Begleitmaterial "Krähe und Bär"

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Begleitmaterial "Krähe und Bär"
Begleitmaterial zur Vorstellung
KRÄHE UND BÄR
Eine Produktion von DSCHUNGEL WIEN
Österreichische Erstaufführung | Schauspiel, Figurentheater
Empfohlen von 8 bis 14 Jahren
Do. 07. Apr. 10:00 | Fr. 08. Apr. 10:00 + 14:30
Mo. 11. Apr. 10:30 | Di. 12. Apr. 10:30
Mi. 27. Apr. 10:00 | Do. 28. Apr. 10:00 | Fr. 29. Apr. 10:00 + 14:30
Ansprechperson für Informationen, Anmeldung und Kartenreservierung
Mag. Christina Bierbaumer / Mo. – Fr. 09:00 - 17:00
Fon: +43.1.522 07 20 -18 / Fax: +43.1.522 07 20 -30
[email protected] / www.dschungelwien.at
INHALTSVERZEICHNIS
1. ZUR PRODUKTION................................................................................................ 3
2. AUSFÜHRLICHE INHALTSANGABE .................................................................. 4
3. INTERVIEW MIT DER REGISSEURIN ................................................................. 6
4. DAS BÜHNENBILD ................................................................................................ 7
5. DAS TEAM ............................................................................................................. 10
6. AUSZÜGE AUS DEM STÜCK ............................................................................. 10
7. INFORMATIONEN UND ÜBUNGEN FÜR DEN UNTERRICHT...................... 11
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1. ZUR PRODUKTION
Krähe und Bär oder: Die Sonne scheint für uns alle
Eine Produktion von DSCHUNGEL WIEN
Österreichische Erstaufführung
Schauspiel, Figurentheater für Kinder von 8 bis 14 Jahren
Dauer: 70 Min.
Krähe: „Höflichkeit ist was für satte Tiere“
Ein Bär im Zoo und eine Krähe in Freiheit. Der Bär dreht Tag für Tag seine
Runden im Käfig, der viel zu klein für ihn ist, und träumt von der weiten
Welt. Die Krähe kommt immer wieder bei ihm vorbei, weil der Bär drei volle
Mahlzeiten am Tag serviert bekommt, in der Hoffnung, etwas
abzubekommen. Ein ungleiches Paar, das über Umwege und mit einigen
Anfangsschwierigkeiten zu Freunden wird. Der Bär teilt sein Essen und die
Krähe berichtet von fremden Ländern. Sie träumt von einem geregelten
Leben und er von der Freiheit. Eines Nachts erfahren sie von der Schlange
ein Geheimnis: Sie können mit Hilfe ihres Giftes die Körper tauschen.
Gesagt, getan:
Die Krähe lebt ab sofort mit drei Mahlzeiten am Tag im Bärenkäfig und der
Bär kann sich endlich in die Lüfte erheben und die weite Welt ansehen.
Doch nun ist die Krähe im Körper des Bären im Käfig eingesperrt und führt
zwar ein ruhiges und sattes, aber dafür langweiliges Leben. Der Bär, im
Körper der Krähe, sieht sich mit einigen Problemen der Freiheit konfrontiert
und muss lernen, dass draußen das Recht des Stärkeren zählt.
In seinem klugen und vielschichtigen Stück ergründet der preisgekrönte
Autor Martin Baltscheit die Frage, ob ein sicheres Leben mit Grenzen
einhergehen und notwendigerweise unfrei sein muss. Und ob die „große
Freiheit“ nicht auch eine Freiheit mit Pferdefuß sein kann, da sie manchmal
am Recht des Stärkeren endet. Am Ende teilen Krähe und Bär das Leben
miteinander - in einer freien Entscheidung und mit Vollpension!
Autor: Martin Baltscheit | Regie: Julia Burger | Bühne, Kostüm: Nora Pierer |
Dramaturgie: Marianne Artmann | Aufführungsrechte: Verlag für
Kindertheater Weitendorf GmbH, Hamburg | Spiel: Viviane Podlich, Sven
Kaschte
Vorstellungen für Schulklassen und Hortgruppen:
Do. 07. Apr. 10:00
Fr. 08. Apr. 10:00 + 14:30
Mo. 11. Apr. 10:30
Di. 12. Apr. 10:30
Mi. 27. Apr. 10:00
Do. 28. Apr. 10:00
Fr. 29. Apr. 10:00 + 14:30
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2. AUSFÜHRLICHE INHALTSANGABE
Diese Inhaltsangabe dient in erster Linie zur Information für Sie als
PädagogIn und ist nicht dazu gedacht, sie an die SchülerInnen
weiterzugeben. Wenn Sie allerdings Sorge haben, dass die SchülerInnen
Verständnisschwierigkeiten haben könnten - etwa, weil Deutsch nicht ihre
Muttersprache ist -, können Sie den Ablauf natürlich mit ihnen besprechen.
Die Inhaltsangabe soll Ihnen außerdem helfen, nach dem
Vorstellungsbesuch mit den SchülerInnen darüber zu sprechen, was sie
gesehen haben.
Ein Bär im Zoo. Das eingesperrte Tier sitzt stumpf in seinem Gehege und
spielt auf seiner Melodika. Eine Krähe nähert sich seinem Essen, rutscht ab
und fällt ins Wasser. Der Bär reagiert vorerst nicht, dann taucht er sie auch
noch unter und erst in letzter Minute zieht er sie aus dem Wasser. Die
geschockte Krähe beschimpft ihn. Der Bär ärgert sich über die unhöfliche
Krähe, will seine Ruhe haben und schickt sie weg. Doch schon am nächsten
Tag ist sie wieder da. Der Bär will ihr nichts von seinem Futter abgeben und
verjagt sie. In der Nacht träumt der Bär von der Krähe und spricht im Schlaf:
er wünscht sich, dass die Krähe wieder kommt. Sie sei klug und witzig. Am
nächsten Tag kommt die Krähe wieder und fragt nach Essen. Im Austausch
dafür fliegt sie auf und sagt ihm, was sie sieht: eine Stadt, einen Fluss, Züge
und Busse voller Menschen. Aber keinen Ausweg für den Bären. Der Bär
gibt ihr etwas von seinem Essen, denn sie hat die Wahrheit gesagt.
Am nächsten Tag ist die Krähe wieder da. Sie erklärt dem Bären, dass die
Mauer rund um sein Gehege das Paradies sei. Er habe drei Mahlzeiten am
Tag, einen Pool und die Mauer schütze vor Löwen. Der Bär hat aber keine
Angst vor Löwen und vor Krähen schütze ihn die Mauer nicht. Und sein
Essen würde er ihr auch nicht abgeben. Die Krähe würde ja nur mit ihm
sprechen, um an sein Essen zu kommen. Sie solle aber seinetwegen
kommen. Morgen.
Am nächsten Tag bringt die Krähe einen Farbeimer mit und malt dem Bären
ein Bild an die Wand seines Geheges: ein weißes Rechteck, in dem sie den
unteren Teil blau ausmalt. Himmel und Meer. Ein Ausblick für den Bären.
Doch für den Bären stimmt das nicht, er malt Gitterstäbe davor. Schließlich
malt er noch mehr an die Wand: „Ich male mir Flügel! Damit ich fortfliegen
kann. So wie du!“
Die Krähe versucht, den Bären abzulenken und fragt nach seiner Kindheit.
Der Bär wurde in einem anderen Zoo geboren, seine Mutter hat nach ihm
gebissen, deshalb wurde er hierher gebracht und musste ohne Mutter
aufwachsen.
Die Krähe trumpft mit ihrem Wortschatz auf: der Bär solle seine Situation
nicht dramatisieren, der Status Quo sei nicht zu ändern. Plötzlich wird eine
Flasche und eine Mütze in das Gehege geworfen – wohl von einem Kind.
Der Bär mag keine Kinder. Die Krähe entgegnet, dass die Kinder den Bären
lieben. Fast alle haben einen Teddybären. Auf die Frage der Krähe, ob sie
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sein Essen haben könne, sagt der Bär: „Sobald ich hier raus bin, kannst du
es haben. Für immer!“
Die Krähe setzt sich eine Clownsnase auf, um den Bären aufzuheitern. Sie
kommen auf die Menschen zu sprechen – und was sie über sie sagen, ist
nicht gerade schmeichelhaft: sie sind laut, sie riechen nicht gut, sie können
sich auch gegenseitig nicht riechen. Sie denken in Gruppen, sind immer
gegen etwas, müssen andauernd in den Krieg ziehen. Man müsste sie
einsperren! Die Krähe redet sich in Rage, doch der Bär hat Einwände: Da ist
kein Frieden ohne Freiheit. Niemand ist frei, solange noch einer eingesperrt
ist. Er würde niemanden für sein Glück einsperren. Die beiden geraten in
Streit, sind traurig und singen ein Lied. Das gemeinsame Musizieren bringt
sie wieder zusammen und der Bär gibt der Krähe etwas von seinem Essen
ab.
Am nächsten Tag hat die Krähe eine Überraschung für den Bären: Sie hat
von der Schlange eine Medizin bekommen, mit deren Hilfe sie die Körper
tauschen können. Und tatsächlich: Der Bär wird eine Krähe und fliegt weg.
Die Krähe bleibt als Bär im Gehege.
Der Bär im Körper der Krähe (ab jetzt: Krähenbär) begegnet einer anderen
Krähe, die ihn verjagt: er nimmt ihr nur ihr Futter weg, das ist ihr Revier, und
wenn er nicht abhaut, hackt sie ihm die Augen aus.
Die Krähe im Körper des Bären (ab jetzt: Bärenkrähe) liegt inzwischen
vollgefressen im Gehege. Sie hat es ein wenig übertrieben und versucht sich
mit Bewegung Erleichterung zu verschaffen, um wieder essen zu können.
Der Krähenbär ist hungrig und schlecht gelaunt. Die Bärenkrähe hat sich
überfressen und wünscht sich, noch einmal leicht zu sein, fliegen zu können,
frei wie ein Vogel zu sein.
Per Video sehen wir, wie der Krähenbär einer Ratte begegnet. Mit falschen
Versprechungen lockt sie ihn in einen Müllcontainer, räumt ihn leer und
macht den Deckel zu: Der Krähenbär ist im Container gefangen und
wünscht sich in sein früheres Leben zurück.
Die Bärenkrähe sieht im Traum den Bären halbverhungert in einer Kiste
sitzen. Er braucht Hilfe. Doch sie schafft es nicht über die Mauer. Schließlich
trinkt sie noch einmal von der Medizin und sitzt plötzlich wieder in ihrem
eigenen Köper im Gehege. Sie fliegt zum Container, doch sie findet den
Bären dort nicht, nur Federn, Fell und Abfall, wie nach einer Explosion. Die
Krähe sucht den Bären überall und landet schließlich wieder im
Bärengehege. Sie ist verzweifelt. Da kommt plötzlich der Bär und klettert in
sein Gehege, das er nun nicht mehr als Käfig, sondern als Zuhause
empfindet. Die beiden umarmen sich. Der Bär hat herausgefunden, wie man
die Gitter aufmachen kann. Er kann jetzt also kommen und gehen, wie er
will. Krähe: „Das Leben tauschen ist ein Glück, was?“ Bär: „Das Leben teilen
ist ein Glück, liebe Krähe, das Leben teilen.“
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3. INTERVIEW MIT DER REGISSEURIN JULIA BURGER
Was hat Sie an diesem Stück interessiert, warum wollten Sie es auf
die Bühne bringen?
Zum einen bin ich ein großer Fan des Autors Martin Baltscheit und war
schon länger auf der Suche nach einem Text von ihm, den ich auf die Bühne
bringen konnte, zum anderen finde ich die extreme Gegensätzlichkeit der
Figuren sehr spannend. Also nicht nur, dass es zwei so unterschiedliche
Tiere sind, sondern auch, dass es zwei entgegengesetzte Charaktere sind,
deren Lebensrealitäten sich so sehr voneinander unterscheiden. Also der
Bär im Zoo in Gefangenschaft und die Krähe in Freiheit. Das sich daraus
ergebende Spannungsfeld interessiert mich.
Das Stück ist für vier DarstellerInnen geschrieben, Sie setzen es mit
zwei um. Warum?
Es ist so, dass die beiden zusätzlichen Figuren, die in unserer Version nicht
extra besetzt sind, erst sehr spät im Stück auftauchen und jeweils auch nur
eine Szene haben. Es liegt also recht nahe, sich in erster Linie auf die beiden
Figuren zu konzentrieren, die mehr oder weniger durchgängig auf der
Bühne sein werden und für die beiden Figuren, denen der Bär im Körper der
Krähe auf seiner Reise begegnet, andere Lösungen zu suchen.
Viviane Podlich ist Puppenspielerin, Sven Kaschte ist Schauspieler.
Wie kamen Sie auf die Idee für diese Besetzung und was erhoffen Sie
sich von der Form des Figurentheaters?
PuppenspielerInnen sind sehr vielseitig in ihrem Fach ausgebildet. Hier geht
es nicht nur darum, tatsächlich mit einer Puppe zu spielen, sondern auch
mit Masken, mit großen Puppen, die durch mehrere SpielerInnen geführt
werden und so weiter. Gerade hier kann es spannend sein für eine
Puppenspielerin ein Tier zu spielen bzw. in unserem Fall mehrere Tiere,
denn Viviane Podlich verkörpert auch die Tiere, denen der Bär im
Krähenkörper auf seiner Reise begegnet. Dazu kommt, dass in einer
früheren Arbeit mit den beiden SpielerInnen schnell klar wurde, wie
wunderbar sie zusammen auf der Bühne harmonieren. Ich freue mich sehr,
das Stück mit diesen beiden SpielerInnen zu erarbeiten.
Wenn Sie die beiden Hauptfiguren, den Bären und die Krähe,
charakterisieren sollten, wie würden Sie das tun?
Der Bär ist einsam und traurig. Die Gefangenschaft hat ihn zornig werden
lassen und er ist ein Eigenbrötler geworden. Er vertraut niemandem und will
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zuerst keine/n FreundIn haben. Er ist aber nicht durchwegs böse, er ist
Opfer seiner Situation und lernt mit Hilfe der Krähe sich aus dieser zu
befreien.
Die Krähe ist ein starker Charakter, der ständige Kampf ums Überleben hat
die Krähe zu einem Überlebenskünstler werden lassen. Sie ist sehr
praktisch, sehr vorlaut und sehr gewitzt. Die beiden sind ein ungleiches
Paar, die beste Voraussetzung für eine wunderbare Freundschaft.
Freiheit ist ein sehr komplexes Thema, was sollen die ZuschauerInnen
– wenn Sie sich das wünschen könnten - von der Vorstellung
mitnehmen?
Vielleicht, dass es verschiedenen Arten von Freiheit gibt. Und dass es
manchmal ein bisschen Zeit braucht, um herauszufinden, was einen selbst
frei macht. Ich würde mir wünschen, dass die ZuseherInnen für sich
mitnehmen, sich diese Zeit zu nehmen, um eben herauszufinden, wo ihre
persönliche Freiheit zu finden ist, um sich dann mit Mut auf den Weg zu
machen.
4. DAS BÜHNENBILD
Eine rigorose Abtrennung zwischen ZuschauerInnenraum und Bühne in
Form von Absperrgittern bildet das markante Element auf der Bühne.
Dahinter gibt es das Reich des Bären im Zoo mit einem Teich: einem
vermeintlichen Idyll und einem klar geregelten Tagesablauf.
An der Grundsituation des Stücks interessiert für den Raum ganz besonders
die Trennung, das Dahinter oder Davor, die richtige oder falsche Seiten im
Auge des/der Betrachters/in. Und die Möglichkeit diese Ein- bzw.
Absperrung verbal, geistig und physisch überwinden zu können.
Der Teich im Bärengehege wird mit verschiedenen Mörteleimern
dargestellt, die im Verlauf des Stücks auch anderweitig Verwendung finden.
Die Bühnengestaltung wird durch – teils bemalte – Blechwände im
Hintergrund abgerundet.
Video kommt ebenfalls zum Einsatz: Die Szene, in der der Bär im Körper
der Krähe im Container eingesperrt ist und die Krähe das – im Traum? –
sehen kann und ein zweites Mal von der Schlangenmedizin trinkt, wird
mittels Videoprojektion sichtbar gemacht.
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5. DAS TEAM
Julia Burger (Regie)
1984 in München geboren. Studium in Wien. Während ihrer Regieassistenz
am Schauspielhaus Zürich realisierte sie einen audiovisuellen
„Hörspaziergang“ zur Geschichte des Schiffbaus (2010) und führte Regie
bei „Die Totalvernutzung der Welt“ von Sandra Gugic im Rahmen des
Autorenprojektes „Startguthaben“ an der Garage X in Wien (2011) und bei
„Illusionen“ von Iwan Wyrypajew (2012). Seit der Spielzeit 2012/13 arbeitet
Julia Burger als freie Regisseurin und realisierte vermehrt Kinder- und
Jugendtheaterprojekte u. a. „Ich Jane, du Tarzan“, im Rahmen des
SCHÄXPIR Festivals und Höhenrausch 3.0 in Linz, „Maximal Medial (AT)“
am DSCHUNGEL WIEN, im Rahmen von Macht|schule|theater, „Die
Schneekönigin“ nach H. C. Andersen und „Ein Akkordeon auf Reisen“ am
DSCHUNGEL WIEN, neben Theaterprojekten in Zürich und für WERK X in
Wien.
Seit Anfang 2015 ist sie als stellvertretende künstlerische Leitung,
Regisseurin und Ensembleleitung fest am DSCHUNGEL WIEN engagiert.
Nora Pierer (Ausstattung)
Geboren 1985 in Graz, 2003 Matura in Basel mit dem Schwerpunkt
Bildnerisches Gestalten. Vorkurs an der Schule für Gestaltung in Basel.
2005-2013 Studium der Deutschen Philologie an der Universität Wien und
2007-2012 Studium Bühnen- und Filmgestaltung an der Universität für
angewandte Kunst. Mehrere Praktika, Bühnen- und Kostümbildassistenzen
am Theater Freiburg, Theater Augsburg, Volkstheater Wien, Burgtheater,
Landestheater St. Pölten, Theater in der Josefstadt, Het Nationale Toneel
Den Haag, sowie Realisierung eigener Bühnenbildarbeiten und
Ausstattungen an der Universität für Musik und darstellende Kunst, im
DSCHUNGEL WIEN und im WUK. Lebt und arbeitet in Wien und
international.
Sven Kaschte (Darsteller)
Geboren 1977 in München, Schauspielausbildung in Salzburg. Zuletzt spielte
Sven Kaschte u. a. am Landestheater Linz, am TAG, im Werk X, bei den
Sommerspielen Perchtoldsdorf, den Schlossspielen Kobersdorf und am
DSCHUNGEL WIEN u.a. in der Jugendproduktion „Kiwi“ und der mit dem
STELLA 2010 ausgezeichneten Klassikeradaption „Moby Dick“. Sven
Kaschte ist Mitbegründer der Theatergruppe Plaisiranstalt, die im
DSCHUNGEL WIEN mit „Sturm“ und „Alltag“ zu sehen ist. Seit der Saison
2015/16 ist er Ensemblemitglied am DSCHUNGEL WIEN.
Viviane Podlich (Darstellerin, Puppenspielerin)
1990 in der Nähe von Bremen geboren und aufgewachsen. Nach der Schule
absolvierte sie mehrere Regieassistenzen und Praktika an verschiedenen
Puppentheatern in Göttingen und Berlin und entdeckte dort ihre
Leidenschaft für Puppen- und Objekttheater. Seit 2012 studiert sie
„Zeitgenössische Puppenspielkunst“ an der Hochschule für Schauspielkunst
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„Ernst Busch“ in Berlin. In der Saison 2015/16 ist sie artist-in-residence am
DSCHUNGEL WIEN.
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6. AUSZÜGE AUS DEM STÜCK
2. Szene: Eine Krähe erholt sich
Die Krähe ist erschöpft und atmet schwer, sie steht noch unter Schock. Der Bär geht
Kreise. Sein Gesicht ist ernst und leer.
Krähe
Sag mal, wolltest du mich fressen?
Krähe
Krähe
Oder hast du Gewichte an den Tatzen? Was ist so schwer daran, eine Krähe
aus dem Wasser zu ziehen? Hallo Fressmaschine! Hörst du mich, oder bist du
taub, vor lauter Wohlstand?
Also fürs nächste Mal: runterdrücken: Schlecht. Rausziehen: Gut!
Krähe
Jetzt bleib doch mal stehen, du brauner Haufen Bärenkacke!
Der Bär bleibt stehen. Er sieht die Krähe an.
Bär
Du bist nicht höflich.
Krähe
Höflichkeit ist was für satte Tiere.
Bär
Ich kann unhöfliche Krähen nicht leiden.
Krähe
Und deshalb wolltest du mich umbringen?
Bär
Ich wollte meine Ruhe.
Krähe
Und dafür killt man kleine Vögel?
Bär
Wer ist ins Wasser gesprungen?
Krähe
Ich bin nicht gesprungen, ich bin gestolpert.
Bär
Und zufällig war mein Teich im Weg und ich habe vergessen es auf die
Einladung zu schreiben?
Was für eine Einladung?
Krähe
Bär
Krähe
Liebe Krähe, komm zur Knochenparty und bedien dich. Aber Vorsicht, der
Teich ist kalt und beißt!
Sag mal, bist du jetzt schlecht gelaunt?
Bär
Sag mal, bist du jetzt bescheuert?
Krähe
So eine Einladung habe ich nie bekommen.
Bär
So eine Einladung hat es nie gegeben!
Szene 13: In der Fremde
Der Bär im Körper der Krähe (=Krähenbär) landet neben einer grauen Krähe.
Graue
Na, du Bratapfelbarsch!
Krähenbär
Wie bitte?
Graue
Ich sagte: Na, du Bratapfelbarsch!
Krähenbär
Bratapfelbarsch, sagt man nicht.
Graue
So? Was sagt man denn? Brutupfelbursch?
Krähenbär
Graue
Weder noch. Man sagt: „Guten Tag“, „Hallo“, oder „Gute Landung, Kumpel“.
Man sagt alles Mögliche. Vielleicht sagt man auch nichts. Nichts ist ok, wenn
man nicht reden will. Aber alles andere ist …
Ja?
Krähenbär
… unhöflich.
Graue
Sagt wer?
Krähenbär
Ich. Und jeder, der Benehmen hat.
Graue
Benehmen ist was für feine Tiere. Für arme Teufel wie uns ist Benehmen
Zeitverschwendung.
Krähenbär
Gute Manieren sind niemals Zeitverschwendung.
Graue
So redet einer, der sein Essen serviert bekommt.
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7. INFORMATIONEN
UND ÜBUNGEN FÜR DEN UNTERRICHT
1. Informationen über Krähen und Bären
Warum könnte der Autor ausgerechnet eine Krähe und einen Bären zu den
Hauptfiguren des Stücks gemacht haben? Was wissen die Kinder über
Krähen und Bären? Sammeln Sie das Wissen der Kinder an der Tafel. Sie
können auch die folgenden Informationen an die Kinder austeilen und sie in
Kleingruppen Informationen zu Aussehen, Lebensraum, Nahrung etc.
ausarbeiten und den jeweils anderen SchülerInnen vortragen lassen.
1.1 Die Krähe
Die Nebelkrähe ist eine Art von Aaskrähe, die bei uns oft zu sehen ist.
Die andere Art sind Rabenkrähen.
Deren Gefieder ist allerdings
komplett schwarz.
Eine Krähe ist ein Vogel. Krähen gehören zur Gattung
der Rabenvögel. Die Vögel, die wir als Krähen kennen,
sind die eher kleineren Arten der Rabenvögel. In
Europa kommen vor allem Saatkrähen, Aaskrähen,
Elstern und Dohlen vor. Es gibt aber auf der Erde viele
verschiedene Arten von Raben und Krähen, die über
die ganze Welt verteilt leben.
Krähen sind meistens ganz schwarz, manchmal aber
auch grau oder wie die Elster schwarz-weiß. Eine
Ausnahme ist der Eichelhäher: Auch er gehört zu den
Krähen, doch hat er braunes Gefieder und blauschwarze Flügel. Alle Arten von Raben und Krähen
zählen zu den Singvögeln, auch wenn sie krächzen und
nicht singen wie zum Beispiel Amseln oder Drosseln.
Die meisten Krähen sind Allesfresser. Besonders gern
fressen sie Nüsse, Getreidesamen, aber auch kleine
Käfer und Insekten und Aas von toten Tieren.
WissenschaftlerInnen sagen, dass Raben und Krähen
die klügsten Vögel sind. Sie können ihre Nahrung verstecken und sich alle Verstecke
merken. Sie suchen die Verstecke so aus, dass sie sich sicher sind, dass sie keiner findet.
Dazu müssen sie sich in andere hineinversetzen können, das gelingt anderen Vögeln kaum.
Sie gehören außerdem zu den wenigen Tieren, die vorher genau planen, was sie tun, und
die sich in einem Spiegel erkennen können.
Viele Krähen sind Kulturfolger, das bedeutet, dass sie sich dort niederlassen, wo Menschen
wohnen. Auch dort passen sie sich sehr geschickt an die Lebensumstände an. Krähen
suchen oft im Abfall von Menschen nach Dingen, die sie noch essen können. Krähen nutzen
außerdem rote Ampeln aus, indem sie überfahrene Nüsse oder Eicheln zwischen stehenden
Autos aufpicken.
Quelle: http://klexikon.zum.de/wiki/Kr%C3%A4he
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1.2 Der Bär (Braunbär)
Braunbären sind die bekanntesten Vertreter aus der
Familie der Bären. Mit ihrem breiten Kopf, der langen
Schnauze und den kleinen runden Ohren sehen sie aus wie
richtige Kuschel-Teddys. Aber Vorsicht: Sie gehören zu den
Raubtieren!
Je nachdem, wo sie leben, sind sie klein oder riesengroß:
Sie können zwischen zwei und drei Metern lang sein und
150 bis 780 Kilogramm wiegen - fast so viel wie ein kleines
Auto.
Die kleinsten Braunbären leben in den Alpen und sind gerade mal so groß wie ein
Bernhardiner. Braunbären in Skandinavien und Westrussland sind schon bedeutend größer.
Wahre Riesen unter den Braunbären findet man in Asien und Nordamerika: die
Grizzlybären und die zum Teil über 700 Kilogramm schweren Kodiak-Bären sind die
größten Landraubtiere der Erde. Alle haben kurze, kräftige Beine mit großen Tatzen und
langen Krallen, die sie - anders als Katzen - nicht einziehen können.
Braunbären waren früher vom Westen Nordafrikas bis Europa (außer auf Island und den
Mittelmeerinseln), in Asien (bis Tibet) und in Nordamerika zu Hause. In vielen Regionen
wurden sie ausgerottet. In Österreich wurden inzwischen einige wenige Bären wieder
angesiedelt. Die meisten Braunbären gibt es heute in Russland und Nordamerika.
Braunbären wohnen am liebsten in großen, ausgedehnten Laub- und Nadelwäldern. Weit
im Norden leben sie aber auch in der Tundra. Sie sind sowohl am Tag als auch in der Nacht
aktiv. Meist laufen Braunbären auf allen vieren herum, wenn sie jedoch etwas wittern oder
einem Angreifer drohen, richten sie sich auf den Hinterbeinen auf - und dann sehen sie
wirklich riesengroß und bärenstark aus.
Bären sind ein bisschen anders als die übrigen Raubtiere: Es lässt sich nur ganz schwer
erkennen, ob sie verärgert oder friedlich sind. Das liegt daran, dass sie keine Mimik haben;
ihr Gesichts-Ausdruck ist fast immer genau gleich, keine Bewegung ist erkennbar.
Auch, wenn sie meist behäbig und ruhig wirken: Auf kurzen Strecken können sie
blitzschnell laufen. Grizzlys werden dabei fast so schnell wie ein Pferd.
Den Winter verbringen Bären in Fels- oder Erdhöhlen, die sie mit Moos und Zweigen
auspolstern. Dort halten sie zwar keinen richtigen Winterschlaf, aber eine Winterruhe. Sie
schlafen die meiste Zeit und fressen nicht, sondern zehren von der dicken Speckschicht,
die sie sich das Jahr über angefressen haben. Obwohl Braunbären Raubtiere sind, fressen
sie fast alles, was ihnen vor die Schnauze kommt: Früchte, Beeren, junge Knospen und
Wurzeln, Krebse, Fische, Frösche oder Ameisen, Vogeleier und Honig. Auch vor Aas
machen sie nicht halt.
Bären haben keine Feinde – außer den Menschen. Bären wurden oft unter schlechten
Bedingungen als Tanzbären oder in viel zu kleinen Gehegen in Zoos gehalten. Wenn ein
Bär im Zoo ohne Pause von einer Seite des Geheges zur anderen läuft, dann kann das eine
Verhaltensstörung sein. Diese tritt bei Tieren in Gefangenschaft auf, wenn sie in viel zu
kleinen Gehegen gehalten werden und sich keiner richtig um sie kümmert. In der freien
Natur hätten die Tiere mehr Platz und sie wären den ganzen Tag mit der Nahrungssuche
beschäftigt. Deshalb ist es wichtig, den Tieren in Zoos artgerechte Gehege zu bieten und
sie zu beschäftigen.
Quellen: http://www.kindernetz.de/oli/tierlexikon/-/id=74994/nid=74994/did=81828/1269uhl/ und
http://www.tivi.de/fernsehen/purplus/artikel/41887/index.html
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Sie können die Kinder auch eine Krähe und einen Bären zeichnen lassen
oder Ausmalbilder verwenden. Vorlagen finden Sie etwa unter
http://www.supercoloring.com/de/ausmalbilder/saeugetiere/baeren
http://www.supercoloring.com/de/ausmalbilder/voegel/kraehen
Zur Vorbereitung:
Nun wissen wir schon eine ganze Menge über Krähen und Bären. Zurück zu
unserer Frage: warum hat sich der Autor wohl ausgerechnet für diese Tiere
entschieden? Was ist das Besondere an ihnen?
Zur Nachbereitung:
Ihr habt in der Theatervorstellung den Bären und die Krähe gesehen. Mit
welchen Eigenschaften würdet ihr sie charakterisieren? Wie war die Krähe,
wie der Bär? Was haben sie gemacht, wie waren sie gelaunt, wie haben sie
gesprochen, was waren ihre Probleme?
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2. Tiere in unserer Sprache – Sprichwörter und Redewendungen mit
Tieren
Spielen Sie doch mit den Kindern ein Sprichwörter-Quiz: Ein Kind nennt ein
Tier, das andere sucht ein Sprichwort, in dem dieses Tier vorkommt.
Das Spiel funktioniert zu zweit, in Kleingruppen oder auch im
Klassenverband möglich. Das Quiz kann außerdem mündlich oder schriftlich
gespielt werden. Damit es nicht zu schwierig wird, können ausgewählte
Tiere auch vorher festgelegt werden und z.B. auf Zettel geschrieben
werden, aus denen dann ein Zettel gezogen wird. Für jüngere Kinder
können auch erst Sprichwörter mit Tieren gesammelt werden, danach wird
das Quiz gespielt.
Hier finden Sie eine Auswahl von Sprichwörtern und Redewendungen mit Tieren:
Affen
Ein Affentheater machen
Mich laust der Affe!
Dem Affen Zucker geben
Sich zum Affen machen
Wie vom wilden Affen gebissen sein
Hasen
Da liegt der Hase im Pfeffer.
Ein alter Hase sein
Ein Hasenfuß sein
Ein Hasenherz haben
Mein Name ist Hase, ich weiß von nichts
Bären
Da steppt der Bär
Jemandem einen Bären aufbinden
Viele Hunde sind des Hasen Tod
Wissen, wie der Hase läuft
Wo sich Fuchs und Hase Gute Nacht
sagen
Elefanten
Wie ein Elefant im Porzellanladen
Ein Gedächtnis wie ein Elefant haben
Hühner
Auch ein blindes Huhn findet mal ein
Korn.
Da lachen ja die Hühner!
Hahn im Korb sein
Herumlaufen wie ein aufgescheuchtes
Huhn
Ein Hühnchen zu rupfen haben
Esel
Eine Eselsbrücke bauen
Fische
Der Hecht im Karpfenteich sein
Ein toller Hecht sein
Einen dicken Fisch an der Angel haben
Sich wie ein Fisch auf dem Trockenen
fühlen
Hunde
Auf den Hund kommen
Aufpassen wie ein Schießhund
Bekannt sein wie ein bunter Hund
Da liegt der Hund begraben.
Da wird der Hund in der Pfanne verrückt!
Das ist des Pudels Kern!
Das ist ein dicker Hund.
Den letzten beißen die Hunde.
Hunde, die bellen, beißen nicht.
Mit allen Hunden gehetzt sein
Schlafende Hunde wecken
Viele Hunde sind des Hasen Tod.
Vor die Hunde gehen
Wie ein Hund leben
Wie Hund und Katze leben
Fliegen
Keiner Fliege etwas zuleide tun (können)
Zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen
Flöhe
Die Flöhe husten hören
Jemandem einen Floh ins Ohr setzen
Frösche
Einen Frosch im Hals haben
Sei kein Frosch!
Geier
Sich wie ein Geier auf etwas stürzen
Weiß der Geier!
Katzen
Bei Nacht sind alle Katzen grau.
Die Katze aus dem Sack lassen
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Die Katze beißt sich in den Schwanz
Die Katze im Sack kaufen
Die Katze lässt das Mausen nicht
Für die Katz sein
Wie die Katze um den heißen Brei
Wenn die Katze aus dem Haus ist, tanzen die
Mäuse
Wie Hund und Katze sein
Katzenwäsche machen
Krähen
Eine Krähe hackt der anderen kein Auge
aus
Pferde
Auf dem hohen Ross sitzen
Aufs falsche Pferd setzen
Das beste Pferd im Stall
Die Pferde scheu machen
Immer sachte mit den jungen Pferden!
Mit jemandem Pferde stehlen können
Schafe
Ein schwarzes Schaf
Sich wie ein Lamm zur Schlachtbank
führen lassen
Schlangen
Wie das Kaninchen vor der Schlange
Krokodile
Krokodilstränen weinen
Kühe
Auf keine Kuhhaut gehen
Einen Kuhhandel eingehen
Mäuse
Da beißt die Maus keinen Faden ab
Es ist zum Mäusemelken.
Mit Speck fängt man Mäuse.
Weiße Mäuse sehen
Ist die Katze aus dem Haus, tanzen die Mäuse
Murmeltiere
Schlafen wie ein Murmeltier
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Schweine
Die Sau rauslassen
Ein Schweinegeld verdienen
Ich glaub‘ mein Schwein pfeift!
Perlen vor die Säue werfen
Schwein haben
Vögel
Der frühe Vogel fängt den Wurm.
Eine Schwalbe macht noch keinen
Sommer.
Stolz wie ein Pfau
Einen Vogel haben
3. Thema Freiheit
3.1 Wie sieht Freiheit aus? (für jüngere Kinder)
Im Stück malt die Krähe an die Wand des Bärenkäfigs ein Bild: Meer und
Himmel. Sie möchte dem Bären damit ein Bild von Freiheit schenken. Wie
sieht die Freiheit für euch aus? An welchem Ort fühlt ihr euch frei? Malt ein
Bild dieses Ortes (am Meer, im Wald, auf dem Spielplatz, im Freibad, im
Kinderzimmer, …).
Sprechen Sie mit Ihren SchülerInnen über Orte, an denen sie sich frei
fühlen und lassen Sie sie diesen Ort malen.
3.2 Was bedeutet Freiheit? (für ältere Kinder)
Dass ich mich frei bewegen kann, nicht eingesperrt bin?
Wenn ich mich frei bewegen kann, aber hungrig bin/kein Dach über dem
Kopf habe, bin ich dann frei?
Kann es sein, dass meine Freiheit auf Kosten anderer geht?
Und wenn ich frei entscheiden kann, was ich mir kaufe, und ich genug Geld
habe, mir zu kaufen, was ich möchte, und ich trotzdem das Gefühl habe,
dass ich etwas Bestimmtes kaufen muss, weil man das einfach haben muss,
weil man sonst „out“ ist, bin ich dann frei? (Wenn es nichts gibt, von dem
ich denke, dass ich es haben „muss“: gibt es dann vielleicht etwas, von dem
ich denke, dass ich es tun „muss“ (gut aussehen, Sport treiben, Musik hören,
ausgehen, vegetarisch/vegan essen, …)?)
Lassen Sie die SchülerInnen den Begriff „Freiheit“ erklären, ihre Gedanken
dazu sagen/aufschreiben/in Kleingruppen diskutieren.
3.3 Menschenrecht „Freiheit“ (für ältere Kinder)
Menschenrechte sind Rechte, die für alle Menschen überall auf der Welt
gelten. Die Idee, genau festzulegen, welche Rechte dies sind, gibt es schon
lange Zeit. Nach dem Zweiten Weltkrieg ging die UNO (Vereinigung vieler
Länder) daran, diese Rechte auch schriftlich zu verfassen und den einzelnen
Ländern zur Unterzeichnung vorzulegen. Am 10. Dezember 1948 wurde von
der UNO die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte verabschiedet.
Wir haben uns angesehen, in welchen Artikeln der Allgemeinen Erklärung
der Menschenrechte der Begriff „frei“ vorkommt:
Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. (Artikel 1)
Jeder hat das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit der Person. (Artikel 3)
Jeder hat das Recht, sich innerhalb eines Staates frei zu bewegen und seinen
Aufenthaltsort frei zu wählen. (Artikel 13)
Eine Ehe darf nur bei freier und uneingeschränkter Willenseinigung der künftigen
Ehegatten geschlossen werden. (Artikel 16)
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Jeder hat das Recht auf Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit; dieses Recht schließt
die Freiheit ein, seine Religion oder seine Weltanschauung zu wechseln, sowie die Freiheit,
seine Religion oder seine Weltanschauung allein oder in Gemeinschaft mit anderen,
öffentlich oder privat durch Lehre, Ausübung, Gottesdienst und Kulthandlungen zu
bekennen. (Artikel 18)
Jeder hat das Recht auf Meinungsfreiheit und freie Meinungsäußerung; dieses Recht
schließt die Freiheit ein, Meinungen ungehindert anzuhängen sowie über Medien jeder Art
und ohne Rücksicht auf Grenzen Informationen und Gedankengut zu suchen, zu
empfangen und zu verbreiten. (Artikel 19)
Jeder hat das Recht, an der Gestaltung der öffentlichen Angelegenheiten seines Landes
unmittelbar oder durch frei gewählte Vertreter mitzuwirken. (Artikel 21)
Jeder hat als Mitglied der Gesellschaft das Recht auf soziale Sicherheit und Anspruch
darauf, durch innerstaatliche Maßnahmen und internationale Zusammenarbeit sowie unter
Berücksichtigung der Organisation und der Mittel jedes Staates in den Genuss der
wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechte zu gelangen, die für seine Würde und die
freie Entwicklung seiner Persönlichkeit unentbehrlich sind. (Artikel 22)
Jeder hat das Recht auf Arbeit, auf freie Berufswahl, auf gerechte und befriedigende
Arbeitsbedingungen sowie auf Schutz vor Arbeitslosigkeit (Artikel 23)
Jeder hat das Recht auf Erholung und Freizeit (Artikel 24)
Jeder hat das Recht, am kulturellen Leben der Gemeinschaft frei teilzunehmen, sich an den
Künsten zu erfreuen und am wissenschaftlichen Fortschritt und dessen Errungenschaften
teilzuhaben. (Artikel 27)
Jeweils 2-3 SchülerInnen nehmen sich einen dieser Artikel vor und
versuchen herauszufinden, von welcher Art „Freiheit“ jeweils die Rede ist
(zB Meinungsfreiheit). Jüngere SchülerInnen brauchen dabei vermutlich
Ihre Hilfe. Anschließend präsentieren die SchülerInnen den Artikel in
eigenen Worten den anderen SchülerInnen.
3.4 Hat die Freiheit auch Grenzen?
Freiheit gehört also zu den Menschenrechten und ist auch im
österreichischen Gesetz verankert. Allerdings darf die Freiheit des
Einzelnen nicht die Freiheit anderer einschränken. Die eigene Freiheit endet
also spätestens dort, wo die Freiheit anderer geschützt werden muss.
Denkt Euch dazu Beispiele aus: überlegt Euch eine Situation, in der ein
Mensch etwas macht, was er/sie machen möchte, aber dabei jemand
anders in dessen/deren Freiheit einschränkt. Die Beispiele können erzählt,
aufgeschrieben oder auch szenisch dargestellt werden.
Beispiel: eine/r möchte laut Musik hören, der/die andere möchte im selben Raum ein Buch
lesen.
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3.5 Sicherheit/Schutz versus Freiheit
Im Stück sagt die Krähe zum Bären: „Deine Mauer [sie meint die Mauer um
das Bärengehege] ist das Paradies. Schon mal drüber nachgedacht? Drei
Mahlzeiten am Tag, großer Pool [sie meint den Teich im Bärengehege] und
die Mauer schützt vor Löwen.“ Der Bär kann das nicht nachvollziehen. Für
ihn bedeutet die Mauer nicht Schutz, sondern Gefangenschaft.
Wie groß ist das Bedürfnis der Kinder nach Freiheit bzw. Sicherheit? Auf
dem Spielplatz gibt es mehr Sicherheit als im Wald, aber auch weniger
Freiheit. Vorgegebene Regeln bei einem Bewegungsspiel sorgen für mehr
Sicherheit, schränken aber die Fantasie ein. Diskutieren Sie mit den Kindern
über Sicherheit und Freiheit oder probieren Sie verschiedene
Vertrauensspiele aus:
Blinde Schlange: Allen Kindern werden die Augen verbunden, nur ein Kind
darf sehen. Alle fassen sich an den Händen oder halten sich an den
Schultern des anderen fest. Die sehende Person führt die Schlange nun
durch den Raum. Sie gibt Sicherheit und sorgt dafür, dass die anderen nicht
gegen eine Wand laufen oder über einen Gegenstand stolpern. Die anderen
Kinder müssen dieser Person folgen und können sich nicht frei bewegen.
In Zweierteams führt jeweils ein Kind ein anderes Kind, dem die Augen
verbunden wurden, durch einen Hindernisparkour. Bei diesem Spiel darf
nicht gesprochen werden, die Anweisungen erfolgen über ein Klopfen auf
die Schultern. Einmal klopfen bedeutet zum Beispiel rechts, zweimal links
und so weiter. Die Bedeutung der Anweisungen wird vor Spielbeginn
abgesprochen.
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4. Weitere Anregungen, zur Nachbereitung
4.1 Schimpfwörter
Vor allem in der ersten Szene bezeichnet die Krähe den Bären mit wenig
schmeichelhaften Schimpfwörtern. Diese sind allerdings nicht völlig
willkürlich gewählt. An welche erinnern sich die Kinder noch? Können sie
erklären, warum die Krähe diese Schimpfwörter ausgewählt hat (z.B.
Pelztasse, Bratapfel)? Die Kinder können sich nach demselben Muster ein
Schimpfwort für die Krähe überlegen. Aber Achtung: es muss ein kluges
Schimpfwort sein, das zu Aussehen und/oder Verhalten der Krähe passt!
4.2 Fremdwörter und lateinische Redewendungen
Wir haben schon gehört, dass Krähen besonders kluge Tiere sind. In
unserem Stück ist die Sprache der Krähe mit Fremdwörtern gespickt und
sie kennt auch einige lateinische Redewendungen.
Können sich die Kinder noch an solche Wörter und Sätze erinnern? Sie
werden im Stück auch erklärt oder übersetzt. Wer hat sich etwas gemerkt
(z.B. dramatisieren, Status Quo, Sol lucet omnibus)? Kennen die Kinder
noch andere Fremdwörter oder lateinische Redewendungen? Je nach Alter
der Kinder werden diese gesammelt, es wird ein kleiner „SchlaumeierDialog“ geschrieben oder sogar szenisch dargestellt.
4.3 Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral
In der ersten Szene fällt die Krähe ins Wasser und der Bär reagiert vorerst
nicht, dann taucht er sie auch noch unter und erst in letzter Minute zieht er
sie aus dem Wasser. Die geschockte Krähe beschimpft ihn. Der Bär sagt, sie
sei nicht höflich. Die Krähe antwortet: „Höflichkeit ist was für satte Tiere.“
Als der Bär im Körper der Krähe der grauen Krähe begegnet und sie
unhöflich nennt, sagt diese zu ihm: „Benehmen ist was für feine Tiere. Für
arme Teufel wie uns ist Benehmen Zeitverschwendung. So redet einer, der
sein Essen serviert bekommt.“ Was könnte damit gemeint sein? Lassen Sie
die Kinder über die Sätze der beiden Krähen diskutieren und sie erklären.
4.4 Neid
Im Theaterstück ist der Bär neidisch auf die Krähe, weil sie sich frei
bewegen kann. Die Krähe ist neidisch auf den Bären, weil dieser sein Essen
serviert bekommt und nichts dafür tun muss. Haben der Bär und die Krähe
im ersten Teil des Stückes auch über die Schattenseiten des Lebens des
jeweils anderen nachgedacht? Welche Erfahrungen mussten sie machen,
nachdem sie die Körper getauscht haben? Wie ging es dem Bären im
Körper der Krähe bei der Nahrungssuche? Wie ging es der Krähe im Körper
des Bären im Zoo?
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4.5 Die Menschen in den Augen der Tiere
In einer Szene sprechen der Bär und die Krähe über die Menschen. Können
sich die Kinder noch an etwas erinnern, was die beiden über die Menschen
gesagt haben?
Menschen sind total verrückt. Wie die sich anziehen. Sie sind so laut! Und wenn sie auf die
Welt kommen, können sie nix. Alles, was die machen, macht Krach. Dabei stinken sie. Und
gegenseitig können sie sich auch nicht riechen. Sie denken in Gruppen. Wer nicht für uns
ist, ist gegen uns. Du oder ich! Wir oder die! Die können nicht anders, die sind so geboren.
Müssen andauernd in den Krieg ziehen. Und wenn sie alles kaputt gehauen haben, bauen
sie es wieder auf. Menschen sind immer gegen was. Nie dafür. Man müsste sie einsperren.
Jede Gruppe in einen eigenen Käfig. Alle Tiere kommen und sehen es sich an: Friedliche,
stille Menschen sitzen in Gehegen vor Fernsehern und streicheln ihre Telefone.
4.6 Kuscheltiere
Im Stück erzählt die Krähe dem Bären, dass Menschenkinder Teddybären
haben:
Bär
Krähe
Bär
Krähe
Was ist das schon wieder?
Ein Teddybär ist ein Stoffbär zum Kuscheln.
Du meinst, ein ausgestopfter Bär?
Nein. Ein Tier aus Stoff, nachgemacht und kuschelweich. Jedes Kind hat einen. Sie
lieben Stofftiere. Sie lieben dich.
Bär
Und dich lieben sie nicht?
Krähe Von einer Kuschelkrähe habe ich noch nie gehört.
Hat die Krähe recht? Hat eine/r der Schüler/innen eine Krähe als
Kuscheltier? Unsere Recherche ergab, dass es Plüschkrähen gibt:
plueschtier.de
german.alibaba.com
german.alibaba.com
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daseinhornimgarten.de
5. Weitere Anregungen, zur Vor- oder Nachbereitung
5.1 Wie bewegen sich Tiere?
In der Gruppe versuchen die Kinder, sich wie –von Ihnen vorgegebene –
Tiere zu bewegen. Je nach Alter der SchülerInnen wird grob oder genau auf
Bewegungsabläufe geachtet. Ermuntern Sie die SchülerInnen, nicht nur auf
Arme und Beine, sondern auch auf Schultern, Hüfte, Kopf usw. zu achten.
Sie können die Übung auch in eine Geschichte verpacken, zum Beispiel „Im
Safaripark“, „Auf dem Bauernhof“, „Im Zoo“: bei letzterem gehen die Kinder
als ZoobesucherInnen durch den Raum, dann kommen sie in der Geschichte
zum Gehege eines Tieres (das Sie vorgeben) und schlüpfen in die Rolle des
Tieres. Danach gehen sie weiter und kommen zum nächsten.
Variante: Jeweils 2-3 Kinder verkörpern dasselbe Tier in einem Gehege. Die
„Gehege“ werden im Raum verteilt. Sie als PädagogIn – oder ein/e
freiwillige/r Schüler/in – sind der/die Zoobesucher/in und schauen sich
nacheinander die Tiere im Zoo an.
Fortführung der Übung: Spiel „Tiere finden sich“
Tiere (die den Spielenden bekannt sind) werden auf verschiedene Zettel
geschrieben. Dabei muss ein Tier mindestens zweimal vorkommen. Musik
wird eingespielt und solange diese läuft, tanzen alle SpielerInnen wild
durcheinander und tauschen Zettel, die sie vorher bekommen haben. Wenn
die Musik stoppt, schauen alle auf ihren Zettel und machen das Tier
geräuschlos nach, das auf ihrem Zettel steht und versuchen jemanden zu
finden, der dasselbe Tier nachahmt. Hat sich ein Paar gefunden, setzen sie
sich an den Rand und für alle übrigen beginnt das Spiel von vorn.
5.2 Bärobik
Die Krähe im Körper des Bären fühlt sich wie im Schlaraffenland: drei
Mahlzeiten am Tag und sie muss nichts dafür tun. Doch leider drückt sie der
Bauch: sie hat zu viel gefressen. Deshalb macht sie „Bärobik“, wie der Autor
in einer Regieanweisung schreibt. Das Wort ist eine Erfindung des Autors,
zusammengesetzt aus „Bär“ und „Aerobik“, einem Fitnesstraining mit
rhythmischen Bewegungen. Wie könnte das aussehen? Erfindet euer
eigenes „Bärobik“-Programm! Jeweils ein Kind macht eine Übung vor, die
anderen machen sie nach. Denkt dabei daran: ihr habt den Körper eines
Bären!
5.4 Theater und Figurentheater spielen
Vorbereitung: Eine Krähe basteln oder falten.
Im Internet finden sich viele Bastel- und Faltanleitungen für Raben und
Krähen:
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Für jüngere Kinder:
http://www.kinderspiele-welt.de/basteln-und-werkeln/raben-basteln.html
http://www.trendmarkt24.at/bastelideen.rabe-basteln.html
Für ältere Kinder:
http://de.origami-club.com/animal/crow/crow2/index.html
https://www.youtube.com/watch?v=Yqqqe0x5pkw
https://www.youtube.com/watch?v=sJNznwjuSlI
Nun probieren die SchülerInnen mit ihrem eigenen Körper aus, wie sich
Bären und Krähen bewegen. Wie könnte man die Bewegungen der Krähe
auf die gebastelte oder gefaltete Krähe übertragen? Kann man sie fliegen
oder hüpfen lassen, ihren Kopf zur Seite drehen usw.? Anschließend suchen
die Kinder eine Stimme für den Bären und die Krähe (hoch, tief, langsam,
schnell etc.).
Nun können jeweils zu zweit kleine Szenen gespielt werden: ein Kind spielt
den Bären. Ein anderes Kind spielt die Krähe – die gefaltete oder gebastelte
Krähe wird wie eine Puppe geführt. Wichtig dabei ist: eine Puppe wird dann
„lebendig“, wenn sie sich beim „Sprechen“ ein wenig bewegt wird.
Zur Vorbereitung können sich die Kinder selbst eine Szene ausdenken, die
passiert, wenn sich ein Bär und eine Krähe begegnen. Zur Nachbereitung
kann eine Szene aus dem Stück nachgespielt werden.
Variante: wenn die Kinder lieber mit ihrem eigenen Körper als mit einer
Figur spielen, können auch einfache Krähenschnäbel aus Papier gebastelt
werden. Beide Kinder sind dann SchauspielerInnen.
Optionale Fortführung der Stimmübung: Im Theaterstück tauschen Krähe
und Bär die Körper. Die Kinder können versuchen, die Bewegungen des
Bären mit der Stimme der Krähe zu kombinieren – und umgekehrt.
Thematische Fortführung zur Vorbereitung: Nachdem die Kinder die
erfundene Szene gespielt haben, wird die Szene nochmals wiederholt:
diesmal darf sich das Kind, das den Bären spielt, nicht von seinem Platz
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wegbewegen. Es ist „eingesperrt“. Das Kind, das die Krähe spielt, darf und
soll den ganzen Raum ausnutzen, der zur Verfügung steht, ist ständig in
Bewegung, spielt mit Nähe und Distanz zum Bären, taucht
hinter/vor/neben ihm auf und „fliegt“ wieder weg. Was hat sich bei der
Szene geändert? Wie haben sich die beiden gefühlt?
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