tage später im Klinikum.
14.09.2006, Bamberg, MDK-km 4,8
Zwei Männer paddelten bei ruhigem Wetter mit Kajaks auf dem Main-Donau-Kanal
im Stadtgebiet von Bamberg. In einer Entfernung von ca. 10 Metern vom Ufer kenterte eines der Boote ohne Fremdeinwirkung. Der Bootsinsasse, ein 52-jähriger Mann,
hatte nur geringe Erfahrung im Umgang mit Wasserfahrzeugen dieser Art. Der Verunglückte konnte sich an das Ufer retten, fühlte sich nach seinen Angaben dann jedoch körperlich unwohl. Etwa 30 Minuten später erlitt er einen Herzinfarkt. Trotz einer
zunächst geglückten Reanimation durch den herbeigerufenen Notarzt verstarb der
Mann nach der Einlieferung in das Klinikum.
4.2
Verletzte Personen:
Bei den Sportbootunfällen im Dienstbereich der bayerischen Wasserschutzpolizei
wurden im Jahr 2006 insgesamt 14 (26) Personen verletzt. Davon entfielen
•
auf die bayerischen Seen , 9
•
auf die Bundeswasserstraßen 5
•
auf den bayerischen Teil des Bodensees gab es keine verletzten Personen.
Von den Sportbootunfällen, bei denen Personen verletzt wurden, werden folgende
Ereignisse exemplarisch dargestellt:
4
07.05.2006 Chiemsee
In einer Jolle wurde ein Ehepaar vor Gollenshausen von einer Windbö mit 6 Beaufort
erfasst und kenterte durch. Nachdem sie ihr Boot nicht mehr aufrichten konnten, versuchten sie durch Hilferufe auf sich aufmerksam zu machen. Nach ca. einer halben
Stunde wurden sie von einem anderen Segler bemerkt, der sofort die Wasserwacht
und die Polizei verständigte. Auf Grund der langen Zeit im 11, 5 Grad kalten Wasser
waren die beiden sehr stark unterkühlt und mussten ins Klinikum gebracht werden.
Beide trugen glücklicherweise Rettungswesten.
20.05.2006 Chiemsee
Zwei Segler in einem Kielboot bemerkten Jollensegler die bei böigem Wind der Stärke 5 bis 7 Beaufort Probleme hatten. Als die Kielbootbesatzung, um helfen zu können, die Fock bergen wollte, kenterte ihr Boot in einer Böe durch. Der Vorschoter
blieb mit dem Fuß hängen und wurde unter Wasser gedrückt. Glücklicher Weise
konnte er sich selbst befreien und beide Segler konnten im 12 Grad Celsius kalten
Wasser ans Boot geklammert auf die Wasserwacht warten.
Beide Segler trugen keine Rettungswesten.
19.07.2006, Wörthsee
Eine 17-jährige Schülerin unterhielt sich mit den Insassen eines gemieteten Elektrobootes. Als sich die Schwimmerin wieder von dem Boot entfernte, wurde der Antrieb
des Bootes zu früh in Gang gesetzt. Die anlaufende Schraube erfasste den Badeanzug der jungen Frau und zog sie unter das Boot. Dabei zog sie sich Quetschungen
und Abschürfungen am Rücken zu.
02.09.2006 Metten, Donau-km 2290,5
Der Eigner eines Sportbootes, der erst seit einer Woche im Besitz des erforderlichen
Sportbootführerscheins war, fuhr auf der Donau zu Tal. Wegen mangelnder Kenntnisse des Fahrwasserverlaufes überfuhr er außerhalb der Fahrrinne ein überflutetes
Strombauwerk (Steindamm) und beschädigte Propeller und Getriebe. Die Wasserschutzpolizei nahm die Bootsinsassen an Bord und schleppte das Fahrzeug ab.
01.10.2006 Chiemsee,
Beim Runden einer Boje im Zuge einer Segelregatta kam es zu einer gefährlichen
Annäherung von zwei Booten. Um eine Kollision zu verhindern versuchte einer der
Bootsführer das andere Fahrzeug per Hand abzuhalten. Dem Segler wurden dabei
Teile der vorderen Fingerglieder seiner rechten Hand abrissen.
4.3
Sachschäden:
Bei den Sportbootunfällen im gesamten Dienstbereich der bayerischen Wasserschutzpolizei wurden im Jahr 2006 insgesamt 38 (72) Fahrzeuge beschädigt.
5
5. Wichtige Hinweise der Wasserschutzpolizei zur Vermeidung
von Sportbootunfällen:
Leichtsinn war in der Saison 2006 die häufigste Unfallursache. Insbesondere
wenn Leichtsinn in Verbindung mit schwierigen Wetterlagen zusammentrafen
mussten Verletzte oder sogar getötete Wassersportler beklagt werden.
Im Hinblick auf das Wetter als zweithäufigste Unfallursache, sollten die folgenden, in vielen Fällen lebenswichtigen Hinweise auf gute Seemannschaft dringend beachtet werden:
•
Wurde die jeweilige Wetterentwicklung genügend beobachtet (Vorsichtsmeldung bzw. Sturmvorwarnung und Sturmwarnung) ?
•
Haben die Bootsführer, die trotz einer erkennbar bevorstehenden Wetterverschlechterung auslaufen oder auf dem See verbleiben, die sich
daraus ergebenden Risiken richtig eingeschätzt ?
•
Wurden die Wasserfahrzeuge auf die Starkwindverhältnisse vorbereitet,
z.B. durch frühzeitiges Verkleinern der Segelfläche u.a.?
•
Wurden rechtzeitig bzw. überhaupt Rettungswesten angelegt ?
Eine beachtliche Zahl von Seglern, deren Boote im Jahr 2006 gekentert waren, mussten wegen Unterkühlung ärztlich behandelt werden. Die Ausrüstung
der Segler sollte daher der jeweils herrschenden Wassertemperatur angepasst werden.
Die Zahl der durch Nichtbeachtung der Fahrregeln verursachten Wassersportunfälle ging 2006 erfreulicher Weise stark zurück. Trotzdem ist es empfehlenswert, sich die Fahrregeln von Fall zu Fall wieder ins Gedächtnis zu rufen.
Auch bei der Führung von Wasserfahrzeugen stellt sich im Laufe der Zeit eine
gewisse Routine ein. Sie darf aber nicht zu sorglosem Verhalten führen. Ein
gewissenhafter Bootsführer schätzt seine eigenen Fähigkeiten und insbesondere die Manövriereigenschaften seines Fahrzeuges richtig ein.
Auf den Bundeswasserstraßen müssen Kleinfahrzeuge den Fahrzeugen der
Berufsschifffahrt den für deren Kurs und zum Manövrieren notwendigen Raum
lassen. Die Führer der Kleinfahrzeuge können nicht verlangen, dass ihnen
ausgewichen wird. Den Sportbootfahrern sollte stets bewusst sein, dass die
Großschifffahrt auch im Notfall nur begrenzte Möglichkeiten hat, ein Ausweichmanöver einzuleiten.
Vor Fahrtantritt in einem unbekannten Revier sollten unbedingt Informationen über
die örtlichen Besonderheiten eingeholt werden.
gez.
Wager
Polizeihauptkommissar