Link zum Artikel - Sylvia M. Sedlnitzky

Transcription

Link zum Artikel - Sylvia M. Sedlnitzky
Kosmopoliten logbuch
goa
Der Hippie-Hype ist längst
abgeklun­­gen, geblieben
sind eine para­­diesische
Landschaft mit kolonia­lem
Touch und die schönsten
Strände Westindiens.
Die Mischung aus Mythos
und Moderne macht
den kleinsten indischen
Bundesstaat wieder attraktiv. Man muss nur genau
wissen, wo.
Text: Sylvia M. Sedlnitzky
Strandromantik
mit indischem Taj:
Private Dinner im
Taj Exotica, Goa
Go
Goa
connoisseur circle | 34
F
Eines von vielen
Erbstücken aus der
portu­giesischen
Kolonialzeit
Goas: die Mary
Immaculate
Church in Panjim
lirrende Hitze liegt über dem Strand von Anjuna. Die Luft steht, und es ist feucht und heiß
zugleich. Jeden Mittwoch breitet sich hier, an
einem der überlaufenen Stränden Nordgoas,
der beliebte Flohmarkt aus. Früher verkauften
hier Hippies mit Shiva-Tattoos und Nasenring
mit cannabisgeglätteter Entspanntheit ihr
gesamtes Hab und Gut, um sich ihr Auskommen im tropischen Sehnsuchtsland für westliche Aussteiger leisten
zu können. Heute ist der Trödelmarkt ein Basar für Händler aus ganz Indien geworden, und es gibt fast alles, was es
in Indien eben gibt – vom gefälschten Shahtoosh-Schal
bis zum „I love Goa“-T-Shirt. Einst waren es die Blumenkinder, die nach Erleuchtung, freier Liebe und Bewusstseinserweiterung suchten und Goa den Hippiestempel
aufdrückten, doch geblieben sind nur mehr e
­ inige
wenige: Jetzt wirken sie wie Relikte aus einer fernen
Zeit. Heute urlauben in Nordgoa europäische Touristen
neben jungen Israelis, und manch idyllisches Fischerdorf
ist zu einer „Dependance Ibizas“ mutiert. Im wesentlich
ruhigeren, malerischen Südgoa mit seinen quietschbunten portugiesischen Häusern in Violett, Neongelb
oder Saphirblau führen noch ein 24 Kilometer langer
Nonstop-Traumstrand und die Natur Regie – meist völlig
unverbaut, denn das goanische Gesetz verbietet Gebäude
oder Hotelanlagen in unmittelbarer Strandnähe.
Wer sowohl nach dem mediterranen Flair der ehemaligen portugiesischen Kolonie als auch nach dem traditionellen Indien sucht, dem sei eine Fahrt in Richtung Panaji empfohlen. 20 Kilometer landeinwärts, wo die alten
strahlend weiß getünchten Kirchen wie Fata Morganas
im Busch auftauchen und kitschig bunte Hindutempel
Bühnen für Gott Krishna abgeben, weiß man nichts vom
Highlife am Strand. Da liegt Reisfeld an Reisfeld, und
mit Saris bekleidete Inderinnen pflanzen dort mit einer
unglaublichen Grandezza Setzlinge ins Feld oder hängen
in den kleinen Dörfern ihre Wäsche auf, während
die Männer in geschlungenen Dhoti-Hosen
das Vieh hüten und die Kinder zwischen
den Hütten mit kleinen Ferkeln spielen.
Auf diese Weise bekommt man e
­ inen Eindruck von der ländlichen Idylle dieser
wassereichen Provinz. Was einst für
die Portugiesen so begehrens­wert
war, macht eine Wanderung durch
eine der Gewürzplantagen deutlich,
wo Vanilleschoten und Betelnüsse
wachsen und Zimt, Kardamom und
Chili portugiesische Kaufleuten einst reich machten.
Alt-Goa, östlich der Hauptstadt Panaji, war einst Handelshauptstadt des östlichen portugiesischen Imperiums. Das
Weltkulturerbe der UNESCO ist noch immer ein beliebtes
Pilgerziel für Goas 27 Prozent Katholiken.
Luxus im Hippieland: Alila Diwa Resort
Das eigentliche Kapital Goas, das einstige Juwel der
portugiesischen Krone, sind jedoch die feinsandigen
Strände, die rund zwei Drittel der 100 Kilometer langen
Küste bilden. Hell- oder goldgelber Puderzuckersand und
dahinter exotisch-üppige Dschungelvegetation – oft
sind es so paradiesische Flecken, dass sie als Location für
schmalzige Bollywood-Filmszenen dienen, auch wenn
das Meer dort nicht so glasklar ist wie auf den 1.500 Kilometer entfernten Malediven. Die Strände Goas scheinen
nach Urlaubergruppen gegliedert zu sein: Ganz unten im
Süden stehen die Familienhochburgen, weiter nördlich
zwischen Colva Beach und Baga lagern die Pauschaltou­
risten, während die Hippies längst in den äußersten Norden oder nach Palolem, den südlichsten Zipfel von Goa,
wo die Häuser niedriger sind als die Palmen, geflohen
sind. Dass jeder hier unter sich bleiben kann, ist sicherlich
eines der Erfolgsgeheimnisse Goas. Und zum Glück gibt
es nun immer mehr exquisite Hotels, die statt auf Beachpartys auf Nachhaltigkeit setzen.
Ein gutes Beispiel ist das 2009 eröffnete Alila Diwa, das zu
den kleinen, feinen Alila Hotels & Resorts des Australiers
Mark Edleson gehört. Der Ex-Banker konzipiert seine
Boutiquehotels – die allesamt im asiatischen Raum liegen
wie die Six-Senses-Gruppe – grundsätzlich ökologisch
korrekt, mit der Landschaft verschmelzend und extrem
serviceorientiert (man bekommt sogar vor der Anreise e
­ inen Fragebogen zugeschickt, der sich etwa nach
den kulinarischen und schlaftechnischen Vorlieben
­erkundigt). Das Alila Diwa wurde nicht nur mit lokalen
Materialien wie der fertilen roten Tonerde errichtet,
sondern auch mit modernen Ökotechnologien
ausgestattet: So wird subtil die indische Kultur
mit Luxus und vor allem zeitgenössischem
Lifestyle verbunden. Das im Goa-Stil mit
steilen Dächern, hohen Säulen, kühlen
Veranden und ruhigen Vorplätzen
errichtete Resort punktet auch durch
seine unglaublich großzügige Raumgestaltung und Weite. Während sich
auf der einen Seite im Hinterland einfache Reisfelder finden, wartet auf der
35 | connoisseur circle
Kosmopoliten logbuch
goa
Sereno Spa im Park Hyatt Goa
Das Herzstück des Alila
Diva Resorts ist der
riesige Infinity Pool mit
Blick auf die Reisfelder.
Adressen:
anderen Seite in 500 Meter Entfernung der 26 Kilometer
lange Majorda Beach. Das Herzstück des Alila Diwa, das
übrigens gerade zum „Best New Hotel in the Luxury
Segment“ in Indien gewählt wurde, ist aber der Infinity
Pool. Hier entspannt man sich einfach, indem man den
Blick in die unendliche Weite und die prachtvolle Natur
ringsherum schweifen lässt. Das Resort ist ideal für junge
Luxus-Traveller, die sich für die indische Kultur interessieren, aber nicht auf westliche Standards verzichten wollen.
Der ganze Stolz der hübschen Anlage ist der brandneue
Diwa Wing, ein exklusiver Club mit eigenem Loungebereich für Cocktails und Frühstück, Rezeption und
Pool. Das bedeutet konkret noch mehr Großzügigkeit,
absolute Ruhe und klares Design. Trotz Diskretion hat das
Alila Diwa freilich im Haupthaus auch Angebote für alle
Altersgruppen – von wissenschaftlichen 3-D-Shows und
Fotosafaris bis hin zu Kochkursen mit frisch gefangenem
Red Snapper, der dann – ganz nach Goa-Art – mit Krevetten und Marsala gefüllt wird.
Must-Sees in Goa: der
Flohmarkt in Anjuna und der
Santadurga-Tempel in Kavalem
Mitte liegt ein Marktplatz, und rundherum gruppieren
sich Restaurants – vom Village Café über den Italiener
„Da Luigi“ bis hin zur famosen „Casa Sarita“, wo eine
ehemalige Hausfrau aus Nordgoa mit Produkten aus
dem hoteleigenem Anbau hervorragende lokale Hausmannskost zubereitet.
Am äußersten südlichen Ende der Anlage wartet das
Sereno-Spa mit mosaikgekachelten Springbrunnen, wo
abends flackernde Kerzen schwimmen, neun hübschen
Behandlungsräumen und Gärten zur Behandlung im
Freien. So wartet man dort gern in einen Yukata-Mantel
gehüllt bei Ingwertee mit Honig, sanften Sitarklängen
und Wasserplätschern auf eine „Soundara Ksheera
Dhara“, so heißt das fantastische Ayurveda-Anti-AgingProgramm. Da werden zuerst mit Himalaya-Steinsalz die
Füße gewaschen, anschließend der gesamte Körper mit
Turmeric und Sandelholz geschrubbt, um so die MarmaVitalpunkte des Körpers, die man in der Ayurvedalehre
gern als „Sitz des Lebens“ bezeichnet, auf natürliche
Weise sanft zu stimulieren. Zuletzt wird man mit wohligStrandparadies mit Ayurveda: The Park Hyatt Goa
warmer Safranmilch einbalsamiert. Das erzeugt hundertDrei Minuten weiter nördlich liegt das Park Hyatt Goa,
prozentige Entspannung und innere Ruhe. Nicht ganz so
ein wirklich edles Strandparadies auf einem 23 Hektar
ruhig kann es manchmal in der Kinderzone am überdigroßen Gelände, das von tiefgrünen Farnen, verschiemensionalen Pool – mit 1.900 Quadratmetern übrigens
denen Gräsern, unzähligen Wasserwegen, orange-roten der größte Goas – werden, wenn die Kleinen nicht im
Strelitzien und glasklaren Lagunen durchzogen ist und
Hyatt Camp abgegeben werden wollen. Doch den Euro­
die einzelnen Hotelgebäude im indisch-portugiesischen päern ist ohnehin der Strand, zu dem man über einen
Pousada-Stil miteinander verknüpft. So lässt sich die
fairwayähnlichen Rasen und einen Palmenpark kommt,
Größe und relativ hohe Zimmeranzahl nicht einmal
lieber. Es ist sogar einer der schönsten Strände, den wir
erahnen. Die vom spanischen Architekten Simeon
hier gesehen haben. Tagsüber blendend weißer Sand,
Halstead und dem Landschaftsgärtner Peter Imrik in
das Auge blickt auf hölzerne Fischerboote, meterhohe
Anlehnung an die indisch-portugiesische Geschichte
Palmen und das wild tosende Meer, aus dem von Zeit zu
entworfene Traumanlage ist sensationell gepflegt und
Zeit sogar ein Delfin auftaucht. Sonntags flanieren dort
wie ein typisches goanisches Dorf mit vielen Balcãos Inderinnen in farbenprächtigen Saris, und die Männer an
und Veranden, wo man immer auch eiihrer Seite stecken in feinsten „Made in India“-Anzügen.
nen Platz ganz für sich hat, Und ganz weit hinten im seichten Wasser des Arossim
konzipiert: In der Beach plantschen die letzten verbliebenen Hippies.
connoisseur circle | 36
Hotels:
■ ALILA DIWA
Luxuriöses Lifestyleresort,
das 500 Meter vom traumhaften Majorda-Strand entfernt liegt und von saftigen
Reisfeldern umgeben ist. Toller
Infinity Pool mit Blick auf die
Landschaft! Der neue Diwa
Wing bietet Suiten mit 85 bis
128 Quadratmetern und viel
Privatsphäre.
Majorda Beach Salcette, Goa,
Tel.: +91/832/274 68 00,
www.alilahotels.com/diwagoa
■ PARK HYATT GOA
Eines der schönsten Hotels der
gesamten Küste bei Cansaulim
am breiten Sandstrand von
Arossim. Das „Sereno Spa“
wurde mehrmals als „bestes
Spa Asiens“ ausgezeichnet.
Arossim Beach, Cansaulim,
Goa, Tel.: +91/832/272 12 34,
www.goa.park.hyatt.com
■ GRAND HYATT GOA
Ende 2011 erwartet die künftigen Gäste auch im Norden
Goas koloniale Eleganz, die
insgesamt 313 Zimmer und
Suiten sowie drei Privatvillen
des Resorts verteilen sich auf
einen über sieben Hektar großen tropischen Garten am Ufer
Taj Exotica Hotel Goa
des Zuari-Flusses.
Aldeia De Goa, Panaji, Goa,
www.goa.grand.hyatt.com
■ TAJ EXOTICA
2006 wurde das Haus im portugiesischen Hacienda-Stil komplett renoviert. Die luxuriö­sen
Zimmer haben alle freien Blick
auf das Meer und mindestens
88 Quadratmeter, authentisches
indisches Jiva Spa, schöne
Gartenanlage mit direktem
Strandzugang
Benaulim, Goa,
Tel.: +91/832/277 12 34,
www.tajhotels.com
■ THE LEELA KEMPINSKI GOA
31 Hektar Park, ein eigener
12-Loch-Golfplatz, tropische
Pal­­­menhaine und Lagunen
umgeben das in sich geschlossene Refugium (das gerade
in kleinen Schritten komplett renoviert wird) mit 185
Zimmern, Suiten und Villen.
Den wunderschönen Strand von
Mobor hat man manchmal fast
für sich allein.
Mobor, Goa,
Tel.: +91/832/287 12 34,
www.theleela.com
Restaurants
auSSerhalb der Hotels:
■ MARTINS CORNER
Der Familienbetrieb am Strand
The Leela Kempinski Goa
von Salcette zählt zu den besten Strandkneipen von Goa.
Salcette, Tel.: +91/832/288 04 13,
www.martinscornergoa.com
■ ZEEBOB BY THE SEA
Wer ein bisschen De-luxeHippiefeeling sucht, ist hier
gut aufgehoben. Zwischen
Kokospalmen und dem
­silberfarbenen Strand auf
Plastikstühlen fangfrischen
Kingfish und Meeresfrüchte speisen macht gaaanz entspannt!
Utorda Beach (neben dem Park
Hyatt Goa), Goa,
www.zeebobybythesea.com
■ THE UPPER HOUSE
Das neueste Restaurant in der
Stadt Panaji mit portugiesischsüdindischer Crossover-Küche!
Gegenüber vom Municipal
Garden, Panaji, Goa,
Tel.: +91/832/242 64 75,
www.theupperhousegoa.com
Shopping:
■ WENDELL RODRICKS
Der angesagte indische
Designer hat schon auf der
Indian Fashion Week von sich
reden gemacht, wunderschöne,
modern inter­pretierte Kaftane,
Saris etc., schicke Boutique im
ersten Stock des schönen portugiesischen Herrenhauses.
158, Luis Gomes Garden,
Europäischer Einfluss:
die Sé-Kathedrale in
Old Goa (links) und
gepflegte Strand­­
kultur im The Leela
Kempinski, Goa
37| connoisseur circle
Campal, Panjim
■ FABINDIA
Exquisite handbedruckte Stoffe
und traditionell bestickte
Kurtas und Interior Design,
gute Mitbringsel!
Braganza Bungalow, C13/390,
gegenüber dem Indoor
Stadium, Off. D.B. Road
Campal, Panjim
Sightseeing:
■ OLD GOA
Ein absolutes Must mit malerischen Palästen und Kirchen
aus der Zeit der Portugiesen
wie die Kathedrale Sé, einst die
größte Kirche Asiens, und die
bedeutendste Kirche „Our Lady
of Immaculate Conception“.
■ PANAJI
Die heutige Hauptstadt der
Provinz an den Ufern des malerischen Manovi River ist ideal
für kleine Shoppingtouren, mit
ihren engen Gassen und portugiesischen Häusern aber ohnehin bezaubernd.
Beste Reisezeit:
Mitte Oktober bis Februar, im
März und April ist das Wetter
zwar heiß, aber trocken.
Infos
www.goa-tourism.com